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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Deutschland Februar 2019 / 8 Euro
Botanisches Theater Der zarte Minimalismus des Ikebana-Meisters Toshiro Kawase
11 Quadratmeter Paris Weiße Wohnbox zum Aufklappen
Wochenende in der Jurte
Februar 2019 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich/ 13 SFr Schweiz
Nomadenarchitektur wird sesshaft
Raumwunder Kleine Wohnungen zeigen Größe
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Occhio LED: Energieeffizienzklasse A+
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a new culture of light
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Sofia Boutella and Mads Mikkelsen illuminated by Mito largo
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KAMBODSCHA
D
ie Privatinsel im noch unberührten Koh
Rong Archipel eröffnete im November 2018: elegante, moderne Architektur
kombiniert mit authentischen Khmer Elementen und herzlichem Service machen das Resort zu einem besonderen Inseljuwel. Ob beim Spaziergang durch den dichten Bambuswald der Insel oder entlang des 1,2 Kilometer langen, feinsandigen Privatstrandes – Privatsphäre, Erholung und Ruhe sind hier garantiert. 7 Nächte in einem Garden Pavillon ab 1.200 € pro Person/DZ inkl. Frühstück und Transfer ab/bis Flughafen Phnom Penh
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Inhalt Februar 81
Stars des Boudoirs 88
Projekt Architekt Peter Jurkovič machte aus einem kreisrunden Sommerhaus am See die aufregend schlichte Neuinterpretation der traditionellen Jurte. 92 Radar
96
„Fou Fou“ Foujita
25 Editorial 32 Impressum 37 Entdeckung 38 Agenda 43 AD stellt vor
45
95
Panorama 96
102
Kunst
Reise I
Das Leben als Performance: Foujita schuf Impressionismus mit japanischen Mi eln – Leinwände, so schön wie Porzellan.
Wo einst Apollo-Astronauten trainierten, steht jetzt Islands erstes Fünfsternehotel.
100 Ausstellungen
Stil
46
Racing Carpets
Cover: Stephan Julliard; Fotos: d’Ora/Ullstein Bild/Getty Images; Nendo Design for Minotti; Gucci; Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
46
Neuheiten Unsere S le-News: von rasend schönen Teppichen bis zum Miró-Tafelgeschirr. 58 Thema 63 Talent
64
105 Bücher 106 Reise II 108 Reise Neuheiten
Teppich „Asmara“ Federico Pepe für CC-Tapis Baumwolle, Wolle 4948 Euro cc-t apis.com
Porträt Hermès-Carrés, Glasfenster, eine Tapisserie für Aubusson, eine eigene Galerie – willkommen in der Welt von Pierre Marie! 68 Interview Knoll 72 Porträt Mille 74 Studio 80 Praxis Küche
83
Architektur 84
Garten Ein Go in jedem Grashalm: Toshiro Kawase, einer der größten Ikebana-Meister der Zeit, erklärt seine Kunst.
15
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IMM Köln Halle 11.1 Stand B01
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Inhalt Februar 111
Leben
128
Marta Chrapka
112
Grün! Reichlich Inspiration für ihr Londoner Pied-à-terre fand eine Interiordesignerin im Park direkt vor der Haustür.
120
Beau Weekend
Fotos: Kasia Gatkowska; Schirmer/Mosel Verlag; Mattia Aquila
In ihrem Wochenendhaus in Honfleur setzen Christophe Delcourt und Jérôme Aumont ihre kunstvollen Designs in einen Rahmen aus Tannenholz.
128
Poetry-Glam So pariserisch ist Warschau: Wie Marta Chrapka die fad sanierte Altbauwohnung eines Schri stellers wieder wachküsste.
138
Auf die inneren Werte kommt es an Architektur als Origami: In Paris schufen Rebecca Benichou und ihr Batiik Studio ein winziges Raumjuwel.
144
Verschwende Deine Jugend
152
Traum in Tuffstein
Eine junge Frau, die in Rom die Gegenwart sucht, und eine Designerin, die die Stadt immer wieder verlässt, um sie zu finden – das perfekte Team für dieses Pied-à-terre.
152
Raumwunder Kann man sich auf 53 Quadratmetern verlaufen? Und ob! Das beweist dieses Ferienhaus bei Neapel.
160
Puu der Baum Für Designerin Anna Salonen ging ein Traum in Erfüllung: ein Zuhause im Blockhaus, mi en in Helsinki.
166 AD Design Summit 172 Apropos 173 Summaries 174 Genie & Spleen
105 Neue Bücher
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Anlässlich des 70-jährigen Bestehens der Firma öffnet sich Minotti einer spannenden, kreativen und multikulturellen Konfrontation: Eine authentische Reise durch Designkulturen, die von neuen Interpretationen von Designers und Architekten wie Christophe Delcourt, Marcio Kogan und Nendo, unter der künstlerischen Leitung von Rodolfo Dordoni, inspiriert wird. Das Ergebnis ist eine vielseitige Kollektion, die im April anlässlich des Salone del Mobile.Milano 2018 präsentiert wurde. Ein Projekt, worin die Werte der Eleganz der Formen, des schlichten Designs und der Kontinuität der Tradition, die der DNA des Unternehmens innewohnen, bewahrt werden.
Ein luftiges Wohnzimmer, belebt durch die Komposition des Alexander Sitzprogramms, kombiniert mit dem Tape Sofa und Armsessel, lädt zumgeselligen Beisammensein ein.
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201
COLLECTION
A tale of an infinite present
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Rodolfo Dordoni Rodolfo Dordoni, seit 20 Jahren Art Director des Unternehmens, bringt in die neue Kollektion seine unverkennbare Linie, die einen Lebensstil heraufbeschwört, welcher Eleganz und internationale Visionen widerspiegelt. Verbunden an die Prinzipien des Rationalismus und des Interior Designs, stellen seine neuen Produkte die perfekte Minotti Identität dar. Das Alexander Sitzprogramm, eine Kollektion mit hohen oder niedrigen Rückenlehnen, eckigen oder geschwungenen Elementen, können alle innerhalb einer Komposition miteinander kombiniert werden. Durch diese Flexibilität ist es möglich die richtige Atmosphäre für verschiedene Situationen zu schaffen. Eine weitere neue Sitzkollektion ist die Russell Familie, Sofa und Sessel, die sich durch raffinierte anschmiegsame Linien im Vintage-Stil auszeichnet.
Oben: Eine wellenförmige Komposition des Alexander, kombiniert mit dem Russell Bergère und dem Russell Sessel. Rechts: Ein gemütlicher Bereich zur Unterhaltung, mit den Russell Sitzelementen, den Boden Beistelltischen und dem Lou “Bar” Sideboard.
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Christophe Delcourt Der französische Designer Christophe Delcourt kreierte das Sitzprogramm Granville. Resultierend aus der sorgfältigen Recherche der freien Form, liegt der Fokus bei Granville auf dem Spiel mit den Kurven des Rückens und den geraden und markanten Linien des Gestells. Granville, ein Produkt der modernen sowie zeitgenössischen Geistes, weiterentwickelt als klassisches Sitzprogramm als auch in der Flexibilität durch kombinierbare Insel-Elemente. Eine weitere Neuheit ist der raffinierte Dan Tisch, der das Savoir-Faire von Minotti mit der Liebe zum Detail von Delcourt verbindet. Ausgangspunkt für Dan ist der Kreis. Das Gestell mit abgerundeten und konkaven Beinen, welche durch eine Querstrebe miteinander verbunden sind, definiert das dekorative Design des Tisches. Als Kontrast dazu, schaffen die tragenden Beine ein interessantes Lichtspiel, wodurch die im Schatten liegende Zone unter der Tischplatte erhellt wird.
Oben: Neutrale Töne für ein verträumtes Wohnzimmer, belebt durch eine besondere Komposition von Granville. Links: Raffinierte dekorative Details, die die Beine und die Platte des Dan Tisches kennzeichnen und ein originelles Spiel mit Formen und Oberflächen erzeugen.
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Oki Sato / nendo Tape, trägt die Handschrift vom eklektischen Studio Nendo aus Japan unter der Leitung von Oki Sato. Eine Kollektion von Sitzmöglichkeiten mit formaler Identität, makellosen Proportionen und einer starken Persönlichkeit, die sowohl in der Wohnung als auch im Hospitality-Bereich perfekt einsetzbar ist. Mit seiner kennzeichnenden ironischen Herangehensweise hat der Designer die traditionelle Art, nach der die tragenden Beine aus dem Sitzmöbel rauskommen, verändert, indem er sie an der Außenseite der Struktur anbringt. Tape verdankt seinen Namen dem Tape-Detail, das die hell bronzefarbigen Metallfüße verbindet. Die weiche Kurve der Schale betont die raffinierte und anschmiegsame Linie der Sitzgruppe.
Oben: Leichtigkeit und ein ausgeprägtes Gefühl von Proportionen kennzeichnen diese elegante Lösung für das Wohnzimmer. Rechts: Ein einladender Lounge-Bar-Bereich ausgestattet mit Oliver Loungetischen und Tape Sesseln.
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Marcio Kogan / studio mk27
Der japanische metabolistische Architekturstil der Fünfziger und Sechziger Jahre, gekennzeichnet durch modulares Volumen, führte den brasilianischen Architekten Marcio Kogan zur Entwicklung von Quadrado. Dieses modulare Outdoor-Sitzsystem mit Lattenrost aus Teakholz, der im Yachtbereich verwendet wird, um den Abfluss des Wassers zu erleichtern, besteht aus rechteckigen, gepolsterten, vom Boden abgehobenen Plattformen, die die Außenräume mit außergewöhnlicher Leichtheit und Flexibilität ausstatten. Quadrado ist ein ideales System, für die Einrichtung großer open-air Flächen, auch von beträchtlichen Größen, um sich mitten in der Natur zu entspannen.
Oben: Das modulare Sitzprogramm Quadrado ist für stilvolle Außenbereiche gedacht, um diese zu erleben und sich zu entspannen.
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AD Editorial
„Ein Zweig mit einer Blüte ist eben mehr als eine Pflanze. Er ist der Anfang einer Geschichte, die man selbst vervollständigen muss.“
Foto: Kogei-seika/Shinchosha; Porträt: René Fietzek
S einer Kunst mit Ausrufen wie „Hach, wie schön!“ oder „Wie grazil!“ zu begegnen griffe völlig zu kurz. Hieße es doch, gänzlich die spirituelle Dimension der Arbeiten Toshiro Kawases zu unterschlagen. Der japanische Ikebana-Meister schafft mit seinen Gestecken nichts weniger als ganze Universen. Sich zum Auftakt des Jahres in diese so schlicht, so still und stupend inszenierten Naturwunder zu vertiefen bedeutet einen Andachtsraum besonderer Eindringlichkeit (Seite 84). Welcher Reichtum der Imagination sich hier auftut – als würde man geradewegs in ein uraltes Märchen eintreten –, deutet sich an, wenn man den epigrammartigen Erläuterungen des Meisters lauscht. Wir blicken etwa auf einen weiß blühenden Yabudemari-Zweig, einen japanischen Schneeball (schon der Name kitzelt die Vorstellungskraft), und hören gleichsam in die Gedankenknospe hinein, die im nächsten Moment zur Erzählung ausschlagen könnte: „Erschrocken und wehmütig blickt die Süßduftblüte zurück.“ Man muss sich einlassen auf diese vordergründig eben leicht als bloße Dekoration verkennbare Kunst des Pflanzenarrangements, diese Verbeugung vor der Natur, wie man sich auch lange in ein Haiku versenken kann, den klassischen japanischen Dreizeiler, der auf den ersten Blick nur ein Natur- oder Alltagsereignis zu be-
schreiben scheint – fallenden Regen, eine Vollmondnacht, die sich über eine Wiese legt, das Geräusch des Wassers, in das ein Frosch gesprungen ist. Der eigentliche Bedeutungshorizont, über den die konkret geschilderte Situation – oder eben das konkrete Arrangement – hinausweist, die beim Spaziergang aufgelesene morsche Rinde, das zerbrechliche Farnblatt oder wie oben das Armstück einer antiken Bodhisattwa-Skulptur oder der Zweig einer Konifere, dieser Horizont erschließt sich dem Leser, dem Beschauer, erst im eigenen Lebensmoment, man muss ihn selbst vervollständigen. Insofern möchte unsere Geschichte über Toshiro Kawase eben nicht nur bloße Freude über die pure Schönheit solcher Kunstund Vorstellungskraft sein, über die lange überlieferte Fähigkeit, Anmut und Würde im Alltag zum Ausdruck zu bringen, sondern auch leiser Aufruf, immer wieder aufs Neue und auch im neuen Jahr genau und genauer hinzuschauen und – jenseits allzu leicht löslicher Instant-Glücksversprechen – etwas aufzuspüren. Wenn es uns gelänge, bei Ihnen immer wieder einmal ein Gefühl dafür zu wecken, dass es sich mit der Welt, die wir Ihnen Monat für Monat nahebringen, mitunter ähnlich verhält, dann wäre einiges gewonnen: Hier verbergen sich Ansätze, Horizonte, Anfänge von etwas, ausgewählt und verdichtet, um am Ende erst von Ihnen vervollständigt, weitererzählt, in Bewegung gesetzt zu werden. Der japanische Schneeball darf, wenn man ihn denn lässt, eben mehr sein als eine Pflanze. Er ist eine Geschichte.
O liver Jahn
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× ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Verlag GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de
Nicole Fuller
Chefredakteur Oliver Jahn
Stv. Chefredakteur & Style Director Art Director Textchef & Kunst Managing Editor Interior/Küche/Bad Textredaktion Stil Bildredaktion Art Department Assistenz der Chefredaktion Mitarbeiter dieser Ausgabe Autoren dieser Ausgabe Fotografen dieser Ausgabe
Illustrator dieser Ausgabe Stylisten dieser Ausgabe
Redaktion Dr. Simone Herrmann Inka Baron Barbara Gärtner Eike Schrimm Karin Jaeger Andreas Kühnlein, Florian Siebeck Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Nina Luisa Vesic, Friederike Weißbach Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Viviana Tapia (Stv. Art Director), Judith Pretsch Johanna Hänsch Reinhard Krause, Carola Plappert, Iain Reynolds, Christof Rostert Ulrich Clewing, Roland Hagenberg, Andrew Ferren, Ian Phillips, Marius Thies Mattia Aquila, Helenio Barbetta, Benjamin Brinckmann, Kasia Gatkowska, Bertrand Fompeyrine, Stephan Julliard, Markus Kehl, Jaanis Kerkis, Gaelle Le Boulicaut, Andreas Rentz Emiliano Ponzi Inka Baron und Judith Pretsch
Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion/Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Oliver Jahn
Vertrieb Abonnement-Betreuung Deutschland und Österreich: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice Postfach 290, 77649 Offenburg Tel. 0781 6394509 E-Mail abo@ad-magazin.de, www.ad-magazin.de/abo Jahresabonnement: 68 €; Studenten (gegen Nachweis): 34 € Schweiz: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice Postfach, 6002 Luzern, Tel. +41 41 3292244 E-Mail ad@leserservice.ch, Jahresabonnement: 115 sfr Andere Länder: Adresse siehe Deutschland, Preise auf Anfrage Bestellung von Einzelheften Preise, Verfügbarkeit und Bestellung unter abo.ad-magazin.de/einzelhefte für weitere Fragen Tel. 01806 012906
STELLA 01
savoirbeds.com Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1. 1. 2019. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschri und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlags stra ar. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Ha ung übernommen. ISSN-Nr. 1433-1764
London
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PURISMUS UND ELEGANZ. KONTRASTREICHE HARMONIE IN BERLIN-GRUNEWALD Das Architektur-Highlight oe aus der Feder des renommierten Berliner Architekturbüros Axthelm Rolvien passt sich leicht und doch mutig in seine Umgebung ein. Auf einem historischen Areal in Berlin-Grunewald entsteht eine moderne Villa mit sechs individuell gestalteten Eigentumswohnungen – jede für sich ein ausdrucksstarkes Unikat. Die futuristische Offenheit des Neubaus stellt einen spannenden Kontrast zu den umliegenden Grunewald-Villen aus dem vergangenen Jahrhundert dar. Offene Grundrisse und der ungestörte Blick ins Freie durch große Glasfronten schaffen ein gutes Raumgefühl und ermöglichen einen fließenden Übergang zwischen innen und außen. INVENTIO Projectpartner GmbH übernimmt für die brixx projektentwicklung GmbH den Verkauf der sechs Eigentumswohnungen in der Koenigsallee 17 A in Berlin-Grunewald.
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Foto: Stephan Julliard
Tex t Sally Fuls Mancher Raum ist ein Weltraum: Doug Meyers postmoderne Wohngalaxie im New Yorker Stadtteil Chelsea verbirgt sich in einem Hochhaus, hinter dessen fader Fassade der Designer Hubba Bubba-Blasen auf einem biomorphen Raumteiler platzen ließ und seine Bibliothekswände in Curaçao-Blue glasierte. Übertrieben überirdisch? Nicht für Meyer. Sobald er zwischen seinen Eigenkreaturen steht, fühlt er sich: „Wie im Goldfischglas von Salvador Dalí!“ dougmeyer s tudio.com
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Wer, wie, was? Redak tion Johanna Hänsch und Karin Jaeger
Neu eröffnet Boffi De Padova, Florenz Store in einer ehemaligen Keksfabrik, Via Aretina 161 depadova.com
Bulthaup am Phoenixsee, Dortmund Küchenstudio mit Seeblick! Phoenixseestraße 14 pho enixse e.bulthaup.de
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Valcucine, Berlin Im Küchenatelier Torsten Piekarz, Karl-Marx-Allee 62 kue chenatelier.com
Faye Toogood … entwickelte für das britische Modelabel Mulberry ein neues Interior-Konzept. Den Londoner Store kleidete sie in Fliesen und Samt, Glas und Wildleder. Hats off!
Wittmann Flagshipstore, Wien Wiedereröffnet: Friedrichstr. 10 wit tmann.at
Drei Fragen an Friedrich von Borries Ihrer Ausstellung in der Neuen Sammlung München haben Sie den Titel „Politics of Design, Design of Politics“ gegeben. Was meinen Sie damit? In letzter Zeit wird viel darüber geredet, ob Design politisch ist. Das finde ich wichtig. Noch wichtiger aber ist, wie Design Politik verändern kann. Auch das zeigen wir. Ist Ästhetik eine moralische Kategorie? Puh. Schwierige Frage. Ich würde sagen: Moral ist eine ästhetische Kategorie. Welches Designobjekt finden Sie in politischer, sozialer und ästhetischer Hinsicht gelungen? Das Fahrrad. Es schenkt uns Freiheit, macht Spaß und ist gesund.
Friedrich von Borries ist Autor, Architekt und Professor für Designtheorie. Seine Schau „Politics of Design, Design of Politics“ läuft bis September 2019 in München. dnstdm.de
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Kristallklar Innovationen gründen auf Mut, und den hat Swarovski. Die neue Manufaktur im Heimatort Wa ens setzt auf Transparenz: Erstmals sind Kunden, Kreative und Maschinen in einem Open Space vereint. Für klare Sicht auf die Kristallherstellung sorgten die Architekten von Snøhe a. swarovski.com
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…im Februar Wunderkammern Sie möchten die (Kunst-)Welt mal durch die Augen von Axel Vervoordt sehen? Für die Schau „Room of Wonder I“ inszeniert er Erlesenes und Skurriles aus dem Bestand des Diva in Antwerpen (li. eine zentralafrikanische Kifwebe-Maske). Ebenso spannend: Wes Anderson und Juman Malouf (u.) mischen gerade nach demselben Prinzip das Kunsthistorische Museum Wien auf. Beide noch bis 28. April. khm.at , divaant werp.b e
Italo-asiatisch Japanischer Schiefer, italienischer Travertin, gehämmerte Eiche und „geflochtene“ Metallplatten: Fassade und Interieur von Bottega Venetas sechs Etagen hohem neuen Flagship im Tokioter Bezirk Chuo wecken Lust auf feinste Handwerkskunst. bot tegaveneta.com
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Maison & Objet Paris Möbelmesse, 18.–22.1. Memphis-Maestro Ettore Sottsass entwarf das bunt zusammengewürfelte Anwesen auf Hawaii unten. Die Villa mit 230 m2 Wohnfläche auf 2000 m2 Grund steht nun zum Verkauf und soll 9,8 Mio. Dollar kosten. sothebysrealt y.com
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Nomad St. Moritz Design- und Kunstmesse für Sammler, Designer und Architekten, 7.–11.2. nomads tmoritz.com
Design Museum Holon Einzelausstellung von Maarten Baas, „Hide & Seek“, bis 27.4. dmh.org.il
Victoria and Albert Museum London Modeausstellung „Christian Dior: Designer of Dreams“, 2.2.–14.7. vam.ac.uk
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Stil
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Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
Boxen-Top Selbst im Parkmodus sind manche „Läufer“ Spitzenreiter: Jan Kath schickt seinen handgeknüpften Wollseidenmix „Mamluk Kensington Raved“ (ab 17 000 Euro) ins Rennen, Gufram setzt auf „Dance Floor“ (v., 5800 Euro), einen schnittigen 3D-Druck aus Polyamid.
Redak tion Simone Herrmann und Sally Fuls St yling Inka Baron und Judith Pretsch Fotos B enjamin Brinckmann
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Stil Inspiration
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Eduardo Chillida, 5377 Euro. Tief auf dem Asphalt liegt Laureline Galliots „Tufty“ für Nodus, ein handgetuftetes Wollviskosemodell aus Indien, 3180 Euro. Auf der Zielgeraden daneben: „Oceanic“ von The Rug Company mit Bambus, Seide und tibetanischer Wolle, handgeknüpft in Nepal, 6450 Euro.
Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
Auf die Plätze, fertig, los! Von links oben: Die Außenposition belegt die handgewirkte Tapisserie „Perroquet 02 03“ von Galerie Diurne aus Wolle und Seide, 8500 Euro. In Schräglage davor: Nanimarquinas „Chillida Mano 1993“ aus neuseeländischer Wolle, handgewebt nach einem Dessin von
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Stil Inspiration
Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast
Liegen gut auf der Straße (von oben): Alexander Saemmers Einzelstück „Tüllü“, handgeknüpft aus naturgefärbter Wolle, 4850 Euro. Frau mit Amphore aus getufteter Wolle, „The Envie“ von Julia Mior, 1197 Dollar. Neuauflage von Christopher Farr: Gunta Stölzls aus Wolle und Mohair geknüpfter Entwurf „Untitled – Conf 675“, 9000 Euro.
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Stil Neuheiten
Guipure Geometrie
Wenn Leder aufblüht? Liegt das an Genevieve Bennett. Und am Art déco-Erbe Armand Rateaus. Neuster Spross: Paravent „Bloom“ aus Lederspitze und graviertem Messing. Ab 16 950 Euro.
Hüter voller Taschen Keine Chance für Panzerknacker! Das Rhinozeros wacht gut gerüstet und mit Argusaugen über alles Persönliche, was in Smythsons Vide-Poche abgelegt wird. „Bond Animal Rhino Key Tray“ aus bemaltem Kalbsleder, 385 Euro. NLV smy thson.com
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Facettenreich Altes ai-Handwerk und Minimalismus verbinden – für inkk Studio ist das glasklar: Tischchen „Fluted“, 1200 Euro. thinkks tudio.com
Fotos: Julian Abrams (2); Thinkk Studio; Smythson
genevieveb ennet t .com
* Bis zum 30.04.2019 ist das Sofa Rolf Benz NUVOLA in allen Stoffen der aktuellen Kollektion zum günstigsten Stoffpreis (Gruppe 11) erhältlich. Nur bei teilnehmenden Handelspartnern.
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Alle Stoffe. Ein Preis. Der Günstigste.*
Rolf Benz NUVOLA
Made in Germany rolf-benz.com
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Stil Neuheiten
Wonder Walls
Sicher hä en sie so manches zu erzählen, die Wände der Meli Melo-Boutique an No ing Hills Portobello Road. In das korallige Pink „Blush“ und den leuchtenden Fuchsia-Ton „Untitled Pink“ von Caparol Icons (je 2,5 Liter 91 Euro) getaucht, kam es vor diesen Wänden bereits zu einigen Gefühlsausbrüchen. Häufig gehört: „Wow, das will ich auch!“ Nein, nicht die Tasche, genau dieses Pink! FW c aparol-icons.de
Schattenspiele Mit Hell-Dunkel-Kontrasten kennen sich Finnen aus: Kommode „Bastone“ und Sessel „Lavi a“ aus geschwärzter Eiche, 6510 Euro und 725 Euro.
