Weinleseland 1/2015

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L IEBE L ESER, unglaublich wie die Zeit vergeht. Wie groß war die Spannung vor einem Jahr, kurz vor der Premiere der Wein-Lese-Tage. Heute sind wir im Endspurt für die zweite Genussmesse auf der Marbacher Schillerhöhe und hoffen auf mindestens genauso viele Besucher wie vor zwölf Monaten. Das Angebot wird noch vielfältiger sein als bei der Premiere. Das kulinarische ebenso wie das literarische. 17 Winzer – unter anderem ist das Weingut Herzog von Württemberg, das einige Spitzenlagen auf Mundelsheimer Markung hat, neu dabei – bieten in der Stadthalle wieder ihre Produkte zur Verkostung an und freuen sich auf die Begegnung mit Weinfreunden aus der ganzen Region Stuttgart. Ebenfalls wieder mit dabei sind regionale Erzeuger. Was das literarische Rahmenprogramm angeht, so haben wir dieses nach dem Ansturm im Vorjahr weiter ausgebaut und um ein paar Highlights und Neuheiten ergänzt. Freuen Sie sich auf interessante Führungen, Wein-Lese-Proben, Literaturspaziergänge und den Auftritt des Sprachkünstlers Timo Brunke. Um der Schillerhöhe während der Wein-Lese-Tage eine ganz besondere Atmosphäre zu geben, werden Gewandete die Besucher begrüßen und im Park eine Anlaufstelle für Informationen bieten. Die große Genussmesse ist das Eine. Das Magazin, das Sie inzwischen bereits zum dritten Mal in Ihren Händen halten, das an-

dere. Auch in diesem Heft blicken wir wieder hinter die Kulissen der Weingüter im Raum Marbach und im Bottwartal und tauchen in ihre Familiengeschichten ein. Jeder Winzer, jede Genossenschaft hat eine eigene spannende Geschichte und eine eigene Philosophie. Wie in den bisher erschienenen Ausgaben wollen wir Sie mit einem Rezept überraschen. Es wird gebacken. Regina Jäger von Jägers Restaurant Schillerhöhe bereitet für Sie einen Apfelrahmkuchen à la Schiller zu und lädt zum Nachbacken ein. Der große Marbacher Dichter hätte sicher gerne davon genascht. Fehlen dürfen aber natürlich auch die Ausflugstipps für die Tourismusregion Marbach/Bottwartal nicht. Das Augenmerk haben wir auf Angebote für Gruppen gelegt. Lassen Sie sich inspirieren und besuchen Sie uns – auf den Wein-Lese-Tagen, aber auch danach. Es lohnt sich! Karin Götz leitet seit elf Jahren die Lokalredaktion der Marbacher Zeitung. Die gebürtige Remstälerin lebt mit ihrer Familie in Marbach-Rielingshausen.

Sie haben Anregungen oder Kritik? Dann schreiben Sie uns an redaktion@wein-leseland.de

I NHALTSVERZEICHNIS

WINZER IM PORTRÄT

LESELUST

IN JEDEM HEFT

Beilstein: Schlossgut Hohenbeilstein 4/5

Marbach und das Bottwartal in der Gruppe erkunden 6/7

Der Rezept-Tipp: Apfelrahmkuchen à la Schiller 28/29

Mit Mund und Magen in den Museen des Deutschen Literaturarchivs 10/11

Der Veranstaltungskalender 33 – 35

Beilstein: Weingut Gemmrich 12/13 Höpfigheim: Weingut Schütz 16/17

Alles zu den Wein-Lese-Tagen 18 – 23

Cannstatt/Rielingshausen: Weingärtner Bad Cannstatt 26/27

Auf die Biene gekommen 24

Großbottwar: Bottwartaler Winzer 8/9 Der Wein-Lese-Shop 36 – 39

Obstwiesen – die Nachbarn der Wengerter 25 Affalterbach: Weingut Büchele 30/31 Kreativität in den Theo-Lorch-Werkstätten 32 3


E HRLICH

UND BODENSTÄNDIG

DER BEILSTEINER WEINMACHER HARTMANN DIPPON IST IM BOTTWARTAL DER PIONIER DES BIO-WEINBAUS. DIE LIEBE ZUM WEIN IST FÜR DEN VIERFACHEN VATER UNTRENNBAR MIT DER LIEBE ZUR NATUR VERBUNDEN.

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er Blick vom Dippon’schen Anwesen hoch droben auf dem Burgberg ist ein Privileg. Das weiß auch Hartmann Dippon. Doch wie es so ist: Der geschäftige Alltag drängelt sich allzu gern in den Vordergrund und lässt das Einzigartige selbstverständlich werden. „Was aber nicht heißt, dass wir uns nicht bewusst sind, wie schön wir es hier haben. Wir müssen es uns nur ab und an wieder vor Augen führen“, sagt der Vollblutwinzer und lacht. Als einjähriger Bub hat es den heute 56Jährigen mit der Familie vom Remstal nach Beilstein verschlagen. In Beutelsbach hat Vater Eberhard eine Art Gemischtbetrieb geführt, erzählt Sohn Hartmann. Kühe, Schweine, Obst, Gemüse, Äcker . . . wie es damals halt so üblich war. Die Trauben wurden an die Remstalkellerei abgeliefert. Der Umzug in die benachbarte Weinregion ist einem Zufall zu verdanken. Dippons Großvater war Mitglied des Landtags und des Genossenschaftsverbandes. Darüber hinaus schätzte er Grundstücke und Immobilien. „Eines Tages hat mein Vater auf dem Schreibtisch meines Opas ein Foto vom Hohenbeilstein liegen sehen. Der stand zum Verkauf und musste vorher geschätzt werden“, blättert der 56-Jährige in der Familienchronik. Zusammen mit der Großfamilie erwarb Eberhard Dippon das landwirtschaftliche Anwesen – inklusive des stattlichen Burgbergs. Rund 15 Hektar bewirtschaftet Hartmann Dippon heute. Etwa ein Drittel der Weinberge liegen direkt vor oder hinter der Haustür. Die Liebe zum Wein ist für den vierfachen Vater untrennbar mit der Liebe zur Natur verbunden. „Als ich als Kind mit dem Vater zum Spritzen in den Weinberg gegangen bin und den Schlauch getragen hab’, war es mir irgendwie schon nicht ganz wohl. Spätestens in der Ausbildung habe ich den konventionellen Anbau dann gänzlich hinterfragt.“ Sozusagen im Selbstversuch sammelte der 56-Jährige von 1987 an Erfahrungen. „Um zu sehen, was passiert, habe ich einfach sechs Wochen auf

Spritzmittel verzichtet.“ 1992 stellte der Winzer auf ökologischen Anbau um. Inzwischen unterstützen Sohn Joscha und Tochter Elske ihn im Weingut und ermöglichen es dem Vater, einen Gang zurückzuschalten. Joscha hat die Ausbildung zum Winzergesellen abgeschlossen, will aber noch den Techniker obendrauf setzen. Elske hat Weinbau und Oenologie studiert und den Bachelor in der Tasche. Beide stehen ohne Wenn und Aber zur Entscheidung des Vaters, das Weingut ökologisch-organisch zu bewirtschaften. Denn ein gesunder Boden ist die Grundlage für einen guten Wein. Davon ist die Winzerfamilie überzeugt. Statt chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel werden Gesteinsmehl oder Kräuterextrakte eingesetzt. Nicht zu vergessen: die begrünten Rebzeilen. Da ist es nur konsequent, dass das Weingut im Jahr 2013 auch die Energiewende eingeläutet und eine 220-KWPellet-Heizung gebaut hat. Mit ihr wird das historische Anwesen versorgt.

Zusammen sind sie stark: Elske, Hartmann, Joscha und Antje Dippon (von links). Das Weingut hoch droben am Burgberg hat eine einzigartige Lage.

Bei seinen Weinen setzt Dippon auf Individualität. Runde, elegante Weine? Der 56Jährige schüttelt den Kopf. „Die sollen andere machen. Wir schönen nicht. So wie die Trauben reinkommen, so sind sie am Ende in der Flasche.“ Die Kunden, die zu einem großen Teil aus der Region Stuttgart kommen, schätzen seine ehrliche, bodenständige Art. Und die Fachleute würdigen seine Arbeit immer wieder mit Preisen: Der 2012er Weißburgunder Großes Gewächs zählt laut der Zeitschrift Vinum (Ausgabe Mai 2014) zu den vier Besten, beim Wettbewerb Mundus Vini gewann das Schlossgut heuer eine Silber-, sechs Goldmedaillen und ein Großes Gold. (kaz) 5


S CHÄTZE

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DIE SCHILLERSTADT MARBACH UND DAS BOTTWARTAL HABEN BESUCHERN AUS NAH UND FERN VIEL ZU BIETEN. VOR ALLEM AUCH GRUPPENREISENDEN. ANSPRECHPARTNER IST DIE TOURISMUSGEMEINSCHAFT MARBACHBOTTWARTAL.

LESE-TIPP Markus Schneider von der Buchhandlung Taube in Marbach empfiehlt:

Die Autoren machen im Buch „Einfach genial“ eine Zeitreise durch die Erfindungen aus dem Ländle, die mit der Rechenmaschine beginnt und rund 400 Jahre später mit dem Spätzle-Shaker endet, und blicken in die Werkstätten und Ideenschmieden der Tüftler von einst. Eine kurzweilige Geschichtsstunde von A wie Automobil bis W wie Windrad. Jochen Fischer, Sabine Ries: Preis 19,90 Euro, 176 Seiten, 162 meist farbige Abbildungen ISBN 978-3-8425-1254-2

R EGION

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GEMEINSAM

ie so vieles Gute im Leben, kann auch das Reisen besonders erquicklich sein, wenn es in Gemeinschaft unternommen wird. Nach dem altbekannten Motto „Geteilte Freude ist doppelte Freude“ macht die Entdeckung einer schönen Landschaft oder die Erkundung einer historischen Stadt besonders viel Spaß, wenn die Eindrücke unmittelbar „mitgeteilt“ werden, wenn es einen direkten Austausch über das Erlebte gibt – eine besondere Art des „Teilens“.

können sich die Besucher ein bisschen wie im Theater fühlen – auch das ein schönes Gemeinschaftserlebnis.

Deswegen unter anderem sind gesellige Busreisen beliebt. Deswegen letztendlich veranstalten Vereine und Firmen Ausflüge für ihre Mitglieder und Mitarbeiter. Und sind sie immer wieder auf der Suche nach neuen Zielen. Dabei kann dann auch mal, je nach Standort, ein anderes Sprichwort prima weiterhelfen: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Anja Behnle von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal hat jedenfalls festgestellt, dass sich viele Freizeitangebote in ihrem Zuständigkeitsgebiet für große oder kleine Gruppen eignen – ob nun von fern oder nah. Dazu gehören die Tuk-TukTours, die in diesem Frühjahr erstmals starten. Es handelt sich um Fahrten in einem halboffenen, dreirädrigen Gefährt, einer Variante des thailändischen Taxis namens Tuk Tuk. Sowohl die Pflastersteinstraßen von Marbachs denkmalgeschützter Altstadt als auch die umliegenden Weinberge können dank des Elektromotors nicht nur fuß-, sondern auch umweltschonend durchstreift werden.

Auch außerhalb der Stadtmauern gibt es viel zu entdecken, etwa auf dem Wein-Lese-Weg oder auf der Burg Hohenbeilstein. Dort lassen Falkner regelmäßig ihre auf der Burg beheimateten Greifvögel vor den Augen der Zuschauer in die Lüfte fliegen.

Emissionsfrei, und damit einem weiteren Trend des sanften Tourismus folgend, sind auch Kutschfahrten mit vorgespannter, mindestens vierbeiniger Pferdestärke. Geselligen Charakter haben sie allemal seit alters her. Beliebte Gruppenangebote sind auch die diversen Führungen durch die idyllischen Städte des Bottwartals. Bei manchen, mit Spielszenen und historischen Kostümen,

Und romantisches Gruseln bei der Sonderführung mit dem Titel „Im Mondschein durch dunkle Gassen“ ist sicher um so schöner, je mehr davon befallen werden. Wer eine Führung mal gerne mit einer Weinprobe in einem Original-Gewölbekeller abschließen möchte, ist richtig beim Angebot „Durch Gassen und Keller mit Wein und Schiller“.

Auch die zertifizierten Weinerlebnisführer setzen auf „Wein als Gruppenerlebnis“. Sie bieten Wein und Informationen dazu nicht nur bei Wanderungen durch die Weinberge, sondern auch bei Ausfahrten mit Kanus, im Oldiebus oder auf Elektrorädern. Wein mit Fingerfood oder Schokolade, mit Wild oder Käse, im Sonnenuntergang oder im Wengerthäusle – die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt, zumal die Weinerlebnisführerinnen und -führer auch Programme nach eigenen Wünschen der Gäste zusammengestellen. Es gibt sogar inzwischen das Angebot „Team- und Konflikttraining im Weinberg“ – was als Betriebsausflug der besonderen Art von nachhaltiger Wirkung sein dürfte. Außerdem können Weinerlebnisführer als Begleiter für Reisebusse gebucht werden. Neben dem Wein spielt auch die Literatur eine wichtige Rolle in der Gegend am Neckar. Das liegt viel, aber nicht nur an Marbachs berühmtem Sohn Friedrich Schiller, wie beispielsweise der Literaturspaziergang namens „Es muss ja nicht immer Schiller sein“ besagt. Übrigens gibt es in Schillers Geburtshaus wie in anderen Museen im Bottwartal exklusive Gruppenführungen, nämlich für Frauen und für Kinder. Da spielt neben dem körperlichen Reisen in der Landschaft noch das Reisen im Geiste eine verstärkte Rolle, ganz nach einem anderen Zitat: „Man reist nicht billiger und nicht schneller als in Gedanken“. (aki) Weitere Informationen und auch Vermittlung der Angebote unter www.marbachbottwartal.de, info@marbach-bottwartal.de und Telefon 0 71 44 / 1 02-3 75.

