PETER SCHLEMIHLS WUNDERS

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Junge

Lektüren

Niveau 2

ELI-Lektüren: Texte für Leser jeden Alters. Von spannenden und aktuellen Geschichten bis hin zur zeitlosen Größe der Klassiker.

Adelbert von Chamisso

Themen Gesellschaft

Märchen und Übersinnliches

Niveau 1

A1

(Fit 1)

Niveau 2

A2

(Fit 2)

Niveau 3

B1

(Zertifikat Deutsch für Jugendliche - ZD J)

Klassiker

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Vollständiger Hörtext auf Audio-CD

www.elireaders.com

DAF A 2

- Text mit Erklärungen schwieriger Wörter in Fußnoten - Übungen zu Leseverständnis, Wortschatz und Grammatik - Übungen zur Prüfungsvorbereitung Fit in Deutsch 2 - Abschlusstest

ADELBERT VON CHAMISSO PETER SCHLEMIHLS WUNDERSAME GESCHICHTE J u n g e E L I L e k t ü r e n

Ein junger Mann ohne Geld tauscht seinen Schatten gegen ein Glückssäckel, das immer mit Gold gefüllt ist. Aber bald merkt er, dass man mit viel Geld, aber ohne Schatten auch kein leichtes Leben hat.

Niveau 2

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

DAF A2

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ELI-Lektüren: Texte für Leser jeden Alters. Von spannenden und aktuellen Geschichten bis hin zur zeitlosen Größe der Klassiker. Eine anspruchsvolle redaktionelle Bearbeitung, ein klares didaktisches Konzept und ansprechende Illustrationen begleiten den Leser durch die Geschichten, und Deutsch lernt man wie von selbst!

A2


Die FSC-Zertifizierung garantiert, dass das für diese Veröffentlichung verwendete Papier aus zertifizierten Wäldern stammt und damit weltweit eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft unterstützt.

Für diese Reihe an Lektüreheften wurden 5000 Bäume gepflanzt.


Nacherzählt von Barbara Sauser Illustrationen von Maria Gabriella Gasparri

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Adelbert von Chamisso Peter Schlemihls wundersame Geschichte Nacherzählt von Barbara Sauser Übungen: Barbara Sauser Redaktion: Iris Faigle Illustrationen von Maria Gabriella Gasparri ELI-Lektüren Konzeption: Paola Accattoli, Grazia Ancillani, Daniele Garbuglia (Art Director) Grafische Gestaltung Airone Comunicazione - Sergio Elisei Produktionsleitung Francesco Capitano Layout Airone Comunicazione Fotos Shutterstock © 2016 ELI s.r.l B.P. 6 - 62019 Recanati - Italien Tel. +39 071 750701 Fax +39 071 977851 info@elionline.com www.elionline.com Verwendeter Schriftsatz: Monotype Dante 13/18 Druck in Italien: Tecnostampa Recanati ERT 248.01 ISBN 978-88-536-2103-0 Erste Auflage: Februar 2016 www.elireaders.com


Inhalt 6

Hauptfiguren

8

Vor dem Lesen

10

Kapitel 1 Der Mann im grauen Rock

18

Aufgaben

20

Kapitel 2 Mina

28

Aufgaben

30

Kapitel 3 Rascal

38

Aufgaben

40

Kapitel 4 Die Unterschrift

48

Aufgaben

50

Kapitel 5 Das Schlemihlium

56

Aufgaben

58 Zum Weiterlesen Adelbert von Chamisso: ein Schriftsteller und Naturforscher 60 Zum Weiterlesen Verschiedenes rund um Peter Schlemihl 62

Teste dich selbst

63

Syllabus

Zeichen fĂźr die HĂśrtexte auf der CD Anfang

Ende




Vor dem Lesen 1 Setze die Verben ins Präteritum. brauchte neue Schuhe. 0 Sie (braucht) ........................ 1 Das (interessiert) ........................ mich nicht. 2 (Hast) ........................ du Angst? 3 Sie (spazieren) ........................ durch die Stadt. 4 Wir (suchen) ........................ ein Hotel. 5 Er (erinnert) ........................ sich an alles. 6 Ich (bin) ........................ einverstanden. 7 Sie (lacht) ........................ über ihre Schwester. 8 Sie (setzen) ........................ sich auf eine Bank.

2 Welche Worthälften gehören zusammen? 1 2 3 4

Reit Spazier Mond Hotel

a gang b schein c zimmer d pferd

3 Setze die Wörter aus dem Kasten an der passenden Stelle ein. kurz • Schatten • scheint • Haus • abends scheint Wenn die Sonne auf ein Haus (0) ........................., ist es hinter dem (1) ........................ dunkler und schön kühl. Dieser dunkle Ort heißt (2) ........................ . Mittags sind die Schatten (3) ........................, (4) ........................ sind sie lang.

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4 In Peter Schlemihls Welt gibt es besondere Dinge. Ordne die Bezeichnungen den Beschreibungen zu, die dir passend scheinen. a die echte Springwurzel: ....... b das Tellertuch: ....... 0 c der Raubtaler: ....... d das Galgenmännlein: ....... e das Wunschhütlein: ....... f das Glückssäckel: ....... g das unsichtbare Vogelnest: ....... h die Siebenmeilenstiefel: ....... i die Tarnkappe: ....... 0 Ein Geldstück, das immer wieder zu dir zurückkommt und dir dazu auch fremde Geldstücke mitbringt. 1 Wenn du dieses „Bett“ eines Vogels in der Hand hältst, können dich die anderen Menschen nicht mehr sehen. Aber deinen Schatten sehen sie noch. 2 Mit dieser Pflanze kannst du alle Türen öffnen. Aber es funktioniert nur mit der Originalpflanze! 3 Eine Geldbörse, die nie leer ist. Du kannst so viel Geld herausnehmen, wie du willst. 4 Mit diesen Schuhen kommst du sehr schnell vorwärts. Sieben Meilen oder elf Kilometer mit einem einzigen Schritt. 5 Dieser Hut bringt dich an jeden Ort, an den du gehen willst. 6 Mit diesem Tischtuch ist dein Tisch nie leer. Du bekommst alles zu essen, was du willst. 7 Eine Art Mütze. Wenn du sie trägst, sehen dich die anderen Menschen nicht mehr. Sie sehen auch deinen Schatten nicht mehr. 8 Ein kleiner Teufel in einer Flasche, der alles tut, was du willst, und dir alles gibt, was du dir wünschst.

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Kapitel 1

Der Mann im grauen Rock 2

Nach einer glücklichen, aber schwierigen Fahrt über das Meer erreichten wir endlich den Hafen1. Ich ging in das billigste Hotel, zog meine besten Kleider an und ließ mir erklären, wo ich Thomas John finden konnte. Er wohnte in einem großen, neuen Haus vor der Stadt. Ich fand das Haus und klingelte an der Tür. Der Portier2 führte mich in den Garten, wo Herr John gerade mit einer Gruppe von Gästen spazierte. Er begrüßte mich freundlich, aber so, wie ein Reicher einen Armen begrüßt. Ich gab ihm einen Brief. Er sagte: „So, so, von meinem Bruder. Ich habe lange nichts von ihm gehört. Er ist doch gesund?“ Dann sagte er noch: „Bleiben Sie hier, lieber Freund. Später habe ich Zeit für Sie“, und wandte3 sich wieder seinen Gästen zu. Ich ging allein hinter den Damen und Herren her. Sie waren fröhlich und lachten viel. Plötzlich 3 sich zuwenden, wandte zu, zugewandt sich r Hafen, ¨ Teil des Ufers, an dem Schiffe in Richtung einer Person drehen ankommen und abfahren 2 r Portier, s Mann, der bei reichen Leuten oder in einem Hotel die Gäste empfängt 1

