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Ausbildung oder Studium?

Wie du den passenden Einstieg ins Berufsleben findest

Ausbildung, Studium, irgendwas dazwischen oder gar ein Jahr im Ausland? Nach der Schule stehen dir viele Möglichkeiten zur Verfügung. Das ist toll. Aber auch nicht immer ganz so einfach, denn du musst Entscheidungen treffen und Verantwortung für Dinge übernehmen, um die sich früher andere für dich gekümmert haben. Aber keine Sorge, wir von Einstieg sind da und zeigen dir, wo es langgehen kann für dich.

Seien wir mal ehrlich: Die Schule war im Grunde ein Klacks. Du wusstest genau, wann du wo zu sein hast, was in der Klausur drankommt und bis wann du dafür gelernt haben musstest. Zwischendurch gab es Zeugnisse, und es war dann auch ganz schnell klar, in welchem Fach du dich auf den Hosenboden setzen musstest, um noch die Kurve zu kriegen. Nun aber, nach dem Schulabschluss, sieht die Welt auf einmal ganz anders und vor allem richtig unübersichtlich aus: Die Frage „Was soll ich denn bloß werden?“ wird plötzlich drängend und kann die ganze Familie belasten. Auf einmal musst du selbstständig Informationen suchen und eine Entscheidung treffen, die das ganze restliche Leben beeinflusst. Ist eine Ausbildung das Richtige? Oder ein Studium? Oder irgendwas dazwischen? Wir bringen Übersicht ins Durcheinander und zeigen dir, welche Wege es gibt. Denn eins ist klar: Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist einer der ganz großen Schritte im Leben. Für jeden von uns. Das sagen nicht nur Bildungsexperten, sondern das weiß auch jeder, der diesen Übergang schon gemeistert hat. Besonders wichtig ist dabei zu wissen, welche Wege ins Berufsleben überhaupt für die eigenen Voraussetzungen zur Verfügung stehen.

Wenn etwas „dual“ ist, dann besteht es aus zwei Teilen. Bei der dualen Ausbildung bedeutet das, dass du als Berufseinsteiger einerseits in die Schule gehst, andererseits in einer Firma deinen Job ganz praktisch lernst. Berufsschule und Ausbildungsbetrieb sollen eine ideale Verbindung von Theorie und Praxis gewährleisten, wobei Letzteres in der Ausbildung an erster Stelle steht und 60 bis 80 Prozent der Ausbildungszeit beansprucht. Die Zahl der anerkannten Ausbildungsberufe liegt laut dem Portal www.bibb.de bei über 320 in Deutschland, und in der Regel dauert die Ausbildung drei Jahre. Es gibt aber Ausnahmen: Manche Berufe lernt man schneller, andere brauchen etwas länger. Die Bandbreite reicht sprichwörtlich von „A“ (Augenoptiker/in) bis „Z“ (Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r).

Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, hat ab dem ersten Tag sein eigenes Geld in der Tasche. Im ersten Lehrjahr mindestens 550 Euro im Monat, denn das ist die Mindestausbildungsvergütung, die seit 2020 ähnlich wie der Mindestlohn in Deutschland per Gesetz eingeführt worden ist. Bis 2023 wird sie dann schrittweise weiter angehoben. Und in vielen Berufen ist heute schon deutlich mehr drin für Einsteiger: So verdienen angehende Fachkräfte für Lagerlogistik und Industriemechaniker im Schnitt im ersten Lehrjahr bereits mehr als 900 Euro, als Schweißer kannst du mit knapp 800 Euro im ersten Lehrjahr rechnen.

Kammern und Verbände, die Berufsvertretungen der Beschäftigten im Handwerk, Handel und in der Industrie, betonen immer wieder und völlig richtig: Nach oben hin muss es in Berufen wie Schneider, Friseurin oder Uhrmacher beim Gehalt keine Grenzen geben, denn wer Mut und Geschäftssinn mitbringt, kann sich nach der Ausbildung an das Abenteuer Selbstständigkeit heranwagen und im besten Fall selbst bestimmen, wo es beruflich langgehen wird!

