Standortporträt Kuppenheim

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Kuppenheim


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Politik • Standort Kuppenheim/Bischweier

Der MSC Puma Kuppenheim (in gelb-rot) ist deutscher Serienmeister im Motoball

Eine Region gibt Gas Heimlich, still und leise haben sich Kuppenheim und Bischweier zu Wirtschaftsstandorten mit vielen Mittelständlern entwickelt – und sich damit in die erste Liga der Region gespielt

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ie Packung sitzt. Mit 7:3 schickt der MSC Puma Kuppenheim den Konkurrenten MSC Comet Durmersheim auf die Heimreise. Die Motoball-Klatsche für die Nachbarn ist kein Einzelfall. Der MSC spielt seit Jahren in der ersten deutschen Liga ganz vorne mit. Sieben Mal sind die Kuppenheimer seit der Vereinsgründung 1960 Deutscher Meister geworden. Auch in diesem Jahr scheint der Weg zur Meisterschaft nur über die Kuppenheimer zu führen. Ausnahmekönner hat Kuppenheim aber nicht nur im Motoball zu bieten. Die Stadt

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mit ihren 7500 Einwohnern hat gemeinsam mit der Nachbargemeinde Bischweier (3000 Einwohner) längst den wirtschaftlichen Aufstieg in die erste Liga der Region geschafft. Ein paar hundert Meter vom Stadion des MSC entfernt, steht die Werkstatt von Peter Cygal. Der gebürtige Pole betreibt hier mit zehn Mitarbeitern seine kleine Möbelfirma Art Deco Cygal. Der Chef blinzelt aus müden Augen. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen“, sagt er und grinst. Es läuft gut bei Cygal. Seine Art-Deco-Möbel finden auf der ganzen Welt reißenden Absatz. Cygal kommt deshalb viel

herum. Paris, Barcelona, Kuppenheim. So lautet sein Reiseplan an diesem Wochenende. Von flauer Konjunktur spürt das Unternehmen nichts. Eben erst hat Cygal fünf Aufträge ablehnen müssen. Eigentlich hätte er auf der künstlichen Insel „Die Palme“ in Dubai fünf Luxusvillen ausstatten sollen. „Aber ich schaffe das zeitlich einfach nicht mehr“, seufzt er. Wachsen würde er gerne, allein: Er kann es nicht. Denn qualifizierte Handwerker sind rar. Der Aufstieg in die erste Möbelliga beginnt vor acht Jahren. Zuvor hatte Cygal Art-DecoMöbel lediglich repariert und

restauriert. „Es gibt kaum noch Art-Deco-Möbel, also habe ich vor acht Jahren angefangen, sie selbst zu entwerfen und zu bauen. Ein kometenhafter Aufstieg beginnt. Selbst für die GazpromZentrale in Moskau hat er Möbel gebaut. Im vergangenen Jahr stattet er ein komplettes Hotel in der isländischen Hauptstadt Rejkjavik aus. Seit zehn Jahren betreibt er seinen Standort in Kuppenheim. 2008 nimmt er einen rund 800 000 Euro teuren Anbau in Betrieb. „Den Großteil unseres Geschäfts machen wir außerhalb Deutschlands.“ Und so jettet Cygal weiter um den Globus.

Foto: Michael Bode


127 Andere Kuppenheimer hat es noch weiter weg verschlagen. Jonas Kuppenheimer wandert in den 1850er-Jahren in die USA aus und gründet gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard die „Kuppenheimer Mens Clothiers Inc“. Kuppenheimer stirbt 1902, sein Kleiderhandelsimperium wächst hingegen weiter. 1930 existieren in den Staaten rund 130 Filialen. Dann beginnt der Niedergang. 1996 werden 44 der 87 verbliebenen Filialen geschlossen, ein Jahr später 1997 werden die restlichen

Größe Kuppenheims ein MegaProjekt. Das Risiko lohnt sich, mehr als ein Viertel der Bauplätze sind schon verkauft oder reserviert, sagt Bürgermeister Karsten Mußler. Sechseinhalb Millionen Euro hat die Stadt damit eingenommen, im nächsten Jahr strebt Mußler den Break-Even an, dann hat sich das Projekt für die Stadt schon bezahlt gemacht. Ein Blick zum Nachbarn: Das Wahrzeichen Bischweiers steht direkt neben der Bundesstraße B462. Die Schornsteine und Silos