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verletzte sich eine schöne Dame an einer Rose. Ihre Hand blutete. Da zog1 sofort ein stiller2, dünner, alter Mann, den ich vorher nicht gesehen hatte, ein Pflaster3 aus der Tasche seines grauen Rocks4 und gab es der Dame. Sie nahm es ohne Dank, und man ging weiter. Die Aussicht auf das Meer und den Himmel war herrlich. Plötzlich sah man auf dem Meer einen hellen Punkt. „Wir brauchen ein Fernrohr5!“, rief Herr John. Der Mann im grauen Rock zog ein Fernrohr aus der Tasche und gab es ihm. Alle blickten durch das Fernrohr und sahen, dass es ein Schiff war. Aber wie war das große Fernrohr bloß aus der kleinen Rocktasche herausgekommen? Jetzt wollten die Gäste sich setzen. „Es wäre wunderbar, wenn wir einen Teppich hätten“, sagte jemand. Sofort zog der Mann im grauen Rock einen großen, teuren Teppich aus der Rocktasche. Alle setzten sich. Ich sah den Mann, die Rocktasche, den Teppich an. Außer mir fand 4 r Rock, ¨e Herrenjacke (veraltet) ziehen, zog, gezogen etwas herausnehmen 5 2 s Fernrohr, e ein optisches Gerät, still ohne Geräusche, ruhig 3 s Pflaster, - Streifen, den man über eine Wunde klebt, durch das man Dinge größer sieht damit diese besser heilt 1

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es niemand merkwürdig1, dass der Mann all diese Dinge aus der Tasche ziehen konnte. Ich bekam ein bisschen Angst, und noch mehr Angst bekam ich, als sich jemand drei Reitpferde wünschte. Jetzt zog der Mann, nach dem Pflaster, dem Fernrohr und dem teuren Teppich auch noch drei schöne, große, schwarze Pferde aus der Tasche! Mir war jetzt so unheimlich2, dass ich nicht mehr bei diesen Leuten bleiben wollte, und so ging ich einfach weg. Doch plötzlich sah ich hinter mir den Mann im grauen Rock. Er kam auf mich zu und verbeugte3 sich höflich. Ich sah ihn voller Angst an. Er sagte: „Ich habe gesehen, dass Sie einen wunderschönen Schatten4 haben. Wären Sie einverstanden, mir Ihren Schatten zu geben?“ „Mein Herr, ich verstehe Sie nicht ganz. Wie könnte ich Ihnen meinen Schatten …“ „Wie ich das mache, soll meine Sorge sein. Sie bekommen dafür etwas aus meiner Tasche: merkwürdig anders als das Normale unheimlich so, dass etwas Angst macht 3 sich verbeugen den Kopf und Oberkörper nach vorne beugen 1

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r Schatten, - dunkler, kühler Bereich, den das Licht der Sonne nicht erreicht 4



die echte Springwurzel, ein Tellertuch, einen Raubtaler oder ein Galgenmännlein, aber das ist wohl alles nichts für Sie. Besser ein Wunschhütlein oder ein Glückssäckel.“ „Ein Glückssäckel! Genau das wünsche ich mir“, rief ich. Er zog ein Glückssäckel aus der Rocktasche und gab es mir. Ich zog zehn Goldstücke1 heraus. Und dann noch einmal zehn und noch einmal zehn. Schnell streckte ich die Hand aus und sagte: „Topp! Für das Glückssäckel bekommen Sie meinen Schatten.“ Er gab mir die Hand, dann kniete2 er sich nieder, löste3 meinen Schatten ab, rollte ihn auf4 und steckte ihn in die Tasche. Er stand auf, verbeugte sich noch einmal und ging. Ich erreichte bald die Straße und spazierte in die Stadt zurück. Plötzlich rief eine alte Frau hinter mir: „Junger Herr! Sie haben Ihren Schatten verloren!“ Ich gab ihr ein Goldstück und ging weiter. „Wo ist Ihr Schatten?“, hörte ich wenig später, und dann: „Man nimmt s Goldstück, e kleines, flaches, rundes Stück aus gelbem, teurem Metall 2 sich niederknien eine Haltung einnehmen, bei der beide Knie am Boden sind 1

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ablösen etwas von der Sache trennen, an der es befestigt ist 4 aufrollen etwas in eine zylinderförmige Form bringen 3


den Schatten mit, wenn man in der Sonne spaziert!“ Ich gab allen Gold, sprang schnell in eine Kutsche1 und ließ mich zum besten Hotel fahren. Im Zimmer setzte ich mich hin und zog Gold aus dem Glückssäckel, Gold und Gold, immer mehr Gold. So vergingen der Tag und der Abend, und am Ende schlief ich auf dem Gold ein. Am Morgen war ich durstig und hungrig. Ich hatte viel zu viel Gold aus dem Beutel genommen und musste es jetzt im Schrank verstecken2. Danach ließ ich mir Essen bringen und fragte nach einem Diener3. So kam Bendel mit seinem treuen4, intelligenten Gesicht zu mir. Den ganzen Tag blieb ich im Zimmer. Erst als es dunkel war, ging ich aus dem Haus. Der Mond schien. Ein Mädchen ging an mir vorüber. Als es sah, dass ich keinen Schatten hatte, erschrak5 es sehr. Es war schrecklich! Ich fing an zu weinen und ging traurig ins Hotel zurück. Die ganze Nacht lag ich wach. e Kutsche, n Wagen, der von Pferden gezogen wird 2 verstecken etwas an einen Ort bringen, wo andere es nicht finden können 3 r Diener, - jemand, der in einem privaten Haushalt gegen Lohn arbeitet

treu so, dass eine freundschaftliche Beziehung besteht, die vertrauensvoll ist und lange dauert 5 erschrecken, erschrak, erschrocken plötzlich Angst bekommen

1

4

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Es war besser, dem grauen Mann das Glückssäckel wieder zurückzugeben und den Schatten wieder zu nehmen. Am nächsten Tag bat ich Bendel, nach dem grauen Mann zu suchen. Spät und traurig kam Bendel zurück. Keiner von den Leuten des Herrn John erinnerte sich an einen Mann im grauen Rock. Das Fernrohr, der Teppich und die Pferde waren noch da, aber niemand wusste, woher die Sachen kamen. Bendel erzählte auch: „Heute früh stand ein Mann vor der Tür. Seine Worte waren: ‚Sagen Sie Peter Schlemihl, dass ich heute mit dem Schiff wegfahre. Aber dass ich ihn in einem Jahr und einem Tag besuche und ihm ein vielleicht besseres Geschäft vorschlage.“ „Wie sah der Mann aus?“, fragte ich. Bendel beschrieb mir den Mann. „Unglücklicher, das war ja der Mann im grauen Rock!“, rief ich. „Ja, er war es wirklich!“, rief Bendel erschrocken. „Und ich habe ihn nicht erkannt!“ Ich schickte Bendel zum Hafen, aber an dem Tag waren viele Schiffe weggefahren und der graue Mann war nicht mehr da.

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Lesen & Lernen 1 Wer sagt was? Ordne die Aussagen den richtigen

Personen zu. der graue Mann • Thomas John • Bendel Peter Schlemihl • alte Frau 0 „Topp! Für das Glückssäckel bekommen Sie meinen Peter Schlemihl Schatten.“ ................................ 1 „Ja, er war es wirklich! Und ich habe ihn nicht erkannt!“ ................................ 2 „Wären Sie einverstanden, mir Ihren Schatten zu geben?“ ................................ 3 „Bleiben Sie hier, lieber Freund. Später habe ich Zeit für Sie.“ ................................ 4 „Junger Herr! Sie haben Ihren Schatten verloren!“ ................................

Strukturen & Satzbau 2 Setze „plötzlich“ an den Satzanfang. 0 Eine schöne Dame verletzte sich. Plötzlich verletzte sich eine schöne Dame. ................................................................................................................. 1 Auf dem Meer war ein heller Punkt. ................................................................................................................. 2 Die Gäste wollten sich setzen. ................................................................................................................. 3 Der Mann zog einen Teppich aus dem Rock. .................................................................................................................

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4 Hinter mir war der graue Mann. ................................................................................................................. 5 Er kam auf mich zu. ................................................................................................................. 6 Er zog ein Glückssäckel aus dem Rock. .................................................................................................................

Fit in Deutsch 2 – Sprechen 3 Stell dich vor. 1 Wie heißt du?

5 Wenn ja: Wie alt sind sie?

2 Wie alt bist du?

6 Was sind deine Hobbys?

3 Wo wohnst du?

7 Welche Sprachen sprichst du?

4 Hast du Geschwister?

8 Was ist dein Lieblingsessen?

Vor dem Lesen 4 Positiv oder negativ? Ordne die Adjektive den beiden Kategorien zu. treu • unglücklich • schön • schrecklich • arm • stark • hübsch • unsympathisch • froh • lieb • traurig • ängstlich positiv

negativ

............................. ............................. ............................. ............................. ............................. ............................. ............................. ............................. ............................. ............................. ............................. .............................

