econo - Heft 17 - Ausgabe Juni 2014

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E 66900 | 10. Jahrgang | Ausgabe 17 | Juni 2014 | Deutschland 6,50 € | Schweiz 10,00 SFR | www.econo.de

BWGV-PRÄSIDENT

Roman Glaser im Exklusiv-Interview BAUEN & EINRICHTEN

So grün bauen die Firmen im Land MODEWIRTSCHAFT

Der Südwesten und seine Modemacher

Im Porträt: Volker Grub

Der Sanierer


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Intern

Herzlichen Dank! Von kleidsamen Mittelständlern und guten Noten Von Dirk Werner Kleidsam. Vergessen Sie Mailand, Paris oder Berlin. Wer wirklich wissen will, wie die Bekleidungsbranche tickt, der setzt sich ins Auto und fährt in den ländlichen Raum – nach Künzelsau, Bietigheim-Bissingen und auch Nagold. Dort sitzen die erfolgreichen mittelständischen Modeunternehmen wie Mustang, Olymp oder Digel, die mit ihren Konzepten Leuchttürme für die gesamte Branche sein können. Econo-Redakteur Robert Schwarz ist übers Land gefahren und hat sich in den Unternehmen umgeschaut. Seine Reportage – übrigens der Auftakt zu einer kleinen Serie über die Bekleidungshersteller im Land – lesen Sie ab Seite 32 Mitteilsam. Roman Glaser hat aktuell keinen leichten Job. Der Präsident des BadenWürttembergischen Genossenschaftsverbandes würde gerne feiern – immerhin wird der Verband heuer 150 Jahre alt. Doch die Politik mit ihrer verschleppten Energiepolitik und der überbordenden Bankenregulierung und -bürokratisierung lässt wenig Feierstimmung zu. Im Exklusiv-Interview mit Econo übt Glaser denn auch bei aller Zurückhaltung deutliche Kritik: Die Nachteile für die Genossen auf vielen Ebenen müssen fallen! Das Gespräch mit dem BWGV-Präsidenten finden Sie ab Seite 38 Ungehorsam. Eigentlich ging es Gunther Schäuble gut. Er saß im Vorstand eines Handelskonzerns, die Karriere ist geplant. Doch dann hält er sich einfach nicht an den Plan und übernimmt eine Uhrenmanufaktur in Karlsruhe. Warum sich Ungehorsamkeiten lohnen, lesen Sie in der Reportage von Econo-Mitarbeiter Michael Hölle ab Seite 74 In eigener Sache. In unserer Ausgabe 14 hatte ich sie angekündigt, in dieser Ausgabe liegen die Ergebnisse vor: Die Leserbefragung war ein großer Erfolg. Die Gesamtnote „gut“ ist ein ehrlicher Wert, den auch der Tenor aus vielen persönlichen Gesprächen bestätigt. Zunächst danke dafür! Doch wir haben die Befragung nicht unabhängig durchführen lassen, um uns selbst zu beweihräuchern. Vielmehr entwickeln wir auf der Grundlage der Lesermeinung das Magazin weiter. Das ist ein Prozess, den wir mit dieser Ausgabe starten: In einem ersten Schritt haben wir den Umschlag inklusive des Logos modernisiert. Zudem sind Themen aus den Regionalteilen nun direkt ins Blatt integriert und nicht mehr separat am Ende des Magazins. Über die weiteren Entwicklungen halte ich Sie an dieser Stelle in den kommenden Ausgaben auf dem Laufenden. Versprochen. Natürlich gebe ich Ihnen auf Wunsch gerne im persönlichen Gespräch Einblicke in die Ergebnisse der Leserbefragung. Einen ersten Überblick erhalten Sie auf Seite 68

20.000 Jahre Bau- und Wohngeschichte erwarten Sie auf einer spannenden Entdeckungsreise. Live im „Universum der Zeit“. Genießen Sie die wunderschöne Hausausstellung im malerischen Erlenpark und erleben Sie Information und Inspiration rund ums Bauen und Wohnen. Lassen Sie sich außerdem von innovativer Energietechnik und kreativen Ausstattungsideen in der Halle der Kreation begeistern. Einmalig in Europa!

Titel Econo: Jigal Fichtner

Viel Vergnügen bei der Lektüre.

WeberHaus World of Living 77866 Rheinau-Linx

Foto: Michael Bode

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr www.world-of-living.de


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Inhalt

Juni Namen & Nachrichten 6

Automotive I. Das wunderbare Wachstum der Witzenmänner

20

Kommunal/Tourismus. Ein Auf und Ab: das Land und seine Bäder

8

Automotive II. IMS Gear und die Gier auf Erfolg

22

10

Bauen/Handwerk. Am besten am Boden: das Jahr von Uzin Utz

Kreativwirtschaft. Wie der Klambt-Verlag den Springer-Funke-Deal erst möglich machte

24

Logistik/Handel. Was Karlsruher und Schweizer Genossen auf dem Flugplatz Lahr planen

26

Luft-/Raumfahrttechnik. Schwerelos: die Sonde von Azur Space auf Weltraummission Maschinenbau. Einsam an der Spitze: wie Motorsägenbauer Stihl weiter wachsen will

12

Energie/Rohstoffe. Ostseekrank? Der Rückzug der MVV aus Kiel

14

Finanzen/Immobilien. Klotzen, nicht kleckern: das Milaneo in Stuttgart

16

Gesundheitswirtschaft. Allen Widerständen zum Trotz: Stratecs gutes Jahr 2013

28

IT/Elektronik. Erfolgsfaktor Familie: der große Plan der Familie Pilz

30

Präzisionstechnik. Im erlauchten Kreis der Umsatzmilliardäre: Sick

38

Interview. Warum sich BWGV-Präsident Roman Glaser um die Zukunft der Regionalbanken sorgt

42

Bilanz der Banken. So haben die Institute im Land im Jahr 2013 gewirtschaftet

18

32

Olymp-Chef Mark Bezner: Mittelstand macht Mode

38

Der oberste Genosse im Interview: Roman Glaser

Unternehmen 32

Die Mode und ihre Macher. Die Modebranche ist umkämpft, der Markt schrumpft seit Jahren. Den Mittelstand im Land ficht das nicht an, er arrangiert sich: welche Konzepte er gefunden hat

Management 46

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Bauen & Einrichten I. Die Unternehmen im Land bauen nachhaltiger als je zuvor. Ein Überblick über die innovativsten Projekte in BadenWürttemberg – und die Macher dahinter Bauen & Einrichten II. In Baden-Württemberg 17/2014

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58

sitzen die erfolgreichsten Büromöbelhersteller der Welt. Die Frage ist: warum eigentlich?

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Marketing Community Freiburg/Südbaden.

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Marketing-Club Karlsruhe.

Bauen & Einrichten III. Apartments sind die neuen Villen. Interview mit dem Präsidenten der Architektenkammer, Wolfgang Riehle

64

WFG Nordschwarzwald.

65

Technology Mountains.

66

Wirtschaftsbarometer. Die große Umfrage

unter Baden-Württembergs Entscheidern

68

Leserumfrage. Wir haben gefragt, was Sie von uns denken. Das haben Sie geantwortet

Fotos: Architekten Frey, Jigal Fichtner, Olymp


Hier stehen Sie auf der richtigen Seite. Intelligent inserieren. In Econo.

Sonderthema in der Juni-Ausgabe: Sonderthema in der Mai-Ausgabe: IT & Elektrotechnik Gesundheit und Medizin Personal & Karriere

46

Grüner geht’s immer: So bauen Firmen heute

Menschen 70

Im Porträt. Seine Stunde schlägt, wenn alles zu Ende scheint: So tickt Insolvenzguru Volker Grub

Wie Gunther Schäuble zu sich selbst fand – und nun Uhren fertigt

78

72

Menschen des Monats/ Impressum.

On Tour. Der Badische Wirtschaftstag

80

Index.

74

Lifestyle. Handwerk statt Handelskonzern:

82

Letzte Worte.

Spannende Sonderthemen und im Schnitt 18.000 Exemplare Auflage. Econo sorgt dafür, dass Ihre Markenbotschaft ankommt bei Baden-Württembergs Entscheidern. Ob Anzeige, Banner oder Firmenportrait – reden wir miteinander. Telefon: 0781 28943647 E-Mail: verlag@econo.de Econo. Wirtschaft pur. Mit Leidenschaft.


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Namen & Nachrichten • Automotive

KURZ NOTIERT

Gewinnsprung bei ZF Um rund 40 Prozent hat der Antriebsspezialist ZF seinen Gewinn im vergangenen Jahr gesteigert. Die Friedrichshafener erwirtschafteten ein Plus von 462 Millionen Euro. Der Umsatz liegt bei 17 Milliarden Euro. 2014 sollen beide Kennzahlen weiter steigen. ZF-Chef Stefan Sommer geht von einem Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich aus. Die Umsatzrendite soll von 4,5 auf fünf Prozent steigen.

Getrag boomt weiter In den nächsten fünf Jahren will Getriebespezialist Getrag aus Untergruppenbach seinen Umsatz auf 4,6 Milliarden Euro steigern. 2013 legen die Erlöse von 3,0 auf 3,2 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen wächst vor allem in Asien. Der Gewinn hält mit dem Tempo noch nicht mit. Vor Steuern und Zinsen verdiente Getrag 206 Millionen Euro, nur rund fünf Millionen mehr als im Vorjahr.

Mahle im Plus Die Übernahme des Klimaspezialisten Behr hat dem Autozulieferer Mahle doch noch ein kräftiges Umsatzplus beschert. Ohne die neue Tochter läge man lediglich bei zwei Prozent, so Mahle-Chef Heinz Junker. Mahle hat 2013 einen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro erwirtschaftet, ein Plus von 12,7 Prozent. Der Überschuss klettert um rund 58 Prozent auf 236 Millionen Euro.

PWO auf gutem Weg Einen Umsatz von 99,8 Millionen Euro hat der Autozulieferer PWO aus Oberkirch im ersten Quartal 2014 erwirtschaftet, ein Plus von 5,9 Prozent. Damit ist PWO auf Kurs. Für das Jahr 2014 hatten die Ortenauer einen Umsatz von 400 Millionen Euro angekündigt. Das Ebit soll von 22,3 auf 25 Millionen Euro steigen. Im ersten Quartal stieg der Gewinn um drei Prozent auf sechs Millionen Euro.

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Witzenmanns Wachst Das Familienunternehmen legt vor allem im Ausland zu.

Dennoch investieren die Pforzheimer massiv in den Stammsitz Klotzen, nicht kleckern lautet die Devise der Witzenmann-Gruppe. Rund 39 Millionen Euro investiert der Spezialist für Metallschläuche, Kompensatoren, Metallbälge und Fahrzeugteile in diesem Jahr. Das sind mehr als sieben Prozent des Umsatzes. Eine Quote, von der andere nur träumen. Die liegt in der deutschen Industrie bei 3,3 Prozent. Das Geld fließt bei Witzenmann vor allem in neue Maschinen und Werkzeuge. Fast die Hälfte der Summe bleibt im Stammhaus Pforzheim – obwohl die Umsätze im 2013 dort um 2,6 Prozent zurückgingen. Von einer „Wachstumsverschiebung“ spricht der Vorsitzende der Geschäftsführung, Hans-Eberhard Koch. Dass er verkündet, dass es „besser als geplant“ gelaufen sei, liegt vor allem an den guten Geschäften in Amerika und Asien. Beide Märkte zusammen tragen bereits ein Drittel zum Gesamtumsatz bei, eine Verdopplung innerhalb von acht Jahren: Vor 20 Jahren betrug deren Beitrag exakt null. Zur starken Nachfrage in Übersee gesellten sich erstmals wieder

anziehende Käufe in Europa hinzu und auch der Heimatmarkt legte zu, wenn auch nur im Nachkommabereich. In Summe ergibt das „den höchsten Umsatz in der Firmengeschichte“, so der Firmenchef. Mit 497,1 Millionen Euro blieb der zwar knapp unter der 500-Millionen-Euro-Grenze. „Ohne Währungsschwankungen lägen wir drüber.“ Was noch nicht ist, soll dieses Jahr werden. Mit Erlösen von 516 Millionen Euro rechnen die Verantwortlichen. Nach einem letztjährigen Wachstum von 5,1 Prozent, wäre das ein weiterer Anstieg um vier Prozent. Zwar gibt sich das Familienunternehmen in Sachen Betriebsergebnis zugeknöpft. Aber 2013 dürfte zum nunmehr vierten Mal in Folge eine Netto-Umsatzrendite von jenseits der vier Prozent und damit jenseits der 20 Millionen Euro erwirtschaftet worden sein. Zumindest so viel gab Koch preis: „Die Eigenkapitalquote hat die 50-Prozent-Marke überschritten.“ Auch da setzt die Witzenmann-Gruppe Maßstäbe. Liegt der Durchschnitt

hierzulande doch nur bei etwas mehr als der Hälfte. Mit solch einem Polster im Rücken lässt sich unbeschwert investieren. Womit wieder der Firmensitz in der Goldstadt und die genannte Wachstumsverschiebung ins Spiel kommen. Schwache Nachfrage auf dem hiesigen Kontinent und starke Nachfrage im Rest der Welt bedeutet vor allem eines: „Dort, wo wir wachsen, müssen und werden wir auch vermehrt produzieren“, macht Koch deutlich. In 17 Ländern ist die WitzenmannGruppe mit eigenen Werken vertreten. Mexiko kommt als Nächstes in den kommenden Monaten hinzu. Zudem ist diese Strategie ein probates Mittel, um das Risiko von Währungsschwankungen zu minimieren. „Neben den steigenden Rohstoffkosten die größte Gefahr für weiteres Wachstum.“ Deshalb vermehrte Wertschöpfung vor Ort, zumal die Personalkosten in Deutschland ein Problem sind. „In den vergangenen drei Jahren stiegen die Löhne um zehn Prozent“, sagt Finanzgeschäftsfüh-

Eigene hohe Ansprüche

Abbau

An den Neubau der Schulz Group in Ravensburg sind hohe Ansprüche gestellt: „Wir sind einer der Top-Arbeitgeber der Region, entsprechend wollen wir auch die Arbeitsplätze so modern wie möglich gestalten“, hat Geschäftsführer Lothar H. E. Holder als Leitlinie ausgegeben. Entsprechend haben die Architekten Mühlich, Fink & Partner aus Ulm einen innovativen Kubus mit einer Beton-Stellage als Schutz vor den Glasfronten entworfen. Insgesamt neun Millionen Euro investiert die Schulz Group in das neue Head Office, in einem Jahr soll der Generalunternehmer Matthäus Schmid Bauunter-

Beim südbadischen Autozulieferer Trelleborg-Vibracoustic soll am Standort Neuenburg jede sechste Stelle wegfallen. Offenbar sollen Teile der Produktion nach Osteuropa verlagert werden. Hier beschäftigt Trelleborg-Vibracoustic aktuell etwa 490 Menschen. Durch die Verlagerung des Produktionsbereichs würden 85 Stellen wegfallen. Trelleborg und die in Weinheim beheimatete Freudenberg-Gruppe hatten das Joint Venture vor zwei Jahren gebildet, um ihre Kräfte für Schwingungstechnik auf dem Weltmarkt zu bündeln. Die Globalisierung drückt nun auch auf das Werk. pop

nehmen aus Baltringen den 4500 Quadratmeter großen Bau fertiggestellt haben. Bis zu 250 Mitarbeiter haben dann Platz. Der Neubau wird doppelt so groß wie der bisherige Bau in Tettnang. Doch zugleich nutzt SchulzGeschäftsführer Sven Schulz die Chance, um die Kapazitäten zu bündeln: Künftig arbeitet nicht nur die Schulz Engineering in dem Neubau, sondern auch die Unternehmen Mage Solar und Net Allied Systems. Die weiteren nationalen und internationalen Büros bleiben erhalten. Aktuell sind 274 Menschen bei der Gruppe beschäftigt, die vornehmlich für Autokonzerne tätig ist. wer

Foto: Witzenmann


Innovation erleben Die Industriemesse

um Hans-Eberhard Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Witzenmann

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Innovation erleben!

rer Gerhard Flöck. Gleichzeitig erwarten die Kunden Jahr für Jahr fallende Preise im Bereich von drei bis fünf Prozent. „Bleibt als Ausweg nur eine ständige Produktivitätssteigerung.“ Folglich übernimmt die „Schlauch-Fabrik“ in Pforzheim zukünftig zwei Aufgaben: Steuerung der weltweiten Aktivitäten sowie die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. In diese

Neujustierung fließen auch die geplanten rund 16 Millionen Euro an Investitionsmittel. Im Plan für dieses Jahr steht für das Stammhaus jedenfalls wieder eine schwarze Zahl. Und die könnte größer ausfallen als gedacht. Das erste Quartal 2014 brachte einen satten Zuwachs von 7,7 Prozent. „Die Konjunktur gibt uns allmählich wieder Rückenwind“, erläutert Koch. Michael Hölle

Neues erfahren Produkte vorstellen Kontakte knüpfen 14. – 16. Januar 2015 17. Industriemesse i+e Messe Freiburg Die Industriemesse in Zahlen:

Kalt erwischt: Doll insolvent Der Fahrzeugbauer Doll aus Oppenau (Ortenaukreis) steckt in der Insolvenz. Mitte April hatten die Banken die Rückzahlung ihrer Kredite gefordert. Doll bleibt angesichts der seit 2009 prekären Lage nur der Gang zum Insolvenzrichter. Die damalige Krise hatte das Unternehmen, das als Hightech-Spezialist für Transportlösungen gilt und sich auf die Bereiche Holz- und Schwertransport sowie Flugfeldfahrzeuge spezialisiert hat, schwer getroffen. Zwar ist der Umsatz 2013 wieder auf 60 Millionen Euro gestiegen, doch das ist weit von dem entfernt, was Doll einmal umgesetzt hat. 2013 habe Doll einen deutlichen Verlust erwirtschaftet, sagt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger, der soll nun das Unternehmen retten. „Wir haben den Geschäftsbetrieb so stabilisiert, dass wir ihn nunmehr reibungslos fortführen können“, sagt der Sanierer und gibt sich opti-

mistisch: „Zahlreiche Kunden und Lieferanten haben ein Interesse daran, dass Doll weitermacht und dem Markt als wettbewerbsfähiger Anbieter erhalten bleibt“. Doll beschäftigt rund 400 Mitarbeiter, davon 360 am Stammsitz. Laut der Vorstandsvorsitzenden Brunhilde Rauscher-Doll sind „die maßgeblichen Weichen für den Restrukturierungs- und Sanierungsprozess bereits gestellt“. Rauscher-Doll hatte sich schon vor der Insolvenz auf die Suche nach einem Investor gemacht. Diese hat Mucha nun intensiviert. „Alle Beteiligten haben ein Interesse daran, dass ein Investor so bald als möglich gefunden wird.“ Inzwischen hätten rund zwei Dutzend potenzielle Investoren ihr Interesse an Doll bekundet, so Mucha. Nun wolle er prüfen, welche Investoren die Bücher einsehen dürfen, um konkrete Angebote abzugeben. rs

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Namen & Nachrichten • Automotive

Wolfgang Weber, Dieter Lebzelter und Bernd Schilling (v.l.) führen die IMS Gear

Trio auf Erfolgskurs IMS Gear hat 2013 einen Sprung gemacht: Umsatz, Rendite und Gewinn kletterten. Die Geschäftsführer haben damit Wort gehalten Das Trio hat geliefert! Vor einem Jahr kündigten Wolfgang Weber, Dieter Lebzelter und Bernd Schilling in Econo an: „Die Umsatzrendite muss deutlich steigen.“ Nun melden die Geschäftsführer des Zahnradund Getriebespezialisten IMS Gear eine Rendite von sechs Prozent – eine Verdreifachung des Vorjahreswerts. Laut Weber gaben drei Faktoren den Ausschlag für den Erfolg: „Wir produzieren größere Volumen, haben eine bessere Auslastung und weniger Neuan-

läufe.“ Letzteres zeigt sich auch an der Investitionssumme. Die lag in 2012 noch bei 45 Millionen Euro, ein Jahr später bei 30 Millionen. Lebzelter: „Für das laufende Jahr planen wir mit 25 Millionen Euro.“ Wobei ein Großteil der Investitionen in die Standorte Donaueschingen, Eisenbach und Trossingen fließt, nicht in die USA oder China. Das Wachstum der GmbH erfolgt hingegen international. „Die 400 neuen Stellen wurden nicht nur an einem Standort geschaffen“, so Schilling. Welt-

weit beschäftigt das Unternehmen inzwischen 2500 Menschen, 1700 davon an den deutschen Standorten. Beim Umsatz legte IMS Gear um 20 Prozent auf 300 Millionen Euro zu. „Für das laufende Jahr peilen wir einen Wert von 350 Millionen Euro an“, erläutert das Trio im EconoGespräch. Beim geplanten Gewinn vor Steuern hält man sich indes bedeckt. Für 2013 liegt die Marke bei 18 Millionen Euro – ebenfalls eine Verdreifachung gegenüber 2012.

Das eigenständige Familienunternehmen zählt zu den Schrittmachern der Branche. Die Sitzlängenverstellung von IMS Gear gilt inzwischen als Standard in gehobenen Fahrzeugen. Aber auch bei elektrischen Parkbremsen und Servolenkungen sind die Lösungen des 151 Jahre alten Unternehmens gefragt. IMS Gear kommt dabei der Trend zum Energiesparen zugute. Und das hilft, die Umsatzrendite langsam in Richtung zweistellig zu bekommen. Dirk Werner

Insolvenz: Ketterer in Not Vor etwas mehr als einem halben Jahr war beim Spezialfahrzeugbauer Ketterer mit Sitz in Karlsruhe alles im Lot: der neue Standort am Stammsitz wurde eröffnet, zudem meldete das Unternehmen den Einstieg eines niederländischen Investors, der Familie De Pundert. Nun ist alles anders: Ketterer hat 17/2014

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bereits im März überraschend Insolvenz angemeldet. Offiziell macht das Unternehmen die starke Konkurrenz aus Osteuropa für die Schwierigkeiten verantwortlich. Doch hatte Ketterer in den vergangenen Jahren zum einen massiv investiert: Vor drei Jahren etwa übernahm man

den Spezialfahrzeugbauer Schuler aus Ebhausen – der im Übrigen nicht von der Insolvenz betroffen ist. Dazu kommt der Neubau in Karlsruhe. Fragen nach der Rolle des niederländischen Investors, der zudem Mehrheitsaktionär bei Knaus Tabbert ist, blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Insolvenzverwalter Holger Blümle sucht nun einen neuen Investor. Ketterer, das sich unter anderem auf hochwertige Pferdetransporter spezialisiert hat, beschäftigt insgesamt rund 160 Mitarbeiter und hatte 2012 einen Umsatz von rund 25 Millionen Euro erwirtschaftet. rs Foto: www.sigwart-photo.de


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Namen & Nachrichten • Bauen/Handwerk

KURZ NOTIERT

Zehnder stagniert Der Heizungs- und Lüftungsbauer Zehnder hat 2013 den Umsatz des Vorjahres verfehlt. Der Umsatz sinkt um 0,3 Prozent auf 522,4 Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigten steigt um 148 auf 3283. Zehnder hat seinen Hauptsitz in der Schweiz. Im Werk Lahr beschäftigt das Unternehmen rund 500 Menschen.

Koch baut um Das Bauen hat Bilfinger groß gemacht. Nun trennt sich der Mannheimer Konzern von seiner Bausparte. Rund 800 Millionen Euro hat Bilfinger 2013 mit den Geschäftsteilen erlöst, die jetzt zum Verkauf stehen. Das entspricht etwa zehn Prozent der Gesamtleistung. Den Fokus will Vorstandschef Roland Koch nun mehr auf industrienahe Dienstleistungen und Immobiliengeschäfte legen.

Fest am Boden

Mehr als 30 Millionen Euro will Uzin Utz 2014 investieren. Das Rekordjahr 2013 gibt dabei den nötigen Rückhalt

Weder das miese Wetter im Frühjahr 2013 noch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Europa haben den Hersteller von Spezialchemikalien und Geräten für die Bodenbearbeitung, Uzin Utz, von einem erneuten Rekordjahr abgehalten. Wie das Unternehmen mit Sitz in Ulm mitteilt, ist der Umsatz um 4,7 Prozent auf 217 Millionen Euro gestiegen. Das operative Ergebnis stieg von 12,1 auf 12,4 Millionen Euro. „Wir sind Boden“, sagt Vorstandschef Walter Utz. „Diese Leidenschaft macht uns erfolgreich – wie unsere Geschäftsentwicklung im Jahr 2013 zeigt.“ Der Familie Utz gehören 55,54 der im CDAX notierten Firma. Im vergangenen Jahr hat der Konzern zudem massiv investiert.

Insgesamt flossen fast 20 Millionen Euro in die weltweiten Standorte, vor allem in die NeubauProjekte in Ilsfeld, den USA sowie den Niederlanden. Für 2014 kündigt Utz Investitionen in Höhe von 32 Millionen Euro an. Ein Teil davon fließt nach Ilsfeld im Landkreis Heilbronn, wo Uzin Utz gerade an einer neuen Produktionsstätte baut, um die beiden bisherigen Standorte in Oberderdingen und Vaihingen/Enz zusammenzulegen. Hierfür entsteht auf einem 13 000 Quadratmeter großen Grundstück ein 6000 Quadratmeter großer Komplex, in dem zukünftig Entwicklung, Produktion, Logistik sowie Verwaltung angesiedelt werden. Zudem entsteht ein Schulungszentrum für

Handwerkskunden. Mit der Fertigstellung rechnen die Ulmer in den kommenden Monaten. Die großen Investitionen zehren indes ein wenig am Eigenkapital der Ulmer Bodenspezialisten. Mit einer Quote von 56,7 Prozent (Minus ein Prozentpunkt) liegt man dennoch positiv meilenweit vom Branchenschnitt entfernt. Das Unternehmen wurde 1911 von Georg Utz gegründet. 1948 legte sein Sohn Willi den Grundstein für die Klebstoff-Ära des Unternehmens, der Name Uzin wurde dazu beim Deutschen Patentamt eingetragen. 2014 beschäftigt das Unternehmen 939 Mitarbeiter, 20 mehr als im Vorjahr. Rund 530 Arbeitsplätze entfallen dabei auf die deutschen Standorte. rs

Trauriges Jubiläum Im Jahr ihres 50. Geburtstages muss die Bäckerei Trendle Insolvenz anmelden. Laut Firmeninhaber Holger Trendle setzt dem Unternehmen vor allem die Billigkonkurrenz durch die Discounter zu. Die 1964 gegründete Bäckerei wird weiter von der Familie Trendle geführt. Das Unternehmen hat 12 Filialen und beschäftigt rund 70 Mitarbeiter. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Freiburger Harald E. Manias.

Werner Utz führt die Uzin Utz AG bereits seit dem Jahr 1980

Kampa kauft zu In Waldhausen bei Aalen sollen bald die Bagger für den neuen Stammsitz des Fertighausbauers Kampa rollen, nun hat das Unternehmen zunächst einen Wettbewerber übernommen: Der Bad Saulgauer Premiumanbieter Platz-Haus 21 wurde geschluckt. Der hatte 2012 einen Verlust erwirtschaftet und soll in den Kampa-Konzern integriert werden. Kampa verfügt derzeit über einen Auftragsbestand von 125 Millionen Euro.

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Foto: Uzin Utz


Aliseo vor dem Umzug Was lange währt, wird endlich gut: Der Hotelbadausstatter Aliseo aus Wolfach hat die Weichen für einen Umzug nach Gengenbach gestellt. Seit mehreren Jahren liegen die Pläne in der Schublade, aus dem ehemaligen Verwaltungs- und Ausstellungsgebäude der Möbelfabrik Hukla den neuen Verwaltungssitz von Aliseo zu machen. Nun haben die Wolfacher das Grundstück gekauft. Der Weg für den Umzug ist frei. Rund 40 Mitarbeiter will der international agierende Mittel-

ständler nach Gengenbach mitbringen. Details zum Investitionsvolumen gibt es noch. Die Firmenverlagerung ist laut Aliseo für das erste Halbjahr 2015 vorgesehen. Laut Unternehmen ist der Umzug notwendig, da am Standort in Wolfach keine Erweiterungsmöglichkeiten gegeben sind. Aliseo wurde vor 30 Jahren gegründet, beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiter und exportiert in mehr als 100 Länder. red

Achtung: am 30.06.2014 ist Anmeldeschluss Der Wettbewerb für eine zeitgemäße Führungskultur – ein Leuchtturm für Fach- und Führungskräfte

Tradition in Not Der weltweit größte Lieferant für Orgelteile, Laukhuff, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Weikersheim (Main-Tauber-Kreis) hat beim Amtsgericht Crailsheim Antrag auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Gericht hat dem Unternehmen Rechtsanwalt Dietmar Haffa als Sanierer an die Seite gestellt. Geschäftsführer Markus Windelen macht die hohen Produktionskosten und den steigenden Preisdruck in der Branche für die Schieflage verantwortlich. Lauk-

huff stellt mit 140 Mitarbeitern Teile für Orgeln und Pianos her. „Das Eigenverwaltungsverfahren gibt uns die Möglichkeit, unser Unternehmen effizienter aufzustellen und uns so in unserer besonderen Branche zu behaupten“, sagte Windelen der Main-TauberZeitung. Auf die Belegschaft kämen Veränderungen zu. Details nannte er nicht. Windelen führt das Unternehmen seit 2011. Das Unternehmen wurde 1823 von Martin Andreas Laukhuff gegründet. Seit 1878 ist der Stammsitz Weikersheim. rs

Die systematische Gestaltung einer erfolgreichen Führungskultur wird angesichts der demographischen Entwicklung wettbewerbskritisch. Von der Teilnahme am Wettbewerb können Sie in jedem Fall profitieren:

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Flaig baut neues Werk Die Schreinerei Flaig steht vor der größten Investition ihrer 107-jährigen Firmengeschichte. Am Standort Hardt (Landkreis Rottweil) baut das Unternehmen im Industriegebiet eine neue Fabrikation mit einer Nutzfläche von 4400 Quadratmetern. Zum Investitionsvolumen macht Flaig keine Angaben. Das Bauprojekt dürfte allerdings mehrere Millionen Euro kosten. Mit dem Neubau des sogenannten „Werk II“ auf einer Länge von 70 Metern und einer Breite von 45 Metern stelle man die Weichen für die Konzentration der Räumlichkeiten am Standort

Hardt, so die Schreinerei in einer Mitteilung. Am neuen Standort werden die bisherigen drei Außenwerke in Hardt und Hornberg sowie zwei angemietete Lagerstätten zusammengeführt. Der Neubau soll bis zum Frühjahr 2015 fertiggestellt sein. Laut Geschäftsführer und Firmeninhaber Hubert Flaig sichere man mit der Investition auch die rund 60 Arbeitsplätze. Das Unternehmen war im Jahr 1907 von Karl Flaig gegründet worden. Die Schreinerei hatte in den vergangenen zehn Jahren immer wieder in die Erweiterung ihrer Kapazitäten investiert. red

Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um sich zu verbessern, als jetzt? Melden Sie sich zum BMM-Award 2014 an, Anmeldeschluss ist der 30.6.2014. Ausschreibung und Anmeldung finden Sie unter www.bmm-award.de oder informieren sich bei Ihrem Leadershipexperten in Ihrer Nähe. Veranstalterin des BMM-Award 2014 ist die 100PersEnt GmbH & Co. KG, Brunnring 65, 72108 Rottenburg.


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Namen & Nachrichten • Energie/Rohstoffe

KURZ NOTIERT

AWW bauen neu Mit dem Ausbau ihrer Produktion haben die Aluminiumwerke Wutöschingen (AWW) begonnen. Das Unternehmen vom Hochrhein investiert rund zehn Millionen Euro in die Erweiterung. Im Oktober 2012 hatte es in der Butzenfertigung der AWW gebrannt. Mit dem Neubau schafft das Unternehmen nun mehr als gleichwertigen Ersatz. Zuletzt erzielte das Unternehmen mit seinen 600 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 160 Millionen Euro.

Flucht aus Kiel? Der MVVVorstandschef Georg Müller stellt die Beteiligung infrage

Langsames Wachstum Der belgische Umicore-Konzern, der in Baden-Württemberg Standorte in Schwäbisch Gmünd, Pforzheim, Rheinfelden sowie Bad Säckingen betreibt, ist im ersten Quartal 2014 nur um ein Prozent gewachsen. Niedrige Metallpreise und Währungseffekte machen dem Materialtechnologie Konzern zu schaffen. Exakte Zahlen nennen die Belgier nicht. 2013 lag der Umsatz bei 2,4 Milliarden Euro.

ZEAG büßt Gewinn ein Mehr Umsatz, weniger Gewinn. So lässt sich das Ergebnis des vergangenen Jahres für den Heilbronner Energieversorger ZEAG zusammenfassen: Der Umsatz steigt von 155,6 auf 180,4 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern bricht allerdings von 15,2 auf 8,3 Millionen Euro ein. Der Grund: Während Strompreiserhöhungen den Umsatz erhöhten, knabbern hohe Strombezugskosten am Gewinn.

