Standortporträt Tuttlingen

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Tuttlingen


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Politik • Standort Tuttlingen

Tuttlingens neue Perspektive Der Kreuzstraßentunnel ist fertig. Das macht den Weg frei für die nötigen Entwicklungen im Weltzentrum der Medizintechnik

Freie Fahrt: Der Kreuzstraßentunnel für die B311 und die B14 unter Tuttlingen durch

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Foto: Michael Bode


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er zu Tuttlingens OB Michael Beck will, der kommt unweigerlich an dieser Installation vorbei: Ein Bauhelm hängt am Griff eines Spatens. Der lehnt am Türrahmen des OB-Zimmers. Über den Spaten ist an die Wand ein Stück Stoff in Schwarz-Rot-Gold gepinnt. Die Installation macht sich gut hier im ersten Stock des Rathauses zwischen den Ledermöbeln der klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunstwerken. Genau wie die Kunst eröffnet die Spateninstallation im übertragenen Sinn Perspektiven.

In diesem Fall für die Stadt: Spaten und Stoff zeugen von Bau und Eröffnung des Kreuzstraßentunnels. Der ist 948 Meter lang, 9,70 Meter breit, fünf Meter hoch und kostete rund 27 Millionen Euro. Und ist das wichtigste Bauwerk der jüngeren Geschichte. Denn es entlastet die Tuttlinger vom Verkehr der beiden Bundesstraßen 14 und 311. Das schafft Raum für Entwicklungen. Doch in welche Richtung? OB Beck reicht die Frage weiter: „Wir brauchen Antworten, wie wir arbeiten. Wohnen, Mobilität und Einkaufen in Ein-

klang bringen wollen.“ Die Antwort soll AS+P liefern. Dahinter verbirgt sich das Büro des weltweit renommierte Stadtplaners Albert Speer. Der Professor gilt als leidenschaftlicher Verfechter von ganzheitlichen Entwicklungskonzepten, statt Einzelplanungen und ordnet die Eröffnung des Tunnels als historische Chance ein: „Für Tuttlingen ist ein Zeitfenster aufgegangen!“ Deshalb will er einen Masterplan für die weitere Entwicklung der Stadt auflegen. Oder wie Speer es ausdrückt: „Ein Regiebuch für die Zukunft.“

Regiebuch, Masterplan. Fast könnte man meinen, die Historie Tuttlingens folgt seit Jahrhunderten diesen modernen Instrumenten. Denn eigentlich geht es nur aufwärts: Mal abgesehen von frühesten Besiedlungen beginnt der Aufschwung bereits im 17. Jahrhundert. Im Ludwigstal wird ein herzögliches Eisenschmelzwerk gebaut. Ums Jahr 1800 gibt es 20 Nagel- und Messerschmieden, 50 Jahre später sind es mehr als 100. Die Übung im Umgang mit Metall eröffnet den Tuttlingern dann ein weiteres Betätigungsfeld: die Chirurgie.

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Politik • Standort Tuttlingen

Hochwertige Architektur wie hier bei Karl Storz prägt in Tuttlingen vielerorts das Bild

Hilfestellung erhalten sie von den Ärzten William Thomas Green Morton und Horace Wells, die 1846 als erste bei Operationen Äther und Lachgas einsetzen. Das eröffnet Perspektiven: Statt in 30 Sekunden ein Körperteil ratzfatz abzusägen, stehen jetzt Erhalt und Heilung im Vordergrund. Dafür braucht es fachgerechtes Werkzeug. Im Jahr 1866 firmieren erstmals drei Betriebe mit dem Zusatz „Chirurgische Instrumentenmacher“. Einer davon gehört Gottfried Jetter, dem Begründer von Aesculap . Die ist bis heute mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro und allein 3000 Mitarbeitern am Stammsitz ein Branchenprimus. Aber beileibe nicht allein. Karl Storz, Henke-Sass, Wolf, Berchthold, KLS Martin Group sind nur wenige Namen, die von Tuttlingen aus OP-Säle und Arztpraxen in aller Welt mit Instrumenten versorgen. 600 Unternehmen mit mehr als 7000 Arbeitsplätzen, an denen Zehntausende unterschiedliche Produkte herge-

stellt werden, formen in und um Tuttlingen das „Weltzentrum der Medizintechnik“. Vieles was hier entsteht, ist Pionierarbeit. Deshalb etabliert die Micromountains-Initiative der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg hier ein einmaliges Innovationsforum. Doch halt. Hier herrscht keine Monokultur! Die Schwäbischen Hüttenwerke SHW Automotive halten die Tradition hoch und gießen Bremsscheiben. Und die Fräszentren von Chiron setzen in der Branche Maßstäbe. Insgesamt geben die 1600 in Tuttlingen gelisteten Unternehmen knapp 21 000

