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Karlsruhe
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Politik • Standort Karlsruhe
Pure Energie Rund um den Energiekonzern EnBW hat sich in Karlsruhe ein neuer Cluster gebildet. Die Stadt nutzt das, um sich neu zu positionieren
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chon von außen ist die neue Volksbank Karlsruhe ein echter Hingucker. Der sechsgeschossige Bau der Stuttgarter Architekten Herrmann und Bosch sieht aus wie ein elegantes Raumschiff aus der Zukunft. Glatt und dekorativ schmückt die schwarze Fassade den Bau an der LudwigErhard-Allee. Doch genau so stolz wie auf das Äußere ist man bei der Volksbank auf das, was keiner sieht. Auf das, was unter der Erde sitzt. Dort ragen 35 Sonden in die Tiefe, um den
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28 Millionen Euro teuren Bau mit Erdwärme zu versorgen. An der Fassade hängen 120 großformatige PhotovoltaikElemente, die eine Spitzenleistung von 58 Kilowatt bringen. Die neue Volksbank wird über die Ganzjahresbilanz so zum Nullenergiegebäude. Und ist damit ein ideales Aushängeschild für die Stadt. Karlsruhe, das sich bereits als Automotive-Cluster positioniert hat, arbeitet nun auch das Thema Energie als Stärke heraus. Das ist nicht schwer, mit
dem viertgrößten Energiekonzern des Landes, der EnBW, und der größten deutschen Mineralölraffinerie, der Miro. Diese erzeugt sogar ihre eigene Energie. Die EnBW baut gerade ein neues Kraftwerk in der Stadt. Das Milliardenprojekt bringt nicht nur 900 Megawatt Leistung, sondern auch knapp 300 neue Arbeitsplätze. Davon 200 bei externen Dienstleistern. Doch das Energieforum bringt auch den lokalen Mittelstand in den Fokus, der sich dahinter
zu geballter Stärke aufgestellt hat. Neun Jahre ist es her, dass der Geothermie-Anlagenbauer Hot Rock die Gründung des Energieforums anschob. Erst sechs Jahre später wurde das Forum dann tatsächlich aus der Taufe gehoben, vor allem von der städtischen Wirtschaftsförderung und der Universität Karlsruhe. Dort gibt es einen eigenen Lehrstuhl für Geothermie, der mitverantwortlich dafür ist, dass es allein auf diesem Gebiet überdurchschnitt-
Foto: Jigal Fichtner
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lich viele Unternehmen gibt. Zu den Pionieren gehört Hot Rock. Das Unternehmen feiert demnächst seinen zehnten Geburtstag. Gegründet wurde es von Dr. Horst Kreuter, der heute in den Leitungsgremien gleich mehrerer GeothermieVerbände sitzt und Chef des Beratungsunternehmens GeoThermal Engineering ist. Kreuter ist ein Absolvent der Karlsruher Universität. Auch er kennt das Aushängeschild des Gewerbebaus, die neue Volksbank. „Dabei ist dieses Projekt
eher untypisch für die Stärken Karlsruhes“, sagt Kreuter. Denn hier wurde nur bis nah unter die Oberfläche gebohrt. Eine Technik, die beherrschen muss, wer heute noch ökologisch sinnvoll bauen will. Den Verzicht auf Geothermie kann sich kaum noch ein Bauherr leisten. Die Stadtwerke Karlsrsuhe haben dieses Beispiel mit ihrer Wärmepumpenprämie aufgegriffen und fördern die Schaffung von oberflächennaher Geothermie auch im Wohnungsbau. Die Sonden gehen
in der Regel nicht mal 100 Meter unter die Erde. Im Falle der Volksbank sind es 35. Man kann zwar sagen, dass die Volksbank in Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe Vollack, die den Bau geplant hat, ein Zeichen gesetzt hat. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das aber nicht. Anders sieht es bei der tiefen Geothermie aus, bei der vier Kilometer tief unter die Erde gebohrt wird. Hier ist das Wissen in der Stadt herausragend. Auch ein Grund dafür, warum
der Geothermie-Kongress nun alle zwei Jahre in Karlsruhe stattfindet. „Was die Projekte angeht, hat die Stadt aber noch einiges aufzuholen“, sagt Kreuter. Sein Ingenieurbüro mit sechs Mitarbeitern setzt sein Wissen davon auf der ganzen Welt ein. Projekte in Indonesion und Afrika stehen an der Tagesordnung. Karlsruhe? Fehlanzeige. Auch Hot Rock bohrt auf der Suche nach Wärme bis tief unter die Erde. Allerdings nicht in Karlsruhe, geschweige
Karlsruhe zur blauen Stunde: Blick auf die Fächerstadt vom 256 Meter hohen Turmberg aus
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Politik • Standort Karlsruhe
denn in Baden. Das einst von Kreuter gegründete Unternehmen fokussiert sich vor allem auf die Pfalz. Bei einem Projekt in Ins heim ging es 3600 Meter tief. Mit Erfolg. Das von Hot Rock geplante, ent wickelte und gebaute Kraftwerk wurde jetzt an einen Investor ver kauft. Die nächste Baustelle steht aber schon an. Wieder in der Süd pfalz.