Kuppenheims größter Arbeitgeber Krempel investiert Millionen ins Werk an der Murg von einem Konkurrenten übermommen. Die Marke „Kuppenheimer“ verschwindet. Etwa zur gleichen Zeit beginnt der Aufstieg der Krempel-Gruppe aus Vaihingen an der Enz bei Stuttgart, die einen Standort in Kuppenheim betreibt und hier Werkstoffe herstellt. Inzwischen arbeiten mehr als 150 Menschen für die Schwaben, die den Standort an der Murg permanent ausbauen. 2007 werden 2,5 Millionen Euro ins Werk investiert, zusätzlich eine neue Produktion für Photovoltaikbeschichtungen in Betrieb genommen. 2008 investieren die Vahinger eine Million in ein neues Bürogebäude. Inzwischen ist Krempel der größte Arbeitgeber der Stadt und nach eigenen Angaben der weltweit führende Hersteller von Isolierstoffen für die Elektroindustrie. Um einiges kleiner ist hingegen Scancell. Mit vier Mitarbeitern beliefert Geschäftsführer Michael Hagen Konzerne wie AEG, Bayer, Eaton oder Unilever mit Verpackungsmaterial. Seit 1991 ist Scancell in Kuppenheim zu Hause. Einer seiner Nachbarn ist die Spedition Merkel: Auf mehreren tausend Quadratmetern arbeiten 80 Menschen für den Logistiker. Viele Erfolgsgeschichten für eine Stadt mit etwas mehr als 7500 Einwohnern. Wobei die Zahl vorläufig ist. Die Erschließung des Wohngebiets Pfaffenacker steht kurz bevor. Auf rund neun Hektar Fläche werden rund 200 Bauplätze entstehen. Für eine Stadt der

des Splanplattenwerks von Kronospan ragen in den wolkigen Himmel. Weißer Rauch steht über dem Komplex. Kronospan hat das Werk von Gruber und Weber gekauft, aber es gibt immer wieder Zoff. Bürgerinitiativen klagen über zuviel Lärm und Schmutz in der Luft. Trotzdem hat Kronospan seit 2005 für 50 Millionen Euro erweitert und modernisiert. Noch größer wird das Werk aber auf keinen Fall, versichert Robert Wein im Interview mit Econo (siehe Folgeseite). Bischweier hat das auch gar nicht nötig. Erst vor zwei Jahren gibt das Unternehmen Dambach Lagersysteme bekannt, seinen neuen Standort in Bischweier zu beziehen. Rund 8,5 Millionen Euro investiert Dr. Roland Thumm, Vorsitzender der Geschäftsführung, in die hochmoderne Unternehmenszentrale, in der aktuell rund 170 Menschen arbeiten. Die Ansiedlung ging richtig schnell. 2006 wird das Unternehmen aus der Dambach-Werken ausgegliedert. Binnen vier Wochen ändert Bischweier seinen Bebauungsplan, Anfang August 2007 dann der erste Spatenstich, ein halbes Jahr später zieht die Firma um. Noch spektakulärer ist der Neuzugang, den Weins Kollege Mußler vor einigen Monaten präsentiert: Daimler baut für 70 Millionen Euro das neue Presswerk in Kuppenheim. In einigen Jahren sollen hier 600 Menschen für den Stuttgarter Autobauer arbeiten. Kein Grund, sich auszuruhen. Mußler und Wein arbeiten

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Politik • Standort Kuppenheim/Bischweier

derweil an einem gemeinsamen interkommunalen Gewerbegebiet. „Wir sind kleiner als die Städte im Umland. Da muss man einfach mehr tun als die anderen“, sagt Wein. Die Voraussetzungen sind besser denn je. Nicht zuletzt, weil auch auf einem anderen Gebiet der Aufstieg in die erste Liga gelungen ist: Die Sparkasse Gaggenau/Kuppenheim hat zu Jahresbe-

Kuppenheim Einwohner davon ...weiblich ...jünger als 65 Jahre ...Ausländer Markierungsfläche Kaufkraftkennziffer Beschäftigung Arbeitsplätze Produz. Gewerbe Dienstleister