Mit einer Variante des dreirädrigen thailändischen Fortbewegungsmittels, dem Tuk Tuk, kann die Schillerstadt erkundet werden. Doch auch das Bottwartal hat mit der Falknerei, Ausflügen zu Winzern, Wanderungen durch die Weinberge, Museumsbesuchen und Stadtführungen viel zu bieten. 6


ENTDECKEN

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M IT

NEUEN I MPULSEN IN DIE Z UKUNFT DIE BOTTWARTALER WINZER HABEN TURBULENTE ZEITEN HINTER SICH. DER NEUE VORSTANDSVORSITZENDE FÜHRT DIE GROSSBOTTWARER GENOSSENSCHAFT IN RUHIGERE GEWÄSSER.

E

s gibt einfachere Jobs. Dessen war sich Bastian Remkes bewusst, als er das Amt des Vorstandsvorsitzenden der Bottwartaler Winzer antrat und zum 1. Juni die Geschäfte von seiner Vorgängerin Anna-Barbara Helliwell übernahm. Die Großbottwarer Genossenschaft hatte turbulente Zeiten hinter sich. Es ist an Remkes, die Schäden aus dem Weg zu räumen und die Genossenschaft wieder in ruhigere Gewässer zu führen.

Diesem Ziel hat er sich in den vergangenen Monaten genähert – selbstbewusst, mit einer klaren Perspektive vor Augen und doch behutsam. Denn eine Genossenschaft lebt von ihren Mitgliedern, und die müssen bei Veränderungen mitgenommen werden. Ohne Frage. Der 47-Jährige ist angekommen. Aber fühlt er sich auch angenommen? Remkes zögert. Bei den Mitgliedern sei noch eine gewisse Skepsis zu spüren, sagt er. „Ich muss möglichst viele erreichen.“ Eine exklusive Veranstaltung für die rund 740 Mitglieder im Juni soll das Wir-Gefühl stärken. In der Hoffnung, dass auch viele der Einladung des Neuen folgen. „Auf den Versammlungen sind es meist nur immer um die 150 – wobei das für eine Genossen-

schaft sicher keine ungewöhnliche Zahl ist“, fügt er an. Die hohe See ist abgeebbt. „Es wird ruhiger um uns“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bottwartaler Winzer. Der Betrieb hat großes Potenzial. Davon ist Remkes überzeugt. „Der Laden kann, er muss nur gelassen werden“, sagt er in Richtung der Mitglieder und des Aufsichtsrates. Der Vertrieb funktioniere, das Vertriebsteam sei gut besetzt. Zusammen mit neuen Impulsen aus dem Keller und einer Qualitätssteigerung stellt das eine gute Basis dar, um im Wettbewerb zu punkten. In den Blick genommen hat Remkes vor allem die Stärkung des mittleren Preissegmentes. Also der Weine, für die die Verbraucher zwischen fünf und acht Euro auf den Tisch legen. „Gleichzeitig dürfen wir aber auch nicht vergessen, bei einer hohen Qualität des Lesegutes das Premiumsegment auszubauen. Und zwar nicht nur im Barrique, denn ich halte nichts davon, immer nur auf einen Holzton zu gehen.“ eine wichtige Rolle spielen da natürlich Kellermeister Eberhard Lang und der zweite Kellermeister Anton Troll, der für die Qualitätsprojekte und Kleingebinde im Keller verantwortlich ist und die Mitglieder begleitet, deren Rebflächen der Genossenschaft die beste Qualitäten liefern sollen. Denn die Position der Genossenschaften auf dem umkämpften Weinmarkt wird immer schwieriger, daran besteht für Remkes kein Zweifel. „Der Lebensmitteleinzelhandel bootet uns etwas aus, weil er durch Kleinerzeuger versucht, sich höherwertig zu positionieren, und die Genossenschaften auf die Billigschiene zurückdrängt.“ Stark geprägt ist das Bottwartal durch den Trollinger. Dessen ist sich Remkes bewusst.

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Bastian Remkes (Foto links unten) will das mittlere Preissegment stärken. Im Keller setzen Eberhard Lang (Foto oben, links) und Anton Troll neue Impulse. Im Verkaufsraum wird die persönliche Beratung groß geschrieben.

Um so wichtiger ist es, der Rebsorte einen neuen Schliff und eine kräftigere Struktur zu geben, findet er. „Die Südtiroler haben das mit ihrem Vernatsch gemacht. Das ist im Grunde ja auch ein Trollinger, aber sie haben es geschafft, ihn zu einem wesentlich charaktervolleren Wein als unseren Trollinger zu machen. Daran müssen wir arbeiten, denn die Viertelesschlotzer sterben aus“, betont Remkes. Einen Anfang haben die Bottwartaler Winzer mit der Reihe „Vivian“ gemacht. Den gibt es als Vivian TS – einen Trollinger mit Schwarzriesling. Und ganz neu auch als Vivian TA, einen Trollinger mit Acolon. Neu gesetzt haben die Genossen in diesem Jahr eine Anlage mit Shiraz. „Das ist eine tolle Rebsorte – auch für unsere Region“, gerät Remkes ins Schwärmen. Eine Rebsorte, die den Kellermeistern unter anderem die Möglichkeit gibt, ihre Kreativität unter Beweis zu stellen. In den vergangenen Jahren, räumt Remkes ein, sei man etwas arm an Saisonweinen gewesen. Das soll sich ändern. Die Reihe „Flora“ wird wieder aufgelegt. „Es wird einen Weißen und einen Rosé geben“, kündigt der Vorstandsvorsitzende Bastian Remkes an. Die neue Linie ist für ihn so etwas wie ein Sprung ins kalte Wasser. Mitte März sollen die Weine in den Verkauf kommen. „Bis dahin muss alles stehen – die Etiketten und die Flaschen.“ Am liebsten würde der 47-Jährige die Bordeauxflasche beim Kerner gegen eine Schlegelflasche und beim Lemberger gegen eine Burgunderflasche eintauschen. Aber das ist nicht so einfach, denn dann braucht es auch neue Kartons. Die Standardverpackung funktioniert dann nicht mehr. Es gibt viel zu tun – auch im jetzt ruhigeren Gewässer. (kaz)


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M IT M UND UND M AGEN IN DEN M USEEN DIE LEITERIN DER MARBACHER MUSEEN, PROF. DR. HEIKE GFREREIS, TAUCHT EIN IN DIE SYMBIOSE VON GENUSS UND LITERATUR. DAS PAPIER IST OFT DIE WASSERSCHEIDE ZWISCHEN PROSA UND POESIE, DERBER KOST UND ERLESENEM GENUSS, SINNESÜBERREIZUNG UND GAUMENKITZEL.

ren die Fantasie beim Lesen und lassen die Schriftsteller in den Kochkunstzutaten der Poesie schwelgen: Klänge und Rhythmen, Vergleiche, Adjektive, Komposita, Listen mit Zaubernamen. Für mich Dauerhungrige unvergesslich.

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Das schwarze Essen, Black Food, ist die Erfindung eines belgischen Romanautors. In Ganz unten färbt Joris-Karl Huysmans alles Ton in Ton:

on Gedichten ahnt man es. Literatur ist auch etwas, das wir uns auf der Zunge zergehen lassen können. „Voller Apfel, Birne und Banane“ beginnt eines von Rainer Maria Rilkes Sonetten an Orpheus, in dem ich das Obstessen neu gelernt habe und mit ihm das Buchstabenschmecken. Wie eine Pralinenschachtel hat Rilke seine Sonette verpackt, mit einem hellblauen Schleifchen. Säuberlich jedes Komma gesetzt und jeden Punkt, jeden Vers mundgerecht abgemessen: Stachelbeere ... Alles dieses spricht Tod und Leben in den Mund ... Ich ahne ... Lest es einem Kind vom Angesicht, wenn es sie erschmeckt. Dies kommt von weit. Wird euch langsam namenlos im Munde? Wo sonst Worte waren fließen Funde, aus dem Fruchtfleisch überrascht befreit. Wagt zu sagen, was ihr Apfel nennt. Diese Süße, die sich erst verdichtet, um, im Schmecken leise aufgerichtet, klar zu werden, wach und transparent, doppeldeutig, sonnig, erdig, hiesig —: O Erfahrung, Fühlung, Freude — riesig! So essen, wie man noch nie gegessen hat, vorsichtig, beglückt, verstehend, mit den Lippen lauschend oder auch wild, rasend und berauscht, mehr nehmen als einem gut tut: Die Literatur ist reich an solchen Szenen. Hungerkünstler und Vielfraße verfüh-

„Man aß von Tellern mit schwarzem Rande: Schildkrötensuppe, russisches Schwarzbrot, reife türkische Oliven, Kaviar, Seebarben (ein im Süden von Frankreich sehr beliebtes Gericht), Wildbret in schwarzer Sauce, so schwarz als wärs Lakritzensaft und Stiefelwichse, Trüffelpüree, Schokoladenpudding, dem dann ganz dunkle Blutpfirsiche, blauschwarze Trauben, Maulbeeren und schwarze Kirschen folgten. Man trank aus dunkeln Gläsern die Weine von Limagne und Roussillon, von Tenedos, Val de Peñas und Porto und labte sich schließlich nach dem Kaffe mit Nußschnaps, Kwas, Porter und Stout.“ Felix Krull, Thomas Manns Hochstapler, erliegt wahllos einem Delikatessladen: Bonbons, Honigkuchen, Trauben und Erdbeeren, Sardinen, Gänseleber, Artischocken, Spargel, Leberwürste, Rauchfleisch und Trüffel, Hummer, Salat, Makrelen, Kakao, Punsch und Aal. Zarter „schlürfen“ Goethes Heldinnen ihr Champagnerglas „weg“ und sein Wilhelm Meister stiebitzt Wellness Food: die „vielgeliebten gewelkten Pflaumen“, getrocknete Äpfeln und eingemachte Pomeranzenschalen. Walter Benjamin greift in Berlin um 1900 durch den Türspalt in die Speisekammer und verzehrt mit der „Hand wie ein Liebender in der Nacht“ Zucker, Mandeln, Eingemachtes und selbst Ungekochtes: „Wie gab der Honig, gaben Haufen von Korinthen, gab sogar Reis sich schmeichelnd in die Hand.“ Bei Schiller ist die Nahrung meist flüssiger und kopflastiger, auch wenn sich in seinem Nachlass Zahnstocher erhalten haben, Rechnungen über verzehrten Schinken und Salat und ein Brechmittelrezept, Löffel, Messer, Gabel und Weingläser. Den Schnaps, den er 1803 für eine Abendgesellschaft bei Goethe zusammen mit Wasser, Zitrone und Zucker tropfenweise zu Punsch verkochen lässt, nennt er: „Geist“.

Im Museum zu sehen: Eduard Mörikes gereimtes Backrezept (ganz links), Rainer Maria Rilkes Obst-„Sonett an Orpheus“ (Mitte, klein), Friedrich Schillers Brechmittelrezept mit Weinstein (links) sowie die angeblich beim Kartenspiel verzockte Gabel aus Franz Kafkas Reisebesteck.

Kafka, der Vegetarierer, hat uns aus gewöhnlichem Feldsalat das aufgetischt, was Wilhelm Genazino in Marbach den „kürzesten komischsten Text der Weltliteratur“ nannte: „Vogerlsalat grüßt“, schreibt Franz der Schwester Ottla 1916 aus Karlsbad auf eine Postkarte, auf der mehr nicht steht. Krummschnablig, flügellahm, mit Krallenwurzeln und vermutlich auch mit Kratzsand in seinem Tellerkäfig. Das Papier ist oft die Wasserscheide zwischen Prosa und Poesie, derber Kost und erlesenem Genuss, Sinnesüberreizung und Gaumenkitzel, voller Dröhnung und Ernüchterung. Hesse betäubt 1927 Harry Haller im Steppenwolf nicht nur mit Wein und Kokain „zur Erzeugung schöner Träume, zum Lustigmachen, zum Verliebtmachen“. Er lässt ihn auf die Rückseite einer Weinkarte Verse schreiben: „Angst- und lustgepeitschter Menschenschwarm / Dunstet schwül und faulig, roh und warm, / Atmet Seligkeit und wilde Brünste, / Frißt sich selbst und speit sich wieder aus, / Brütet Kriege aus und holde Künste, / Schmückt mit Wahn das brennende Freudenhaus, / Schlingt und zehrt und hurt sich durch die grellen Jahrmarktsfreuden ihrer Kinderwelt ...“ Wer liest, der isst und trinkt anders, mit Mund und Magen, Zähnen und Zunge im Kopf. Er beißt nichts ins Papier, selbst wenn er einen Roman sprichwörtlich verschlingt. Auch dann nicht, wenn das Papier selbst eine Geschmacks- und Wahrnehmungsversuchung sein könnte: Ernst Jünger klebte in das Manuskript seines Buchs Annäherungen – Drogen und Rausch die Blüten der Zimmerpflanzenvariante eines halluzinogen Nachtschattengewächses: Brunfelsia pauciflora.