Etwas weiter weg geht Novatec Biosol. Im April hat das Unterneh men ein 30MegawattSolarkraft werk in Spanien in Betrieb genom men. Das Knowhow dafür kommt aus Karlsruhe, wo Novatec Biosol seinen Sitz hat. Der Vorstandschef Martin Selig ist genau wie Kreuter ein Absolvent der Karlsruher Elite Uni, wo er noch als wissenschaft licher Mitarbeiter tätig war, ehe er sich mit einem Ingenieurbüro
selbstständig machte. Vor vier Jahren ging daraus Novatec Biosol hervor. Die Anlage des Unterneh mens werden nicht auf Dächern gebaut, sondern als Felder, maxi mal 1,20 Meter über dem Erdbo den. Noch in diesem Jahr will Novatec Biosol mit dem nächsten Mammutprojekt beginnen: ein 60 MegawattKraftwerk. Wieder in Südspanien. Philipp Peters
IHK Karlsruhe
IHK Karlsruhe Entwicklung der erstmals ausbildenden Betriebe seit 2004
Einwohner 288 917 ... davon weiblich 145 878 ... davon unter 6 Jahre 14 373 ... davon unter18 Jahre 43 301 ... davon Ausländer 44 476 Wanderungsgewinn 2700 Geburtendefizit -97 Haushalte 149 889 Kaufkraft (GfK) 1,66 Mrd. Euro Kaufkraft/Einwohner (GfK) 5809 Euro Kaufkraftkennziffer (Basis 100) 103,7 Flächennutzung Fläche Bebaute Flächen Wald Landwirtschaft Verkehrsflächen Beschäftigung Arbeitsplätze davon… Produz. Gewerbe Dienstleister Handel/Verkehr Öffentliche Verwaltung Baugewerbe Sonstige
Weil Ausbildung die Grundlage für zukünftiges Wachstum ist. Beratung unter Telefon (07 21) 174-201 • www.karlsruhe.ihk.de econo 7 / 2 0 0 9 · 3 . J u l i 2009
151 864 22 181 70 330 37 377 11 924 5257 4795
Beschäftigungsintensivste Branchen Unternehmensnahe Dienstl. 17 000 Gesundheits- und Sozialwesen 16 300 Einzel-/Großhandel 10 900 Großhandel 8200 Datenverarbeitung 7500 Erziehung 6800 Kreditgewerbe 5800 Versicherungsgewerbe 5600 Baugewerbe 5100 Wirtschaftskennzahlen Insolvenzen 2008 Betriebsgründungen 2008
Warum verdoppelte sich die Zahl der erstmals ausbildenden Betriebe seit 2004?