7603 3873 5994 690 18,1 qkm 137 1402 383 339

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ginn mit den Kollegen aus BadenBaden fusioniert. Das neue Institut ist mit rund 1,8 Milliarden Euro Bilanzsumme und 420 Mitarbeitern die größte Bank im Umland. „Das ist eine ideale Konstellation“, sagt Vorstandschef Eduard J. Freudl. „Die Institute ergänzen sich hervorragend. Daher sind wir mit der Umsetzung der Fusion schon sehr weit.“ Auch für Kup-

Handel/Verkehr Einpendler Auspendler

669 1033 2329

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B

340 300 300

Verkehrsinfrastruktur Autobahn A5, 4 km Bundesstraßen B462, am Ort Flughafen Baden Airpark, 19 km

penheim und Bischweier findet Freudl nur lobende Worte: „Die Standorte haben sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt. Die Unternehmen sind dort sehr gut aufgehoben.“ Es scheint, als hätten sich Unternehmen und Kommunen den MSC Puma zum Beispiel genommen. Wie die Motoballer eilen sie von Sieg zu Sieg. Kuppenheim und

Bischweier haben sich in der ersten Liga eingelebt – und werden wohl noch eine ganze Weile dort bleiben. Robert Schwarz rschwarz@econo.de

Bischweier Einwohner davon ...weiblich ...jünger als 6 Jahre ...jünger als 65 Jahre ...Ausländer Markierungsfläche

Handel/Verkehr Einpendler Auspendler

28 346 1100

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B

340 320 300

Beschäftigung Arbeitsplätze Produz. Gewerbe Dienstleister

3179 1633 171 2598 211 4,6 qkm 411 278 104

www.kuppenheim.de www.bischweier.de

Verkehrsinfrastruktur Autobahn A5, 4 km Bundesstraßen B462, am Ort Flughafen Baden Airpark, 21 km


Kuppenheim/Bischweier • Politik

Karsten Mußler, 42, ist seit 2004 Bürgermeister in Kuppenheim. Davor arbeitete er unter anderem für das regionale Rechenzentrum Heidelberg, die Landesversicherungsanstalt Baden und den Rechnungshof Baden-Württemberg. Mußler ist verheiratet und hat zwei Söhne.

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Robert Wein, 51, ist seit 20 Jahren Bürgermeister von Bischweier. Der gebürtige Baiersbronner hat an der FH für öffentliche Verwaltung in Kehl studiert, ehe er für die Gemeinde Baiersbronn arbeitete. Wein ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Dynamisches Duo Nicht reden, machen. Mit dem Motto, das Karsten Mußler und Robert Wein für ihre Kommunen ausgeben, haben sich Kuppenheim und Bischweier im Konzert der Großen etabliert

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lein, aber mit großen Plänen: Kuppenheim und Bischweier sind wichtige Wirtschaftsstandorte. Im Interview mit Econo sprechen Kuppenheims Bürgermeister Karsten Mußler und sein Bischweierer Kollege Robert Wein über die Zusammenarbeit ihrer Kommunen und Interessenskonflikte zwischen Bürgern und Wirtschaft. Herr Mußler, das Daimler-Presswerk wird in Kuppenheim und nicht in Rastatt gebaut. Wie wichtig ist das für Ihre Stadt? ➤ Karsten Mußler: Im Endausbau rechnen wir mit 600 Arbeitsplätzen. Dazu kommt ein Multiplikatoreffekt: Handwerker aus der Region erhalten Aufträge. Von dieFoto: Jigal Fichtner

ser Ansiedlung wird nicht nur Kuppenheim, sondern die gesamte Region profitieren. Rastatt hat einen Haushaltsstopp verhängt, weil der Daimler-Gewinn und damit Rastatts Gewerbesteuer eingebrochen ist. Gaggenau geht es ähnlich. Fürchten Sie eine Abhängigkeit? ➤ Mußler: Diese Gefahr besteht für Kuppenheim derzeit nicht. Wir haben ein stabiles Gewerbesteueraufkommen, da wir breit aufgestellt sind. Die Palette reicht von der Papierindustrie über ein breit aufgestelltes Handwerk und die Bauindustrie hin zu einem starken Einzelhandel. Wir haben hier keine Monokultur, sondern eine gewachsene Struktur mit vielen

