econo - Heft 18 - Ausgabe Juli2014 - Regionalteil

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E 66900 | 10. Jahrgang | Ausgabe 18 | Juli 2014 | Deutschland 6,50 € | Schweiz 10,00 SFR | www.econo.de

ALTKLEIDER

Das Mega-Geschäft mit altem Zeug FACHKRÄFTE

Das sind die Tricks gegen den Mangel IT-SICHERHEIT

Die Schläfer sind unter uns!

Der Schöpfer von Twingo, Smart und Co.

In Gottas Namen


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Intern

„Econo“ ist stimmig Von alten Klamotten und notwendigen Diskussionen Von Dirk Werner Sportlich. Klar, die Fußball-WM läuft auf Hochtouren. Doch das war nicht der Grund, weshalb Econo-Redakteur Robert Schwarz in unserer Serie über die Bekleidungshersteller im Land für diese Econo-Ausgabe bei den Sportbekleidungsherstellern unterwegs war. Für den ausgewiesenen FußballFan war ohnehin längst klar: Die hiesigen Hersteller halten sich in Sachen Sponsoring solch großer Ereignisse vornehm zurück. Warum sie dennoch – oder gerade deswegen – äußerst erfolgreich sind, lesen Sie in seiner Reportage ab Seite 38 Dem andere Ende der Kette hat sich übrigens Econo-Autor Philipp Peters gewidmet: Er hat sich in der Szene der Alkleider-Verwerter umgeschaut. Weshalb in der Branche aktuell Goldgräber-Stimmung herrscht, erfahren Sie natürlich in seiner Story. Peters räumt daneben aber auch mit einigen FalschBehauptungen zu Lumpen und Co. auf. Mehr steht ab Seite 42 Ländlich. Klar, der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Deshalb machen sich Schlagzeilen immer gut. Doch eine differenzierte Betrachtung tut not: Den Mangel gibt es branchen- und berufsbildübergreifend (noch) nicht. Wohl aber große Unterschiede. So haben es Unternehmen im ländlichen Raum heute schon deutlich schwerer, gute Bewerber zu bekommen. In Städten sieht das anders aus. Doch: Baden-Württemberg besteht zu großen Teilen aus diesen vermeintlich „ländlichen Räumen“. Dabei sagen sich dort nicht Fuchs und Hase gute Nacht, sondern da schlägt meist das industrielle Herz des Landes! Und deshalb ist es für das Wohl des gesamten Landes wichtig, dass diese Unternehmen gute Fachkräfte bekommen. Econo-Autor Michael Hölle hat sich prägnante Konzepte zur nötigen „Mitarbeiterpflege“ angeschaut. Seinen Bericht mit wegweisenden Beispielen finden Sie ab Seite 48 Dämlich. Eberhard Oehler ist ein mutiger Mann. Der Chef der Stadtwerke Ettlingen hat einen Hacker gebeten, seine Leitstelle anzugreifen. Warum Oehler mutig ist? Weil er ein Zeichen gegen die Lethargie in Sachen IT-Sicherheit gesetzt hat! Diese „Es wird schon nichts passieren und ich habe eh nichts zu verbergen“-Haltung gegenüber den Gefahren muss endlich aufgebrochen werden. Oehler hat mit seiner Aktion einen wichtigen Anstoß für eine breite öffentliche Debatte gegeben: Wie wollen wir es denn mit der Sicherheit unserer Daten halten? Und welche Folgen – sogar Katastrophen – sind wir bereit zuzulassen? Was Oehler mit dem Hackerangriff erlebt hat, erfahren Sie ab Seite 56 Namentlich. Manfred Gotta ist eher unscheinbar. Bei Vorträgen hört man seine Stimme, nimmt seinen hessischen Mutterwitz wahr. Doch irgendwie ist er als Person nicht wirklich präsent. Das macht nichts. Dafür versteht er sein Handwerk umso besser. Gotta ist der deutsche Namens-Papst! Rund 300 Namen hat er erschaffen, darunter Megaperls und Smart. Wenn man eine solche Koryphäe zum Gespräch trifft, dann sei einem eine Frage in eigener Sache erlaubt: Wie denkt er denn über den Namen „Econo“? Seine Antwort: „Name und Heft sind stimmig.“ Wenn das nicht Kompliment und Ansporn zugleich sind! Ein Porträt über Manfred Gotta lesen Sie ab Seite 68

Titel Econo: Jigal Fichtner

Viel Vergnügen bei der Lektüre.

Foto: Michael Bode

18/2014

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Inhalt

Juli Namen & Nachrichten 6

Automotive. So wird Eberspächer umgebaut

8

Bauen/Handwerk I. Die Bilanz der BlancoGruppe

20

Kreativwirtschaft. Schleich will zum Spielzeug werden

24

IT/Elektronik I. Fein erobert neue Märkte

10

Bauen/Handwerk II. Peter Feld räumt bei WMF kräftig auf

26

12

Energie/Rohstoffe I. Der Glasspezialist Arnold stellt sich neu auf

IT/Elektronik II. GFTChef Dietz und der neue Schreibtisch

28

14

Energie/Rohstoffe II. Badenova und die Fünf-Prozent-Hürde

Kommunen/Tourismus. Hyatt erobert Baden-Baden

30

Logistik. Das Duell der Möbelgiganten

15

Finanzen/Immobilien I. Die Schieflage der GVV Singen

32

Luft-/Raumfahrttechnik. Hobby-Flieger als Zankapfel

16

Finanzen/Immobilien II. BGV-Chef Heinz Ohnmacht im Interview

34

Maschinen-/Anlagenbau. Festo gibt das Tempo vor

18

Gesundheitswirtschaft. Vetter investiert 100 Millionen Euro

36

Präzisionstechnik. Die Mapal-Gruppe ist 2014 im Baurausch

42

Lumpensammler: Mit dem Abfallstoff Altkleidung lassen sich wunderbar Geschäfte machen

38

Sport-Bekleidung: So geht es den Firmen im Land

48

Die Idylle lockt: Das hilft gegen Fachkräftemangel

Unternehmen 38

Sportliche Firmen: Sie sind nicht die Sponsoren von Mega-Events, aber dennoch erfolgreich: Die Sportbekleidungshersteller im Land haben sich bestens in ihren Nischen arrangiert

46

Bilanz der Banken. So haben die Institute im Land im Jahr 2013 gewirtschaftet

56

IT-/Datensicherheit. Die Stadtwerke Ettlingen und der Hackerangriff

62

Marketing-Community Freiburg/Südbaden Der Trick mit Tipp-Kick

64

Marketing-Club Karlsruhe. Das Jubiläum

60

KA-IT-Si. Bloß kein freies WLAN nutzen!

63

66

61

Innovationsnetzwerk. Umdenker gesucht

WFG Nordschwarzwald. Cirp und die Innovationsinsel

Kapital & Recht. Die neuen Regeln für den Online-Handel

Management 48

54

Personal & Karriere I. Das sind erfolgreiche Konzepte gegen den Fachkräftemangel auf dem Land Personal & Karriere II. Headhunter Markus Weber im Interview 18/2014

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Fotos: canstockphoto, Jigal Fichtner


Wir machen

zukunftsfähig!

Mit großem Erfolg und einer Vielzahl an positiven Rückmeldungen können wir auf das erste Jahr Baden-Badener L&P Forum blicken. Innovative Themen, zahlreiche Praxisbeispiele, erfahrene Referenten sowie Raum für Begegnungen und Netzwerke in außergewöhnlichen Räumlichkeiten: das Konzept geht auf! Damit Sie im Bilde sind, welche spannenden Themen wir im laufenden Jahr für Sie bereithalten, hier unser Überblick:

56

Stadtwerke-Chef Oehler und der Hackerangriff

Im Porträt. Manfred Gotta und seine Passion für Namen

70

Menschen des Monats/ Impressum.

72

Lifestyle. Josef Martin baut die schönsten Holz-Yachten. Sagen Kenner

26.06.2014 – 20.11.2014

Internationale Personalarbeit – wie geht das?

08.07.2014

Erfolgsorientierte Vergütung im Vertrieb

15.07.2014

Erfolgreiche Visualisierung am Flipchart

26.07.2014

Innovative und wirksame Führungskräfteentwicklung

29.07.2014

Angewandte Psychologie für Personalauswahlentscheidungen

04.08.2014

Internationale Marktbearbeitung

16.09.2014

Active Sourcing

23.09.2014

Lust auf Karriere

25.09.2014

Das Bestleisterprinzip in Vertrieb und Marktbearbeitung

07.10.2014

Demografischer Wandel: Bestleister finden, binden und entwickeln

09.10.2014

Forum „Vergütung“

21.10.2014

Wertschöpfende Zielvereinbarungen definieren – motivierende Mitarbeitergespräche führen

28.10.2014

Der Ansatz der integrierten Marktbearbeitung

11.11.2014

Frauen im Beruf

18.11.2014

Kompetenzbasierte Einstellungsinterviews führen

25. – 26.11.2014

Diese und weitere Veranstaltungen finden Sie unter www.liebich-partner.de/forum

Menschen 68

Lehrgang zum Compensation & Benefits Manager – IHK

76

On Tour I. Der VR-Mittelstandstag

78

On Tour II. Das Mittelstandsforum BadenWürttemberg

80

Index.

82

Letzte Worte.

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Namen & Nachrichten • Automotive

Der Umbau Der Gewinn von Eberspächer bricht stark ein, 500 Arbeitsplätze fallen weg. Die Esslinger wollen sich schlanker machen, um schneller zu wachsen Im Idealfall war 2013 ein Übergangsjahr für den Abgasspezialisten Eberspächer. Aber eines, das wehtut. Der Gewinn des Esslinger Autozulieferers ist im vergangenen Jahr um fast drei Viertel eingebrochen, auf 19,5 Millionen Euro. Der Geschäftsführende Gesellschafter Martin Peters zückt deshalb den Rotstift: Am saarländischen Standort in Neunkirchen sollen rund 500 der bislang 1900 Arbeitsplätze wegfallen – statt wie eigentlich geplant rund 300. Das Werk schreibt seit Jahren rote Zahlen. Peters will mit der Rosskur nun die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts steigern. Nicht wettbewerbsfähige Produkte werden verlagert, die angrenzenden Standorte Bexbach und Lebach geschlossen. Bis 2016 soll das

Werk international konkurrenzfähig sein. Das dortige Defizit ist allerdings nicht das einzige Problem: Eberspächer ist wegen möglicher Verstöße gegen das Kartellrecht ins Visier der EUWettbewerbshüter geraten. Peters äußert sich dazu nur formell: Der Sachverhalt sei nicht einschätzbar. „Wettbewerbsverzerrende Maßnahmen waren in der Eberspächer-Gruppe zu keinem Zeitpunkt anerkannte oder geschäftspolitische Mittel unseres unternehmerischen Handelns“, so Peters.

Der Abbau in Neunkirchen und das drohende Unheil durch die EU überlagern jedoch, dass Eberspächer mitten im Umbau steckt. Der Gewinneinbruch hat nur zum Teil mit der Malaise des größten Standorts zu tun. Eberspächer rüstet sich für die Zukunft, hat deshalb massiv investiert. Das recht junge Geschäft mit elektronischen Steuergeräten wird ausgebaut. Der Umsatz des neu gegründeten Geschäftsbereichs ist um 31,3 Prozent auf knapp 40 Millionen Euro gestiegen. In Landau (Pfalz) haben die Ess-

linger ein neues Werk errichtet und mit Dirk Walliser einen neuen Geschäftsführer für das Segment installiert. Unter seiner Leitung will Eberspächer nun den Markt für Fahrzeugelektronik angreifen. Auch im größten Segment, der Abgastechnik für Pkw und Nutzfahrzeuge, hofft man in Esslingen auf einen Schub. Im vergangenen Jahr haben die Esslinger die Produktion der Euro-6-Abgasanlagen gestartet. „Ein Großteil der neuen Trucks auf Europas Straßen wird künftig mit unseren Abgasanlagen unterwegs sein“, so Peters. Das ist wichtig für die Firma, schließlich erwirtschaftet man mit der Abgastechnik fast fünf Sechstel des Umsatzes von rund 2,92 Milliarden Euro im Jahr 2013. rs

Zentrale von Eberspächer in Esslingen: 2013 war schwierig. 2014 soll Wachstum folgen

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Foto: Eberspächer


Konzern schließt Presta Der Technologiekonzern Thyssen-Krupp schließt sein Werk in Esslingen. Dort stellt die Tochterfirma Presta Steering Lenkungskomponenten für die Autoindustrie her. Doch die kommen künftig aus Liechtenstein. Durch die Verlagerung fallen in Esslingen 150 Jobs weg. Der Essener Konzern will die Produktion dieser Sparte künftig in Eschen, Liechtenstein, bündeln. „Wir fürchten schon lange, dass so etwas passiert“, sagt Thomas Maier von der IG Metall den Stuttgarter Nachrichten. „Jetzt ist es traurige Gewissheit.“

Thyssen-Krupp besänftigt. Niemand müsse seinen Job verlieren. Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben. „Alle 150 Mitarbeiter sollen ein Übernahmeangebot erhalten“, heißt es. Doch das kann Maier nicht besänftigen. Ein solches Angebot sei üblich, aber nicht nützlich. „Ich kenne bisher nur etwa zehn Mitarbeiter, für die ein Wohnortwechsel infrage kommt“, sagt er. Die Metaller hätten sich schon seit Jahren um eine nachhaltige Strategie für Presta bemüht, seien von Thyssen-Krupp jedoch nicht gehört worden. pop

Innovation erleben Die Industriemesse

Neue Kita Der Autobauer Porsche hat sich in Weissach am Bau einer Kindertagesstätte beteiligt. „Damit haben wir an allen Standorten Kooperationen“, sagt Vorstand Thomas Edig. 3,7 Millionen Euro haben Porsche und die Gemeinde im Landkreis Böblingen in die neue Betreuungseinrichtung investiert. Porsche belegt 45 Plätze in der Einrichtung. Insgesamt hat der Sportwagenhersteller nun 120 KitaPlätze in Stuttgart und Umgebung mit aufgebaut. Eigene Kitas werde es nicht geben, denn die Einrichtungen sollen offen für alle sein. pop

Achtung! ge: Neue Messeta ch o Mittw bis Freitag!

Innovation erleben!

Millionen für neues Presswerk Die Auftragsbücher beim Ravensburger Automobilzulieferer EBZ sind voll. Deshalb investiert das Unternehmen einen nicht näher definierten zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau des Stammsitzes. In den kommenden zwei Jahren soll der Standort in Oberschwaben erweitert und modernisiert werden. So soll unter anderem ein Gebäude für die Erweiterung der vorhandenen Pressenkapazität entstehen. Zudem investiert EBZ ins Lasertechno-

logiezentrum sowie in den Maschinenpark. „Diese Investition ist ein wichtiger Schritt für den Ausbau unserer Wettbewerbsfähigkeit und in die Zukunft des Unternehmens“, erklärt Thomas Bausch, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Das zukünftige Presswerk mit insgesamt rund 1750 Quadratmetern Fläche wird direkt an das bestehende Presswerk angebaut und bietet genügend Platz für die neuen Pressen, so EBZ weiter.

Das Unternehmen aus Ravensburg produziert für die großen Automobilkonzerne Umformwerkzeuge und Anlagen für den Karosseriebau. EBZ wurde 1921 als „Mechanische Werkstätte Anton Nothelfer & Söhne“ gegründet und fertigt seit den 1950erJahren für die Autobranche. Weltweit beschäftigt EBZ rund 900 Mitarbeiter an neun Standorten, 650 davon in Ravensburg. In Deutschland gibt es noch Standorte in Wolfsburg und Ammerbuch. rs

KURZ NOTIERT

Ins Ausland?

Zukauf in Hessen

TLT mit großem Ziel

Kunststoffspezialist KKT Gessmann aus Leingarten will kräftig wachsen und visiert deshalb das Ausland an. Laut Unternehmenschef Michael Hagemann falle eine Ent­ scheidung über die Expan­ sion in diesem Jahr. 2013 ha­ be man den Umsatz auf 75 Millionen Euro gesteigert. In diesem Jahr soll er auf 80 Millionen Euro wachsen.

Um die Abhängigkeit von der Autobranche zu verringern, baut Filterspezialist Mann + Hummel den Bereich Wasser­ filtration aus. Die Ludwigsbur­ ger haben 50 Prozent der Anteile am Wiesbadener Spe­ zialisten für Flachmembranen, Microdyn-Nadir, übernom­ men. Die Hessen setzten zu­ letzt mit rund 100 Mitarbei­ tern 20 Millionen Euro um.

Bis ins Jahr 2018 will die TLT­ Gruppe aus Markgröningen ihren Umsatz von 25 auf 100 Millionen Euro steigern. TLT hatte den Standort im ver­ gangenen Jahr von Magna Näher übernommen. Bislang beschäftigt TLT 40 der 540 Ex­ Mitarbeiter von Magna weiter. TLT­Chef Alen Cevra rechnet bereits 2014 mit einem Um­ satz von 40 Millionen Euro.

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Namen & Nachrichten • Bauen/Handwerk

Absolute Dominanz Locker durch die schwierigen Zeiten: Während die Branche darbt, marschiert der Spülenhersteller Blanco zum Umsatzrekord Ungewöhnlich entspannt und zu­ frieden sitzt er da: Achim Schreiber, der Vorsitzende der Geschäfts­ führung des Spülenspezialisten Blanco, präsentiert die Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr. Und das, obwohl seine Branche national gerade mal so das Umsatz­ niveau hielt und international sogar ein Minus verzeichnete. Zwei Zahlen sind es, die die Auf­ geräumtheit von Achim Schreiber erklären. 4,3 Prozent legte der in Oberderdingen im Landkreis Karls­ ruhe beheimatete Hersteller von Systemlösungen für die Haushalts­ küche in Deutschland zu. Der Umsatz im Ausland stieg gar um 8,7 Prozent. Zusammen ergibt das ein Plus von 7,1 Prozent oder 19 Millionen Euro. Erwirtschaftet werden die Gesamterlöse von 293 Millionen Euro inzwischen zu fast zwei Dritteln auf den Weltmärk­ ten. „Damit haben wir den höchs­ ten Umsatz in der Firmengeschich­ te erzielt“, berichtet der Firmen­ chef. Und nebenbei habe man die eigenen Marktanteile weiter er­ höht. So kommt hierzulande jede vierte verkaufte Küchenarmatur aus dem Hause Blanco. Von „ab­

soluter Dominanz in Deutschland“ spricht Schreiber, zumal sich der Marktanteil innerhalb von zehn Jahren verdoppelt hat. Viel Umsatz bedeutet zwar nicht zwangsläufig viel Ertrag, bei Letzterem hält sich das Familien­ unternehmen traditionell bedeckt. „Wir sind zufrieden“, mehr lässt sich einem lächelnden Schreiber nicht entlocken. Auf jeden Fall reicht das Ergebnis, um gleich den nächsten Rekordwert zu vermel­ den. Mehr als 30 Millionen Euro investiert Blanco im Jahr 2014, doppelt so viel wie in den Vorjah­ ren. „Alleine 20 Millionen Euro davon fließen in die Erweiterung des Logistikstandorts Bruchsal“, berichtet der kaufmännische Ge­ schäftsführer Rüdiger Böhle. Erstaunlich dabei ist trotz ho­ hem und weiter steigendem Ex­ portanteil die ungebrochene Kon­ zentration auf den Produktions­ standort Baden­Württemberg. „Mit Sinsheim haben wir das welt­ weit größte Spülenwerk – und vor allem das technologisch führende“, erklärt der technische Geschäfts­ führer Wolfgang Schneider. Ent­ sprechend arbeiten 980 der 1300

Beschäftigten an den vier Standor­ ten Bruchsal, Oberderdingen, Sins­ heim und Sulzfeld. Qualität nennt daher auch Achim Schreiber als einen der vier Erfolgsfaktoren. Die Konzentra­

tion auf das Kerngeschäft ist ein anderer. Spülen, Armaturen, Ab­ fallsysteme und sonst nichts. In­ nerhalb dieser Segmente jedoch, da herrscht große Vielfalt. „Län­ derspezifische Sortimente sind

scheidender Treiber dabei ist die Industriesparte. Vor allem die Automobilhersteller ordern, etwa Kühlergrille und Türgriffe für Rolls­ Royce oder Abgasreinigungsanla­ gen für andere Marken. Edelstahl, das ist die Welt von Blanco Profes­ sional, das zur EGO Blanc & Fi­ scher­Gruppe aus Oberderdingen (Landkreis Karlsruhe) gehört. Angesichts des Hochs fällt die Delle des Vorjahrs nicht ins Ge­ wicht. Trotz Aufholjagd blieb ein Umsatzminus von 4,4 Prozent auf

109,1 Millionen Euro. „Es gab 2012 eine einmalige Sonderkon­ junktur bei Neuwerkzeugen“, so Schock. Ohne diese befinde man sich auf dem langjährigen Durch­ schnittsniveau. Größter Umsatzbringer ist der Catering­Bereich mit 62 Millionen Euro. Auf Platz zwei liegt die Indus­ triesparte mit 28 Millionen Euro, gefolgt von den Geschäftsfeldern Medical mit 16,1 Millionen Euro und Foodservice mit drei Millionen Euro. Vor allem im Cateringbereich

Keine Zeit für Wochenenden Ein Jahr, zwei Welten. So erlebte die Blanco Professional­Gruppe das Jahr 2013. In den ersten Monaten legte der Systemanbieter für Groß­ küchen, medizinische Einrichtun­ gen und die Industrie seinen Mitar­ beitern nahe, Überstunden und Urlaub abzubauen. Dann plötzlich, im Spätfrühling, die abrupte Wende: „Seither wird sieben Tage die Woche produziert“, sagt Friedrich Schock, Vorsitzender der Geschäftsführung. Auch an Wochenenden ruht die Produktion nicht. Schuld daran: der 18/2014

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Investitionsstau der öffentlichen Hand löst sich auf, zudem zog die Konjunktur wieder an. Entsprechend optimistisch gibt sich Schock: Sechs Prozent Wachs­ tum lautet das Umsatzziel für 2014. „Da liegen wir aktuell eini­ ge Prozentpunkte darüber“, sagt er. Es könnte sogar mehr sein, al­ lerdings muss das Unternehmen sogar Aufträge ablehnen. Die Ka­ pazitäten reichten schlicht nicht aus. „Bis Jahresende bleibt es wohl bei der Sieben­Tage­Woche.“ Ent­

Foto: Blanco


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ganz wichtig“, betont Schreiber. In Russland – trotz Ukraine-Krise nach wie vor der zweitstärkste Auslandsmarkt – geht es in den Küchen meist eng zu. Also entwickelt Blanco entsprechend kleine-

re Spülen. Das Gegenteil ist hingegen im wichtigsten Exportland, den USA, gefragt. „Dort muss ein Truthahn in die Spüle passen, sonst kauft sie niemand.“ Vierter Punkt sei das Aussehen der Produkte. Da gab es 2013 den Ritterschlag aller Kreativen für Blanco, den German Design Award. Gutes Design hilft auch, sich der internationalen Konkurrenz zu erwehren. So fluteten die Chinesen den Markt mit Edelstahlspülen. Ärgerlich für Blanco, das mit einer eigens aufgelegten Luxusserie aber die passende Antwort fand. Die verhalf dem Spülenhersteller in diesem Bereich zumindest zu einem minimalen Plus. Vor allem verspricht sie weiteres Wachstum. Hochwertiges ist gefragt, zumal „die Küche längst das Auto in der Gunst der Verbraucher abgehängt hat“, so Schreiber. Wer was auf sich hält, protzt nun mit seiner maßgeschneiderten, fugenlosen und unerreicht robusten EdelstahlArbeitsplatte. Das übrigens eine patentierte Blanco-Innovation, mit „ermutigenden Umsatzzahlen zum Verkaufsstart“, so Schreiber. Ermutigend auch der Ausblick auf das laufende Blanco-Jahr. Im Gegensatz zu 2013 mit schwachem Beginn, beträchtlichen Schwankungen und gutem Endspurt ging es bisher konstant nach oben. Noch ein Grund mehr für Schreiber, entspannt und ruhig zu bleiben. mh

will Blanco Professional das Auslandsgeschäft steigern: „Mittelfristig soll der Exportanteil von 25 auf 43 Prozent steigen.“ Dabei schielt man vor allem nach Saudi-Arabien. „Ein toller Markt. Dort werden derzeit Hunderte von Krankenhäusern gebaut“, berichtet er und ergänzt: „Jeder, der dort nicht hingeht, ist ein Rindvieh.“ Noch internationaler geht es bei der kleinsten Sparte, dem Foodservice zu. Dort heimste Blanco Professional einen Großauftrag für

Zugküchen von einem japanischen Eisenbahnkonzern ein. Produziert im bayerischen Werk in Wald werden die Küchen nach Japan verschifft und dort in die Waggons eingebaut. Bald fahren diese dann auf Gleisen in Großbritannien. „Ein schwieriges Umfeld mit vielen Auflagen“, erläutert Schock und nennt als Beispiel die geforderte 30-Jahres-Garantie sowie eine immense Dokumentationspflicht: „Alleine die Schweißzeichnungen umfassen 34 Ordner.“ mh

Die Blanco-Führung: Rüdiger Böhle, Achim Schreiber und Wolfgang Schneider (v. l.)

Kongressmotto: Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität - Projekte, die die Welt verändern ~ Grußworte: Dr. Dieter Salomon, OB Stadt Freiburg ~ Eröffnungsvortrag: Nachhaltigkeit im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Handeln, Rita Schwarzelühr-Sutter MdB, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ~ Parallelvorträge: Die Morgenstadt, Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger ~ Dii („Desertec“) - Die Wüstenstrominitiative, Ernst Rauch ~ Masdar City - Die Ökostadt in Abu Dhabi, Dr. Peter Göpfrich ~ ElektromobilitätinBaden-Württemberg,FranzLoogen~Podiumsgespräch: Das Wohlstandsverständnis im Jahr 2050 ~ Moderator Dieter Römer ~ Teilnehmer Daniela Kolbe MdB, Prof. Dr. Meinhard Miegel, Petra Pinzler, Andreas von Saldern ~ Abschlussvortrag: Unsere Zukunft - in einer Welt mit 9 Mrd. Menschen, Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer ~ Mitveranstalter: badenIT GmbH ~ Ernst & Young GmbH ~ Haufe-Lexware GmbH & Co. KG ~ Kongresspartner: Agentur für Arbeit ~ algeb awell GmbH ~ Duale Hochschule Baden-Württemberg Lörrach ~ highQ Computerlösungen GmbH ~ Kienbaum Executive Consultants GmbH ~ Kompass GmbH ~ LEITWERK AG ~ resin GmbH & Co. KG ~ S&K Anlagentechnik GmbH ~ Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau ~ trend SWM EDV-Beratung GmbH & Co. KG ~ Medienpartner: Badische Zeitung ~ econo ~ Aussteller: Mitveranstalter ~ Kongresspartner ~ Medienpartner ~ ART | COACHING ~ arvato Financial Solutions ~ AS Büropartner GmbH - Software und Systemhaus~balanceUnternehmensberatungTraining&Coaching~bwcon südwest ~ Creditreform Freiburg Zimmermann KG - Wirtschaftsauskünfte und Forderungsmanagement ~ Deutsche Bank AG Freiburg ~ DVÜD e.V. Deutscher Verband der Übersetzer und Dolmetscher ~ e-mobil BW GmbH ~ Externe Messeabteilung Ralf Brotte ~ Francotyp-Postalia Vertrieb und Service GmbH ~ FREYLER Industriebau GmbH ~ Girsberger GmbH ~ Invention2go UG ~ Maucher Börjes Jenkins Patent- und Rechtsanwälte ~ pep Werbeartikel GmbH ~ RANKERS / KREATION ~ TÜV SÜD Akademie GmbH ~ TV Südbaden Produktion ~ Wirtschaftsförderung Region Freiburg ~ Wirtschaftsrat Deutschland Sektion Freiburg-Emmendingen ~ Gastaussteller: Augustinermuseum Freiburg ~ Ideen, Konzeption, Organisation: Freiburger Mittelstandskongress GmbH

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Namen & Nachrichten • Bauen/Handwerk

KURZ NOTIERT

Nora ist zufrieden Steigende Umsatz- und Gewinnzahlen vermeldet der Bodenbelagshersteller Nora aus Weinheim: Der Umsatz ist im vergangenen Jahr auf nun 206,5 Millionen Euro gestiegen, der operative Gewinn auf 29 Millionen Euro. Nora ist der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt und beschäftigt am Stammsitz rund 850 Mitarbeiter.

Standort macht dicht Das Aus für den SteelcaseWerndl-Standort in Durlangen ist beschlossene Sache. Der Betrieb wird bis in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres komplett eingestellt. Für die 265 Mitarbeiter haben Betriebsrat und IG Metall einen Interessenausgleich mit dem Büromöbelhersteller ausgehandelt. Ohne Details zu nennen, bezeichnet IG-Metall-Sekretärin Felicitas Nick die Einigung als „richtig gutes Paket“.

Nacht über Geislinge WMF-Chef Peter Feld forciert den Umbau – den Stammsitz kostet das wohl ein Viertel der 2000 Arbeitsplätze Der Protest endet vor der Stuttgarter Liederhalle. Dort findet an einem warmen Maitag die Hauptversammlung des Haushaltskonzerns WMF statt. Mehr als 150 Mitarbeiter sind dorthin gefahren, um gegen die Sparpläne ihres neuen Chefs Peter Feld zu protestieren. Schon vor Monaten hatte dieser angekündigt, bis zu 280 Stellen am Stammsitz zu streichen. Nun will Feld die Logistik umstrukturieren, die 33 bestehenden Logistikzentren auf zwei zusammenkürzen, eines davon in Dornstadt. Gewerkschaft und Betriebsrat

fürchten den Verlust von weiteren 250 Stellen, allein 170 am Stammsitz. Der strikte Sparkurs kommt selbst bei einigen Aktionären nicht gut an. „Sie haben keinen Scherbenhaufen angetroffen, und Sie sollen keinen hinterlassen. Sparen ist kein Geschäftsmodell“, sagt

Hardy Hamann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Richtung Konzernchef Feld. Allein: Feld und der neue Mehrheitsaktionär KKR aus den USA lassen sich davon nicht beeindrucken: 30 Millionen Euro will man durch den Abbau pro Jahr

Alno weiter in Rot Das erste Quartal 2014 hat für den Küchenbauer Alno nicht die erhoffte Wende gebracht. Der Umsatz blieb mit 122,5 Millionen Euro hinter den Erwartungen zurück. Der neu übernommene Schweizer Küchenbauer AFP und seine Vermögenswerte hieven das Konzernergebnis auf plus 29,7 Millionen Euro. Operativ stecken die Pfullendorfer in den roten Zahlen: Der Verlust beläuft sich auf 4,5 Millionen Euro, mit AFP auf 8,5 Millionen Euro.

Züblin bleibt stabil Wegen der guten Konjunktur in Deutschland hat der Stuttgarter Baukonzern Züblin den Umsatz in 2013 auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Züblin setzte rund 3,1 Milliarden Euro um . Der Betriebsergebnis sank um sechs Prozent auf 107,8 Millionen Euro. Erfreulich: Der Auftragseingang liegt mit 3,6 Milliarden Euro 14 Prozent über jenem des Jahres 2012.

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Duravit mit leichtem Plus Währungsschwankungen haben den Badausstatter Duravit eine größere Umsatzsteigerung gekostet. Nominell stiegen die Erlöse um 0,6 Prozent auf 380 Millionen Euro. Wechselkursbereinigt steht ein Plus von 4,1 Prozent unterm Strich. Dennoch ist man in Hornberg mit dem vergangenen Jahr durchaus zufrieden: „Duravit hat 2013 in wichtigen Märkten weiter zugelegt und damit wiederum ein sehr gutes Geschäftsergebnis erzielt“, erläutert Frank Richter,

Vorstandsvorsitzender der DuravitGruppe. Zum Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben. Beim Gewinn nach Steuern und insbesondere beim operativen Cashflow habe man aber zugelegt, heißt es. Die Eigenkapitalquote liegt nunmehr bei 47,7 Prozent. Besonders erfreulich für die Schwarzwälder: Der Bereich Keramik verzeichnete ein überproportionales Wachstum von 4,3 Prozent. Entsprechend dynamisch

hätten sich Werke in Ägypten, Indien, China und Tunesien entwickelt. Zu den größten Wachstumsregionen innerhalb der Gruppe zählen China, USA, Tunesien, Türkei und Großbritannien. In Brasilien hat Duravit 2013 eine neue Vertriebsgesellschaft gegründet. Die Hornberger erwirtschaften 81 Prozent des Umsatzes im Ausland. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 5700 Menschen, davon rund 800 in Hornberg, Achern und Schenkenzell. rs Foto: WMF


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n sparen, wohl um die Expansion im Ausland zu finanzieren, ohne größere Abstriche beim Gewinn machen zu müssen. Feld argumentiert mit einer schlankeren Struktur, mit der man die WMF vom Platzhirschen in Europa zu internationaler Stärke führen will. In Geislingen, wo aktuell noch 2000 Mitarbeiter beschäftigt sind, ist die Wut dennoch groß, zumal die Geschäfte der WMF sehr gut laufen, die Auftragsbücher

voll sind, die finanzielle Basis ohnehin stimmt. Nicht nur für die Mitarbeiter sind die Pläne Felds ein Schlag ins Kontor. Auch die Stadt Geislingen, in Sachen Wirtschaftskraft Schlusslicht unter den Großen Kreisstädten im Land, wird unter dem Sparkurs zu leiden haben. Kein Wunder, dass die Wut auf die „Heuschrecke“ KKR wächst. rs

Beat Zoderer, Departement I-VII, 1993

Kunst schafft Mehr-Wert

3. Forum Wirtschaft meets Kunst Kunst und Kreativität am Arbeitsplatz und in Unternehmen

WMF beschäftigt 6100 Mitarbeiter. Noch. Hier der Stammsitz in Geislingen

am 13. Oktober 2014, 18.00 Uhr im Weinschlösschen Freiburg, Wilhelmstraße 17a

Impulsvorträge: Marli Hoppe-Ritter, Sammlerin, Museumsgründerin und Miteigentümerin der Firma RITTER SPORT Beat Zoderer, Künstler

Uzin Utz baut in den USA Mehr als sieben Millionen Euro wird die Ulmer Uzin Utz AG im US-Bundesstaat Delaware investieren. Der Hersteller von Spezialchemikalien und Geräten für die Bodenbearbeitung hat den Spatenstich für das erste Trockenmörtelwerk der Unternehmensgruppe in den USA gesetzt. In Dover entsteht eine 5000 Quadratmeter große Produktionsstätte, an der Spachtelmassen produziert werden. Daneben wird das Gebäude eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie ein

Schulungszentrum für Handwerkskunden umfassen. „Wir sind sehr froh über den Spatenstich. Mit dieser Produktionsanlage zeigen wir unsere starke Verbindung zu unseren Kunden in den USA“, erklärt Philipp Utz, der die Nordamerika-Geschäfte des Familienunternehmens leitet. Die Ulmer beschäftigen 1000 Mitarbeiter. In Dover sollen 20 Beschäftigte ab April 2015 dann bis zu 25 000 Tonnen Spachtelmasse pro Jahr produzieren. rs

Podiumsdiskussion Gespräche mit Künstlern: u.a. Anna-Katharina Rintelen, Jochen Kitzbihler beim Get together Information und verbindliche Anmeldung unter: forum@art-coaching.info, www.art-coaching.info Eintritt: 17 Euro

Eine Veranstaltung von ART | COACHING Medienpartner: Wirtschaftsmagazin Inside B und Econo Mit freundlicher Unterstützung von:

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Namen & Nachrichten • Energie/Rohstoffe

KURZ NOTIERT

Man klebt am Erfolg Der Klebchemiehersteller Kleiberit mit Sitz in Weingarten (Landkreis Karlsruhe) hat umfangreiche Investitionen angekündigt. Demnach will das Unternehmen in diesem Jahr rund 7,5 Millionen Euro investieren. Im vergangenen Jahr waren die Erlöse der Badener von 135 auf 140 Millionen Euro gestiegen. Der Exportanteil beträgt rund 80 Prozent. Kleiberit beschäftigt weltweit rund 450 Mitarbeiter, 375 davon am Stammsitz in Weingarten.