Menschen Arbeit. Bei 34 000 Einwohnern eine fantastische Quote. Doch die Zahl ist auch eine Bürde: Der Fachkräftemangel ist ein

21 000 Arbeitsplätze bei 34 000 Einwohner, sind eine fantastische Quote. Und Bürde ernstes Problem. OB Beck hat das längst erkannt. Deshalb setzt er auf den Masterplan von Albert Speer. Das Ziel: Attraktivität! Dabei ist die Stadt bereits heute vorzeigbar. Und gibt sich jungmodern. Deshalb wird beiFoto: Michael Bode

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100 % korrekt sind uns 233 % zu wenig.

Chirurgische Instrumente nach DIN/ISO versprechen 100 % Qualität und Präzision. Wenn es aber um die Arbeit im OP geht, kommt es auf jeden Millimeter an. Deshalb schaffen wir immer wieder eigene Normen. Bei den Nadelhaltern MAYOHEGAR unserer Sparte Aesculap zum Beispiel minimieren wir die Fertigungstoleranz der Gesamtlänge von 5 auf nur 1,5mm. Das sind 233 % mehr Präzision, drei Mal soviel Zuverlässigkeit und ein Vielfaches an Sicherheit für Ärzte und Patienten. Qualitätsstandards jenseits der üblichen Grenzen – bei allen medizinischen Produkten, an allen Standorten, zu jeder Zeit. B. Braun.

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Politik • Standort Tuttlingen

Auch das ist ein Standortmerkmal: Die Jugendkultur ist ein wichtiger Teil Tuttlingens

spielsweise die weitläufige Skate-Anlage nicht an einer Ausfallstraße versteckt, sondern steht im Donaupark. Der ist – zwischen Kino-Palast, Stadthalle und dem Spaßbad „Tuwass“ – so etwas wie die gute Stube der Stadt. Zur Mittagszeit und in den Abendstunden ist es ein wahrer Tummelplatz. Und im eben eröffneten Neubaugebiet „Thiergarten“ sollen keine 0815-Fertighäuser entstehen, sondern Architektenhäuser in der Tradition der Moderne. Wie attraktiv die Stadt bereits ist, zeigt sich auch an anderer Stelle: Die Innenstadt bekommt ein „Légère“-Business-Hotel. Die hessische Fibona-Gruppe investiert auf dem ehemaligen Gränzbote-Areal zusammen mit der Tuttlinger

Einwohner davon weiblich davon unter 18 Jahre Ausländer Kaufkraftkennziffer Kaufkraft in Tuttlingen

34 166 17 536 6342 5862 107,7 % 709,8 Mio. Euro

Beschäftigung Arbeitsplätze Produz. Gewerbe Dienstleister/Handel/Verkehr

20 934 11 512 9366

Einpendler Auspendler Arbeitslosenquote

12 316 3989 4,7 %

Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B

365 % 280 % 330 %

Wohnbau zehn Millionen Euro in den Komplex samt Tiefgarage. Nicht nur die Stadt arbeitet an ihrer Attraktivität. Auch die Firmen polieren sich, um Kunden und Mitarbeiter anzusprechen. Weshalb der OB beinahe im Monatstakt zum Spatenstich anrückt. Wichtig dabei: „Wer attraktiv sein will, kommt um eine hochwertige Architektur nicht herum“, so Peter M. Binder. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Klimaschrankherstellers investiert aktuell ebenso satte Millionenbeträge wie Karl Storz, Aesculap oder Simeon Medical: Deren Neubau „thront“ über Tuttlingen und bietet einen Fitnessraum für Mitarbeiter. Die Panoramafenster bieten ganz neue Perspektiven. Dirk Werner

