Standortporträt Bräunlingen

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Br채unlingen


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Politik • Standort Bräunlingen

Rainer Frei (l.) und Ludwig Kellner: Die Unternehmer kennen ihre Wurzeln. Und pflegen sie

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Foto: Michael Bode


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Erbe Zähringer Das

der

Die Stadt Bräunlingen ist auf den ersten Blick eine Kleinstadt – aber mit beeindruckender Wirtschaftsleistung. Und Sinn für Traditionen

F

ür diese Zeitreise braucht es nur einen Schritt: Eben noch steht man in einem mo­ dernen Empfangsbereich. Dann drückt man die Klinke einer hölzernen Tür hinunter, setzt den Fuß über die Schwelle – und ist schwups in einer anderen Epoche. Der Zeit um 1920 mit gediegenen Möbeln und schweren Teppichen und Aufbruchstimmung. Rainer Frei schmunzelt über den erstaun­ ten Blick des Betrachters. Er kennt die Reaktion längst. Frei ist Geschäftsführer von Frei Lacke, einem der führenden Her­ steller industrieller Beschichtun­ gen mit 400 Mitarbeitern, Kunden weltweit und dem Stammsitz in Bräunlingen-Döggingen. Und das heutige Besprechungszimmer war früher das Wohnzimmer seines Großvaters Emil Frei, dem Firmen­ gründer. „Wir haben hier bewusst möglichst wenig verändert“, be­ tont der Enkel. Dass damit das Erbe des Unternehmens klar sicht­ bar gepflegt wird, muss er gar nicht betonen. Man sieht es. Die Szenerie im Besprechungs­ zimmer kann man auf die Gesamt­ stadt übertragen: Die Bräunlinger leben das Erbe der Zähringer. Rund zweihundert Jahre hatte das Fürstengeschlecht ab dem Jahr 1000 im Südwesten das Sagen. Dabei erwiesen sie sich als gewief­ te Strategen und dachten wirt­ schaftlich. Unter anderem Silber­ vorkommen ermöglichten ihnen dabei manche Freiheit. Die Zährin­

ger waren es auch, die quer durch den Schwarzwald Breschen schlu­ gen: So durchs Höllental, die heu­ tige B31. Und die unter ihrem Wappen mit dem roten Adler zahl­ reiche Städte gründeten und Weiler ausbauten, charakteristisch ist bei allen das prägnante Straßenkreuz. Das ist auch in Bräunlingens Altstadt noch gut erkennbar. Über­ haupt ist die historische Innenstadt prächtig, das Stadttor mächtig. Und der Sinn der Bürger für Eigen­ ständigkeit ob der Historie ausge­ prägt. Das lässt sich auch an einem Faktor festmachen: Die Stadt mit knapp 6000 Einwohnern bietet rund 2260 echte Arbeitsplätze. Ein bemerkenswerter Wert. Mindestens ebenso bemerkens­ wert: In Bräunlingen stellt kein Konzern das Gros der Arbeitsplät­ ze, sondern solider Mittelstand. „Im Grund geht unsere ganze Wirt­ schaftsvielfalt auf eine Mühle zu­ rück“, erzählt Bürgermeister Jür­ gen Guse, der gerne im Heimat­ museum Besuchergruppen über die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und produzieren­ dem Gewerbe aufklärt: „Früher waren die Bauern die Auftraggeber für die Dienstleister, heute hat die Industrie diese Rolle.“ Der Anteil von 80 Prozent des produzieren­ den Gewerbes an den Arbeitsplät­ zen in der Stadt schreckt ihn des­ halb nicht: „Ganz im Gegenteil.“ Zurück zur Mühle. Die klappert schon länger am Ufer der Breg, als 1825 die Familie Straub die Stadt­

mühle übernimmt. Zunächst wird Mehl gemahlen, ab 1905 Holzwolle gewonnen und 1925 startet die Wellpappen-Produktion. Seit 187 Jahren ist das Unternehmen in Fa­ milienhand, mit den Cousins Steffen P. Würth und Alexander Würth hat die siebte Generation das Sagen bei Straub Verpackungen. Auch bei Straubs kann man die Zeitreise antreten, auch hier domi­ niert dunkles Holz das Bespre­ chungszimmer und an den Wän­

