Standortporträt Titisee-Neustadt

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Politik • Standort Titisee-Neustadt

Badeparadies kurz vor Eröffnung: Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See

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Foto: Badeparadies Schwarzwald TN GmbH


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Winter unter

Palmen

Titisee-Neustadt ist aus einem langen

Winterschlaf erwacht. Dank eines neuen touristischen Highlights und dank Testo

D

etlef Sacker stapft durch den Schnee. Er friert. Denn es ist klirrend kalt an diesem Dezembermorgen, 15 Grad unter null. Hier, gut 800 Meter über dem Meeresspiegel, lichtet sich der Nebel nur langsam. Erst am späten Vormittag ist das trübe Wetter verzogen. Und endlich ist der Blick frei auf das, was Sacker zeigen will. Der Freiburger Architekt ist der Planer hinter dem neuen Symbol der Wirtschaftskraft von TitiseeNeustadt. Damit ist nicht das neue Erlebnisbad gemeint, dass nur wenige hundert Meter Luftlinie weiter gerade eröffnet hat. Sackers Entwurf ist der Neubau des Lenzkircher Messtechnikers Testo, der in Titisee-Neustadt seine Zukunft schafft. In beeindruckender Weise und in imponierender Größe. Läuft alles nach Plan, wird Titisee-Neustadt in zehn Jahren der größte Standort von Testo sein. Ende 2011 ist das erste Gebäude fertig. Dann ziehen Teile der Produktion und der Verwaltung nahe ans Seeufer. Auf mehr als 20 Millionen Euro hat der Testo-Vorstand Lothar Walleser die Kosten beziffert. Dafür finden bis zu 300 Mitarbeiter Unterschlupf. Das ist Phase eins des Projekts. Drei weitere sind in Planung.

Im Vorfeld hatte es geheißen, dass die vier Baustufen im Abstand von drei Jahren entstehen sollen. Zumindest für die zweite Bauphase sei das auch realistisch, so Walleser. Auf das, was in zehn Jahren sein mag, legt er sich nicht fest. Die Wirtschaftskrise hat den Global Player aus Lenzkirch zwar nicht zurückgeworfen, aber gebremst. Testo überstand das Krisenjahr mit stagnierenden Umsatzzahlen. Normalerweise hat das Unternehmen Jahr für Jahr zweistellige Zuwachsraten. Architekt Sacker gibt sich optimistisch. „Ich rechne schon bald mit dem Anruf“, sagt er und lächelt dabei vielsagend. Auch er ist bereit. Testo ist bekannt dafür, bei seinen Bauten nicht auf eine gewöhnliche Lösung zu setzen. Und so bekommt auch der Neubau in Titisee ein ansprechendes und anspruchsvolles Äußeres, das der Architekt als Weltneuheit anpreist. „Die Fassade ist geneigt, gekippt und geschuppt“, sagt Sacker. „So etwas gab es bisher noch nicht.“ Schräge Linien überall bringen Dynamik in die Außenhaut. Und durch die geschuppte Fassade, die aus versetzt angebrachten Schichten unterschiedlichen Materials besteht, verändert das Gebäude sein Gesicht. Kommt man auf der

Bundesstraße darauf zu, sieht es aus, als wäre die Fassade aus Messing. Ist man ein paar Meter weiter gefahren, dominiert das Glas und von der metallischen Verkleidung ist nichts mehr zu sehen. Detlef Sacker ist der Stolz auf seine Kreation anzumerken. Armin Hinterseh sitzt in seinem Amtszimmer. Der Bürgermeister von Titisee-Neustadt ist jetzt seit

Was in Titisee-Neustadt entsteht, weckt den Neid der ganzen Region sieben Jahren im Amt. Im kommenden Jahr will er sich wieder zur Wahl stellen. Seine Chancen dürften nicht schlecht stehen, denn aus dem dahindarbenden Nest im Hochschwarzwald hat er eine prosperierende Adresse gemacht, auf die die Region neidisch blickt. „Die öffentliche Wahrnehmung von Titisee-Neustadt war lange Zeit: Da geht es bergab“, erinnert sich Hinterseh. Zahlreiche Firmen hatten die Stadt verlassen. Schiesser – weg. Schraubenfabrik – weg. Okal –weg. Die Wirtschaft brach auseinander. Nur der See und mit ihm der Tourismus hielten die Stadt am Leben.

Sacker

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Testo AG, Titisee

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Politik • Standort Titisee-Neustadt

Den wirtschaftlichen Tiefpunkt hat Titisee-Neustadt überwunden. Es beginnt eine neue Ära – und das nicht nur wegen Testo

“Mit uns gehen Sie nicht baden...”

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Die Statistiken belegen diesen Trend noch heute. Anfang der 1990er-Jahre gab es in TitiseeNeustadt mal 4705 Beschäftigte, davon 1744 in produzierenden Unternehmen. So geht es aus der Datenbank des Statistischen Landesamts hervor. Bei Hintersehs Amtsantritt waren die Zahlen bereits deutlich gesunken. Auf 4256 Beschäftigte, davon 1422 in der Produktion. Den bisherigen Tiefpunkt stellt das Jahr 2007, als die Beschäftigtenzahl bei nur noch 3882 liegt. Dieser Trend ist jetzt gestoppt. Seit zwei Jahren geht die Zahl der Beschäftigten wieder nach oben. Und mit dem neuen Badeparadies Schwarzwald, das etwa 150 Arbeitsplätze stellen wird, zeigt sich schon in diesem Jahr ein deutlicher Schwung nach oben. Und dann kommt Testo. Zum Ende des kommenden Jahres wird der Messtechniker einziehen und auf einen Schlag mehr als 200 neue Arbeitsplätze in der Stadt schaffen. „Noch vor ein paar Jahren wäre so etwas nicht denkbar gewesen“, sagt der Bürgermeister. Er erhofft sich den Beginn einer neuen Ära.

