Umsetzungstipp
Oxford-Debatte
Mit Pro und Contra zur Rundumperspektive
Publikationsreihe
«Umsetzungstipps – Unterrichtsmethoden»
umsetzungstipp oxford-debatte
In unserem Vademecum «ÜberUnterrichten» haben wir die Herausforderungen kompetenzorientierter Unterrichtsmethoden vorgestellt und ein Spektrum verschiedener Unterrichtsmethoden aufgezeigt, mit denen Sie Handlungskompetenz in Ihren Unterricht integrieren.
Im Fokus stehen dabei:
> Methoden, um Lernvoraussetzungen zu schaffen
> Methoden zur Vermittlung und Sicherung von berufsrelevantem Wissen und Verständnis
> Methoden zur Vermittlung, zur Anwendung und zur Wissenssicherung von Vorgehensweisen, Fertigkeiten und Techniken
> Methoden zur Förderung und Reflexion des persönlichen, berufsbezogenen Erfahrungswissens
> Methoden zur Festigung von beruflicher Erfahrung
> Methoden, um Auswertung und Abschluss zu gestalten
Die Umsetzungstipps knüpfen an das Vademecum an und vertiefen jeweils eine darin aufgeführte Unterrichtsmethode.
Fokus der Umsetzungstipps – sie tragen ihn bereits im Namen – ist die Umsetzung. Während im Vademecum vor allem das Was ins Zentrum gestellt wurde, so geht es in den Umsetzungstipps nun um das Wie der zentralen Unterrichtsmethoden.
Wir hoffen, Ihnen mit den Umsetzungstipps wertvolle, praxisnahe und vor allem hilfreiche Impulse für die Umsetzung der Unterrichtsmethoden geben zu können.
umsetzungstipp oxford-debatte
Die OxfordDebatte (auch amerikanische Debatte) ist eine Diskussionsmethode. Sie dient dazu, berufliche Erfahrungen zu festigen und speziell berufsbezogene Werte, Haltungen und Motivationen zu diskutieren und zu reflektieren. Dabei liefern sich zwei Parteien einen argumentativen und klar strukturierten Schlagabtausch.
Im Unterrichtskontext bietet diese Methode für die Lernenden neben einer inhaltlichen Vertiefung auch die Möglichkeit, rhetorische Fähigkeiten und das Präsentationsgeschick zu trainieren.
Die Methode hilft den eher stillen und zurückhaltenden Teilnehmenden, sich durch die Rollenverteilung innerhalb der Teams aktiv zu beteiligen. Auf der anderen Seite fordert die straffe zeitliche und formale Struktur der Debatte die Lernenden auf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Diskussionen und Debatten im Unterricht fördern durch die intensive Beschäftigung mit einem Thema die Sachkompetenz der Teilnehmenden.
Zusätzlich lernen die Teilnehmenden, sich angemessen und deutlich zu artikulieren, eigene Gedanken zu entwickeln und ihre Ansichten im argumentativen Austausch mit anderen zu hinterfragen. Konkret lernen die Teilnehmenden gemäss Gädeke (2019) folgende zentrale Fähigkeiten:
> Kritisches Denken und rationale Entscheidungsfindung
> Strukturierte Argumentation und strategisches Vorgehen
> Mündliche Kommunikation
> Aktives Zuhören und Mitdenken
> Perspektivwechsel und Teamfähigkeit
Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Unterrichtsmethode:
Gädeke, M. (2019).
Pro und Kontra – die DebatingMethode. Weinheim, Basel: Beltz.
Mickel, W. W. (Hrsg.) (2021).
Handbuch zur politischen Bildung, Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Band 358, Bonn.
RodeFlorin, U. (2000).
Kooperativ streiten: die Amerikanische Debatte. In: «Praxis Deutsch», Nr. 160, S. 16–22. Hannover: Friedrich.
Westdickenberg, G. (2012).
Oxford Style Debatte in einem Kurs für junge internationale Führungskräfte.
Achte Minute – OnlineMagazin der deutschsprachigen Debattierszene. Abgerufen am 15. November 2021 unter: https://www.achteminute.de/20121109/ botschafteradwestdickenbergoxfordstyledebatteineinemkursfurjungeinternationalefuhrungskrafte/
anforderungen an die unterrichtsmethode
Entscheidend für eine gute Umsetzung der OxfordDebatte im Unterricht ist das zu debattierende Thema. Schliesslich geht es darum, eine packende und lehrreiche Debatte entstehen zu lassen. Das Thema sollte also folgende Anforderungen erfüllen:
> Die zu debattierende Thematik muss es zulassen, dass die Teilnehmenden zwei klar definierte Positionen einnehmen können.
> Die zentrale Fragestellung muss für die Teilnehmenden relevant sein, polarisieren und Emotionen auslösen.
Als Vorbereitung für die Debatte müssen sich die Teilnehmenden zudem in irgendeiner Form mit der Thematik auseinandersetzen können. Dies kann in Form eines Inputs oder aber durch selbstständiges Erarbeiten stattfinden.