170 Millionen Quadratmeter Wellpappe stellt Straub Verpackungen her – pro Jahr den hängen die Ahnen. Auch hier kennt man seine Wurzeln. Das hat aber nichts mit Rück­ ständigkeit zu tun. Im Gegenteil. Straub Verpackungen zählt zu den innovativsten Firmen der Branche, hat 2011 die Umsatzmarke von 100 Millionen geknackt und mit 490 Mitarbeitern 170 Millionen Quadratmeter Wellpappe produ­ ziert. „Das ist knapp dreimal die Gemarkung Bräunlingens“, veran­ schaulicht Steffen Würth. Der leidenschaftliche Helikop­ terpilot denkt aber schon weiter. Mit seinem Cousin hat er Wellstar gegründet, ein Unternehmen, das sich auf Versandverpackungen spe­ zialisiert hat und auch den Ver­ sandhändler Amazon beliefert. Aktuell baut Wellstar für 3/2012

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Politik • Standort Bräunlingen

Alexander und Steffen P. Würth führen Straub Verpackungen in der siebten Generation

zwölf Millionen Euro ein neu­ es Werk, natürlich in Bräunlingen. Die Innovationsfähigkeit zieht sich indes quer durch die Unter­ nehmen. Beispiel Küpper­Weisser: Das 1931 gegründete Unterneh­ men zählt heute zu den führenden Zubehöranbietern in Sachen Win­ ter­ und Sommerdienst. 220 Mit­ arbeiter fertigen auf 16 000 Qua­ dratmetern Schneeräumer, Kehrma­ schinen und Salzsprühfahrzeuge – in einem Arbeitsgang befreien die eine Flughafen­Landebahn auf 70 Metern Breite vom Eis. Ein anderes Beispiel: Griwe­ color. Seit 1997 haben sich Franz Wehinger und Jörg Grieshaber auf das Mischen von Beschichtungen und Farben spezialisiert. Und mit „Antidröhn“ einen Volltreffer gelan­ det: In den ICE­Zügen dämpft die graue Masse die Schwingungen, ein angenehmer Effekt für Reisen­

Einwohner davon weiblich davon unter 18 Jahren Geburtenüberschuss Wanderungssaldo ungebundene Kaufkraft Beschäftigung Arbeitsplätze Produz. Gewerbe

5969 3046 1147 10 -117 16 382 Euro

2261 79,9 %

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de. Daneben kommen ihre Spiel­ feldmarkierungsfarben selbst bei der Fußball­WM zum Einsatz. Die Vorteile des Standortes Bräunlingen? Für Ludwig Kellner ist das klar: „Die Fachleute.“ Der

Suche nach Fachkräften und Aus­ zubildenden das Argument. Daneben gibt es noch eine gan­ ze Reihe weiterer Unternehmen wie Dynacast, Hersteller von Prä­ zisions­Kleinteilen, den Druckluft­

Rasenmarkierfarbe, Salzsprüher und Kranaufbauten stammen aus Bräunlingen Geschäftsführer des 1963 gegrün­ deten Betriebs­ und Werkstattein­ richters Bedrunka + Hirth setzt auf eine große Fertigungstiefe und innovative Produkte wie einen elektronischen Werkzeugschrank. „Durch die Bündelung der Ferti­ gung an einem Ort sind wir flexi­ bel“, so Kellner. Ein weiterer Vor­ teil: „Das Unternehmen ist be­ kannt und vernetzt.“ Bei der