Mittelständlern aus verschiedenen Branchen. Kuppenheim ist einer der wichtigsten Einzelhandelsstandorte in der Region. Woran liegt das? ➤ Mußler: Das ist historisch gewachsen. 1970 ist in KuppenheimOberndorf mit dem EKZ das erste Einkaufszentrum des Murgtals angesiedelt. Daraus ist heute eines der größten Edeka-Center in der Region geworden. Die Historie ist auch der Grund, warum wir in Kuppenheim keinen Kaufkraftabfluss haben, sondern Kaufkraft anziehen. Das zeigt: Die Stadt ist ein sehr attraktiver Standort für den Einzelhandel. Die Erschließung des Wohngebiets Pfaffenacker steht kurz

bevor. Neun Hektar, 200 Bauplätze. Für eine Stadt der Größe Kuppenheim ein gigantisches Projekt ... ➤ Mußler: Es war eine mutige Entscheidung des Gemeinderats, aber sie war richtig. Wir haben schon mehr als 50 Bauplätze und einen Reihenhausbauplatz mit einer Gesamtfläche von 29 000 Quadratmeter verkauft. Die Nachfrage ist enorm. Wir werden in zwei Jahren den Break-Even der Refinanzierung erreicht haben. Kuppenheim und Bischweier liegen zwischen Rastatt und Gaggenau. Wie schwer haben es Ihre Kommunen im Wettbewerb um Unternehmen und neue Einwohner? 4/2009

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130 Anzeige ➤ Mußler: Wir liegen nicht zwischen Gaggenau und Rastatt. Wir sind – sozusagen – der Drehund Angelpunkt dieser Städte. Schon vor Jahrhunderten führte die Hauptmagistrale durch Kuppenheim. Bei uns passt die Mischung aus Infrastruktur und ländlicher Atmosphäre. ➤ Robert Wein: Das stimmt, denn bei aller Bescheidenheit muss man auch mal festhalten: Wir sind gut. Die kleine Größe unserer Gemeinde hat auch Vorteile: Zum Beispiele sind die Kom-

Foto: Jigal Fichtner

Wilfried Ludwigs, Leiter des Steinbeis-Transferzentrum Mittelstand und sein Partner Klaus Manzke (v.l.)

Raus aus der Krise „UnternehmerProjekte“ unterstützen den Mittelstand mit professioneller Beratung

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ntergangsstimmung überall. Aber Depressionen sind keine gute Voraussetzung, um sinnvolle und richtige unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Die „UnternehmerProjekte“ des Steinbeis-Transferzentrums helfen dem Mittelstand dabei. Wilfried Ludwigs, seit fünf Jahren Leiter des Steinbeis-Transferzentrum Mittelstand (STZ) in Bischweier, und sein Partner Klaus Manzke begleiten kleine und mittelständische Unternehmen auch in Zeiten von Absatzkollaps, Kompetenzmangel oder Finanzierungsengpässen. „Uns geht es um die ganzheitliche Betrachtung des Unternehmens. Wir analysieren das gesamte Prozessmanagement, das Umfeld und die Marktposition der Firmen“, erklärt Ludwigs. Erst dann wird klar: Investieren oder abwarten? Konkurrenz verdrängen oder neue Märkte suchen? „Mit unseren Modellen, z.B. einem Benefit Asset Pricing Model, liefern wir Zahlen, die klare Handlungs-

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empfehlungen für Marketing, Produktion oder Vertrieb zulassen“, sagt Manzke. „Das Verhalten in der Krise sollte durchdacht und nicht von purer Emotion geprägt sein“, ergänzt Ludwigs. Das STZ bietet dem Mittelstand Sonderkonditionen: Mit der Förderung durch BAFA oder Steinbeis kostet ein erster Unternehmer Dialog 200, ein Unternehmer Impuls nur 1500 Euro.

Kontakt UnternehmerProjekte Steinbeis-Transferzentrum Mittelstand Ringstraße 2A 76476 Bischweier www.UnternehmerProjekte.de info@STZ-Mittelstand.de Telefon: 0 72 22/94 99 24 Telefax: 0 72 22/94 99 25

steht an erster Stelle. Wir haben den Interessensgegensatz mit Kronospan ausgetragen und gleichzeitig eng mit der Firma zusammengearbeitet. Unsere Devise: Hart, aber fair. Wir haben Kronospan dazu bewogen, die Technik zu erneuern und unabhängige Überwachungssysteme zu installieren. Das ist das Ergebnis von zehn Jahren harter Arbeit. Der Ausbau des Werks ist gerade im Gange. Wird es mit Ihnen als Bürgermeister eine weitere Erweiterung geben?