Gewerbeflächen (u.a.) Gänsäcker Restflächen Grubenäcker 2,5 ha Brenner 4 ha Gewerbepark„Take-off“ 40 ha Grundstückspreise zw. 39 und 65 Euro Verkehrsinfrastruktur Autobahn A81 (10 Min. Anschlussstelle Geisingen oder Tuningen) Bundesstraßen 311, 14 Bahnhof Gäubahn-Halt, Ringzug Flughafen Zürich, Stuttgart (je 60 Min.) Schulinfrastruktur Schüler 4972 In Städtischer Trägerschaft: 2 Gymnasien, 2 Realschulen, 2 Werkrealschulen, 2 Grundund Hauptschulen, 4 Grundschulen, 1 Förderschule Foto: Michael Bode


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Dieter und Alexander Schätzle führen die Werkzeugtechnik sowie die Präzisionswerkzeuge

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Fotos: Jigal Fichtner, Michael Bode

Präzisionswerkzeuge

Präzision pur Dieter und Alexander Schätzle bieten Lösungen für Zerspaner: Mit ihren Werkzeugen wird das Arbeiten richtig wirtschaftlich

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er Anspruch von Dieter Schätzle ist deutlich: dienst oder im Lagerbereich: Bei Schätzle arbeiten „Wir verkaufen unsere Werkzeuge nicht über Kenner der Materie, Techniker, ja selbst Ingenieure. den Preis.“ Denn der Geschäftsführer der Tutt- „Damit können wir den Kunden Lösungen zugeschnitlinger Dieter Schätzle Präzisionswerkzeuge hat den ten auf die vorhandenen Maschinen und das herzustelNutzen seiner Kunden im Blick. Und die sollen nicht lende Teil bieten“, erläutert Schätzle. Denn selbst mit der präzisesten Maschine lässt sich mit dem falschen bloß ein günstiges, sondern ein für ihre Bedürfnisse Werkzeug nicht wirtschaftlich produzieren. präzise passendes Werkzeug erhalten. „Damit bekomSchon vor Jahren hat Schätzle den sensiblen Zusammen sie eine Lösung an die Maschinen, die Geld über menhang von Maschine und Werkzeug erkannt und den Zeitgewinn spart“, so der Firmengründer und Inhaber über sein Credo. die S&B WerkzeugtechnoloWobei aus den Worten gie gegründet. In diesem Serviceunternehmen werSchätzles Erfahrung spricht. den Werkzeuge nicht nur Seit Jahrzehnten führt er aufbereitet und neu beseinen Handel mit Werkschichtet. In dem Unterzeugen speziell für die zernehmen mit sieben Mitarspanende Industrie. 40 000 Artikel finden sich in den beitern entstehen innerhalb rund 2000 Schubladen des weniger Stunden Sonderwerkzeuge. Schätzle: „So Verkaufs in Tuttlingen. Das Unternehmen mit 30 Mitkönnen wir tatsächlich für jede Anforderung die richarbeitern zählt zu den führenden Wiederverkäufern tige und individuelle in Deutschland. Lösung bieten.“ Dabei ist es längst nicht Damit dieses Wissen um allein die Masse, die zählt. Präzision weitergeführt wird, hat Dieter Schätzle Dieter Schätzle: „Der Vornun die Weichen gestellt: teil für unsere Kunden liegt Sein Sohn Alexander ist vor allem in der Erfahrung.“ Denn egal ob im Außen- In den Schubladen lagern mehr als 40 000 Artikel Geschäftsführer bei S&B.

Dieter Schätzle Präzisionswerkzeuge gehört zu den führenden Anbietern von Werkzeugen für die zerspanende Industrie. „Wir haben ständig rund 40 000 Artikel am Lager“, erläutert Firmengründer Dieter Schätzle. Das Unternehmen ist Vertretung namhafter Marken wie Fraisa, Walter und Klenk. Daneben bietet Dieter Schätzle einen eigenen Werkzeugservice: „So bieten wir den Kunden stets optimale Lösungen.“

S&B Die S&B Werkzeugtechnologie ist das Serviceunternehmen von Dieter Schätzle. Neben der Aufbereitung gebrauchter Werkzeuge inklusive einer neuen Beschichtung entstehen an den eigenen 5-Achs-Präzisionsmaschinen Sonderwerkzeuge. „Wir bieten einen 24-StundenService“, so der neue Geschäftsführer Alexander Schätzle.