Handel/Verkehr Dienstleister Einpendler Auspendler

10,7 % 9,1 % 1498 1523

Steuern Gewerbesteuer 350 Grundsteuer A 350 Grundsteuer B 400 Gewerbesteuereinnahmen 2,3 Mio. (2009)

spezialisten Blitz­Rotary oder Blenkle Fahrzeugbau, vor allem für Kranaufbauten für Lastwagen bekannt. Für Wirtschaftsförderer Jürgen Bertsche und Bürgermeis­ ter Guse ein echtes Pensum, denn beide halten engen Kontakt: „Die Bestandspflege hat oberste Priori­ tät, deshalb hat man ständig das Ohr an den Firmen“, so Bertsche. Dass sich daneben immer wieder

Freie Gewerbeflächen Niederwiesen 0,7 ha Weitere Flächen stehen auf Anfrage zur Verfügung bzw. deren Ausweisung befindet sich in Vorbereitung. Verkehrsinfrastruktur Autobahn A81, 10 Min. Bundesstraßen B27, B31 direkt Bahnhof Ringzug-Haltestelle

Bräunlingen richtet mit den Nachbarstädten Donaueschingen und Hüfingen in diesem Jahr die Heimattage Baden-Württemberg aus. Unter dem Motto „Donau – Ein Fluss verbindet“ sind das ganze Jahr Veranstaltungen vornehmlich an Wochenenden geplant. Für Bräunlingens Bürgermeister Jürgen Guse bieten die Heimattage einen eigenen Reiz: „Wir haben die Chance, uns über die üblichen Veranstaltungen hinaus einem breiten Publikum zu präsentieren.“ Denn der Veranstaltungskalender ist in Bräunlingen gut gefüllt, unter anderem mit dem Straßenmusiksonntag und dem Schwarzwald Marathon, die überregional Anklang finden.

Firmen neu ansiedeln, so wie jüngst Titec, ist für den Wirt­ schaftsförderer ein Glücksgriff. Der Grund für den Erfolg? Bert­ sche: „Verkehrsanbindung und Lebensqualität stimmen.“ Dem stimmt auch Rainer Frei im Wohnzimmer­Besprechungs­ zimmer zu. Deshalb enthält sei­ ne Strategie für 2026, dem Jahr des 100­jährigen Bestehens von Frei Lacke, zwei Kernpunkte: „Der Firmensitz wird Bräunlingen bleiben und das Unternehmen in Familienhand“, erläutert Frei. Das Erbe der Zähringer ist also gesichert. Dirk Werner

www.braeunlingen.de www.heimattage2012.de

in Bräunlingen, DB-Halt in Döggingen Flughafen Stuttgart, Zürich Betreuung Bräunlingen bietet eine komplette Infrastruktur mit Kindergärten, Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Weiterführende Schulen gibt es in Donaueschingen. Daneben verfügt die Stadt über ein Seniorenzentrum. Foto: Straub


59 Fotos: Jigal Fichtner

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Unternehmen

Ludwig Kellner, Geschäftsführer der Bedrunka + Hirth Gerätebau, hat den TSM mitentwickelt

Die Bedrunka + Hirth Gerätebau GmbH zählt zu den führenden Herstellern von Firmeneinrichtungen und manuellen Arbeitsplatzsystemen. Mit rund 80 Mitarbeitern produziert das 1969 gegründete Unternehmen am Stammsitz auf 4600 Quadratmetern mit einer hohen Fertigungstiefe. „So können wir bestens auf Kundenwünsche reagieren“, sagt Geschäftsführer Ludwig Kellner.