Süwag zieht um Von Ludwigsburg nach Ilsfeld will der Energieversorger Süwag ziehen. Im Gewerbegebiet Bustadt soll der neue Standort entstehen. Gegen Ende des Jahres 2015 sollen 120 Mitarbeiter von Ludwigsburg dorthin ziehen. Zum Investitionsvolumen gibt es keine Angaben. Süwag ist eine Tochtergesellschaft der RWE. Zudem halten 16 Kommunen und Verbände Anteile an dem Energieversorger.

Das Trio an der Spitze von Arnold Glas: Martin Schwarz, Bernhard Söder, Josef Ilg (v. l.)

Anfang mit Ausstieg Neue Führung, neue Strategie. Der Glasspezialist Arnold setzt nach dem Aus für das Photovoltaik-Geschäft nun auf ein neues Trio

Umstrittener Baustart Über Monate zog sich die Debatte um die Ansiedlung des Edelmetallspezialisten C. Hafner, der von Pforzheim nach Wimsheim ziehen will. Nun haben die Bauarbeiten am neuen Standort begonnen. Hier will Hafner rund 30 Millionen Euro in einen neuen Stammsitz investieren. Gegen und für das Bauvorhaben hatten sich jeweils Bürgerinitiativen gebildet.

Idealist sucht Kapital Die südbadische Erzeugergemeinschaft Regionalwert strebt eine Kapitalerhöhung an. „Wir sind dabei, den Wertpapierprospekt zu erstellen“, sagt der Firmengründer Christian Hiß. Er hat über Bürgeraktien 2,24 Millionen Euro eingesammelt. Nun soll noch eine Million dazukommen, sagt er der Badischen Zeitung. Eine Dividende gab es bislang aber noch nicht.

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Nach 19 Jahren steigt die Familie Arnold aus dem operativen Geschäft des gleichnamigen Glasspezialisten mit Sitz in Remshalden (Rems-Murr-Kreis) aus. HansJoachim Arnold und Günther Arnold wechseln in den Aufsichtsrat. Neu an der Spitze sind alte Bekannte: Bernhard Söder, Martin Schwarz und Josef Ilg, alle seit Jahren mit dem Unternehmen vertraut. Die große Aufgabe der neuen Führung: die Nachwehen des gescheiterten Ausflugs in die Photovoltaik lindern. Im Januar hatte Arnold vor allem in Nordbayern für Negativschlagzeilen gesorgt: Das Werk der Remshaldener in Merkendorf musste Insolvenz anmelden. Betroffen waren mehr als 200 Mitarbeiter. Grund: Die Krise auf dem Photovoltaikmarkt mitsamt Überkapazitäten, Preisverfall und unsicherer politischer Lage geht auch am Glasveredler Arnold nicht vorbei. Als sich Mitte 2012 Arnolds Großkunde Schott Solar aus dem

Geschäft mit multikristalliner Photovoltaik zurückzieht, gerät der Standort endgültig in Schlingern. Auch Umstrukturierungen und Investitionen in die Effizienz bringen das 1993 gegründete Werk nicht in die Erfolgsspur zurück. Auch auf den Umsatz wirkt sich die Solarkrise aus: Hatte Arnold im Jahr 2010 noch rund 150 Millionen Euro erwirtschaftet, lagen die Erlöse im Jahr 2012 laut Unternehmensangaben bei 120 Millionen Euro. Dennoch betont die neue Führungsspitze, dass die finanzielle Basis bei Arnold stimmt. So äußern sich auch die Arnolds zum Abschied aus dem operativen Geschäft optimistisch: „Nach vielen Jahren stabiler Marktpräsenz, etablierter Strukturen und innovativer Produktentwicklungen in allen Standorten ist es an der Zeit, Chancen zu Veränderung und Neuordnung wahrzunehmen, um Arnold Glas noch stärker am Markt zu positionieren“, lassen sich Hans-Joachim und Günther

Arnold zum Abschied zitieren. Arnold Glas wurde 1959 gegründet und beschäftigt aktuell rund 1100 Mitarbeiter an den Standorten Remshalden, Fürstenfeldbruck, Lichtenstein, Klagenfurt, Innsbruck, Feuchtwangen, Bucha und Kirchberg. Am Stammsitz im Remstal arbeiten für den Glasveredler rund 80 Mitarbeiter. Zur Unternehmensgruppe gehören auch die Tochterfirmen Glas Wagener, Cristalux und Arcon. Arcon ist auch jene ArnoldTochter mit Sitz in Feuchtwangen, für die Söder, der neue Sprecher der Geschäftsführung, viele Jahre sehr erfolgreich gearbeitet hat. Der neue CFO Ilg arbeitet bereits seit 1997 für die Remstäler. Schwarz wiederum gilt als Spezialist für die Konsolidierung und Restrukturierung von Unternehmen und besitzt Erfahrung in der Flachglasveredelung wie auch im Maschinenbau. Nun soll das Trio die Gruppe in die Zukunft führen. Robert Schwarz Foto: Arnold Glas


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Palm greift nach Seyfert Noch vor Weihnachten hatte Kyle Baker, Geschäftsführer der Seyfert-Holding, Verkaufsgerüchte ins Reich der Fantasie verwiesen. Man sei lediglich auf der Suche nach einem Partner, um die eigene Kapitaldecke zu erhöhen. Nun ist klar: Der neue Partner, die Papierfabrik Palm aus Aalen, will Seyfert

nicht als Investor beistehen, sondern komplett übernehmen. Der geplante Kauf ist bereits beim Kartellamt angemeldet. Für Palm ist Seyfert eine willkommene Ergänzung. Das Unternehmen aus Reichenbach/Fils gilt als Spezialist für Wellpappe, hat aber aufgrund dreier Preiserhö-

Aufatmen? hungen infolge gestiegener Rohstoffkosten ein schweres Jahr hinter sich. Seyfert beschäftigt an neun Standorten 1200 Mitarbeiter und erlöst einen Umsatz von 300 Millionen Euro. Palm ist dreimal größer: Rund 3000 Mitarbeiter haben im vergangenen Erlöse von 1,1 Milliarden Euro erzielt. rs

Solarkrise: das nächste Opfer Im Herbst 2010 war die Welt des Wangener Solar-Unternehmers Bernd Sauter in bester Ordnung. Rund fünf Millionen Euro hatte seine Firma Azur Solar in einen neuen schicken Standort in Leutkirch investiert. Die Wachstumspläne waren ambitioniert. Dreieinhalb Jahre später steht die Unternehmensgruppe vor dem Aus.

Neben Azur Solar haben auch Azur Independa sowie AES Insolvenz beim Amtsgericht Ravensburg angemeldet. Die Insolvenzverwalter machen die dramatisch verschlechterten Bedingungen in der Solarbranche für die Schieflage verantwortlich. Unterschiedlich sind allerdings die Perspektiven: Während Azur Solar die Produk-

tion von Solarmodulen schon längst eingestellt hat und auf die Abwicklung zusteuert, warten Azur Independa und AES auf Investoren. Insgesamt sind bei den Gesellschaften noch 14 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Vergleich: 2010 hatte die Unternehmensgruppe insgesamt noch knapp 120 Mitarbeiter beschäftigt. red

Gute Nachrichten von der schwer angeschlagenen Recycling-Gruppe Scholz aus Essingen (Ostalbkreis). Zumindest operativ erwirtschaften die Ostwürttemberger wieder einen stabilen Gewinn. Das Ebitda steigt im ersten Quartal 2014 um 32 Prozent auf 45,9 Millionen Euro. Vor Steuern verdiente die AG rund 9,8 Millionen Euro. Allerdings lasten die Sanierungskosten weiter schwer auf Scholz. „Nach dem schwierigen Jahr 2013 sind wir mit leichtem Rückenwind der Märkte ins aktuelle Geschäftsjahr gestartet. Die erfreuliche operative Ertragsentwicklung zeigt, dass die Maßnahmen unserer Gruppe aus der vergangenes Jahr begonnenen Restrukturierung greifen“, so CEO Oliver Scholz. Der Umsatz sank wegen des Umbaus und des strengen Winterwetters in Südosteuropa von knapp einer Milliarde auf 871,5 Millionen Euro. rs

MEHR ENERGIEEFFIZIENZ Mit steigenden Energiepreisen spielt das Thema

schutz. Oder die Lastgangvisualisierung: Hier er-

Energieeffizienz auch für Unternehmen eine

hält der Geschäftskunde in Form eines Berichts

immer wichtigere Rolle. Ein kluger Umgang

eine grafische und tabellarische Auswertung des

mit Energie kann den Verbrauch und damit

Zählpunkts. Unternehmen können so auf einen

die Kosten erheblich senken.

Blick Energiespitzenwerte identifizieren und Maßnahmen entwickeln, um Verbrauch und Kos-

Der Energie- und Umweltdienstleister badenova,

ten zu senken. Alle Unternehmensangebote von

mit Hauptsitz in Freiburg, treibt mit vollen Kräf-

badenova sind auf einen ressourcenschonenden

ten das Ziel der „Energiewende für alle“ voran.

und klimafreundlichen Geschäftsbetrieb ausge-

Gerade für Unternehmen steigt der finanzielle

legt. Der Experte in Sachen Energiewende enga-

und politische Druck, effektiv mit Energie um-

giert sich außerdem in der Region und investiert

zugehen. Voraussetzung, um die Energieeffizienz

in verschiedene regionale Klimaschutzprojekte.

zu erhöhen, ist eine kompetente Beratung und die

All das macht badenova zum optimalen Partner

genaue Datenerfassung. Hier setzen die Lösungen

für Unternehmen, die Kosten sparen und die

des Energiedienstleisters an. Der Einsatz eines

Umwelt schonen möchten. Mehr Informationen

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Namen & Nachrichten • Energie/Rohstoffe

KURZ NOTIERT

Leicht verbessert Der Verpackungskonzern Südpack hat seinen Umsatz 2013 leicht gesteigert. Gegenüber 2012 wächst das Volumen um 1,5 Prozent auf 330 Millionen Euro. Das gab das Unternehmen jetzt bekannt. Die Zahl der Mitarbeiter bleibt mit 1000 konstant. Das 1964 gegründete Unternehmen sitzt im oberschwäbischen Ochsenhausen im Landkreis Biberach.

Ettlin rettet Uhingen Die Ettlinger Traditionsspinnerei Ettlin hat die Spinnweberei Uhingen übernommen. Uhingen war seit November 2013 zahlungsunfähig und hat zwei Betriebsstätten: Im südbadischen Waldkirch werden 39 der bisher 68 Mitarbeiter übernommen. In Uhingen bleiben 29 von 38 Beschäftigten an Bord.

Ein Schritt seitwärts Ensinger, Hersteller von Kunststoff-Halbzeugen aus Nufringen, hat im vergangenen Jahr den Umsatz konstant gehalten. Das Unternehmen hat rund 350 Millionen Euro erwirtschaftet, das entspricht dem Niveau vom Vorjahr. Weltweit beschäftigt der Hersteller von Profilen, Dichtringen und Platzhaltern aus Kunststoff rund 2100 Menschen. Geschäftsführer Roland Reber sieht in Ensinger einen „Schrittmacher für neue Ideen“.

FGS muss umziehen Die Fleischereigenossenschaft Baden (FGS) ist auf der Suche nach einem neuen Zuhause. In der Nachbarschaft des Betriebsgeländes in Offenburg entsteht neuer Wohnbau, was Einschränkungen für den Betrieb bedeutet. Daher wollen die Genossen umziehen. Eile gebe es jedoch nicht, wie Firmenchef Volker Schmitt betont. Die FGS beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und hat 2013 einen Umsatz von 35,1 Millionen Euro erwirtschaftet. Das sind zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor.

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Die Badenova-Vorstände Mathias Nikolay, Maik Wassmer und Thorsten Radensleben (v. l.)

Fünf-Prozent-Hürde Die Badenova hat versprochen, grün zu sein – die Stromproduktion ist das große Hindernis Für die privaten Stromkunden des Energiekonzerns Badenova ist klar: Ihr Strom ist grün. Das verspricht das Freiburger Unternehmen seit drei Jahren. Bei den Gewerbekunden ist das Thema etwas komplexer. Und langwieriger. „Wir stehen vor einer Mammutaufgabe“, räumt Maik Wassmer ein. Der Finanzvorstand hat die Aufgabe, die Bilanz seiner Badenova zu erklären. Da stehen unter anderem gestiegene Absätze der Sparten Gas, Strom und Wärme in den Büchern. Der Umsatz klettert

schließlich um 14 Prozent auf 794,7 Millionen Euro. Und der Gewinn – bricht ein! Nach einem Jahresüberschuss von 60,2 Millionen Euro im Vorjahr sind es 2013 nur noch 53,9 Millionen – gut zehn Prozent weniger. Die einfache Erklärung: Die Energiewende kostet. Nicht nur die Verbraucher, sie kostet auch die erzeugenden und handelnden Unternehmen wie die Badenova, die zum großen Teil ein ErdgasHändler ist. Aber die Freiburger werden auch immer mehr zum

Erzeuger, der in kleinen Kraftwerken, mächtigen Windrädern oder im Verbund von anderen Stadtwerken Strom und Wärme herstellt. Doch die Mühen reichen nicht, um den Absatz zu decken. Während also Privatkunden den grünen Strom beziehen, gibt es für die Industriekunden immer noch den Standardmix. Und der enthält zu etwa fünf Prozent Strom aus Atom und Kohle. Und obschon die Badenova weiter fleißig investiert, käme der Anlagenbau für Ökostrom gerade in der Region den Marktwünschen nicht hinterher, sagt Wassmer. Der nebenbei ja auch wirtschaftlich denken muss – nicht nur idealistisch. pop

Rubin Mühle sieht Zukunft auch im Osten Seit mehr als 650 Jahren gibt es die Mühle in Lahr-Hugsweier. Seit 1684 wird sie von der Familie Rubin geführt. Der heutigen Generation reicht das für die Zukunft nicht. „Wir sind zu 99,9 Prozent ausgelastet“, sagt Geschäftsführer Christopher Rubin. Daher wird nun investiert – in Sachsen.

Jetzt war Baustart für den 13 Millionen Euro teuren Neubau in Plauen-Oberlosa. Innerhalb eines Jahres sollen dort ein 30 Meter hohes Produktionsgebäude und eine 15 Meter hohe Lagerhalle gebaut werden. Ein Neubau im Osten habe sich von der Logistik angeboten. „20 Prozent unseres Hafers

beziehen wir aus Tschechien“, sagt Rubin. Im Lahrer Werk seien hingegen die Möglichkeiten ausgeschöpft. Auch weil die Kapazitäten in den vergangenen 25 Jahren verdreifacht wurden. Die Rubin Mühle zählt heute 150 Mitarbeiter, weitere Zahlen werden nicht veröffentlicht. pop Foto: Badenova


Finanzen/Immobilien • Namen & Nachrichten

Die Schieflage Die städtische Wohnbaugesellschaft GVV in Singen steckt in einem handfesten Bilanzskandal. Der Ausgang ist offen Lange Jahre stand die GVV Städtische Wohnbaugesellschaft Singen im strahlenden Licht. Immerhin hatte man 2008 den Hegau Tower eröffnet, ein von Helmut Jahn entworfenes Hochhaus. 30 Millionen Euro kostete der Bau, internationales Renommee war Singen sicher. Inzwischen ist klar: Das mit dem Tower hätte die Hohentwiel-Stadt wohl lieber gelassen. Die GVV befindet sich in einer extremen finanziellen Schieflage – und als

100-Prozent-Mutter muss Singen einspringen. Eine erste Prüfung der Bücher ergab einen Finanzbedarf von 12,5 Millionen Euro – bei einem Umsatz von 13 Millionen laut Bilanz 2012. Der hatte sich seit 2008 gut verdoppelt. Dabei war das Betriebsergeb-

nis stets negativ. Und den Mini-Überschuss von 5000 Euro in 2012 bezeichnete man in der Bilanz als „gut“. Doch: Was an den Zahlen ist überhaupt glaubwürdig? Laut OB Bernd Häusler, seit seiner Wahl im Oktober 2013 GVV-Aufsichtsratsvorsitzender und zuvor Erster Bürgermeister der Stadt, hätten die Prüfer bislang nur auf eine „unzureichende und wenig aussagekräftige Buchhaltung der GVV zurückgreifen können“. Sprich: Der Verlust kann noch um einiges höher ausfallen. Und der Aufsichtsrat, die Verwaltung sowie die Bilanzprüfer werden dazu einige Antworten liefern müssen. Dirk Werner

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KURZ NOTIERT

Vertrag mit OFB Fortschritt an der Gustav-RéeAnlage in Offenburg: Das Filetstück am Rande der Innenstadt soll zu einem Einkaufszentrum werden. Auch die Sparkasse Offenburg/Ortenau will hier mehr Infrastruktur ansiedeln. Ihr gehören große Teile des Komplexes. Nun gibt es einen städtebaulichen Vertrag mit dem Projektentwickler OFB aus Frankfurt. Bis Ende 2018 soll das Projekt dann endlich fertig sein.

Neuer Esprit Ein prominentes Gebäude in der Freiburger Innenstadt hat einen neuen Besitzer. Der Immobilienfonds Westinvest hat das Geschäftshaus Kaiser-Joseph-Straße 198–200 verkauft. Käufer ist eine Immobiliengesellschaft aus Bayern. Kaufpreis: 36 Millionen Euro. In dem etwa 3300 Quadratmeter großen Gebäude ist im Erdgeschoss die Filiale der Modekette Esprit. Insgesamt seien 94 Prozent der Flächen vermietet.

Baustart bei EY Die Unternehmensberatung EY, früher Ernst & Young, zieht an den Stuttgarter Flughafen. Der Flughafen selbst ist Bauherr des 133 Millionen Euro teuren Projektes, das jetzt mit der Grundsteinlegung in die nächste Phase gegangen ist. Der Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Parkhauses P10 hat eine Gesamtfläche von sechs Fußballfeldern. Der Einzug ist für Ende 2015 vorgesehen.

Franklins Quartier

Der formschöne Hegau Tower: Auch die GVV hat ihren Sitz in dem 30-Millionen-Bau

Foto: Jigal Fichtner

In Mannheim tut sich was. Die Stadt hat jetzt grünes Licht für den Kauf eines 1,4 Millionen Quadratmeter großen Konversionsareals. Dort soll mal das Benjamin Franklin Village entstehen und Lebensraum für etwa 4000 Menschen bieten. Die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP ist bereits auf Investorensuche. Bisher gehörte die Fläche dem Bund.

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Namen & Nachrichten • Finanzen & Immobilien

KURZ NOTIERT

Skyline findet Daimler Der Stuttgarter Projektentwickler Bülow hat einen Hauptmieter für seinen Bürokomplex Skyline gefunden. Die DaimlerSparte Financial Services wird einen Großteil der 11 000 Quadratmeter Fläche belegen. Der Bürobau hat fünf Etagen, außerdem plant Bülow einen Wohnturm mit 22 Geschossen. Insgesamt werden hier rund 90 Millionen Euro verbaut.

Fay hat Heimweh Nach nur sechs Jahren zieht der Projektentwickler Fay von Frankfurt zurück nach Mannheim. Hier liegen die Wurzeln des 1889 gegründeten Unternehmens. Für den Umzug gibt es ganz persönliche Gründe:„Es zieht einige Leistungsträger in die Nähe ihrer Wohnorte zurück“, sagt Beiratschef AndreasNorbert Fay. Seine Firma beschäftigt aktuell 15 Mitarbeiter.

Lust und Der Wettergott ist dem BGV gewogen, dennoch musste der Versicherer mehr für Schadensfälle ausgeben – Vorstandschef Heinz Ohnmacht nennt die Gründe

Gewa-Tower kommt Ganz ohne Kritik wird der geplante Wohnturm von Fellbach vermutlich nie sein. Doch jetzt ist klar: Er wird gebaut. Der Gemeinderat hat aktuell grünes Licht für den 107 Meter hohen Appartement-Tower gegeben, den die Firma Gewa plant. Sie will dort gut 60 Millionen Euro investieren. Vorgesehen sind 65 hochwertige Eigentumswohnungen auf 34 Etagen. Die Projektentwickler Michael und Mark Warbanoff haben bereits die Hälfte des Geldes über eine Anleihe eingesammelt.

Soka baut bereits Soka hat in Heidelberg mit dem Bau eines neuen Wohnkomplexes in der Bahnstadt begonnen. Dort entstehen 104 Mietwohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 7700 Quadratmetern sowie 1500 Quadratmeter für Gewerbe, aufgeteilt in sieben Einheiten. Laut eigenen Angaben investiert das Wiesbadener Unternehmen hier 29 Millionen Euro.

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Foto: Michael Bode


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Zukaufen

Last der Lücke Es gib keine Unterschiede zwischen Baden und Württemberg? Und ob! Vor allem für ein Versicherungsunternehmen wie den BGV. Zum Beispiel das Wetter zieht einen klaren Trennungsstrich durchs Land. Zumal im vergangenen Jahr: Da gab es nach einem der schlimmsten Unwetter der vergangenen Jahre massenweise verbeulte Autos und vollgelaufene Keller im Schwabenland, jedoch nur vereinzelte Hagelkörner entlang des Rheins. Mit erfreulichen Nebenwirkungen für das Jahresergebnis des Badischen GemeindeVersicherungsverbandes. „Bei den großen Unwettern des Vorjahres sind wir glimpflich davongekommen“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Heinz Ohnmacht. Im Gegensatz zu seinen Kollegen vom württembergischen Gegenstück, die zur Schadensregulierung tief in die Tasche greifen mussten. Das Glück trägt somit einen Teil bei zu einem Ergebnis, das weit über dem Durchschnitt der Gesamtbranche liegt. Die Beitragseinnahmen, also der Umsatz, wachsen auf 279,9 Millionen Euro. Ein Plus von 6,6 Prozent, mehr als doppelt so viel wie im bundesweiten Schnitt. Entsprechend zufrieden zeigte sich Ohnmacht bei der Vorstellung der Bilanz 2013: „Das war ein erfreuliches Geschäftsjahr.“ Zumal nicht nur mehr Geld in die Kassen kommt, sondern auch mehr dort bleibt. Um 4,4 Prozent wächst der Gewinn und liegt nun bei 5,1 Millionen Euro. Und auch die Kunden des in

Baden aktiven Versicherungskonzerns mit Sitz in Karlsruhe freut es: Kommunen und Privatversicherte erhalten die Rekordsumme von 5,7 Millionen Euro zurück. Doch trotz eines lieben Wettergotts steigen die Ausgaben für Schadensfälle um satte 8,4 Prozent. Das liegt unter anderem an der Hausratversicherung. „Wir spüren die zunehmende Zahl an Einbrüchen“, erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Edgar Bohn.

„Die Kfz-Tarife werden sinken“ In absoluten Zahlen zwar ein überschaubarer Betrag, aber: „Die Aufwendungen steigen, wenn auch nicht dramatisch.“ Das gewachsene Sicherheitsempfinden der Menschen greift der BGV mit einer mobilen Lösung auf. So habe man die Wohnung, das Haus immer via Smartphone im Blick. Livebilder anschauen, Heizung anstellen, Fenster und Rollläden schließen und Wassersowie Rauchmelder, die sich im Notfall per SMS melden – das sind nur einige der zukünftigen Funktionen. All das wird gekoppelt mit darauf abgestimmten Versicherungstarifen. Bereits in diesem Sommer startet das gemeinsam mit Partnern entwickelte Pilotprojekt. Auch auf einem anderen Gebiet betritt der BGV Neuland. Der klassische Schaden- und Unfallversicherer steigt in den Markt der Vorsorge ein. Mit

einer Invaliditätsversicherung, die sowohl Unfall wie auch Erkrankung beinhaltet. „Da gab es noch eine Versorgungslücke“, erläutert Bohn. Eine Lücke, und zwar eine gewaltige, öffnet sich auch beim Personal des Versicherungskonzerns. „Mehr als 200 Mitarbeiter gehen in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand“, so Ohnmacht. Das sind immerhin fast 30 Prozent der aktuell 718 Beschäftigten. Eine Herausforderung, auf die der BGV bereits reagiert hat: „Ab diesem Jahr verdoppeln wir die Zahl unserer Ausbildungsplätze“, sagt der Firmenchef. Der gab auch noch einen Ausblick auf die nach wie vor größte Sparte, die Kraftfahrzeugversicherung. Dort sieht er beträchtliche Veränderungen auf die Branche zukommen. So prognostiziert Ohnmacht ein Ende der jährlichen Preiserhöhungen: „Die Tarife werden mittelfristig sicherlich sinken“, ist er überzeugt. Grund hierfür ist der rasante technische Fortschritt. Die Zahl der Schleudertraumata durch den flächendeckenden Einsatz von elektronischen Stabilisatoren sei bereits erheblich zurückgegangen. Auch Auffahrunfälle gehörten wohl bald der Vergangenheit an, spätestens, wenn die Technik komplett das Sagen im Fahrzeug übernommen habe. Bereits heute gibt es Autos, die auf den Autobahnen alle Funktionen selbstständig übernehmen. Eines wird sich jedoch laut Ohnmacht nicht ändern: „Ohne Versicherung geht’s nicht.“ Michael Hölle

Das Immobilienunternehmen GWG setzt seinen Expansionskurs fort. 2013 hatten die Stuttgarter 171 Millionen Euro für den Kauf von mehr als 1000 Wohnungen ausgegeben, zwei Drittel davon in München. Die GWG hatte vergangenes Jahr 171 Millionen Euro für den Kauf von mehr als 1000 Wohnungen ausgegeben. Dieses Jahr werde man noch mal 127 Millionen investieren, kündigt Vorstandschef Rainer Neumann an. Insgesamt hat die GWG zurzeit etwa 17 000 Wohnungen im Bestand. pop

Mega-Deal Ein prominentes Gebäude in der Stuttgarter Fußgängerzone hat den Eigentümer gewechselt – der 25 500 Quadratmeter große Kronprinzbau im Herzen der City. Die Fondsgesellschaft CS Euroreal hat das Gebäude für knapp 150 Millionen Euro an die Immobiliengesellschaft Hines verkauft. Das berichtet der Immobiliendienst Thomas Daily. Ankermieter ist die BW Bank. Zum Deal gehört auch ein Objekt in München. Demnach zahlte Hines für das Paket ingesamt mehr als 200 Millionen Euro. pop

Insolvenz Der Projektentwickler Sepa befindet sich in finanzieller Schieflage. Wie Mitte Mai bekannt wurde, hat das Unternehmen bereits Ende März Insolvenz für mehrere Unternehmen der Gruppe beantragt. Aufs Projektgeschäft soll sich das nicht auswirken, sagt der vorläufige Verwalter Tibor Daniel Braun. Zur Spezialität von Sepa gehören Einkaufszentren in der Innenstadt. Aktuell entsteht etwa eines in der Innenstadt von Reutlingen, auf dem ehemaligen Postareal. Die Realisierung sei durch die Insolvenz nicht in Gefahr. pop 18/2014

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Namen & Nachrichten • Gesundheitswirtschaft

KURZ NOTIERT

Nächste Schließung Das Kliniksterben am Hochrhein geht weiter. Nun hat es die geriatrische Rehaklinik Marienhaus in Bad Säckingen erwischt. Ende Mai wurde die Klinik nach 21 Jahren geschlossen. 16 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Laut Geschäftsführer Eberhard Wolf seien die Kosten zuletzt schlicht zu hoch gewesen. Genaue Zahlen nennt Wolf jedoch nicht.

Stadt steigt aus Die Stadt Sindelfingen wird das städtische Krankenhaus dem Kreis Böblingen überlassen. 15 Millionen zahlt die Stadt dafür an den Kreis, der ursprünglich fast doppelt so viel gefordert hatte. Ziel ist es nun, ein neues Zentralklinikum am Flugfeld zu bauen. Bis dahin werden aber noch mal rund zehn Jahre vergehen. Die Kosten werden auf 350 Millionen Euro veranschlagt. Bis dahin muss der Kreis das geschäftliche Risiko über die Klinik in der größten Stadt des Landkreises tragen. OB Bernd Vöhringer sieht darin einen Befreiungsschlag.

Der 28-Millionen-Bau In unmittelbarer Nähe zum Zentralklinikum SchwarzwaldBaar in Villingen-Schwenningen hat die SBK-Ärztehaus mit dem Bau eines Gebäudekomplexes mit Ärztehaus, Gesundheitszentrum sowie Hotel und Apartmenthaus begonnen. 28 Millionen Euro fließen in die Bauten auf dem 11 500 Quadratmeter großen Areal.

Rückruf aufs Handy Rund 400 Rückrufe von Arzneimitteln gibt es pro Jahr. Beim Verbraucher kommen diese Infos oft nur schleppend an. Das ist die Geschäftslücke, die Peter Malek gesehen hat. Seine Handy-App Alert 4 Med soll per Textnachricht schnell und direkt über Rückrufe informieren. Malek hofft nun, die Apotheken als Partner zu gewinnen.

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Gut gelaunt: die beiden VetterGeschäftsführer Thomas Otto und Peter Sölkner (v. l.)

Ravensburgs Motor Das Pharma-Unternehmen Vetter investiert insgesamt rund 100 Millionen Euro und bringt so den Oberbürgermeister in Verlegenheit Mit seinen 3300 Mitarbeitern ist das Pharma-Unternehmen Vetter der größte industrielle Arbeitgeber von Ravensburg. Kein Wunder also, dass Stadtoberhaupt Daniel Rapp zur Lobeshymne anstimmt. Speziell jetzt, da das Unternehmen gerade mit der Verdopplung seines Logistikzentrums in Erlen begonnen hat. Doch der OB muss sich was einfallen lassen. „Vetter ist Motor einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung“, lobt Rapp anlässlich des Spatenstichs für die Erweiterung im Westen der Stadt. Durch den 50 Millionen Euro teuren Ausbau wird die Fläche mehr als verdoppelt. Um 24 000 Quadratmeter wächst der Standort, darunter auch ein Hochregallager mit etwa 20 000 Stellplätzen. Rapp sucht nun neue Flächen. Auch wegen Vetter sei

Erlen bald ausverkauft. Dabei ist es gerade mal zwei Jahre her, dass Vetter den Standort in Betrieb genommen hat. Doch seither legt der Hersteller von vorgefüllten Injektionssystemen ein gewaltiges Tempo an den Tag. „Wir haben drei Jahre hinter uns, in denen wir zweistellig gewachsen sind“, sagt der VetterGeschäftsführer Peter Sölkner. Das fordert nun einen Tribut. Der Platz reicht nicht mehr aus. Zum Jahreswechsel 2016/2017 soll der Neubau stehen. Das Projekt ist aufwendig, weil neben hoch anspruchsvollen Produktionsbedingungen in den Fabriken eben auch in der Logistik und in den Labors alles passen muss. Jede vorgefertigte Spritze wird von einem Mitarbeiter kontrolliert. Außerdem braucht Vetter

Tiefkühlräume für Rohstoffe oder Bruträume für mikrobiologische Qualitätskontrollen. Doch Vetter hat noch andere Baustellen. Und zwar im positiven, also wörtlichen Sinn. Der Standort an der Schützenstraße in Ravensburg bekommt gerade ein neues Multifunktionsgebäude und ein IT-Zentrum. Im Gewerbegebiet Mariatal stockt Vetter um zwei neue Fertigungslinien auf. Insgesamt beträgt die Investitionssumme mehr als 100 Millionen Euro. Wer in Glas und Beton investiert, der braucht auch neue Leute. 140 Stellen seien zurzeit offen, so Sölkner. Allein in den vergangenen drei Jahren hat Vetter etwa 600 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Am Standort Erlen werden künftig 800 Menschen beschäftigt sein. Philipp Peters Fotos: Lisa Berger, ADMEDES Schuessler


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Weitere 95 Mitarbeiter müssen gehen

Kiag baut

Der Medizintechniker Admedes Schuessler bekommt die Proble­ me mit einem Großkunden nicht unter Kontrolle und entlässt des­ wegen knapp 100 Menschen. Das entspricht noch etwa jeder sechs­ ten Stelle. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Pforzheimer Unter­ nehmen 90 Mitarbeiter entlassen. In beiden Fällen geht es um ge­ erbte Probleme. Ein wichtiger Kunde aus den USA musste Pro­ dukte zurückrufen. Davon betrof­ fen ist auch der Zulieferer aus der

Rund 25 Millionen Euro investiert das Immobilienunternehmen Kiag in ein neues Wohn­ und Pflege­ zentrum am Flugfeld Böblingen­ Sindelfingen. Jetzt haben die Bau­ arbeiten begonnen. Das neue „Domizil am See“ soll auf 17 500 Quadratmetern unter anderem ein Pflegezentrum mit 50 Plätzen beherbergen. Kiag will verschiedene Angebote bis hin zum betreuten Wohnen bieten. In der zweiten Bauphase sind dann noch 60 barrierefreie Eigentums­ wohnungen geplant. pop

Goldstadt. 2013 hatte Admedes Schuessler daher 90 befristete Ver­ träge auslaufen lassen, nun folgen weitere 95 Kündigungen. Fraglich ist nun, wie es nächstes Jahr weitergeht. Der Markteintritt des Kunden sei kompliziert gewe­ sen. Bei Admedes haben die Nöte in den USA zu einem Umsatzein­ bruch von 82 auf 56 Millionen Euro geführt. Die Abhängigkeit von einem Kunden macht nach­ denklich. Admedes erlöste bislang mehr als die Hälfte seines Umsat­ zes mit dem Kunden. pop

Weleda immer gesünder Mit einem strikten Sparkurs hat Konzernchef Ralph Heinisch den deutsch­schweizerischen Natur­ kosmetikhersteller Weleda wie­ der auf Kurs gebracht. Heinisch baut Schulden ab, steigert neben­ bei auch noch den Umsatz. Im vergangenen Jahr hat Wele­ da seine Nettoverschuldung fast halbiert – von 84 auf 49 Millionen Euro. Der Umsatz steigt um gut vier Prozent auf 337 Millionen. Schmal bleibt die Rendite: Unterm Strich steht ein Gewinn von gera­ de mal 4,7 Millionen Euro.

