INHALT
OF THE
36
DAS BOOT 52
PAT R I C K D E M P S E Y 82
D O N AT E L L A V E R S A C E 120
ORLANDO BLOOM 184
JASON DERULO 196
HERBERT GRÖNEMEYER 222
HENRY CAVILL
26 Politik
Mehr Respekt wagen! Warum unsere Bundespräsidenten und Kanzler a. D. jeden Euro wert sind
AGENDA 29 Concorde-Bildband, der
Champagner Italiens, August Diehl im Interview, Uhren-Tipps, Christine and the Queens, In-Ear-Kopfhörer, das neue Unisex
0 2
46 Sex
Die Regeln des Booty Calls 48 Supertramp
Die besten Schneider der Savile Row
ORLANDO BLOOM
50 Kunst
Foto: Cedric Buchet
Die heißesten Trends des Kunstmarkts 52 Patrick Dempsey Mit 52 steht der Schauspieler an einem Wendepunkt seines Lebens
GQ. DEZEM B ER 2018
@gq_germany
GQ Germany
post@gq.de
GQ.de
GQ Condé Nast Verlag GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20 80333 München
15
INHALT
82
STYLE 73 Business Class
Der große Mantel-Guide 82 Donatella Versace GQ trifft die einzigartige Mode-Ikone – plus: die neue Versace-Winter-Kollektion
VERSACE
98 Hiking Boots
Coole Wanderstiefel 107 Fashion News
Shayne Oliver x Colmar, Gucci, Herno, Louis Vuitton 110 Black Tie Watches
Edle Uhren für den Abend 116 Vacheron Constantin
Die Uhren-Manufaktur feiert die Pop-Geschichte
COACH
120 Orlando Bloom Wir zeigen den HollywoodStar in der coolsten Fashion der Saison
141 Sex Bomb
Ein Duft, der Beziehungen retten kann
132 Style-Kolumne
142 Champagner-Special
Warum kurze Hosen im Winter ein Muss sind
Warum man Champagner unbedingt auch zum Lunch oder Dinner trinken sollte! Plus: Tipps und Empfehlungen von unserem Experten
STANDARDS Editorial......... 21 Impressum......... 22
144 Drink
Backstage......24
Fotos: Giampaolo Sgura, Andreas Achmann, Tobias Sagmeister
58 UHREN
GQ. DEZEM B ER 2018
E-SUV
Ein unbekannter Klassiker – der Scolaw 146 Food-Kolumne
Von Schönheit und Glück und Thunischcreme
0 17
INHALT 148 Zürich
Die besten Restaurants der Schweizer Metropole 150 Oldtimer Eine Rallye mit Opel GT
2 5
PATRICK DEMPSEY
152 Travel Nie wieder Flugangst! 154 GQ Gentleman Smartphone-Tipps für Business-Reisende 158 Auto Der E-SUV von Audi im Belastungstest 175 Medien Wer kauft ProSiebenSat.1? Ein Blick in die Zukunft 178 Parfüm Eine Star-Parfümeurin erklärt, wonach wir riechen wollen
2 9
LSD-REPORT
Foto: Alexi Lubomirski; Illustration: Max Löffler
182 Health Die besten Mittel für einen guten Schlaf 182 Fitness Die ideale Übung für muskulöse Beine
184 Jason Derulo Charts, Charity, Fashion: Porträt eines Entertainers mit Superkräften
GQ. DEZEM B ER 2018
192 Drogen-Report
Trend Microdosing: Macht LSD wirklich kreativ und erfolgreich? 196 Herbert Grönemeyer Deutschlands größter Sänger im Gespräch über die Lage der Nation 222 Henry Cavill Superman himself über Stil und seine ShoppingVorlieben 19
EDITORIAL
MAN OF THE YEAR Was ist nur los mit Deutschland? Warum kippt alles so hässlich nach rechts? Die Antwort gibt uns Herbert Grönemeyer, Musik-Ikone, Deutschland-Denker. Der mit dem Pulsschlag aus Stahl. Er sagt: „Sobald wir ängstlich werden in Deutschland, fangen wir an, sofort in diesen anonymen Rassismus zu verfallen, weil wir denken, das ist eine Chance. Das ist aber völlig falsch.“ Beim GQ-Covershoot in Berlin steckt er sich einen Button ans Tuxedo-Revers, die Aufschrift „Ruhig Brauner, ruhig“. Seine klare Haltung: „Keinen Millimeter nach rechts… Wer meint, vor Wut Schwächere angreifen zu dürfen, ist feige… Wir sind die Gesellschaft, wir sind dafür verantwortlich, dass dieses Land lebenswert bleibt.“ Zum 20. Mal kürt GQ am 8. November in Berlin die „Men of the Year“. Menschen, die wirklich etwas bewegt haben in ihrem Leben und damit auch in unserem. Der Award „GQ Legend“ geht an: Herbert Grönemeyer! Begründung der Jury: „Herbert Grönemeyer ist nicht nur der erfolgreichste deutsche Musiker – Herbert Grönemeyer ist Heimat. Seine Lieder gehören zum kollektiven Gedächtnis Deutschlands, sie sind Statement zum Zeitgeist und zur Lage des Landes. Gerade jetzt, in diesen nervösen Zeiten, brauchen wir ihn, seine Stimme, seine Haltung.“ Herzlichen Glückwunsch, Herbert Grönemeyer! Herbert Grönemeyer mit GQ-Chefredakteur Tom Junkersdorf
TOM JUNKERSDORF CHEFREDAKTEUR
Foto: Martin Schoeller
DIE GQ MEN OF THE YEAR SPECIAL EDITIONS
Foto: Martin Schoeller Styling: Tabassom Charaf Smoking, Hemd und Fliege: Brioni
GQ. DEZEM B ER 2018
Foto: Alexi Lubomirski Styling: Grant Woolhead Auto: Porsche 918 Spyder Outfit: Boss; Schuhe: Church’s Uhr: TAG Heuer Monaco Calibre 11 Bamford Limited Edition
Foto: Bartek Szmigulski Styling: Marco de Lucia Anzug: Dolce & Gabbana, über luisaviaroma.com
@TOMJUNKERSDORF
Foto: Cedric Buchet Styling: Tobias Frericks Smoking, Hemd und Fliege: Ralph Lauren Purple Label
Foto: Rahi Rezvani Styling: Ivan Bontchev Outfit: Versace
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MIT
GQ erscheint in der Condé Nast Verlag GmbH, Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München, Telefon: 089 38104-0, mail@condenast.de, www.condenast.de gqpost@gq.de, www.gq.de
Chefredakteur
TOM JUNKERSDORF Marcus Lucas STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR Marco Nikolaj Rechenberg Jana Meier-Roberts PHOTOGRAPHY DIRECTOR Frank Seidlitz FASHION DIRECTOR Tobias Frericks TEXTCHEFS Oliver Fuchs BEAUTY DIRECTOR Constantin Herrmann Textredaktion Christoph Eisenschink, Ulf Pape, Clark Parkin Mode Manuela Hainz (stellv. Fashion Director), Thomas Haditsch (Ass.), Sharina Lichtl (Ass.) Bildredaktion/Booking Georg Khittl (stellv. Photography Director), Verena Aichinger Art Department Felix Wetzel (stellv. Art Director), Anaïs Hüttenbrink, Mathias Leidgschwendner, Viola Müller-Hergerdt (Schlussgrafik) Assistenz der Chefredaktion Anna Schuberth, Tel. -206 Mitarbeiter dieser Ausgabe Béla Anda, Caroline Andrieu, Andreas Achmann, Sir Richard Branson, Dirk Bruniecki, STELLVERTRETER DES CHEFREDAKTEURS ART DIRECTOR
Cedric Buchet, Tabassom Charaf, Ulrich Clewing, Michele Di Dio, Esma Annemon Dil, Mimi Erhardt, Robert Grunenberg, Ludwig Haslberger, Sarah Heidelberger, Patrick Heidmann, Markus Jans, Friederike Jung, Jörn Kaspuhl, Ingo Kleefeld, Olivier Kugler, Max Löffler, Simon Lohmeyer, Alexi Lubomirski, Marco de Lucia, Simone Massoni, Arthur Mount, Massu Nedjat, Ingo Niermann, Peter Praschl, Alex Reiser, Rahi Rezvani, Paul Rogers, Tobias Sagmeister, Martin Schoeller, Giampaolo Sgura, Jan Steins, Alexander Stilcken, Bartek Szmigulski, Anne Waak, Holly Wales, Matthias Weingärtner, Lennard Wickel, Wolfram Winter, Grant Woolhead
Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus, p.dorpinghaus@condenast.it, Tel. +39 (02) 29 00 07 18 Büro New York Christina Schuhbeck, christina_schuhbeck@condenast.com, Tel. +1 (212) 630 4980 Schlussredaktion LEKTORNET GmbH Syndication syndication@condenast.de GQ.de Johannes Patzig (Ltg.), Cordula Funke, Mathias Ottmann, Patrick Pendiuk, Ursula Schmied, Tobias Singer Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt des Magazins TOM JUNKERSDORF
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MORITZ VON LAFFERT
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JONATHAN NEWHOUSE
BACKSTAGE
GQ MEETS DEMPSEY Unser Fotochef Frank Seidlitz, Stylist Grant Woolhead und Fotograf Alexi Lubomirski (v. l.) inszenierten „Man of the Year“ Patrick Dempsey rasend cool (S. 52) – dort, wo er sich am wohlsten fühlt: auf der Rennstrecke. Danke ans Porsche Experience Center Los Angeles! Mehr Infos: porschedriving.com
I L L U S T R AT O R
Die zwei sensationellen Kunstwerke, mit denen der 29-Jährige, born and based in Aschafenburg, unsere LSD-Reportage (S. 192) bebildert hat, könnten locker auch als Artwork für PsychedelicRock-Bands durchgehen. Musik für die Augen! maxloeler.com
S T E L LV. CHEFREDA K TEUR GQ
Donatella Versace war 2007 die allererste Designerin, die er je interviewte. Elf Jahre später setzten die beiden Fashionisti ihren Talk fort (S. 82). Instagram: @marconikolajrechenberg
MARTIN SCHOELLER FOTOGRAF
Der deutsche Ausnahmekünstler, der einst sein Handwerk bei Annie Leibovitz lernte, hatte für seine berühmten Close-ups schon Barack Obama, Angelina Jolie oder Jack Nicholson vor der Linse. Und nun: unsere „GQ Legend“ Herbert Grönemeyer (S. 196)! martinschoeller.com
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INGO NIERMANN AUTO R
Der Schriftsteller veröfentlichte vor einigen Jahren mit Kollege Adriano Sack das neue Drogen-Standardwerk „Breites Wissen“. Nun ging er für uns dem LSD-Microdosing-Trend (S. 192) auf die Spur. ingoniermann.com GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Max Hoell, Hannes M. Meier, Kathy Ryan, privat
MAX LÖFFLER
MARCO NIKOLAJ RECHENBERG
POLITIK
oder Staatssekretäre (Köhler). Karrieren im öfentlichen Dienst, nicht in der weit besser bezahlten Wirtschaft! Jemand wie Joachim Gauck, der seine politische Prägung im gelebten Widerstand als Pfarrer in der DDR erwarb, bleibt die Ausnahme. Doch auch er hat später als Chef der nach ihm benannten Behörde keine Reichtümer angehäuft. Horst Köhler hat zwar auf seinen Ehrensold verzichtet (die Versorgung aus seiner Zeit als Sparkassen- und IWF-Chef ist wohl konkurrenzlos gut), doch vor Pauschalkritik schützte ihn das nicht. Nach den Präsidenten bekamen jetzt die Altkanzler die Sparkeule des Bundesrechnungshofchefs ab: die Büros zu groß, die Mittel zu hoch, die Sicherheitsbeamten überflüssig. Schließlich, so die Begründung für die geforderten Kürzungen, stünden die Regierungschefs a. D. „in keinem Amts- oder Dienstverhältnis mehr“ und seien „in erster Linie Versorgungsempfänger“. Untersuchungszeitraum waren die Jahre 2013 bis 2015, da lebten die Altkanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl also noch! Tatsache ist: Der „Versorgungsempfänger“ Schmidt hatte die Republik mit kühlem Kopf VON BÉLA ANDA und harter Entschlusskraft durch den RAFTerror geführt, dazu die größte Wirtschaftskrise nach Ende des Zweiten Weltkriegs bewältigt und am Ende mit dem NATO-Doppelbeschluss das 15 Jahre saß Kay Scheller als Mitglied der CDU/CSU-FrakWohl des Landes über sein Verbleiben im Amt gestellt. tion im Deutschen Bundestag, Schlagzeilen machte er Mindestens zweimal war Schmidt in durchgearbeiteten dort nicht. Seitdem er Präsident des BundesrechnungsKanzleramtsnächten das Herz stehen geblieben. Beide hofs wurde, ist das anders: Mal kritisiert er die inanzielle Male wurde er von seiner Sekretärin Marianne Duden, die Ausstattung unserer Ex-Bundeskanzler, mal nimmt er später auch Schröder diente, gerettet. Helmut Kohl setzte sich die Annehmlichkeiten früherer Bundespräsidenten den NATO-Doppelbeschluss um, hieß Ronald Reagan am vor. Deren Versorgung sei „viel zu großzügig“, ein AutoBrandenburger Tor und Erich Honecker in Bonn willmatismus „lebenslanger Vollausstattung“ habe sich entwickelt. Und: Für dienstliche Anlässe gebuchte Hotels kommen – und schuf Deutschlands Einheit. Und Gerhard seien zu teuer. Ob es sich dabei um Horst Köhler, ChrisSchröder hielt medialem Feuer stand, um Deutschland aus tian Wulff oder Joachim Gauck handelte, blieb Vereinem sinnlosen Irak-Krieg herauszuhalten, und stellte schlusssache. Unter Generalverdacht von Deutschlands wie einst Schmidt Land über Partei, als er mit der Agenda oberstem Rechnungshüter stehen alle Altpräsidenten. 2010 aus dem kranken Mann Europas die stärkste WirtUnglaublich: Ein Bundespräsident a. D. wohnt, wenn er schaft des Kontinents machte. Reformen, von denen seine Deutschland repräsentiert, in einem Luxushotel und Nachfolgerin bis heute proitiert. Diese Männer nach Ende nicht im „Motel One“!? Um es klarzustellen: Ich habe ihrer aktiven Amtszeit als „in erster Linie VersorgungsUnser Kolumnist war nichts gegen Nächte im „Motel One“. Im Gegenteil, die empfänger“ zu benennen, ist eine Schande. Da Schmidt Regierungssprecher von standardisierte Herbergskette ist eine clevere Geschäftsund Kohl zeitnah verstarben und Angela Merkel noch im Bundeskanzler Gerhard Amt ist, wurde die Kritik staatlicher Zuwendungen für idee. Doch wenn ein Bundespräsident a. D. in DeutschSchröder und Mitglied die Kanzler a. D. vor der Tür des derzeit einzigen Altkanzlands Auftrag unterwegs ist, dann soll er doch bitte in der BILD-Chefredaktion. lers abgeladen: Gerhard Schröder. Schade war, dass zahlden besten Hotels wohnen. Übrigens: Alle Altpräsidenten Er ist Gründer und Geschäftsführer der reiche deutsche Medien bis hin zur „Zeit“ (die von der zusammen (!) erhalten nicht so viel wie ein einfaches VorBeratungsagentur ABCHerausgeberschaft Helmut Schmidts Jahrzehnte proistandsmitglied eines DAX-Konzerns. 214 000 Euro im Communication tiert hatte) mitmachten. Tatsache ist, dass Gerhard SchröJahr sind es für den ersten Mann (oder irgendwann mal der sich seit dem Ausscheiden aus dem Amt noch nie die erste Frau) des Staates. Eines Staates mit einem BIP eine Dienstreise hat erstatten lassen, noch nicht einmal von 3,3 Billionen Euro! die, die er im Auftrag der Bundesregierung unternomWas wollen wir denn? Dass sich ehemalige Staatsmen hat, wie zuletzt zur oiziellen Begräbnisfeier Fidel oberhäupter an der Aldi-Kasse noch ein paar Euro dazuCastros nach Kuba oder auch nicht seine Vermittlungsverdienen? Bundespräsidenten rekrutieren sich immer reise in die Türkei zur Freilassung Inhaftierter, darunter noch aus dem politischen Stamm eines Landes, waren Journalist Deniz Yücel. How quickly we forget… zuvor Ministerpräsidenten (Wulf), Minister (Steinmeier)
ANDAS AGENDA
26
GQ. DEZEM B ER 2018
Foto: Stefan Finger/laif; Illustration: Jan Steins
Mehr Respekt wagen!
TRENDS MUS T HAVE S NEWS 12.2018
Foto: Courtesy of Adrian Meredith Concorde Collection/Prestel
BILDBAND
TURBOJETSET Reisen in Überstylegeschwindigkeit! Nie waren Transatlantiklüge so glamourös und so rasend schnell wie in der goldenen Zeit der Concorde. Ein neuer Bildband schwelgt in Design und Werbemotiven des legendären Überschallliegers, der seine Pas sagiere ab den späten 70ern bis ins Jahr 2000 zum Preis eines Kleinwagens in etwa dreieinhalb Stunden zwischen Europa und New York hin- und hershuttelte. Supersonic, Prestel, 30 Euro 29
AGENDA
KO C H B U C H
SUNDOWNER
Wenn der Tag geht, ist es Zeit für den Aperitif. Koch und Autor Stevan Paul macht mit diesem Buch Sehnsucht nach Sonnenuntergang – mit Drinks und kleinen Gerichten. Tolle Rezepte, die sofort für Urlaubsstimmung sorgen! Blaue Stunde, Brandstätter, 35 Euro
FRANCIACORTA: DER CHAMPAGNER ITALIENS ST YLE
A PERFECT MATCH
Trend-Accessoire: der optisch abgestimmte Partner
Ca’ del Bosco Cuvée Prestige 25€
30
Ricci Curbastro Gualberto 35€
Berlucchi ’61 Nature Rosé 20 €
Kanye glänzt seiner Angetrauten Kim stilvoll hinterher. Die Beckhams stellen sich in perfekt abgestimmten Tönen den Trennungsgerüchten entgegen, die ihnen seit unglaublichen 19 Jahren entgegenwehen. Und Alex Rodríguez folgt dem strategischen Regelwerk zum strengen Dress seiner Frau J.Lo. Wir möchten gar nicht so genau wissen, was da alles drinsteht. Wir freuen uns lieber über das Ergebnis. The couple who styles together, stays together! GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Courtesy of Daniela Haug, Brandstätter Verlag; Splash News, Getty Images (2); Courtesy of Ca'del Bosco, Ricci Curbastro, Berlucchi
Südlich des Lago d’Iseo in der Weinbauregion Franciacorta wird seit den 60ern Spumante nach der Champagner-Methode gekeltert. Wir haben den Geheimtipp verkostet und können berichten: ein brillanter Genuss! Hier unsere drei Favoriten:
AGENDA
HA ARTRENDS
T - H A
U
V
S
STAR− SCHNITTE
M
E
T S
D E
A
S
M O N
K UR Z UND GUT In dieser Saison gibt es gleich drei sehr angesagte Haarlängen. Erstens: der militärkurze „Fade“. Gerade weiche Gesichter proitieren von den ultramännlichen Kanten – siehe John Legend.
AUF L A NGE SICHT
STILBRUCH MIT TIGER
Der „Curtain“ kommt wieder, die rockige 90erLangmähne. Wichtig: nicht föhnen oder brav scheiteln (es sei denn, Sie treten in einer BoybandRevival-Show auf), lieber rocken lassen. Gern auch inklusive Bandana – wie hier Roger Federer.
STONE ISLAND
MIT TEL SCHICHT
Vor 60 Jahren wurde der weiße bengalische Tiger zuletzt in Freiheit gesichtet. Von ihm inspiriert ist der „White Tiger Camoulage Coat“, mit dem Stone Island seinen Ruf als Oberlächen-Behandler der Extraklasse unter Beweis stellt. Der Druck ahmt den Twist des Pelzes mit Farben, Pigmentstofen und Kunstharz nach, das Gewebe wird mit Speziallack und Metall bearbeitet. Clou: die Bomber-Innenjacke. Gut gebrüllt, Stone Island!
32
Der frisurgewordene Business-Suit. Perfekter Cut für alle, die im Job seriös, aber nicht boring wirken wollen: die hochgewachste Sechs-Zentimeter-Tolle à la Bradley. Auch ein 90er-RetroLook übrigens.
GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Jens Utzt, Getty Images (3)
Mantel, 1 120 €
AGENDA KINO
ALEXANDER MCQUEEN Er war oft genial, noch öfter launenhaft und stets wahnsinnig sensibel. Die Briten sind auch acht Jahre nach seinem Tod noch verrückt nach Lee Alexander McQueen, nicht nur in der Welt der Mode hat er eine seltene Leerstelle hinterlassen. Warum das so ist, zeigt dieser Dokumentarilm – überhaupt nicht reißerisch, trotzdem total unterhaltsam. „Alexander McQueen“, ab 28.11. im Kino
Mit Muse und Freundin Kate Moss
UNSTERBLICHE GENIES BASQUIAT
Basquiat, Taschen, 150 €
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Jeder liebt Jean-Michel Basquiat! Unheimlich, wie allgegenwärtig er 30 Jahre nach seinem Tod ist. Wie stark der Mann, der Streetart von der Hauswand auf die Leinwand brachte, Kunst, Design und Mode beeinlusst, wie aktuell seine Bilder wirken. Die Gemälde, so wild, vibrierend und exzessiv wie Basquiat selbst, könnten auch heute Vormittag entstanden sein. Mit diesem 500-Seiten-Band im XXLFormat (inklusive erhellender Essays) werden Sie vom Fan zum Insider. GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Courtesy of Ann Deniau/2018 Prokino Filmverleih GmbH (2), The Estate of Jean-Michel Basquiat licesned by Artestar New York, Taschen
McQueen bei der Arbeit – mit Eva Herzigova
AGENDA
OF THE
T V N AT I O N A L
DAS BOOT
DEUTSCHL AND 86
DOGS OF BERLIN
BE AT
Ein etwas anderer DDR-Bürger auf Reisen
Netflix taucht ein in Berlins Unterwelt
Ein Rave, der an die Nieren geht
Die erste Stafel machte Hauptdarsteller Jonas Nay in der Rolle des aufstrebenden NVA-Soldaten Rauch 2015 zum internationalen Shootingstar. Nun gibt es endlich die Fortsetzung, die den Spion bis nach Angola und Südafrika treibt. Spannend, dieser Ritt durch die internationalen Afären der DDR.
Über kaum jemanden kann man im deutschen Fernsehen derzeit so gut lachen wie über „Jerks“-Darsteller Fahri Yardim (r.). Für Netlix macht er als Cop nun wieder Ernst. Nach dem Mord an einem deutschtürkischen Fußballstar gerät die Berliner Unterwelt aus ihren Fugen – und Yardim muss es richten. Dogs of Berlin, Netlix, ab 7.12.
Robert Schlag (Jannis Niewöhner) lebt sein Leben mit Drogen vollgepumpt als endlose Party. Was nirgends so gut geht wie in Berlin – bis in einem Club plötzlich zwei Leichen von der Decke baumeln. Die Ermittler (u. a. Karoline Herfurth) heften sich an Robert und stoßen dabei auf extraiese Organschmuggler. Beat, Amazon Prime, ab 9.11.
Deutschland 86, Amazon Prime, seit 19.10.
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GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Courtesy of Sky, Amazon (2), Netflix
NEUE DEUTSCHE WELLE
Der Klassiker glänzt auch als Serie La Rochelle 1942: Als das deutsche U-Boot U-612 mit 40 Mann Besatzung ausläuft, ist der Krieg eigentlich schon verloren – das Drama allerdings beginnt erst jetzt so richtig. Anders als Wolfgang Petersens klaustrophobischer Thriller von 1981 entfaltet „Das Boot“ als Serie zudem eine Story an Land, in der sich die Schicksale französischer Widerstandskämpfer mit dem Fortgang des Seekriegs verquicken. Kein Remake, sondern eher eine Weiterentwicklung des Klassikers mit einem großartigen Cast, der für uns unbedingt zu den „Men of the Year“ zählt! Das Boot, Sky, ab 23.11.
AGENDA
Parfum, bei ZDFneo, ab 14.11., 22 Uhr, in der ZDF-Mediathek und ab 2019 bei Netlix
5 PROFI−TIPPS FÜR UHREN−FANS 1. DAS DATUM SICHER EINSTELLEN Dafür sollten Sie den Stundenzeiger in die untere Hälfte des Ziferblatts drehen. Bei vielen Uhren können sonst die Teile des Werks mit der Datumsschaltung im Eingrif stehen und so beschädigt werden.
„EIN DUFT IST WIE EIN SONG“ August Diehl spielt in „Parfum“ eine Figur, die dem Mörder Grenouille aus der Romanvorlage ähnelt. Ein Gespräch über die Lust am Riechen Was ist der angenehmste Duft, den Sie je gerochen haben? Der Geruch meiner Kinder ist für mich unglaublich. Aber es gibt auch eher so seltsame Düfte, die ich total mag. Nämlich? Wenn es an einem heißen Tag regnet und danach der Dunst vom Asphalt aufsteigt. Eigentlich riecht das ja nicht gut, aber ganz eigen. Gerüche erinnern einen auch immer an etwas Schönes. Ein Duft ist manchmal wie ein Song, ein Flashback in eine bestimmte Zeit. Gibt es auch richtig eklige Gerüche, die Sie mögen? Ja, Filzstifte. Kleber auch. Tankstellen. Benzin. Und mit welcher Duftnote schlägt man Sie in die Flucht? Aas. Horror! Woher wissen Sie, wie Aas riecht? Als Kind habe ich beim Spielen mal eine halb leere Bierdose gefunden und ausgekippt. Da waren tote Schnecken drin, und dieser Geruch war der schlimmste meines Lebens. Ich bin ihn drei Tage nicht losgeworden und 38
UHREN GUIDE
3. ZAHNRÄDER SCHONEN Eine automatische Uhr hin und wieder aufzuziehen ist kein Problem. Wenn Sie das allerdings zu häuig machen, können die Zahnräder verschleißen. Investieren Sie in einen automatischen Uhrenbeweger. 4. RICHTIG AUFZIEHEN Unbedingt die Uhr vom Handgelenk nehmen, da sonst die Aufzugswelle verbogen werden könnte. Eine festgeschraubte Krone bitte vorsichtig zurückschrauben, um das Gewinde nicht zu verkanten. 5. SICHER STOPPEN Auch wenn Ihr Chronograph wasserdicht ist – benutzen Sie die Stoppuhr-Funktion nicht unter Wasser. Dabei besteht nämlich doch das Risiko, dass Wasser in das Gehäuse eindringt.
GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Marcus Höhn/laif; Courtesy of Jakub Bejnerowicz/ZDF
INTERVIEW
habe meine Hand in Mullbinden eingewickelt. Ich wollte mit der nichts mehr zu tun haben. Gibt es auch einen vermeintlich guten Geruch, den Sie gar nicht abkönnen? Etliche Parfüms. Die riechen ja an jedem Menschen anders und bei manchen nicht gut! Gegen die Parfüms anderer Leute kann man sich auch schlecht wehren… Vor allem nicht in der Sauna. Ganz schlimm. Ich gehe gern schwitzen, aber wenn da einer mit zu viel Parfüm reinkommt, kann man den Laden für den Rest des Tages schließen. In der neuen Serie „Parfum“ spielen Sie den Parfümeur Moritz de Vries, von dem man in der ersten Folge denkt, die Rolle sei an die Romanigur Grenouille angelehnt. Was bedeutet Ihnen die Vorlage, Patrick Süskinds Weltbestseller „Das Parfum“? Die Serie greift wirklich nur die Grundidee des Romans auf, Menschen ihre Duftstofe zu entnehmen und daraus Parfüm zu machen. Den Roman habe ich dreimal gelesen, und wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn nie besonders gemocht. Mir gefällt zwar, dass er in der Auvergne spielt, wo ich aufgewachsen bin. Aber die Geschichte wirkt so ausgedacht. Allein die Vorstellung, man könne Leichen einen Geruch entnehmen, ist falsch. Wenn, dann hätte man Lebenden den Geruch entnehmen müssen. Sobald jemand tot ist, verändert sich sein Geruch. Schon wieder die Pathologie! Wie können Sie so etwas wissen? Na, das weiß man doch. Ein Mensch riecht, wie er riecht, weil er lebendig ist. Leichen riechen anders. Sie sind in Frankreich in der Natur, eigentlich sogar mitten im Wald groß geworden. Ja, die Gegend liebe ich heute noch und fahre jeden Sommer hin. Das ist ein abgelegener und einsamer Ort, das völlige Gegenteil des Lebens, das ich sonst lebe. Da ist niemand.
2. MAGNETFELDER MEIDEN Die Uhr niemals auf einen Lautsprecher, ein Smartphone oder ein iPad legen – das elektromagnetische Feld, das solche Geräte erzeugen, könnte die Spiralfeder der Uhr magnetisieren und sie verstellen.
AGENDA ST YLE
DIE LOOKS DES MONATS Patrick Schwarzenegger Gewagt, aber gut! Der Stetson Traveller passt großartig zur klassischen Lederjacke, den Chinos und den Yeezy Boost 350 V2. Tyler, the Creator Künstlerisch surft der Rapper oft nah am Wahnsinn, modisch ist er in diesem BMXBiker-Outfit ganz aufgeräumt und down to earth: mit ConverseSneakern, CarharttHose und Stray-RatsCap in verschiedenen Brauntönen.
MUSIK
Die zurzeit aufregendste Pop-Newcomerin singt über Männer, wie das sonst angeblich nur Männer über Frauen tun: sexbezogen, energiegeladen, dominant. „Chris“, das Ende September erschienene zweite Album von Héloïse Letissier alias Christine and the Queens, ist ein Gefühlskatapult, ist purer, energetischer Glückspop, kraftvoll wie ein langer Sommer im frühen Zenit des Klimawandels. Wann gab es zuletzt solche Lieder, die gleichzeitig so bewegend, so charismatisch und so chartskompatibel sind? Natürlich ist der derzeit allgegenwärtige 80er-Retro-Sound auch auf „Chris“ sehr präsent. Diese Musik hört sich an, als hätten Madonna, Daft Punk und Nile Rodgers einen Bus 40
gekapert, mit dem sie um die Welt fahren und Werbung für sehr junge und sehr hübsche Frauen machen, die, von Liebe besessen, jede Nacht mit einem anderen Mann schlafen, sehr früh aufstehen und sich von niemandem sagen lassen, wer sie sein und was sie erreichen können. Über Madonna hält sich ja das hartnäckige Gerücht, sie sei ganz gern Musikerin, nur die Arbeit im Aufnahmestudio würde sie endlos nerven. Héloïse Letissier hört man in jedem Moment an, dass sie Musik liebt. Und wenn sie auf der Bühne steht, dann leuchten ihre Augen: ein Mensch, der sein Leben selbst erfunden hat und der uns daran erinnert, was es heute noch heißt, wirklich frei zu sein.
Robert Pattinson Sagen wir’s kurz und schmerzlos: Dieser Dior Homme-Look ist megacool. Highlights (neben den Shorts): der Doppelreiher, das bis oben zugeknöpfte Hemd, die weißen Absätze der Schuhe.
GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Thomas Laisné/Getty Images, Getty Images (3)
CHRISTINE AND THE QUEENS
AGENDA TECHNIK
DIE BESTEN NEUEN
IN-EAR-KOPFHÖRER
Sennheiser Musik steuern oder Anrufe am gekoppelten Smartphone annehmen: alles mit einem Klick oder direktem Sprachbefehl. Dank der „ZweiMikrofon-Technologie“ ist dabei alles klar verständlich. MOMENTUM True Wireless, 300 €
Bang & Olufsen Exzellente Klangqualität. Die Kophörer lassen sich via Smartphone-App oder eingefassten Touch-Interface bedienen. Beoplay E8, 300 €
Bose Die perfekten Trainingspartner – sie sitzen wegen der „StayHear+“-Sport-Einsätze sicher in den Ohren. Wasser- und schweißresistent. SoundSport Free, 200 €
Master & Dynamic Das handgefertigte Acetat macht den edlen Look. Das sonst nur in Hi-Fi-Systemen verbaute Material Beryllium die edle Qualität. MW07 True Wireless, 300€
Sony Im Pool oder im Meer schwimmen und dabei Musik hören: ein Traum! Mit dem SP900 kein Problem. Praktischerweise gibt es aber einen Modus, der Umgebungsgeräusche zulässt. WF-SP900, 280 €
SMARTER TYP, SMARTER RING
Das ist Prinz Harrys neues Lieblings-Accessoire
Kein halbes Jahr nach der Hochzeit hat sich Harry schon wieder einen Ring angesteckt. In Australien spotteten die Royal Watcher einen schwarzen Titan-Ring an seiner rechten Hand. Dieser ist laut Hersteller Oura das kleinste Wearable der Welt und funktioniert wie ein Fitness-Tracker. Hauptziel des Gadgets: eine erholsame Nachtruhe. Smarter Move, Harry! Ob Meghans Schwangerschaft (im Frühjahr soll ihr erstes Kind zur Welt kommen) irgendwas damit zu tun hat? Smartring, Oura, ab 314 €, ouraring.com
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Fotos: Courtesy of Bose, Sennheiser, Master & Dynamic, Sony, Oura; Getty Images
TECHNIK
AGENDA FASHION
DAS NEUE
UNISEX
Rechts und unten: Hedi Slimane präsentierte in Celines erster MenswearKollektion typisch rockige Glamour-Looks – die es auch in Frauengrößen gibt
For Girls and Boys: Wie Celine und Louis Vuitton Gendergrenzen auflösen
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Fotos: Courtesy of Celine (2), Louis Vuitton (2)
Louis Vuitton
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Louis Vuitton
Rechts und Mitte: Power-Looks von Louis Vuitton – Designer Nicolas Ghesquière ließ maskulin wirkende weibliche Models maskulin wirkende Womenswear tragen
Celine
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eine Show der jüngsten Pariser Fashion Week wurde mit so viel Spannung erwartet wie die von Celine: die Rückkehr von Hedi Slimane! Sein Debüt für das Pariser Label! Und die erste Menswear-Kollektion von Celine überhaupt! Die Looks waren 100% Hedi – wie man es mag, wie man es aber irgendwie auch erwartet hat. Keine Sensationen bei Slimane, dafür wieder Mode wie gemacht für Nachtschwärmer: schwarz, schmal geschnitten, ultraglamourös. Eine kleine Überraschung gab es dann doch noch: als nämlich Celine nach der Show verkündete, dass die Männer-Looks auch in Frauengrößen erhältlich sein würden. Slimane knüpft damit an seine Zeiten bei Dior Homme an, als viele (sehr coole) Frauen seine Menswear trugen. Auch bei Louis Vuittons New-Wave-iger FrauenKollektion von Nicolas Ghesquière ein paar Tage nach Celine ging es um Unisex – mit androgynen Models, die viele im Publikum zunächst für Männer hielten. Für Ghesquière ist das Spielen mit Gendergrenzen ebenfalls kein neues Thema – er ließ bereits Justin Theroux und Jaden Smith Womenswear tragen. Auch wenn Unisex schon seit Jahren ein Riesentrend ist: Slimane und Ghesquière zeigen eindrucksvoll, was gerade state of the art ist – eine härtere, maskulinere UnisexMode.
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IT’S ALL ABOUT LOVE VON MIMI ERHARDT
Von Casual Sex bis LangzeitLiebe: So klappt der Booty Call! Während ich diesen Text schreibe, sitze ich im ICE auf dem Weg von Bochum zurück nach Berlin. Gestern um diese Zeit stöberte ich noch gemeinsam mit meiner Mutter durch das Make-up-Angebot einer großen Drogeriemarktkette, als mich eine WhatsApp-Nachricht erreichte. „Hi, Mimi. Bock auf Sex?“ Vor Schreck wäre mir beinahe der Porenlos-Primer für anspruchsvolle Mischhaut aus der Hand gefallen. Ein Booty Call mitten am Tag! Während meine Mama neben mir einen matten Lipstick in Rosé-Nude auf ihrem Handgelenk ausprobierte. „Du siehst ja ganz blass aus“, sagte sie. „Wer war das denn?“ Tja, genau DAS war das Problem. Die Frage kam von einem Typen, den ich auf Tinder gematcht und dem ich in Gin-Tonic-Laune meine Nummer verraten hatte. Wir hatten bis dahin genau sechs Nachrichten ausgetauscht, in denen wir nicht weitergekommen waren als bis: „Freut mich, dich kennenzulernen. Schlaf gut.“ Sprich: Bis auf den Vornamen des Herrn wusste ich im Grunde nichts von ihm. Ich löschte die Nachricht und seufzte. Denn eigentlich liebe ich Booty Calls. Eine kurze Nachricht, in der man dem Partner mitteilt, dass man Lust auf ihn hat, und ihm in knappen, 46
Mimi Erhardt ist Sex-Bloggerin (mimiund kaethe.com) und Autorin des Buches „Erlebnispornographie“
klaren Worten zu verstehen gibt, er solle bitte SOFORT seinen Arsch in Bewegung setzen, da man es keine Sekunde länger ohne ihn aushalte. Damn. Doch genau hier liegt das Problem: Booty Calls sind nur dann akzeptabel und aufregend, wenn uns mit dem Adressaten eine Beziehung verbindet. Diese kann natürlich variieren. Ob es sich um eine Langzeitliebe mit gemeinsamer Wohnung handelt, um eine Fernbeziehung, eine Afäre oder ob Sie friends with beneits sind – wichtig ist, dass Sie den anderen im echten Leben und nicht nur aus dem Tinder-Chat kennen. Und beide mindestens Sympathie für einander empinden. Alles andere ist, für mich und viele andere Frauen, nichts anderes als sexuelle Belästigung. Dickpics in Textform. Am gängigsten sind Booty Calls, so meine Erfahrung, in unverbindlichen Arrangements, in denen es vor allem um eines geht: Sex. Das Anfänger-Level. Steht ausschließlich die Triebbefriedigung im Fokus, ist so eine Nachricht schnell geschrieben: „Ich seh mir die ganze Zeit deine Bilder an. Kann ich vorbeikommen?“ Der andere wird Ja oder Nein sagen, niemand ist emotional involviert, alles okay. Tricky wird es, wenn Sie Ihrer Verlobten, mit der Sie soeben noch die Samstagseinkäufe absolviert haben, stecken möchten, dass Ihnen der Sinn nach schnellem Sex mit ihr steht. Ohne Vorspiel. Denn der gemeine Beziehungsalltag lässt das Erotikfeuerwerk zwischen zwei Menschen leider oft zu einem Aschehaufen zusammenfallen. Wie verfassen Sie also einen Booty Call, ohne dass der andere mit den Augen rollt? Mein Tipp: mit einem Augenzwinkern. Mein Ex zum Beispiel bootycallte mich mal, als ich beim Friseur saß: „FYI, ich warte in deiner Wohnung auf dich. Nackt und mit Bier.“ Sie glauben ja gar nicht, wie schnell ich zu Hause war, wo er mich tatsächlich splitterfasernackt und mit einer Flasche in der Hand an der Tür begrüßte. Ob Sie so direkt sein möchten oder eine subtilere Variante wählen, bleibt Ihnen überlassen. „Ich kann nicht auhören, an dich zu denken“ oder „Bist du noch wach?“ sind gute Einstiege, über die Sie schnell, aber stilvoll schnell zur Sache kommen können. „Ficken?“ ist mutig, aber auch eine Option, je nach Intimitätslevel und vor allem Humor des Angeschriebenen. Mein Favorit aber ist: „Soll ich dir ein Uber rufen?“ Was soll man denn darauf antworten außer „Ja!“? GQ. DEZEM B ER 2018
Foto: Interfoto; Illustration: Jan Steins
SEX & DATING
SUPERTRAMP
THE BEST OF SAVILE ROW Unser Style-Blogger Simon Lohmeyer besucht Londons ehrwürdige Straße der Schneiderkun t Der erste von hofentlich vielen Maßanzügen, die man sich im Leben leistet, will mit besonders viel Bedacht ausgesucht werden. Den richtigen Schneider dafür zu inden ist ein bisschen wie den Partner fürs Leben zu inden – kein Witz! Wie ich während meines jüngsten London-Trips auf der Savile Row gelernt habe, bleiben viele Kunden hier dem Tailor ihres Vertrauens bis zum Tode treu, während sie in dritter Ehe verheiratet sind. Hier meine Shortlist der fünf besten Schneider der Savile Row!
1 Henry Poole Der älteste Schneider der Row. Erfand 1860 für Edward VII. den Smoking – als „Dinnerjacket“ ohne Frackschöße für informelle Abendessen. 15 Savile Row henrypoole.com
4 Anderson & Sheppard Streng genommen ein Outsider: In einer Parallelstraße der Row sitzt der Schneider von Prince Charles. 32 Old Burlington Street anderson-sheppard. co.uk
2 Huntsman Vorbild und Drehort der „Kingsman“Filme. 11 Savile Row huntsmansavilerow. com
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5 Norton & Sons Traditionshaus unter Führung von Designer und Trendsetter Patrick Grant. 16 Savile Row nortonandsons.co.uk
G QSUPE RT R A M P
@ G Q _ SUPE RT R A M P
SUP E RT R A M P . G Q. D E
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Fotos: Amina Heinemann; Courtesy of Anderson & Sheppard, Henry Pole
3 Kilgour Geradezu futuristisch ist die „sharp tailored“ Silhouette dieses modernsten aller SavileRow-Schneider. 5 Savile Row kilgour.com
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2 AFRIKA
ART DEPARTMENT VON ROBERT GRUNENBERG
Die drei heißesten Kunst-Trends VIRTUAL REALITY
Die virtuelle Realität ist endgültig in der Kunstwelt angekommen. Der New Yorker Künstler Jon Rafman hat das Medium salonfähig gemacht. Große Privatsammlungen wie die Zabludowicz Collection, die ein eigenes VR-Museum entwickelt, sind die Pioniere und Förderer. Besonders im englischsprachigen Raum sind Künstler wie Rafman, Jordan Wolfson oder Rachel Maclean – Letztere ist bis 16. Dezember in der Zabludowicz Collection in London zu sehen – mit ihren immersiven Welten im virtuellen Raum präsent. Aber auch in Deutschland tut sich etwas, in Berlin fördert der Galerist Michael Ruiz von der Future Gallery das Medium, der Künstler Simon Speiser (Bild oben) hat zum Gallery Weekend einen poetischen Dschungel in der VR präsentiert, und in Hamburg gibt es ein VR-Festival. Bitte mehr davon! KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
In der Serpentine Gallery zeigt der französische Konzeptkünstler Pierre Huyghe noch bis 10. Februar eine Ausstellung mit dem Titel „UUmwelt“. Der deutsche Titel weist den Weg, es geht um Ökosysteme in der Zukunft. In mehreren großformatigen Videos zeigt Huyghe blitzartig wechselnde Sequenzen von undeinierbaren Collagen, die durch eine künstliche Intelligenz erzeugt werden. Geheimnisvoll und neuartig sehen die Bildformen aus. Für mich ein absolutes Must-see in diesem Winter. 50
Der Berliner Autor und Galerist schreibt über aktuelle Trends auf dem globalen Kunstmarkt. Instagram: @robertgrunenberg
Künstler aus Afrika (oder jene, die sich in ihrer Arbeit auf Afrika beziehen), erzielen Rekordverkäufe bei Galerien und Auktionen. Die Hälfte der Käufer kommt aus Afrika selbst. Es gibt die „1-54 Contemporary African Art Fair“, die als Satelliten-Event während großer Messen wie z. B. der Frieze in London stattfinden. Etablierte afrikanische Künstler wie Marlene Dumas, William Kentridge oder Barthélémy Toguo werden in den größten Museen gezeigt. Der Markt wächst Hand in Hand mit der institutionellen Würdigung. In Marrakesch hat ein Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst eröfnet. In New York plant das New Museum eine neue Abteilung für zeitgenössische Kunst aus Afrika. Und in Deutschland? Die Berlin Biennale widmete sich Afrika. Doch am Kunstmarkt, besonders in Galerien, werden leider bislang kaum afrikanische Künstler vertreten. Da geht noch was!
1 Virtual Reality Simon Speiser: „In A Young World of Resplendent Glitter“ 2 Künstliche Intelligenz Pierre Huyghe: „UUmwelt“ 3 Afrika Pieter Hugo: „Abdullahi Mohammed with Mainasara, Lagos, Nigeria“ (unten) Ian Mwesiga: „Basket Baller“ (rechts)
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Fotos: In a Young World of Resplendent Glitter. Courtesy of Simon Speiser; Pierre Huyghe: UUmwelt, Installation view, Serpentine Gallery, London, (3 October 2018 – 10 February 2019). Copyright Ola Rindal. Courtesy of the artist and Serpentine Galleries; Ian Mwesiga, Basket Baller, 2018. Courtesy of the artist and Circle Art Agency; Pieter Hugo, Abdullahi Mohammed with Mainasara, Lagos, Nigeria, 2007. © Pieter Hugo, Courtesy of Yossi Milo Gallery, New York.; Illustration: Jan Steins
KUNST
MEN
OF THE
YEAR
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T V I N T E R N AT I O N A L
PATRICK
DEMPSEY INTERVIEW: ESMA ANNEMON DIL FOTOS: ALEXI LUBOMIRSKI
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Schauspieler, Rennfahrer – und einfach guter Typ: Mit 52 steht der TV-Star jetzt an einem Wendepunkt seines Lebens …
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Mantel, Jacke und T-Shirt Brunello Cucinelli Jeans A.P.C. Porsche 911 GT2 RS
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Die improvisierte Garderobe, die im Porsche Experience Center eingerichtet wurde, liegt neben
man sich schon mal virtuell warm fahren, bevor
Dempsey ist seit frühester Jugend Fan der Autodenschaft für den Motorsport professionalisiert.
ten Platz im Rennen von Le Mans. Ein paar Mo-
Henley-Shirt Tom Ford Sonnenbrille Ermenegildo Zegna Uhr „Heuer Monaco Calibre 11 Bamford Limited Edition“ TAG Heuer
Shoot auf den Tracks klar. Dennoch erzählte der
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Sie haben mal gesagt, dass der Schluck Champagner auf dem Podium in Le Mans der beste Champagner war, den Sie je getrunken haben. Wer hat schon die Gelegenheit, später im Leben eine Zweitkarriere im Motorsport machen zu dürfen, und dazu noch als Teil der Porsche-Familie! Als ich 2015 auf dem Podium stand, war das einer der größten Momente meines Lebens. Inzwischen lassen Sie andere fahren. Hilft der Simulator bei Entzugserscheinungen? Ha! Nein, überhaupt nicht, mir wird davon wahnsinnig übel. Auch das ist einer der Gründe, warum ich Schwierigkeiten hätte, mich um die letzten Zehntelsekunden weiterzuverbessern, denn die meisten Fahrer trainieren auch in Virtual Reality. Als ich mit Rennsportfreunden den 919 Hybrid im spanischen Aragón gefahren bin, ist mir aufgefallen, welchen Unterschied das macht. Während ich die Strecke erst kennenlernen musste, war Michael Fassbender schon mit jeder Kurve vertraut. Es dauerte, bis ich diesen Vorsprung einholen konnte. Ihre Begeisterung für Sportwagen wurde schon sehr früh durch Ihren Vater geweckt, der auch Rennen gefahren ist … Vor allem Short-Tracks. Während der Woche war er viel unterwegs, um Versicherungen zu verkaufen. Wenn er freitags nach Hause kam, brachte er mir immer ein Matchbox-Auto zum Spielen mit. Das war in den 70ern, als Indianapolis 500 ganz groß war. Trotzdem wollten Sie Ski- und nicht Rennfahrer oder Schauspieler werden. Haben Sie als Teenager nicht sogar eine Ski-Meisterschaft gewonnen? Ja, das war die Maine Championship im Slalom. Ich wollte so berühmt werden wie Ingemar Stenmark. Ich habe gelesen, dass Sie damals das Einradfahren gelernt haben, da Stenmark und andere Prois so ihr Gleichgewicht verbessert haben. Als Jongleur belegten Sie 1981 in der Jugendmeisterschaft den zweiten Platz hinter Anthony Gatto, der danach mehrere Weltrekorde aufstellte. Es ist wirklich verrückt, dass ich so am Ende bei der Schauspielerei gelandet bin. Ich konnte mit fünf Bällen jonglieren und auf dem Land, wo ich aufgewachsen bin, kleine Vorführungen organisieren. Nachdem ich einen regionalen Wettbewerb gewann, haben meine Eltern und Freunde in unserem Dorf für ein Flugticket nach New York zum Finale zusammengelegt. Dabei wurde ein Agent auf mich aufmerksam, und schon beim zweiten Vorsprechen hat es mit einem Broadway-Stück geklappt. Von der Theaterbühne ging es ziemlich schnell vor die Kamera. Was haben Sie sich vom ersten Ruhm gegönnt? Einen 1963er Porsche 356, der am Straßenrand mit einem „Zu verkaufen“-Schild geparkt war. Das ganze Filmhonorar ging dafür drauf. Ein Wahnsinnsgefühl war das. Ich fahre den Wagen noch heute. So ein unrestaurierter Porsche ist dazu da, Spaß zu bringen, gefahren zu werden. Es ist ein bezahlbarer Traum, praktisch, zuverlässig, ein tolles Fahrerlebnis. Das volle Paket eben. Wenn Sie so weitermachen, gehe ich hier heute noch mit einem Auto raus! Was sammeln Sie sonst so? GQ. DEZEM B ER 2018
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Lederjacke, Henley-Shirt und Hose Tom Ford Boots Church’s Porsche 356 Speedster
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Anzug und Rollkragenpullover Paul Smith Boots Church’s Handschuhe Hestra Uhr „Monaco Calibre 11 Bamford Limited Edition“ TAG Heuer Porsche 356 Speedster
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PATRICK DEMPSEY Uhren, vor allem von TAG Heuer. Ich besitze eine Autavia von 1966, meinem Geburtsjahr. Generell ziehen mich Objekte mit Geschichte an, die mich in eine andere Zeit versetzen oder zu denen ich einen besonderen Bezug habe. Und natürlich geht es auch um die gewisse Patina von Vintage-Stücken – egal, ob es Autos, Uhren, Häuser, Möbel, Jeans oder Lederjacken sind. Die Lederjacken-Sammlung hebe ich für meine Jungs auf. Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben? Bei Mode gehe ich nicht auf Risiko. Ich schätze zeitlose Looks, Dinge, die von Hand gearbeitet wurden, solide und klug konstruiert sind. In erster Linie will ich gut aussehen und mich wohlfühlen, aber es darf nicht zu kompliziert werden, sonst verliere ich die Geduld und bleibe lieber zu Hause. Fühlen Sie sich eigentlich als Schauspieler und Rennfahrer mit Stil-Ikonen wie Steve McQueen und Paul Newman verbunden? Die beiden waren wirkliche Ikonen, perfekte Projektionslächen, Archetypen. So eine Form von Legendenbildung gibt es heute nicht mehr. Social Media hat alles sehr realistisch, nahbar und transparent gemacht. Das Abenteuer Motorsport ist unverändert aufregend, es zählt nur, wie gut und schnell man fährt. Außerdem gibt es einen unheimlich starken Zusammenhalt innerhalb des Rennteams, mit Ingenieuren und allen anderen, die dazugehören. Erfolg in dieser Disziplin ist klar messbar. Als Schauspieler ist das komplexer, und du kannst wenig kontrollieren – weder das Rollenangebot, Regisseur, Drehbuch noch wie alle anderen im Team zusammenspielen. Haben Ihnen in dem Zusammenhang die zehn Jahre als „McDreamy“ bei „Grey’s Anatomy“ mehr Sicherheit gegeben? Warum sind Sie 2015 ausgestiegen? So ein regelmäßiges, hübsches Gehalt ist natürlich nicht zu verachten. Dafür wird erwartet, dass man den Anweisungen folgt. Irgendwann habe ich die kreative Herausforderung und den Raum zum Wachsen vermisst. Man kann dann weiter auf der Stelle treten oder auhören und etwas Neues machen. Ohne Rennfahren hätte ich die Schauspielerei in manchen Phasen nicht ausgehalten, es war wie Therapie. Ich habe früher ein paarmal aus Krisen- und Kriegsgebieten berichtet, und dabei iel mir auf, dass die Menschen dort trotz oder wegen der Nähe zum Tod ihre Lebenslust und Sexualität besonders ausgedrückt haben. Erlebt man eine ähnliche Intensität der Gefühle im Rennsport? Natürlich weckt das starke Risiko den Überlebenswillen. Alle Sinne sind geschärft. Auf der Rennstrecke kann beziehungsweise muss man aber alles, was einen sonst beschäftigt, abschalten. Ablenkung kann tödlich sein. Das Adrenalin und der glasklare Fokus, den man beim Fahren erlebt, befreien und machen euphorisch. Selbst wenn sonst einiges stagnierte, fühlte ich mich dadurch total lebendig. Und das Team gibt einem das Gefühl von starker Verbundenheit. Wir sind immer noch eng befreundet. Sie sagten, dass Rennfahren habe Sie so eingenommen, dass Sie Ihre Familie kaum noch gesehen haben. Im Januar 2015 hatte Ihre Frau nach 15 Jahren Ehe und drei gemeinsamen Kindern die Scheidung eingereicht. 62
So ein regelmäßiges, hübsches Gehalt wie bei „GREY’S ANATOMY“ ist natürlich nicht zu verachten. Aber irgendwann habe ich den RAUM ZUM WACHSEN vermisst Wir hatten uns auseinandergelebt. Das Übliche eben, wenn sich Gewohnheit einschleicht, man zu viele andere Projekte am Start hat und zu wenig Zeit miteinander verbringt. Der Motorsport war aufregend und gab mir die Herausforderungen, nach denen ich mich gesehnt habe. Auch wenn es meiner Familie und Ehe einiges abverlangt hat, war es wirklich wichtig für mich, das durchzuziehen. Erst als ich das Gefühl hatte, mein Ziel erreicht zu haben, konnte ich meine Prioritäten neu sortieren. Wir waren für eine Weile getrennt, und dabei wurde mir klar, dass ich meine Frau nicht verlieren wollte. Zum Glück war auch sie bereit noch mal an unserer Beziehung zu arbeiten. Also haben wir eine Paartherapie gemacht, sind mit allen Höhen und Tiefen seit 19 Jahren verheiratet. Den wenigsten gelingt es, das Steuer noch mal herumzureißen, wenn die Lage schon so verfahren ist. Gehören Kampfgeist und eine gewisse Zähheit zu Ihren Stärken? Bestimmt. Und Therapie hilft, wenn man bereit ist, Hilfe zu akzeptieren. Auch als Schauspieler muss man immer weiter an sich arbeiten und sich selbst dazu motivieren, nicht aufzugeben. Ich war sehr jung erfolgreich, aber dann folgte eine ziemlich lange Durststrecke bis „Grey’s Anatomy“. Man muss sich durch unendlich viele Vorsprechen und Ablehnung quälen, ohne zu wissen, ob und wann man wieder einen Job indet. Mit 21 haben Sie in erster Ehe eine 47-jährige Frau geheiratet, die drei Kinder in Ihrem Alter hatte. Woher kam das Selbstvertrauen, dieser Rolle gewachsen zu sein? Ich hatte wohl zu oft „Die Reifeprüfung“ geschaut. Wird man im Zeitraffer erwachsen, um in diesem Alter ein akzeptabler Partner zu sein? Absolut, auch wenn die Ehe nach einigen Jahren scheiterte, habe ich damals viel über Beziehungen erfahren. Über romantische, aber auch ganz allgemein über das zwischenmenschliche Miteinander. Als Gesellschaft empinden wir es als normal, dass Frauen mit wesentlich älteren Männern zusammen sind, umgekehrt war der Altersunterschied aber ein Stigma. Man kann einiges lernen, wenn man das Gefühl hat, einen Makel überwinden oder gegen den Strom schwimmen zu müssen. Gibt es etwas, das Sie Ihrem jüngeren Selbst gern geraten hätten? Vielleicht. Aber säße ich dann heute hier? Als Legastheniker ist mir die Schule sehr schwer gefallen. Obwohl GQ. DEZEM B ER 2018
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Ohne das Rennfahren hätte ich die SCHAUSPIELEREI in manchen Phasen nicht ausgehalten. Es war wie THERAPIE
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Lederjacke und Zip-Pullover Berluti Henley-Shirt John Varvatos Porsche 718 RSK
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Lederjacke und T-Shirt Belstaff Jeans Levi’s Sonnenbrille Ermenegildo Zegna Porsche 718 RSK
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STYLING: Grant Woolhead; GROOMING: Jillian Dempsey/Starworks Group; LICHT- DIREKTOR: Max Hoell; DIGITAL-TECH: Diego Bendezu; PRODUKTION: Frank Seidlitz, Nathalie Akiya/Kranky Produktions; FOTO-ASSISTENZ: Justin Loy, Jack Burkhardt, Jack Shelton; STYLING-ASSISTENZ: Michael Cooke; PRODUKTIONS-ASSISTENZ: Art Dickenson, Suheyla Pekin
ich wahnsinnig darunter gelitten habe, bin ich nicht zu dem Spezialisten gegangen, der mir vielleicht hätte helfen können. Er lag zwei Stunden mit dem Auto von uns entfernt. Manchmal frage ich mich, was passiert wäre, wenn wir da hingefahren wären. Stattdessen habe ich daran gearbeitet, mich körperlich auszudrücken. Wie helfen Sie heute anderen als Mentor? Zumindest in den Bereichen, in denen ich Erfahrung gesammelt habe, kann ich einigermaßen einschätzen, was passiert, wenn man einen bestimmten Weg einschlägt. Christian Ried und ich versuchen deshalb bei Dempsey Proton, junge Fahrer zu unterstützen. Meine Söhne empinden das übrigens ganz unterschiedlich, wenn ich versuche, mich einzumischen. Den einen interessieren Rat und Coaching, der andere will seine Erfahrungen lieber im Alleingang sammeln. Es sieht so aus, als ob Sie sich an einem Wendepunkt in Ihrem Leben beinden. Das stimmt. Interessanterweise indet meine persönliche Veränderung parallel zum allgemeinen Wandel statt, durch den wir auch als Gesellschaft begonnen haben, unsere Werte zu überdenken. Die #metoo-Bewegung hat gezeigt, wie enorm das Ausmaß männlichen Fehlverhaltens ist. Wir müssen Frauen im Kampf um Gleichberechtigung unterstützen. Bloß das eigene Ego zu plegen interessiert immer weniger. 68
Lederjacke KA/NOA Jeans A.P.C. Boots Fiorentini+Baker Sonnenbrille Moscot Porsche 917 / 10 (von Hurley Haywood in der Grand-Am Series gefahren)
Haben Sie schon eine Ahnung, in welche Richtung es als Nächstes für Sie gehen soll? Nach Europa, erst mal zu den Dreharbeiten für „Devils“, eine Serie, die auf einem italienischen Finanz-Thriller basiert. Wir denken aber auch generell darüber nach umzuziehen. Vielleicht nach London oder in die Schweiz in die Berge, wo man Ski fahren kann… Als Familie reizt uns, dass man in Europa nur eine Flugstunde von anderen Ländern und Kulturen entfernt lebt. Der Übergang in die nächste Lebensphase ist ofensichtlich noch nicht abgeschlossen. Nachdem die letzten Jahre so hektisch waren, möchte ich mir etwas Zeit nehmen, neue Ziele zu deinieren. Gehört dazu auch die Suche nach der perfekten Rolle? Oder anders gefragt: Sind Sie vor der Kamera jemals Ihrem Le-Mans-Gefühl nahegekommen? Noch nicht, ich denke, so eine Rolle fällt einem nicht so einfach in den Schoß. Wahrscheinlich müsste ich sie selbst kreieren, aber gleichzeitig zieht es mich auch hinter die Kamera. In den letzten Jahren habe ich Filme wie „Hurley“ und „The Art of Racing in the Rain“ produziert und fand das sehr befriedigend. Die Arbeit mit Porsche hat mich tief verändert und bereichert. Die Erfahrung im Team beziehungsweise als Teamplayer war so substanziell, sie hat meinen kreativen Horizont erweitert. Und mich als Mensch geprägt. GQ. DEZEM B ER 2018
TRENDS INSPIRATION LOOKS
Parka, Aspesi, Preis auf Anfrage. Sakko, 250 €, und Hose, 130 €, beides Marc O’Polo. Hemd, Sunspel, 185 €. Krawatte, Arket, 35 €. Brille, Lindberg, 435 €
R E DA K T I O N & ST Y L I N G ————
C L A R K PA R KI N
F OTO S ————
M A R KUS JA N S
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Der Daunenparka Ein Expeditionsparka in gedeckten Farben zu Anzug und Krawatte lässt Ihren Business-Look kerniger wirken. Bei diesem Modell wurde auf den Fellkragen an der Kapuze verzichtet, so wirkt es noch citytauglicher. Aber Achtung: Der Parka muss immer – wirklich immer! – länger als das Sakko sein.
D E R M A N T E L- G U I D E Die richtige Kombination von Winterjacke und -mantel zum Office-Look macht aus einer wetterbedingten Notwendigkeit ein lässiges Style-Statement. So geht’s! 73
BUSINESS CLASS Die Steppjacke Diese Hybrid-Steppjacke gibt Ihrem Business-Look einen neuen Dreh. Sie ersetzt nämlich beides, Sakko und Mantel, und wird direkt über Hemd oder Pullover getragen. Und: In hochwertigem Flanell wirkt sie keineswegs zu leger, sondern praktisch und formvollendet gleichermaßen. Jacke, Allegri, 630 €. Hose, Closed, 200 €. Brille, Lindberg, 435 €
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BUSINESS CLASS Die gefütterte Regenjacke Aus wasserdichtem Material geschneidert, verbindet die Regenjacke Funktion mit coolem Design. Als Allrounder mit herausnehmbarem Futter passt sie sich den Temperaturen an, die matte Oberläche wirkt dezent. Perfekt wie hier in der Kombination mit einem Casual-Business-Outit. Links Jacke, Bugatti, 300 €. Pullover, McNeal, über fashionid.de, 30 €. Hose, Aspesi, Preis auf Anfrage. T-Shirt, Zimmerli, 80 €
Der Lammfellmantel Im Business-Umfeld erfordert der Lammfellmantel Fingerspitzengefühl. Durch sein hochwertiges Material ein Bekenntnis zum Luxus, sollte er andererseits nicht zu rustikal-ländlich wirken. Wir empfehlen dieses lässige Modell im Parka-Schnitt, weil es nicht nach Après-Ski in St. Moritz aussieht. Rechts Mantel, Closed, 1 400 €. Anzug, Hugo, 545 €. Hemd, Olymp, 50 €. Boots, Belstaff, 550 €. Krawatte, Strellson, 40 €
Der Slipon Der absolute Retro-Klassiker der Herrenmode feiert diese Saison sein Comeback. Als Regenmantel ist er historisch betrachtet der jüngere Bruder des Trench, seine Ärmel im Raglanschnitt sorgen aber für mehr Bewegungsfreiheit und Tragekomfort. Winterfest wird er mit abgestepptem Futter. Oben Mantel, Herno, 780 €. Pullover, Aspesi, Preis auf Anfrage. Hose, Bugatti, 100 €. Schuhe, Geox, 180 €. Brille, Lindberg, 435 €
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BUSINESS CLASS
DER STATEMENT− MANTEL
Es lohnt sich, auf hochwertige Materialien wie Kaschmir oder Kamelhaar zu setzen. Die edle Qualität sendet nämlich ein deutliches und auch buchstäblich greibares Signal, das auf Ihre Persönlichkeit abstrahlt. Dazu präziser Schnitt und feinste Verarbeitung – wer so einen Power-Coat trägt, ist ein Macher.