Auf den Punkt Kein Grund mehr, seine Uhr zu leihen: Mit der „Twenty~4“ lanciert Patek Philippe ein starkes mechanisches Modell in Stahl oder Gold mit Diamant-Lünette, 23 470 Euro. patek.com
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Fotos: Enda Bowe; Patek Philippe (2); Arsi Ikäheimonen
p oiat .c om
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Stil Neuheiten A little bit of … Haltung! Samtsessel „Mambo“ von Masquespacio für Houtique lässt die Fransen tanzen. Allerdings wippt nur das vergoldete Metallpodest im 4/4-Takt der Fußspitzen, 1426 Euro. MB houtique.e s
T(r)aufrisch Unter die Haube kommt Grün bei Michael Rem. Sein „Nebl“-Entwurf aus Keramiktopf und Ma glasglocke konzentriert sich auf das Wesentliche. Und enthüllt durch den san en weißen Schleier besonders klar die feine Silhoue e, ab 94 Euro.
Brot & Spiele Joan Mirós Illustrationen aus dem Buch „Parler seul“ (1950) bringt nun sein Enkel mit Bernardaud auf den Tisch. Miró, der beim Essen oft Skulpturen aus Servietten und Brot bastelte, hätte seine Freude daran! 100-teiliges Porzellanset, 21 780 Euro. b ernardaud.com
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Fotos: Luis Beltrán; Gejst; Bertrand Bozon, © Successió Miró; Gamma-Keystone /Getty Images
gejs t.com
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Stil Neuheiten
Comic-Trio
Zeichentrick
Biskuit sta Pappe! Ein To-go-Behälter, der nicht zum Davonlaufen ist? KPMs Porzellanbecher (in Weiß 49 Euro) mit „Kurland“Fries bricht mit alten Konventionen und macht heiß: auf all das, was bleibt. SF
Iris Apfel behält immer den Durchblick: Kristallbrie eschwerer mit Köpfchen von Nude. Preis auf Anfrage. nude glas s.com
kpm -b erlin.com
Bleibt doch noch! Mit Svenskt Tenns „Nizza“ wird der Abend gern länger. Die Table s gibt's auch in Leder (in Grün, Schwarz und Braun) oder verspiegelt, 4200 Euro.
Haarbällchen ade! Miu Mius „Famous Cats“-Pulli zeigt die Mieze der Simpsons: Snowball II. 850 Euro. miumiu.com
Fotos: KPM Berlin; Nude; Miu Miu; Swatch; Svenskt Tenn
svensk t tenn.se
Damien Hirst und Swatch schenken Zeit! Limitierte Art-Edition, 110 Euro. swatch.de
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Stil Neuheiten
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Minimalisten Jetzt geht's ans Kleingemachte: zehn kluge Mitbewohner, die Platz schaffen – ohne Raum zu nehmen! 1 Pedralis Sofa „Buddy“ (110 cm breit) mit rundum schwenkbarem Tischchen aus Fenixkomposit, zusammen 1736 Euro p e dr ali.c o m 2 + 6 Nur 30 Zentimeter tiefes Wandregal „Jeanne“
(650 Euro) aus lackiertem MDF mit Messingdetails und zierlicher Nussbaumschreibtisch „Honoré“ (1250 Euro) mit Schublade, beides von Hartô har tode sign.fr 3 Das „Blooming Cabinet“ (limitiert auf 12 Stück, Preis auf Anfrage) hat einen ausklappbaren Stahlkorpus mit integrierter Beleuchtung, von Studio MVW über g a l e rie b s l.c o m 4 Vibias schwenk- und dimmbare
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Fotos: Pedrali; Hartô (2); Studio MVW; Vibia; Montana; Mater; Stellar Works; Mattia Iotti; Million
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Stil Neuheiten Thema
Zinn & Sinnlichkeit
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Redak tion Sally Fuls
Death Metal? Kein Stück! Diese Schwergewichte machen mehr als nur Zinnober: 1 Keramikgeschirr „Convivio“ mit Zinngürtel (Teller 62 Pfund, Tasse im 2er-Set 75 Pfund) von Cosi Tabellini über italian - p ew te r.c o.uk 2 Studio Jobs Glockenkörbchen (868 Euro, limitiert auf 150 Stück) über thomaseyck.com 3 Bärenstark! Käsepiker (88 Dollar) über vaga bondhouse.com 4 „Feather Paper Weight“ (45 Dollar) über match 1995.com 5 Mercis Tapete „Brooklyn Tins“ in Zinnplattenoptik (199 Euro/Rolle) über n l x l.c o m
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Fotos: Cosi Tabellini (2); thomaseyck.com; Christoph Rüttger/Studio Condé Nast, Styling: Thomas Rook; Scott Thomas Haas; The Picket Fence; NLXL
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Stil Neuheiten Talent
Kate Guinness Redak tion Sally Fuls
Das Fenster im Schlafzimmer rahmte Guinness mit Leinen von Designs of the Time, eingefasst von Jennifer Shortos „Swing Landscape“ in Union Jack-Farben. Die Holzböden im gesamten Haus sind noch aus edwardianischen Zeiten und wurden von Hand aufgearbeitet.
Fotos: Sebastian Böttcher
E in Bett, das selbst die Laken wechselt.“ Könnte Kate Guinness, wie sie wollte, das wäre ihre erste Erfindung. Ganz so weit ist es natürlich noch nicht – ein wirklich zauberhaftes Schlafzimmer hat die Irin dennoch geschaffen: Seine Fenster (o. li.) nämlich rahmte sie mit rotem Leinen, eingefasst in blau-weiß-rote Streifen und Karos. Dazu ein dezent liniertes Sesselchen, ein verpixeltes Ikat in Nudetönen und ein Quilt auf dem Bett: „Der Raum sollte ruhig, aber farbenfroh sein und dabei verschiedene Dessins und Stoffe vereinen.“ Muster in Harmonie und Gegenstände in Spannung zu bringen lernte Guinness nicht erst bei der
Kate G uinne s s
„Am liebsten mag ich es farbenfroh und lässig. Voller Muster und Stoffe!“
britischen Firma JR Design, sondern bereits in ihrem vorangegangenen Set- und Kostümdesign-Studium im schottischen Edinburgh. „Bunt, zeitlos und lässig“, so ließen sich ihre Interiors am besten beschreiben, findet die Designerin. Bester Beweis: ihr Zuhause in West London, das sie selbst renovierte – „und zwar vier Jahre lang“. Auch die Küche in Mintgrün (o. re.) entwarf Guinness selbst und krönte sie mit einer Marmorplatte aus North Wessex Downs. Für die Kollektion farbiger Glasvasen in den Regalen darüber ging sie mit ihrem Mann jahrelang auf Tour. „Wir lieben es, Antiquitäten aufzustöbern und dann mit Stücken von heute zu kombinieren. Unser Zuhause ist eine kleine Schatzkammer.“ kateguinne s s.co.uk
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Tex t Simone Herrmann
Ornament und Vergnügen Hermès-Carrés, Glasfenster, eine Tapisserie für Aubusson und jetzt auch eine eigene Galerie – willkommen in der Zauberwelt von Pierre Marie!
D ie Leuchtreklame malt einen absinthgrünen Schnörkel aufs Trottoir. Ein verschlungenes Band. Von Weitem sieht der kleine Laden in der Rue Victor Massé 21 aus wie eine Bar aus den 40er Jahren, schummrig und poetisch. Durch die farbigen Glasscheiben dringt gelbes Licht. Was sich dahinter verbirgt, scheint an diesem fliederblauen Abend halb Paris zu interessieren: die Galerie von Pierre Marie! Journalisten, Modeleute und Designstudenten drängen sich vor der Tür, Interior-Star Pierre Yovanovitch ist mit seinem Team gekommen, der Künstler bittet auch Nachbarskinder herein, seine Eltern sind da, Handwerker und Freunde. Spät in der Nacht, Pierre Marie will eben den Rollladen an der Tür herunterlassen, stoppt eine Limousine am Straßenrand – der Premierminister. Pierre Marie lächelt, als er die vergangene Nacht Revue passieren lässt. Den Trubel, den Erfolg, das Glück. Denn darum geht es ihm. „Etwas Schönes sehen, das ist Glück.“ Ein Objekt, ein Möbel, ein Teppich wirke wie ein Ideogramm, sagt er. „Es sind die
Fotos: Tadzio; Ambroise Tézenas (2)
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Stil Porträt Und sie sprießen doch! Schaut man lange genug in diesen psychedelischen Kräutergarten, scheinen die Pflanzen im Zeitraffer zu wachsen. In Zusammenarbeit mit Robert Four Aubusson entstand 2018 in der berühmten Manufaktur Pierre Maries Tapisserie „Ras el Hanout“ (links). Limitiert auf drei Exemplare, Preis auf Anfrage pier remariegalerie.com
ästhetischen Qualitäten, durch die es im Gedächtnis bleibt, nicht die Funktion oder irgendein Konzept. Das Ornament – sorry, Adolf Loos! – macht den Menschen seit Jahrtausenden Vergnügen, das habe ich als Junge zwischen den Friesen und Vasenmalereien im Archäologischen Museum von Athen begriffen. Schönheit ist das, was bleibt. Und das Ornament ist ihre Chiffre.“ In diesem Zwischenreich von Design und Kunst hat sich Pierre Marie mit seiner Wunderkammer eingerichtet und zugleich eine Bühne für das französische Kunsthandwerk geschaffen. Für die Glasmaler der Ateliers Duchemin, für die Emailleure aus Longwy – für die Bildwirker der Manufaktur Robert Four Aubusson. Denn hier, wo schon Jean Lurçats Tapisserien entstanden, hat er seinen vier Meter langen Karton „Ras el Hanout“ mit der Fliete in Wolle und Seide malen lassen. Die 25 Kräuter der marokkanischen Gewürzmischung sind darauf. „Chef des Ladens“, erklärt Pierre Marie, bedeute „Ras el Hanout“ übersetzt, „jeder Gewürzhändler in den Souks hat seinen eigenen Mix. Ich auch!“ Nämlich Safran-Krokus und Lakritz, die weißen Dolden der Engelwurz, leicht und schwebend wie Seifenblasen, Ingwer, Kurkuma und Kreuzkümmel, himmelblaue SenfBlütchen, Sternanis, die reizende Vanille, feurige Chili-Schötchen, Kardamomkapseln ... Stilisiert sind sie, all diese Pflanzen, und doch so genau beobachtet in ihrer Eigenart, dass man das Chlorophyll in ihren Blattadern pulsieren sieht, milchige Stengel und flaumsilbrige Blätter spürt. Lebendig scheinen sie, wachsen aus dunklem Grund empor, nehmen Fühlung mit den Serigrafien an den Wänden, Blüten in munterem Seventies-Orange, die mit gepunkteten Bändern verschlungen sind. „Le ruban“, das Band, sei sein Markenzeichen, sagt Pierre Marie und zeigt auf das Glasfenster, wo es quer im Medaillon sitzt. Innen gelb, außen blau, ohne Anfang und Ende, ein Kontinuum. Wie der Raum selbst, der den Betrachter verschluckt, ihn von der Zwei- in die Dreidimensionalität beamt und von dort ins Surreale. Im gelben Nicht weit vom Moulin Rouge hat Pierre Marie seine Wunderkammer (li.) eröffnet. Ein Ornament-Feuerwerk, das er in seinem Glasfenster (Ateliers Duchemin), in den Serigrafien an der Wand und im Teppich für Nilufar entfacht, alles miteinander verschlungen durch sein Emblem: das Band.
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Stil Porträt Die Symmetrie der Fantasie: Auf Pierre Maries Carrés für Hermès kann man Orgelfanfaren hören (re., „Point d’orgue“), in den Gärten des Sonnenkönigs spazieren (g. re., „Flânerie à Versailles“) oder im Blumenwind fliegen (u., „Cache-cache fleuri“, 2018). In seiner Galerie (li.) beamt er seine Dessins in die dritte Dimension.
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P ier re Ma r ie
„Das Glück beginnt im Auge. Ich will, dass die Welt in meinen Ornamenten tanzt!“ Schule mit dem Abitur in Mathematik ab- les ist möglich in seiner Welt, die sich 2012 schließt, „begann die bleierne Zeit, die Fil- schließlich auf ein Stück quadratische Seime wurden so ironisch und kalt. Das war de kapriziert, denn für Hermès soll er die nicht mehr meine Welt.“ Wie seine Welt Carrés des Hauses gestalten. Als jüngster sein könnte, das wusste er noch nicht ge- Designer überhaupt. Und er macht das Seinau, der Junge mit dem Talent für perspek- denquadrat zum Zaubertuch – darauf kann tivisches Zeichnen, geometrische Draht- man reisen, Orgelmusik hören oder durch seilakte und zirzensische Stilisierungen. Versailles spazieren, streng nach Le Nôtres Pierre Marie sieht sich in seinen vier Wän- Gartenplan, vorbei an Buchsrabatten und den um, sagt dann: „Aber dass ich meine Fontänen. Überschäumende Fantasie – in eigene Blumenwiese, mein eigenes Son- Symmetrie gefasst wie in ein Versmaß, Ornensystem finden musste, war klar.“ namente wie Gedichte. Cinecittà-Momente Und so macht er sich auf den Weg, bricht sind darin, Flower-Power und Pariser Judie Kunstschule ab, zeichnet, was er will, gendstil, persische Miniaturen und Rousschließt Freundschaften in der Modeszene, seaus Dschungelwälder. Doch um ein Gemit Mélodie Wolf und Bernhard Willhelm, dicht zu schreiben, sagt Rilke, „muss man bekommt erste Aufträge und entwirft Des- fühlen, wie die Vögel fliegen, und die Gesins für A.P.C., Sonia Rykiel, Diptyque, bärde wissen, mit welcher die kleinen BluCréations Métaphores. Fleischfressende men sich auftun am Morgen“. Pierre Marie Pflanzen und pfeiferauchende Fische – al- weiß auch das, was für ein Glück!
Fotos: Ambroise Tézenas; Studio des Fleurs, Courtesy of Hermès (3)
Dämmerlicht spiegelt sich der Muranolüster auf dem gelackten Plafond, seilt sich, in immer neuen Spiegelungen, wie eine Spinne am Faden ab, auf dem Sprung in eine Teppichspalte. „Ich achte darauf, nicht in eines der dunklen Löcher auf dem Teppich zu treten“, lächelt Pierre Marie, „wie früher als Kind.“ Seine Galerie ist Spielwiese und Gesamtkunstwerk, ein Ort, so zauberhaft, wie ihn sich der kleine Junge, der er einmal war, nur wünschen konnte. Damals, in Nogent-sur-Marne, wo er eine „verrückte, beschwingte Kindheit“ verbringt. Mit einem Vater, der Ingenieur und Erfinder kurioser Dinge ist, und einer Mutter, „die viel Zeit für mich hatte“. Ein Zeichentrickfilm, „Der König und der Vogel“ von Paul Grimault, beeindruckt ihn tief, „und eines Sonntags habe ich mit meinen Eltern ‚Die Dame mit dem Einhorn‘ im Gobelin-Saal des Musée de Cluny besucht. Völlig verzückt saß ich da, sah die kleinen Tiere zwischen den Blumen und wie traumleicht die Dame das Einhorn berührt. Ich wollte überhaupt nicht mehr gehen!“ Pierre Marie (seinen Nachnamen Agin braucht er längst nicht mehr) bekommt ganz zärtliche Augen, wenn er von den Renaissance-Tapisserien erzählt. Und dann: „die alten Disney-Filme! Als Kind wünschte ich mir nichts sehnlicher, als einer der Zeichner zu sein.“ Doch gerade als er die
bang-olufsen.com/beosound-edge
Inspiration für die Fantasie. Eine Revolution des Klangs – Intuitive Bed ienung d urch Berührung und Bewe gu n g.
BEOSOUND EDGE
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Stil Interview Inter view Sally Fuls
Der Urknoll Von Breuer bis brandneu: Demetrio Apolloni, Europa-Chef von Knoll International, über 80 Jahre Originalität.
1 „Wassily Chair“ Marcel Breuer, 1925 ab 2154 Euro
N un sagen Sie erst einmal: Was ist denn Ihr Hintergrund?“ Demetrio Apolloni lächelt über den Marmortisch von Piero Lissoni hinweg. Die erste Interviewfrage stellt also er. Kein Wunder. Das Interesse an Menschen ist das Lebenselixier des charismatischen EuropaPräsidenten von Knoll International. Und sein Berufsgeheimnis. „Nur wer etwas von Menschen versteht, versteht auch etwas von Design.“ Noch Fragen? Auf jeden Fall!
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3 „Nakashima Straight Chair“ George Nakashima, 1946 ab 1404 Euro 4 „Diamond Chair“ Harry Bertoia, 1952 ab 1416 Euro
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Fotos: Knoll
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2 „Risom Lounge Chair“ Jens Risom, 1943 ab 1107 Euro
Gerade wurde Knoll 80 Jahre alt, das Bauhaus wird dieses Jahr 100. Wie feiern Sie diese beiden Geburtstage? Wir werden zum ersten Mal auf der IMM in Köln ausstellen. Was Knoll und das Bauhaus verbindet, sind nicht nur Mies van der Rohe oder Breuer – wir sind natürlich sehr stolz auf deren Möbelikonen in unserer Kollektion! –, sondern auch das gemeinsame Bestreben, eine Balance zwischen Funktion und Ästhetik zu finden. Darin ist Florence Knoll unser Vorbild. Sie produzieren Ikonen von früher, aber auch neuste Entwürfe etwa von Piero Lissoni. Wie geht das zusammen? Schauen Sie sich das „Relax“-Sofa an, das Florence Knoll 1954 entworfen hat, und sie werden sehen: Es schwebt auf schmalen Beinen. Also sollte ein Sofa, das Piero für uns gestaltet, an die Ästhetik ihrer Designsprache anknüpfen. Das kann auch über das Material passieren: Leder etwa, Chrom und vor allem Marmor. Haben sich die Anforderungen an ein Möbelstück seit damals geändert? Ich habe da ein Beispiel, das ich (lacht) vielleicht mal updaten sollte: IBM hat Computer produziert, Hardware also. Genau wie wir. Aber heutzutage geht es um die Software. In unserem Fall heißt das zu überlegen: Für welchen Zweck braucht man ein Sofa? Zum Lesen und Fernsehen? Werden viele Partygäste darauf willkommen geheißen? Oder nur wenige Freunde? Im Endeffekt treiben wir voran, was Florence Knoll mit ihren Kundenbefragungen begonnen hat. Unsere lange Geschichte bringt uns in die glückliche Situation, auf eine Menge Wissen zurückgreifen zu können. Vermitteln Sie dieses Wissen auch an Ihre Kunden weiter? In der Tat halte ich es für das Wichtigste, unsere Partner und Händler zu schulen. Warum sollte jemand das Original haben wollen, wenn er nicht zwischen Original und Kopie unterscheiden kann? Ein Freund
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„Mir liegt nichts daran, bequeme Sitzmöbel zu entwerfen“, verriet Piero Lissoni uns letztes Jahr. Wer auf seinem neuen Sessel „KN01“ für Knoll gesessen hat, stellt fest: Lissoni ist im Flunkern so gut wie im Gestalten. Linke Seite: Firmengründerin Florence Knoll mit Eero Saarinen und dessen „Tulip Chair“.
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Stil Interview
Demetrio Apolloni (o. mit Mies van der Rohes „Barcelona Chair“) ist als „President Europe“ nicht nur für Zahlen verantwortlich, sondern begleitet auch die Designprozesse der Neuheiten und die Weiterentwicklung von Klassikern wie li. dem „Saarinen Table“ in Marmor und Warren Plattners „Lounge Chair“ mit neuem Bezug aus Leinen.
5 „Relax Armchair“ Florence Knoll, 1954 ab 3796 Euro
von mir war jahrelang der Meinung, echte „Tulip Chairs“ zu besitzen. Ich konnte sagen, was ich wollte, er ließ sich nicht davon abbringen. Mit der Zeit wurde der Kunststoff dann irgendwann gelb! Sie standen zu nah am Fenster, die Sonne verfärbte sie … Was tun Sie, um Ihre Möbel fälschungssicher zu machen? Der Plastikteil lässt sich am leichtesten fälschen. Aber bei uns wird die „Pedestal Collection“ heute mit einer formgepressten, glasfaserverstärkten Kunststoffschale produziert. Sie ist sehr stabil und schließt Farbveränderungen aus. Außerdem haben wir eine Polsterung entwickelt, die das Original von allen Kopien unterscheidet. Aber es geht ja nicht nur um die Qualität, Originalität hat auch für die jüngere Generation einen wachsenden Wert. Ich
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7 „Lounge Armchair“ Architecture & Associés, 2012 ab 4165 Euro 8 „Newson Aluminum Chair“ Marc Newson, 2018 ab 1904 Euro knolleurope.com
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Fotos: Knoll
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6 „Power Play Club Chair“ Frank Gehry, 1990 ab 20 099 Euro
gehe jede Wette ein, dass mein Sohn in 20 Jahren vor mir steht und unseren Saarinen-Tisch haben möchte. Er ist damit aufgewachsen, hat seine Schularbeiten daran gemacht, dort mit uns gegessen … Das ist eben das Schöne, wenn man in einer Firma mit Geschichte arbeitet. Sind Sie selbst noch im Showroom? Wenn ich nicht auf Reisen bin, immer. Und – legen Sie auch mal Hand an? (Lacht) Fast täglich. Wenn die Blumen nicht stimmen oder die Kissen nach einem Kundengespräch außer Form sind … Alberne Sachen. Aber ich muss davon überzeugt sein, dass wir unsere Produkte so zeigen, wie es am besten ist. Faulheit ist keine Option. Als ich Anfang 30 war und mit einer Kollegin im Flur stand, kam mein damaliger Chef und sagte: „Warum lachen Sie? Haben Sie die Zahlen gesehen? Wenn die Zahlen gut sind, können Sie lachen. Wenn nicht, gehen Sie zurück an die Arbeit.“ Oha. Klingt streng. Ja. Aber es zeigt auch, dass es um Leidenschaft für das Produkt geht. Und die ist mir bis heute am wichtigsten.
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TRAUMBET TEN Die maßgefertigten Betten von Vispring sorgen mit edelsten natürlichen Materialien und traditionellem Handwerk garantiert für eine gute Nacht.
G lücklicher und gesünder: Ein guter Schlaf sorgt für ein besseres Leben. Das ist keine These, sondern wissenschaftlich bewiesen. Doch weil der Alltag oft so rasant ist und die ganze Aufmerksamkeit fordert, bleibt nicht viel Zeit, sich um die perfekte Nachtruhe Gedanken zu machen. Wie gut, dass das die Profis von Vispring übernehmen. Schon seit 1901 fertigt das Traditionsunternehmen maßgefertigte Betten an – und die zählen zu den besten der Welt. Das liegt unter anderem daran, dass Vispring die einzige Betten-Manufaktur ist, die 100 Prozent natürliche Materialien verarbeitet und komplett auf Klebstoff, Schaumstoff und synthetische Stoffe verzichtet. Zudem arbeiten die Handwerksmeister mit Techniken, die über ein Jahrhundert hinweg perfektioniert wurden, und verbinden für die Luxusbetten einzeln in Taschen eingenähte Federn mit den feinsten Materialien, die die Natur zu bieten hat. Mit einzigartig weicher Shetland-Wolle, Rosshaar aus Österreich, Seide, Kaschmir, Mohair und Bambus werden Matratzen kreiert, die auch den höchsten Ansprüchen gerecht werden. Und weil man auch (oder gerade) nachts nicht davon abrücken sollte, das Beste für seine individuellen Bedürfnisse herauszuholen, werden alle Matratzen und Diwane handgefertigt und an die Kundenwünsche angepasst. Von der Intensität der Federspannung bis zu Sondergrößen macht Vispring schöne Träume zur Realität.
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Einer, der anders tickt Kompromisslos geht Uhren-Maestro Richard Mille seinen ganz eigenen Weg. Tex t Marius Thies
Ganz oder gar nicht: Richard Mille liebt die Extreme. Oben, v. li.: Cyril Kongos bunte „RM 68-01“ (auch re.). Unikat von Philippe Starck. Alexander Zverevs 32 Gramm leichte „RM 67-02“. Unzerstörbar: „RM 53-01“ für Polospieler Pablo Mac Donough.