Zugangsvoraussetzung für eine duale Ausbildung ist in vielen Berufen mindestens ein Hauptschulabschluss, bei manchen Berufen aber auch ein Realschulabschluss. Und auch mit dem Abi in der Tasche kann die duale Ausbildung genau der richtige Schritt sein, wie die Experten immer wieder betonen. Denn nicht jeder, der die Studienreife erworben hat, findet

Die duale Ausbildung: Der Königsweg in die Berufswelt in Handwerk, Handel und Industrie.

?nachher zwangsweise auch an der Uni sein Glück. Wer beispielsweise immer schon lieber handwerklich als am Schreibtisch tätig war, der ist vielleicht trotz Abitur mit einer Tischlerlehre besser bedient als mit einem technischen Studium. Zumal ein höherer Schulabschluss häufig die Folge hat, dass die Ausbildungszeit kürzer wird. Eins aber ist am Ende unausweichlich: Zu einer erfolgreichen dualen Ausbildung gehört am Schluss auch eine erfolgreiche Abschlussprüfung. Beziehungsweise zwei Prüfungen, denn schon zur Mitte der Ausbildungszeit musst du zur Zwischenprüfung antreten und zeigen, was du bis dahin gelernt hast. Übrigens: Politiker bezeichnen die duale Ausbildung in Deutschland gern als Erfolgsgeschichte, um die andere Länder uns beneiden. Da ist auch eine Menge dran, denn das System unserer Ausbildungsberufe, das den Aufstieg vom Lehrling über den Gesellen bis hin zum Meister vorsieht, geht bis ins Mittelalter zurück und verfügt tatsächlich über eine Menge Geschichte! Damals bestimmten die sogenannten Zünfte mit ihren Zunftordnungen, wie ein Beruf auszuüben sei und welche Zugangsvoraussetzungen er hatte. Heute sind die Kammern an die Stelle der Zünfte gerückt.

Die duale Ausbildung in Deutschland ist ein Klassiker, der VW Golf quasi, seit Jahrzehnten ein Erfolgsmodell. Nun aber kommt zunehmend die triale Ausbildung in den Fokus. Wie ein E-Mobil, das gerade auf der Überholspur durchstartet. Und das aus gutem Grund: Wer dreigleisig fährt, erweitert nämlich das Spektrum seiner Chancen ganz gewaltig! Denn bei der trialen Ausbildung, die sich vorwiegend an Schulabgänger mit Abi oder Fachabi richtet, werden gleich noch ein Bachelor-Studienabschluss und der Meisterbrief am Ende der Lehrzeit oben drauf gesetzt.

Triale Ausbildung: Ausbildung plus… wenn der Beruf ein wenig mehr bieten soll

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Viereinhalb Jahre dauert das, gut zweieinhalb Jahre weniger als bisher auf getrennten Bildungswegen. Für diesen Vorsprung musst du auch am Wochenende büffeln, unter der Woche neben der Arbeit ELearning-Sessions einplanen, und du bekommst während der Phase auf der Meisterschule auch kein Gehalt. Dafür muss der Betrieb dich für diese Zeit freistellen. Und du kannst am Ende von dir sagen, dass du ganz schön was zu leisten bereit bist im Job! Der Vorteil für die Wirtschaft und auch für die Nachwuchskräfte ist natürlich offensichtlich: Wer einen Meisterbrief und einen Bachelor vorweisen kann, wird von Arbeitgebern schon früh im Berufsleben für Führungsaufgaben berücksichtigt. Gerade in größeren Handwerksbetrieben sind solche Fachkräfte extrem gefragt.