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Kapitel 2

Mina 3

Nun1 war ich sehr reich. Ich lebte in schönen Zimmern und hatte Bendel und andere Diener, aber ich war unglücklich. Tag und Nacht saß ich zu Hause. Ich beneidete2 Bendel, weil er einen Schatten hatte und sich in der Sonne sehen lassen durfte. Einmal rief ich ihn zu mir und sagte: „Bendel, ich muss dir etwas erzählen. Ich bin reich, aber ich habe ein schreckliches Geheimnis3: Ich habe keinen Schatten!“ „Keinen Schatten? Ich diene einem Herrn ohne Schatten?“, rief der gute Junge erschrocken. „Bendel“, sagte ich ängstlich, „du weißt es nun. Geh nur und erzähl es allen, wenn du willst.“ Bendel fing an zu weinen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Doch dann nahm er meine Hand und rief: „Nein! Die Leute sollen denken, was sie wollen. Ich bleibe bei Ihnen, leihe4 Ihnen meinen Schatten und helfe, wo ich kann.“ 3 nun jetzt s Geheimnis, se etwas, das andere beneiden Neid empfinden, weil man jemandes Leute nicht wissen dürfen Fähigkeiten oder das, was ihm gehört, selbst gern 4 leihen, lieh, geliehen jemandem hätte etwas für eine Zeit geben, damit er es verwenden kann 1

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Jetzt hatte ich ein besseres Leben. Bendel konnte sehr gut verstecken1, dass mir der Schatten fehlte. Er war größer und stärker als ich und stellte sich immer so hin, dass sein Schatten den meinen überdeckte2. Ich konnte wieder unter die Menschen gehen. Weil ich so viel Gold hatte, wurde ich zu einer wichtigen Person. Nun wartete ich ruhiger auf den Besuch des grauen Mannes nach einem Jahr und einem Tag. An einem schönen Abend aber spazierte ich mit einigen Damen und Herren in einem Park. Ich ging Arm in Arm mit einer Dame und erzählte ihr hübsche Dinge. Plötzlich kam der Mond hinter einer Wolke hervor. Die Dame sah ihren Schatten vor sich und erschrak, weil meiner fehlte. Sie wurde ohnmächtig3. Auch ich erschrak und lief davon, zurück in die Stadt. Als Bendel mich sah, verstand er sofort. Er bestellte Postpferde, und noch in der gleichen Nacht reisten wir ab. Außer Bendel nahm ich von meinen Leuten nur Rascal mit, einen Spitzbuben4, der verstecken etwas an einen Ort bringen, an dem andere es nicht finden können 2 überdecken etwas legt sich über etwas anderes

ohnmächtig ohne Bewusstsein, nichts mehr sehend, hörend und fühlend 4 r Spitzbube, n Dieb, unehrlicher Mann

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3

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unsympathisch, aber nützlich war. Wir reisten viele Tage immer weiter, bis wir in der Nähe eines wenig besuchten Badeorts1 waren. Bendel ging mit einigen Säcken2 Gold voraus, um mir im Städtchen eine Wohnung zu suchen. Er gab viel Geld aus und erzählte den Leuten von seinem Herrn, dem reichen Fremden. Meinen Namen sagte er aber nicht. Als alles bereit war, kam Bendel zurück, und wir fuhren zusammen in das Städtchen. Festlich gekleidete Menschen erwarteten uns. Wir hörten Musik und Glocken3. Unsere Kutsche hielt an. Eine Gruppe hübscher Mädchen in weißen Kleidern trat vor die Kutsche. Die Schönste von allen kniete nieder und hielt mir einen Kranz4 aus Lorbeer und Rosen entgegen. Ich wollte aus der Kutsche springen, aber ohne Schatten konnte ich nicht. So stieg Bendel aus, nahm den Kranz entgegen und dankte den Leuten. Warum empfing5 man uns so festlich? Als wir im Städtchen waren, schickte ich Rascal aus. r Badeort, e Ort, in den man fährt, um zu baden 2 r Sack, ¨e großer, weicher Behälter aus Stoff 3 e Glocke, n Gegenstand aus Metall, der

unten offen ist und hell klingt, wenn man ihn bewegt 4 r Kranz, ¨e dicker Ring aus Zweigen 5 empfangen, empfing, empfangen jemanden begrüßen

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Man erzählte ihm: „Der gute König von Preußen reist durch das Land, aber er will nicht erkannt1 werden.“ Am zweiten Abend machten wir zur Begrüßung ein großes Fest. Auch das schöne Mädchen, Mina, war unter den Gästen. Darüber war ich so glücklich, dass ich allen Damen Juwelen2 schenken ließ. Dem draußen wartenden Volk warfen3 meine Diener Gold zu. Am nächsten Morgen sagte Bendel: „Ich habe gestern gesehen, dass Rascal viel Gold für sich selbst genommen hat, statt es den Leuten zu geben.“ „Ach, der arme Spitzbube soll auch ein bisschen Gold haben. Dafür hatten wir ein frohes Fest“, antwortete ich, und wir sprachen nicht mehr davon. Rascal blieb mein Diener, Bendel aber war mein Freund. Alle liebten mich im Städtchen, weil ich so großzügig4 war. Ich selbst lebte aber sehr einfach. Die Leute merkten, dass ich nicht der preußische König war, und erkennen, erkannte, erkannt sofort wissen, 3 werfen, warf, geworfen etwas mit um wen es sich handelt einer starken Bewegung des Arms aus 2 s/r Juwel, en sehr wertvoller Edelstein der Hand fliegen lassen 4 großzügig so, dass man von dem, was man besitzt, gern und viel gibt 1

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nannten mich Graf1 Peter. Außer Bendel durfte niemand meine Zimmer betreten. Wenn die Sonne schien, schlossen wir uns ein. „Der Graf arbeitet!“, sagten die Leute. Wenn ich ausging, kam Bendel mit. Ich besuchte aber immer nur das schöne Mädchen und seine Eltern. Mina war wirklich ein liebes, gutes Kind. Sie liebte mich von ganzem Herzen2. Ihre Eltern freuten sich, dass Graf Peter sich für ihr einziges Kind interessierte. Ich hatte aber Angst, Mina unglücklich zu machen. Einmal sagte ich zu ihr: „Ich bin ein reicher Mann, aber ich habe ein dunkles Geheimnis. Der letzte Tag des nächsten Monats wird alles entscheiden3. Wenn alles gut kommt, will ich dich heiraten. Wenn nicht, will ich sterben, weil ich dich nicht unglücklich machen will.“ Mina weinte und sagte: „Ich will mein Leben mit dir teilen, auch wenn du im Unglück bist.“ Minas Vater trat herein. Ich sagte zu ihm: „Ich möchte Sie am ersten Tag des nächsten Monats 3 r Graf, en Angehöriger einer hohen entscheiden, entschied, entschieden sozialen Schicht eine von mehreren Möglichkeiten tritt 2 s Herz, en das Organ im Inneren der Brust, ein das das Blut durch die Adern pumpt 1

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bitten, Mina heiraten zu dürfen. Wir werden im Städtchen bleiben: Kaufen Sie für Ihre Tochter die schönsten Häuser, die Sie finden können. Ich bezahle alles.“ Nun hatte der gute Mann viel Arbeit. Aber überall war ein Fremder schneller gewesen, und er konnte nicht mehr viel kaufen. Der große Tag der Rückkehr des grauen Mannes kam immer näher. Am Vorabend füllte ich einige Säcke mit Gold. Als es Mitternacht1 schlug, setzte ich mich hin und fing an zu warten. Nichts geschah. Es wurde Morgen. Die Stunden vergingen, es wurde Mittag, Abend und Nacht. Nichts geschah. Es schlug wieder Mitternacht. Ich verlor jede Hoffnung, meinen Schatten jemals wiederzubekommen, und legte mich verzweifelt2 schlafen.

1

Mitternacht 12 Uhr in der Nacht

2

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verzweifelt ohne Hoffnung


??