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L ange galt Transparenz in der Schweiz nicht gerade als Tugend. Weder Banken noch die Hersteller edler Zeitmesser neigten dazu, die Geheimnisse ihres komplizierten Innenlebens preiszugeben. Eine Tradition, die der Franzose Richard Mille brechen wollte, als er 1999 in Les Breuleux im Schweizer Jura das Unternehmen mit seinem Namen gründete. Zwei Jahre später lancierte der Tüftler, der – fasziniert von der Mechanik – schon als Kind seine Uhren sezierte, mit der „RM 001“ sein erstes Modell. Und statt das Werk wie üblich hinter dem Zifferblatt zu verbergen, erklärte Mille Zahnräder, Platinen und Federn zum Design. Seither sind die funktionellen Details stilgebend, genau wie die längliche Tonneau-Form des Gehäuses, für die er sich damals entschied. Und auch in Bezug auf das Material sucht der Technikenthusiast, der sich für Flugzeuge und Rennautos begeistert, immer das Außergewöhnliche. Von Anfang an experimentierte er mit Werkstoffen aus der Autoindustrie wie Carbon und Titan. Perfektionist durch und
durch, etablierte Mille, der vor der Selbstständigkeit bei Seiko und dem Pariser Juwelier Mauboussin als Manager arbeitete, in seiner Firma einen neuen Entwicklungsansatz: Nie sollte ein Finanzteam Einspruch einlegen können – etwa dass ein Material zu teuer sei –, bevor eine Uhr produziert würde. Der Preis, bei Mille üblicherweise in sechsstelliger Höhe, sei immer erst zum Schluss festzusetzen. Heute ist die Kollektion (mittlerweile durfte sich das Entwicklungsteam auch an runde Gehäuse wagen) ein Mix aus unlimitierten Modellen und Sondereditionen für Sammler und Uhren-Aficionados mit Sinn für Exzentrik. Gerade die Special Editions widmet Richard Mille Sportgrößen wie Formel 1-Fahrer Felipe Massa, Tennislegende Rafael Nadal oder jüngst auch Alexander Zverev. Aber auch Künstler wie der Graffiti-Artist Cyril Kongo, der für die „RM 68-01“ sämtliche Bestandteile der Uhr von Hand mit Neonfarbe lackierte, kooperieren mit dem Haus. Grund genug für Mille, sich nun auch als Partner der Londoner Kunstmesse Frieze zu engagieren. 20 Jahre später schafft der Revoluzzer von einst so seine ganz eigene Tradition.
Fotos: Richard Mille (5); Porträt: Jules Langeard
Stil Porträt
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Bar Shuka Restaurant im 25hours Hotel The Trip in Frankfurt am Main Das MORGEN STUDIO, in Kooperation mit dem Frankfurter Künstler Michael Dreher, hat für den Zementmosaikboden drei verschiedene Blautöne im sechseck-Format verwendet. Diese sind
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Bahnhofsviertel in eine andere Welt.
VIA PROJEKT N° 07
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nach dem Zufallsprinzip verlegt worden. Mit einem Schritt taucht man vom
Die lässigen Blautöne der Zementmosaikplattenbilden einen schönen Kontrast zum IndustrialOrientalischen Stil des Restaurants.
Die Bühne des Lebens – VIA Zementmosaikplatten für gutes Bauen.
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Mehr als eine Randerscheinung! Lesen, Schlafen, Kochen, Essen, Träumen, Arbeiten: Nischen bieten ein Plätzchen für vieles – und sind Joker in kleinen Wohnungen.
Tex t Karin Jaeger
In einem Pariser Apartment fügte das Interiorstudio Double G eine runde Platte in eine bestehende Konche ein und strich alles in Sikkens’ „LN.02.77“. Dazu ein beschwingter Vintage-Stuhl (der bei Bedarf umgestellt wird) – und fertig ist das smarte Mikrobüro!
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Stil Studio
Fotos: Nicolas Mathéus/Laurence Dougier/Basset Images – Interiordesign by Double G; Sharyn Cairns; José Hevia
D ie Grundfläche ist klein, doch ihr Potenzial für die Raumgestaltung kann riesig sein. Die Rede ist von Nischen. Sie finden sich in praktisch jeder Wohnung: als eigens angelegte Grundriss-Kapriolen (Erker, Konchen) oder aber als „Rücksprünge“, die sich neben Kaminen oder zwischen wandnahen Regalen, Schränken und Kommoden ergeben. Sie schenken Räumen Individualität, sind aber oft eine Herausforderung für die Einrichter. Denn Nischen haben zwei Gesichter: Was man hineinstellt, verschwindet – oder kommt erst richtig zur Geltung. Man kann sie hervorheben oder „überschminken“, als Stauraum, Rückzugsort oder kleine Bühne nutzen. Das Einzige, was man nicht damit tun sollte, ist: nichts. Dann werden sie nämlich zu „toten Ecken“. Und die haben in kleinen Wohnungen nichts verloren! Schließlich muss man dort den Raum optimal nutzen; so zumindest das Mantra der Einrichtungsratgeber. Wie es Sir Terence Conran 2003 im Klassiker „The Ultimate House Book“ zusammenfasste: Mit „glatten Flächen und geraden Linien“ sollte man Miniräume schlicht halten
Lockerungsübungen So wirkt der Nischen-Klassiker luftiger: Hinter dem Spiegel des Apartments in Barcelona oben verbirgt sich Stauraum, doch Designerin Miriam Barrio lockerte die breite Schrankwand durch offene Schubladen und Regale auf. Oben links: Fiona Lynch fand in einem Haus in Melbourne einen schicken Kompromiss zwischen Einbau- und frei stehenden Möbeln. Zu beiden Seiten des Kamins platzierte sie spiegelsymmetrisch gestaltete Schränke; ihre breiten Marmorsockel schließen die Nische, die durchlaufende Materialität beruhigt die Wand.
und optisch beruhigen; durch „reichlich schützenden Rahmen für vertraute GeStauraum“ zusätzlich für Ordnung sorgen. spräche oder das Nachmittagsnickerchen. Also Nischen zu Einbauschränken? Das Wandnischen sind übrigens auch der mag sinnvoll sein, es lassen sich aber oft ideale Ort, um effektvoll auf das Platzsparindividuellere und zeitgemäßere Lösungen gebot zu pfeifen. „Insbesondere halbrunde finden. „Die Wandnische wird gerade wie- Nischen können sehr sinnlich und dekoraderentdeckt, die im gradlinigen Minimalis- tiv im Raum wirken“, sagt Flachsbarth. mus als störend empfunden und schnell mit „Gerade wenn in ihnen nur eine kleine Einbaumöbeln geschlossen wurde“, sagt Grünpflanze, ein Stapel Bücher oder eine Stefan Flachsbarth, Mitgründer des Ber- Skulptur steht.“ Wer es sich irgendwie leisliner Architektur- und Interiorbüros Bfs ten kann, verzichtet also auf einen QuadratDesign. Denn eine Nische, die nicht ka- meter Stauraum – und gewinnt Platz für schiert, sondern eventuell sogar durch ei- Nonchalance und Großzügigkeit. nen Spiegel oder eine dunklere WandfarWie man das Schönste aus dem begrenzbe betont wird, kann Räumen Tiefe geben. ten Platz macht und was man dabei im Sie kann Geborgenheit vermitteln, einen Blick haben sollte, haben wir auf den folintimen Rückzugsbereich schaffen, einen genden Seiten zusammengestellt.
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Stufenschnitt Eng, fensterlos und mit schräger Decke – außer Harry Potters hartherziger Tante Petunia wird wohl niemand auf die Idee kommen, Gäste in einer Kammer unter der Treppe einzuquartieren. Als Stauraum sind solche niedrigen Nischen allerdings ideal. Wenn Maßregale oder Schränke Struktur und Details der Treppe aufgreifen wie im Beispiel unten, werden sie selbstbewusst Teil der Architektur. Auch ein halb offener Arbeitsbereich lässt sich – ausreichend Kopffreiheit vorausgesetzt – leicht unter mancher Treppe unterbringen, siehe re. Seite o. li.
Seit dem Umbau durch das Brooklyner Designteam Workstead schmiegen sich Küchenschränke in elegantem Schwarz unter die Treppe einer alten Remise. O. re.: Marianne Evennou, Meisterin der Miniküchen, klemmte in einer 25 m2-Wohnung die Arbeitsfläche unter die Stiege zur Schlafkammer.
Fotos: Stephan Julliard; Jean-Marc Palisse/Cote Magazines/Interior Archive, Architekt: Teisseire & Touton; © 2016 Francis Dzikowski/Otto; Farrow & Ball; Montse Garriga; Matthew Williams
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Die Treppe dieses Brownstone in Brooklyn o. wurde neu eingefügt und ist breit genug für ein Minibüro. Auch eine schlichte Holzplatte auf Metallkonsolen (o. li.) kann als Arbeitsplatz und Displaybord dienen. U. zwei Ex-Durchgänge mit neuer Aufgabe: li. als Bar von Laura Gonzalez, re. als Büro (in „All White Nr. 2005“ von Farrow&Ball).
Kammerspiele Auch ehemalige Durchgänge oder Kammern können ein Nischendasein führen, wie die Bilder rechts zeigen. Eine Hausbar, Bibliothek oder Plattensammlung kann hier nicht nur verstaut, sondern wie in einem Schrein inszeniert werden. Hebt man das Innere farblich ab, am besten in einem dunkleren Ton (eventuell mit Glanzfinish), bekommt das Kabinett zudem mehr Tiefe. Und wer Akten und Papierstapel nicht ständig im Blick haben möchte, schließt es einfach mit einer Klapp- oder Schiebetür ab.
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Komfortzonen Fensterlaibungen waren schon im Mittelalter beliebte Orte, um im wortwörtlich geschützten Rahmen Neuigkeiten auszutauschen oder das sonst eher spärliche Tageslicht zum Lesen oder für Handarbeiten zu nutzen. In den tiefen Öffnungen der dicken Burgmauern konnte man leicht sitzen oder liegen. Auch wenn das in heutigen Behausungen meist nicht mehr der Fall ist, sind Fensterplätze noch immer beliebt als Tuschelund Kuschelecken. Wer die Laibung durch eingestellte Wände oder Einbauten vertieft, schafft nicht nur einen hellen Leseoder Ruheplatz, sondern kann zusätzlich rundherum wertvollen Stauraum unterbringen. Auch breite Nischen ohne Ausblick sind prädestiniert als Rückzugsorte. Alkoven-Betten oder japanische Tokonoma-Nischen bieten von jeher Geborgenheit, Schutz vor Zugluft und eine gewisse Intimität; bei offenem Grundriss kann man diesen Effekt beispielsweise mit Wänden aus Gipskarton (o. re.), Paravents oder Shoji-Screens zitieren. Selbst ein farblich abgesetzter Rahmen (rechte Seite) kann genügen, um eine Raumecke wie ein Futteral wirken zu lassen.
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Fotos: Alison Bernier; Jordana Schramm; Francis Amiand/Humbert & Poyet; Hermann Rupp, Kempten
Lieblingsplätze: Der Fenstersitz oben wird gerahmt von Stauraum (Interior von Samantha Gluck und Amy Peterson). O. rechts: In einem Haus in Berlin-Halensee schufen Bfs Design eine Ruheecke mit „schwebendem“ Daybed. Regal und Farbwechsel lassen die Nische niedriger und damit gemütlicher wirken. Rechts eine mit Weißtanne ausgekleidete Fensterlaibung von Architektur + Raum.
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Zum Schlafen und Entspannen installierten die Interiordesigner Emil Humbert und Christophe Poyet im kleinen Gästezimmer ihrer Pariser Mansarde eine Art ScheinNische. Zwischen die taubenblauen Wände fügten sie dafür einen in Farrow & Balls dunklerem „Hague Blue“ lackierten Holzrahmen. Der Teppich ist von Stepevi, die Fornasetti-Tapete in der Schräge von Cole & Son.
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Küche des Monats
Designer: Marianne Evennou O r t: 16. Arrondissement, Paris
Tex t Karin Jaeger
Materialien:
· Arbeitsplatte aus Granit · Zementfliesen „Gothic“ und „Mogador“ von Carocim · Wandfarbe HC51 „Pompeian Brown“ von Ressource · Violetter Woll-Twill (gekauft im Marché Saint-Pierre) Einrichtung: · Antiker Bistrotisch
Das macht sie b esonders: Als ihr Sohn die erste eigene Wohnung bezog, brachte Interiordesignerin Marianne Evennou auf nur vier Quadratmeter Küche alles unter, was ein Studienanfänger zum Überleben in der Großstadt braucht: Kühlschrank, (von der Oma geerbte) Mikrowelle – und das Gefühl von Geborgenheit. „Damit er sich zu Hause und nicht einsam fühlt.“
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Fotos: Stephan Julliard; Gucci; Grundig; Ritter; WMF; Stelton; Alessi; Graef (2); Smeg; Fredericia; Nendo Design for Minotti; BW Bielefelder Werkstätten
· Vintage-Metallhocker (ähnlich: Reeditionen von Chaises Nicolle) · Vintage-Stehleuchte: Jieldé · gerahmte Bilder – Souvenirs einer China-Reise
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Stil Praxis
1 #picobello
H eute möchten wir Ihnen ein Objekt ans Herz legen, das nicht direkt in die Kategorie Haushaltshelfer gehört – aber doch Ordnung schaffen kann, zumindest optisch: den slipper chair. Viktorianische Ladys brauchten die niedrigen Sessel ohne Arme, um Strümpfe und Schuhe anziehen (lassen) zu können, ohne ihre weiten Röcke zwischen Seitenlehnen zu knautschen. Auch wenn heutige Abendgarderobe (oben Metallic Mules von Gucci) meist unkomplizierter anzulegen ist, leisten slipper chairs noch immer wertvolle Dienste – gerade in kleinen Wohnungen! Sie beanspruchen wenig Platz, zerschneiden durch die geringe Höhe kaum den Raum (der so ruhiger wirkt), lassen sich leicht verschieben und auch mal als Bücherablage oder Essplatz am Coffeetable einsetzen. Egal ob Sie sich für den samtigen „Polo“ der Bielefelder Werkstä en, den schni igen Lounge Chair aus Fredericias „Spine“-Serie oder Nendos aufrechten „Tape“ für Mino i (von oben) entscheiden: Am besten wirken die zierlichen Alleskönner als Pärchen – bekanntlich ist Symmetrie ein effizienter Chaoskiller.
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6 Kleingeräte
Feine Helfer Fleißig und schick – ideal für offene Küchen! 1 Küchenmaschine aus der „Massimo Bo ura Collection“, erhältlich ab Frühjahr grundig.com 2 Kabelloser Stabmixer „Stilo 7“ (Preis auf Anfrage) rit ter werk.de 3 Glas-Wasserkocher (1 Liter) aus WMFs „Küchenminis“-Serie, 80 Euro wmf.de 4 Toaster „Emma“ mit Buchengriff, 159 Euro s telton.com 5 Michele De Lucchis Wasserkocher „Plissé“ fasst 1,7 Liter. Aus Kunststoff (auch in Grau, Weiß und Schwarz), 79 Euro ale s si.com 6 Filterkaffeemühle „CM 202“ mit Scheibenmahlwerk aus Edelstahl, 65 Euro grae f.de 7 50 Jahre Allesschneider – zum Jubiläum gibt's den „C 15“ in Champagner, 249 Euro, ebenfalls von Graef 8 Filter-Kaffeemaschine im Retrolook, in sieben Farben, 189 Euro smeg.de
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Foto: Condé Nast; Abbildung: Laziz Hamani für Axel Vervoordt / Kanaal Antwerp
Inspiration auf allen Kanälen: ad-magazin.de
ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
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Architektur Garten, Projekt und Radar
Foto: Dag Jenssen
Heiße Hü e In engen Wendungen führt ein schmales Sträßchen aus der norwegischen Telemark hinab nach Dalen am lang gestreckten BandakSee. Dort erwartet Reisende ein formidabler Rastplatz: Am Westufer des Sees bauten Feste Landskap/Arkitektur zwischen steil aufragenden Bergmassiven die Soria Moria-Sauna o., die auf Stelzen über dem seichten Wasser schwebt. Heimliches Highlight neben dem atemberaubenden Panorama: blitzende Metallplättchen, die sich hier und da zwischen die Holzschindeln stahlen. fe s te.no
Redak tion Andreas Kühnlein
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Architektur Garten
Ein Go in jedem Grashalm Die Grazie des Unperfekten. Toshiro Kawase, einer der größten Ikebana-Meister der Zeit, erklärt seine Kunst. Tex t Roland Hagenberg
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ast könnte man glauben, Toshiro Kawase sei kein Japaner. Laut lacht er, schnell geht’s zur Sache, listig stellt der 70-Jährige Gegenfragen: „Jetzt sagen Sie mir bitte, warum diese traditionelle Vase flach ist! Damit sie nicht umfällt? Falsch! Damit Blumenmeister wie ich leichter Gewächswasser abschlürfen können, um den Reinheitsgrad zu schmecken.“ Kawase, der heute zu den einflussreichsten Meistern der Kunst des Pflanzenarrangements zählt, stammt aus Kyoto, wo die älteste Ikebana-Schule Ikenobo ihren Sitz hat. Drei Linien, die Himmel, Erde und Menschheit symbolisieren, geben Orientierung: shin, soe und tai. Dabei verfolgt Kawase einen freien Stil, der sich nicht strikt an die zwei Hauptströmungen hält: Tatehana, mit betont strengen, aufrecht stehenden Arrangements, und Nageire, mit lose ins Wasser gelegten oder gestellten Blumen. In den 70er Jahren studierten Sie Kunst und Film in Paris, wollten nie wieder zurück nach Japan. Warum kam es anders? Ich war überwältigt von der individuellen Freiheit des Westens. Plötzlich hatte ich ein Zimmer für mich allein und dachte, wie haben die Japaner das nur ausgehalten: keine Privatsphäre, kein Rückzugsort außer vielleicht ein Zimmer für Teezeremonien und Blumenarrangements. Aber nach ein paar Jahren erkannte ich, diesem Individualismus fehlt der spirituelle Nährboden für Ikebana, dem ich mein Leben verschrieben hatte. Woraus besteht dieser Nährboden? Im Westen füllt ein Gott, ein einziger, das spirituelle Vakuum, beansprucht alles. Auch Altarblumen. Bunt, aufrecht und prachtvoll müssen sie ihm entgegenstrahlen. Und welken sie, dann haben sie ausgedient, landen im Müll. Dagegen beseelen unzählige Götter das japanische Leben. Jeden Wasserfall, Berg, Baum, jedes Grundstück und Auto bewohnt ein himmlisches Wesen. Der Westen hat seinem Gott ein menschliches Aussehen verpasst. Wir dagegen abstrahieren Spiritualität, versuchen, sie mit Anmut und Schönheit im Alltag zum Ausdruck zu bringen. Und damit auch das Vergängliche, wie etwa Jahreszeiten. Deshalb unsere Faszination für Kirschblüten. Das Blumengesteck landet bei Ihnen nicht auf dem Kompost? Nähert sich das Kunstwerk dem Ende, trage ich es von außen ab, Schicht für Schicht, und verteile die Reste in der Natur. Nicht nur welke Blüten und Blätter, auch Gräser und Äste, die schon verdorrt waren, als sie mir zum ersten Mal begegneten. Als Letztes dann den Stamm, die tragende Achse, die Verbindung zwischen dem Göttlichen und der Erde. Dieses Auflösungsritual erinnert
Fotos: Kogei-seika/Shinchosha
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Kawase erklärt seine Pflanzeninstallationen wie Epigramme. „Die Beeren des SymplocosStrauchs: das Wasser nahrhaft und unklar wie das Leben. Dem Wirrwarr entkommen wie die windenartige Ebizuru-Ranke.“ Linke Seite: Japanischer Rouba mit Kamelienknospe in einer traditionell flachen Vase zum „Abschmecken“ des Wassers.
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Fotos: Kogei-seika/Shinchosha
Architektur Garten mich an Schauspieler, wenn sie die Bühne verlas- Toshiro Kawase (u.) in sen, sich abschminken, ihre Theaterkleidung ab- Verehrung vor der Natur. Linke Seite (v. o. li.) Yalegen, um zu sich zurückzukehren. budemari – japanischer Wenn eine Pflanzeninstallation schon von Schneeball: „ErschroAnfang an vertrocknet ist, wie erkennen Sie, cken und wehmütig blickt die Süßduftblüte dass sie dem Ende zugeht? Dafür gibt es keinen Maßstab. Die Magie eines zurück.“ Satsuma-ManMoments, eines Raums verblasst zusammen mit darine: „Der Zweig erdet sich in der Vase wie in einem Stück Natur. Ich kann das fühlen. Ähnlich einem Stamm.“ Strauchwie beim Essen. Irgendwann bist du satt. Bei kamelie: „Ein fruchtiges, manchen Speisen genügt ein Bissen, bei anderen schweres Herz in der Mitte, unter einem ausbrauchst du eine volle Mahlzeit. getrockneten, aber Sie verweisen oft auf den russischen Regishoffnungsvollen Roubaseur Andrei Tarkowski. Wie kommt's? Zweig.“ Fächerahorn: Wegen ihm wohnte ich regelrecht in den Pariser „Als könnte man die friKinos, studierte wochenlang die gleichen Streifen schen Blätter trinken wie „Solaris“ und „Andrej Rubljow“. Tarkowski hören. Ein dürrer Bampositionierte Schauspieler in zauberhaften Raum- busstock stört das Idyll.“ atmosphären, filmte dabei mit langatmigen Einstellungen. Ich denke immer noch, er hätte in den Sets die Menschen nur mit Blumen austauschen müssen und wäre Ikebana-Meister geworden. Leider bewundert der Westen oft nur das Blumengesteck losgelöst vom Umfeld, der Gefühlswelt, den Jahreszeiten. Sagt hübsch, grazil, graziös. Das aber nenne ich Ausstellungshallen-Ikebana, es hat nichts mit meiner Kunst zu tun. Können Sie das Umfeld, die Gefühlswelt überhaupt ins Ausland transportieren? Also, für eine Ikebana-Präsentation muss ich keine japanischen Blumen nach Europa bringen. Da reicht die Natur vor Ort. Und ein Teehaus, den traditionellen Bewunderungsraum für Gestecke, kann ich ebenfalls dort bauen. Schwierig wird es, wenn die Vorstellung von Schönheit nicht über einen frisch geschnittenen bunten Tulpenstrauß hinausgeht. Wenn wilde Gräser als Unkraut empfunden werden und welkes Laub als hässlich. Wann wurde Ikebana Ihr Lebenssinn? Schon mit vier Jahren vermutete ich, dass sich hinter Blumenarrangements ein eigenes Universum versteckt. Kein Wunder, denn meine Familie in Kyoto steht seit Generationen der ältesten Ikebana-Schule nahe. Ikenobo wurde vor 1300 Jahren gegründet. Trotzdem – selbst wenn Sie so eine Schule erfolgreich abschließen, heißt das nicht, dass Sie außer den formalen Regeln auch die spirituelle Ebene meistern können. Meditieren Sie? Stimmen Sie sich ein? Brauchen Sie Vorbereitungszeit? Ich bereite mich nie für Projekte vor. Aber ich Tosh i ro K aw a se male mir im Kopf ständig neue Welten aus, die mir später die Natur unerwartet auf Spaziergängen zuführt. Ich sammle das morsche Rindenstück mit dem zerbrechlichen Farnblatt ein, dann den Moosfleck am Straßenrand und schließlich einen krummen Zweig hinter dem Parkplatz. Im
Studio vereinen sie sich, haben aber schon lange zuvor in meiner Vorstellung gemeinsam existiert. Ich weiß, das klingt irrational. Bei der Arbeit selbst muss es nicht meditativ zugehen. Oft fotografiert mich mein Verleger. Wir unterhalten uns. Diskutieren. Scherzen. Und trotzdem entsteht dabei wieder ein kleiner, wundersamer Kosmos. Wenn Sie bei Ihren Streifzügen auf ein perfektes Pflanzensetting der Natur stoßen, nehmen Sie es mit ins Studio? Das passiert mir oft, aber es interessiert mich nicht, so paradox das klingt. Aus einem einfachen Grund: Perfektion schließt Imagination aus. Als Künstler will ich zu einer neuen Vorstellungswelt hinführen. Das Unperfekte ist Teil meiner Kunst, und die ist blühend, sterbend und krumm, genauso wie symmetrisch, verworren, pastellfarben und grau. Dennoch wohnt in ihr Ordnung, sie entsteht wie ein Haus mit Fundament, Träger und Dach, bis alle Teile wieder heimkehren zur Natur, der sie entliehen sind.
