LOKALES
Samstag, 24. Oktober 2009
Dienst im Ausland leistet Florian Rehrl (20) aus Wolkersdorf/ Kirchanschöring für ein Jahr in Ecuador. Das Jahr wird als Zivildienst angerechnet. Der Dienst läuft in Zusammenarbeit mit einer kleinen Organisation aus München namens „Ecuador Connection e.V.“. In einem Kinderdorf in Quito hat der 20-jährige Florian einen betreuenden Job übernommen. Florian wird in unregelmäßigen Abständen über seine Arbeit mit den Kindern berichten, aber auch über das Land, die Kultur und über seine Erlebnisse bei den Reisen in diesem interessanten Land.
Ecuador ist eine Republik im Nordwesten Südamerikas zwischen Kolumbien und Peru und hat 14 Millionen Einwohner. 15 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als 1 Dollar am Tag. Nur 4,2 Prozent der Ecuadorianer nutzen das Internet. Amtssprache ist Spanisch. Quito ist die Hauptstadt von Ecuador und liegt 20 Kilometer südlich des Äquators in einem 2.850 Meter hohen Becken der Anden. Sie ist somit nach der bolivianischen Hauptstadt Sucre die zweithöchstgelegene Hauptstadt der Welt. Die Altstadt gehört zum Weltkulturerbe. Das Spendenkonto: Sparkasse München Stichwort: „Spende an die Ecuador Connection e.V.“ BLZ: 701 500 00 Konto-Nr.: 85 24
SOR Seite 23
Brief aus Ecuador (II)
„Mein Spanisch wird immer besser“
Mittlerweile bin ich knapp zwei Monate hier in Ecuador. Die vorgeschriebenen 40 Spanisch-Stunden habe ich auch knapp bis zur Hälfte mit Manuel (unserem Lehrer, der immer ins Haus kommt) abgearbeitet. Auch ich, der ich mich als gänzlich untalentiert betrachte beim Erlernen einer anderen Sprache, stelle Fortschritte fest. Vor allem mein Wortschatz hat sich um einiges erweitert. In Sachen Sprechen kommt es mir immer so vor, dass ich meist immer irgendwie in der Lage bin, das zu sagen, was ich sagen will. Das größere Problem liegt darin, dass ich oft einfach nicht verstehe, was man von mir will. Um einiges schneller würde ich wohl lernen, wenn ich in eine Gastfamilie umziehen würde – was eventuell in ein paar Monaten der Fall sein könnte. Das bringt mich auf die jetzige Wohnsituation. Mittlerweile sind wir in unserer Wohnung nur noch zu viert: Drei „Zivis“ und eine ecuadorianische Studentin (es wird also schon auch ein wenig Spanisch gesprochen). Vor kurzem ist der vierte „Zivi“ ausgezogen, in eine gutsituierte Gastfamilie. Jetzt zur Arbeit. Nachdem sämtliche Kinder eingetroffen und eingeteilt waren, wurden auch wir unseren Klassen bzw. Gruppen zugeteilt. Ich arbeite seitdem in der Gruppe Pre-Basica mit jetzt zwölf Kindern von 4 Jahren aufwärts. Es sind vier Kinder „especial“ (Kinder mit einer Behinderung) in meiner Gruppe. Aber dazu später noch mehr. In meiner Gruppe läuft der Alltag wie folgt ab: Vormittags haben die Kinder regelmäßig unterschiedlichen „Unterricht“, immer für 30 bis