Weleda ist vielen vor allem als Hersteller von Pflegecremes be­ kannt. Die Naturkosmetik macht auch rund 70 Prozent des Umsat­ zes aus. Nun sollen diese Produkte auch stärker nach Brasilien, Japan oder Russland verkauft werden und so mehr Wachstum bringen. Sorgenkind des Konzerns ist weiterhin die Arzneimittelsparte. Hier sind die Kosten zu hoch. Hei­ nisch dampft daher die Produktion ein und spart auch Stellen ein. Die Mitarbeiterzahl im Konzern sinkt um 29 auf 1882. pop

Zu hohe Abhängigkeit: Die Firma von Andreas Schüßler zahlt die Zeche für die Not eines Kunden

Der Milliarden-Plan Der Pharmakonzern Roche baut ein neues Laborgebäude in Mann­ heim. 90 Millionen Euro teuer soll es werden und in gut zwei Jahren fertig sein. Auf einer Netto­Nutzfläche von 14 000 Quadratmeter bietet der Neubau Raum für 600 Arbeitsplät­ ze. Dort sollen die Pharma­ und Diagnostik­Bereiche von Roche Qualitätskontrollen durchführen. Laut internen Schätzungen wird dieser Bereich in den nächsten Jahre um etwa zehn Prozent zule­ gen – pro Jahr.

„Die Herstellungsmengen an un­ seren Standorten Mannheim und Penzberg steigen“, sagt Roche­ Sprecherin Ursula Redeker. Mit dem Neubau sei der Bedarf bis ins Jahr 2020 gedeckt. Die Investition ist nur ein wei­ teres Puzzleteil in dem Moderni­ sierungsplan von Roche. Rund ei­ ne Milliarde will das Unterneh­ men insgesamt in Mannheim investieren. Roche Deutschland beschäftigt etwa 14 000 Menschen, davon sind 7800 in Mannheim. pop

Gewerbebau mit System: wirtschaftlich, schnell und nachhaltig konzipieren bauen betreuen. www.goldbeck.de

GOLDBECK Süd GmbH, Geschäftsstelle Bodensee 78315 Radolfzell, Walter-Schellenberg-Straße 7 Tel. 0 77 32 / 8 23 59-0


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Namen & Nachrichten • Kreativwirtschaft

„Die Schlümpfe haben einen neuen Papa“: Hg Capital verkauft Schleich an Ardian

Das Schlumpf-Geschäft Der Spielzeughersteller Schleich ist verkauft: Der Deal zwischen zwei Finanzinvestoren beschert auch einen Blick in die Bücher des schweigsamen Unternehmens aus Schwäbisch Gmünd „Die Kinder wollen nicht nur mit einem Pferd spielen, das aussieht wie ein richtiges Pferd. Sie wollen in einer realistischen Welt damit spielen, mit Futter, Sattelzeug und Eimer.“ Das ist im Prinzip eine Analyse zur Lage des Spielzeugherstellers Schleich. Sie stammt von niemand geringerem als Thomas van Kaldenkerken, dem Vorstandschef des Unternehmens aus Schwäbisch Gmünd. Er beschreibt die größte Schwäche des Unternehmens. Und gleichzeitig die Aufgabe für die Zukunft, jetzt, da Schleich endlich einen neuen Eigentümer gefunden hat. Der Verkauf von Schleich ließ die Wirtschaftspresse der Nation mal ganz spielerisch loslegen. „Die 18/2014

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Schlümpfe haben einen neuen Papa“, titelte der Focus. Und „Die Zeit“ übertraf sich quasi selbst mit dieser Nachricht: „Gute Nachricht für alle Schlumpf-Fans. Der Bösewicht Gargamel übernimmt nicht die Macht in Schlumpfhausen. Einsteigen wird allerdings ein Finanzinvestor.“ Korrekt müsste es heißen: ein anderer. Denn Schleich gehörte bislang der Beteiligungsgesellschaft Hg Capital. Die hat das Unternehmen nun an die französische Ardian verkauft – für 220 Millionen Euro. Das sind 55 Millionen mehr als Hg Capital vor acht Jahren für Schleich gezahlt hatte. Acht Jahre seien genug, heißt es aus Kreisen des Investors – nun will man bei Hg Capital offenbar endlich Geld sehen.

Denn dass die britische Investorengesellschaft mit Deutschlandbüro in München heraus wollte bei Schleich, ist nicht mal mehr ein offenes Geheimnis. Es ist landauf, landab gut bekannt. Zuletzt räumte Kaldenkerken vor nicht mal einem Jahr ein, dass ein Verkauf am Preis gescheitert sei. Ihm gehören weiter zehn Prozent der Firma. 109 Millionen Euro hat Schleich zuletzt erlöst – mit meist bewegungslosen Figuren aus Hartgummi. Aber: Mit einem renommierten Markennamen, wie er in den Kinderzimmern seinesgleichen sucht. Bauernhoftiere und detailgetreue Figuren von Wildtieren sind auch bei vielen Eltern untrennbar mit dem Pseudonym Schleich verbunden.

Laut FAZ werden 95 Millionen Euro des Kaufes über Fremdkapital finanziert. Das Unternehmen werde bei der Transaktion mit weniger als dem Vierfachen des operativen Gewinns belastet. Daraus ergibt sich ein Ebitda von rund 23 Millionen Euro. Weiter kommentieren will den Deal aber keiner der Beteiligten. Kaldenkerken kennt seine Hausaufgaben. Er muss Schleich zum Spielzeughersteller umrüsten, der was zum Spielen bietet. Teile die sich bewegen, die man erweitern kann. Wie es Lego und Playmobil vormachen. Und: Er will internationaler werden. Aktuell spielt Schleich 60 Prozent im Ausland ein. Das reicht dem Chef noch lange nicht. Philipp Peters Foto: Jigal Fichtner


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Mit Lust Nach der Übernahme der Programmzeitschriften aus dem Deal zwischen dem Axel Springer Verlag und der Funke Gruppe (Econo Ausgabe 17) plant der Klambt-Verlag aus Baden-Baden schon den nächsten Schritt. Jetzt sollen neue Titel erfunden werden. „Wir haben Lust, uns als wirklich neuer Anbieter von Programmzeitschriften zu etablieren“, sagt Verleger Lars Rose. Dazu gehörten auch neue Titel, etwa Programmzeitschriften für die jüngeren Leser. Die zehn Titel, die Klambt übernommen hat, bringen es gemeinsam auf eine Auflage von etwa 1,5 Millionen. pop

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Stark druckt den Spiegel Das Druckhaus Stark hat einen prestigeträchtigen Auftrag erhalten. Ab dem nächsten Jahr drucken die Pforzheimer das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Im Wettbewerb stach Stark unter anderem den Druckkonzern Prinovis aus, der den Spiegel bisher gedruckt hatte. Deutschlands renommierteste Zeitschrift stellt ihre Drucktechnik um. Ab Januar 2015 wird das Magazin nicht mehr im Tiefdruck-, sondern im Offset-Verfahren hergestellt. Die wöchentliche Auflage des Spiegels liegt aktuell bei mehr als einer Million Exemplare. Den Auftrag teilen sich zwei Druckunternehmen. Neben der Gütersloher Bertelsmann-Tochter Mohn Media hat auch Stark Druck aus Pforzheim den Auftrag erhalten. Bisher wurde der Spiegel von Prinovis gedruckt. Stark Druck wurde nach dem Krieg vom Buchbinder Erich Stark gegründet. Heute erlöst das Unternehmen mit seinen 400 Mitarbeitern einen Umsatz von 170 Millionen Euro. Mit einem Jahresverbrauch von zuletzt rund 200 000 Tonnen Papier pro Jahr gehört Stark nach eigenen Angaben zu den größten Rollenoffsetdruckereien in Europa. pop

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Namen & Nachrichten • Kreativwirtschaft

KURZ NOTIERT

Dyk zieht um Marlies Dyk ist mit ihrer PRAgentur Direct Dyk auf die andere Rheinseite gewechselt. Die Agentur war früher in Kandel, Rheinland-Pfalz, zu Hause und sitzt nun in Mannheim. Dyk sieht sich am neuen Standort näher an ihren wichtigsten Kunden.

Ralf Pfeifer, Dominik Seger und Tobias Höhl (v. l.) sind „Zwei14“

Der SWR spart – oder? Der Südwestrundfunk setzt beim Fernsehen künftigt auf einen Häuptling. Im Sommer geht einer der beiden FernsehChefredakteure in den Ruhestand – Michael Zeiß, der die Redaktion Stuttgart leitet. Die Stelle werde nicht neu besetzt, berichtet die Schwäbische Zeitung. Der SWR beteuert, dass es sich nicht um eine Sparmaßnahme handele. „Wir waren bisher die einzige ARD-Sendeanstalt, die zwei TV-Chefredakteure hatte“, heißt es aus dem Sender. Zweiter TV-Chef ist Fritz Frey im Mainzer Büro.

Vierte Dimension Die Ingenieursgesellschaft Ingenics hat ihren erstmals konsolidierten Außenumsatz im vergangenen Jahr auf 44,8 Millionen Euro gesteigert. Zudem hat das Ulmer Unternehmen 40 neue Arbeitsplätze geschaffen und beschäftigt nun rund 360 Menschen. Der Auslandsumsatz liegt erstmals bei 20 Prozent. CEO Oliver Herkommer setzt für die Zukunft vor allem auf das Thema Industrie 4.0. „Die Wirtschaft fragt unser Know-how mit steigender Tendenz nach“, sagt er.

Reutax denkt um Der Personaldienstleister Reutax denkt sein Geschäftsmodell neu. Künftig werde man auch Freelancer weiterbilden, nicht nur interne Kräfte. „Viele Freelancer vernachlässigen ihre persönliche Weiterbildung“, sagt Marko Albrecht, CEO des Heidelberger Unternehmens mit rund 70 Mitarbeitern.

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Keine Spielkinder Ralf Pfeifer, Tobias Höhl und Dominik Seger haben die Agentur Zwei14 gegründet. Mit großem Erfolg. Auch weil sie zuvor viel gelernt haben Eine ehemalige Fabriketage in einem Gewerbegebiet in VSSchwenningen. Einige Schreibtische stehen hier, die expressionistische Baumsilhouette in Schwarz und Orange ist das einzige schmückende Element. Man mag es kaum glauben: Hier arbeiten Kreative! Ralf Pfeifer, Tobias Höhl und Dominik Seger haben sich zu Beginn des Jahres mit der Agentur Zwei14 selbstständig gemacht. Das Trio ist in der Szene nicht unbekannt. Sie haben bei anderen Agenturen und Unternehmen allerlei Erfahrungen gesammelt. Wichtiger aber: „Wir kennen uns seit vielen Jahren, haben bei einer Agentur zusammen angefangen“, erläutern Pfeifer, Höhl und Seger im Gespräch mit Econo. Die drei haben sich damals kennen- und schätzen gelernt.

Bei den folgenden getrennten Stationen hielt man den Kontakt. Pfeifer: „Zudem haben wir immer überlegt, mal gemeinsam etwas zu machen.“ Anfang des Jahres war es Zeit für dieses „mal“. Allerdings hat sich das Trio nicht einfach in ein Abenteuer gestürzt. „Wir haben dafür gute Posten aufgegeben“, betont Höhl. In den Monaten zuvor haben sie detaillierte Businesspläne erarbeitet, mit Fördermechanismen Erfahrungen gemacht und Seminare besucht – „da haben wir richtig Geld investiert“, lacht Seger: „Wir sind jetzt richtige Start-up-Profis.“ Deshalb sitzt man eben nun in einer kargen Etage und steckt die Energie lieber in Kreativität und Kundengewinnung. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Mehr als 15 teils überregionale Kunden habe

Zwei14 bereits gewonnen. Zudem ist man Leadagentur von Hess geworden – und hat für einen Auftritt des Leuchtenherstellers gleich einen Preis eingeheimst. Trotz der früheren Verbindung zu Hess habe man in den Businessplänen nicht mit dem Etat gerechnet, beteuert das Trio. Dafür liegt man aktuell bei den Umsätzen doppelt so hoch, wie Anfang des Jahres geplant. Allerdings ist für die drei auch die Arbeitsbelastung deutlich höher, da man mit weniger Kunden geplant hat. Doch Pfeifer, Höhl und Seger werden über den Erfolg nicht großspurig. Sie bleiben bei ihren Planungen, erst im neuen Jahr wollen sie moderat bei den Mitarbeitern wachsen. Da haben sie eine Menge von früheren Arbeitgebern gelernt. Dirk Werner Foto: BURKart Fotografie


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Drescher macht die Wahl möglich

Dantes Haar

Bei den Kommunalwahlen Ende Mai hat die Drescher Gruppe eine gewichtige Rolle gespielt. Die mittelständische Druckerei aus Offenburg hat Wahlunterlagen an insgesamt zwei Millionen Menschen verschickt. Zu den Kunden zählten vier der sechs größten Städte im Südwes-

Der Spielzeughersteller Tipp-Kick aus Villingen-Schwenningen betritt Neuland. Erstmals hat das Unternehmen eine Figur gebaut, die einem realen Spieler nachempfunden ist. Es handelt sich um dem brasilianischen Verteidiger Dante, der bei Bayern München spielt. Dieser sei durch seinen Haarschopf auch leicht darzustellen gewesen, sagt Geschäftsführer Mathias Mieg. In den 1960er-Jahren hatte TippKick mal mit dem Abbild von Bayern-Stürmer Gerd Müller geworben – allerdings ohne die Spielfiguren zu verändern. Tipp-Kick feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag. Da aktuell eine Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet, herrscht rege Betriebsamkeit. Die Jahre 1954, als Deutschland erstmals Weltmeister wurde, und 2006, als die WM in Deutschland war, sind bis heute die absatzstärksten. pop

ten: Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Ulm. Außerdem ließen BadenBaden, Tübingen und sogar Dortmund Stimmzettel von Drescher drucken und versenden. Der Lettershop in Offenburg ging dafür in Drei-Schicht-Betrieb. „Unsere Mitarbeiter sind entsprechende Stoßzeiten gewohnt und helfen mit

vollem Einsatz mit“, sagt Hans Miller, Werkleiter des Drescher Lettershops. Drescher gehört seit dem Jahr 2000 zur französischen Eppe Gruppe, die einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro erlöst. 2012 hatte Drescher den Druckbetrieb in Rutesheim bei Böblingen eingestellt. pop

Belgier retten 100 Jobs in Freiburg Nach mehr als zwei Jahren Insolvenz sind die Graphischen Betriebe aus Freiburg endlich gerettet. Der belgische Mittelständler Proost Industries übernimmt den Betrieb und rettet 100 der zuletzt noch 125 Arbeitsplätze. Der neue Besitzer bringt gleich weitere gute Neuigkeiten mit: Er will in Südbaden investieren.

Proost ist ein inhabergeführtes Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa 20 Millionen Euro. „Die Graphischen Betriebe passen hervorragend in unsere Strategie“, wird Proost-Inhaber Hans Sanders in der Badischen Zeitung zitiert. Er wolle nun ein mittelständisches Unternehmen für kleine

und mittlere Buch-Auflagen etablieren. Dazu will er in Freiburg investieren. Der belgische Betrieb hatte sich zuletzt vor allem auf Kochbücher spezialisiert. Bisheriger Eigentümer des Unternehmens war der Freiburger Verleger Manuel Herder. Dessen HerderVerlag zählt zu den Kunden der Graphischen Betriebe. pop

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Namen & Nachrichten • IT/Elektronik

KURZ NOTIERT

Übernommen Der Göppinger Software-Entwickler Team Viewer hat einen neuen Besitzer. Der Finanzinvestor Permira, der auch die Mehrheit am Modekonzern Boss hält, übernimmt das Unternehmen, dessen Software bislang rund eine halbe Milliarde Mal installiert wurde. TeamViewer-CEO Holger Felgner spricht von einem aufregenden neuen Kapitel. „Wir freuen uns darauf, mit dem Team von Permira zusammenzuarbeiten.“

SGB steigt ein Frisches Kapital für den Roboterspezialisten Tekrob aus Neckarsulm. Die Sparkassen-Beteiligungsgesellschaft HeilbronnFranken (SBG) steigt bei dem Unternehmen ein. Zu den finanziellen Details machen die Firmen keine Angaben. Baris Tekdogan hatte das Unternehmen 2006 gegründet und beschäftigt aktuell 64 Mitarbeiter. Die SGB hält mehr als 150 Beteiligungen mit einem Volumen von 30 Millionen Euro.

Zukauf in Italien Würth Eisos, ein Elektroteilehersteller der Würth-Gruppe aus Künzelsau, hat den italienischen Steckverbinderhersteller Stelvio Kontek übernommen. Zum Kaufpreis machen die Unternehmen keine Angaben. Die Italiener beschäftigten rund 380 Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 21 Millionen Euro erwirtschaftet haben.

Libelle wird flügge Das Stuttgarter IT-Unternehmen Libelle wagt den Schritt nach Frankreich. Der Spezialist für Datensicherheit hat eine eigene Niederlassung südwestlich von Paris eröffnet. Das Büro in Gif-sur-Yvette wird von François-Xavier Beorchia geleitet, Mickaël Marnier verantwortet Vertrieb und Marketing. Libelle wurde 1994 gegründet. Zu Umsatz und Mitarbeiterzahl gibt es keine Angaben.

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Richard E. Geitner (links) und Klaus Wartlik führen die Geschäfte von Fein

Billige Option Der Elektrowerkzeughersteller Fein plant für 2014 steigende Umsätze. Deshalb wird auch der Stammsitz in Gmünd weiter ausgebaut Nicht nur bei einer Sache bleibt sich das Unternehmen Fein über die Jahre hin treu. Zahlen zu Umsatz oder gar Gewinn sind tabu. Richard E. Geitner, Vorsitzender der Geschäftsführung des Schwäbisch Gmünder Elektrowerkzeugherstellers, redet dementsprechend lieber über Pläne und Produkte, die Fein in petto hat. Etwa darüber, dass man in den vergangenen Jahren rund 30 neue AkkuWerkzeuge auf den Markt gebracht hat. Die sind zu 90 Prozent made in Germany, in der Elektrowerkzeug-Branche eine Rarität und damit ein Kaufanreiz für die Zielgruppe, professionelle Anwender in Handwerk, der Automobilsowie der Metallbranche. Fein geht in die Offensive. Nicht nur im Profisegment. In wenigen Monaten gibt es eine Ausgabe des Oszillierers Multimaster zum Einstiegspreis von 149 Euro. Ein großer Schritt für Fein, zumal das

Produkt auch in der breiten Fläche, sprich in Baumärkten, vertrieben wird. Auch hier bleibt Fein sich treu: Das Gerät wird am Gmünder Stammsitz hergestellt. „Für uns ist ,made in Germany‘ kein Kostenfaktor, sondern die Basis für unseren Erfolg“, erklärt Geitner. Für Fein ist der Einstieg ins untere Preissegment dennoch eine Premiere. Der Schritt ist nachvollziehbar, Fein ist auf der Suche nach neuen Wachstumsoptionen. Laut der veröffentlichten Bilanz im Bundesanzeiger hat Fein 2012 ein Umsatzminus von rund vier Prozent erwirtschaftet. Dem Vernehmen nach erwirtschaftete die FeinGruppe 2013 einen ähnlichen Betrag wie im Vorjahr: knapp 170 Millionen Euro. Fehlende Zuwächse sind angesichts der soliden profitablen Daten kein Beinbruch. Wachstum ist den Gmündern aber dennoch lieber. Und das soll 2014 wieder der Fall sein.

„Im Vergleich zu 2013 planen wir eine deutliche Umsatzsteigerung“, gibt sich Geitner optimistisch, freilich ohne Zahlen zu nennen. Das erste Quartal ist gut gelaufen. Zudem habe man recht neue Auslandsmärkte wie China und Lateinamerika fest im Visier. Auch in etablierten Märkten wie Westeuropa und USA gebe es Wachstumsimpulse. Den Großteil des Umsatzes, inzwischen rund 70 Prozent, erlöst Fein im Ausland. 19 Tochtergesellschaften werden weltweit betrieben. Fertigungsstätten gibt es lediglich in den USA, Dänemark – und eben am Stammsitz, dem Gmünder Ortsteil Bargau, wo mehr als 540 der 850 Mitarbeiter weltweit tätig sind. „Unsere Herkunft ist uns sehr wichtig“, sagt Geitner. Der Beweis: Fein investiert aktuell 4,7 Millionen Euro in die Erweiterung des Stammsitzes. Denn auch da bleibt sich Fein über die Jahre treu. Robert Schwarz Foto: Fein


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Raue verkauft Jedox Kristian Raue verlässt das von ihm und seiner Frau gegründete IT-Unternehmen Jedox. „Man muss loslassen können“, sagt Raue. Er sieht seinen Job als getan an. Raue hatte Jedox vor zwölf Jahren gegründet. Heute beschäftigt das Freiburger Unternehmen gut 100 Mitarbeiter und erlöst einen Umsatz von zuletzt 8,8 Millionen Euro. Seine Stärke seien Gründung und die erste Wachstumsphase von Hightech-Unternehmen, so

Raue. Wenn ein Unternehmen wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen könne, hieße es: loslassen. Raue verkauft die Firma an die Finanzinvestoren E-Capital und Wecken & Cie. Diese halten am bisherigen Management fest. Die Vorstände Matthias Krämer und Bernd Eisenblätter sollen nach Raues Ausstieg die Leitung übernehmen. Damit sei ein nahtloser Übergang garantiert. Zum Kaufpreis machen beide Seiten keine Angaben. pop

Bechtle gewinnt Bahn Großaufträge aus der südwestdeutschen IT-Welt: Bechtle aus Neckarsulm versorgt künftig die Deutsche Bahn mit Hardware. Realtech aus Walldorf hat einen Pitch von 20 Bundesbehörden gewonnen – und einen neuen Geschäftsführer. Für die nächsten drei Jahre bezieht die Bahn ihre Tablets und Smartphones über Bechtle. Der Auftrag habe einen Wert im zweistelligen Millionenbereich und kann zudem Jahr für Jahr verlängert werden. Bechtle wird bei den Smartphones und Tablets vor der

Lieferung Software installieren, SIM-Karten beschaffen und sich um den Austausch der Geräte kümmern. Das Walldorfer IT-Unternehmen Realtech hat eine neue Spitzenkraft in der Nachbarschaft gefunden. Der neue Geschäftsführer Dieter Babutzka kommt von SAP. Realtech vermeldet zudem einen Auftrag von der Bundesanstalt für IT-Dienstleistungen, die als zentrale IT-Service-Management-Plattform mehr als zwanzig Bundesbehörden in ganz Deutschpop land versorgt.

EGO über Plan Der Wandel ist im vollen Gange. Das weiß auch Johannes Haupt, Vorsitzender der Geschäftsführung der EGO-Gruppe aus Oberderdingen (Landkreis Karlsruhe). Der Zulieferer für Haushaltsgeräte spürt das jeden Tag. Da ist zum einen der Technologiewandel. Der Umsatz mit traditionellen Produkten wie Kochplatten und Thermostaten sinkt, der mit neuen Produkten steigt. Zudem verlagert sich das Wachstum ins außereuropäische Ausland. Beide Trends hat EGO erkannt. Auch deshalb ist der Umsatz in diesem schwierigen Umfeld im Jahr 2013 um 2,1 Prozent auf 537 Millionen Euro gestiegen.

„Vor dem Hintergrund der durchaus markanten Veränderungen, denen sich das Unternehmen gegenübersieht, ist dieses Umsatzergebnis sehr gut. Wir liegen damit sogar einen halben Prozentpunkt über unserem Plan“, sagt Haupt. Rund sechs Prozent des Umsatzes hat EGO 2013 in Forschung und Entwicklung investiert und mehr als 100 Patente angemeldet. Gleichzeitig stieg der Umsatz, den die Badener im außereuropäischen Ausland erwirtschaftet haben: Statt fünf Prozent der Erlöse wurde dort nun ein Viertel erwirtschaftet. 2016 soll die Quote dann bei rund 40 Prozent liegen. rs

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Namen & Nachrichten • IT/Elektronik

Vor dem Sprung Ulrich Dietz hat mit GFT einiges vor. Ihm spielen dabei Start-ups und die Regulatorik in die Hände. Dennoch räumt er seinen Schreibtisch Quasi im Vorbeigehen schnappt sich Ulrich Dietz einen Stapel Zeitschriften, richtet ihn auf dem Beistelltischchen des Besuchersofas exakt aus. Nur wenig später wäre die Putzkolonne ohnehin vorbeigekommen, die wenige Tage vor der Hauptversammlung der GFT penibel die Räumlichkeiten wischt. Doch der Vorstandsvorsitzende packt eben selbst gerne zu.

Auf diese Art hat er nach eigener Aussage einen der „größten IT-Anbieter in Baden-Württemberg“ geformt. Der Konzern hat das vergangene Jahr mit einem Umsatzplus von 15 Prozent auf 264,29 Millionen Euro abgeschlossen, der Jahresüberschuss stieg gar um 63 Prozent auf 13,63 Millionen Euro. Damit wurden die eigenen Ziele übertroffen. Was aller-

dings auch mit der 80-ProzentÜbernahme des IT-Beratungsunternehmens Sempla zu tun hat. Die Italiener brachten einen Umsatz von 44 Millionen Euro (2012) mit ein. Doch Dietz blickt im Gespräch mit Econo lieber in die Zukunft. Und in der wird er nach fünf Jahren seinen Schreibtisch im Stuttgarter Büro räumen – und wenige

Ulrich Dietz ist der kunstsinnige Gründer und Vorstand des IT-Dienstleisters GFT

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Hundert Meter weiter in ein neues GFT-Gebäude ziehen. Dort saniert der Konzern ein mehrstöckiges Bürogebäude mit Platz für 200 Mitarbeiter. Aktuell beschäftigt GFT am Standort 70. Zudem werden zwei Etagen für das Projekt „Code_n“ reserviert. Der Clou: Ein international renommierter Designer gestaltet die Räume in Form von flexiblen Co-Working-Spaces. Bei Code_n versammelt Dietz vielversprechende Start-ups aus dem IT-Bereich. GFT investiert pro Jahr einen niedrigen Millionen-Betrag, wobei Dietz das als Invest ansieht: Der Konzern erhält dadurch Zugang zu Zukunftstechnologien. „Das ist wie eine ausgelagerte F&E-Abteilung.“ Auch an anderer Stelle baut der Konzern um: Laut Dietz wird die Zahl der Rechenzentren von fünf auf zwei reduziert. Als ein Standort davon ist St. Georgen im Schwarzwald gesetzt. Die GFTKeimzelle im dortigen Technologiezentrum spielt ohnehin für den Konzern als Verwaltung mit 60 Mitarbeitern eine wichtige Rolle. Was ebenfalls für die Schwarzwaldhöhen spricht: Die Kühlkosten für das Rechenzentrum sind geringer. Dietz: „Ein Rechenzentrum in Frankfurt kommt deutlich teurer.“ Standort-Flair hin oder her. Abgesehen von Investitionen und Neustrukturierungen sieht Dietz den Konzern auf dem besten Weg. Gerade die steigenden Regulierungs-Anforderungen im Finanzbereich – mit 67 Prozent am Umsatz immer noch das mit Abstand wichtigste Segment – spielen GFT in die Hände. Ebenso das steigende Sicherheitsbedürfnis der Kunden sowie die wachsende Bereitschaft für mobile Anwendungen. Da habe GFT schon vor einigen Jahren Innovationen geboten, doch da waren die Banken noch nicht so weit. Jetzt wird geordert. Auch deshalb erwartet Dietz einen Umsatzsprung auf 310 Millionen Euro in 2014. Dirk Werner Foto: GFT


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Namen & Nachrichten • Kommunen & Tourismus

KURZ NOTIERT

Neues Billighotel Ein namentlich nicht genannter Privatinvestor will in Eislingen für sechs Millionen Euro ein neues Low-Budget-Hotel bauen. Er hat dafür ein 5000 Quadratmeter großes Grundstück von der Immobiliengesellschaft Doblinger gekauft und sucht nun nach einem Hotelbetreiber. Das Hotel soll bereits in zwei Jahren fertig sein. Begleitet wird das Projekt von Proquadrat aus Rechberghausen im Landkreis Göppingen.

Die Stadion-Antwort Der Fußball-Zweitligist Karlsruher SC ist mit seinen Stadionplänen einen Schritt weiter als die Konkurrenz des SC Freiburg, der erste Liga spielt. Das neue KSC-Stadion wird wieder im Wildpark gebaut. Und auch die Rückendeckung der Stadt ist spürbarer. Oberbürgermeister Frank Mentrup hofft auf eine Entscheidung des Gemeinderats bereits in diesem Herbst. Die Südbadener hingegen haben noch nicht mal Klarheit in der Standortfrage.

Das Bier-Museum Die Badische Staatsbrauerei Rothaus hat jetzt ein eigenes Museum. Rund 600 000 Euro hat die Brauerei, die dem Land Baden-Württemberg gehört, in ihre Bierwelt investiert. Sie hofft so, den Besuchertrend zu wenden. Zuletzt wollten immer weniger Gäste die Brauerei in Grafenhausen besuchen. Rothaus-Chef Christian Rasch sieht die Bierwelt als modernes Heimatmuseum, das„die Geschichte und Gegenwart des Schwarzwaldes in Zusammenhang mit der Brauerei Rothaus“ zeigt.

Abriss der Pavillons 47 Jahre sind genug für ein Provisorium – nun hat die Stadt Freiburg mit dem Rückbau der Pavillons am Technischen Rathaus begonnen. Bis zum Jahr 2016 soll dort ein 76 Millionen Euro teurer Neubau entstehen.

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Hyatt küsst Baden-Baden Die Kurstadt feiert die Ansiedlung der Hotelkette

als Wiederauferstehung des Neuen Schlosses. In der Tat geht eine jahrelange Odyssee zu Ende Es mutet wie ein Abschiedsgeschenk für Wolfgang Gerstner an. Kurz bevor der Oberbürgermeister von Baden-Baden die Amtskette an seine Nachfolgerin Margret Mergen übergibt, vermeldet er den Durchbruch auf der wohl prominentesten Baustelle der Stadt: dem Neuen Schloss.

Der amerikanische Hotelkonzern Hyatt hat sich mit Eigentümerin Fawzia Al-Hassawi auf eine neue Nutzung für die Immobilie verständigt. Innerhalb der nächsten vier Jahre soll das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsst sein. Dann soll hier ein Luxushotel der FünfSterne-Kategorie eröffnen. „Jetzt bin ich gespannt, wie die Pläne

Das Budget

Hall of Shame

Die Stadt Lahr hat Ende Mai – also kurz vor der Kommunalwahl – das Budget für die Landesgartenschau 2018 festgezurrt. Der Gemeinderat einigte sich auf 46,4 Millionen Euro, rechnet aber noch mit Zuschüssen für dieses Paket. Der Kernbereich der Schau werde demnach rund 26,7 Millionen Euro kosten. Darin enthalten ist auch die neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer. 19,7 Millionen kostet die weitere Infrastruktur, etwa eine neue Sporthalle. pop

Die Stadt Karlsruhe hat ein Problem: Die Europahalle, eines der wichtigsten Veranstaltungszentren der Stadt, hat Brandschutzmängel. Die Halle, die 6500 Sitzplätze bietet und auch für Großkonzerte genutzt werden soll, ist nun gesperrt. Maximal dürfen nur noch 200 Menschen hinein. Karlsruhes Sportbürgermeister Martin Lenz ist geschockt, ob des neuerlichen Befunds. Die Stadt muss nun Ausweichquartiere für größere Veranstaltungen finden.

von Hyatt aussehen“, sagt Gerstner dazu. Es war eine seiner letzten öffentlichen Aussagen. Baden-Baden wird damit der siebte Hotelstandort von Hyatt in Deutschland und der erste außerhalb einer Großstadt. Die anderen Hyatts sind in Hamburg, München, Düsseldorf, Köln, Berlin und Mainz. Hyatts zuständiger Vice President Peter

Allein in diesem Jahr sind es rund 30 Termine, darunter ein Konzert mit dem britischen Popstar James Blunt oder ein hoch dekoriertes Leichtathletik-Meeting. Die Halle stammt aus dem Jahr 1983 und hat seinerzeit rund 40 Millionen Mark gekostet, also etwa 20 Millionen Euro. Zuletzt war die Halle vor drei Jahren für 1,1 Millionen Euro saniert worden. Diese Zahl nennt das Karlsruher Stadtwiki. Ob sich eine Sanierung der Halle lohnt, ist ungewiss. pop Foto: Neues Schloss Management Services GmbH


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Das Neue Schloss – hier ein Archivfoto – wird zu einem Fünf-Sterne-Hotel umgebaut

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Norman stimmt jubelnd überein: Man sei begeistert über die Chance, eine neues Präsenz in Deutschland zu schaffen und dabei eine lokale Ikone wie das rund 650 Jahre alte Neue Schloss zu beleben. Die aus Kuwait stammende Investorin hatte das Schloss vor elf Jahren übernommen. Ursprünglich auch mit der Idee,

hier ein pompöses Anwesen für die eigene Familie zu schaffen. Doch dazu kam es nicht. Gut möglich aber, dass Hyatt den Al-Hassawis immer eine Suite freihält. So oder so: Für die Stadt und die Gemeinden drumherum, ist es einfach schön, dass sich jetzt endlich was tut. Philipp Peters

Anna lebt

So nicht!

Eigentümer Mario Tampris hat versprochen, die stillgelegte Klinik St. Anna in Bad Peterstal-Griesbach im Juni wieder in Betrieb zu nehmen. Ob es dazu gekommen ist, war jedoch bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren. Tampris hatte die Klinik 2009 aus der Insolvenz übernommen, seitdem aber Probleme mit dem Betrieb gehabt. Das Hotel sei nur sporadisch geöffnet gewesen, heißt es. Die angegliederte Therme stand seit Januar 2013 still. pop

Armin Roesner, Bürgermeister von Friesenheim in der Ortenau, hat sich gegen Kritik an seiner Gewerbepolitik gewehrt. Den Weggang des Maschinenbauers Kohler will er sich nicht ankreiden lassen. Das Unternehmen wollte laut Roesner vier voll erschlossene Hektar für einen symbolischen Euro kaufen. „Für so ein Angebot kann sich niemand erwärmen. Mal abgesehen davon, dass die Rechtsaufsicht das sicher nicht genehmigt hätte.“ pop

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Namen & Nachrichten • Logistik/Handel

KURZ NOTIERT

Seifert legt kräftig zu Um rund 36 Prozent hat der Ulmer Logistiker Seifert seinen Umsatz 2013 gesteigert. Die Erlöse legten auf 103 Millionen Euro. Man sei aber „trotz des schnellen und internationalen Wachstums sehr solide auf Expansionskurs unterwegs“, so der geschäftsführende Gesell– schafter Harald Seifert. Auch die Zahl der Mitarbeiter stieg um 100 auf nun 850. Derzeit investiert Seifert rund 15 Millionen Euro in den Bau eines neuen Logistikzentrums im Ulmer Norden.