Reckitt zieht um In Heidelberg führt der britische Reckitt Benckiser-Konzern seine Standorte Mannheim und Ludwigshafen zusammen. In der Heidelberger Bahnstadt entsteht das globale Entwicklungs- und Forschungszentrum für Geschirrpülmittel. Auch der Verwaltungssitz wandert nach Heidelberg. Arbeitsplätze gehen keine verloren, so Reckitt.

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Die Ostseenot Der Energiekonzern MVV investiert bis 2020 rund 1,5 Milliarden Euro – weil das Geld für seine Tochter nicht reicht, ist die nun sauer Ulf Kämpfer hätte sich gewiss einen anderen Amtsantritt gewünscht. Der bisherige Staatssekretär im Ministerium für Energiewende und Landwirtschaft wird am 24. April neuer Oberbürgermeister von Kiel. Und gerade mal eine Woche später lässt der Mannheimer Energiekonzern MVV, Mehrheitsgesellschafter der Stadtwerke Kiel, eine Bombe platzen. MVV kündigt an, sich nicht am Bau eines neuen Gaskraftwerks in Kiel zu beteiligen. Die voraussichtlichen Kosten von 300 Millionen Euro seien zu teuer. Und überhaupt überlege man, sich von der Kieler Beteiligung zu trennen. Sogar dem Amtsdeutsch aus Kämpfers Büro ist die große Enttäuschung zu entnehmen, die diese Mitteilung auslöst. Kämpfer hat in einem Schreiben vom 30.

April davon erfahren. Noch am selben Tag saß er mit Planern der MVV am Tisch. „Wir haben seit über zwei Jahren konstruktiv und intensiv gemeinsam an dem Projekt gearbeitet“, sagt Kämpfer. „Der Ausstieg von MVV trifft uns zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt mitten in der entscheidenden Planungsphase.“ 2004 hatte MVV sich für 150 Millionen Euro zu 51 Prozent an den Stadtwerken beteiligt. Geld, dass sie beim möglichen Verkauf ihrer Anteile wieder einspielen will. „Die MVV trägt die unternehmerische Hauptverantwortung der Stadtwerke und somit für die sichere Energieversorgung unserer Stadt“, betont Kämpfer. Das Gaskraftwerk soll ein Kohlekraftwerk ersetzen, das in zwei Jahren abgeschaltet wird. Die Zeit

drängt also. Aber MVV-Chef Georg Müller hat Argumente. Immerhin ist die MVV ein kommunales Unternehmen, gehört mehrheitlich der Stadt Mannheim. Und die baut unter Oberbürgermeister Peter Kurz gerade Schulden ab. Eine Investition von mehreren Hundert Millionen Euro an der Ostsee passt da nicht. Nun stehen die Stadtwerke bei einem Jahresumsatz von 512 Millionen Euro vor einer großen Investition. Die Mannheimer haben ihren eigenen Plan. Bis 2020 wollen sie 1,5 Milliarden Euro investieren. Allerdings sind drei Viertel bereits verplant oder ausgegeben. Ohne Kiel. So verweist die MVV eben nur auf das, was sie bisher für Kiel getan hat. Und die Ostsee-Anreiner befinden sich plötzlich in Seenot. Philipp Peters Foto: MVV


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Lust auf Süß

Sunways wird zerschlagen Das insolvente Solarunternehmen Sunways verkauft seine Wechselrichter-Sparte nach China. Käufer ist die chinesische InvestmentHolding Shunfeng Photovoltaic International, die von Sunways auch das Geschäft mit gebäudeintegrierter Photovoltaik übernehme, teilte Insolvenzverwalter

Thorsten Schleich in Konstanz mit. Der Gläubigerausschuss habe dem Verkauf zugestimmt. Bestehende Verbindlichkeiten übernehmen die Chinesen nicht. Von der Transaktion profitieren nur die Gläubiger, nicht aber die Aktionäre des insolventen Unternehmens. Der Erlös aus dem Verkauf

werde nicht ausreichen, um für sie eine Rückzahlung ihrer Investition nach Abschluss des Insolvenzverfahrens zu ermöglichen, heißt es aus Konstanz. Sunways hatte im März Insolvenz angemeldet – es ist die zweite Pleite innerhalb kurzer Zeit. Sunways beschäftigt in Konstanz 150 Mitarbeiter. red

Amerikaner schlucken Gütermann Verkauft: Der südbadische Garnhersteller Gütermann wird vom US-amerikanischen Wettbewerber A&E übernommen. „Mit A & E eröffnen sich neue globale Chancen für Gütermann“, sagte Vorstandschef Peter Zwicky. Man wolle gemeinsam den Weg für zukünftiges Wachstum gehen, so das Unternehmen weiter.

Gütermann beschäftigt weltweit 1000 Menschen, davon rund 400 in Gutach. 2013 erwirtschafteten sie einen Umsatz von 93 Millionen Euro. Der Gewinn sei jedoch gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Die gute Nachricht: A&E-Chef Fred Jackson erklärt, dass sich für Gütermann nichts ändern werde.

„Gütermann ist eine WeltklasseFirma mit hoher Markenbekanntheit und einem außergewöhnlichen Ruf unter Konsumenten und europäischen Top-Marken.“ Das Unternehmen soll eine wichtige Stellung im milliardenschweren Konzern behalten. Dem Standort im Elztal spricht Jackson eine fünfjährige Garantie aus. red

Der nordbadische Gelatinehersteller Gelita hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr zweistellig gesteigert. Das Unternehmen profitiert derzeit von einem speziellen Süßigkeiten-Trend – und Asien. Die Erlöse kletterten um elf Prozent auf mehr als 700 Millionen Euro, wie das Unternehmen aus Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) mitteilte. Damit bleibt der Gelatinehersteller nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Vor Zinsen und Steuern verdiente Gelita eigenen Angaben zufolge 65 Millionen Euro – zwei Millionen mehr als 2012. Vor allem in Asien sei das Unternehmen gewachsen. Positiv habe sich auch das Geschäft mit speziellen Fruchtgummis entwickelt: Süßigkeiten mit einer hohen Dosis an Vitaminen seien etwa ein stark wachsendes Segment. Gelita beschäftigt in Eberbach nach eigenen Angaben rund 500 Mitarbeiter. red

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Namen & Nachrichten • Finanzen/Immobilien

KURZ NOTIERT

Wohnen statt Haufe Die Treubau AG wird auf dem ehemaligen Verwaltungssitz von Haufe in Freiburg rund 50 neue Wohnungen bauen. Das Gelände im Stadtteil Oberau war heiß begehrt. Haufe war 1951 dorthin gezogen, sitzt mittlerweile aber im Gewerbegebiet Haid. Treubau zahlt einem Bericht zufolge sechs Millionen Euro und will 5000 Quadratmeter Wohnfläche bauen. Die Baukosten liegen bei rund 25 Millionen Euro.

200 Shops, 400 Wohnungen dazu Büros und ein Hotel: das Milaneo in Stuttgart

Gagfah sortiert Die Immobiliengesellschaft Gagfah rüstet ihren Wohnungsbestand in Heidenheim für den Verkauf. Für die Bestandsfinanzierung von insgesamt 4400 Wohnungen, davon 3750 in Heidenheim, holt Gagfah sich Geld von der HSH Nordbank – insgesamt 176 Millionen Euro. Danach sollen einige der Wohnungen verkauft werden.

Gimme Five! Die Immobiliengesellschaft Mercurius hat eine Appartmentanlage mit 218 Wohnungen an die Investmentgesellschaft Mondial verkauft. Dabei handelt es sich um das Green Five in der Nähe des Heidelberger Hauptbahnhofes. Mercurius hatte dort 22 Millionen Euro investiert und plant ein ähnliches Projekt in Stuttgart.

Rekordvorhaben Die Baugenossenschaft Lahr startet im nächsten Jahr mit dem größten Bauvorhaben ihrer Geschichte. In der Gartenstadt werden zwei alte Wohnblöcke abgerissen und so Platz für 24 neue Wohnungen mit insgesamt 2000 Quadratmetern Fläche geschaffen. „Wir warten derzeit auf die Baugenehmigung“, sagt Geschäftsführerin Heidi Lehmann. Früher wohnten hier kanadische Truppenangehörige. Ende der 1990er-Jahre hat die Baugenossenschaft die Immobilien vom Bund gekauft.

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Der neue Riese In wenigen Monaten eröffnet das Einkaufszentrum Milaneo in Stuttgart – es kostet 550 Millionen Euro und soll 1400 neue Jobs schaffen Der Termin steht: Am 9. Oktober soll das Einkaufszentrum Milaneo am Mailänder Platz in Stuttgart erstmals seine Tore öffnen. Stolz, Spannung, Freude – Center-Managerin Andrea Poul weiß gar nicht wohin, mit all den Gefühlen, die sie da übermannen. Schließlich sagt sie nur: „Ich freue mich sehr auf die anstehende Eröffnung.“ Mit dem Milaneo bekommt das Europaviertel in Nachbarschaft des Hauptbahnhofes ein neues Riesending. 200 Shops auf 43 000 Quadratmetern Verkaufsfläche gehen im Herbst an den Start. Die Betreibergesellschaft ECE verspricht einzigartige Läden, die es in der Stadt noch nicht gebe. Anfang April waren 93 Prozent der Flächen vermietet. Wegen der

restlichen stehe man in fortgeschrittenen Verhandlungen, so die ECE. Unter den Shops seien rund 70 Neulinge für die Stadt. Sowohl in der Textil- und Modebranche, die knapp zwei Drittel der Mieter im Milaneo ausmacht. Als auch in den übrigen Handelssparten sowie im Gastrobereich. Die Gastronomie im Inneren des Centers hat zwölf verschiedene Einheiten mit insgesamt 400 Sitzplätzen. Die Außengastronomie zum Mailänder Platz hin zählt sogar 20 Anbieter und bietet mehr als 1000 Sitzplätze. Noch nicht so weit sind die übrigen Abschnitte des Milaneo. Neben dem Einzelhandel entsteht ein Aloft-Hotel mit 165 Zimmern, 415 Mietwohnungen mit 38 000

Quadratmetern Fläche sowie 7400 Quadratmeter Büros. Sie sollen erst nächstes Jahr fertig sein. Allein für den Bau wurden rund 550 Millionen Euro investiert. Die Projektentwickler, neben der ECE ist das noch Strabag Real Estate, rechnen mit 1400 neuen Arbeitsplätzen allein im Einkaufszentrum. Gebaut wird das Milaneo nach einem Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros Rhode Kellermann Wawrowsky. Dieser gliedert das Shopping-Center in drei über Brücken verbundene Baukörper. In den oberen Etagen werden daraus 17 Einzelhäuser für Wohnen und Arbeiten. 78 Prozent des Komplexes gehören dem Immobilienfonds Hamburg Trust. Philipp Peters Fotos: ECE/Milaneo Stuttgart, Inter Versicherungsgruppe


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Ziemann schließt Hannover Der Finanz- und Sicherheitsdienstleister Ziemann integriert die übernommene Unicorn künftig unter dem Dach der südbadischen Gruppe. Die Unicorn-Hauptverwaltung in Hannover wird geschlossen. Die Jobs ziehen nach Schallstadt. Ziemann hatte Unicorn im vergangenen Jahr übernommen und seine Mitarbeiterzahl damit auf einen Schlag mehr als verdoppelt. Durch die 1300 Unicorn-Mitarbeiter steigt die Zahl auf 2500. Aus

340 Fahrzeugen, vor allem zum Geldtransport, wurden 700, aus 13 Betriebsstätten 26. Auch wird derzeit kräftig investiert, wie Ziemann-Pressesprecher Sebastian Sinemus erklärt: „Aktuell haben wir 15 Baustellen.“ Von der Schließung der alten Unicorn-Hauptverwaltung sind 40 Menschen betroffen. Man habe allen einen Umzug nach Südbaden angeboten, sagt Sinemus. Allerdings hätten nur wenige das Angebot angenommen. pop

Bauherren im Höhenrausch Der Fahrstuhl-Testturm mit Aussichtsplattform in Rottweil (wir berichteten) wird nicht das einzige spektakuläre Neubauprojekt im Südwesten bleiben. Die Bauherren hat der Höhenrausch gepackt. Auch in Fellbach, Rheinfelden und Freiburg will man hoch hinaus. Manchen nicht hoch genug. Herausragend ist der Turm, der derzeit in Fellbach geplant wird. Mit seinen 107 Metern wird er das dritthöchste Wohngebäude in ganz Deutschland. Ein privater Investor bringt die 61,5 Millionen Euro auf und baut neben dem

34-stöckigen Gebäude auch noch ein Hotel mit 110 Zimmern. In Rheinfelden soll ein Hochhaus mit 18 Stockwerken gebaut werden. Der holländische Projektentwickler Bouwfonds will hier 30 Millionen Euro für 63 Wohnungen ausgeben. Der gut 50 Meter hohe Turm, den der Architekt Frey in Freiburg bauen will, wirkt dagegen schon possierlich. Allerdings kommt das Bürohaus mit einem Clou: Das Gebäude soll sich über Solarenergie zum großen Teil selbst versorgen. pop

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Inter knackt erneut die 100 Die Mannheimer Versicherungsgruppe Inter hat trotz leicht sinkender Geschäfte wieder einen Gewinn von mehr als 100 Millionen Euro erwirtschaftet.

Inter-Vorstand Peter Thomas

„Wir können mit Stolz sagen, dass wir alle Herausforderungen bewältigt haben, die das Jahr für uns bereithielt“, sagt Vorstandschef Peter Thomas. Die Bruttobeiträge lagen mit 795,3 Millionen Euro um 0,6 Prozent unter dem Vorjahr. Der Inter-Konzern erzielt mit 1500 Mitarbeitern einen Umsatz von einer Milliarde Euro. Neben Gesellschaften für Kranken-, Lebens- und allgemeine Versicherungen gehören die Bausparkasse Mainz, zwei polnische Versicherungsgesellschaften sowie ein Spezialversicherer für Feuerwehr, Polizei und Sicherheitsdienste in Hessen zum Konzern. pop

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Namen & Nachrichten • Gesundheitswirtschaft

KURZ NOTIERT

Hartmann auf Kurs Der Verbandmittelhersteller Hartmann ist im ersten Quartal um drei Prozent gewachsen. Der Umsatz des Konzerns aus Heidenheim steigt auf 450,2 Millionen Euro nach den ersten drei Monaten. Der Gewinn steigt sogar um mehr als zehn Prozent auf 21,6 Millionen Euro. Seit Ende Dezember ist die Zahl der Mitarbeiter um 138 auf 10 395 gestiegen. Andreas Joehle rechnet für das Jahr mit einem moderaten Wachstum.

Stratec steigert seinen Umsatz um vier, den Gewinn sogar um 25 Prozent

Straumann wächst Der Zahnimplantat-Hersteller Straumann wächst im ersten Quartal um drei Prozent. Das ist vor allem dem starken Europageschäft zu verdanken, wo Straumann fast 60 Prozent seines Umsatzes macht. In Asien geht der Umsatz leicht zurück. Insgesamt stand nach den ersten drei Monaten ein Umsatz von umgerechnet 146,9 Millionen Euro. Da Straumann gleichzeitig an der Kostenschraube dreht, hofft CEO Marco Gadola aufs Jahrs mit einem besseren Ergebnis als im Vorjahr.

Der Patient lebt Der Offenburger Klinikbetreiber Mediclin sieht sich auf dem Weg aus den roten Zahlen. Zwar liegt das Konzernergebnis nach den ersten drei Monaten noch mit 1,7 Millionen Euro in der Verlustzone. Das ist jedoch fast fünf Millionen Euro besser als im Vorjahr. Der Umsatz betrug von Januar bis Ende März 132,4 Millionen Euro – gut sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Mediclin will weiter sparen und so zum Jahresende mit mindestens schwarzer Null dastehen.

Neubau ist fertig Der Medizintechniker Aesculap hat einen 16 Millionen Euro teuren Neubau am Stammsitz Tuttlingen in Betrieb genommen. Er ist 8400 Quadratmeter groß und beherbergt unter anderem den technischen Service.

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Ein bewegtes Jahr Hochwasser-Schaden, wegbrechender Großauftrag – der Medizintechniker Stratec hat 2013 trotzdem erfolgreich abgeschlossen Im Sommer war Land unter. Erst wahrhaftig, dann im übertragenen Sinne. Am 5. Juni spürte der Medizintechniker Stratec die Folgen des Hochwassers in der Region. Teile der Fabrik im Gewerbegebiet von Birkenfeld standen unter Wasser. Den Schaden bezifferte das Unternehmen auf bis zu drei Millionen Euro. Kurz darauf kam es noch dicker. Da brach dem im TecDax notierten Unternehmen ein Großauftrag weg. Stratec musste seine Prognose nach unten korrigieren. War man ursprünglich noch von einem Jahresumsatz von etwa 155 Millionen Euro ausgegangen, korrigierten die Birkenfelder ihre Erwartung um mehr als 25 Millionen Euro nach unten. Diesen

neuen Korridor hat Stratec jetzt getroffen. Der Umsatz von 128,0 Millionen Euro liegt trotz Hochwasser und trotz Auftragsschaden noch immer vier Prozent über dem Vorjahr. Der Gewinn steigt um 3,1 auf 15,5 Millionen Euro. Unklar ist jedoch immer noch, wer den Schaden des weggebrochenen Großauftrags trägt. Stratec verhandelt nach wie vor mit dem Kunden über Kompensationszahlungen und ist damit um eine friedliche Lösung bemüht. Denn das Unternehmen, das die Order im zweistelligen Millionenbereich storniert hat, zählt immer noch zu den wichtigsten Stratec-Kunden. Es habe jedoch die Bereitschaft signalisiert, eine Ausgleichszahlung zu leisten. Das könnte die

Bilanz des laufenden Jahres aufhübschen. 2014 rechnet Stratec bislang mit einem Umsatzwachstum von acht bis zwölf Prozent. Liefe es optimal, wären also 143 Millionen Euro möglich. Die Zahl der Mitarbeiter bei Stratec hat sich 2013 leicht erhöht. Sie steigt um 13 auf 546. Die Zahl der Leiharbeiter hat Stratec hingegen reduziert. 2013 waren es noch 47, acht weniger als 2012. Stratec wurde 1979 von Hermann Leistner gegründet. Er und seine drei Kinder sind bis heute die wichtigsten Aktionäre, halten mehr als 40 Prozent des Unternehmens. Stratec hatte zuletzt einen Börsenwert von 390 Millionen Euro. Philipp Peters Foto: Stratec


Stryker schluckt Berchtold Elefantenhochzeit in der südwestdeutschen Medizintechnik: Der US-Konzern Stryker, vertreten in Freiburg, übernimmt das Tuttlinger Unternehmen Berchtold. „Durch sein innovatives Produktportfolio und seinen exzellenten Ruf als Premium-Hersteller ist Berchtold eine echte Bereicherung für unseren Konzern“, sagt Rick Beutter von Stryker. Die beiden Unternehmen würden bereits seit 1990 kooperieren, nun erfolgt die Übernahme.

Berchtold zählt zu den führenden Herstellern von OP-Ausrüstungen. Das Unternehmen mit Hauptsitz Tuttlingen und zehn Tochterfirmen beschäftigt 440 Menschen. Stryker hat seinen Hauptsitz in Kalamazoo im US-Bundesstaat Michigan und zählt zu den führenden Medizintechnikern der Welt. Insgesamt hat der Konzern 25 000 Mitarbeiter. In Freiburg sowie Stetten beschäftigt das Unternehmen 700 Menschen. pop

Klinik stärkt 14 Nothelfer 14 Nothelfer – das ist der Name der kleinen Klinik in Weingarten, die das Klinikum Friedrichshafen vergangenes Jahr übernommen hat. Seit der Übernahme läuft es wieder bei den Nothelfern. Die Patientenzahlen steigen, unterm Strich steht ein positives Ergebnis. Nun wird sogar investiert. Rund 3,5 Millionen Euro fließen in die Infrastruktur, kündigt Geschäftsführer Johannes Weindel an. Das Geld soll unter anderem in die EDV sowie in Medizintechnik gesteckt werden, etwa in neue Röntgengeräte.

Nach der Übernahme der Nothelfer-Klinik hatte etwa die Oberschwabenklinik den Zusammenschluss kritisiert und den Häflern imperiale Gelüste unterstellt. Weindel wies das entschieden zurück. Man habe etwas für das Gemeinwohl getan und dafür auch einen Preis gezahlt. So seien in den beiden Häusern insgesamt mehr als 60 Betten weggefallen. Das Klinikum Friedrichshafen hat im Jahr etwa 55 000 Patienten, davon fast zwei Drittel ambulant. Insgesamt hat das Krankenhaus 1100 Mitarbeiter. pop

Ärger im Herzzentrum Lahr Der Klinikbetreiber Mediclin – siehe Meldung links – bekommt den Ärger in seinem Herzzentrum Lahr nicht in den Griff. Im Gegenteil: Die seit Wochen bereits angespannte Lage hat sich weiter verschärft. Daran hat auch eine vom Unternehmen erstellte Mitarbeiterliste Schuld. Wie die Badische Zeitung berichtet, sollen im Herzzentrum 40 der 340 Stellen wegfallen. Nun ist dem Betriebsrat eine sogenannte Kompetenzliste in die Hände gefallen, auf der Namen von 203 Mitarbeitern stehen. Die Liste ist überschrieben mit „Säulen der künftigen Struktur“.

Eine Mediclin-Sprecherin wiegelt ab, dass den Mitarbeitern, die nicht auf der Liste stünden, keine Kündigung drohe. Gleichwohl bekennt sie sich dazu, dass 40 Stellen in andere Häuser verlagert werden sollten. Das Herzzentrum hatte vor zwei Jahren die Chirurgie in drei Teams aufgespalten und Parallelstrukturen geschaffen. Dieser Wasserkopf wird nun zu schwer. Vor allem, da zeitgleich Umsätze und Fallzahlen zurückgehen. Mittlerweile streiten Geschäftsleitung und Betriebsrat vor Gericht, ob ein externer Berater die Umstrukturierung begleiten darf. pop

Die Folgen des Klimawandels sind groß. Seine Opfer klein. Helfen Sie uns, Kinder auf die Veränderungen von morgen vorzubereiten. Spendenkonto 300 000, BLZ 370 205 00, www.unicef.de


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Namen & Nachrichten • IT/Elektronik

KURZ NOTIERT

Millionen für Ulm Nachdem der niederländische Philips-Konzern den Ausstieg aus der Konsumentenelektroniksparte vollzogen hat, stärkt das Unternehmen nun seinen Laser-Dioden-Bereich. Rund 23 Millionen Euro investieren die Niederländer in ihren Standort in Ulm. Die neue Fertigungslinie soll 2017 in Betrieb gehen.

Reine Familiensache Der Automatisierungsspezialist Pilz investiert 20 Millionen Euro am

Stammsitz in Ostfildern – und rüstet sich damit für kommendes Wachstum

IDS erwartet Wachstum Der Obersulmer Industriekamerahersteller IDS will weiter zulegen. Wie das Unternehmen mitteilt, habe man 2013 ein Umsatzplus von 20 Prozent erreicht. 2014 rechnet man mit einem Zuwachs von zwölf Prozent. Umsatzzahlen nennt IDS nicht. 2012 hat die Firma laut Bundesanzeiger ein Rohergebnis von 16,7 Millionen Euro erwirtschaftet.

Bartec übernimmt Auf der Suche nach Übernahmekandidaten ist der Sicherheitstechniker Bartec aus Bad Mergentheim in Chicago fündig geworden. Die Tauberfranken übernehmen den Prozessanalysentechniker ORB aus Chicago. Bartec hat 2013 rund 300 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Details zur Übernahme und zu ORB teilte Bartec nicht mit.

Die Pilz-Geschäftsführung: Susanne Kunschert, Renate Pilz (Vorsitzende), Thomas Pilz (v. l.)

Abbau in Stuttgart Nach Monaten der Verhandlungen liegen nun Details zum Stellenabbau beim Netzwerkausrüster Alcatel Lucent auf dem Tisch: In Deutschland sollen bis Ende kommenden Jahres 363 Stellen wegfallen. Besonders hart trifft es den Standort Stuttgart: Hier werden 282 der 1450 Stellen gestrichen.

Schweizer legt zu Leiterplattenhersteller Schweizer aus Schramberg ist im ersten Quartal gewachsen: Der Umsatz steigt um 18 Prozent auf 27,8 Millionen Euro. Das Ebit legt von 1,3 auf nun 2,9 Millionen Euro zu.

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Die Konstruktion sieht wacklig aus. Aber die Symbolik passt. Familie Pilz greift zum Dreier-Spaten und sticht an. Und dann noch mal. Und dann noch mal. Der Fotograf verlangt es so. Am Himmel hängen dichte Wolken, der Wind weht kalt. Dennoch ist die Stimmung prächtig am Stammsitz des Automatisierungsspezialisten Pilz. Aus gutem Grund. Rund 20 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen, um den Heimatstandort zu erweitern. Dieser wächst von 25 000 auf 37 000 Quadratmeter. Das Wachstum der kommenden Jahre verlangt Platz. Doch das sind nur Zahlen. Das Projekt, der Pilz-Campus, ist Herzensangelegenheit von Renate Pilz. 1975 hat sie das Unternehmen von ihrem verstorbenen Mann übernommen. Sie führt es als geschäftsführende Gesellschafterin gemeinsam mit ihren Kindern Susanne Kunschert und Thomas Pilz. Das Produktionsund Logistikzentrum, das nun entstehen wird, trägt den Namen ihres Mannes. Der Dreier-Spaten ist also Sinnbild. Gemeinsam zum Erfolg. Wie sich dieser in Zahlen manifestiert, liest sich in der Bilanz: In einem schwierigen Jahr 2013 steigt der Umsatz um drei Prozent

Fritz & Macziol steht zum Verkauf Die niederländische Muttergesellschaft Imtech steckt seit Monaten in finanziellen Schwierigkeiten. Deshalb verscherbeln die Holländer nun ihr Tafelsilber, die IT-Division, die 2013 mit 2380 Mitarbeitern rund 740 Millionen Euro erlöste. Dazu gehört auch der Ulmer ITK-Spezialist Fritz & Macziol. Mit dem Verkauf will der Konzern von seinem gigantischen Schuldenberg herunterkommen. Dieser beläuft sich inzwischen auf rund 745 Millionen Euro.

Allein der IT-Geschäftsbereich soll nun rund 400 Millionen Euro in die Kassen spülen. Dieser ist allerdings, im Gegensatz zum Restkonzern, profitabel. Die Verluste hatten 2013 vor allem die deutschen und polnischen Bau-Tochtergesellschaften verursacht. Der Bau eines Erlebnisparks in Warschau wurde zum finanziellen Desaster, das allein rund 300 Millionen Euro Abschreibungsbedarf nach sich zog. In Deutschland und den Niederlanden wurden deshalb rund 1300

Arbeitsplätze gestrichen, die Führungsspitze ausgetauscht. Bei Fritz & Macziol sieht man der von Imtech angestrebten Versteigerung gelassen entgegen. Immerhin haben die Ulmer 2013 das beste Jahr der Unternehmensgeschichte absolviert. Der Gesamtumsatz stieg um neun Prozent auf 396 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl liegt bei rund 1000. Damit gehört man nach eigenen Angaben zu den sechs größten Systemhäusern in Deutschland. red Foto: Sabina Paries


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sischen Werk nur für den chinesischen Markt produziert wird. „Am Stammsitz muss sich deshalb niemand Sorgen machen.“ Denn dort schlägt noch immer das Herz des Unternehmens. Fast 17 Prozent des Umsatzes hat Pilz allein 2013 in Forschung und Entwicklung investiert. Kunschert kündigt Neueinstellungen an, vor allem in diesem Bereich, an. 2014 sollen 90 neue Arbeitsplätze entstehen. 2013 waren 1800 Menschen beschäftigt, 140 mehr als im Vorjahr. Rund 800 Menschen arbeiten für Pilz allein in Ostfildern, was aber nichts daran ändert, dass Pilz weiter exportabhängiges Unternehmen ist. Rund 70 Prozent der Erlöse kommen aus dem Ausland. Dort setzt man weiter auf Expansion. 2013 haben die Nellinger drei neue Tochtergesellschaften gegründet. Inzwischen sei man in 31 Ländern vertreten, so Renate Pilz. Damit soll lange noch nicht Schluss sein: „Wir werden in den kommenden Jahren unsere weltweite Präsenz durch die Gründung neuer Tochtergesellschaften weiter ausbauen“, sagt sie. Zunächst wird aber in Ostfildern gebaut: In einem Jahr soll das Peter Pilz Produktions- und Logistikzentrum in Betrieb gehen. rs

Elsner baut

Gerettet

Rund 6,5 Millionen Euro investiert der Elektronikspezialist Elsner in Ostelsheim (Landkreis Calw) in einen neuen Stammsitz. Der bestehende Bau wurde in den vergangenen zehn Jahren immer weiter erweitert. Durch das Wachstum sei dieser Schritt nun notwendig, teilt das Unternehmen mit. Im neuen Gebäude sollen auf 3500 Quadratmeter Nutzfläche Verwaltung, Produktion und Entwicklung untergebracht werden. Die Fertigstellung ist für Januar 2015 geplant. red

Im Januar hatte der Halbleiterspezialist Micropelt aus Freiburg Insolvenz angemeldet. Nun ist die Firma gerettet. Wie Insolvenzverwalter Thilo Braun mitteilt, übernimmt unter anderem ein nicht genannter englischer Investmentfonds die Firma. Micropelt war ursprünglich eine Ausgründung der Infineon. Nachdem sich die Gesellschafter nicht auf eine Anschlussfinanzierung einigen konnten, blieb Micropelt nur der Gang in die Insolenz. red

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auf 233 Millionen Euro. Details zu Gewinn oder Eigenkapitalquote gibt man in Ostfildern nicht preis. „Da sind wir ganz Familienunternehmen“, sagt Susanne Kunschert und lächelt freundlich. Schwierig war 2013 vor allem deshalb, weil Pilz rund 70 Prozent des Umsatzes in Europa erwirtschaftet. Die nicht gelöste Euro-Krise und die schwachen südeuropäischen Märkte machen das Wachstum nicht einfach, dazu schwächeln auch die BRIC-Staaten. „Dankbar und zufrieden“ sei man mit den Zahlen deshalb, sagt Kunschert. Neben der 20-Millionen-EuroInvestition in den Stammsitz wird auch in China gebaut. Die beiden Bauvorhaben seien die größte Herausforderung in der Firmensgeschichte, sagt Thomas Pilz. Rund fünf Millionen investiert Pilz in eine eigene Fertigung, der ersten außerhalb von Europa. Noch erwirtschaftet Pilz 15 Prozent des Umsatzes in Asien. Das soll sich nun ändern. „Wir beobachten eine langsame Veränderung am Markt. China benötigt zunehmend sichere Automatisierungstechnik, nicht nur, um Maschinen zu exportieren, sondern auch um heimische Maschinen auszustatten“, erläutert Thomas Pilz und betont, dass im chine-

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Namen & Nachrichten • Kommunal/Tourismus

Wasser hat keine Balken Bad Herrenalb, Titisee-Neustadt, Offenburg: Drei teure Badprojekte mit unterschiedlichen Vorzeichen – ein Überblick

Aus der Traum? Von „rosigen Zeiten“ war die Rede gewesen. Von einem Mega-Projekt, dass die Attraktion von Bad Herrenalb auf ein neues Level heben sollte. Nun ist offen, ob das neue Erlebnisbad überhaupt je gebaut wird. Zumindest der für dieses Jahr angestrebte Baubeginn scheint vom Tisch. Die Wellness- und Badelandschaft, die die Investorengruppe TAS in der Kurstadt im Nordschwarzwald bauen soll, spielt schon preislich in einer ganz anderen Liga. 160 bis 180 Millionen Euro sollte das Projekt kosten. Ganz schön viel für eine kleine Stadt. Bad Herrenalb zählt gerade mal rund 7500 Einwohner. Am ersten Adventssonntag des Jahres 2013 hatten die Einwohner von Bad Herrenalb dem Projekt per Bürgerentscheid ihren Segen gegeben. Danach ging alles zunächst recht schnell. Der Gemeinderat hatte den Bebauungsplan keine drei Wochen nach dem Bürgerentscheid und noch vor Weihnachten 2013 beschlossen. Die Stadt verhandelt auch weiter mit dem Investor – wenn bislang auch ohne zählbare Resultate. „Bisher wurden in den Gesprächen über die konkrete

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Umsetzung des Projektes noch keine Einigung erzielt“, sagt der parteilose Bürgermeister Norbert Mai. Und das Wichtigste: Das Geld ist noch nicht da. Man müsse davon ausgehen, dass der Investor noch beim Geldeinsammeln sei, so der sichtbar um Wohlwollen bemühte Bürgermeister. Dabei will Mai ihn offenbar unterstützten. Hinter verschlossenen Türen stimmte der Gemeinderat sich zu dieser Zeit über eine Erklärung ab. Man werde den „Kreis der möglichen Betreiber und Investoren für das Bäderprojekt in Bad Herrenalb“ erweitern, heißt es in dem Schreiben aus dem Rathaus. Was bedeutet das? Es bedeutet vor allem Ungewissheit, Verzögerung, Aufschub. Die TAS ist bislang den Beweis schuldig geblieben, dass sie das Projekt tatsächlich stemmen kann. Bad Herrenalb klammert sich an das Projekt, aber Wasser hat bekanntlich keine Balken. Am Willen der Gemeinde ändere das jedoch nichts, versichert Mai. „Die Stadt steht nach dem klaren Votum der Bürger in der Pflicht, ein Projekt auch tatsächlich umzusetzen“, so Mai. pop

Der Traum geht weiter Josef Wund arbeitet weiter daran, sich in Titisee-Neustadt ein modernes Denkmal zu setzen. Der 75-jährige Investor hatte die Hochschwarzwald-Kommune mit seinem Badeparadies Hochschwarzwald bereit aus einem langen Winterschlaf erlöst. Zu sehr hatte Titisee-Neustadt am Wetter gehangen – sei es Sonne im Sommer oder Schnee im Winter. Wund hat die Alternative für eine ganze Region gegeben. Der Erfolg trägt Früchte. Jetzt investiert er weitere 24 Millionen Euro ins Bad und will es sogar mit den ganz Großen der Branche aufnehmen. Was macht der Europa-Park? Diese Frage treibt Josef Wund tatsächlich um. Der Besitzer, Planer, Investor und Betreiber des Badeparadieses weiß, dass Park-Chef Roland Mack Pläne für eine Wassererlebniswelt in der Schublade hat. Ob Mack die Schubläde öffnet, wird auch Auswirkungen auf die weitere Pläne Wunds in TitiseeNeustadt haben.