LESE-TIPP Ulrike Fischer von der Buchhandlung Taube in Marbach empfiehlt:

Vom Bodensee bis hinauf zum Taubergrund – die schönsten Weinwanderwege Württembergs werden in dem Buch „Öchsletouren für Genießer“ beschrieben. Und nicht nur das: Allerlei Wissenswertes rund um die uralte Tradition des Weinbaus in Württemberg sowie Hinweise auf gute Tröpfchen links und rechts des Weges runden die Tourenbeschreibungen ab. Alexander Haupt, Hans Joachim Haupt Öchsletouren für Genießer Preis 17,90 Euro, 114 Farbaufnahmen und Karten ISBN 978-3-87407-895-5 11


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AUS ALLEN

DAS WEINGUT GEMMRICH IN SCHMIDHAUSEN IST NICHT NUR BEKANNT FÜR GUTE WEINE, SONDERN AUCH FÜR SEINE DESTILLATE. DIE SIND PREISGEKRÖNT.

Bernd Gemmrich schwört in der Sektherstellung auf Handrütteln (Foto rechts). Sohn Simon macht gerade den Weinbautechniker und hilft im elterlichen Betrieb mit (Foto links unten).

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er Weinbau und die Gemmrichs – das gehört seit Jahrhunderten zusammen. Auch für Bernd Gemmrich war schon immer klar, dass er einmal den Betrieb des Vaters übernehmen wird. „Gedanklich hat es für mich eigentlich nie etwas anderes gegeben“, sagt er. Als Beilstein noch eine eigene Kellerei hatte, war der Großvater dort im Vorstand. Vater Willi hat seinen Rebensaft vor allem an Weinhändler verkauft. „1971 war unser erster ganz eigener Jahrgang“, erinnert sich Bernd Gemmrich. Im Jahr 1987 hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen – mit einer Rebfläche von 1,7 Hektar. „Es war ein Betrieble“, sagt der 53-Jährige und lacht. Heute bewirtschaftet der Winzer acht Hektar. Der Großteil der Gemmrich’schen Rebstöcke steht am Wartberg. Drei Hektar liegen aber auch am Roten Berg in Schmidhausen. Kleinere Parzellen befinden sich in den Beilsteiner Weilern Gagernberg, Jettenbach, Billensbach oder Klingen. „Wir haben Weinberge in allen Höhenlagen und mit ganz unterschiedlichen Bodenqualitäten. Da ist es wichtig, die Rebsorte anzupflanzen, die zum jeweiligen Boden passt.“ Mindestens 70 Prozent seiner Weine sind rot, erzählt Bernd Gemmrich. „Früher war der Schwerpunkt der Trollinger, heute ist der Lemberger meine Lieblingssorte.“ Was aber nicht heißen soll, dass das württembergische Urgestein aus dem Sortiment verbannt wurde. In der Kundschaft des Beilsteiner Weinmachers hat der Trollinger noch seinen Stammplatz. „Er etabliert sich immer mehr als leichter fruchtiger Rotwein. Als Roséersatz mit viel Aroma, der leicht gekühlt klasse schmeckt.“ Die Kunden, so Gemmrichs Erfahrung, wollen eben nicht nur Weine mit 14 Volumenprozent Alkohol. Ebenfalls im Sortiment hat der 53-Jährige Piwis – pilzwiderstandsfä-

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hige Rebsorten, die keinen Pflanzenschutz brauchen und dadurch einfacher in der Bewirtschaftung sind. Bei den Roten sind es die Sorten Cabernet cortis und Regent, als weiße Piwi-Sorte hat Gemmrich jetzt Muscaris, Bronner, Cabernet blanc und Souvignier gris gepflanzt. „In den Teilorten habe ich viele Steillagen-Wengert, da komme ich mit meinem Traktor an seine Grenzen, und da sind Piwis einfach perfekt.“ Neben dem Weinbau hat sich Bernd Gemmrich noch ein zweites Standbein aufgebaut: seine Destillate. Vater Willi hat schon gebrannt, Sohn Bernd hat die Handwerkskunst zur Vollendung entwickelt. Die Streuobstwiesen, die die Ware für die mehr als 50 verschiedenen Brände liefert sind biozertifiziert. Nach 2010 und 2013 in diesem Jahr schon zum dritten Mal hat der Beilsteiner im Rahmen des DLG-Qualitätwettbewerbs den Bundesehrenpreis verliehen bekommen. „Das ist die höchste Auszeichnung in der Branche“, freut sich Gemmrich. Heuer wurde der Muskattrollinger-Tresterbrand dann auch noch zum besten Edelbrand des Jahres gekürt. Petra Gemmrich, die sich im Familienbetrieb neben der Weinstube auch noch um Büro und Verkauf kümmert, weiß, dass es viele Kunden gibt, die Wert auf solche Auszeichnungen legen. Stichwort Besen. Seit 1966 gibt es ihn. Das erste Jahr im Wohnhaus der Eltern, vorne an der Straße. Dann wurde der Stall umgebaut. Jeden Donnerstag- und Freitagabend hat er geöffnet. Samstags wird auf Vorbestellung aufgemacht. Etwa 30 Personen finden Platz und können sich ein schwäbisches Vesper, Maultaschen, Sauerkraut oder Bratwurst schmecken lassen. Ob auch die nächste Generation den Betrieb weiterführt, kann Bernd Gemmrich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Aber es sieht alles danach aus. Tochter Anja studiert Weinbetriebswirtschaft, Sohn Simon macht den Weinbautechniker. Nur Manuel, der Jüngste der drei Kinder, lernt etwas „G’Scheits“, sagt der Vater und lacht. Der 19-Jährige macht eine Ausbildung zum Mechatroniker. (kaz)


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A CHTSAM DEM ERDMANNHÄUSER FIRMENCHEF KARL HUOBER IST DER SPAGAT ZWISCHEN WIRTSCHAFTSKRITIK UND UNTERNEHMERTUM GELUNGEN.

MIT DEM

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twas Neues erschaffen wollte der Vater von Karl Huober, als er vor 65 Jahren in Erdmannhausen die „Erste Württembergische Brezelfabrik“ gründete. Auf neuen Wegen schreitet sein Sohn, in dem er als Unternehmer in der Lebensmittelbranche unbeirrbar auf Ursprung, Sinn und Ziel der Ernährung und des Wirtschaftens verweist. Fragen nach dem Platz des Menschen in der Arbeitswelt und nach dem Umgang mit den natürlichen Ressourcen beschäftigen ihn mehr als die nach dem Umsatz. Großvater Huober eröffnete 1914 in Kornwestheim eine Bäckerei. Karl Huobers Vater erlernte das gleiche Handwerk. Bei Lieferungen an Kunden hatte er die Erfahrung gemacht, dass es immer entweder zu viel oder zu wenig Brezeln waren, weiß der Nachfolger aus der Familiengeschichte. Es entstand die Idee, das „Beste der Brezel“, das Knusprige in der Mitte, als Dauergebäck unabhängig von kurzfristiger Nachfrage zu erhalten. So entstand die kuchentellergroße Brezel im Pappkarton, die noch heute zum Sortiment gehört. Die Suche nach einer geeigneten Immobilie für die Brezelfabrik führte die Huobers 1950 nach Erdmannhausen. Das Geschäft

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UMGEHEN

lief gut an in der Wirtschaftswunderzeit. Vier Jahre nach dem Einzug in der Ortsmitte wurde an der Riedstraße neu und größer gebaut. Der 1949 geborene Sohn Karl wuchs mit dem Betrieb auf, aber auch mit der wirtschafts- und systemkritischen Haltung, die sich in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts allgemein in der Jugend breit machte. Er lernte Heilpädagogik, studierte Volkswirtschaft und Philosophie in Tübingen und Berlin, arbeitete kurz als Zeitungsredakteur. 1980, in wirtschaftlich schwieriger Lage für den väterlichen Betrieb, kam er in diesen zurück.

Karl Huober (Foto oben) betreibt mit seinen Unternehmen ökologisch-nachhaltige Wirtschaftskultur.

Die kritische Einstellung hatte er aber nicht abgelegt. Was ist Geld eigentlich? Wo bleibt der Mensch in einer Welt der zwanghaften Rationalisierung und des Umsatzdiktats? Was ist der Sinn der Arbeit? Derlei Gedanken konnte er nicht mehr abschütteln. „Ich habe darauf vertraut, dass ich die Firma führen kann, wenn ich diese Fragen stelle und nicht nur wirtschaftlich denke“, sagt Karl Huober. Der familiengeführte Betrieb, der keine Vorgaben von außen habe, sei dabei von großem Vorteil. Seine Frau Solvår hat ihn unterstützt beim langfristig angelegten Prozess. Zwei der drei Söhne arbeiten inzwischen in der Firma mit.

sondere Getreideprodukte für Kindernahrung entwickelt. Sieben Jahre später stellte auch die Brezelfabrik komplett auf Bio um – als erster Hersteller außerhalb des Naturkostbereichs. Bei ErdmannHAUSER Getreideprodukte angesiedelt sind das Engagement für gentechnikfreies Saatgut und die betriebseigene Bildungsinitiative. Darin werden Fragen zum Wirtschaftssystem erweitert um Betrachtungen der Natur. Wenn Huober von Wachstum spricht, denkt er nicht an Börsenzahlen, sondern an die Wachstumserscheinungen der Pflanzen, die uns ernähren.

Heute gilt sie europaweit als einzige in der Dauerbackwarenbranche, die in allen Bereichen selbstständig geblieben ist. Huobers fundamentale Fragestellungen führten nach seinem Einstieg zu einer Gebäcklinie mit Getreide aus dem biologisch-dynamischen Anbau. Aus dem Impuls heraus, diesen zu unterstützen, entwickelte sich 1989 die Firma ErdmannHAUSER. Zusammen mit dem Ehepaar Werder haben die Huobers dafür be-

Seit dem Jahr 2011 gehört zur Firmengemeinschaft auch noch das Unternehmen BioGourmet. Dessen Angebot setzt sich aus biologischer Feinkost verschiedener Hersteller zusammen. Mit den Produkten der drei Schwesterbetriebe geht heute der Ortsname Erdmannhausen pro Jahr 50 Millionen mal in die ganze Welt hinaus. Als Karl Huober das feststellt, bricht sich in seiner Miene eine stille Freude Bahn. Im jahrelangen Spagat zwischen Wirtschaftskritik und Unternehmertum steht das, was als „Erste Württembergische Brezelfabrik“ begann, heute in vorderster Reihe einer neuen, ökologisch-nachhaltigen Wirtschaftskultur. (aki) 15


D IE A RBEIT DAS HÖPFIGHEIMER WEINGUT SCHÜTZ MACHT VON SICH REDEN. JUNIORCHEF BENJAMIN SCHÜTZ HAT INNERHALB KURZER ZEIT VIELE NEUE IMPULSE GESETZT. DER FAMILIENBETRIEB IST AUF ERFOLGSKURS.

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olange es Jungwinzer wie Benjamin Schütz gibt, muss es einem um die Zukunft des Weinbaus nicht bange sein. Das kleine Weingut im Steinheimer Stadtteil hat innerhalb kurzer Zeit einen großen Sprung nach vorn gemacht und kann sich durchaus selbstbewusst in die Namen der bekannteren Winzer aus dem Bottwartal einreihen. Basis für den Erfolg ist eine Familie, in der alle Generationen mitanpacken, und ein Junior, der neue Impulse setzt. Seit Benjamin Schütz denken kann, hat er draußen in den Weinbergen mitgeholfen. Der Geburtstag am 10. Oktober wird traditionell auf dem Traktor verbracht. „Ich habe schon immer das Wengerterfieber“, sagt der 26-Jährige und lacht. Leidenschaft und die Liebe zur Natur prägen den jungen Höpfigheimer. Vater Herbert Schütz hat den Weinbau im Nebenerwerb betrieben, der Sohn startet jetzt voll durch. 2012 schließt Benjamin Schütz das Studium der Weinbetriebswirtschaft in Heilbronn ab. Danach arbeitet er drei Tage in der Woche bei der Remstalkellerei und den Rest der Woche im elterlichen Betrieb. „Nach

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MACHT

einem Jahr war ich an dem Punkt, an dem ich mich entscheiden musste. Denn für daheim blieb nur die Zeit, das Nötigste zu machen. Ich war so etwas wie der Feuerwehrmann.“ Seit April 2014 dreht sich alles nur noch um das eigene Weingut. „Der Betrieb läuft zwar noch auf mich, aber er gibt den Ton an“, erzählt Vater Herbert. Mit 70 Ar beginnt die Familie 2008 mit der Selbstvermarktung. Jedes Jahr kommen weitere Flächen dazu. Inzwischen werden sieben Hektar bewirtschaftet. Die Leitsorten sind Trollinger, Lemberger, Spätburgunder und Riesling. Aber auch bei den weißen Rebsorten will der Junior zulegen. „Die Nachfrage auf dem Markt ist da.“ Die meisten Weinberge liegen am Höpfigheimer Königsberg, aber auch in Beilstein und in Kleinbottwar besitzt die Familie Lagen. Der geografische Mix hat Vorteile: Nicht nur wegen der unterschiedlichen Böden, auch wegen einer gewissen Risikostreuung, was Unwetter angeht. „Vor drei Jahren hat es unsere Trauben in Beilstein verhagelt, letztes Jahr traf es uns in Kleinbottwar“, erzählt Herbert Schütz. Die Ver-