PROFI–TIPPS
Seit ihn Humphrey Bogart in „Casablanca“ trug, ist dieser Mantel eine Ikone der Männer mode. Er funktioniert auch lässig mit Anzug, Krawatte und Sneakern kombiniert. Auf Schlapphut, Pfeife oder andere GeheimagentenAccessoires sollte man jedoch dringend verzichten. Mantel, Brioni, 3 400 €. Anzug, Dolzer, 500 €. Hemd, Olymp, 50 €. Sneakers, Geox, 120 €. Krawatte, Gant, 75 €
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Pflege Wolle und Kaschmir von Zeit zu Zeit nachts auf dem Balkon lüften. Durch die Luftfeuchtigkeit stellt sich der Flaum wieder auf. Reinigung Schlammspritzer entfernen Sie mit einer weichen Kleiderbürste, hartnäckige Flecken mit einem feuchten Tuch sanft abreiben.
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Illustration: Caroline Andrieu
Der Trenchcoat
Fit Entscheidend ist, ob Sie Ihren Mantel über einem Sakko oder direkt auf dem Rolli oder T-Shirt tragen. Der Unterschied beträgt meist eine ganze Konfektionsgröße!
BUSINESS CLASS
Der Wintermantel Ein gut geschnittener Mantel aus edlem Stof ist Ihre beste Visitenkarte im Business. Menschen, die auf Qualität achten, werden Sie daran messen. Er sollte perfekt sitzen und mit einem modernen Schnitt ihre Figur zur Geltung bringen. Wir empfehlen diesen langen dunkelblauen aus Flanell.
Model: Peter Bruder/Nest Model Management; Grooming: Momo Rauch/Phoenix; Produktion: Georg Khittl; Styling Assistenz: Özgün Turgut; Illustrationen: Caroline Andrieu
Mantel, Ermenegildo Zegna Couture, 3 790 €. Rollkragenpullover, Brunello Cucinelli, 650 €. Hose, Aspesi, Preis auf Anfrage. Sneakers, Church’s, 350 €. Brille, Lindberg, 435 €
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WOMAN
OF THE
YEAR
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FA S H I O N I C O N
DONATELLA
VERSACE INTERVIEW: MARCO NIKOLAJ RECHENBERG FOTO: RAHI REZVANI
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Outfit Versace
DONATELLA VERSACE
40 Jahre Versace, 20 Jahre Donatella an der Spitze: Das Mailänder Haus feierte jüngst ein Doppeljubiläum – und wir feiern die Designerin
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Sie wirken aufgekratzt! Ich bin nicht normal, das wissen Sie. Mein Gemüt funktioniert nicht wie das eines regulären Menschen. An manchen Tagen möchte ich über gar nichts nachdenken, mein Hirn abschalten, ein Buch lesen, das Telefon nicht abnehmen. Und dann fühle ich mich wieder so energetisch, dass ich endlos im Internet nach diesem und jenem suche. Ich muss immer alles wissen, was gerade passiert. In der Kunstwelt, in der Musik, in der Mode. Je mehr Informationen ich habe, desto besser fühle ich mich. Zu wissen, was in der Welt passiert, hilft mir auch, mich in der Mode auszudrücken. Geht es Ihnen vor allem um Kultur oder um News? Ich bin besessen von News. Das ist die neue Kultur. Interessieren Sie sich für Politik? Politik interessiert mich extrem. Ich möchte Premierministerin von Italien werden. Wir leben in einer bedrohlichen Zeit. Die Menschen schauen in die Vergangenheit statt in die Zukunft. Sie haben Angst und wollen nicht mehr teilhaben am Leben. Sie bleiben zu Hause, zeigen sich nicht. Viele fragen sich: Oh Gott, was passiert eigentlich gerade? Aber man muss nach vorn schauen, Regeln brechen. Ich habe eine Stimme, und ich würde sie gern nutzen. Die Welt verändert sich alle zwei Minuten. Der Blick zurück ist aber immer das Falsche. Wir brauchen mehr Frauen in der Politik, wie Angela Merkel, die ich sehr bewundere. Ich wünsche mir, dass eines Tages alle Politiker weiblich sein werden. Wir haben weniger Vorurteile. Finden Sie es schwer, angesichts der vielen schlechten Nachrichten in unseren Zeiten etwas Schönes und Buntes zu entwerfen? Wenn etwas Schlimmes passiert, ist das doch genau der richtige Moment, um etwas zu kreieren, das Spaß macht. Es nimmt die Gedanken kurz weg von dem Thema, kompensiert die Realität und hilft den Menschen gegen ihre Depressionen. Ich nehme Negatives sehr ernst – aber die Aufgabe der Mode ist es abzulenken. Spielt das Thema Politik eine konkrete Rolle in Ihren Kollektionen? Ich halte nichts davon, eine Message auf ein T-Shirt zu schreiben. Was soll das? Wenn man die Menschen beeinlussen möchte, muss man subtiler vorgehen, etwa so, wie ich es gerade mit meiner Kampagne tue, in der wir 54 Models, Männer, Frauen, Transgender und Genderfluide in einem Bild fotografiert haben. Inklusion! Wer heute eine Generation beeinflussen will, muss es über Social Media tun. Es ist unsere AufGQ. DEZEM B ER 2018
Foto: Getty Images
gabe, kreative Risiken einzugehen. Ohne Risiko erreicht man nichts. Sie haben einen aufallend großen Zähler im Büro, der die aktuelle Zahl Ihrer InstagramFollower zeigt. Lieben Sie Social Media so sehr? Social Media liebt mich so sehr! Ich hatte eigentlich gar nicht die Absicht zu posten. Aber dann lud man mich vor zwei Jahren nach Cupertino ein, und ich war mesmerisiert. Allein schon die Art, wie da gearbeitet wird, ist so modern. Die Leute stehen und sitzen nicht, jeden Tag werden die Teams neu durchmischt, es gibt einen wunderschönen Garten mit Bänken, auf denen die Leute in der Pause liegen. Ich fand das so inspirierend, es war so anders als Europa. Und dann dachte ich, warum nicht? Seitdem beobachte ich gebannt meine ständig steigende Followerzahl auf Instagram. Ich freue mich, dass so viele junge Menschen mir folgen! Hätte ich nicht gedacht, um ehrlich zu sein. GQ. DEZEM B ER 2018
Dream-Team: Donatella und Bruder Gianni (1946–1997) im Jahr 1988 in einer Villa am Lago di Como. Gianni Versace gründete das Unternehmen 1978 in Mailand, nach seiner Ermordung übernahm Donatella das Familien-Business. Im September 2018 hat sie das Unternehmen an Michael Kors verkauft. Sie bleibt weiterhin Artistic Director
Viele Designer suchen gerade den Kontakt zu den Millennials. Ich habe zwei davon zu Hause, meine Tochter und meinen Sohn. (lacht) Aber in der Tat: die Millennials haben das Business wie man es kannte, aus den Angeln gehoben. Heute kann man die Trends nicht mehr im Studio erschafen – sie entstehen auf der Straße. Und wer den Millennials zuhört, hat das beste Marketing der Welt. Welcher Trend auf der Straße gefällt Ihnen gerade besonders gut? Sneakers! Es gibt umwerfende Modelle, meiner, der Chain Reaction, ist natürlich der beste unter ihnen. Man kann damit jedes Outit edgier machen, sogar als Frau das kleine Schwarze. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass wir jetzt schon lange unter dem Einluss der Streetwear stehen. Und der Trend ist jetzt over! Sie denken, Streetwear ist vorbei? Vielleicht noch nicht jetzt, aber in sechs Monaten. Die Menschen wollen wieder Luxus. Streetwear funktioniert für Versace sehr gut, und ich habe beim Designen gern mit ihren Stilelementen gearbeitet. Aber man muss auch wissen, was die eigene DNA ist, nämlich Luxus und Glamour. Streetwear war wirklich toll für eine Weile, aber langsam sehen alle gleich aus. Ich bin sicher, dass wir uns bald wieder auf Luxus konzentrieren. Back to Glamour! Die Leute wollen es so. Versace war immer berühmt für die Prints und die starken Farben. Aber Gianni ging es immer auch um Tailoring. Er war der beste Schneider der Welt. Ich habe neulich seine Anzüge aus den 90ern aus dem Archiv holen lassen und den Models angezogen – sie wirkten ultramodern. Gianni brachte mir bei, dass die Ausführung so wichtig ist wie die Idee. Ich investiere deshalb eine Menge Zeit in diese Fragen: wie ein Schnitt auf dem Körper fällt, wie die Schulter verläuft, wie das Bein geformt ist, wie ein Sakko einen Mann attraktiver macht. Wer viel Geld für seine Kleidung ausgibt, sollte darin auch gut aussehen. Denken Sie, dass Sie als Frau einen anderen Zugang zu Männermode haben als Männer? Absolut. Ich liebe Männer. Ich spreche gern mit ihnen, weil sie viel ofener sind im Umgang mit einer Frau. Zwischen Männern dagegen gibt es immer Competition. Ich führe viele Gespräche mit Männern, wichtigen, weniger wichtigen und Nobodys. Und wenn ich darüber nachdenke, was sie jeweils tragen sollten, merke ich immer wieder: Es gibt keine Regeln mehr. Männer, von denen man dachte, sie würden nie ein buntes bedrucktes Hemd tragen, tun es heute. Bunte Hemden waren mal ein Merkmal der Gay Community. Heute werden sie von Rappern 85
DONATELLA VERSACE getragen. Auch junge Karrieremänner tragen viel Fashion. Ich schaue gern in den Store-Listen nach, um herauszuinden, wer was gekauft hat. Ist die Geschäftswelt bereit für Versace-Printshirts? Ja. Als Farbakzent unter einem perfekt geschnittenen grauen Anzug zum Beispiel. Was halten Sie von Krawatten? Nichts. Alles, was einengt, ist falsch. In Ihrer nächsten Sommerkollektion gibt es eine Menge feminin wirkender Handtaschen. Das waren de facto Frauentaschen. Die Idee war zu zeigen, dass ein Mann tragen kann, was er will, dass er die Regeln brechen kann. Geschlechterzugehörigkeit ist ließend. Als ich den Models backstage die Taschen umgehängt habe, erwartete ich eigentlich Ablehnung. Man merkt es sofort, ob die Jungs etwas gern tragen oder nicht. Aber sie fanden die Täschchen alle cool! Ich weiß, die Idee war extrem. Aber wenn man nicht mit etwas Extremem beginnt, verändert sich nichts. Glauben Sie wirklich, Damenhandtaschen werden das nächste Ding bei Rappern? Ich halte Rapper für die ofensten Männer in der Mode. Sie tragen die extremsten Pieces und denken nicht: Oh, das ist schwul. Ich halte sowieso nichts von diesen Denkweisen. Ein Mann ist nicht schwul oder unschwul, er ist einfach ein Mann. Wir sind nicht deiniert von unserer sexuellen Orientierung. Männern irgendein Label aufzukleben ist falsch. Ich liebe Männer, die über diesen Dingen stehen. So wie Prince, den ich schrecklich vermisse. Er war hetero, aber wusste mindestens so gut wie ich, wie man Eyeliner aufträgt. Und er war ein noch besessenerer High-Heel-Träger als ich. Und dabei so maskulin! Woher kommt Ihre Verbundenheit zu schwulen Männern? Schwule lieben mich, und ich liebe sie. Ich hätte ohne sie nicht überleben können. Sie haben keine Angst, extreme Positionen einzunehmen. Ich habe auch Hetero-Freunde, aber ehrlich gesagt spreche ich mit ihnen nicht mit der gleichen Freiheit. Ich kontrolliere mich dann mehr, denn manchmal gibt es diese Reaktion: „Hat sie das jetzt wirklich gesagt?“ Dass Sie mit Gianni aufgewachsen sind – war das ein Faktor? Wir kommen aus Süditalien, einem ziemlich traditionellen Landstrich. Ich war die Erste, der Gianni sich anvertraute, als er sein Coming-out hatte. Ich war elfeinhalb Jahre alt und so stolz, dass er es mir als Allererster erzählt hat. Er fragte mich damals: Was ist mit Mama? Und ich sagte: Mach dir keine Sorgen, ich sage es ihr. Meine Mutter war ihrer 86
Fashion hat gerade einen großen Moment. MODE IST MÄCHTIG, und die jungen Leute haben wieder Lust darauf. Eine Zeit lang ging es nur um Musik, aber Fashion ist zurück AUF DEM RADAR. Mode ist die neue Musik Zeit voraus. Sie sagte zu Gianni nur: „So what? Arbeite hart und genieße dein Leben.“ Ich habe mich so gefreut für ihn, denn es war überhaupt kein Problem, dass er schwul war. In der Familie – in der Welt draußen damals natürlich schon. Von Mode abgesehen, was ist die wichtigste Lektion, die Sie von Gianni gelernt haben? Gib niemals auf! Nicht mal in den schlimmsten Momenten deiner Karriere. Als Gianni aning, war die ganze Modewelt gegen ihn, weil er der Erste war, der es wagte, auf dem Laufsteg sexy und glamourös zu sein. Er liebte es, Sex in Mode zu verwandeln, für Frauen wie für Männer. Die Presse attackierte ihn als vulgär, was ihn sehr getrofen hat. Damals war ich es, die ihm Ratschläge geben konnte. Glaub an dich, habe ich ihm immer gesagt. Die Geschichte hat dann gezeigt, wie unglaublich relevant seine Vision war. Leben wir gerade in einer guten Zeit für Mode? Ja, in einem sehr guten Moment. Mode ist mächtig, und die jungen Leute haben wieder Lust auf Fashion. Eine Zeit lang ging es nur um Musik, aber Fashion ist zurück auf dem Radar. Mode ist die neue Musik. Früher wollte man backstage gehen nach einem Rockkonzert, heute bekomme ich unglaublich viele Ticket Requests für die Show. Das ist nicht mein Verdienst, es liegt einfach daran, dass Fashion gerade einen großen Moment hat. Was muss sich in der Industrie dennoch ändern? Die Modewelt muss zugänglicher werden, auch wenn es um die Preise geht. Nicht alle jungen Kunden kommen aus reichen Häusern. Außerdem verändern sich die Zyklen gerade so sehr. Man kann nicht eine Show im Internet zeigen und die Leute dann sechs Monate da rauf warten lassen, dass die Sachen in den Shop kommen. Deswegen muss man als Designer noch vor der Show Produkte in Serie produzieren lassen. Ich weiß nicht, ob alle Häuser diesen Shift überleben werden. Ich habe meine letzte Kollektion gut einen Monat vor der Show fertig gemacht und konnte dann sofort in die Produktion gehen. Gibt es bei Ihnen keine Last-Minute-Änderungen, wie bei so vielen Designern? Nein. Keine einzige. Ich halte nichts von dieser Verwirrung kurz vor der Show. Für mich ist das kein Zeichen von Kreativität, sondern eher davon, dass man nicht rechtzeitig lange genug nachgedacht hat. Ich arbeite ja auch nicht mehr mit Themen und Konzepten. Die Inspiration für meine Mode ist die Welt, ist Diversity, ist Inklusion. Es geht mir mehr um eine grundsätzliche Idee, was Mode heute sein soll, als um einen Trend. Welchen Trend mögen Sie gar nicht? Schlabbrige, formlose Kleidung. GQ. DEZEM B ER 2018
Aber Sie lieben doch Oversize-Silhouetten. Oversize ist eine Sache, schlabbrig eine andere. Gutes Oversize besteht daraus, bestimmte Stellen zu überschneiden, etwa die Schulter, und dafür andere ganz akkurat zu fertigen, zum Beispiel die Taille. Das funktioniert sehr gut in einer, sagen wir mal, KunstUmgebung. Aber wenn man Menschen sieht, die die Kleidung wirklich tragen … ich denke, Mode sollte es schafen, dass der Träger sich selbst mag und wohlfühlt. Shapelessness hilft dabei genau so wenig wie Minimalismus. Den mochten Sie ja nie. Nein. Was ist Minimalismus? Nicht mein Ding. Ich habe es mal ausprobiert, mit weniger Dekorationen zu arbeiten. Die Resultate geielen mir nicht, das bin einfach nicht ich. Warum sollte ich mich dazu zwingen? Ich habe einfach gewartet, bis der Minimalismus seinen natürlichen Tod stirbt. Ist er denn wirklich tot? Ja, absolut. Die Idee des Minimalismus hat mal wichtige Impulse gesetzt, aber jetzt spielt er keine Rolle mehr. Ich kann mich auch selbst nicht minimalistisch kleiden. Das würde mich einfach nur traurig machen. Finden Sie persönlich Männer sexy, die sich sehr „laut“ kleiden? Ja, absolut. Ich erkenne darin nicht nur eine starke Persönlichkeit, sondern auch Intelligenz. Ich mag es besonders, wenn in Looks Subkulturen erkennbar werden. Davon gibt es nicht mehr viele, außer in Berlin. Es passiert gerade alles in Deutschland. Und in L. A. Ich liebe die Stadt. Es gibt so viel Street Culture da. Die gleiche Art von Buzz, den man mal in London gespürt hat, gibt es jetzt in L. A. Gehen Sie oft aus? In Mailand nicht. Das ist für mich die Stadt der Arbeit. Da verbringe ich die meiste Zeit mit meinen Designern. Aber wenn ich in L. A. bin, gehe ich aus. Erkennt man Sie dort? Leider ja. Meine Tochter und mein Sohn lassen sich deshalb nie mit mir Blicken. Tragen Sie manchmal Perücke und Sonnenbrille?
Es gibt keinen schlechten Geschmack. Wie man sich kleidet, das ist ein state of mind, den man nicht verurteilen darf GQ. DEZEM B ER 2018
Nein! Mein Sohn schlägt das auch immer vor: „Warum trägst du nicht einfach eine schwarze Perücke?“ Und ich sage ihm: „No way! Ich bin blond, das ändere ich jetzt auch nicht für dich.“ Außerdem freue ich mich ja auch, wenn Leute mich ansprechen. Was ist für Sie guter und was ist für Sie schlechter Geschmack? Es gibt keinen schlechten Geschmack. Wie man sich kleidet, das ist ein state of mind, den man nicht verurteilen darf. Grundsätzlich etwas gegen Designermode zu haben, das ist für mich schlechter Geschmack. Und zwar nur das. Warum? Weil echte Mode den Menschen so viel Kraft gibt. Ich glaube absolut daran, dass Mode eines der mächtigsten Kommunikationsmittel ist und den Menschen dabei hilft, ihre Träume zu verwirklichen. Sie ist eine Wafe. Wenn man ein Bewerbungsgespräch hat und richtig gekleidet ist, fühlt man sich selbstsicher und stark. Und bekommt hofentlich den Job. Mode ist absolut magisch in ihrer Wirkung auf uns Menschen. Wie wichtig ist Mode für Sie persönlich? Sehr wichtig. Ich trage eigentlich immer unseren allerneusten Print. Morgens gehe ich in mein privates Gym. Danach bin ich elektrisiert und suche meinen Look aus. Ich bin immer so gekleidet, dass ich jederzeit auf eine Party gehen könnte, auch wenn ich den Tag zu Hause verbringen will. Nur die Heels lasse ich in dem Fall eventuell weg. Wenn ich ins Oice gehe, gebe ich mir noch mehr Mühe, schließlich muss ich mich den Blicken meines Teams stellen. Meist gibt es ein „Wow, das sieht toll aus!“. Wenn das Team still bleibt, weiß ich, dass es ein Problem mit meinem Look gibt. Meist inde ich es dann auch gleich selbst. Sie gehen jeden Tag ins Gym. Sind Sie in allen Bereichen so diszipliniert? Ich bin ich extrem organisiert und präzise. Das war nicht immer so – aber ich musste es ja werden. In meiner Jugend war ich eher verplant, aber ich habe meine Angelegenheiten trotzdem irgendwie hinbekommen. Aber dann hat sich ja mein ganzes Leben geändert. Plötzlich hatte ich die ganze Firma auf den Schultern. Ich stand jahrelang neben Gianni, aber er war der Frontman. Und ich habe nicht realisiert, wie schmerzhaft diese Position sein kann. Unter dem Spotlight zu stehen und die ganze Zeit kritisiert zu werden. Als ich dann plötzlich in die gleiche Situation kam, war ich ziemlich überwältigt. Deswegen musste ich ganz schnell disziplinierter werden. Diese Zeit muss sehr hart für Sie gewesen sein. Ich war völlig verloren, als Gianni ermordet wurde. Es hat mich sehr verändert. Eine schreckliche Zeit und eine unglaublich schwierige Situation, um erstmals Mode selbst zu entwerfen. Schon anderthalb Monate, nachdem Gianni von uns ging, waren die Schauen. Ich wusste, dass mich jeder beobachtet. Dass niemand denkt, dass ich es schaffen würde. Ich habe selbst nicht gedacht, dass ich es schafen würde. Aber ich wollte es wenigstens versuchen. Der Schmerz war so groß, dass ich in den ersten Jahren viele Fehler gemacht habe und das auch wusste. Aber irgendwann hatte ich wieder die Kraft, diese Fehler zu korrigieren. Ich ing an, etwas Selbstvertrauen zu entwickeln und auf meine eigene Stimme zu hören. Ich begrif, dass ich zwar immer an Giannis Seite war, aber am Ende eben eine Frau bin, und er war ein Mann. Unsere Sicht auf Mode ist eine andere. Irgendwann wurde mir klar, dass ich nicht wie Gianni sein muss. Gianni war einzigartig. Ein unglaublicher Künstler. Man kann uns beide einfach nicht vergleichen. Er war ein Genie. Punkt!
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VERSACE
Hemd, 595 € Top, 545 € Hemd, 990 €
V E R SAC E , V E R SAC E , V E R SAC E ! D I E W I N T E R - KO L L E K T I O N I S T A L L E S , W O F Ü R W I R D A S H AU S L I E B E N : L AU T, S E X Y, L U X U R I Ö S FOTOS: GIAMPAOLO SGURA 88
STYLING: TOBIAS FRERICKS GQ. DEZEM BER 2018
Anzug, Preis auf Anfrage Pullover, 990 € Hemd, Preis auf Anfrage Jacke, 1 895 € Pullunder, 695 € Hose, 660 € Sakko, 1 800 € Hose, 2 495 €
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VERSACE SPITZMARKE
Fotos: Fill this out
Pullover, 995 € Jeansjacke, 1 595 € Hemd, 595 €
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Trenchcoat, 3 100 € Ledermantel, 9 995 € Hemd, 990 € Pullover, 995 € Hose, 695 €
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VERSACE Sakko, Preis auf Anfrage Pullunder, 695 € Hemd, 550 € Hose, 2 795 €
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Ledermantel, 9 995 € Hemd, 595 € Top, 545 € Hose, 2 095 € Jeansjacke, 1 500 € Hemd, 890 € Rock, 1 750 € Hemd, 1 195 € Hose, 750 €
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VERSACE Mantel, 2 995 € T-Shirt, 390 € Kleid, Preis auf Anfrage
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Jacke, 1 895 € Jeansjacke, 1 750 €
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Diese Seite T-Shirt, 390 € Rock, 4 500 € Jacke, 1 895 € Hose, 695 €
Linke Seite Hemd, 1 195 € Hemd, 545 € Top, 595 € Hemd, 3 995 €
GROOMING: Andrew Guida/ close up; MAKE-UP: Cosetta Giorgietti/Close up; MANIKÜRE: Roberta Rodi; MODELS: David Trulik/Independent MGMT, Ariel Rosa/ Independent, Heitiarri/Brave Models, Mor Mbaw/Independent, Alexis Meziani/Urban MGMT, Jjonas Barros/IMG; CASTING: Simone Bart Rocchietti, Irene Germano; DIGI OPERATOR: Giuliano Carparelli; FOTO ASSISTENZ: Filippo Tarentini, Luis Vera Lopez; STYLING ASSISTENZ: Susanna Roder; GROOMING ASSISTENZ: Mara Li Quadri; MAKE-UP ASSISTENZ: Veronica Ospina
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ICONS
1 Geox 130 € 2 Moncler 785 € über mrporter.com 3 Gucci 850 € über matches fashion.com
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BOOTS−TOUR Very High Fashion! Erst entdeckte die Mode Trekking-Sandalen, dann Wanderschuhe – jetzt wird der Outdoor-Trend mit Hiking-Boots auf den Gipfel getrieben! Inklusive rutschfester XXXXXL-Gummisohlen und superrobuster Nylon-Senkel. Die Teile passen zu Utility-Outits genauso wie zu Denim oder – als krasser Kontrast – zur eleganten Wollhose im Oice. Für den steilen Weg nach ganz oben. 98
FOTO
MICHELE DI DIO
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STYLE
FASHION NEWS
Weekender, 1 840 €
Fotos: Courtesy of Louis Vuitton, Getty
LOUIS VUITTON
Schuhe, 590 €
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Kein Stern strahlt momentan heller im Fashion-Universum. Nach der gefeierten Menswear-Kollektion im Juni präsentiert Virgil Abloh jetzt seine Vision für die wichtige Accessoire-Sparte des Labels, die Monogram Galaxy Collection (seit 2.11. erhältlich). Bei diesen vier neuen Taschen-Designs prangt das LV-Monogramm auf Leder, das Abloh mit Fotos vom Weltraum bedrucken ließ. Auch auf Klassikern wie der Keepall und dem Horizon gibt es leuchtende Planeten und intergalaktischen Nebel. Für das GalaxyGalore-Outit hat Abloh noch zwei Sneakers, einen Gürtel und einen Denim-Look gestaltet. Auf die Gefahr, dass sich unsere Portemonnaies in schwarze Löcher verwandeln: einmal ALLES bitte!
Vom Architektur-Studenten aus Chicago zum Kreativchef eines der traditionsreichsten französischen Luxushäuser – und das in nur zwölf Jahren. Virgil Ablohs Karriere ist in der Modegeschichte einzigartig
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STYLE
FASHION NEWS SHAYNE OLIVER × COLMAR A.G.E. Während sein eigenes Label Hood By Air auf Eis liegt, arbeitet Shayne Oliver, der collaborator-in-chief unter den Designern, erneut mit einer Traditionsmarke zusammen. Nach Helmut Lang, Longchamp und Diesel bringt das Streetwear-Genie aus Brooklyn seine Style-Expertise aktuell bei Colmar ein, dem italienischen Spezialisten für Skibekleidung. Und Mr. Oliver beweist ein exzellentes Gespür für Schnee, denn das Ergebnis ist eine Winter-Kollektion mit innovativen Silhouetten und einem abgefahrenen Stilmix aus Western, Sci-Fi und Skiurlaub in Aspen.
GUCCI
Jacke, 730 €, Hose, 450 €, Tasche, 275 €
Vom antiken Rom bis in die 80er: Die Alessandro Michele Cruise Collection ist ein Ritt durch die Stilgeschichte, jetzt kommt sie in die Stores. Sehr schön: die dazugehörige Kampagne, in der Harry Styles in ausladendem Seventies-Tailoring und mit güldenem Lorbeerkranz mit Tierbabys spielt.
HERNO Fotos: Courtesy of Shayne Oliver x Colmar A.G.E., Gucci, Herno
Die Experten für LuxusOuterwear vom idyllischen Lago Maggiore feiern ihr 70. Jubiläum. Aus diesem Anlass gibt es eine limitierte Birthday Collection, darunter dieser Trenchcoat, auf dem sich die HernoMitarbeiter mit persönlichen Botschaften verewigt haben.