173 km² 27,3 Prozent 26,2 Prozent 21,3 Prozent 12,4 Prozent
52 488
Einpendler 80 150 Auspendler 25 149 Arbeitslose 19 240 (Mai 2009) Arbeitslosenquote 5,1 Prozent (Mai 2009) BIP (2006) 13,4 Mrd. Euro Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B Gewerbesteuer Gewerbesteuerumlage Schulden Schulden/Einwohner
410 370 370 223,2 Mio. Euro. 35 Mio. Euro 314,7 Mio. Euro. 1102 Euro
Verkehrsinfrastruktur Autobahn A5 A5, A8 Bundesstraßen B3, B10, B36 Flughafen Karlsruhe-Söllingen 41 km
79 Fotos: Messe Karlsruhe
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Ideen verbinden In Karlsruhe bewegt sich was: Die Karlsruher Messe- und Kongress-Gesellschaft (KMK) arbeitet an neuen Konzepten und innovativen Veranstaltungen regional, national und international
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ie Karlsruher Messe und Kongress Gesellschaft (KMK) ist gut gerüstet für die Zukunft. Neue Messe und Kon gressthemen an den Standort zu holen, selbst zu entwickeln und gleichzeitig eine Strategie der Internationalisierung zu forcieren, sind für Britta Wirtz, Sprecherin der Geschäftsführung der KMK, und Klaus Hoffmann, Geschäftsführer der KMK, und ihr Team permanente Herausfor derungen. Die KMK setzt auf die Stärken der TechnologieRegion Karlsruhe, die sich durch renommierte Hochschulen und Forschungsein richtungen, innovative Unternehmen sowie eine große Wirtschaftskraft auszeichnet. Um innovative Kongress und Messethemen am Standort Karlsruhe zu etablieren, kooperiert die KMK unter anderem mit Hochschulen, For schungseinrichtungen und branchenspezifischen Verbänden. So ist die KMK Partner des Karlsru her Instituts für Technologie (KIT). Erstes Ergeb nis dieser Zusammenarbeit ist die internationale Magnetismuskonferenz im Juli 2009. Für 2009 und 2010 hat die Karlsruher Messe und KongressGmbH neue Themen auf dem Programm. Im Juni 2009 fand erstmals die EUNIQUE – Europäische Messe mit einer ein zigartigen Auswahl an Angewandter Kunst und Design mit 232 international bekannten Kunst handwerkern und Designern statt. 2010 wird
sie an diesen Erfolg anknüpfen. Als Horizont OUTDOOR konzentriert sich die frühere Reise messe in ihrer neuen Ausrichtung auf Freizeit aktivitäten in der Natur: Nicht mehr das Reise ziel, sondern die Aktivitäten am Urlaubsort und in der Freizeit wie Wandern, Trekking, Nordic Walking, Fahrrad, Caravaning und Camping sowie Angeln stehen im Mittelpunkt der Messe. Zudem findet im Januar 2010 erstmals das Echt dampf Hallentreffen und die Faszination Motor rad sowie im März 2010 die Faszination Modell bau in Karlsruhe statt. Parallel zur WTTExpo – Fachmesse für indus trielle Wärme und Kältetechnik – wird es im
Aushängeschild: Kunstmesse art KARLSRUHE
April 2010 zwei weitere Fachmessen zu den Themen „Wärmetechnik und Energietechnolo gien“ geben: die AGFWFachmesse Wärmetech nik, größte und umfassendste Kommunikations plattform der öffentlichen Wärme und Heiz kraftwirtschaft in Europa, und die ENKON dezentral, zuvor in Nürnberg beheimatet und Plattform für die dezentrale Energiewirtschaft. Mit den drei Messen findet 2010 die größte Fachmesse für Energieeffizienz Europas statt, die die gesamte Bandbreite des Leistungsspektrums der EnergieeffizienzBranchen bietet. Neben den neuen Messethemen setzt die KMK aber auch auf die Klassiker am Standort. Jüngst wurde mit der Hinte Messe GmbH ein langfristiger Vertrag für die Messen Offerta, In venta und Giardina geschlossen. Um die KMK international besser zu positio nieren, werden die Vertriebsnetzwerke im Aus land, in Europa, aber auch in den Zukunftsmärk ten Asiens kontinuierlich ausgebaut. Auf dem internationalen Parkett konnte die KMK bereits einige große Erfolge wie die art KARLSRUHE, die ITTrans – Internationale Konferenz und Fachmesse für ITLösungen im Öffentlichen Per sonenverkehr und die RESALE – die Weltleit messe für gebrauchte Maschinen und Anlagen, gemeinsam mit der Firma Hess, verbuchen. Nur einige Beispiele, denen weitere folgen werden. 7/2009