DEN

K OPF

FREI

teilung der Weinberge auf unterschiedliche Markungen hat darüber hinaus den Vorteil, dass man mit Kollegen aus den anderen Orten zusammenkommt. „Und dieser Austausch ist eine Bereicherung“, findet Benjamin Schütz. „Wir sind noch ein ganz junges Weingut. Wir lernen jeden Tag dazu und werden jeden Tag etwas gescheiter.“ Innovation ist ein Begriff, mit dem in der Weinwelt nur so um sich geworfen wird. Dem Juniorchef des Höpfigheimer Weingutes mundet das nicht. „Ich finde das Wort irgendwie abgedroschen und ehrlich gesagt hört es sich für mich auch immer nach Technik an. Weinbau ist für mich aber ein Handwerksberuf“, betont der 26Jährige und spricht deshalb lieber von Inspiration. Denn Traditionsbewusstsein allein reicht nicht. Ein Winzer muss immer auch offen für Neues sein. „Inspiration in Erlebnissen und Begegnungen zu finden, ist ein Anspruch, den wir an uns selbst haben.“ Inspirieren soll auch die neue Kreation TL+C. Der Trollinger mit Lemberger und Cabernet ist seit einem halben Jahr in der Flasche und kommt bei den Kunden gut

an, freut sich Benjamin Schütz. Die Idee, den Wein so zu nennen, hat der Höpfigheimer aus dem Remstal mitgebracht. Dort nennen die Genossen ihren Trollinger mit Zweigelt TZ. Besonders am Herzen liegt dem Weinmacher auch die Piwi-Linie. 2010 hat er die ersten pilzwiderstandsfähigen Sorten angebaut, drei Jahre später die ersten MuscarisTrauben geerntet. Inzwischen sind auch Weinberge mit den Piwi-Sorten Cabernet Cantor und Cabernet Cortis bestockt. „Allerdings sammeln wir im Moment noch Erfahrungen und merken auch, dass die Kunden beispielsweise noch nicht so viel mit dem Begriff Piwi anfangen können.“ Wo sieht sich der Jungwinzer in zehn Jahren? Benjamin Schütz schmunzelt. „Ich hoffe, dass wir dann noch immer ein funktionierender Familienbetrieb sind – ein bisschen größer als heute – und ich nicht nur am Schreibtisch sitze, sondern immer noch viel draußen sein kann.“ Denn die Arbeit im Weinberg ist für den 26-Jährigen Lebenselixier. „Nach einem Tag an der frischen Luft bin ich wieder geerdet.“(kaz)

Hovawart Elvis (Foto oben) liebt es, an der frischen Luft zu sein. Ebenso wie der Rest der Familie. Seit April 2014 führt Benjamin Schütz (Foto Mitte) im Keller die Regie. Das Holzstück, das im neuen Verkaufsraum hängt (Foto rechts), zeigt die Buchhaltung des Großvaters anno 1947. 17


Die ersten Wein-Lese-Tage sind ein voller Erfolg gewesen. Mit dem Weintourismuspreis des Landes Baden-Württemberg im Rücken soll die zweite Auflage an den Erfolg aus dem Vorjahr anschließen.

D AS W ICHTIGSTE AUF EINEN B LICK DEN STANDARD DER PREMIERE NICHT NUR HALTEN, SONDERN DAS ANGEBOT AUSBAUEN UND AUCH DEN SERVICE ERWEITERN. DAS IST DER ANSPRUCH, DEN DIE MARBACHER ZEITUNG, BEI DER ORGANISATION DER ZWEITEN WEIN-LESETAGE MARBACH & BOTTWARTAL VOR AUGEN HATTE. DIE BESUCHER – MEHR ALS 1500 WAREN ES IM VORJAHR – SOLLEN SICH AM 31. JANUAR UND AM 1. FEBRUAR AUF DER SCHILLERHÖHE WOHLFÜHLEN. UND SIE SOLLEN SICH VON DER REGION MARBACH/BOTTWARTAL BEGEISTERN LASSEN – UND WIEDERKOMMEN.

DIE AMTIERENDE WÜRTTEMBERGISCHE WEINKÖNIGIN, STEFANIE SCHWARZ, KOMMT AM SAMSTAG, 31. JANUAR, UM 16 UHR ZU DEN WEIN-LESE-TAGEN.

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Termin: Die Wein-Lese-Tage finden am 31. Januar und 1. Februar, jeweils von 13 bis 18 Uhr statt. Infos: Informationen zur Messe gibt es am Zelt der Gewandeten im Park. Preis: Die Tageskarte kostet im Vorverkauf 17 Euro, an der Tageskasse 20 Euro. Inbegriffen ist der Eintritt in die Marbacher Museen, die Teilnahme am Beiprogramm der Winter-Wein-Messe sowie ein Stielglas. Shuttle-Service: Vom Bahnhof bringt ein kostenloser Bus-Shuttle die Besucher im Viertelstundentakt zur Schillerhöhe VVS-Ticket: Bei Vorlage eines gültigen VVS-Tickets gibt es während der Wein-Lese-Tage eine Verkostungsflasche 2013er Riesling QbA 0,25 L der Bottwartaler Winzer. Das Angebot gilt nur während der Veranstaltung, der Wein wird nur an Personen über 18 Jahren abgegeben. Tickets: Karten gibt es an allen Easy-Ticket Vorverkaufsstellen, in der Geschäftsstelle der Marbacher Zeitung sowie online unter www.wein-lese-tage.de.


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Nur ein paar Schritte sind es von der Messe in der Stadthalle zum literarischen Programm in den Museen.

Alle Wein-Literatur-Führungen im Überblick WEIN-LAUNEN 1 Von Aristoteles stammt dieser Satz: „Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte“. Allerdings ist es auch bei Schiller nicht weit vom Rausch zum Lärm und von der Heiterkeit zur Albernheit. Treffpunkt: „Schillers Bilder“/Schiller

Auf literarischen Spuren rund um die Marbacher Schillerhöhe Mitten im Genuss der Gaumenfreuden, die bei den Wein-Lese-Tagen geboten werden, möchte man vielleicht Atem holen und in Bewegung sein. Dies kann man an beiden Tagen zwischen 14.30 und 17.30 Uhr mit LitSpaz tun. Die seit vielen Jahren im Raum Stuttgart aktiven Literatur-Spaziergänger Andrea Hahn, Heiko Kusiek und Birger Laing nehmen das Publikum mit auf 30-minütige Führungen, bei denen zu erfahren ist, was es mit dem Obstbaumgarten von Schillers Vater auf sich hat, wie aus dem Schelmengrüble die Schillerhöhe wurde oder wer der Namensgeber der J.-G.-Fischer-Straße war. Treffpunkt ist an der Schillerstatue.

Samstag, 15.30 Uhr Sonntag, 14 Uhr WEIN-SPUREN 1 Peter Huchel brennt aus Versehen ein Zigarettenloch in einen Brief: »Wir trinken jeden Abend 2 Flaschen Wein, während die Katzen um uns herumwimmeln«. Was richtet der Wein noch alles an? Treffpunkt: Unteres Foyer/LiMo Samstag, 13.30 Uhr Sonntag, 14.30 Uhr WEIN-SPUREN 2 Was verrät auch Jahrhunderte später den Wein-Genuss? Und: Liegt im Wein immer nur die Wahrheit? Geschichten und Dinge von Schiller, Kerner und Co. Treffpunkt: „Schrift und Energie“/Schiller Samstag, 14 Uhr Sonntag, 17 Uhr WEIN-LAUNEN 2 »Wir trinken Wein, schauen auf den Fluss und sind im übrigen nicht sehr lustig«, schreibt Franz Kafka am 13. Juli 1914. Doch hatten Hermann Hesse, Martin Walser und Jakob von Hoddis beim Wein viel zu lachen? Treffpunkt: Unteres Foyer/LiMo Samstag, 16.30 Uhr Sonntag, 17.30 Uhr

STIMULANZIEN Pfeife, Riechfläschchen, Souvenir oder ein Gläschen Wein. Jeder Dichter sucht andere Zugänge in die Welt der Fantasie. Wie finden Friedrich Schiller, Eduard Mörike oder Justinus Kerner vom leeren Blatt zu den richtigen Worten? Treffpunkt: „Schillers Bilder“/Schiller Samstag, 14.30 Uhr Sonntag, 15.30 Uhr SCHLAFLOSE NÄCHTE Wer wach liegt, versucht es vielleicht mit einem Glas Wein als Sorgenvertreiber. Manch anderer greift zum Stift. Was treibt Nietzsche, Kafka, Fichte und von Kleist in ihren schlaflosen Nächten um? Treffpunkt: Unteres Foyer/LiMo Samstag, 15 Uhr Sonntag, 16.30 Uhr GEISTESBLITZ UND MUSENKUSS Originale führen an den Ursprung. Eine zündende Idee wird Literatur. Intrigen werden angezettelt, Keimwörter aufs Papier geworfen, Pläne aufgezeichnet. Woher kommen die Ideen? Und wohin gehen sie? Treffpunkt: Unteres Foyer/LiMo Samstag, 17 Uhr Sonntag, 13.30 Uhr GESCHMACKSACHEN Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Dennoch können es die wenigsten sein lassen. Weil Streit beflügelt? Oder weil Schmecken und Denken doch mehr zusammenhängen, als man meint? Treffpunkt: Unteres Foyer/LiMo Sonntag, 15 Uhr





ab an S4 Hauptbahnhof ab S4 Marbach (N) an Marbach (N) Bf (Bstg 0) ab - Schiller-Nationalmuseum an

12.08 12.38 13.08 13.38 14.08 12.35 13.05 13.35 14.05 14.35 12.40 12.55 13.10 13.25 13.40 13.55 14.10 14.25 14.40 12.45 13.00 13.15 13.30 13.45 14.00 14.15 14.30 14.45

SAMSTAG 15.03 15.21 14.38 15.08 15.05 15.35 15.10 15.25 15.40 15.15 15.30 15.45

Marb. Schiller-Nationalm. - Bahnhof (Bstg 0) S4 Marbach (N) S4 Hauptbahnhof S4 Marbach (N) S4 Backnang

12.45 13.00 13.15 13.30 13.45 14.00 14.15 14.30 12.50 13.05 13.20 13.35 13.50 14.05 14.20 14.35 12.55 13.25 13.55 14.25 13.22 13.52 14.22 14.52 13.38 14.38 13.52 14.52

SAMSTAG 15.15 15.30 15.45 16.15 15.20 15.35 15.50 16.20 15.25 15.55 16.25 15.52 16.22 16.52 15.38 15.52

S4 Backnang S4 Marbach (N)

ab an ab an ab an

13.03 13.21

14.03 14.21

14.45 14.50 14.55 15.22

16.03 16.21

17.03 17.21

18.03 18.21

15.38 16.08 16.38 17.08 17.38 16.05 16.35 17.05 17.35 18.05 16.10 16.25 16.40 16.55 17.10 17.25 17.40 17.55 18.10 18.25 16.15 16.30 16.45 17.00 17.15 17.30 17.45 18.00 18.15 18.30

16.30 16.45 17.00 16.35 16.50 17.05 16.55 17.22 16.38 16.52

17.15 17.30 17.45 18.00 18.15 18.30 17.20 17.35 17.50 18.05 18.20 18.35 17.25 17.55 18.25 17.52 18.22 18.52 17.38 18.38 17.52 18.52


D IE L ESE- P ROBEN IM SCHILLERSAAL DES SCHILLER-NATIONALMUSEUMS WERDEN DEN BESUCHERN ZEHN GUTE GELEGENHEITEN GEGEBEN, SCHÖNE TEXTE ZU HÖREN UND GUTE WEINE DAZU ZU VERKOSTEN: AUSGESUCHT VON SPRECHAUSBILDERIN UND SCHAUSPIELERIN DOROTHEE ROTH SOWIE DEN BEIDEN WEINERLEBNISFÜHRERN GERHARD THULLNER UND GÜNTHER LOHFINK. DIE WEINPROBEN FINDEN MIT JEWEILS ZWEI WEINEN AUS DEM SORTIMENT DER TEILNEHMENDEN WEINGÜTER IM SCHILLER-NATIONALMUSEUM MARBACH MIT PASSENDEN TEXTEN VON DEUTSCHEN SCHRIFTSTELLERN STATT. DIR BLEIBE ICH TREU „Die Rebe wandelt im Wechsel der Wochen / der Sonne Gefunkel zu flüssigem Feuer.“ Die begleitenden Texte sind von Hermann Hesse, Friedrich Hölderlin, Gottfried Keller, Heinrich Seidel, Omar Chajjam, Homer, Gustav Falke. Hierzu stellen wir Ihnen bodenständige Weine vor: 2012er Trollinger trocken, Steillagen, Weingärtner Marbach und 2012erLemberger trocken, Weingut Forsthof. Samstag 13, 15, 17 Uhr

TIEFROT UND SAMTWEICH „Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man Wein trinkt.“ Kosten Sie unsere edlen Tropfen und hören Sie dazu Texte von Friedrich Hölderlin, Hugo von Hofmannsthal, Ludwig Uhland, Li Bai, Joseph von Eichendorff, Hermann Hesse, Joachim Ringelnatz – und Sie werden auch der Meinung sein: „Wein ist Poesie in Flaschen.“ Zum Beispiel 2013er Spätburgunder trocken Roter Keuper, Weingut Sankt Annagarten und 2013er Cabernet Cuveé, Weingut Schütz.

DIE FESTLICHE TAFEL „... Er wählte ein schönes Damasttischtuch und breitete es sorgfältig auf dem Tisch aus....“ Hören Sie Texte von Ludwig Uhland, Johann Wolfgang von Goethe, Erckman-Chatrian, Paul Klee, Conrad Ferdinand Meyer, Eugen van Vaerst. Wir berichten Ihnen von den Festgelagen der Weltgeschichte und stellen Ihnen geeignete Weine für Ihre eigene festliche Tafel vor: 2013er Sauvignon Blanc „S“ trocken, Weingut Schäfer und 2013er Weißburgunder trocken Erste Lage, Weingut Graf Adelmann.