„Ich kopiere die Natur nicht. Denn Perfektion schließt Imagination aus – und aus ihr erwächst meine Kunst.“ 87
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Warum immer in rechten Winkeln leben? Die Idee für ihr Haus ohne Ecken am slowakischen Vojka-See brachten Jurkovičs Auftraggeber vom Burning Man-Festival mit; der Architekt packte die Wohnvision in eine praktische Kiste – und holte aus beidem das Beste (und ein Maximum an Platz) heraus.
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Architektur Projekt
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Die Quadratur des Kreises Ein kreisrundes Sommerhaus am See wollten die Besitzer einer Agentur in Bratislava. Architekt Peter Jurkovič machte daraus die aufregend schlichte Neuinterpretation einer traditionellen Jurte. Tex t Andreas Kühnlein
Fotos Peter Jurkovič
s ist so etwas wie das Urmodell allen gemeinschaftlichen Wohnens: Menschen versammeln sich um eine Feuerstelle in der Mitte. Hocken sie dabei im Quadrat? Wohl kaum. Warum also sitzen, stehen, liegen wir bloß immerzu in rechteckigen Boxen? „Ein runder Raum hat eine besondere Qualität“, meint Peter Jurkovič. „Man nutzt ihn anders, und man richtet ihn anders ein.“ Im Idealfall gar nicht, fügt er lachend hinzu – man könne ja nirgends etwas an die Wände hängen oder stellen, was dem Architekten mit Hang zum Minimalismus sehr entgegenkommt. Vielleicht auch deshalb erlebt die Jurte, jahrhundertealte Behausung zentralasiatischer Steppenbewohner, gerade ein kleines Revival, meist als schlichtes Alternativkonzept für konsummüde Aussteiger. Jurkovičs Jurte am Vojka-See bei Bratislava ist freilich keine solche Behelfsunterkunft und auch kein Nomadenzelt, obwohl seine Auftraggeber die Idee dafür passenderweise vom Burning Man-Festival in der Wüste von Nevada mitgebracht haben. Ihr Programm ist durchaus bürgerlich, ein kleines Häuschen am Wasser, nicht weit von der Hauptstadt; einerseits Ferienunterkunft und Retreat für die Hausherren, andererseits ein „Fokusort“ für Workshops und informelle Meetings ihres Teams – die beiden leiten eine Kreativagentur in Bratislava. Dazu passt die gleichrangige, automatische Fokussierung des runden Raums auf sein Zentrum, über dem Jurkovič anstelle des Rauchabzugs ein rundes Dachfenster einsetzte. Es erfüllt den Raum mit Licht und lässt sich im Sommer zur passiven Kühlung mit Schornsteineffekt öffnen. „AnuAzu“ – so nannten die Hausherren ihre Jurte – leiht sich vom zeltähnlichen Original, das Mongolen und Kirgisen wohl vor über 2500 Jahren erfunden haben, vor allem die Grundform. Zum blitzschnellen Abbauen und Transportieren ist Jurkovičs Version freilich nicht gedacht. Trotzdem achtete der Architekt auf den effizienten und ökologisch sinnvollen Einsatz von Materialien: Das Grundgerüst bildet ein Rahmen aus einfachem, lokalem Fichtenholz, als Isolierung dienen Holzfasern, die Außenhülle ist aus schwarzer Baufolie, die passend zum Zeltvorbild unverhüllt blieb. Das offene Gitter aus schmalen Holzlatten,
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Architektur Projekt
Seebühne: Die Terrasse mit transparentem Dach (o.) öffnet das Sommerhaus auf ganzer Breite nach draußen. In den Übergang integrierte der Architekt das Stockbett rechts und direkt gegenüber die Küche. Beide verbergen sich hinter Lamellentüren.
das sich als Tragwerk normalerweise unter der Außenhaut befindet, verlegte Jurkovič nach draußen, als Stabilisierung und sichtbare Reverenz an das Vorbild. Der einfache Bau kommt ohne Fundament aus, er ruht auf einem Bett aus kiesähnlichem Pressglas, das Wasser ablaufen lässt und gegen die Bodenkälte isoliert. Obenauf liegt eine Betonplatte, die den Holzboden trägt. Trockenzeiten brauchte es während des Baus keine, nur die Innenwände wurden zum Schluss mit einer Schicht natürlichem Lehmputz versehen, der die sanften Rundungen des Raums in mattes Beige hüllt. „Das Hauptproblem an einem runden Haus ist“, erklärt der junge Architekt, „dass man all die nötigen Grundfunktionen – Küche, Bad, Schlafräume und so weiter – normalerweise in Nebengebäude auslagern muss. Oder das Ganze wird riesengroß.“
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Pe ter Ju rkov ič
„47 gut geplante Quadratmeter können viel mehr sein als 200 undurchdachte – man kann auch mit kleinem Fußabdruck sehr gut leben.“
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In einen runden Raum passen am besten – runde Möbel: Den flachen Tisch im Zentrum (oben) entwarfen die Hausherren samt den Poufs selbst. Der Rest (wie die Sitznische zwischen Bad und Schlafzimmer) sind Maßeinbauten des Architekten.
Ersteres wollte er aus konzeptionellen Gründen nicht. Letzteres war auf dem schmalen Grundstück keine Option. Also steckte Jurkovič den runden Raum, der einen Großteil der Grundstücksbreite einnimmt, in eine quaderförmige Box und nutzte die toten Ecken für geschickte Einbauten: hier zwei Stockbetten hinter einer Schranktür, dort eine Nische mit Vorhang, in der sich ein Einbausofa verbirgt. Die Küchenzeile verschwindet bei Bedarf hinter einer faltbaren Lamellenwand. Die komplette Ausstattung hat Jurkovič selbst entworfen: „Ich liebe das“, erzählt er. „Ist wie Architektur im Kleinen.“ Hier soll sich die Möblierung nur zeigen, wenn man sie braucht, ansonsten mehr oder weniger unsichtbar in den Multifunktionswänden verschwinden, in die auch die elektrische Heizung integriert ist. Auf diese Weise passen die unterschiedlichsten Funktionen in
denselben Raum, der mal chaotisch wirken kann und mal asketisch clean – eine Flexibilität, die der Architekt von japanischen Raumlösungen übernommen hat. „Wir Europäer verschwenden so viel Platz für Dinge, die uns nur ein paar Stunden am Tag beschäftigen“, sagt er. „Japaner rollen abends ihren Futon aus, und das Wohnwird zum Schlafzimmer.“ So etwas Ähnliches hat er vor ein paar Jahren schon in seinem eigenen Häuschen am See ausprobiert, 50 Quadratmeter für eine fünfköpfige Familie, „die sich riesig anfühlen“. Auch in dem Jurtenhaus mit seinem 47 Quadratmeter kleinen Fußabdruck muss man auf nichts verzichten. Dass das Konzept aufgeht, sieht man schon daran, dass die Hausherren nach einem Jahr Nutzung noch immer nichts an den Räumen verändert, nichts hinzugefügt haben. Und das keineswegs bloß deshalb, weil es ihnen an geraden Stellflächen fehlt. Sondern weil das kleine Haus dazu anregt aufzuräumen. Mit all den Dingen, die man sonst mit sich herumschleppt, äußerlich wie innerlich. Einen besseren Ort könnte es dafür kaum geben.
JRKVC Architekten, Bratislava
2013 gründete Architekt Peter Jurkovič sein Studio in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Seine Mitarbeiter und er machen Um-, Neu- und Ausbauten und sind – nicht nur, aber vor allem – Meister kleiner Räume und genialer Raumlösungen, die aus jedem Quadratmeter ein Maximum an Wohnqualität herausholen. Nebenbei lehrt Jurkovič an der Technischen Universität in Brno, Tschechien. jrk vc.sk
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Architektur Radar
Eine Nacht mit AD Wenn München am 18. Januar 2019 zur „Langen Nacht der Architektur“ lädt, öffnet auch AD die Türen: Besuchen Sie den Ort, an dem die Magazine des Condé Nast Verlags entstehen (neben AD auch Vogue, Glamour und GQ) – das 1998 nach dem Entwurf von Richard Meier gebaute „Oskar“. Begleitete Führungen mit den für den Umbau verantwortlichen Architekten von tools off.architecture und Redakteuren aus unserem AD-Team gibt es stündlich zwischen 19 und 23 Uhr. lange -nacht- der-architek tur.de
Ein Keil, der die Gesellschaft eint In Tingbjerg, Kopenhagen, schlug einst das Herz der dänischen Moderne. Später wurde die Arbeitersiedlung zum Problembezirk. Das von Cobe entworfene Kulturzentrum samt Bibliothek soll die Menschen wieder zusammenbringen. Für Gesprächsstoff sorgt die keilförmige Kubatur des Baus (schmalste Stelle: 1,5 m) längst. c o b e.dk
Fassaden
Verpackungskünstler
Schiefer ha e es zuletzt nicht leicht im Bau. Dem Besitzer dieses Monolithen im Süden Polens war das egal – er beau ragte den Architekten Robert Skitek mit einem imposanten Bau, der sich sogar strengsten Vorschri en (geneigte Dächer!) beugt.
Bevor die Architekten von A Millimetre dieses Townhouse in Bangkok renovierten, fehlte es im Innenraum vor allem an Licht und Lu . Eine Fassade aus Stahlstreben löst nicht nur dieses Problem, sondern sorgt zugleich für Privatsphäre.
Das Haus der Musik in Innsbruck sollte weder transparent noch verschlossen wirken – die Architekten Erich Strolz und Dietrich / Untertrifaller arbeiteten deshalb mit schwarz glasierten Keramikprofilen.
r splus.pl
a-millime tre.wixsite.com /a-milime tre
w w w.die trich.unter trifaller.com
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unverbluemt .cc
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Himmel und Erde
Fotos: Rasmus Hjortshøj/Coast (2); Elias Hassos für AD Architectural Digest, © Condé Nast Germany; Tali Kimelman; Eduardo Macarios; Klaus Brandes; Jirayu Rattanawong; Tomasz Zakrzewski
Zwei vorgefertigte Pla en aus Bre sperrholz, oben und unten durchlässige Metallstrukturen: die schlichte Sacromonte-Kapelle des Studios Mapa in den felsig-grünen Weinbergen von Uruguay huldigt der Jungfrau von Carrodilla (nur sie steht geschützt in einem Erker) – und dem Terroir. mapaarq.com
Internationale Textilverlage laden in ihre Showrooms ein! ARTE x BACKHAUSEN x C&C MILANO CASAMANCE x CHRISTIAN FISCHBACHER COLEFAX & FOWLER x CRÉATION BAUMANN DEDAR x DESIGNERS GUILD x ÉLITIS GASTÓN Y DANIELA x GEBRÜDER WEISHÄUPL HOLLAND & SHERRY x HOULÈS x JAB JIM THOMPSON x KENDIX x KINNASAND x KOBE KVADRAT x LELIÈVRE x LITTLE GREENE x LUIZ MARBURGER TAPETENFABRIK x NOBILIS NYA NORDISKA x OBJECT CARPET x PIERRE FREY ROMO x RUG COMPANY x SAHCO
Marktnische
STYLE LIBRARY x ZIMMER + ROHDE
Raum ist knapp, Zeit ist Geld und Koffein gefragter Treibstoff für hektische Städter – das waren die Prämissen von Studio Boscardin Corsi. Den ungenutzten Nebeneingang eines Restaurants im brasilianischen Curitiba widmeten die Architekten zum drei Quadratmeter kleinen Coffeeshop um. Streifen aus Metall (außen) und Holz (innen) betonen die Vertikale und wirken lu ig, wie auch der Vorbau aus transparentem Acryl. Und sogar Sitzplätze gibt es: eine Bank auf dem Bürgersteig.
Alle Infos und Anmeldung www.msf-muenchen.de
s tudioboscardincorsi.com.br
Redak tion Andreas Künhlein
TRENDS INTERIOR DESIGN
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Panorama
Foto: Von der Heydt-Museum Wuppertal
Kunst, Reise und Bücher
Zeitenwende Die seherische Kraft der Künste lässt sich erst im Rückblick erkennen. Wenn wir heute die Kunst der zwanziger Jahre anschauen, dann finden wir Fortschrittstaumel und Verfall – eine „Welt im Umbruch“. So hat auch das Hamburger Bucerius Kunst Forum seine fulminante Ausstellung (9.2. bis 19.5.) genannt, die die Bilder von Otto Dix, Christian Schad, Rudolf Schlichter oder Carl Grossberg (o. „Der gelbe Kessel“, 1933) mit den Fotografien der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Sehens in Dialog bringt. BG buceriuskuns t forum.de
Redak tion Barbara G är tner und Florian Siebeck
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Tex t Barbara Gär tner
Strike a Pose!
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Das Leben als Performance: Foujita schuf Impressionismus mit japanischen Mitteln – Leinwände, so schön wie Porzellan.
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Panorama Kunst
Fotos: d’Ora/Ullstein Bild/Getty Images; Foundation Foujita (2)
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„Ich dachte, ich müsste in jeder Hinsicht ein Kunstwerk werden.“ 1926 warf sich uhm ist ein launischer Zeitgenosse. Trinkt mit, tanzt auf Foujita (linke Seite) den Partys, ist immer dabei. Aber wenn es mühsam für Madame d’Ora in wird, dann kennt er einen nicht mehr. Bei Léonard-Tsu- Pose. Katzen waren guharu Foujita war es eine ruinöse Finanzamtsforde- für ihn Symbole rung und das unschöne Ende einer Ménage-à-trois – er der Autonomie (oben: „Bataille de chats“, floh 1931 aus Paris, und schon war der Künstler, der 1940). Frauen liebeben noch berühmter war als Matisse und erfolgreicher te er auch. Ihre Lipals Picasso, einfach vergessen. Jahrzehntelang. pen (rechts „Deux Weil aber Geschichte immer wieder neu erzählt wird femmes“, 1918) malund so Übersehenes, Verdrängtes, Verschwiegenes er- te er mit Lippenstift, Wachs und Ruß.
neut in den Vordergrund spült, könnte Foujita bald der Andy Warhol der Zwanziger sein – in den Erklärbüchern, die demnächst geschrieben werden. Wie Warhol pflegte Foujita eine amüsante Exzentrik, das Haar, die Ohrringe, der ganze vergnügliche Klatsch und das Dandyding; dieser Lebensstil, der zur Marke wurde – und bisweilen überblendet, wie ernsthaft er seiner Kunst nachging. Und wie Warhol brachte er zwei
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Panorama Kunst
Zum Nachfahren der Samurais adelte sich Foujita, mögen die pedantischen Biografen auch daran zweifeln. Selbst heute wirkt der 1886 geborene Künstler mit seinem allumfassenden Kunstanspruch rasend modern.
Welten zusammen. Warhol Populär- und Hochkultur, Foujita Ost und West. „Er hatte diese innere Härte“, erklärt die Kunsthistorikerin Yoko Hayashi, die gerade eine Retrospektive in der Pariser Maison de la Culture du Japon vorbereitet, „eine Härte, die es brauchte, um die Vorurteile, die ihm damals als Asiate in Paris entgegenschlugen, in einen Vorteil zu verwandeln.“ Der Japaner in Paris. So lautet bisher seine Fußnote in den heute als so hochbeschwingt gerühmten Années folles, als Maler, Bildhauer, Poeten, Trinker und Revolutionäre nach Montparnasse zogen, überzeugt, dass man dort und eben nur dort Kunst schaffen könne. Der Impressionismus berauschte sich an japanischen Farbholzschnitten – und die japanischen Künstler, die wenigen, die nach Paris gingen, versuchten sich am französischen Stil. Mit 26 Jahren kam Foujita 1913 hierher, auf Studienreise, aber nicht, um die Impressionisten zu imitieren. „Ich muss das machen, was die Europäer nicht können. Diesen Punkt zu erreichen war mein Ziel. Wenn man Feder oder Bleistift gebraucht, dann kann man die Europäer nicht überholen, aber wenn man mit ganz dünnen Pinseln malt, ist man den Europäern überlegen“, schrieb er einmal. Aus seinen hellen Flächen machte er ein großes Geheimnis, später wurde vermutet, er habe weiße
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L é on a rd-Ts ug u h a r u Foujit a
Fotos: Roger-Viollet/Ullstein Bild; Musée d’Art Moderne/Roger-Viollet; Foundation Foujita
„Ich liebe den perlfarbenen Himmel des Pariser Winters. In diesem Ton habe ich 400 Bilder gemalt.“ Ölfarbe lange gekocht, dann die fast feste Masse mit dem Spachtel auf die Leinwand gerieben; bevor das Ganze völlig getrocknet war, wurde es noch mit Glaspapier abgeschmirgelt. So entstand wohl diese betörende porzellangleiche Glätte. Frauenlippen malte er mit Sappitsu (zusammengerollten Japanpapierstückchen), und statt Ölfarben benutzte er Kerzenruß und echten Lippenstift. „Seine Arbeiten“, erklärt Yoko Hayashi, „sind nicht einfach Beispiele für Exotismus, sie spiegeln auch die Modernität der Zwanziger wieder.“ In zwei Ideen war Foujita früh vernarrt: Kunst und Paris. Der Vater, ein General, nahm es gelassen und zahlte. Als Kind zeichnete Foujita (der sich 1959 in seiner Verehrung da Vincis den Vornamen Léonard verlieh) mit Stöcken virtuos Insekten in den Sand, seine Aquarelle reisten schon 1900 nach Paris, als zur Weltausstellung eine Schau zeigte, wie japanische Kinder die Welt sehen. Im Teenageralter lernte er in der Abendschule Französisch – und später an der Kunsthochschule versuchte er schon, dem Impressionismus mit japanischen Pinseln beizukommen. Er traf auf wenig Verständnis. Im Absolventen-Ranking landete er auf Platz 16 von 31. Seine erste Pariser Ausstellung 1917, nach Jahren der Stagnation, des Kopierens und des Kulturschocks: ein Triumph. 110 Bilder waren sofort weg, Picasso soll so viel gekauft haben, wie er tragen konnte. Berauschte Jahre. Er malte Kinder, Katzen, Nackte, tuschte auf Leinwand und verband Grafik mit Ölmalerei. In der Oper führte er Judo vor, seine Freunde riefen ihn liebevoll Fou Fou, und seiner zweiten von vier Ehefrauen, Lucie Badoud – seidenzart, er nannte sie „Youki“, Schnee –, schenkte er zum 20. Geburtstag ein kanariengelbes Cabrio, als Kühlerfigur trug es Rodins Bronze „Mann mit gebrochener Nase“. Doch irgendwann entschied sich Youki, die Dreiecksbeziehung mit seinem besten Freund Robert Desnos als Duo fortzufüh-
Aus Liebe zu Frankreich konvertierte Foujita zum Katholizismus, religiöse Motive wie das späte „Adoration“ li. von 1962–63 zeigen aber eher sein Interesse an europäischer Kulturgeschichte. Das Stillleben „Mon intérieur“ (o., 1921) wirkt allerdings so symmetrisch und bedeutungsschwer, als handle es sich bei der simplen Kommode um einen Altar.
ren, sein finanzieller Erfolg alarmierte das Finanzamt, und Foujita verließ frustriert Paris. Dann wird es düster. Europa verliert sich im Krieg, Foujita kehrt nach einer Weltreise für einige Zeit nach Japan zurück. Dort wird er wegen seines Stils (Topfschnitt, Chaplinbart, übergroße Sonnenbrille) erst für einen Spion gehalten, dann stellt er sich in den Dienst des Nationalismus. Er tauscht Flatterhemden gegen Feuerwehrjacke, Soldatenstiefel und Armeeweste und malt tapfere Japaner im Kriegstreiben, lange wird man ihm diese Propagandakunst übel nehmen, doch 1950 kehrt er wie ein verlorener Sohn nach Frankreich zurück. Er schafft die Fresken und Fenster der Kapelle Notre-Dame-de-la-Paix in Reims – sein Meisterwerk. Er hatte es zu seiner Grabstätte bestimmt. Léonard-Tsuguharu Foujita, der aus seinem Leben eine Performance machte, er wollte auch das Ende seiner Geschichte selbst erzählen. 16.1. bis 16.3. im Maison de la Culture du Japon à Paris, m cj p.fr
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Panorama Ausstellungen
Die Ewigkeit und ein Tag Wer alle Farben mischt, erhält Grau. Und wer mit größter Genauigkeit die Welt abbildet, landet beim Fotorealismus. Die meist schieferdunklen Arbeiten von Vija Celmins sehen auf den ersten Blick wie Fotos aus; so akribisch, so genau – und wirken dabei viel dichter, tiefer. Celmins schafft Bilder der Unendlichkeit: Sternenhimmel, Meereswellen oder auch rechts „House #2“ (1965). Wenn das San Francisco Museum of Modern Art nun eine Retrospektive aus einem halben Jahrhundert ihres Kunstschaffens zeigt, ist das eine Sensation, ha e doch die scheue Künstlerin seit 25 Jahren in den USA keine Einzelausstellung mehr. Werke, die man live sehen muss! Bis 31. 3., dann in Toronto und New York s fmoma.org
Frühlingsfrisch Lang wurde das Berliner Haus am Waldsee renoviert – jetzt feiert es die Neueröffnung mit einer Schau der großen Karin Sander (li.: „Gebrauchsbild 57, Birnbaum (Gaishirtle)“, 2008–2009). 2 6 .1 .–3 . 3 . hausamwaldse e.de
Blinde Flecken „Stadt der Frauen“ nannte Federico Fellini einen Film, der sich doch nur um einen Mann dreht. Das Untere Belvedere in Wien richtet den Fokus mit der gleichnamigen Schau aber tatsächlich auf die Frauen der Wiener Moderne. Mehr als 30 Künstlerinnen werden hier vorgestellt, darunter auch viele, die bisher kaum bekannt sind, wie Helene von Taussig (rechts „Stillleben mit Blumenkrug“, 1920). 2 5 .1 .–1 9. 5 . b elve dere.at
Redak tion Barbara G är tner und Johanna Hänsch
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Fotos: © Vija Celmins, Courtesy Matthew Marks Gallery; Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München/© Alex Katz; © Ed Atkins, Courtesy of the artist; Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin, Cabinet Gallery, London, Gavin Brown’s enterprise, New York/Rom/Brüssel; Johannes Stoll, © Belvedere Wien; Heide Skowranek/© Karin Sander
FRANKLANDAU.COM
Ada, immer nur Ada Die Kunst von Alex Katz ist eine ewige Romanze. Eine Liebeshymne an Ada, seine Frau, die er wieder und wieder gemalt hat, rund 250-mal – und manchmal sogar gleich in sechs Varianten auf einer einzigen Leinwand wie oben, „ e Black Dress“ (1960), gerade zu sehen bei der Retrospektive im Münchner Museum Brandhorst. „Als ich begann, Ada zu malen, war ich von Picassos Dora Maar beeinflusst“, sagt der 91 Jahre alte Maler. „Dora Maar ha e bessere Augen, aber Ada hat einen besseren Hals, bessere Schultern, überhaupt einen besseren Body.“ Katz' Kunst ist aber auch eine leinwandfüllende Liebeserklärung an die Malerei selbst. Bis 2 2 .4 . museum -brandhor s t.de
Der Körper in der Digitalwelt Künstler sind Forscher. Wenige untersuchen das Übermorgen so theatralisch wie Ed Atkins (o. Film-Still aus: „Good Smoke“, 2017) – nun in Bregenz. 1 9.1 .–31 . 3 . kuns thaus-bre g enz.at
SELECTED DESIGN OBJECTS & FINE ART INTERIOR DESIGN
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Auf der hellen Seite des Mondes Wo Mi e der Sechziger noch die Astronauten der Apollo-Mission für ihre Exkursion zum Mond trainierten, bietet heute das isländische Hotel „ e Retreat at Blue Lagoon“ Entspannung, Ruhe und eine außerirdische Naturerfahrung. Tex t Mona B ergers
Nah am heißen Wasser gebaut ist Islands erstes Fünfsternehotel. Unten sind die „Lagoon“-Suiten, auf die Lavalandschaft blicken die „Moss“-Suiten darüber. Den extremen Witterungsverhältnissen (und den Mineralien des geothermalen Wassers) halten nur robuste Baumaterialien, wie hier Beton und Glas, stand.