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Politik • Standort Karlsruhe
Wir haben dasselbe im Blick wie Sie: Die Zukunft Ihres Unternehmens
Karlsruhes Kontor Wo einst Senf und Ketchup in Strömen flossen, Familienunternehmen halten unsere Wirtschaft in Bewegung. Sie schaffen Werte für Generationen. Doch ihr Alltag ist alles andere als ein Kinderspiel. Denn fast nebenbei müssen sie komplexe steuerliche und betriebswirtschaftliche Fragen lösen, wichtige strategische Entscheidungen treffen und besser früher als später auch die Nachfolge regeln. Gut dass es für all diese Themen einen zuverlässigen Ansprechpartner gibt: uns. Übrigens: Mit bundesweit 27 Niederlassungen finden Sie unsere Expertenteams immer in Ihrer Nähe. Zum Beispiel in Karlsruhe. Kontakt PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Blücherstraße 17 76185 Karlsruhe Reiner Schweizer Tel.: +49 721 84002-137 reiner.schweizer@de.pwc.com
www.pwc.de © 2009. PricewaterhouseCoopers bezeichnet die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die anderen selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsfirmen der PricewaterhouseCoopers International Limited.
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haben sich nun Konzerne und Mittelständler im Hafen-Kontor Karlsruhe niedergelassen
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ine Werbeagentur mit Gleis anschluss, Blick auf den Hafen und einem Dutzend Haufen Schrott im Hof. „Das gibt es doch nur noch in Düsseldorf oder Köln“, sagt KaiUwe Marsch ner und grinst. „Und natürlich in Karlsruhe.“ Der Geschäftsführer der Karlsruher Werbeagentur Marschner und Kühn (25 Mitar beiter) hat von seinem Büro im HafenKontor Karlsruhe einen un verstellten Blick auf das Lager sei nes Nachbarn, dem Metallverar beiter Eisenlegierung. In dessen Hof warten – fein säuberlich zu mehreren gleich großen Haufen drapiert – Stahl, Aluminium und Eisen auf ihre Weiterverarbeitung. Die Laune lässt sich Marschner davon nicht verderben. Schließlich guckt er von da oben auf den kom pletten Rheinhafen „Das ist genau die Atmosphäre, die wir brauchen. Traumhaft.“ Seine Agentur arbei tet fast ausschließlich für Kunden
aus der Automobil oder Bauindus trie, Maschinen und Anlagenbau er sowie Elektrotechniker. „Das passt“, sagt Marschner. Das HafenKontor umweht ein eigenes Flair. Früher hat hier der Schweizer Lebensmittelgigant Nestlé Ketchup und Senf der Mar ke Thomy produziert und abge füllt. Zuvor wurde hier der wohl bekannte „Kathreiner“Malzkaffee produziert und verpackt. Ein Ge lände mit Geschichte. Trotzdem stand es vor der Jahrtausendwen de kurz vor dem Aus. 1999 kündigt Nestlé die Schlie ßung des Standorts Karlsruhe an. Die Produktion wird zwei Jahre später eingestellt, 220 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Das imposante Areal steht vor einer ungewissen Zukunft, die Wirt schaftsförderung der Stadt bemüht sich um einen Nachfolger – ver geblich. Schließlich kauft die Karls ruher Versorgungs, Verkehrs und Foto: Jigal Fichtner
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Rund zehn Millionen Euro wurden in den Umbau des HafenKontors Karlsruhe investiert
Hafen GmbH (KVVH) das Gelände, auch um die „unliebsame Nut zung“ zu verhindern, wie es Wirt schaftsbürgermeisterin Margret Mergen heute formuliert. Mit einem Beispiel kann Mieter Marschner aufwarten: „Im Trep penhaus liegt manchmal ein laten ter Pferdegeruch“, erzählt er. „Wir haben nachgeforscht und heraus gefunden, dass das Kontor vor ei nigen Jahren von einem Zirkus genutzt wurde. Der hat im Erdge
schoss seine Elefanten unterge bracht und die haben sich immer an den Säulen gerieben.“ Voll sa niert und renoviert ist das Gebäu de zwar – der Geruch wird wohl dennoch eine Weile bleiben. Zehn Millionen Euro hat die KVVH seit der Übernahme hier investiert, die alte Mälzerei und angrenzende Gebäude wurden nach dem NestléAus für das Lager von Eisenlegierung abgerissen, der Rest für die Mieter umgebaut.