Wunds Vorteil: Er ist dem großen Gegenspieler einen oder zwei Schritte voraus, wenn es um das feuchte Vergnügen geht. Nun verdoppelt er den Wellnessbereich, packt 400 Ruheliegen dazu und vergrößert die Wasserfläche um 200 Quadratmeter. Bereits voriges Jahr hatte er die Erweiterungsabsichten kundgetan. Nun wurden sie konkretisiert. Nachdem sie zuvor noch gestockt hatten. Allerdings nicht aus Geldnot, sondern weil der Besucherandrang zu groß war. 600 000 Besucher pro Jahr zählt das Badeparadies. Nach der Erweiterung werden noch mal bis 100 000 pro Jahr dazukommen. Die Summe der Investition in Titisee-Neustadt steigt durch diesen Schritt auf 71 Millionen Euro. Und nächste Pläne gibt es auch schon. Doch sie werden – natürlich – noch nicht enthüllt. Zu sehr mag Wund sich denn nicht in die Karten schauen lassen. Man muss ja auch an die Konkurrenz denken. pop Foto: canstockphoto


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Traumbilanz

Einfache Schwimmbecken reichen nicht mehr – heute müssen es Erlebnisbäder mit Wellness-Oasen sein

Man erlebt es nicht oft, dass ein kommunales Bauprojekt um gut fünf Millionen Euro teurer wird, die öffentliche Empörung von Bürgern und Kommunalpolitikern aber ausbleibt. Bei der Planung des Offenburger Erlebnisbades kam es aber genau so. Das hat einen ganz einfachen Grund. Christoph Jopen hat seinem Nachfolger ein schönes Geschenk hinterlassen. Der ehemalige Finanzbürgermeister von Offenburg hat für seinen Nachfolger HansPeter Kopp noch schnell den Haushalt saniert. Offenburg erwirtschaftet Überschüsse. Drei Tage vor erscheinen dieses Heftes, also am 20. Mai., war die größte Stadt der Ortenau offiziell schuldenfrei. Offenburg werde sich jedoch nicht auf dieser Traumbilanz ausruhen, im Gegenteil: Noch vor Jopens Abtritt hat die Stadt ein 100 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm für die nächsten Jahre beschlossen. Der wich-

tigste Posten auf der Liste: das neue Erlebnisbad. Es wird nach den Plänen des Architekturbüros 4A Architekten und Jetter Landschaftsbau gebaut und soll in etwa drei Jahren fertig sein. Dass es mit seinen 36,6 Millionen Euro voraussichtlich gut fünf Millionen Euro teurer wird, als bislang angenommen wurde, ficht die Stadt nicht an. Allerdings drückte der Gemeinderat beim Beschluss zum Badbau vor wenigen Wochen ein wenig auf die Kostenbremse. Die Politiker entschlossen sich letztlich nur für den zweitplatzierten Entwurf aus dem Architektenwettbewerb. Der eigentliche Sieger – ein Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Planungsteam Badplanung Bad Boll – wäre aus Kostengründen nicht realisierbar gewesen, sagt Oberbürgermeisterin Edith Schreiner. Wie viel mehr der Siegerentwurf gekostet hätte, verrät die CDUPolitikerin jedoch nicht. pop

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Namen & Nachrichten • Kreativwirtschaft

Die Programm-Chefs

Der Klambt-Verlag übernimmt ein Zeitschriftenpaket und macht den Megadeal

zwischen Axel Springer und Funke Gruppe überhaupt erst möglich Es ist einer der spektakulärsten Mediendeals auf dem deutschen Markt: die Übernahme des Zeitschriften- und RegionalzeitungsGeschäfts des Axel Springer Verlags durch die Funke Mediengruppe aus Essen. 920 Millionen Euro zahlt Funke an die Hamburger für Titel wie „Hamburger Abendblatt“, „Hörzu“ und „Berliner Morgenpost“. Einen Teil des Pakets muss Funke aber gleich weiterverkaufen – so will es das Kartellamt. Käufer: der KlambtVerlag aus Baden-Baden. „Bildwoche“, „Funk Uhr“, „Super TV“ – das sind nur drei von zehn Titeln mit einer Gesamtauflage von 1,5 Millionen, die Klambt von Funke übernimmt. Das familiengeführte Verlagshaus aus Baden-

Baden betritt mit dem Deal Neuland. Bislang ist Klambt vor allem bei Frauentiteln und in Rätselzeitschriften aktiv. Ab dem 1. Mai produzieren die Kurstädter dann auch zehn Programmzeitschriften. „Sowohl im Vertrieb als auch im Anzeigenmarkt stärkt dieser Schritt unsere unternehmerische Unabhängigkeit“, sagt Verleger Lars Joachim Rose. Wie viele Arbeitsplätze damit nach BadenBaden kommen, könne man jedoch nicht genau sagen. Die Titel werden bislang in München und Hamburg produziert. Wobei wohl in keinem Fall eine Redaktion nur an einem Blatt arbeitet. Gleiches gilt für die Technik. Laut Rose sei man aktuell in Verhandlungen mit dem Betriebs-

rat über die Verlagerung. Im Gegenzug soll die Produktion der Frauenzeitschrift „Lea“ nach Hamburg verlegt werden. Die Vermarktung der neuen Zeitschriften bleibt noch bis zum Jahresende bei Funke. Dann übernimmt Klambt auch diesen Part. „Die Verhandlungen über den Kauf der Programmzeitschriften waren ein sehr komplexer, zeitkritischer Prozess“, sagt Kai Rose. „Unser Managementteam hat erneut unter Beweis gestellt, dass wir bedeutende Projekte entwickeln und abschließen können.“ Chefredakteur des ProgrammGeschäfts wird Herbert Martin. Der langjährige Klambt-Mitarbeiter hat schon viele Titel auf den Weg gebracht, war unter anderem

Gründungschefredakteur von „Lea“ und der „Freizeit Woche“. Der 61-Jährige war auch schon Lokalchef der Tageszeitung BNN aus Karlsruhe und ist Autor eines Krimis. Verlagsleiter für die Programmsparte wird Ralf Meyke. Eingestellt wird dafür die Zeitschrift „Heim & Welt“. Die Redakteure wechseln in die Programmredaktion. „Heim & Welt“ werde ab Mitte Juni „nicht mehr regelmäßig erscheinen“, so Klambt. Der Klambt-Verlag wurde 1843 gegründete. Heute publiziert das Unternehmen mehr als 50 Zeitschriften und erlöst mit seinen 650 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Doch das war vor der Übernahme. Philipp Peters

Klambt-Verleger sind die beiden Bürder Lars Joachim und Kai Rose (v. l.)

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Fotos: Mediengruppe Klambt


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Acrobat hat Emmendingen im Blick Der Personaldienstleister Acrobat wird im Sommer seine fünfte Niederlassung eröffnen. Neben dem Stammsitz Achern und den Ablegern in Offenburg, Lahr und Schramberg ist ein weiterer in Emmendingen geplant. „Ein Büro haben wir schon“, sagt Gründerin und Inhaberin Sylvia Selinger.

Acrobat wurde 1997 in Achern gegründet. Heute ist daraus einer der führenden mittelständischen Personaldienstleister in der Region geworden. Die Zahl der Mitarbeiter ist im vergangenen Jahr auf 400 gestiegen. Der Umsatz beträgt 9,8 Millionen Euro, ähnlich wie 2012. Auch durch die Expansion nach

Emmendingen geht Selinger jedoch von einem kräftigen Zuwachs aus. „Wir rechnen mit einem Umsatz von rund 13 Millionen Euro“, sagt die Unternehmerin. Ein genauer Starttermin stehe indes noch nicht fest. Vorher müssten auch noch Mitarbeiter angelernt werden. pop

Lingner klettert im Ranking nach oben Die Heilbronner Werbeagentur Lingner hat es im aktuellen Ranking des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BDW) erneut unter die fünf größten Social-Media-Agenturen Deutschlands geschafft. Auch im Gesamtranking steht Lingner nun mit einem Honorarumsatz von 3,6 Millionen Euro 20 Plätze besser da als im Jahr zuvor.

„Ich bin sehr stolz auf dieses Ergebnis“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Lingner. „Es bestätigt, dass wir mit dem Fokus auf B2B-Social-Media den richtigen Weg eingeschlagen haben.“ Zu den Kunden in diesem Bereich gehören unter anderem Bilfinger, Krones, Dürr und die Würth-Gruppe.

Insgesamt haben es 217 Agenturen in das Ranking des BDW geschafft. Dabei werden nur Agenturen gezählt, die mindestens 60 Prozent ihres Umsatzes mit SocialMedia-Leistungen einspielen. Bei Lingner liegt der mit 2,17 Millionen Euro knapp über dieser Schwelle. Die Agentur beschäftigt 28 Menschen. pop

KURZ NOTIERT

Agentur verkauft Die Freiburger PR-Agentur Solar-Consulting hat einen neuen Eigentümer. Käufer ist die Münchener Trurnit Gruppe, die es auf insgesamt 180 Mitarbeiter bringt. Solar-Consulting-Gründer Klaus Heidler will sich künftig auf seine Coachingfirma konzentrieren und verlässt das Unternehmen. Heidler hatte Solar Consulting 1998 gegründet. Die Leitung von Solar Consulting übernimmt Bianca Böttcher.

Re-Lounge wächst Die Breisgauer Werbeagentur Re-Lounge hat die Zahl ihrer Mitarbeiter von 16 auf 21 gesteigert. Für ihre Personalarbeit hat das Unternehmen einen Preis erhalten. Zu den neusten Kunden der Agentur zählt die Schweizer Handelskette Manor.

http://karlsruhe.zueblin.de

WIR SETZEN MASSSTÄBE

In der Region Baden/Rheinland-Pfalz/Saarland entwickelt die Züblin-Direktion Karlsruhe seit über 80 Jahren maßgeschneiderte Lösungen für anspruchsvolle Bauvorhaben und bietet ihren Kunden mit dem Züblin teamconcept ein bewährtes Partneringmodell, das neben hohem Qualitätsstandard zu einem sehr frühen Zeitpunkt Kosten- und Terminsicherheit garantiert. Als wichtiger Ausbildungsbetrieb ist Züblin zudem Partner aller Berufs- und Hochschulen der Region und widmet sich intensiv der Förderung qualifizierter Nachwuchskräfte. Ob im Ingenieur- oder Brückenbau, im komplexen Schlüsselfertigbau, bei der Produktion von Fertigteilen oder im Bereich Public Private Partnership – Züblin setzt Maßstäbe.

Ed. Züblin AG, Direktion Karlsruhe An der Tagweide 18, 76139 Karlsruhe Tel. +49 721 6204-0, Fax +49 721 6204-300, karlsruhe@zueblin.de Ed. Züblin AG, Direktion Karlsruhe, Bereich Freiburg Schnewlinstr. 10, 79098 Freiburg Tel. +49 761 29298-0, Fax +49 761 29298-29, freiburg@zueblin.de

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Namen & Nachrichten • Logistik/Handel

KURZ NOTIERT

Auf der Pirsch Der Verpackungskonzern Weidenhammer ist im vergangenen Jahr leicht gewachsen. Mit seinem 1100 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von jetzt 251 Millionen Euro (2012: 245) zählt die Hockenheimer zu den Großen im europäischen Verpackungsmarkt. Nach der geplatzten Übernahme der schwedischen Firma A&R ist die Kriegskasse prall gefüllt – und Weidenhammer weiter auf der Suche nach Übernahmekandidaten.

Umzug in die Ortenau Der Schweizer Handelskonzern Markant stärkt seine deutsche Zentrale in Offenburg. Wie das Unternehmen mitteilt, wird der Standort in Worms geschlossen. Die 80 Mitarbeiter sollen nach Offenburg wechseln. Damit würde die dortige Belegschaft auf mehr als 600 anwachsen.

Kunze verkauft Übernahme in der Logistikbranche: Der westfälische Logistikkonzern Hellmann übernimmt die Spedition Kunze und damit auch deren Standort in Karlsdorf-Neuthard (Kreis Karlsruhe). Insgesamt beschäftigt Kunze 470 Mitarbeiter und erlöst einen Jahresumsatz von rund 82 Millionen Euro. Kunze hat für die weitere Entwicklung nach einem global aufgestellten Partner gesucht. Nun sind sich die Inhaber Matthias Kunze und Klaus Hellmann einig geworden.

Die besten Karten Mit der Ansiedlung eines genossenschaftlichen Zentrallagers gelingt am Lahrer Flugplatz endlich ein großer Wurf – Langfristig winken 400 neue Jobs Für die kommunalen Vertreter ist es ein Freudentag. Entsprechend gut gelaunt sind der Lahrer Oberbürgermeister Wolfgang Müller und der Gewerbeflächen-Manager Markus Ibert. Eben haben sie den Kaufvertrag für ein 13 Hektar großes Areal am Lahrer Flugplatz unterzeichnet. „Es ist die größte Einzelansiedlung in unserer Geschichte“, sagt Ibert. Hier steht Großes bevor. Zwei Genossenschaften wollen zig Millionen Euro investieren und Hunderte neue Jobs schaffen. Die ZG Raiffeisen und die Schweizer Genossenschaft Fenaco haben sich zusammengetan, um am Flugplatz ein neues europäisches Zentrallager für Haus- und Gartenprodukte zu bauen. Sieben Bauphasen sind

angedacht. Die erste soll in anderthalb Jahren fertig sein. In diesem ersten Schritt werden 13 Millionen Euro investiert, wobei allein sechs Millionen für den Kauf des Grundstücks verbraucht worden sind. Zwar entstehen in der ersten Phase nur etwa 30 neue Arbeitsplätze. Langfristig sollen es jedoch 400 sein. ZG Raiffeisen und Fenaco haben zu diesem Zweck ein Joint Venture gegründet, an dem die Schweizer 74 Prozent halten. Entsprechend teilen sich auch die Investitionskosten auf – die Karlsruher zahlen also 3,12 Millionen Euro der ersten Bauphase. Lahr hat sich gegen eine ganze Reihe Kommunen aus dem Südwesten durchgesetzt. Gegenüber Achern, Kehl, Kenzin-

gen und Östringen hätte Lahr die besten Karten gehabt, verrät ZG-Sprecherin Christina Schnoklake. Vor allem die im Vergleich beste Anbindung an alle Verkehrswege habe eine Rolle gespielt. Die Lahrer Landebahn könnte etwa eine Rolle spielen, wenn man Frischblumen aus Finnland importiert. Die ZG Raiffeisen hat ihren Hauptsitz in Karlsruhe. Mit seinen 1900 Mitarbeitern hat das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Fenaco ist deutlich größer. Der Umsatz der Schweizer Genossenschaft lag zuletzt bei sechs Milliarden Franken, umgerechnet also knapp fünf Milliarden Euro. Philipp Peters

So soll der Neubau von Fenaco und ZG Raiffeisen am Lahrer Flugplatz aussehen

Würth im Aufwind Schraubenhändler Würth will im Jahr 2014 den Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern. Zudem soll die im Vorjahr um 1500 Mitarbeiter geschrumpfte Belegschafte wieder um 2800 auf 66 000 Arbeitsplätze wachsen. Zudem hat Würth das US-Handelsunternehmen Timberline Fasteners übernehmen. Mit dem Zukauf wolle man seine Position in den USA ausbauen.

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Fotos: ZG Raiffeisen, Jigal Fichtner


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Wohin will Bader?

Transalkim gerettet

In Wiernsheim (Enzkreis) hatte man sich schon gefreut, in Pforzheim hatte man noch gehofft. Nun ist beim Versandhändler Bader doch alles anders: Weder am Stammsitz noch in Wiernsheim wird das Unternehmen sein neues Logistikzentrum – sondern in Bruchsal. Das erklärt zumindest die Stadt. Beim Versandhändler selbst hält man sich wie in den vergangenen Monaten bedeckt, wohl auch weil das Okay von Bruchsals Nachbar-

Drei Monate nach dem Insolvenzantrag ist der Logistiker Trans­ alkim gerettet. Von den rund 350 Arbeitsplätzen bleiben 330 erhalten, 100 davon in Deutschland. Der Stammsitz der Gruppe ist in Schwieberdingen. Transalkim wird von der österreichischen Quehenberger Lo­ gistics übernommen. Die Salzburger übernehmen 100 der 120 inländischen Jobs an den Standorten Schwieberdingen, Dormagen und Hamburg. Lediglich der Standort

gemeinde Karlsdorf-Neuthard noch aussteht. Das geplante Investitionsvolumen beträgt laut der Stadt rund 90 Millionen Euro. Es handele sich um das größte Neubauprojekt in der 85-jährigen Firmengeschichte. Die Verwaltung des Versandhauses soll in Pforzheim bleiben, das Versandzentrum mit rund einem Viertel der Belegschaft würde in Bruchsal entstehen. Bei Inbetriebnahmen könnten zudem 100 neue Arbeitsplätze entstehen. rs

im bayerischen Hallbergmoos wird nicht übernommen. Hier werde eine separate Weiterführung geprüft, so Insolvenzverwalter Diet­ mar Haffa. Auch die Standorte in Rumänien, Ungarn und Holland gehen an Quehenberger. Hier beschäftigt Transalkim 250 Menschen. Die Quehenberger Gruppe hat ihren Hauptsitz in Straßwalchen bei Salzburg. Das Unternehmen erlöst mit seinen 2360 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 425 Millionen Euro. red

China bremst Storopack

Wieder in der Familie

Der Verpackungsspezialist Storo­ pack klagt über schlechte Geschäfte an der chinesischen Ostküste. Obschon Asien weniger als 15 Prozent des Umsatzes bringt, leidet die ganze Gruppe darunter. 2013 ist der Umsatz von Storopack von 324 auf 316 Millionen Euro zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von 2,5 Prozent. Das Ergebnis sei jedoch sehr gut und besser als im Vorjahr, so der Verpackungskonzern aus Metzingen. Absolute Zahlen werden

Anfang 2012 stieg der Finanzinvestor Odewald & Compagnie bei der Scholpp-Gruppe aus Stuttgart ein und übernahm 49 Prozent. Nun ist ein kleiner Teil des Konzerns wieder in Familienhand. Martin Scholpp, Sohn des Gründers Alfred Scholpp, hat die Logistiksparte Scholpp Kran & Transport übernommen. Über den Kaufpreis machen die Parteien keine Angaben. „Es war eine strategische Grundsatzentscheidung, die zwei unterschiedlichen Geschäfts-

bereiche zu trennen“, so Scholpp zu den Gründen der Transaktion. Das Krangeschäft sei stark regional geprägt – und das wiederum verträgt sich mit den großen Plänen des Restunternehmens nicht: Bis 2017 nämlich will der Spezialist für Industriemontagen und -verlagerungen den Umsatz auf 270 Millionen Euro erhöhen. Da nehmen sich die zwölf Millionen Euro, die die Kransparte an den Standorten Stuttgart, Heilbronn und Karlsruhe erlöst, eher bescheiden aus. rs

Zahlen bleibt Winkels der zweitgrößte Mineralbrunnen im Land: An vier Produktionsstandorten werden mit sieben Abfüllanlagen pro Jahr mehr als 365 Millionen Flaschen abgefüllt. Der größte Getränkelogistiker im Land ist Winkels schon. Mehr als 160 Lastwagen haben im vergangenen Jahr rund 66 Millionen Kisten übers Land gefahren und Supermärkte, Discounter und andere Ketten beliefert. Winkels wurde 1930 gegründet und beschäftigt aktuell 717 Mitarbeiter in drei Geschäftsbereichen: Herstellung von Eigen- und Exklusivmarken für den Handel, Getränkelogistik sowie Belieferung der Gastronomie. rs

Gerhard Kaufmann, geschäftsführender Gesellschafter der WinkelsGruppe aus Sachsenheim

nicht genannt. Der Rückgang resultiere aus schrumpfenden Geschäften an der chinesischen Ostküste. Kunden aus der Elektroindustrie hätten ihre Produktion ins Landesinnere verlagert und das Storopack-Geschäft offenbar nicht mitgenommen. Die Zahl der Mitarbeiter sinkt um 150 auf 2362 – auch das eine Folge der China-Krise. In Deutschland beschäftigt Storopack 625 Menschen. Das sind 38 mehr als vor einem Jahr. pop

Winkels Wachstumspause Die vergangenen Jahre waren für die Winkels-Gruppe aufregend. Der 15 Millionen Euro schwere Neubau in Sachsenheim, die Übernahme der Pro-Gruppe aus Mannheim und der Rietenauer Mineralquellen waren nur einige Meilensteine. Nun gönnt sich die Firma eine Wachstumspause. Das liegt vor allem am sinkenden Absatz. Mit den 6,24 Millionen Hektolitern Getränke (minus 3,2 Prozent) und dem Logistikbereich hat Winkel rund 330 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, nach 328 Millionen Euro im Vorjahr. Dennoch ist Geschäftsführer Gerhard Kaufmann mit dem Jahr zufrieden. Die Integration und Sanierung der übernomme-

nen Unternehmen sei weit fortgeschritten, zudem seien 2013 Leistungs- und Effzienzsteigerungen im Mittelpunkt gestanden. Ebenfalls erfreulich für Kaufmann: Das Mineralwasser Alwa, die strategisch wichtigste Marke der Gruppe, habe seinen Umsatz um zwei Prozent erhöht. Unter den zehn stärksten Mineralwassermarken in Baden-Württemberg gehören neben Alwa drei weitere zur Gruppe. „Einziger Wermutstropfen, aber nur im Hinblick auf die Menge, ist die weiterhin rückläufige Entwicklung der Preiseinstiegsmarken bei den Winkels-Eigenmarken“, so Kaufmann. Diese füllt Winkels etwa für Supermärkte und Discounter ab. Mit den vorgelegten

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Namen & Nachrichten • Luft-/Raumfahrttechnik

KURZ NOTIERT

Erbach gegen Airbus Die Kleinstadt Erbach hat sich gegen die Expansion eines Weltkonzerns ausgesprochen. Airbus betreibt in der Stadt im Alb-Donau-Kreis ein Testgelände für Luftradar. Einziger Mitarbeiter: der Hausmeister. Nun wollte Airbus die Betriebsfläche auf fast 10 000 Quadratmeter verdoppeln. Dagegen hat der Gemeinderat das Veto eingelegt. Das Rüstungsunternehmen könnte andere Ansiedlungen verhindern, fürchten die Lokalpolitiker.

ASP baut jetzt Baustart bei ASP in Salem. Das Unternehmen, das Elektronikbauteile für die Luft- und Raumfahrt herstellt, zieht vom einen Gewerbegebiet ins andere. Der neue Standort ist etwa 2000 Quadratmeter groß. Zur Investitionssumme macht ASP keine Angaben. Das Gebäude hat Raum für 90 Mitarbeiter, aktuell sind es rund 70 Menschen.

Intersky hebt ab Die Bodensee-Airline Intersky hat im ersten Quartal 2014 ihre Passagierzahlen um 50 Prozent gesteigert, nennt jedoch keine absoluten Zahlen. Intersky hatte im vergangenen Jahr drei Flugzeuge gekauft und neue Verbindungen eingeführt, unter anderem eine BusinessStrecke nach Hamburg. 2013 hat das Unternehmen, dessen Basis-Airport Friedrichshafen ist, einen Umsatz von mehr als 30 Millionen Euro erwirtschaftet. 2012 waren es 22,6 Millionen.

Büro zieht um Das Ingenieurbüro Hellmann ist umgezogen. Der Spezialist für IT in Luft- und Raumfahrt sowie in der Medizintechnik ist innerhalb von Immenstaad umgezogen. Der neue Sitz des Büros ist in der Bodensee Business Base nahe dem Seeufer. „Jetzt können wir die Zahl der Mitarbeiter weiter erhöhen“, sagt Inhaber Gunnar Heimann.

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Bei der ersten Landung auf einem Kometen war Azur Space dabei – hier das Landegerät Philae

Weltraummission Der Solarpionier Azur Space wird 50 Jahre alt – pünktlich zum runden Geburtstag dockt die Sonde Rosetta an einen Kometen an Zehn Jahre war die europäische Raumsonde Rosetta unterwegs. Ihr Ziel: der ferne Komet 67P Churyumov-Gerasimenko. Ihre Kraft tankt sie aus Solarzellen, made in Heilbronn. Dort ist die Firma Azur Space zu Hause. Ein Raumfahr- und Solarpionier der ersten Stunde. Nun ist die Sonde aus einem fast drei Jahre dauernden Winterschlaf erwacht und tut ihren Dienst. Wenn die Sonde ihr Ziel erreicht, ist sie fast sechsmal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde: 800 Millionen Kilometer. „Die Kraft der Sonnenstrahlen würde da nicht ausreichen“, erklärt Gerhard Strobl, Leiter Geschäftsentwicklung bei Azur Space. Doch bevor die Sonde auf ihre Reise

ging, ist sie dreimal um die Erde geflogen. Um Schwung zu holen und Energie zu tanken. Jetzt, nach 31 Monaten Winterschlaf, ist die Sonde erwacht und die 64 Quadratmeter Solarzellen liefern den notwendigen Energiebedarf von 440 Watt. Nicht nur Rosetta hatte eine weite Reise vor sich. „Die Entwicklung der Solarzellen wurde bereits in den 1990er-Jahren in Angriff genommen“, berichtet Strobl. Nach einem knappen Jahrzehnt Entwicklungsarbeit war eine Solarzelle geboren, die auch bei minus 130 Grad funktioniert und auch dann Energie aufnimmt, wenn sie nur fünf Prozent der Sonnenwärme bekommt, die man auf der Erde hat.

Azur Space hat sich mit der neuen Zelle zum europäischen Marktführer entwickelt. Allerdings hat diese Technologie nach zwei Jahrzehnten jetzt ausgedient. Heute werden die Solarzellen aus Gallium-Arsenid hergestellt. Das Unternehmen hat die vergangenen Jahre kräftig investiert. Mit seinen 180 Mitarbeitern erlöst Azur Space einen Umsatz von 48 Millionen Euro. Dieses Jahr wird das Unternehmen 50 Jahre alt. Bereits fünf Jahre nach der Gründung, im Jahr 1969 also, gingen die ersten Azur-Zellen aus Heilbronn auf Weltraummission. Seit 2006 gehört das mittelständische Unternehmen dem italienischen Versicherungskonzern Generali. Philipp Peters Foto: DLR


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Frank Elsässer führt die Elsässer Filtertechnik. Die Logistik wurde erweitert

Ungefilterter Erfolg Elsässer Filtertechnik besteht seit 35 Jahren. Ein Logistikzentrum sorgt jetzt für weiteren Schub

D

ie Gründe für den Erfolg hat Frank Elsässer sofort parat: „Wir sind konsequent kundenorientiert, verfügen über ein großes technisches Know-how und unser Team lebt den Servicegedanken“, betont der Geschäftsführer der Elsässer Filtertechnik aus Nufringen. Was als Ingenieurbüro 1979 mit der Übernahme der MANN + HUMMEL Industriefiltervertretung für Baden-Württem-

berg begann, ist heute ein Unternehmen mit 40 Mitarbeitern und zwei Logistikzentren. Frank Elsässer: „Wir haben einen guten Ruf als Vollsortimenter für Industriefilter und Filtrationslösungen.“ Das lässt sich auch an den Kennzahlen ablesen. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir unseren Umsatz mehr als verdoppelt“, verrät der Geschäftsführer. Und damit ist die Grenze des Wachstums

noch nicht erreicht: Das Unternehmen hat jüngst ein neues Logistikzentrum in Betrieb genommen. Für die rund 3500 Kunden werden die Verfügbarkeit an Industriefiltern gestärkt und die 24-Stunden-Lieferzusage für ein noch größeres Spektrum an Filtern und Filterzubehör angeboten. Zudem wird der Neubau auf Kundenwunsch gefertigte Filter und die Dienstleistung Private Labeling beherbergen. red

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Namen & Nachrichten • Maschinenbau

Erneut Spitze Nach mattem Start schafft Stihl 2013 erneut einen Umsatzrekord, hat aber auf einigen Märkten mit Problemen zu kämpfen Bertram Kandziora wirft sich auch mal in die Schnittschutzhose, um zu zeigen, was seine Ingenieure bei Stihl in den vergangenen Monaten und Jahren entwickelt haben. Ein paar geübte Handgriffe, schon gleitet die Motorsäge durch den Baumstamm. Spektakulär sind die Details der Maschine: Sie wiegt nur 6,4 Kilo, ist komplett aus Carbon und Titan gefertigt – und mit einem Listenpreis von rund 10 000 Euro ganz schön teuer. Auf den Markt wird sie nicht kommen, sie ist lediglich eine technische Machbarkeitsstudie – und eine Ansage an die Konkurrenz, immerhin unterbietet sie den bisherigen Gewicht-Leistungs-Sieger um 20 Prozent. Dennoch erhofft sich Stihl von der Wundersäge einiges: „Wir werden die Erkenntnisse nutzen, um unsere Position als Innovationsführer zu sichern“, sagt Kand-

ziora. Denn Stihl will an der Spitze bleiben. So wie es auch im vergangenen Jahr gelungen ist: Um 1,4 Prozent ist der Umsatz gestiegen, auf 2,8 Milliarden Euro. Ein neuer Umsatzrekord, aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein: Der schwache brasilianische Real und der schwache Dollar belasten Stihl umsatzseitig. Wachstum ist in diesen Märkten nur durch überproportionale Erhöhung des Absatzniveaus möglich. Dazu kommt eine schwächelnde Nachfrage im südostasiatischen Markt, wo vor allem chinesische Billiganbieter Stihl Marktanteile kosten. Indes: Es ist Jammern auf hohen Niveau. „Wir haben uns auf der Erfolgsspur behauptet“, sagt Kandziora. Wie viel das unterm Strich abgeworfen hat, dazu schweigt der Vorstandschef. Der Gewinn sei aber zufriedenstellend, so Kandziora. Immerhin

weisen die Waiblinger nun eine Eigenkapitalquote von 68,4 Prozent aus. Nahezu alle Investitionen seien mit eigenen liquiden Mitteln finanziert worden – und davon gab es nicht wenige. Rund 202 Millionen Euro hat Stihl im vergangenen Jahr investiert, 28 Prozent entfielen allein auf das Stammhaus in Waiblingen, wo Stihl seit 1944 seinen Stammsitz hat. Auch ins Personal hat Stihl investiert. Die Zahl der Mitarbeiter weltweit stieg um 12,2 Prozent auf nun rund 13 850. Der Großteil der neuen Arbeitsplätze, rund 750, entfällt auf China. Für das laufende Jahr ist Kandziora optimistisch: „Wir sind besser gestartet als im Vorjahr. Für Gruppe und Stammhaus rechne ich mit moderatem Wachstum.“ Auch die Zahl der Mitarbeiter soll weiter steigen. Robert Schwarz

Schubert setzt sich hohe Ziele Die Maschinenbauer Schubert hat viel vor. Das Unternehmen aus Crailsheim will seinen Umsatz in den kommenden sechs Jahren verdoppeln. Am Stammsitz wird für diesen Schritt jetzt kräftig aufgerüstet. Der Hersteller von Verpackungsmaschinen hat bereits mit den Bauarbeiten für ein neues Montagewerk am Stammsitz Crailsheim begonnen. Zudem soll sich die Expansion in der Zahl der Beschäftigten niederschlagen: 300 neue Jobs werde man in den nächsten Jahren schaffen, verspricht das Unternehmen. Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe weltweit rund 900 Menschen. 17/2014