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Panorama Reise
Fotos: Blue Lagoon Iceland
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Apollo-Astronauten ihre Mond-Mission vorbereiteten, und eine entspannte Flughafennähe sorgen nun dafür, dass die Blue Lagoon als Touristenattraktion gilt. Weit exklusiver, stiller und stilvoller wird der Schwimmgang im neuen Retreat. „Mit jedem Schritt in das zuletzt drei Meter tief in die vulkanischen Felsen gearbeite-
luggaveður nennen es die Isländer. Fensterwetter. Schön, von drinnen. Über die weiten, rauen Lavafelder der Halbinsel Reykjanes peitscht der Regen und klopft an die bodentiefen Scheiben des vor ein paar Monaten eröffneten Hotels „Retreat at Blue Lagoon“. Der Vor dem Fenster liegt die Blue Lagoon wie flüssiger Nebel. Beton, Wind braust um den kastenförmigen Balkon, dahinter versammeln Jatoba und Glas rahmen oben den Blick. Das Muster der Sonnenblenden erinnert an Lava. Sessel „Febo“ und „Édouard“, Tische sich Krater und Kegel zu einer mystischen Vulkanlandschaft. „Lithos“ und „Elios“ (hinten) von B & B Italia. In der Eingangshalle Unberechenbar, wie die subpolare Witterung, zeigte sich das unten lodert das Feuer im Kamin aus vulkanischem Gestein. Bauvorhaben schon in der Planungsphase. Vier Jahre dauerte es, bis Gäste die 62 Suiten beziehen konnten. „Letztlich bestimmte die 800 Jahre alte Lava unseren Entwurf. Versteckte Löcher und Risse tauchten auf. Wieder und wieder mussten wir unsere Pläne an die neuen Gesteinsformationen anpassen“, erzählt Hrólfur Karl Cela, Partner bei Basalt Architects. Die karge Natur bestimmte nicht nur die Architektur, sondern auch das Interior. Lavabrocken verwandelten sich in raue Wände oder Tresen und schenken dem zurückhaltenden Betonkorpus wilde Akzente. Ein Naturwunder ist die Blue Lagoon allerdings nicht. Das Thermalbad, das stets stimmungsvoll im Nebel liegt, entstand 1976 durch einen Zufall aus dem überschüssigen Wasser des benachbarten Geothermalkraftwerks, das noch heute seine Dampfwolken hoch über die Köpfe der Badenden pustet. Die für das milchige Blau verantwortliche Kieselerde verhinderte das Einsickern in den umliegenden Ascheboden. Heilende Mineralien, wohlige 39 Grad, eine außerweltliche Kulisse, in der einst sogar die
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Panorama Reise
Hrólfur Karl C ela
„Die Natur bleibt hier nicht draußen. Sie rückt eher ein Stückchen näher.“ te Spa wird es dunkler und wärmer. Wir kommen hier der Erde, dem Ursprung, näher und tauchen erst in der privaten Lagune wieder auf“, erklärt der Architekt aus Reykjavík. Dort wartet: Ruhe. Das Herz des neuen Spas bildet der „Ritual“-Kreislauf. Es gibt Anwendungen mit isländischen Essenzen aus Kieselerde, Algen und Mineralien in einer allein von Kerzenschein erhellten Höhle. Es kann passieren, dass der über den Tag erlangte Frieden (durch Steam Cove, Lava Spring, Cold Well, Lagoon Sauna oder In water-Massage) schon mal nachts von einem schrillen Anruf gestört wird. Wer schnell in den Bademantel schlüpft und auf die Dachterrasse hochsteigt, sieht dann flirrende Polarlichter vor dem tiefen Schwarz tanzen. „Wir wollten, dass sich schon beim Betreten der Eingangshalle der Puls verringert. Die Besucher entspannen“, erzählt Sigurdur Thorsteinsson. Er ist Chief Creative Officer der in Mailand ansäs-
sigen Design Group Italia, die zusammen mit Basalt Architects das „Retreat“, Islands erstes Hotel mit fünf Sternen, realisierte. Es gelang mit meterhohen Decken, Sichtbeton und exquisiten Möbeln. B & B Italia stattete die Räume von Lobby über Suiten und Spa bis zu beiden Restaurants mit zeitlosen Klassikern und extravaganten Maßanfertigungen aus. 80 verschiedene Farbtöne spiegeln innen die Farbe von Moosgrün, Lavagrau und Wolkenblau. Einen Lavabrocken formten die Italiener zu einem C – wie Chef’s Table – und setzten das Massiv vor die offene Küche des „Moss“-Restaurants. Eine solide Grundlage für das von isländischen Spezialitäten dominierte SiebenGänge-Menü, das erdige bis holzige Weine begleiten. Es ist eine außergewöhnliche Reise an den Rand der Welt, die das Retreat der Blue Lagoon bietet. In einer der Suiten mit milchigem Blau, moosigem Grün und aschernem Schwarz vor der Tür erläutert der Architekt: „Die meisten Gäste bemerken es bis zur Abreise nicht: Es gibt keine Fernseher, weder in den Privaträumen noch anderswo. Eine bewusste Entscheidung!“ Die Natur kann eben der größte Luxus sein. Gerade bei Fensterwetter in Island. Zweibettsuite ab 1000 Euro, inkl. Frühstück. bluelagoon.co m
Fotos: Blue Lagoon Iceland
Einen privaten Pool mit heißem Thermalwasser bietet die „Lagoon“-Suite unten. Davor ruhen Lounger „Float“ von Paola Lenti und Beistelltisch „Springtime“ von B & B Italia. Den mächtigen Lavatisch im Eingang oben entwarf die Design Group Italia, B & B Italia fertigte ihn mit einem lokalen Steinmetz. Pendelleuchten „Slim“ von Vibia und Tableware von Nude Glass und CB2.
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Fotos: Thomas Skroch (2); Cover- und Innenabbildungen: Aufbau Verlag GmbH & Co. KG; Scheidegger & Spiess; Reto Pedrini / ©Stiftung Righini-Fries Zürich; Suhrkamp Verlag AG; 2018 John Maloof und Howard Greenberg / Courtesy Schirmer / Mosel; Schirmer / Mosel Verlag GmbH
Panorama Bücher
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3 Leseprobe Redak tion Oliver Jahn und Florian Siebeck
1 Böse Bilanzen Zeitlebens hat Lion Feuchtwanger die Existenz eines Tagebuchs geleugnet. Tatsächlich schrieb der Münchner Schriftsteller alles auf, 34 Jahre lang: knappe, scharfe Beobachtungen über berühmte Zeitgenossen und seine Amouren. Ganz unliterarisch bilden sie den Exzess ab, der nicht nur Feuchtwangers Schreibkraft dominierte.
2 3 Schweizer Schöngeist Literarische Liebe Kaum jemand vermochte das „Manchmal höre ich von Ihnen, aus den Zeitungen, oder ganz Kulturleben der Eidgenossen einfach, indem ich das Ohr an so nachhaltig zu prägen wie die Tischplatte lege.“ So fängt die Künstlerfamilie Righinider nun veröffentlichte BriefFries. Dieser Band offenbart wechsel von Hans Magnus Endas künstlerisch-politische Wirken von Sigismund Righini, zensberger und Ingeborg Bachmann an; Ikonen der deutschen seinem Schwiegersohn, dem Lyrik, deren literarische Ferne Maler Willy Fries, und dessen sie im Frühsommer 1959 einanTochter Hanny, das bis heute der unerwartet nahebringt. nachhallt. Scheidegger &
4 Achtsames Auge Als das Werk von Vivian Maier 2009 an die Öffentlichkeit gerät, ehrt die Kunstwelt sie als neuen Star der Straßenfotografie. Jetzt erscheint der erste Band mit Farbfotografien (o. li.: Chicago, 1975) jener Frau, die bis zu ihrem Tod nur ein rätselhaftes Kindermädchen war, das mit Rolleiflex und Adlerauge durch die Großstadt zog.
Aufbau, 640 Seiten, 26 Euro.
Spiess, 368 Seiten, 79 Franken.
Schirmer / Mosel, 240 S., 58 Euro.
Piper / Suhrkamp, 479 S., 44 Euro.
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Einer der prominentesten Gipfel der Schweiz bekommt Zuwachs: Matteo Thuns „Waldhotel“. Tex t Florian Siebeck
W irklich fertig, sagt der Architekt Matteo Thun kurz nach der Eröffnung, sei das „Waldhotel“ noch nicht. Es brauche eben seine Zeit, bis das Gebäude vom Wald vereinnahmt wird – zehn, 15 Jahre vielleicht. Von der Gabionen-Fassade, die großzügige Pergolen aus Lärchenholz säumen, bleibe am Ende kaum noch etwas sichtbar. „Botanische Architektur“ nennt Thun seinen Entwurf. „Die Natur ist stärker als die Architektur.“ Mit seiner Kaskade aus Terrassen und grünen Dächern ist das „Waldhotel“ der neuste Zugang des „Bürgenstock Resorts“ hoch über dem Vierwaldstättersee. Schon seit 1873 genießt das Resort, das mit seinen verschiedenen Häusern eher an ein Dorf erinnert, einen erstklassigen Ruf. „Schweizer nannten den Bürgenstock das Saint-Tropez der Berge“, erinnert sich Thun. Hier logierten einst Audrey Hepburn, Charlie Chaplin und Konrad Adenauer. Während die anderen Häuser an alte Glanzzeiten anknüpfen, liegt der Fokus des „Waldhotels“ auf Gesundheit und Wellness.
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DZ ab 450 SFr, inkl. Frühstück. buergenstock.ch/sleep/waldhotel
Fotos: Matteo Thun & Partners (3); Andrea Garuti (3)
Der Zauberberg
Im Fünfsternehotel sind neben Saunen, Eisbad und Pools auch ein Präventivzentrum und eine Rehaklinik untergebracht – mit Ärzten, Therapeuten und Pflegefachkräften. Erholung und Entspannung soll vor allem die Natur spenden. Alle 160 Zimmer sind nach Süden, zum Licht, ausgerichtet. Natürliche Materialien wie Eichen- und Kiefernholz und organische Formen stellten den Menschen mit seinen Sinnen in den Mittelpunkt, sagt Thun. Botanische Aquarelle des Südtiroler Architekten finden sich an den Wänden, auf Teppichböden und Textilien wieder. Alle Möbel, Lampen und Dekorationsobjekte hat Thuns Atelier gestaltet. „Die Seele des Ortes schlägt sich in der Gestaltung des Hauses nieder“, sagt Matteo Thun. Das Hotel werde klimaneutral betrieben und produziere kaum Abfall. Die Steine für den Bau stammen aus dem Aushub des Grundstücks, auf dem es steht. Das „Waldhotel“, dessen Gestaltung von alpiner Bautradition inspiriert ist, werde mit dem Alter immer schöner. Es ist ein Ort, um wieder leben zu lernen. Dafür genügt es fast schon, aus dem Fenster auf die grüne Bergwelt zu schauen. Denn gerade sie gehört zum Konzept des Hotels: die heilende Wirkung des Waldes. Der Forst ruft: Das neue „Waldhotel“ (o.) liegt auf dem Bürgenstock, einem Gipfel in den Schweizer Alpen. Früher dachte man, vom ihm gingen heilende Kräfte aus – heute setzt man neben Saunen, Eisbad und frischer Alpenluft auch auf reduziertes Design, dessen Leichtigkeit die Lebenskraft stärke.
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Panorama Reise
Eine Lichtskulptur (re.) begrüßt Gäste in der Lobby. Doch auch natürliches Licht (li. die Holzpergola der Fassade) spielt eine große Rolle: nicht nur in den Zimmern (mit Aquarellen von Thun, o. re.) und im Spa o. (samt 34 Grad warmem Innenpool), auch im Restaurant „Verbena“ (u.) mit kräuterbasierter mediterraner Küche.
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Hellas! Irgendwo zwischen Himmel und Erde tut sich auf Mykonos das „Myconian Avaton“ auf (DZ ab 240 Euro, inkl. Frühstück). Das Seafood liefert ein eigener Fischer, der auf der Nachbarinsel Delos wohnt. myconiancollec tion.gr
Vitamin D in Williamsburg Es gibt nicht viele Hotels in New York mit entspannten Sonnenliegen auf der Dachterrasse – nur eine der vielen unorthodoxen Ideen der britischen Hotelke e „ e Hoxton“, die nun auch in den Vereinigten Staaten gelandet ist (DZ ab 159 Dollar). thehox ton.com
ChinoiserieChic Der Handelsreisende John Anthony war 1805 der erste Chinese, der die britische Staatsbürgerscha bekam. Das chinesische Designstudio Linehouse erinnert an sein Vermächtnis – mit einem Dim SumLokal in Hongkong zwischen britischer Teestube und kantonesischer Kantine. johnanthony.hk
Redak tion Florian Siebeck
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Panorama Reise
Das Tuch der Khmer Lange Jahre diente „Bamboo Island“ der kambodschanischen Marine als Außenposten. Heute versteckt sich im dichten Tropenwald der Insel das „Alila Villas Koh Russey“ – ein Refugium mit 13 Villen und 50 Pavillons (unten, ab 169 Euro, inkl. Frühstück). Bei der Gestaltung griff der Architekt ChiohHui Goh das Krama auf, ein traditionelles Tuch der Khmer. „Seine Geometrie vereint Architektur, Landschaftsbau und Interieur zu einer Hommage an das kambodschanische Kunsthandwerk.“ Es wartet, übers Kissen drapiert, auf Gäste.
Fotos: The Hoxton (2); Christos Drazos; Nicole LaMotte Photography; Alila Hotels and Resorts; Pablo Vázquez; Bart Gosselin; Martin Kaufmann; Jonathan Leijonhufvud/Linehouse Design (2)
alilahotels.com
Kulinarischer Kulturbruch Mit 120 Sorten Sake vom Fass, Sushi- und Austernbar ist „Sake Dojo“ in Los Angeles ein ambitionierter Neuzugang im Reigen der weltweit aufblühenden Izakayas. Das Mobiliar erinnert an Tokioter Restaurants, tätowierte Wände würde man dort aber wohl nicht finden: Tattoos sind unter rechtschaffenen Japanern verpönt. sake dojola.com
Mini-Hotels
Zimmer frei
Früher ha e ein Schuster hier Geschä und Wohnung, heute ist das „Central“ in Kopenhagen nicht nur das kleinste Café der Stadt, sondern mit seiner nur zwölf Quadratmeter kleinen Mansarde angeblich auch das kleinste Hotel der Welt.
Aus einem zweieinhalb Meter breiten Haus in Antwerpen machte das belgische Architekturbüro Dmva ein „One Room Hotel“. Beklemmend? Keineswegs: Die Gesamtfläche des drei Geschosse umfassenden Hauses beträgt 103 Quadratmeter.
Wen engen 27 Quadratmeter ein, wenn einem 1500 Quadratmeter unberührte Natur zu Füßen liegen? Die 25 Stelzensuiten des „Vivood Landscape Hotels“ liegen nicht weit von den Be enburgen in Alicante und trotzdem mi en im Nirgendwo.
centralhotelogcafe.dk
dmva-archite c ten.b e
vivood.com
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Leben
Foto: Kasia Gatkowska
in London, Honfleur, Warschau, Paris, Rom, Neapel und Helsinki
Souverän gehalten Als Decorator muss man sich bisweilen strecken wie ein Nationaltorwart beim Elfmeter, um die hochfliegenden Wünsche der Auftraggeber einzufangen. In Warschau verwandelte Marta Chrapka die 30er Jahre-Wohnung eines Schriftstellers in ein kosmopolitisches Apartment mit Pariser Flair. Das zweifarbige Parkett indes ist so urpolnisch wie die Kunst von Stanisław Ignacy Witkiewicz.
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Grün!
Lokalkolorit beim Wort genommen: Reichlich Inspiration für ihr entspanntes Pied-à-terre fand eine Interiordesignerin im Park direkt vor der Haustür.
London/80 m2
Tex t Ian Phillips Fotos Stephan Julliard
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Blätterrauschen und Vogelzwitschern hört Natalia Maslova, wenn sie an ihrem Schreibtisch von De La Espada sitzt. Linke Seite ein Detail im Wohnzimmer: Der Kamin ist in Farrow & Balls „Studio Green“ gestrichen, die Wände in „Apple Smiles II“ von Paint & Paper Library. Wolkengemälde von JR Goodwin.
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Das Sofa im Wohnzimmer fand Maslova bei The Conran Shop, die italienische FiftiesLeuchte daneben und den kleinen Coffeetable bei Paul Smith in der Albemarle Street. Rechts zwei „Paulistano“-Ledersessel von Objekto, vorn eine Grossman-Polsterliege, als Reedition von Gubi.
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Schäfchen zählen! Re. im Zimmer des zehnjährigen Gleb und der siebenjährigen Sofia wachen sie (gemalt von Julie Sneed) über den Gervasoni-Betten. Matégot-Stuhl von Gubi. Nachttischleuchte von Northern, Wandlicht von Pholc. Rollo aus besticktem Leinen und Vorhänge: Pierre Frey.
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P almen mitten in London – das faszinierte Natalia Maslova am meisten an Primrose Hill, als sie den Park im Norden der Stadt 2010 entdeckte. „Mir war gar nicht klar gewesen, dass die hier gedeihen“, sagt sie. Zugleich begeisterte sie die Aussicht. „Vom höchsten Punkt aus hat man einen Blick auf ganz London, man sieht die Houses of Parliament und sämtliche Sehenswürdigkeiten“, schwärmt sie. Inzwischen hat sich ihr Leben ziemlich verändert. Heute lebt sie vor allem in Moskau und ist nicht mehr in der Vermittlung von Gewerbeimmobilien tätig, sondern hat Erfolg als Interiordesignerin (zu ihren jüngsten Projekten zählt etwa ein Haus am Vierwaldstättersee). Ein großer Fan ihrer früheren Wahlheimat ist sie dennoch geblieben. „An London liebe ich die Kultur und den Lifestyle“, erklärt Maslova. „Die Mischung aus englischer Tradition und Avantgarde ist einfach toll.“ Gemeinsam
Nat a l ia Ma slov a
„Die Natur steckt voller Inspiration. Sie bietet Farben und Formen, die unglaublich clever kombiniert sind!“ 115
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mit ihrem Mann beschloss sie also, dort eine Zweitwohnung zu suchen – und natürlich konzentrierten sie sich: auf Primrose Hill. Näher am Park hätten sie kaum fündig werden können – ihr Apartment liegt in einem dreistöckigen viktorianischen terrace house in einer Sackgasse, die direkt darauf zuläuft. Die 80 Quadratmeter-Wohnung hat charaktervolle architektonische Details wie Erker, Lambris und kassettierte Einbauschränke. „In Moskau wirken die meisten Apartments neu und gesichtslos“, klagt Maslova. „Hier spüren wir ganz deutlich, dass wir in England sind!“ Die Räume, die frühere Mieter rundum weiß gestrichen hatten, waren renovierungsbedürftig. Maslova erneuerte nicht nur die Leitungen, sondern tauschte auch sämtliche Böden aus. „Das Wohnzimmer war ganz schön abschüssig“, erinnert sie sich. „Der Höhenunterschied zwischen den gegenüberliegenden Seiten betrug ungefähr zehn Zentimeter! Alles kullerte immer in Richtung Kamin.“ Bei ihren Projekten verwendet sie gern unterschiedliche Materialien für die Böden, doch hier ließ sie überall grau gebeizte Eiche verlegen. „Zwischen Entree und Wohnzimmer gibt es keine Tür. Der Übergang wäre deshalb schwierig gewesen. Außerdem wollte ich zu viel Unruhe vermeiden. In der Vertikale
Bereits im Entree (linke Seite) grüßt leuchtendes Grün: Maslova lackierte Wände und Einbauten in „Hunter Dunn“ von Paint&Paper Library. Als Boden verlegte sie grau gebeizte Eichendielen. Die Bank stammt aus den Fünfzigern, die EamesGarderobe ist eine Reedition von Vitra.
Im Schlafzimmer geben Vorhänge in de Gournays „Portobello“Leinen den ruhigen Ton vor. Am Schreibtisch ein Stuhl von Miniforms, re. ein „Wishbone Chair“ von Hans J. Wegner. Überdecke aus bedruckter Baumwolle „Ashanti“ von Fortuny (über oggettiveneziani.com ).
habe ich schon ein paar kräftige Töne verwendet – das reicht für eine kleine Wohnung, finde ich!“ Raumaufteilung und Einbauten blieben, wie sie waren; Küchenmöbel, Vorratsschränke und Kamin wurden lediglich neu lackiert. In der Einrichtung bezieht sich Maslova sehr auf das Grün vor ihrer Haustür. „Die Natur steckt für mich voller Inspiration“, erklärt sie. „Gerade in ihrer Unvollkommenheit ist sie vollkommen und bietet Farben und Formen in zahllosen Spielarten, die
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Wichtigstes Element sind die Leinenvorhänge, die mit de Gournays Chinoiseriemuster „Portobello“ bedruckt sind: Pfauen und andere Federwesen flattern durchs Laubwerk. „Ich liebe dieses ruhige Blaugrau“, seufzt Natalia Maslova. „Es ist so romantisch – wie ein nächtlicher Garten!“ All das flächige Grün und Grau würzte die Hausherrin mit etwas Schwarz-Weiß, etwa den gepunkteten Bezügen der beiden Kinderbetten oder dem abstrakten Dessin des Wohnzimmerteppichs, das auf ein Gemälde des britischen Künstlers Terry Frost zurückgeht. „Diese Akzente sorgen für Dynamik“, bestätigt Maslova, „sie wirken modern und frisch.“ Auch bei den Möbeln wünschte sie sich Lebendigkeit. „Gerade im Urlaub will man doch nicht, dass alles steif und edel ist.“ Die Sitzmöbel im Wohnzimmer sind großzügig bemessen und gemütlich, dazwischen kleine Coffeetables, die sich problemlos umstellen lassen. „Man kann es sich hier einfach auf der Chaiselongue mit einem Buch gemütlich machen und aus dem Fenster schauen“, schwärmt Maslova, „oder gemeinsam vor dem Kamin sitzen und Pläne für den Tag schmieden.“ Die Chancen stehen gut, dass ein Spaziergang im Park dazugehören wird.
Nat a l i a Ma slov a
„Schwarz-Weiß setzt moderne, frische Akzente. Und sorgt so für Dynamik im Interior!“ unglaublich clever miteinander kombiniert sind. Ich staune immer wieder über ihr Raffinement. Wenn man durch den Park hier in Primrose Hill läuft, sieht man viel Grün und viele unterschiedliche Bäume. Diese Eindrücke wollte ich innen fortsetzen.“ Für das Wohnzimmer wählte sie eine Farbe von Paint & Paper Library mit dem kecken Namen „Apple Smiles II“, während Vorhänge und Faltrollos ein Dschungeldessin ziert. Zwei lederne Freischwinger wurden angeschafft, weil ihr Braun die Hausherrin an die Rinde eines Baumes erinnert. Die Grüntöne wiederum setzen sich in der offenen Küche fort, dort sind als Spritzschutz und Bodenbelag glänzend glasierte marokkanische Fliesen verlegt. Auf das Wetter in London spielt eine Wolke – in Gestalt einer Fotografie über dem Kamin – an, und selbst der Samtbezug des Sofas leuchtet in saftigem Tannengrün. Das Schlafzimmer ist eher ornithologisch inspiriert: Seine Gestaltung orientiert sich an der Welt der Vögel, die draußen vor dem Fenster zwitschern.
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Linke Seite: Im Schlafzimmer (oben) steht ein antiker chinesischer Kleiderständer, darüber eine Applike von Atelier Areti. Das kleine Bad (unten) ließ die Hausherrin mit Zementfliesen von Bert & May auskleiden. Die Ablage mit Spiegel stammt von Deknudt Mirrors.
Die offene Küche schmückt ein Fischgratmuster aus Bert & Mays „Siham“Fliesen. Die „Beetle Chairs“ am SaarinenTisch sind von Gubi, die Leuchte ist von CTO Lighting. Vorhänge in Pierre Freys „Vue d’en Haut“, Rollo in „Retiro Verde“ von Gastón y Daniela.
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Honfleur/86 m2
Beau In ihrem Wochenendhaus setzen Christophe Delcourt und Jérôme Aumont ihre kunstvollen Designs in einen Rahmen aus Tannenholz.