„Bei aller Bescheidenheit muss man das auch mal festhalten: Wir sind gut“ munikationswege kürzer, das macht uns flexibel. Und das ist gerade bei der Ansiedlung von Unternehmen ein wichtiger Faktor, der für uns spricht. ➤ Mußler: Ebenfalls wichtig: Wir arbeiten eng zusammen. Wenn Kuppenheim für ein Unternehmen keinen geeigneten Standort hat, suchen wir in Bischweier nach etwas Passendem. Wir sind sehr gut vernetzt. In Bischweier gibt es seit Jahren Ärger mit dem Spanplattenwerk von Kronospan. Viele Bürger klagen, es sei zu laut und die Luft zu schlecht. Keine einfache Situation, oder? ➤ Wein: Da ist man als Bürgermeister natürlich in einem Konflikt zwischen Bürger- und Unternehmensinteressen. So ein Thema birgt Sprengstoff. Für mich gilt: Die Lebensqualität in Bischweier

➤ Wein: Nein. Ein Überraschungs-Coup war vor zwei Jahren die Ansiedlung von Dambach Lagersysteme. Wie kam es dazu? ➤ Wein: Bischweier stand damals im Wettbewerb mit sieben weiteren Kommunen, die an der Ansiedlung interessiert waren. Die Entscheidung für uns zeigt: Wir sind ein guter Standort. Wir reden nicht, wir machen. Der andere Dambach-Ableger, Dambach Print & Service, hat sich aber gegen Bischweier entschieden ... ➤ Wein: Das stimmt nicht. Sie wollten und wollen noch immer nach Bischweier. Allein: Die Finanzierung des Neubaus hat nicht geklappt. Die Firma wird wohl deshalb in ein bereits bestehendes Gebäude an einem anderen Standort umziehen. Robert Schwarz


Standort Kuppenheim/Bischweier • Politik

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Bis zu 150 000 Besucher zählt das Kuppenheimer Erlebnisbad Cuppamare jährlich

Paradies im Murgtal Durchs Wasser plantschen, im Unimog durch die Gegend brettern und sich dann via Steinbeis weiterbilden. In Kuppenheim ist das möglich

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m ein Haar hätte Lothar das Aus für eine der Hauptattraktionen Kuppenheims bedeutet. Als der Sturm im Dezember 1999 über der Stadt wütet, zerstört er auch das Dach des Erlebnisbades Cuppamare. Neun Jahre später ist davon nichts mehr zu sehen. Das Bad hat sich in der umkämpften Bäderlandschaft etabliert, 2008 seinen 30. Geburtstag gefeiert und den fünfmillionsten Besucher begrüßt. In diesem Jahr stehen massive Inves-

titionen an. Für rund eine Million Euro wird die Sauna komplett neu gebaut, für 700000 Euro gibt es eine neue Wasserrutsche. Wesentlich lauter als im Cuppamare geht es im Unimog-Museum zu. Zwar betont Museumschefin Christina Palma Diaz, dass das Haus eine Attraktion der Region ist. Das Museum selbst steht aber auf der Gemarkung der Stadt. Mehr als drei Millionen Euro hat der Unimog-Verein vor Jahren in-

vestiert. Noch immer hält der Verein, der weltweit Mitglieder hat, seine Hauptversammlungen im beschaulichen Bischweier ab. Ein anderer Standortfaktor sagt Kuppenheim hingegen Lebewohl. Die Steinbeis-Academy braucht größere Räume, zieht deshalb kommendes Jahr ins SparkassenGebäude nach Gernsbach, dennoch fühlt man sich Kuppenheim verbunden. Schließlich steht hier die Steinbeis-Wiege der Region.

2001 gründet Prof. Dr. Peter Dohm das erste Institut, im April 2002 startet die zweite Studienrichtung, 2005 zieht die Academy innerhalb Kuppenheims um. Dort platzt sie nun aus allen Nähten – und muss die Stadt verlassen. Robert Schwarz www.cuppamare.de www.steinbeis-academy.de

Foto: Jigal Fichtner

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