Produkte

Zugriff erlaubt! Der Tool Server Modular von Bedrunka + Hirth Gerätebau macht die Verwaltung von Werkzeugen, Akten und Medizin einfach

W

erkzeuge sind wertvoll. Das ist in jedem Unanderem Zugang Teile entnehmen. Dafür wird nur die ternehmen so. „Deshalb sollten die Veranteine passende Schublade freigegeben.“ Wobei Anzahl wortlichen immer genauestens informiert und Größe der Schubladen ebenso wie die Ausstattung sein, wo sich welches Werkzeug gerade befindet“, individuell zusammengestellt werden kann. Bis zu 99 erläutert Ludwig Kellner, Geschäftsführer der BeSchränke können mit einer Software gesteuert werden. drunka + Hirth Gerätebau GmbH. Bislang war das nur So schlicht sich die Technik anhört, sie hat es in schwer möglich. Oder man leistete sich eine mit sich: Der Schließmechanismus benötigt nur wenige Mitarbeitern besetzte Werkzeugausgabe. Der von Kabel. Das macht ihn weniger anfällig für Störungen. Zudem ist auf dem Monitor des Systems jederzeit ein Bedrunka + Hirth entwickelte und produzierte und inzwischen europaweit patentgeschützte Tool Server Reporting über Zeit und Menge der entnommenen Modular (TSM) läuft mit Software der Aldinger KlingsArtikel, ein Abruf des aktuellen Bestandes oder eine Artikelsuche möglich. Ebenso gibt es standardmäßig eisen Technologie und ermöglicht einen schnellen und eine automatische Nachbestellung bei Erreichen des einfachen Überblick ohne großen Aufwand. Mindestbestandes. Der Aufbau des TSM ist schlicht: Im Prinzip hanAngesichts der Möglichdelt es sich dabei um einen keiten ist klar: Nicht nur in Produktionen ist der Werkzeugschrank, dessen TSM ein wertvoller HelSchubladen jeweils mit Magnetbolzenverschlüssen fer. Das zeigt die Kundenversehen sind. Die patenliste von Lufthansa über tierte elektronische SteueDaimler zu vielen weiteren rung verschließt die Schubauch kleineren Betrieben. laden oder gibt sie frei. Ludwig Kellner: „Das SysLudwig Kellner: „Das System eignet sich auch für hochwertige Materialien, tem registriert, was sich in welcher Schublade in welSchmuck oder den Einsatz cher Anzahl befindet. Auim Gesundheitswesen.“ Es torisierte Nutzer können sind eben nicht nur Werkper Pincodeeingabe oder Das TSM-System bietet jederzeit den Überblick zeuge wertvoll.

Die Produktpalette von Bedrunka + Hirth bildet die Grundlage des Tool Server Modular: Von Werkbänken über Schubladenschränke oder CNCLagersysteme bis hin zu kompletten Arbeitsplatzsystemen bieten die Bräunlinger die gesamte Bandbreite an Möblierungen und Werkstattbedarf für Produktionen aller Art. Dabei fertigt Bedrunka + Hirth die Einrichtungen natürlich auch kundenindividuell und in verschiedenen Standardfarben.

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Das Tor zum Süd Bräunlingen – Wirtschafts- und


schwarzwald Tourismusstandort mit Tradition und Perspektiven Die Stadt Bräunlingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) mit den Stadtteilen Döggingen, Bruggen, Waldhausen, Unterbränd und Mistelbrunn ist ein bedeutender Gewerbestandort mit Tradition und Zukunft, verkehrsgünstig gelegen in alle Richtungen und bietet preisgünstiges Industrie- und Gewerbegelände. Die Stadt Bräunlingen, staatlich anerkannter Erholungsort mit ca. 40.000 Übernachtungen, hat derzeit rd. 6.000 Einwohner. Bräunlingen ist eine aufstrebende Stadt mit historischem Stadtbild und guter Infrastruktur. Bräunlingen mit einer Gesamtgemarkungsfläche von 62,10 km², von ausgedehnten Waldungen umgeben, der Stadtwald ist rd. 2.500 ha groß, ist bevorzugter Standort vieler Gewerbebetriebe in einem guten Branchenmix (2.300 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze).