Dort wo einst das Ketchup in Strömen floss, tummelt sich heute ein bunter Haufen von Unterneh men. Der britische Logistikkon zern Wincanton (weltweit 30 000 Mitarbeiter, Umsatz von drei Mil liarden Euro) betreibt hier ein Containerterminal. Marschners mittelständische Nachbarn sind ein Medizintechniker, ein Rechts anwalt (Webseite: rechtundhafen. de) und die SoftwareSchmiede Albatros, die Programme rund um
die Sportart Golf entwickelt. Im Erdgeschoss schließlich hat sich der Sanitärspezialist Storch und Beller eingemietet. Allerdings be treibt der dort nur ein Lager. „Ei gentlich hatten wir das Ziel, Me dienunternehmen hierher zu lo cken“, erzählt Marschner. Hat zwar nicht geklappt, den schönen Blick auf den Hafen hat er in seiner Branche dafür exklusiv – den auf die Haufen voller Schrott aber auch. Robert Schwarz
IHK Karlsruhe
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Politik • Standort Karlsruhe
Innovationsberater: Tech-solute-Geschäftsführer Dr. Dirk Schweinberger
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Foto: Jigal Fichtner
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Die nächste Generation Laut Hightech-Gründerfonds gibt es einen echten Start-up-Boom. Das Existenzgründerzentrum in Baden-Württemberg heißt Karlsruhe
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ährend viele Konzerne und Mittelständler ums Überleben kämpfen, ist die Gründerszene in Deutschland so vital wie lange nicht. Beim HightechGründerfonds Family Day sprach Dr. Michael Brand kamp, Geschäftsführer des Fonds, jüngst von einer „positiven Wachs tumsbilanz auch für 2009“. 192 Beteiligungen an StartupUnter nehmen hat der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsge sellschaften (BVK) bereits im ver gangenen Jahr registriert. 2007 waren es gerade einmal 128. Die Region mit der höchsten Existenz gründerquote in BadenWürttem berg: Karlsruhe. Tech-solute. 13 Ingenieure verschiedener Fachrichtungen bil den das Team des Karlsruher En gineeringDienstleisters (Jahresum satz: rund eine Million Euro). Gemeinsam mit Netzwerkpart
nern entwickeln die Innovations Spezialisten neue Produkte und Ideen, vor allem für Unternehmen in den Branchen Maschinenbau, Medizintechnik und Automotive. Geschäftsführer Dr. Dirk Schwein berger: „Die Innovationsfähigkeit vieler Unternehmen wird durch
Reduzierung von Produktkosten und Ideen für neue Features, die bestehende Produkte attraktiver machen, sind Ergebnisse der krea tiven Arbeit bei Techsolute. Doch das Unternehmen ist mehr als eine reine Ideenschmie de. „Nach der Kreativphase setzt
Zeitmangel und festgefahrene Denkschienen bremsen Innovation Zeitmangel und festgefahrene Denkschienen der Mitarbeiter ge bremst.“ Die Ingenieure von Tech solute helfen den Unternehmen beim Blick über die eigene Schreib tischkante. Sie machen Unternehmen neben technischen Alternativen auch auf neue Technologien und Märkte aufmerksam. Auch die
Techsolute die neuen Ideen in der eigenen Konstruktions und Proto typenabteilung bis zur Serienreife um“, erklärt Schweinberger. Der Geschäftsführer weiß: Erst dann entsteht ein echter Mehrwert für den Kunden. „Unser Ziel ist es, die Kunden von Techsolute über den komplet ten Produktentstehungsprozess in
sämtlichen Teilbereichen zu unter stützen“, erklärt Schweinberger. Der Vorteil: Auf diese Weise profi tiert der Kunde von der ganzheit lichen Sicht der Experten auf den Prozess – und Techsolute von der ganzen kreativen Wertschöpfungs kette, vom Prototypenbau bis zur Umsetzung in Serie. Vorausset zung dafür ist laut Schweinberger „großes eigenes Knowhow, aber auch ein gutes Netzwerk und star ke Partner“. Die findet das Unternehmen auch an den Hochschulen. Zusam men mit zwei Instituten entwi ckelt Techsolute derzeit eine Me thode zur Analyse und Reduzie rung des Kopierrisikos technischer Produkte. Eine Idee, die vor dem Hintergrund immer dreister wer dender Produktpiraten aus Fernost für viele Unternehmen interessant sein könnte. „Wir erwarten, dass die Methode etwa Mitte des