Duell der Möbel

Müller in Marbach Der Investor Gazeley hat seinen Standort in Marbach vermietet. Zum Hauptmieter Mercedes AMG kommt nun der Logistiker Müller – Die lila Logistik an den Standort und bezieht 12000 der 25 000 Quadratmeter.

Wachstum bei Streck Der Logistiker Streck Transport hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 224 Millionen Euro gesteigert. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Lörrach und einen großen Standort in Freiburg. Streck beschäftigt 1200 Menschen, davon 550 in Freiburg und 100 in Lörrach.

Hauff zieht um Rund drei Millionen Euro investiert der Autohändler Hauff in einen Standort in Pforzheim. Bereits im Januar 2015 soll der neue Stammsitz bezogen werden. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 20 Mitarbeiter.

Hahn baut aus Die Hahn-Gruppe, die im Land zahlreiche Autohäuser betreibt, erweitert: In Göppingen entsteht für zehn Millionen ein sogenanntes Audi-Terminal. Mit der Investition wolle man das Potenzial in der Region voll ausschöpfen.

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Während der schwedische Möbelriese Ikea in Karlsruhe rund 80 Millionen Euro investieren will, dabei aber noch einige Hindernisse zu überwinden hat … Bislang war Mittelbaden ein wei­ ßer Fleck auf der Landkarte von Ikea. Die Schweden, die in Deutschland die Nummer zwei hinter der österreichischen Möbel­ kette XXXLutz sind, sind im Sü­ den in Freiburg vertreten, im Nor­ den ist Walldorf der nächst­ gelegene Standort. Entsprechend froh zeigt sich Karlsruhes OB Frank Mentrup, dass man an der Autobahnausfahrt Karlsruhe­Dur­ lach endlich ein Plätzchen für die Schweden gefunden hat. „Die Entscheidung von Ikea für Karls­ ruhe ist vielversprechend“, sagt Mentrup, „für Ikea, für die Ein­ kaufsstadt Karlsruhe und ihre At­ traktivität für die Menschen in Stadt und Region.“ Auf dem Gelände direkt neben einem Standort der XXXL­Gruppe soll in den kommenden drei Jahren die 49. Filiale von Ikea entstehen. Mit rund 29 000 Quadratmeter ist

sie dabei um einiges größer als jene in Walldorf mit knapp 20 000 Qua­ dratmetern. Jährlich rechnet Ikea mit 2,3 Millionen Besuchern. Die Schweden wollen rund 200 neue Arbeitsplätze schaffen. Doch zu­ nächst muss Ikea noch einige Hausaufgaben erledigen, die in der Geschichte zuvor begründet sind. Diese Geschichte von Ikea und Mittelbaden beginnt vor 24 Jahren. Damals meldet der schwedische Möbelriese Interesse am Standort Karlsruhe an. Allein: Es fehlt an geeigneten Flächen. So auch im Jahr 2001. Vier Jahre später sind drei Standorte in und um Karlsru­ he in der engeren Auswahl. Wie­ der scheitert der Versuch. Das Umland wird hellhörig. Baden­ Baden und Pforzheim handeln sich aber Absagen der Schweden ein. Konkret wird es kurz darauf mit Rastatt. Über Jahre ziehen sich die Versuche der Stadt, Ikea anzu­

siedeln; immer wieder scheitert man am Regierungspräsidium. Der Knackpunkt: Ikea verstoße mit seinem großen Randsortiment wie Deko­ und Haushaltswaren sowie Spielzeug gegen den Landes­ und Raumentwicklungsplan: Ikea besteht auf eine rund 10 000 Qua­ dratmeter große „innenstadtrele­ vante“ Verkaufsfläche, erlaubt sind nur 800 Quadratmeter – um den Einzelhandel in der Innenstadt zu schützen. Zudem sei Ikea ohnehin viel zu groß für das Mittelzentrum Rastatt. Erst als die Klage Rastatts vor dem Bundesverwaltungsge­ richt und anschließend erneut am Verwaltungsgerichtshof scheitert, besinnen sich die Schweden wie­ der auf Karlsruhe. „Die Stadt ist seit Langem ein großer Favorit auf unserer Wunschliste für neue Standorte“, sagt Johannes Ferber, Expansionsleiter bei Ikea. Pikant ist aber: Diese Hürde, an Foto: Ikea


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giganten

So sehen die Pläne für die Ikea-Filiale in Karlsruhe aus

… baut Marktführer XXXLutz bereits in Pforzheim – und sorgt mit einem rätselhaften Coup für Aufsehen der schon der Plan mit Rastatt gescheitert ist, steht den Schweden auch bei ihrem Vorhaben in Karlsruhe noch im Weg. In der Fächerstadt will Ikea ebenfalls auf 10 000 Quadratmetern Haushaltswaren und Co. verkaufen. Der Regionalplan müsste hierfür noch geändert werden. Gert Hager, Pforzheimer OB und Chef des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein, der dafür zuständig ist, gibt sich zurückhaltend: „Ob Ikea diese Hürde nimmt, wird sich im Verfahren zeigen.“ Hinter vorgehaltener Hand wird sowohl in Rastatt als auch bei der Ikea-Konkurrenz versichert, genau zu beobachten, ob dieselben Maßstäbe auch für Karlsruhe angelegt werden. Erst wenn dies erledigt ist, ist der weiße Fleck Geschichte – und Ikea nach dann 27 Jahren endlich in Mittelbaden angekommen. Robert Schwarz

Die Kampfansage sorgte für Kopfschütteln. Wenige Monate nachdem der österreichische Möbelkonzern XXXLutz angekündigt hatte, mit dem Bau des lange geplanten Standorts in Pforzheim zu beginnen, geht auch Ekkehard Haase in die Offensive. Für rund 20 Millionen Euro will der Unternehmer, Eigentümer des Möbelzentrums im benachbarten Birkenfeld, vis-à-vis ebenfalls ein neues Möbelhaus aus dem Boden stampfen. Es bleibt bei der Ankündigung, die Pläne zerschellen Kennern zufolge an der Finanzierung. Das Risiko soll den Banken zu groß gewesen sein. Nun meldet sich Haase mit einem Coup zurück: Er und XXXLutz werden das neue Möbelhaus der Österreicher gemeinsam betreiben – in „einer Partnerschaft auf Augenhöhe“, wie Haase erklärt. Der bisherige Standort Haases in Birkenfeld wird geschlossen. Die rund 130 Mitarbeiter sollen mit nach Pforzheim ziehen. Dazu kommen voraussichtlich rund 40 Neueinstellungen. Für Haase ist es der Schritt in eine neue Dimension: Statt 8500 Quadratmetern in Birkenfeld werden nun 27 500 Quadratmeter Verkaufsfläche bewirtschaftet, neben Haase selbst sollen seine Frau Petra und Sohn Sebastian in der Führungsmannschaft vertreten sein. Der Name XXXLutz verschwindet, ehe er

angebracht wird. Der neue Standort der Österreicher firmiert als Möbelzentrum Pforzheim – eine ungewöhnliche Konstellation, ein Coup für Haase, ein rätselhafter Schachzug der Österreicher. Bei der deutschen Pressestelle des Konzerns will man sich zu den Hintergründen nicht äußern und verweist an Haase. „Eine Kooperation in dieser Form, zwischen einer internationalen Kette und einem mittelständischen Möbelhaus, gibt es in dieser Form in Deutschland noch nicht“, sagt Haase. Warum sich die Österreicher auf eine solche Premiere einlassen? „Die werden sich sicher was dabei gedacht haben“, sagt Haase und lächelt. „Im Ernst: XXXL wird sicher von unserer Bekanntheit in der Region profitieren.“ Das Möbelzentrum in Birkenfeld gelte als Marktführer in und um Pforzheim. Zudem bringt Haase einen langjährig gewachsenen Kundenstamm mit. Dass Ikea rund 30 Kilometer weiter östlich in Karlsruhe einen neuen Standort plant, 2017 dann also mindestens 50 000 Quadratmeter mehr Verkaufsfläche für Möbel in der Region als aktuell vorhanden sein werden, ficht Haase nicht an: „Ikea spricht andere Zielgruppen an als wir. Insofern sehe ich keine Probleme auf uns zukommen.“ Robert Schwarz 18/2014

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Namen & Nachrichten • Luft- & Raumfahrt

Motorflieger lärmen auch sonntags und berufen sich dafür oft auf Ausnahmen

Lärm hier nicht rum! Der Streit am Gartenzaun lässt sich auch mit Gegnern aus der Luft führen: Hobbyflieger sind immer öfter ein Zankapfel – zu Recht? Eigentlich ist die Sache ja ganz einfach. Auf der Website des Gewerbepark Breisgau heißt es: „Aktuell ist der Flugplatz Bremgarten für bestimmte motorisierte Luftfahrzeuge wie Gyrokopter oder Motorschirm-Trikes nicht zugelassen.“ Roland Diehl kann darüber nur den Kopf schütteln. Er kann sie doch von seinem Garten aus sehen und – schlimmer noch – hören. Er würde sich gerne beschweren. Aber bei wem? Lärm ist als Störfaktor längst anerkannt. Lärm macht Menschen krank. Kaum einer zwischen Basel und Freiburg weiß das so gut wie Diehl, der als Kopf der Bürgerinitiative MUT gegen die Deutsche Bahn und ihre Pläne am Oberrhein protestiert. Mit vielen

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kleinen Erfolgen. Diehl weiß natürlich, wer zuständig ist für den Lärm aus der Luft. Also: wer ihn abstellen muss, wenn er zu viel wird. Oder wenn er unrechtmäßig ist. Denn der Gewerbepark räumt sehr wohl ein, dass es auch für die eigentlich verbotenen Gyrokopter Ausnahmen gebe. Laut Diehl sind es neun Fluggeräte. „Wie kann man bei neun noch von einer Ausnahme sprechen?“, fragt er. Mit Gewerbepark-Chef Markus Riesterer habe er gesprochen, aber das führe nicht ans Ziel. Grund: Allein die Gyrokopter-Gebühren spülten einen fünfstelligen Betrag in die Kassen des Gewerbeparks. Und der hat 2013 erstmals eine Dividende ausgeschüttet. Mehr als eine halbe Million

Euro haben die Gesellschafter bekommen. Geld, das vor allem aus dem erfolgreichen Grundstücksverkauf stamme, sagt Riesterer. Was nachweislich stimmt. Doch Roland Diehl bringt das nicht weiter. „Ich kann am Sonntag nicht im Garten sitzen, um ein Buch zu lesen“, schimpft er. Zu viel Lärm. Von oben. Am Flugplatz zuckt man mit den Schultern. Da seien auch Flieger dabei, die man nicht kontrollieren könne. „Unfug ist das“, sagt Diehl. Im Regierungspräsidium Freiburg, der zuständigen Luftaufsicht, stellt man keinen Regelverstoß fest und bietet lediglich an, den Konflikt zu moderieren. Eine Gesetzesänderung, eine Lex Bremgarten, sei aber nicht möglich. Ein

Problem: Viele Motorflieger gelten nicht als Flugzeuge, sondern als Sportgeräte. Und die dürfen auch sonntags hoch. Diehl will nun die Politik auf seine Seite schlagen. Ende Juni trifft er sich mit der grünen Abgeordneten Bärbl Mielich. Lärmschutz ist Sache des Landes. Allerdings ist Mielich eher in der Gesundheitspolitik aktiv. Da geht es um Krankenhäuser und Hebammen, weniger um Lärmschutz. Eins will Diehl aber verstanden wissen: Er hat nichts Grundsätzliches gegen Hobbyflieger. Er erwartet nur, dass sie sich an die Regeln halten. So wie er sonntags seinen Rasen nicht mäht, sollen die eben nicht über seinem Garten entlangknattern. Philipp Peters

Foto: canstockphoto


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Fotos: PASCHAL

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Chic dank Schale 50 Jahre PASCHAL: Der Erfinder der Baukastensysteme für Betonschalungen ist weltweit gefragt

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as haben die MercedesTribüne am Nürburgring, Staudämme in Algerien und das Samsung-Museum in Seoul gemeinsam? Schalungen von PASCHAL formten den Beton. „Geradeaus und rechtwinklig um die Ecke kann jeder schalen, das wirkliche Know-how zeigt sich erst, wenn’s rund und gewölbt wird“, betont Barbara Vetter, Geschäftsführerin von PASCHAL.

1964 war Josef Maier der erste, der ein wiederverwendbares Baukastensystem für Betonschalungen einführte. Heute werden PASCHALSysteme vom Einfamilien- und Hochhaus über Biogasanlagen bis zu riesigen Infrastrukturprojekten weltweit im Betonbau eingesetzt. Barbara Vetter: „Gerade auch bei komplizierten Freiformflächen greifen Architekten und Baufirmen auf unsere Systeme zu-

rück.“ Unterstützung erhalten die Planer dabei unter anderem von einer speziellen Softwarelösung von Planitec, einem Unternehmen aus der PASCHAL-Gruppe. Zudem sind die Systeme mit modernen Chip-Technologien für die effiziente Verwaltung ausgestattet. Denn PASCHAL wird zwar in diesem Jahr 50 Jahre alt. „Dennoch entwickeln wir uns stetig weiter“, so Barbara Vetter. red

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Namen & Nachrichten • Maschinenbau

KURZ NOTIERT

Da geht die Post ab Der Rohrpost-Techniker Aerocom hat 2013 einen Umsatz von 36 Millionen Euro erwirtschaftet. Mehr als je zuvor. Deshalb hat das Unternehmen aus Schwäbisch Gmünd seinen Stammsitz um rund 600 Quadratmeter erweitert. Zum Investitionsvolumen gibt es keine Angaben. Die Rohrpostanlagen von Aerocom kommen etwa in Krankenhäusern oder Apotheken zum Einsatz. Das Unternehmen beschäftigt 235 Mitarbeiter.

Festo investiert 178 Millionen Euro in Erweiterungen, auch am Stammsitz Esslingen (Foto)

DMS ist verkauft Der Halbleiter-Zulieferer DMS aus Radolfzell hat einen neuen Eigentümer. Der amerikanische Automations-Spezialist Brooks hat DMS der HSH Nordbank abgekauft. Der Preis: 23 Millionen Euro. „Mit dieser Akquisition weiten wir unsere Möglichkeiten bedeutend aus“, so Brooks-CEO Steve Schwartz. DMS hat 2013 einen Umsatz von 20 Millionen Euro gemacht.

Stark in Übersee Der Automatisierungsspezialist Hima aus Brühl hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf 105 Millionen Euro gesteigert. Auch dieses Jahr werde es ein zweistelliges Umsatzwachstum geben, sagt das Unternehmen. Hima erlöst die Hälfte seines Umsatzes außerhalb von Europa.

Mit frischer Luft Der Ventilatorenbauer EBMPapst aus Mulfingen ist 2013 um elf Prozent gewachsen. Der Umsatz klettert auf 1,5 Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter steigt um 810 auf 11 701.

Weniger gebohrt Der Maschinenbauer Herrenknecht hat 2013 etwa zehn Prozent weniger Umsatz gemacht als im Jahr zuvor. Der Umsatz sinkt auf 1,0 Milliarden Euro. Herrenknecht ist Weltmarktführer für Tunnelbohrer.

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Der Taktgeber Der Esslinger Automatisierungs-Spezialist Festo versucht, das Tempo vorzugeben, an dem sich der Wettbewerb messen muss An der Spitze ist immer Platz. Formel-1-Legende Michael Schumacher hat das mal gesagt. Und Festo-Chef Eberhard Veit könnte sich sicher gut mit diesem Leitspruch identifizieren. Obschon sein Unternehmen 2013 gerade mal zwei Prozent Wachstum geschafft hat, verkündet Veit: Festo müsse die Firma sein, die das Tempo vorgibt – als Innovationsführer, Lösungsanbieter und überhaupt. Wer so forsch auftritt, der muss Taten folgen lassen. Festo investiert zurzeit an mehreren Standorten große Summen. Der Stammsitz Esslingen wird für 38 Millionen Euro um ein neues Automatisierungscenter aufgerüstet. 15 Autominuten weiter westlich in Scharnhausen werden

sogar 70 Millionen Euro verbaut. Im Saarland investiert Festo weitere 40 Millionen Euro und im US-amerikanischen Mason, Ohio, entsteht sogar ein neues Werk. Umgerechnet rund 30 Millionen Euro kostet der neue Fertigungs- und Logistikstandort mit einer Fläche von rund 15 000 Quadratmetern. Das macht unterm Strich Investitionen für 178 Millionen Euro. Das ist wahrlich ein starkes Signal auch an die Wettbewerber. Und dabei wird es nicht bleiben. Die Festo-Fabrik in Brasilien etwa droht ebenfalls aus allen Nähten zu platzen. Veit spricht verschlüsselt bereits von einer Erweiterung, konkrete Angaben macht er dazu jedoch noch nicht.

Festos Umsatz ist um zwei Prozent auf 2,28 Milliarden Euro gewachsen. Damit war das zurückliegende Jahr geeignet, um etwas Luft zu holen. Seit 2008 ist Festo im Schnitt um acht Prozent pro Jahr gewachsen. Jetzt stehen neue Herausforderungen an, etwa das Thema Industrie 4.0 oder die wachsende Pneumatik. Auch hier tut Festo einiges, um seinem Etikett als Innovationsführer gerecht zu werden. „Wir investieren mehr als sieben Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung“, sagt Veit. Ein Jahresergebnis nennt Festo nicht. Wohl aber die Zahl der Mitarbeiter. Sie ist um 500 auf 16 700 gestiegen. 7700 davon sind in Deutschland. Philipp Peters

Foto: Festo


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Meiko vs. Hobart Offenburg ist die Hauptstadt der gewerblichen Spülmaschinen. Mit Meiko und Hobart sitzen hier gleich zwei Hersteller. Beide machen weiter gute Geschäfte. Ein Vergleich ist aber schwierig. Meiko hat wie im Vorjahr einen Umsatz von rund 260 Millionen Euro erlöst. Das teilt das Unternehmen mit. Demnach bleibt der Umsatz konstant, die Zahl der Mitarbeiter steigt um gut 200 auf mehr als 2000. Davon sind rund 1100 in Offenburg beschäftigt. Sei-

ne Bedeutung für die Stadt unterstreicht Meiko durch Investitionen in Höhe von zehn Millionen Euro. Darunter ist auch eine Fabrikerweiterung. Der Hobart-Konzern erlöst weltweit 1,2 Milliarden Euro. Das Spülmaschinengeschäft hat daran einen Anteil von 221,5 Millionen Euro, acht Prozent mehr als 2013. Die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland steigt um 50 auf 1000. Davon sind knapp drei Viertel in Offenburg. pop

Neustart bei Renz Seit 2012 steckt der Maschinenbauer Renz aus Heubach (Ostalbkreis) nach Jahren der Krise in der Restrukturierung. Die ist nun vorbei: Eine Gruppe privater Investoren hat das Unternehmen übernommen. Neuer CEO wird Georg Saint-Denis. Zu den neuen Gesellschaftern gehört auch Michael Schubert, der seit November 2012 Geschäftsführer beim Spezialisten für Binde-, Stanz- und Laminiermaschinen ist. „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, eine Gruppe von erfahrenen und aktiven Managern zu

finden, mit denen eine nachhaltig erfolgreiche Entwicklung der Unternehmensgruppe möglich ist“, so Schubert. Zudem habe das Konsortium die Eigenkapitalbasis von Renz „signifikant gestärkt“. Der frühere Mehrheits-Gesellschafter, Peter Renz, hatte sich 2012 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen „Mit dem Investoreneinstieg beginnt ein neues Zeitalter und eröffnet erhebliche Wachstumsmöglichkeiten“, so Renz. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 300 Mitarbeiter, 160 davon in Heubach. rs

Volle Bücher bei Heller An Umsatz verloren hat der Maschinenbauer Heller aus Nürtingen. Im vergangenen Jahr sanken die Erlöse von 592 auf 533 Millionen Euro. Klaus Winkler, Vorsitzender der Geschäftsführung, ist deshalb nicht bange, zu exorbitant waren die Zuwächse in den Jahren 2011 und 2012, als Heller um 253 Millionen Euro gewachsen war. Mit dem 2013er-Ergebnis liegt die Gruppe um 30 Prozent über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Auch im laufenden Jahr erwarten die Nürtinger sinkende Umsätze: 2014 werde der Umsatz auf rund 460 Millionen Euro zurückgehen. Positiv: Die Auftragsbücher

füllen sich, vor allem aus Europa ziehen die Bestellungen an. In den ersten drei Monaten verbuchte man ein Auftragsplus von 187 Millionen Euro. Da die Projekte länger dauern, wirkt sich das Wachstum erst 2015 auf die Bilanz des Maschinenbauers aus. Heller rüstet sich für diese Zeit: Für 16 Millionen Euro hat das Unternehmen in China einen neuen Standort gebaut. Auch am Stammsitz in Nürtingen plant Heller neben neuen Arbeitsplätzen Investitionen. 16 Millionen Euro sollen in den Stammsitz fließen. Heller beschäftigt weltweit 2450 Mitarbeiter, 1840 in Deutschland. rs 18/2014

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Namen & Nachrichten • Präzisionstechnik

KURZ NOTIERT

Hoffmann in China Seit Jahren macht der Pforzheimer Präzisionstechniker Hoffmann in Asien gute Geschäfte, deshalb hat das Unternehmen in einen neuen Standort in Changzhou in China investiert, der nun in Betrieb genommen wurde. Das Werk sei zunächst auf die Herstellung von Stanz-, Zieh- und Biegeteilen ausgerichtet, Konstruktion und Werkzeugbau sollen folgen. Hoffmann beschäftigt 125 Mitarbeiter. 2014 soll der Umsatz bei 18 Millionen Euro liegen.

Würth will Baumarkt Der Schraubenhersteller Würth denkt darüber nach, groß ins Geschäft mit HeimwerkerProdukten einzusteigen. Bisher ist Würth auf Geschäfte mit Profi-Handwerkern und der Industrie spezialisiert. „Unter anderem Namen und mit neuen Produkten“ sei aber auch der direkte Verkauf an Endkunden denkbar, sagt Reinhold Würth. Dies könnte auch ein Weg sein, den Umsatzanteil via Internet von heute fünf auf die angepeilten 30 Prozent zu heben.

Mehr deutsche Bahn Märklin verlagert die Produktion von China nach Europa. Auch Göppingen werde profitieren, so der Geschäftsführer Florian Sieber. Hier würden mehr Metallteile produziert, Montage und Kunststoff werde man ab Oktober in Ungarn ansiedeln. Märklin rechnet mit 50 neuen Arbeitsplätzen. Aktuell sind es 600 Mitarbeiter, davon 480 am Stammsitz. Der Modelleisenbahner gehört seit 2013 zu Simba Dickie, Deutschlands größtem Spielwarenhersteller.

Lufft misst WM-Wetter Der Messtechniker Lufft aus Schmiden ist für die Wetterprognosen in den Stadien der Fußball-Weltmeisterschaft zuständig. In allen zwölf Arenen misst Lufft-Technik etwa Feuchte, Luftdruck oder Niederschlag.

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Dieter und Jochen Kress (v. l.) führen das Familienunternehmen Mapal mit Sitz in Aalen

Mapals Baujahr 2014 ist das Jahr der Spatenstiche für die Aalener Mapal-Gruppe. In Eppingen wird bereits gebaut, nun folgt die Tochter WWS in Pforzheim Das Wachstum folgt einem steten Rhythmus: 2001 hatte die MapalTochter WWS ihren neuen Stammsitz in Pforzheim in Betrieb genommen, 2008 folgte die Erweiterung. Dieses Mal hat es sechs Jahre gedauert, bis die Räume des Werkzeugspezialisten zu klein geworden sind. Auf der Wilferdinger Höhe im Westen Pforzheims investiert der Werkzeughersteller 7,7 Millionen Euro in die nächste Bauphase. Mapal begründet den Neubau mit anhaltend starken Nachfrage nach Diamant-Werkzeugen. Neben dem 2001 erbauten Firmengebäude entsteht deshalb ein weiterer, rund 5800 Quadratmeter großer Hallenkomplex mit zusätzlichen Fertigungsflächen und Büroräumen. Die Produktions-

und Verwaltungsfläche wächst damit auf rund 17 000 Quadratmeter. Laut Mapal ist der WWSStandort in Pforzheim damit die weltweit größte Fabrik für Werkzeuge, die mit polykristallinen Diamanten (PKD) bestückt sind. Derzeit beschäftigt Mapal in Pforzheim rund 460 Mitarbeiter, nach Fertigstellung des neuen Gebäudes sollen weitere Arbeitsplätze entstehen. „Mit dem Neubau sind wir für die Zukunft hervorragend aufgestellt“, sagt Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, das er gemeinsam mit seinem Vater Dieter Kress führt. Bereits im Frühjahr 2015 soll der Neubau fertiggestellt sein und in Betrieb gehen.

Es ist nicht das einzige Neubauprojekt der Aalener: In Eppingen im Landkreis Heilbronn investieren die Ostwürttemberger rund sieben Millionen Euro in ein neues Produktions- und Verwaltungsgebäude, um ihre Fertigungskapazitäten für Aussteuerwerkzeuge zu erweitern. Der bisherige Standort Sinsheim ist an seiner Kapazitätsgrenze angelangt und werde aufgegeben, so das Unternehmen, das in Sinsheim aktuell 100 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit arbeiten 4300 Mitarbeiter für Mapal, davon knapp 3000 in Deutschland. Der Umsatz lag 2013 bei rund 470 Millionen Euro, 30 Millionen mehr als noch im Vorjahr. 2014 werde man die sogar halbe Milliarde knacken, schätzt Kress. rs Foto: Friedrun Reinhold


ZEICHEN

Bürkert stärkt Öhringen Das Lager ist etwa 3300 Quadrat­ meter groß und um weitere 2500 Quadratmeter erweiterbar. „Die neue zentrale Lösung macht es möglich, Warenströme zu bündeln und die Standardisie­ rung der Versandprozesse maßgeb­ lich zu steigern“, sagt Andreas Muggenthaler, Einkaufs­ und Logistikleiter bei Bürkert. Bürkert setzt vermehrt auf seine deutschen Standorte. Erst 2013 war das Werk in Öhringen erwei­ tert worden. pop

MEHR

Der Fluidtechniker Bürkert hat in Öhringen bei Heilbronn ein neues zentrales Distributionscenter eröff­ net. Die Investition liegt im oberen einstelligen Millionenbereich. Bereits seit Ende März wird von hier aus der weltweite Warenver­ sand für die Werke aus Deutsch­ land und Frankreich erledigt. Die hochautomatisierte Anlage soll die Effizienz steigern und ist auf weite­ res Wachstum ausgelegt. Geplant wurde der Bau von Kraft + Kraft Architekten aus Schwäbisch Hall.

Das Russland-Haus Andreas Truttenbach, Geschäfts­ führer der RMA, begründet die Ansiedlung mit der geänderten Einkaufsstrategie des Hauptkun­ den Gazprom: Der will künftig vermehrt von heimischen Herstel­ lern einkaufen. RMA beschäftigt weltweit 600 Mitarbeiter. Neben den Produkti­ onsstandorten Rheinau sowie Kehl betreibt man Werke in Polen und dem Mittleren Osten. Die Produk­ te vertreibt RMA über eigene Toch­ tergesellschaften in Großbritannien, Frankreich und den USA sowie weitere 50 Vertretungen. rs

Kennzeichnungstechnik

Mit den Beziehungen zwischen Russland und der EU sowie Deutschland im Speziellen steht es nicht zum Besten. Bemerkenswert also, dass ausgerechnet ein badi­ sches Familienunternehmen in Russland rund 25 Millionen Euro in einen neuen Standort investiert hat. Die RMA mit Sitz in Rheinau (Ortenaukreis) stellt Armaturen für Gas­ und Ölpipelines her und hat nun das neue Werk in der autono­ men Republik Tatarstan eröffnet. Am Standort, rund 1000 Kilo­ meter von Moskau entfernt, be­ schäftigt RMA 35 Mitarbeiter.

Neubau in Mannheim Rund 190 Mitarbeiter beschäf­ tigt Berrang am Standort, weltweit sind es 500 an insgesamt elf Stand­ orten in Deutschland, Frankreich, Polen, China und den USA. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 170 Millionen Euro. Schrauben von Berrang kom­ men etwa in Autos wie Porsche oder Mercedes, Liebherr­Baggern oder John­Deere­Landmaschinen zum Einsatz. Doch auch in der Medizintechnik werden Sonderan­ fertigungen wie wenige Millimeter große Sonderanfertigungen ver­ wendet. Berrang wurde 1946 von Karl Berrang als Schraubengroß­ handlung gegründet. red

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„Ohne Schraube geht halt nichts.“ Bernhard Berrang, geschäftsfüh­ render Gesellschafter des Mann­ heimer Schraubenspezialisten Berrang gibt sich bei der Inbe­ triebnahme des neuen Stammsit­ zes selbstbewusst. Rund 20 Milli­ onen Euro hat das Unternehmen in den Neubau investiert. Im Ge­ werbegebiet Mallau gab es keinen Platz mehr für eine Erweiterung. Deshalb nun der Umzug. Das neue Gelände hat eine Flä­ che von rund 50 000 Quadrat­ metern. Früher stand hier ein Autokino, bald will das Familien­ unternehmen hier Millionen von Schrauben produzieren.

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Unternehmen • Sportbekleidung

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Schwarz. Gelb.

SPORT.

Baden-Württemberg ist das Land der Sportbekleidung. Während bei der Fußball-WM in Brasilien die Milliarden-Konzerne in gigantischen Marketingschlachten um die Gunst der Konsumenten werben, mag man es im Land devot: In der Nische hat die Branche nach Jahren des Niedergangs ihr Glück gefunden

G

rün. Weiß. Schwarz. Modell: Premium One Poloshirt. Wolfram Mannherz trägt Erima, klar. Was sonst? Schließlich ist Wolfram Mannherz Mister Erima; seit rund 19 Jahren im Unternehmen, davon 17 als Geschäftsführer. Seit 2005 ist er alleiniger Inhaber. Dass es den Sportmodenhersteller Erima überhaupt noch gibt, ist zum großen Teil sein Verdienst. Erima ist eine der Firmen, die übrig geblieben sind. Sportmode war lange nicht – wie heute – die Domäne der Großen wie Adidas, Puma oder Nike, sondern Sache von Mittelständlern wie Erima. 1974 wurde die deutsche FußballNationalmannschaft in Trikots aus Pfullingen Weltmeister im eigenen Land. In zwei großen Wellen, eine in den 1960er-, die andere in den 1980er-Jahren, spült die Globalisierung viele Sportbekleidungshersteller fort. Zentrum der Branche damals wie heute ist Württemberg. Nirgends sonst in Deutschland sitzen so viele Sportbekleidungshersteller. Neben Erima sind das etwa Jako, Saller, Trigema oder Reusch sowie Uhlsport mit der Handball-Marke Kempa. Alles Mittelständler, die überlebt haben – weil sie eine Nische in einem schwierigen Markt gefunden haben. Dazu kommen Hersteller von Outdoor-Bekleidung wie Vaude aus Tettnang oder Maier Sports aus Köngen. Zu ihnen später mehr. Zurück zu Mannherz, Erima und der Rettung. Der gebürtige Foto: Canstockphoto

Bruchsaler sitzt im Besprechungsraum des dritten Stocks der Firmenzentrale und erzählt die Geschichte von Erima. An den weißen Wänden der Büros ziehen sich wie durch die anderen Firmengebäude breite grüne Streifen. Grün, das ist seit 2005 die Farbe von Erima. An einem Treppenaufgang steht weiß auf grün das Unternehmensmotto geschrieben: Gemeinsam gewinnen. Rückblende: 1995. Damals gehört das Unternehmen seit fast 20

verankert. Das hat uns geholfen.“ Ein Jahr später schreibt Erima schwarze Zahlen – und tut es noch heute. Per Management-Buyout übernimmt Mannherz das Unternehmen komplett. Seit 2005 ist Erima wieder ein klassischer Mittelständler, der aktuell rund 200 Mitarbeiter in Pfullingen beschäftigt. Aktuell erwirtschaftet Erima 95 Prozent des Umsatzes mit dem Segment Teamsport. „Das war schon immer unsere Grundpositionierung.“

In den 90er-Jahren steht Erima vor dem Aus. Wolfram Mannherz rettet die Firma Jahren zu Adidas. Die Franken hatten die Firma 1976 übernommen. Zunächst lief es gut. Fußballvereine wie der VfB Stuttgart, der Hamburger SV oder Borussia Dortmund tragen Trikots von Erima. Die Pfullinger sind Teil deutscher Sportgeschichte. Dann beginnt der Abstieg. Adidas zieht die Ausrüsterverträge ab, schließt 1993 die Produktion in Pfullingen. Das Produktportfolio ist zerfasert, jeder Geschäftsbereich schreibt Verluste. Erima beschäftigt Mitte der 1990er-Jahre noch 60 Mitarbeiter. Viel Hoffnung gibt es nicht, als Mannherz seinen Dienst antritt. Doch er hat Erfolg, krempelt das Unternehmen um, ab 1998 als Geschäftsführer. „Trotz der Krise war die Marke in den Köpfen von Verbrauchern und Fachhandel fest

2013 ist der Umsatz der Umsatz von 50 auf 46,5 Millionen Euro zurückgegangen. Der Grund: Probleme mit einigen Lieferanten. Mannherz ficht der kleine Rückschlag nicht an – vor allem wegen des Blicks auf die Zahlen des ersten Quartals 2014: Um ein Fünftel sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Ein Grund: Erima ist breit aufgestellt. „Wir haben im Handball, Turnen oder der Leichtathletik große Fortschritte gemacht. Das zahlt sich aus.“ Dazu konzentrieren sich die Pfullinger auf den mitteleuropäischen Markt: In Deutschland erwirtschaftet man die Hälfte des Umsatzes. „In Deutschland haben wir riesiges Wachstumspotenzial“, sagt Mannherz. „Warum sollen wir in die Ferne schweifen?“

Doch ganz ohne Fußball, auch für Erima der Hauptumsatzbringer, geht’s nicht. Laut Bild-Zeitung überweist man ab der Saison 2014/15 drei Millionen Euro pro Saison an den 1. FC Köln, den Erima bereits seit zwei Jahren ausrüstet. „Eine geile Partnerschaft – und gut für die Marke“, sagt Mannherz. Eine Partnerschaft, deren Verlängerung eine Vorgeschichte hat. Zwei Flüsse. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmers Rudi Sprügel beginnt mit einem Plan. Der Sportfachhändler aus Mulfingen-Hollenbach will damals, vor mehr als zwanzig Jahren, nur eins: alle Vereine zwischen Jagst und Kocher mit Trikots und Hosen ausstatten. Jagst und Kocher sind zwei kleine Flüsse, die in der ostwürttembergischen Provinz die Hohenlohe und die Ausläufer der Ostalb durchfließen. Jakos Aufstieg findet lange unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Als Adidas zu Beginn des Jahrtausends viele Ausrüsterverträge mit mittelgroßen Vereinen nicht mehr verlängert und sich auf die Großen wie den FC Bayern oder den FC Schalke konzentriert, schlägt Sprügels Stunde. Viele Vereine sind für bescheidene sechsstellige Summen zu haben. Der Marketingeffekt ist enorm. Jako wird zur bundesweiten Marke. Die Umsätze steigen – zuletzt 2012 von 68,5 auf rund 73 Millionen Euro. 2014 visiert Jako rund 80 Millionen Euro an. Jako wächst, doch die Bühne Bundesliga ist teurer als vor 18/2014

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Unternehmen • Sportbekleidung

zehn Jahren. In der vergangenen Saison hat Jako mit Eintracht Frankfurt und Hannover 96 noch zwei Teams unter Vertrag. In der kommenden bleiben wohl nur die Niedersachsen übrig. Vergangenes Jahr hatte man den FC Augsburg ziehen lassen, um mit dem frei gewordenen Etat die Eintracht zu halten – ohne Erfolg. Mehr als drei Millionen Euro soll Nike die Partnerschaft mit Frankfurt wert sein. Zu viel für Jako.