Weekend Tex t Simone Herrmann
Fotos G aelle Le B oulicaut
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Am Fuß der Treppe aus den 40ern gesellen sich im Entree zu Christophe Delcourt (linke Seite) sein Paravent „Pak“ aus gebürsteter Rotfichte, das Minotti-Canapé „Creed“ und Stücke aus Jérôme Aumonts Collection Particulière: Spiegel „Motherboard“ und Dan Yeffets Tisch „Sumo“ mit Keramiken von Christiane Perrochon.
„Ich fühle mich hier wie in einer japanischen Schatulle“, sagt Delcourt. Hinter den Wandverkleidungen aus Tannenholz verbirgt sich Stauraum. Die Maserung des Holzes findet ein kräftiges Echo im gefleckten Kuhfell. Die Idee zu seinem Klassiker, dem Hocker „Roi“ aus Leder und Nussbaum, kam Delcourt beim Schach.
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Unter der restaurierten Balkendecke im Salon (linke Seite) konversieren Delcourts Canapé „Gum“ und sein Hocker „Roi“ mit Valentin Loellmanns grazilem Tisch aus Eiche und Nussbaum. Das messingfarbene Seidenkissen setzt den Kontrapunkt zum tiefen Blau und hypnotischen Pink der Fotoarbeit von Vittorio Gui.
Sternstunde: Die „Hexenspiegel“ aus Messing, Rattan und Stuck (oben) sind Fundstücke – wie das Buffet aus den 50ern und das Pfauenfederbett mit Rattan-Kopfteil. Während im Schlafzimmer Frühlingsblau (Wandfarbe: Emery & Cie, Plaid: Society Limonta) klingt, geben Grau und Weiß vor dem Kamin (oben rechts) den Ton an.
Plastik? „Nein, Glasfaser!“ Die Küchenstühle sind von Steen Østergaard, aus einem Stück gebogen – und „so bequem, dass wir stundenlang an meinem Esstisch aus lackiertem Stahl und Keramik sitzen“, erklärt Delcourt. Grafiken von Károly Keserü und Thomas Müller.
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Jérôme Aumont
„Hier habe ich meine Wurzeln – und meinen Seelenfrieden gefunden.“
„Honfleurs Farben“ – Delcourt hat die Wände mit den kreidigsanften Tönen „Craie“ von Emery & Cie gestrichen. Patricia Urquiolas Stahlwanne „Vieques“ für Agape lässt an die Zuber in normannischen Badegelassen denken. Oder an ein Onsen-Bad. Ebenso wohltuend: die Eichenbohlen und klarlinigen Einbauten.
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Eine Feier des Skulpturalen, rechte Seite: Delcourts Appliken „SWN“ (über chris tophe delcour t. com ) bespielen das mit Tannenholz umkleidete Treppenhaus. Davor prangt eine Ahorn-Skulptur des Kanadiers Dennis Lin. Vase und Kerzenhalter von Arno Declercq wirken in ihren Gewändern aus geschwärzter Eiche und Iroko wie sakrale Wächterfiguren.
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olken und Wasser, impressionistisch hingetupft wie eine Melodie von Erik Satie. „In Honfleur“, sagt Designstar Christophe Delcourt, „hat man oft das Gefühl, geradewegs in ein Gemälde hineinzugehen oder am Abend vor einem Sonnenuntergang von Monet zu stehen.“ Und im kleinen Hafen schaukeln die Boote so malerisch, als hätten Eugène Boudin oder Albert Marquet sie ins Bild gesetzt. „Honfleur ist eine Stadt der Maler, dort gibt es dieses wunderbare zärtliche Licht, das alles einhüllt und selbst kleinsten Alltagsdingen den Schein des Besonderen gibt“, erzählt Delcourt und beschreibt „weite fantastische Himmel, dieses rosig angehauchte Grau, atemberaubend zarte Töne“ und die stille Straße, einen Steinwurf von der Place Sainte-Catherine entfernt, in der er und sein Lebensgefährte Jérôme Aumont, Gründer des Designverlags Collection Particulière, fast alle Wochenenden verbringen. Die meisten Pariser fahren am Freitagabend aufs Land. Sie entspannen in einer Stadt. Zugegeben, einer sehr malerischen Stadt, die aber gleichzeitig auch viele Touristen anzieht. CD: Ach, das stört uns nicht weiter. Honfleur ist sehr diskret, die Leute dort machen nicht viel Gewese, selbst Präsident Macron und seine Frau werden hier in Ruhe gelassen. Die Stadt liegt an der Seinemündung, zu den Seebädern ist es noch ein Stück, aber Showoff-Orte wie Deauville wären für uns eh nie infrage gekommen. JA: Ich bin Normanne, aus der Gegend von Caen, vom Land. Honfleur hatte es mir schon als Kind angetan. Und Christophe hat sich vom Fleck weg verliebt, in die Anmut dieser Stadt und in das kleine Backsteinhaus, das ich ihm 2012 auf einem Foto zeigte. Verbringen Sie Ihre Wochenenden immer zu zweit? CD: Das wechselt, manchmal kommen Freunde mit, denn wir haben 2016 noch ein zweites Haus, genau daneben, dazugekauft, um Freunde oder auch mal Kunden beherbergen zu können. Denn vorher war es schon ziemlich eng, zu siebt oder acht in unserem kleinen Haus. Ganz en famille sind wir zu fünft: Jérôme und ich, meine Tochter und mein Sohn, 14 und 16 Jahre alt, aus meiner ersten Ehe, und Nolita. Nolita ist unsere Bulldog-Dame, ein ganz patentes Geschöpf, völlig unkapriziös, eben no Lolita. Worauf freuen Sie sich am meisten? JA: Auf die Stille. In unserer schmalen Seitenstraße hört man nicht viel vom Trubel, und wenn die Tagestouristen weg sind, breitet sich eine himmlische Ruhe aus. Ich lese, zeichne, koche, träume in den Tag hinein, tue all das, was mich glücklich macht. Ich habe hier das Gefühl, dass mir Flügel wachsen, nichts ist unmöglich. CD: Außerhalb von Honfleur habe ich zwei Andalusier stehen. Ich reite Dressur, die Zeit mit den Pferden ist Meditation, Kraftquelle, Glück für mich. Und dann natürlich unsere Ausflüge mit den Kindern, unsere Essensgelage. Jérôme ist ein fabelhafter Koch! Steht Ihr Speisezettel für dieses Wochenende schon fest? JA: Ich lasse mich auf dem Markt inspirieren. Vielleicht mache ich Carpaccio von Jakobsmuscheln – Honfleur ist berühmt für Coquilles Saint-Jacques –, dazu Kürbissuppe und karamellisierten Reis. Aber egal, was es gibt – die Küchenarbeit macht mir hier noch mal so viel Spaß. Christophe hat Geräte und Einbauten auf kleinstem Raum wunderbar ausgetüftelt. Im Grunde hat er in diesen Interieurs alles verwirklicht, wofür er auch als Möbeldesigner steht: Funktionalität, Schönheit der Materialien und Formen. Harmonie.
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Wie sind Sie vorgegangen, Christophe? CD: Jérôme sprach anfangs nur „von kleineren Restaurierungsarbeiten“. Aber mir war gleich klar, dass ich alles ändern würde. Den Raumplan, die Zwischendecken, das hatte so etwas Dumpfes, Enges. Bis auf die Treppe, eine wunderbare spindelförmige Holztreppe aus den 40ern, auf der man sich fühlt wie im Innern einer Muschel. Eine echte Skulptur! Und dann gab es noch einen riesigen Kamin im ersten Stock, den ich ebenfalls großartig fand, weil er in diesen puppenstubenkleinen Räumen – bis zur Decke sind es nur 2,80 Meter – komisch überdimensioniert wirkte. Für alles andere stand das Abrisskommando in meinem Kopf fest. Am Ende blieben dann wirklich nur noch vier Wände. Was war die wichtigste Etappe? CD: Sicherlich die Entscheidung, alles mit hellem Tannenholz auszukleiden. Ich liebe dieses Holz, wir haben es völlig naturbelassen verwendet, ohne Lasierung. So nimmt es den Schmutz auf und spuckt ihn auch wieder aus, man braucht es nur mit dem Lappen abzuwischen, genial. Außerdem wird es im Alter immer rosiger. Die Bühne war also bereitet. Sie haben sie mit Stücken aus der Collection Delcourt und der Collection Particulière bespielt. JA: Mir kommt es so vor, als lebten auch unsere Möbel hier zusammen. Ich mag besonders die Art, wie Christophes Paravent „Pak“ auf Arno Declercqs Kerzenhalter „Church“ oder die Totemvase „Chalice“ aus der Collection Particulière reagiert. Da gibt es eine geheime Übereinstimmung, das hat fast etwas Mystisches. CD: Jérôme gibt ja auch einige meiner Stücke heraus, wir teilen uns in Paris einen Showroom und natürlich auch eine Wohnung, deshalb erzählen unsere Möbel, auch die Entwürfe, die ich für Ligne Roset oder für Minotti gestaltet habe, dieselbe Geschichte. Was für eine Geschichte ist das? CD: Wir leben in einer Zeit des schnellen Wandels, des allzu Flüchtigen, Virtuellen. Deshalb möchte ich, dass jedes meiner Möbel zu einem lebendigen Gegenüber, einem compagnon de vie, wird. Ich bin durch die Begegnung mit einem Kunstschmied und seinem Bruder, einem Ebenisten, zum Design gekommen, habe bis 1996 als Dokumentar gearbeitet. Jérôme war Chefredakteur von „Maison Française“. Als ich sah, welche Hingabe zum Material diese Handwerker beseelt und welche Schönheit sie ihm entlocken, gab es nichts anderes mehr für mich. Wir arbeiten mit noblen Materialien, mit massivem Holz, Keramik, Stein, Metall; skulpturale Formen, kein Zierrat, Präzision in den Details – das ist unsere Stilsprache. Und doch hat jedes Möbel seine eigene Persönlichkeit. Es geht also immer um Einzigartigkeit, Zeitlosigkeit, aber auch um eine neue Art des Lebens, oder? CD: Natürlich, wir leben auf immer kleinerem Raum, mit immer weniger Möbeln, die aber vieles leisten sollen. Sitzen, sich ausstrecken, schlafen, das alles bedenke ich, wenn ich ein Canapé entwerfe. Eigentlich bräuchte ich nur noch einen Tisch dazu, schon wäre ich eingerichtet. Na ja (lacht), wir sammeln Vintage-Design, Fotografie und Keramik – darauf würde ich ungern verzichten. Was bedeutet Ihnen dieses Haus in Honfleur, Jérôme? JA: Ein Ort, von dem ich immer geträumt habe. Praktisch und mit seinen Wänden aus Tannenholz so poetisch wie eine japanische Hütte. Ich habe hier meine Wurzeln wiedergefunden, Echtheit, einfaches Leben – und, ja, meinen Seelenfrieden. Das ist Christophes Verdienst. Er ist meine Designikone! Neben Carl Auböck … CD: … Pierre Chareau und Valentin Loellmann (beide lachen)!
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„Ein bisschen Chlorophyll“, sagt Christophe Delcourt, sei im Schlafzimmer oben nötig gewesen, um die „stumme Farbwelt aufzuwecken.“ Das Atlantikgrün der Textilien schenkt dem Tannenholz-Retabel mit Dan Yeffets japonisanten Appliken „Segment“ einen „rosigen Teint“. Buchstütze „Slo“, colle c tion -par ticuliere.fr
Geschirr und Keramiken aus der Normandie wirken in Delcourts Regal (li.) wie Weihegeschenke in einem japanischen Schrein. „Die Küche“, verrät Jérôme Aumont (re.), Gründer des Designverlags Collection Particulière, „ist unser absoluter Lieblingsort.“ „Das liegt vor allem an seinen Kochkünsten!“, lacht Delcourt.
Chris tophe D elcour t
„Wir möchten mit unseren Möbeln leben und alt werden.“ 127
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Französische Botschaft: Die Interiordesignerin Marta Chrapka versteht viel vom lässigen Pariser Chic. Für einen ebenso frankophilen Auftraggeber kombiniert sie dazu polnische Eleganz. Rechte Seite: Im offenen Salon, der Küche, Ess- und Wohnbereich ist, sitzt sie auf Gubis „Beetle“ an einem selbst designten Schreibtisch, der sich zum geschwungenen Kabinett verlängert. An dessen Ende blüht die exzentrische Rhabarber-Leuchte in Messing.
Tex t Andrew Ferren
Fotos Kasia G atkowska
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Poetry
So pariserisch ist Warschau! Wie Interiordesignerin Marta Chrapka die fad sanierte Altbauwohnung eines Schriftstellers wieder wachküsst.
Warschau/96 m2
Glam 129
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Lauter Leseplätze: Das Flexform-Sofa hält sich cremeentspannt zurück. Den Sessel gegenüber entwarf Chrapka selbst und ließ ihn mit Pierre Freys „Bakou“ beziehen. Auch die curryfarbenen Vorhangstoffe aus Leinen kommen von Pierre Frey. Der Berberteppich dagegen aus Marokko.
Ma r t a Ch r apk a
„Französische Details sind wunderbar dekorativ. Und sie schaffen hervorragende Proportionen.“
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„Im Badezimmer wollte ich eine starke Farbe. Ein sehr roter Ton, aber trotzdem mit einer klassischen Anmutung“, erklärt Marta Chrapka die Auswahl der Marmorsorte rechts. Mit ihrem Studio Colombe Design setzt sie ihre Maßanfertigungen um: c o l o m b e. p l
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Eine große, offene Küche wünschte sich der Auftraggeber – Marta Chrapka schenkte ihm einen lichten Raum mit viel Nussbaum und Farrow & Balls „All White“ (und „ein bisschen ,Studio Green‘“). Küche und Tisch hat sie entworfen, die Stühle sind von Svenskt Tenn.
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Messing vergeht nicht: Der Hausherr ist oft im Ausland. Gut, dass der Rhabarber (über die Galerie Canavèse) kein Wasser braucht. Die Lowboard-Konsolen-Kombination umarmt den Raum. Eine Verbeugung macht auch die Deckenleuchte, sie kommt schließlich von Magic Circus Éditions. Sämtliche Gemälde stammen aus den Dreißigern und Vierzigern und sind von polnischen Künstlern gemalt wie die zwei Bilder li. von Władysław Skoczylas und Stanisław Ignacy Witkiewicz, Mitte. Porträt ganz rechts: Janina Kraupe-Świderska.
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Unten wartet ein Vintage-Knoll-Bett auf Gäste. Die Schränke entwarf Marta Chrapka mit ihrer Firma Colombe Design und ließ sie mit Farrow & Balls Farbe „Mouse’s Back“ streichen, die der Tapete von William Morris einen intimen Auftritt schenkt. Der freundliche Herr stammt von Erna Rosenstein. Auf der rechten Seite: die andere Ecke des Gästezimmers mit einem Prouvé-Tisch (Vitra), Pierre Frey-Vorhängen und dem Bullauge zum Bücherschrank.
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Hoch oben im Masterbedroom balanciert eine Leuchte von Atelier Areti, blühende Träume verheißt die Sisaltapete („Beaujeu“ von Lee Jofa), das Bett mit seiner Leinenwäsche (Pierre Frey) wird symmetrisch erhellt von den Gubi-Appliken „BL7“.
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D ie Kurzfassung dieses Märchens geht so: Ein frankophiler Schriftsteller und seine Partnerin finden ihre Traumwohnung – nicht nur in ihrem Lieblingsviertel von Warschau, sondern genau in dem Gebäude, in dem sie immer leben wollten. Rund sechs Monate dauerte der Umbau, dann hatte die Interiordesignerin Marta Chrapka von Colombe Design die Wohnung auf eine sehr moderne Art zu vergangener Pracht verzaubert – und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie dort noch heute. Stilvoll und glücklich. Haben wir etwas vergessen? Natürlich! Darum nähern wir uns erst einmal der Gegend: Der Bezirk Powiśle liegt mit seinen reizenden Parks in der Mitte Warschaus. Cafés, kleine Geschäfte und Restaurants flankieren das Ufer der Weichsel, die Häuser prunken mit eleganten Stuckverzierungen und Balkonen – bauliche Raritäten in einer Stadt, in der es kaum noch gut erhaltene Architektur aus der Vorkriegszeit gibt. Hier also ließ der Architekt Feliks Michalski 1931 zwei identische neoklassizistische Bauten errichten, und diese hatten es einem Autor historischer Romane, der einen Teil des Jahres im Ausland verbringt, schon lange angetan. Er kaufte also eine Wohnung im dritten Stock. Leider hatten vorangegangene Renovierungen aus dem 96 Quadratmeter-Apartment eine recht gewöhnliche Angelegenheit gemacht. Unser Märchen braucht also eine Heldin: Interiordesignerin Marta Chrapka. Sie lässt die Eleganz von einst wieder aufscheinen – und das auf eine unbedingt moderne Art. Chrapka hat ein Faible für französischen Esprit. „Ich glaube, dass der Pariser Stil schlicht am schönsten ist und er perfekt zu den Bedürfnissen und Träumen der meisten Menschen passt“, erklärt sie. „Doch in den heutigen Apartments kann man ihn etwa wegen der Raumhöhen und Fenstergrößen nicht eins zu eins adaptieren.“ Aber ein paar französische Akzente, wie Flügeltüren, Fensterrahmen oder Fischgratmuster, integriert sie oft in ihren Projekten. „Solche Elemente sind dekorativ, aber vor allem schaffen sie hervorragende Proportionen.“ In der Schriftstellerwohnung musste sie zuerst alle Räume neu zuschneiden, damit sie zum Lebensstil der neuen Eigentümer passen. Dann fügte Chrapka Stuckelemente und Sockelleisten hinzu,
außerdem das neue Parkett und Fenster, die an die Originale aus den 1930er Jahren erinnern. So schuf sie einen Anklang an die Vergangenheit, ohne dabei in sklavische Nachbildung zu verfallen. Und durch ihre geschickte Auswahl an Möbeln – einige Midcentury-Teakstücke hier, höchst aktuelle italienische Leuchten dort – gestaltete sie verschiedene Epochen-Ebenen, die nun das Interior subtil in der Gegenwart verorten. „Die Besitzer wollten eine große, offene Küche, also verlegten wir sie nach vorn und verbanden die Wohn-, Essund Kochbereiche miteinander“, erklärt Chrapka. Beim Design der Schränke mit runden Nussbaum-Akzenten ließ sie sich von Josef Frank inspirieren, auch die Stühle sind von ihm. Ebenfalls aus dem 20. Jahrhundert stammt Carlo Giorgis fantasievolle Messinglampe „Rhubarb“. Die spektakuläre, bumerangförmig geschwungene Schreibtisch-Kommoden-Kombination aus Teak, Marmor und Messing ist dagegen Chrapkas Entwurf. Und weil jeder Märchenplot auch eine Prüfung braucht, musste die Designerin die Herausforderung meistern, dass sämtliche Räume von einer diagonalen Wand begrenzt wurden. Für die Schlafzimmer, wo das beim Platzieren der Betten die größten Probleme verursachte, designte sie Schränke, um die Räume „gerader“ zu machen und um intime Alkoven für die Betten zu ermöglichen. Außerdem sorgen sie für den dringend benötigten Stauraum. Tapeten von William Morris verzaubern nun das Gästezimmer, und mit einer grandiosen Doppeltür aus Nussbaum und Glas trennte Chrapka die öffentlichen Räume von den privaten. Stilistische Anleihen für diese Tür findet man eher in Krakau als in Warschau – ein kleiner Gruß an den Besitzer, der dort aufgewachsen ist. Fehlt nur die Moral dieser Geschichte. Und die kommt von der Designerin: „Hier in Warschau reißt man zurzeit aus den älteren Häusern alles heraus und wirft es weg“, sagt sie. „Statt einen beliebig wirkenden – dabei aber unechten – ‚französischen‘ Stil zu erzeugen, möchte ich für meine Kunden Designdetails schaffen, die zu den Räumen passen – aber in erster Linie zu ihnen selbst.“ Eine Tür trennt den privaten Teil der Dreizimmerwohnung vom öffentlichen. Chrapka unterscheidet „Tag- und Nachträume“. Das Design der Flügel aus Walnuss und Glas orientierte sich an den Portalen in Krakau. Dort ist der Hausherr aufgewachsen. Leuchte: Atelier Areti, Beschläge: Bohdan Lachert.
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Auf die inneren Werte kommt es an Architektur als Origami oder: Alles entfaltet sich. In Paris schufen Rebecca Benichou und ihr Batiik Studio ein winziges Raumjuwel. Tex t Ulrich Clewing
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Fotos B er trand Fompeyrine
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Paris/11 m2
Tischlein, entdeck dich: Klappen, ziehen, drehen – schon ist Platz für Croissants, Milchkaffee und ein magisches blaues Leuchten. Mehr will man morgens als Airbnb-Gast eh nicht. Hocker: „Prince Aha“ von Philippe Starck für Kartell. Linke Seite: der Essplatz im geschlossenen Zustand.
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Reb e cc a B enichou
„Beim Umbau kam es auf jeden Zentimeter an, das reizte mich als Architektin sehr.“
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Linke Seite: Von der Terrasse ganz links hat man eine freie Sicht auf die Dächer von Paris und den Canal Saint-Martin. Das Sofa u. kommt von La Redoute und wird nachts zum Futonbett (links). Die Staffelung der Rundbögen gibt dem Dachapartment optisch mehr Tiefe.
Re.: Eine zurückhaltende Farbgebung mit einzelnen kräftigen Tönen als Highlights gliedert das Apartment nach Funktionen: Blau für den Essplatz, Pfirsich für die Kitchenette. Die auf beiden Seiten verspiegelte Tür führt zur Dusche. Das WC ist, wie oft in Pariser Altbauten, auf dem Gang.
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S olchen Unglauben hat man hier schon öfter erlebt. Eine Ferienwohnung? Mit elf Quadratmetern? Ist das ein Witz? Es ist natürlich keiner, und Rebecca Benichou kann auch nicht ganz verstehen, was daran so komisch sein soll. „Paris ist voll von wirklich winzigen Wohnungen“, sagt die Architektin, „deshalb war ich nicht sonderlich überrascht, als ich diesen Auftrag erhielt.“ Der lautete: eine chambre de bonne, ein Dienstbotenzimmer, das einmal zu einer großen Wohnung im obersten Stockwerk eines Hauses im 10. Arrondissement gehört hatte, so umzubauen, dass es die Eigentümerin an Gäste vermieten kann. Und es sollte, bitte sehr, aus der Menge an Airbnb-Angeboten herausstechen. Einen Vorteil brachte es von sich aus mit: seine Lage in der Nähe des Canal Saint-Martin, in einem der angesagten Ausgehviertel der Stadt. Von der kleinen Dachterrasse, einem weiteren Pluspunkt, kann man den Kanal sogar sehen. Alles in allem war das „eine Herausforderung, die mir gefiel“, sagt Benichou. In den fünf Jahren, die sie ihr Büro jetzt schon betreibt, hat sie einige Erfahrungen im Umgang mit MiniApartments gemacht. „Wenn viel Platz zur Verfügung steht, ist unsere Arbeit eigentlich recht einfach. Was mich als Architektin mehr reizt, ist die Organisation von Raum, wenn man ganz wenig davon hat. Denn da geht es dann tatsächlich um jeden
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Millimeterarbeit: Die Rundbogenform legte nahe, die Scharniere der Schranktüren in der Kitchenette (o.) mittig anzubringen und nicht, wie üblich, außen am Rahmen. Damit gewannen die Architektinnen zudem noch etwas mehr wertvollen Stauraum. Die Armaturen sind von Leroy Merlin.
einzelnen Zentimeter.“ So setzten sie und ihre Mitarbeiterin Sarah Chayeb sich an diese komplexe Denksportaufgabe, die sich wie eine Art Origami anfühlte, nur nicht mit, sondern auf einem Stück Papier. Die beiden lösten sie mit Bravour. „Wir haben alles Technische – die Dusche, die Kitchenette –, aber auch die Schränke und den Esstisch an einer Wand aufgereiht. Dadurch wirkt das Apartment größer, als es tatsächlich ist“, erklärt Benichou. Selbst die winzige Nische im Dach neben der Terrasse haben sie ausgenutzt, dort steht jetzt millimetergenau eingepasst eine kleine Waschmaschine. Wie einfallsreich Benichou und Chayeb vorgingen, um Platz zu sparen, zeigt sich an Details wie den Schranktüren über der Spüle der Kitchenette. Normalerweise sind bei solchen Schränken die Türgelenke an den Außenseiten angebracht. Da das jedoch auf jeder Seite zwei Zentimeter gekostet hätte, drehten die Architektinnen das Ganze einmal um – nun schwingen die beiden Flügel von außen nach innen auf. Wenn man so will: wie bei einem Rolls-Royce Phantom. Im Ensemble weisen alle Einzelteile das gleiche Schmuckelement auf; eine strichfeine Lineatur mit Rundbögen gliedert die rechte Seite des Apartments. „Die Idee, Rundbögen als markantes Designelement zu verwenden, kam mir auf einer Reise nach Marokko“, berichtet Benichou, die in ihrem Büro bereits seit einiger Zeit nur noch Frauen beschäftigt („das funktioniert bei uns einfach besser“) und selbst auch aus dem Süden stammt, aus Nizza. Öffnet man die Türen, entfaltet sich als Pop up-Möbel der Esstisch in einem kräftigen Blau, zu dem Benichou zwei hellbraune Hocker von Kartell gestellt hat. Ein sanfter Pfirsichton dominiert die Küchenzeile, das kleine Bad hingegen präsentiert sich in neutralem Weiß – mit einer Tür, die auf beiden Seiten verspiegelt ist. Ein reizender Effekt, der einen die räumlichen Verhältnisse fast vergessen lässt. Insgesamt drei Monate dauerten die Umbauarbeiten, relativ lange also. Dafür gab es zwei Gründe. „Die Wände waren, wie so oft in Altbauten, nicht exakt gerade. Das bereitete den Handwerkern beim Einbau der Möbel ein paar Probleme“, erinnert sich die Architektin. Grund Nummer zwei: In dem Zimmer konnten sich immer nur zwei Arbeiter zur selben Zeit aufhalten. Für mehr wäre es schlicht zu eng gewesen.