Lagertechnik Anschaulicher geht es nicht mehr: Das eigene Lager mit rund 2000 Schubladen dient Dieter Schätzle zugleich als Anschauungsbereich für die Lagertechnik des Herstellers Famepla. Hier hat der Tuttlinger eine Generalvertretung.

Kontakt Dieter Schätzle Präzisionswerkzeuge S&B Werkzeugtechnologie Unter Haßlen 12 78532 Tuttlingen Telefon: 0 74 62/94 65-0 Telefax: 0 74 62/94 65-50 info@schaetzle-werkzeuge.de www.schaetzle-werkzeuge.de www.schaetzle-werkzeuge.de/sb.html 5/2011

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Politik • Standort Tuttlingen

Flügel für Geschäftsideen

„Wir brauchen die Reform!“ Tuttlingens OB Michael Beck fordert eine Neuaufstellung der

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Kommunalfinanzen. Sonst wird es eng. Ansonsten ist die Stadt auf einem guten Weg. Ein Ziel: die eigenständige Hochschule

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ei dem Thema verliert Tuttlingens OB Michael Beck schnell seine gute Laune: „Die Städte brauchen endlich eine richtige Finanzausstattung, damit wir die Bürger zufriedenstellen können“, fordert er im Interview mit Econo-Redaktionsleiter Dirk Werner. Der Kreuzstraßentunnel ist offen, in der Innenstadt wird investiert und die Firmen wachsen. Erlebt Tuttlingen einen Frühling? ➤ Michael Beck: (lacht) Wir erleben ständig einen Frühling! Im Ernst: Was unsere Wirtschaft angeht, hat die Krise nur für einen kleinen Knick gesorgt. In den Unternehmen brummt es. Das sorgt für einen besonderen Konflikt: Die Bürger erleben den Boom an ihrem Arbeitsplatz und zugleich muss die Stadt ein Sparprogramm auflegen. Das ist schwer zu vermitteln. Eine Stadt mit dieser Wirtschaftsmacht hat eine finanzielle Schieflage? ➤ Beck: So geht es doch nicht nur uns in Tuttlingen. Die Schere zwischen den zu schulternden Aufgaben und den finanziellen Möglichkeiten geht seit Jahren allgemein immer stärker auseinander. Zudem gibt es ein Ungleichgewicht in der Kommunalfinanzierung zwischen Kommunen mit starkem Gewerbeanteil und denen mit Fokus auf Studenten und Beamten. Hier liegt insgesamt einiges im Argen. Sie plädieren für eine Finanzreform? ➤ Beck: Ganz klar ja. Dabei möchte ich die Diskussion aber aus den angedeuteten Gründen nicht auf das Thema Gewerbesteuer reduzieren. Wir brauchen eine umfassende Reform! Ist das realistisch? ➤ Beck: (lacht) Ich glaube nicht, dass jemand an entscheidender Stelle auf einen kleinen Oberbürgermeister hört. Aber das ändert nichts an der Notwendigkeit. In den Kommunen leben die Menschen und nicht in den abstrakten Ebenen der Landes- , Bundes- oder EU-Politik. Deshalb brauchen die Kommunen endlich eine ausreichende finanzielle Ausstattung, um für die Einwohner Aufgaben erfüllen zu können. Trotz Finanzschwäche investiert Tuttlingen. ➤ Beck: Natürlich, schließlich müssen wir die Stadt voranbringen. Das fordern auch die Unternehmen zurecht von uns. Allein zehn Millionen Euro haben wir beispielsweise zusammen