Lesen & Lernen 1 Richtig oder falsch?

R F 0 Peter nimmt bei seiner Abreise nur Bendel mit. 3 1 Peter ist eigentlich der König von Preußen. 2 Rascal nimmt Peters Juwelen. 3 Mina will Peter heiraten. 4 Peter will Mina erst heiraten, wenn er seinen Schatten wieder hat. 5 Minas Vater kauft mit Peters Geld Häuser. 6 Der graue Mann kommt pünktlich um Mitternacht.

Worte & Wörter 2 In, im, mit oder für? Setze die passende Präposition ein. im Städtchen. 0 Ich kaufte eine Wohnung ......... 1 ......... der gleichen Nacht reiste ich ab. 2 Der Kranz war ......... mich. 3 Der Vater kaufte Häuser ......... Mina. 4 Die Wohnung war ......... der Nähe. 5 Ich spazierte ......... Mina im Garten. 6 Ich blieb den ganzen Tag ......... Zimmer. 7 ......... einem Sack Gold kann man ein Haus kaufen. 8 ......... einer Stunde ist Mitternacht.

3 Dativ oder Akkusativ? Unterstreiche die richtige Form. 0 Er lebt in einem/in ein Hotel. 1 Im/In den Badeort gefällt es mir gut. 2 Ich gehe fast nie in der/in die Stadt. 3 Komm in meinem/in mein Haus! 4 Peter trifft Mina im/in den Garten. 5 Ein Fremder kauft Häuser in der/in die ganzen Stadt.

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Fit in Deutsch 2 – Lesen 4 Lies den Text und beantworte die Fragen. Alexander von Humboldt wurde 1769 in Berlin geboren und starb 1859 in der gleichen Stadt. Er war ein großer Naturforscher. 1799 ging er zum ersten Mal auf eine Expedition und reiste fünf Jahre durch Südamerika. Als er wieder zurück in Europa war, lebte er in Paris. Dort schrieb er sechsundreißig Bücher über seine lange Reise. Später kehrte er nach Berlin zurück. Er hielt Vorlesungen und hatte damit großen Erfolg. Manchmal sprach er vor tausend Leuten. 1829 machte er seine zweite große Expedition, diesmal nach Russland. Diese Reise dauerte aber nur ein Jahr. 1 Wie lange dauerte die Reise nach Südamerika? ............................................. 2 Wo wohnte Humboldt in den Jahren nach seiner Reise nach Südamerika? ............................................. 3 Wie viele große Expeditionen machte Humboldt in seinem Leben? ............................................. 4 In welcher Stadt lebte er in den Jahren vor seinem Tod? .............................................

Vor dem Lesen 5 Setze die Wörter in den Plural. die nervösen Väter 0 der nervöse Vater: .......................................................................... 1 der wunderbare Schatten: ........................................................... 2 die traurige Tochter: ....................................................................... 3 das gute Geschäft: .......................................................................... 4 der graue Mann: ............................................................................... 5 das dumme Kind: ............................................................................ 6 der sympathische Fremde: .......................................................... 7 der leere Garten: ..............................................................................

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Kapitel 3

Rascal 4

Früh am Morgen weckten mich Stimmen1. Rascal wollte in mein Zimmer, Bendel verbot es ihm. Ich öffnete zornig2 die Tür: „Was willst du?“ Rascal antwortete kalt: „Herr Graf, zeigen Sie mir doch einmal Ihren Schatten. Ich arbeite nicht für Schattenlose. Zeigen Sie mir Ihren Schatten, oder ich gehe.“ Ich gab ihm Gold, aber er warf es mir vor die Füße und ging. Sorgenvoll ging ich zu Mina, wo man mich erwartete. Mina saß bleich3 und schön im Garten. Der Vater kam nervös auf mich zu und fragte: „Herr Graf, kennen Sie einen gewissen Peter Schlemihl?“ Ich sagte nichts. „Er ist ein wunderbarer Mann …“ „Vielleicht bin ich selbst Peter Schlemihl?“, sagte ich. „… aber er hat keinen Schatten mehr!“, rief der Vater. „Oh, ich weiß es schon lange, er hat keinen Schatten“, rief Mina und fing an zu weinen. e Stimme, n die Klänge, die jemand produziert, wenn er spricht oder singt 1

2 3

zornig voller Wut, böse auf jemanden bleich von fast weißer Hautfarbe, sehr blass

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„Sagen Sie mir, was mit Ihrem Schatten passiert ist!“, sagte der Vater zornig. „Sie wollen meine Tochter heiraten, aber das wollen auch andere Männer. Sie haben drei Tage Zeit, Ihren Schatten zu finden. Am vierten Tag gebe ich meine Tochter einem anderen.“ Mina weinte immer noch und wollte nicht mit mir sprechen. So eilte ich traurig davon, hinaus aus der Stadt. Plötzlich zog mich jemand am Arm. Ich blieb stehen – es war der Mann im grauen Rock! Er sagte: „Alles kommt gut. Sie tauschen1 Ihren Schatten wieder ein und gehen zu Mina. Sie wird Rascal nicht heiraten, es war nur ein Witz.“ Ich wollte ihm das Glückssäckel geben, aber er sagte: „Nein, Herr Graf, behalten Sie das. Unterschreiben Sie nur diesen Zettel.“ Auf dem Zettel stand: „Der Besitzer dieses Zettels bekommt nach meinem Tod2 meine Seele3.“ Ich sah den grauen Mann lange an und fragte: „Wer sind Sie denn?“ „Sieht man es mir eintauschen etwas geben, um etwas zu bekommen 2 r Tod, e das Ende des Lebens 1

e Seele, n der Teil des Menschen, von dem viele glauben, dass er nicht stirbt 3

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nicht an? Ein armer Teufel1, ein Physikus. Aber unterschreiben Sie doch: Peter Schlemihl.“ Ich sagte: „Entschuldigen Sie, aber ich unterschreibe nicht. Meine Seele gebe ich Ihnen nicht.“ Er lachte. „Was wollen Sie denn damit tun, wenn Sie tot sind? Das ist doch ein gutes Geschäft für Sie. Oder soll Rascal Mina bekommen?“ Aber ich wollte ihm die Unterschrift nicht geben. Er zog meinen Schatten aus der Tasche und legte ihn vor sich auf den Boden. Nun hatte er selbst zwei Schatten. Als ich das sah, kamen mir die Tränen2. In diesem Moment kam Bendel hinzu, der mich suchte. Er sah meinen Schatten und rief: „Geben Sie ihm sofort seinen Schatten zurück!“ Ohne zu antworten, ging der graue Mann davon. Bendel aber nahm seinen Knüppel3, folgte4 ihm und schlug5 ihn. Der graue Mann ging mit den beiden Schatten ruhig weg. Mein guter Diener blieb hinter ihm. Ich hörte die Schläge noch lange, dann war ich allein mit meinem Unglück. r Teufel, - das Böse, der Satan e Träne, n die klare salzige Flüssigkeit, die aus den Augen kommt, wenn man sehr traurig ist oder Schmerzen hat 3 r Knüppel, - ein kurzer, dicker Stock

folgen hinter jemandem gehen schlagen, schlug, geschlagen jemanden mit der Hand oder mit einem Gegenstand kräftig treffen, um ihm wehzutun

1

4

2

5

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Ich dachte an Mina und den unsympathischen Rascal, der sie auch heiraten wollte, und weinte sehr. Der Tag verging. Als es Nacht wurde, legte ich mich unter einen Baum. Ich wollte nicht mehr zu den Menschen zurückkehren. So verlebte ich drei angstvolle Tage. Am Morgen des vierten Tages setzte ich mich an die Sonne. Da hörte ich ein Geräusch1. Ich sah mich um: Vor mir war ein herrenloser Menschenschatten! „Schatten, suchst du deinen Herrn? Der will ich sein“, dachte ich und sprang auf, um ihn zu packen2. Der Schatten eilte davon, ich lief ihm nach. Dann hielt er plötzlich an. Ich machte einen großen Sprung3 auf ihn zu – und stieß auf etwas Hartes4. Ich erschrak sehr und stürzte5 zusammen mit dem, was vor mir stand und was ich nicht sehen konnte, zu Boden. Da erst sah ich einen Menschen unter mir. Nun verstand ich alles. Der Mann hatte ein unsichtbares Vogelnest bei sich. Ein solches Nest s Geräusch, e etwas, das man hören kann 2 packen etwas greifen und sehr fest halten 1