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In Crailsheim entsteht eine 10 000 Quadratmeter große Montagehalle. Eine Investitionssumme nennt Schubert nicht. Und auch die nächste Bauphase ist absehbar. Für einen weiteren Bau hat Schubert schon ein Grundstück erworben. Hier rechnet das familiengeführte Unternehmen mit einem Baubeginn im kommenden Jahr. Schubert ist Experte für Verpackungsmaschinen in der Pharmaindustrie. 2013 hat die Unternehmensgruppe einen Umsatz von 272 Millionen Euro erwirtschaftet, was dem Vorjahr entspricht. Die Gerhard Schubert GmbH machte 153 Millionen, das sind gut elf Prozent mehr als im Vorjahr. pop

Sie leiten das Unternehmen gemeinsam: Der Firmengründer Gerhard Schubert mit seinen Söhnen Gerald (l.) und Ralf Fotos: ANDREAS STIHL AG, Frieder Daubenberger, SÜLZLE Gruppe


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Wandres baut in Stegen

Stihl-Vorstandschef Bertram Kandziora mit der ultraleichten Carbon Concept Motorsäge

Rund sechs Millionen Euro wird die Wandres-Gruppe in einen neuen Standort in Stegen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) investieren. Dort soll eine neue Produktionshalle entstehen. Wandres gilt als Spezialist für maschinelle Reinigungsanlagen. Dass Wandres nicht am Stammsitz im benachbarten Buchenbach baut, hat einen einfachen Grund: Dort findet sich schlicht kein Grundstück. Doch Wandres ist in den vergangenen Jahren so stark

gewachsen, dass die Kapazitäten erhöht werden müssen. In Stegen entsteht nun ein 80 mal 40 Meter großer Gebäudekomplex. Mit dem Bau soll im kommenden Herbst begonnen werden. Die Südschwarzwälder rechnen mit einer Bauzeit von einem Jahr. In Stegen sollen 30 neue Arbeitsplätze entstehen. Wandres wurde 1981 gegründet und produziert bürst- und lufttechnische Reinigungssysteme für die industrielle Produktion. red

Einstieg I

Einstieg II

Der Ditzinger Maschinenbauer Trumpf steigt in den 3D-Druck ein. Mit der italienischen Sisma gründet Trumpf ein Joint Venture, an dem Trumpf 55 und Sisma 45 Prozent hält. Das Ziel sei ein schneller Markteinstieg und die Serienfertigung von Metallteilen über 3DDruckverfahren. „Viele Maschinen, die heute im Markt sind, zielen eher auf den Prototypenbau“, so Lasertechnik-Chef Peter Leibinger. In Zukunft werde es aber bei den Anlagen vor allem auf Industrietauglichkeit ankommen. red

Die LBBW steigt über ihre Tochtergesellschaft Süd Beteiligungen beim Anlagenbauer Piller aus Ditzingen ein. Ebenfalls Anteile am Spezialisten für Entgratung und Reinigung metallischer Komponenten hat die genossenschaftliche VR Equity übernommen. Piller beschäftigt an drei Standorten 55 Mitarbeiter und hat 2013 einen Umsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Geschäftsführung um Thomas Piller will mit dem Verkauf der Anteile das eigene Wachstum forcieren. red

Ausverkauf bei SH+E Nach den Insolvenzen des Gütenbacher Maschinenbauers Rena und seiner Tochterfirma SH+E beginnt nun der Ausverkauf der einzelnen Firmen: Die SülzleGruppe aus Rosenfeld (Zollernalbkreis) hat die einstige SH+ETochter Klein Technical Solutions aus Rheinland-Pfalz übernommen. Alle 45 Mitarbeiter werden weiterbeschäftigt. Klein entwickelt und produziert Klärschlammtrocknungsanlagen. „Mit der Übernahme erweitern wir nicht nur unser Angebot“, so Sülzle-Chef Heinrich Sülzle: „Wir sehen auch ein erhebliches Potenzial, in international wichtigen Märkten noch stärker präsent zu sein.“

Damit wächst auch die Hoffnung auf ein gutes Ende der SH+EInsolvenz: Die Zukunftsperspektiven der anderen insolventen Tochterfirmen hätten sich weiter aufgehellt, erklärt Insolvenzverwalter Tobias Hoefer. „Wir sind in Verhandlungen mit potenziellen Investoren und Erwerbern und haben genügend Aufträge, um die Mitarbeiter zu beschäftigen.“ Die Gruppe beschäftigt in Deutschland 700 Mitarbeiter. Hoefer will die Firmen einzeln verkaufen. „Im Interesse des Erhalts der Arbeitsplätze wie im Interesse der Gläubiger sollte es zu individuellen Lösungen für jeden einzelnen Bereich kommen.“ red

Heinrich und Andreas Sülzle, Geschäftsführer der Sülzle-Gruppe, übernehmen die insolvente Klein Technical Solutions 17/2014

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Namen & Nachrichten • Präzisionstechnik

KURZ NOTIERT

Neubau in Tschechien Nach sechs Monaten Bauzeit hat der Aalener Präzisionswerkzeughersteller Mapal seinen neuen Standort in Tschechien in Betrieb genommen. Dort betreuen 40 Mitarbeiter den tschechischen und slowakischen Markt. Zum Investitionsvolumen für das Gebäude mit 1400 Quadratmetern Nutzfläche macht Mapal keine Angaben.

Vorstandschef Robert Bauer ist zuversichtlich, dass Sick 2014 stärker wächst als 2013

Lufft schnappt zu Der Fellbacher Mess- und Regeltechniker Lufft hat den Produktbereich Wolkenhöhenmesser von der Zeiss-Tochter ESW übernommen. Bereits seit 2011 hatten beiden Firmen in diesem Bereich zusammengearbeitet. Für die neue Sparte haben die Fellbacher eine Niederlassung in Berlin eröffnet. Lufft wurde 1881 gegründet und ist Spezialist für die Entwicklung und Produktion klimatologischer Messtechnik. Aktuell sind 95 Mitarbeiter bei Lufft beschäftigt.

Kroll in der Krise Der Blechtechnikspezialist Kroll aus Kirchberg (Landkreis Ludwigsburg) hat Insolvenz angemeldet. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Martin Mucha. Kirch beschäftigt rund 130 Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt neben Blechteilen auch Wärme- und Lüftungsgeräte vor. Da der Winter mild war, sank die Nachfrage. Zudem hätten die Banken die Kredite nicht mehr verlängert. Mucha ist nun auf der Suche nach Investoren.

Gießerei in Not Der Aluminumdruckgussspezialist Brabant Alucast Germany in Wendlingen hat beim Amtsgericht Esslingen Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Die Firma, die ehemalige Ritter Aluminium, schreibt seit Jahren rote Zahlen. 2013 lag der Umsatz bei 17 Millionen Euro. 120 Mitarbeiter sind in Wendlingen beschäftigt und fertigen vor allem für die Autoindustrie.

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Willkommen im Club Sick steigt in die Riege der Umsatzmilliardäre auf. Doch damit soll nicht Schluss sein. Die Waldkircher investieren kräftig in ihre Standorte Euro-Krise, Währungsturbulenzen, schwächelnde BRIC-Staaten, Investitionszurückhaltung. Die Liste mit Unsicherheiten für exportorientierte Unternehmen ist lang. Dennoch hat Sensorhersteller Sick seinen Umsatz im vergangenen Jahr gesteigert und zum ersten Mal mehr als eine Milliarde Euro erlöst: Der Umsatz steigt um 3,9 Prozent auf 1,009 Milliarden Euro. „Vor allem die Region Nord-, Süd- und Mittelamerika hat sich positiv entwickelt“, so Vorstandschef Robert Bauer. Zudem habe sich die Strategie, frühzeitig in Wachstumsregionen wie Asien, Brasilien oder Osteuropa präsent zu sein, ausgezahlt. Vor allem in China sei das Geschäft mit der Umweltmesstechnik stark gewachsen. In den USA brachten Logistikprojekte Wachstumsimpulse. Von jenen gab es im Heimatmarkt Deutschland jedoch

keine. Noch immer setzt Sick rund ein Viertel des Umsatzes hier um. Dennoch hat sich die Zahl der Mitarbeiter im Inland um vier Prozent erhöht. Weltweit schuf Sick 300 Stellen, insbesondere in den boomenden amerikanischen Märkten. Insgesamt arbeiten 6600 Menschen für die Waldkircher, die 2013 viel Geld in die Hand genommen haben. 102,3 Millionen Euro hat Sick in Forschung und Entwicklung investiert. Das sind 10,1 Prozent des Umsatzes – ein selbst in dieser Hochtechnologiebranche außergewöhnlicher Wert. Zudem hat Sick in die Standortstruktur investiert. An zahlreichen deutschen Standorten habe man neue Produktionsgebäude errichtet. Acht Millionen Euro flossen in einen neuen Standort der Tochter Sick-Stegmann in Donaueschingen. Der Neubau mit Bürogebäu-

de soll bald 160 Mitarbeitern Platz bieten. Und auch am Stammsitz in Waldkirch rollen die Bagger. Sick baut dort ein neues Logistikzentrum. 25 Millionen Euro lässt man sich den Neubau kosten. Auf dem vier Hektar großen Grundstück entsteht eine 14 Meter hohe Halle mit sieben Rampen und einer Gesamtfläche von 7000 Quadratmetern. Insgesamt wird der Bau eine Fläche von 15 000 Quadratmetern haben. Noch erfreulicher als die Umsatzmilliarde: Sick hat sein Ebit um 6,8 Prozent auf 88,3 Milliarden erhöht. Und 2014 rechnet Bauer auch in Deutschland und Europa wieder mit einer steigenden Nachfrage. Besonders das zweite Halbjahr soll Wachstum bringen. Bauer: „Wir sind bestens vorbereitet, die sich daraus ergebenden Marktchancen zu nutzen.“ rs Foto: Sick


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Weber will nach ganz oben Ungewöhnlich forsch hat sich der Hydraulikspezialist Weber mit Stammsitz in Güglingen (Land­ kreis Heilbronn) zu seinen Ziele geäußert. „Wir wollen zur Spitze der Branche gehören“, so Volker Plücker, Vorsitzender der Ge­ schäftsführung. Dazu gehört ein kräftiges Umsatzwachstum: Man wolle den Umsatz von derzeit 322 Millionen Euro bis ins Jahr 2020 auf rund 800 Millionen Euro stei­ gern, erläutert Plücker seinen am­ bitionierten Plan.

Um dieses Ziel zu erreichen, will Plücker nicht nur organisch wachsen, er hat auch Übernah­ men und Kooperationen im Visier. Das Gros des Wachstums soll im Ausland generiert werden, wo We­ ber weitere Märkte erschließen will. Plücker nennt Südamerika, Asien und Osteuropa als Ziele. Weber wurde vor 75 Jahren ge­ gründet und fertigt hydraulische Zylinder und Systemlösungen. 600 der aktuell 2100 Mitarbeiter welt­ weit arbeiten am Stammsitz. red

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K+E wächst und baut Die Siedle­Tochter K+E investiert rund 4,5 Millionen Euro in Mönchweiler (Schwarzwald­Baar­ Kreis). Das Unternehmen erwartet in den kommenden Jahren ein starkes Umsatzwachstum und ver­ größert deshalb die Produktions­ und Lagerfläche um rund 1800 Quadratmeter. „Wir benötigen dringend weitere Kapazitäten, denn unser Durch­ lauf hat sich deutlich gesteigert“, erläutert Arnold Klausmann, Geschäftsführer des Unterneh­ mens, das Formteile aus thermo­ plastischen und duroplastischen

Werkstoffen herstellt. Das mittel­ ständische Unternehmen mit 100 Mitarbeitern habe 2013 kräftig zugelegt. Der Umbau werde nicht nur mehr Kapazitäten bieten, so Klausmann, sondern auch die Pro­ duktions­ und Logistikabläufe ver­ bessern. Die K+E Kunststoff­ und Elektro­ technik gründete Horst Siedle 1977 als Unternehmen der Siedle­ Gruppe. Im vergangenen Jahr er­ zielte K+E einen Umsatz von 10,6 Millionen Euro, für 2014 rechnet Klausmann mit einer Steigerung von mehr als 20 Prozent. red

Hecos Meilenstein Nach zwei Jahren Bauzeit hat der Schraubenhersteller Heco sein neues Logistikzentrum in Schram­ berg eingeweiht. Das neue Logis­ tikzentrum sei mit zehn Millionen Euro die größte Einzelinvestition des Unternehmens und stelle ei­ nen Meilenstein in der Entwick­ lung und Ausrichtung von Heco dar: „Die Logistik zählt zu einer unserer Schlüsselkompetenzen“, erläutert Geschäftsführer Stefan Hettich. „Die Einbindung mo­ dernster Lagerlogistik mit automa­ tisiertem Lagersystem macht uns schneller und effizienter. Die Durchlaufzeiten sinken und die Kundennähe steigt.“

Der Neubau verfügt über eine Nutzfläche von rund 4500 Qua­ dratmetern. Rund 45 Mitarbeiter werden dort künftig beschäftigt sein. Heco ist eigenen Angaben zufolge einer der führenden Hersteller von Schrauben­ und Befestigungssystemen für die Holz­ verarbeitung, den Beton­ und Metallbau sowie für Schwerlast­ befestigungen in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeiter und verfügt über eine Produktionsfläche von 15.000 Quadratmetern. Insgesamt liegt das jährliche Produktions­ volumen von Heco bei etwa 1,5 Milliarden Schrauben. red 17/2014

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Unternehmen • Modewirtschaft

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MITTELSTAND IN MODE Der Markt für Mode ist hart: Übersättigte Kunden, aggressive Konkurrenz samt schwierigem Einzelhandel machen den Firmen zu schaffen. Der Mittelstand im Land findet aber Wege, sich zu behaupten. Eine Geschichte von Rückkehrern, Marktführern, Aufsteigern, Außenseitern – und einem Grandseigneur

D

as Waschlabor. Der Geruch von Chlor und Feinwasch­ mittel hängen in der Luft. Im Nebenraum surren die Wasch­ maschinen. An Kleiderhaken zwei Dutzend Jeans: blau, schwarz, grau, in zahllosen Mustern. Hier, im Erdgeschoss der Zentrale des Jeansherstellers Mustang, ist Gui­ do Wetzels’ Welt. Graues Haar, Vollbart, große Brille, Flanellhemd – und natürlich Bluejeans: Wetzels ist ein echter „Jeanser“. Seit mehr als 20 Jahren verpasst der Textil­ ingenieur den blauen Hosen aus Baumwolle den letzten Schliff. Früher, in den 80er­Jahren, hat man Jeans gewaschen, bis die Far­ be aus den Hosen wich. Heute ist das volle Programm gefragt. Eine Jeans muss alt aussehen, ge­ braucht, verwegen. Chlor, Schleif­ papier, Kleister oder Waschmittel sind einige von Wetzels Werkzeu­ gen. Er quält die Stoffe tagein, tag­ aus, immer auf der Suche nach dem besonderen Look. Hat er ihn gefunden, brieft er die Zuliefer­ firmen in der Türkei. Die Produk­ tion der Kollektion startet. Mode ist harte Arbeit. Nicht nur für Guido Wetzels. Die kumulier­ Foto: Jigal Fichtner

ten Umsätze der Bekleidungsher­ steller im Land sinken seit Jahren. Der Wettbewerb ist hart, die Mar­ gen knapp. Der Einzelhandel macht den Firmen mit seinen ver­ tikalen Konzepten und aggressi­ ven Rabattschlachten zu schaffen. Abgesehen vom Platzhirsch Boss, der sich seit Jahren mit seinem Mehrheitseigner, dem Finanz­

arbeitet hat, hat es hierher ver­ schlagen. In eine Stadt mit 15 000 Einwohnern – hohenlohische Pro­ vinz in Perfektion. Durchs Fenster blickt man nur auf die sanften, grünen Anhöhen, die Künzelsau umschließen. An den Flipcharts im Büro hän­ gen Bilder der aktuellen Kollek­ tion. Zu ihnen blickt Axt ab und

Als Dietmar Axt bei Mustang einsteigt, steht das Unternehmen kurz vor der Insolvenz investor Permira, herumschlagen muss, ist Mode in Baden­Württem­ berg aber dennoch Sache des Mit­ telstands. Wer erfolgreich sein will, muss gut sein. Sehr gut sogar. Wie die folgenden fünf Firmen, die jede für sich ein Konzept gefunden hat, besser zu sein als der Rest. Die Rückkehrer. Zurück nach Künzelsau. Ein Stockwerk über dem Waschlabor sitzt Dietmar Axt in seinem Büro. Den Modemana­ ger, der schon für Marken wie Tom Tailor, Esprit oder Diesel ge­

an hinüber, wenn er in schnellen Sätzen über seinen Plan redet, aus der matten Traditionsmarke wie­ der ein Zugpferd zu machen. Vor zweieinhalb Jahren hat er gemeinsam mit weiteren Gesell­ schaftern Mustang übernommen. Zum ersten Mal führt er eine Fir­ ma als geschäftsführender Gesell­ schafter. „Als das Thema damals auf den Tisch kam, haben den­ noch viele gefragt: ‚Was willst du denn bei Mustang?‘“ Es ist eine berechtigte Frage.

Das Unternehmen liegt in Trüm­ mern: 2011 läuft bei einem Um­ satz von 84 Millionen Euro ein Minus von fast zehn Millionen Euro auf. Die Filialen häufen Ver­ luste an, die Produktentwicklung ist nach Asien ausgelagert, der Einzelhandel hat Mustang verges­ sen. Dennoch gönnt man sich in Künzelsau zwei Zentralen: eine hier, eine in Frankfurt. „Die Struk­ tur, gerade für einen Mittelständler, hat nicht gepasst“, sagt Axt. Die Tradition von Mustang ist lang. In den 30er­Jahren gründet Luise Hermann eine Fabrik für Arbeitsbekleidung. Nach dem Krieg tauscht ihr Schwiegersohn Alfred Sefranek ein paar Flaschen Schnaps gegen sechs Ami­Hosen, wie Jeans damals genannt werden. Mustang ist der erste Jeansherstel­ ler in Deutschland. Der Aufstieg ist steil, der Abstieg schmerzvoll. „Es ist sehr viel schiefgelaufen“, sagt Axt. „Ein Unternehmen, das bundesweit mehr als 80 Prozent Markenbekanntheit hat, hat im klassischen Einzelhandel keine Rolle mehr gespielt.“ Doch das ist Vergangenheit. Die Produktentwicklung ist zu­ 17/2014

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Unternehmen • Modewirtschaft

rück in Künzelsau, der Standort in Frankfurt geschlossen, ebenso wie 13 Filialen. Der frische Wind der durchs Mustang-Imperium weht, ist an jeder Ecke spürbar. 2013 hat Mustang bei einem Umsatz von 100 Millionen Euro wieder schwarze Zahlen geschrieben. Kein Grund, sich auszuruhen: „Wir sind ein Mittelständler, der bei den Banken als Restrukturierungsfall gilt und dazu in einem dynamischen, brutalen Markt unterwegs ist. Es geht darum, das Unternehmen ins 21. Jahrhundert zu führen.“

Der Hemdenmarkt in Deutschland halbier hatt sich seit dem Jahr 1995 halbiert Die Ziele sind ambitioniert. Bis 2016 will Axt den Umsatz auf 170 Millionen Euro steigen. Und: „Wir müssen und wir werden Geld verdienen – alleine um investieren zu können. Eine operative Umsatzrendite im zweistelligen Bereich muss das Ziel sein, ganz klar.“ Das Problem: Die Branche wächst seit 15 Jahren nicht mehr, der Wettbewerb ist „knüppelhart“, wie Axt erklärt. Er nimmt es sportlich: „Wenn ich davor Angst hätte, wäre ich in der falschen Branche. Ich kann den Markt nicht ändern. Meine Aufgabe ist es, das Unternehmen der Marktsituation anzupassen und innerhalb des Marktes der Beste zu sein.“

Dietmar Axt

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Mustang wird 1932 als L. Hermann Kleiderfabrik in Künzelsau gegründet. Alfred Sefranek prägt die Hochphase des Unternehmens jahrzehntelang, bevor er sich 1995 zurückzieht. Seit 2011 hält ein Gesellschafterkonsortium um Geschäftsführer Dietmar Axt 90 Prozent der Anteile.„Wir haben in den letzten zwei Jahren das Grobgerüst gestellt. Jetzt können wir wachsen“, sagt Axt.

Der Marktführer. Klick. Klack. Klick. Klack. Tausende Tragetaschen rasen im Sekundentakt durch die riesigen grauen Hallen. Am Boden surren Förderbänder mit braunen Pappkisten. Alles ist in Bewegung. Alles fließt. Zehn Millionen Teile Bekleidungsteile verkauft die Olymp-Gruppe pro Jahr. Jedes von ihnen, hergestellt von sieben Partnerfirmen in aller Welt, schwebt oder fährt mehrmals durch die drei Ebenen des riesigen Logistikzentrums am Rande des beschaulichen BietigheimBissingen. Fast 40 Millionen Euro hat der größte Hemdenhersteller im Land investiert. Eine Riesensumme für einen familiengeführten Mittelständler. „Natürlich existiert ein gewisser Druck, die positive Umsatzentwicklung fortzuschreiben“, sagt Mark Bezner. Dann lächelt er. 2003 hat Olymp noch einen Umsatz von rund 56,6 Millionen Euro erwirtschaftet – im vergangenen Jahr waren es 202,4 Millionen, zwei Drittel davon im Inland. Das Logistikzentrum ist für einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro ausgelegt. „Es ist eine Investition für die Zukunft, sichert uns aber bereits jetzt einen Wettbewerbsvorteil“, erklärt Bezner. Der Erfolg von Olymp bemisst sich nicht nur an den eigenen Umsatzzahlen, sondern auch an denen des Marktes. Im Jahr 1995 haben die Hersteller in Deutschland knapp 100 Millionen Hem-

Das komplette Interview mit Dietmar Axt lesen Sie online unter www.econo.de/ mustang.html oder scannen Sie einfach den QR-Code


35 Die Zahl der Betriebe …

Umsatz der Bekleidungs-Branche …

… ist seit Jahren stark rückläufig. Einen ähnlichen Trend gibt es bei der Zahl der Beschäftigten und beim Umsatz

… in Mrd. Euro

den verkauft. 2013 waren es 55 Millionen. Andere Hersteller wie Eterna schreiben seit Jahren Verluste, stagnieren wie der einstige Primus Seidensticker oder verschwinden ganz wie die schwäbische Traditionsmarke Einhorn aus Tübingen. Olymp hat in dieser Zeit den Markt von hinten aufgerollt, den Konkurrenten reihenweise die Grenzen aufgezeigt. „Wachstum ist nur über Verdrängung möglich. Olymp hebt sich seit Jahren von der Entwicklung der maßgeblichen Mitbewerber ab. Wir sind deutlich erfolgreicher“, sagt Bezner selbstbewusst. Das Prinzip von Olymp: Die Masse macht’s. Bezner zielt auf die Mitte des Marktes. Ein Hemd kostet 50 bis 60 Euro. Nicht billig,

nicht teuer. Kein Mercedes, aber auch kein Dacia. „Wir sind Mainstream“, sagt Bezner. Aus seinem Mund hört es sich an wie eine Auszeichnung. „Wenn nicht, wären wir nicht seit Jahren uneingeschränkter Marktführer und würden auch nicht Millionen von Hemden verkaufen.“ Vom obersten Stock der Firmenzentrale ist viel Grün zu sehen. Die Fensterfront der Designerabteilung ist nach Osten ausgerichtet. Die Hügel des Schwäbischen Waldes sind am Horizont zu sehen, viele Wiesen, Äcker, Rapsfelder. Auf den weißen, rund zehn Meter langen Tischen liegen Hunderte Muster, Bilder, Texte, Skizzen. Die Frühjahrskollektion 2015 nimmt langsam Form an. Das Geheimnis

Mark Bezner

Fotos: Michael Bode, Olymp, Jigal Fichtner

2009

2010

2011

2012

2013

von Olymp: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die Bietigheimer beobachten die Trends, besuchen Messen, doch von den recht ausgeflippten Outfits bleibt in den bodenständigen Designs kaum etwas übrig. Mainstream halt. Doch auch in Bietigheim-Bissingen weiß man, dass die großen Wachstumszeiten erst mal vorbei sind. Von den Wachstumszahlen der Jahre 2009 bis 2011, als der Umsatz von 116,3 auf 178,6 Millionen Euro explodierte, ist man derzeit weit entfernt. Mark Bezner setzt sich ein Plus von fünf bis zehn Prozent als Ziel für das laufende Jahr. Es sind Zahlen, von denen die Konkurrenz nur träumen kann.

Olymp-Bezner wurde 1960 von Mark Bezners Großvater Eberhard Bezner gegründet und ist noch immer in Familienbesitz. Das Unternehmen aus Bietigheim-Bissingen beschäftigt in Deutschland 620 Mitarbeiter. 2013 lag der Umsatz bei 202,4 Millionen Euro. „In den kommenden beiden Jahren streben wir ein Umsatzwachstum von fünf bis zehn Prozent jährlich an“, sagt Marc Bezner.

Das komplette Interview mit Marc Bezner lesen Sie online unter www.econo.de/ olymp.html oder scannen Sie einfach den QR-Code

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Quelle: Südwesttextil

2008

2,388 1,322 1,067

2007

2,381 1,306 1,075

2013

2,262 1,224 1,037

2012

2,146 1,105 1,042

2011

1,891 1,055 0,836

2010

2,769 1,581 1,188

2009

gesamt Inland Export

2,707 1,619 1,088

54

9.595

9.671 55

9.530

10.113

10.513

56

2008

59

76

2007

65

81

12.671

12.884

Zahl der Betriebe Zahl der Beschäftigten


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Unternehmen • Modewirtschaft

Der Aufsteiger. Das Gebäude ist ein Statement. Wir sind da, wir sind sichtbar, der Empfangsbereich ist wie ein Innenhof angelegt, von oben strahlt die warme Frühlingssonne. Unten warten schwere edle Möbel auf den Besucher. Lautlos surrt der Aufzug nach oben. Rund neun Millionen Euro

Rund 20 Millionen Euro hat Digel in den vergangenen Jahren am Stammsitz investiert hat das Familienunternehmen Digel in seine neue Firmenzentrale vor den Toren Nagolds, direkt neben dem bereits bestehenden Logistikzentrum, investiert. Bis vor wenigen Jahren war das Image von Digel klar definiert: schwäbisch, solide – und bieder. Bundesweit war die Marke kaum bekannt. Digel bietet seine Anzüge im Baukastenprinzip an, Anzug und Hose können beliebig kombiniert werden. Nicht viele Modefirmen haben so etwas im Programm. Es ist nicht sexy genug. Digel ist Europas größter Anbieter in diesem Segment. Das Geschäft lief schon immer gut, 2007 lag Digel bei 60 Millionen Euro Umsatz. Indes, den Digels war schnell klar: Der Markt wandelt sich. Wir müssen was tun. Der klassische Herrenausstatter, mit dem Digel groß geworden ist, wird immer seltener. Der neue

Jochen Digel

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Einzelhandel mit seinen Ketten und Einkaufscentern fordert Tribut. Die Digels handeln, forcieren das Marketing. „Wir wollen die Marke für den modernen Business-Mann sein“, definiert Marketing-Chef Philipp Tausch das Ziel. Die Botschaft wird offensiv verkündet. Einen siebenstelligen Betrag investieren die Digels jährlich für Anzeigenkampagnen. Früher war das undenkbar. Dazu kommen die Zweitmarke Digel Move, um jüngere Käuferschichten anzusprechen, sowie Innovationen wie der iSuit – ein Sakko mit eingebautem Akkulader für Smartphones – oder der CloudSuit, mit denen die Nagolder für Aufsehen sorgen. „Es wurde wieder über Digel geredet“, sagt Tausch. Zudem investiert die Firma fleißig: 2008 wird das vier Jahre zuvor neu gebaute Logistikzentrum um ein Drittel auf 15 000 Quadratmeter Nutzfläche erweitert. Die Kapazität liegt bei 320 000 Teilen. Rund 2000 Anzüge verlassen täglich das Zentrum. Rund 20 Millionen Euro hat das Familienunternehmen in den vergangenen zehn Jahren in Nagold investiert, am Stammsitz arbeiten 250 Menschen. Fertigen lässt Digel zu 90 Prozent in der EU. In Polen, Bulgarien und Rumänien sitzen die Partnerbetriebe, Asien als Fertigungsstandort spielt noch kaum eine Rolle, erklärt Tausch. Die Wandlung vom biederen Baukastenanbieter zur internatio-

Digel startet 1939 mit dem Ziel, Herrenoberbekleidung herzustellen. 1964 beschäftigt das Unternehmen 600 Mitarbeiter und übersteht auch den Ausleseprozess der Branche in den 70er- und 80erJahren. Bereits kurz nach der Wende erschließt Digel den russischen Markt. Der ist noch heute einer der wichtigsten Auslandsmärkte der Nagolder. Die Exportquote liegt bei rund 60 Prozent.

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nalen Marke trägt Früchte. Der Umsatz ist nach extrem erfolgreichen Jahren 2011 und 2012 mittlerweile auf 85 Millionen Euro gestiegen. Rund 60 Prozent des Umsatzes erzielt man im europäischen Ausland. Schwerpunkte bilden Frankreich und Russland. Die Ansage der Digels ist klar definiert: zehn Prozent Wachstum plus x pro Jahr. Angesichts des Marktes eine mutige Ansage. „Wir müssen jetzt die Strukturen schaffen“, so Tausch. In Neuss, Neunkirchen und Wetzlar wurden Monomarken-Shops eröffnet. Im Oktober folgt eine Niederlassung in Stuttgarts Einkaufscenter Milaneo. Größere Modeketten haben Digel ins Angebot aufgenommen. Die Marke ist wieder sichtbar. Und erfolgreich. Der Außenseiter. Dirk Frischauf hat es gewagt, der Mode-Branche treu zu bleiben. Als das Unternehmen seines Großvaters, die Kleiderfabrik Weber und Lederer aus Lahr 2002 in die Insolvenz geht, will es Frischauf wissen. Er übernimmt Teile der Firma und den Markennamen Bonacelli und startet neu. Das Konzept von Frischauf zielt auf die Nische: 15 Mitarbeiter beschäftigt er im Fabrikverkauf in Lahr und in der Filiale Lörrach. In Italien kauft er die Stoffe ein, in Bulgarien lässt er die Anzüge fertigen. Sein Großvater hatte sich stets geweigert, im Ausland produzieren zu lassen. Einer der Gründe, warum die


37 Kleiderfabrik, die zu Hochzeiten in den 80er-Jahren bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigt hat, in den Bankrott schlitterte. Bonacelli ist im oberen Preissegment zu Hause. Die Marke gibt es seit 1981, bekannt ist sie vor allem in Südbaden und im angrenzenden Ausland. „Der niedrige Bekanntheitsgrad darüber hinaus ist natürlich ein Problem“, sagt Frischauf. „Wir müssen für Aufmerksamkeit stärker trommeln als andere.“ Die Anzüge werden in Lahr entworfen, dann in Produktion gegeben. Design-Experimente gibt es bei Frischauf nicht. „Das sollen andere machen. Unser Ziel ist es, bestmögliche Qualität zu bieten. Damit heben wir uns von der Konkurrenz ab. Wir wollen nicht in jedem Kleiderschrank hängen, dafür aber im richtigen.“ Der Markt ist nicht leicht, vor allem für einen kleinen Mittelständler wie Bonacelli, der die Ware selbst vertreibt und damit auch gegen den Einzelhandel antritt. „Es sind schwere Zeiten für die Branche, aber ich sehe das als Chance“, sagt Frischauf. An einem eigenen OnlineShop wird gearbeitet, demnächst soll eine Marketplace-Plattform an den Start gehen. Der Grandseigneur. Bodelshausen ist ein beschaulicher Ort. Gut 5000 Menschen wohnen hier, knapp 20 Kilometer südlich von Tübingen. Schön ist es. Mondän eher nicht. Ein ungewöhnlicher Standort für ein ungewöhnliches

Unternehmen. Helmut Schlotterer hat hier die Modemarke Marc Cain gegründet, vor inzwischen 41 Jahren. Noch heute lässt Schlotterer vor Ort stricken. 800 Mitarbeiter beschäftigt er in Deutschland. Werktags läuft die Produktion in Bodelshausen an 92 Flach- sowie acht Rundstrickmaschinen 24 Stunden im Dreischichtbetrieb. Insgesamt 82 Millionen Euro hat er in den vergangenen sieben Jahren in den Stammsitz gesteckt, in Produktion, Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung. 30 Millionen Euro investiert Schlotterer derzeit in ein neues Logistikzentrum. Die Stoffe kommen zu 90 Prozent aus Europa, die Endkonfektion findet in Osteuropa statt, nicht in China. Es sind Anachronismen in der heutigen Modewelt mit ihren knappen Renditen, allerdings höchst erfolgreiche. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 253 Millionen Euro gestiegen. Schlotterer hat es geschafft, aus Marc Cain eine etablierte Damenmodemarke im Premiumsegment zu machen. Den Preisdruck des

Helmut Schlotterer

Fotos: Lutz Ebert Design – Foto & Medien, Marc Cain, Jigal Fichtner

Einzelhandels geht er offensiv an. In 32 Ländern betreibt er 180 eigene Shops. 2014 sollen 18 weitere folgen. Der Export sichert Marc Cain gegen Turbulenzen in einzelnen Märkten ab: Mehr als 60 Prozent der Erlöse werden im Ausland erwirtschaftet. Eine Frage bleibt: Wer ist eigentlich Marc Cain? Schlotterer hat vor Jahrzehnten einmal erzählt,

Bodelshausen ist die Heimat von Marc Cain. Aber wer ist eigentlich Marc Cain? Cain sei ein italienischer Modedesigner gewesen, den Frauen, dem Wein und den schnellen Autos zugetan. Letztere Vorliebe habe ihn das Leben gekostet. Die Legende hält sich hartnäckig. Die wahre Geschichte klingt weit weniger mondän: Marc Cain ist der Name eines kanadischen Bekannten des Firmengründers. So viel Bodenständigkeit passt dann auch wieder nach Bodelshausen. Robert Schwarz

Marc Cain hat extrem wachstumsstarke Jahre hinter sich: Der Umsatz lag 2001 bei 66 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen aus Bodelshausen mehr als 250 Millionen Euro erlöst. Schlotterer hat das Unternehmen 1973 gegründet und führt es als Vorsitzender der Geschäftsführung noch immer. Allein in Deutschland beschäftigt Marc Cain rund 800 Mitarbeiter.