Der Boom der Fußball-WM geht am Mittelstand im Land weitgehend vorbei Sprügel geht im Frühjahr in die Offensive, will Erima ab 2015 als Ausrüster des 1. FC Köln beerben. Sprügel bekundet in der Bild-Zeitung seine Avancen. Man wolle die neue Fußball-Macht in Köln werden, wird er zitiert. Es geht hin und her, bis die Kölner mit Erima verlängern – und Mannherz Sprügel einen einschenkt: „Ja, ich habe gelesen, dass andere die Fußballmacht von Köln werden wollten. Denen haben wir schön die AKarte gezeigt …“, sagt er im Interview mit dem Kölner Express. In der Branche wird mit harten Bandagen gekämpft. Da tut ein Überraschungscoup gut, wie ihn der Teamsport-Versandhändler Saller aus Weikersheim in Tauberfranken gelandet hat. Seit einigen Jahren rüstet man den Provinzklub SC Paderborn aus. Der hat überraschend den Aufstieg in die Erste

Liga geschafft. Eigenen Angaben zufolge ist die 1972 vom FußballLehrer Richard Saller gegründete Firma der größte Fußball-Teamsport-Versand in Deutschland. Waorani. So hat der Reusch aus Reutlingen seinen neuesten Torwarthandschuh getauft, der rechtzeitig zur Fußball-WM in Brasilien Umsätze bringen soll. Waorani ist Lautschrift, so gesprochen werden die Huaorani, eine Volksgruppe, die in den Regenwäldern im Osten Ecuadors lebt. Grün, Gelb und Weiß sind die Farben des Handschuhs, genauer des Sterns, der die Außenseite ziert. Das klingt exotisch, südamerikanisch, ein netter Marketinggag. Früher war Reusch bei den großen Turnieren mittendrin. 1974 wird Sepp Maier in Reusch Weltmeister, Bodo Illgner hält 1990 den WM-Pokal in Handschuhen aus Reutlingen in den römischen Nachthimmel. In den 80er- und 90er-Jahren tragen die Torhüter der Bundesliga größtenteils Reusch. Vergangenheit, denn auch hier regieren inzwischen die Großen wie Nike, Adidas oder Puma. Auch die Nische der Torwartausrüstung haben sie sich mit teuren Ausrüsterverträgen unter den Nagel gerissen. Ohnehin gehen die Großen bei die WM in die Vollen. Angeblich 275 Millionen Euro pumpen die Sportkonzerne in das Sponsoring der 32 WM-Teilnehmer – 40 Prozent mehr 2010. Dem französischen Fußball-Verband überweist Nike pro Jahr 40 Millionen Euro, Adidas lässt sich die Ausrüstung der

DFB-Elf 28 Millionen Euro per annum kosten – Spieler-Sponsorings nicht berücksichtigt. On top kommen globale Werbekampagnen, die ebenfalls dreistellige Millionenbeträge verschlingen. Firmen wie Erima oder Jako können und wollen da nicht mithalten. Der Boom geht an ihnen vorbei. „Die Wachstumsimpulse resultieren aus dem Verkauf von Fanartikeln, Trikots der Mannschaften oder Schuhen der Spieler“, sagt Erima-Chef Mannherz. Bei Reusch in Reutlingen ist man bei der WM dennoch dabei. Man setzt auf die Nische in der Nische – und auf weniger gefragte Keeper wie Brasiliens Julio Cesar. Konkurrent Uhlsport aus Balingen hat Frankreichs Nummer eins, Hugo Lloris, unter Vertrag. Lothar Baisch breitet die Jacke auf dem Tisch des Besprechungsraums aus. Tamesi, so haben die Marketingexperten des Ski- und Outdoorbekleidungsherstellers aus Köngen im Landkreis Esslingen getauft. Das recht grelle Orange des Musterexemplars zaubert Farbe auf die weiße Tischplatte. Die Jacke ist leicht, regen- und winddicht, innen jede Menge Taschen. Wie eine moderne Funktionsjacke eben sein soll. Für Baisch und sein Unternehmen ist sie ein kleiner Meilenstein. Einer, der auch eine neue Ära einleiten könnte. Doch dazu später mehr. Maier Sports bewegt sich in einer der spannendsten Branchen im Segment der Sportbekleidung: Die Outdoor-Branche ist lange Jahre eine Gelddruckmaschine, der Umsatz wächst im zweistelligen Bereich. Die Jacken, Hosen, Pullis finden reißenden Absatz. Großstädter verwandeln sich in Urban Outdoorer, der Gesundheitstrend inklusive Wandern und Nordic Walking tut sein Übrigens. Jack Wolfskin, Schöffel, The North Face oder Vaude aus Tettnang heißen die Platzhirschen. Zudem drängen Firmen aus dem Norden Europas, vor allem aus Norwegen, in den boomenden deutschen Markt. Die Umsätze wachsen. Es sind goldene Zeiten. „Wer nichts falsch gemacht hat, ist

Seit 1995 im Unternehmen, seit 1998 am Ruder: Wolfram Mannherz, Chef und Inhaber von Erima 18/2014

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41 kräftig gewachsen“, bemerkt Lothar Baisch lächelnd. Baisch ist einer der Geschäftsführer von Maier Sports. Das Unternehmen ist in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. Vor 15 Jahren stieg man ins Outdoor-Segment ein. Seit 2012 ist in diesem einst boomenden Markt alles anders. Das Wachstum stagniert. Selbst Branchenprimus Jack Wolfskin hat mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen, will deshalb die Exportquote von aktuell 30 Prozent weiter ausbauen. Der Druck ist da: Um das Unternehmen 2011 zu übernehmen, lastete US-Investor Blackstone dem Neuling im Portfolio Schulden in Höhe von 420 Millionen Euro auf. Zum Vergleich: 2013 lag der Umsatz von Jack Wolfskin bei 324 Millionen Euro, ein Minus von acht Prozent. Die Druckphase hat Lothar Baisch hinter sich. Baisch ist seit 17 Jahren im Unternehmen. Damals wechselt er von der Hochschule nach Köngen. Vom Assistenten arbeitet er sich über den Posten des Verkaufsleiters zum Prokuristen, schließlich zum Geschäftsführer hoch. Er hat die schlechten Zeiten von Maier Sports mitgemacht. 2008 stürzen die Köngener in die Insolvenz – obwohl das Kerngeschäft, die Ski-, Radsport- und Outdoor-Bekleidung, gut gelaufen ist. Problem: Eine Übernahme lief aus dem Ruder. Doch der Reihe nach. Für die Marke US40 hatte Maier die Produktion und den Vertrieb der Kollektionen übernommen. Das Geschäft boomt lange, vor allem in den 90er-Jahren reißt sich die Jugend um die tief hängenden Hosen und Kapuzen-Pullis der Streetwear-Marke mit dem Namen einer US-amerikanischen Autobahn. Der Umsatz mit der Lizenz übersteigt bei Maier das Geschäft mit der eigenen Marke. Die Abhängigkeit ist da. Dann kommt der Einbruch. US40 geht es nicht gut, kränkelt. Firmenchef Gerhard Maier beißt in den sauren Apfel und übernimmt das Unternehmen – allerdings zu einem viel zu hohen

Preis. Die Finanzierung bricht dem Unternehmen nach anfänglichen Erfolgen das Genick – doch die Krise legt den Grundstein für den heutigen Erfolg. Wenige Monate nach der Insolvenz kauft der Firmenchef das Unternehmen mit dem Vermögen seiner Familie zurück. Befreit vom Ballast der Finanzierung starten die Köngener durch. Der Umsatz steigt seit Jahren. 2013 lag er bei 35 Millionen Euro. „Für 2017 peilen wir die 50 Millionen Euro an“, sagt Baisch. Neben den deutschsprachigen Märkten hat Maier Sports das osteuropäische Ausland im Visier. Der Exportquote liegt bei einem Drittel. Firmenpatriarch Maier gibt das Unternehmen im Jahr 2011 im Alter von 64 Jahren ab, der Münchner Investor Findos übernimmt. Keine Heuschrecke, sondern ein erfahrener Mittelstandsfinanzierer, hinter dem namhafte deutschen Unternehmerfamilien wie Freudenberg oder Quandt stehen. Baisch und Simone Mayer, die Maier gemeinsam führen, wissen um die Herausforderungen der Branche. Die Tamesi, die orange, extrem leichte Jacke, die noch immer auf dem Tisch liegt, ist einer der Bestandteile der Strategie. Denn die Tamesi ist mehr als bunt und praktisch. Als erstes Unternehmen der Branche haben die Köngener damit eine PFC-freie Jacke entwickelt. Die Outdoor-Unternehmen werben mit freier, unberührter Natur. Seit Jahren mahnen Umweltorganisationen, dass es genau damit

bei der Produktion nicht weit her sei. Bei der Fertigung kommen sogenannte perfluorierte und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) zum Einsatz. Selbst in der Antarktis hat man die Chemikalien, die in der Natur nicht vorkommen, nachgewiesen. Die Folgen sind nicht absehbar. Während die Großen der Branchen sich schwertun, hat Maier Sports als einer der kleineren Hersteller die erste Jacke frei von diesen Stoffen auf den

Aus der Insolvenz zum Wachstumswunder: Maier Sports hat die Wende geschafft Markt gebracht. Kostenpunkt: 300 Euro. Ein stolzer Preis, dafür inklusive Nachhaltigkeit und Umweltschutz als Kaufargument und -anreiz in einem gesättigten Markt. Als Mittelständler macht Maier vieles anders als die Konkurrenz. Während die großen Hersteller gegen den Online-Handel mobil machen – aus Angst vor den dort tobenden Rabattschlachten, leidendem Markenimage, schmaler Margen und deshalb mies gelauntem stationärem Handel –, geht man in Köngen das Geschäft mit Amazon und Co. pragmatisch an. „In der heutigen Zeit darf man sich dem Online-Handel nicht verschließen“, sagt Baisch. „Wir gehen das Thema lieber aktiv an.“ Aus ihm spricht der Pragmatismus der Nische, der die Branche im Land so stark macht. Robert Schwarz

Lothar Baisch führt den Skiund Outdoor-Spezialisten Maier Sports gemeinsam mit Simone Mayer Fotos: Erima, Canstockphoto, Maier Sports

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Unternehmen • Altkleider

Alte Klamotten sind zu einem begehrten Rohstoff geworden – auch hier im Südwesten fahren die Konkurrenten ihre Ellenbogen aus

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do Freudling steht in einem Meer aus grünen und blauen Gitterboxen. Sie reihen sich in der Halle aneinander von der einen Wand zur nächsten, formieren sich zu kleinen Inseln. An jeder Insel steht eine Sortiererin. Man sieht wirklich nur Frauen. Mit kräftigen, gezielten Würfen lassen sie T-Shirts und Jeans, geblümte Blusen und Fußballtrikots durch die Luft segeln. „Ins Fitnessstudio muss ich nicht mehr“, scherzt eine. Die Arbeit beim Textil-Recycler Terec in Renchen macht Muckis. Betriebsleiter Freudling stützt die Hände an den Hüften ab und blickt umher. In der schmucklosen Halle im Ortenaukreis, treffen tonnenweise alte Kleider aus ganz Baden ein. Eine Zwischenstation. Die Reise geht von hier aus rund um die Welt. Der Recyclingverband BVSE sagt, dass 70 Prozent der Weltbevölkerung Kleider tragen, die

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vorher schon jemand anderem gehört haben. Laut einer Schätzung des International Trade Centers besteht der Kleidungsmarkt in Ländern wie Kenia, Kamerun oder Tansania zu rund 80 Prozent aus Secondhand. Fußballtrikots der letzten Saison sind hier sehr beliebt. Alte Schuhe auch. Für viele Schuhmacher in Afrika sind sie die einzige Möglichkeit, an Betriebsmittel zu kommen. Sohlen etwa werden dort sonst gar nicht gehandelt. Doch wer entscheidet eigentlich, wem die Lumpen gehören? Eingelaufene T-Shirts, abgetragene Schuhe, zu eng gewordene Hosen oder Opas Wintermantel von 1963? Handtücher, Matratzen, Teppiche? Die Antwort ist: Das kommt ganz drauf an. Was man wegwirft, ist Müll. Und die Verwertungshoheit über Abfall hat die Kommune. Das ist bei Biomüll, Glas und Altpapier so und bei

Kleidern eben nicht anders. Wer Sachen einsammeln will, egal ob mit einem Container, mit einer Box im Geschäft oder per Plastiktüte, der muss das anmelden. Altkleiderspenden sind aus der Idee entstanden, etwas Gutes zu tun. Die Zeiten, als DRK, Caritas und Diakonie sich abstimmen konnten, wer wo einen Container aufstellt, sind vorbei. Es gibt zu viele Firmen und Organisationen. Es ist ein globales Geschäft geworden, auf dem sich – wie überall – ein paar schwarze Schafe in die Herde gemogelt haben. Die Kommunen gehen redlich dagegen an. Eine Verschärfung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes soll dabei helfen. Das funktioniert offenbar. „Illegale Container gab es in Karlsruhe verstärkt zwischen 2011 und 2013“, sagt die städtische Pressesprechin Helga Riedel. Allein 30 Stück hätte eine Firma im Frühsommer 2011 aufgestellt. Die


43 Mit das kostbarste Gut: Jeans, gebraucht aber tragbar, lassen sich gut vermarkten

Gutes Auge, kräftiger Wurf: Altkleider werden in rund 250 Kategorien sortiert

Sache beschäftigte das Amt für Abfallwirtschaft, das Ordnungsamt und schließlich die Polizei, „da es sich bei den Containern wohl teilweise um Diebesgut handelte“, so Riedel. Heute habe man das Thema weitestgehend im Griff.

nem seiner Fahrer mal 1000 Euro geboten wurde, wenn er mal kurz den Schlüssel zum Lkw ausleihen würde. 15 Minuten reichen ja, um eine Kopie anzufertigen. Altkleider hängen an der Weltwirtschaft. Sie werden in die ärms-

Golfsocken mit 18 Löchern?„Schmeißen Sie das lieber richtig weg“, sagt der Recycler Ähnlich antwortet die Stadt Freiburg. Ihr kommt entgegen, dass die Aufsteller von Containern im Stadtgebiet dieselben Farben verwenden. Die schwarzen Schafe fallen so schneller auf. Doch bei schwarzen Schafen ist es so: Sie scheinen oft wendiger und trickreicher, als ihre unscheinbaren Artgenossen. Sie sind aber auch ruchloser. Terec-Betriebsleiter Freudling erzählt, dass ei-

Fotos: Jigal Fichtner

ten Länder verkauft, sie sind oft ein Geschäft mit Menschen in Not. Eine fette Rendite ist dabei nicht drin. „Der Markt ist übersättigt“, sagt Freudling. So satt sogar, dass man längst nicht mehr jedes kleidende Stück Stoff loswird. „Diese Menschen haben auch Fernseher“, sagt Freudling. „Auch in armen Regionen gibt es modische Ansprüche.“ Er sagt es nicht zynisch. Er akzeptiert es.

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Unternehmen • Altkleider

Was wird aus Altkleidern? Nicht mal die Hälfte der gesammelten Altkleider können noch getragen werden. Der Rest wird für billiges Geld verkauft oder einfach entsorgt. 10 % Abfall zur Entsorgung 10 % Ersatzbrennstoff

43 % Kleidung

16 % Putzlappen

Weniger als der halbe Inhalt eines Altkleidercontainers ist noch tragbar (siehe Grafik links). Doch was wird aus dem Rest? Etwa zehn Prozent sind Abfall, der nie in den Container gehört hätte. Fehlwurfquote nennt das die Entsorgungsindustrie und sie ist über alle Müllsorten nahezu gleich. Zeitungsberge landen im Altkleider-Container, Glasflaschen im gelben Sack, Batterien in der grauen Tonne. Und natürlich gibt es auch im korrekten Kleiderabfall

bringt auf dem Markt etwa 400 bis 600 Euro. Ein Container fasst etwa 250 Kilo. Man muss also viele Lumpen sortieren, bis man einen zarten Ertrag hat. Und der Markt schrumpft. Durch die Krim-Krise etwa fehlen Terec circa 15 Prozent des Absatzes. Doch eine solche Entwicklung hat auch positive Seiten, wie Martina Schickle von der Stadt Freiburg erklärt: „Da derzeit die Preise für Altkleider eher wieder sinken, lohnt sich der Aufwand für

500 Euro für eine Tonne alte Klamotten – das macht den Schwarzmarkt müde

21 % Aufarbeitung zu Reißspinnstoff

Quelle: BVSE

293,2 t %

Wohin gehen Altkleider? Deutsche Exporte von Alttextilien nach Kontinenten

197,6 €

130,5€

Werte in tausend Tonnen (t) und Mio. Euro (€)

105,3 t 61,3 t

45,5 €

6,1 t 5,5 € Afrika

Europa

Nord- und Südamerika

Quelle: Statistisches Bundesamt/eigene Berechnungen

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Asien

noch richtigen Müll. Alte Schuhputzlappen oder Kleidung, die mit Öl verschmiert wurde. Golfsocken mit 18 Löchern oder das weiße T-Shirt mit der gelben Schweißnaht am Kragen. „Schmeißen Sie das gleich weg“, sagt Freudling und meint den Haus- oder Sondermüll. Durchlöcherte T-Shirts kann man zu primitiven Putzlappen verarbeiten, etwa für Autowerkstätten. Feinst zerrissene Textilien, die Branche nennt es Reißspinnstoff, sind ein Rohstoff in der Herstellung von Dämmstoffen. „Seit es unsere Firma gibt, verarbeiten wir Reißspinnstoffe“, sagt Dirk Mohr, Geschäftsführer des VliesstoffHerstellers Ziegler aus Achern. Auch Gifa-Automotive aus Giengen an der Brenz kauft die feinen Textilstreifen ein, um daraus Dämmstoffe fürs Auto zu machen. Terec verkauft die textilen Überreste aber nicht mit Gewinn. „Das dient nur dazu, unsere Kosten zu decken“, sagt Freudling. Zur Orientierung: Ein Tonne Altkleider

die illegalen Firmen offensichtlich zurzeit nicht.“ Bricht jedoch in Asien die Vogelgrippe aus, weiß Freudling sofort: Bald geht der Run auf die Bettfedern los. Alte Kopfkissen oder Matratzen werden von Renchen aus zu einem Partner in der Oberpfalz gekarrt. Der verwertet sie weiter. Obschon ein Großteil der deutschen Altkleider in den ärmsten Ländern der Welt landet, bleibt statistisch viel in Europa (siehe Grafik). In Polen und Tschechien etwa gibt es gigantische Sortierkapazitäten. Bei Terec verdient eine Sortiererin im Schnitt 10,53 Euro die Stunde. Der Tarif liegt sogar nur bei 8,68 Euro. Doch die Personalkosten in Osteuropa sind noch geringer. Polen ist daher mit 80 000 Tonnen der weltweit wichtigste Importeur deutscher Altkleider. Das geht jedenfalls aus der Außenhandelsstatistik der Kategorie „WA 63 090 000 – Altwaren


45 aus Spinnstoff“ hervor. Platz zwei: die Niederlande. „Das liegt am Hafen in Rotterdam“, sagt Ilona Schäfer vom BVSE. Auch in Italien und Belgien sitzen vor allem Zwischenhändler, was die Länder in der Statistik nach oben bringt. Genauere Zahlen gibt es nicht, was auch daran liegen kann, dass die Branche gespalten ist. Die gewerblichen Kleider-Recycler wie Terec sind im BVSE organisiert, die wohltätigen Organisationen sind meist bei Fairwertung, einem eingetragenen Verein, der für das Gute im Wegwerfen wirbt und dem schon Firmen wie Terec einigermaßen suspekt sind. Obschon Terec etwa einen Auftrag aus der Öko-Hauptstadt Freiburg hat und für die städtische Abfallwirtschaft ASF Container leert. Auch für das Rote Kreuz und Kolping ist Terec unterwegs. Insgesamt betreibt das Unternehmen 1800 Container. Längst sind auch die Händler im Geschäft. Die Modekette H&M belohnt Kunden, die eine Tüte Altkleider abliefern, mit 15 Prozent Rabatt – auf einen Artikel. Die Schweden äußern sich nur nebulös zum Verbleib der Ware. Geld verdienen würden sie damit nicht, sondern an wohltätige Organisationen entlang der Verwertungskette liefern. Was immer das heißen mag. Bleibt die hartnäckige Mär, der Recycling-Wahn würde in Afrika ganze Branchen auffressen. Falsch, antwortete die Bundesregierung 2012 auf eine Anfrage der Grünen. Die Probleme kleiner Schneider und Schuhmacher hießen vor allem Schmuggel und staatlicher Eingriff. Und Industrie würde durch Secondhand-Handel auch nicht vernichtet – einfach weil es gar keine gebe. Philipp Peters

Fotos: Jigal Fichtner

Container wie diese stehen in jedem Dorf. Wichtig ist, dass man weiß, wer dahintersteht.

Herr der Altkleider: Udo Freudling ist Betriebsleiter von Terec in Renchen

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Unternehmen • Bilanz der Banken

Teufel stärkt die Basis Die Kreissparkasse Göppingen hat ein sehr gutes Jahr 2013 hinter sich. Die Einnahmen bleiben stabil, zudem rüstet sich das Institut für die steigenden Kapitalanforderungen

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Hariolf Teufel, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Göppingen

dass wir im Geschäftsjahr mit die geringsten Wertberichtigungen und Abschreibungen auf Kundenforderungen seit vielen Jahren tätigen mussten“, so Teufel. „Für uns ist das Indiz, dass sich die wirtschaftliche Lage im Kreis Göppingen auf einem guten Niveau befindet.“ Um Kreditwünsche größerer Unternehmen zu bedienen, haben die Göppinger das Geschäftsfeld Corporate Finance eingeführt. Laut Vorstandsmitglied Klaus Meissner biete man nun auch strukturierte Konsortialfinan-

zierungen mit einem Volumen von mehr als 20 Millionen Euro an. Weniger erfreulich: Die CostIncome-Ratio notiert zwei Punkte schlechter als im Vorjahr. Das liegt am gestiegenen Sachaufwand durch laufende Unterhaltungskosten sowie höheren Projektkosten, wie Teufel erläutert. In der Vergangenheit hatte die Kreissparkasse 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr in ihre Standorte investiert. „Mit der Cost-IncomeRatio sind wir deshalb nicht wirklich unzufrieden.“ rs

Kreissparkasse Göppingen

Quelle: Kreissparkasse Göppingen

ährend andernorts die Institute im Land mit sinkenden Zinserträgen zu kämpfen haben, lief es bei der Kreissparkasse Göppingen umgekehrt: Der Zinsüberschuss legt kräftig zu auf 107 Millionen Euro. „Trotz des starken Margendrucks hat sich die Position mehr als zufriedenstellend entwickelt“, erklärt Vorstandschef Hariolf Teufel. Ebenfalls positiv: Die Kundeneinlagen wuchsen um 3,7 Prozent auf 3,53 Milliarden Euro. „Damit sind sie bei uns in etwa doppelt so stark gewachsen wie im Vergleich zum Durchschnitt der Sparkassen in Baden-Württemberg“, erklärt Teufel. In den vergangenen fünf Jahren seien die Kundeneinlagen gar um 15,1 Prozent gewachsen. Einen satten Zuwachs vermelden die Göppinger auch bei der Kernkapitalquote. Die stieg um knapp fünf Prozentpunkte. Der Grund: Die Kreissparkasse hat stille Reserven in offene umgewidmet. Rund 80 Millionen fließen so in den Basel-III-relevanten Kernkapitalstock der Bank. Ungewöhnlich offen für einen Sparkassenvorstand spricht Teufel auch darüber, was noch an stillen Reserven vorhanden ist: Rund 32 Millionen Euro hat die Kreissparkasse noch dort liegen, „ein Puffer für den Fall der Fälle, etwa für ein schlechteres Jahr“, so Teufel. Die Umwidmung hat zudem zwei wichtige Effekte auf die Bilanz. Das Kundenkreditvolumen stieg, um diesen Posten bereinigt, lediglich um 33 Millionen Euro. Und: Das Betriebsergebnis nach Bewertung beläuft sich 2013 auf außerordentliche 124,8 Millionen Euro. Ohne den beschriebenen Sondereffekt steht ein schönes Plus von 3,4 Millionen Euro auf 44,8 Millionen Euro zu Buche. Das liegt auch daran, dass die Kreissparkasse ein positives Bewertungsergebnis von 0,9 Millionen Euro vorlegt: „Bemerkenswert war,

Bilanzsumme 4,94 Mrd. (4,81) Zinsüberschuss 107,1 Mio. (101,1) Provisionsüberschuss 26,2 Mio. (29,4) Betriebsergebnis n. Bewertung 44,8 Mio. (41,4) Kernkapitalquote 14,5 (9,8) Kundeneinlagen 3,53 Mrd. (3,40) Kreditvolumen 3,61 Mrd. (3,50) Cost-Income-Ratio 61,8 (59,9) Mitarbeiter 1193 (1996) Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahresergebnisse in Klammern)

Fotos: Kreissparkasse Göppingen, Kreissparkasse Ludwigsburg


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Die Rendite heißt Vertrauen Wer weiß schon, wie morgen das Wetter wird? Auch Heinz-Werner Schulte hat keine Kristallkugel. Doch der Vorstandschef der Kreissparkasse Ludwigsburg weiß, wie man Menschen an sich bindet, für sich einnimmt. „Wir überzeugen mit Qualität und Sicherheit“, sagt der Chef von Baden-Württembergs zweitgrößter Sparkasse. Wer das liefere, bekomme als Ertrag vor allem das jahrelange Vertrauen der Kunden. Stimmt das, stimmen auch die Zahlen. Die Gleichung ist 2013 aufgegangen. „Wir sind mit unserem Geschäftsjahr sehr zufrieden“, sagt Schulte anlässlich der Vorstellung der Zahlen. Trotz Niedrigzinsphase, Eurokrise und scharfem Wettbewerb habe die Bank auch im zurückliegenden Geschäftsjahr wieder Wachstum in allen wichtigen Bereichen geliefert. Der Vorstandschef der Ludwigsburger spricht sogar von einem Jahresabschluss „mit Prädikat“.

hier einen Ertrag auf Vorjahresniveau erwirtschaften konnte. Niedrige Zinsen würden seiner Bank eher nützen als anderen. Weil die Kunden das Haus kennen, teilweise über Generationen treu bleiben. Auch und gerade beim Thema Online-Banking sei das spürbar. Hier ist die Zahl der Kunden 2013 um fünf Prozent gestiegen. Pro Tag loggen sich im Schnitt fast 25 000 Nutzer ein. pop Heinz-Werner Schulte ist auch mit geringen Wachstumsraten „sehr zufrieden“

kapitalquote hat sich um fast 1,5 Punkte verbessert. „Die Zinsmargen waren permanent unter Druck“, sagt Schulte. Umso erfreulicher sei, dass man

Quelle: Kreissparkasse Ludwigsburg

Allerdings steigen Kreditvolumen und auch die Einlagen um weniger als ein Prozent. Der Gewinn liegt ebenfalls nur leicht über dem Vorjahresniveau. Die Kern-

Kreissparkasse Ludwigsburg Bilanzsumme Zinsergebnis Provisionsergebnis Betriebsergebnis Cost-Income-Ratio Kernkapitalquote Kundeneinlagen Kreditvolumen Mitarbeiter

Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahresergebnisse in Klammern)

Grenzüberschreitend gut

Bilanz des Jubiläums

Vor sieben Jahren schloss sich die VR Bank Ludwigshafen der VRBank Rhein-Neckar an. Auch im sechsten Jahr des Bestehens hat das Institut mit Sitz in Mannheim sein Wachstum fortgesetzt. Der Vorstand um den Vorsitzenden Wolfgang Thomasberger ist zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir ein schwieriges Jahr für die Banken erfolgreich gestalten konnten.“ In Zahlen: Die Bilanzsumme steigt auf 3,469 Milliarden Euro. Auch beim Kundengeschäft verzeichnet man einen Zuwachs von 1,9 Prozent auf nunmehr über 3 Milliarden Euro. Auffällig bei den Kurpfälzern ist der Anteil der Kundeneinlagen an der Bilanzsumme: Diese Summe übersteigt das Kreditvolumen um fast das Doppelte. Heißt: Die VRBank hat im Kreditgeschäft noch großes Wachstumspotenzial. 2013 stieg das Volumen der Ausleihungen nur moderat um 44 Millionen Euro auf 1,7 Milliarden Euro.

2013 war das Jahr des Jubiläums für die Volksbank Kirchheim-Nürtingen: 150 Jahre alt wurde das Institut. Die Zahlen des vergangenen Jahres stehen ganz in der Genossenschaftstradition: solide und gesund. Für mehr Aufregung sorgte im vergangenen Jahr allerdings eine wichtige Personalie. Überraschend hatte Vorstandschef Harald Kuhn angekündigt, das Unternehmen nach zwölf Jahren zu verlassen und „eine neue Herausforderung zu suchen“, wie er selbst sagte. Wolfgang Mauch hat Kuhns Posten Anfang April dieses Jahres übernommen. Dennoch ist seit Ende März ein Posten im Zweier-Vorstand vakant. Der Aufsichtsrat hat noch keinen Nachfolger nominiert. Interimsweise nimmt Prokurist Eberhard Gras den Platz im Gremium ein. Der oder die Neue wechselt zu einer gesunden Bank. Zinsüberschuss und Provisionsergebnis notieren auf Vorjahresniveau. Der Kredit-

Quelle: VR Bank Rhein-Neckar

VR Bank Rhein-Neckar Bilanzsumme 3,469 Mrd. (3,412) Zinsergebnis 72,2 Mio. (71,0) Provisionsergebnis 26,4 Mio, (26,0) Betriebsergebnis n. Bewertung 36,3 Mio. (35,0) Cost-Income-Ratio 63,1 (63,8) Kernkapitalquote 13,6 (13,1) Kundeneinlagen 3,016 Mrd. (2,961) Kreditvolumen 1,694 Mrd. (1,650) Mitarbeiter 669 (670) Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahresergebnisse in Klammern)

bestand legt um 3,4 Prozent zu, das Neukreditvolumen sogar um 8,7 Prozent. Das betreute Kundenvolumen steigt um 2,7 Prozent an. „Wir hatten eine überdurchschnittliche Steigerung in fast allen Geschäftsfeldern und sind somit mit dem Jahr sehr zufrieden“, erklärt Mauch. Da die Bank stille Reserven dem (offenen) Kernkapital zuführte, weist man ein überdurchschnittliches Ergebnis nach Bewertung von rund 42 Millionen Euro aus. rs

Volksbank Kirchheim-Nürtingen

Quelle: Volksbank Kirchheim-Nürtingen

Auch die Haupteinnahmequellen der Bank sprudeln stabil: Der Zinsüberschuss steigt auf 72,2 Millionen, das Provisionsergebnis auf 26,4 Millionen Euro. Entsprechend legt das Betriebsergebnis auf 36,3 Millionen Euro zu. Die aktuell rund 86 000 Mitglieder erhalten eine Dividende von sechs Prozent, auch das ein Hinweis darauf, dass die grenzüberschreitende Idee von vor sechs Jahren eine gute war. rs

9,68 Mrd. (9,54) 196,3 Mio. (164,0) 47,7 Mio. (50,0) 67,8 Mio. (70,3) 53,7 (53,4) 14,2 (12,8) 6,31 Mrd. (6,31) 4,94 Mrd. (4,91) 1890 (1850)

Bilanzsumme 1,67 Mrd. (1,66) Zinsergebnis 36,5 Mio. (36,3) Provisionsergebnis 12,3 Mio. (12,3) Kreditvolumen 1,153 Mrd. (1,087) Kundeneinlagen 1,245 Mrd. (1,233) Cost-Income-Ratio k. A. Kernkapitalquote 9,42 (8,6) Betriebsergebnis v. Bewertung 17,3 Mio. (14,1) Mitarbeiter 359 (346) Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahresergebnisse in Klammern)

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Management • Personal & Karriere

Wer will denn

arbei

Unternehmen auf dem Land fällt es schwerer, Fachkräfte für ein Leben und Arbeiten abseits der Metropolen zu gewinnen. Aber Not macht erfinderisch und so entstehen viele erfolgreiche Konzepte

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itten im Schwarzwald. So lautet der Werbespruch der Gemeinde Glatten. So sieht es dort auch aus. Gerade jetzt am Übergang vom Frühjahr zum Sommer leuchten die Wiesen in einem besonders intensiven Grün. Und die Bäume stehen ebenso in voller Pracht. Viel Ruhe, viel Natur, Idylle pur. Den Naturfreund freut’s. Den Unternehmer nicht immer. Denn der hat ein Problem und das heißt Fachkräfte. Wie bekomme ich diese begehrte Spezies in den 2400-Seelen-


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hier

ten? Ort lautet seine Aufgabenstellung. „Eine große Herausforderung. Es ist nicht immer einfach, im ländlichen Raum Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Kurt Schmalz. Zusammen mit seinem Bruder Wolfgang leitet er als geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation das Familienunternehmen Schmalz. Beim Spezialisten für Vakuumtechnik fällt die Suche besonders schwer bei „Stellen, die Expertenwissen und spezifische Berufserfahrung vospezifische raussetzen“, führt er weiter aus. Der Wettstreit um die besten

Foto: Jigal Fichtner

Köpfe fi findet ndet gleich an mehreren Fronten statt. Zum einen ist da der eigene Erfolg. In den vergangenen fünf Jahren wurde die Belegschaft um ein Viertel aufgestockt. Durchweg mit gut ausgebildeten Fachkräften. Der Inge800-köpfigen nieursanteil an der 800-köpfi gen Belegschaft liegt bei 28 Prozent. Womit auch schon zum Ausdruck kommt, dass in technischen Berufen der größte Mangel herrscht. Um exakt dieses Klientel buhlen jedoch in unmittelbarer Nachbarschaft weitere industrielle Hochkaräter.