Mantel, 1 000 €
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UHREN
ZEIT FÜR BLACK TIE! Ob Dinner, Oper oder Gala-Event: Diese sechs Uhren veredeln Ihren Look bei festlichen Anlässen
+ Manschettenknöpfe, 280 € Prada über mrporter.com
Seit exakt 50 Jahren ist die „Ellipse d’Or“ Teil der PatekKollektion. Zum Jubiläum präsentierte die Genfer Manufaktur das Modell als Referenz 5738R in einer roségoldenen Variante mit ebenholzfarbenem Ziferblatt mit Sonnenschlif. Das Design der Uhr ist inspiriert von den Regeln des Goldenen Schnitts mit den perfekten Proportionen im Seitenverhältnis 1:1,6181. Automatikwerk, 27 750 Euro
Feuerzeug, 365 € S. T. Dupont
REDAKTION
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MARCO NIKOLAJ RECHENBERG
FOTOS
ANDREAS ACHMANN
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UHREN
+ Die „Seamaster Olympic Games Gold Collection“, hier in ihrer weißgoldenen Ausführung, begeistert mit ihrem gelungenen Vintage-Look. Das gewölbte Ziferblatt der Uhr ist aus Email gefertigt und das Gehäuse mit 39,5 Millimeter Durchmesser für fast jedes Handgelenk perfekt proportioniert. Antimagnetisches Automatikwerk, 17 400 Euro
Die „Tank“, in diesem Fall das Modell „Solo XL“, ist eine Ikone unter den Dress Watches – und mit den römischen Zifern, gebläuten Zeigern und dem Cabochon auf der Krone typisch Cartier. Das versilberte Ziferblatt verleiht der Uhr einen besonders zeitlosedlen Look. Automatikwerk, 3 250 Euro
Geldklammer, 180 € Cartier
Ein Modellname der hält, was er verspricht: Die „Classic“ aus 18 Karat Gelbgold fällt mit ihren dezenten römischen Zifern und stabförmigen Zeigern am Handgelenk jedes Gentleman angenehm auf. Extrem gelungen ist auch die dezente Integration der Datumsanzeige auf dem großzügigen Ziferblatt. Automatikwerk, 8 660 Euro
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UHREN
+ Hemd, 355 € Turnbull & Asser Manschettenknöpfe, 240 € Montblanc beides über mrporter.com
So zurückhaltend gestaltet und doch ein absoluter Showstopper! Mit einem Durchmesser von 36 Millimetern ist die „La Grande Classique de Longines“ eine perfekte SmokingUhr. Das rotgoldfarben PVD-beschichtete Gehäuse ist zierlich, das weiße Ziferblatt mit seinen 13 Indizes Minimalismus in Perfektion. Quarzwerk, 1090Euro
Die „Heritage Petite Seconde 2018“ legt ebenfalls Wert auf eine unaufgeregtdezente Optik, mit der kleinen Sekunde und den Zifern präsentiert sie sich allerdings eine Nuance sportlicher. Das Design ist dabei inspiriert von einem Vintage-Modell aus dem Jahr 1943, auch das Markenlogo auf dem Ziferblatt wurde dem historischen Vorbild angepasst. Automatikwerk mit Handaufzug, 980 Euro
PRODUKTION: Georg Khittl, SET-ASSISTENZ: Özgün Turgut
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UHREN Links 150 Gäste folgten der Einladung zum Gala-Dinner in den Abbey Road Studios Unten Das historische Plakat zeigt Uhren mit dem Malteserkreuz, dem ikonischen Symbol von Vacheron Constantin, das auch auf den „Fiftysix“Uhren zu finden ist
Die Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin stellte in den legendären Abbey Road Studios ihre „Fiftysix“-Kollektion vor TEXT
CHRISTOPH EISENSCHINK
Barfuß und tief über einen schwarzen Flügel gebeugt, sitzt der britische Singer-Songwriter Benjamin Clementine auf der Bühne. Mit seiner stattlichen Größe von fast zwei Metern wirkt es so, als wäre er dem Instrument ein ganzes Stück entwachsen. Unter dem grau karierten Zweireiher, den er an diesem Abend trägt, blitzt seine bloße Brust hervor; das schwarze Haar hat er zu einer kunstvollen Tolle aufgetürmt. „London, London, London is calling you!“ – mit markerschütterndem Tremolo schmettert Clementine den Refrain des Songs „London“ aus seinem dritten Album „At Least for Now“ durch das gigantische Studio One, das größte Tonstudio der Welt, an der vielleicht berühmtesten Adresse der Musikgeschichte: 3 Abbey Road, London. Clementine ist das Gesicht der neuen Kampagne „One of not many“ der Genfer 116
Die „Fiftysix Automatik“ mit einem 40-mmEdelstahlgehäuse und einem Armband aus Alligatorleder. Das Modell wird von einem Manufakturkaliber angetrieben. Die arabischen Ziffern und Stundenindizes sind aus 18-karätigem Weißgold gefertigt. 11 500 Euro
Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin. Deren Ruf nach London zum exklusiven Privatkonzert mit anschließendem Gala-Dinner folgten 150 internationale Gäste, um den Launch der „Fiftysix“-Uhrenkollektion und die neue Kreativpartnerschaft zwischen dem Schweizer Haute-Horlogerie-Maison und den Abbey Road Studios zu feiern. Beide Unternehmen blicken auf eine lange Geschichte zurück. Vacheron Constantin, 1755 von Jean-Marc Vacheron gegründet, ist die älteste Uhrenmanufaktur der Welt, die in ungebrochener Tradition Zeitmesser von höchster Qualität fertigt. Technische Errungenschaften des Hauses wie der Pantograph, mit dem erstmals exakt identische Uhrenkomponenten für eine serielle Produktion hergestellt werden konnten, revolutionierten die Uhrmacherkunst. Bei den Abbey Road Studios, die 1931 eröfnet wurden, erinnert schon der Eingangsbereich an den Mythos, der diesen Ort umgibt. Auf dem kleinen Treppenaufgang, der zu einer hellen Holztür führt, saßen am 8. August 1969 die Beatles und warteten auf den Fotografen Iain MacMillan, der am gleichen Tag eines der ikonischsten Bilder der Musikgeschichte aufnehmen sollte: das Album-Cover zu GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Courtesy of Vacheron Constantin
COME TOGETHER!
UHREN
Links Das zehn Meter hohe Studio One erstrahlt in intensivem Blau
„Abbey Road“, auf dem die Bandmitglieder den Zebrastreifen vor den Studios überqueren. Nach der Eingangstür führt ein schmaler Gang vorbei an Studio Three, in dem die Band Pink Floyd „Dark Side of the Moon“, das drittmeistverkaufte Album aller Zeiten, aufnahm und Amy Winehouse zusammen mit Jazz-Legende Tony Bennett ihren letzten Song, das Duett „Body and Soul“, einsang. Über eine verwinkelte Treppe gelangt man ins Untergeschoss, wo sich Studio Two beindet – der Ort, wo die Beatles den Großteil ihrer Alben aufnahmen und Adele den James-Bond-Titelsong „Skyfall“ sang. Daneben: Studio One, das Platz für ein Symphonieorchester in voller Besetzung inklusive Chor, bietet. In den Anfangsjahren des Studios spielte der britische Komponist Edward Elgar hier seine Werke ein. In der jüngeren Vergangenheit entstanden einige der epischsten Hollywood-Soundtracks in Studio One – etwa die Musik zum ersten Indiana118
ABBEY ROAD: MAGISCHER ORT DER POPMUSIK
1931 öffnete das Tonstudio in einem schlichten Townhouse in St. John’s Wood, London, Die Beatles (hier 1964) nahmen mit Ausnahme von „Let It Be“ all ihre Alben hier auf und machten Abbey Road zur Legende – vor allem mit dem gleichnamigen Album von 1969. Viele große Musiker, darunter Pink Floyd oder Kate Bush, nahmen hier auf.
GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: xxpool, Courtesy of Vacheron Constantin
Oben Der britische Sänger Benjamin Clementine performt „Eternity“, die erste Co-Produktion von Vacheron Constantin und den Abbey Road Studios
Jones-Film „Jäger des verlorenen Schatzes, zur „Herr der Ringe“-Trilogie oder zuletzt zum Marvel-Hit „Black Panther“. An diesem Abend sitzen hier jedoch keine Orchestermusiker, sondern Journalisten und Freunde des Hauses Vacheron Constantin an runden, mit Schallplatten und Blumen geschmückten Tischen. Der Raum ist abwechselnd in rötliches und blaues Licht getaucht, und an der zehn Meter hohen Decke hängen riesige Plakate, die neben den Konterfeis von Künstlern, die an der Abbey Road wirkten, Bilder der neuen „Fiftysix“-Uhren zeigen. Die jüngste Linie von Vacheron Constantin – bestehend aus einer Automatik ohne Komplikationen, einem Modell mit Tages- und Datumsanzeige, einem mit Vollkalender und Präzisionsmondphase und einem Tourbillon – ist von einem historischen Modell inspiriert: der Reference 6073, der ersten Automatikuhr des Hauses aus dem Jahr 1956. Über ein Werk mit Automatikaufzug verfügen die „Fiftysix“-Uhren ebenfalls, aber es sind in erster Linie gestalterische Details, die an die 6073 erinnern: das abgekantete Kristallglas und das Malteserkreuz, das prominent auf der Krone, den Bandanstößen und bei dem Modell in Edelstahl als halbes Kreuz an der Faltschließe zu inden ist. Das erste Ergebnis der Partnerschaft zwischen den Abbey Road Studios und Vacheron Constantin erklingt noch am selben Abend. Zum Abschluss seines Konzerts singt Benjamin Clementine den Song „Eternity“, eine Koproduktion beider Unternehmen. Aufgenommen in – wie könnte es anders sein – Studio Two, Abbey Road, London.
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2018
ST YLE ICON
ORLANDO
BLOOM INTERVIEW: ESMA ANNEMON DIL FOTOS: CEDRIC BUCHET STYLING: TOBIAS FRERICKS
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Smoking, 5 000 € Hemd, 345 € Fliege, 150 € Ralph Lauren Purple Label
ORLANDO BLOOM
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GQ. DEZEM B ER 2018
Diese Seite Hemd, 850 € Prada Linke Seite Jacke, 4 900 € Hose, 490 € Fendi T-Shirt, 60 € Schiesser
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ORLANDO BLOOM
Wir haben den Hollywood-Star in der coolsten Fashion der Saison inszeniert. Im Interview spricht Orlando über Macht, Missstände und das Leben als Kampf – und verrät, warum wir alle ein Menschlichkeits-Upgrade brauchen
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Orlando Bloom entschuldigt sich erst mal für seinen Jetlag. Seinen Gefühlszustand beschreibt er mit „bamboozled“: total verpeilt. Gerade war er noch in London, am Vorabend ist er spät in L.A. gelandet, dann früh aufgestanden, um seinen Sohn in die Schule zu bringen. Und jetzt ist gleich wieder Koferpacken dran für den nächsten Trip. Bloom führt ein hochtouriges, atemloses Leben – wie ein Getriebener. Das letzte Interview mit GQ gab er Anfang des Jahres sogar im Auto auf dem Weg zum Flughafen. Jahrelang hat er sich sehr um seinen Nachwuchs gekümmert und nicht so sehr um seine Karriere. Doch jetzt, da Sohn Flynn aus seiner geschiedenen Ehe mit Supermodel Miranda Kerr sieben ist, startet der 41-Jährige wieder voll durch. In Tschechien drehte er die Amazon-Serie „Carnival Row“, in Kanada den Science-Fiction-Film „Needle in a Timestack“, in Bulgarien den Taliban-Thriller „The Outpost“. Außerdem wurde er im Sommer in London als Theaterstar gefeiert für seine Performance als Auftragsmörder in „Killer Joe“. Aufsehen erregte besonders eine Szene, in der er die Hosen herunterlässt. Bloom postete ein Teaser-Promovideo auf Instagram, worauf On-/Of-Girlfriend Katy Perry kommentierte: „I need a season pass for that ass.“ (Etwa: Ich hätte gern ein Abo für diesen Po. )Das konnte man so interpretieren, dass Perry nach einer längeren Beziehungspause wieder großes Interesse an Bloom hat. Und ja, es scheint ganz so, als wäre aus of nun wieder on geworden… 124
Als Sie sich kürzlich mit Katy Perry auf dem Red Carpet zeigten – war das die Celebrity-Version von Seinen-Beziehungsstatus-bei-Facebook-Ändern? In dem Fall war es eher eine spontane Aktion. Wir waren in Monte Carlo auf einem Event, bei dem es um den Schutz der Meere ging. Der Gastgeber Prinz Albert und seine Frau haben uns gefragt, ob wir zusammen ein Foto machen wollen. Katy und ich haben uns angeschaut und sofort Ja gesagt. Das war eine Frage des Respekts. Sie haben mal gesagt, dass es für Männer nicht sehr kompliziert ist, sich einfach nur anständig zu verhalten. Hat die Umbruchstimmung des letzten Jahres dennoch etwas in Ihnen ausgelöst? Absolut. Ich bin ja in dieser alten Welt mit all ihren Anmaßungen und Ungerechtigkeiten groß geworden, und auch wenn man einen guten Anstands-Radar besitzt, verinnerlicht man doch manche Vorurteile, vielleicht auch unbewusst. Es ist ziemlich unangenehm, solche Gedankenmuster bei sich selbst oder Freunden zu beobachten. Umso wichtiger, dass wir auf Missstände laut und hartnäckig aufmerksam machen. Dann bekommen wir alle mit, dass es Zeit für ein Menschlichkeits-Upgrade ist! So wie beim iPhone, da muss man ja auch alle zwei Monate die Software auf den neuesten Stand bringen. Im Moment scheint die Welt von Horrornachrichten beherrscht zu werden: überall Ausgrenzung, Ignoranz, Machtstreben, Gewinnmaximierung… Was wir gerade erleben, ist schockierend. Man kann nur hofen, dass die vielen schlimmen News ein Zeichen des letzten Aubäumens der alten Garde sind, die sich an Privilegien klammert, während das Machtgefüge durch Frauen und jüngere Generationen aufgebrochen wird. Wir wollen uns nichts mehr vormachen lassen! Aber das Alte lässt sich nicht ohne Kampf ablösen. Haben Sie das Video von Childish Gambinos Song „This is America“ gesehen, in dem es um Wafengewalt und Rassismus geht? Ja. Das wurde, glaube ich auf der ganzen Welt viel beachtet. Überhaupt scheint es, dass afroamerikanische Musiker, Schauspieler und Künstler jetzt mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen. Einer Ihrer Favoriten, Kendrick Lamar, hat den Pulitzer-Preis gewonnen… Das ist im Allgemeinen und Besonderen bemerkenswert und absolut verdient. Lamars Texte sind eine moderne Form von Poesie. Unglaublich, wie klischeefrei und nuanciert er seine Gedanken ausdrücken kann. Es gibt gerade viele neue Alben, die ich interessant inde – von Tyler, the Creator, Frank Ocean, Kanye West und Eminem, dessen Evolution seit den Neunzigern unglaublich spannend ist. Was wir jetzt begreifen, ist, dass nicht nur eine formale Ausbildung zu großem Erfolg führen kann, sondern auch alternatives, projektbezogenes, auf Leidenschaft und Begeisterung basierendes Lernen. Der klassische Weg produziert sogar eher selten wegweisende Arbeit. Man darf sich nicht von einer vermeintlichen Schwäche oder Benachteiligung unterdrücken lassen, sondern sollte das als Chance verstehen und in eine Stärke verwandeln. Eine wichtige Erkenntnis, besonders für mich als Legastheniker. GQ. DEZEM B ER 2018
Pullover, 555 € Lederhose, 1 675 € Neil Barrett
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Dinnerjacket, 3 440 € Smokinghose, 1 540 € Hemd, 585 € Fliege, 180 € Tom Ford Schuhe, 490 € Church’s
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ORLANDO BLOOM Sie haben ein ausgeprägtes Gespür für alles, was mit Kultur zu tun hat. Und für Mode. Welche Art von Fashion-Piece löst bei Ihnen ein Verlangen aus? Das ist eine interessante Frage. Warum begehren wir das eine, aber nicht das andere? Warum baut man überhaupt eine Bindung zu Dingen auf und fühlt Sinnhaftigkeit beim Auswählen und Sammeln von Sachen? Und warum wird etwas zu Mode? Denken Sie manchmal darüber nach, wieso viele Menschen gleichzeitig einen Stil oder eine Farbe plötzlich wieder interessant inden? Nach dem Motto: Oh, die rosafarbenen Hemden, die mein Vater seit Jahrzehnten trägt, sind eigentlich ganz cool, und fünf Minuten später sieht man sie als Trend auf dem Runway. Wie kommt so etwas? Das funktioniert wahrscheinlich so ähnlich wie Osmose. Was reizt Sie so besonders an Mode als kreativem Ausdrucksmittel? Ich bin in London aufgewachsen, umgeben von Punks, Mods, Rock-Style. Als ich jung war, habe ich bei R. Newbold gejobbt, einem Label, das zu Paul Smith gehört hat. Mode hat mich schon immer fasziniert. Sie relektiert Bewegungen in der Gesellschaft, und gleichzeitig trift man beim Kauf Entscheidungen für Dinge, die den Körper berühren, die kommunizieren, was man über sich selber denkt, wer man sein will, was man gerade fühlt. Können Sie Ihren Stil beschreiben? Eigentlich nicht. Ich entwickle mich ja immer weiter. Ich mag Neil Barrett. Motorcycle Gear, Street- und SkaterStyles, Sneakers. Marken wie Supreme, Palace und jetzt besonders Thames. Manche Marken habe ich erst in diesem Jahr beim Shooting für GQ Style entdeckt, zum Beispiel Martine Rose. Der chinesische Designer Ziggy Chen ist phänomenal. Und natürlich japanisches Design, die Looks, die man sieht, wenn man durch Tokio läuft, sind fantastisch. Lassen Sie sich generell von Orten beeinlussen? Absolut. Ich nehme immer etwas von dem Vibe auf, der mich gerade umgibt. Als ich im Januar meinen Geburtstag mit Freunden in Marokko gefeiert habe, sind wir Djellabas einkaufen gegangen, genauso war es letztes Jahr in Tulum, wo wir sehr coole Jacken gefunden haben. Dieses Jahr habe ich es am letzten Tag zum Burning-Man-Festival geschaft, um die Statue brennen zu sehen, und da trägt man ja auch sehr abenteuerliche Sachen. Ich war Gast des Camps „Valley of the Moons“ und hatte einen schwarzen Jumpsuit mit Lichtern an. Gibt es Kleidung, die Sie absolut schrecklich inden? So sehe ich Mode überhaupt nicht. Wenn es jemandem gefällt, kann ich alles respektieren. Das mag ich an den Kids heute, sie sind viel toleranter. Mädchen können sich maskulin kleiden und Jungs feminin, es gibt keine Regeln mehr. Die Mode relektiert diese Ofenheit. Ein Mix von allem, austauschbar und lüchtig, ein endloser Strom von schnellen Mikrotrends und Zeitlosem. Obwohl ich so gern shoppe, bin ich dennoch gerade in einer Phase, in der ich vor allem Sachen loswerden will. Vielleicht habe ich das Alter erreicht, in dem man sich von Materiellem befreien will – weil man realisiert, dass die Dinge, die man besitzt, einen umgekehrt auch im Grif haben. Dein Eigentum besitzt dich. Was glauben Sie, sehen nur Sie das so – oder entspricht diese Denkweise dem Zeitgeist? 130
Ich habe das Alter erreicht, in dem man sich von MATERIELLEM befreien will – weil man realisiert, dass die Dinge, die man besitzt, einen auch im Griff haben. DEIN EIGENTUM besitzt dich Wir alle spüren, dass wir ferngesteuert leben. Auch was unsere unbändige Lust auf Zucker angeht. Ich habe neulich den Dokumentarilm „Sugarland“ gesehen, der zeigt, wie die Ernährung in der westlichen Welt Menschen abhängig macht. Das kann man auf jede Art von impulsgesteuertem Konsumwahnsinn übertragen: Man ist immer auf der Jagd nach der nächsten Dosis, wird aber nie glücklich oder satt. Trotzdem fallen wir alle immer wieder darauf herein, weil die Werbung uns das lang genug eingetrichtert hat. Ich habe das Gefühl, dass jüngere Generationen das besser im Grif haben. Beobachten Sie das schon bei Ihrem siebenjährigen Sohn? Ja, er wirkt sensibler, wenn es um Umwelt und Gesellschaft geht. Die Kinder in seinem Alter sind besonnener, weniger impulsiv und scheinen anders über ihr Handeln nachzudenken. Oft wünscht er sich statt materiellen Geschenken, etwas gemeinsam zu erleben, ein Auslug, ein Konzert, was auch immer ihn gerade interessiert. Vielleicht ist es so: Wer in den 80ern und 90ern aufgewachsen ist, hat noch die volle Ladung Hedonisten-Werbung abbekommen – und mit dem Komfort von One-Klick-Shopping gerät das Ganze jetzt außer Kontrolle … Ist da was dran? Wir sind eine Generation, die analog aufgewachsen und dann enthusiastisch in alle neuen Technologien hineingestolpert ist. Statusdenken und Materialismus trafen ungebremst auf Social Media. Bevor man jemanden richtig kennenlernt, checkt man: Wie gut scrollt sich sein Leben? Also versuchen wir, uns auf eine bestimmte Art zu präsentieren. Dazu gehört: Wie sehe ich aus, was konsumiere ich wo? Ich bin im England der Thatcher-Ära aufgewachsen. Das oberste Ziel war damals, Erfolg zu haben, um viele Statusobjekte anhäufen zu können. Je glanzvoller die Dinge, desto besser die Relexion des Selbst. Es ist nur so: Diese Rechnung geht am Ende nicht auf. Das Innere des Menschen braucht eine andere Form von Nahrung. Gibt es trotzdem bei Ihnen „FOMO“-Momente … Also: Haben Sie manchmal panische Angst, etwas zu verpassen? Ich hofe, dass ich aus diesem Gefühl herausgewachsen bin. Erfolg und Zufriedenheit führen zu einem siegreichen Leben. Das heißt, es geht darum, für und gegen sich selbst zu gewinnen. Wenn man glaubt, man müsse sich im Wettstreit mit irgendwelchen Gegnern, Kollegen, Freunden oder Nachbarn beweisen – das ist ein Trugschluss, der psychisch und gesellschaftlich zu Problemen führt. Zum Schluss eine Frage an Sie als Frequent Traveller. Wie packt man am besten, haben Sie da einen Tipp für uns? Mehr ist mehr, und viel ist zu viel. Wenn ich am Flughafen vor meinen ganzen Gepäckstücken sitze, muss ich immer an einen Spruch meiner Mutter denken: „Wer leicht reist, reist weit.“ Aber stattdessen bin ich jetzt wieder mit drei großen Taschen nach London gelogen und mit vier Taschen zurückgekommen, weil ich unterwegs so viel gekauft habe. Es war seit Langem mein erster Trip nach London. Ich ging durch Soho, vorbei an Läden mit Sachen, die man sonst nirgendwo bekommt. Da musste ich manchmal einfach anhalten. Ich will immer ganz spezielle Dinge inden. Das ist eine Schwäche von mir. GQ. DEZEM B ER 2018
Lederjacke, Preis auf Anfrage Balmain T-Shirt, 60 € Schiesser Hose, Preis auf Anfrage Dolce & Gabbana
GROOMING: Karen Adler; DIGITAL-TECH: Bruno Conrad; EXECUTIVE PRODUCER: Laura Grant-Evans; PRODUCER ON SET: Andy Luck; FOTO-ASSISTENZ: Tex Bishop, Joshua Tarn; STYLING-ASSISTENZ: Georgia Medley, Sophie Casha
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DER STILFLIEGER VON TOBIAS FRERICKS
Unser Fashion Director ist ständig unterwegs in Sachen Mode. Hier gibt er Tipps für ein Leben mit Stil. Diesmal: warum man jetzt auch im Winter dringend kurze Hosen tragen sollte.
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1 Tolles StatementPiece: Ich liebe den Camo Combo Scarf von Gosha Rubchinskiy! (96 Euro, über dover streetmarket.com) 2 Ich bin bereit fürs neue Jahr – mit diesem Wandkalender des großartigen Magazins „Toiletpaper“ mit Bildern von Martin Parr. 3 Die Retrospektive „Robert Mapplethorpe: Pictures“ ist für mich ein Grund, nach Portugal zu fliegen: 159 Werke des Genies, darunter frühe Collagen und Polaroids (Museu de Serralves, Porto, bis 6.1.)
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Fotos: privat, Courtesy of Robert Mapplethorpe Foundation, Toilet Paper, Gosha Rubchinskiy
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Während Sie diese Zeilen lesen, steht eines mit ziemlicher Sicherheit fest: Ich trage gerade Shorts. Auch im November, auch in unseren Breitengraden. Denn kein anderes Thema in der Mode begeistert mich zurzeit so, wie es weit geschnittene Hosen tun, die gerade eben das Knie bedecken und an Pfadfinder oder die Uniformen amerikanischer Postboten erinnern. Sie machen in meinen Augen aus so gut wie jedem Look ein Statement und sind dabei nicht nur fashion forward, sondern auch tatsächlich attraktiv – diese beiden Qualitäten müssen bekanntlich nicht zwingend Hand in Hand gehen. Der Kurze-Hosen-Look kommt aus der Streetwear und wurde in dieser Saison in den Kollektionen einiger Designer zugespitzt – und zwar so überzeugend, dass ich mich fast spießig fühle, wenn ich doch mal lange Hosen anziehe! Und was, wenn der Winter so richtig einbricht, mit Schnee und Minusgraden? Dann ziehe ich einen dicken Mantel drüber und Gym-Leggins drunter!
CARE LIFE TECH
R E DA K T I O N ————
C O N STA N T I N H E R R M A N N
F OTO ————
A N D R E A S AC H M A N N
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SEX BOMB Wer seinen Ärger in der Beziehung immer nur runterschluckt statt ihm Luft zu machen, der verspürt weniger Lust auf Sex, sagen Forscher. Parfümeur Kilian Hennessy will helfen und zündet eine olfaktorische Bombe: „Adults“ ist ein polarisierender Unisex-Duft mit Feigenmilch, Zedernholz und Hedion – dem ersten Geruchsstof, der nachweislich menschliche Pheromonrezeptoren anspricht. Was dann passiert? Das Hedion sorgt für sogenannte reziproke Verhaltensweisen – den Austausch verbaler und körperlicher Kommunikation. Ist beim Streiten und beim Versöhnungssex ja nicht das Schlechteste. „Adults“, by Kilian, 125 €, nur bei Douglas
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EIN PERFEKTER BEGLEITER Zu festlichen Anlässen gehört er dazu. Aber Champagner kann noch viel mehr! Hier verrät Krug-Chefin Margareth Henriquez, warum man ihn unbedingt zum Essen trinken sollte – am Besten zum Lunch! INTERVIEW
CLARK PARKIN
Madame Henriquez, Champagner gilt als der klassische Aperitif vor dem Essen. Sie wollen das ändern. Warum? Weil Champagner auch ein hervorragender Essensbegleiter ist. Die Champagne hat ein hausgemachtes Image-Problem: Er wird nur mit festlichen Anlässen assoziiert. Andere Getränke konnten sich komplett neu positionieren. Wodka war einmal ein Getränk für arme Menschen, Tequila hat sich von einem billigen Schnaps der mexikanischen Arbeiter zu einem Lifestyle-Getränk entwickelt. Selbst Wein ist vom funktionalen Speisebegleiter zum Luxusprodukt mit eigener Erlebniswelt geworden. Alle Kategorien haben sich im Lauf der Geschichte verändert, nur Champagner nicht.
DREI GQ− FAVORITEN Krug Grande Cuvée 120 Weine aus über zwei Jahrzehnten werden zur Cuvée assembliert. Die ID auf dem Etikett verrät, aus welchem Jahr die Flasche stammt. Ein Champagner mit Reifungspotenzial. 165 €
Krug Clos du Mesnil 2002 Jahrgangs-Champagner aus einer Einzellage mit 100 % Chardonnay in Mesnil-sur-Oger. 2015 degorgiert. Perfekt zu Hummer, Jakobsmuscheln und Zitrusaromen! 850 €
Krug Clos d’Ambonnay 2002 100 % Pinot-noirEinzellage aus einem ummauerten Garten. Grandios zu Rippensteak, Entenbrust, Maroni, gegrillten Gemüsen. 1 850 €, alle über clos19.com
Und warum ist das so? Weil man in der Champagne zu sehr an alten Traditionen festhält. Keiner würde heute noch Cognac trinken, wenn man ihn noch nach Altherrenart in großen Schwenkern trinken würde. Vor allem anderen ist Champagner erst mal ein Wein. Und die schlechteste Art und Weise, einen Wein zu verkosten, ist aus einer Flöte. Da bekommt man nichts von der Aromatik des Weines mit. Wenn sie etwa einen Krug Grande Cuvée in einer Sektlöte servieren, zerstören sie ihn. Es ist, als würden Sie mit Ohrstöpseln in die Oper gehen. Gerade Krug wird gerne als „Weinkenner-Champagner“ bezeichnet. Macht ihn das zum idealen Essensbegleiter? Eine der Besonderheiten von Krug ist es, dass die Champagnerperlen nicht auf dem Mittelgaumen, sondern erst auf dem hinteren Gaumen prickeln, die Perlage reißt die Aromen mit und multipliziert diese beim Zerbersten. Die Geschmackserfahrung ist viel intensiver. Ich glaube, insbesondere Frauen würden beim Dinner manchmal lieber einfach den Champagner weitertrinken, weil sie die harten Tannine des Weines oft nicht mögen. Aber weil der Champagner in einer Flöte serviert wurde, trauen sie sich nicht. Also muss man als Erstes das Glas verändern, um die Köpfe der Menschen zu verändern. Sie werden feststellen, dass es besser ist, Champagner aus einem Weißweinglas zu trinken. Zu welchem Essen passt Champagner am Besten? Unseren Krug Grande Cuvée liebe ich mit Austern. Er passt zu Pata-Negra-Schinken genauso wie zu 36 Monate gereiftem Parmesan. Ein Rindertatar oder Foie gras ist auch wunderbar. Neulich hatte ich dazu einen Miniwindbeutel, der mit Curry-Huhn gefüllt war. Gigantisch gut! Krug Rosé und Sardellen sind großartig, die Seidigkeit des Champagners wird hervorgehoben, die Aromen der Sardellen wirken geschmeidiger. Der Rosé funktioniert besser zu pikanten Gerichten als zu Desserts. Bei Wild oder Lamm kann er es mit jedem Rotwein aufnehmen. Der Krug 1998er wiederum passt sensationell gut zu weißen Trüfeln, vorzugsweise als Soulé. Der 2004er ist ideal mit Kaviar. Zum 1990er ist gebackene Ananas ein Gedicht. Bei welcher Temperatur sollte man Champagner zum Essen servieren? 11, 12 oder 13 Grad sind perfekt, wie bei gutem Weißwein. Champagner wird oft viel zu kalt getrunken, aber er ist dann verschlossen und hat keinen Geschmack. So kann man ihn nicht entdecken. Aber es gibt viel zu entdecken: dass man zum Beispiel ohne Probleme drei Gläser Champagner zum Lunch trinken kann. Nach drei Gläsern Rotwein will man ja eigentlich nur noch ins Bett. Aber mit Champagner werden Sie beschwingt und energetisiert aus dem Restaurant gehen! GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Courtesy of Krug (3), Leif Carlsson für Krug, Carl Mertens, Mr. Porter, Alessi, Zalto, Moët & Chandon (2)
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WAS CHAMPAGNER LIEBHABER BRAUCHEN Wir stellen vor: Stilvolle Accessoires für echte Genießer
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„Cool Clip“ Das Flaschenthermometer in Manschettenform zeigt die perfekte Temperatur. Carl Mertens, 24,90 €
„L’Atelier du Vin“ Öffner und Stöpsel für Wein und Champagner. mrporter.com, 180 €
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„Zalto“ Mundgeblasenes Champagnerglas aus der von Weinkennern bevorzugten Glasserie. zaltoglas.at, 33 €
„Noe“ Champagnerflaschen lagert man stilvoll liegend. alessi.com, 65 €
Champagner? Muss sein. Findet auch die aktuelle Moët&-Chandon-Kampagne „Must Be“, die die denkwürdigen Momente des Lebens feiert
GE H E I M T I P P VO N G Q - E X P E RT E C L A R K PA R K I N
Es gibt Champagner, die mich so begeistern, dass ich sie aukaufe, wann immer ich sie inde. Dieser 2004er Moët & Chandon Grand Vintage (derzeit ca. 130 €) beispielsweise. 2012 degorgiert, tun ihm die sechs Jahre Reife richtig gut. In der 1,5-Liter-Magnumflasche hat er eine runde, vollmundige Eleganz entwickelt.
DRINK
SCOFFLAW
TIPP ! G Q BA R im Patrick Hellmann Schlosshotel Brahmsstraße 10 14193 Berlin
Zutaten 4,5 cl Bourbon 4 cl Bulleit Rye 2 cl Noilly Prat 1,5 cl Zitronensaft 1 cl Grenadine Zitronenzeste Zubereitung 1 Alle Zutaten in einen eisgekühlten Shaker füllen, 15 Sekunden vermischen und in eine Cocktailschale abseihen, mit der Zeste dekorieren. 2 Tipp: Drinks, die ohne Eis getrunken werden, müssen zweimal abgeseiht werden – im Barkeeper-Sprech: double strain. So landen keine Frucht- oder Eisstückchen im Glas.