Sprung, ¨e eine Bewegung, bei der man sich mit den Beinen kräftig vom Boden abstößt 4 hart fest und nur schwer zu zerbrechen 5 stürzen zu Boden fallen 3

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macht die Leute unsichtbar, nicht aber ihren Schatten. Nun war es weggerollt, und der Mann war wieder sichtbar. Ich sprang schnell auf und nahm es. So wurde ich selbst unsichtbar. Der Mann rief nach mir, aber ich eilte davon: Ich ging zu Mina, um zu sehen, ob sie wirklich Rascal heiraten wollte. Der Garten war leer. Ich setzte mich auf eine Bank. Neben mir hörte ich ein Lachen, aber ich konnte niemanden sehen. Die Haustür ging auf, und der Vater kam heraus. Plötzlich fühlte ich etwas auf meinem Kopf. Neben mir saß der Mann im grauen Rock! Er hatte mir seine Tarnkappe über den Kopf gezogen, nun saßen wir nebeneinander unter einer Kappe. „Schön, dass wir hier zusammen sitzen. Mein Vogelnest nehme ich mir jetzt wieder!“, sagte er und steckte es lachend in die Tasche. Ich saß erschrocken da. Der graue Mann fuhr fort: „Die Tarnkappe ist viel besser als das Vogelnest: Sie macht auch den Schatten unsichtbar! Kaufen Sie

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mir Ihren Schatten ab, dann können Sie Mina heiraten.“ Die Mutter kam in den Garten, und der Vater fragte: „Was macht Mina?“ „Sie weint.“ „Das dumme Kind. Nach der unglücklichen Geschichte mit dem Mann ohne Schatten ist es doch ein Glück, dass Herr Rascal sie heiraten will. Weißt du, wie viel Geld er hat? Er ist nämlich der Fremde, der alles schon gekauft hatte, als ich für Mina Häuser suchte.“ Der Mann im grauen Rock lachte und sah mich an. Nun ging die Tür auf, und Mina kam in den Garten. Sie weinte. Der Vater sagte: „Mina, versprich mir, dass du Rascal heiratest.“ „Ich habe keinen Willen1 mehr. Ich mache, was mein Vater will“, sagte sie und wurde ohnmächtig. Der graue Mann sah mich zornig an und sagte: „Und das alles ertragen2 Sie? Jetzt unterschreiben Sie endlich!“ In meinen Händen waren der Zettel und die Feder3. r Wille (nur Sg.) die Fähigkeit, sich für oder gegen etwas zu entscheiden 2 ertragen, ertrug, ertragen etwas Unangenehmes akzeptieren 1

e Feder, n das, was den Körper eines Vogels bedeckt und früher zum Schreiben mit Tinte verwendet wurde 3

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Worte & Wörter 1 Findest du alle acht Nomen im Buchstabengitter?

(ä, ö, ü = ae, oe, ue) R T T O D S K A A R T O B A V E L L M N O O B R A X K N U E P P E L B R A N N H A F S H B N B S E E L E C G E N Y I T R S O N E D N O L U S C H A T T E N Y G W Y Q I L L S B R I O R K L R O K B O C C H O L T N A C U U N O A B U X O N B E B S S R G L O N Z G E

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Strukturen & Satzbau 2 Gib eine negative Antwort mit „wollen“. 0 Setz dich zu mir. Ich will mich nicht zu dir setzen. ................................................................................................................. 1 Unterschreib den Zettel. ................................................................................................................. 2 Heirate Rascal. ................................................................................................................. 3 Steck den Zettel in die Tasche. ................................................................................................................. 4 Geh in den Garten. ................................................................................................................. 5 Kauf mir den Schatten ab. ................................................................................................................. 6 Trink aus dem Fluss. .................................................................................................................

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Fit in Deutsch 2 – Schreiben 3 Lies die Anzeige und antworte mit einer E-Mail. Schreibe zu jedem Punkt ein bis zwei Sätze. Flohmarkt im Stadtgarten Am Samstag, 20. und Sonntag, 21. Mai findet im Stadtgarten ein großer Flohmarkt statt. Möchtest du etwas verkaufen? Dann melde dich bis zum 10. Mai per E-Mail bei uns und reserviere einen Verkaufstisch. Die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Jugendliche. 1 Stell dich bitte vor (Name, Alter). 2 Was möchtest du verkaufen? 3 Brauchst du einen Verkaufstisch für dich allein? 4 Erkläre, warum du nur am Samstag anwesend sein kannst.

Vor dem Lesen 4 Welche Antwort stimmt? Die Buchstaben ergeben zusammen ein Lösungswort. 1

Wie heißt das Fest, das man feiert, wenn ein Mann und eine Frau heiraten? Unterschrift: R Hochzeit: J

2

Wie nennt man einen Menschen, der sich ohne Fahrzeug fortbewegt? Beingeher: U Fußgänger: O

3 Wie nennt man eine große Menge an Besitz und Geld? Reichheit: L Reichtum: H 4 Wie heißt der Ort, an dem ein Vogel seine Jungen aufzieht? Vogelbett: D Vogelnest: N

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Kapitel 4

Die Unterschrift 5

Bevor ich unterschreiben konnte, wurde ich ohnmächtig. Als ich nach langer Zeit die Augen wieder öffnete, war es dunkel. Der graue Mann war immer noch da und schimpfte mit mir. Es war später Abend. Man hörte Musik, Menschen spazierten durch den Garten und redeten über die Hochzeit des reichen Herrn Rascal mit Mina. Sie hatte ihn also geheiratet. Ich zog den Kopf aus der Tarnkappe, und sofort wurde der graue Mann unsichtbar. Ohne etwas zu sagen, lief ich davon. Der graue Mann begleitete1 mich schimpfend: „Das ist also der Dank für meine Mühe2! Schlemihl wird ohnmächtig, und man sorgt sich den ganzen Tag um ihn, und dann läuft er einfach weg. Aber laufen Sie nur weg, wir sind doch unzertrennlich3. Sie haben mein Gold und ich Ihren Schatten. Das lässt uns beiden keine Ruhe.“ begleiten mit jemandem gehen oder fahren, damit er nicht allein ist 2 e Mühe, n eine große geistige oder körperliche Anstrengung

unzertrennlich so, dass man es nicht auseinandernehmen kann, eng verbunden

1

3

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Er redete pausenlos von Gold und Schatten, bis wir bei meinem Haus waren. Alles war dunkel, und es waren keine Diener zu sehen. Der graue Mann lachte laut und sagte: „Ja, ja, so geht’s! Aber Ihren Bendel finden Sie zu Hause. Für heute gute Nacht, auf baldiges Wiedersehen.“ Ich klingelte. Bendel kam. Als er mich sah, freute er sich sehr. Er war ganz schwach und krank geworden, und ich selbst hatte graues Haar bekommen. Bendel erzählte: „Ich habe den dünnen Mann, der deinen Schatten hatte, so lange geschlagen, bis ich vor Müdigkeit nicht mehr konnte. Als ich nach Hause kam, waren alle Diener weg. Und Rascal muss von Anfang an gewusst haben, dass du das Glückssäckel hast. Deshalb ist er so reich geworden. Und nun hat er Mina geheiratet.“ Wir weinten lange, und als ich nicht mehr weinen konnte, sagte ich: „Bendel, du weißt alles über mich. Ich bin nicht unschuldig1 an meiner Strafe2. Aber du bist unschuldig, bleib nicht länger unschuldig ohne Schuld, ohne Verantwortung für einen Fehler

e Strafe, n die unangenehme Folge, die ein falsches Verhalten für einen selbst hat

1

2

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bei mir. Ich reite heute Nacht weg. Du kommst nicht mit, ich will es so. Du darfst das Gold im Haus behalten. Ich werde dich nie vergessen!“ Bendel war sehr traurig, aber er gehorchte1. Er brachte mir ein Pferd, und ich ritt ziellos in die Nacht hinaus. Ich hatte keine Wünsche und keine Hoffnungen mehr. Bald traf ich auf einen Fußgänger2. Er sagte: „Wir haben denselben Weg, darf ich meinen Mantel hinten auf Ihr Pferd legen?“ Ich war einverstanden. Er dankte, lobte3 mein Pferd und dann das Glück der Reichen und redete immer weiter, über das Leben und die Welt, über Philosophie und Metaphysik. Ich hörte ihm gern zu. Die Zeit verging und schon wurde es langsam Morgen. Als ich die Farben am Himmel sah, erschrak ich und dachte: „Wenn die Sonne kommt, sieht der Mann, dass ich keinen Schatten habe!“ Ich blickte meinen Begleiter an und erschrak noch einmal: Es war der Mann im grauen Rock. 1 2

gehorchen das tun, was jemand verlangt r Fußgänger, - jemand, der zu Fuß geht

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loben sagen, dass jemand etwas gut gemacht hat oder etwas gut ist 3


??