mit dem Landkreis in den Hochschulcampus investiert. Daneben halten wir die Stadthalle und das Bad „Tu-Was“ vor und investieren in Kinderbetreuung und Schulen. Die Hochschule ist über Jahrzehnte eine Herzensangelegenheit Tuttlingens gewesen. ➤ Beck: Ja, darauf haben unsere Unternehmen lange gewartet. Doch das Warten hat sich gelohnt: Wir haben mit unserem einmaligen Konstrukt der engen Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft zum richtigen Zeitpunkt überzeugen können. Nun ist unser Campus eine Außenstelle der Hochschule Furtwangen, der sehr viel Eigendynamik entwickelt. Das klingt, als haben Sie weitergehende Pläne mit dem Campus … ➤ Beck: Das Ziel ist ganz klar die Selbstständigkeit. Wobei das ausdrücklich keine Kritik an den Furtwangenern ist, wir arbeiten sehr gut zusammen! Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem eine Außenstelle erwachsen wird. Die abnehmenden Schülerzahlen und damit der stärkere Wettbewerb um Studienanfänger werden zeigen, welcher Standort wirklich attraktiv ist. Und der Campus Tuttlingen hat mit seiner unternehmensnahen Ausrichtung aus meiner Sicht eine besondere Anziehungskraft. Apropos Anziehungskraft: Dank dem Kreuzstraßentunnel ist Tuttlingen die Probleme mit fehlenden Gewerbeflächen los? ➤ Beck: Sie spielen auf die Anbindung des Gewerbeparks „Take-off“ an. Die hat sich in der Tat verbessert. Aber es ist nicht unbedingt mein Ziel, trotz der Kooperation mit Neuhausen ob Eck, dass unsere Firmen dorthin gehen. Denn damit wandern auch Arbeitsplätze und eventuell Familien ab, was schlecht ist für die Kommunalfinanzen. Deshalb ist „Take-off“ ebenso wie unsere Kooperation mit Immendingen eine Option. Ziel ist es aber, Flächen auf unserer eigenen Gemarkung zu finden. Bislang ist uns das auch trotz Endpässen gelungen. Hochschule, Gewerbeflächen und Investitionen – was fehlt Tuttlingen zum Glück? ➤ Beck: (lacht) Eine Reform der Kommunalfinanzen. Daneben sind wir aber auf einem guten Weg, unsere 34 500 Einwohner aus 100 Nationen fühlen sich hier augenscheinlich wohl.


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Der 50-jährige Jurist Michael Beck ist seit 2004 Oberbürgermeister in Tuttlingen. Zuvor war das CDU-Mitglied unter anderem Erster Bürgermeister in Böblingen. Der Katholik ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In diesem Jahr wird er erneut als OB kandidieren.

Foto: Michael Bode

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Politik • Standort Tuttlingen

Die neue Welt Tuttlingen ist Hochschulstadt. Lange wurde dafür gekämpft, entstanden ist etwas Einmaliges. Weil die Wirtschaft kräftig mithilft

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in Tisch, vier Stühle – fertig ist das improvisierte Studierzimmer. Mitten auf dem Platz vor dem Hochschulgebäude in Tuttlingen. Eigentlich ein Unding, denn geschafft wurde in der Stadt bislang immer drinnen. Und möglichst so, dass der Nachbar nicht sah, was man gerade werkelt. Doch Tuttlingen ist seit dem Wintersemester 2009/2010 Hochschulstadt, das birgt auch ein neues Flair. Daran haben sich die Einheimischen schnell gewöhnt, immerhin wurde über Jahrzehnte darauf hingearbeitet. Und vor allem die Unternehmen haben dafür weitreichende Zugeständnisse gemacht: „Die Konstellation hier am

Campus ist eine ganz besondere und einmalig“, resümiert denn auch Studiendekan Peter Anders. Denn rund 140 Unternehmen aus Tuttlingen und Umgebung beteiligen sich einerseits an dem Kooperationsmodell mit der Hochschule Furtwangen University finanziell. Sie haben sich für zehn Jahre verpflichtet, pro Jahr 2,5 Millionen Euro als Zuschuss zu überweisen. Zugleich haben Stadt und Landkreis 10,5 Millionen Euro in den Aufbau des Campus investiert – in nur neun Monaten Bauzeit. Andererseits öffnen die Unternehmen den Studierenden ihre Labore und Forschungseinrichtungen. Anders: „Damit stehen den

Studierenden immer aktuellste Technologien zur Verfügung.“ Und die Firmen haben bestens gebildete Absolventen. Schließlich durfFotos: Michael Bode

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71 Peter Anders ist Studiendekan am Campus Tuttlingen:„Die Verzahnung mit der Wirtschaft ist optimal“