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Dusche im Dach: Die radikale Funktionalität von Batiik Studio hat ihren ganz eigenen Reiz und vermittelt ein authentisches ParisGefühl. Man lebt auf wenigen Quadratmetern, doch hinter der Dachschräge liegt einem die Stadt zu Füßen. Waschbecken von Franke. Architektenkontakt: b a tiik .fr
Verschwende
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Eine junge Frau, die in Rom die Gegenwart sucht. Und eine Designerin, die die Stadt immer wieder verlassen muss, um sie zu finden – das perfekte Team, um aus diesem Pied-à-terre alles herauszuholen, was in ihm steckt. 144
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Deine Jugend
Loftig: Eine Wand aus Glas trennt das Schlafzimmer vom Rest der Wohnung, die an sich nur aus einem einzigen Raum besteht. Interiordesignerin Stefania Biondi dalla Casapiccola entwarf das Daybed, die Sessel sind von Gio Ponti. Über dem Kamin ein Buchstabenbild Alighiero Boettis.
Fotos: Helenio Barbetta/Living Inside
Rom/80 m2 Tex t Ulrich Clewing Fotos Helenio Barbet ta
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Sieben Monate brauchte Interiordesignerin Stefania Biondo dalla Casapiccola für Entwurf und Umbau des Apartments in Monti, jenem Viertel Roms, das seit der Antike der erste Bezirk genannt wird. Hier sitzt sie auf der Treppe aus Stahl (linke Seite), die in einem Lichtschacht zur Dachterrasse führt.
Ein sehr helles Grau, Ocker, Altrosa: Das sind die Farben der Häuser der Stadt, an denen sich Stefania Biondo dalla Casapiccola bei der Gestaltung der Wände orientierte. Für die Küche (und das Bad, siehe nächste Seite) plante sie ein eigenes Architekturelement, auch die Möbel stammen von ihr.
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Stahlträgern verstärkt den Eindruck des Industrial Chic, und selbst ein Designelement, an dem man sich inzwischen eigentlich sattgesehen zu haben glaubt, wie die unverputzte Ziegelwand gegenüber der Fensterfront, schenkt den Räumen hier eine angenehme Struktur und Lässigkeit. „Wenn sich mir die Möglichkeit dazu bietet, dann fange ich ein Projekt am liebsten an, indem ich alles rauswerfe, was nicht unbedingt nötig ist“, erklärt Stefania Biondo dalla Casapiccola. In diesem: eine abgehängte Decke, etliche Zwischenwände, ein alter, aber unschöner Holzboden und die Treppe hinauf zur Dachterrasse. Bis vor wenigen Monaten war dieses Apartment eine recht konventionelle Zwei-
A ngeblich geht ja die Idee, ein Haus sollte wie eine Stadt im Kleinen sein – mit Bezirken, einem System von Wegen und Plätzen zum Verweilen –, auf Le Corbusier und seine Überlegungen zur promenade architecturale zurück. In Wirklichkeit ist sie offenbar um einiges älter. Wir treffen Stefania Biondo dalla Casapiccola an einem sonnigen Vormittag im November im Zentrum von Rom. Hier, in der Via del Boschetto unweit des Kolosseums, stammen die Häuser aus einer Zeit, als Le Corbusier gerade erst geboren wurde. Die Designerin schließt ein Haustor auf, marschiert einen Korridor entlang, steigt die Wendeltreppe hinauf – bis sie in der dritten Etage eine Tür öffnet, die wieder ins Freie führt. Von dort gelangen wir über eine kleine offene Galerie zu einem Innenhof, dann erneut zu einem Korridor und schließlich zu einer weiteren Tür. „Da wären wir“, sagt Stefania Biondo dalla Casapiccola und freut sich schon sichtlich auf die Verblüffung, in die sie ihren Gast gleich versetzen wird. Denn nach all den engen, dunklen Gängen, schmalen Treppen, Lichtschächten und Höfen treten wir ein: in einen überraschend großen, gut vier Meter hohen Raum, der wirkt wie ein New Yorker Loft. Die Decke mit ihren gewölbten Kappen und quer verlaufenden
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Spiel und Ironie oder das Privileg der Jugend: Die Wasserhähne im Bad (links) sieht man normalerweise in Kellern von Mietshäusern, aber nicht in Pink für warm und Türkis für kalt. Was bei älteren Auftraggebern etwas bemüht wirken würde, passt perfekt zur Lebenswelt der 24jährigen Hausherrin.
Hinter der hellgrauen Wand (re.) liegt das Bad. Das Sideboard kommt aus den Antiquitätengeschäften der Gegend (z. B. wun derkammer-roma.it ). Das Gemälde ist von Tano Festa, der große Kopf ein Werk von Malù. Rechte Seite: die Fassade im Innenhof vis-à-vis – mit den typischen Farben Altrosa und Ocker.
zimmerwohnung. Und damit das genaue Gegenteil dessen, was Stefanias junge, recht unkonventionelle Auftraggeberin im Sinn hatte. Maria Ludovica Bancale kommt aus einer Familie aus den Marken, nennt sich als Künstlerin Malù und lebt die meiste Zeit in Paris. Sie wollte aber auch gerne ein Pied-à-terre in Rom, um ungestört malen zu können oder dort einfach ein paar Tage mit ihrem Freund zu verbringen. Und so war die Entkernung, die Stefania Biondo dalla Casapiccola vornahm, nicht nur ein Befreiungsschlag, sondern auch ein Akt der Großzügigkeit. Dadurch, dass sie aus dem Raum damals buchstäblich alles herausholte, tat sie das nämlich auch im übertragenen Sinn.
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Stef a n ia Biondo d a l l a C a s apiccol a
„Es gibt eine Farbe, die ich nicht mag, und das ist Weiß. Die vermeide ich, wo es nur geht.“
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Jede Nische genutzt – und doch viel Raum für Gedankenfreiheit. Das Gestell des Esstisches kommt von Ico Parisi, die Glasplatte ist allerdings nicht original. Die Stühle entwarf Silvio Cavatorta in den 50er Jahren. Stefania Biondo dalla Casapiccola designte die Wandleuchten, für die Deckenleuchte verwendete sie einen indischen Sari. Wandfarben: Farrow & Ball.
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80 Quadratmeter, das ist eine eigentümlich wandlungsfähige Größe: Das kann wenig, aber auch sehr viel sein, je nachdem, wie man es aufteilt. Für eine rastlose 24-Jährige auf Dauerdurchreise war sie jedenfalls ebenso ideal wie die Gegend, in der sich das Apartment befindet. Man will es kaum glauben, aber noch im frühen 19. Jahrhundert bestand der Bezirk Monti hauptsächlich aus Weinbergen und Viehweiden. Danach wurde daraus ein Arbeiterviertel, heute reihen sich in den engen Straßen und Gassen zwischen der Via Nazionale und der Metrostation Cavour Restaurants an Antiquitätenläden an Restaurants. Gleichzeitig verirren sich bei all den Sehenswürdigkeiten, die Rom in seinem schier maßlosen Überfluss zu bieten hat, vergleichsweise wenige Tagestouristen dorthin. „Dafür“, sagt die Interiordesignerin mit einem Lachen, „sind abends Plätze wie die Piazza della Madonna dei Monti voll mit jungen Leuten, die sich treffen und zusammen feiern.“ Die Sprache der Jugend spricht auch Malùs Bachelorette Pad. Da ist die gläserne Trennwand zwischen Wohn- und Schlafzimmer, die mehr zeigt, als sie verhüllt; da ist der werkstattgrobe Fußboden aus
Objets trouvés: Das Kunstharz, der aus Stahlblechen geschweißBett oben ist ein Fundte Aufgang zur Dachterrasse; generell die stück, der Bezugsdezente Ironie, die man in dieser Wohnung stoff stammt von Desiüberall findet: Was einem bei Auftraggegners Guild, London. bern um die 50 schon leicht bemüht vorkäDen roten Stuhl entwarf Ettore Sottsass, me, passt zum Leben einer Frau Anfang 20 das Teil auf der Konsonatürlich viel besser. le, das aussieht wie ein Für Bad und Küche entwarf Stefania Op Art-Piece, ist tatBiondo dalla Casapiccola eine separate, am sächlich ein römischer Eingang in das Raumvolumen eingestellArchitekturschmuck aus den 50ern – und te Architektur. Auch das Daybed und die ebenfalls ein Fund. Leuchten an Wänden und Decke stammen von ihr. Diese eigenen Entwürfe hat die Interiordesignerin kenntnisreich mit Klassikern kombiniert. Das Gestell für den Ess- Rom immer wieder neu schätzen.“ Vieltisch gestaltete Ico Parisi, die Stühle sind leicht war es der frische Blick auf Altbevon Silvio Cavatorta und Ettore Sottsass, kanntes, der sie zu den Wandfarben in dem die Sessel von Gio Ponti. Eine prächtige Apartment inspirierte. Rosa, Orange, ein große Vase von Ercole Barovier, Gemälde fahles Gelb und ein sehr helles Grau, man und konzeptuelle Buchstaben-Stickbilder muss hier nur einmal aus dem Fenster sevon Tano Festa und Alighiero Boetti kom- hen, um festzustellen, dass dies die Farben plettieren das Ensemble und geben ihm der römischen Paläste sind. So fügt sich in dieser Wohnung alles wie in der Stadt, in einen seriösen, hochkulturellen Twist. Anregungen für ihre Designs empfängt der sie liegt und die sich in den letzten Stefania Biondo dalla Casapiccola norma- 2500 Jahren so oft neu erfunden hat wie lerweise vor allem auf ihren zahlreichen keine zweite der westlichen Welt: Die GeReisen. „Und wenn ich zurückkehre“, sagt genwart, sie ist in Rom immer durchwoben die Innenarchitektin, die in Mailand einen von einer ganz speziellen Kraft und Tradizweiten Wohnsitz unterhält, „lerne ich auch tion. Im Großen wie im Kleinen.
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Raumwunder Kann man sich auf 53 Quadratmetern verlaufen? Und ob! Das beweist dieses Ferienhaus – eine skandinavische Insel im Tuffstein des Vulkans Vomero. Tex t Florian Siebeck Fotos Mat tia Aquila
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Neapel/53 m2
Ein Einbau aus Tannenholz trennt den Eingangsbereich (li. Seite) vom kleinsten Schlafzimmer. Im Zusammenspiel mit alten, mundgeblasenen Glasballons bricht er die Höhe des Raums auf eine menschlichere Ebene herunter. Im Vordergrund der Stuhl „Seconda/602“ von Mario Botta für Alias.
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Chicco C e ceri
„Wir haben das ganze Haus sukzessive mit Räumen gefüllt.“
Um den Wohnbereich optisch zu vergrößern, installierte Pasquale Capasso eine Glaswand zwischen Küche und Wohnzimmer (li. Seite) und Fenster im Boden. Das Licht in der Wohnung kommt aus dem Norden: Die Leuchten entwarfen Einar Bäckström, Erik Höglund und Hans-Agne Jakobsson.
Die zum Obergeschoss führende Betontreppe war Ausgangspunkt der Gestaltung: Alle Räume wurden um sie herumgeplant. Im Erdgeschoss bricht eine Verkleidung aus Tannenholz das kühle Weiß der Wände. Der Edelstahl-Kronleuchter stammt aus den siebziger Jahren.
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Im Uhrzeigersinn von oben li.: Drei kleine Badezimmer gibt es im Haus; zwei im Erdgeschoss, eines in der ersten Etage. Der Wohnzimmertisch (Fünfziger), der wie die Vintage-Stühle (Siebziger) in Königsblau leuchtet, wird von einem schwedischen Hocker (Sechziger) komplettiert. Im Schlafzimmer ist ein Mezzanin eingezogen, das ein weiteres Doppelbett beherbergt. Das Regal „Mi 1050“ (Bruno Mathsson) bringt samt Polsterstuhl „Alky“ (Giancarlo Piretti für Castelli) schwedisch-italienischen Funktionalismus ins Wohnzimmer.
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Weil das Haus in einer engen Gasse liegt, wird die Terrasse nur an wenigen Stunden vom Sonnenlicht geflutet. Aber auch sonst lässt es sich hier, zwischen Vintage-Sesseln und dem Hocker „Västerön“ von Ikea, gut leben – die sechseckigen Kacheln sind noch aus früheren Zeiten erhalten geblieben.
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Pasquale Capasso
„Das Schönste ging auch am schnellsten: die Wahl der Möbel.“
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S
Sechs Schlafplätze auf 53 Quadratmetern? CC: Ich wollte ein Pied-à-terre, in das ich mich zurückziehen kann, wenn ich allein sein will oder meine Ruhe brauche. In der Zwischenzeit wollte ich es vermieten – und je mehr Schlafplätze es gibt, umso einfacher lässt es sich an den Mann bringen. Eine kleine Wohnung bedeutet ja nicht, dass man auf Privatsphäre verzichten muss. Ich glaube, das haben wir hier ganz gut bewiesen. ignore Ceceri, Ihr Haus versteckt sich am Ende einer kleinen Es hätte aber auch schiefgehen können. Waren Sie überrascht, Sackgasse tief im Tuffstein. Wie haben Sie es gefunden? Chicco Ceceri: Ich habe das Haus vor Jahren entdeckt. Beim Spa- wie gut die Raumaufteilung in der Praxis funktioniert? zierengehen am Fuße des Vomero, in dessen Steilhänge im Laufe PC: Wir haben die Aufteilung auf dem Papier immer wieder geänder Zeit viele Wohnungen gegraben wurden. Draußen klebte ein dert, bis wir schließlich entschieden, alles vor Ort zu planen. Wer Zettel: „Zu verkaufen.“ Ich mochte es sofort, weil es etwas abge- kleine Wohnungen einrichtet, muss sich immer auf Überraschunschieden liegt, aber trotzdem nah am Zentrum von Neapel, gleich gen gefasst machen. Hier kann man schlecht auf den Millimeter bei der Via Chiaia und dem Opernhaus. Ruhig und zentral – genau genau planen, Flexibilität ist der Schlüssel zum Erfolg. das, wonach ich gesucht hatte. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, CC: Immer wieder rief ich Pasquale an, wenn etwas nicht so funkwie man hier wohnen sollte: Alles lag in Schutt und Asche! Also tionierte, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben das Haus habe ich den Architekten Pasquale Capasso um Hilfe gebeten. dann sozusagen sukzessive mit Räumen gefüllt, ausgehend von Pasquale Capasso: Was Neapel so besonders macht, ist die Mi- der Treppe, die wir zentral angeordnet haben. Vorher war sie linschung aus Arm und Reich. In den kleinen Gassen der Stadt leben ker Hand vom Eingang, wo wir jetzt einen weiteren Raum samt alle beisammen, die Armen weiter unten und die Reichen weiter Bett unterbringen konnten. Nur die Terrasse ist so geblieben, wie oben. In diesem Haus wohnten früher zwei Familien: eine im Erd- sie war, inklusive der schönen sechseckigen Bodenfliesen, den geschoss auf 24 Quadratmetern, eine andere im ersten Stock. Aus cementine esagonali. zwei Wohnungen haben wir jetzt eine gemacht, die Originalstruk- Wie lange hat das alles gedauert? tur war ohnehin kaum mehr erkennbar. PC: Fast ein ganzes Jahr. Die meiste Zeit verschlang die RaumCC: Ich kenne Pasquale schon seit mehreren Jahren. Er arbeitet für aufteilung, der schönste Teil ging erstaunlich rasch vonstatten: die das renommierte Architekturbüro von Giuliano Andrea Dell’uva Auswahl der Einrichtung. Wir entschieden uns für Tannenholz bei und ist ein Virtuose, wenn es darum geht, die Balance aus Alt und den Einbauten, weil es Wärme und Leichtigkeit ausstrahlt und Neu zu schaffen. Mir gefällt seine Vielseitigkeit: Er kann Altes außerdem mit den Holzmöbeln der sechziger Jahre korrespondiert. erhalten und denkt zugleich sehr modern. Irgendwann kamen wir Wir teilen die Leidenschaft für skandinavisches Design, insofern auf dieses Haus zu sprechen und entdeckten, dass wir einen sehr waren wir uns da schnell einig. ähnlichen Geschmack haben. Als ich Pasquale das Haus zeigte, Warum keine Italiener? CC: Ich mag einfach skandinavische Interieurs und ganz besonsagte er, es hätte großes Potenzial. Trotz der überschaubaren Fläche von 53 Quadratmetern ders gebogenes Holz. Alvar Aalto, Hans-Agne Jakobsson, Erik scheinen sich hier immer neue Räume zu eröffnen. Höglund und Bruno Mathsson waren Meister auf diesem Feld. PC: Wir haben das Haus vertikal strukturiert. Anhand des Grund- Ihre Entwürfe zählen zu den raffiniertesten und schönsten, die es risses war das sehr schwierig, weil es schmal, aber lang ist und wir bis heute gibt. Eine Sammlung war mein Lebenstraum. die richtige Balance finden mussten, um die Räume zu einer har- PC: Die Stücke haben wir auf Auktionen und Märkten im Norden monischen Einheit zusammenwachsen zu lassen. Wir haben so Europas gefunden – natürlich mussten wir immer auch im Blick viel Raum wie möglich gelassen und mit Einbauten aus Holz ge- behalten, dass Platz und Budget nicht unbegrenzt waren. arbeitet, um die Gesamtfläche optisch zu vergrößern. Im Schlaf- CC: Gut, ein paar Italiener sind natürlich auch dabei: Giancarlo zimmer haben wir dank einer ein Zentimeter dicken Stahlplatte Piretti, Adolfo Guzzini, Mario Botta. Insgesamt ist es aber fast ein Mezzanin eingezogen, das nun ein weiteres Bett beherbergt. schon eine kleine schwedische Enklave in Neapel. CC: Der Gedanke war, dass die Wohnung Schritt für Schritt ent- Und was sagen die ersten Gäste? deckt werden kann. Es gibt viele Türen, die nicht wie Türen aus- CC: Viele sind überrascht, wie viele Räume es gibt: Jeder kann sehen, weil sie Schiebetüren sind, hinter denen sich dann etwa ein verschiedene Dinge tun und trotzdem Fernseher, Regale oder ganze Räume verstecken. für sich sein. Die Gäste lieben es: Wer Skandinavische HolzPC: Vieles, was wir heute als schön empfinden, war hier früher kunst: Im Wohnzimhier wohnt, ist von erstklassigem Deverdeckt. Die Tuffsteinwände zum Beispiel haben wir an vielen mer (li. Seite) biegen sign umgeben und trotzdem mitten im sich Bruno Mathssons Stellen wieder freigelegt und nur mit Kalk verputzt. Den Zwibarocken Herzen der Stadt. Das Haus Sofa „Eva“ (Karl liegt in Chiaia, wo es zur einen Seite schenboden, der von Generation zu Generation durch neue Bo- Mathsson, 1964) und denbeläge immer dicker wurde, haben wir abgetragen und da- Alvar Aaltos Servierhinunter ans Meer geht durch luxuriöse Wohnviertel und Geschäfte, zur anderen durch wieder an Höhe gewonnen. Das Haus soll offen wirken, was wagen „901“ (Artek, 1936). Das Haus mit Seite rauf auf den Berg in etwas düstere auch durch den Einsatz von Glas erreicht wird, etwa zwischen dem Namen VicovasWohnzimmer und Küche. Gegenden mit alten Arbeiterwohnunto28 kann auf gänCC: Pasquale hat es geschafft, auf kleinstem Raum einen Lounge- gigen Plattformen wie gen, die zur Straße hin offen sind und bereich, eine Küche, drei kleine Bäder und zwei Schlafzimmer Airbnb oder Booking. wo die frische Wäsche draußen zum com gebucht werden. unterzubringen. Sechs Menschen haben hier genug Platz! Trocknen hängt. Besser geht es nicht.
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Puu der Baum
Als die finnische Designerin Anna Salonen eine kleine Wohnung in Vallila, der historischen Arbeitersiedlung von Helsinki fand, ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung: ein Zuhause im Blockhaus – mitten in der Stadt! Tex t Reinhard Krause
Fotos Jaanis Kerkis
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Fröhliche Log Lady: Anna Salonen in der Küche ihrer Blockhauswohnung. Den Tisch und die Hängeleuchte entwarf ihr Kollege Marko Nenonen. Von der Designerin stammen der Kleiderhaken „Robin Hook“ (oben) und das weiße Sofa im Wohnzimmer (linke Seite). Leuchten von Tapio Wirkkala und Yki Nummi.
Helsinki/55 m2
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Fichte trifft Birke: Die Küche musste erst von den romantischen Anwandlungen der Vorbesitzerin befreit werden. Die eiserne Kochstelle (re. S.), ein Relikt aus dem Baujahr 1913, durfte selbstredend bleiben. Hier röstet die junge Familie bisweilen Marshmallows oder Würstchen überm Holzfeuer.
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er je auch nur eine Woche in einem Großraumbüro gearbeitet hat, kennt den Wunsch, sich bisweilen einfach eine Schutzkappe überzustülpen, um konzentriert und ungestört vorwärtszukommen. Für dieses dringende Bedürfnis nach Abkapselung hat Mottowasabi, ein Designbüro aus Helsinki, eine ausgesprochen lustig aussehende Lösung gefunden. „Tomoko“ ist eine an einem höhenverstellbaren Rundbogen aufgehängte Filzglocke, unter der man wie unter einer zu groß geratenen Trockenhaube sitzt und die Welt um sich herum idealerweise komplett vergisst. Von der Form her erinnert sie an die Topffrisur der frühen Playmobil-Figuren. Kann ja sein, dass man seine Kollegen unter diesem Zauberhelm noch immer gedämpft telefonieren hört – auf jeden Fall aber bekommt man sofort bessere Laune. Und das ist das Allerwichtigste, um wieder locker zu werden. Der einzige DesignDie 55 Quadratmeter kleine Woh- klassiker, den sich die nung, in der Anna Salonen, weibliche Hausherrin je gekauft Hälfte von Mottowasabi, seit 2013 mit hat, ist Tapiovaaras „Trienna“-Tischchen im ihrem Mann Akseli lebt, funktioniert Wohnzimmer u. Ihr ganz ähnlich: Auch bei ihr handelt es eigenes Büro Mottosich um eine gut abgeschottete Kapsel, wasabi („mehr Wasain der sich der Trubel um einen herum bi“) gründete Anna ausblenden lässt. Sie befindet sich im Salonen vor zehn Jahren mit ihrem Kolleersten Stock eines 1913 errichteten Ar- gen Yuki Abe. Der hat beiterhäuschens in Vallila. In den 60er japanische wie auch und 70er Jahren, als in Helsinki ganze finnische Wurzeln.