Obwohl eine Debatte von den Beiträgen der Teilnehmenden und zu einem gewissen Teil von der Eigendynamik lebt, ist eine gute Vorbereitung zentral.
Methode erklären
Die Teilnehmenden können sich unter Umständen unter einer «OxfordDebatte» nichts vorstellen. Daher ist es sinnvoll, eine kurze Erklärung zur Methode vorzubereiten. Diese sollte Idee, Vorgehen und Ziel der Debatte erklären. Es sollte genug Zeit für die Erläuterung der Technik des Debattenablaufs einkalkuliert werden.
Gruppen einteilen
Die Einteilung der Gruppen solle bereits im Voraus geschehen. So kann man sicherstellen, dass es ausgeglichene Gruppen sind und man keine Zeit bei der Gruppenbildung verliert. Es sollten Gruppen vorgesehen werden, deren Grösse es erfordert, dass sich alle Teilnehmenden der Pro und ContraGruppen aktiv beteiligen.
Sprecherreihenfolge angeben
Die OxfordDebatte folgt einer klar vorgegebenen Abfolge der Sprecher/innen. Diese sollte bereits vor der Ausführung feststehen und den Teilnehmenden im Unterricht klar kommuniziert werden.
Regeln festlegen
Eine gute Debatte benötigt Regeln, an die sich alle halten können. Diese sollten vorbereitet und transparent kommuniziert werden.
Die OxfordDebatte kann grob in vier Phasen eingeteilt werden.
Einführung
Der/die Diskussionsleiter/in erklärt die Methode und gibt die Spielregeln bekannt. Anschliessend gibt er/sie den Auftrag zur Einarbeitung in die Thematik.
Testlauf
Es sollte nach der Erläuterung eine praktische Anwendung in kleinen Gruppen geplant werden. So ergeben sich häufig Erkenntnisse und noch zu klärende Fragen.
Debatte
Jede Partei bestimmt eine/n oder mehrere Diskutant/innen, die sich an einem Tisch gegenübersitzen. Der/die Diskussionsleiter/in eröffnet die Debatte, indem er/sie einer Seite das Wort erteilt. Beginnt z. B. die ProSeite, kommt nach einer vorgegebenen Zeit die KontraSeite an die Reihe, dann wieder die ProSeite usw.
Wichtig ist, dass die Redezeit jeder Partei zeitlich begrenzt ist. Sie sollte zwischen 30 Sekunden und einer Minute liegen. Der/die Diskussionsleiter/in achtet auf die Einhaltung der Zeitvorgaben und erteilt den einzelnen Personen das Wort.
Optional kann zusätzlich eine Beobachtungsgruppe installiert werden. Sie fokussiert sich bei ihren Beobachtungen auf Kriterien wie sachlicher Gehalt, Überzeugungskraft, Glaubwürdigkeit, rhetorisches Geschick usw. Auch kann die Beobachtungsgruppe die dargebotenen Argumente sammeln.
Auswertung
Am Ende einer Debatte kann eine allgemeine Plenumsrunde oder eine Abstimmung stattfinden. Die Beobachtungsgruppe kann zudem den Teams anhand der beobachteten Kriterien ein Feedback geben.
Kompetenzorientierter Unterricht auf den Punkt gebracht. Ohne Fragezeichen? Denn obschon das Vermitteln, Sichern und Anwenden von Kompetenzen in aller Munde und Bestandteil jedes zeitgemässen Unterrichtskonzepts ist, zeigen sich die Schwierigkeiten oft erst bei der Umsetzung.
In unserer Reihe «Umsetzungstipps» unterstützen wir Sie bei der Ausgestaltung kompetenzorientierter Bildungsmassnahmen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie kompetenzorientierte Unterrichtsmethoden punktgenau im Unterrichtsalltag umsetzen können.
Unsere Publikationsreihe umfasst ein Spektrum von rund 40 Unterrichtsmethoden. Diese werden laufend publiziert.
Im Bereich «Berufsbezogene Werte, Haltungen und Motivationen diskutieren und reflektieren» bietet die Publikationsreihe Umsetzungstipps zu folgenden Unterrichtsmethoden:
OxfordDebatte Ideenlandschaft
World Café
Sie finden unsere Umsetzungstipps jeweils nach Erscheinen auf unserer Homepage. Möchten Sie die Umsetzungstipps lieber in gedruckter Form beziehen, tragen Sie sich ein unter: www.ectaveo.ch/abonnement-umsetzungstipps
Wir stellen Ihnen diese gerne regelmässig nach Erscheinen per Post zu.
Herausgeberin
Ectaveo AG
Riedtlistrasse 15a
CH-8006 Zürich info@ectaveo.ch www.ectaveo.ch
Autorin
Ectaveo AG
Gestaltung und Satz dezember und juli gmbh www.dezemberundjuli.ch
Auflage 1. Auflage, 2022
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