Warum Bräunlingen für Sie erste Wahl ist: ■ Lage: Die Stadt Bräunlingen liegt an der Verkehrsachse B31, die von Freiburg nach Ulm führt, und verfügt über eine sehr gute Anbindung an das überörtliche Straßennetz. In Donaueschingen (4 km) gibt es den Anschluss an die Autobahn A 81 Stuttgart – Singen. Per Bahn ist Bräunlingen vom DB- und IC-Bahnhof Donaueschingen und außerdem mit dem regionalen Ringzug im Stundentakt erreichbar. ■ Infrastruktur: Mit rund 6.000 Einwohnern weist Bräunlingen eine gute Infrastruktur mit Kindergärten und Schulen auf. Weiterführende Schulen (Realschule, Gymnasium, berufliche Schulen) befinden sich in Donaueschingen (4 km). ■ Unbürokratische Verwaltung: Existenzgründern und Unternehmern bietet die Stadt Bräunlingen einen Rundum-Service. Ihr persönlicher Ansprechpartner im Rathaus bespricht mit Ihnen Ihr Vorhaben und steht Ihnen in allen Fragen zur Seite und übernimmt auch die „Lotsenfunktion“ mit anderen Behörden. ■ Hohe Lebensqualität: Die Stadt Bräunlingen liegt landschaftlich reizvoll im Schwarzwald-Baar-Kreis und hat eine aktive und engagierte Bürgerschaft mit einem regen Vereins- und gesellschaftlichen Leben. Rund 90 Vereine in der Gesamtstadt bieten nahezu alle Freizeitaktivitäten. Viele Veranstaltungen sorgen für Abwechslung im Jahresverlauf. Im Frühjahr die alemannische Fasnacht, im Sommer der Straßenmusiksonntag (alle 2 Jahre – aktuell im Jahr 2012) und im Oktober der Schwarzwald-Marathon und die Bräunlinger Kilbig, das Herbst- und Volksfest der Baar. Und in diesem Jahr ist Bräunlingen zusammen mit den Nachbarstädten Donaueschingen und Hüfingen Ausrichter der Heimattage Baden-Württemberg.

Kontakt

Ihr Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung: Bürgermeister Jürgen Guse Tel: 0771 603-131 Fax: 0771 603-169 Juergen.Guse@braeunlingen.de ■ www.braeunlingen.de


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Politik • Standort Bräunlingen

„Wir alle profitieren“ Bräunlingens Bürgermeister Jürgen Guse über die Kooperationen im Städtedreieck, die wirtschaftliche Stärke als Erbe einer Inselsituation und eine Briefaktion für Weggezogene

D

ie Zähringer als ehe­ma­ lige Herren der Stadt wa­ ren ein geschäftstüchtiges Adelsgeschlecht. Wie viel steckt als Erbe in den Bräunlingern? ➤ Jürgen Guse: (lacht) Die Zeit der Zähringer und der Zugehörig­ keit zu Vorderösterreich hat natür­ lich geprägt, zumal sich die Stadt in einer Inselposition umgeben vom Gebiet der Fürsten zu Fürstenberg befand. Die Bräunlinger waren kei­ ne Leibeigenen und hatten die hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Das hat die Ein­wohner stark gemacht! Stark ist heute auch der Bran­ chenmix der Unternehmen. ➤ Guse: Das stimmt, gerade wenn man bedenkt, dass die Keimzelle der Industrialisierung eine Mühle der heutigen Straub Verpackungen war. Die Stärke unserer Wirtschaft wird an zwei Zahlen deutlich: 2011 hat­ ten wir die Rekordsumme von 3,6

Millionen Euro an Gewerbesteuer­ ein­nahmen, zudem haben wir bei 6000 Einwohnern 2300 sozialversi­ cherungspflichtige Arbeitsplätze. Und das Ein- und AuspendlerSaldo ist fast ausgeglichen. Das spricht für den Standort. ➤ Guse: Wir haben für die Bevöl­ kerung einen Dreiklang erreicht: Wir bieten attraktive Arbeitsplätze, man kann bei uns gut wohnen und wir haben ein breites kulturel­ les und gesellschaftliches Angebot mit allein 90 Vereinen und nam­ haften Aktivitäten. Aber Bräunlingen ist keine Insel mehr. Welchen Stellenwert hat die kommunale Kooperation? ➤ Guse: Einen hohen! Das Städte­dreieck Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen pflegt seit Jahren einen engen Austausch. Wir arbeiten nicht nur im Gemein­ deverwaltungsverband zusammen,