Nicht nur wegen der TestoAnsiedlung, die mittelfristig bis zu 1200 Arbeitsplätze verspricht. Sondern auch wegen des neuen Erlebnisbades, das Mitte Dezember endlich, endlich, endlich eröffnet hat. Lange schon hat sich nicht nur Titisee-Neustadt, sondern mindestens der ganze Hochschwarzwald eine Einrichtung gewünscht, die den Urlaub in den Höhen wetterfest macht. Denn wenn über dem See Wolken aufziehen, wird es selbst im Sommer kalt. Das neue Badeparadies Schwarzwald ist die Lebensversicherung für solche Tage. Und es schlussendlich zu bekommen, war ein politischer Kraftakt. Hinterseh zieht 2003 ins Rathaus. Zu jener Zeit scheint das Thema Erlebnisbad längst vom Tisch. Es gibt einen Bürgerentscheid dagegen. Auch die Hälfte der anliegenden Kommunen will das Bad nicht. Die Meinungen scheinen gefestigt. Hinterseh wartet drei Jahre. Dann nimmt er einen neuen Anlauf. „Es war uns wichtig, dass wir die Fehler der Vergangenheit vermeiden“, sagt Hinterseh. Früh holt er die Bürger

Einwohner davon weiblich Ausländer jünger als 18 Jahre 65 Jahre und älter Wanderungsdefizit

Einpendler Auspendler

Beschäftigung Beschäftigte … am Arbeitsort … am Wohnort davon Dienstleister Handel/Verkehr/Gastro Produz. Gewerbe

11 762 5991 973 2089 2470 -51

3928 4178 1479 1465 978

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A/B Steuereinnahmen Steuerkraft/Einw. Schulden/Einw.

2019 2269 340 350 7,593 Mio. Euro 886 Euro 407 Euro

Freie Gewerbeflächen Schlossäcker 10,7 Hektar Titisee 2,5 Hektar Kapfweg 1,7 Hektar übrige zusammen 3,9 Hektar


73 mit an den Tisch, leistet auch Überzeugungsarbeit bei den Nachbarkommunen. Denn alleine kann Titisee-Neustadt die Verantwortung nicht stemmen. Es ist schnell klar, dass das Bad nur von einem privaten Investor realisiert werden kann. Der ist mit dem Bad-Spezialisten Josef Wund auch gefunden. Doch auch die Kommunen müssen ihren Teil zur Finanzierung leisten. Hinterseh wiegelt jedoch ab: „Die Kommune

Schülern die Möglichkeit zum Schwimmunterricht zu geben. Für einen Preis, zu dem kein Hallenbad zu betreiben wäre. Hinterseh weiß mittlerweile, wie man diesen Millioneninvest politisch tragbar macht. Hinterseh nutzt denn auch die Beteiligung örtlicher Firmen an dem Bau. „Etwa 80 Prozent der Wertschöpfung beim Bau des Bades sind in der Region gelandet“, versichert der Bürgermeister.

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In zwei Jahren ist auch das neue Gewerbegebiet fertig ist nicht in der Lage, ein Betriebskostenrisiko zu übernehmen“, sagt er. Dennoch verpflichtet TitiseeNeustadt sich, in den nächsten 22 Jahren einen Teil der Kosten abzustottern. Ganz wie auch die anderen Hochschwarzwald-Kommunen. Unterm Strich werden mehr als ein Drittel der Baukosten von 37 Millionen Euro von der öffentlichen Hand beglichen. 14 Millionen zahlen Titisee-Neustadt und die anderen neun Hochschwarzwald-Gemeinden. Auch der Landkreis gibt 1,75 Millionen Euro. Aber Titisee-Neustadt zahlt am meisten. Die jährliche Belastung von 300 000 Euro wird über die höhere Kurtaxe und eine neue Bettensteuer ausgeglichen. Man kann sagen: Die Touristen zahlen für das Bad. Für Hinterseh ist es allemal ein günstiges Geschäft. Mit dem Badeparadies habe man endlich wieder die Möglichkeit,

Und jetzt hofft er auf die nächste Welle. In Neustadt steht noch ein neues Gewerbegebiet offen. Rund zehn Hektar hat die Stadt hier entwickelt und wartet nun auf Unternehmen. Natürlich sind örtliche Unternehmen seine ersten Adressaten. Verhandlungen gebe es bereits, sagt der Bürgermeister. Abschlüsse gibt es noch keine. Aber es ist ja auch noch ein wenig Zeit. Erst ab 2012 ist das neue Gewerbegebiet fertig. Vorher muss noch über einen neuen Kreisverkehr die Anbindung des Gebiets an die viel befahrene Bundesstraße hergestellt werden. Doch auch das ist für Titisee-Neustadt kein Problem mehr. Philipp Peters

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