Der Mann lächelte über meinen Schrecken und sagte: „Wir können eine Zeit lang zusammen reisen, dann müssen Sie keine Angst vor der Sonne haben. Ich gebe Ihnen Ihren Schatten und arbeite als Diener für Sie, dafür schicken Sie mich nicht weg. Schade, dass Sie mich nicht mögen. Aber nehmen Sie doch einmal nur zur Probe1 Ihren Schatten wieder an.“ Die Sonne ging gerade auf, Menschen kamen uns entgegen. Ich war einverstanden. Der Mann zog lächelnd meinen Schatten aus der Tasche. Der Schatten nahm sofort seine Stelle ein und ging fröhlich neben mir her. Nun reisten wir so weiter. Endlich konnte ich mich wieder frei bewegen. Alle liebten mich für meinen Reichtum, und ich hatte wieder ein bequemes Leben. Aber ich war trotzdem sehr unglücklich. Der graue Mann war ein guter Diener, aber er ließ mich keinen Moment allein und redete ständig2 vom Schatten und der Unterschrift. Ich hasste3 ihn. e Probe, n Test, Handlung, durch die man feststellt, ob etwas eine bestimmte Eigenschaft hat oder ob es funktioniert

ständig sehr oft, immer hassen jemanden nicht gern haben, nicht mögen

1

2 3

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Ein Reicher muss einen Schatten haben. Ohne Schatten konnte ich kein glückliches Leben als Reicher führen. Aber ich hatte meine Liebe und die Freude am Leben verloren und wollte nicht unterschreiben, wollte meine Seele nicht dem grauen Mann verkaufen. Einmal saßen wir in den Bergen vor einer Höhle1. Wie so oft redete der Mann davon, was ich in der Welt erreichen könnte, wenn ich meinen Schatten wieder hätte. Dann aber verlor er die Geduld2: „Genug, ich gehe!“ Sofort fing er an, meinen Schatten zusammenzurollen. Ich erblasste3, sagte aber nichts. Nach langem Schweigen4 sagte er: „Sie mögen mich nicht, mein Herr, Sie hassen mich. Warum eigentlich? Wir müssen jetzt auseinandergehen, das ist klar. Ich finde Sie langsam sehr langweilig. Zum letzten Mal: Kaufen Sie mir den Schatten ab.“ Ich hielt ihm das Glückssäckel hin: „Das zahle ich dafür.“ „Nein!“ Traurig sagte ich: „Also dann, auf Wiedersehen. Die Welt ist hoffentlich genug e Höhle, n ein Raum unter der Erde oder im Berg 2 e Geduld (nur Sg.) die Fähigkeit, warten zu können

erblassen blass werden, im Gesicht die Farbe verlieren 4 schweigen, schwieg, geschwiegen kein Wort sagen

1

3

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groß für uns beide.“ Er lächelte und sagte: „Ich gehe, mein Herr, aber zuerst sage ich Ihnen, wie Sie mir klingeln können, wenn Sie mich rufen wollen: Sie brauchen nur Ihr Säckel zu schütteln. Wenn ich die Goldstücke rasseln1 höre, komme ich sofort. Sie wissen, dass ich Ihnen gern helfe. Nur Ihren Schatten, mein Herr, bekommen Sie nie wieder, außer Sie unterschreiben.“ „Hat Herr John denn unterschrieben?“, fragte ich. „Bei einem so guten Freund war das nicht nötig“, sagte er lächelnd und zog einen blassen Thomas John an den Haaren aus der Tasche. Ich erschrak heftig2 und warf das Glückssäckel schnell in den Abgrund3. Dann sagte ich meine letzten Worte zu ihm: „Geh und lass dich nie wieder blicken!“ Er stand zornig auf und verschwand4 sofort hinter den Bergen.

4 rasseln etwas macht harte, schnelle verschwinden, verschwand, Geräusche verschwunden einen Ort verlassen und 2 heftig sehr stark nicht mehr zu sehen sein 3 r Abgrund, ¨e eine sehr große, gefährliche Tiefe 1

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Lesen & Lernen 1 Die Buchstaben sind durcheinandergeraten! Erkennst du die Wörter? Dank 0 Das ist also der (dnka) ........................ für meine Mühe! 1 Sie haben mein Gold und ich Ihren (tetsanch) ......................... . 2 Für heute gute (hncat) ........................, auf baldiges Wiedersehen! 3 Deshalb ist Rascal so (ecrih) ........................ geworden. 4 Du (tißew) ........................ alles über mich. 5 Ich werde dich nie (sserngvee) ......................... . 6 Sie mögen mich nicht, mein Herr, Sie (sehans) ........................ mich.

Worte & Wörter 2 Mit welchem Buchstaben fangen diese Verben an? 0 b egleiten 1 ehören 2 nterschreiben 3 egen

4 5 6 7

eiten lingeln rschrecken ewegen

Strukturen & Satzbau 3 Setze den passenden Possessivartikel ein. Seine Unterschrift. 0 Herr Johns Unterschrift. .............. 1 Rascals Gold. .............. Gold. 2 Minas Garten. .............. Garten. 3 Die Pferde der Freundinnen. .............. Pferde. 4 Die Farbe des Himmels. .............. Farbe. 5 Der Schatten des Hauses. .............. Schatten. 6 Minas Seele. .............. Seele.

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Fit in Deutsch 2 – Lesen 4 Lies die Anzeige und beantworte die Fragen.

Sommersprachkurs in Berlin

Zum 10. Mal organisiert unsere Sprachschule den beliebten internationalen Sommersprachkurs für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Der Kurs beginnt am 1. Juli und dauert drei Wochen. Auf dem Programm stehen jeden Vormittag vier Lektionen Intensivunterricht in Kleingruppen, nachmittags Sport und Spaß gemeinsam mit Berliner Jugendlichen. An den Wochenenden erkunden wir Berlin und seine Umgebung. So macht Deutschlernen Spaß! Die Jugendlichen sind in einem Studentenwohnheim untergebracht und werden voll verpflegt. Nähere Informationen und das Anmeldeformular findest du auf unserer Website. 0 Der Sprachkurs richtet sich an a Kinder und Jugendliche b Jugendliche c Jugendliche und Erwachsene 1

2 Die Teilnehmer wohnen a alle in einem Wohnheim. b in Kleingruppen bei Berliner Jugendlichen. c in der Umgebung von Berlin. 3 Am Wochenende a treibt man zusammen mit Berlinern Sport. b hat man frei. c gibt es Ausflüge.

Der Kurs dauert a drei Wochen. b den ganzen Monat Juli. c zwei Wochen.

Vor dem Lesen 5 Ersetze die Wörter in Klammern durch das entsprechende Personalpronomen.

Er muss sich immer vor (den Leuten) (Peter) (0) ..... (1) ............. verstecken. (Die Leute) (2) ............. haben Angst vor (Peter) (3) ............. . Mit (den Siebenmeilenstiefeln) (4) ............. wird alles besser für (Peter) (5) ............... . So schnell wie (Peter) (6) .............. ist keiner!

