Standortporträt Tuningen 07/2012

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Tuningen


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Politik • Standort Tuningen

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Illustration: Michael Bode


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Standort Tuningen baut ein Breitbandnetz, damit liegen Glasfaserkabel in jedem Haus. Nicht schlecht für eine kleine Gemeinde

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er Arzt kommt in Tuningen auf Knopfdruck ins Wohnzimmer. Genauso wie ein „Tatort“-Kommissar und der sonntägliche Gottesdienst. Auch die Sitzung des Gemeinderats flimmert auf dem heimischen Bildschirm. Ein Klick genügt. Jedenfalls ist das die Vision, die die Tuninger umtreibt: eine eigene App, die all das Beschriebene kann, bei Bedarf auch mehr. Diese Vision wird von Studierenden der Hochschule Furtwangen vorangetrieben. Die technischen Grundlagen werden gerade in der Gemeinde gelegt: In einem Modellprojekt buddeln Handwerker Glasfaserkabel in den Untergrund, Straße für Straße (siehe auch Kasten unten). Ende Juli ist dann der offizielle Start: Das Surfen mit 1-Gigabit pro Sekunde wird Realität. Zur Verdeutlichung: Tuningen wird im Jahr 797 erstmals erwähnt und ist bis heute eine ländliche Gemeinde, sehr ländlich sogar. Landschaftlich hübsch gelegen in einer kleinen Senke in der Ostbaar.

Wer beim Spaziergang ein wenig die Hügel hinaufsteigt, dem öffnet sich der Blick von den Alpen bis zum Schwarzwald. Die Kirche ist hier noch in der Mitte verortet und die Ortsmitte samt Brunnenanlage frisch saniert. Die Einwohnerzahl pendelt um die 2900, der Schuldenstand beträgt 2011 17 Euro pro Einwohner. Und das ist ein Ausreißer ins Negative. Idylle pur. Jürgen Roth muss bei dem Ausspruch schmunzeln. Für den Bürgermeister ist eine Idylle keine Kategorie, mit der er Tuningen in die Zukunft bringen kann. Denn Tuningen hat auch eine andere Seite. Und die Grundlage durchschneidet das östliche Gemeindegebiet: die A81. Dank ihr ist Tuningen eben auch eine Wirtschaftsmacht. 948 Arbeitsplätze verzeichnet die Statistik, die Zahl hält sich relativ konstant. Die Zahlen der Mitarbeiter in Produktion (45,9 Prozent) und Handel (42,6 Prozent) liegen beinahe gleichauf. Dabei ist die Gemeinde aber nicht abhängig von einem Großen.

Die Wirtschaftskraft verteilt sich vielmehr auf viele, quer durch alle Branchen. Die Schwer-VakuumHärtetechnik gibt’s seit 2008 und beschäftigt 25 Mitarbeiter, auch Mauth Wärmebehandlungstechnik gehört zur Branche. Der Handwerksbetrieb Wiedemann Holzbau und Dachdeckerei bietet 20 Men-

Das Gewerbe profitiert gleich in mehrfacher Hinsicht von der Anbindung Tuningens schen Arbeit. Daneben transportiert Akotrans mit 16 Mitarbeitern europaweit Güter. Und unter Führung der Volksbank Donau-Neckar haben in Tuningen seit 2008 mehrere Genossenschaftsbanken ein „Auslands-Kompetenzzentrum“ aufgebaut. Die Liste ließe sich beinahe beliebig fortsetzen, der Nahversorgungsbereich ist ebenso komfortabel aufgestellt. „Große“ sind in Tuningen schon Firmen mit 100 Mitarbeitern.