sondern auch beim Bauhof, der Volkshochschule und haben einen gemeinsamen Umweltberater. Zu­ dem veranstaltet das Städtedreieck in diesem Jahr die Heimattage Baden-Württemberg, ein Novum. Wir haben erkannt, dass aufgrund unserer räumlichen Nähe jeder von den positiven Entwicklungen des Nachbarn profitieren kann. Wie weit kann die Zusammen­ arbeit noch gehen? ➤ Guse: Die Kooperation ist be­ reits jetzt beispielhaft eng. Aber den Bereich Gewerbe wollen wir mit einem interkommunalen Ge­ werbegebiet noch stärken. Wie konkret sind diese Pläne? ➤ Guse: Sehr, allerdings ist die Realisierung wegen eines Vogel­ schutzgebietes schwierig. Aber mit dem 50-Hektar-Gebiet wollen wir im Städtedreieck für große Flächenanfragen gewappnet sein.

Bräunlingen hatte in den vergan­ genen Jahren einen Geburten­ überschuss aus. Das Erbe der Zähringer ist also gesichert? ➤ Guse: (lacht) Das kann man so sehen. Aber ernsthaft: Das ist ­leider nur eine statistische Un­ schärfe. Wir kämpfen wie die meisten anderen Kommunen auch insgesamt mit einem Rückgang der Bevölkerung. Was ist Ihre Strategie? ➤ Guse: Das ist ein schwieriges Feld, weil die Ursachen so unter­ schiedlich sind. Aber mich treibt das Thema um. Deshalb hat die Verwaltung eine Fragebogenaktion gestartet: Wir haben Weggezogene gezielt angeschrieben und erkun­ digen uns nach den Gründen für die Entscheidung. Vielleicht zeich­ net sich für uns ein Handlungsbe­ darf ab, den wir bislang nicht er­ kannt haben. Dirk Werner

Jürgen Guse, 60, ist seit mehr als 25 Jahren Bürgermeister in Bräunlingen. Zuvor war der Familienvater und begeisterte Tennisspieler neun Jahre Bürgermeister einer Gemeinde bei Ulm. Guse ist zudem Vorsitzender des Regionalverbandes SchwarzwaldBaar-Heuberg und Aufsichtsratsvorsitzender der Regionalen Wirtschaftsförderung.

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Foto: Jigal Fichtner


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Politik • Standort Bräunlingen

Ganz schön Bräunlingen steht vor der Energiewende: Schon bald will die Stadt autark sein. Und das im Einklang mit dem Tourismus

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er Höhenzug hat seinen besonderen Reiz. Gleich hinter dem Bräunlinger Teilort Döggingen steigt er an, weitet sich zur Hochfläche in Richtung Waldhausen. Und lockt an Wochenenden die Spaziergänger: Je nach Wetterlage scheinen die Alpen zum Greifen nah. Derzeit tummeln sich aber nicht nur Spaziergänger hier oben auf 850 Metern über dem Meer. Investoren und Gutachter prüfen die Flächen: Bis zu sechs Windenergieanlagen sollen gebaut werden, Nabenhöhe 195 Meter, jede mit

Die Bräunlinger Energiewende ist von langer Hand geplant. Offiziell liegt der Anteil der erneuerbaren Energien derzeit bei 40 Prozent. Der Wert ist allerdings aufgrund der Wirtschaftskraft der Stadt verzerrt. Rechnet man den Sondereffekt raus, ergibt sich ein Anteil von bis zu 80 Prozent regenerativen Stroms im Netz. Guse: „Wenn wir jetzt noch die Windenergieanlagen bekommen, stammt weit mehr als 100 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Quellen.“ Das ist im weiten Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal.