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Kapitel 5

Das Schlemihlium 6

Ich saß da ohne Schatten und ohne Geld, aber ich war froh, sogar fast glücklich. In meiner Tasche fand ich noch einige Goldstücke. Ich lachte, legte mich unter einen Baum und schlief ruhig ein. Nun reiste ich zu Fuß weiter. Das Pferd war im Hotel, und ohne Schatten wollte ich es nicht holen. Ich wanderte durch dunkle Wälder. Manchmal musste ich lange warten, bis ich eine sonnige Wiese überqueren konnte, ohne gesehen zu werden. Mein Reiseziel war ein Bergwerk1, wo ich arbeiten wollte. Die Stiefel2 des Grafen Peter eigneten sich nicht für einen Fußgänger. Die Sohlen3 waren bald kaputt. So ging ich am nächsten Regentag auf den Markt und kaufte für wenig Geld ein altes, aber noch gutes Paar Stiefel. Ich zog sie gleich an und wanderte weiter. Nach zweihundert Schritten4 fiel5 mir auf, dass ich nicht mehr auf s Bergwerk, e Ort unter der Erde, an dem man z. B. Kohle gewinnt 2 r Stiefel, - hoher Schuh 3 e Sohle, n die untere Fläche des Schuhs 1

Schritt, e die Bewegung, mit der man einen Fuß hebt und vor den anderen setzt 5 auffallen, fiel auf, aufgefallen etwas ist deutlich festzustellen, zu bemerken 4

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der Straße wanderte. Ich war in einem wilden Wald. Ein paar Schritte weiter stand ich mitten in den Bergen. Um mich herum lag Schnee. Ein paar Schritte, und es war plötzlich unerträglich kalt. Ich ging schneller und kam zu einem Ozean. Dann wurde es schrecklich heiß, und ich stand zwischen Reisfeldern. Im Schatten eines Baums sah ich auf meine Uhr: Ich hatte den Markt vor einer Viertelstunde verlassen1. Träumte ich? Zwei Chinesen kamen und sprachen mit mir. Ich trat zwei Schritte zurück – sie waren nicht mehr zu sehen, und um mich herum war eine ganz andere Landschaft. Mir wurde klar: Ich hatte Siebenmeilenstiefel gekauft! Nun sah ich meine Zukunft plötzlich genau vor mir: das Studium der Natur. In einer Wüste2 Afrikas fand ich eine Höhle, in der ich leben wollte. Ich kaufte physikalische Instrumente, Bücher und besondere Hemmschuhe. Wenn man diese Hemmschuhe über die Stiefel zog, konnte man normale Schritte machen. Als ich kein Gold verlassen, verließ, verlassen von einem Ort weggehen

e Wüste, n eine sehr große Fläche, in der es große Trockenheit, meist viel Sand und nur wenig Pflanzen gibt

1

2

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mehr hatte, verkaufte ich Elfenbein1 aus Afrika. Nun reiste ich um die Welt, maß2 die Temperatur von Luft und Wasser und beobachtete Tiere. Ich besuchte Europa, Asien, Grönland und Amerika und kehrte abends in die Höhle zurück. Einmal kam irgendwo im Norden plötzlich ein Eisbär auf mich zu. Ich zog schnell die Hemmschuhe von den Stiefeln, um wegzulaufen. Aber ein Hemmschuh blieb am Stiefel haften3, und ich stürzte ins Meer. Das Wasser war eiskalt. Erschrocken schwamm ich an Land und ging nach Hause in meine Höhle. Aber dort war es so heiß und ich war so krank, dass ich wieder nach Norden taumelte4. Mit unsicheren Schritten lief ich von Westen nach Osten und von Osten nach Westen. Wie lange ich so im Fieber herumtaumelte, weiß ich nicht. Das Unglück wollte, dass ich irgendwann jemandem auf den Fuß trat. Es tat ihm wohl weh, denn er gab mir einen so heftigen Schlag, dass ich stürzte. s Elfenbein (nur Sg.) Zahn der Elefanten 2 messen, maß, gemessen die Größe oder Menge von etwas feststellen

haften etwas bleibt auf einer Fläche und löst sich nicht von selbst 4 taumeln hin und her schwanken, stolpernd gehen

1

3

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Als ich wieder erwachte, lag ich in einem guten Bett in einem großen Saal1. Zu meinen Füßen stand in großen goldenen Buchstaben auf einer schwarzen Tafel2 PETER SCHLEMIHL. Menschen gingen durch den Saal, von einem Bett zum anderen. Sie kamen auch zu mir und redeten mit mir. Merkwürdigerweise nannte man mich aber nicht Peter Schlemihl, sondern Numero Zwölf. Ein freundlicher Mann und eine sehr schöne Frau in schwarzer Kleidung arbeiteten hier. Sie waren mir nicht fremd, aber ich erinnerte mich auch nicht richtig an sie. Erst als es mir besser ging, verstand ich alles: Der Ort, wo ich war, hieß SCHLEMIHLIUM, der freundliche Mann war Bendel, die schöne Frau aber war Mina. Es fiel ihnen nicht auf, dass ich keinen Schatten hatte, und so erkannten sie mich nicht. Bendel hatte das Krankenhaus mit meinem Gold eröffnet. Mina war Witwe3, weil man Rascal getötet hatte. Einmal hörte ich, wie Mina zu r Saal, Säle ein großer Raum e Tafel, n eine Art große Platte, auf der etwas geschrieben steht 1

2

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e Witwe, n eine Frau, deren Ehemann gestorben ist 3


Bendel sagte: „Sind Sie auch so glücklich, dass Sie Ihrem Herrn und Freunde auf diese Weise1 dienen dürfen?“ „Ja, Mina. Wir haben so viel zusammen erlebt. Und ich bin sicher, dass es unserem alten Freund jetzt besser geht als früher.“ „Ich bin auch sicher“, sagte die schöne Witwe. Ich ließ mir Papier und Bleistift geben und schrieb: „Eurem alten Freund geht es wirklich besser als früher.“ Dann zog ich mich an, nahm meine Sachen, legte den Zettel auf mein Bett und ging. Zu Hause in der Wüste war alles in Ordnung. Ich beschäftigte2 mich wieder mit meinen Studien und reiste durch die Welt. Und so lebe ich noch heute.

1

auf diese Weise so

sich beschäftigen mit einer Tätigkeit Zeit verbringen 2

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Lesen & Lernen 1 Welcher Satzanfang passt zu welchem Satzende?

0 Einmal kam plötzlich 1 Das Wasser war 2 In Afrika fand ich 3 Zwei Chinesen 4 Ich verkaufte 5 Ich schwamm 6 Abends kehrte ich

a an Land. b Elfenbein aus Afrika. c 0 ein Eisbär auf mich zu. d eine Höhle. e in meine Höhle zurück. f sprachen mit mir. g eiskalt.

Worte & Wörter 2 Setze die Verben in die Gegenwartsform.

0 Ich 1 Ich 2 Ich 3 Ich 4 Ich 5 Ich 6 Ich 7 Ich 8 Ich

sitze saß da. Ich ............................ da. fand Gold. Ich ............................ Gold. schlief ruhig. Ich ............................ ruhig. zog die Stiefel an. Ich ............................ die Stiefel an. stand im Schnee. Ich ............................ im Schnee. lag im Bett. Ich ............................ im Bett. sprach mit ihnen. Ich ............................ mit ihnen. verstand alles. Ich ............................ alles. schrieb einen Brief. Ich ............................ einen Brief.

Strukturen & Satzbau 3 Verneine die Sätze mit „kein mehr“. 0 Peter hat Schuhe. Peter hat keine Schuhe mehr. .............................................................................................................. 1 Mina hat einen Mann. .............................................................................................................. 2 In den Bergen liegt Schnee. ..............................................................................................................

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3 Die schöne Frau trägt schwarze Kleidung. .............................................................................................................. 4 Schlemihl hat einen Schatten. .............................................................................................................. 5 Hier arbeiten Frauen. .............................................................................................................. 6 Der Eisbär hat Hunger. ..............................................................................................................

4 Setze die passende Präposition ein. auf • im • in • mit • nach • von • vor

In 0 ................ meiner Tasche sind Goldstücke. 1 Wir kaufen ................ dem Markt ein. 2 ................ mir steht ein Eisbär. 3 Geh ................ Hause. 4 Ich lief ................ Westen nach Osten. 5 Sie redeten ................ mir. 6 Er sitzt ................ Schatten eines Baums.

Fit in Deutsch 2 – Sprechen 5 Stelle mit den Fragewörtern in den Kreisen Fragen zum Thema Hobby.