TRINK−FEST Der Scolaw in „Harry’s New York Bar“ war ein Favorit der Exil-Amerikaner im Paris der 1920er-Jahre. Der Name des Drinks spielte auf die damalige Prohibition in den USA an („scof at the law“ heißt so viel wie „das Gesetz verspotten“). Das Originalrezept enthielt kanadischen Whiskey. In dieser Version von GQ-Barmanager Angelo Bonatesta trift preisgekrönter Bulleit Rye auf Zitronensaft und Grenadine. Let’s celebrate! 144
FOTO
MATTHIAS WEINGÄRTNER
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FOOD
THUNFISCHCREME
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DER KÜCHENCHEF VON PETER PRASCHL
Von Schönheit und Glück – und Thunfischcreme
Peter Praschl ist immer am Herd des Geschehens. Hier teilt er seine Gedanken über die Welt und wie sie uns schmeckt
sich in deinem Mund ausbreitet, den winzigen Widerständen, auf die deine Zähne stoßen, der Zartheit, mit der die Creme deine Zunge ein paar Sekunden lang zudeckt, ehe du schluckst. Merkst du etwas? Das ist deine Welt, und sie wird so bleiben. Es wird in ihr die Düsternis geben. Und die Großartigkeit. Die Schönheit eines einfachen Essens. Das Lachen. Den Menschen, mit dem du schläfst, und seinen Gang, wenn er sich unbeobachtet fühlt, sein Gesicht, nachdem er gekommen ist, ein paar Sekunden lang zerließt es. Die Musik. Und diese Thunischcreme. Sie ist natürlich nur ein Beispiel, aber sie ist ein gutes. Damit musst du jetzt klarkommen. Du musst den Schmerz ertragen. Und die Schönheit, das Glück. Du musst es schätzen, hüten. Du musst es teilen und andere mit ihm füttern. Die Düsternis ist groß. Es braucht Menschen, die Licht machen können. Du solltest einer von ihnen sein.
Zubereitung 1 Zwiebel klein schneiden, Eier sehr fein hacken. Die Hälfte des abgetropften Thunfischs mit der Gabel gut zerdrücken. Die andere Hälfte des Thunfischs in eine Schüssel geben, die gehackte Zwiebel, Mayonnaise, Kapern und Olivenöl dazu geben und mit einem Pürierstab grob pürieren – die Creme sollte noch ein bisschen Struktur haben. 2 Gehackte Eier und einen Spritzer Zitronensaft dazugeben, salzen und pfeffern, aber nicht mehr mixen. Zerdrückten Thunfisch mit einer Gabel einarbeiten und noch einmal abschmecken. 3 In Tramezzini oder auf Baguette essen.
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Illustrationen: Olivier Kugler, Jan Steins (Porträt)
Der Tag wird kommen, an dem du dich fragst, was das alles soll. Es wird ein fürchterlicher Tag sein, wie immer, wenn sich Dunkelheit über die Erde senkt. Man sieht keine Details mehr, nur noch das Gesamtbild, und es ist grau in grau in grau. Jahrelang hat dich das nicht gestört. Jetzt erschreckt es dich. Was, wenn es so bleibt? Ich weiß auch nicht, was dich aus deiner Ruhe wirft. Es kann alles Mögliche sein. Der Umstand, dass du mit einem Mann im Büro sitzt, der jeden Tag um exakt dieselbe Zeit aufs Klo geht (und dass du vielleicht selbst so ein Mann geworden bist). Die ewig gleichen Sätze in den Meetings. Die ewig gleichen Sätze in den Nachrichten. Die ewig gleichen Sätze bei dir zu Hause, und die Hälfte von ihnen kommt von dir. Dein Leben fühlt sich an wie eine Allergie, es juckt und nimmt dir den Atem, du kratzt dich, aber es geht nicht weg. So ein Tag wird es sein, plötzlich ist er da, und nichts hat dich auf ihn vorbereitet. Es ist, das weißt du noch nicht, weil du gelähmt in deiner Düsternis sitzt, ein guter Tag. Endlich einmal musst du dich ernsthaft fragen, was du machen sollst. Ein paar naheliegende Antworten scheiden aus: Du wirst dich nicht trennen, bloß weil dir gerade alles dunkel vorkommt. Du wirst nicht aufstehen und einfach verschwinden, es könnte nämlich sein, dass man dich braucht. Du wirst dir niemanden suchen, mit dem du dich beim Sex betäubst. Wieso solltest du jemandem zumuten, dich zu therapieren? Das musst du schon selbst tun. Hol dir erst mal ein Baguette. Brot ist immer gut. Und dann machst du dir eine Thunischcreme, es ist wichtig, dass du das selbst tust, du wirst schon merken, warum. Und dann setzt du dich hin und isst das Brot mit deiner Thunischcreme. Ganz langsam. Du schlingst nicht. Selbst wenn die Gier kommt, isst du langsam, du schmeckst Bissen für Bissen nach, dem Geschmack, wie er
Zutaten 1 Zwiebel 2 hart gekochte Eier 2 Dosen Thunfisch in Olivenöl, abgetropft 75 g Mayonnaise 2 TL Kapern 3–4 EL Olivenöl ca. 1 TL Zitronensaft Salz und Pfeffer
FOOD
JETSET FOODIE VON CLARK PARKIN
Die besten Restaurants in Zürich Kulinarisch betrachtet gab es für mich lange Zeit nur einen Grund, nach Zürich zu fahren: das am Tisch zubereitete Steak Tatar mit Wachtelei in der „Kronenhalle“. Ich habe es dort gern bestellt, um es mit meinem anderen Lieblingstatar, dem aus dem „Jahreszeiten Grill“ in Hamburg, zu vergleichen. Und dabei über die kulturelle Bedeutung dieses grandiosen Gerichts zu sinnieren, das ob seiner Konsistenz und Rohheit Schriftsteller und Philosophen von Thomas Bernhard bis Roland Barthes zu sehr lesenswerten Gedankenlügen inspirierte. Das Tatar ist heute so etwas wie die kulinarische Trademark Zürichs geworden, die man in diversen Lokalitäten immer wieder anders serviert bekommt. Seit vergangenem Jahr gibt es auch ein fantastisches Tatar in einer Filiale des High-End-Metzgers Ludwig Hatecke, dessen Niederlassungen in Scuol und St. Moritz minimalistisch wie Jil-Sander-Boutiquen sind. In Zürich ist meist sein Sohn David im Geschäft, das als „Bar Boucherie“ das Beste aus der Theke gleich zum Verzehr anbietet. Ein kräftig gewürztes handgeschnittenes Tatar natürlich, Roastbeef mit Remoulade und auf Vorbestellung auch eine Côte de Bœuf aus dem auf dem Dach aufgestellten Green Egg. Gleich ein ganzes Restaurant zum Thema Tatar hat sich Nenad Mlinarevic, Ex-Chef des „Focus“ in Vitznau, für das Globus-Kaufhaus am Bellevue ausgedacht. Im „Tatar“ gibt es das Gericht wahlweise aus knochengereiftem Schweizer Rind oder aus schottischem Lachs. Dazu bestellt man hervorragende Cocktails wie den Guerlain Sour oder den Dirty English Man – den ich mir natürlich gleich bestellen musste. Mein neues Lieblingsrestaurant 148
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für Casual Fine Dining ist jedoch ein anderes Lokal aus der Ideenschmiede von Chef Mlinarevic (der übrigens demnächst auch für das „Brenner’s Park“ in BadenBaden ein neues Konzept vorstellen wird): In der „Bauernschänke“ serviert er in einer gemütlichen Gaststube moderne Edelversionen deftiger Hausmannskost, wie das Schweinebauchgröstel mit Kopfsalat und Pickles, eine gebeizte Makrele mit Roter Bete und Miso oder ein köstliches Kinn vom Pata-Negra-Schwein mit Harissa und Spitzkohl. Für exklusives Fine Dining mit höchsten Ansprüchen reise ich gern zum „The Epicure“-Gourmetfestival von 2-Sterne-Koch Heiko Nieder im „The Dolder Grand“. In nur fünf Jahren hat sich dieses Get-together zum Plichttermin für Foodies entwickelt. Hier versammeln sich jedes Jahr 3-Sterne-Köche, diesmal war sogar ein echter Jahrhundertkoch dabei. Eckart Witzigmann stellt sich eigentlich nicht mehr selbst in die Küche. Sein Dinner mit Chef Martin Klein vom „Ikarus“ im Hangar-7 in Salzburg und Heiko Nieder war deshalb ein Höhepunkt des Festivals. Allein schon, einmal Witzigmanns Klassiker aus der legendären „Aubergine“, das Kalbstatar mit Imperialkaviar, Roter Bete und geräuchertem Stör, zu verkosten, lohnte die Anreise. Aber man kommt natürlich auch wegen der Küche von Heiko Nieder, der kürzlich erstmals mit 19 Punkten im Schweizer Gault-Millau ausgezeichnet und zum „Koch des Jahres“ gekürt wurde. Sind die Ehrungen vielleicht schon Vorboten eines dritten Michelin-Sterns im Februar? Wir drücken fest die Daumen.
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Unser Autor berichtet über die interessantesten RestaurantEntdeckungen 1 The Dolder Grand Kurhausstraße 65 thedoldergrand.com 2 Tatar Theaterstraße 12 globus.ch 3 Bauernschänke Rindermarkt 24 bauernschaenke.ch 4 Hatecke Usteristraße 12 hatecke.ch
Fotos: Courtesy of The Dolder Grand, Globus, Hatecke, Bauernschänke/Olivia Pulver
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AUTO
STREET STYLE
Mit einem Opel GT bei einer Oldtimer-Rallye Am Ende des ersten Tages vermischt sich Übermut mit einem Ehrgeiz, den man gar nicht mit an den Start gebracht hatte, zu folgender ixen Idee: Lass uns gewinnen! Ich darf an der ersten Oldtimer-Rallye meines Lebens teilnehmen, der 5. Klassik Tour Kronberg. Nie zuvor bin ich Oldtimer gefahren, wobei ich die Einladung zunächst folgendermaßen interpretiere: Ich darf als Beifahrer dabei sein. Denn die Gastgeber von Opel werden mir doch gewiss nicht einfach so eines ihrer bildschönen klassischen Automobile anvertrauen!? Die Schauspielerin Emily Cox, bekannt aus der Christian-Ulmen-Serie „Jerks“ und „The Last Kingdom“ auf Netlix, ist mit sehr ähnlichen Erwartungen ins hessische Kronberg gereist. Dort stehen wir beide nun etwas unschlüssig vor einem gelbschwarzen Opel GT aus dem Jahr 1969 und stellen fest, dass wir eben nicht einfach nur drinsitzen, sondern fahren sollen, als Team Opel GT. Im Gesicht viele Fragezeichen, in den Händen das Fahrtenbuch, in dem detailliert niedergeschrieben ist, wann man wo genau abbiegen möge: Nach 200 Metern links, dann 5,4 Kilometer bis zur großen Eiche rechts, und so weiter und so fort. Das alles ohne Navigationssystem, logisch, aber auch ohne einen Teilstreckenzähler im historischen Tacho. Dafür bekommen wir aber gleich mehrere Stoppuhren, denn schließlich gibt es noch ergänzende Zwischenprüfungen, für die auszurechnen ist, in welcher Zeit man eine bestimmte Strecke möglichst auf die Sekunde genau hinter sich bringt. Beim Ausrechnen helfen glücklicherweise die netten Menschen von Opel – vermutlich gerührt von unseren ratlosen Gesichtern. Wir rollen also mit 90 PS und Startnummer 62 erst an den Start und dann los, dabei sein ist fürs Erste alles, 150
FACTS BAUZEIT
1968 – 1973 P RODUKTION
103 463 Exemplare HUBR AU M
1 879 ccm Z YL INDER
4 L EISTUNG
90 PS
heil ankommen das oberste Ziel. Bestens gelaunt trödeln wir durch bildschöne Landschaften. Ich übernehme irgendwann mit Rücksicht auf die Müdigkeit meiner Mitpilotin das Steuer, im Opel lanieren wir durch Bacharach am Rhein, werden immer wieder überholt, lunchen in der Mainzer Fußball-Arena und lernen dort das Team des Wagens kennen, das als allerletztes, circa 40 Minuten nach uns, gestartet ist – was uns unser Schneckentempo noch einmal eindrücklich verdeutlicht. Egal, wir reisen halt, statt zu rasen. Aber am Ende von Tag eins steht trotz allem in der Zwischenwertung: Platz 19. Von mehr als 100 Teilnehmern! Jetzt begreifen wir: Es geht wirklich nicht so sehr darum, möglichst lott ins Ziel zu kommen. Wichtig sind die kleinen Prüfungen dazwischen! Und darin sind wir wohl recht gut. Unser Ehrgeiz ist geweckt! Um die Hofnung schon hier zu zerstören: Wir haben nicht gewonnen. Dafür hätte ich vielleicht nicht Emily das Steuer überlassen sollen. Was kein Macho-Spruch sein soll, ganz im Gegenteil. Denn ein Rallye-Mythos besagt ja: Das Gehirn sitzt rechts. Und von da aus navigiere ich unseren Wagen innerhalb kürzester Zeit mehrmals in die falsche Richtung. So viel zum Gehirn. Am Ende landen wir auf Platz 33. Nicht schlecht für zwei Anfänger, die nur irgendwie mitfahren wollten. Und deutlich besser als die Jungs, die mit ihrer italienischen Rennmaschine und waghalsigsten Überholmanöver aufielen. Auf einer Oldtimer-Rallye geht es darum, ein cleveres Unser Kolumnist Team zu bilden, nicht darum, schreibt hier über Erster zu sein. Wobei ich nächsaufregende Abenteuer on the road tes Jahr ja schon gern… GQ. DEZEM B ER 2018
Illustrationen: Paul Rogers, Jan Steins (Porträt)
VON ALEXANDER STILCKEN
REISE
Atmen Sie die Angst weg: Füllen Sie zuerst Ihre untere Lunge, dann die obere Lunge; atmen Sie langsam aus und entspannen dabei die Muskulatur im Gesicht, am Kiefer und in den Schultern. Und: Konzentrieren Sie sich auf das Atemgeräusch und nicht auf den Lärm um Sie herum.
A K ZEP TIEREN Je mehr Sie versuchen, die Angst zu verdrängen, desto stärker wird sie. Besser: Akzeptieren Sie das Gefühl der Furcht und packen Sie es in einen imaginären Kofer. Der Gedanke hinter diesem mentalen Trick: „Ich lasse mich von meiner Angst nicht vom Reisen abhalten, sondern nehme sie bewusst mit.“
FOK US SIEREN Denken Sie an das Ziel Ihrer Reise – an den spannenden Städte-Trip oder die guten Freunde, die Sie besuchen. Sich auf den Sinn des Flugs zu fokussieren relativiert die Angst davor.
NÜCHTERN BLEIBEN Ein paar harte Drinks betäuben zwar die Sinne, aber sie verstärken auch oft die Angst. Deshalb bitte sein lassen!
FLIEGEN SIE GUT!
INFORMIEREN
Die meisten freuen sich auf den nächsten Flug, entweder aufs Urlaubsziel oder auch aufs Lesen oder Filmgucken an Bord. Für andere gehört Abheben zum Business-Alltag. Wer aber unter Flugangst leidet (und das ist laut Umfragen jeder Dritte!), bekommt schon beim Gedanken ans Fliegen ein mulmiges Gefühl. Sie kennen das? Dann werden Ihnen diese Tipps helfen!
TIPP: R E I S E -APP
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Grundsätzlich gilt: Flugzeuge sind extrem robust! Jede Maschine ist heute so konstruiert, dass sie einer Belastung von 2,5 G widersteht (die meisten halten sogar 5 G stand). Selbst bei stärksten Turbulenzen fallen nur 0,4 bis 1,6 G Belastung an. Noch unsicher? Laden Sie sich eine App herunter, die G-Kräfte misst (z. B. „SOAR“). Die zeigt Ihnen, wie wenig Sie zu befürchten haben.
Hauptgrund für Flugangst: die Ungewissheit. Die App „SkyGuru“ beruhigt mit Fakten. Sie informiert in Echtzeit über den Verlauf des Flugs und erklärt Dauer und Stärke von Turbulenzen.
DIE FAKTEN Interview mit Sascha Thomas, psychologischer Therapeut und Flugangst-Coach Was ist Flugangst? Es gibt Menschen, die auf einem Flug heftige Turbulenzen erlebten und erst danach eine Angst entwickelt haben. Andere fühlen sich grundsätzlich unwohl dabei, Kontrolle abzugeben und vollkommen von den Piloten und dem Kabinenpersonal abhängig zu sein. Wie äußern sich die Ängste konkret? Das ist unterschiedlich. Es gibt Leute, die hatten in der Vergangenheit eine Panikattacke, also eine plötzliche Todesangst, und befürchten, das wieder zu erleben. Viele haben Angst, dass das Flugzeug wegen technischer Probleme oder menschlichen Versagens abstürzt. Die dritte Gruppe leidet unter Agoraphobie: Sie haben Angst vor Situationen, denen sie sich nicht entziehen können. Wie viele Menschen haben Flugangst? Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts 38 Prozent der Deutschen. Die Zahl umfasst allerdings sowohl Reisende, die sich dabei nur unwohl fühlen, als auch solche mit einer ausgeprägten Phobie. Die vermeiden es entweder ganz zu fliegen oder können es nur unter heftigen körperlichen Symptomen wie Schwindel, Herzrasen, Übelkeit etc. Kann aus einem Flugangstpatienten noch ein fröhlicher Frequent Traveller werden? Eine Dame aus einem meiner Seminare ist heute Flugbegleiterin. Sie ist aber eher die Ausnahme. Realistisch ist, die Angst in den Griff zu kriegen und das Vertrauen in die Fliegerei und sich selbst zu stärken. GQ. DEZEM B ER 2018
Foto: Courtesy of SkyGuru; Illustration: Simone Massoni
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OFFLINE ON THE ROAD Sie sind auf dem Weg zum Meeting in einer fremden Stadt, haben aber kein Netz oder wenig Akku? Was viele nicht wissen: In der „Google Maps“-App lassen sich Routen downloaden und später auch oline nutzen! Schont Batterie und Nerven.
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SMARTES BUSINESS GQ Gentleman Lennard Wickel trift man auch eher selten ohne sein Handy. Aus gutem Grund: Auf Geschäftsreisen und City-Trips ist er durch ein paar mobile Tricks und Apps noch smarter unterwegs als eh schon. Hier drei Geheimtipps für alle, die viel reisen.
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GQ. DEZEM B ER 2018
Illustrationen: Arthur Mount; Fotos: Dirk Bruniecki; Grooming: Philip Lawrenz using Less is More; Styling: Sharina Lichtl: Styling-Assistenz: Lara Werner; Foto-Assistenz: Amelie Niederbuchner; Art Direction: Felix Wetzel; Produktion: Verena Aichinger
Smartphone Huawei
AUTO
Achtung, da hat einer Spaß am Driften! GQ-Autor Alexander Stilcken beim e-tronTest in der Salzebene von Bitterwasser, Namibia. Was cool ist: Für maximalen Fahrspaß lässt sich das ESP des Wagens abschalten.
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E IST DIE
ZUKUNFT
Mit dem e-tron hat Audi sein erstes vollelektrisches Auto vorgestellt, das für den Konzern von größter Bedeutung ist. GQ testete den Wagen in der Hitze Namibias FOTOS
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TOBIAS SAGMEISTER
TEXT
ALEXANDER STILCKEN
enn es auf Safari geht, ist Peter Vollprofi. Doch so etwas hat auch der Park-Ranger noch nicht erlebt. Deswegen wird er jetzt ganz euphorisch: „So nah bin ich im Auto noch nie an eine Herde Zebras rangekommen!“ Seit heute morgen tourt unsere kleine Fahrzeug-Kolonne durch die Savanne. Aber dass wir gerade Zeuge des Wunders von Bitterwasser wurden, das liegt nicht an der schwarz-weißen (und somit artverwandten) Tarnlackierung der Prototypen, in denen wir unterwegs sind. Sondern am lautlosen Elektroantrieb des Audi e-tron, der die Zebras ofenbar sehr fasziniert. Natürlich ist in dem Moment jedem von uns klar, dass die meisten Käufer eines solchen Wagens damit wohl eher selten auf Foto-Safari gehen werden. Auf europäischen Landstraßen und Autobahnen hingegen, in Städten und Ortschaften kann man das erste vollelektrische Modell von Audi ab sofort wahrscheinlich häuiger sehen. Nach der großen DieselGQ. DEZEM B ER 2018
AUTO Die insgesamt sieben Fahrprogramme werden jeder Situation gerecht. Im Offroad-Modus kann man mit dem e-tron sogar auf Foto-Safari gehen.
Krise ist der e-tron so etwas wie der E-rlöser von Ingolstadt, ein Automobil gewordenes gutes Gewissen. Audi hat uns an einen besonderen Ort gebeten, damit wir den Wagen unter Extrembedingungen testen können: Bitterwasser in Namibia. So heißt die kleine Siedlung etwa 160 Kilometer südöstlich von Windhoek, die von einer Salzebene umgeben ist, welche vor allem passionierte Segellieger lieben, weil hier von November bis Januar ideale Bedingungen für Start und Landung herrschen. Heute ist es 40 Grad heiß. Da arbeiten Klima anlage und Sitzbelüftung in Volllast, während wir das Auto mit seinen zwei E-Motoren und 300 Kilowatt Power (entspricht 408 PS) nach der Safari noch über einen Parcours driften lassen – auf Untergrund, dessen Grip dem von Schnee ähnelt. Ein E-Mobil, so die Idee, das hier besteht, das schaft es auch locker von München nach Prag oder von Berlin nach Bremen. Der Wagen verfügt über eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Und anders als bei E-Mobilen früherer Generationen schmilzt die Reichweite auch nicht dahin, wenn der e-tron wie heute der Dop pelbelastung von Hitze (was bedeutet, dass der E-Antrieb gekühlt werden muss) und gewünschten 18 Grad im Innenraum ausgesetzt ist (die Klimaanlage nimmt natürlich extra Energie in Anspruch). Für die umgekehrten klimatischen Verhältnisse gilt dies ebenso: Im Winter, wenn viel geheizt werden muss, sollen mit dem e-tron immer noch mehr als 300 Kilometer am Stück drin sein. Der Pilot kann aus sieben Fahrprogrammen auswählen, von 160
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200 km/h
Was der e−tron kann, können DIE KONKURRENTEN nicht. Problem: Es gibt auch kaum welche
0–100 KM/H
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„Auto“ über „Eiciency“ hin zu „Allroad“ und „Ofroad“, das vollelektrische Allradsystem ist hier enorm anpassungsfähig. Der Fahrspaß steht im Vordergrund: Besonders stolz sind sie bei Audi auf die Tatsache, dass man auch das elektronische Stabilitätsprogramm ESP abstellen kann, kein anderer Elektro-SUV sei dazu imstande. Grundsätzlich ist das richtig, nur muss man der Vollständigkeit halber erwähnen, dass es bislang auch nur sehr wenige direkte Konkurrenten gibt. Und wer – außer Peter, dem Park-Ranger – würde diese Funktion nutzen? GQ. DEZEM B ER 2018
AUTO Man weiß es nicht, aber sie zu haben, ist auf jeden Fall beruhigend. Sicher ist: Das Auto beweist in Namibia seine Qualität in allen Lebenslagen. Dieser entschlossene Schritt in Richtung E-Mobilität eröfnet Audi völlig neue Perspektiven. Zusammen mit dem EQC (Mercedes-Benz) und dem E-Pace (Jaguar) wird der e-tron zu einer reellen Bedrohung für Tesla: Die drei greifen den kalifornischen Vorreiter nicht nur an, sie überholen ihn in vielerlei Hinsicht. Wer mit Elektroantrieb fahren will, der hat mit einem Schlag so etwas wie eine echte Auswahl. In Sachen Optik setzen sie bei Audi, anders als die Kollegen von BMW, auf die Integration des e-tron in die bewährte Designsprache der Modelle mit Verbrennungsmotor. Den Stromer erkennt man an den über die gesamte Breite der Karosserie laufenden Rückleuchten. Und an Details wie den Felgen oder den aufpreispflichtigen Kamera rückspiegeln. Die sind nur auf den ersten Kilometern ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Statt in Spiegel außen an den Türen blickt man auf Monitore, die innen angebracht sind. Das verbessere die Aerodynamik, sagen die Audi-Leute. Es ist aber auch ein ziemlich cooles Gadget. Unterschiede wie diese machen den Wagen zum Eyecatcher. Der e-tron ist ein Auto, das so leise daherkommt, dass man damit noch nicht einmal scheue Zebras verschreckt – und das trotzdem maximale Wirkung hat.
Links Um die Reichweite zu optimieren, wurde der Luftwiderstand optimiert. Das zeigt sich in der SUVSilhouette ebenso wie in Details wie den Felgen oder den optionalen Kamerarückspiegeln. Unten Audi at night: Diese leuchtende Tarnfolie haben nur die Testwagen
Beim STYLING setzt man bei Audi auf die Designsprache der Modelle mit Verbrennungsmotor. Und dann sind da noch die COOLEN GADGETS 162
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MEDIEN
WINTERS WONDERLAND
Im 50. Jahr seines Bestehens gehört ProSiebenSat.1 zu Comcast – genau, zu jenem Unternehmen, das als Kabelnetzbetreiber in den VON WOLFRAM WINTER 60er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts gestartet war und 2018 mit der Übernahme des Pay-TVBetreibers Sky plc in Europa seine Skalierung in Richtung 100-Milliarden-Konzern vorangetrieben hatte. Deutsche Interessenten hatte es für ProSiebenSat.1 nicht gegeben, Experten fanden hier keinen Gefallen mehr an dem linearen Geschäftsmodell. Später kaufte Comcast Demnächst jährt sich der Sendestart von ProSieben zum noch Discovery Communications dazu, um so mit den 30. Mal. Was 1989 aus den Trümmern eines nahezu insolGiganten Facebook, Apple und Amazon mithalten zu könventen Vorgängers namens Eureka wurde, ist den meisnen. Discovery selbst hatte nicht mehr die Kraft, in diesem ten von uns bekannt – ein Unternehmen mit vier und Wettbewerb zu bestehen, genauso wie die einstmals zu mehr Milliarden Umsatz, börsennotiert im MDAX, mit Bertelsmann gehörende RTL-Gruppe. Die Eigentümer diversen Free-TV- und Pay-TV-Sendern, einer Plattform hatten sich lange gegen die Übernahmeversuche von namens Maxdome und diversen Beteiligungen an, nenAmazon gewehrt, doch zu ihrer Überraschung fanden nen wir sie, digitalen Geschäftsmodelle. Gestartet als selbst deutsche Kartellbehörden keinen Grund, dies zu Start-up einer gewissen KirchGruppe in Unterföhring bei Der Ex-Sky-Kommunikationschef und verbieten, schließlich würde der Wettbewerb in DeutschMünchen mit einem damals von Experten als hofnungsHochschul-Professor los bezeichnete Geschäftsmodell – sich nämlich hauptland dadurch nicht eingeschränkt werden. Dass Amazon schreibt in GQ über sächlich auf das Ausstrahlen von amerikanischen Spielmit seiner globalen Kraft jeden lokal handelnden WettbeMedien und die zunehfilmen zu fokussieren. Sein Macher war Georg Kofler, werber an die Wand drückte, iel den Regierungen und mende Digitalisierung unseres Lebens den man heute als Start-up-Helfer bei Vox sehen kann, Regulierern zwar auf, aber die Eigentümerfamilie Bezos ausgerechnet also auf einem Sender der Gruppe, die zur war leider nie zu sprechen, wenn man Fragen hatte. lokalen Konkurrenz von ProSiebenSat.1 gehört, der RTLSo war es nahezu eine Ironie des Schicksals, dass das Gruppe. Doch die Großen sind heute längst nicht mehr gleiche Amazon, dessen Gründer Jef Bezos in den 90erFernsehsender und auch keine Sendergruppen, sie heiJahren des 20. Jahrhunderts beim Bertelsmann-Vorstand vorgesprochen hatte, um eine Beteiligung anzubieten, ßen Facebook, Amazon, Apple und Google. 40 Jahre nach Gründung des Senders RTL diesen mitNicht zuletzt nachdem im September das Unternehmen Comcast Sky gekauft hat, stellt sich die Frage: Steht samt der ganzen RTL-Gruppe übernehmen konnte. ProSiebenSat.1 zum Verkauf ? Und wer schlägt zu? Wir Die Werbeerlöse waren immer weiter zurückgeganwagen mal eine Zeitreise – ins Jahr 2039… gen, Abo-Modelle waren viel zu spät gestartet worden,
Foto: Ullstein Bild; Illustration: Jan Steins
Wer kauft ProSiebenSat.1? Ein Blick in die Zukunft
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MEDIEN und das einstmals von Bertelsmann gegründete Premiere war schon vor Jahrzehnten an die KirchGruppe verkauft worden. Die wiederum, Gründer vieler Free-TV-Sender, war bereits 2002 insolvent gegangen. Sie hatte zwar 1996 mit DF 1 das digitale On-Demand-Modell gestartet, war aber im Kapitalmarkt letztlich nicht mehr rechtzeitig angekommen, um im Milliardenpoker weiter mitspielen zu können. Die Skalierung hatte 2022 einen weiteren Höhepunkt erreicht, als die Apple Corporation nach langem Hin und Her für über 300 Milliarden Dollar den globalen Streaming-Anbieter Netlix kaufte. Dem war eine Übernahmeschlacht mit der Disney Corporation vorausgegangen. Von den deutschen Unternehmen, die sich im Geschäft mit Inhalten und Netzen jenseits von Nischen tummeln, gibt es 2039 nur noch die Deutsche Telekom. Sie war zwar 2020 immer noch von deutschen Regulierern daran gehindert worden, auch nur den lokalen Produzenten Tele München zu übernehmen, hatte aber im Laufe der Jahre spannenderweise ausgerechnet in amerikanischen Märkten zukaufen können, dank ihrer gut funktionierenden US-Niederlassung. Diese hatte 2022 das amerikanische Unternehmen Viacom übernommen und wurde somit Eigentümer des Hollywood-Studios Paramount, des Networks CBS und der wieder belebten Marke MTV. Dazu waren Netze in Südamerika gekommen, nachdem die spanische Telefónca sich Mitte der 2020er-Jahre von dort zurückgezogen und stattdessen stark in Afrika investiert hatte. Dazu passte auch, dass der französische Vivendi-Konzern sich zur gleichen Zeit entschloss, sich komplett aus dem Mediengeschäft zurückzuziehen, und sein Pay-TV-Netzwerk Canal+ an die Spanier verkaufte. Den Musik-Major Universal hatte Vivendi bereits an die Streaming-Plattform Spotify verkauft, welche wiederum 2028 dann noch Warner Music erwarb. Erstaunliches war 2035 geschehen, als die amerikanischen Kartellbehörden nach langen Debatten den Alphabet-Konzern zwangen, seine Tochter Google in drei Teilbereichen zu verkaufen. So etwas war zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts geschehen, als man den Industriellen Rockefeller gezwungen hatte, seine Standard Oil aufzuspalten. Einen einzigen deutschen Player gibt es aber doch noch: eine öfentlich-rechtliche Plattform unter der Federführung der ARD namens Stargate, die man 2021 an den Start gebracht hatte. Nach einer Idee des ehemaligen Regierungssprechers und BR-Intendanten Ulrich Wilhelm war es letztlich gelungen, mit 20 Anstalten an den Start zu gehen. Heute bieten Produzenten aus über 50 Ländern ihre Inhalte teilweise kostenplichtig dort an. Richtig populär war die Plattform geworden, nachdem es im Rahmen der Google-Zerschlagung gelungen war, die Tochterirma YouTube zu erwerben, für 25 Milliarden Dollar. Die Finanzkraft von Stargate war zustande gekommen, weil es ab 2022 gelang, erhebliches Stiftungskapital aus ganz Europa zu generieren. Man hatte verstanden, dass es keine Skalierung ohne die Finanzmärkte geben würde, aber auch, dass es kaum europäische Player mit einer relevanten Größe mehr gab. Und sobald einer der wenigen wie die Swisscom sich daran versuchte, gab es entweder in Brüssel oder in einem der Länder sofort kartellrechtliche Bedenken dagegen. So war nur noch der öfentlich-rechtliche Weg übrig geblieben. Georg Koler und Ulrich Wilhelm hat man übrigens beide noch als Ehrenmitglieder ins Aufsichtsratsgremium berufen.