IHK Karlsruhe
„Runder Tisch“ Erfolgsbilanz:
2001 gegründet
2.585 Arbeitsplätze gerettet
272 Unternehmen gerettet
72 % Erfolgsquote
Wir beraten Sie gerne. Telefon (07 21) 174-138 • www.karlsruhe.ihk.de 7/2009
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Standort Karlsruhe • Politik
Jahres einsatzbereit ist“, so Dirk Schweinberger. Die Geschäftsidee des Startup Unternehmens kommt an, nicht nur bei den Kunden. Vor zwei Jah ren wurden die Geschäftsführer, Dirk Schweinberger und Dr. Mar cus Saak, im Rahmen der Cyber championsInitiative mit dem Sonderpreis des Wirtschafts ministeriums BadenWürttemberg ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt Techsolute den Innovati onspreis der Technologiefabrik Karlsruhe. Brand Maker. Mirko Holzer hat Ideen. Bereits vor dem Infor matikStudium beschäftigte sich der Geschäftsführer von Brand Maker mit der Entwicklung von Individualsoftware. Während des Studiums sammelte Holzer dann Erfahrung bei der Gründung der Startups BySy Productions und Nachtausgabe.de. Mit Brand Maker ist dem kreativen Kopf jetzt der Durchbruch gelungen. Die Karlsruher Softwareschmiede (rund 145 Mitarbeiter) ist einer der führenden Softwareanbieter im Bereich Marketing Prozess Op timierung (MPO). Als Software lösung mit „besonderem Nutzen für mittelständische Unternehmen“ gewann Brand Maker dieses Jahr den InnovationspreisIT der Initia tive Mittelstand in der Kategorie „On Demand“. „Brand Maker ist eine zentrale, webbasierte Marketing und Me dienmanagementSoftware“, er klärt Yasemin Salur. Module für Strategie, Controlling, Budgetie rung, Umsetzung und Verwaltung erleichtern Unternehmen die Ent wicklung, Umsetzung und Kont
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Entwickelt, was Spediteure bewegt: Geocept-Geschäftsführer Michael Ring
rolle von Marketingmaßnahmen. „Dank des modularen Aufbaus ist Brand Maker sowohl für kleinere Unternehmen, als auch für Kon zerne interessant“, sagt Salur. Zu den namhaften Kunden des Unter nehmens gehören Commerzbank, Opel, EnBW und die Wirtschafts prüfer von Ernst & Young. Geocept. Die Entscheidung fiel vor drei Jahren. Michael Ring, da mals Produktmanager beim Logis tikDienstleister Map & Guide, wollte mehr. Er kannte die Stärken der Map & GuideProdukte. Und er wusste, was Speditionen und Kurierdiensten fehlt: Eine Soft ware, die einzelne Features wie Disposition, Routenplanung und mobile Navigation integriert. Mit ehemaligen Kollegen gründete er Geocept und entwickelte eine
Schnittstelle zwischen Zentrale und Fahrzeugen. Mithilfe der von Geocept erdachten Ergänzungs software ist die Zentrale nicht nur laufend über die Position der Fahr zeuge informiert. Auch umgekehrt stimmt die Kommunikation: Auf
träge werden über einen Server automatisch an die mobilen Navi gationsgeräte in den Fahrzeugen übermittelt. Das optimiert den Arbeitsablauf und senkt Kosten. Dass Ring mit seiner Idee den Bedarf der TransportUnter
Der Hightech Gründerfonds (HGTF) ist das umfangreichste staatlich initiierte Förderprogramm für Unternehmer, die eine Technologiefirma gründen wollen. Er ist mit einem Finanzierungsvolumen von 272 Millionen Euro ausgestattet, aus dem Startup-Unternehmen bis zu 500 000 Euro Anschubfinanzierung erhal-
ten. Da die Auswahlkriterien denen privater Investoren entsprechen, ist ein Engagement des Fonds auch ein Gütesiegel für Geschäftskonzept und Management. Der HGTF unterstützt vor allem junge Unternehmen aus den Branchen Internet und Softwareentwicklung, Medizintechnik und Biotechnologie.