Modellprojekt Breitband Mit dem sogenannten „Berliner Modell“ fördert das Bundeswirtschaftsministerium die erste Ausbaustufe des Breitbandnetzes in Tuningen. Der Zuschuss gilt bis zur Investitionsumme von 500 000

Euro, 90 Prozent kommen vom Bund. Aber auch die Tuninger beteiligen sich: In einem Förderverein haben 143 Personen 500 Euro für Privathaushalte und 1000 Euro für Gewerbetreibende eingezahlt

– in sieben Jahren soll das Geld zurückgezahlt werden. 86 000 Euro konnte der Verein für das Projekt zuschießen. In weiteren Ausbaustufen soll Tuningen zeitnah flächendeckend versorgt sein. 7/2012

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Politik • Standort Tuningen

Tuningen. Eine Gemeinde mit Zukunft.

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ternehmers:

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Jedes Unternehmen erhält zum Beispiel einen Glas-

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71 Und die sind vor allem in Autobahnnähe angesiedelt. Das knallrote Gebäude der Ritzi-Lackiertechnik ist so schon von Weitem zu sehen. Die 100 Mitarbeiter sind im Drei-Schicht-Betrieb mit Oberflächenveredelungen aller Art und Branchen beschäftigt. HSS Hydraulik und Antriebstechnik lagert auf 5000 Quadratmetern mehr als 26 000 Produkte. Und der Discounter Netto hat sich in der gleichen Größenordnung 2009

„4. Kleeblatt“ – und soll entsprechend Glück bringen. Eine Million Euro hat Tuningen über den Spezialisten Steg investiert, natürlich ist es wie die anderen Gebiete ans Gigabit-Netz angeschlossen. Der Landmaschinenhersteller Claas hat die Chance genutzt und sich auf 3000 Quadratmetern Fläche mit einem Zentrum angesiedelt. Aber auch als Wohngemeinde hat sich Tuningen positioniert, die Zahl der Auspendler von 961

Drei Millionen Euro wurden in Tuningens Sanierungsgebiete investiert im ehemaligen Warenlager von Plus niedergelassen. Das alles ist ein Pfund? Mit dieser Aussage kann man bei Bürgermeister Roth Zustimmung ernten. Doch ausruhen ist nicht angesagt. „Wir sind nicht von der allgemeinen Entwicklung abgekoppelt. Deshalb müssen wir uns ständig verbessern“, gibt er sich illusionslos. Das bekannte Stichwort Demografie sei nur als Beispiel genannt. Bis 2030 soll laut Statistik Tuningen 100 Einwohner weniger haben. Im Vergleich zu anderen mag das eine moderate Entwicklung sein. Den Ehrgeiz von Roth weckt es dennoch. Sein Engagement zielt in zwei Richtungen. Einerseits soll Tuningen attraktiv für Investoren sein. Deshalb hat die Gemeinde ein neues Gewerbegebiet aufgelegt. Der Lage angemessen heißt es

Einwohner davon weiblich davon Ausländer davon unter 18-Jährige davon über 65-Jährige Geburtensaldo Wanderungssaldo Beschäftigung Arbeitsplätze Produz. Gewerbe Handel/Verkehr Dienstleister Einpendler Auspendler

2906 1446 220 559 494 -3 +1 948 45,9 % 42,6 % 10,4 % 740 961

spricht eine deutliche Sprache. Jürgen Roth: „Wir leben eben den Gedanken der familienfreundlichen Gemeinde.“ Alles ist auf kurzem Weg erreichbar, die Kinderbetreuung längst geregelt. Und über verschiedene Sanierungsgebiete sind drei Millionen Euro in ein modernes „Gesicht“ der Gemeinde geflossen. Jetzt kommt eben die Breitbandanbindung samt App als Krönung. Stück für Stück zwar, aber unwiderruflich. Bürgermeister Roth wird ob der Chancen schwärmerisch. Und hat weitere Pläne. Derzeit tüftelt er an einem Carsharing-Konzept, natürlich auch per App buchbar. Dirk Werner

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„Wir sind ein Vorbild“ Tuningens Bürgermeister Jürgen Roth über Chancen der Gemeinde durch die Infrastruktur, Glasfasern und den eigenen Fernseh-Kanal