Als wäre das nicht genug, verschärft der Genosse Trend die Lage zusätzlich. Und das gleich in doppelter Weise. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg prognostiziert bis 2020 einen Rückgang der Schülerzahlen um rund 16 Prozent. Mit anderen Worten: Das Potenzial an zukünftigen Fachkräften schrumpft. Das betrifft alle gleichermaßen, Zentren wie abgelegene Regionen. Erstere jedoch sehen das gelassen, denn sie legen bei den Einwohnerzahlen kontinuierlich zu.

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Management • Personal & Karriere

Kurt Schmalz leitet den Vaku­ umspezialisten Schmalz, Hauke Hannig spricht für EBM Papst

Die Stadt ist wieder in. Reurbanisierung nennt sich das. Die Kehrseite der Medaille heißt Landflucht. Und diese Schere geht zukünftig immer weiter auseinander. Das Landesministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz rechnet bis 2030 mit einem Rückgang der Erwerbstätigen um zwölf Prozent in eben jenem ländlichen Raum. Und das ist die optimistische Variante. Ein Minus von über 20 Prozent hält das Ministe-

Die Zahl der Erwerbstätigen geht auf dem Land bis 2013 um bis zu 20 Prozent zurück rium für ebenso denkbar. Damit ginge jeder fünfte Mitarbeiter verloren. Von einem „Zangengriff“ sprechen die Statistiker in Stuttgart. Schrumpfende Bevölkerung und Abwanderung setzen weiten Landstrichen gleich zweifach zu. Mit unabsehbaren Folgen für die jeweilige Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Einzelhandel und eben auch für die dort ansässigen Unternehmen. „So hoffnungslos ist das Rennen um die Fachkräfte nicht“, macht Markus Weber Hoffnung. Der geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter Personalberatung Dr. Maier + Partner sieht vor allem für Firmen große Chancen, die den Wandel auf dem Arbeitsmarkt bereits nachvollzogen haben: „Die Bewerber suchen sich den Arbeitgeber aus und nicht umgekehrt.“


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Brigitte Schütz leitet das Recruiting bei dem Messtechnikspezialisten Testo in Lenzkirch

Für sich zu werben, sich attraktiv und als Marke interessant zu machen, das ist für viele Neuland. Entsprechende Werbebroschüren sind zwar schnell erstellt. Aber damit ist es nicht getan. „Auf die Unternehmenskultur kommt es an“, so Weber. Künftige Mitarbeiter wollen wissen, wofür der Betrieb steht, wie seine Strategie aussieht, welchen Werten er sich verpflichtet fühlt und ob die auch gelebt werden. „Das Gehalt muss stimmen, aber besitzt längst nicht mehr den einstigen Stellenwert“, weiß der Personalexperte aus zahlreichen Bewerbergesprächen. In denen ist die meistgestellte Frage die nach den persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Team, Umfeld, Führungskultur, das interessiert die wechselwillige Fachkraft. Unternehmen, die darauf keine Antwort wissen, bleiben auf der Strecke. Flache Hierarchien, viel Verantwortung, schnelle Entscheidungen sind also gefragt. Deshalb gibt es durchaus viele High Potentials in Konzernen, die mit einem Engagement im Mittelstand liebäugeln, insbesondere Ingenieure. „Die wollen den gesamten Entwicklungsprozess eines Produkts begleiten und nicht nur für ein winziges Bauteil zuständig sein“, erklärt Weber deren Beweggründe. Ein Hoffnungsschimmer für den Mittelstand, vorausgesetzt die Unternehmenskultur stimmt. Letztere scheint bei EBM Papst zu stimmen. Der VentilatorenSpezialist sitzt in Mulfingen. Ein Fotos: J.Schmalz, EBM, Testo

Ort im Jagsttal, der sich wenig vom schon beschriebenen Schwarzwalddörfchen Glatten unterscheidet. Nur die Hügel verlaufen im Hohenlohischen sanfter. 25 Kilometer bis zur Autobahn, 70 Kilometer bis zur nächsten größeren Stadt sind es auch hier. „Wir leben von der Kreativität der Mitarbeiter und pflegen eine sehr transparente Unternehmenskultur“, sagt Pressesprecher Hauke Hannig. Eine Kultur, die von Verantwortung spricht und diese auch überträgt. Auf der wohl wichtigsten deutschen Ausstellungsplattform, der Hannover Messe, standen am Firmenstand nicht etwa die Verkaufsprofis, sondern die Auszubildenden. Zwölf Nachwuchskräfte führten Kundengespräche und betreuten Besucher. Auch sonst lassen sich die Verantwortlichen einiges einfallen. Schüler erhalten zusammen mit ihren Eltern eine dreistündige Exklusivführung durch das Werk. Anruf genügt. Zwar sank auch bei EBM Papst die Zahl der AusbildungsBewerbungen. Aber immer noch gehen für die 60 Plätze zwölf Mal so viele Bewerbungen ein. Kernarbeitszeit in der Verwaltung – abgeschafft. Jeden Tag holen im Umkreis von 40 Kilometern von der Firma gecharterte Busse die Mitarbeiter zur Arbeit ab und bringen sie wieder nach Hause. Die Liste ist noch deutlich länger und führt auf jeden Fall zum gewünschten Effekt: „Die Fluktuationsrate liegt bei unter einem Prozent“, so Hannig. Und auch die Ingeni-

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Management • Personal & Karriere

eursstellen bleiben nicht unbesetzt. Die besten Labore, die neueste Technik, viele Freiheiten, das zieht nach Überzeugung des Kommunikationschefs. Gleich ein Komplettpaket hat Schmalz für seine Mitarbeiter geschnürt. „Life+“ nennt sich das und kommt der Komplettversorgung sehr nahe. Finanzen, Gesundheit, Weiterbildung, Familie, alles wird abgedeckt. Darunter befindet sich unter anderem der im Vorjahr

Der Erfolg gibt EBM Papst recht: Die Fluktuation liegt bei unter einem Prozent eröffnete firmeneigene Kindergarten, den Nichtraucherbonus, die kostenlose Massage, die Möglichkeiten der eigenen Bildungsakademie oder auch das flexible Arbeitszeitmodell. Zeitkonten, das gab es bei Schmalz bereits zu einer Zeit, als andere den Begriff noch nicht einmal kannten. Bereits vor 18 Jahren wurden diese eingeführt. Die Erklärung für all das liefert der Firmenchef gleich mit: „Weil wir auch für Bewerber außerhalb des Schwarzwalds attraktiv sein wollen, bieten wir eine ganze Reihe von Maßnahmen. Sie gehen weit über das hinaus, was man gemeinhin von einem Mittelständler kennt.“

Matthias Mietka leitet die Externe Kommunikation bei Paul Hartmann

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Neben solchen Angeboten setzt die Paul Hartmann AG in Heidenheim auf die regionale Verankerung und entsprechende Partnerschaften. Der Hersteller von Medizin- und Pflegeprodukten beteiligt sich an der Fachkräftekampagne „Erstaunliches Ostwürttemberg“, eine Kooperation von IHK, Wirtschaftsförderung und Unternehmen der Region. Das stärkt ebenso die Marke wie das langjährige Sportsponsoring. Bereits seit 2001 ist man Hauptsponsor des Fußballclubs 1. FC Heidenheim. „Unser Unternehmenslogo, das blaue Oval, auf den Trikots zu sehen, darauf sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort stolz“, sagt Matthias Mietka, Leiter Externe Kommunikation. Und mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga erhöht sich zudem die deutschlandweite Präsenz um ein Vielfaches. Und dennoch stoßen die Aktivitäten an ihre Grenzen. Bei Testo im badischen Lenzkirch sind ITFachleute gleichermaßen begehrt und schwer zu bekommen. „Das war schon immer schwierig aufgrund der geografischen Lage“, sagt die Abteilungsleiterin Recruiting Brigitte Schütz und fügt hinzu: „Diese Experten reizt das Arbeiten in einem professionellen Umfeld mit neuesten Technologien und Methoden. Ergänzt wird dieses Paket durch vielfältige Benefits wie flexible Arbeitszeiten und Gesundheitsangebote.“ Bleibt nur die Frage, wie bekommt es die Zielgruppe überhaupt mit, dass der Messtechnik-Weltmarktführer das alles bietet. Ein Los, das im Übrigen viele Unternehmen teilen, die nicht für Endkunden produzieren. Also gilt es, Geschichten zu erzählen. Geschichten von ganz praktischen Anwendungen, beispielsweise vom Einsatz der Wärmebildkamera bei der Feuerwehr. Oder davon, wie spannend und herausfordernd es sein kann, Messgeräte für mobile Anwendungen wie Tablet oder Smartphone fit zu machen. „Es ist eine andere Art zu kommunizieren“, macht Schütz deutlich. Marke und Markenkern rücken in den Mittelpunkt. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann darf es auch mal eine unorthodoxe Lösung sein. In der Forschung fällt es EBM Papst immer schwerer, geeignetes Personal in

Willkommen! Die Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg war in Sachen Fachkräften schon immer ein wenig schneller: Spanische Ingenieure sind seit Jahren im Fokus, auch bei Auszubildenden im Handwerk aus diesem Land ist man ganz vorne dabei. Und nun ist Wirtschaftsförderer Heinz-Rudi Link mit einem weiteren Projekt Vorreiter: In VillingenSchwenningen hat das erste von landesweit elf„Welcome Centern“ eröffnet. „Wir unterstützen damit Unternehmen bei der Rekrutierung von internationalen Fachleute, bieten darüber hinaus aber auch den Fachkräften aus dem Ausland eine Anlaufstelle für Fragen aller Art“, erläutert Cornelia Lüth (Bild o. r.), Bereichsleitung Fachkräfte. Michela Crispo unterstützt im „Welcome Center“ unter anderem bei Behördengängen, daneben werden Kontakte über den „Club der Kulturen“ angeboten. 100 Firmen und 200 Fachkräfte will Lüth im ersten Jahr unterstützen: „Die ersten Anfragen zeigen: Der Bedarf ist groß.“

den ländlichen Raum zu locken. „Wenn die nicht zu uns kommen, dann kommen wir eben zu ihnen“, fasst Firmenchef Rainer Hundsdörfer die Überlegungen zusammen. Er liebäugelt damit, auf einem Hochschulcampus ein Entwicklungszentrum zu errichten. Die Not macht eben erfinderisch und führt vielfach zu den erhofften Resultaten. Zumal Firmen in Großstädten in Sachen Personalgewinnung noch schlafen. „In den Zentren ist der Leidensdruck noch nicht so groß“, sagt Personalberater Weber. Gute Chancen also für die Unternehmen in der ländlichen Idylle. Michael Hölle Fotos: Hartmann, Michael Frietsch


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Unternehmen

Fotos: Winkler

Robert Riegger und Christian Reith (r.) sind Bildungspartner der regionalen Unternehmen

Praxisnah seit vier Jahrzehnten

Das Winkler Bildungszentrum hat ein Mittel gegen Fachkräftemangel

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eit mehr als vier Jahrzehnten befasst sich das Winkler Bildungszentrum mit der beruflichen Aus- und Weiterbildung. „Wir haben uns als wichtiger Partner der regionalen Wirtschaft bei der technisch-gewerblichen Metallausbildung etabliert“, erläutert Geschäftsführer Christian Reith. Was 1970 als Ausbildungswerkstatt der Winkler Bäckereitechnik begann, hat als Winkler Bildungszentrum GmbH (W/BZ) mit modernen Werkstätten und Schulungsräumen einen guten Ruf als praxisnaher Bildungsdienstleister. Das W/BZ entwickelt und setzt die unterschiedlichsten Qualifizierungskonzepte und Strategien in

Lothar Schwaab bildet praxisnah aus

Zusammenarbeit mit Kunden, Auftraggebern und Teilnehmern um. Im Schnitt nutzen jährlich mehr als 100 Betriebe mit rund 230 Azubis und weitere 600 Kursteilnehmer die Bildungsdienstleistungen des Unternehmens der GBT-Gruppe, mit steigender Tendenz. Denn: „Dem wachsenden Fachkräftemangel setzen wir unsere praxistauglichen Qualifizierungsmaßnahmen entgegen“, so Reith. Das liest sich gut. Und was bedeutet das in der Praxis? „Wir übernehmen beispielsweise für die Unternehmen Leistungen, die diese selbst nicht anbieten können“, sagt Robert Riegger, Leiter der technisch-gewerblichen Ausbildung. Denn in den Betriebsabläufen ist die Qualifizierung oft schwer integrierbar. Auch ist nicht immer genügend Zeit verfügbar, um den künftigen Fachkräften die intensive Grundausbildung zu vermitteln. „Hier bieten wir maßgeschneiderte Lösungen, auch in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern“, so Robert Riegger. „Das Ausbildungszentrum zwischen Villingen und Schwenningen ist optimal ausgestattet“, sagt Lothar Schwaab, Leiter des technisch-gewerblichen Bereichs. „Den Neubau haben wir 2003 auf die Anforderungen moderner Schulungsmöglichkeiten ausgerichtet. Wir investieren regelmäßig, für 2013 ist die Anschaffung von zwei Drehmaschinen beschlossene Sache.“ Damit kann das W/BZ weiterhin Bildungsleistungen wie ein Großunternehmen bieten.

Das Winkler Bildungszentrum ist als Bildungsdienstleister etabliert und bietet folgende Möglichkeiten: – Ausbildungsverbund mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen. – Umschulungen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur und Sozialversicherungsträgern. – Weiterbildungskurse zur Ergänzung der Fachausbildung. – Qualifizierungsberatungen für Unternehmen.

Bildungsleistungen In modernen Werkstätten und Schulungsräumen mit aktueller technischer Ausstattung vermitteln 22 fest angestellte Ausbilder und weitere Dozenten praxisgerecht Ausund Fortbildungen. Neben Theorie und Praxis bieten Pädagogen Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung.

Scannen Sie den QR-Code und erfahren Sie mehr über das Winkler Bildungszentrum!

Kontakt W/BZWinklerBildungszentrumGmbH Christian Reith (Geschäftsführer) RobertRiegger(Tech.-gewerbl.Ausbild.) LotharSchwaab(Tech.-gewerbl.Ausbild.) Wilhelm-Schickard-Straße 5 78052 Villingen-Schwenningen hallo@wbzgmbh.de www.einen-schritt-weiter.de Telefon: 0 77 21/91 98-41 Telefax: 0 77 21/91 98-28 18/2014

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Management • Personal & Karriere

Markus Weber, Jahrgang 1966, hat sich auf die Jagd nach den besten Köpfen spezialisiert. Der Diplom-Volkswirt ist geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter Personalberatung Dr. Maier + Partner. Diese ist spezialisiert auf die Suche nach Führungsund Fachkräften.

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Foto: Michael Hölle


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„Wir brauchen Offenheit!“

Der Stuttgarter Personalberater Markus Weber über die Existenz des

Fachkräftemangels und die Chancen durch Schweiz-Rückkehrer Der Fachkräftemangel spaltet passt so gar nicht in das Bild einer Da trifft es sich gut, dass derzeit die Wissenschaft. Die einen beeine ganz andere Gruppe in den weltoffenen und liberalen Schweiz. Mittelpunkt rückt, die der RückIst denn Deutschland tatsächlich zeichnen ihn als größte Herauskehrer aus der Schweiz. Schon forderung für die Wirtschaft, die weltoffener? seit einiger Zeit nimmt die Zahl anderen als eine Erfindung der➤ Weber: Auch wir müssen erst der in der Eidgenossenschaft selben. Herr Weber, mal ehrlich: einmal eine wirkliche Willkomarbeitenden Deutschen ab, Gibt es ihn denn nun wirklich, menskultur entwickeln. nicht zuletzt befördert durch Das Subjektive schlägt also das den Fachkräftemangel? die dortige Zuwanderungsdis➤ Markus Weber: Ja, den gibt es. Objektive. In den Chefetagen kussion und die daraus resultieAllerdings in deutlich unterschiedder Schweiz liegt der Ausländerrende Volksabstimmung, die vor licher Ausprägung. Allgemein lässt anteil im Schnitt bei 50 Prozent, wenigen Wochen zur Kündisich sagen, dass insbesondere an hierzulande nicht einmal bei gung des FreizügigkeitsabkomFach- und Führungskräften in zehn Prozent. mens mit der EU führte. Spüren technischen Berufen ein großer ➤ Weber: Noch einmal, es geht Sie die Auswirkungen bereits? Mangel herrscht. Bestes Beispiel darum, wie die Menschen ihren dafür sind die Ingenieure. Alltag empfinden, im Beruf Da gibt es generell zu wenig wie im familiären Umfeld. davon. Bei speziellen FachHinzu kommt die seit Län„Wer Fachkräfte haben will, richtungen wie Elektrotechgerem geführte öffentliche der muss Perspektiven bieten“ Diskussion über Ausländer nik oder Entwicklung sowie zusätzlichen Kompetenzen und deren Nutzen für die in Vertrieb oder ManageSchweiz. Fach- und Fühment wird die Suche dann noch rungskräfte reagieren sehr sensibel ➤ Weber: Die Bereitschaft zur Rückkehr ist deutlich gestiegen. schwieriger. auf solche Strömungen. Ein gutes Gehalt ist also doch Viele denken heute ernsthaft über Und wo ist die Suche nach wie vor einfach? nicht alles? entsprechende Angebote nach. ➤ Weber: In den Dienstleistungs➤ Weber: Sicherlich ist die Noch vor zwei Jahren hätte man Schweiz nach wie vor ein attraktiberufen oder im kaufmännischen schlichtweg keine Chance gehabt Bereich bietet der Arbeitsmarkt ver Standort mit guter Bezahlung, mit solch einem Ansinnen. weiterhin eine gute Auswahl. Ist geringerer Besteuerung und hoher Woran liegt das? da eine Stelle ausgeschrieben, Lebensqualität. Aber andere Fak➤ Weber: Die Deutschen fühlen kommen schon noch waschkörbetoren nehmen an Bedeutung zu. sich zwar akzeptiert, aber nicht Sicherlich muss das Gehalt stimweise Bewerbungen. willkommen. Immer wieder ist Zurück zu den Mangelberufen. men, aber bei Fach- und Führungsvon einer gläsernen Decke die ReHat denn die Wirtschaftskrise in kräften ist das nur ein Teil. Die de, durch die ein Deutscher nicht den südeuropäischen Ländern erste und meistgestellte Frage bei durchstoßen kann. Die EinbinLinderung für die hiesigen FirGesprächen ist die nach den perdung in das alltägliche Leben fällt men verschafft? sönlichen Entwicklungschancen. vielen schwer. ➤ Weber: Ein wenig. Durch den Was müssen also Unternehmen Sind nicht auch viele mit falin Baden-Württemberg tun, um Zuzug hoch qualifizierter Arbeitsschen Erwartungen dorthin gekräfte aus Spanien, Italien oder ihre Landsleute zurückzuholen? gangen? Griechenland hat sich der Druck ➤ Weber: Eben jene persönliche ➤ Weber: Das mag sein. Trotz hierzulande ein wenig verringert. Entwicklungsperspektive bieten. der vermeintlich gleichen Sprache Allerdings geht die Zahl der InteDazu gehört dann auch eine Kulist die Schweiz Ausland, was im ressenten deutlich zurück. Das ist tur der Offenheit. Eben all jene Übrigen auch für Österreich zueine Reaktion auf die wirtschaftDinge, die die Deutschen in der trifft. Das haben sicher viele unterliche Erholung in den jeweiligen Schweiz vermissten. schätzt. Das Entscheidende dabei Ländern. Michael Hölle ist: Die eigene Wahrnehmung

Wir beraten … … Firmen bei der Suche nach internationalen Mitarbeitern … neue internationale Mitarbeiter zu Eingliederungsfragen … in den 3 Landkreisen Schwarzwald-Baar-Kreis, Rottweil und Tuttlingen Zu diesen Öffnungszeiten sind wir mehrsprachig für Sie da: Montag – Freitag: 8:30 - 12 Uhr | 13 - 17 Uhr Gerne können Sie einen Termin auch außerhalb der Geschäftszeiten vereinbaren. Kontakt: WelcomeCenter Gewinnerregion c/o Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg Marienstr. 10 78054 VS-Schwenningen Tel.: 07720-660 4405 welcome@wifoeg-sbh.de www.welcome-sbh.de Unterstützt durch das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds

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Management • IT-/Datensicherheit

Der AbwehrEberhard Oehler hat etwas Unerhörtes gewagt: Der Leiter der Stadtwerke Ettlingen lud einen Hacker zum Angriff ein. Mit bemerkenswerten Folgen. So viel Mut wäre auch an anderer Stelle notwendig

Eberhard Oehler in der Leitstelle der Stadtwerke Ettlingen – dem Angriffsziel von „FX“

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Foto: Jigal Fichtner


-Chef

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ätte Eberhard Oehler nicht dieses trationstest derart auf den digitalen Zahn Buch gelesen, er wäre wohl bis heu- fühlen lassen, kann man an einer Hand abte blauäugig. So aber hat sich der zählen. Schlimmer noch: Laut einer aktuelChef der Stadtwerke Ettlingen auf ein Ex- len PwC-Studie war zwar ein Fünftel des periment eingelassen: „Einerseits hatte ich deutschen Mittelstandes bereits von gezielVertrauen in unsere IT-Infrastruktur. Ande- ten Hackerangriffen betroffen – wobei laut rerseits wollte ich wissen, wie real die Aus- PwC viele Angriffe wohl unbemerkt bleiben, sagen des Buches ‚Blackout‘ tatsächlich da Firmen meist gar nicht die Prozesse hätten, sind.“ In dem Bestseller beschreibt Autor um Angriffe zu bemerken. Ohnehin erschöpMarc Elsberg Hackerangriffe – und die ver- fe sich der Schutz auf Angriffe meist auf Viheerenden Folgen. Und genau das planten renscanner, die kostenlose Variante versteht die Autoren des Arte-Films „Cyberwar“ sich. Für Hacker wie FX „Kinderkram“. Laut PwC haben sogar zwei Drittel der auch mit den Stadtwerken Ettlingen: Hacker-Legende Felix „FX“ Lindner sollte sich Unternehmen ganz resigniert, da es „keinen wirksamen Schutz gebe“. Für „FX“ Blödsinn. in das System einhacken. Oehler zeigte sich offen, FX und er waren Es muss eben nur durchdacht geschehen. sich bei allen menschlichen Unterschieden Oder wie es Oliver Winzenried von Wibusofort sympathisch. Das Experiment begann. Systems ausdrückt: „Unternehmen müssen Kaum zwei Tage später erhielt der Stadtwer- ihre Produkte und ihr Know-how vor Manikechef den Anruf, mit dem er nicht gerech- pulation schützen! Kryptografische Verfahnet hatte: „Noch ein paar Klicks und es ist ren haben sich dafür bereits bewährt.“ dunkel …“. Blackout in Ettlingen. Der Und noch eine Mär existiert im digitalen Worst Case. FX hatte die Leitstelle, das Ner- Umfeld: Man habe ja nichts zu verbergen. vensystem der Stadtwerke, unter seiner Kundendaten und KonstruktionszeichnunKontrolle. Stromversorgung. Wasserversor- gen, Kontonummern und Lagepläne, in jegung. Gasversorgung. Auf alles hatte der dem Unternehmen gibt es aber Dutzende Profi-Hacker Zugriff. Ach ja, auf den Mail- interessante Daten. Nach Einschätzung des verkehr von Oehler und anderen Mitarbei- Sicherheitsforschers Sandro Gaycken werden tern ebenfalls, quasi als Abfallprodukt. Oeh- heute sogar Baupläne und Betriebsanleitungen kompletter ler im Econo-Gespräch: „Da wird Fabriken ausspioniert – und dann es einem dann schon anders!“ Gemeinschaftsdrucker sind ein eins zu eins an Anders wurde anderer Stelle in wunderbares Angriffsziel der Welt aufgees aber auch dem baut. Angesichts IT-Dienstleister der Stadtwerke. von mindestens „Die haben regelrecht panisch reagiert“, er- 120 Ländern, die aktiv Spionage per Internet zählt Oehler. Er hat die Spezialisten erst im betreiben: ade, Technologievorsprung! Doch wie kommen die Hacker an die Nachhinein über das Experiment informiert. Doch der Panik folgte Dankbarkeit: FX leg- Daten? Hacker wie FX setzen auf Erfahrung te alle Schwachstellen offen, die IT-Spezia- und „Social Engeneering“, also das Ausspälisten machten sich ans Werk – immerhin hen des Unternehmensumfelds. Gerne wird sind sie für 300 weitere Stadtwerke aktiv. dann in einem geschickten Moment der Zudem strukturierte Oehler seine IT-Abtei- USB-Anschluss eines Gemeinschaftsdrulungen um und kappte Vernetzungen, die ckers auf dem Flur angezapft. Oder eine nicht notwendig waren. freie Datendose im Eingangsbereich. Oder Doch was wäre tatsächlich bei einem man lässt vor dem Mitarbeitereingang einen Blackout passiert? Was wäre so schlimm USB-Stick fallen – es findet sich immer ein daran? Oehler: „Ohne Strom geht nichts Hilfsbereiter, der das Ding im Büro-PC vermehr, weder ein Mobilfunkmast noch Alar- senkt, um denjenigen ausfindig zu machen, mierungen bei Rettungskräften, keine Tank- dem der Stick gehören könnte … Zack, hat stellen, keine Heizungen, Fahrstühle, Ra- der Hacker Zugriff. Thomas Schamm und Matthias Huber dios, nichts“ Der wirtschaftliche Schaden kann selbst bei einer raschen Behebung fallen problemlos noch weitere schlichte des Fehlers – eine Stunde benötigt es Mini- Wege ein, um illegalen Zugang zu digitalen mum – in die Millionen gehen. Insgesamt Welten zu erhalten. Der Bereichs- und der kommt die Situation nach Einschätzung des Abteilungsleiter am Forschungszentrum Stadtwerkechefs aber einer Katastrophe im Information FZI arbeiten an der digitalen Sinne des Wortes gleich. Deshalb kann er Vernetzung. Hinter der Fassade des histoauch nicht verstehen, dass bislang kaum rischen Gebäudes in der Haid-und-NeuAlarmpläne vorliegen. Oehler: „Für Hoch- Straße in Karlsruhe werden unter anderem wasser und Sturm gibt es das auch!“ Robotersysteme zur Unterstützung hilfsbeWas Oehler zugelassen hat, ist ziemlich dürftiger Menschen aufgebaut. Hier werden einmalig. Unternehmen, die sich per Pene- vernetzte Wohnungen für Ältere pra18/2014

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Management • IT-/Datensicherheit

xisnah simuliert. Und in der Garage stehen hochwertige Fahrzeuge, die für die automobile Zukunft aufgerüstet sind: das autonome Fahren. In und um Karlsruhe begegnet man den Versuchsautos immer wieder. Kurzum: „Wir haben tagtäglich bei unserer Arbeit mit den Fragen nach Datensicherheit und möglichen Hackerangriffen zu tun“, so das Forscher-Duo.

Die Einbindung von Smartphones in die Autos bereitet den Forschern Sorgen

Matthias Huber (l.) und Thomas Schamm forschen am FZI in Karlsruhe auch in Sachen IT-Sicherheit

Die Einschätzung von Schamm und Huber: Die Automobil-Industrie hatte bislang die IT-Sicherheit so weit im Griff – vor allem aus einem Hackerangriff auf eine Reifendrucküberwachung per Funk habe man Lehren gezogen. Doch die derzeit per Werbung proklamierte direkte Einbindung von Smartphones ins System macht den Forschern Sorgen: „Um das FahrFoto: Jigal Fichtner

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59 eingebaut werden sollen. Das Forscher­Duo sieht's kritisch. Für den Profi­Hacker FX ist es schlicht ein Gau: Ein besseres Ein­ fallstor für Cyberangriffe gibt es nicht. Denn: Hacker müssen nichts mehr ausforschen, keine USB­ Sticks platzieren oder Drucker an­ zapfen. Sie haben den Zugang zu den Netzen im Keller – und alle Zeit der Welt, um sich einzuhacken. Kein Wunder, dass Stadtwerke­ chef Oehler nach seinen Erfahrun­ gen mit FX die Smart Meter eben­ falls äußerst kritisch sieht. Er be­ treibt deshalb bei Gelegenheiten aller Art Aufklärung, will sensibili­ sieren. Und hat den Autor Marc Elsberg für Anfang Juli zu einer Lesung nach Ettlingen eingeladen: „Wir müssen endlich breit über die Folgen der neuen Technologien diskutieren!“ Dirk Werner

SONDERMASCHINEN / VORRICHTUNGEN

CAD-KONSTRUKTION

Computerkriminalität 84 981

87 871

Fälle

Fälle

2011

darunter:

Cyberkriminalität im engeren Sinne 59 494

63 959

Fälle

Fälle

2012 2011

26 723

2012

davon:

24 817

15 726 16 794

4730

7671 8539 2952

2011 2012

2011 2012

Computerbetrug laut StGB

Betrug mit Zugangsberechtigungen zu Kommunikationsdiensten

2011 2012

10 857 4644 2011 2012

DatenverändeFälschung beweiserheblicher rung, Computersabotage Daten, Täuschung im Rechtsverkehr bei Datenverarbeitung

TECHNISCHE LÖSUNGSKONZEPTE

Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik, Bitkom/IDC 2013

zeug richtig absichern zu können, müssten die Autohersteller jede App auf dem Smartphone des Fah­ rers kennen.“ Noch größere He­ rausforderungen bringt das voll vernetzte Fahren, bei dem mög­ lichst alle Autos miteinander kom­ munizieren. Ein Fest für Hacker! Und ein Albtraum für Datenschüt­ zer! Denn was passiert beispiels­ weise mit all den Bewegungsdaten? Doch wie gesagt sehen Schamm und Huber die Autoindustrie in Sachen IT­Sicherheit aber bislang gut aufgestellt. Anders die Indust­ rie: „Für das Hype­Thema 'Indust­ rie 4.0' gibt es noch gar keine richtigen Lösungsansätze.“ Und erst die Smart Meter, die intelligen­ ten Stromzähler, die laut Bundes­ regierung für das Gelingen der Energiewende unabdingbar sind und flächendeckend in Gebäuden

2011 2012 Ausspähung, Abfangen von Daten

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Management •

Vorsicht vor kostenlos! Öffentliche WLAN-Netze sind beliebt. Und öffnen Hackern Tür und Tor. Beim„Live Hacking“ erlebten das die Besucher hautnah

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tädte, Hotels, Einkaufszentren, alle werben sie inzwischen mit einer ganz besonderen Attraktion – dem freien WLAN. Surfen für umme, das zieht. Groß die Verlockung, groß die Gefahr. Das demonstrierten die beiden IT-Sicherheitsexperten Kai Jendrian und Jörg Völker der Secorvo Security Consulting beim „Live Hacking“. Zuerst zur Verlockung. „Ein kostenloser Internetzugang, dieser Verlockung können die wenigsten widerstehen“, so Jendrian. Selbst in einer Veranstaltung mit dem Titel „Live Hacking“. Zahlreiche Smartphones und Tablets der Besucher waren eingeloggt, ungeschützt. Und genau da liegt das Problem: „Wer in fremden WLANNetzen unterwegs ist, muss großes Vertrauen in den Betreiber dieser Access Points haben“, macht Völ-

ker deutlich. Denn das Netz kann durchaus zum Angriff blasen gegen den Nutzer. Und zwar ohne dass dieser das merkt. Hierfür das Bewusstsein zu schaffen, das hat sich die Karlsruher IT-Sicherheitsinitiative zum Ziel gesetzt, unter anderem mit solchen Informationsveranstaltungen. Sich in fremden Hot Spots zu bewegen bedeutet, nicht mehr Herr oder Frau der eigenen Daten zu sein. Mitlesen, mitschauen, Bewegungsprofil erkennen, das sind dabei noch die harmlosesten Folgen. Brisanter die Möglichkeit, Internetseiten zu verändern. Mal schnell auf einer Börsenseite die Kurse in den Keller fallen lassen, kein Problem. Panikverkäufe beim getäuschten Leser inklusive. Hört sich bei diesem Beispiel noch halbwegs lustig an. Verliert jedoch jeden Spaßfaktor beim Ausmalen

der vielfältigen Manipulationsmöglichkeiten und den entsprechenden Folgen. Zumal auch verschlüsselte Seiten nur einen bedingten Schutz bieten. Gefahr droht dabei in erster Linie vom Nutzer selbst, wenn auch unfreiwillig. „Wir sind alle so konditioniert, beim Warnhinweis zu Zertifikatsproblemen auf weiter zu klicken“, berichtet Jendrian. Ein unvorsichtiger Klick, und schon sind die Daten nicht mehr verschlüsselt. Das Datenauslesen somit problemlos möglich. „Aber es geht noch perfider“, setzt Völker noch einen drauf. Der Besuch bereits im Vorfeld präparierter Seiten kann so zum Verhängnis werden. Vermeintlich unverfängliche und sichere Seiten werden so mitunter zum teuren Vergnügen. Beispielsweise lassen sich so Kontostände ändern oder Überweisun-

gen ausführen. Und alles nur, weil im Hintergrund ein entsprechendes Java-Script mitläuft. Der totale Kontrollverlust also. „So lässt sich allerhand Schabernack auf dem Browser des Nutzers treiben“, fasst Jendrian das zusammen. Aus der Theorie muss keine Praxis werden. Dafür gilt es jedoch zwei Dinge zu beherzigen. „Wenn schon freies WLAN, dann ausschließlich verschlüsselt surfen“, lautet der eine Tipp. Insbesondere die Warnhinweise zur Echtheit der Zertifikate gilt es ernst zu nehmen. Und der andere Ratschlag ist zwar „komplizierter, aber sicherer“. Das Zauberwort heißt VPN-Verbindung. Ein solches „virtuelles privates Netzwerk“ ist, wie der Name schon sagt, ein geschlossenes Netzwerk und somit gegen ungebetene Mitnutzer gefeit. Michael Hölle

Kai Jendrian und Jörg Völker führten die Probleme mit kostenfreiem WLAN drastisch vor

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Foto: Sandra Jacques


• Management

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Angela Imdahl und Christian Klaiber suchen Firmen, die Mobilität neu denken

Umdenker gesucht! Die Initiative Zukunftsmobilität und das Innovationsnetzwerk SBH suchen nach Firmen, die Mobilität neu denken. Und so Kosten sparen