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IHK Karlsruhe
Existenzgründung in der Wirtschaftskrise? „Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für die Besten“. IHK-Präsident Bernd Bechtold
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Plötzlich ist es da: das gute Gefühl. Die Gewissheit, dass man sich versteht und gegenseitig inspiriert. In einer Partnerschaft für das ganze Markenleben. www.intuitive-agenturauswahl.de
Standort Karlsruhe • Politik
nehmer getroffen hat, be weist der schnelle Erfolg: „Wäh rend der weltgrößten Nutzfahr zeugmesse (der IAA in Hannover) im September 2008 haben wir bereits ein Auftragsvolumen von deutlich mehr als einer Million Euro angebahnt“, so der Geschäfts führer. Da war die Entwicklung des neuen Produktes gerade erst abgeschlossen. KTC – Karlsruhe Technology Consulting. Peter Steffek und Horst Wenske sind schon ein Stück weiter als die Kollegen in der Tech nologiefabrik. Mehr als 20 Mitar beiter beschäftigt das Beratungsun ternehmen, das überwiegend bei Unternehmen aus Branchen wie Energiewirtschaft, Logistik, IT, Maschinenbau oder der Bauindus trie Geschäftsprozesse analysiert, integriert und diese anschließend optimiert. Es ist heiß in Steffeks Büro, der Karlsruher Sommer drückt durch die geöffneten Fenster im Techno logieparks Karlsruhe, wo KTC seit Oktober 2008 zu Hause ist. Auch bei mehr als 30 Grad ist Steffek kaum zu stoppen, wenn es um das Konzept geht, das KTC groß ge macht hat. Beinahe atemlos jagt der 38Jährige von Folie zu Folie. „Es geht darum, das Vertrauen der Unternehmen zu gewinnen – und die Prozesse ganzheitlicher zu be trachten, als es viele Consultants tun.“ Hört sich an wie eine Floskel, aber: Steffek weiß, wovon er redet. Dabei hilft auch seine eigene Ver gangenheit – jene von Wenske sowieso. „Ich komme von der be triebswirtschaftlichen Seite, er von der InformatikSeite.“ Vor rund zwei Jahren haben sie KTC ge
Peter Steffek, Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer von KTC in Karlsruhe
gründet. Beide arbeiten damals an der Universität Karlsruhe, Steffek, der Betriebswirt und Wenske, der Informatiker und Physiker, der für die technische Umsetzung zustän dig ist. „Wir haben uns vom ersten Moment an perfekt ergänzt.“ Stef fek ist Wirtschafts und Bauingeni eur. Sechs Jahre lang hat er für den Baukonzern Bilfinger & Berger ge arbeitet, dann die Rückkehr zur Universität Karlsruhe. „Nach sechs Jahren Projektarbeit in einem Kon zern war es an der Zeit, den nächs ten Schritt zu gehen, mich weiter zu entwickeln.“ Der führt ihn zu nächst zu einer Halbtagsstelle an der Hochschule. Nebenher arbei
tet er als selbstständiger Berater – bis dann der Zufall ihn und Wens ke zusammenführt. Ein dreiviertel Jahr planen die beiden am ersten BusinessPlan für KTC, entwerfen erste Konzepte und arbeiten zunächst mit freien Mitarbeiter zusammen. „Wir ver stehen uns als Schnittstelle zwi schen Wissenschaft und Wirt schaft“, so Steffek. Er und Wenske gehen jenen klas sischen Weg, der Existenzgründer in Karlsruhe vorgezeichnet scheint. Nach der Gründung als Gesellschaft bürgerlichen Rechts zieht KTC in die Technologiefabrik. Nur 13 Monate später dann als GmbH der