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err Roth, was wäre die Gemeinde Tuningen ohne die Autobahn 81? ➤ Jürgen Roth: Es wäre ruhiger im Ort (lacht). Aber im Ernst: Die Verkehrsanbindung ist für uns ein sehr großer Vorteil. Wobei Tuningen durch die Autobahn nicht nur in Nord-Süd-Richtung gut angebunden ist, sondern durch die B523 dazu in Ost-West-Richtung. Deshalb auch die relativ hohe Zahl von 948 Arbeitsplätzen bei 2863 Einwohnern? ➤ Roth: Ganz klar, ja. Ohne die Autobahn wären wir „nur“ eine ländliche Gemeinde. Der Discounter Netto mit seinem Zentrallager Süd und andere hätten sich sonst nicht bei uns angesiedelt. Das klingt so, als hätte Tuningen dank der Autobahn nicht viel machen müssen …

➤ Roth: Das stimmt so nicht. Eine Autobahnabfahrt alleine füllt kein Gewerbegebiet. Wir müssen uns als Gemeinde ständig in alle Richtungen attraktiv weiterentwickeln, deshalb treiben wir die Sanierungsgebiete voran, haben die Ortsmitte neu gestaltet und sind Modellgemeinde im Bereich des „schnellen Internets“. Damit hat Tuningen, was sich viele Gemeinden im ländlichen Raum erträumen! ➤ Roth: Das ist zu plakativ. Wir haben einfach die Chancen durch das Modellprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums gesehen, uns beworben und gehören nun zu den 30 Modellgemeinden in Deutschland. Was ist das Modellhafte? ➤ Roth: Jedem Haus stehen bei uns am Ende des Prozesses acht

Glasfasern für das Datennetz zur Verfügung. Zudem gehört das Netz der Gemeinde, wir sind also nicht am Gängelband anderer Anbieter und haben dennoch einen Betreiber gefunden. Alles in allem haben wir damit einen Vorbildcharakter für ähnliche Kommunen. Nicht am Gängelband zu sein ist für die Gemeinde sicher mit Kosten verbunden … ➤ Roth: Wir haben 90 Prozent an Zuschuss für den Netzaufbau erhalten und 50 000 Euro an Eigenmitteln einbringen müssen. Dazu kommen noch einige Mehrkosten, die ich aber noch nicht beziffern kann, da der erste Teil des Projekts erst jetzt abgeschlossen wird. Wie hoch ist aktuell der Grad der Anbindung? ➤ Roth: 40 Prozent der Tuninger Haushalte sind versorgt, auch unsere Gewerbegebiete haben die Glasfasern bereits. Aber mehr als die Hälfte der Tuninger sind noch nicht versorgt. ➤ Roth: Hier werden wir in den kommenden drei Jahren entscheidend weiterkommen.

Dank Modellprojekt werden Sie Direktor eines TV-Senders … ➤ Roth: (lacht) Wir arbeiten mit der Hochschule Furtwangen tatsächlich an einer eigenen „Tuningen App“ mit IP-Fernsehkanal. Warum braucht eine ländliche Gemeinde eine „App“? ➤ Roth: Gerade der ländliche Raum braucht einen solche Applikation! Denn natürlich können wir Live-Bilder vom Storchennetz einspeisen, Gottesdienste oder auch Gemeinderatssitzungen übertragen. Mindestens genauso wichtig ist für uns aber ein weiterer Aspekt, an dem die Hochschule arbeitet: Wir wollen Ärzte, Pflegedienste und Patienten miteinander vernetzen. Über entsprechend ausgerüstete Waagen oder Blutdruckmessgeräte und Kameras kann dann auf direktem Weg miteinander kommuniziert werden. Ein weiteres Pilotprojekt? ➤ Roth: Ja, mit allen Chancen und Risiken. Wobei ich angesichts aller technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auch hier ganz klar die Chancen sehe. wer

Jürgen Roth, 49, ist seit 2003 Bürgermeister in Tuningen. Zuvor war der gebürtige Villinger Abteilungsleiter beim Studentenwerk Konstanz und Geschäftsführer im Verwaltungszeckverband im evangelischen Kirchenbezirk Villingen. 2011 wurde der CDU-Mann im Amt bestätigt.

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