Sonntag 13, 15, 17 Uhr

Samstag 14, 16 Uhr

Sonntag 14, 16 Uhr

HEUTE VERLIEBE ICH MICH „... Wein, du Wein hast ihn begeistert / oh wie feurig küsst er mich! ...“ Lassen Sie sich auf ein Abenteuer ein mit einigen der besten Weine und der schönsten Liebesgedichte der Weltliteratur von Eduard Mörike, Johann Wilhelm Gleim, Omar Khay, August von Platen, Luis Cernuda, Gotthold Ephraim Lessing und 2013er Sauvignon Blanc trocken, Käsbergkellerei Mundelsheim und 2013er Muskattrollinger halbtrocken, Schlossgut Hohenbeilstein.

Gerhard Thullner, Dorothee Roth (links), Timo Brunke (oben) sowie Martin Link und Günther Lohfink (von links) führen durch die Lese-Proben. Timo Brunke Von Stuttgart aus hat sich Timo Brunke als Mitbegründer der deutschsprachigen Slamoder Bühnenpoesie einen Namen gemacht. Er erforscht seit 1993 die Möglichkeiten, die eine bewusst für den mündlichen Vortrag gedachte performative Literatur bietet. Sehr alte poetische Traditionen, wie die des Rhapsoden stoßen auf neueste Strömungen wie Rapdichtung und spoken word. Besondere Färbung erhält sein Schaffen durch die Art und Weise, wie er Versgattungen und Metren mit Erzählformen und Sprechakten mischt. Der Vollblutpoet wirbt auf Versfüßen um jedes Wort. Weinprobe zu Timo Brunke: SAMSTAG 13.00 Uhr: Weingut Krohmer: 2013er Rivaner** trocken 14.30 Uhr: Weingut Waldbüsser: 2013er Grauburgunder ** trocken 16.00 Uhr: Bottwartaler Winzer: 2013er Aurum Weißburgunder trocken 17.30 Uhr: WG Bad Cannstatt: 2013er Weißer Burgunder ** QbA trocken SONNTAG 13.00 Uhr: Weingut Gemmrich: Sambu Secco mit Holunderblüten 14.30 Uhr: Weinbau Büchele: 2012er Pinot Blanc Spätlese trocken 16.00 Uhr: Weingut Kircher: 2012er Cuvee Saphiro QbA 17.30 Uhr: Weingut Bruker: 2014er Sauvigon Blanc QbA trocken Die Weine werden von Martin Link aus Mundelsheim präsentiert. 21


Das Messegelände von oben: Das Deutsche Literaturarchiv (vorne links), das Schiller-Nationalmuseum (vorne Mitte), das Literaturmuseum der Moderne (vorne rechts) und die Stadthalle (hinten rechts).

S YMPOSIUM

ZUM

A UFTAKT

IM DEUTSCHEN LITERATURARCHIV FINDET AM 30. JANUAR VON 11 BIS 14 UHR EIN SYMPOSIUM ZUM THEMA NACHHALTIGKEIT STATT. IN VORTRÄGEN WERDEN NATURNAHE KONZEPTE FÜR DEN WEINTOURISMUS VORGESTELLT UND WEGE AUFGEZEIGT, WIE DER WEINBAU NEUE AKZENTE FÜR MENSCH, NATUR, UMWELT UND TOURISMUS SETZEN KANN. DOROTHEE ROTH BEGLEITET MIT LITERARISCHEN TEXTEN.

Oliver Schuhmacher ist gelernter Winzer, gelernter Imker und Diplom-Ingenieur. Nach seinem Studium 1993 des Weinbaus & der Oenologie in Geisenheim/Rhein, war er unter anderem bei Feinkost Böhm in Stuttgart tätig. Seit 2008 ist er Geschäftsführer bei der ErdmannHAUSER Getreide-Produkte GmbH in Erdmannhausen.

Dorothee Roth ist Sprechausbilderin und Schauspielerin und arbeitet unter anderem als Sprecherin und Moderatorin bei Radio und Fernsehen. Zu hören ist sie als Durchsage-Stimme in Bussen und Bahnen Süddeutschlands. Sie sagt, das Thema Wein liege ihr im Blut, denn sie entstammt einer Marbacher Weingärtnerfamilie.

Senator e. h. Claus-Peter Hutter, geboren 1955 in Marbach, hat als Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg schon zahlreiche Umweltprojekte für Naturbewahrung, Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung konzipiert. Er setzt sich für einen unverkrampften Umweltdialog ein.

Reinhard Schäfer, Jahrgang 1957, ist ausgebildeter Weinbautechniker und Besitzer des Weinguts Schäfer in Kleinbottwar. 2009 erfolgte eine Umstellung auf den ökologischen Weinbau und der Beitritt zum Bundesverband Ökologischer Weinbau ECOVIN.

Prof. Dr. Heike Gfrereis, geboren 1968 in Stuttgart-Bad Cannstatt, hat nach ihrem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte, im Jahr 1994 promoviert. Seit November 2001 ist Heike Gfrereis Leiterin der Museumsabteilung im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Lothar Neumann, wohnhaft in Schwaigern-Stetten, hat nach seinem Abitur in Heilbronn und der Winzerlehre im Rheingau, ein Studium Weinbau & Oenologie in Geisenheim/Rhein absolviert. Seit 1990 ist er staatlicher Weinbauberater mit Dienstsitz im Landratsamt Heilbronn.

Andreas Braun ist seit 2009 Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH BadenWürttemberg. Er hat sich auch als Autor zahlreicher Bücher über das Land, seine Menschen, seine Historie und seine Genusskultur, vor allem die Weine, einen Namen gemacht.

Karin Götz leitet die Lokalredaktion der Marbacher Zeitung. Die Leidenschaft fürs Schreiben liegt ihr im Blut. Ihr Vater leitete 40 Jahre die Redaktionen des Zeitungsverlags Waiblingen. Er galt als „Pionier des Remstaljournalismus“ und machte sich als Weinjournalist einen Namen.

Anmeldung per E-Mail: symposium@wein-lese-tage.de; per Fax: 0 71 44 / 85 00 77; per Post oder persönlich: Marbacher Zeitung, „Symposium“, König-Wilhelm-Platz 2, 71672 Marbach, per Telefon: 0 71 44 / 85 00 77. 22


L UST

AUF

DIE ZWEITEN WEIN-LESE-TAGE WERDEN UM EINE KULINARISCHE WEIN-LESEPROBE ERGÄNZT. FÜR DAS HIGHLIGHT AM VORABEND DER MESSE IN JÄGERS RESTAURANT SCHILLERHÖHE GIBT ES NOCH RESTKARTEN.

G ENUSS?

E

inen passenderen Auftakt für die Wein-Lese-Tage könnte es kaum geben: Am Vorabend der Genussmesse, am 30. Januar, findet in Jägers Restaurant Schillerhöhe eine kulinarische Weinprobe statt. Wer sich auf die Winter-Wein-Messe einstimmen möchte sollte sich das von Küchenchefin Regina Jäger gezauberte Vier-Gänge-Menü nicht entgehen lassen. Sommelière Christina Schillinger wird die zum Essen passenden Weine aus den Kellern der teilnehmenden Winzer präsentieren und Informationen über die Weingüter ebenso wie über die Rebsorten geben. Abgerundet wird der Abend durch Texte, die Sprecherin Dorothee Roth vorträgt. Die Literatur soll zum nachdenken anregen, die Gäste aber auch unterhalten, verspricht Roth. Die Speisenfolge für diesen besonderen Abend steht. Los geht es mit einem Feldsalat mit Passionsfruchtdressing und dreierlei Ziegenkäsepralinen, der Zwischengang besteht aus einer geräucherten Entenbrust an Pilzragout mit Polenta-Kartoffel-Nocken. Als Hauptgang serviert Regina Jäger gebackene Rehkoteletts in Mandelhülle auf

Ein starkes Frauen-Trio: Christina Schillinger, Dorothee Roth und Regina Jäger (von links) kümmern sich um das Wohl der Gäste bei der kulinarischen Wein-LeseProbe.

Kürbis-Kartoffelpüree mit glasierten Karotten und Preiselbeer-Wildsauce. Und als Dessert hat sich die Marbacherin für Espresso-Crème brulée mit lauwarmen Schokotörtchen entschieden. (kaz) Die kulinarische Wein-Lese-Probe findet am 30. Januar in Jägers Restaurant Schillerhöhe statt. Sie dauert von 18.30 bis etwa 22.15 Uhr. Eine Karte kostet 119 Euro. Der Vorverkauf läuft über die Geschäftsstelle der Marbacher Zeitung sowie über alle Easy-Ticket-Verkaufsstellen und über die Homepage www.wein-lese-tage.de. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 71 44 / 85 00 69.

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A UF

DIE

B IENE

DIE GESCHICHTE VOM FLEISSIGEN BIENCHEN KOMMT NICHT VON UNGEFÄHR. FÜR EIN GLAS HONIG FLIEGT EINE BIENE VIER MAL UM DIE ERDE. DOCH AUCH DER IMKER HAT BEI DER GANZEN SACHE EINIGES ZU TUN.

W

enn Horst Lengning vor 20 Jahren einer gesagt hätte, dass er seine Freizeit einmal mit dem Imkern verbringt, „hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagt der Marbacher heute. Ein Zimmergenosse im Krankenhaus hat Lengning vor acht Jahren auf die Biene gebracht. „Innerhalb von einer Woche hat er mich fürs Imkern begeistert.“ Der Marbacher war derart Feuer und Flamme, dass er wenig später nicht nur selbst Bienenvölker hatte, sondern auch Kurse für den Imkernachwuchs gab. In einem dieser Kurse saß der Murrer Roland Bröckel. Nach dem Motto „jetzt oder nie“ war er seinem Kindheitstraum auf der Spur. Heute besitzen beide, Lengning und Bröckel, jeweils mehrere Bienenvölker. Horst Lengning hat etwa 25 Stück in Benningen, Marbach, Oberstenfeld und Spiegelberg, Roland Bröckel zählt stolze 34 Stück in Steinheim und Oberstenfeld. Den Honig, den ihre fleißigen Bienen sammeln, vermarkten die beiden Hobby-Imker unterschiedlich. Roland Bröckels Frau Carmen kreiert Besonderes aus dem Honig und verfeinert ihn mit Orangen oder Zitronen aus dem eigenen Anbau. Außerdem im

GEKOMMEN

Angebot: Honig mit Walnüssen, HonigSchnaps, Honig-Butter, Zimt-Honig oder Bärenfang und Met. Horst Lengning hingegen setzt auf den reinen Honig, sein „Bottwartäler Gold“, wie er es nennt. Aber auch das ist keinesfalls einseitig, denn es gibt viele verschiedene Arten von Honig. Zum einen wären das der cremige Frühjahrsblütenhonig und der flüssigere Sommerblütenhonig. Zum anderen hat Lengning Raps-, Wald-, Tannen-, Akazien-, Sonnenblumen- und Lindenhonig im Programm. Letzterer stammt zum Beispiel von den Bienenvölkern, die Lengning hinter dem Krankenhaus stehen hat. Am gemeinsamen Stand der beiden Imker bei den WeinLese-Tagen können die Besucher die Honig-Produkte verkosten. Und wie bei ihren Marktbesuchen – Lengning ist mit seinen Produkten regelmäßig auf Wochenmärkten, Bröckel unter anderem auf Mittelaltermärkten zu Gast – geben die beiden gerne Auskunft über das Imkern. (sl) Imker aus Leidenschaft: Horst Lengning (links) und Roland Bröckel

Tickets für die Wein-Lese-Tage Marbach & Bottwartal erhalten Sie bei uns sowie an allen Easy Ticket ServiceVorverkaufsstellen.

Tickets unter 0711 - 2 555 555 · www.easyticket.de Ein Geschäftsbereich der in.Stuttgart Veranst altungsgesellschaft mbH & Co. KG


Im Frühjahr kehrt der Neuntöter (Foto unten) aus dem afrikanischen Winterquartier zurück, im Winter, entfliehen nordische Exoten wie der Seidenschwanz (Foto oben) der klirrenden Kälte in Skandinavien und Sibirien. Der Grünspecht (Foto Mitte) zählt das ganze Jahr über zu den Charaktervögeln der heimischen Obstwiesen.

D IE

ZWEITE E RFINDUNG DES P ARADIESES DER LEITER DER UMWELTAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG, CLAUS-PETER HUTTER, WIDMET SICH IN EINEM ESSAY DEN NACHBARN DER WEINBERGE: DEN OBSTWIESEN.

A

n allem sind die Römer schuld. Schuld im positiven Sinne! Sie waren es nämlich, die als erste kultivierte Weinreben mit über die Alpen brachten. Später dann kam der Weinbau in unserer Gegend zum Erliegen. Es waren wohl Rittersleute, Mönche und andere Herrschaften, die den Weinbau ab etwa 1000 n. Chr. förderten. Überall wo die Landschaft besonders von der Sonne verwöhnt wird, hat nicht nur der Weinbau eine Heimat gefunden, sondern es gedeihen in solchen Gegenden auch allerlei Früchte. Ob Zwetschgen und die verwandten Mirabellen, Kirschen, Äpfel, Birnen und Quitten: All diese Fruchtbäume wurden ebenfalls von den Römern – übrigens schon vor rund 2000 Jahren in verschiedensten Sorten – zu uns über die Alpen gebracht. Und so ist es kein Wunder, dass vielerorts seit langem Obstwiesen eine harmonische – und sowohl kulturell als auch ökologisch wertvolle – Nachbarschaft zu den Weinbergen bilden. Für beide Lebensräume setzt sich die Akademie für Natur- und Umweltschutz Ba-

den-Württemberg ein. Im Vordergrund steht die Erkenntnis, dass Kulturlandschaften als Lebens- und Erlebensräume nur dann erhalten bleiben, wenn auch die zugrundeliegenden Nutzungen fortbestehen. Nachdem die traditionellen Obstwiesen mit ihren hoch- und halbstämmigen Bäumen ihre einstige wirtschaftliche Bedeutung verloren haben, sich die Zeiten wandeln und heute niemand mehr existenziell auf das Gras der Wiesen, die alten Obstsorten und den Most angewiesen ist, gilt es neue Wege zu suchen wie die Erben von Omas und Opas Obstwiese wieder dazu motiviert werden können, ihren nicht erkannten und oft vernachlässigten Familienschatz wieder zu pflegen wie das im Schrank vergessene Familiensilber. In Zeiten, in denen Magazine wie Landlust und ähnliche Produkte Millionenauflagen erreichen und den Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Natur innewohnt und immer mehr Leute über immer mehr Freizeit verfügen, muss es doch gelingen, die Obstwiesen und ihre vielfältigen Erscheinungsformen in neuem Licht erscheinen zu lassen. Obstwiesen sind Lebens- und Erlebensräume mit Multifunktion: I Generationendialog: Ernten was Eltern und Großeltern und man selbst gesetzt hat. Setzen was man selbst – und später Kinder, Enkel und vielleicht auch Urenkel ernten werden.