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Unternehmen • Interview BWGV

Roman Glaser, 52, führt seit Januar 2013 den BadenWürttembergischen Genossenschaftsverband mit Sitz in Stuttgart. Zuvor war der promovierte Diplom-Ökonom unter anderem Vorstandschef der Volksbank BadenBaden/Rastatt. Glaser ist verheiratet und hat drei Töchter.

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Foto: Jigal Fichtner


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„Hier wird eine

Misstrauenskultur

gesät!“

Genossenschafts-Präsident Roman Glaser ist im Econo-Interview sauer: Die Politik setzt die Regionalbanken unter Druck und sorgt im Energiesektor für einen Investitionsstau

D

ie 150 Jahre Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband könnte man auch so umschreiben: Totgesagte leben länger. Vor einigen Jahren galten Genossenschaften noch als Auslaufmodell, heute wird wieder kräftig gegründet. Worin liegt die Motivation, Herr Glaser? ➤ Roman Glaser: Wir haben in den letzten Jahren in der Tat pro Jahr 30 bis 40 Neugründungen in Baden-Württemberg. Wenn man sich mit den Initiatoren über deren Motivation unterhält, dann gilt bis heute das Prinzip von vor 150 Jahren: Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele. Ganz gleich ob Privatpersonen oder Unternehmen, alle eint: Sie wollen unabhängig bleiben, aber Ziele gemeinsam erreichen Trotz aller Euphorie über die neue Gründerkultur. Die Genossenschaften stehen vor großen Herausforderungen. Den Genossenschaftsbanken beispielsweise drückt die Niedrigzinsphase auf die Bilanz… ➤ Glaser: Das ist nicht nur für die Genossenschaftsbanken eine Herausforderung, sondern reicht weit über die Banken hinaus. Die

längerfristigen Auswirkungen auf die Altersversorge und das Sparverhalten der Bevölkerung beispielsweise bereiten mir persönlich große Sorgen. Das ist ein Aspekt, den man mit seinen Auswirkungen auf vielen Ebenen nicht unterschätzen darf. Für die Banken sind die niedrigen Zinsen daneben natürlich eine Herausforderung, der man sich über eine

Anforderungen. Es gibt mittlerweile auch wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen: Kleinere wirtschaftliche Einheiten wie unsere durchschnittlichen Genossenschaftsbanken sind durch die Regulatorik kostenmäßig überproportional belastet. Eine Aussage, die man dazu immer wieder hört: Genossenschaftsbanken und Sparkassen

„Werden nicht unverhältnismäßige Kollateralschäden verursacht?“ verstärkte Marktbearbeitung und durch Anpassung der Kostenstrukturen stellt. Wird das auch zu verstärkten Fusionen führen? ➤ Glaser: Das sind strategische Überlegungen innerhalb der jeweiligen Häuser, die wir aktiv begleiten, aber nicht forcieren. Wobei die Fusion nur ein möglicher Weg ist, es kann auch zu verstärkten Kooperationen kommen. Aber wir spüren tatsächlich vermehrt Fusionsaktivitäten. Die sind aber nicht allein der Ertragslage geschuldet, sondern auch den regulatorischen

baden aus, was die großen Banken verursacht haben … ➤ Glaser: Das ist mittlerweile mehr als ein Allgemeinplatz, sondern anerkannt: Die regionalen Banken sind an sich nicht systemrelevant und waren nachweislich nicht Auslöser der Finanzmarktkrise! Durch ihre realwirtschaftlichen Geschäftsmodelle arbeiten sie sehr transparent. Einlagen werden in der Region eingesammelt und mittels Krediten in die Region zurückgegeben. Deshalb muss überlegt werden: Treffen die regulatorischen Schritte tatsächlich die Auslöser der

Krise oder werden nicht unverhältnismäßige Kollateralschäden verursacht? Welche Forderung ergibt sich daraus? ➤ Glaser: Die ist schlicht: Die Regulierung – die im Grunde richtig und sinnvoll ist! – muss differenziert, proportionalisiert und orientiert am Geschäftsmodell ausgerichtet werden. Die realwirtschaftlich orientierten Banken müssen anders behandelt und bürokratische Auswüchse zurückgefahren werden. Nur ein kleines Beispiel: Das Meldewesen legt selbst kleinsten Genossenschaftsbanken hohe Anforderungen auf, der Nutzen ist oft nicht erkennbar. Auf der anderen Seite verleidet der Verbraucherschutz dem Kunden die Laune, wenn für jede Aktientransaktion stapelweise Papier unterzeichnet werden muss … ➤ Glaser: Da sprechen Sie ein Thema an, das ich als Bankvorstand noch selbst so erlebt habe. Hier wird eine Misstrauenskultur gesät. Natürlich können einem Kundenberater Fehler passieren, das ist menschlich. Aber der Kundenberater einer regionalen Bank trifft seinen Kunden bei allen 17/2014

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Unternehmen • Interview BWGV

möglichen Gelegenheiten, deshalb macht er im Zweifel einen großen Fehler nur einmal. Bei unseren Genossenschaftsbanken ist der Verbraucherschutz sogar im Geschäftsmodell hinterlegt. Deshalb hat der Verband wenig Verständnis für die ausufernde Dokumentationspflicht. Die kann am Ende sogar dazu führen, dass gerade kleine Institute sich aus dem Wertpapiergeschäft zurückziehen

„Die Regionalbanken haben regulatorisch überproportionale Nachteile“ und die Kunden damit von attraktiven Anlagesegmenten ausgeschlossen sind. Das ist ordnungspolitisch höchst problematisch. Unterm Strich: Sie fordern einen Sonderweg für die Regionalbanken? ➤ Glaser: Es geht nicht um einen Sonderweg, denn das würde ja eine Privilegierung bedeuten. Wäre es denn kein Privileg, wenn die Regionalbanken andere Anforderungen zu erfüllen hätten? ➤ Glaser: Ein Privileg wäre es nur dann, wenn sich daraus Vorteile ergeben würden. Derzeit erfahren die Regionalbanken jedoch regulatorisch überproportionale Nachteile. Die Regulatorik kostet die Regional-

banken beispielsweise das Vielfache wie Großbanken, die über andere Kostenstrukturen verfügen. Wir fordern nur eine differenzierte Betrachtung, um diese Nachteile auszugleichen. Unterschiedliche Sachverhalte müssen eben unterschiedlich geregelt werden. Wagen Sie eine Prognose, wie viele Genossenschaftsbanken aufgrund der aktuellen Lage fusionieren werden? ➤ Glaser: Nein. Derzeit haben wir im Land knapp unter 220 Genossenschaftsbanken, es gibt einige Fusionsbeschlüsse, die wohl zu mindestens fünf, sechs Fusionen in 2014 führen werden. Daraus aber eine konkrete Zahl abzuleiten, halte ich nicht für seriös. Die Genossenschaften sind insbesondere im ländlichen Raum stark. Sie haben die Genossenschaften als Chance für die Herausforderungen des demografischen Wandels bezeichnet. Woher kommt die Zuversicht? ➤ Glaser: Genossenschaften haben für mich einen gesellschaftlichen Gestaltungsauftrag. Dazu zählen auch Themen wie die Daseinsvorsorge und regionale Infrastruktur, wie Einkaufsläden, Schwimmbäder oder auch Kindergärten. Es gibt aber auch neue Bereiche aus dem kommunalen Umfeld, die genossenschaftlich künftig gut aufgehoben sein könnten.

Aber gerade Kindergärten und Läden stehen doch unter einem besonderen Druck durch die Demografie? ➤ Glaser: Man muss hier immer den Einzelfall sehen. Ich gebe Ihnen ein prägnantes Beispiel: Noch zu meiner Zeit als Vorstand der Volksbank Baden-Baden/Rastatt habe ich eine Art Patenschaft für einen Dorfladen übernommen. In dem betroffenen Ort gab es keine Einkaufsinfrastruktur mehr. In diesem Jahr wurde nun das fünfjährige Bestehen gefeiert und der Dorfladen läuft ohne einen einzigen Euro

Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband feiert in diesem Jahr das 150-jährige Bestehen. Aktuell sind im BWGV mehr als 900 Mitgliedsunternehmen organisiert mit 3,73 Millionen Einzelmitgliedern. In den Genossenschaften gibt es mehr als 34 500 Arbeitsplätze. Im vergangenen Jahr kamen 35 Genossenschaften neu in den Verband, 22 davon sind Energiegenossenschaften. Mittlerweile ist die Vielfalt der Zusammenschlüsse groß: Waren die in den Anfangsjahren hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt, gibt es heute selbst Ärzteund Druckereigenossenschaften sowie Kindergärten. 17/2014

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Fotos: Jigal Fichtner


41 Verlust und ohne Fremdmittel. Die Öffnungszeiten und das Angebot sind den Wünschen der Einwohner angepasst. Nun könnte man sagen: Was passiert denn, wenn der Ort stark an Einwohnern verliert? Nur, solchen Fragestellungen muss sich allerdings jedes Unternehmen stellen und gegebenenfalls das Geschäftsmodell anpassen. Wie viele der Genossenschaften überstehen denn die Gründungsphase und sind nach fünf oder zehn Jahren noch aktiv? ➤ Glaser: Die Genossenschaft gilt als die insolvenzsicherste Un-

ternehmensform. Das hat auch mit der Beratung und Prüfung durch den Verband zu tun. Das Geschäftsmodell wird dabei gründlich auf Tragfähigkeit hin untersucht und die Genossenschaft wird auf ihrem Weg begleitet. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Genossenschaft ihren Business-Plan erfüllt, ist damit höher. Übrigens: Wir beraten derzeit intensiv eine ganze Reihe von Photovoltaikgenossenschaften. Denn deren Geschäftsmodell ist aufgrund der Einspeisevergütung endlich, und da stellt sich konkret die Frage, wie es weitergeht. Der Energiesektor hat dem Verband in den vergangenen Jahren den größten Zuwachs an neuen Mitgliedern gebracht. Wie beurteilen Sie die Entwicklung bei der Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes? ➤ Glaser: Wir kämpfen auf allen Ebenen, um die Belastungen durch diese Reform noch zu minimieren. Von welchen Belastungen sprechen Sie? ➤ Glaser: Nehmen Sie als Beispiel die Frage der zwanghaften Umlage. Eine Reihe von Genossenschaften haben sich dahin entwickelt, dass sie nicht mehr allein auf die Einspeisevergütung setzen, stattdessen wurde der Eigenstromverbrauch gestärkt. Diese

Genossenschaften würden nach aktuellem Stand des Entwurfs zur Novellierung sogar noch dafür bestraft, dass sie den Strom selbst verbrauchen und die Netze nicht belasten. Diese Auswüchse müssen wir verhindern, dafür ernten wir auch viel Zuspruch quer durch alle Parteien. Spürt der Verband eine nachlassende Dynamik im Energiebereich?

„Wir spüren im Verband ganz klar eine Investitionszurückhaltung“ ➤ Glaser: Wir spüren ganz klar eine Investitionszurückhaltung. Zusammen mit der Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften haben wir eine Erhebung gemacht. Demnach werden mindestens 300 Millionen Euro an Investitionen aufgrund der unsicheren Gesetzeslage zurückgehalten. Ich halte den Wert eher für zu niedrig, die realen Zahlen dürften um einiges höher sein. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit bis zur endgültigen Entscheidung über die Novellierung im Juli, damit es wieder eine sichere Investitionsgrundlage gibt. Herr Glaser, vielen Dank für das Gespräch. Roman Glaser (l.) im Gespräch mit Econo-Chefredakteur Dirk Werner

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Unternehmen • Bilanz der Banken

Der Vorstand: Burkhard Wittmacher, Bernd Haußels, Franz Scholz, Frank Dierolf (v. l.)

Tendenz zum Tilgen Das Zinstief macht der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen zu schaffen. Mit 2013 ist der Vorstand dennoch zufrieden – und plant umfangreiche Investitionen

D

ie anhaltende Niedrigzinsphase hat der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen einen leichten Dämpfer verpasst: Der Zinsüberschuss ging im vergangenen Jahr um rund 8,7 Prozent auf 132,5 Millionen Euro zurück. „Das ist zum einen auf die niedrigen Zinsen, zum anderen auf unsere sehr vorsichtige Anlagestrategie zurückzuführen“, erklärt Vorstandschef Franz Scholz, den der Rückgang

Quelle: Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen

Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen Bilanzsumme Zinsergebnis Provisionsergebnis Betriebsergebnis n. Bew. Cost-Income-Ratio Kernkapitalquote Kundeneinlagen Kreditvolumen Mitarbeiter

8,447 Mrd. (8,431) 132,5 Mio. (145,2) 43,5 Mio. (40,6) 65,9 Mio. (k. A.) knapp über 60 (k. A.) 13,1 % (13,2) 6,046 Mrd. (5,782) 4,874 Mrd. (4,849) 1610 (1624)

Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahreswerte in Klammern)

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aber nicht anficht: „Wir blicken zufrieden auf das Geschäftsjahr 2013 zurück und haben mit dem Ergebnis an die vergangenen guten Jahre angeknüpft.“ Die Gründe für diese Sichtweise sind vielfältig. Erstmals etwa haben die Kunden der Kreissparkasse mehr als sechs Milliarden Euro bei der Sparkasse angelegt, ein Plus von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Das ist ein sehr guter Erfolg“, erklärt Vorstandsmitglied Frank Dierolf. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Kunden ihr Kapital nicht in Spareinlagen anlegten, sondern für Sondertilgungen nutzten.“ Diese Tendenz zum Tilgen hat entsprechend das Kreditgeschäft 2013 dominiert. „Die 0,5 Prozent Wachstum werden der ungeheuren Dynamik in diesem Bereich nicht gerecht“, resümiert Scholz. Die Kreditnehmer hätten durch die Bank weg umfangreich Ausleihungen durch Sonderzahlungen abgebaut, sodass das Wachstum

von einem halben Prozentpunkt harte Arbeit war. Dennoch habe man laut Vorstandsmitglied Burkhard Wittmacher das Kreditvolumen etwa im Unternehmenskundenbereich um 3,4 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gesteigert. „Mit dem Neugeschäft sind wir sehr zufrieden.“ Schwerpunkt bei den Firmen im Landkreis waren Ersatzinvestitionen. In den Kapazitätsausbau hätten die Unternehmen vor allem im Ausland investiert, so Wittmacher weiter. Neben dem Wachstum bei Ausleihungen und Einlagen florierte bei der Kreissparkasse vor allem das Dienstleistungsgeschäft. Das Provisionsergebnis legte um fast drei Millionen Euro auf nun 43,5 Millionen Euro zu. Auch im Leasinggeschäft habe man einen großen Erfolg erzielt, so Wittmacher: Das Neugeschäft in diesem Bereich lag bei 76,9 Millionen Euro. „Damit liegen wir in Baden-Württemberg an der Spitze und bundesweit auf Platz 3 unter allen Spar-

kassen“, erläutert Wittmacher. Diese Erfolge trösten dann auch darüber hinweg, dass die Cost-Income-Ratio leicht über den Wert von 60 gestiegen ist. Das liegt am gesunkenen Betriebsergebnis, das einerseits einem um 1,4 Millionen gestiegenen Verwaltungsaufwands geschuldet ist, andererseits eben dem gesunkenen Zinsergebnis. Rund 65 Millionen Euro wird die Kreissparkasse in den kommenden Jahren in den Standort Esslingen investierten, verteilt auf drei Projekte. Auf dem VogelsangAreal, wo in einigen Monaten 300 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz finden sollen, sind die Bauarbeiten bereits im vollen Gange. Ebenso wird ein weiterer Standort in der Stadt umfangreich modernisiert. Das ambitionierteste Projekt ist aber der Neubau der Hauptstelle. Geplant ist der Baustart für das Jahr 2016. Und bis dahin ist vielleicht sogar die Niedrigzinsphase Geschichte. Robert Schwarz Fotos: Berthold Steinhilber, L-Bank


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Brands letzte Bilanz Ende Juni ist Schluss. Dann geht Christian Brand, Vorstandschef der L-Bank, in Ruhestand. Sein Nachfolger steht mit Ex-KfW-Vorstand Axel Nawrath bereits in den Startlöchern. Brand präsentiert bei seiner letzter Bilanzpressekonferenz Zahlen, die genauso geraten wie seine Amtszeit: gut, solide, unspek-

Quelle: L-Bank

L-Bank Bilanzsumme Zinsergebnis Provisionsergebnis Betriebsergebnis v. Bew. Cost-Income-Ratio Kernkapitalquote Fördervolumen Wohnraumförderung Mitarbeiter

70,7 Mrd. (70,6) 414 Mio. (437,8) 41,2 Mio. (39,1) 319,2 Mio. (341,2) 30 (30) 12,85 % (k.A.) 7,4 Mrd. (7,9) 2,2 Mrd. (1,5) 1225 (1225)

Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahreswerte in Klammern)

takulär. Größte Auffälligkeit: Die Kommunen und das Land selbst haben bei der L-Bank weniger Kredite abgerufen als im Vorjahr: die Ausleihungen sinken um 59,7 Prozent auf 968,3 Millionen Euro. Gründe sind sprudelnde Steuereinnahmen sowie das Ausbleiben eines Sondereffekts wie im Jahr 2012. Damals kaufte das Land die EnBW – und lieh sich einen Teil der Summe von der L-Bank. Unter der Niedrigzinsphase leidet auch das operative Ergebnis der L-Bank. Der Zinsüberschuss geht um 5,4 Prozent, das Betriebsergebnis nach Bewertung um 6,4 Prozent zurück. Zwar füttert die Bank mit einer Summe von rund 100 Millionen Euro das Kernkapital weiter an. Die Quote liegt nach Basel-III-Kriterien bei 12,85 Prozent, aber Brand bleibt angesichts der andauernden Niedrigzinspha-

se skeptisch: „Es ist für eine Förderbank sehr schwer, mit Subventionen viel Ertrag zu erwirtschaften.“ Und diesen wird die L-Bank zukünftig mehr brauchen, denn je, denn: „Basel III macht unendlich viel Druck, Kapital zu bilden. Und ich bin recht sicher, dass die Kapitalanforderungen weiter steigen werden.“ Mitunter deshalb überweist das Institut auch weniger an seinen Eigentümer, das Land, als im Vorjahr. Die Ausschüttung sinkt um rund 8,4 Prozent auf 142,4 Millionen Euro. Weitere Kennzahlen: Rund 3,2 Milliarden Euro an Krediten vergab die L-Bank an die Wirtschaft im Land (+5 Prozent), 2,4 Milliarden Euro flossen an den Mittelstand (+11 Prozent). Der Grund: „Die Unternehmen haben 2013 stark in Wachstumsvorhaben investiert“, so Brand. rs

Christian Brand, bis Juni noch Vorstandsvorsitzender der LBank. Dann geht er in Ruhestand

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Unternehmen • Bilanz der Banken

Die Sparfüchse Die Sparkasse Schwarzwald-Baar hat bei Anlegern Erfolg. Und das mit einem Auslaufmodell

E

igentlich steht bei der Sparkasse Schwarzwald-Baar in diesem Jahr der 175-jährige Geburtstag im Mittelpunkt. Doch auch das Vorjahr bot trotz einer ungewohnten Zurückhaltung bei den Fakten für die Vorstände Arendt Gruben und Wolfgang Wurbs einigen Grund zum Jubeln. Einer davon: Die Kundengelder haben sich um 72 Millionen Euro oder sieben Prozent auf 1,09 Milliarden Euro erhöht. Gruben hat für das Plus einen klaren Grund ausgemacht: „Wir bieten ein klassisches Sparbuch.“ Also ein richtiges Büchlein, in das die Beträge eingetragen werden. „Solche Werte sind wieder gefragt.“

Gefragt sind aber weiterhin auch Immobilien. Das Bruttoneugeschäft bei Baufinanzierungen lag stabil bei 120 Millionen Euro. Zudem wurden 200 Objekte vermittelt, ein Plus von 21 Prozent. Gruben: „Wir haben in der Datenbank noch 6700 Interessenten, die eine Immobilie suchen.“ Das Bauspargeschäft war mit 95,9 Millionen Euro das zweitbeste Ergebnis der Sparkasse. Aufgrund der niedrigen

Gute Werte

Das neue Selbstbewusstsein

Eine Fusion ist 2013 geplatzt, an den Zahlen der Volksbank Rottweil kann es nicht gelegen haben: Die Kernkapitalquote liegt bei sehr guten 13,3 Prozent. Und ein leichtes Plus beim Zinsergebnis ist ebenfalls kein schlechter Wert. red

Das Selbstbewusstsein von Jürgen Findeklee ist förmlich mit Händen zu greifen. Nicht nur, weil der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Donau-Neckar munter gegen Wettbewerber stichelt bei der Bilanzvorstellung. Die Bank hat sich in 2013 auch gegen die eigenen Genossen gestellt: „Wir wollen nicht nur Mitglieder, sondern zu denen auch eine gewisse Geschäftsbeziehung“, begründet er die Bereinigung der Mitgliederstruktur. Das Ergebnis: Deren Zahl ging um 5,1 Prozent auf 29 711 zurück. Auch ansonsten kann man die Zahlen der Volksbank durchaus mit Selbstbewusstsein vertreten. Die Bilanzsumme ging zwar leicht zurück, aber hauptsächlich wegen des gesunkenen Interbankenge-

Bilanzsumme Zinsergebnis Provisionsergebnis Betriebsergebnis Cost-Income-Ratio Kernkapitalquote Kundeneinlagen Kreditvolumen Mitarbeiter

766 Mio. (742 Mio.) 22,8 Mio. (22,7 Mio.) 4,3 Mio. (4,7 Mio.) 14,1 Mio. (14,6 Mio.) 48,9 (48) 13,3 % (11,76 %) 595,5 Mio. (579,3 Mio.) 435,7 Mio. (431,8 Mio.) 160 (166)

Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahreswerte in Klammern)

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schäfts. Das betreute Kundenvolumen stieg um 1,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Findeklee: „Die Entwicklung zeigt seit 2005 stetig nach oben.“ Das Betriebsergebnis ist um 3,6 Prozent auf 12,8 Millionen Euro gestiegen. Die CostIncome-Ratio ist um 1,4 Punkte auf 63,7 Prozent geschrumpft – nach 72 Prozent im Jahr 2007. Dass zugleich die Kosten für den Personalaufwand um 1,9 Prozent auf 14,6 Millionen Euro und die für den sonstigen Verwaltungsaufwand gar um 6,8 Prozent auf 7,1 Millionen Euro sinken, kann man auch als Vorsorge für die anhaltende Niedrigzinsphase einstufen. Was Findeklee besonders selbstbewusst vertritt: Die Kernkapitalquote liegt nun bei zehn Pro-

Sparkasse Schwarzwald-Baar

Quelle: Sparkasse Schwarzwald-Baar

Zinsen rechnet Gruben weiter „mit einem regen Geschäft“. Das gab es 2013 auch bei den Krediten. Insgesamt wurden 358 Millionen Euro (plus 7,1 Prozent) neu bewilligt, die Darlehensauszahlungen stiegen um 15,4 Prozent auf 335 Millionen Euro. Das Zinsergebnis ging zwar (branchenüblich) auf 63,4 Millionen Euro zurück. Damit könne man aber gut wirtschaften, so Gruben. wer

Bilanzsumme Zinsergebnis Provisionsergebnis Betriebsergebnis Cost-Income-Ratio Kernkapitalquote Kundeneinlagen Kreditvolumen Mitarbeiter

3,34 Mrd. (3,31 Mrd.) 63,4 Mio. (66,2 Mio.) 20,1 Mio. (20,1 Mio.) k.A. (k.A.) 66,6 (62,8) 13,4 % (13,4 %) 3,05 Mrd. (3,04 Mrd.) 1,72 Mrd. (1,75 Mrd.) 671 (682)

Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahreswerte in Klammern)

zent. Und die Gesamtkapitalquote bei 17,9 Prozent, nach 17,3 im Vorjahr. Da könne keine andere Bank in der Region mithalten, so der Vorstand. Mit dem Sanierungsfall von vor zehn Jahren ist eben wieder zu rechnen. wer

Volksbank Donau-Neckar

Quelle: Volksbank Donau-Neckar

Quelle: Volksbank Rottweil

Volksbank Rottweil

Arendt Gruben und Wolfgang Wurbs (l.) führen die Sparkasse Schwarzwald-Baar

Bilanzsumme Zinsergebnis Provisionsergebnis Betriebsergebnis Cost-Income-Ratio Kernkapitalquote Kundeneinlagen Kreditvolumen Mitarbeiter

1,19 Mrd. (1,21 Mrd.) 25,2 Mio. (25,5 Mio.) 9,9 Mio. (9,8 Mio.) 12,8 Mio. (12,4 Mio.) 63,7 (65,1) 10,0 % (9,4 %) 2,31 Mrd. (2,27 Mrd.) 748 Mio. (735,8 Mio.) 228 (235)

Finanzkennzahlen in Euro (Vorjahreswerte in Klammern)

Fotos: Michael Bode/Archiv


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Der Demografische Wandel

Teilnahmebedingungen

Die Jury

Mitarbeiter verbleiben länger im Berufsleben, die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt und Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund werden unverzichtbar. Das wirkt sich aus auf die Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Produktivität von Unternehmen.

Wer kann teilnehmen?

Ehrenvorsitzender Walter Scheel, Bundespräsident a.D.

Sind Sie vorbereitet? Demografie Exzellenz BadenWürttemberg will den Blick für die betrieblichen Auswirkungen des demografischen Wandels schärfen. Im Mittelpunkt steht der Demografie Exzellenz Award. Der Preis wird jährlich vom Forum BadenWürttemberg im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. vergeben.

Unternehmen und Organisationen aus den Bereichen Industrie, Handel, Handwerk oder Dienstleistung, die in Baden-Württemberg ansässig sind und demografieorientierte Aktivitäten nachweisen können. Alle Größenklassen und Branchen sind willkommen.

Mitglieder der Jury Gökhan Balkis, Geschäftsführer FramoMorat GmbH & Co KG

Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.

Anne-Kathrin Deutrich, Aufsichtsratsvorsitzende Testo AG

Teilnahmeschluss 31.08.2014

Anna-Katharina Ehret, Controllerin Beiersdorf AG

Sitzung der Jury 23.09.2014

Edeltraud Guse, Leiterin Human Resources, Holcim (Süddeutschland) GmbH

Preisverleihung 10.11.2014, Frieder Burda Museum, Baden-Baden

Marion von Wartenberg, Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Margret Heckel Publizistin

Baden-Württemberg

RMC GmbH Unternehmensberatung

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Management • Bauen & Einrichten

GRÜN WÄHLEN Ein paar Leuchttürme, die Strom sparen: Plusenergie ist bei Bürobauten und Fabriken dennoch weiter die Ausnahme – woran liegt das?

Der Green City Tower steckt voller Clous: Fährt der Aufzug nach unten, erzeugt er Strom

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Foto: Architekten Frey


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eht’s auch grüner? Diese Frage stellen sich Bauherren immer öfter, nicht nur wenn es um Einfamilienhäuser geht. Dass man regenerative Energien mitnimmt, gehört heute längst zum guten Ton. Aber wenige wagen es, die grüne Power so auf die Spitze zu treiben, wie die Projekte, die wir hier vorstellen. Bis hin zur Fabrik, die weit mehr Strom produziert als sie verbraucht. Und einem mittelständischen Unternehmen mit 800 Mitarbeitern und einer positiven Energiebilanz. Lesen Sie selbst. Frey und Freiburg. Unter seinen Berufskollegen hat Jürgen Frey durchaus einen zweifelhaften Ruf. Der Freiburger Architekt gilt als Mann großer Ankündigungen – auf deren Fakten man dann wartet. Sein neuer Ökoturm am alten Güterbahnhof? „Ich dachte, der steht schon seit ein paar Jahren?“, spottet ein Architekt aus Südbaden. In der Tat muss man bei Freys Projekten zweimal hinschauen, bevor man sich zu sehr mit ungelegten Eiern befasst. Doch in diesem Fall scheint das anders. Zum Green City Tower gibt es eine offizielle Pressemitteilung der Stadt. Baubürgermeister

Martin Haag steht Frey zur Seite, als das Projekt vorgestellt wird und klopft ihm verbal auf die Schultern. Natürlich hilft auch Wirtschaftsförderer Bernd Dallmann aus. Was hat Frey vor? Er will für 48 Millionen Euro einen rund 50 Meter hohen Turm mit Büros und Wohnungen bauen. Das Besondere an dem Turm ist seine Solarkraft. Die Photovoltaikanlage wickelt sich rundherum um den Turm. „Wie eine Hutkrempe“, erklärt Frey. Die Kollektoren sind immer nach der Sonne ausgerichtet und erzeugen so dauerhaft Strom. Dieser kann in einem Lithium-Ionen-Akku im Keller gespeichert werden. Frey spricht hier von einem Megawatt Kapazität, die Stadt nennt die Hälfte. So oder so: Theoretisch ist der Stromspeicher dazu geeignet, Netzschwankungen im ganzen Viertel auszugleichen. Den Akku zu entladen dauert eine halbe Stunde. Das Gebäude wird pro Tag so viel Energie produzieren, wie ein Einfamilienhaus im Jahr braucht. An der Entwicklung der Gebäudetechnik war neben dem Architekten Frey auch ein Industriekonsortium von Siemens, ADS-Tec,

SI Solarmodule, Badenova und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme aus Freiburg beteiligt. Wirtschaftsförderer Dallmann sieht darin „ein Projekt mit hoher Symbolkraft“. Noch nicht ganz klar ist der Zeitplan. Frey macht sich jetzt an die Baugenehmigung, rechnet mit einem Beginn im kommenden Jahr.

Eine Hochhaus mit Hutkrempe aus Solarzellen und Akku im Keller Da der Architekt jedoch nicht mit konventionellen Investoren zusammenarbeitet, sondern seine Mieter an der Finanzierung beteiligt, steht zumindest hinter diesem Teil noch ein Fragezeichen. Das größte Passivhaus. Aus dem Fragezeichen ist bei der Firme Vollack längst ein Ausrufezeichen geworden. Das Karlsruher Unternehmen hat in der Fächerstadt bereits mit dem Bau des größten Passivhauses in ganz Baden-Württemberg begonnen. 8500 Quadratmeter groß ist der neue Kreativpark auf dem Gelände des Alten Schlachthofs.

