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Interview mit Bepi Monti
INTERVIEW MIT BEPI MONTI INITIATOR DES PROJEKTS
Wie entstand die Idee des Friedenswegs Dolomiten ohne Grenzen? Im Frühjahr/Sommer 2014 begann ich darüber nachzudenken, wie man das 100jährige Jubiläum des Ersten Weltkriegs zelebrieren könnte: Welche Möglichkeiten gibt es, dem Irrsinn des Krieges mit einer konkreten Idee des Friedens zu gedenken? Eine erste Eingebung hatte ich am 18. Oktober 2014, als ich mit Freunden und Fotografen zum ersten Mal den neu eingerichteten Steig um den Zwölferkofel beging, der aufgrund von Steinschlag und Muren lange Zeit unpassierbar gewesen war. Ich teilte meinen Weggefährten die Idee mit: „Diese neue Route schließt eine Rundtour aus Klettersteigen - warum nicht etwas viel Wichtigeres schaffen?“ Viele dieser Steige waren während des Ersten Weltkriegs von den italienischen Alpinisoldaten und den österreichischen Kaiserjägern angelegt worden. Unsere Ideen und Gedanken überschlugen sich und schon bald nahm der Traum konkrete Formen an: Ein Friedenshöhenweg entlang der Schauplätze des Ersten Weltkrieges! Dann sprach ich mit dem Bergführer Lio De Nes darüber, der sofort den Wert und die Wichtigkeit dieses Traums begriff. Wir entschlossen uns, ihn mit den Hüttenbetreibern und den Bergführern aus Sexten zu teilen. Die Zustimmung war groß! Den Namen für diesen Traum, der gerade begann ein reales Projekt zu werden, schlug der Bergführer Daniel Rogger vor: „Wir könnten das Projekt Dolomiten ohne Grenzen nennen, weil es alle Werte und Inhalte der Veranstaltung teilt, die du Bepi, seit Jahren in der Carduccihütte organisierst“.
Erzähl uns doch: Warum hast du jahrelang dieses besondere Fest in der Carducci Hütte organisiert? Als die Dolomiten im Jahr 2009 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt wurden, hatte ich den Eindruck, dass dabei für viele Reiseveranstalter*innen vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen. Ich hingegen sah darin eine kulturelle und soziale Chance. Der Hauptgedanke der UnescoDolomiten war und ist, dass die Berge nicht als Barriere erlebt werden sollen, sondern vielmehr als Ort der Begegnung. Als Brücken, die verschiedene Völker, Sprachen, Kulturen und Traditionen verbinden.
Und so entstand die Idee für ein Fest mit dem Namen Dolomiten ohne Grenzen. Ein Fest an dem Bergführer, Freiwillige der Bergrettung und zahlreiche Bergliebhaber*innen teilnahmen und das wir seit 2010 jedes Jahr auf der Carducci Hütte feierten und mit den Einnahmen stets soziale Projekte unterstützen.
Nationale und internationale Medien zeigten großes Interesse für dieses Projekt. Warum? Besonders im Herbst 2016, als das Projekt noch in den Kinderschuhen steckte, war das Interesse der Medien sehr groß. Die Konflikte um die Flüchtlingskrise wurden von Seiten der europäischen Migrationspolitik mit Gesprächen über den Ausbau und die Schließung der EU-Außengrenzen beantwortet. So bekam Dolomiti senza confini neben seiner historischen Wichtigkeit auch eine sehr aktuelle Relevanz. Unsere Initiative erinnerte also nicht nur an den Irrsinn des Ersten Weltkriegs, sondern wurde auch in ihrem tieferen Sinn verstanden: Grenzlinien sind der Grundstein von Konflikten und Kriegen! Dolomiti senza confini entwickelte sich so zu einem Projekt, dass mit Kraft und Enthusiasmus die Idee eines vereinten und solidarischen Europas ohne Grenzen widerspiegelt.
Wie hoffst du, dass sich Dolomiten ohne Grenzen in Zukunft entwickelt? Dolomiten ohne Grenzen hat eine Zukunft, wenn die Jugend, die in die Berge geht die tieferen Zusammenhänge hinter dieser Idee versteht und sich dafür einsetzt, diese Idee weiterzuentwickeln. Es geht darum neue Projekte auf bereits bestehende Initiativen aufzubauen. Aktuelle Beispiele dafür sind das europäische Kreuz am Kinigat, das Pitturina Ski Race und das Projekt „pedalare senza confini“ (dt.: Biken ohne Grenzen), das gerade in
Die Carduccihütte der Entwicklung ist und vor allem auf die Jugend abzielt. Dies sind konkrete Beispiele aus einem Gebiet das versucht, alle Barrieren und Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen um gemeinsam etwas zu kreieren. Ich vertraue den jungen Berglieberhaber*innen und hoffe, dass sie den Mut haben Grenzen, Sprachbarrieren und Lokalpatriotismus zu überwinden um gemeinsam die großartigen Möglichkeiten leben zu können, die das traumhafte Territorium der Dolomiten zu bieten hat.