stark davon ab, was es denn zu essen gibt. Gibt es Fleisch, ist dieses meist sehr zäh und verlängert somit die Kauzeit der Kinder um einiges. Um kurz nach 13 Uhr werden bereits zwei der Kinder von ihren Eltern abgeholt, wobei es mir ein wenig ein schlechtes Gewissen bereitet, wenn ich noch alleine bin, die Kinder sich die Zähne noch nicht geputzt haben (was nur mit mir geht) und laut herumspielen, während ich einem Kind gerade auf dem Klo helfe – nach dem Essen „muss“ immer beinahe die Hälfte der Kinder. Dann Ein Blick in den Essensraum. Ich stehe rechts hinten mit dem gestreiften T-Shirt, kommt um ca. mit „meinen“ Kindern und einer Tía (Tante). 13.10 Uhr meine Tía zulichem Erfolg, wenn man be- wenn möglich sollten sich alle rück und ich habe Pause. Der denkt, dass hier teilweise noch Kinder die Zähne geputzt ha- Nachmittag verläuft meist ruProbleme mit der eigenen Mut- ben. Das ist nicht so einfach, hig, mit Basteln oder Malen tersprache bestehen). denn es handelt sich hier größ- oder Ähnlichem. Vor dem Essen müssen alle tenteils um sehr langsame EsWas mir vor allem in der erdie Hände waschen und dann ser, welche schnell abgelenkt sten Zeit immer schwierig vorab in den Speisesaal. Das Essen sind. Das hat mich vor allem in gekommen ist und mir auch ist bescheiden, auch für ecua- der ersten Zeit einiges an Ner- jetzt immer noch Probleme dorianische Verhältnisse: Zu- ven gekostet. Jetzt weiß ich, wer breitet, ist: Wie verhalte ich erst gibt es eine Suppe, dann am langsamsten ist und somit mich vormittags und nachmitdie Hauptspeise, also Reis mit als erstes das Essen bekommt, tags am Besten den Kindern irgendetwas anderem. Ab- und habe mir auch schon ein gegenüber. Denn sie kapieren schließend noch Obst oder wenig Respekt verschafft, so einfach noch nicht das plötzliFruchtsaft. Ab 12.30 Uhr bin dass es meist klappt. Allerdings che Umschalten auf die Mitich, also Tío (Onkel) Florian, al- hängt das Ganze auch sehr tagspause hin, und ich will 45 Minuten. Mal geht es in den Musikraum, mal ist Computerunterricht angesagt und mal kommt eine Englischlehrerin ins Haus und versucht, den Kindern Farben und Zahlen beizubringen (mit unterschied-
lein, denn meine Tía, mit der ich im Übrigen glücklicherweise sehr gut auskomme, hat jetzt eine halbe Stunde Mittagspause. Jetzt heißt es streng zu sein, denn in dieser Zeit muss das Essen beendet werden, und
nicht den ganzen Tag streng mit ihnen sein. Jetzt noch kurz etwas über meine Reisen, die ich bereits unternommen habe. Das ist ja ein absolut wichtiger Teil für mich. Einerseits als Ausgleich zur Arbeit und andererseits, weil dieses Land einfach dermaßen viel zu bieten hat und man innerhalb kurzer Zeit überall hinkommt. So war ich bereits in Tena, Canoa, Mindo und Baños. Einmal ging es etwas weiter in den Regenwald, einmal an die Pazifikküste und zweimal war es eine Mischung aus Anden und Regenwald. Was ich hierbei erlebt habe: einfach immer wunderschöne Natur, freundliche Menschen und tolle Erlebnisse. Dazu mehr in meinen nächsten Berichten. Noch kurz: Kann es sein, dass wir Deutsche ein besonders reisefreudiges Volk sind? Überall, wo ich bereits war, habe ich Deutsche getroffen. Ich meine, sie sind ja gut für das Land als Touristen. Auch wenn es andere „Freiwillige“ sind, kann man sich immer gut mit ihnen unterhalten, denn man hat ja teilweise gleiche Interessen. Aber eigentlich will ich ja alleine sein, ohne dass plötzlich jemand an mir vorbei geht und ich meine Muttersprache vernehme. Aber ich denke, da verlange ich wohl zu viel. Wundernd, wie klein doch diese „Kugel“ (Erde) ist, auf der wir uns befinden, schüttle ich den Kopf und gehe weiter. Florian Rehrl Mehr zu dem Ecuador-Projekt im Internet unter: www.ecuador- connection.org