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Management • Bauen & Einrichten

Der sanierte Hauptsitz der Versicherungsruppe BGV zählt zu den umweltfreundlichsten Bürogebäuden in ganz Deutschland

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„Das von Vollack konzipierte Bürogebäude wird wesentlich dazu beitragen, das Profil des Alten Schlachthofes als Quartier mit Perspektive zu schärfen“, zeigt sich Bürgermeister Michael Obert überzeugt. „Wir freuen uns ganz besonders, dass ein in Karlsruhe verwurzeltes Unternehmen hier als Investor eine Planung realisiert, mit der wir im ganzen Bundesland Zeichen setzen.“ Der viergeschossige Kubus kommt mit 15 Kilowattstunden Heizenergie pro Quadratmeter im Jahr aus. In etwa anderthalb Jahren soll er fertig sein und Raum für

gesunken. Die BGV spart so 15 Millionen Euro pro Jahr. Das hat auch die Jury der Architektenkammer Baden-Württemberg überzeugt, die die BGV-Zentrale mit dem Preis für beispielhaftes Bauen ausgezeichnet hat. „Mit der erfolgreichen Sanierung des BGV-Hauptgebäudes wurde die Energieeffizienz deutlich verbessert und der Innenraum aufgewertet. Die Rundung an der Außenkante gibt dem Baukörper nun seine fließende, auffällige Form. So konnte mit einer anspruchsvollen Architektur, kombiniert mit einem zukunftsweisenden Energiekonzept, bei-

Modernes Arbeiten, sparsames Verbrauchen – so lautet die Vorgabe 300 Arbeitsplätze bieten. „Wir haben uns sehr intensiv mit den Bedürfnissen der späteren Nutzer und den Anforderungen an moderne Bürowelten auseinandergesetzt“, sagt Vollack-Geschäftsführer Thorsten von Killisch-Horn. „Die Entscheidung für den Passivhausstandard war für uns die logische Konsequenz.“ Schon bei der Sanierung des Hauptsitzes der Versicherungsgruppe BGV hatte Vollack in Richtung Umwelt ein Zeichen gesetzt. Er gilt als eines der umweltfreundlichsten Bürogebäude in ganz Deutschland. Beim Umbau ist vom alten Gebäude nur das Betonskelett geblieben. Nach der Revitalisierung ist der KohlendioxidAusstoß um 100 Tonnen pro Jahr

spielhaft ein großes Gebäude revitalisiert werden, das die Erfordernisse modernen und effizienten Arbeitens erfüllt“, heißt es in der Begründung der Jury. Die Plusfabrik. Preise en masse hat auch der südbadische Maschinenbauer Wasserkraft Volk (WKV) gewonnen. Seine bereits im Mai 2000 in Betrieb genommene Fabrik gilt als die Mutter aller Plusfabriken in Deutschland. Das von Manfred Volk gegründete Unternehmen baut kleine Wasserkraftwerke. Und so eins treibt auch die mittlerweile auf das doppelte gewachsene Fabrik an. Über zwei in der Elz gelagerte FrancisTurbinen erzeugt WKV rund 1,4 Gigawatt pro Jahr. Mehr als genug. „Etwa 60 Prozent verbraucht das Fotos: ONUK, Vollack


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Unternehmen selbst, der Rest geht ins Netz“ verrät Architekt Klaus Wehrle. Das Projekt wurde unter anderem mit dem Bundesumwelt­ förderpreis und dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet – ob­ schon Solarenergie bei dem Pro­ jekt keine Rolle spielt. Die 2008 hinzu gebaute Gene­ ratorenfabrik nutzt zudem die Abwärme der Produktion, um das Gebäude anzuheizen. Obschon das Unternehmen seit dem Jahr 2000 um etwa das Dreifache ge­ wachsen ist, heute sind es rund 150 Mitarbeiter, ist die Energie­ bilanz immer noch positiv.

Deutschlands größtes Passivhaus wird gerade in Karlsruhe von der Firma Vollack gebaut

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Management • Bauen & Einrichten

Das Sonnenschiff von Rolf Disch mit Supermarkt und Drogerie und dennoch einer positiven Energiebilanz

WKV zahlt nicht für Strom, bekommt sogar noch Geld raus. Die Plusfirma. So geht es auch dem Familienunternehmen Schmalz aus Glatten. „Wir sind ein Plusunternehmen“, bestätigt Daniel Rapp, Projektleiter fürs Bauen bei Schmalz. Das Unternehmen hat zwei eigene Windkrafträder, eine 150-Megawatt-Turbine in der Glatt, eine Photovoltaik-Anlage mit 540 Kilowatt und nutzt

Ist Wasserkraft der Schlüssel zur positiven Bilanz? Biomasse. Auch beim neuen Empfangsgebäude schreibt das Unternehmen seine innovative Energiepolitik fort. Geplant wurde es von den Architekten Haas Cook Zemmrich aus Stuttgart. Das 6,3 Millionen Euro teure Gebäude wird vom Flusswasser gekühlt, verfügt über drei Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Photovoltaik und zieht den Strom aus den anderen Quellen des Unternehmens. „Ökologische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg gehören untrennbar zusammen“, sagt Kurt Schmalz. „Das zeigen wir auch mit dem neuen Empfangsgebäude: Wir setzen nicht nur auf eine größtmögliche Ressourcenschonung, sondern wollen unsere Part17/2014

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ner und vor allem unsere Kunden für Schmalz begeistern.“ Der Plusarchitekt. Das gilt auch bei Rolf Disch. Der Freiburger Architekt hat sich das Prinzip Plusenergie zu seinem Berufscredo gemacht. Disch ist vor allem im Wohnbau aktiv und baut nur Häuser, die mehr Strom erzeugen, als sie verbrauchen. Sein eigenes Wohnhaus, das Heliotrop, war weltweit das erste Haus, das das geschafft hat. Es steht auf einem Pfahl und rotiert tagsüber, immer dem Weg der Sonne nach. Doch auch im gewerblichen Bereich hat Disch dies möglich gemacht. Sein Sonnenschiff im Freiburger Stadtteil Merzhausen war der erste Gewerbebau mit positiver Energiebilanz. Und das, obwohl es hier mit einem Supermarkt und einer großen Drogerie ständigen Durchgangsverkehr und somit offene Türen gibt. Das Sonnenschiff bietet Infrastruktur für ein Einzugsgebiet von etwa 25 000 Menschen. Zu einem erheblichen Teil haben sich Unternehmen der Nachhaltigkeitsbranche im Gebäude angesiedelt. Disch selbst sitzt hier mit seiner Firma, auch das renommierte Ökoinstitut ist unter dem mit Solaranlagen gepflasterten Dach zu Hause. Die tragende Struktur ist aus Stahlbeton, die energetisch optimierte Fassade hingegen ist aus

Holz: In eine Pfosten-Riegel-Konstruktion sind dreifachverglaste Spezialfenster und Vakuumisolierpaneele eingepasst. Neben den großflächigen Photovoltaik-Modulen sind verschiedene bauliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz entscheidend. Dazu zählt auch die Länge von 125 Metern. „Je höher ein Gebäude ist, desto geringer ist die für Photovoltaik zur Verfügung stehende Dachfläche im Verhältnis zur Nutzfläche“, erklärt Dischs Mitarbeiter Tobias Bube. Bube sieht aber noch andere Gründe, dass die Auswahl an Plusenergiebauten im gewerblichen Bereich noch gering ist. Der Hauptgrund: Investoren und Bauträger gingen bei Energieeffizienz gerade mal so weit, wie sie müssen. PV-Anlagen würden bei der Return-on-Investment-Rechnung oft wieder vom Dach gekippt. Zudem liege es schlicht am Nutzerverhalten. Wo man die Stromund Heizrechnung nicht selbst zahlen müsse, achte man nicht darauf, Strom zu sparen. Neue Technik ist da nicht unbedingt die Antwort, findet Bube. „Je komplexer die Bedienung der Gebäudetechnik wird, desto weiter kommen sie weg von den eigentlich technisch möglichen, guten Bilanzen, denn sie können nicht ständig all die Leute, die in den Gebäuden arbeiten, genau anweisen und schulen.“ Philipp Peters

Fotos: haas cook zemmrich STUDIO2050, Rolf Disch, Wasserkraft Volk


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Das neue Empfangsgeb채ude von Schmalz in Glatten f체gt sich nahtlos in das Gesamtkonzept des Unternehmens ein

Die Mutter aller Plusfabriken steht in Gutach: Der Maschinenbauer WKV speist rund 40 Prozent des Stroms ins Netz ein


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Management • Bauen & Einrichten

Hightech trifft Der Bürostuhl wurde zwar nicht im Südwesten erfunden, aber die hiesigen Hersteller prägen ihn bis heute mit immer neuen Entwicklungen

P

aul Brooks ist ein liebenswerter, freundlicher Mensch. Der englische Designer lebt in Frankreich, arbeitet östlich des Rheins in Kehl. Brooks hat für die deutschschweizerische Firma Girsberger den Bürodrehstuhl Yanos entwickelt. Ein eleganter Stuhl mit einem stil- und namensgebenden Ypsilon in der Rückenlehne. „Es hat auch funktionelle Bedeutung“, sagt Brooks. „Ein Stuhl braucht eine feste Struktur, die den Rahmen hält.“ Brooks liebt es, Stühle zu designen. „Sie sind wie Menschen“, sagt er. Sie haben Charakter, sie haben ein Wesen und darum falle es auch so leicht, sofort eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. „Versuchen Sie das mal mit einem Bleistiftanspitzer.“ Der Südwesten hat viele Stuhlhersteller hervorgebracht. Und außer-

gewöhnlich viele von ihnen stellen Bürostühle her. Dabei ist der Entwurf eines Bürostuhls eine Zeit und Geld verschlingende Aufgabe. „Weil es mit viel Verantwortung verbunden ist“, sagt Brooks. „Beim Bürostuhl spielen so viele technische Fragen eine Rolle, dafür braucht es schon einen erfahrenen Industriedesigner“, sagt auch Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums in Weil am Rhein. Vitra gehört zu den wenigen Firmen, die sich noch eine internationale Vertriebsstruktur leisten und somit auch lohnenswert ins eigene Stuhldesign investieren. Die Aluminium-Drehstühle von Ray und Charles Eames, entworfen im Jahr 1958, gehören bis heute zu den unschlagbaren Bürostuhl-Klassikern. Die Innovation: Sie verzichteten auf die bis dahin übliche Sitzschale und

Diese technische Studie von Interstuhl deutet an: Im Inneren des Stuhls ist innovative Technik gefragt

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Foto: Interstuhl


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Design spannten eine Stoffbahn zwischen zwei Seitenteile. Ihren Anfang hat die Geschichte des Bürostuhls in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Seinerzeit häufte sich etwa bei den Eisenbahnern in den USA die Büroarbeit. Meistens saß man dabei auf einfachen Holzstühlen. Um 1840 gab es aber bereits Stühle, die sich dank Federtechnologien in verschiedene Richtungen bewegen ließen. Heute gibt es klare Vorgaben, was ein Bürostuhl können muss, damit man ihn etwa als ergonomisch bezeichnen darf. Dazu zählen die Einstellung der Sitzhöhe, die Regulierung des Gegendrucks der Rückenlehne oder die Sitztiefe. „In Deutschland sind die Vorgaben sehr streng“, sagt Designer Brooks. Allein das Zusammenspiel von Ergonomie und Technik fordert die Produktentwickler. Die Fir-

ma Interstuhl aus Meßstetten im Zollernalbkreis hat vor wenigen Jahren ein großes Forschungszentrum rund um die Ergonomie in Betrieb genommen. Bei Interstuhl dreht sich immer noch vieles um den Bürostuhl. 117 Millionen Euro macht das Familienunternehmen, das aus Pragmatismus zu den Stühlen gekommen ist. Die beiden Firmenpioniere Wilhelm und Werner Link – ein Vater-Sohn-Gespann – bauten eigentlich Untergestelle für Nähmaschinen. Doch weil die Näherinnen viel sitzen mussten, bauten sie auch noch die Stühle dazu. Daraus hat sich einer der innovativsten Stuhlhersteller überhaupt entwickelt. Interstuhl setzt immer noch Maßstäbe. Auch der Stuhlhersteller Klöber vom Bodensee inspiriert seit fast 80 Jahren Bürowelten. Mittlerweile gehört das von

Margarete Klöber als Gesundheitsstuhlfabrik gegründete Unternehmen zur Sedus Stoll Gruppe, die mit ihren 900 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 158,2 Millionen Euro erwirt-

Ergonomie ist bei Stühlen quasi ein geschützter Begriff – die Regeln sind streng schaftet. Während viele Stühle der früheren Generationen darauf ausgerichtet waren, dass man auf ihnen bequem und gerade sitzen konnte, ging Margarete Klöber einen anderen Weg. Sie lagerte Sitz und Rücken auf Sprungfedern und förderte so das, was Fachleute dynamisches Sitzen nennen. Das bedeutet einen regelmäßigen Wechsel zwischen vorderer, mittlerer und hinterer Sitzhaltung.

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Management • Bauen & Einrichten

Dynamisches Sitzen ist bes­ ser für Bandscheiben und Muskeln und soll so das allgemeine Wohl­ befinden steigern. Mittlerweile hat dieses Prinzip die klassische Sitz­ ergonomie mit angeblich falscher und richtiger Sitzhaltung überholt. Margarete Klöber hat das bereits vor 80 Jahren verstanden.

Sitz gerade – so ein Quatsch! Heute geht es um dynamisches Sitzen Um die Bewegung während des Sitzens zu fördern, hat sich in Deutschland die sogenannte Syn­ chron­Mechanik durchgesetzt. Dabei neigen sich Rückenlehne und Sitzfläche leicht nach hinten. Die Stühle lassen sich so einstellen, dass ein Zurücklehnen ohne Kraft­ anstrengung möglich ist und die Rückenlehne dennoch stets einen leichten Gegendruck erzeugt. Auch hier ist Hightech gefragt. „Man kann bei Stühlen viel falsch

machen“, sagt Designer Brooks. Und während fast jeder Designer in seinem Leben mal einen Stuhl entwirft, sind bei den Bürostühlen meistens ausgemachte Experten unterwegs. Neben Stühlen mit manueller Einstellung gibt es auch Bürodreh­ stühle, die den Gegendruck über eine automatische Gewichtserken­ nung steuern und somit jedem Nutzer dynamisches Sitzen ermög­ lichen.

Der Stuhlhersteller Rovo be­ gann in den 1960er­Jahren mit der Produktion von Drahtwaren und Ziermöbeln. Anfang der 1970er­Jahre stieg Rovo in die Produktion von Drehstühlen ein – mit einem eigenen Patent. Rovo hat heute einen Bereich erschlos­ sen, der neben der Ergonomie zu den weiteren Herausforderungen an die Stuhlhersteller zählt. Die Loßburger stellen einen Stuhl her, der zu hundert Prozent recycel­

Modell 1600. Der Klassiker neu interpretiert. Design: Girsberger Werksdesign 1961.

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Mehr als eine Sitzgelegenheit: moderne Bürostühle von Interstuhl (l.), Girsberger (o.) und Sedus Stoll – alle made in Baden-Württemberg

bar ist. Denn in den Bürostühlen wird in der Regel vor allem Kunststoff verbaut. Stühle sind wie andere Möbel auch ein Produkt, das hohen konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Dabei bewegt sich der

Markt für Büromöbel meist verzögert zur übrigen Konjunktur. Oft dauert es ein paar Monate, bis die gute oder schlechte Stimmung der Wirtschaft auch auf dem Einrichtungsmarkt angekommen ist. 2013 ist der Umsatz mit Möbeln in Deutschland um etwa fünf Prozent auf 16,1 Milliarden Euro zurückgegangen. Das liege aber weniger am Umsatz in Deutschland, sondern vor allem an den schwachen Exporten in Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Österreich, teilt der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe mit, zu dem auch die Möbelindustrie gehört. Die Möbelindustrie hofft, dass es ihr gelingt, Begehrlichkeiten zu

wecken, wie das die Anbieter von Smartphones und Computern, Reisen oder anderen Freizeitangeboten aktuell schaffen. „Das ist auch dringend notwendig“, mahnt Verbandspräsident Elmar Duffner.

Der Bürostuhl der Zukunft? Er muss vor allem begehrenswert sein Innovation in Technik und Design sollen dabei helfen. Sie haben die Branche seit jeher stark gemacht. Und die Firmen aus dem Südwesten sind zuversichtlich, dass sie auch in Zukunft eine gewichtige Rolle spielen. Philipp Peters

Fotos: Interstuhl, Girsberger, Sedus

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Viel mehr Charakter! Egal ob die Tasse mit Fotodruck oder ein Satz Polo-Shirts mit Firmenlogo: Der Personalisierungsdienstleister„Character“ setzt Maßstäbe. Die Erfahrung der Mitarbeiter macht den entscheidenden Unterschied

E

inige wenige Klicks und schon hat man eine Tasse oder ein T-Shirt mit seinem persönlichen Bild darauf im Internet bestellt. Kein Problem. „Eine Garantie, dass es auch gut ausschaut, hat man dann aber nicht“, bremst Steffen Hecker aufkeimende Euphorie: „Ein Bild oder Logo wirken auf dem Bildschirm und in der Realität unterschiedlich.“ Der geschäftsführende Gesellschafter der Bischoff-Gruppe hat ein Rezept dagegen: „Bei uns gibt es keinen Automatismus, jeder Auftrag wird von einem Mitarbeiter betreut. Das gibt den Kunden Sicherheit.“ Das Konzept geht auf. Der zur Gruppe gehörende Personalisierungs-Dienstleister „Character“ brummt. Steffen Hecker hat deshalb dem Spezialisten aktuell mehr Charakter gegeben: „Das Angebot ist jetzt auf jede Zielgruppe klar zugeschnitten.“ Im „Character“-Ladengeschäft in Baden-Baden erhalten Privatkunden hochwertige Präsente, Taschen oder Kleidungsstücke aller Art, die je nach Aufwand sofort personalisiert werden können. In einem abgetrennten Bereich des „Character“ werden Geschäftskunden und Vereine individuell bei der Erstellung ihrer Präsente, Messe-Materialien oder auch bei mit 17 /2014

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Logo versehenen Kleidungsstücken beraten. Privatleute wie Firmenkunden können zudem über das Internet Aufträge erteilen. In Baden-Baden laufen generell alle Fäden von „Character“ zusammen. „Wir haben hier alle technischen Voraussetzungen, um Einzelstücke und Kleinserien zu produzieren“, erläutert Claus Rottenbiller. Er ist der Herr über die verschiedenen Druck-, Stick-, Beflockungs- und Gravurmaschinen und verantwortet die KundenEntwürfe. Stefanie Bischoff zeich-

net bei „Character“ für den neu aufgebauten Online-Bereich verantwortlich und Stephanie Ströh für die Kundenbetreuung. „Mit dieser Aufstellung können wir jedem Auftrag ‚mehr Character‘ geben“, betont Steffen Hecker. Vor allem die Geschäftskunden profitieren von dem neuen Showroom in Baden-Baden. Denn das Auswählen aus den Tausenden Möglichkeiten und Varianten ist eines. Ob ein Logo aber beispielsweise matt oder glänzend auf einer Tasse besser ausschaut, lässt

sich hier auch mal schnell ausprobieren. Und für die Platzierung einer Stickerei auf einem PoloShirt gibt es nur zwei Kriterien: „Hier zählen Erfahrung und das Zeigen am realen Objekt“, sagt Claus Rottenbiller. Peinlichkeiten für den späteren Träger des Shirts lassen sich nur so vermeiden. Die Zugehörigkeit zur BischoffGruppe ermöglicht dem „Character“-Team auch die Bearbeitung von Großserien und Spezialaufträgen. Steffen Hecker: „Bei Bischoff verfügen wir über ausrei-

In einem abgetrennten Bereich des Ladengeschäfts werden Geschäftskunden individuell über den optimalen Einsatz ihrer Werbemittel beraten. Das Know-how der Bischoff-Gruppe garantiert dabei die Qualität


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Claus Rottenbiller, Stefanie Bischoff und Stephanie Ströh verantworten „Character“

„Character“

Fotos: Jigal Fichtner

Personalisierte Gegenstände aller Art sind die Spezialität des Dienstleisters „Character“ in Baden-Baden. Im Ladengeschäft steht eine breite Auswahl von Präsenten bis zu Textilien zur Verfügung, die sofort mit Fotos oder Ähnlichem bedruckt werden können. Daneben werden Unternehmen und Vereine in einem speziellen Showroom zu individuell gestalteten Werbe- und Streumitteln beraten. Von Heimtextilien über Tassen und USB-Sticks bis zu Tapeten personalisiert„Character“ alles.

chend Kapazitäten und Verfahren.“ Die Gruppe hat sich in mehr als 40 Jahren zum Kennzeichnungsspezialisten für Etiketten für Produkte aller Art entwickelt. Im jüngst modernisierten und technologisch erweiterten Stammsitz Muggensturm werden Aufkleber, Schilder, Etiketten, Plakate, Banner und Logos für unterschiedlichste Branchen hergestellt. Bischoff verfügt zudem über breit gefächerte Klebstoffkenntnisse und übernimmt die komplette Beratung für den optimalen Einsatz

von Werbemitteln. „Von der Planung über den Einkauf bis zur Bedruckung übernimmt Bischoff auf Wunsch die Entwicklung eines Kommunikationskonzepts ganz oder teilweise“, erläutert Geschäftsführer Hecker. Ebenfalls zur Gruppe zählt der Sicherheitsspezialist EverGlow mit nachleuchtenden Produkten aller Art. Doch zurück zu „Character“. Im Ladengeschäft in Baden-Baden lässt sich nämlich auch die jüngste Idee von Steffen Hecker erleben: der Motivzaun. „Die Art, wie wir

den Sichtschutz für Zäune auch individuell bedrucken und wie er in den Zaun eingeflochten wird, gibt es bislang in der Form nicht“, so Hecker. Ein täuschend echtes Aussehen beispielsweise der Steinformationen auf dem Sichtschutz, aber auch die Haltbarkeit des Materials setzen dabei seiner Ansicht nach Maßstäbe. Überhaupt gibt der Motivzaun wie alle anderen Gegenstände aus dem „Character“-Angebot auch den Nutzern vor allem eines: viel mehr Charakter.

Motivzaun Das jüngste Produkt der Bischoff-Gruppe ist der „Motivzaun“: Das Angebot richtet sich an Unternehmen, Kommunen und Privatleute, die ihre Zäune ansprechend kaschieren wollen. Die Motive sind individuell wählbar, es gibt aber auch eine Standardauswahl wie eine südländische Steinmauer. Das Material wird speziell in den Zaun eingeflochten und ist deshalb besonders haltbar.

Bischoff-Gruppe Die Bischoff-Gruppe mit mehr als 50 Mitarbeitern ist ein Druckdienstleister. Das Kerngebiet ist die Kennzeichnung von Produkten aller Art durch Etiketten und Aufkleber. Das gesamte Know-how ist am Stammsitz in Muggensturm vorhanden. Zur Gruppe gehört auch der Sicherheitsspezialist EverGlow.

Kontakt

Das„Character“-Ladengeschäft in Baden-Baden bietet für Privatkunden eine breite Auswahl

Character Baden-Baden Sophienstraße 22 76530 Baden-Baden www.character-bb.com www.bischoff-group.com office@bischoff-group.com Telefon: 0 72 21/3 96 58 36 17 /2014

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Management • Bauen & Einrichten

„Das Apart die neue V Architekten-Präsident Wolfgang Riehle im Econo-Interview über den gehobenen Wohnungsbau und Standesdenken

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err Riehle, eine große Architekturzeitschrift hat unlängst die „Renaissance der Villa“ ausgerufen. Ist das eine These, der Sie als Präsident der Architektenkammer im Land folgen können? ➤ Wolfgang Riehle: Villen entste­ hen schon immer dort, wo für reprä­ sentatives Wohnen und die entspre­ chend großen, parkartigen Grund­ stücke genügend Geld vorhanden ist. Eine Villa ist und bleibt deshalb ein Luxusthema für einen sehr über­ schaubaren Teil der Bevölkerung, für die meisten bleibt sie ein Traum – eine „Traumvilla“ eben! Gesellschaftlich gesehen sollte un­ ser Augenmerk vor allem anderen Wohnformen gelten, denn es fehlt an sozialem, an bezahlbarem Woh­ nungsbau für breite Einkommens­ schichten. Und das hat mehr mit Verdichtung, kleinen Grundstü­

cken und Geschosswohnungsbau zu tun. Ich nehme quantitativ keine „Renaissance der Villa“ wahr, gleichwohl aber hohe Krea­ tivität bei der Umsetzung von individuellen und durchaus anspruchsvollen Wohnungswün­ schen: beim Bauen im Bestand beispielsweise in schicken Fa­ briklofts ebenso wie bei Neubau­ ten, im Einzelhaus, bei Bauge­ meinschaften oder im Geschoss­ wohnungsbau. Die aktuell niedrigen Zinsen befeuern aber auch den gehobenen Wohnungsbau? Die Flucht ins „Betongold“ ist ja ein geflügeltes Wort. ➤ Riehle: Die Situation auf den Finanzmärkten begünstigt aktuell zweifellos den Immobilienmarkt im Ganzen – sicherer Werterhalt geht dabei vor risikobehafteter und spe­ kulativer Ertragsmaximierung.

Wolfgang Riehle, Jahrgang 1953, ist seit 1998 Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg. Er ist Freier Architekt und Stadtplaner in Reutlingen

Selbst Fertighaushersteller setzen heute auf gehobene Architektur als individuelle Abgrenzung gegenüber dem Nachbarn. Dieses Beispiel hat Weber Haus realisiert 17/2014

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Fotos: René Müller, Weber Haus, Andreas Keller


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ment ist illa“ Ein Villa war ursprünglich ein Haus auf dem Land – heute haben wir es eher mit einer Landflucht zu tun. Ist das gehobene Apartment in der Stadt die neue Villa? ➤ Riehle: Da kann ich Ihnen zu­ stimmen – vor allem in Verbindung mit hohen Häusern, deren obere Etagen sich aus den Niederungen der urbanen Geräuschkulisse und dem Feinstaub des Verkehrs heraus­ heben und nicht selten atemberau­ bende Ausblicke und attraktive Dachterrassen bieten! Aber mit dem Apartment des Unternehmers entfällt eine Funktion, die beispielsweise eine Fabrikantenvilla hatte: Repräsentation – und aufgrund der räumlichen Nähe der stete Blick aufs eigene Unternehmen … ➤ Riehle: Repräsentatives Wohn­ ambiente für Unternehmer ist schon längst weder an einen Fir­ mensitz gebunden noch über­ haupt zwingend – im Gegenteil! Auch wenn Wohnen und Arbeiten sich städtebaulich wieder zuneh­ mend annähern, so stellen Rück­ zug und Privatheit für die nicht

selten global agierende und ex­ trem belastete Managergeneration von heute einen höheren Wert dar als etwa die dominante Präsenz im Firmenareal. Wie baut der Chef von heute denn „standesgemäß“?

BERATEN. ZEIGEN. MACHEN. ➤ Riehle: Ich kenne diese Glei­ chung nicht! Der Begriff der Villa assoziiert in erster Linie repräsen­ tatives, luxuriöses und anspruchs­ volles Wohnen und ist im Allge­ meinen respektvoll­positiv besetzt. „Protz“ dagegen ist ein abwerten­

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Der Manager wohnt heute, wie er arbeitet: kreativ und höchst individuell

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➤ Riehle: Wo haben Sie denn Ihr Unternehmerbild her?! Chef zu sein ist kein „Stand“, sondern eine anspruchsvolle Aufgabe auf Zeit mit höchsten Anforderungen an Effizienz und sozialer Kompetenz. Erfolgreiche Manager lösen ihre spezifischen Herausforderungen kreativ und höchst individuell und definieren sich als Persönlichkei­ ten ebenso vielfältig – und damit unterschiedlich – wie ihre Wohn­ umgebung – also eben weder uni­ form noch „standesgemäß“! Landläufig wird die Villa auch gerne mit dem Begriff Protz gleichgesetzt …

der Begriff, der das Prahlen mit Prestigeobjekten – also eine durch­ aus fragwürdige Haltung – zum Ausdruck bringt. Wer aber in einen gehobenen Wohnungsbau investiert, der sollte besser ein „offenes Budget“ mitbringen, oder? ➤ Riehle: Nein, in keinster Wei­ se! Wenn Größe, Standards und Qualität klar definiert und einver­ nehmlich abgestimmt wurden, lassen sich auch die Kosten solcher Projekte präzise im Voraus berech­ nen. So gesehen muss das Budget nicht offen, sondern allenfalls so sein, wie die einst geheim­

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Wer hilft Herrn Maier?

So geht Villa heute: Die Architekten Riehle + Assoziierte in der Domino GmbH aus Reutlingen haben mit der„Villa K“ das Traumhaus aktuell interpretiert

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Management • Bauen & Einrichten

nisumwitterte Motorleistung eines Rolls-Royce: nämlich „ausreichend“. Damit ist der gehobene Wohnungsbau aber sicher eines: eine Spielwiese, die sich jeder Architekt wünscht … ➤ Riehle: Ich höre mich nicht „Nein“ sagen, wenngleich der Indi-

➤ Riehle: Ich empfinde es als großen Glücksfall, wenn Bauherr und Architekt gleichermaßen stolz auf ihr gemeinsames Werk sind. Und ich bin überzeugt: Herausragende Architektur entsteht nur im positiven Dialog. In welchem Maß ist denn der gehobene Wohnungsbau heute

müssen jedes Mal neu interpretiert und auf die Vorstellungen, Empfindungen und Wünsche unserer Auftraggeber abgestimmt werden. Unterm Strich: Es gibt keine Renaissance der Villa, der gehobene Wohnungsbau floriert aber … ➤ Riehle: Wie gesagt: Ich nehme persönlich keine „Renaissance der

Villa“ wahr. Um diesen Bautyp muss man sich im Übrigen aufgrund seiner Seltenheit auch keine wirklichen Sorgen machen. Unsere besondere Aufmerksamkeit muss vorrangig dem bezahlbaren, nachhaltigen Wohnen für alle Generationen gelten. wer

„Unsere Aufmerksamkeit muss bezahlbarem, nachhaltigem Bauen gelten“ vidualwohnungsbau nicht zuletzt aufgrund seiner Kommunikationsund Betreuungsintensität zu den wirtschaftlich größten Risiken der Architekten gehört. Anders gefragt: Wer verwirklicht sich mit dem gehobenen Wohnungsbau, Bauherr oder Architekt? Immerhin bringt man Villen meist mit dem Namen des Architekten in Verbindung, von Le Corbusier bis Tadao Ando.

noch stilbildend und prägend auch für andere Wohnformen? Das Bauhaus oder die Weißenhofsiedlung in Stuttgart oder auch die Case Study Houses von Richard Neutra seien hier beispielhaft erwähnt. ➤ Riehle: Qualität ist auch in der Architektur das Maß der Dinge! Egal, aus welcher Epoche die Vorbilder stammen, ihre Charakteristika sind nicht rezepthaft, sondern

Ein Beispiel für gehobenen Wohnungsbau: Das Haus Georg in Waldenbuch, geplant von Schneider Architekten und realisiert von Schwarzwälder Haus, wurde als Beispielhaftes Bauen prämiert

Foto: Schwarzwälder Haus

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Ein beeindruckendes Zitat der Gartenstadt-Architektur: Neubau 2014 an der Arlingerstraße 82

Jahre Gründungsdatum: 03.04.1914 Fakten und Zahlen 2014:

Romantische Gartenstadt-Architektur aus der Frühzeit. Hier an der Hochfirststraße 7 - 9 (Pforzheim, Stadtteil Arlinger)

Vorstand der Baugenossenschaft Arlinger 2014: Carsten von Zepelin und Wolfgang Glatz

Zahl der eigenen Wohnungen: 3.255 Zahl der für Dritte verwalteten Wohnungen: 768 Mitglieder: rund 6000 Miet- und Pachterträge: rund 20 Mio. € Bilanzsumme: rund 125 Mio € Bauvolumen: 43 Wohnungen Investitionsvolumen in Instandhaltung und Modernisierung: rund 8 Mio. € Investitionsvolumen in Neubau: rund 10 Mio. €

Pforzheimer Baugenossenschaft feiert

100 Jahre Arlinger Die Baugenossenschaft Arlinger eG ist mit über 3.200 Wohnungen der größte Vermieter in der Region Pforzheim. 2014 blickt sie auf eine beeindruckende hundertjährige Geschichte zurück. Die Wurzeln des Unternehmens reichen eigentlich bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts. Die Bevölkerung Pforzheims hatte sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. Besonders unter den Arbeitern herrschte drastische Wohnungsnot. Einen Ausweg bot die genossenschaftliche Selbsthilfe. Am 3. April 1914 wurde die„Bau- und Spargenossenschaft Pforzheim“ gegründet, die später als „Baugenossenschaft Arlinger“ firmieren sollte. Die Katastrophe des 1. Weltkriegs bremste den Elan der Gründer, bevor noch das erste Wohnhaus gebaut war. Erst danach setzte die dynamische Entwicklung ein. Vom 2. Weltkrieg, der große Teile Pforzheims zerstörte, blieb der Bestand der Baugenossenschaft weitgehend verschont. Dennoch hat die Baugenossenschaft zur Linderung der Wohnungsnot und zur Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung nach 1945 ganz erheblich beigetragen.