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nächste Schritt in den Technologie park, des Wachstums wegen. Des halb wurde der Platz in der Techno logiefabrik schlichtweg zu klein. Auf das Erfolgsrezept angespro chen, antwortet Steffek, fast ein bisschen zu bescheiden: „Wir hat ten auch Glück“, er überlegt, dann schränkt er ein: „Von Beginn an hatten wir treue Kunden. Das macht die Sache natürlich viel einfacher.“ So stehen neben den großen Ener gieversorgern auch kleinere Maschi nenbauer auf der Liste. Die Folge: Wenske und Steffek finanzieren das Wachstum bis zum heutigen Tag ohne einen Cent Fremdkapital. Und: Die Zahl von 22 Beschäf tigten könnte auch schneller wachsen, so Steffek. Nur: Die gu ten Leute sind auch in diesen Zei ten rar. Das liegt auch an der ganz eigenen Philosophie, die Steffek und Wenske verfolgen: „Das Con sultingGeschäft ähnelt teilweise einem Haifischbecken. Vor allem bei den großen Gesellschaften. Und einer, der nur auf seinen Vor teil aus ist, würde nicht zu uns passen. Wir sind da eher ein Gold fischteich“, sagt Steffek und lacht. Der Gründer und geschäftsführen de Gesellschafter mag es, in Meta phern zu erzählen. Was er mit dem Vergleich sagen will: „Wir sind hier wie eine Familie.“ Keine Metapher, keine Floskel, Steffek weiß, wovon er spricht. Christoph Lorenz Robert Schwarz www.tech-solute.de www.geocept.de www.k-tc.de
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IHK Karlsruhe
Firmenkrise durch die Wirtschaftskrise? Der „Runde Tisch“ hilft. Ein Beratungsangebot von IHK, HWK und KfW. Wir beraten Sie gerne. Telefon (07 21) 174-138 • www.karlsruhe.ihk.de 7/2009
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Politik • Standort Karlsruhe
Die Stadt der Künste Karlsruhe profiliert sich seit Jahren als wichtigster Kulturstandort in der Region
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eit 1997 sind sie Heimat des Zentrum für Kunst und Me dientechnologie, kurz: ZKM, die Mauern der ehemaligen Waf fen und Munitionsfabrik der In dustriewerke KarlsruheAugsburg, einem der größten denkmalge schützten Industriebauten in Eu ropa. Der Rahmen passt also zur Bedeutung, den sich das ZKM in den 20 Jahren seit Gründung erar beitet hat. Längst sind die Ausstel lungen und Aktionen weit über Karlsruhe hinaus bekannt. Die Be sucherzahlen steigen stetig (2008 waren es rund 220 000) und auch international wächst das Renom mee. So nannte Charles Saumarez Smith, Leiter der Royal Academy,
als seine drei Vorbilder das P.S.1 New York, das Palais de Tokyo in Paris und eben das ZKM. Für Vor stand Peter Weibel der verdiente Lohn jahrelanger Arbeit. Den erntet auch die Kunstmes se Art Karlsruhe Jahr für Jahr. Wäh rend immer mehr Kunstmessen in Deutschland darben, hat sich die Art zum Shooting Star entwickelt. 2009 kamen 40 000 Besucher nach Karlsruhe. Auch die Karlsru her Messe und Kongressgesell schaft (KMK) hat die Anziehungs kraft des Kulturstandorts Karlsruhe erkannt und in diesem Jahr zum ersten Mal die Eunique, Messe für Angewandte Kunst und Design veranstaltet.
Das ZKM in Karlsruhe feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag
Zum Impulsgeber für die regio nale Kunst hat sich die Karlsruher Majolika entwickelt. Dort hat An ton Goll innerhalb weniger Jahre aus einer hoch defizitären Kera
mikmanufaktur ein lebendiges Mekka für Künstler und Besucher gemacht. Kunst und Karlsruhe, nicht nur eine Alliteration, inzwi schen sogar eine Gleichung. rs Foto: ZKM
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