Der Nachteil: Noch ist das Spektrum der Ausbildungsberufe, die man dreigleisig lernen und studieren kann, recht übersichtlich. 19 Berufsfelder machten Anfang 2021 mit, darunter Augenoptiker, Bäcker und Zahntechniker. Und man kann leider auch nicht überall in Deutschland trial lernen und studieren. Köln, Düsseldorf und Hannover waren Vorreiter, aber ab Herbst 2021 ist immerhin auch in Bamberg in Bayern ein trialer Weg in die Arbeitswelt möglich.

Es wird sich also erst noch zeigen, ob sich die Hoffnungen der Wirtschaft in dieses neue Konzept erfüllen werden. Zudem ist der Begriff der trialen Ausbildung und des trialen Studiums noch nicht wirklich scharf umrissen: Im Handwerk gibt es auch triale Ausbildungen, in denen beispielsweise Berufsschule und Ausbildungsbetrieb durch überbetriebliche Fachlehrgänge ergänzt werden, wie man es beispielsweise im Maurerhandwerk kennt. Außerdem gibt es vereinzelt sogenannte Kombistudiengänge, bei denen man die Ausbildung (ohne Meisterabschluss) und einen Studienabschluss kombinieren kann. Nur: Da ist man dann nicht gleich Juniorchef am Ende der Lehre! baren Schulabschluss, beispielsweise aus dem Ausland.

Oder aber du gehst an eine Berufsakademie, wo du im „dualen Studium“ ähnlich wie in einer Ausbildung einen Beruf erlernst und gleichzeitig studierst, anstatt wie ein Azubi zur Berufsschule zu gehen. Dieser Weg ist vor allem etwas für Leute, die studieren und trotzdem nah an der Praxis ihres künftigen Berufs und bereits mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche lernen wollen. Außerdem gibt es noch eine Reihe von (Fach-)Hochschulen für bestimmte Themen- und Berufsgruppen in Deutschland: Angehende Lehrer gehen (meistens) an die Pädagogische Hochschule, und es gibt Kunsthochschulen, theologische Hochschulen und Hochschulen für angehende Verwaltungsexperten.

Studieren geht über Grenzen hinaus, in jeder Hinsicht

Du hast deine Hochschulreife in der Tasche? Glückwunsch! Denn nun stehen dir viele Wege offen auf dem Weg in die Arbeitswelt. Doch es warten auch Herausforderungen auf dich: Ein Studium verlangt nicht nur Einsatz, es benötigt auch viel Selbstständigkeit und Organisation. Und auch die Wahl des passenden Studiengangs kann bei der riesigen Auswahl an Fächern ganz schön anstrengend sein…

Wer mag das nicht, sich etwas vorlesen lassen? Klingt gemütlich, oder? Ist es aber nur bedingt, denn hier geht es ums Thema Studium. Da gehören Vorlesungen zwar zum Alltagsgeschäft. Aber vor allem ist hier die eigene Initiative gefragt. Wer Experte werden will, der geht an eine Hochschule und studiert. Eins gleich vorweg: Der Bereich der Unis und Hochschulen ist mit rund 2.000 Bildungseinrichtungen und rund drei Millionen Studierenden sehr breit gefächert in Deutschland. Und alt ist er übrigens auch. Die Uni in Heidelberg reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück! Schon damals war es Aufgabe einer Uni, einerseits Wissenschaft und Forschung voranzutreiben und andererseits Studenten etwas beizubringen, also zu lehren. Universitäten kannst du besuchen, wenn du das Abitur hast. Oder einen vergleich-

Linktipps:

www.einstieg.com/ausbildung www.einstieg.com/studium

Du siehst: Es ist ein Dschungel, in dem man sich erst einmal orientieren muss. Die Zahl der Studiengänge hierzulande lag zuletzt bei über 20.000! Die allermeisten davon sind Bachelor- und Masterstudiengänge, die seit zehn Jahren so etwas wie der Bildungsstandard an den Hochschulen sind und den Vorteil haben, dass sie in ganz Europa anerkannt werden. Ein Bachelor-Studium dauert drei bis vier Jahre und ist eher auf den Arbeitsmarkt hin ausgerichtet. Der anschließende Master-Studiengang ist in der Regel mehr auf die Forschung konzentriert. Mit der Einführung dieser Studiengänge wurden frühere Abschlüsse wie das Diplom oder der Magister in den Hintergrund gedrängt. Um ein Master-Studium zu absolvieren, musst du in der Regel einen Bachelor-Abschluss, wenn auch nicht zwingend an der gleichen Hochschulform, erreicht haben.