Wie damals bei ROCKEFELLER UND STANDARD OIL: Irgendwann zwingen die US−KARTELLBEHÖRDEN den Alphabet−Konzern, Google in drei Teile zu zerschlagen
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Die Condé Nast International Gruppe verlegt folgende Zeitschriften GROSSBRITANNIEN Vogue · House & Garden · Brides · Tatler · The World of Interiors · GQ · Vanity Fair · Condé Nast Traveller · Glamour · Condé Nast Johansens · GQ Style · Love · Wired · Condé Nast College of Fashion & Design · Ars Technica FRANKREICH Vogue · Vogue Hommes · AD · Glamour · Vogue Collections · GQ · AD Collector · Vanity Fair ITALIEN Vogue · Glamour · AD · Condé Nast Traveller · GQ · Vanity Fair · Wired · La Cucina Italiana · Lisa DEUTSCHLAND Vogue · GQ · AD · Glamour · GQ Style · Wired SPANIEN Vogue · GQ · Vogue Novias · Vogue Niños · Condé Nast Traveler · Vogue Colecciones · Vogue Belleza · Glamour · AD · Vanity Fair JAPAN Vogue · GQ · Vogue Girl · Wired · Vogue Wedding TAIWAN Vogue · GQ · Interculture MEXIKO UND LATEINAMERIKA Vogue Mexico and Latin America · Glamour Mexico · AD Mexico · GQ Mexico and Latin America INDIEN Vogue · GQ · Condé Nast Traveller · AD
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DUFT
KÖNIGIN DER HERRENDÜFTE GQ traf die brillante Hermès-Parfümeurin Christine Nagel in ihrem Studio in Paris, um von ihr zu erfahren: Wie wollen Männer riechen? CONSTANTIN HERRMANN
Das neue Terre d’Hermès Eau Intense Vétiver
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Gibt es ihn denn überhaupt: diesen einen Duft, den alle Männer gut inden? Nun ja, es gibt zumindest eine erstaunliche Gemeinsamkeit bei allen Männern: Sie wollen erfolgreich riechen. Alle. Zu jeder Zeit. Aber die Schwarmintelligenz bewegt sich. Neuerdings bringen Männer auch mal Emotionen zum Ausdruck. Und Ihr neues Parfüm erfüllt diese Mission? (lacht) Wir werden sehen! Das klassische „Terre“ zu verändern war eine komplexe Aufgabe. Wie schreibt man so eine Erfolgsgeschichte weiter? Ich habe dafür den Duft behutsam dekonstruiert und dann sozusagen Stein für Stein neu aufgebaut, allerdings mit einigen Änderungen. Jean-Claude Ellena, mein Vorgänger bei Hermès, nutzte klassische Bergamotte, ich wollte eine ganz spezielle, aus Südfrankreich, unreif und grün. Statt schwarzem Pfefer nahm ich den aus Szechuan, und so weiter. Und über all dem schwebt wie ein mächtiger Adler: Vetiver! Wieso gerade das Süßgraß? Ehrlich gesagt, meine Vorlieben wechseln ständig. Doch sobald ich eine Essenz neu entdeckt habe, bin ich besessen davon. Ich arbeite fast körperlich mit ihr, knete sie, ergründe sie. Und inde manchmal ein olfaktorisches Juwel. Wie das holzig-erdig riechende Vetiver. Ich liebe seine pure, konzentrierte Kraft. Bei Hermès steht seit jeher die Schönheit der Materialien im Mittelpunkt. Das trift auch auf meine Arbeit zu. Apropos: Sie haben ein tolles Büro! Ja, es ist ein Traum, nicht wahr? Eine frei stehende Bauhaus-Villa neben dem HermèsHauptquartier, mit großzügigen Terrassen, viel Grün und Glas und Licht… Haben Sie den Fußboden in meinem Schreibzimmer gesehen? Er sieht aus wie edles Parkett, aber in Wahrheit ist es speziell behandeltes Hermès-Leder! Man muss bedenken: Es gibt weltweit etwa 500 Parfümeure, nur sechs
davon arbeiten in-house für ein Unternehmen. Und nun bin ich hier! Das ist eine Riesenehre. Und das, obwohl ich es anfangs schwer hatte, immerhin breche ich die drei goldenen Gesetze der Parfümeurszunft: Ich komme nicht aus Grasse, mein Vater war kein Parfümeur, und ich bin kein Mann! Aber ich konnte allen zeigen, dass ich sehr wohl verstehe, wie man gute Düfte erschaft. Was sollte jeder Mann über Düfte wissen? Wie man sie shoppt! Frauen tun sich da leichter, sie wurden von Zeitschriften über Jahrzehnte darin geschult. Männer fangen gerade erst an, sich zu hinterfragen: Bin ich ex trovertiert oder eher der stille Typ? Sportlich oder intellektuell? In jedem Duft, den wir wählen, sollen schließlich unsere Hofnungen für die Zukunft mitschwingen. Und dann gibt es noch die technischen Regeln: nie mehr als drei Düfte auf einmal riechen und nie auf Papierstreifen testen – nur auf der eigenen, unparfümierten Haut. Aber am wichtigsten: Vergessen Sie alles, was das Marketing sagt. Düfte nur für den Mann, nur für die Frau – das ist alles Unsinn. Parfüms sind Kunst. Und Kunst hat kein Geschlecht.
OFFICE DE LUXE Die fabelhafte Welt der Christine Nagel ist eine Bauhaus-Villa direkt neben dem Hermès-Headquarter in Paris – und sieht aus wie ein Lookbook für Hermès-Interieur
Fotos: Courtesy of Hermes / Sofia et Mauro, Ili Barbery Coulon, Benoit Teillet
INTERVIEW
GQ. DEZEM B ER 2018
DUFT
BAUM DES LEBENS Alberto Morillas und Dominique Roques erklären ihre neueste Kreation Wonach riecht es? Roques: Nach einem Hauch nur, doch der ist üppig und holzig! Grüne Akkorde der italienischen Zypresse trefen auf Zedernnoten aus Alabama – das ist eine der ganz wenigen Duftnoten, die Männern und Frauen gefallen.
Augen zu! Was sehen Sie? Morillas: Etwas Verstörendes, Mysteriöses. Nett sein kann jeder, das ist langweilig. Ich denke da eher an die bizarren Meisterwerke von Pedro Almodóvar: düster, aber auch ironisch. So muss ein gutes Männerparfüm sein.
Woran erinnert Sie der Duft? Morillas: An diesen einen magischen Moment vor dem Einschlafen, wenn einem die Augen zufallen und man für Sekunden in jene stille Dunkelheit rutscht, aus dessen Tiefe sich dann der Schlaf heranpirscht.
Welches Tier wäre der Duft? Morillas: Für mich ist mein Parfüm wie ein Tiger. Majestätisch, durchaus gefährlich, mit der hervorragenden Begabung, sich im Dickicht des Dschungels zu verstecken. Plötzlich verschwindet er aus dem Blickfeld. Und lauert…
Was war die Inspiration für den Duft? Roques: Ein Charakter, stark wie ein Baum. Der erdige Duft der Rinde hallt wider im Blattgrün, bricht sich an der Schwere der mächtigen Wurzeln… So einer hält jedem Sturm stand. Ultramännlich!
Bulgari „Man Wood Essence“, 102 €
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Ohne Süßgras alias Vetiver geht gerade gar nichts in der Welt der Düfte: Mit ParfümeurLegende Alberto Morillas und Dominique Roques, Vice President der Abteilung „Naturals“ beim Dufthersteller Firmenich, hat Bulgari gleich zwei Vetiver-Fans am Start. Ihre Mission: ein Parfüm, so eindrucksvoll und komplex wie ein Baum. I L L U S T R AT I O N
JÖRN KASPUHL
GQ. DEZEM B ER 2018
Foto: Courtesy of Bulgari
Wem steht es? Morillas: Jedem Mann, der viele Facetten hat. Der Eleganz und pulsierende Stärke vereint, innere Ruhe ausstrahlt, aber auch ofen ausgetragene, geballte Power. Wie der Kontrast zwischen Genf und New York in einer Person.
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WORKOUT 1 Die kabellosen In-Ears „maskieren“ Geräusche mit Sounds, die beruhigen, wie rhythmisches Rauschen von Wellen. Sogar für Seitenschläfer geeignet, weil sehr bequem! „Sleepbuds“, Bose, 270 €
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2 Hautglättender Frischekick auf BusinessTrips: Glasampullen mit Einmaldosen für morgens und abends. „Hyaluron“ & „Hyaluron at Night“, Dr. Grandel, 3 Ampullen für 15 €
Front Squats: Die ideale Übung für muskulöse Beine 2 WARUM? 4 Ölfreie Nachtcreme, die Ihnen eine schöne glatte Haut spendiert. „Hydro Boost Sleeping Cream“, Neutrogena, 15 €
3 Natürlicher Schlafbooster mit Johanniskraut, B-Vitaminen und Baldrian. Eine Stunde vor dem Zubettgehen einnehmen und besser ruhen. „Sleep Food“, Dr. Barbara Sturm, 60 Kapseln 95 €
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Selbst der deinierteste Oberkörper sieht komisch aus, wenn er auf allzu dünnen Beinchen steht. Eines der besten Workouts, um Oberschenkel, aber auch Po und unteren Rücken zu trainieren: Frontkniebeugen! Auch wenn sich die Übung für viele zunächst seltsam anfühlt: dranbleiben! Schon nach kurzer Zeit werden Sie merken, dass Ihre Hüfte lockerer und Ihr Rumpf stabiler wird. Und Sie mehr Kraft in den Beinen haben.
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Nehmen Sie Ihre Position unter der Langhantelstange ein (die sollte etwa in Schulterhöhe auf dem Rack ruhen). Knicken Sie Ihre Arme nach hinten und fassen Sie die Stange im Untergrif. Heben Sie die Hantel aus der Halterung und legen Sie sie auf den Schultern ab; dabei stehen die Füße gut hüftbreit, die Zehen schauen nach vorn. Gehen Sie nun in die Knie, bis sich die Oberschenkel parallel zum Boden beinden (und nie – nie! – den Rücken krümmen). Jetzt drücken Sie die Beine über die Fersen wieder nach oben. Anfänger sollten die Übung stets unter Aufsicht eines Trainers absolvieren und mit wenig Gewicht beginnen!
Schlaf – entweder zu wenig oder zu schlecht – ist ein Dauerthema gestresster Business-Männer. Hier sind Müdemacher, die helfen, nachts efektiv zu entspannen. Plus ein paar Kosmetiktricks gegen zerknittertes Aussehen am Morgen. 182
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Fotos: Andreas Achmann, All Mauritius
WIE? 5 Peeling und Serum in einem. Kurbelt die Erneuerung der Zellen an und entspannt die gestresste Gesichtsmuskulatur. „Hyaluron Filler Nacht“, Eucerin, 40 €
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Chart-Hits, Charity, Fashion: Ist der Sänger aus Florida the hardest working man in showbiz? Porträt eines Entertainers mit Superkräften
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Wer Jason Joel Desrouleaux wirklich begreifen möchte, muss zurückgehen. Dorthin, wo es nach Schweiß riecht und nach vielen Stunden harter Arbeit. Dorthin, wo diese Megakarriere, die vor neun Jahren direkt mit einem Nr.-1-Hit („Whatcha Say“) startete und bis heute 30 Millionen verkaufte Singles aufweisen kann, ihren Ausgang nahm: in die Proberäume der American Musical and Dramatic Academy in New York. Der junge Jason kam dort einst hoch motiviert aus seinem Heimatort Miramar (liegt eine 20-Minuten-Autofahrt nördlich von Miami Beach) an. Mit fünf Jahren hatte er Michael Jackson für sich entdeckt. Er wusste sofort: Das will ich auch, auf der Bühne stehen und die Menschen mitreißen. Er wollte diesen Glanz, und er wollte den Erfolg. Mit acht Jahren schrieb Jason seinen ersten Song. Mit 16 arbeitete er als Songwriter, u. a. für den großen Puf Daddy. Er lernte Stepptanz, Schauspiel, klassische Musik. Er schuftete und lernte, wie man harte Arbeit leicht aussehen lässt. Es ist bis heute die Kernkompetenz des Jason Derulo. Wer ihn auf der Bühne erlebt – etwa bei seiner gerade beendeten Welttournee, die ihn auch nach Deutschland führte –, der vergisst schnell, wie brutal da geackert wird. Eine Derulo-Show gleicht einer 90-minütigen Dauerexplosion. Er gönnt sich und seinem Publikum keine Pause. Ohrwurm folgt auf Ohrwurm, Schlüsselreiz auf Schlüsselreiz. Hits hat der 29-Jährige dafür inzwischen genug. Die Physis auch: Er tanzt die gesamte Zeit durch und singt jede Note selbst. Playback ist was für Weicheier und Falschspieler, aber ganz bestimmt nichts für einen, dessen 186
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Anspruch an sich selbst nicht weniger ist, als der Michael Jackson der Jetztzeit zu sein: ein moderner King of Pop. Dafür trainiert er jeden Tag zwei Stunden. Den Rest der Zeit verbringt er im Studio. Sein Entdecker, der Produzent J. R. Rotem, hat einmal gesagt, er habe noch nie einen Künstler mit einer solchen Arbeitseinstellung wie Jason Derulo gesehen. Derulos größter Hit der jüngeren Vergangenheit war „Swalla“ aus dem Jahr 2017. Mit über einer Milliarde Streams war er sogar größer als „Colors“, die offizielle Coca-Cola-Hymne zur Fußball-WM. Größer als Coca-Cola und König Fußball? Das geht doch eigentlich gar nicht. „Swalla“ steht für „swallow“, also „schlucken“. Worüber er da singt, kann jeder für sich selbst interpretieren. Der Song lief im Radio rauf und runter. Auch das ist eine Superkraft des Jason Derulo: Er kann den größten Schweinkram unverfänglich klingen lassen und die größte Nichtigkeit irgendwie heiß. Er ist, wenn man so will, ein Sexsymbol für die ganze Familie. Ein Liebling der Kritiker dagegen war Derulo nie. Wer nach musikalischen Revolutionen sucht oder mit seinem Insider-Geschmack posen will, ist bei Derulo an der falschen Adresse. Seine Kunst zeigt sich eher darin, dass er die Menschen zusammenbringt. Ein Derulo-Song ist wie der neue Bond, wie der Super Bowl, wie ein Tag in Disneyland: perfektes Entertainment für alle. In Zeiten der Polarisierung und Polemik eine nicht zu unterschätzende Leistung. Um das Zusammen geht es auch bei der Just For You Foundation. Vor ein paar Wochen erst rief Derulo diese Stiftung ins Leben. Seine Familie stammt aus Haiti. Er weiß, was Armut bedeutet. Lange habe er nach der perfekten Gelegenheit gesucht zu helfen, sagte Derulo in einem Interview mit „Billboard“. Die kam nicht, also nahm er die Sache schließlich selbst in die Hand. Seine Stiftung unterstützt jetzt Waisen und Obdachlose auf der Insel. Und auch in Sachen Fashion war er zuletzt sehr aktiv: Mit dem Streetwear-Designer Antonio Brown betreibt Jason das Label LVL XIII. Das brachte zuletzt gemeinsam mit der Edelboutique Luisaviaroma einen limitierten Sneaker auf den Markt, der online schon zu Fabelpreisen gehandelt wird. Ein echter Hit eben. Und damit kennt Jason Derulo sich aus wie kaum ein Zweiter. GQ. DEZEM B ER 2018
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MICRODOSING
Bewusstseinser weiternde Drogen sind in wie s e i t d e n 6 0 e r n n i c h t m e h r. D a s Z a u b e r w o r t h e i ß t „ M i c r o d o s i n g “ : K l e i n e , t ä g l i c h e L S D - Tr i p s sollen zu mehr Kreativität und Inspiration bef lügeln–und damit zu mehr Erfolg
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INGO NIERMANN
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M A X LO E F F L E R
REPORTAGE Seit dem Sommer ist Laure ein neuer Mensch. Sie ist frisch verliebt, das auch. Aber da ist noch viel mehr passiert, seit sie in Besitz dieses kleinen reisefreundlichen Sprayfläschchens ist. Am Boden treiben ein paar kleine bunte Schnipsel in Wasser, vier Millimeter lang und einen Millimeter breit. Jeden Nachmittag führt Laure die Öffnung des Fläschchens an den Mund und drückt dreimal ab. Nach rund einem Monat legt sie einen weiteren Schnipsel ins Fläschchen und füllt es neu mit Wasser auf. Laure ist Mitte 30, Kuratorin und Künstlerin. Sie unterrichtet an zwei Hochschulen, organisiert Ausstellungen in ganz Europa und pendelt zwischen drei Wohnorten in Deutschland und der Schweiz. Früher hat es Laure Mühe gekostet, mehrere Aufgaben parallel zu bewältigen, und die Sorge, wie sie das alles schaffen soll, brachte sie um den Schlaf. Das ist jetzt vorbei. Als ich Laure morgens zum Kaffee treffe, wirkt sie ruhig und entspannt und lacht viel. Sie trägt kein Make-up. Laure bevorzugt meist weite, elegante Schnitte, und so ist sie auch an diesem Tag gekleidet. Sie strahlt. Ihr rastloses Leben macht ihr keine Angst mehr: „Es ist so, als hätte ich 15 YouTube-Kanäle gleichzeitig offen: fünf Ausstellungen, drei neue Jobs, eine neue Beziehung, meine Familie, einen Umzug… Aber es ist alles gut, die Kanäle haben verschiedene Farben, darum kann ich sie gut unterscheiden. Ich habe diesen wunderbaren persönlichen Assistenten – mein Gehirn. Ich hatte immer eine utopische To-do-Liste. Und plötzlich war sie komplett abgehakt, ohne dass ich überhaupt darüber nachgedacht habe.“ Laure ist nicht nur eine effiziente Multitaskerin geworden, das Leben macht ihr auch viel mehr Freude: „Ich habe keine Panikattacken mehr, bessere Laune und eine größere Libido. Ständig ist mir nach Tanzen zumute, ich brauche nur Musik zu hören.“ Sie lässt sich besser auf neue Situationen ein, auf Natur: „Ich bin mitfühlender mit Menschen, mit Pflanzen und nehme mehr Feinheiten wahr. Ich spüre, wie alles durch eine kosmische Seele verbunden ist.“ Ihre Verwandlung verdankt Laure den täglichen Spritzern aus ihrem Sprayfläschchen. Die Schnipsel, die darin schwimmen, sind geviertelte LSD-Trips. LSD ist die potenteste Droge, die wir kennen. Ein Mikro-, das heißt millionstel, Gramm pro Kilogramm Körpergewicht genügen, um die Welt in anderen Farben und Formen wahrzunehmen. Ein Trip enthält gewöhnlich 100 bis 150 Mikrogramm. Laure nimmt täglich maximal 5 Mikrogramm LSD zu sich – zu wenig, um auch nur ansatzweise zu halluzinieren.
Die Mikrodosierung von LSD ist der Drogentrend der Stunde, und das ist James Fadiman zu verdanken. Der 79-jährige amerikanische Psychologe war in den 60er-Jahren Teil eines Teams, das in Stanford untersuchte, inwieweit Halluzinogene helfen können, schwierige wissenschaftliche und technische Aufgaben zu lösen – mit überwältigendem Erfolg. 2011 veröffentlichte er in seinem Buch „The Psychedelic Explorer’s Guide“ einige begeisterte Erfahrungsberichte über das Mikrodosieren von LSD und psychedelischen Pilzen. Die Testpersonen schwärmen von einer besseren Beziehung zwischen Geist und Körper, von erhöhtem Konzentrationsvermögen und mehr Offenheit. Manche klagen zwar über vermehrtes Schwitzen, Kopfschmerzen und erhöhte Lichtempfindlichkeit, doch die Vorteile sind überwältigend. Auch wenn der genaue chemische Wirkmechanismus von LSD noch immer unklar ist, wissen wir doch, dass es ähnlich wie die heute gängigen Antidepressiva den Serotoninspiegel erhöht und außerdem die Ausschüttung des stimulierenden Dopamins anregt. 194
Fadiman versteht Microdosing deshalb als eine „extrem gesunde Alternative zu Adderall“, dem Amphetamin-Derivat, das in den USA oft – ähnlich wie in Deutschland Ritalin – gegen Konzentrationsstörungen verschrieben wird. Fadimans Forschungen wurden zu einem großen Thema in den Foren des Social-Media-Portals Reddit. Besonders heiß wurde diskutiert, wie stark das LSD genau zu dosieren und wie oft es zu nehmen sei: Sollte man Fadimans Rat folgen und nur jeden dritten Tag microdosen, um eine Gewöhnung zu vermeiden, oder setzte bei so geringen Mengen sogar eine Sensibilisierung, ein built-up ein? Fadiman propagiert eine Mikrodosis von etwa 10 Mikrogramm, maximal zehn Prozent eines „normalen“ Trips, doch auch wenn man heute bei Amazon Test-Kits bekommt, um sicherzustellen, dass man auch wirklich LSD gekauft hat, so weiß man doch nicht, wie viel Wirkstoff enthalten ist. Entscheidend ist für Fadiman, „sub-psychedelisch“ zu bleiben, das heißt unterhalb der Schwelle, ab der ein Trip seine volle Wirkung entfaltet. Nachdem Fadiman seinen „Explorer’s Guide“ veröffentlicht hatte, nutzten zunächst vor allem die Tech-Pioniere des Silicon Valley Microdosing als Kreativitätsbooster. LSD als Business-Droge, als Mittel zur Effizienzsteigerung. Doch jetzt verbreitet sich Microdosing rasant über alle Milieus – und ist vor allem beliebt bei Menschen, die von Meditation über Yoga bis hin zu angeblich die Intelligenz steigernden Smart Drugs schon alles ausprobiert haben.
Arbeit, Familie, Feiern – das Leben des Buchautors und Journalisten Fabian ist dicht getaktet. Fabian arbeitet abwechselnd zu Hause und in einem CoWorking Space. Ein fröhlicher Typ, groß und schlaksig. Als der damals 40-Jährige 2015 die ersten Berichte über Microdosing las, leuchtete ihm das Potenzial von LSD zur Selbstoptimierung sofort ein: „Bei Drogen besteht generell das GQ. DEZEM B ER 2018
Problem, dass sie einem nichts schenken, sondern dass man jeden positiven Effekt mit Zins und Zinseszins zurückzahlen muss. Aber LSD ist anders. Als Wachmacher funktioniert es besser als Kaffee: kein Herzrasen, keine feuchten Hände, kein Kater.“ Fabian besorgte sich ein paar Trips, schnitt sie sauber entlang der Diagonalen in Viertel, dann in Achtel, dann in Sechzehntel. Ein sorgsam gekautes Sechzehntel sollte ihm helfen, konzentrierter zu schreiben. Doch oft merkte er keinen Unterschied, und legte er nur ein klein wenig nach, „fing es an zu schieben, und die Konzentration war futsch. Dann war der Stift plötzlich viel schöner, als das, was du schreiben willst.“ Microdoste er täglich, glaubte er nach zwei Wochen eine Gewöhnung zu spüren, und legte eine längere Pause ein. Microdoste er nur jeden dritten Tag, erfüllte sich Fadimans Versprechen, dass man am Tag danach immer noch einiges spüre, für ihn nicht. Vor allem aber merkte Fabian, dass er mit Microdosing seine Texte zwar schneller ausarbeiten konnte, doch beim eigentlichen kreativen Prozess half es ihm nicht: „Vermehrte Ideenproduktion funktioniert nicht auf Knopfdruck. Ideen kommen mir eher beim Fahrradfahren.“ Stattdessen entdeckte Fabian die Qualitäten eines gelegentlichen leicht gesteigerten Microdosings „im sozialen Kontext“. Kaut er vor einem Abendessen eine Achtel, fühlt er sich wie angeknipst: „Ich rede flüssiger, die Ideen sprudeln, ich bin witziger. Außerdem trinke ich höchstens ein Bier, rauche weniger und habe nicht wie bei Kokain den Drang, mir noch alles Mögliche andere einzuwerfen. Und dann macht das Microdosen auch wieder Lust auf gelegentliches Macrodosen – also den klassischen Trip.“ Laure war von ihrem ersten Microdosing vor zweieinhalb Jahren enttäuscht. Sie löste damals einen Trip in einer 1,5-Liter-Wasserflasche auf und trank jeden zweiten Tag einen Shot. Damit blieb sie deutlich unter der gängigen Dosis, und doch half es ihr, „stärker zu fokussieren, weniger zu prokrastinieren, besser zu schlafen und meine Stimmung zu stabilisieren. Aber ein bisschen depressiv war ich immer noch. Mein Leben verbesserte sich, aber weniger, als ich erwartet hatte. Ich hatte ein Wunder erwartet.“ Gegen ihre Beziehungsprobleme und die Trauer über den Tod ihres Vaters kam das Microdosing, auch in Kombination mit einer veganen Diät, täglichem Yoga und dem Verzicht auf Alkohol nicht an. Außerdem fühlte sie sich isoliert, da sie niemanden kannte, der es auch machte. Sie fühlte sich von ihrem Umfeld stigmatisiert; alle nahmen irgendwie an, sie sei ständig high. Nach vier Wochen brach sie ab. Laures Neugier und ihre Lust auf Microdosing erwachte erst wieder, als sie ein junges Ehepaar kennenlernte, das es schon seit einem halben Jahr nonstop praktizierte. Ihr neuer Freund Jasper, ein 42-jähriger Künstler, hatte auch Interesse. Sie begannen im Sommer, in ihren gemeinsamen „Arbeitsferien“, mit täglich 15 Schüben. Laure reduzierte in den folgenden Monaten auf nur noch drei – ohne dass die Wirkung abnahm, im Gegenteil. Manchmal ist sie „so stark, dass ich mental zu driften beginne und nur noch in die Natur will. Dann mache ich ein Nickerchen, bevor ich wie gewohnt gut arbeiten kann.“ Sie trinkt und raucht noch, aber
„Bei LSD ist alles, mehr als bei jeder
anderen Droge, eine
der richtigen Dosierung“
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deutlich weniger, „weil mir einfach nicht mehr danach ist“. Dafür hat sie mehr Appetit auf Fisch und Fleisch. Sie schläft tiefer, „wie ein Stein“, und länger, eine Stunde mehr als gewohnt, und hat „eine Menge verrückte Träume“. Laura fragt sich, ob es irgendwelche Nebeneffekte gibt – „bisher spüre ich keine. Wenn es so großartig bleibt, werde ich für immer weitermachen.“ Laures Freund Jasper macht das Microdosing weniger selbstkritisch. In seiner künstlerischen Arbeit sei er „technisch und inhaltlich kreativer und effizienter“ geworden. Unangenehme Nebenwirkungen gebe es keine. Als die Arbeitsferien endeten und der gewohnte Alltag einsetzte, der auch bei ihm mit viel Pendelei verbunden ist, hörte er mit dem Microdosing vorerst wieder auf. Nicht so sehr, weil es sich mit seinem Alltag nicht verträgt, sondern um das Microdosing vor seinem stressigen Alltag in Schutz zu nehmen: „LSD ist das Richtige. In Zukunft möchte ich alle Drogen für LSD eintauschen. Ich würde es auch gern einmal im Unterricht mit meinen Kunststudenten ausprobieren.”