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in Anschluss defekt, der andere belegt. Ausgerechnet! Dabei war der Teilnehmer an der Auftaktveranstaltung zum Aufspüren von „Mobilitätslösungen in Unternehmen“ eigens mit dem Elektrofahrzeug vom Hochrhein nach Trossingen gefahren – und hatte das elektrische „Nachtanken“ fest eingeplant. Doch jetzt war Improvisationskunst gefragt. Für die beiden VeranstaltungsInitiatoren Angela Imdahl vom Innovationsnetzwerk SBH und Christian Klaiber von der Initiative Zukunftsmobilität eine wunderbare Steilvorlage: „Für die Umsetzung der Projektidee ‚Mobilitätswende‘ muss man eben auch mal querdenken.“ Das Duo sucht bis zum Herbst im Auftrag des Ministeriums für den ländlichen Raum Unternehmen aus dem Naturpark Südschwarzwald, die bereit sind, Foto: Jigal Fichtner

Konzepte für neue Mobilitätsinitiativen auf den Weg zu bringen. Bei der Auftaktveranstaltung zeigte sich schnell: Unternehmen wie Sto, Framo Morat, IMS Gear, Aesculap oder auch die Hochschule Furtwangen und die Handwerkskammer Konstanz denken längst beim Thema Zukunftsmobilität nicht mehr an die einsame Elektro-Landesäule am Besucherparkplatz. Beispiel Aesculap: Dort sind in Tuttlingen aktuell zwei Elektrofahrzeuge für interne Transporte unterwegs. Die Erfahrungen sind gut, ein- bis zweimal pro Woche muss nachgeladen werden. Die Problematik des Medizintechnikherstellers liegt an anderer Stelle: Das Areal am Stammsitz wird immer größer, die Wege für die Mitarbeiter werden länger. Gerade für Pausen in der Kantine ist der Zeit-

faktor inzwischen relevant. Doch wie bekommt man die Menschen nachhaltig von A nach B? Vor einer ähnlichen Fragestellung steht die Duale Hochschule am Standort Villingen-Schwenningen: Zum Blockstudium fallen Tausende Studierende ein, Parkplätze sind knapp – dabei hält der Ringzug nur einen Steinwurf von den meisten Hörsälen entfernt. Wie könnte also ein Mobilitätskonzept ausschauen? Bei der Handwerkskammer hingegen steht man vor der Frage: Wie kann man Handwerkern guten Gewissens zu Elektromobilität beraten, wenn es nicht einmal praxisgerechte Vergleiche der verschiedenen Fahrzeugtypen gibt? Und bei Unternehmen wie Hekatron stellt man ganz generell die Frage: Wie können nachhaltige Mobilitätskonzepte die Attraktivi-

tät als Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels steigern? Am Ende hatte das Duo Imdahl und Klaiber eine Reihe von Ansätzen, die in weiteren Gesprächen aufgegriffen werden. Aber auch weitere Projekte sind willkommen. „Der Anspruch ist immer, Mobilität neu zu denken“, erläutert Imdahl die Aufgabenstellung. Und Klaiber ergänzt: „Dabei geht es nicht darum, nur Verbrennungsfahrzeuge durch E-Fahrzeuge zu ersetzen. Es geht um Gesamtkonzepte, die am Ende sogar Geld sparen können.“ Übrigens: Das Aufladen des Fahrzeugs hat doch geklappt, die Rückreise verlief problemlos.wer

www.innovationsnetzwerk-sbh.de www.initiative-zukunftsmobilitaet.de

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Management • Marketing-Community Freiburg/Südbaden

Faszination Fußball Der Ball ist eckig und ein Spiel dauert zehn Minuten – wohl kein Produkt aus dem Südwesten hat die Jugendzimmer so geprägt wie Tipp-Kick, das Tischfußballspiel der Familie Mieg

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Hoch hinaus „Bunte Vögel fliegen höher“, behauptet Cordula Nussbaum und will so erklären, was den Erfolg innovativer Querdenker ausmacht. Die Veranstaltung Europa-Park gehört zu den Highlights des Macs-Programmjahres. Wo Europa-P opa-Park, Rust Wann Montag, 14. Juli, 18.30 Uhr Mehr Informationen unter www.macs-online.de

Hier der Beweis: Tipp-Kick-Chef Mathias Mieg kann lupfen, ohne auf den Ball zu schauen

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ipp-Kick ist Fußball. Und wer als Kind nie Tipp-Kick gespielt hat, dem ist heute nicht mehr zu helfen. Hilflos ist denn auch die richtige Beschreibung für jene paar Figuren, die bei der Veranstaltung der MarketingCommunity Freiburg/Südbaden ratlos neben dem Spielfeld stehen. Hilfe suchend bei der Partnerin: „Hast du das schon mal gespielt?“ Sie schüttelt den Kopf. Er zuckt die Schultern. Vier kleine Zinnfiguren, eine dünne Zellstoff-Matte, ein eckiger Ball, der gar nicht richtig rollt, und zwei wacklige Plastiktore. Das soll Spaß machen? Sagen wir mal so: Es muss nicht Spaß machen. Aber es hilft. TippKick, das Fußball-Spielchen aus Villingen-Schwenningen, hat sich längst verselbstständigt. Und Firmenchef Mathias Mieg zuckt selbst ein bisschen mit den Schultern, wenn er von der anderen Seite der Tipp-KickGalaxie berichtet. Von verbissenen Wettkämpfen, ausgetragen von mehr als 80 Vereinen in Deutschland und der Schweiz. Dort ist Tipp-Kick ein Sport, organisiert bis runter in die vierte Liga. „Da komme ich nicht mehr

mit“, sagt Mieg. Er sagt das auf die Qualität der Spieler angesprochen, die ruck, zuck ihre Figuren über den Platz scheuchen und jeden Laien chancenlos lassen, weil sie sich den Ball immer wieder auf dieselbe Farbe legen. So kommt der Gegner nicht zum Schuss. Also noch mal für alle: Tipp-Kick ist ein Spiel. Ein Spiel, das Spaß machen soll. Menschen wie der Autor dieses Textes haben im Freundeskreis ganze Weltmeisterschaften auf Tipp-Kick simuliert. Mit drei guten Freunden und einer Kiste Bier. Tipp-Kick muss man heute keinem mehr erklären. Es ist so bekannt wie „Mensch ärgere Dich nicht“ oder Monopoly. Dahinter

steht eine Acht-Mann-Firma, geleitet von den Cousins Mathias und Jochen Mieg. Ihr Opa hat vor 90 Jahren einem geistreichen Hersteller von Apotheken-Möbeln die Idee an Tipp-Kick abgekauft. Heute verkaufen sie pro Jahr rund 50 000 Spiele. Obschon, dieses Jahr ist Fußball-Weltmeisterschaft. Da werden es ein paar mehr sein. 2006, zur WM in Deutschland, waren es viermal so viele. Zum Turnier in Brasilien gibt es jetzt natürlich eine Samba-Edition mit einem Verteidiger, der aussieht wie Dante vom FC Bayern. Auch weibliche Tipp-Kick-Figuren gab es schon mal. Mathias Mieg erinnert sich: „Tolle PR, aber wirtschaftlich ein Fiasko.“ Philipp Peters

Foto: Stefan Gihring


Nordschwarzwald • Management

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Innovationsinsel Als Spezialist für Kleinserien und Prototypen hat sich Cirp einen Namen gemacht. Dennoch haben sich die Heimsheimer auf ein ganz neues Terrain gewagt

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uch nach 20 Jahren als Unternehmer hat Ralf Nachreiner dieses Funkeln in den Augen. Diese Lust und Leidenschaft, jeden Tag dazuzulernen, Neues zu wagen. Kurz: Ralf Nachreiner ist ein mittelständischer Unternehmer alter Schule. 1994 hat er das Unternehmen Cirp gegründet. Als Zwei-Mann-Betrieb gestartet, sind die Heimsheimer heute Spezialist für Prototypen, Vorsowie Vorserien-Fertigung. Und: Nachreiner ist vor wenigen Jahren in den B2C-Markt für 3-D-gedruckte Lifestyle-Produkte eingestiegen. Grund genug, den 70-Mann-Betrieb aus Heimsheim im Rahmen der Reihe Hidden Champions im Nordschwarzwald, über die Econo in Kooperation mit der Wirtschaftsfördergesellschaft Nordschwarzwald (WFG) berichtet, genauer vorzustellen. Nachreiner sitzt an diesem Freitag Nachmittag im Besprechungsraum seines Unternehmens und guckt kurz auf die Uhr. Es ist früher Nachmittag. Während sich der Großteil der Firmen im Land aufs Wochenende vorbereitet, weiß Nachreiner: Gleich geht’s los. Cirp ist nicht nur Spezialist für den Prototypenbau, sondern auch Feuerwehrmann, wenn’s ganz dringend ist. Cirp fertigt Kleinserien wie etwa Werkzeuge oder Bauteile für Autobauer und viele andere Branchen. Und das innerhalb weniger Tage. Wenn also Firmen freitags wissen, welche Teile am Montag fehlen, genügt ein Anruf bei Nachreiner. Dann setzt sich die Maschinerie in Gang, per Stereolithografie, 3-D-Druck oder per Polyurethan-, Metall- sowie Spritzgussverfahren werden die Aufträge abgearbeitet. 1994 startet Nachreiner als Unternehmer. Zuvor hat er jahrelang für das Fraunhofer-Institut in Stuttgart gearbeitet, in aller Welt an Projekten mitgewirkt, bis klar war: Unternehmer sein, das ist sein Foto: Tobias Traunecker

Cirp wurde 1994 gegründet und beschäftigt in Heimsheim rund 70 Mitarbeiter

Ding. Zunächst konzentriert er sich auf die Autobranche, arbeitet von seinem Standort bei Leonberg aus. Als Cirp immer weiter wächst, entscheidet sich Nachreiner 2008 für den Umzug nach Heimsheim. Der Erfolg gibt ihm recht: Im vergangenen Jahr hat Cirp zwei Mil-

von den Zyklen im Autobau unabhängiger zu werden“, sagt Nachreiner. Auch eine Zusammenarbeit mit der Schmuckbranche kann er sich vorstellen. „Unsere Fertigungstechnologien sind in jeder Branche einsetzbar. Das macht unsere Arbeit so spannend.“

lionen Euro in die Erweiterung des eigentlich noch recht jungen Stammsitzes investiert. Wenn er von Heimsheim und dem Nordschwarzwald als Standort spricht, gerät er ins Schwärmen. „Die Lage ist klasse: Man ist schnell in Karlsruhe, Stuttgart, Heilbronn, in Pforzheim sowieso.“ Die Nähe zu den Autobauern ist für Cirp wichtig, aber auch Maschinenbau und Medizintechnik gewinnen an Bedeutung. „Wir arbeiten daran,

Spannend ist auch das Experiment Kunst und Design. Um die Produktion besser auslasten zu können und unabhängiger vom Industriegeschäft zu werden, steigt Cirp mit dem Label Purmundus in den Markt für 3-D-gedruckte Lifestyle-Produkte ein. Die Ideenwerkstatt um Creative Director Christoph Völker produziert limitierte Kleinserien von Wohnaccessoires, Leuchten und Schmuck. Das Ziel: die generativen Her-

stellungsverfahren mit höchsten Designansprüchen zu verbinden. Noch erwirtschaftet Cirp fünf Prozent des Umsatzes mit Purmundus. „Aber die Marke ist gut angekommen im Markt“, erklärt Nachreiner. Alljährlich schreibt Cirp die Purmundus-Challenge aus, die besten Designideen gehen dann in Serie, wie etwa im vergangenen Jahr Leuchten und Lampen, die bis auf die Leuchtdiode vom Schalter bis zum Schirm per 3-DDruck in Heimsheim gefertigt werden. „Das Feedback der Kreativen war überwältigend“, sagt Nachreiner, dem das neue Spielfeld gefällt: „Bislang verkaufen wir unsere Produkte über Zahlen wie Stückzahl, Daten und Genauigkeit. Bei Purmundus geht es um Produkte für den Endkunden, um Emotionen und den Kontakt mit den Konsumenten. Das ist absolutes Neuland für uns“, sagt Nachreiner und lächelt. Dann ist es wieder da, das Funkeln. Robert Schwarz 18/2014

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Management • Marketing-Club Karlsruhe

Mehr Verstand tut Der Marketing-Club Karlsruhe feiert das 50-jährige Bestehen. Für die Mitglieder eine amüsante Zeitreise zu so manch verglühtem Hype

Die 300 Mitglieder des MarketingClubs feierten das Jubiläum

Auch der Karlsruher OB Frank Mentrup gratulierte 18/2014

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undenorientierung – ein schöner Traum. Frauenquote? „Brauchen wir nicht“, sagt Michael Lampe und lachend fügt der Präsident des MarketingClubs Karlsruhe hinzu: „Haben wir längst.“ Und zwar seit mehr als vier Jahrzehnten. 1969 zog die erste Vertreterin des weiblichen Geschlechts in den Vorstand ein. Auch sonst erlebte der als Marketing- und Verkaufsleiterclub vor 50 Jahren gegründete Zusammenschluss so manchen Hype. Grund genug, um sich auf der Jubiläumsfeier des einen und anderen noch einmal zu erinnern. So gab es eine Zeit, in der TV-Werbung als das Alleinseligmachende galt. Heute ein absolutes No-Go. Wer jetzt was auf sich hält, fährt OnlineKampagnen. Und manchmal kehren längst überwunden geglaubte Probleme wieder zurück, wenn auch in anderem Gewande. Die Anfänge des Marketing-Clubs waren gleichzei-

Neben ausgelassenen Stand-up-Einlagen des„Personals“ lauschten …

Fotos: Andrea Fabry


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not tig auch die Anfänge des „Pflänzchens Kundenorientierung“. Der Konsument ist inzwischen wahrlich kein unbekanntes Wesen mehr für die Werbetreibenden. Wenn man sie denn ließe. Als einen Hemmschuh identifiziert er die Controller, als „Feind aller Marketing-Abteilungen.“ Aber auch die Juristen bekamen ihr Fett weg. „Heute wird jedes Werbeschreiben erst einmal durch die Rechtsabteilung geprüft“, so Lampe. Die sieht er auch als treibende Kraft hinter einer weiteren Erschwernis, den Compliance-Richtlinien. „Jeder Latte macchiato für den Kunden verstößt bereits gegen diese Richtlinien.“ Vor den 300 Club-Mitgliedern plädierte der Präsident daher für den Wiedereinzug eines entscheidenden Werkzeugs: des gesunden Menschenverstands. Der täte seiner Ansicht auch not beim gegenwärtigen Hype, der Big-Data-Gläubigkeit: „Es gibt nicht wenige, die zur Beantwor-

Mehr Big Data Bislang ist Big Data eine Sache der Industrie. Warum auch das Marketing davon profitieren kann, sagt Thomas Dold von Dymatrix.

Wo Bechtle, Karlsruhe Wann 24. Juli, ab 19 Uhr Kontakt 0 72 04/94 76 66 www.marketingclubkarlsruhe.de

Die Palazzo-Hallen boten den Rahmen für die Jubiläums-Feier des Marketing-Clubs

tung der morgendlichen Wetterfrage nicht mehr aus dem Fenster schauen, sondern lieber auf die entsprechende App.“ Aber auch auf diesen Hype wird der Marketing-Club Karlsruhe irgendwann lachend zurückblicken. Michael Hölle

… die Mitglieder des Marketing-Clubs auch den Worten der Redner …

… die am Ende für reichlich Gesprächsstoff unter den Teilnehmern sorgten

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Management • Kapital & Recht

Econo-Expertenrat

Beschränkungen des Internetvertriebs im Visier des Kartellamts

Hans-Georg Riegger von der Freiburger Kanzlei Friedrich Graf von Westphalen

Aktuelle Entscheidungen geben Veranlassung, die Praxis von Beschränkungen des Internet-Vertriebs unter die Lupe zu nehmen. Markenartikelherstellern ist der Internetvertrieb ein Dorn im Auge, weil die Preise niedriger sind als im stationären Handel. Die Hersteller versuchen daher nicht selten, den Weitervertrieb ihrer Produkte über das Internet zu beschränken oder ganz zu verbieten. Das Bundeskartellamt hat diese Praxis eines Sportschuhherstellers nun auf den Prüfstand gestellt. Die Behörde beanstandet, dass der Hersteller seinen Händlern den Produktabsatz über Online-Verkaufsplattformen ohne Ausnahme untersagt. Zwar ist den Händlern der Vertrieb über eigene Internet-Shops grundsätzlich gestattet. Sie dürfen die geschützten Marken des Herstellers aber nicht auf Drittseiten verwenden und daher keine Preismaschinen unterstützen. Damit besteht für die Händler praktisch keine Möglichkeit, Kunden im Internet über Drittseiten auf ihr Shopangebot zu lenken. Das Bundeskartellamt sieht darin eine Behinderung des Internetvertriebs, die vorrangig dem Ziel dient, den Preiswettbewerb zu beschränken. Gelingt es dem Hersteller nicht, die Bedenken der Behörde auszuräumen, hat das Kartellamt die Möglichkeit, die beanstandete Praxis zu untersagen. Empfindliche Folgen hatte die Beschränkung des Internet-Vertriebs für einen Hersteller von Sanitärprodukten. Dieser hatte seine Händler durch eine Rabattbestimmung im Vertriebsvertrag faktisch zum Weitervertrieb der Produkte im stationären Handel gezwungen. Der Vertriebsvertrag zwischen dem Hersteller und seinem Großhändler sah nämlich vor, dass der Großhändler einen Zusatzrabatt auf den Listenpreis speziell für die Umsätze mit solchen Einzelhändlern erhalten sollte, die bestimmte, fachhandelsbezogene Kriterien erfüllten. Dazu zählte der Betrieb eines stationären Ladengeschäfts mit geschultem Fachpersonal. Von dieser Regelung war vor allem ein Händler betroffen, der seine Sanitärprodukte im Internet über Online-Plattformen vertreibt und die Kriterien für den Zusatzrabatt nicht erfüllte. Der Online-Händler musste seine Produkte vom Großhändler daher zu höheren Preisen erwerben als die Facheinzelhändler. Nachdem das Bundeskartellamt die Praxis der Rabattgewährung beanstandete, zog der Online-Händler vor Gericht. Das OLG Düsseldorf verurteilte den Hersteller zum Schadensersatz über 820 000 Euro (Margenverlust). Der Geschäftsführer des Herstellers wurde als Gesamtschuldner verurteilt, weil er als Verantwortlicher für den Produktvertrieb persönlich für den Kartellverstoß haftete. Rechtsanwalt Dr. Hans-Georg Riegger Friedrich Graf von Westphalen & Partner, Freiburg

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Achtung: ne Die Verbraucherrichtlinien für Online-Handel und Katalog-Verkauf sind geändert. Die Auswirkungen haben es teilweise in sich

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etzt wird es endgültig Zeit: Mitte Juni waren die Regelungen des Gesetzes zur Umsetzung der Verbraucherrichtlinien im Online-Handel umzusetzen. Nach Angaben des Stuttgarter Anwalts Carsten Ulbricht gibt es hierfür keine Übergangsfrist. Sprich: Es besteht sofort Handlungsbedarf für alle, die Waren und Dienstleistungen in einem Online-Shop sowie per Mail, Katalog oder Telefon anbieten. Allerdings hat Ulbricht in den Wochen vor dem Stichtag noch „entspannte Zurückhaltung“ bei dem Thema wahrgenommen. Angesichts von spezialisierten Abmahnanwälten indes keine gute Haltung. Econo dokumentiert wichtige Neuerungen:

• Rücksendekosten

Bislang galt bei den Kosten für eine Rücksendung bestellter Waren eine Schwelle von 40 Euro. Lag

der Warenwert darunter, konnte der Händler die Kosten auf den Kunden abwälzen. Ab jetzt können die Kosten unabhängig vom Warenwert an den Kunden weitergegeben werden. Allerdings muss der Händler den Kunden auf diese Kosten aufmerksam machen. Wobei die wohlwollende Kostenübernahme ohnehin schon zuvor durchaus ein Kaufargument für die Kunden sein konnte.

• Beginn der Widerrufsfrist

Die EU-Harmonisierung des Online-Handels hat in diesem Punkt für einige Verwirrung gesorgt. Denn: Die Widerrufsfrist von 14 Tagen beginnt nun nicht mehr mit der Belehrung, sondern wenn der Kunde Ware oder Dienstleistung in Besitz nimmt. So weit, so klar. Doch: Die Gestaltung der Widerrufshinweise muss sich nach Vorgabe des Gesetzgebers künftig Fotos: Graf von Westphalen, Fotolia


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der Behin

ue Regeln! nach unterschiedlichen „Situationen“ unterscheiden: – Werden ein oder mehrere Waren bestellt, die in einer Lieferung verschickt werden? – Werden mehrere Waren zusammen bestellt, aber in mehreren Lieferungen versendet? – Wird eine Ware bestellt, die aber in mehrere Teillieferungen aufgeteilt wird? Für jede Konstellation muss die Belehrung des Kunden entsprechend angepasst werden. Juristen sehen hier noch abschließenden Klärungsbedarf, wie die Differenzierungen auszugestalten sind. Fakt ist aber: Eine einheitliche Widerrufsbelehrung wie bislang ist nicht mehr zulässig.

• Musterformular

Bislang war es schlicht: Wenn ein Kunde die bestellte Ware nicht wollte, dann musste er diese nur innerhalb der Frist zurücksenden. Das war als Ausdruck des Widerrufs ausreichend. Das gilt nicht mehr! Jetzt muss der Händler dem Kunden ein Musterformular für den Widerruf zur Verfügung stellen. Wobei der Kunde nicht ge-

zwungen ist, dieses Musterformular auch zu benutzen. Allerdings muss er „in geeigneter Form“, also schriftlich oder per Telefon, ausdrücklich dem Kauf der Ware widersprechen. Das Eintüten und Zurückschicken entlastet den Kunden nicht mehr von der Verpflichtung zur Annahme der Ware.

• Einheitliche Frist

An dieser Stelle ist die europaweite Harmonisierung der Verbraucher-Richtlinien im OnlineHandel am augenscheinlichsten: Europaweit gilt ab nun eine einheitliche Widerrufsfrist von 14 Tagen. In Deutschland galt das zwar bislang auch schon, in einigen EU-Ländern lag die Frist aber bei sieben Tagen. Das ist nicht mehr zulässig. Übrigens: Mit der neuen Richtlinie gilt auch nicht mehr das in Deutschland übliche „ewige Widerrufsrecht“, wenn der Kunde durch den Händler nicht oder nur unzureichend über sein Recht aufgeklärt worden ist. Jetzt gilt: Selbst bei unzulässiger Aufklärung muss der Kunde innerhalb von zwölf Monaten aktiv werden. wer

Hightech & Biolandanbau Ein Bio-Bauernhof oder ein Hightech-Unternehmen, ein Gastronomiebetrieb oder eine Gärtnerei, ein DesignStudio oder ein Recyclinghof – Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind äußerst vielfältig. Sie bieten Arbeit für viele tausend Menschen, aber auch Aus- und Weiterbildung sowie Sport & Kultur für ihre Beschäftigten. Werkstätten sind ein spannender Lebensraum – Schauen Sie doch einfach mal rein: www.mbmb.de

Eine Initiative der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Baden-Württemberg e.V. & der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd eG


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Menschen • Im Porträt

Manfred Gotta ist der Schöpfer von rund 300 Namen, darunter Evonik, Smart und Targobank

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Foto: Jigal Fichtner


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In Gottas Namen Manfred Gotta ist der Schöpfer von Twingo, Smart, Targobank und Megaperls. Nicht schlecht für einen, der eigentlich keine Ahnung hatte, was er machen will

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tigeren Namensfinder gebe. Gibt es nicht. Und Gotta er Hausherr empfängt den Besucher in knalldarf den Namen für den Nachfolger des Modells Senablauen Lederslippern. Das Detail fällt sofort ins tor finden. Für ihn ein zweifacher Ritterschlag: „ErsAuge, denn es ist das Exzentrischste an Mantens ein richtiger Auftrag. Und ich bin ein Autoverfred Gotta. Dem Mann, der als Namens-Papst gilt, der Twingo, Actros, Smart oder auch Megaperls erschaffen rückter.“ Seine Garage gleich neben dem heutigen hat. Und der in einem einsamen Tal im Schwarzwald Haus an der Landstraße gibt davon beredtes Zeugnis. in einem Weiler mit wenigen Häusern direkt am Rand Gotta ist bei Opel aber eines klar: Den nackten Nader bemitleidenswert schlechten Landstraße wohnt. mensvorschlag an die Wand werfen bringt nichts. Gotta gelingt so ein wunderbarer Bruch zwischen „Dann fangen die Leute mit allen möglichen Assozialändlicher Idylle und der schillernden Werbewelt. tionen an.“ Das ist tödlich. Wie bei „Katzenschmaus“. „Mir hat es hier einfach gefallen“, begründet Gotta Also sucht sich Gotta einen Grafiker, lässt ein Autoheck seinen Hauskauf. entwerfen und daMan kann auch sarauf den Namen gen: Er ist hier mit „Vectra“ schreiben. Mit dem Scheitern beim Katzenfutter seiner Familie angeNach der Präsentakommen. tion haben die beginnt Gottas Passion für Namen Denn Gotta beOpel-Verantwortliginnt zunächst klaschen nur eine Ansisch. Oder eher merkung: „Der nicht ganz klassisch: „Ich hatte nach dem Abi keine Blauton der Fensterscheiben in der Zeichnung würde Ahnung, was ich machen wollte. Wirklich gar keine“, nicht stimmen“, schmunzelt Gotta. Der Name passt. plaudert er zwischen zwei Schluck Filterkaffee aus der Es ist der Beginn einer beispiellosen Karriere, mit Blümchentasse im Esszimmer. „Mit Mühe“ kommt er Büro in Frankfurt und Villa in Baden-Baden. Und heuschließlich über Freunde bei einer Agentur in Frankfurt te eben dem historischen Haus in Forbach-Hundsbach: unter. So verdient er tagsüber etwas Geld, abends geht „Ich fahre sowieso zu den Kunden, um der Atmosphäer zur Werbefachschule. Ein Auto besitzt er nicht: re bei denen nachzuspüren.“ „Deshalb musste ich um vier Uhr morgens aufstehen, Mehr als 300 Namen quer durch alle Branchen hat um den Bus zu bekommen, und bin nachts um eins die Ein-Mann-Agentur Gotta Brands inzwischen geins Bett gefallen.“ Glamouröse Werbewelt? Mitnichten. schaffen – und zwar im Wortsinne: Ein Computer hilft, Irgendwann kommt Gottas erste Chance: Ein KatSilben zusammenzustellen. Mehr lässt sich Gotta über zenfutterhersteller sucht nach Produkt und Namen. So seine Arbeitsweise indes nicht entlocken. Anschlie„erfindet“ der junge Werber die heutigen Katzenfutterßend werden die „Entwürfe“ in Gruppen, besetzt mit Mischungen – zuvor gibt es nur sortenreines Futter, einem Bevölkerungsquerschnitt, diskutiert. Erst wenn sprich nur Leber oder nur Fisch – und schneidet in die diese „Schwarmintelligenz“ Favoriten herausgearbeitet Packung ein Loch, damit der Kunde im Laden sieht, hat, präsentiert Gotta eine Auswahl den Kunden. Noch was er Leckeres kauft. Doch mit dem Namen erlebt heute eingebettet in eine Präsentation – für die UmbeGotta ein Debakel. „Katzenschmaus“ kommt einfach nennung der RAG in Evonik ließ Gotta sogar eine einicht an, heute heißt das Produkt „Brekkies“. gene Nachrichtensendung produzieren. Doch Gotta hat Feuer gefangen. Namen sind seine Niedrige sechsstellige Beträge lassen sich die Kunden Passion! Er least – „Geld hatte ich keines“ – einen Lanangeblich Gottas Namen kosten. Er kommentiert den cia und brettert damit quer durch die Bundesrepublik. Betrag nicht. Er weiß, was sein Gespür wert ist. Doch Doch kaum jemand kann sich für Gottas Schöpferdrang wie geht es mit diesem Gespür weiter, wenn Gotta mal erwärmen: „Die Kunden meinten, Namen können sie nicht mehr ist? Einem 67-Jährigen darf man die Frage auch selber erfinden.“ Man merkt Gottas Blick und seistellen. Gotta scharrt vor der Antwort mit den blau benem hessischen Unterton an, wie er darüber denkt. schuhten Füßen unterm Esstisch. Dann zitiert er einen Am Ende sind es Verantwortliche bei Opel, die dem echten Exzentriker, Mode-Legende Karl Lagerfeld: jungen Mann eine Chance geben – nachdem der Kon- „Dann bin ich eben tot. Wichtiger ist doch: Die Leute zern wochenlang geprüft hat, ob es nicht einen günsfinden toll, was ich gemacht habe.“ Dirk Werner 18/2014

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Menschen • Menschen des Monats

Menschen des ■ Wechsel am Hochrhein: Der bisherige FDP-Kreisrat Martin Kistler (Foto) wird Landrat von Waldshut. Sein Vorgänger Tilmann Bollacher unterlag im dritten Wahlgang.

■ Diese Auszeichnung fehlt dem Chef des Europa-Parks in Rust bislang als eine der wenigen: Roland Mack erhält das Bundesverdienstkreuz. Verliehen wurde die Auszeichnung von Winfried Kretschmann.

Mann des Monats: Siegfried Gänßlen 20 Jahre lang war Siegfried Gänßlen beim Armaturenspezialist Hansgrohe, sechs davon als Vorstandschef. Nun hat der Aufsichtsrat überraschend entschieden, den 68-Jährigen ein halbes Jahr vor Ablauf seines Vertrages durch Thorsten Klapproth zu ersetzen. Klapproth war zuvor zehn Jahre Chef der WMF. Gänßlen soll bis Ende Mai 2015 noch als Berater für Hansgrohe-Mehrheitsgesellschafter Masco arbeiten. ■ Carolina Martinez Echeverria ist neue Personalchefin bei Roche Pharma in GrenzachWyhlen. Zudem ist sie Mitglied der Geschäftsleitung und Nachfolgerin von Lars Schuster.

■ Der Gründer des Rheinfeldener Gabelstaplerunternehmens Schöler Fördertechnik, Dieter Schöler, hat seinen 80. Geburtstag gefeiert.