I Fitnessklub im Freien: Hier gibt es vielfältige körperliche, die Gesundheit fördernde Betätigungen und einen schönen Ausgleich vom Berufsalltag. I Naturspielplatz für die Hobbygärtner von morgen: Kinder lernen auf spielerische Art die Vielfalt der Natur kennen und Zusammenhänge der Landschaft verstehen. Das fördert Umweltverständnis und Selbstkompetenz. I Landlust pur: Baumblüte im Frühjahr, herrliche Wiesenblumen, die ersten Sommerfrüchte, Apfelernte im Herbst und mit Schnee überzuckerte Bäume im Winter: das lebendige „Landlust“-Magazin und der immerwährende Bauernkalender I Arche Noah der Kulturlandschaft: blumenbunte Vielfalt trifft auf vielstimmige Vogelkonzerte. I Internationaler Start- und Landeplatz: Über die Zugvögel sind unsere Obstwiesen mit den Landschaften in Nord- und Osteuropa, Südeuropa und Afrika verbunden. Die Obstwiesen sind also Teil eines internationalen Netzwerkes großartiger Natur. I Praktizierter Boden- und Grundwasserschutz: Erosion wird verhindert, das Grundwasser vor Schadstoffeintrag geschützt.

Kongresse der Umweltakademie zu den Themen Weinbau und Obstwiesen: „Weinbauterrassen – ein Natur- und Kulturerbe braucht Zukunft“, Steillagen-Kongress am 23. April in Besigheim, Anmeldungen unter der Seminarnummer: 28 BRL, per Mail an: lisa.baeuerle@um.bwl.de. „Die neue Landlust – neue Chancen für die alten Obstwiesen“, Zweiter Deutscher Obstwiesenkongress und 7. Süddeutscher Streuobstkongress am 31. Oktober in SchwäbischGmünd, Anmeldungen unter der Seminarnummer: 86 SLZ, per Mail an: brigitte.schindzielorz@um.bwl.de. 25


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M ITEINANDER E RFOLGREICH DIE WEINGÄRTNER BAD CANNSTATT GEHÖREN ZU DEN BESTEN DEUTSCHLANDS. 2010 HABEN SIE MIT DEN WINZERN AUS RIELINGSHAUSEN FUSIONIERT. DAS MITEINANDER KLAPPT – TROTZ DER ENTFERNUNG.

W

er Wein verkaufen will, muss nicht nur ein Top-Produkt in der Flasche haben – er sollte auch nah am Kunden sein. Wer in den Verkaufsraum der Weingärtner Bad Cannstatt im Hallschlag kommt, wird mit Handschlag begrüßt – egal, ob man bekannt oder unbekannt ist. Herzlichkeit wird großgeschrieben. Auch beim neuen Vorstandsvorsitzenden. Im April dieses Jahres wurde Marc Nagel von den 102 Mitgliedern zum Nachfolger von Gerhard Schmid gewählt. Für die Cannstatter zu arbeiten begann Nagel bereits 2006 – in der Öffentlichkeitsarbeit und als Berater. Mitglied bei den Weingärtnern wurde der 40-Jährige drei Jahre später. Solange bewirtschaftet er auch schon einen eigenen kleinen Weinberg, der mit Lemberger bestockt ist. Wein ist seine Leidenschaft. Beruflich wie privat. „Abends ein Glas Wein mit meiner Frau trinken – das gehört für mich zu einem guten Tag dazu. Und dann wird diskutiert über das, was im Glas ist.“

Marc Nagel (links) will das Profil der Genossenschaft weiter stärken. Die Wein-Ehe mit den Rielingshäusern unter der Führung von Helmut Jenner (kleines Foto) funktioniert.

Denn auch wenn die Cannstatter – das zeigen die vielen Preise der vergangenen Jahre – schon zu den Top-Genossenschaften gehören – die Qualität lässt sich immer noch steigern. Das weiß Nagel und deshalb ist der 40-Jährige auch mit der Zielsetzung angetreten, das Profil der kleinen Genossenschaft noch stärker herauszustellen. „Wir wollen im Steillagen-Weinbau Premiumanbieter bleiben und charaktervolle Weine mit einer ganz eigenen Handschrift machen.“ Rund ein Drittel der 57 Hektar Gesamtrebfläche der Mitglieder sind terrassierte Steillagen. Die Voraussetzungen stimmen. Mit Kellermeister Thomas Zerweck hat man 2003 einen Glücksgriff gemacht. Auch sonst stimmt das Miteinander. Gerade auch mit den Genossen aus Rielingshausen, die 2010 in die Cannstatter Familie aufgenommen wurden. Eingefädelt haben die Fusion Nagels Schwiegervater, Gerhard Schmid, und Helmut Jenner. „Die beiden hatten von Anfang an einen sehr guten Draht. Es gibt kein ‚die’ und ‚wir’ – trotz der Entfernung.“ Und so ist es selbstverständlich, dass auf dem Wagen der WG beim großen Volksfestumzug auch Rielingshäuser sitzen. Oder bei der Feuerzangenbowle im Marbacher Ortsteil auch Cannstatter Genossen vorbeischauen. Rund 15 Hektar haben die 22 Mitglieder aus Rielingshausen in die Weinehe mitgebracht. „Bei der Diva unter den Rebsorten, dem Sauvignon Blanc, kommen etwa zwei Drittel der Trauben aus Rielingshausen. Außerdem haben wir den Schwarzriesling dazugewonnen.“ Und gäbe es nicht die Verkaufsleiterin aus dem Rielingshäuser Weinlädle, Dagmar Bollinger, dann würde der Glühwein der WG nicht so schmecken wie er jetzt schmeckt. Womöglich gäbe es ihn nicht. Denn bis vor drei Jahren hatten die Cannstatter keinen Glühwein im Sortiment. Bereits 2003 hat die Genossenschaft ein Sternesystem eingeführt, das dem Verbraucher den Überblick über das Sortiment und die Qualitätsstufen der Weine erleichtert. Ein Stern bedeutet die Reduzierung des Ertrags auf 120 bis 130 Kilo pro Ar, zwei

Sterne gibt es für Weine, bei denen lediglich 80 Kilo vom Ar geerntet worden sind und drei Sterne ist eine Auszeichnung für einen Ertrag von 45 bis 50 Kilo vom Ar. Ganz neu auf dem Markt ist ein 2011er Drei Stern Cannstatter Zuckerle Shiraz. 1000 Flaschen sind abgefüllt worden. Für Marc Nagel ein „sensationeller Wein“, den es nur in besonders guten Jahren geben wird. Der aber auch seinen Preis hat. 38 Euro muss der Weinliebhaber für eine Flasche hinlegen. Sorgen um den Absatz macht sich der Vorstandsvorsitzende aber nicht. „Der Kunde schätzt Qualität und ist bereit, dafür auch zu bezahlen.“ Was hat er noch vor, der Neue bei den Weingärtnern Bad Cannstatt? Marc Nagel schmunzelt. Der Trollinger soll etwas reduziert werden, dafür will er die Junge Linie ausbauen. Zum Kerner f. fruchtig und zum Rivaner f. frisch sollen sich noch ein Blanc de Noirs und ein Rosé gesellen. Auch ein Rotwein ist geplant. „Mit dieser Einsteigerlinie wollen wir unerfahrene Weintrinker erreichen und sie behutsam an unsere Hauptmarken heranführen.“ Auch im Bereich Marketing und Gestaltung will Nagel Gas geben. Und wahrscheinlich wird sich die Genossenschaft auch einen neuen Namen geben. „Wir werden nicht mehr Weingärtner heißen“, sagt der 40-Jährige und schmunzelt. Mehr wird im Moment nicht verraten. (kaz)

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DAS REZEPT Für den Mürbeteig 250 Gramm Mehl 125 Gramm Puderzucker 150 Gramm Butter etwas Backpulver etwas Zitronensaft etwas Salz 1 Eigelb Für den Rahmguss 800 Gramm Boskoop-Äpfel 200 Gramm Zucker 250 Gramm saure Sahne 200 Gramm flüssige Sahne 4 Eier 2 Esslöffel Mondamin (Maisstärke) Mandelblättchen

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ZUBEREITUNG DIE ZUTATEN FÜR DEN MÜRBETEIG VON HAND ZUSAMMENKNETEN, IN EINE FOLIE WICKELN UND 30 MINUTEN KALT STELLEN. MIT DEM WELLHOLZ DÜNN AUSROLLEN UND DEN TEIG IN EINE GEFETTETE, RUNDE BACKFORM VON ETWA 30 ZENTIMETERN DURCHMESSER LEGEN UND FESTDRÜCKEN. FÜR DEN RAHMGUSS DEN ZUCKER ZUNÄCHST MIT DER SAUREN, DANN MIT DER SÜSSEN SAHNE VERRÜHREN UND SCHLIESSLICH DIE EIER UND DAS MONDAMIN ZUGEBEN. DIE ÄPFEL SCHÄLEN, VIERTELN UND IN DÜNNEN SPALTEN AUF DEN TEIG SCHNEIDEN UND DAS GANZE SCHLIESSLICH MIT DEM RAHMGUSS ÜBERGIESSEN UND MIT MANDELBLÄTTCHEN BESTREUEN. BEI ETWA 180 GRAD RUND 45 MINUTEN BACKEN.


E IN K UCHEN FRIEDRICH SCHILLER WIRD WOHL EHER KEIN LEIDENSCHAFTLICHER HOBBYBÄCKER GEWESEN SEIN. ABER GUT MÖGLICH, DASS EINE DER DAMEN IN SEINEM UMFELD IHM HIN UND WIEDER EINEN KUCHEN GEBACKEN HAT. VIELLEICHT EINEN APFELRAHMKUCHEN MIT DEM OBST AUS VATER JOHANN KASPARS GARTEN? REGINA JÄGER STELLT IHR REZEPT FÜR DEN APFELRAHMKUCHEN À LA SCHILLER VOR.

ZU

E HREN S CHILLERS

W

enn man auf der Marbacher Schillerhöhe ein Restaurant führt, liegt es nahe, einen Apfelkuchen à la Schiller anzubieten. Chef-Köchin Regina Jäger hat die Leckerei ständig im Programm. Und auch, wenn das Rezept nicht von Friedrich Schiller selbst oder aus seinem direkten Umfeld stammt: möglich ist es allemal, dass der in Marbach gebürtige Dichter einen genau solchen Kuchen genossen hat. Immerhin ist Schillers Mutter Elisabetha Dorothea Kodweiß Tochter eines Gastwirts und Bäckers. Auch die Zutaten passen in Schillers Zeit. Angefangen bei den Äpfeln, die beim Vater Johann Kaspar Schiller im Garten wuchsen. Mehl, Sahne, Maisstärke und Co. waren auch damals schon zu haben. Tatsächlich stammt das Rezept aus einem alten Kochbuch von Regina Jägers Oma. Die Chef-Köchin aus Jägers Restaurant Schillerhöhe hat ihn Apfelrahmkuchen à la Schiller genannt. Er basiert auf einem klassischen Mürbeteig aus Mehl, Puderzucker, kalter Butter, etwas Backpulver, Salz und Eigelb, der zunächst schnell verknetet, dann kalt gestellt, ausgerollt und in eine runde Backform gelegt wird. Für die Füllung benutzt Regina Jäger Boskoop-Äpfel, die sie in Windeseile schält und in dünne Spalten schneidet. „Diese Äpfel sind schön säuerlich, die kann man gut fürs Backen verwenden“, erklärt Regina Jäger. Wichig ist ihr auch, keinesfalls an den Äpfeln zu sparen. Sie schnibbelt so lange, bis die Form mit dem Mürbeteig ordentlich voll ist. „Für mich muss da richtig viel Obst drin sein“, betont die Köchin. Apropos Obst. Nicht nur Äpfel taugen für das Rezept. Birnen funktionieren ebenso wie Rhabarber, Zwetschgen oder Pfirsiche. „Ganz, wie man möchte“, sagt Regina Jäger.