„Für den Kirnbergsee haben wir noch einiges in der Pipeline …“

Bis zu sechs Windenergieanlagen sollen bei Bräunlingen entstehen – ohne Widerstand

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drei Megawatt Leistung. Das Optimum für einen Standort wie diesen. Was an anderen Orten für einen Aufschrei sorgen könnte, trifft auf der Gemarkung von Bräunlingen durchaus auf Wohlwollen. „Die Energiepolitik zählt zu einer unserer USP“, gibt sich Bürgermeister Jürgen Guse selbstbewusst. Und die damit verbundenen Ziele klingen ehrgeizig: „Wir wollen die hundertprozentige Eigenversorgung erreichen.“ Doch die Stadt hat sich die Vorgaben nicht aus dem hohlen Bauch heraus gegeben. Gemeinsam mit der Stadt Hüfingen betreibt man unter dem Namen „EV-Baar“ eigene Stadtwerke – und hat seit Jahren beinahe alle Unternehmen auf der Gemarkung unter Vertrag. Das lässt aufhorchen. Und sorgt regelmäßig für Lerneffekte: „Bei den Verhandlungen braucht man unternehmerisches Geschick. Das ist für eine Verwaltung keine schlechte Eigenschaft“, ist sich der Bürgermeister sicher.

Die Ruhe in Bräunlingen ob der Anlagen ist bemerkenswert. Immerhin ist die Stadt auch ein Tourismusmagnet, 40 000 Übernachtungen sind pro Jahr registriert. Mehrere Bauernhöfe haben sich mit Direktvermarktung auch auf diese Zielgruppe spezialisiert. Platt gesagt könnte man so argumentieren: Dank des ElektrofahrradKonzepts der Stadt profitieren die Gäste am Ende von der alternativen Stromerzeugung. Doch der Grund für das Ausbleiben eines Aufschreis ist vielschichtiger. Einerseits liegt in Döggingen die Hauptattraktion für Touristen nicht auf der Höhe, sondern buchstäblich im Tal: Die Gauchachschlucht ist ein Magnet für Wanderer und ein wichtiger Einstiegspunkt für den Schluchtensteig, der sich durch mehrere Täler im Südschwarzwald schlängelt. Andererseits profitieren die Wasserratten aus nah und fern seit Jahrzehnten von der Stromerzeugung. Der Kirnbergsee ist eines der wichtigsten touristischen Ziele, Foto: Michael Bode


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aufgedreht vornehmlich im Sommer. Bis 1920 gab es hier vor den Toren der Stadt auf 785 Metern Höhe nur eine Senke mit einem kleinen Bach. Dann brauchte die aufstrebende Wirtschaft Bräunlingens Strom und am tiefen Ende der Senke wurde bis 1922 eine Staumauer hochgezogen. Der so entstandene Kirnbergsee hat bis heute am Bräunlinger Strommix neben mehreren Biogasanlagen einen wichtigen Anteil. Und ist das Naherholungsgebiet schlechthin. Angler und Schwimmer kommen auf ihre Kosten, im nahen Ortsteil Unterbränd sind Ferienwohnungen entstanden, direkt am Ufer ein Campingplatz. Und der Kuchen im Café verteidigt seinen guten Ruf. Das ist keine schlechte Symbiose aus Energie und Tourismus.

Doch Bräunlingen will mehr, nicht nur im Energiebereich. Das Fahrradkonzept soll ausgebaut werden, sogar eine Verknüpfung mit dem Schluchtensteig wird überlegt. Und auch das Kleinod Kirnbergsee hat in den Augen der Verwaltung noch Potenzial. Wirtschaftsförderer Jürgen Bertsche: „Hier ist aktuell noch einiges in der Pipeline.“ Mehr verrät er noch nicht, aber eines ist klar: Wenn es klappt, ist nicht nur die Energie ein wichtiges USP von Bräunlingen. Dirk Werner

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