Langfristiges Denken und Wirtschaften waren immer prägende Arlinger-Merkmale. Konsequente Werterhaltung und kluge Investitionen konnten auch deshalb umgesetzt werden, weil es dank der genossenschaftlichen Struktur nie um den schnellen Profit oder das Zufriedenstellen von Shareholdern ging. Vor rund 10 Jahren erfuhr die Baugenossenschaft Arlinger eine strategische Neuausrichtung. Vorstandsvorsitzender Carsten von Zepelin: „Die Bevölkerung schrumpft, der demografische Wandel verändert auch die Bedürfnisse rund ums Wohnen. Für uns bedeutet das: Wir wollen nicht quantitativ, sondern qualitativ wachsen.“ Konkret: Das Modernisierungsniveau wurde weiter gesteigert, fast alle Arlinger-Gebäude wurden mittlerweile energetisch saniert, der Anbau von Aufzügen erfolgt nach und nach. Besonders bei Neubauprojekten genießt die architektonische Qualität hohen Stellenwert. „Wir richten unseren Blick nicht allein auf die Wirtschaftlichkeit am Tag der Fertigstellung, sondern setzen auf echte Nachhaltigkeit. Konzept, Gestaltung, Materialität – alles muss so gewählt sein, dass es auch in 30 oder 40 Jahren noch trägt.“

Bei aller Ausrichtung auf Qualität, Hochwertigkeit und Top-Qualität hat die Baugenossenschaft aber ihre Wurzeln nicht vergessen. Der Hauptteil ihrer Wohnungen bietet gute, moderne Ausstattung bei moderaten Mieten, die mit durchschnittlich 5,50 € deutlich unter dem Pforzheimer Mittel von 6,24 € liegen. Arlinger ist also beides: Premium-Marke und eine wichtige Säule der regionalen Wohnraumversorgung. Auch ein prägendes Arlinger-Prinzip: Wo man sein Geld verdient, sind auch soziales Engagement und die Förderung von Kunst und Kultur gefordert. So setzt sich die Baugenossenschaft für die Jugendarbeit in strukturell schwachen Wohnvierteln ein, sponsert kulturelle Einrichtungen und veranstaltet regelmäßige Kunst-Ausstellungen. Das Jubiläumsjahr 2014 wird gebührend gefeiert. Außerdem erscheint ein spannendes, umfassendes Buch über die Historie der Baugenossenschaft. Carsten von Zepelin: „Wir können dankbar auf die vergangenen 100 Jahre zurück schauen. Entscheidender ist jedoch, dass wir mit Optimismus und voller Dynamik die Zukunft im Blick haben.“


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Management • Marketing-Club Freiburg/Südbaden

Birgit Mager lehrt seit knapp 20 Jahren Service Design an der Kölner Fachhochschule

Die Tiefentaucherin Birgit Mager war die erste Professorin für Service Design weltweit – auch nach fast zwei Jahrzehnten dauert ihre Pionierarbeit an

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ie Aufklärungsarbeit ist noch nicht am Ziel. Als Birgit Mager 1995 ihren Lehrstuhl für Service Design in Köln antrat, da war das die weltweit erste Professur zu diesem Thema. Heute gibt es immerhin 35, aber Design wird immer noch als etwas verstanden, das vor allem bei produzierenden Unternehmen gebraucht wird, so Mager. „41 Prozent aller produzierenden Unternehmen nutzen Design. Aber nur sechs Prozent der Dienstleister.“ Dabei helfe Design doch dabei, den Unterschied zu machen. Diesen Unterschied greifbar und messbar zu machen, sei aber etwas, wovor viele Designer sich noch zierten, stellt Mager fest. Und es scheint auch etwas zu sein, was sich schwer beschreiben lässt. Denn bei ihren eigenen Beispielen schmückt sie zwar die Recherche und Analyse aus, geht leider je17/2014

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doch nur wenig auf das am Ende Erreichte ein. Gerade so, als würde ihr Vortrag nur den Teaser zu den Resultaten bilden, die man sich an anderer Stelle abholen darf. Das ist schade, denn Magers Stellung ist unbestritten. Sie ist Kompetenz und Koryphäe, Vordenkerin und Wegbereiterin. Sie vermittelt den Eindruck, dass sie sich schon fast aussuchen kann, mit wem sie arbeitet. Denn neben ihrer Lehrtätigkeit verdient Mager eben auch Geld damit, dass sie für Firmen, Institutionen und öffentliche Einrichtungen in die Schuhe der Kunden schlüpft und anschließend darstellt, wie man das Drücken beseitigt. Besserer Service für Obdachlose, Begleitung der Flugreisenden auf einem Flugplatz, Reduzierung der Wartezeiten in einer Notaufnahme oder ein neues Alleinstellungsmerkmal für einen Caterer, nämlich eine innovative

Lösung, um Mangelernährung von Krankenhauspatienten zu bekämpfen – die Beispiele von Birgit Mager sind bunt und vielschichtig. Die Idee stimmt oft nicht mit dem Auftrag überein. Es sei wichtig, dass man den Rahmen aufbreche und in neuen Formen denke, findet Mager. So war im Krankenhaus der eigentliche Wunsch des Betreibers, die Warteräume neu zu gestalten. Das jedoch sei uninteressant, antwortete Mager. Warum arbeite man nicht daran, das Warten abzuschaffen? Dort, wo Mager ansetzt, werden Strukturen aufgebrochen. Wer das können will, der muss in interdisziplinären Teams arbeiten und tief in die Welt des Kunden eintauchen. Designer nennen das Deep Dive. Die manchmal etwas übertriebene Neigung zu englischen Begriffen für ganz einfache Sachverhalte hat auch vor dem Service Design nicht haltgemacht. Die Königsdisziplin ist dann aber nicht das Verändern von bestehenden Dienstleistungen, sondern das Kreieren von völlig neuen. Das wird vor allem da gesucht, wo Preis vor Leistung geht, wo

Budgets knapp sind und man nur über Alleinstellungsmerkmale neue Kunden generieren kann. Auch das macht Birgit Mager. Neue Services erfinden. pop

Tipp-Kick Kurz vor der FußballWeltmeisterschaft berichtet einer vom Fußballfieber, der damit seine Geschäfte macht: Tipp-Kick-Chef Mathias Mieg aus Villingen-Schwenningen hat vor den großen Turnieren immer besonders viel zu tun. Wo

Seminarhaus am Schönberg, Freiburg Wann Freitag, 6. Juni, 18.30 Uhr Mehr Informationen unter www.macs-online.de

Foto: Michael Frietsch


Marketing-Club Karlsruhe • Management

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Einfach sein? Nicht einfach! Michael Hartschen plädiert für die Rückkehr zur Einfachheit. Denn bei überkomplexen Produkten bleibt meist eins auf der Strecke: der Nutzer – und damit auch der Umsatz

B

edienungsanleitungen sind meist dicke Wälzer. Da steht viel drin, aber verstehen tun sie nur die wenigsten. Das hat einen einfachen Grund: „Bedienungsanleitungen dienen nur der juristischen Absicherung“, so Michael Hartschen. Doch damit vergeben die Unternehmen eine große Chance, findet er, denn: „Einfachheit ist wettbewerbsrelevant.“ Einfachheit, Simplicity, damit beschäftigt sich der Inhaber der im schweizerischen Wangen beheimateten Brain Connection seines Berufs wegen. Vor dem MarketingClub Karlsruhe gab der Unternehmensberater nun Einblicke in seine Arbeit, etwa jenen, dass „96 Prozent aller Nutzer die Einfachheit sehr wichtig ist.“ Leicht verständlich, einfach zu bedienen, danach sehnt sich also

jeder Kunde. Meist bleibt es bei der Sehnsucht. Was besitzt ein Smartphone nicht alles für Funktionen. Herrlich, finden Entwickler und Technikfreaks. Der Großteil der Nutzer hingegen bleibt auf der Strecke. „Das Wesentliche ist nicht zu finden.“ So erklärt sich deren Frust. „Die Unzufriedenheit wächst mit der Zahl der Funktionen“, macht Hartschen deutlich. Dazu bedarf es nicht mal eines hochkomplexen Smartphones, es reicht der KaffeeSelbstbedienungsautomat in einer Autobahnraststätte. 16 Kaffeevarianten und sieben unterschiedlich große Becher, das Ergebnis ist abzusehen: Überforderung. Ein Irrsinn, zumal „für zwei Drittel der Menschen die Einfachheit wichtiger ist als neue technische Spielereien.“ Ähnliches gilt für Websites, Broschüren, Kataloge.

Dieses Missverhältnis ist die Folge, wenn Experten auf Laien treffen. Für den Fachmann, der sich jeden Tag mit dem Produkt, der Dienstleistung beschäftigt, ist alles einfach. Er versteht es nicht, wenn der Kunde es nicht versteht. Hartschen empfiehlt Unternehmen deshalb, immer wieder die drei zentralen Fragen zu stellen: „Was, warum, für wen?“ Genau das hat das Bankhaus HSBC Trinkaus gemacht und die Pflichtfelder auf dem Online-Kontaktformular kräftig reduziert. „Die Anfragen für Beratungstermine haben sich anschließend verzwanzigfacht.“ Einfachheit bedeute Mut zur Transparenz. So steht in einem Spitzenrestaurant auf der Speisekarte ein „Lehrlings-Gericht“ mitsamt dem Namen des Koch-Azubis. „Das schafft Vertrauen und ist die

perfekte Möglichkeit zu einer ungeschminkten Kundenreaktion“, erklärt Hartschen. Keine Angst also vor den Konsequenzen, zumal Einfachheit die Grundlage für die beste Form des Marketing ist, die Mund-zu-Mund-Propaganda. „Die funktioniert nur, wenn der Kunde von der Leistung fasziniert ist. Und Faszination hat viel mit Einfachheit zu tun.“ Bei solchen Veränderungsprozessen braucht es einen langen Atem: „Die Kultur der Einfachheit braucht Zeit.“ Es gibt 1000 Gründe, warum etwas so bleiben soll wie es ist. Und es gibt immer jemanden, der das Alte besser fand. Auch das zwei Leitsätze aus dem Repertoire von Hartschen. Der Weg ist jedenfalls bereitet, um das MarketingVersprechen von der Einfachheit endlich einzulösen. Michael Hölle

Big Data Big Data ist das nächste große Ding, Das sagt die ITWirtschaft. Thomas Dold, Chef von Dymatrix in Stuttgart, erklärt, wie sich dieser neue Trend auf das Marketing auswirkt.

Michael Hartschen, Inhaber und Geschäftsführer der Agentur Brain Connection

Foto: Fabry

Wo Bechtle, Karlsruhe Wann 24.7., 19 Uhr Kontakt www.marketingclubkarlsruhe.de

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Management • WFG Nordschwarzwald

Boysens Rekorde Das massive Investitionsprogramm macht sich bezahlt: Boysen durchbricht eine magische Grenze – und hat einiges mehr vor

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in wenig Sentimentalität begleitet Rolf Geisel beim historischen Schritt. Erstmals in seiner Geschichte hat der Abgasspezialist Boysen aus Altensteig mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftet. „Davon hätten wir vor 20 Jahren noch nicht einmal zu träumen

gewagt“, sagt Geisel. 1993 nämlich lag der Umsatz noch bei 57 Millionen Euro. Damals wie heute am Steuer: Rolf Geisel. Der Umsatzrekord war denn auch harte Arbeit – und ein Grund, das Unternehmen im Rahmen der Reihe „Hidden Champions im Nordschwarz-

wald“, die Econo gemeinsam mit der Wirtschaftsfördergesellschaft Nordschwarzwald (WFG) ins Leben gerufen hat, vorzustellen. 2013 sei dennoch „ein extrem schwieriges Jahr“ gewesen, erklärt Geisel. Die Entwicklung des noch jungen Geschäftsfelds

der Rohbau schon, es wird fleißig gebaggert und gebaut, damit auch die Prüfhalle nebenan planmäßig 2015 in Betrieb geht. Insgesamt investiert die Gruppe allein in Nagold rund 40 Millionen Euro in den Bau eines Innovations- und Entwicklungszen-

Nutzfahrzeuge ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch im Automobilbereich verzeichnete man bei zwei Kunden deutliche Umsatzrückgänge gegenüber den Planungen. „Hinzu kamen hohe Vorleistungen in neue Projekte. Alles in allem sind die Erträge im Vergleich zum Vorjahr damit leicht rückläufig. Allerdings können wir mit Blick auf die allgemeinen Branchenverhältnisse immer noch von einem zufriedenstellenden Ergebnis sprechen“, so Geisel. Genauere Zahlen gibt er nicht Preis. Doch davon lässt sich Boysen nicht entmutigen, allein schon deshalb, weil die aktuell sinkenden Erträge einen einfachen Grund haben: die Zukunft. Allein 2013 hat Boysen rund 125 Millionen Euro investiert, 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Zentraler Bestandteil der Investitionen ist auch der neue Standort in Nagold. Dort steht

trums. Damit realisiert der Abgastechnologie-Spezialist den zweiten großen Entwicklungsstandort neben dem knapp 15 Kilometer entfernten Stammsitz in Altensteig. Auch an seinen weiteren Standorten baut Boysen fleißig: Vor wenigen Wochen ging das neue Fertigungswerk in Achim bei Bremen in Betrieb. In den nächsten Monaten folgen drei weitere neue Fertigungswerke in Tuscaloosa (USA), East London (Südafrika) und Langfang (China). Sie fertigen komplette Abgasanlagen für die neue Mercedes-Benz C-Klasse. Der Rekordauftrag wird sich bezahlt machen: Geisel rechnet 2014 mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. „Bei leicht steigenden Erträgen und geschätzten Investitionen von 80 Millionen Euro.“ Die Zahl der Mitarbeiter an den 17 Standorten ist bereits jetzt um 220 Köpfe auf nun 2200 gestiegen. Es sind weitere Marken, mit denen Geisel mehr als zufrieden sein kann. red

Rolf Geisel, leitet seit 1985 als Geschäftsführer den Abgasspezialisten Boysen

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Foto: Boysen


• Management

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Die Delegation um Landtagspräsident Guido Wolf (Mitte) im Gästehaus von Oulu

Mehr als Natur pur Eine Delegation besucht die finnische Region Oulu. Das Ziel: die Vernetzung mit den hiesigen Unternehmen fördern. Denn die technologischen Chancen sind groß

D

as Rentier im Foyer hatten sofort alle ins Herz geschlossen. Dabei war die Tierwelt, zumal die ausgestopfte, nicht das Ziel der Delegationsreise unter Leitung von Guido Wolf in die nordfinnische Region Oulu. „Angesichts der globalen Herausforderungen ist die Bündelung von Ressourcen in Europa ein wichtiges Mittel, um die Konkurrenzfähigkeit unserer Unternehmen auch künftig sicherzustellen“, so Landtagspräsident Wolf über den Grund der Fahrt. In diesem Sinne nutzen die Teilnehmer die Chance zum Austausch mit finnischen Entscheidern. Auch Yvonne Glienke, Clustermanagerin der Medical Mountains, und Thomas Wolf, Geschäftsführer der Technologieinitiative Technology Mountains der Foto: Landtag von Baden-Württemberg/Technology Mountains

IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, sahen sich im Norden um. Denn: Oulu erscheint nur auf den ersten Blick irgendwo im Nirgendwo – die Stadt ist die nördlichste Groß-

von Herzfrequenz-Messgeräten für Sportler. Die Marke Polar ist eine Macht. „Eine Vernetzung mit Unternehmen dieser Qualität bietet für unsere Firmen große Potenzia-

Innovationsführer Polar Electric ist nur eine Firma aus dem Zentrum der IT-Industrie stadt der EU und ein Zentrum der finnischen IT-Industrie. Die Stärke des Standorts wurde der Delegation beim Besuch von zahlreichen Unternehmen plastisch vor Augen geführt. So beispielsweise von Polar Electric. Das 1977 gegründete Unternehmen ist mit 1200 Beschäftigten in 26 Tochtergesellschaften unter anderem führend in der Entwicklung

le“, zeigten sich Glienke und Wolf nach dem Besuch beeindruckt. Ohnehin war der Vernetzungsgedanke eine der tragenden Säulen der Delegationsreise. So fanden konkrete Absprachen für künftige Kooperationsprojekte in Baden-Württemberg statt. Unter anderem werden Finnen am „6. Innovationsforum der Medizintechnik“ am 23. Oktober in Tutt-

lingen teilnehmen. „So können heimische und finnische Unternehmen im direkten Austausch Vorteile aus der Partnerschaft ziehen“, erläutert die Clustermanagerin Glienke. Denn beim Innovationsforum stehen eben nicht die offiziellen Reden, sondern der informelle Austausch potenzieller Partner im Fokus. Delegationsleiter Guido Wolf zeigte sich am Ende überzeugt: Beide Regionen seien bestens aufgestellt und könnten von der Globalisierung profitieren. Der Austausch über die Vernetzung biete die Möglichkeit, diese Chancen optimal nutzen zu können. red

www.technologymountains.de

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Management • Wirtschaftsbarometer

In Kooperation mit

Beim Wirtschaftsbarometer gibt es Bewegung bei den Parteien. Ansonsten herrscht wirtschaftlich eine Art Zwischenzeit

Geschäftsklima-Index 120 115

119,4

110

U

neinheitlich zeigt sich das Wirtschaftsbarometer von Cobus Marktforschung und Econo in diesem Monat: Die Indizes haben nur eines gemeinsam – sie befinden sich auf einem hohen Niveau. Ob aber der Knick bei den Investitionen oder dem Export eine Trendwende bedeutet, lässt sich erst bei der kommenden Befragung klären. Der marginale Rückgang von 0,2 Punkten beim

Geschäftsklima lässt bislang keinen seriösen Schluss zu. Interessanter ist da die Entwicklung bei der Sonntagsfrage: Die CDU liegt zwar weiterhin haushoch vorn. Doch im Vergleich zu den Werten von vor 14 Monaten hat sie zehn Punkte eingebüßt. Dafür tauchen in der Befragung nun Gruppierungen wieder auf, die längere Zeit keine Rolle mehr spielten: Während die Piraten wei-

119,2

115,8 111,3

Alternative i

114,3

112,8

Wie zufrieden sind Sie mit der Landesregierung?

105

Die Zufriedenheit steigt leicht an 100

06/2013

09/2013

01/2014

11/2013

04/2014

06/2014

Note 4

110 105

11/2013

01/2014

04/2014

103,8

103,6 102,0

06/2013

09/2013

01/2014

11/2013

04/2014

Die große Koalition kann bei den Wählern leicht punkten

06/2014

3,15

Note 3 Note 2

Personalklima-Index 120

100

06/2014

Wie zufrieden sind Sie mit der Bundesregierung?

105,9 102,9

Note 4

110

3,30

108,7

100 95

Note 3

Investitionsklima-Index

3,40

3,30

3,29

113,0 107,7 06/2013

112,8

112,2

11/2013

01/2014

3,23

04/2014

06/2014

2,64

11/2013

01/2014

113,0

Das Land und seine Regierung

107,5 09/2013

3,41

04/2014

Die Zustimmungswerte steigen leicht an

06/2014

2% 1%

Exportklima-Index

0,71

115,6

115,9

–1%

112,5 112,9

110

110,7

109,5

0,5

0%

120 115

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)

–2%

–1,65

1,28 0,77

Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) –1,18 –1,49

01/2013

04/2013

06/2013

1,11 0,70

0,66

–1,07

–1,14

09/2013

11/2013

–1,88

04/2014

–1,77

06/2014

105 100

06/2013

09/2013

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11/2013

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01/2014

04/2014

06/2014

Die detaillierten Ergebnisse des Wirtschaftsbarometers können Sie im Internet herunterladen: www.econo.de, www.cobus.de


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m Aufwind terhin allenfalls Splitter-ParteienPotenzial haben, erntet die Alternative für Deutschland seit drei Befragungen stetig mehr Zustimmung. Mit 7,6 Prozent hat die AfD auch die SPD hinter sich gelassen – wobei das bei knapp 80 Prozent Entscheidern unter den EconoLesern nicht unbedingt überrascht. Nachdenklich müssen hingegen die Verantwortlichen der FDP werden: Nach einer Verdoppelung der

Die Krim- und Ukraine-Krise bereitet den Befragten Sorgen

63 % 7,4 %

Zustimmungswerte auf 16,6 Prozent in den vergangenen Befragungen folgte nun der Abstieg auf 12,1 Prozent. Damit liegen die Liberalen wieder hinter den Grünen. Oder anders ausgedrückt: Der FDP gelingt es nur mäßig, aus der Oppositionsrolle im Landtag Kapital zu schlagen. Welches Omen das für die Europa-Wahl und die Gemeinderatswahlen bedeutet, zeigt sich erst nach Redaktionsschluss.

Freihandelsabkommen

43,2 % der Befragten des Wirtschaftsbarometers

sehen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA als positiv oder sogar sehr positiv.

Wenn am kommenden Sonntag Landtagswahlen in Baden-Württemberg wären, welche Partei würden Sie wählen?

60

30,9 % stehen den Plänen neutral gegenüber, 19,8 % sehen es negativ.

67,3

CDU

61,8

65,1

58,8

58,3

58,7

55 % der Befragten

58,3

50

erhoffen sich durch ein Abkommen weiteres Wachstum, 30 % bessere Rahmenbedingungen. 69,2 % fürchten hingegen die Absenkung von Standards und Bürgerrechten, 46,2 % empfinden die Kulturen in den USA und der EU als zu unterschiedlich und 15,4 % sehen die Nutznießer des Abkommens allein in den USA.

40 30 20

Grüne 16,3

14,7

FDP/DVP

10

0

SPD

6,7

04/2013

5,5

06/2013

16,7 13,1

14,7 11,8 8,8

6

14,7 11,8 10,3

AfD 1,5

09/2013

sogar sehr negative Auswirkungen. 25,4 % erwarten hingegen keine Aus­ wirkungen.

Bei der Frage nach befürchteten Auswirkung auf das eigene Unternehmen erwarten aber 71,6 % keine Änderungen. 22,2 % erwarten negative Auswirkungen.

Sonntagsfrage

70

erwarten negative Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft,

11/2013

01/2014

16,6 12,7

13,6 12,1 7,6 6,7

8,8 3,2 Piraten 1,7

04/2014

06/2014

Mindestlohn Ja oder Nein?

55,6 % der Befragten

plädieren für die Einführung eines Mindestlohnes Gründe

48,1 % soziale Gerechtigkeit

Foto: Fotolia/Erhan Ergin

25,9 %

Arbeit muss sich lohnen/ Schutz vor Ausbeutung

42,3 % der Befragten

finden die Grundsätze der freien Marktwirtschaft verletzt Gründe

38,5 % Verlust von Arbeitsplätzen

23,1 %

Wettbewerbs­ verluste

Bei der Frage nach der generellen Höhe des Mindestlohns von 8,50 Euro sehen

49,4 %

die Höhe als „gerade richtig“ an,

24,7 %

halten den Stundenlohn für zu hoch, 4,9 % für zu niedrig.

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Management • Leserumfrage

Lob von den Lesern Die Econo-Leserbefragung ist ausgewertet: Das Ergebnis schmeichelt uns – gibt uns aber auch Ansporn, uns weiter zu verbessern

3,2 Personen

70,6 %

lesen ein Exemplar durchschnittlich

4,3 Jahre

beträgt die durchschnittliche Abo-Dauer

50 %

34 Minuten

wird Econo im Schnitt gelesen

2,13

2

„Sehr gut“ vergeben 15,5 % „Gut“ vergeben 62,2 % der Econo-Leser

In Econo werbende Unternehmen gelten zu

81,5 % als seriös, nur zu 1,7 % als unseriös.

2,1 2,3 2,0

2,1 2,8

1,8 2,4

· 2 3 . M ai 2 014

der Econo-Leser sind Inhaber, Geschäftsführer, Vorstände oder leitende Angestellte

70,2 %

gut zu verstehen

ausgewogen

sachlich

spannend

seriös

objektiv

aktuell

Quelle: Cobus Marktforschung

informativ

17/2014

24 % der Befragten

➜ finden sie hilfreich bei Investitionen

der Leser sind Männer

4

6

➜ halten die Anzeigen für informativ ➜ bezeichnen die Inserate als glaubwürdig

78,5 %

3

5

haben fast alle Seiten gelesen, weitere 35,7 % lesen mindestens die Hälfte des Heftes. Daraus ergibt sich eine Seitenkontaktchance von 74,9 %. Der wichtige K1-Wert liegt bei 0,85

69 % der Befragten

Welche Aussagen treffen auf Econo in Schulnoten zu?

1,8

über die Leser-Blatt-Bindung wie die Gesamtnote von 2,13. Aus unserer Sicht ein guter wie ehrlicher Wert! Auf Grundlage der Befragung entwickeln wir Econo nun optisch und inhaltlich weiter. Auf dieser Seite finden Sie einen Auszug der Ergebnisse, gerne erläutern wir Ihnen auch persönlich die Details. wer

der Befragten haben alle sechs Ausgaben im vergangenen halben Jahr gelesen

Schulnoten:

ist die Durchschnittsnote, die Leser Econo geben

1

W

er liest Econo? Und was denken die Leser über das Magazin? Spannende Fragen, denen Cobus Marktforschung nachgegangen ist. Bei der unabhängigen Befragung gaben 10,2 Prozent der Angeschriebenen Antwort – die Rückläuferquote ist bemerkenswert hoch. Das sagt ebenso etwas

Das verfügbare monatliche Einkommen liegt bei 32,8 % zwischen 3000 und 6000 Euro, 24,7 % verfügen über mehr als 6000 Euro.

Foto: Fotolia/Erhan Ergin


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Menschen • Im Porträt

Volker Grub, 76, war Chef bei Bauknecht, Märklin, Schiesser und Salamander

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Foto: Jigal Fichtner


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Der Chef Volker Grub ist als Sanierer eine Legende. Weil er alles anders gemacht hat: Grub hat einfach seinen Traum gelebt. Das hat sogar die Gesetzgebung beeinflusst

M

an kann Volker Grub an diesem Vormittag Grub ist es eine Erweckung: „Hier konnte ich doch gedanklich kaum folgen. Die Zahlen sprudeln noch Chef sein.“ nur so aus ihm heraus. Grubs sonst so ruhige Dazu muss man wissen: Zu dieser Zeit gilt noch die Konkursordnung aus dem Jahr 1877. Entlassen. Ver­ Stimme überschlägt sich beinahe. Sie akzentuiert zu­ sätzlich die Millionenbeträge, die Grub im Sekunden­ kaufen. Zuschließen. Das ist der vorgesehene Drei­ takt verkündet. Sein Zeigefinger flitzt über Balken­ klang. „Pleitegeier und Totengräber wurden wir ge­ diagramme in den Aufzeichnungen vor ihm. Er blättert nannt.“ Dass sich das Ansehen der Verwalter geändert flink vor und zurück. Grub hält es kaum auf seinem hat, ist ebenso ein Verdienst von Grub wie die Neu­ Stuhl. Vor ihm sitzt ein gutes Dutzend Journalisten. Sie ordnung der Insolvenzordnung 1999: Angeschlagene müssen die auf sie einstürmenden finanziellen Einbli­ Unternehmen haben nun eine echte Chance auf einen Neuanfang. Ganz cke in die Schatten­ welt, die Schein­ so wie Grub immer und Luftbuchungen seine Aufgabe gese­ des insolventen hen hat: „Die al­ Entlassen. Verkaufen. Zuschließen. Leuchtenherstellers lermeisten Firmen Das war die Aufgabe der Pleitegeier Hess verarbeiten. haben einen lebens­ Die Szene in der fähigen Kern.“ Den Kanzlei Grub Brug­ gelte es, ausfindig ger sagt viel über den Menschen Grub: Er ist ein Über­ zu machen. So wie ein Chef eben auch ständig den zeugungstäter. Er engagiert sich mit Leidenschaft. Kurs seiner Firma zu prüfen hat. Punkt. Rund 500 Insolvenzen hat Grub in den 49 Jahren Kurzum: Volker Grub lebt in den insolventen Unter­ nehmen seinen eigenen Lebenstraum. seiner Tätigkeit bislang betreut. Viele davon sind Le­ gende. Bauknecht etwa, dessen Elektromotorenge­ Einige Zeit nach der Szene mit der Presse trifft er in den Repräsentationsräumen im obersten Stockwerk schäft er als erstes Unternehmen aus der Insolvenz der Kanzlei Econo zum Gespräch – „unten ist alles heraus an die Börse führte. Oder Südmilch. Oder Sala­ voller Akten, da wird eben gearbeitet.“ Die Räume sind mander und Schiesser. Oder Märklin. Oder eben Hess. Grub kam dabei immer seine Neugierde zugute, seine geschmackvoll, zurückhaltend eingerichtet. Die Möbel konkurrieren mit dem Panoramablick über den Stutt­ schnelle Auffassungsgabe und ein gesundes Bauchge­ garter Talkessel. „Eigentlich wollte ich ja Geschäftsfüh­ fühl. Und seine offene Art, gepaart mit einer natürlichen rer werden.“ Grub lächelt, als er den Satz sagt. Autorität. Wer sich mit Dritten (abgesehen von den anonymen Tiraden in sozialen Netzwerken) über Grub Der 76­jährige Grub ist für einen kurzen Moment in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort. unterhält, hört kaum ein schlechtes Wort. Im Gegenteil. In seiner Jugend half der Sohn eines Forstmeisters Doch unterschätzen darf man den 76­Jährigen nicht! Trotz seines gewinnenden Großer­Junge­Lächelns. Die in einer Firma für Brauereizubehör auf der Schwäbi­ Szene mit der Hess­Pressekonferenz beweist es. Die schen Alb. Eines Tages geht er ins Chefzimmer. Dort Ex­Vorstände hatten ihn zuvor gereizt. Und er hat da­ gefällt es ihm. „Zudem war der Chef ein netter Mensch. raufhin Beleg für Beleg selbst durchgearbeitet. Jeden Da war mir klar: Dessen Job möchte ich mal machen.“ einzelnen hat er in die Hand genommen, abgeglichen, Weil ihm abgeraten wird, studiert er nicht Volkswirt­ nachgerechnet. Das nahm viel Zeit in Anspruch, die schaft, sondern Jura – was er als „öde“ empfand. sich Grub einfach genommen hat. Das Unternehmen Schlimmer noch: Mit Jura wollte ihn Mitte der 1960er­ arbeitet inzwischen mit einem neuen Eigentümer pro­ Jahre niemand als Vorstandsassistenten einstellen. Sein Traum vom Unternehmertum platzte, noch bevor er fitabel, die alten Vorstände aber schwitzen ob einer ihn ansatzweise leben konnte. „Ich habe dann halt in sich abzeichnenden Anklage. Stuttgart eine Kanzlei aufgemacht.“ Der Kulturfreund Grub tritt hingegen allmählich Einige Jahre machte Grub alles, was Anwälte für kürzer. Seine Art der Sanierung hat er aber weiterge­ gewöhnlich so machen. 1969 bekommt er dann den tragen: Die Kanzlei beschäftigt an mehreren Standor­ ersten Konkursfall. Seine Kollegen bedauern ihn. Für ten mittlerweile 30 Anwälte. Dirk Werner 17/2014

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Menschen • Menschen des Monats

Menschen des ■ Karrieresprung für das ExVorstandsmitglied des Baubeschlaghändlers VBH aus Korntal: Frieder Bangerter ist neuer Vorstandsvorsitzender der Alliance Healthcare Deutschland, ehemals Anzag.

■ Die Hochschule Pforzheim bekommt einen neuen Rektor: Ulrich Jautz, bislang am Institut als Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Recht tätig, tritt die Nachfolge von Martin Erhardt an.

Männer des Monats: Thomas Beck und Thomas Riegraf

■ Herbert Martin wird neuer Chefredakteur der neu gegründeten Sparte Programmzeitschriften der Mediengruppe Klambt mit Sitz in Baden-Baden.

■ Bei Wittenstein Alpha aus Igersheim wird Bernd Schimpf neuer Geschäftsführer. Seine Vorgänger Dieter Derr und Johannes Arnold haben die Tochterfirma der Wittenstein AG verlassen.

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Thomas Beck (l.) und Thomas Riegraf werden zukünftig allein die Geschäfte der Vector-Gruppe aus Stuttgart leiten. Eberhard Hinderer, Martin Litschel und Helmut Schelling, die 1988 gemeinsam das Unternehmen gründeten, ziehen sich aus der operativen Führung des Stuttgarter IT-Spezialisten zurück. Der Softwarehersteller hat 2013 mit 1260 Mitarbeitern einen Umsatz von 219 Millionen Euro erzielt.

■ Harry Brambach ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg. Er folgt auf den ehemaligen Präsidenten des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands Gerhard Roßwog. Neuer Stellvertretender Vorsitzender des Gremiums ist Lothar Broda, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Tuttlingen. ■ Im Verwaltungsrat der Endress+Hauser-Gruppe kommt es zu einigen Veränderungen. Die Generalversammlung hat HansPeter Endress, Thomas Kraus und Antonietta Pedrazzetti neu in das oberste Aufsichtsgremium der Firmengruppe gewählt.