Sie findet das Rezept „nur genial“, schwärmt sie. Es sei einfach, der Kuchen schmecke ganz leicht und er sei extrem variabel. Sie selbst aromatisiert beispielsweise ihren Mürbeteig mit ein wenig Zitronenabrieb. Auch hier kommt die Frische durch. Möglich sei es aber auch, unter die Äpfel noch Zimt oder Rosinen zu mischen – ganz nach Geschmack. Auch der Rahmguss ist kein Hexenwerk. Geschwind rührt die Köchin mit dem Schneebesen zuerst den Zucker und die saure und die süße Sahne, dann folgen die vier Eier und ein wenig Maisstärke. Die Masse wird einfach über die Apfelspalten gegossen. Und fast ist der Kuchen fertig für den Ofen. Wer mag, streut jetzt noch eine Handvoll Mandelblättchen über den Rahm-Apfelkuchen à la Schiller. „Streusel sind aber auch möglich“, verrät Regina Jäger augenzwinkernd. Ebenso wie ein wenig Puderzucker oder Zimt und Zucker – beides werde aber erst nach dem Backen auf den Kuchen gestreut. Bei den Gästen in Jägers Restaurant Schillerhöhe kommt der Rahmkuchen à la Schiller bestens an, weiß Regina Jäger. Deshalb steht auch immer einer davon – jedoch meist mehrere Varianten – in der Kuchentheke. Seit dem Schillerjahr 2009 führen Regina und ihr Mann Armin Jäger das Restaurant auf der Schillerhöhe. Gekocht wird kreativ-schwäbisch mit mediterranen Akzenten. (sl) Jägers Restaurant Schillerhöhe ist montags, donnerstags und freitags von 11.30 bis 14 Uhr sowie von 17 bis 23 Uhr geöffnet. Mittwochs und samstags ist von 11.30 bis 23 Uhr offen. Sonntags von 11.30 bis 21 Uhr. Dienstag ist Ruhetag. Reservierungen sind unter der Telefonnummer 0 71 44 / 3 40 81 möglich.

Ab in den Ofen. Bei den Gästen des Restaurants kommt Regina Jägers Apfelrahmkuchen an – in unterschiedlichen Variationen.

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K LEIN,

ABER GANZ SCHÖN FEIN

DER AFFALTERBACHER WINZER MARTIN BÜCHELE BEWIRTSCHAFTET AM LEMBERG 2,5 HEKTAR. DER ERTRAG AUS DEN EIGENEN STREUOBSTWIESEN WIRD IN DER BRENNEREI ZU DESTILLATEN VERARBEITET.

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in Vierteljahrhundert ist es her, dass Martin Büchele seinen ersten Wein selbst ausgebaut hat. Mit Trollinger und Kerner stieg der Affalterbacher in die Selbstvermarktung ein. Heute ist das Sortenspektrum breiter: Bei den Roten kamen Dornfelder, Spätburgunder, Muskattrollinger, Samtrot, Lemberger und Schwarzriesling dazu. Bei den Weißen der Riesling und der Weißburgunder. Am Lemberg bewirtschaftet Büchele insgesamt 2,5 Hektar Rebfläche. Dass sein Betrieb damit zu den kleinen und eher unbekannten zählt, weiß der 55-Jährige. „Für viele zählt der Name, der auf der Flasche draufsteht.“ Die Größe eines Weingutes sagt jedoch nichts über die Qualität der Weine aus. Und ein Blick auf die Preisliste des Affalterbacher Weinmachers zeigt, dass bei den Landesprämierungen des Weinbauverbandes Württemberg beinahe jeder seiner Tropfen mit Preismünzen ausgezeichnet worden ist. Für viele Kunden spielen solche Medaillen bei der Kaufentscheidung eine Rolle, weiß Ehefrau Christa Büchele. Apropos Entscheidung. Eine bewusste Entscheidung, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, der seine Trauben an die Genossenschaft nach Marbach ablieferte, hat Martin Büchele nicht getroffen. „Ich bin da irgendwie reingeschlittert“, erzählt er und lacht. Anfangs gehörten noch Äcker und Tiere zum Betrieb, doch seit fünf Jahren sind alle Kühe und Schweine vom Hof. „Wir sind sozusagen tierfrei“, sagt der Landwirtschaftsmeister. Dafür hat sich Büchele 1989 mit einer eigenen Brennerei ein zweites Standbein aufgebaut. So können die Zwetschgen, Mirabellen, Birnen und das andere Obst verwertet werden. Ein Riesling Sekt und ein Trollinger-Weißherbst Sekt runden das Sortiment der Bücheles ab. Beide Winzersekte sind Flaschengärungen und ebenfalls mit Preismünzen ausge-

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zeichnet. Und dann gibt es noch die beiden Seccos: Den Priccolo, einen Rosé Secco, haben die Bücheles schon länger im Angebot, der Priccolo-Peach, ein weißer Secco mit Pfirsicharoma, ist neu auf dem Markt. Was die Weine angeht, sieht der Affalterbacher großes Potenzial in Cuvées. Die erste Rotweincuvée heißt Trias und deutet schon vom Namen her auf drei verschiedene Rebsorten hin, die in der Cuvée ihre Vollendung finden: Trollinger (35 Prozent), Dornfelder (35 Prozent) und Spätburgunder (30 Prozent). Stichwort Trollinger. Der Absatz stagniert, berichtet der 55-Jährige, aber es wird immer Trollinger-Liebhaber geben, ist er sich sicher. Das württembergische Flaggschiff findet sich in Bücheles Keller klassisch in der Literflasche – sortenrein, aber auch mit Lemberger. Ebenso wie in der Dreiviertelliterflasche als Blanc de Noirs gekeltert oder als Spätlese trocken im Holzfass gereift. „Ich selbst trinke lieber Rot als Weiß und da gerne auch was Kräftigeres – gern mit einem Holzton“, erzählt der Winzer. Im Keller setzt Büchele auf eine klassische Maischevergärung. „Maischeerhitzung machen wir nicht. Die Rotweine machen nach der Gärung einen biologischen Säureabbau.“ Um die Weinliebhaber aus der Region und darüber hinaus von der Qualität der eigenen Produkte zu überzeugen, ist es wichtig, sich gut und aktiv zu vermarkten. „Hier bei uns Veranstaltungen und Weinproben zu machen ist wegen den fehlenden Räumlichkeiten schwierig“, sagt Martin Büchele. Umso wichtiger ist es, nach draußen zu gehen und sich zu zeigen. „Hier beim Straßenfest und beim Erdmannhäuser Weindorf hatten wir letztes Jahr zum ersten Mal einen eigenen Stand.“ Nicht zu vergessen die Wein-Lese-Tage Marbach & Bottwartal, bei denen die Bücheles ebenso Premiere feiern. „Da freuen wir uns schon drauf.“(kaz)


Ihre Weinberge haben Christa und Martin B端chele vor der Haust端re liegen. Der Winzer bewirtschaftet am Lemberg 2,5 Hektar.

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D IE K REATIVITÄT

AUSLEBEN

MIT ARBEITEN DER GRUPPE „GESTALT UND FARBE“ DER GROSSBOTTWARER THEO-LORCH-WERKSTÄTTEN IST EIN WEINKARTON GESTALTET WORDEN.

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ir leben in einer Welt, die gefüllt ist von Reizen, Eindrücken und Emotionen. Um diese zu verarbeiten, stehen wir in einem ständigen Dialog mit unseren Mitmenschen. Viele Menschen können sich jedoch, aufgrund ihrer Behinderung, nicht artikulieren. Sie gehen einen anderen Weg, um sich auszudrücken. 2007 begannen fünf Frauen und Männer der Theo-Lorch-Werkstätten in der Gruppe „Gestalt und Farbe“ einmal wöchentlich ihre Kreativität auszuleben. Inzwischen hat die Gruppe sechs Mitglieder. In Einzelstunden mit Leiterin Birgit Drakeford experimentieren sie mit Farben und Materialien. Gearbeitet wird mit Materialien aus der Natur, mit Perlen, Glitzersteinen, Fundstücken, Teppichresten, alten Tuben, mit Acryl- und Dispersionsfarben auf Leinwand oder Holz. Seit 2008 bringt die Theo-Lorch-Werkstätten gGmbH jedes Jahr einen Kalender heraus – bestückt mit Bildern der Kunstschaffenden. „Dieses Jahr wollten wir einmal etwas anderes machen“, sagt Isabell Brando, die bei den Theo-Lorch-Werkstätten für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Durch das Mitwirken beim Projekt WeinLese-Land – die Werkstätten machen die im Wein-Lese-Shop bestellten Weine versandfertig – wurde die Idee geboren, einen zweier Weinkarton zu gestalten. Schließlich gibt es ja auch einen Theo-Lorch-

Andrea Wallstein ist eine der insgesamt sechs Kreativschaffenden aus Großbottwar. Werkstätten-Wein und der könnte dann im eigenen Karton verschenkt werden. Das Kunstangebot unterstützt unter Anleitung und mit Hilfe die relative Selbstständigkeit und Entfaltung des Einzelnen, erklärt Brando. Es bietet aber auch den Rahmen für Entspannung, Zerstreuung und macht den Teilnehmern vor allem Vergnügen. Isabell Brando: „Bei der Gruppe ,Gestalt und Farbe’ reden wir nicht von Künstlern, sondern von Kreativschaffenden. Nicht, weil wir der Meinung wären, das sei keine Kunst, sondern weil der Kunstbe-

trieb manchmal sehr hart sein kann. Bei uns soll aber nicht das Endergebnis im Vordergrund stehen, sondern die Möglichkeit, sich über die Kunst auszudrücken in einem für jeden Kreativschaffenden einmaligen und einzigartigen Schaffensprozess.“ (kaz) Interesse an einem Zweier-Weinkarton? Weitere Informationen gibt Isabell Brando unter Telefon 0 7141 / 2 85 69 12 oder Isabell.Brando@theo-lorch-werkstaetten.de. Der Karton kann auch über den Wein-Lese-Shop bezogen werden.


TERMINE BESEN MUSEEN

Tobias-Mayer-Museum Marbach Weingut Forsthof Kleinbottwar Torgasse 13 Öffnungszeiten: Sonntag von 14 bis 17 Uhr Internet: www.tobias-mayer-verein.de

Schillers Geburtshaus Marbach Niklastorstr. 31 Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 17 Uhr Internet: www.schillersgeburtshaus.de Kinderführung für Kinder von 6 bis 12 Jahren (21. Februar, 10.30 Uhr), „Ehret die Frauen“ Frauenführung mit Weinverkostung (24. April, 17.30 Uhr), Anmeldung jeweils: Telefon 0 71 44 / 1 75 67, info@schillersgeburtshaus.de Schiller-Nationalmuseum und Literaturmuseum der Moderne Schillerhöhe 8 – 10 Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr Internet: www.dla-marbach.de Öffentliche Führungen (sonntags, 11 Uhr), Wechselausstellungen: „Der Wert des Originals“ (bis 13. September), „fluxus 31: Reinhart Kosellecks Geschichte zum Sehen“ (bis 12. April); „Das Original! Zehn Jahre Deutscher Buchpreis“ (bis zum 25. Februar) Bitte beachten Sie: Vom 1. März an ist die Dauerausstellung im Literaturmuseum der Moderne geschlossen. Sie wird am 15. Mai – frisch geputzt und neu erzählt – wieder eröffnet. Technisches Kulturdenkmal Ölmühle Jäger Marbach Obere Holdergasse 2 Öffnungszeiten: letzten Sonntag im Monat, 14 bis 17 Uhr Internet: www.schillerstadt-marbach.de Mundelsheimer Weinbaumuseum Museum in der Stiftsscheuer Marktstr.1 Öffnungszeiten: nach Voranmeldung unter Telefon 07143/50580 Internet: www.museum-mundelsheim.de

Die Tourismusgemeinschaft ist Ansprechpartner für alle Fragen zur Region. Infos gibt es im Internet unter www.marbach-bottwartal.de.

28. Januar – 1. Februar 3. März – 8. März 31. März – 6. April

Urmensch-Museum Steinheim Weingut Hotel Bruker Großbottwar Kirchplatz 4 Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Sonntag, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Freitag und Samstag 14 bis 16 Uhr Internet: www.foerderverein-urmenschmuseum.de

Bis 25. Januar 28. Februar – 22. März 11. April – 26. April Weingut Edelbrennerei Gemmrich Beilstein

Museum zur Kloster- und Stadtgeschichte Steinheim Friedrichstr. 8 Öffnungszeiten: nur nach telefonischer Anmeldung beim Heimatpfleger Hans Dietl, Tel. 0 71 44 / 20 70 58 oder 01 74 / 2 65 97 47 Internet: www.stadt-steinheim.de Museum im Adler Benningen Ludwigsburger Str. 9 Öffnungszeiten: Jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr (außer in den Ferien) Internet: www.museum-im-adler.de Heimatmuseum GroMusle in Gronau Rathausplatz 5 Öffnungszeiten: Jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr Internet: www.gromusle.de

Donnerstag und Freitag ab 18 Uhr Samstag ab 16 Uhr Weingut Krohmer/ Weinstube „Zur Bütte“ Beilstein 1. Februar – 12. Februar 1. März – 12. März 3. April – 16. April Weingut Waldbüsser Kleinbottwar 12. März – 15. März 19. März – 22. März 16. April – 19. April 23. April – 26. April Weingut Sankt Annagarten 28. Januar – 6. Februar

Heimatmuseum Affalterbach Kelterplatz Öffnungszeiten: Jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr Internet: www.affalterbach.de

LESE-TIPP Simon Fortenbacher von der Buchhandlung Taube in Marbach empfiehlt:

Im „Baden-Württemberg-Check“ werden Zahlen, die sonst eher nüchtern und sachlich präsentiert werden, zu einem visuellen Erlebnis der besonderen Art. Das Buch zeigt vom Apfel bis zum Zeppelin, was das Land und seine Bewohner so einzigartig und liebenswert macht. Und dazu gehören natürlich auch die Erkenntnisse zum geliebten Rebensaft. Sabine Ries, Björn Locke: Baden-Württemberg-Check, Zahlen, Daten, Fakten – ganz schön aufgebrezelt Preis 19,90 Euro, 112 Seiten ISBN 978-3-8425-1325-9 33