Was? Warum?

Mit wem?

Hobby Wo?

Seit wann? Wie oft?

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Zum Weiterlesen

Adelbert von Chamisso: ein Schriftsteller und Naturforscher Sein Leben Adelbert von Chamisso wurde 1781 geboren und auf den Namen Louis Charles Adélaïde getauft. Seine Familie war adlig und lebte in einem Schloss in Frankreich. Wegen der Französischen Revolution mussten die Chamissos 1790 aber fliehen und verloren ihren Besitz.

Nach Aufenthalten unter anderem in Den Haag, Düsseldorf und Bayreuth lebte die Familie ab 1796 in Berlin. Chamisso besuchte das Gymnasium und leistete danach mehrere Jahre Militärdienst in der preußischen Armee. Er beschäftigte sich auch intensiv mit der deutschen Sprache und Literatur und war mit vielen Schriftstellern befreundet. Er nannte sich nun Adelbert von Chamisso. Mit 32 Jahren begann er, Medizin und Botanik zu studieren. Während des Studiums schrieb er sein wichtigstes literarisches Werk, Peter Schlemihls wundersame Geschichte. Nach dem Studium nahm er als Naturforscher an einer russischen Expedition rund um die Welt teil. Später kehrte er nach Berlin zurück und heiratete Antonie Piaste, mit der er sieben Kinder hatte. Er erhielt eine Stelle im Botanischen Garten und beschäftigte sich daneben weiterhin mit Literatur. 1838 starb er an einer schweren Krankheit.

Chamissos Bücher Von Chamissos Werken kennt man heute vor allem noch Peter Schlemihls wundersame Geschichte. Ab 1806 bis kurz vor seinem Tod veröffentlichte Chamisso aber immer wieder Bücher: Gedichte, Erzählungen und die Tagebücher seiner großen Expedition. Außerdem war er auch als Herausgeber literarischer Jahrbücher tätig.

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Der Adelbert-von-Chamisso-Preis Seit 1985 wird in Deutschland jedes Jahr der Adelbert-vonChamisso-Literaturpreis verliehen. Der Preis geht an Autorinnen und Autoren, die ein deutsches literarisches Werk geschrieben haben, obwohl Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Der Preis heißt so, weil Adelbert von Chamisso seine Gedichte und Erzählungen nicht in seiner Muttersprache Französisch, sondern auf Deutsch schrieb.

Chamisso Island Adelbert von Chamisso hinterließ auch als Botaniker und Naturforscher Spuren: Nach ihm wurde eine Blumenart benannt, die Camissonia. Es gibt, von Camissonia andina bis Camissonia walkeri, 62 Arten dieser vor allem in Nordamerika wachsenden Blume. Auf der großen Expedition von 1815 bis 1818 stießen Chamisso und die anderen Naturforscher in Alaska auf eine unbewohnte Insel, die sie Chamisso Island tauften.

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Zum Weiterlesen

Verschiedenes rund um Peter Schlemihl Romantik Peter Schlemihls wundersame Geschichte zählt zu den Werken der Romantik. Typisch für die Romantik ist das Interesse an Märchen, Mythen und Volksliedern. Die Schriftsteller suchten nach alten Stoffen und machten daraus neue Gedichte, Erzählungen und Romane. Wichtige Themen der Romantik sind auch das Reisen und die Natur. Die Hauptfiguren sind oft Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und nach einer neuen Heimat suchen. Sie reisen durch schöne – eben „romantische“ – Landschaften und führen ein einfaches, „natürliches“ Leben. In romantischen

Texten wird viel geweint, die Figuren schämen sich nicht, ihre Gefühle zu zeigen. Berühmte deutsche Schriftsteller der Romantik sind zum Beispiel Joseph von Eichendorff, E.T.A. Hoffmann und Clemens Brentano.

Caspar David Friedrich, Zwei Manner in Betrachtung des Mondes, 1823-24

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Fortunatus Im Mittelalter entstanden die ersten Prosaerzählungen, die sogenannten Volksbücher. Das wahrscheinlich erste Volksbuch der deutschen Literatur heißt Fortunatus. Es wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschrieben und 1509 zum ersten Mal gedruckt. Man weiß nicht, wer das Buch geschrieben hat. Adelbert von Chamisso entnahm das Motiv des Glückssäckels dem Fortunatus. In Fortunatus begegnet der junge, arme Fortunatus in einem Wald der „Jungfrau des Glücks“. Sie bietet ihm sechs Dinge an, von denen er sich eines aussuchen darf: Weisheit, Reichtum, Kraft, Gesundheit, Schönheit oder ein langes Leben. Fortunatus entscheidet sich für Reichtum, und die Jungfrau gibt ihm ein Glückssäckel. Das Glückssäckel bringt Fortunatus wirklich Glück: Nach vielen Abenteuern kehrt er als reicher Mann in seine Heimat zurück, baut sich einen Palast und heiratet eine Grafentochter.

Peter Schlemihls Schatten

Ein Engel holt die entweichende Seele eines Sterbenden. Holzschnitt aus dem frühen 16. Jahrhundert

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Im Volksglauben gilt der Schatten als wichtiger Teil des Menschen, als Seele. Wenn jemand keinen Schatten hat, bedeutet das, dass er tot ist. Deshalb fürchten sich die Menschen so sehr vor Peter Schlemihl. Sie wollen nichts mit ihm zu tun haben und schließen ihn aus der Gesellschaft aus.


Teste dich selbst Kreuze die richtige Antwort an. 1 Warum geht Peter Schlemihl zu Beginn der Geschichte zu Thomas John? a Weil Thomas John ein alter Freund ist. b Weil er seinen Schatten verkaufen will. c Weil Schlemihl kein Geld hat und Arbeit sucht. 2 Zu welchem Preis könnte Schlemihl seinen Schatten später zurückkaufen? Für seine Seele. a b Für das Glückssäckel. c Für die Siebenmeilenstiefel. 3 Warum heiratet Peter Schlemihl die schöne Mina nicht? Weil sie Rascal liebt. a b Weil er keine Lust hat, zu heiraten. c Weil Minas Vater sie keinem Mann ohne Schatten geben will. 4 Was macht Bendel, nachdem Peter Schlemihl ihn verlassen hat? Er heiratet Mina. a b Er gründet das Krankenhaus Schlemihlium. c Er wird Diener eines anderen Herrn. 5 Wann trennen sich der graue Mann und Schlemihl für immer? a Als Schlemihl Siebenmeilenstiefel kauft und dem grauen Mann davonläuft. b Als Schlemihl krank wird und ins Krankenhaus muss. c Als Schlemihl das Glückssäckel in den Abgrund wirft. 6 Am Ende der Geschichte sind Bendel, Mina und Schlemihl … a … glücklich. b … unglücklich. c … tot.

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Syllabus Themen Armut und Reichtum Freundschaft Gesellschaft Märchen und Übersinnliches Reisen und Geografie Romantik Sprachhandlungen Situationen, Personen und Gegenstände beschreiben, sich vorstellen, über Vergangenes und Gegenwärtiges sprechen, über Gefühle sprechen, Fragen beantworten Grammatik das Verb: Präsens, Perfekt, Präteritum die Nomengruppe: Adjektive und Substantive im Nominativ, Dativ und Akkusativ, Singular und Plural, Fragepronomen, Possessivartikel, Personalpronomen im Nominativ, Akkusativ und Dativ Präpositionen: Präpositionen mit Akkusativ und Dativ der Satz: der einfache Satz und der zusammengesetzte Satz, Inversion, Verneinung, Nebensätze

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Junge

Lektüren

Niveau 1 Brüder Grimm, Frau Holle Wilhelm Hauff, Der Zwerg Nase Niveau 2 Anonym, Till Eulenspiegel Mary Flagan, Das altägyptische Souvenir Friedrich Schiller, Wilhelm Tell Anonym, Das Nibelungenlied B. Brunetti, So nah, so fern Mary Flagan, Hannas Tagebuch Maureen Simpson, Tim und Claudia suchen ihren Freund E. T. A. Hoffmann, Nussknacker und Mausekönig Adelbert von Chamisso, Peter Schlemihls wundersame Geschichte Niveau 3 E. T. A. Hoffmann, Der Sandmann Maureen Simpson, Ziel: Karminia


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