George A. Endress, Hans Fünfschilling und Willi Ruesch sind turnusgemäß ausgeschieden. ■ Eishockey-Zweitligist Heilbronner Falken hat einen neuen Geschäftsführer: Atilla Eren hat das Amt Anfang Mai übernommen. Er wechselt vom Vorstand der Carl. Fried. Müller AG zu dem Sportverein. Sein Nachfolger bei der AG ist Willy Heckers. ■ Christian Hofer, aktuell Vorstandschef des Softwareanbieters COR&FJA aus Leinfelden-Echterdingen, soll neuer Chef des ITDienstleisters MSG Systems aus Ismaning werden. Das Unternehmen hält derzeit ein Viertel der Anteile am Unternehmen aus Leinfelden-Echterdingen. Hofers

Nachfolger dort wird Rolf Zielke, der zum 1. Juli Vorsitzender des Vorstands werden soll. COR&FJA beschäftigt rund 900 Mitarbeiter. ■ Der Maschinenbauer Wasserkraft Volk aus Gutach trauert um seinen kaufmännischen Geschäftsführer Bernd Kanzinger. Er verstarb im Alter von 54 Jahren. ■ Der Aufsichtsrat der Carl Zeiss AG hat Dieter Kurz, Vorsitzender des Stiftungsrates der Carl-ZeissStiftung, Heidenheim und Jena, erneut zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. ■ Schmierstoffspezialist Fuchs Petrolub verkleinert seinen Vorstand: Georg Lingg wird das Gremium Mitte des Jahres verlassen. Er suche nach 19 Jahren im Un-

Fotos: Vector, Alliance Healthare, Klaus Schultes, Wittenstein Alpha


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Monats ternehmen, davon zehn Jahre im Vorstand, neue berufliche He­ rausforderungen außerhalb der Schmierstoffindustrie, teilen die Mannheimer mit. Sein Posten wird nicht neu besetzt. ■ Die Hochschule Technik, Wirt­ schaft und Gestaltung (HTWG) aus Konstanz hat einen neuen Chef. Carsten Manz ist bereits seit 15 Jahren für die HTWG im Einsatz und steht nun an der Spitze. ■ Der Oberndorfer Waffenher­ steller Heckler & Koch hat einen neuen CFO. Neuer Finanzchef wird Reinhold Müller, der zuletzt kaufmännischer Geschäftsführer beim Autozulieferer Odelo im württembergischen Schwaik­ heim war. Er rückt in die Ge­ schäftsführung neben Niels Ihloff und Martin Lemperle. ■ Steffen Nagel wird künftig die Haushaltsgerätesparte des Lieb­ herr­Konzerns aus Biberach lei­ ten. Sein Vorgänger, Alfred Martini, geht in den Ruhestand. ■ Nach rund zweieinhalb Jahren in der Engelhorn­Geschäftsfüh­ rung hat Thomas Pelz das Unter­ nehmen aus Mannheim verlas­ sen. Wohin er wechselt, steht noch nicht fest. ■ Neuer Chef beim Jeans­Vered­ ler Freshtex: Erich Sauter ist neu­ er Geschäftsführer der Heilbron­ ner Firma. Sein Vorgänger und Inhaber Franz L. Alt hat sich nach 33 Jahren aus dem Unternehmen zurückgezogen. Sauter war zuvor Finanzvorstand beim Modeun­ ternehmen Strenesse. ■ Die Sigmaringer nennen ihn „Mr. Gartenschau“. Nun verlässt der bisherige Tourismuschef Andreas Senghas die Stadt. Er wird Wirtschaftsförderer der Stadt Ra­ vensburg. ■ Der Verleger Rainer Schöllkopf ist tot. Der Inhaber des Herrenber­ ger Gäuboten wurde 82 Jahre alt. ■ Nicole Schulz ist die neue Marketingleiterin bei der Teaming IT, einem IT­Fachverbund aus Pfinztal bei Karlsruhe. ■ Mayer­Network aus Heilbronn wird ab sofort von einer Doppel­

spitze geleitet: Stefanie Schwarz leitet als Geschäftsführerin nun gemeinsam mit Thomas Schwarz die zentrale deutsche Vertriebseinheit des Briefum­ schlag­Herstellers Mayer­Kuvert. ■ Alexander Spinner ist neuer Kellermeister im Winzerkeller Hex vom Dasenstein. Er führt das Unternehmen gemeinsam mit Marco Köninger, dem Ge­ schäftsführenden Vorstand. ■ Ulrich Stockschläder ist tot. Das ehemalige Vorstandsmitglied der Fiducia AG aus Karlsruhe wur­ de 54 Jahre alt. ■ Micronas hat bekannt gege­ ben, dass Finanzchef Günter Hoppe planmäßig zum 1. No­ vember 2014 in den Ruhestand gehen wird. Sein Nachfolger, Daniel Wäger, wird bis dahin seine Tätigkeit als Finanzchef der Micro­ nas Gruppe aufnehmen. ■ Kuno Werner bleibt für weite­ re fünf Jahre Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz. Der Auf­ sichtsrat des Unternehmens und der Gemeinderat haben der Ver­ tragsverlängerung zugestimmt. ■ Wolfram Würth ist tot. Der ehemalige Geschäftsführer von Straub Verpackungen mit Sitz in Bräunlingen starb im Alter von 82 Jahren. ■ Alf Henryk Wulf bleibt Vor­ standsvorsitzender von Alstom Deutschland. Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag um drei Jahre. Wulf führt das Unter­ nehmen mit Sitz in Mannheim seit 2012. red ■ KORREKTUR: In der vergan­ genen Ausgabe berichteten wir, dass „die insolvente Solar­ Fabrik“ ein Vorstandsmitglied verliert. Das war ein Fehler. Hierzu stellen wir klar: Die So­ lar­Fabrik ist nicht insolvent, sondern erfreut sich nach wie vor bester finanzieller Gesund­ heit. Martin Schlenk wird das Unternehmen mit Sitz in Frei­ burg Ende Juli aus persönli­ chen Gründen verlassen. red

Impressum Econo Verlags-GmbH Geschäftsführung Dirk Werner Marlener Straße 2, 77656 Offenburg Registergericht Freiburg i. Br. HRB 709051 Ust-IdNr. DE815390285 www.econo.de · verlag@econo.de Tel. 07 81/28 94 36-40 Chefredaktion Dirk Werner (V.i.S.d.P.) 0 77 20/40 31 dwerner@econo.de Assistenz Nadine Sommermann 07 81/28 94 36-41 · nsommermann@econo.de Redaktion Andreas Dörnfelder (ad), Michael Hölle (mh), René Kius (rek) Philipp Peters (pop), Robert Schwarz (rs), Dirk Werner (wer) Schlussredaktion Andreas Frasch, Christina Ganter, Wolfgang Grundel, Alexandra Herp, Ursula Vetter, Sibylle Wenzel Leiter der Bildredaktion/Art Direction Jigal Fichtner Fotografie Michael Bode, Jigal Fichtner, Michael Frietsch, Michael Kienzler Anzeigenleitung Helmut Baumann-Krantz (fr) 07 81/28 94 36-45 · hbk@econo.de Verlagsbüro Offenburg Marlener Straße 2, 77656 Offenburg Verkaufsgebiet Ortenau/Mittelbaden: Hanna Dauphinot 07 81/28 94 36-42 · hdauphinot@econo.de Verkaufsgebiet Technologieregion Karlsruhe: Juliane Brückner 07 81/28 94 36-44 · jbrueckner@econo.de Verkaufsgebiet Südbaden/Hochrhein-Bodensee: André Petras 07 81/28 94 36-43 · apetras@econo.de Verkaufsgebiet Mittlerer Schwarzwald/Zollern-Alb: Margita Miller 07 41/17 57 56 16 · mmiller@econo.de Verkaufsgebiet Bodensee/Oberschwaben: Doris Dambacher (fr) 07 81/28 94 36-46 · ddambacher@econo.de Verlagsbüro Mitte Postfach 50 28, 78057 Villingen-Schwenningen Dirk Werner · 0 77 20/40 31 · dwerner@econo.de Margita Miller · 07 41/17 57 56 16 · mmiller@econo.de Verlagsbüro Nord Postfach 10 02 65, 73525 Schwäbisch Gmünd Robert Schwarz · 0 71 76/4 52 97 59 · rschwarz@econo.de Verlagsbüro Süd Mühlbruckstraße 5/1, 88212 Ravensburg René Kius · 07 51/3 59 06 31 · rkius@econo.de Vertrieb und Leserservice Telefon: 08 00/7 80 78 03 Leserservice-Mail: abo@econo.de Bezugspreis: 60,00 Euro im Jahresabonnement Technische Produktion Kresse & Discher GmbH Design & Produktion Josef Appenzeller, Fabian Lotto, Dennis Vogel Stephanie Klein, Madlén Hundertpfund Druck Druckerei Vetters GmbH & Co. KG Gutenbergstraße 2, 01471 Radeburg www.druckerei-vetters.de

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Hervorgegangen aus:

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Menschen • Lifestyle: Uhrenmanufaktur Schäuble

Traum. Gunther Schäuble tauschte den Vorstandssessel

eines Handelskonzerns gegen das Holzbänkchen

einer Hinterhof-Uhrenmanufaktur. Eine Befreiung

D

ie Spannung steigt bei Gunther Schäuble. Ein guter Monat noch, dann fällt der Startschuss zur Tour de France. Drei Wochen lang dauert beim größten Radspektakel der Welt die Tortur für Mensch und Material. Drei Wochen lang bangt der 54-Jährige mit und fragt sich ständig: „Besteht sie den Test?“ Sie, dass ist eine von ihm entwickelte Extremsportuhr.

Ein Tag im April 2005 verändert Gunther Schäubles Leben – geplant war es anders Drei Jahre Tüftelei der Karlsruher Uhrenmanufaktur Schäuble & Söhne erfahren nun den ultimativen Härtetest am Handgelenk einiger Profifahrer. Verständlich die Aufregung: Erstmals in der 90-jährigen Firmengeschichte hat Schäuble ein Modell als Patent eingetragen. Eine Besonderheit ist das Monocoque-Gehäuse, wie es auch bei einem Formel1-Wagen zum Einsatz kommt. Eine Besonderheit ist auch das Innenleben: „Die Kunst besteht darin, das Werk so fest wie möglich einzubauen, aber gleichzei-

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tig genügend Spiel zu geben zum Abfedern von Erschütterungen“, erklärt Schäuble. Wobei, erklären ist das falsche Wort. Viel zu nüchtern für die Leidenschaft, mit der er jedes Detail wortreich mit Leben füllt. Immer begleitet und unterstützt von einem Leuchten in den Augen. Gunther Schäuble ist jemand, der seine Bestimmung gefunden hat. So sitzt er auch da, entspannt, braun gebrannt, in Polohemd und Sommerhose. Schwer vorstellbar, dass derselbe Mann vor nicht allzu langer Zeit noch in Anzug und Krawatte im Vorstand eines Handelskonzerns saß. „Irgendwann war klar, das kann nicht meine Bestimmung sein“, erinnert sich Schäuble. Lange Entscheidungswege, interne Grabenkämpfe, nicht seine Welt. Gut, dass es immer eine Parallelwelt gab und die hieß Uhren. Mit dem Kaufen, Herrichten und Verkaufen von Chronografen finanzierte er sich sein BWL-Studium und das ließ ihn auch seine erste Berufskarriere „überstehen“. Jedenfalls bis zu jenem Tag Anfang April 2005 in Genf. Angereist mit der Absicht, einige wertvolle Uhren zu er-

steigern. Abgereist mit der Gewissheit, ein neues Berufsleben zu beginnen. Dazwischen liegt die zufällige Begegnung mit Marc Junghans, Spross der gleichnamigen Schramberger Uhren-Dynastie. Leidenschaft trifft auf Leidenschaft. Die Seelenverwandtschaft mündet wenige Monate später in die Gründung der gemeinsamen Schäuble & Söhne Manufaktur. Der eine, Junghans, kümmert sich seither vor allem um das Produktdesign und der andere um Marketing und Vertrieb. „Hobby und Beruf sind nun vereint“, so Gunther Schäuble und so nebenbei lebt eine renommierte Marke wieder auf. Sein Großvater Carl eröffnete 1924 einen Laden mit exklusiven Accessoires, ausschließlich für Männer. Von Anfang an gehören Uhren zum Sortiment. „Von den Reisen in die Schweiz brachte er immer Uhren mit und ließ diese hier veredeln“, berichtet der Enkel aus der Familienhistorie. Über den Ladentisch gingen die Preziosen dann unter der Marke „Carl Schäuble & Sohn“. Daran änderte selbst der Zweite Weltkrieg und ein bis auf die Grundmauern


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Zeit.

Bei der Uhrenmanufaktur Sch盲uble in Karlsruhe werden alle Teile von Hand gefertigt

Foto: Jigal Fichtner

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Menschen • Lifestyle: Uhrenmanufaktur Schäuble

Echtes Handwerk: An dieser Werkbank entstehen die Uhren von Schäuble

abgebranntes Geschäftslokal nichts. Erst als Gunther Schäubles Vater Ludwig die Firma übernahm, schlief die Tradition nach und nach ein. Bis eben zu jenem April­ tag im Jahre 2005. Seither lebt sie wieder und zwar in einem Karlsruher Hinterhof. Ein kleines unscheinbares Schild an der Hauswand, der Name an der Klingel, mehr ist da nicht. Die 100

Bis zu 30 000 Euro kostet eine Uhr aus Gunther Schäubles Werkstatt Meter durch den schmalen Innen­ hof sind der Weg in eine andere Welt. Ein meterlanger Tisch zur Linken, übersät mit aktuellen Mo­ dellen. Alle akkurat platziert. Prä­ zision auch auf der rechten Seite. Dort reihen sich die Maschinen zur Druckprüfung an die zum Be­

drucken der Zifferblätter. Alles er­ scheint, als seien die Maschinen nie im Gebrauch, so sauber, so gepflegt sehen sie aus. Aber weit gefehlt, im Eck sitzt ein Uhrma­ cher und geht seinem Handwerk nach. Die 80 Quadratmeter sind Verkaufsraum, Tüftlerwerkstatt und Produktionsstätte in einem. Von der Stange gibt es dort nichts. Alles Handarbeit, alles in­ dividuell zusammengestellt. Werk, Gehäuse, Zifferblatt, Zeiger in und mit sämtlichen denkbaren Farben, Formen, Aufdrucken und Gravu­ ren. „Mit 20 Modellvarianten ging es mal los. Heute sind es Tausen­ de“, sagt Gunther Schäuble – Son­ derwünsche wie das Familienwap­ pen auf dem Zifferblatt oder die Initialen auf der Aufzugskrone noch nicht eingerechnet. Zwei Wochen dauert die Fertigung. Deutlich mehr Geduld braucht es beim jüngsten Meisterstück. Ein halbes Jahr beträgt die Wartezeit für einen Tourbillon, den Olymp des Uhrenhandwerks. Schon län­ ger im Sortiment, aber „erstmals haben wir alles selbst entwickelt und hergestellt. Das können nur zwei andere Hersteller in Deutsch­ land und die gehören zu Konzer­ nen“, berichtet Schäuble. Nicht schlecht für eine Manufaktur mit Gunther Schäuble, 54, führt die Uhrenmanufaktur, die sein Großvater einst gegründet hat

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gerade mal drei Angestellten. Aber das hat auch seinen Preis. Bei 30 000 Euro liegt der für die Sonderanfertigung zum Firmen­ jubiläum. Immerhin das zehn­ bis fünfzehnfache einer normalen Schäuble­Uhr. Individuell ist auch der Vertrieb. Verkauf über den Einzelhandel? „Macht die Uhren zu teuer.“ Also tingelt der Chef persönlich mit seinem „Bauchladen“ an den Wo­ chenenden von Lifestyle­Messe zu Oldtimertreffen. Insbesondere die Freunde des historischen Automo­ bils sind zu einer wichtigen Ziel­ gruppe geworden. Eine eigene Grand­Prix­Kollektion zeugt da­ von, gerne auch mit eingedruck­ tem Club­Emblem und im klassi­ schem Ferrari­Rot gehalten. „Viel Aufwand, aber dafür gibt es immer ein direktes Feedback wie die ein­ zelnen Modelle ankommen“, sagt Schäuble. Und dennoch: Die One­ Man­Show hat Grenzen, zeitliche und körperliche. Neue Wege sind gefragt und, so hofft er jedenfalls, bereits gefunden. Quarz lautet die Zauberformel. Bisher ausschließ­ lich mechanisch angetrieben hält nun zusätzlich die Elektronik Ein­ zug ins Innenleben der Chronogra­ fen. Das drückt den Preis beträcht­ lich und zwar in einen „Bereich,


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Links: die Zifferblätter. Oben: Maßarbeit an den verbauten Uhrwerken

der für Firmen interessant wird.“ Der Start jedenfalls verlief verheißungsvoll. Ein Finanzdienstleister orderte gleich mehrere Dutzend mit seinem Logo. Damit spreizt sich die Preisspanne beträchtlich. Nach unten soll es die Quarz-Uhr richten und nach oben der Tourbillon sowie die pa-

Fotos: Jigal Fichtner

tentierte Extremsportuhr. Allerdings wartet auf Letztere noch die dreiwöchige Dauerprüfung auf Frankreichs Straßen. Regen, Schweiß, Stürze, Rangeleien im Zielsprint, Kopfsteinpflaster, nichts darf ihr was anhaben. Bei Gunther Schäuble steigt die Spannung. Michael Hölle

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Menschen • On Tour

Treffpunkt Wirtschaft Der Badische Wirtschaftstag lockte wieder nach Karlsruhe. Und die Teilnehmer verhielten sich ganz im Sinne von IHK-Präsident Grenke

S

elbst der ausgeprägte Verkehrsstau rund um Karlsruhe konnte die siebte Auflage des Badischen Wirtschaftstags nur wenig ausbremsen: Es brummte vor lauter Gesprächen in der Gartenhalle des Kongresszentrums. Das war ganz im Sinne von Wolfgang Grenke. Der Präsident der IHK Karlsruhe rief die Teilnehmer eindringlich zu mehr Offenheit für Austausch und Kooperation auf: „Die regionale Wirtschaft muss gemeinsam gehen. Nur dann wird sie auch in Zukunft

wettbewerbsfähig sein.“ Denn durch die herausragenden wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Grundlagen der Region böten sich dafür geradezu an. Ein Aspekt, den auch Robert Weiß, Vorsitzender des VDI Karlsruhe, in den Vordergrund hob. Um die Innovationsfähigkeit aber weiterhin hochzuhalten, gab Weiß den Teilnehmern noch einen weiteren Gedanken mit auf den Weg: „Innovationen werden von Menschen gemacht.“ Deshalb dürfe man neben der Tech-

nik die Atmosphäre nicht vernachlässigen. Wobei zu allen Aspekten der Wirtschaftstag mit den zahllosen auch gesteuerten Möglichkeiten zum Kennenlernen und Austausch beste Möglichkeiten bot. wer

Bildergalerien von allen Veranstaltungen auf dieser Doppelseite finden Sie unter www.econo.de

Kasto-Chef Armin Stolzer nutzte das Jubiläum perfekt, um das Unternehmen ins rechte Licht zu rücken

Thomas R. Class hat den Badischen Wirtschaftstag aus der Taufe gehoben

Od min henis alit dolhenis alit dolorer ahenis alit dolor Od min henis alitd ein blinde

Ein Meisterstück in Serie

Das Fachpublikum verfolgte die Enthüllung der neuen Maschinenbaureihe mit Spannung 17/2014

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Achern. Die Dramaturgie war perfekt: Schwarze Stoffbahnen umhüllten die Maschinen der neuen Bandsägenbaureihe bei Kasto – bis Geschäftsführer Armin Stolzer den entsprechenden Wink gab. Tusch! Flitter! Und der lang anhaltende Beifall der Hunderten Fachbesucher war dem Familienunternehmen sicher.

Kasto hat die Aufmerksamkeit rund um das Jubiläum zum 170-jährigen Bestehen geschickt genutzt, um die vollkommen neu konstruierte Baureihe „Kastowin“ erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen. Und das Sinnbild dafür war die berühmte Büste der Nofretete. „Die Büste ist ein großartiges Einzelstück. Wir glauben Fotos: Jigal Fichtner, Michael Bode, Michael Frietsch


79 IHK-Präsident Wolfgang Grenke forderte zu mehr Kooperationen auf

aber, dass man Meisterstücke auch in Serie bauen kann“, legte Stolzer die Messlatte in seiner Rede hoch. Immerhin waren erst­ mals auch alle relevanten Ab­ teilungen des Unternehmens fachübergreifend in die Entwick­ lung einbezogen. Die ersten Rückmeldungen des Publikums nach Vorstellung und ausführ­

lichem Augenschein gaben Stol­ zer indes recht. In diesem Sinne war für die ei­ gentliche Jubiläumsveranstaltung mit Essen und Show in den Räu­ men von Kasto am Abend alles vorbereitet. Insgesamt feierte das Familienunternehmen mehrere Tage mit internationalen Kunden und Mitarbeitern. wer

Praxis im Plauderton Freiburg. Nicole Armbruster von Usercentrix lässt den Teilneh­ mern der Portal Visions keine Illu­ sionen: „In 50 Millisekunden ist alles entschieden.“ Mit diesem Wimpernschlag ist es klar: Die Website gefällt. Oder nicht. Wo­ bei es die Aufgabe von Armbrus­ ter ist, dass der erste Fall eintritt. Derart praxisbezogen zeigten sich alle 30 Vorträge des von United Planets verantworteten Kongresses. Und die rund 370 Teilnehmer vornehmlich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten sichtlich ihre Freude daran. Sogar derart tiefge­ hende Vorträge wie der von Ale­ xander Ehle über Datensicherheit

bei der United­Planets­Anwen­ dung Intrexx sorgte für volle Rei­ hen und gebannte Blicke – was angesichts des Publikums und der weiter schwelenden NSA­Affäre auch kein Wunder war. Weniger technisch als mensch­ lich ging es hingegen bei Stefan Eilert zu. Der Rechenzentrums­ betreiber aus Südniedersachsen berichtete im Plauderton über den Einsatz von Social­Business­ Elementen in der Unternehmens­ führung: „Wir müssen durch den demografischen Wandel umden­ ken: Wie können wir mit den ver­ bleibenden Mitarbeitern die Pro­ zesse weiter aufrechterhalten?“ Wahrlich ein Denkanstoß. wer

Die Vorträge der Portal Visions sorgten für gebannte Zuhörer und viele Gespräche – so auch der von Nicole Armbruster (M. r.): In Millisekunden wird über die Attraktivität einer Website entschieden … 17/2014

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Index

IN DIESEM HEFT Alt, Franz L.

72 72 33

Bangerter, Frieder

72 30 72 17 33 8 23 72 43 19 72 52 46

Arnold, Johannes Axt, Dietmar

Bauer, Robert Beck, Thomas Beutter, Rick Bezner, Mark Blümle, Holger Böttcher, Bianca Brambach, Harry Brand, Christian Braun, Thilo Broda, Lothar Brooks, Paul Bube, Tobias

Dallmann, Bernd Derr, Dieter Dierolf, Frank Disch, Rolf Dold, Thomas Duffner, Elmar

46 72 42 46 63 52

Eames, Ray und Charles Endress, George A. Endress, Hans-Peter Eren, Atilla Erhardt, Martin

52 72 72 72 72

Findeklee, Jürgen

44 11 6 46 72

Flaig, Hubert Flöck, Gerhard Frey, Jürgen Fünfschilling, Hans

Gadola, Marco Geisel, Rolf Glaser, Roman Grub, Volker

Haag, Martin

Haffa, Dietmar Hartschen, Michael Haußels, Bernd Heckers, Willy Heidler, Klaus Heimann, Gunnar Hellmann, Klaus

16 64 38 70 46 11, 25 63 42 72 23 26 24

Hettich, Stefan Hinderer, Eberhard Hoefer, Tobias Hofer, Christian Holder, Lothar H. E. Hoppe, Günter

31 72 29 72 6 72

Ibert, Markus

24

Jackson, Fred

13 72 16 20 74 6

Jautz, Ulrich Joehle, Andreas Jopen, Christoph Junghans, Marc Junker, Heinz

Kämpfer, Ulf

Kandziora, Bertram Kanzinger, Bernd Kaufmann, Gerhard Killisch-Horn, Thorsten von Klausmann, Arnold Klöber, Margarete Koch, Hans-Eberhard

12 28 72 25 46 31 52 6

Koch, Roland Köninger, Marco Kopp, Hans-Peter Kraus, Thomas Kries, Mateo Kunschert, Susanne Kunze, Matthias Kurz, Dieter Kurz, Peter

10 72 20 72 52 18 24 72 12

Lehmann, Heidi

14 29 16 72 23 52 72

Leibinger, Peter Leistner, Hermann Lingg, Georg Lingner, Stefan Link, Werner Litschel, Martin

Mack, Roland

Mai, Norbert Manias, Harald E. Manz, Carsten Martin, Herbert Martini, Alfred Meyke, Ralf

20 20 10 72 22, 72 72 22

IN DIESEM HEFT 14 Nothelfer

17 20

A&E

13 23 46 16 26 18 11

4A Architekten Acrobat ADS-Tec Aesculap Airbus Alcatel Lucent Aliseo Alliance Healthcare Deutschland Alpha, Wittenstein Aluminiumwerke Wutöschingen Aloft Alstom Arbeitsgemeinschaft Planungsteam Badplanung Bad Boll Architektenkammer Baden-Württemberg Architekten Mühlich, Fink & Partner Architekt Frey ASP Axel Springer Verlags Azur Space

17/2014

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72 72 12 14 72 20 46 6 15 26 22 26

Badenova

46 Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband 38 Badeparadies Hochschwarzwald 20 Bader 25 Bartec 18 Baugenossenschaft Lahr 14 Behr 6 Berchtold 17 BGV 46 Bilfinger 10, 23 BNN 22 Boss 33 Bouwfonds 15 Boysen 64 Brabant Alucast Germany 30 Brain Connection 63 Bundesverbands Digitale Wirtschaft 23 Bürgschaftsbank Baden-Württemberg 72

Carl. Fried. Müller AG

72 72 72

Doll

7 63

Carl Zeiss AG COR&FJA Dymatrix

ECE

14 33 19 72 72 33 20

Fenaco

24 72 11

Einhorn Elsner Endress+Hauser Engelhorn Eterna Europa-Park Fiducia AG Flaig Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme Freshtex Freudenberg Fritz & Macziol Fuchs Petrolub Funke Mediengruppe

Gagfah

Gelita Generali Getrag Girsberger Grub Brugger Gütermann

Haas Cook Zemmrich Hartmann

46 72 6 18 72 22

14 13 26 6 52 7, 70 13 46 16

Haufe 14 Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe52 Heckler & Koch 72 Heco 31 Heilbronner Falken 72 Hellmann 24 Herzzentrum Lahr 17 Hex vom Dasenstein 72 HSH Nordbank 14 HTWG 72 Hukla 11

IDS Imtech Ingenieurbüro Hellmann Inter Intersky Interstuhl

18 18 26 15 26 52

Jetter Landschaftsbau

20

K+E

31 10 8 72 22 29 17

Kampa Ketterer Klambt Klambt-Verlag Klein Technical Solutions Klinikum Friedrichshafen


81

Mucha, Martin Müller, Georg Müller, Reinhold Müller, Wolfgang

7, 30 12 72 24

Nagel, Steffen Nawrath, Axel

72 43

Obert, Michael

46

Pedrazzetti, Antonietta

72 72 29 18 31 14

Pelz, Thomas Piller, Thomas Pilz, Thomas Plücker, Volker Poul, Andrea

Rapp, Daniel

Rauscher-Doll, Brunhilde Riegraf, Thomas Rose, Kai Rose, Lars Joachim Roßwog, Gerhard Ruesch, Willi

46 7 72 22 22 72 72

Klöber Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen Kreissparkasse Tuttlingen Kroll

52

Laukhuff L-Bank LBBW Liebherr Lingner Logistics Lufft

11 43 29 72 23 25 30

42 72 30

Mage Solar 6 Mahle 6 Manor 23 Mapal 30 Marc Cain 33 Markant 24 Marketing-Club Karlsruhe 63 Matthäus Schmid Bauunternehmen 6 Mayer-Kuvert 72 Mayer-Network 72 Mediclin 16-17 Mercurius 14 Micronas 72 Micropelt 19 Milaneo 14

Sauter, Erich

Schäuble, Gunther Schelling, Helmut Schimpf, Bernd Schleich, Thorsten Schlenk, Martin Schlotterer, Helmut Schmalz, Kurt Schnoklake, Christina Schöllkopf, Rainer Scholpp, Alfred Scholpp, Martin Scholz, Franz Schubert, Gerhard Schulz, Nicole Schulz, Sven Schwarz, Stefanie Schwarz, Thomas Sefranek, Alfred Selinger, Sylvia Senghas, Andreas Siedle, Horst Sinemus, Sebastian Sommer, Stefan

72 74 72 72 13 72 33 46 24 72 25 25 42 28 72 6 72 72 33 23 72 31 15 6

Spinner, Alexander Stockschläder, Ulrich Strobl, Gerhard Sülzle, Heinrich

72 72 26 29

Thomas, Peter

Trendle, Holger

15 10

Utz, Walter

10

Volk, Manfred

46

Wäger, Daniel

72 46 17 72 33 11 42 72 20 72

Zielke, Rolf

Zwicky, Peter

72 13

MSG Systems Mustang MVV

72 33 12

Sedus Stoll Seidensticker SH+E Sick Siedle Siemens Sisma SI Solarmodule Solar-Consulting Solar-Fabrik Spedition Kunze Stadtwerke Kiel Stadtwerke Konstanz Stihl Storopack Stratec Straub Verpackungen Straumann Strenesse Stryker Süd Beteiligungen Sülzle Sunways

52 33 29 30 31 46 29 46 23 72 24 12 72 28 25 16 72 16 72 17 29 29 13

TAS

20 72 25 6 10 14

Net Allied Systems Oberschwabenklinik

6

Odewald & Compagnie Olymp

17 25 33

Philips Piller Platz-Haus 21 PWO

18 29 10 6

Reckitt Benckiser

12 23 29 18

Re-Lounge Rena Renate Pilz Rhode Kellermann Wawrowsky Rovo

Schäuble & Söhne Schmalz Scholpp Schubert Schuler Schulz Group Schweizer

14 52 74 46 25 28 8 6 18

Wehrle, Klaus Weindel, Johannes Werner, Kuno Wetzels, Guido Windelen, Markus Wittmacher, Burkhard Wulf, Alf Henryk Wund, Josef Würth, Wolfram

Teaming IT Transalkim Trelleborg-Vibracoustic Trendle Treubau AG

FIRMENPORTR ÄTS Die hier genannten Unternehmen präsentieren sich in diesem Magazin mit einem Firmenporträt, das jeweils auf den Seiten als Anzeige gekennzeichnet ist. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Inserenten.

Character Baden-Baden

56/57

Trumpf Trurnit Gruppe

29 23

Umicore

12 15 10

VBH

72 72 52 44 46 29

Unicorn Uzin Utz

Vector Vitra Volksbank Donau-Neckar Vollack VR Equity

Wandres

Wasserkraft Volk Weber Weidenhammer Winkels Witzenmann Würth

ZEAG

Zehnder ZF ZG Raiffeisen Ziemann

29 46, 72 31 24 25 6 23-24 12 10 6 24 15

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Letzte Worte

„Wegen meiner freundlichen Art bin ich immer wieder unterschätzt worden – auch von erfahrenen Managern …“ Volker Grub Der Insolvenzverwalter hat eine ungemein gewinnende Art. Insbesondere in Verhandlungen zu Übernahmen von Unternehmensteilen und bei ähnlichen Gelegenheiten kommt Grub das entgegen. Dabei ist der 76-Jährige beileibe keiner, der mangelndes Wissen mit einem Lächeln überspielt. Ganz im Gegenteil.

„Da bekommt der Begriff der Kontaktlinse eine ganz neue Bedeutung! “ Enno Däneke Der Partner der Future Management Group über die möglichen Pläne von Google, ein Display in Kontaktlinsen zu integrieren – um damit in Echtzeit Daten von Passanten dem Träger auf die Linse zu projizieren

„Das papierlose Büro ist so realistisch wie das papierlose Klo.“ Stefan Eilert Der Geschäftsführer der KDS Südniedersachsen bei der Portal Visions über die Grenzen der technischen Möglichkeiten

„Wir haben die Mitgliederliste bewusst bereinigt. Vor allem bei denen, für die wir die Dividende an eine Direktbank überweisen mussten.“ Jürgen Findeklee Der Vorstandschef der Volksbank Donau-Neckar hat im vergangenen Jahr alle Mitglieder getilgt, die nur die sechs Prozent Dividende kassieren wollten

„Die örtlichen Schwimmbäder haben dienstags und freitags ab 6 Uhr geöffnet. Das kommt meinem Biorhythmus entgegen“ Mark Bezner Der Olymp-Chef war früher Mitglied der deutschen Schwimm-Nationalmannschaft. Heute schwimmt er, um abzuschalten, im Sommer meist daheim, im Winter aber stets in den Hallenbädern vor Ort – der Heizkosten wegen

„Wir haben im Vorstand gerade ein wichtiges und schönes Hobby: Wir planen eine neue Kantine.“ Hanns-Peter Knaebel Dem Aesculap-Vorstandschef gehen bei der aktuellen Rekord-Investitionsphase am Stammsitz Tuttlingen die Themen nicht aus. Die neue Kantine soll in einen Altbau integriert werden

Das nächste Econo erscheint am 27. Juni 2014

Aktuelle Nachrichten finden Sie auch unter econo.de. Und besuchen Sie uns doch auf Facebook und Twitter! 17/2014

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