Nachdem der Schweizer Pharmakologe Albert Hofmann 1943 zufällig die halluzinogene Wirkung von LSD entdeckte, wurde es zunächst hoch dosiert in der Psychiatrie eingesetzt, um temporäre „Modellpsychosen“ hervorzurufen. Für die Hippies wurde LSD dann zu einem Mittel, Stereotypen und Gefühlspanzer aufzubrechen. Nach dem Prinzip der doppelten Negation sollte die Verzerrung der Verzerrung uns die Welt endlich unverstellt zugänglich machen. Doch vor allem wurde LSD zu einer neuen Partydroge und Ende der 60er-Jahre weltweit kriminalisiert. Erst vor ein paar Jahren erlebte LSD in der Wissenschaft ein Comeback und wird nun auf seine Eignung als Heilmittel gegen Suchterkrankungen, Traumata und Todesangst getestet. Dabei verabreichen Ärzte sorgfältig ausgewählten Patienten – unter therapeutischer Begleitung – einmalig oder in größeren zeitlichen Abständen einen Trip. Doch wie niedrig dosiertes LSD auf Menschen wirkt, ist bis heute unerforscht. Nur bei Spinnen wissen wir es genauer. Ende der 40er-Jahre begann der Schweizer Pharmakologe Peter Witt, die Wirkung verschiedener Substanzen auf den Netzbau zu erforschen. Zunächst ging es nur darum, die hauptsächlich nachtaktiven Spinnen mittels des als „Nazi-Speed“ bekannten Methamphetamins dazu zu ermuntern, auch tagsüber Netze zu weben. Doch die Spinnen webten weiterhin nachts, waren aber offenkundig so verwirrt, dass lauter entstellte Formen dabei herauskamen. Witt erforschte in den folgenden Jahren die Wirkung weiterer Drogen und Giftstoffe wie Marihuana, Koffein, Strychnin und Kohlenmonoxid. Immer wurde der Netzbau mehr oder weniger unregelmäßig. Mal verliefen die Fäden im Zickzack, mal wurde das Netz zu grobmaschig, mal ließ die Spinne eine Ecke ganz aus. Nur bei LSD war es anders. Bei sehr hoher Dosierung fabrizierten die Spinnen unzusammenhängende Fäden oder hörten ganz auf zu spinnen. Bei niedriger Dosis aber webten sie ihre Netze besonders gleichmäßig, in sonst unerreichter Perfektion. Wer Microdosing als Scharlatanerie oder reines Placebo abtut, sollte nicht vergessen, wie zweifelhaft etwa die Erfolge gängiger Psychopharmaka sind. Wäre das Patent für LSD nicht schon vor Jahrzehnten abgelaufen, würde es heuFrage te ohne Zweifel als eine medizinische Sensation vermarktet: LSD hellt die Stimmung auf und macht mehr Lust! LSD regt an und lässt tief schlafen! LSD fördert die Konzentration und das Mitgefühl! Es ist alles nur, mehr noch als bei jeder anderen Droge, eine Frage der richtigen Dosis. 195
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LEGEND
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GRÖNEMEYER INTERVIEW: TOM JUNKERSDORF FOTOS: MARTIN SCHOELLER PRODUKTION: FRANK SEIDLITZ
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Smoking, Hemd und Fliege Giorgio Armani
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Smoking und Fliege Brioni Hemd BOSS
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HERBERT GRÖNEMEYER
Er ist nicht nur der erfolgreichste deutsche Musiker – Herbert Grönemeyer ist Heimat. Seine Lieder gehören zum kollektiven Gedächtnis Deutschlands, sie sind Statements zum Zeitgeist – und das seit bald 40 Jahren. Bei den „GQ Men of the Year“-Awards ehren wir ihn als „Legend“. Ein Interview zur Lage der Nation
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Was ist nur los mit Deutschland? Ich glaube, wir sind zum ersten Mal gefordert. Wir sind jetzt gefordert, uns zu überlegen als Gesellschaft: Was sind die Lösungen? Wie wollen wir das Land gestalten? Wie soll dieses Land aussehen, damit wir uns hier in den nächsten 50 Jahren wohlfühlen, unsere Kinder sich wohlfühlen und wir uns alle wohlfühlen? Und das kennen wir nicht. Wir lassen uns gerne regieren und sagen: „Die machen das schon!“ Aber so läuft das nicht mehr. Was wir dabei immer vergessen: Wir sind ein wahnsinnig junges Land… Wie meinst du das? Wir sprechen immer von Deutschland als große Wirtschaftsnation, Exportweltmeister. Dabei ist Deutschland ja erst 1871 gegründet worden, damals von Bismarck, nicht ganz ohne Zwang, mehr oder 200
weniger zusammengestoppelt aus Herzogtümern. Dann kam der Erste Weltkrieg, die Weimarer Republik, der Zweite Weltkrieg, dann wurden wir geteilt – jetzt sind wir gerade mal 28 Jahre wieder zusammen. Wir denken darüber, glaube ich, zu wenig nach. Sobald man merkt, das Land wackelt ein bisschen, fängt speziell von rechts unser alter Irrsinn wieder an aufzulammen. Und plötzlich merkt die Gesellschaft: „Oh, wir sind ja selber gefordert!’ Was sie auch ganz toll gemacht hat, als die Gelüchteten kamen, sind die Menschen von sich aus, ohne dass die Regierung etwas gesagt hat, auf die zugegangen, haben gesagt: „Okay, ihr braucht Schutz. Wir helfen euch.“ Das war eine irrsinnig erwachsene, große Leistung! Und was hat die Politik gemacht? Die hat sich erst mal kurz drangehängt und hat dann gemerkt, das kommt nicht ganz so gut, statt zu sagen: „Hier ist was Identitätsstiftendes!“ Bis heute, glaube ich, kümmern sich sieben bis acht Millionen Menschen in Deutschland um Gelüchtete, aber die Regierung hat das schlabbern lassen, hat das nicht wahrgenommen. Und jetzt marschieren die Populisten auf und sagen: „Pass mal auf, mit den Fremden hier, das ist eine Katastrophe!“ Und sofort fangen wir an zu wackeln. Du sagst: „Wir sind gefordert.“ Hast du das Gefühl, dass es so ein Wir überhaupt gibt? Wir haben meiner Meinung nach drei Sorgen in Deutschland: Wir haben die Sorge um die Gelüchteten, wir haben das Thema mit der Wiedervereinigung, und wir haben ein ganz großes Problem, über das wir am wenigsten sprechen: Wie fühlt sich das eigentlich für die Menschen mit Migrationshintergrund an, die schon seit 50, 60 Jahren hier leben, wie fühlen die sich? Die sind nämlich verunsichert. Die merken in den Straßen, dass sie zum Teil anders angeschaut werden. Die hatten 50 bis 60 Jahre kein Problem, waren ganz entspannt Teil dieser Gesellschaft. Plötzlich merken die: „Uns schlägt plötzlich eine gewisse Skepsis entgegen.“ Und sie sagen: „Verstehe ich nicht. Ich bin ja Deutscher!“ Im Osten werden sie mittlerweile auf ofener Straße gejagt. GQ. DEZEM B ER 2018
Diese Wiedervereinigung ist noch lange nicht vollendet. Ich habe damals direkt ein Jugendheim gegründet, in Leipzig, für rechte Jugendliche, da haben mich alle für verrückt erklärt. Ich habe gesagt: „Wenn ihr euch jetzt nicht um die Jugendlichen kümmert, werdet ihr ein Riesenproblem kriegen! Weil die Eltern in ein komplett neues System kommen, wir haben sie überrollt, die Treuhand hat sie aufgekauft. Ihr müsst jetzt begreifen, diese Menschen im Osten kennen dieses System nicht. Das ist für die Neuland, das ist für die komplett fremd! Ihr müsst ihnen auch ihre Würde lassen. Die haben ja auch trotzdem ein funktionierendes Land gehabt, was immer wir darüber denken, trotzdem haben die eine Geschichte, die haben ihre Jugend da verbracht, die sind da groß geworden, die haben ihren Beruf ausgefüllt, die haben etwas aufgebaut, und ihr könnt jetzt nicht kommen und einfach darüber wegbügeln und sagen: „Das interessiert uns alles nicht. Nehmt mal jetzt gefälligst an, was wir hier machen.“ Und ich habe damals auch gedacht: „Ich muss jetzt was tun, und ich mache das jetzt mal ganz doll!“ Denkst du! Das hat acht Jahre gedauert. Die wurden auch alle nicht links, die wurden nur aggressionsfrei. Das hat aber schon mal acht Jahre gedauert. Also damit man auch mal in Perioden denkt – hier geht es nicht um Eizienz. Das dauert, das ist ein langer Prozess. Wir dürfen uns aber nicht von Hysterie und Angst anstecken lassen, sondern sagen: „Okay, was sind die Fakten? Was sind die Probleme? Worauf müssen wir aufpassen?“ Und dann setzt man sich hin und sagt: „Okay, wie machen wir das jetzt, damit wir jetzt Stück für Stück wieder Zuversicht, ein Klima herstellen, das für 80 Millionen Menschen lebenswert ist?“ Und das,
Sobald wir ängstlich werden in Deutschland, fangen wir an, sofort in diesen anonymen RASSISMUS zu verfallen, weil wir denken, das ist eine Chance glaube ich, ist genau das Thema, das uns in den nächsten 20 Jahren, 25 Jahren begleiten wird. Hast du das Gefühl, dass diese Debatte geführt wird, dass es einen intellektuellen Lead gibt? Es beginnt. Eine ganz elementare Frage: Sind wir in Deutschland überhaupt intellektuell so bestückt, dass wir das überhaupt verarbeiten? Das werfe ich zum Beispiel auch Frau Merkel vor, die ja nun sicherlich nicht auf den Kopf gefallen ist … Sie wäre jemand gewesen, der uns den Osten hätte erklären können. Sie hätte uns – Herr Gauck übrigens auch – mal die Welt der Menschen im Osten erklären müssen, hätte sagen müssen: „Passt mal auf, so denken wir, so fühlen wir uns.“ Das hat sie nicht gemacht. Und das werfen ihr GQ. DEZEM B ER 2018
die Menschen im Osten jetzt natürlich auch vor. Die sagen: „Du wärst ja jemand gewesen, der hätte stolz da stehen können und sagen: ‚Ich bin Repräsentant auch des Ostens, ich bin da groß geworden, ich habe meine Kindheit da verbracht, ich kenne die Themen, ich kenne die Probleme, ich weiß, wie die Menschen sprechen, was für Sorgen die haben.‘ Das hätte uns geholfen.“ Aber es hat nie eine wirkliche, respektvolle Zusammenführung dieser beiden Seiten gegeben. Und das ist das, was uns jetzt gerade verunsichert. Sobald wir ängstlich werden in Deutschland – und das hat nicht nur mit dem Osten zu tun, genauso auch mit dem Westen –, fangen wir an, sofort in diesen anonymen Rassismus zu verfallen, weil wir denken, das ist eine Chance. Das ist aber das völlig falsche Thema. Das Thema ist, wie schafen wir es, dass wir gemeinsam in den nächsten Jahren das Gefühl haben, wir wachsen als Familie, und es geht voran? Was würdest du dir wünschen? Also meine Traumvorstellung wäre, wenn man sagt, man nimmt überparteilich ein gewisses Maß an Geld in die Hand und bringt aus allen Fakultäten, aus allen Bereichen – Wirtschaft, Kultur, Soziales, Medien – Menschen zusammen und setzt sie in einen Think Tank, 30 Leute für zwei Jahre, oder drei, und legt denen alle Fakten auf den Tisch und guckt, dass keiner sich das jetzt irgendwie unter den Nagel reißt oder sagt: „Ich gründe eine neue Partei!“ und lässt sie relativ nüchtern analysieren, gemeinsam, das sind die Themen, das ist das, was wir haben, was wir besitzen, und da machen wir eine neue Blaupause für eine Gesellschaft: So, das ist unsere gesellschaftlich-humanistische Idee. Wir wollen keine Rechtsaußen. Das vertragen wir nicht. Das wollen wir hier nicht! Wir erteilen dir eine ganz klare Absage, wir grenzen uns auch davon ab, und denkt nicht, dass ihr mit System und Klugheit euch immer mehr in unsere Gesellschaft fräst! Und dann brauchen wir noch eine Gruppe, die das kommunizieren kann, die das den Menschen erklärt. Wir haben ja bei den Politikern nur wenige, die, wenn sie vorm Mikrofon stehen, irgendeine Lösung so transportieren, dass ich vor dem Fernseher sitze und sage: „Habe ich verstanden!“ Da wird immer nur geschickt taktiert. Wir müssen aber ganz klar öfentlich Stellung beziehen, und im Moment bezieht ja nur das Netz Stellung. Und da sind die Trolle, die Rechten ballern da, hetzen von morgens bis abends! Aber wo ist denn die Bühne, auf der wir uns trefen können, um diese Debatte zu führen? Da sind die Medien ganz stark gefragt! Die dramatischste Debatte war für mich dieses letzte Kanzlerduell, wo da vier Journalisten standen – und was haben die gefragt? Nichts! Ich meine, mit so einem Journalismus kommst du in Deutschland keinen Millimeter voran. Wir haben wenige Journalisten, die auch Haltung beziehen. Es gibt immer diese Form: Ich interviewe jemanden, der sagt etwas, aber selbst? Da kommt nichts. Es gibt ja kaum Journalisten in Deutschland, vor denen die Politiker Angst haben. Geschweige denn, dass die auch noch Fragen gestellt kriegen, die sie nicht wollen. Wir brauchen einen extrem vitalen, nervenden Journalismus, und wir brauchen eine extrem vitale Kultur in der Öfentlichkeit, ein Podium wie zum Beispiel eine Fernsehsendung: Wieso gibt es nicht einmal die Woche, von mir aus auch nur einmal 201
HERBERT GRÖNEMEYER im Monat, eine Talkshow, wo ein Thema auf den Tisch kommt und Menschen im Osten und im Westen darüber reden? Dann hätte man schon ganz schnell verstanden: „Ah, okay, so denken die einen. So ticken die anderen.“ Wie kann es sein, dass ein Land wie Deutschland, das Land der Dichter und Denker, diesen intellektuellen Lead verliert? Sind wir zu träge geworden in den vielen fetten Jahren? Ich glaube, wir haben einfach nicht damit gerechnet, dass wir mal gefordert sein könnten. Wir hatten die Bundesrepublik, wir hatten das Wirtschaftswunder, aber das war begrenzt. Bis zur Wiedervereinigung. Im extremen Sinne wäre es ehrlicher gewesen, man hätte es genauso gehandhabt, als hätten sich Italien und Holland vereinigt oder die Schotten und die Engländer. Zwei Kulturen, die beide stolz sein können auf das, was sie erreicht haben. Aber das traut man sich nicht zu sagen. Die Menschen im Osten haben eine ganz andere Sozialisierung gehabt, das heißt, wenn man das von Vornherein klar artikuliert hätte, dann hätte man sich auch an einen Tisch gesetzt, und man hätte rausgefunden, wie denkt ihr über das gleiche Thema mit eurer Erfahrung nach? Aber das ist nie passiert. Und das muss jetzt passieren. Wenn wir jetzt weiter sagen: „Das macht schon irgendwer“, dann sind wir auf dem Holzweg. Und das fand ich das Beeindruckende an dieser Bewegung, an den vielen Menschen, die auf die Gelüchteten zugegangen sind, und das auch bis heute machen. Oder die 250000, die jetzt in Berlin bei #unteilbar auf die Straße gingen. Du engagierst dich auch. Ich finanziere eine Woh ngemeinschaft für unbegleitete gef lüchtete traumatisierte Jugendliche, seit zwei Jahren schon. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, wir waren stolz früher, dass Menschen aus ganz Europa kamen. Ein Türke – das war bei uns damals eine Auszeichnung, dass er überhaupt zu uns kam, ist ja irre! Ins Ruhrgebiet?! Und dann haben alle mit angepackt, Jugoslawen und Spanier, Italiener, Polen, Ruhrgebietler haben da vieles aufgebaut, dass wir heute hier so sitzen, mit der Kohle, mit dem Stahl und der Autoindustrie. Wir haben hier das Wirtschaftswunder mit angeschoben, alle diese Menschen, und zum Glück sind sie da! Und diese geistige und kulturelle Vielfalt, das ist überhaupt unsere einzige Chance, damit wir eben nicht so nach rechts gehen. Jetzt können wir doch nicht anfangen und denen das Gefühl geben: „Passt mal auf, ihr seid hier nicht voll erwünscht!“ Das geht nicht! Das sind genauso Deutsche. Warum neigt der Deutsche dazu, immer wieder so nach rechts zu gehen? Ich glaube, teilweise wir sind pessimistisch. Wir haben auch oft so einen Hang zur Melancholie und zum Pessimismus. Und wir sind nicht lösungsorientiert. Wir tendieren zum Bedenken, wir sind bedenkenschwanger, wir sind gute Ingenieure. Also wenn sich was berechnen
lässt, dann sind wir stark, aber kulturell, in der geistigen Beweglichkeit sind wir noch sehr jung und unerfahren. Wir lassen uns schnell von Angst anstecken, obwohl wir gar keinen Grund hätten. Ich meine, die glücklichsten Nationen sind unsere Nachbarn, die Skandinavier, die sind genau zehn Meter entfernt von Norddeutschland, die Dänen, Finnen, Schweden… Und wir neigen dazu, schnell in so einen Pessimismus zu verfallen, aber wir sind eben auch ein künstliches Projekt. Wir sind nicht homogen. Wir versuchen, zwanghaft eine Homogenität herzustellen, anstatt zu sagen: „Wir sind unglaublich unterschiedlich! Das ist schön und die Grundlage. So. Was machen wir damit?“ Wenn wir sagen würden: „Wir sind verdammt unterschiedlich“, wäre das eine viel ehrlichere Basis. Und das ist ja auch das, was der Osten zum Teil signalisiert: „Hallo, hört ihr uns eigentlich? Seht ihr uns eigentlich? Wisst ihr eigentlich, wie wir denken, wie schwierig das für uns ist, mit dem ganzen System klarzukommen? Wir fühlen uns nicht ernst genommen!“ Und das kenne ich, weil ich aus dem Ruhrgebiet komme. Wir haben dort wirklich vieles in die Wege geleitet, aber wurden auch zum Teil immer ganz leise belächelt. Also diese dunkle Ecke, na, wir müssen uns alle viermal waschen am Tag, weil da die Wäsche gleich dreckig wird. (lacht) Ich inde es viel ehrlicher, wenn man die Fakten auf den Tisch legt und sich hinsetzt und sagt: „Ah, so sieht’s aus! Gut. Was machen wir damit?“ Und nicht: „Oh Gott, oh Gott, das wird alles ganz furchtbar!“ Nein, es wird alles nicht ganz furchtbar, wenn wir uns der Situation stellen. Wir müssen uns darüber klarwerden: Was wollen wir? Wollen wir uns nur beschweren und machen den Rechten dann immer mehr Platz? Wie soll dieses Land aussehen? Was wollen wir mit diesem Land erreichen, damit unsere Kinder durchatmen können später und sagen: Es ist meine Heimat und das ist schön! Ich bin hier gut groß geworden und musste keine Angst haben. Und meine Eltern und Großeltern haben hier in einer wackligen Phase zusammengestanden, jetzt fängt die Politik zu wackeln an, aber auch das sollte uns nicht nervös machen. Das sind Themen, die unangenehm sind, die uns fordern, aber wir können das. Wir können mit solchen Situationen umgehen, weil wir uns gemeinsam klar sind, was wir wollen und was wir nicht wollen. Mein Eindruck ist, es geht in unseren politischen Diskussionen viel zu oft um Kleinkram wie um den irrlichternden Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen, was der nun als Nächstes macht. Und das füttert die Angst, die Hysterie: „Oh, hier bricht gerade etwas auseinander…“ Nein, hier bricht gar nichts auseinander! Sondern es füttert eher wieder ein Stück mehr die Angst. Ah, da haben die ja doch recht, die da schreien: „Es ist ja alles ganz furchtbar!“ Das löfeln wir gerne ein. Da sitzen wir alle auf dem Sofa und sagen:
Die Menschen, die auf die Geflüchteten zugegangen sind und sich gekümmert haben – das war eine grandiose HALTUNG, eine humanistische und kluge Haltung
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HERBERT GRÖNEMEYER „Ja, ja! Geht alles drunter und drüber!“ Ja, Kinners, das bringt uns doch jetzt nicht durcheinander! Wir leben doch in einer stabilen Zeit! Wir müssen lernen, größer zu denken und auch gelassener zu werden. Wir sind halt pubertierend. West- und Ostdeutschland: Wir sind jetzt gerade 28 Jahre zusammen, ich glaube 26 Jahre, sagt der Psychologe, dauert die Pubertät, nicht 18, sondern 26, also wir kommen gerade raus und werden langsam erwachsen, und deswegen bringe ich wieder dieses Beispiel mit den Gelüchteten: Die Menschen, die auf sie zugegangen sind und sich gekümmert haben – das war eine grandiose, erwachsene Haltung, eine humanistische und kluge Haltung zu zeigen: Ich bin erwachsen. Ich nehme meine Verantwortung wahr, ich biete den Menschen Schutz, ich kümmere mich um sie, um zu gucken, dass sie hier nach all diesen Traumata wieder Halt inden. Das war von der Gesellschaft ein grandioser Schritt. Und den haben die Politiker weggleiten lassen und prügeln sich jetzt am rechten Rand herum: Wer gräbt der AfD das Wasser ab, oder wer schaft es, ein Thema zu ischen, das so halb rechts nur ist? Das ist überhaupt nicht unser Thema! Was ist dann das Thema? Wir wollen ein lebensfähiges, vielschichtiges Land, das sich einfach nach vorne bewegt. Das ist meiner Meinung nach relativ klar. Der Konsens ist viel stärker, als man jetzt so tut, weil da irgendwelche Rechten herumpöbeln. Ein Beispiel: Ich saß mit einem Freund von mir, einem Werber aus Hamburg, zusammen in einem Café hier in Berlin, und plötzlich kommt ein Mann an unseren Tisch und legt uns seine Visitenkarte hin, ein Anwalt, und sagt zu mir: „Ach, ich wollte Ihnen einen ofenen Brief schreiben.“ Sage ich: „Aha.“ – „Ja, ich bin AfDMitglied.“ Ich sage: „Ja und, was wollten Sie mir denn schreiben?“ Ich sei aufgetreten in diesem Nazi-Dorf da in Mecklenburg-Vorpommern, und da hätte ich lauthals gesagt, also diesen Rechtsruck und dieses rechte Denken, das wollen wir hier nicht! Er sagt: „Das müssen Sie viel diferenzierter sehen.“ Sagt der zu mir! „Das müssen Sie viel diferenzierter sehen …“ Dann ing er an, sich zu verlieren mit den ganzen Migranten, wo ich sagte: „Jetzt mal ganz langsam! Wo bleibt denn Ihre Stellungnahme, Ihr Aufschrei zu Chemnitz? Sagen Sie doch mal Ihrem Vorsitzenden, er möchte doch mal öfentlich sagen, dass er diese Vorgänge in Chemnitz verurteilt.“ Und dann sagt mein Freund, unheimlich nett, er sagt: „Ich leite eine Werbeagentur mit 30 Mitarbeitern, wir erkennen Probleme, aber was wir den ganzen Tag machen: Wir arbeiten an Lösungen! Also, was ist denn jetzt Ihre Lösung?“ Und da kam der total ins Schleudern! Weil sie nur Angst schüren! Und da steckt ein Prinzip dahinter, eine gemeine Strategie. Wir glauben ja, die artikulieren nur die Sorgen der Menschen. Nein! Die leben von den Ängsten, die benutzen die Ängste der Menschen und kochen die hoch, weil sie merken: Das ist unsere Chance, größer zu werden. Und das muss man einfach durchschauen und sagen: „Passt mal auf, wir machen uns Sorgen, aber dennoch ist klar, wir leben in einem soliden Land, wir haben hier sicherlich Themen, die bearbeitet werden müssen, aber wir lassen uns nicht das Land kaputtreden!“ Diese rechte Seite, und da fängt jetzt natürlich auch die bayerische Partei an, leicht mitzuköcheln, das geht nicht! 206
Wir lassen uns hier nicht das Land wegverängstigen. Das müssen wir auch nicht! Laut aktuellen Umfragen würden in Deutschland 18 Prozent die AfD wählen, wenn jetzt Bundestagswahl wäre. Statistisch gesehen müssten bei deiner anstehenden Konzerttour entsprechend viele AfD-Wähler sein. Bei mir ist jeder willkommen! Aber wenn die nicht kommen, macht nichts! Ist schon okay. Glaubst du, dass sie kommen, oder machen sie einen Bogen um dich? Haben Sie Angst vor dir? Mein Vorteil ist, ich habe immer polarisiert. Ich glaube schon, dass viele Menschen mich auch mögen. Aber ich habe aus meiner politischen Haltung nie einen Hehl
Ich hänge an Deutschland, ich bin verliebt in dieses Land, es liegt mir am HERZEN, und genau deswegen schreibe ich auch so meine Lieder darüber gemacht, und ich bin manchen Menschen vielleicht auch nicht ganz geheuer… Warum, weiß ich nicht, weil ich, glaube ich, an sich ganz freundlich bin. Aber natürlich sehe ich auch meine Aufgabe darin: Rockmusik war immer ein Aubegehren, und dafür ist man da. Ich bin kein Angestellter, kein Kulturangestellter, ich mache meine Musik und versuche, auch zu polarisieren und damit Anstöße zu geben. Ich schreibe meine Songs nicht nach dem Motto: Wenn ich das jetzt so schreibe, kommen vielleicht drei Leute mehr. Du beschäftigst dich ja wie kaum ein anderer mit den politischen Zuständen. Mir liegt das Land am Herzen, ich lebe hier gerne, trotz aller Unkenrufe zahle ich auch schon immer meine Steuern in Deutschland. Manchmal sagen Zeitungen: „Was redet der eigentlich mit?“, aber ich lebe ja auch schon wieder seit acht Jahren in Deutschland. Ich habe eine Zeit lang in London gelebt, habe aber immer hier meine Steuern gezahlt. Ich hänge an dem Land, ich komme aus diesem Land, mir liegt das, ich bin verliebt in dieses Land, es liegt mir am Herzen, und genau deswegen schreibe ich auch so meine Lieder darüber, weil wenn man sich um seine Beziehung Sorgen macht, dann wird man halt unruhig. Aber dass ich mir jetzt Gedanken um meine Karriere mache oder so, wenn das die Frage ist, das mache ich nicht, das habe ich noch nie gemacht, weil das nicht das Thema ist. Man muss aber das Gefühl haben, dass man mit seiner Kunst weiterkommt, auch für sich selber. Also das ist immer die Frage: Schafe ich es irgendwie, interessante Musik zu schreiben? Schafe ich es, Dinge zu verknappen? Werden meine Texte bekloppter, oder werden die interessanter? GQ. DEZEM B ER 2018
Es gibt so Kleinigkeiten, wie man sich selbst kontrolliert, und das interessiert mich! Und das schafe ich mal besser oder schlechter. Sind denn, wie du es ja immer sagst, nervöse Zeiten besser, um Songs zu machen? Ich denke, in nervösen Zeiten ist es auf jeden Fall wichtiger, dass viele Stimmen, also auch die kulturellen Stimmen gehört werden. Dazu zählen auch die Maler, die Schriftsteller, die Schauspieler, die Journalisten: Sie alle sind dafür da, in nervöseren Zeiten Dinge zu artikulieren und Menschen zu helfen oder aufzufordern, die Ruhe zu bewahren und Haltung zu zeigen. Ja. Und dafür sind wir dann Trommler. Ich trommle für was. Ich bin keiner, der tagtäglich irrsinnig soziale Arbeit leistet. Aber ich kann den Menschen, die Tag für Tag wunderbare zwischenmenschliche Leistungen erbringen, helfen, dass sie sich wieder auladen oder ihren Mut behalten, wenn sie abends nach Hause kommen. Das kann ich, glaube ich. Also nicht nur ich, alle, die Musik machen oder Filme drehen oder Bücher schreiben … Das ist unsere Aufgabe. Und in nervösen Zeiten ist man sicherlich stärker gefordert, als wenn alles so vor sich hin schlabbert. Wenn so etwas passiert wie in Chemnitz, hast du da gleich das Gefühl, dass du rausgehen musst? Na ja, ich glaube nicht, dass ich überall hinrennen muss, ich bin ja auch nicht der Einzige. Wir sind ja zum Glück viele Bands oder viele Musiker, die ähnlich denken. Ich glaube schon, dass man dafür da ist, wenn es darauf ankommt, gemeinsam auch mit einzustehen, Haltung zu zeigen und öfentlich seine Stimme zu erheben und zu sagen: „Das inde ich nicht richtig!“ Und das muss man ja auch den Menschen im Osten zugutehalten: Die haben ja schon einmal eine Befreiung hinter sich. Sie haben das ja schon mal erlebt, was es heißt, sich aus einem System zu lösen. Waren unter anderen ja auch viele Kulturschafende wie Bärbel Bohley, Jens Reich und andere. Eine Gesellschaft formt sich immer wieder. Die Gesellschaft ist eine Familie, die sich latent verändert und nervös wird, und mal läuft’s besser, und mal ist Frieden, plötzlich passiert wieder irgendetwas, einer ist verzweifelt oder hat Schulden gemacht oder sich von seiner Frau getrennt … Und sofort kommt die Familie wieder zusammen. Aber das ist ja auch der Spaß, die Freude an dem Land! Dass wir in Bewegung sind, dass sich etwas bewegt, und man muss einfach auch sagen, für viele Menschen ist es ein wunderbares Land! Wir können ja auch froh sein, dass so viele Menschen zu uns kommen! Ich meine, aufgrund unserer Geschichte würde man ja normalerweise sagen, dass hier einer überhaupt herzieht, ist ja schon ein Wunder. (lacht) Also, wäre ja im Grunde genommen nicht das Erste, worauf ich käme … Ich kenne hier Amerikaner, ich kenne Waliser, ich kenne Asiaten, ich kenne Südamerikaner, die wohnen hier und freuen sich ihres Lebens! Sie schwärmen von morgens bis abends – viel mehr als wir! Dass sie überhaupt hierherkommen, ist ein Zeichen an uns, dass wir es geschaft haben, über die Jahrzehnte hier ein Klima zu schafen, in dem die Menschen sich willkommen fühlen und auch kommen. Das ist ein unglaublich schönes Zeichen und auch eine tolle Leistung! Das dürfen wir uns auf keinen Fall kaputt machen lassen. GQ. DEZEM B ER 2018
Du sagst häuig wir. Wen genau meinst du damit? Ich meine die Menschen, an die ich glaube oder die ich kenne, die in Deutschland tagtäglich wirklich unglaublich viel bewegen, die in politischen Gruppierungen arbeiten, die aufgeklärt sind, die sich Sorgen machen, die wirklich ighten, um dieses Land lebendig, heiter und ja, lebenslustig zu erhalten. Davon kenne ich ganz viele, und das ist das, was die Schönheit des Landes auch ausmacht. Das macht mir Spaß. Dafür lebe ich hier. Was glaubst du, kriegen wir es hin? Das wäre ja wohl ein Witz, wenn wir jetzt hadern, nur weil hier irgendwelche Volldurchgeknallten herumpöbelnd durch die Gegend rennen … Natürlich kriegen wir es hin! Wenn wir aber anfangen zu sagen: „Das kriegen wir eventuell nicht hin“, ja, dann geben wir denen ja voll Vorschub! Wenn wir jetzt sagen, mit 80 Millionen Menschen, dass wir es nicht hinbekommen, hier eine stabile Gesellschaft zu schafen und das in den nächsten 50 Jahren durchzustabilisieren, ja, das wäre ja wohl ein Armutszeugnis! Und dann fragt sich doch jeder: Wieso denn nicht? Was soll denn da nicht gehen? Haben es doch bis jetzt auch hingekriegt! Was soll das denn? Ich sehe im Moment die Köpfe nicht, die das umsetzen können … Ja, dann sind die Köpfe vielleicht auch nicht da. Dann müssen sie aber kommen. Es regelt sich nicht von allein. Hier kannst du nicht Geld reinpumpen und fertig. Du musst Strukturen ändern, bessere Jugendstrukturen schafen, du musst Anlaufpunkte schafen, Aufklärung betreiben, du musst auf die Menschen zugehen. Du musst den Menschen zuhören. Das sind alles Dinge, die können wir. Dass jetzt eine gesellschaftliche Nervosität entsteht, dem stehen wir zum ersten Mal gegenüber. Aber auch nur deswegen, weil wir vielleicht 25 oder 28 Jahre eher geschlafen haben! Dennoch sind es alles Dinge, die wir mit unseren Fähigkeiten und unserem aufgeklärten humanistischen Geist bewältigen können. Aber nicht in einem Jahr. Und auch nicht in vier Jahren. Und auch nicht in sechs Jahren. Sondern vielleicht in 15. Aber jetzt haben wir gefälligst anzufangen. Hast du eigentlich Angst vor Trump? Ja, Trump halte ich schon für sehr, sehr gefährlich. Dieses sekündliche Rumgestammel, dieses narzisstische Impulsgehabe ist schon sehr komplex. Doch, der macht mir natürlich schon schwer Kopfzerbrechen. Und das Netz ist eben auch so ein Spucknapf für so viele andere Menschen geworden, die wie er da einfach irgendwann reinspucken und damit natürlich unsere Köpfe beeinlussen, das soll man ja nicht unterschätzen! Diese Kultur des „Alles ist erlaubt, und man kann sagen, was man will“, die prägt auch unser Denken. Da gibt’s ja ein Lied auf dem neuen Album, dieses „Fall der Fälle“, wo ich schreibe: Wie weit rücken wir eigentlich selbst nach rechts? Es geht ja nicht nur darum, dass man sagt: „Ich will keine rechtsextremen Auswüchse und keinen Rassismus und keine Ausländerfeindlichkeit.“ Die Frage ist natürlich auch: Wie anfällig ist man selbst? Hast du das Gefühl, da muss sich jeder selbst überprüfen? Ununterbrochen. Das rechte Denken kommt einem Teil unseres Aggressionspotenzials sehr zupass. Und wir sind 207