Campus mit Flair: Die Außenstelle Tuttlingen der Hochschule Furtwangen University

ten sie bei den Inhalten der Studiengänge kräftig mitreden. Die enge Verzahnung von Bildung und Wirtschaft hat in Tutt-

lingen Tradition. Und beginnt im Kleinkindalter: Im „Haus der Familie“ sponsern Firmen Betreuungsangebote. Die Schulen sind

mit zweistelligen Millioneninvestitionen fit gemacht worden. Und in Sachen Weiterbildung hat das Managementzentrum der Handwerkskammer Konstanz eigens Schulungsräume im Gewerbepark „Take-off“ angemietet. Weil die Standortbedingungen ideal seien, so Geschäftsführer Ralf Schrödinger. Eng ist die Verzahnung auch bei der Beruflichen Bildungsstätte

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Politik • Standort Tuttlingen

Platz für alle Dank dem neuen Tunnel ist Tuttlingen eine Sorge los: Gewerbeflächen sind nun gut erreichbar. Jetzt ist Raum für Visionen

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Der Eingang zum Gewerbepark „Take-off“: Hier gibt es Flächen satt. Und eine gute Anbindung

ie Möhringer haben den Bau des Kreuzstraßentunnels penibel verfolgt. Bislang steht der Tuttlinger Teilort nämlich der Erweiterung des Gewerbegebiets Gänsäcker im Weg. Von den 36 Hektar Fläche sind nur noch wenige frei. Und das Gebiet liegt vis-à-vis des Luftkurorts Möhringen. Ein Spannungsfeld. Doch die Erweiterung von „Gänsäcker“ kann warten. Denn der Kreuzstraßentunnel hat den Weg frei gemacht für 40 Hektar Entwicklungsfläche: Seit zehn Jahren betreiben die Stadt Tuttlingen und die Gemeinde Neuhausen ob Eck den Gewerbepark „Take-off“. Der reizvoll auf einer Hochebene gelegene ehemalige Bundeswehrstandort bietet viel Fläche und nutzbare Gebäude. Sogar einen Sonderlandeplatz gibt es. So weit, so gut. Bislang hatte der Gewerbepark einen Nachteil: die Anbindung. Denn wer herkommen will, der musste sich die B311 heraufquälen. Das war eine kurvige Angelegenheit und vor allem durch die Ortsdurchfahrt Tuttlingen mit Zehntausenden Fahrzeugen täglich kein Spaß. Besagter Tunnel samt der Umfahrung

von Neuhausen verbessert die Situation indes erheblich. Knapp 60 Firmen haben sich bereits im Gewerbepark angesiedelt, rund 800 Arbeitsplätze sind entstanden. Der Maschinenbauer Chiron hat im „Take-off“ ebenso Ausweichflächen für sein volles Innenstadt-Areal gefunden wie Metzger & Becker. Zwei Millionen Euro investiert der Hersteller von Produktionsstraßen für Dosen und Tuben aktuell in eine weitere Produktionshalle. Mehrere Millionen Euro hat auch Aircraft Services investiert: in ein exklusives Hotel samt Helikopter in der Lobby. Und „Gänsäcker“? Das will Tuttlingens OB Michael Beck nun endgültig zum MedizintechnikCluster weiterentwickeln. Ohne Erweiterung, aber durch Umsiedlungen von Firmen, die nicht ins Cluster passen: „Ausweichflächen haben wir genügend.“ Dafür hat er das gesamte Stadtgebiet planerisch durchforsten lassen. wer

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Foto: Michael Bode

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liegt uns am Herzen Als innovatives Unternehmen für Medizintechnik haben wir in den nun fast 90 Jahren unseres Bestehens weltweit immer wieder Maßstäbe gesetzt. Sei es in der Laserchirurgie, der Mund-Kieferund Gesichtschirurgie, sei es mit patientenspezifischen Implantaten, Sterilcontainern oder Operationsleuchten – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Eines war uns dabei immer besonders wichtig: Die Nachwuchsförderung. Nicht nur als Sponsor der Hochschule Tuttlingen, sondern auch und vor allem als Arbeitgeber, der seiner Verantwortung in der Ausbildung gerecht wird. Und viele, die unser Ausbildungsangebot genutzt haben sind bei uns geblieben, getrieben von der Leidenschaft, die jede unserer Innovationen auszeichnet.

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