JANUAR Schokolade und Wein Doppelt genießen mit der passenden Schokolade zum Wein, probieren und staunen. Termin: 24. Januar Ort: Weingärtner Marbach, Affalterbacher Straße 65, 71672 Marbach Anmeldung: Telefon 0 71 44 / 64 19, www.wg-marbach.de Jungweinprobe im Keller Kompetent geführte Weinprobe mit kleinen Häppchen im Holzfasskeller der Bottwartaler Winzer. Termin: 30. und 31. Januar Uhrzeit: 18 Uhr Ort: Bottwartaler Winzer, Oberstenfelder Str. 80, 71723 Großbottwar Anmeldung bis 28. Januar: Telefon 0 71 48 / 9 60 00, Internet: www.bottwartalerwinzer.de

FEBRUAR

Lesung und Gespräch Termin: 10. Februar Uhrzeit: 19.30 Uhr Ort: Deutsches Literaturarchiv, HumboldtSaal, Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach Internet: www.dla-marbach.de

Mehr als 40 Gruppen sorgen für prächtige Stimmung und tausende Besucher feiern das Spektakel am Straßenrand. Termin: 15. Februar Uhrzeit: 14.01 Uhr Internet: www.carnevalsfreunde-murr.de Zeichen am Wegesrand

Ein weinseliger Abend mit Weinprobe und Gaumenschmaus. Termine: 12. Februar, 19. März, 23. April Uhrzeit: 19 Uhr Ort: Bottwartaler Winzer, Oberstenfelder Str. 80, 71723 Großbottwar Anmeldung: 0 71 48 / 96 00 13, e.ott@bottwartalerwinzer.de www.bottwartalerwinzer.de ZEITKAPSEL 38 – 60 JAHRE DLA: „Erich Kästner und das Feuer von Dresden“ Veranstaltung mit Durs Grünbein und Ulrich von Bülow Termin: 13. Februar Uhrzeit: 19.30 Uhr Ort: Deutsches Literaturarchiv, HumboldtSaal, Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach Internet: www.dla-marbach.de „Errötend folgt er ihren Spuren ...“ Ein literarischer Streifzug durch das Liebesleben um 1800

Schillers Ratschlag aus seinem „Punschlied“ wird am Ende der Führung befolgt, wenn sich alle den „Original-WeingärtnerMarbach-Glühwein“ schmecken lassen. Termine: 1. Februar, 1. März Uhrzeit: 15.30 Uhr Treffpunkt: Schillers Geburtshaus, Niklastorstr. 31, 71672 Marbach Anmeldung: Telefon 0 71 44 / 1 75 67, info@schillersgeburtshaus.de www.schillerstadt-marbach.de

Lesung am Valentinstag mit Weinverkostung und Menü im Restaurant „Chez Slimane“. Termin: 14. Februar Uhrzeit: 19 Uhr Anmeldung: Telefon 0 71 44 / 1 75 67, info@schillersgeburtshaus.de www.schillersgeburtshaus.de

Wandernd durch die Marbacher Weinberge wird verraten, was der Weingärtner in der kalten Jahreszeit dafür tun muss, dass er im Herbst wieder prächtige Weine ins Fass bringen kann. Unterwegs gibt es zwei Rotwein-Proben der Marbacher Weingärtner und zum Abschluss ein Glas Glühwein und Grillwurst am Lagerfeuer. Termin: 8. Februar Uhrzeit: 13 Uhr Treffpunkt: Bahnhof, 71672 Marbach Anmeldung: Telefon 0 71 44 / 2 20 77, E-Mail: lohfink@t-online.de

Faschingsumzug Murr

Die offene Weinprobe

„Eh es verdüftelt, schöpfet es schnell“ – Winterstadtführung mit wärmendem Ausklang

Wein- und Feuerzauber in der Winterlandschaft

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Ralph Dutli: „Ein Maler und ein Liebes-Zoo“

Regina Kehn: „Das literarische Kaleidoskop“ Lesung Termin: 18. Februar Uhrzeit: 19.30 Uhr Ort: Literaturmuseum der Moderne, Berthold-LeibingerAuditorium, Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach Internet: www.dla-marbach.de

Was ein Kreuz am Wegesrand mit einer Mühle zu tun hat und wie daraus eine Sage entsteht, wird bei der Wanderung von Neumühle nach Gagernberg erzählt, bei der ein kleiner Imbiss zwischendurch für Stärkung sorgt. Termin: 22. Februar Uhrzeit: 14 Uhr Treffpunkt: bei 71717 Beilstein-Billensbach Anmeldung: Telefon 0 71 44 / 10 23 75, E-Mail: info@marbach-bottwartal.de Nora Bossong und Jo Lendle: „Das Buch in der Box“ Lesung Termin: 26. Februar Uhrzeit: 19.30 Uhr Ort: Deutsches Literaturarchiv, HumboldtSaal, Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach Internet: www.dla-marbach.de

MÄRZ Führung durch Burg Lichtenberg in Oberstenfeld Hoch über Oberstenfeld erhebt sich auf der Spitze eines schmalen Ausläufers der Löwensteiner Berge die um 1200 erbaute Burg Lichtenberg. Die Burg wurde nie zerstört und zeigt als eine der besterhaltenen Anlagen die Entwicklung einer Burg vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Termine: 1. März, 5. April Uhrzeit: 14.30 Uhr Anmeldung: Telefon: 0 71 44 / 10 23 75, E-Mail: info@marbach-bottwartal.de WERKSTATT-LESUNG – 60 JAHRE DLA: Péter Esterházy: „Die Mantel-und-Degen-Version“ Termin: 17. März Uhrzeit: 19.30 Uhr Ort: Deutsches Literaturarchiv, HumboldtSaal, Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach Internet: www.dla-marbach.de


„Konnte unser Urmensch sprechen?”

Frühjahrsweinprobe

In einem Bildervortrag geht der Kulturwissenschaftler Ekkehard Jürgens der spannenden Frage nach, ob der Homo steinheimensis sprechen konnte. Termin: 20. März Uhrzeit: 19 Uhr Ort: Urmensch-Museum, Kirchplatz 4, 71711 Steinheim Internet: www.foerderverein-urmensch-museum.de

Weinprobe mit den ersten Weinen des Jahrgangs 2014 Termine: 28. und 29. März Uhrzeit: Samstag ab 16 Uhr, Sonntag ab 14 Uhr Ort: Weingut Schäfer, Weinbergstr. 21, 71711 Kleinbottwar Internet: www.schaeferwein.com Eisige Seen, glühende Weine

Weinseminar „Wein vom Keller ins Glas“ und Rundgang durch die Holdergassen Sektempfang und anschließender Rundgang durch die historischen Holdergassen von Marbach mit Besuch des größten Privatkellers, der exklusiv bei dieser Tour zugänglich ist. Das anschließende Weinseminar mit 4 bis 5 Weinproben und kleinem Snack findet in einem Gewölbekeller statt und befasst sich mit so spannenden Themen wie: Weinkauf und Lagerung, Flaschenverschluss, richtiger Trinkzeitpunkt, Dekantieren und Einschenken. Termin: 20. März Uhrzeit: 17 Uhr Treffpunkt: Mittlere Holdergasse, Altstadt Dekoladen Geisinger, 71672 Marbach Anmeldung: Telefon: 0 71 44 / 9 14 33, E-Mail: gerhard.thullner@vinoco.de Internet: www.vinoco.de Flugvorführungen der Burgfalknerei Hohenbeilstein Der ehemalige wildromantische Burggraben der Burg Hohenbeilstein beherbergt eine private Greifvogelwarte mit rund 100 Greifvögeln aus vier Kontinenten, darunter Adler, Geier, Eulen und Uhus. Termine: ab 21. März außer montags täglich Uhrzeit: 15 Uhr; ab 3. April samstags, sonntags und feiertags zusätzlich um 11 Uhr (witterungsbedingte Änderungen vorbehalten), Ort: Burg Langhans 2, 71717 Beilstein Internet: www.falknerei-beilstein.de Kräuterspaziergang „Erstes Grün in der Wildkräutersaison“ Sattes Grün lädt ein, es gemeinsam mit der Kräuterpädagogin zu erforschen. Es lohnt sich genau hinzuschauen und die Unterschiede an der Blattform, der Blattstellung oder dem Blattrand zu erkennen. Anschließend gibt es Kostproben aus der Wildkräuterküche und Rezepte. Bitte wetterfeste Kleidung und eine kleine Lupe mitbringen. Termin: 22. März Uhrzeit: 14.30 Uhr Treffpunkt: Schlossplatz Höpfigheim Anmeldung: Telefon: 0 71 44 / 10 23 75, E-Mail: info@marbach-bottwartal.de

Was die Bierherstellung mit Eisseen zu tun hat und wie das Eis geerntet wurde, erfahren Sie bei der unterhaltsam geführten Wanderung rund um die Eisseen am Schmalheckenbach. Termin: 29. März Uhrzeit: 14 Uhr Treffpunkt: Waldspielplatz Prevorst, 71720 Oberstenfeld

APRIL

„Gemmrich-Erlebnisabend“ – rustikales Tresterfleischmenü Tresterfleisch direkt aus dem Brennkessel, kredenzt in der Kelter mit Wein- und Destilatprobe, abschließend großes Nachspeisenbuffet. Termin: 17. April Uhrzeit: 19 Uhr Ort: Weingut Gemmrich, Löwensteiner Str. 34, 71717 Beilstein Anmeldung: Telefon 0 70 62 / 35 14 Internet: www.gemmrich.de Rund um den Lichtenberg Bei der Wanderung erfahren Sie mehr über die Geschichte der Burg Lichtenberg und der dazugehörigen Ortschaften. Termin: 19. April Uhrzeit: 14 Uhr Treffpunkt: Parkplatz Bürgerhaus, 71717 Oberstenfeld Bottwartaler Weinfrühling

Öffentliche Stadtführung in der Schillerstadt Marbach

Ostermontagsmarkt Beilstein

Ob bei der Wein-und-Käse-Tour durch den Weinfasskeller das Weinsortiment mit passenden Käsesorten zu entdecken oder bei Cocktails-and-Dreams Weine einmal aus einer ganz neuen Richtung kennenzulernen, Genuss ist garantiert. Termin: 25. April Uhrzeit: ab 17 bzw. 20 Uhr Ort: Bottwartaler Winzer, Oberstenfelder Str. 80, 71723 Großbottwar Anmeldung (für die Wein-und-Käse-Tour): Telefon: 0 71 48 / 9 60 00 Internet: www.bottwartalerwinzer.de

Termin: 6. April Ort: Hauptstraße/Kelterstraße, 71717 Beilstein

Führung zum Wunnensteinturm in Großbottwar

Tipp: Teilnehmer erhalten am selben Tag ermäßigten Eintritt in Schillers Geburtshaus Termine: 5., 12., 19. und 26. April Uhrzeit: 14.30 Uhr Treffpunkt: Cottaplatz Kartenverkauf: Schillers Geburtshaus, Niklastorstr. 31, 71672 Marbach

Beim Rundgang durch die Weinberge Beilsteiner Wein und schwäbische Snacks probieren und genießen. Aus erster Hand werden Arbeiten im Weinberg erläutert Termin: 12. April Uhrzeit: 11 Uhr Treffpunkt: Am Wartberg oberhalb der Burg Hohenbeilstein, 71717 Beilstein

Vom Wunnensteinturm aus bietet sich ein herrlicher Ausblick weit übers Land, und an dem geschichtsträchtigen Ort kann man viel über vergangene Zeiten erfahren. Der schwäbische Dichter Ludwig Uhland bezeichnete den Wunnenstein als „Ort vaterländischer Geschichte“. Termin: 26. April Uhrzeit: 14.30 Uhr Treffpunkt: Parkplatz am Wunnenstein, 71723 Großbottwar-Winzerhausen

Impressum Wein-Lese-Land Marbach & Bottwartal. Anzeigensonderveröffentlichung. Auflage: 150 000 Exemplare. Verbreitung: Stuttgarter Zeitung (Teilauflage), Stuttgarter Nachrichten (Teilauflage), Kornwestheimer Zeitung, Backnanger Kreiszeitung, Marbacher Zeitung, Marbacher Stadtanzeiger. Redaktion: Karin Götz (verantw.), Astrid Killinger, Sandra Brock.

Fotos: Werner Kuhnle, avanti, Andrea Opitz, Deutsches Literaturarchiv, dpa, Philipp Weingand, fotolia, Silberburg Verlag, Axel Waldecker Fotografie. Gestaltung Online-Shop: Sabine Reich, twistdesigns. Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH. Verlag: Adolf Remppis Verlag GmbH + Co. KG, König-Wilhelm-Platz 2, 71672 Marbach, www.marbacher-zeitung. de.

Frühlingserwachen im Weinberg

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in e W m e r e s n u n a e n ö h Das Sc Er macht uns stolz.

Württemberger Jungwinzer *

* von links: Julia Nagel, Felix Bäuerle, Philipp Laipple, Julia Höllmüller, Patrick Hilligardt, Steffen Gurrath

Bottwartaler Winzer eG 71723 Großbottwar Telefon 0 71 48 / 96 00-0

Lauffener Weingärtner eG 74348 Lauffen Telefon: 07133/185-0

www.bottwartalerwinzer.de

www.wg-lauffen.de

Weingärtner Bad Cannstatt eG 70376 Stuttgart Telefon 0711 / 54 22 66

Weingärtner Marbach eG 71672 Marbach am Neckar Telefon 0 71 44 / 64 19

www.badcannstatt-weine.de

www.wg-marbach.de

Württemberger Weingärtnergenossenschaften n www.kenner-trinken -württemberger.de e

IMS7457_WWG_1103_Jungwinz_Mag_Wein_Lese_Land_2015_210x320_RZ_v01_39L.indd IMS7457 WWG 1103 J i Ma W i L s La d 2015 210 320 RZ 01 39L i dd 1

14.01.15 14 01 15 14 14:04 04


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