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Smoking und Fliege Brioni Hemd BOSS
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alle aggressionsgesteuert, und Aggression ist ja auch, sagen wir mal, im psychologischen Sinne zunächst auch eine vernünftige Fähigkeit, weil man sich abgrenzen muss, man sagt ja, Aggression ist dafür da, dass einer einem nicht zu nahe kommt. Aber ich glaube, dass wir alle sehr anfällig sind, weil rechtes Denken simpliiziert. Und da müssen wir uns selbst genau kontrollieren, wie weit wir solch komischem Gedankengut anheimfallen! Denn das kennen wir ja selbst im Gehirn. Ich möchte ja nicht sagen, was bei mir alles tagtäglich durch mein Gehirn schießt. Das ist jetzt nicht die evangelische Kirche! Also … (lacht) Also da gehen auch Dinge durch, da bin ich dann selbst perplex. (lacht) Aber da gibt’s eben auch eine moralische Regulation, eine klar deinierte Linie, die immer wieder sagt: „Vorsicht! Vorsicht! Vorsicht! Langsam! Langsam! Langsam!“ Und das ist auch das, was wir über eine Haltung gemeinsam schafen müssen. Wir müssen sagen: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Um uns auch selbst zu helfen. Und wer sagt, in Chemnitz gehen Migranten heute am besten nicht in die Innenstadt – das ist für mich übelste Hetze und ein Verbrechen! Das geht nicht! Das geht doch nicht! Da stellt sich einer hin und sagt: „Ich komme heute in
Die Verantwortung liegt bei uns, nicht bei den POLITIKERN. Wenn wir an die WAND fahren, dann sind wir schuld die Innenstadt, und wenn ich da jemand Fremden sehe, dem haue ich auf die Mütze!“ Und das darf der öfentlich sagen! Ich meine, wo kommen wir da hin?! So ist ja der Faschismus überall entstanden, und er entsteht jetzt wieder, weil immer mehr Leute dem dann kurz mal wie so einer Droge anheimfallen. Im Song „Fall der Fälle“ ziehst du eine klare Grenze. Du sagst: „Keinen Millimeter nach rechts, Verständnis ist nie schlecht! Aber keinen Millimeter nach rechts!“ Ist auch so. Es gibt einfach ganz klare Grenzen, und die werden nicht überschritten. Aus! Da wird eine klare Ansage gemacht. Eine Gesellschaft hat auch eine Funktion, wir als Gesellschaft sind wie Eltern, und die sagen ganz klar: „Bis hierhin und keinen Millimeter weiter! Aus! Schluss!“ Und da wird auch nicht debattiert. Die Menschen, die sich Sorgen machen oder Ängste haben, können sich gerne artikulieren in der Demokratie, können gerne sagen: „Das läuft bei uns falsch. Darüber würde ich gerne reden!“ Ja. Das ja. Aber nicht, indem sie anfangen, vor Wut Schwächere oder Menschen aus anderen Herkunftsländern anzugreifen, das ist feige. Und das geht nicht! Es darf nicht passieren, dass wir unsere Empathie und unseren humanistischen Geist verlieren. Das ist elementar. GQ. DEZEM B ER 2018
Speziell wenn eine Regierung wankt. Die Politiker sind ja die Klassensprecher. Man kann jetzt doch nicht sagen, der Klassensprecher ist ein bisschen desorientiert, deswegen dreht die Klasse durch. Wir haben sie gewählt, die Verantwortung liegt bei uns, nicht bei den Politikern. Man kann sagen: „Das inde ich nicht richtig!“ Aber man kann nicht sagen: „ Wir sind jetzt an die Wand gefahren, weil die schuld sind!“ Nein! Das ist für Doofe! Wenn wir an die Wand fahren, dann sind wir schuld. Wir sind die Gesellschaft, wir haben das in der Hand, und wir sind dafür verantwortlich, dass dieses Land lebenswert bleibt, nicht nur die Politiker! Ich habe nichts gegen Politiker. Sie haben einen ganz klaren Job, und den sollen sie machen, aber sie werden von uns kontrolliert. Wir sind die Arbeitgeber. Wir haben sie angestellt! Das heißt schon auch, dass man sie beobachtet und klar sagt: „Das geht so nicht!“ … Oder man wählt sie ab. Das ist eine Frage der demokratischen Reife. Jetzt sind wir als Demokraten gefordert zu sagen: „Selbst wenn es wackelt, behalten wir die Ruhe und bringen dieses Land durch dieses Gewackel durch, und wir bleiben aber im stabilen Wasser.“ Und wenn ein Seehofer die Grenzen zumachen will und ein Donald Trump Kinder und Eltern an der mexikanischen Grenze auseinanderreißt … … dann ist die Gesellschaft in der Lage, das zu kritisieren und zu sagen: „Das wollen wir nicht!“ Das hat er ja auch gemerkt. Wir reagieren ja darauf! Wir reagieren ja auch auf die zynische Aussage von Herrn Seehofer: Ich bin 69 geworden, und ich habe nur 69 Menschen nach Afghanistan in einem Flieger abgeschoben. Ich will nur erklären: Wir können nicht unsere Ängste den Politikern in die Schuhe schieben. Wir können nicht sagen: „Die haben das gemacht.“ Das hatten wir ja mit Adolf Hitler, da hieß es dann am Ende ja auch: „Ja, der hat uns alle dahingezerrt!“ Ja, Moment mal! So einfach ist es ja nun nicht! Klar ist Trump beängstigend. Hochgradig beängstigend! Eine ganz komplexe, beängstigende Figur! Aber deswegen können die Amerikaner ja nun auch nicht sagen: „Wir drehen jetzt alle am Rad hier und warten, bis der auf den Knopf drückt.“ Wir werden ihn ununterbrochen infrage stellen. Die ganze Welt wird ihn ununterbrochen infrage stellen und Politikern widerspiegeln: „Passt auf, das ist ja nun wirklich absurdes Theater, was ihr gerade veranstaltet.“ Bei einem Superstar wie dir würde man denken, dass du, gerade jetzt, wo du in Berlin wohnst, bei Angela Merkel im Kanzleramt ein- und ausgehst. Stimmt es, dass du sie noch nie getrofen hast und auch nicht trefen möchtest? Ja. Weil du diese Nähe nicht möchtest? Ich inde, Politik und Kunst haben nichts miteinander zu tun. Politiker wollen sich immer mit Kulturschafenden trefen und wollen rausinden: Wo ist der Widerstand? Aber die Kultur ist dafür da, unberechenbar zu sein, selbst wenn wir gar nichts machen. Wir sind dafür da, dass wir unberechenbar bleiben! Und wir müssen sie nervös machen. Und so wie es auch beim Fall der Mauer war, von den Menschen, die den Umsturz geplant haben, waren viele aus der Kulturszene … Wenn ich mich mit Politikern trefe, ist deren einziges Interesse, mich auszuchecken: Wie tickt der, und was denkt der? Ich 209
HERBERT GRÖNEMEYER glaube einfach, Politiker ticken anders. Politiker haben eine eigene Sprache, sprechen meiner Meinung nach auch kein verständliches Deutsch, sondern sprechen irgendwas. Ich weiß nicht, was das ist. Ich kenne wenige Politiker in Deutschland, die ich halbwegs verstehe, weil sie immer eine zweite Agenda haben. Ein Politiker hat immer eine zweite Agenda. Was soll ich mit Politikern besprechen? Nein, wir sind dafür da, und das gilt auch für den Journalismus, wir sollen den Politikern das Leben so hart wie möglich machen! Und nicht mit ihnen kuscheln! Wir wollen, dass sie nervös bleiben. Blair hat sich auch mit Oasis getrofen und sie vereinnahmt für seine Wahl: Das haben sie alle bereut, als sie ihn da quasi an die Macht gebracht haben, im Nachhinein haben sie sich alle gesagt: „Oh Gott, oh Gott!“ Hattest du manchmal das Gefühl, dass du vom Regen in die Traufe gekommen bist, als du aus London mit dem Brexit weggezogen bist, und jetzt kommst du in ein Land mit so einem Rechtsruck? Nein. Ich glaube einfach, wir haben die Situation unterschätzt. Ich bin gern hier, ich habe hier immer parallel gewohnt. Ich habe ja nicht stur in England gelebt, ich habe immer mein Haus in Berlin gehabt und bin immer wieder hier gewesen. Wie empindest du den Brexit? Der Brexit ist eben wie Trump auch künstlich angeschoben worden durch diesen ganzen Internet-Wahnsinn und durch totale Manipulation. Das hat mich geschockt, London ist für mich eine Stadt, da leben Hunderte Kulturen, wenn nicht noch mehr. Das ist bunt, das ist schnell, da kriegst du jeden Tag unheimlich viele Eindrücke, sehr liberal, sehr ofen, sicherlich eine zweigeteilte Gesellschaft, weil die Engländer zum Teil auch sehr unter sich bleiben, eine große internationale Gesellschaft, aber an sich hochgradig ofen. Das hat mich total überrascht. Und spürst du jetzt einen Unterschied? Es fühlt sich anders an, weil genau die Leute, die vor allem auch selbst überrascht worden sind von dem Brexit, sich natürlich jetzt uns gegenüber ständig entschuldigen müssen. Also, ihnen ist das peinlich, und wenn Engländern was peinlich ist, ist es ganz schlimm. Das mögen sie gar nicht, weil sie gar nicht wissen, wie sie das artikulieren sollen. Sie kommen damit selbst nicht klar. Sie wissen überhaupt nicht, wie sie sich uns gegenüber verhalten sollen. Und wir wissen nicht: Sind wir hier noch willkommen oder nicht? Also, das ist ein bisschen die gleiche Situation, wie sie die Gelüchteten in Deutschland haben … Das hast du jetzt selbst als Europäer in England, weil wir ständig immer nur hören, ich habe nichts gegen euch. Und du sagst: „Ja, ich will hier auch nicht eindringen. Darf ich überhaupt noch hierbleiben?“ Das ist furchtbar! Furchtbar! Ja, die Welt dreht sich da zurück. Hart zurück, weil sich die Leute nicht der Tatsache stellen wollen, dass die Welt ofen ist. Wobei
es in England anders war, die Engländer haben nicht wegen der Flüchtlingskrise so abgestimmt, sondern sie waren einfach unzufrieden mit der ganzen Situation im Land, den wirtschaftlichen Verhältnissen, und auch der Unterschied zwischen Arm und Reich ist eklatant! Das ist wesentlich härter auszuhalten als in Deutschland. Die Engländer haben eben versucht, im Brexit ihre Wut zum Ausdruck zu bringen, die aber an sich gar nichts mit Europa zu tun hat, sondern mit der Wut innerhalb des eigenen Landes. Das meistgegoogelte Wort am Abend vor der Abstimmung war angeblich „Europa“. Wut ist im Moment weltweit das Thema, und umso mehr muss man, glaube ich, zumindest die Ruhe bewahren. (lacht) Bist du eigentlich froh, dass du in einer Zeit ohne Handy und Internet aufgewachsen bist? Ich glaube, dass das Netz dummerweise immer noch den Mythos hat, dass alles, was da drinsteht, dufte ist. Dieser Cool-Faktor: Ich klappe meinen Computer auf, oder ich sitze da mit meinem Handy, und wenn ich dann rangehe, ist das schon mal cool! Und alles, was dadrin stattindet, ist irgendwie auch hip. Ob Trump das sagt oder ob ich jenes sage – alles ist irgendwie entertaining. Trump ist ja so ein Produkt davon. Ich glaube, dass das Netz ganz stark nihilistisch ist, dass es so ein nihilistisches Denken prägt und dass das menschliche Gehirn gar nicht in der Lage ist, so viel Nihilismus aufzunehmen, zu kauen. Zum Beispiel die Medien: Ständig versuchen sie, Dinge mit Twitter zu belegen, sie fegen abends immer zusammen, was sie tagsüber gelesen haben, und schreiben dann ihre Artikel. Sie fangen an, sich nach einem Gedankengut zu richten, das gar nicht die Menschen im Ganzen repräsentiert, sondern nur einen Teil, die nämlich, die da vor sich hin lallen. Das Netz hat sicherlich nicht nur die geistige Lebendigkeit gefördert. Aber du bist auf Instagram. Ja, das mache ich aber nicht selber, wenn ich ehrlich bin, da habe ich jemanden … Also, ich gucke mir das an, aber ich bin jetzt nicht jemand, der sich die ganze Zeit fotograiert und sagt: „Ich habe gerade eine Pommes gegessen“, oder so … Nutzt du zu Hause Spotify oder Apple Music? Nein. Ich höre Musik nach wie vor von CDs und zum Teil vom Telefon, da bin ich aber noch bei iTunes, beim Runterladen, ich lade mir meine Alben runter, weil ich auch inde, das deiniert mich. Ich möchte nicht vor 40 Millionen Titeln sitzen. Verfolgst du diese Internet-Stars? Nein. Ich bin auch nicht im Internet. Ich sitze nicht am Computer. Gibt es bei dir Momente des Zweifelns? Wenn ich so eine Platte wie jetzt mache und speziell die Texte schreibe, das ist Marter! Die Zweifel – das ist unfassbar. Ja. Stimmt es, dass du erst die Musik machst und dann die Texte?
Trump ist hochgradig beängstigend! Wir werden ihn ununterbrochen INFRAGE stellen. Die ganze WELT wird das tun
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Mantel Canali über lodenfrey.com
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Smoking, Hemd und Fliege Brioni
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Immer erst die Musik. Und dann schreibe ich einen Text, und der Text darf mir meine Musik nicht kaputt machen. Ich schreibe oft Texte, die inde ich ganz toll, dann gehe ins Studio und singe sie auf die Musik, und die passen nicht. Das deckt sich nicht, das funktioniert nicht miteinander. Ich bin total nervös, wenn ich das mache. Hörst du dann einen Sound und sagst: „Okay, dieser Text passt dazu. Das könnte politisch werden.“? Nein. Ich sage mal so, ich habe immer einen Grund, wenn ich anfange zu schreiben. Ich bin ja kein großer Geschichtenerzähler, ich schreibe mehr so über Dinge, die ich denke, aus meinen Gefühlen heraus. Dann überlege ich natürlich schon, was interessiert dich in letzter Zeit? Was berührt dich gerade? Womit beschäftigst du dich? Jede Platte von mir ist schon auch ein Spiegel der Zeit. Auf der letzten Platte habe ich mich mit den Gelüchteten beschäftigt und mit den Fluchtwegen übers Mittelmeer. Und dann kommt der nächste Schritt: Kriegst du das in Worte gefasst? Oder hast du das schon mal besser gemacht? Kriegst du das überhaupt besser hin? Gelingt dir das? Bis ich dann so ein Lied habe wie „Bist du da“, bis ich das im Grif habe … Das ist, wie ein Bild zu malen, das ist eine unglaubliche Fitzelarbeit. Ich schreibe alles mit der Hand, ganze Stapel … Schreibst du mit Kugelschreiber oder Füllfederhalter? Kugelschreiber. Ich kaufe mir für jede Platte einen neuen Stift und habe dann so Blöcke und schreibe an vielen Texten gleichzeitig. Ein Egal-Stift oder ein schöner Kugelschreiber? Kein Egal-Stift. (lacht) Es gibt hier so einen Laden in der Uhlandstraße, einen sehr schönen Schreibwarenladen, der Besitzer freut sich immer schon, wenn ich komme, dann sagt er: „Ich habe hier einen sehr schönen neuen Stift.“ Muss auch eine dicke Mine sein, also muss gut gleiten, und ich sitze dann da und forme mir das zusammen. Es geht mir aber nicht nur ums Lied, es geht ja um die ganze Platte. Sie ist für mich wie ein Buch. Wenn du jetzt auf Konzerttour gehst, erwarten deine Fans auch Klassiker. Aber darfst du einen Hit wie „Männer“ überhaupt noch spielen nach der ganzen #metoo-Debatte? Jaaaa, das ist ein augenzwinkerndes Lied, das war auch früher nie ernst gemeint, das war ja keine ernsthafte Analyse, sondern es war spielerisch, wie „Kinder an die Macht“ ja auch. Ich glaube, ich werde zum Teil in meinen Liedern auch zu ernst genommen. Also, ich werde gerne ernst genommen, aber ich werde auch gerne nicht ernst genommen. Ah, okay …? Ich bin nicht so ernst, wie man denkt. Ich glaube, dass ich in vielen Liedern humorvoller bin oder leichtfüßiger, als man denkt. Ich kann aber auch sehr vehement werden, wenn mir was nicht passt. Aber Musik soll ja was Belebendes haben. Meine Konzerte – das sind ja keine Vortragsreihen. Wir versuchen ja nun, den Menschen auch Spaß zu machen. (lacht) Und das inde ich ganz wichtig. Für mich ist eine Platte oder ein Konzert wie ein Abendessen. Man lädt Freunde ein, sitzt zusammen, man hat über vieles geredet, man hat gelacht, man hat getrunken, man hat ernsthaft geredet, man hat sich über GQ. DEZEM B ER 2018
Wir wollen keine Rechtsaußen. Wir erteilen dir eine ganz klare ABSAGE, wir grenzen uns davon ab. Denkt nicht, dass ihr mit SYSTEM und Klugheit euch immer mehr in unsere Gesellschaft fräst Dinge ausgetauscht, und danach gehen alle nach Hause, und man umarmt sich noch … War ein schöner Abend! Und legt sich dann freudig ins Bett. Und nicht: „Oh Gott, oh Gott! Das ist ja alles so furchtbar!“ (lacht) Was ist für dich das beste Album ever? Stevie Wonder, „Songs in the Key of Life“! Es gibt Sachen, die bewundert man natürlich. Und das ist toll! Paul McCartney ist mit 76 Jahren auf Platz eins, die Stones waren gerade wieder auf Tour, Bob Dylan, du gehst auf Tour … Bin aber nicht 76. Nur dass du weißt … Nein, nein … Da habe ich noch 14 Jahre Zeit. (lacht) Wie erklärst du dir diese Faszination der Ikonen? Sie wissen einfach, wie man so ein Konzert gestaltet, weil sie ihr Handwerk verstehen. Wenn Paul McCartney auf Tour geht oder die Rolling Stones, ich meine, die haben natürlich einen Katalog, da denkst du, er singt dir die ganze Zeit Rockgeschichte vor. Und das ist ja grandios, was das für Songs sind! Gleichzeitig wissen sie aufgrund ihrer Erfahrung – wie ein großer Fußballer –, wie man ein Tor macht. Sie wissen, wie es geht! Das ist ihr Job! Und bei uns ist das genauso. Gleichzeitig gehen wir aber auch raus, weil wir halt Rennpferde sind. Du kannst nicht auhören. Du gehst raus, weil das das unmittelbarste Glücksgefühl ist! Die Menschen freuen sich. Ich meine, wo passiert das sonst im Berufsleben?! (lacht) Und dann kriegt man auch noch Geld dafür … Das alles will man natürlich nicht aufgeben beziehungsweise immer wieder neu erinden. Man ist ja vielleicht nicht mehr ganz so schnell auf der Bühne, dann muss man es halt mit anderen Dingen ersetzen, aber das ist ja keine Magie. Man transportiert seine eigene Freude darüber, dass man öfentlich Musik macht, und hoft, dass sich das überträgt. Ich meine, wir haben einen Heidenspaß! Wir sind ja nicht verplichtet worden, das sind ja keine Zwangsjacken. Wir freuen uns wie Kinder, wenn sie auf den Fußballplatz gehen. In deiner Band, in deinem Umfeld, arbeitest du über Jahrzehnte mit demselben Team zusammen. Ist Beständigkeit ein Schlüssel zum Erfolg? Wenn man sich immer wieder gemeinsam neu erindet und auch gemeinsam immer wieder freuen kann … 213
HERBERT GRÖNEMEYER Das macht einfach Spaß. Und jeder Einzelne, mit dem ich das Glück habe zusammenzuarbeiten, ist ja auch unheimlich gut! In meiner Band sind alle an ihren Instrumenten um ein paar Klassen besser als ich! Und auch drum herum, die Menschen, die ich kenne und die ich lieb gewonnen habe, warum sollte ich die austauschen? Ich erneuere, das schon. Aber ich glaube nicht daran, dass Menschen austauschbar sind. Ich würde ja auch nicht meine Frau austauschen, nur weil ich denke, ich müsste jetzt mal eine andere Frau haben. Wenn ich mit meiner Frau glücklich bin, wäre ich ja bescheuert! Ich meine, man wächst
Was wollen wir mit diesem Land erreichen, damit unsere KINDER später sagen können: Es ist meine HEIMAT, und das ist schön! miteinander, man wird miteinander alt, man kennt sich untereinander, man kennt die Laufwege, man weiß, wie man das Tor macht, warum sollte ich eine Mannschaft auswechseln, wenn sie das Tor nach wie vor trift? Schauspielerei war ja auch mal ein Teil deines Lebens. „Das Boot“, in dem du dein legendäres Debüt hattest, wurde jetzt gerade von Sky neu verilmt. Wäre für dich ein Comeback im Filmbusiness denkbar? Ich würde gern wieder spielen, sagen wir’s mal so: Ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich der größte Mime aller Zeiten bin, könnte aber sicherlich auch mal wieder eine Rolle spielen. Aber mein Herz schlägt natürlich stärker für die Musik. Du hast mit Wempe eine eigene Uhr entwickelt: die „Zeitmeister Stahl 1 by Herbert Grönemeyer“. Ein Traum, den du dir erfüllen wolltest? Ja, ich bin Uhrenfreak. Uhrenfreak und Autofreak, immer schon gewesen. Die Uhr hat ein eckiges Gehäuse, was eine eher ungewöhnliche Form ist. Ich habe die Uhr eckig gemacht und grün, und da haben die mich gleich mal alle überrascht angeschaut, aber dann war es eine wundervolle Zusammenarbeit … (lacht) Woher kommt deine Liebe zu Uhren? Ich habe früher schon immer die Uhr meiner Mutter genau beobachtet, sie trug eine relativ große Herrenuhr, lustigerweise. Mein Vater hatte nur einen Arm und trug eine Prothese. Er hatte eine Timex mit so einem Stretch-Stahlband, was sich immer auf seine Prothese schob. Ich fand immer interessant: Handteller und Proportionen von Uhren, wie passen die zusammen? Gleichzeitig waren Uhren für mich auch 214
immer Kunstwerke. Ich fand immer toll, dass in diesen Tälern in der Schweiz Uhrmacher sitzen, die sich mit der Zeit beschäftigen, und ganz ruhig und akribisch solche Werke zusam menbauen. Quasi ohne Zeit, so völlig abgelöst von der Welt. Das ist Kunst für mich. Mein Traum war so eine kleine Manufaktur, eine Uhr im Jahr … … dass du eine eigene Manufaktur besitzt? Ja. Hätte ich ger n. Uhren haben mich immer fasziniert. Ich habe zur Konirmation von meiner Patentante eine „Mido Ocean Star“ bekommen, die ist bis heute noch sehr schön, eine sehr pure Uhr. Dann natürlich, als ich langsam Geld verdiente – und ich habe schon sehr früh Geld verdient –, weil ich immer Musik gemacht habe, ing ich an, mir auch Uhren zu kaufen, und habe inzwischen eine relativ große Sammlung … Was heißt relativ groß? Ja, so 100, 200 habe ich über die Jahre angesammelt … Ich bin aber auch schon 62! (lacht) Früher waren die Uhren so groß! Dann habe ich Uhren, die würde man noch nicht mal seinem Hund mehr umbinden, weil sie so klein sind. Ich habe so eine Bauhaus-IWC, die ist so klein, ich weiß gar nicht, wann ich die jemals getragen habe! Sie hat aber ein sehr schönes Blatt … Und an der „Zeitmeister“ hast du wirklich selbst gearbeitet? Ja, unter anderem mit einem Uhrmacher in der Schweiz, das Team bei Wempe war sehr, sehr nett. Ich habe dabei aber auch viel gelernt, muss ich sagen. Hast du mal angerufen und gefragt, wie sich deine Uhr verkauft? Ja, verkauft sich sehr gut. Es ist eine limitierte Edition, die ist auch, glaube ich, schon fast komplett weg. Sie waren selbst verblüft. Wir haben uns gleich darauf geeinigt, die Gage an Ärzte ohne Grenzen zu spenden. Bleibt es bei der einen Uhr? Ich will jetzt keine Grönemeyer-Serie aulegen, aber ich habe schon noch eine im Kopf. (lacht) Da weiß ich aber nicht, ob die jemand mit mir machen möchte. Eine ganz pure Anzuguhr, auch mit einem farbigen Blatt, aber die muss eine gewisse Dicke haben. Ich mag es ganz schlicht, ohne viel Gedöns, also ohne Schnörkel. Gibt es bei dir noch unerfüllte Träume, eine Bucket List? Also, ich würde gerne eine Oper schreiben irgendwann und ein Musical. Ich habe jetzt zum ersten Mal dirigiert, ein Sinfonieorchester in Bochum, die 41. von Mozart. Das fand ich spannend. Und lustigerweise, glaube ich, das Orchester auch. Ich würde gerne noch mal durch ganz Europa touren und durch Amerika – wir haben da schon mal eine Clubtour gespielt vor Leuten, die uns gar nicht kannten – in kleinen Clubs, das war klasse! Und ich möchte musikalisch noch stärker werden. Da ist noch einiges zu holen. Ich bin eben noch nervös. Und auch neugierig genug und lebe glücklicherweise in einem Bereich, den man auch verteidigen muss, weil der so wunderschön ist. Die Musik ist ein unglaubliches Geschenk. Das hat mir durch mein Leben geholfen, schon in meiner Pubertät, weil ich damals unheimlich viele Zweifel hatte. Aber auch heute noch. Ich spiele nur für mich. Ich spiele jeden Tag für mich Klavier und singe irgendwas, das brauche ich. GQ. DEZEM B ER 2018
Fotos: Fill this out
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PARTY
Wieder
verliebt
in meine Haare
Jens, 45 „Der Effekt ist fantastisch! Endlich kann ich wieder ganz unbeschwert sein.“
www.wieder-schoene-haare.de
Minoxidil BIO-H-TIN® Stoppt erblich bedingten Haarausfall
Hormonfrei Einfache Anwendung
Lenny Kravitz und Naomi Campbell
Klinisch gesicherte g Wirkung
Foto: Courtesy of Dom Perignon
LENNY KRAVITZ X DOM PÉRIGNON Prickelnder Auftakt einer Vernissage-Tour: Lenny Kravitz gestaltete für das Champagner-Haus Dom Pérignon eine Bilderserie mit Stars wie Alexander Wang, Susan Sarandon oder Harvey Keitel. Die Fotograien widmen sich alle einem Thema: wahre Freundschaft, voller Inspiration und gegenseitigem Respekt. Nach der Party in New York gehen die Arbeiten nun auf Weltreise. (mehr auf der nächsten Seite)
GQ. DEZEM B ER 2018
BIO O-H-TIN® Wirkungsvoll rkungsvoll für Haare are & Nägel Minoxidil BIO-H-TIN-Pharma 20 mg/ml Spray / Minoxidil BIO-H-TIN-Pharma 50 mg/ml Spray Wirkstof: Minoxidil Anw.: 20 mg/ml: Androgenet. Alopezie b. Frauen u. Männern. 50 mg/ml: Androgenet. Alopezie b.Männern. Enth.: Propylenglycol. Packungsbeilage beachten. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. (MIN20_50/20140423/LW)
PARTY
Valentina Zelyaeva
Richard Geoffroy (Dom Perignon)
Yaya Touré
Danielle Herrington
Lenny Kravitz, Abbey Lee Kershaw, Zoë Kravitz, Alexander Wang
Zosia Mamet und Evan Jonigkeit
LENNY KRAVITZ X DOM PÉRIGNON
Fotos: Courtesy of Dom Perignon
v.l.: Maggie Q, Dylan McDermott und Colette McDermott
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Gary Dourdan
Martha Hunt
Susan Sarandon
GQ. DEZEM B ER 2018
VOGUE
Lisa Banholzer
Styling mit Chefredakteurin Christiane Arp, spannende Talkrunden zu Beauty und Stil: Volles Programm bei „Strike a Pose“ im Berliner Luxus-Kaufhaus KaDeWe.
Fotos: Eventpress für VOGUE
Petra Fladenhofer, Andre Maeder (beide KaDeWe) und Christiane Arp, Chefredakteurin Vogue
Palina Rojinski und Caro Daur
Alexa Chung
Unser m ar zipangeheimnis halten wir bedeckt. mit feinster schokolade.
Gizem Emre und Sarah Feingold
PARTY
Sie stehen (und sitzen) hinter dem Ideal des urbanen Stilhelden wie ein Mann! Vorne, von links: Tom Junkersdorf (Chefredakteur GQ), Joachim Aisenbrey (Breuninger), Christian Witt (Breuninger) und Henning Riecken (Breuninger) mit allen Kandidaten der Academy sowie Jakob Peuser (ganz rechts, Breuninger)
GQ ACADEMY BY BREUNINGER Stil kann man lernen – und vor allem: perfektionieren! Wie das am besten geht, zeigten die Styling-Coaches von Breuninger zusammen mit GQ-Experten bei einem exklusiven Workshop-Tag in den Atelierräumen des Stuttgarter Fashion- und Lifestyle-Unternehmens. Ob beim richtigen Umgang mit Dresscodes inklusive Kurs im Fliege-Binden oder beim Abstecher in die Welt geplegter Haut mit BarberBeratung: Es war ein GQ-Tag ganz im Zeichen moderner Gentlemen.
Stil-Coaching im Maß-Atelier
Fotos: Philipp Kurz
Das perfekte Foto, beim Selfie-Workshop
Tom Junkersdorf (Chefredakteur GQ)
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Joachim Aisenbrey (Breuninger)
Henning Riecken (Breuninger)
Drinks gab es im „Gents Cafe“
Barber-Shop im Modehaus
Constantin Herrmann (Beauty Director GQ) und Johanna Eberl (Breuninger)
Beim gemeinsamen Ausklang in der Bar „Eduard's“
Simon Lohmeyer (GQ Supertramp) als Foto-Coach
Dress to impress: Handgenähte Fliegen, made by Breuninger
BESTER SOUND IN JEDER ECKE Unsere Streaming-Lautsprecher bringen Musikgenuss in allerfeinster Teufel Qualität zu dir nach Hause. Streame deine Lieblingssongs mit der intuitiven Teufel Raumfeld App über Bluetooth oder WLAN und erlebe den besten Sound in jedem Raum. teufel.de/multiroom
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PS.
HENRY CAVILL
Mantel Dolce & Gabbana Rollkragenpullover und Sonnenbrille Boss
REDEN WIR MAL ÜBER STYLE
OF THE
M O V I E I N T E R N AT I O N A L
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FOTO
MARKUS JANS
GQ. DEZEM B ER 2018
Styling: Johanna Grzeszczuk; Haare & Make-up: Jacqui Rathore; Digi Operator: Golda Fruhmann; Foto Assistenz: Tamas Komporday, Balazs Fromm; Styling Assistenz: Viki Balogh; Produktion: Frank Seidlitz
O
b der Brite das Superman-Cape noch einmal umwerfen wird, steht derzeit noch nicht fest. Dafür fällt sein Name immer wieder beim allseits beliebten Rätsel-Klassiker „Wer wird der nächste James Bond?“. Zwei Hauptkriterien erfüllt der ehemalige „Man of Steel“ ja auf jeden Fall: tadellosen Geschmack und 100 Prozent Britishness. Nicht zuletzt, wenn es um Fashion geht. Mit typisch britischem Understatement sagt Henry Cavill zu GQ: „Wahrscheinlich kann ich nicht von mir behaupten, einen unverwechselbaren Kleidungsstil zu haben.“ Dass dem Schauspieler mit der maximal trainierten Superhelden-Figur nicht alles passt, spendet uns Normalsterblichen ebenfalls ein Quantum Trost: „Meine Figur macht es mir nicht leicht zu shoppen. Teile von der Stange passen mir nur sehr selten. Von angesagten Trends der Saison halte ich mich eher fern, ich gebe mein Geld am liebsten für klassische, zeitlose Teile aus – für Hemden, Anzüge und Sakkos.“