In bestimmten Fächern wie Medizin, Lehramt (in manchen Bundesländern) oder Rechtswissenschaft endet das Studium nicht mit dem Bachelor. Da musst du am Ende stattdessen ein Staatsexamen ablegen. Auch an den kirchlichen Hochschulen und Kunstakademien heißen die Abschlüsse oft anders. Viel wichtiger ist aber für Einsteiger, wie man in so ein Studium reinkommt, nicht als was man nachher rauskommt. Die Allgemeine Hochschulreife hat man in Deutschland, wie erwähnt, mit dem Abitur. Damit kommt man fast überall rein. Für manche Studiengänge gibt es aber eine besonders strenge Voraussetzung: den sogenannten Numerus Clausus (NC). Das bedeutet, dass auch der Notenschnitt im Abschlusszeugnis stimmen muss. Besonders streng ist die Vergabe der Studienplätze beispielsweise wenn man Mediziner werden will: Da gibt es eine zentrale Vergabestelle, bei der du dich bewerben musst, die Stiftung für Hochschulzulassung. Für einen Teil der Studiengänge reicht hingegen aber auch ein Fachabitur. Oder eine ausreichende Berufserfahrung, beispielsweise in einem Handwerk. Deswegen macht es auch total viel Sinn, sich bereits in der Schule zu überlegen, in welche Richtung es später gehen soll, denn hier hat man noch gute Chancen gegenzusteuern, damit das Abschlusszeugnis auch zum Lieblingsstudiengang passt.

In Deutschland ist die Zahl der Studienanfänger in den vergangenen 20 Jahren sehr stark in die Höhe geschnellt. Nach der Jahrtausendwende hat sich etwa jeder dritte Schulabgänger für ein Studium entschieden. Heute liegt diese Quote bei knapp 60 Prozent pro Jahrgang. Gleichzeitig bricht im Schnitt einer von vier Studierenden sein Studium ohne Abschluss ab. Das hat häufig damit zu tun, dass Schüler eine falsche Vorstellung vom Studentenleben haben oder sich für das falsche Fach entscheiden und dann frustriert aus- oder umsteigen. Das hohe Maß an selbstständigem Arbeiten (vor allem an der Uni) ist nicht für jeden der richtige Weg zum Erfolg.

Weniger häufig brechen Studierende an Fachhochschulen ihr Studium ab. Vor allem, weil dort mehr Struktur vorgegeben wird. Aber auch bei Fächern mit strengen Zugangsvoraussetzungen wird seltener auf halbem Weg das Handtuch geworfen. Vermutlich wirken da die harten Aufnahmekriterien schon wie eine Art Filter. Vertreter des Handwerks und der Industrie- und Handelskammern weisen nicht zuletzt mit Blick auf die Abbrecher-Zahlen an den Hochschulen deshalb immer wieder darauf hin, dass auch die Karrieremöglichkeiten in Berufen ohne Studium klasse sein können, vor allem für diejenigen, die sich weiterbilden und im Beruf später einmal selbstständig machen. Bedenkenswert ist das allemal. Denn auch wenn berühmte Leute wie der Microsoft-Gründer Bill Gates (Jura), TV-Moderator Stefan Raab (ebenfalls Jura), der „Löwe“ Carsten Maschmeyer (Medizin) oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (Psychologie und Informatik) allesamt ohne Abschluss Karriere gemacht haben: Viele Studierende empfinden einen Studienabbruch als eine Niederlage, die dem Selbstwertgefühl schadet, Selbstzweifel nährt und über die man nur ungern reden will. Uni um jeden Preis? Das muss nicht sein!

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