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■ Roy Blankenhorn, eine der bekanntesten Winzerinnen im Land und seit 1994 in der fünften Generation Chefin des Weinguts Blankenhorn im südbadischen Schliengen, hat die Weichen für die Zukunft ihres Traditionsbetriebes gestellt: Sie übergibt ihr Weingut zum 1. Juli an ihren Nachfolger Martin Männer. ■ Jens Fleischer, Mitglied der Geschäftsleitung der Bensheimer Werbeagentur Hübner & Sturk, wurde neu in den Vorstand des Bundesverbands Industrie Kommunikation (BVIK) gewählt. ■ Klaus Heimann hat beim Sicherheitstechniker Mayser die technische Geschäftsleitung übernommen. Vorgänger Günther

Steck leitet künftig das Qualitätsmanagement des Unternehmens. ■ Der neue Eigner des Pharmahändlers Celesio mit Sitz in Stuttgart, McKesson, baut den Vorstand um: Neuer Chef des Gremiums ist Marc Owen. Vorgängerin Marion Helmes verlässt das Unternehmen. Alain Vachon wird neuer Finanzvorstand. Diesen Posten hatte zuvor Helmes inne. ■ Ulrich Hermani, früher Geschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA in BadenWürttemberg, wechselt zur Staufen AG nach Köngen. Dort soll er als Beirat und Senior Advisor arbeiten. ■ Die ehemalige Landesvorsitzende der FDP, Birgit Homburger,

zieht’s in die Wirtschaft. Sie heuert als Partnerin beim Singener Personalberater Odgers Berndtson an. ■ Die Kippenheimer Manufaktur Rosconi baut ihr Vertriebsnetz aus und hat Ex-Radprofi Christoph Kindle zum neuen Regionalvertriebsleiter Schweiz ernannt. ■ Thomas Keller, Sprecher der Geschäftsleitung der Deutschen Bank in Stuttgart ist zum neuen Vorsitzenden des Bankenverbandes Baden-Württemberg gewählt worden. Keller tritt die Nachfolge von Commerzbank-Mann KlausUwe Mühlenbruch an. ■ Dirk Kollmar ist tot. Der Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der Oettinger Brauerei starb im Alter von 50 Jahren. Fotos: Michael Bode, Roche, Schöler Fördertechnik, privat


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Monats ■ Lothar Knaus wird neuer Leiter des Finanzamts Calw. Knaus’ Vorgänger Hans Haug geht zum 1. August in den Ruhestand. ■ Tilman Krauch wird zum 1. Oktober Vorstandsmitglied beim Weinheimer Mischkonzern Freudenberg. Krauch wechselt von der BASF in Ludwigshafen nach Weinheim. Bei Freudenberg verantwortet er die Bereiche Innovationsmanagement, Sicherheit und Umweltschutz. ■ Stühlerücken in der schwäbischen Medienlandschaft: Michael Kühn übernimmt die Funktion des Geschäftsführers von Regio TV Schwaben, Vorgänger Harald Polster wechselt zum Schwesterunternehmen Radio 7. ■ Die Winter-Holding, zu der unter anderem die Modemarke Betty Barclay gehört, hat zwei neue Geschäftsführer. Das Unternehmen aus Nußloch wird neuerdings von Robert Küper und Manfred Plaar geführt. Geschäftsführender Gesellschafter bleibt Jürgen H. Winter. ■ Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) müssen sich einen neuen kaufmännischen Vorstand suchen. Wie das Unternehmen mitteilt, wird Jörn Meier-Berberich seinen Vertrag nicht verlängern und die SSB spätestens Ende April 2015 verlassen. ■ Der neue Oberbürgermeister von Heilbronn, Harry Mergel, ist erwartungsgemäß zum neuen Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der regionalen Wirtschaftsförderung (WHF) gewählt worden. Wie im Rathaus folgt Mergel auf Helmut Himmelsbach. ■ Petra Pollini ist zur Sprecherin der Geschäftsführung der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) berufen worden. Sie führt das Unternehmen gemeinsam mit Norbert Reuter, der seit Januar 2014 Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz ist. ■ Nach zehn Jahren als Geschäftsführer bei der IHK Ulm wird Bernd Radtke die Kammer

verlassen und eine Vertretungsprofessur an der Hochschule Aalen übernehmen. Radtke soll aber weiter als Berater der Ulmer IHK fungieren. ■ Nach fünf Jahren als Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der Karlsruher Genossenschaft ZG Raiffeisen verlässt Christina Schnoklake das Unternehmen. Ihr Nachfolger: Jens Kreutzfeldt. ■ Helmut Schundelmeier, Prokurist und Firmenkundenbetreuer bei der Volksbank Freiburg, geht nach 28 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand. ■Nach mehr als 20 Jahren als Vorstandschef der Hahn-SchickardGesellschaft für angewandte Forschung (HSG) mit Sitz in Villingen-Schwenningen wechselt Harald Stallforth in die zweite Reihe und überlässt die Führung Volker Nestle. Stallforth bleibt der HSG weiterhin als stellvertretender Vorsitzender erhalten. ■ Die Pressesprecherin der Stadt Singen, Svenja Stickert, verlässt zum 1. Juli die Stadtverwaltung und wechselt nach Berlin. ■ Michael Völter wird neuer Chef der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse. Der Finanzvorstand der SV Versicherung tritt den Posten am 1. Januar 2015 an und folgt auf Thomas Munz. ■ Hermann Walther geht nach 18 Jahren an der Spitze der Ingenieursgesellschaft Walther & Reinhardt aus Herbolzheim in den Ruhestand. Das Unternehmen wird künftig von Walter Reinhardt und Anja Hofstetter geleitet. ■ Nach 45 Jahren als Unternehmer hat Albert Weber, Chef des gleichnamigen Autozulieferers aus Markdorf, den Generationswechsel vollzogen. Künftig werden seine Söhne Daniel Weber und Christian Weber das Unternehmen leiten. Die Webers beschäftigen insgesamt rund 1000 Mitarbeiter. Die Geschäfte laufen trotz des Wechsels an der Spitze gut: Weber plant aktuell den Neubau eines Logistikzentrums. red

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Hervorgegangen aus:

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Menschen • Lifestyle

Linie zählt

Nur die

Bei der Yachtwerft Martin in Radolfzell entstehen die schönsten Holzboote. Sagen Kenner. Ein Besuch bei einem Bootsbauer aus Passion

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Fotos: Jigal Fichtner


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er Bau einer Yacht beginnt bei Josef Martin mit einer Tasse Kaffee, gerne begleitet von einer Zigarette. Dann stimmt die Atmosphäre. „Bevor ich überhaupt über die Linie eines Bootes nachdenke, muss ich erst einmal dem künftigen Eigner zuhören: Was will der überhaupt? Wie sind seine Vorstellungen? Weiß er, worauf er sich einlässt?“ Bei der letzten Frage grinst Martin, die blauen Augen funkeln. Er schiebt eine amüsante Anekdote über einen MöchtegernBootseigner nach. Josef Martin ist so, wie man sich einen passionierten Segler vorstellt. Locker im Umgang, klar in der Sache, korrekt in der Absprache. Dazu braun gebrannt, die weißen Haare künstlerisch lang. Doch Martin ist mehr als ein Segler. Er gilt als der beste Holzbootbauer in Deutschland. Die Yachtwerft Martin in Radolfzell am Bodensee ist die erste Anlaufstelle für alle, die sich den Traum aus Teak erfüllen wollen. Egal, ob mit Segeln

oder Motor. Die Ergebnisse werden in Hochglanzzeitschriften seitenweise vorgestellt. Martin winkt ab. Der 64-Jährige weiß um seinen Ruf, genießt ihn aber still. Stattdessen sagt er: „Ich habe halt Glück. Ich erkenne die gute, die ideale Linie eines Schiffes.“

„Eine Tuschezeichnung passt doch viel besser“ Denn die Linie einer Yacht ist entscheidend für alles, wie sie im Wasser liegt, wie sie sich bewegt, wie sie ausschaut. Nach Kaffee und Zuhören macht sich Martin auf in sein Büro. Die Zigarette begleitet den Yachtbauer. Alles wirkt designorientiert und maritim, der Fußboden ist dunkel, die USM-Möbel sind blau. Der Blick vom

Zeichentisch durch die weitläufigen Fensterfronten schweift über die Hafenanlage hinüber zum Bodensee. Zeichentisch? „Das Tuschezeichnen habe ich eben gelernt.“ Martin macht eine kurze Pause. „Außerdem passt es viel besser zu einem klassischen Boot als eine CAD-Zeichnung.“ Segler sind eben auch werteorientiert. Wobei Martin die Liebe zu Booten zwar in die Wiege gelegt wurde, eine harte Arbeit war das Finden seiner, der berühmten MartinLinie dennoch. Denn Josef Martin war gerade 17 Jahre alt, als sein Vater Joseph 1967 starb. Der Vater hatte Glück, kam über Kontakte zu den Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg an das Gelände – damals mehr Schilf- und Sumpfland als Werft. Der Sohn führt den Hafenbetrieb mit dem Winterlager für 300 Boote weiter. Er weiß um die Wichtigkeit dieses Standbeins. Noch heute ist das so. Martin ist deshalb gerne am Freitag und Samstag auf dem Gelände unterwegs. Denn dann

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Menschen • Lifestyle

Hohe Handwerkskunst: Schon aus praktischen Gründen wird sorgfältig gearbeitet. Alle Holzteile stammen von einem Stamm

Josef Martin am Zeichentisch: Alle Pläne für seine Yachten entstehen noch von Hand

Bis zu zwölf Yachten werden gleichzeitig in den Hallen gebaut oder restauriert

kommen die Skipper und er kann die Gespräche führen, Auf­ träge annehmen. Hier ist er Dienst­ leister durch und durch. Am Zeichentisch mit Blick über den Hafen ist er dagegen der Künstler, der Handwerker. Mit Be­ dacht zieht er die Linien in Tusche, berechnet Winkel und Maße. Die Sorgfalt ist notwendig: In den weit­ läufigen Werfthallen verlassen sich die 14 Mitarbeiter auf die Angaben. Komplett von Hand entstehen die Yacht­Träume, werden ehrwür­ dige Boote restauriert. Jede einzel­ ne Leiste, jede Spante wird ent­ sprechend zugesägt, gehobelt, eingepasst. Jeder Handgriff der kundigen Handwerker passt, muss passen. Denn: „Alle sichtbaren Holzteile eines Bootes stammen von einem einzigen Stamm“, erläu­ tert Martin. Von Stamm zu Stamm variieren Maserung und Farbton, leicht nur, aber: „Würde man es 18/2014

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mischen wäre es nicht mehr stim­ mig.“ Martin ist da eigen. Doch nicht allein der Verschnitt mahnt Martins Mannen zu Sorg­ falt. Auch die Eigenheiten des Schiffsbaus: „Bevor der Deckel draufkommt, muss der Innen­ ausbau komplett fertig sein.“ Das hat einerseits statische Gründe. Und andererseits praktische: Man bekäme die Einbauten schlicht nicht mehr ins Innere, wenn der Aufbau erst mal drauf ist. Wer sich die teils filigran gear­ beiteten Formen von Tisch, Bän­ ken oder Schränken anschaut und mehr noch den Blick auf die Hoch­ glanzlackierung – bis zu zwölf Schichten! – lenkt, der merkt so­ fort, warum Martin zur Sorgfalt mahnt: „Wenn etwas beschädigt wird, hat man ein Problem.“ Doch Probleme gibt es eigent­ lich nicht. Dafür zufriedene Kun­ den satt. Selbst international ist

Martins Expertise gefragt, die Yachten im sechs­ bis siebenstelli­ gen Euro­Wert kreuzen auf dem Bodensee ebenso wie in der Ost­ see oder dem Mittelmeer. Die Martin­Linie der Boote identifizie­ ren Kenner sofort. Die hat sich der Werft­Chef aber erst im Laufe der Jahre Stück für Stück erarbeitet; „Meine ersten Boote zeige ich heute gar nicht mehr“, lacht Martin. Die hat er auch für sich gebaut. Erst als Martin gemerkt hat, dass seine Euphorie für den Bootsbau auch tatsächlich mit einer Begabung einhergehen, nahm er Aufträge an. Heute stehen bis zu zwölf Boote zeitgleich in den Werfthallen am See, teils Neubauten, teils Restau­ rierungen. Alle Pläne von Martin in Tusche gezeichnet. Und im langen Gespräch bei einer Tasse Kaffee mit Zigarette mit dem Skip­ per abgewogen. Dirk Werner Fotos: Jigal Fichtner


4. Internationales Wirtschaftsforum Baden-Baden 17.10.2014 Kurhaus Baden-Baden

Globalisierung wert(e)los? 8. IWF GALA Kurhaus Baden-Baden

Verleihung der Business Awards und des Innovationspreises 2014 Exzellente Kenner des Globalisierungsprozesses wie der ehemalige Präsident von Südafrika, Friedensnobelpreisträger Frederik Willem de Klerk, und der Präsident der 62. UN Vollversammlung, Dr. Srgjan Kerim, beleuchten Chancen und Risiken einer Entwicklung, deren Dynamik alle Entscheider in Wirtschaft und Politik vor große Herausforderungen stellt.

Prominente Vertreter des Sports und der Kultur wie der IOC Präsident Dr. Thomas Bach richten darüber hinaus den Blick auf verbindende Elemente einer internationalen Wertegemeinschaft, welche die Vision einer friedlichen Welt mit menschenwürdigen Lebensbedingungen für alle Menschen nicht aufgegeben hat.

IWF GALA und Stargast 2014 In erster Linie ist die IWF Gala eine Hommage an herausragende Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft, deren beispielhafte unternehmerische Leistung bzw. deren Lebenswerk mit jeweils einem Award gewürdigt wird. Stargast der IWF Gala ist der erfolgreichste deutschsprachige Rock- und Popmusiker Peter Maffay.

Anmeldung und Informationen unter: Internationales Wirtschaftsforum GmbH Sophienstraße 3a, 76530 Baden-Baden | Telefon +49 (0) 7221 39 50 00 | Fax +49 (0) 7221 39 50 01 info@wirtschaftsforum-baden-baden.com | www.iwf-baden-baden.com


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Menschen • On Tour

Das Herz Europas Beim VR-Mittelstandstag geht es um Innovationen und Erfolge. Nicht nur für

Autor Frank Schätzing plauderte beim VR-Mittelstandstag über „Zukunftsgerüchte“

Ministerpräsident Kretschmann so wichtig wie die Luft zum Atmen

S

olche Komplimente hört man gerne: „Die dezentral aufgestellten und regional verwurzelten Volksbanken und Raiffeisenbanken sind ein wichtiger Partner für die mittelständische Wirtschaft und das Handwerk. Sie unterstützen das innovationsfreudige Klima im Land“, gab Ministerpräsident Winfried Kretschmann den rund 1700 Teilnehmern des VR-Mittelstandstages in der Neuen Messe in Stuttgart mit auf den Weg. Zugleich schlug Kretschmann den Bogen zu den in diesem Rahmen ebenfalls vergebenen VR-Innovationspreisen: Das Land sei als Heimat der Weltmarktführer und „industrielle Herzkammer Europas“ auf marktfähige Innovationen quer durch alle Branchen dringend angewiesen: „Wir brauchen die so dringend wie die Luft zum Atmen.“ Den Ball nahm Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, gerne auf: Die Kredite an

Die diesjährigen Preisträger des VRInnovationspreises

Unternehmen hätten um vier Prozent auf inzwischen 31 Milliarden Euro zugelegt. Glaser: „Wir werden unserer realpolitischen Verantwortung gerecht.“ Damit war nicht nur das Feld bereitet für den Beststeller-Autor Frank Schätzing, der zum Thema „Zukunftsgerüchte“ referierte. Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirt-

schaftsforschung, legte mit seinem Vortrag über „Rahmenbedingungen für einen innovativen Mittelstand“ noch nach. Damit hatte Gundula Gause für eine Diskussionsrunde mehr als genug Gesprächsstoff: Mit Glaser, Schätzing und Feust sowie mit Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters Vaude, arbeitete die ZDF-Moderatorin

Angegriffen werd

Barbara Berckhan gab den Zuhörerinnen das Rüstzeug für verbale Verteidigung 18/2014

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Karlsruhe. Verbale Attacken sind nichts Neues, die passende Replik bereitet hingegen nach wie vor Probleme. Und meist trifft es Frauen. Aber auch die besitzen nun einen Baukasten, um den Widersachern Kontra zu geben. Zumindest wenn sie zu den 150 Unternehmerinnen gehörten, die dem Vortrag von Barbara Berckhan lauschten. Von der Kontaktstelle Frau und Beruf der WirtFotos: Hanselmann (4), Michael Frietsch (4)


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„Umsetzbar muss es sein!“

ZDF-Moderatorin Gundula Gause leitet eine Diskussionsrunde zum Thema Erfolgsgeheimnisse

Ministerpräsident Winfried Kretschmann: Brauchen Innovationen wie die Luft zum Atmen

Gause die Erfolgsgeheimnisse des innovativen Mittelstands in Baden-Württemberg heraus. Das bot den passenden Rahmen für die Übergabe der Mittelstandspreise. Den VR-InnovationsPreis erhielt in diesem Jahr der Werkzeug-Hersteller AKE Knebel aus Balingen für eine neuartiges, weil geräuscharmes Kreissägeblatt. Den Sonderpreis Handwerk

bekam die ZAGRO Bahn- und Baumaschinen aus Bad Rappenau für ein elektrisches Schienen-Rangiergerät. Und mit dem Förderpreis wurde die Blue Synergy aus Lindau für die Idee der Energiegewinnung mittels Turbine aus Abwasserkanälen bedacht. Econo stellt die Preisträger in der kommenden Ausgabe ausführlich vor. Dirk Werner

Offenburg/Donaueschingen. Die Kongressreihe „Unternehmen Zukunft“ des Veranstalters K2-Kommunikation geht in die nächste Runde. Ein Econo-Interview mit dem Geschäftsführer Dirk Klostermann über den Sinn der Reihe und die Erwartungen der Zuhörer. Die erste Veranstaltung der Reihe war im vergangenen September. Was hat sich gegenüber den diesjährigen in Offenburg und Donaueschingen geändert, Herr Klostermann? ➤ Dirk Klostermann: An der Grundausrichtung hat sich nichts geändert. Wir bieten mit der Reihe kompaktes Praxiswissen über aktuelle Themen für mittelständische Unternehmen. Praxisnah wollen viele Veranstaltungen sein … ➤ Klostermann: Wir haben einen klaren Anspruch: Die Zeit der Entscheider ist begrenzt, deshalb müssen wir damit verantwortungsvoll umgehen. Die Teilnehmer sollen deshalb am Ende die Veranstaltung verlassen und denken: „Klasse, das kann ich gleich morgen umsetzen!“ Dann haben wir unsere Arbeit gut gemacht. Wie wollen Sie dieses Denken erreichen? ➤ Klostermann: Beispielsweise schärfen wir unseren Referenten ein: In den mittelständischen Unternehmen sitzen Praktiker, keine Theoretiker. Deshalb sollten die Vorträge entsprechend angepasst werden und sofort umsetzbare Elemente enthalten. Was erwartet die Teilnehmer ganz konkret?

➤ Klostermann: In Offenburg werden wir den Bogen von den Chancen durch die EEG-Novellierung und dem betrieblichen Gesundheitsmanagement über Potenziale durch kundenspezifische Auftragsentwicklungen bis zu Erfolgsfaktoren bei Innovationsprozessen in knapp zwei Dutzend Vorträgen spannen. Der Ausstellungsbereich ist für ein intensives Networking mit Firmen in der Region konzipiert. Die Vorstellung einer Arbeit von „Jugend forscht“ rundet das Angebot ab. Und Prof. Hans-Jörg Bulliger, Senator der Fraunhofer Gesellschaft, wird aufzeigen, was erfolgreiche Innovatoren verbindet. Ist das Programm in Donaueschingen identisch? ➤ Klostermann: Nein, in Donaueschingen wird Sascha Haghani, COO Roland Berger, Erfolgsstrategien für den Mittelstand aufzeigen. Bei den aktuell mehr als 15 Vorträgen liegt der Schwerpunkt auf Technologiethemen wie dem Internet der Dinge oder Elektromobilität. Übrigens: In den Donauhallen zeigen wir in der Ausstellung unter anderem die neuesten Elektrofahrzeuge BMW i8 und den i3! wer

Wo Offenburg, Donaueschingen Wann 15.7. und 4.9. Mehr Informationen unter www.unternehmen-zukunftmittelstand.de

en und Spaß haben schaftsstiftung Südwest organisiert, gab die Bestsellerautorin die Anleitung für ein „Judo mit Worten“. Sachlich bleiben, lautet ein Vorschlag. Auch dann wenn Folgendes ans Ohr dringt: „Wenn ich sehe, wie Sie arbeiten, wird mir schlecht.“ Eine Antwort: „Sie sind mir zu wichtig, um es auf der Ebene der Sticheleien zu besprechen.“ Mehr Schmackes besitzt die Umleitungs-Variante, also ein-

fach die Geschichte vom Pferd erzählen. Ein verdutztes Gegenüber ist garantiert. Ein „Ach was“ oder „potz Blitz!“ tun’s auch. Könner verwenden Worte wie „Das haben Sie schön gesagt“. Ernst gemeint oder nicht? Diese Frage nagt am Angreifer. „Das“, so Berckhan, „ist die höchste Stufe. Entscheidend ist, sagen zu können: Heute wurde ich angegriffen und hatte Spaß dabei.“ mh

Dirk Klostermann hat die Reihe„Unternehmen Zukunft“ initiiert 18/2014

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Menschen • On Tour

Der Treffpunkt Beim elften Mittelstandsforum Baden-Württemberg gibt es Tipps für die Unternehmenspraxis. Und Ministerpräsident Kretschmann denkt vor

W

ie handelt man Kreditverträge richtig aus? Wie finanziert man auch ungewöhnliche Projekte? Und sind Cyber Risks eine Modeerscheinung? Fragen über Fragen, denen bei der elften Auflage des Mittelstandsforums Baden-Würt-

temberg unter anderem, auf den Grund gegangen wird. Denn: Bei den Veranstaltungen der Convent steht die Praxistauglichkeit im Vordergrund, das Format ist als Treffpunkt zwischen Unternehmen, Banken und Sparkassen sowie Dienstleistern längst etabliert.

Deshalb geht es auch gleich vom Start weg ab 10 Uhr in den Foren parallel in die Vollen. Über den Tag verteilt zeigen Experten aus den unterschiedlichsten Branchen in 13 Vorträgen Fallstricke auf und geben Hinweise zu Trends und Besonderheiten. Die voran-

Wo Neue Landesmesse Wann 16. Juli, ab 9 Uhr Mehr Informationen unter www.convent.de

In 13 Foren gibt es beim Mittelstandsforum Tipps und Tricks aus der Praxis

Mehr-Wert

„Wir sprechen die Defizite an“ Rottweil. Frau Lehmann, Sie organisieren zum zweiten Mal einen „Woman in Business“- Kongress in Rottweil. Warum dort? ➤ Ulrike Lehmann: Gerade in ländlichen Regionen muss man die Flagge für die Themen rund um Frauen im Beruf hochhalten. Weder Kommunen noch Institutionen und schon gar nicht Unternehmen können für ihre Entwicklung auf karriereorientierte Frauen verzichten. Wie waren die Reaktionen auf die erste Auflage 2013? ➤ Lehmann: Der Zuspruch war durchweg sehr gut. Daraus sind bereits viele Verbindungen entstanden und auf wib-events.de auch ein viel beachteter Blog zum Thema Frauen und Beruf. 18/2014

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gegangenen Veranstaltungen haben gezeigt: Mehrere Hundert Entscheider aus Mittelstand und Bankenkreisen lassen sich die Chance zum Wissenstransfer nicht nehmen. Diese Chance zum Austausch wahrt im Übrigen auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der ab 13.30 Uhr in seiner Rede Anstöße zu „Vordenken sichert den Vorsprung“ geben will. Anschließend wird der BestsellerAutor Edgar Geffroy in einer Keynote über das veränderte Kaufverhalten in der digitalen Welt referieren wird. Genügend Gedankengänge also für den spätnachmittäglichen Ausklang. wer

Was steht heuer im Mittelpunkt des Kongresses? ➤ Lehmann: Netzwerken und Kommunizieren sind die Leitthemen, die auch von den Refe-

Ulrike Lehmann organisiert den WIB-Kongress in Rottweil

rentinnen Felicitas Steck und Maria Hof-Glatz transportiert werden. Es sind zugleich die Bereiche, in denen berufstätige Frauen die größten Defizite haben sollen. Wen sprechen Sie an? ➤ Lehmann: Jeden, der persönlich und beruflich vorankommen will, egal ob selbstständig, freiberuflich oder angestellt. Übrigens: Da gendergemischte Teams angeblich erfolgreicher sind, sind auch Männer willkommen! wer

Freiburg. Der Mehr-Wert von Kunst steht im Mittelpunkt der dritten Auflage des Forums Wirtschaft meets Kunst im Waldschlösschen. Dabei werden auch Marli Hoppe-Ritter, Sammlerin, Museumsgründerin und Miteigentümerin von Ritter Sport, sowie der anerkannte Schweizer Künstler Beat Zoderer ihre Sichtweisen auf das Zusammenspiel von Kunst und Wirtschaft zur Diskussion stellen. red

Wo Hofersaal, Sparkasse Rottweil Wann 20.9., ab 18 Uhr Mehr Informationen unter www.wib-events.de

Wo Waldschlösschen, Freiburg Wann 13. Oktober, ab 18.30 Uhr Mehr Informationen unter www.art-coaching.info

Fotos: Convent, Cubus28


11. Mittelstandsforum Baden-Württemberg

Banken und Sparkassen im Dialog mit Unternehmern 16. Juli 2014 | Neue Landesmesse | Internationales Congresscenter Stuttgart

Referenten (Auszug):

Edgar Geffroy Winfried Kretschmann Unternehmer, BestsellerMinisterpräsident des Landes Baden-Württemberg Autor und BusinessNeudenker

Mitveranstalter

Themen (Auszug): » Neue Herausforderungen für den Mittelstand – Vordenken sichert den Vorsprung » Internet ist Chefsache – Kunden kaufen heute anders in der digitalen Welt » Der gläserne Steuerzahler im digitalen Zeitalter – Chancen und Risiken aus Sicht des Steuerzahlers » Cyber Risks – nur eine Modeerscheinung? » Unternehmensnachfolge als Herausforderung für den Übergeber und den Übernehmer – ein Praxisbericht der GERMOS GmbH & CO. KG und der Kreissparkasse Waiblingen » Der Unternehmer als Privatperson

Veranstalter

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Mediensponsor

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Aussteller

Jetzt kostenfrei anmelden www.convent.de/bw


80

Index

Fay, Andreas-Norbert IN DIESEM HEFT

Name

Albrecht, Marko

Seite

Al-Hassawi, Fawzia Arnold, Günther Arnold, Hans-Joachim

Babutzka, Dieter

Baker, Kyle Bausch, Thomas Beorchia, Ois-Xavier Berrang, Bernhard Blankenhorn, Roy Böhle, Rüdiger Bohn, Edgar Bollacher, Tilmann Braun, Tibor Daniel Bulliger, Hans-Jörg

Cevra, Alen

22 28 12 12 25 13 7 24 37 70 8 16 70 17 77 7

Dewitz, Antje von Diehl, Roland Dietz, Ulrich Dyk, Marlies

Echeverria, Carolina

Martinez Edig, Thomas Eisenblätter, Bernd

76 32 26 22 70 7 25

IN DIESEM HEFT

Firma

Feld, Peter Felgner, Holger Ferber, Johannes Fleischer, Jens Freudling, Udo Frey, Fritz Fuest, Clemens

Geitner, Richard E. Gerstner, Wolfgang Glaser, Roman

Haase, Ekkehard

Aerocom AFP AKE Knebel Alert 4 Med Alno Ardian Arnold ASF Axel Springer Verlag Azur Solar

19 34 10 76 18 10 20 12 42 21 13

Badenova

30 7 30 77 10 70 25 15 19 70 23 22 70 70 12 70 70

Ilg, Josef

12

Drescher Gruppe DSW Duravit

23 10 10

EBM-Papst EBZ E-Capital EGO Ensinger Eppe Gruppe Erima Ettlin EY

Fairwertung

Gazprom

C. Hafner

H&M

Celesio Cirp CS Euroreal

Daimler

16 21 22 22 34 28

Der Spiegel Devil & Crew Direct Dyk DMS Doblinger

18/2014

6 34 7 25 25 14 23 39 14 15 42 16 20 24 34

Fay FAZ Fein Festo Fleischereigenossenschaft Baden 14 Focus 20 Fraunhofer Gesellschaft 77 Freudenberg 70 Funke Gruppe 21

14 Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband 76 Badische Staatsbrauerei Rothaus 28 BASF 70 Bechtle 25 Berrang 37 Betty Barclay 70 BGV 16 Blanco 8 Blanco Professional 8 Blue Synergy 76 Brooks 34 BSB 70 Bülow 16 Bürkert 37 BVSE 42 BW Bank 17 12 70 63 17

24 28 76

Hagemann, Michael Hager, Gert Haghani, Sascha Hamann, Hardy Haug, Hans Haupt, Johannes Häusler, Bernd Heinisch, Ralph Helmes, Marion Herder, Manuel Herkommer, Oliver Hermani, Ulrich Himmelsbach, Helmut Hiß, Christian Hofstetter, Anja Homburger, Birgit

Seite Eberspächer

Admedes Schuessler

16 10 24 30 70 42 22 76

37 Gewa 16 Gewerbepark Breisgau 32 GFT 26 Gifa-Automotive 42 Graphische Betriebe 23 Günther Steck 70 GVV Städtische Wohnbaugesellschaft Singen 15 GWG 17 Hahn Hans Sanders Hauff Heller Herder-Verlag Herrenknecht Hg Capital Hima Hines Hobart

· 2 7 . J u n i 2014

42 30 23 30 35 23 34 20 34 17 35

Jahn, Helmut Kaldenkerken,

15

Thomas van Keller, Thomas Kindle, Christoph Kistler, Martin Knaus, Lothar Kollmar, Dirk Krämer, Matthias Krauch, Tilman Kress, Dieter Kress, Jochen Kretschmann, Winfried Kreutzfeldt, Jens Kuhn, Harald Kühn, Michael Küper, Robert

20 70 70 70 70 70 25 70 36 36 76 70 47 70 70

Lenz, Martin

28

Mack, Roland

Mergen, Margret 28 Mieg, Jochen 62 Mieg, Mathias 23, 62 Mielich, Bärbl 32 Miller, Hans 23 Mohr, Dirk 42 Muggenthaler, Andreas 37 Mühlenbruch, Klaus-Uwe70 Munz, Thomas 70

Reuter, Norbert Richter, Frank Riedel, Helga Riesterer, Markus Roesner, Armin Rose, Lars Rottler, Marcel Rubin, Christopher

70 10 42 32 29 21 22 14

Nachreiner, Ralf

Saint-Denis, Georg

Sauter, Bernd Schäfer, Ilona Schätzing, Frank Schickle, Martina Schmitt, Volker Schneider, Wolfgang Schnoklake, Christina Schock, Friedrich Schöler, Dieter Scholz, Oliver Schreiber, Achim Schubert, Michael Schulte, Heinz-Werner Schundelmeier, Helmut Schüßler, Andreas Schuster, Lars Schwartz, Steve Schwarz, Martin Seifert, Harald Sieber, Florian Söder, Bernhard Sölkner, Peter Sprügel, Rudi

35 13 42 76 42 14 8 70 8 70 13 8 35 47 70 19 70 34 12 30 36 12 18 39

SSB St. Anna Stadtwerke Konstanz Stark Staufen AG Steelcase-Werndl Stelvio Kontek Streck Transport Südpack Südwestrundfunk Süwag

70 29 70 21 70 10 24 30 14 22 12

Team Viewer

24 24 42 17 7 23 7 39

Nestle, Volker Neumann, Rainer Nick, Felicitas Norman, Peter

Ohnmacht, Heinz Otto, Thomas Owen, Marc

63 70 17 10 28 16 18 70

Peters, Martin

6 70 70 70

Radtke, Bernd

70 18 28 25 14 19 70 35

70 Maier, Gerhard 39 Maier, Thomas 7 Malek, Peter 18 Männer, Martin 70 Mannherz, Wolfram 39 Marnier, Mickaël 24 Martin, Josef 72 Meier-Berberich, Jörn 70 Meissner, Klaus 46 Mentrup, Frank 28, 30 Mergel, Harry 70

Plaar, Manfred Pollini, Petra Polster, Harald

Hoffmann HSG HSH Nordbank Hübner & Sturk Hyatt

36 70 34 70 28

Müller – Die lila Logistik 30 MWSP 15

IG Metall

7 70 30 22

OFB

IHK Ulm Ikea Ingenics International Trade Center

42

Jako

39 25

Karlsruher SC Kempa Kiag KKR KKT Gessmann Klambt Klaus Heimann Kleiberit Kohler Kraft + Kraft Architekten Kreisparkasse Ludwigsburg Kreissparkasse Göppingen

28 39 19 10 7 21 70 12 29 37

Lego

20 24 36

Jedox

Libelle Lufft

Magna Näher Maier Sports Mann + Hummel Mapal Marienhaus Marketing-Community Freiburg/Südbaden Märklin Mayser McKesson Meiko Mercedes AMG Microdyn-Nadir Mohn Media

47 46

7 39 7 36 18 62 36 70 70 35 30 7 21

Rapp, Daniel Rasch, Christian Raue, Kristian Reber, Roland Redeker, Ursula Reinhardt, Walter Renz, Peter

Nora

10

Oettinger

70 15

Palm

Permira Playmobil Porsche Presta Steering Prinovis Proost Industries Proquadrat

13 24 20 7 7 21 23 28

Radio 7

70

Regierungspräsidium Freiburg Regionalwert Regio TV Schwaben Renz Reusch Reutax RMA Roche Roche Pharma Roland Berger Rosconi Rubin Mühle

Saller

SAP SBG SBK-Ärztehaus SC Freiburg Schleich Schöler Fördertechnik Scholz Schott Solar Seifert Sempla Sepa Seyfert Simba Dickie Soka Sparkasse Offenburg/ Ortenau

32 12 70 35 39 22 37 19 70 77 70 14 39 25 24 18 28 20 70 13 12 30 26 17 13 36 16 15

Tekrob Terec Thomas Daily Thyssen-Krupp Tipp-Kick TLT Trigema

Uhingen

Uhlsport Uzin Utz AG

Vaude Vetter

14 39 11 39, 76 18

Stallforth, Harald Stark, Erich Stickert, Svenja

70 21 70

Tampris, Mario

Tekdogan, Baris Teufel, Hariolf Teufel, Lothar Thomasberger, Wolfgang Truttenbach, Andreas

29 24 46 22 47 37

Utz, Philipp

11

Vachon, Alain

Veit, Eberhard Vöhringer, Bernd Völter, Michael

70 34 18 70

Walliser, Dirk Walther, Hermann Warbanoff, Mark Wassmer, Maik Weber, Albert Weber, Christian Weber, Daniel Winkler, Klaus Winter, Jürgen H. Wolf, Eberhard Würth, Reinhold

6 70 16 14 70 70 70 35 70 18 36

Zeiß, Michael

22

Volksbank Freiburg Volksbank KirchheimNürtingen VR-Bank Rhein-Neckar

70

Walther & Reinhardt

Wecken & Cie. Weinguts Blankenhorn Weleda Westinvest WHF Winter WMF Würth Eisos WWS

70 25 70 19 15 70 70 10 24 36

XXXLutz

30

Yachtwerft Martin

72

47 47

ZAGRO Bahn- und

Baumaschinen 76 Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung 76 ZG Raiffeisen 70 Ziegler 42 Züblin 10

FIRMEN-PORTR ÄTS Die hier genannten Unternehmen präsentieren sich in diesem Magazin mit einem Firmenporträt, das jeweils auf den Seiten als Anzeige gekennzeichnet ist. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Inserenten.

W/BZ Winkler Bildungszentrum

53

„live“ erleben in www.youtube.com/ ScheererLogistik


Der demografische Wandel

Teilnahmebedingungen

Die Jury

Mitarbeiter verbleiben länger im Berufsleben, die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt und Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund werden unverzichtbar. Das wirkt sich aus auf die Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Produktivität von Unternehmen.

Wer kann teilnehmen?

Ehrenvorsitzender Walter Scheel, Bundespräsident a. D.

Sind Sie vorbereitet? Demografie Exzellenz BadenWürttemberg will den Blick für die betrieblichen Auswirkungen des demografischen Wandels schärfen. Im Mittelpunkt steht der Demografie Exzellenz Award. Der Preis wird jährlich vom Forum BadenWürttemberg im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e. V. gemeinsam mit dem Demographie-Netzwerk ddn e. V. vergeben.

Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Industrie, Handel, Handwerk oder Dienstleistung, die in BadenWürttemberg ansässig sind und demografieorientierte Aktivitäten nachweisen können. Alle Größenklassen und Branchen sind willkommen. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.

Mitglieder der Jury Gökhan Balkis, Geschäftsführer FramoMorat GmbH & Co KG Dr. Kai Viktor Burr, arvato infoscore, Vice President Human Resources arvato Bertelsmann Financial Solutions

Teilnahmeschluss 31.8.2014

Anne-Kathrin Deutrich, Aufsichtsratsvorsitzende Testo AG

Sitzung der Jury 22.9.2014

Anna-Katharina Ehret, Controllerin Beiersdorf AG

Preisverleihung 10.11.2014, Frieder Burda Museum, Baden-Baden

Edeltraud Guse, Leiterin Human Resources, Holcim (Süddeutschland) GmbH Margaret Heckel Publizistin Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

RMC GmbH Unternehmensberatung

www.demografie-exzellenz.de


82

Letzte Worte

„Allein von der Differenz zwischen Kaufpreis und Listenpreis könnte ich heute sehr gut

leben …“

Manfred Gotta Der Namens-Papst hat einen Hang zu besonderen Automobilen. Aber nicht um sie zu sammeln, sondern für den Alltagsgebrauch. Nach einem Aston Martin fährt er aktuell einen Range Rover

„Wer den Sumpf trockenlegen will, redet nicht mit den Fröschen.“ Roland Diehl Der Bahn-Widerstandskämpfer wehrt sich jetzt gegen Motorflieger, verhandelt aber nicht mehr mit dem Flugplatz

„Wir wollen weg von der Figur, die nur herumsteht. Wir wollen Spielzeug sein.“ Thomas van Kaldenkerken Der Chef des Gmünder Spielzeugherstellers Schleich weiß, worauf es im Kinderzimmer ankommt

„Ja, scho …“ Ulrich Dietz Der Vorstand des IT-Dienstleisters GFT auf die Frage, ob er eine Investitionssumme für den Umbau des neuen Gebäudes in Stuttgart nennen könne. Wenige Tage vor der Hauptversammlung hielt er sich dann aber doch zurück

„Katar 2022 wird toll! Da fallen Weihnachten und WM auf einen Tag.“ Mathias Mieg Der Tipp-Kick-Chef freut sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft in dem Wüstenstaat

„In Zuwanderern sehen wir keine Problemfälle, sondern Potenziale!“ Jürgen Guse Der Aufsichtsratsvorsitzende der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg positioniert sich politisch eindeutig. Auch gegen Parteifreunde auf Bundes- und EU-Ebene

„Heute ist das Fest für die Krawattenträger und morgen für die, die wirklich schaffen …“ Michael Beck Der OB in Tuttlingen beim Richtfest für den schmucken Anbau der Kreissparkasse

Das nächste Econo erscheint am 25. Juli 2014

Aktuelle Nachrichten finden Sie auch unter econo.de. Und besuchen Sie uns doch auf Facebook und Twitter! 18/2014

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Achern  Bühl  Lahr  Offenburg


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