Stadtteile dem Erdboden gleichgemacht wurden, weil sie keinerlei modernen Standards mehr genügten, schien auch dieses Armeleutequartier nahe der Innenstadt dem Untergang geweiht. „Sie müssen sich vorstellen“, berichtet Anna Salonen, „noch bis 1984 waren diese Häuser nicht einmal an die Kanalisation angeschlossen. In jedem Zimmer wohnte ursprünglich eine ganze Familie.“ Trotzdem formierte sich ein starker Widerstand gegen die Abrisspläne. Eine Phalanx aus Künstlern und lokalen Behörden setzte schließlich die Sanierung durch. Heute ist vor allem Puu-Vallila – BaumVallila – mit seinen auf Steinsockeln stehenden Blockhäusern eine begehrte Wohngegend. Es ist, als betrete man eine bestens konservierte Bilderbuchwelt, in der es weder Stress noch echte Sorgen gibt, ein finnisches Bullerbü. „Ich hatte schon lange davon geträumt, eines Tages hier in PuuVallila zu leben“, erinnert sich die Designerin. „Allerdings sind die Wohnungen sehr klein, selbst wenn die meisten inzwischen aus zwei Räumen bestehen.“ Vor sechs Jahren wurde eine etwas größere Wohnung angeboten, mit immerhin zwei Zimmern zur Straße – KüStammeskultur: Wähche und Wohnzimmer – und einem rend die Außenwände mit Gipsplatten kaSchlafzimmer nach hinten hinaus. „Um schiert wurden, zeigt ins Haus zu gelangen, muss man durch die Wand zwischen einen begrünten Hinterhof gehen und Wohnzimmer und eine Holztreppe hochsteigen. Wenn Küche (u.) ihr schönes man oben ankommt, liegt der Straßenrohes Gesicht. Der quadratische Tisch lärm schon weit hinter einem. Das gemit gerundeter Platte fiel mir sofort.“ Das höchst eigenwillilief der Designerin ge Nebeneinander von Weinrot, Gold, bei AusstattungsarPink und Lila auf den Wänden war albeiten für eine finnilerdings schwer erträglich. „Und erst sche Fernsehserie zu.
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die Küche! Total kitschig und sehr merkwürdig designt.“ Egal. das weiße „Pinna“-Sofa; ein Zeitschriftendisplay aus Filz, das Gleich bei der Besichtigung gab das Paar ein Kaufgebot ab. gleichzeitig als Akustikelement dient; und „Robin Hook“ – ein PorDas ersehnte Wunder geschah, und die Salonens erhielten den zellanvogel, der eigentlich ein Kleiderhaken ist. In der Küche hängt Zuschlag. Der schlimme Farbmix wurde durch Weiß und helle Marko Nenonens Leuchte „Campanula“, Glockenblume. Ein ProGrautöne ersetzt, die Küche gründlich renoviert. Ehrensache, dass totyp des Kollegen aus Tampere ist auch der Esstisch darunter mit der in eine Wandnische eingebaute Ofen, auf dem einst gekocht seinen raffiniert gefalteten Seitenwänden. „Er stand früher in unwurde, als Teil der Erstausstattung bleiben durfte und gelegentlich serem ersten Büro und landete nach dem Umzug hier.“ Zur gleichen Zeit nämlich, als die Salonens ihr hölzernes Refunoch mit Holz gefeuert wird, wenn auch „mehr zum Spaß“. Die Feuerstelle im Wohnzimmer war schon früher entfernt worden, gium fanden, bezog auch Mottowasabi neue Räume – wie es der deshalb kaufte sich das Paar einen kupferbehelmten, leichten Zufall wollte, in einer zentral, aber versteckt gelegenen Remise. „Tevi“-Ofen aus zweiter Hand. „Nur das Ofenrohr fehlte noch“, er- „Plötzlich verbrachte ich meine ganze Zeit in gleich zwei alten zählt Anna Salonen und lacht. „Dann nahm das Leben seinen Lauf, Holzhäusern, was für Helsinki schon äußerst ungewöhnlich ist.“ und wir sind nie dazu gekommen, den Ofen anzuschließen. Er Dass der Zeitkapseleffekt auf sie und ihren Co-Designer Yuki Abe abgefärbt hat, glaubt Anna Salonen hingegen eher nicht. „Es ist dient uns jetzt als überdimensionierter Kerzenständer!“ Aus Feuerschutzgründen sind sämtliche Außenwände mit Gips- großartig, in dieser friedvollen Atmosphäre zu arbeiten, aber naplatten verkleidet. Die Innenwände jedoch bestehen weiterhin nur türlich reagieren wir mit unseren Entwürfen auf die neusten Entaus grob behauenen Baumstämmen und verströmen ihren rus- wicklungen. Und schließlich ist auch Puu-Vallila kein Museumsdorf, sondern ein bunt gemischtes und tikalen Blockhauscharme. Dazu passen Ilmari Tapiovaaras 1949 entworfene „Fanett“-Stühle mit ihren schwarz lackierten Streben Puu-Vallila wurde nach sehr lebendiges Viertel.“ und der naturfarbenen Sitzfläche. Andere Ikonen des finnischen den Holzhäusern beMit dem Leben dort ist es jedoch nannt, die hier auf Designs sind Leuchten von Tapio Wirkkala und Yki Nummi, auschon bald vorbei. Erst kam Sohn Selim Steinsockeln errichtet zur Welt, vor einem Jahr dann Amos. Zu ßerdem ein weißer „Trienna“-Beistelltisch, ebenfalls von Tapiowurden. U. li. Anna viert auf 55 Quadratmetern – „in einer vaara, bei dem ein Schichtholzdreieck so gebogen wird, dass seine Salonen am KüchenTischplatte ein Hexagon bildet. „Dieser Tisch wirkt so futuristisch, fenster. Noch heute be- Wohnung mit nur einer Tür!“ –, das ist auch im Puu-Vallila des Jahres 2019 entdabei wurde er schon 1954 entworfen“, sagt Anna Salonen. „Er ist wohnen fünf Parteien schieden zu eng. Die neue Wohnung in der einzige Designklassiker, den ich mir je gekauft habe. Wenn ich das kleine Haus. U. ein zum Kerzenständer es recht bedenke, kaufe ich sowieso sehr wenige Möbel. Ich hänge einem 40er-Jahre-Haus ist schon fast umgewidmeter „Tevi“sehr an den Dingen, die mich umgeben. Die meisten Möbel sind Ofen. Re. darüber „Päfertig renoviert. „Aber wenn ich an Familienerbstücke oder Prototypen von mir und befreundeten re“, ein Magazindisden Auszug denke“, sagt Anna Salonen, Designern.“ Eigene Entwürfe finden sich etwa im Wohnzimmer: play von Mottowasabi. „wird mir das Herz schwer.“
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AD bei…
Jacopo Foggini
Isabella Alt, Lorenzo Achatz
Adelaide Testa, Andrea Marcante
Die Gewinner des AD Design Awards: David Thulstrup, Roberto Sironi, Søren Johansen, Merlin Wright
Patricia Urquiola
Ruth Gamper, Valerie von Hummel
Leuchtschrift von Emanuel Mooner
Adelaide Testa
„Jeder muss seinen Teil für eine bessere Welt beitragen.“
Gleich geht’s los …
Jochen Pohl, André Pollmann
Otto Drögsler, Jörg Ehrlich
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Katja Kleebach, Ini Archibong, Nina von Lüttichau
Stephanie Fresle, Jeff Künne
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Thomas Biswanger, Gerlinde Kusstatscher
Pierre Yovanovitch, Oliver Jahn
Goodie-Bag von AD x Speaking Garments
AD Design Summit
Fotos: Markus Kehl; Benedikt Müller (1)
Beim zweiten AD Design Summit trafen Stilexperten auf Designinteressierte – und die Branche auf neue Antworten.
Anja Grewe
Sandra Birk, Birgit Berthold-Kremser, Stefanie Plank
How to live: Bauhaus or Bang? – fragten wir auf unserem zweiten AD Design Summit in der Alten Kongresshalle in München unsere 320 Gäste. Sehnen wir uns nach der Rückkehr des rationalen Bauhauses, oder wünschen wir einen wilden Clash der Stilkulturen herbei? Gemeinsam mit zwölf Rednern und vier Awardgewinnern suchten wir nach Antworten, indem wir Fragen stellten: Minimalismus oder Maximalismus? Futuristische Smart Homes oder handgeschreinerte Holzmöbel? Freude an Dekadenz oder Not des Nützlichen? All das waren (vermeintliche) Gegensätze, die von Gästen wie Patricia Urquiola, Adrian van Hooydonk, Je e Cathrin Hopp, Jacopo Fo ini oder Jörg Ehrlich und O o Drögsler diskutiert und neu justiert wurden. Niklas Maak behauptete, „das Schlafzimmer von heute sei so öffentlich wie der Marktplatz von Willkommen bei AD!
Sonja van der Hagen, Florian Kienast, Julia Roeckner
Annika Murjahn, Andrea Latten
Emanuel Sirch, Felipe Palma
Valerie Präkelt, Friederike Weißbach, Mona Bergers
Regina Hoefter, Julia Junge
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AD bei…
Meissen-Corner
Oliver Holy, Alexandra Böninger
Jette Cathrin Hopp, Adrian van Hooydonk, Ole Tillmann
Frank Landau, Gisbert Pöppler, Jan Reuter
Fabio Olivotti, Benjamin Titz
früher“, Gesa Hansen schwärmte von der Romantik des Werkstoffs, Josephine Akvama Hoffmeyer beleuchtete die Schönheit der Harmonie, der Pariser Designästhet Pierre Yovanovitch entführte uns in eine surreale Welt der Geheimnisse, und Adelaide Testa und Andrea Marcante bewiesen mit der Aussta ung eines Turiner Gefängnisses: Interiordesign ist nicht nur für Eliten relevant. Und während wir die Talks und Panels reflektierten, standen drei Tänzer der Münchner Iwanson School auf der Bühne, um Oskar Schlemmers Triadisches Balle in die Gegenwart zu holen. Viel zu deba ieren also, was bei Geldermann-Sekt und Catering vom Wirtshaus am Bavariapark zu inspirierten Gesprächen führte, die noch bis in die Morgenstunden andauerten. Nein, genau genommen bis heute. SF Wir danken den Sponsoren: BMW Group, Meissen, Ligne Roset, LG Electronics, Caparol Icons, Geldermann. Und unseren Partnern: Edra, Tecta, Knoll International, Antinori, Vöslauer Mineralwasser, Leuchtturm1917, Speaking Garments, E15, Wirtshaus am Bavariapark, Iwanson School.
Gewinnerausstellung AD Design Award
Prosit!
Pierre Yovanovitch, Gesa Hansen, Simone Herrmann
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Ortwin Klipp, Sebastian Zenker
Ole Tillmann
Moritz von Laffert, Oliver Jahn
Fotos: Markus Kehl; Benedikt Müller (1)
„Gina Chairs“ von Edra
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Patrice Bert, Sabine Böhm, André Pollmann
Josephine Akvama Hoffmeyer
Cosimo Carniani, Philippe Pezet, Umberto Manetti, Monica Mazzei, Jacopo Foggini
Jacopo Foggini
„Ich möchte meinem Material eine neue Seele geben.“
Christian Werner, Tobias Grau
Julia Junge, Arndt Papenfuß, Andrea Latten
Fotoecke mit Ligne Roset
Niklas Maak
Niklas Maak
„Auf der Straße sind wir heute privater als mit dem Smartphone im Bett.“
Katrin Mechler, Sophie Seidenath
Iwanson School
Speaker’s Lounge mit Knoll International und LG Electronics
Adrian van Hooydonk
Malte Perlitz, Bodo Sperlein
Madeleine Ackermann, Jürgen Warter
Siegertrophäen von E15
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Nur zwölf Quadratmeter misst die Küche, die Interiordesigner Sebastian Zenker für ein Münchner Dreizimmerapartment entwarf. Die Gastherme verschwindet im Hochschrank mit Holzlamellen, die maßgefertigte Sitzbank bietet Stauraum. Zenkers Tipp: „Keine Scheu vor starken Farben!“ Diese Küche und alles rund ums Thema „Small Spaces“ finden Sie auf ad-magazin.de/smallspaces .
Deutschland Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Wired Spanien Vogue, GQ, Vogue Novias, Vogue Niños, Condé Nast Traveler, Vogue Colecciones, Vogue Belleza, Glamour, AD, Vanity Fair Japan Vogue, GQ, Vogue Girl, Wired, Vogue Wedding Taiwan Vogue, GQ, Interculture Mexiko und Lateinamerika Vogue Mexico and Latin America, Glamour Mexico, AD Mexico, GQ Mexico and Latin America
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AD Summaries
London (p. 112) For her UK pied-à-terre, Natalia Maslova drew inspiration from the park next door.
Feliks Michalski) only to find it had been made plain by successive modernizations. Enter interior designer Marta Chrapka, who restored lost charm via new plaster moldings and herringbone parquet floors, then relocated the kitchen, giving it enchanting units featuring circular walnut accents inspired by Josef Frank (the dining chairs are Frank’s own design). She also devised a pair of beautiful glass-andwalnut doors to separate public and private areas and used fitted cabinetry to “straighten" the diagonally walled bedrooms, creating cozy bed nooks in the process. In short, she made all her clients’ wishes come true – and they got to live happily ever after.
living area, an industrial-look resin floor, and new steel stairs. What was a fairly conventional one-bedroom apartment has thus been transformed into something reminiscent of a New York loft (right down to the steel ceiling beams and exposed brick) – and rather more in line with the tastes of its youthful occupant.
She'd long had a soft spot for Primrose Hill, so when Moscow-based interior designer Natalia Maslova and her husband decided to buy a place in London, they concentrated on the area around the park and found one in a cul-de-sac leading right to it. An 80 sq m apartment in a Victorian Naples (p. 152) terrace, it boasted characterful details Nordic chic combines with Neapolitan such as built-in cupboards that, like the charm at this cave-like retreat in Chiaia. fireplace, were retained and repainted, When Chicco Ceceri discovered a wreck of a house that extended into the Vomero though the old, sloping floors all needed volcano, he was won over by its quiet yet replacing (Maslova went for gray-stained oak). For the decors, she took her cue from central location close to Via Chiaia. Unthe park, filling the living room with versure how to revive it, he brought in architect Pasquale Capasso, who restructured dant hues and botanical-print curtains Paris (p. 138) and giving the master bedroom an or- Architect Rebecca Benichou delivers a the 54 sq m property, previously split into nithological theme, as seen in the blue- masterclass in the maximization of space. two apartments, and exposed many of its gray chinoiserie drapes featuring pea- An 11 sq m vacation rental? Surely not! original tuff stone walls, subsequently cocks and other feathered friends flitting Actually, says Rebecca Benichou, Paris is plastering them with lime. The key idea through branches. “It’s very romantic,” she full of really tiny apartments, so this com- was that the interiors should reveal themmission to convert a former maid’s room, selves gradually, so sliding doors were declares, “like birds in a night garden.” once part of a large top-floor home, into a used to conceal everything from shelving bijou bolthole didn't come as a particular to entire rooms, while a glass partition Honfleur (p. 120) Christophe Delcourt creates a pine-lined surprise. To create a more spacious feel, wall lends a more open feel to the kitchen haven furnished with his refined designs. Benichou and her colleague Sarah Chayeb and living area. The pair also found space On weekends, star designer Christophe have clustered the shower room, kitchen- for two bedrooms and three bathrooms Delcourt and his partner Jérôme Aumont ette, and fold-out table along the same (the house sleeps up to six), as well as for mostly swap Paris for pretty Honfleur, the wall, at the end of which is a private roof a fine collection of Scandinavian furniold port town by the Seine where they've terrace overlooking Canal Saint-Martin. ture, with bentwood pieces by the likes of established a stylish second home. When Rounded arches inspired by a trip to Mo- Alvar Aalto and Bruno Mathsson starring Aumont, who curates the Collection Par- rocco serve as a unifying theme, while alongside Italian designs. ticulière, first showed him a picture of the subtle color coding (deep blue for dining, small brick-built house, Delcourt was in- soft peach for the kitchen area) adds fur- Helsinki (p. 160) stantly smitten. The inside, though, felt ther visual interest. In all, the conversion Designer Anna Salonen fulfills her dream oppressive and cramped, so the pair jetti- took some three months, partly because of of a log house in the heart of the city. soned everything bar the glorious 1940s the uneven walls – but also because space Lacking such niceties as modern sanitaspiral staircase and the outsized fireplace constraints meant only two people could tion, the historic log-built houses of Puuin one of the upstairs rooms. Having sub- work on the project at once. Vallila seemed set for demolition – until sequently clad much of the interior in uncampaigners stepped in and managed to treated pine (the remaining walls are in Rome (p. 144) get them saved. Now renovated, they contain sought-after if modestly sized apartsoft, chalky hues), they combined furnish- A run-of-the-mill apartment is reborn ments, though Anna Salonen and her husings by Delcourt and others that are an as a loft-like base for an artist client. antidote to today’s fast-paced times. “Each “Ideally, I like to start a project by throwing band Akseli were lucky enough to find of my designs," he says, “should be a com- out everything that’s not absolutely neces- one with three rooms. The couple retained panion for life.” sary,” says interior designer Stefania Biondo the period kitchen range, but ditched the dalla Casapiccola, who recently turned an rather garish color scheme, opting instead 80 sq m courtyard property in Monti, cen- for shades of white and gray that contrast Warsaw (p. 128) Marta Chrapka revives a prewar home tral Rome, into a pied-à-terre for 24-year-old with the wood of the internal walls (for without slavishly echoing the past. Paris-based artist Maria Ludovica Bancale. fire safety reasons, the external walls are Once upon a time, there was a writer who Out, in this case, went the suspended ceil- all plasterboard-lined). The furnishings, dreamed of living in a neoclassical build- ing, unappealing wooden flooring, and in- meanwhile, combine own-design pieces ing in Powiśle, Warsaw. One day, he and ternal walls, along with the existing stair- including Salonen's “Pinna” sofa with his partner discovered a 96 sq m apart- case up to the roof terrace. In came a glass Finnish classics such as Ilmari Tapiovaara's ment in the very block (built in 1931 by partition that separates the bedroom and 1949 “Fanett" chairs. B y Iain Reynolds
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AD Genie & Spleen
Illus tration Emiliano Ponzi
Kunstwerk Atelier
Francis Bacon war schon zu Lebzeiten berühmt und reich, anmerken ließ sich der Maler den Erfolg aber nicht. Er lebte in einem Mini-Haus im Londoner Viertel South Kensington. Ein Zimmer, Küche, Bad, Atelier. 30 Jahre lang. Das Atelier war eng und überfüllt, überall lagen Fotos, Bücher, Stofffetzen, Pinsel und Farben herum. Nicht einmal die Wände waren leer. Er nutzte sie als Pale e, um Farben auszuprobieren. Sein einziges abstraktes Bild sei das, witzelte er einmal. Heute steht das original wiederaufgebaute Atelier in seiner Geburtsstadt Dublin, in der Hugh Lane Gallery. Ein Kunstwerk war es aber schon immer. JH
Die März-Ausgabe erscheint am 13. Februar 2019 174
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de he Febru r 2019
Streetart
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Die 8. Generation. Timeless Machine.
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Streetart Inhalt Architectural Digest. Stil, Design, Kunst & Architektur erscheint in der Condé Nast Verlag GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de
22 Wolkenschloss auf Rädern
Chefredakteur Oliver Jahn Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Leitung Andreas Kühnlein, Viviana Tapia (Editorial Design) Art Director Inka Baron Managing Editor Eike Schrimm Stil & Textredaktion Mona Bergers, Florian Siebeck, Nina Luisa Vesic, Friederike Weißbach Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Andrea Brandis, Reinhard Krause, Carola Plappert Autoren dieser Ausgabe Oliver Koerner von Gustorf, Carl Leonhard, Emmanuele Ocleppo Fotografen dieser Ausgabe Tom Mannion, Stefan Milev Illustratoren dieser Ausgabe Jan Steins, WRK Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion/Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de
Seite 5
Seite 22
Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt
Editorial
Wohnwagnis
Publisher André Pollmann
Park- H o te l Seite 8
Kind und Caravan in wilder Natur Seite 28
Haudegen
Museum of Speed
Ein Streetar t-Künstler
Seite 30
mischt die Kunstwelt auf
Sehnsuchtsort
Seite 11
Roadtrip Seite 12
Ikonisch Porsches neuer Elfer zeigt, wie man ein fast perfektes
L. A. im Porträt Seite 34
Smarte Straßen Seite 36
Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung)
Irene Kung Seite 38
Auto noch besser macht
Futurama
Seite 20
Die Zukunft der Straße
Neuheiten
vor 80 Jahren
20 Straßenlaterne Auf dem Cover: Conor Harrington schickt historisch gewandete Kämpen in den Ring – hier in Grottaglie, Italien. S e i t e 8
Anzeigen/Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Christine Weinsheimer, Head of Digital Sales christine.weinsheimer@condenast.de, Tel. -466 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Carsten Schilkowski, Head of Creative Studio carsten.schilkowski@condenast.de, Tel. -365 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135
Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe/Druck Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Unternehmenskommunikation/PR Ines Thomas, Director Corporate Communications presse@condenast.de, Tel. -413 Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor Herausgeber und Geschäftsführer Moritz von Laffert Chairman Condé Nast International Jonathan Newhouse
Cover: Ciro Quaranta; Fotos: Tom Mannion; Seletti
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Streetart Editorial
Oliver Jahn
„Flüchtiges und Zeitloses liegen auf der Straße oft direkt nebeneinander – manchmal gleich hinter der n ä c h s t e n Ku r v e .“
Porträt: René Fietzek
on der Faszination für das Fahren auf zwei oder mehr Rädern bis hin zu den asphaltierten Adern unserer Städte – unser neues Sonderheft widmet sich der Streetart und ihrem Austragungsort im weitesten Sinn: jener Kunst, die auf der Straße stattfindet. Das können auch motorisierte Kunstwerke sein, die das Herz jedes Autoliebhabers höherschlagen lassen; Bilder im Vorbeigehen am Straßenrand; Visionen für das Fahren von morgen. Die Straße, werden Sie jetzt vielleicht sagen, ist ja nun nicht gerade das übliche Terrain einer Wohnzeitschrift. Und doch gehört sie zu unserem Lebensraum – und hat jede Menge zu tun mit allerlei Gestaltungsfragen. Höchste Zeit also, dass AD sich ihr zuwendet und die Schön- und Fremdheiten entdeckt, die tatsächlich einfach auf der Straße (oder direkt daneben) liegen. Man muss nur einen Moment anhalten und sie aufnehmen. Was uns reizt, ist, wie so oft, ein scheinbarer Widerspruch: flüchtige Bilder, die sich mit ewigen Formen treffen. Wenige han-
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tieren damit so virtuos und prägnant wie ein irischer StreetartKünstler namens Conor Harrington, der in Galerie und Atelier ebenso zu Hause ist wie auf der Straße und die Welt mit kämpferischer Geste nicht in Gut und Böse, sondern in Blutrot und Wasserblau einteilt. Von dort gehen, pardon, fahren wir über Solarzellen statt Asphalt, übernachten in einem winzigen Wolkenschloss auf Rädern und entdecken die Zukunft der Straße, von gestern aus gesehen, neu. Wussten Sie, dass die Erfolgsgeschichte des amerikanischen Highways, der ein ganzes Filmgenre prägen sollte und so etwas wie den Archetyp der modernen Verkehrsader darstellt, auf ein elaboriertes „Fahrgeschäft“ von 1939 zurückgeht? Die Rede ist vom „Futurama“, mit dem Norman Bel Geddes auf der Weltausstellung in New York einen kühnen, gleichermaßen weitsichtigen und naiven Blick in eine strahlende automobile Zukunft warf. Bei uns manifestiert sich diese in einer echten Sportwagenikone, die wir, inspiriert von den übermalten Kontaktabzügen des street photographers William Klein, in Szene setzten (und uns in Gedanken hinein). Willkommen also an Bord! Genießen Sie unseren kleinen Roadtrip in die mobile Stilgeschichte, den Blick mal zurück, mal weit nach vorn, aber stets auf die Straße gerichtet.
O liver Jahn
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Streetart Architektur
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Foto: © Simplicity
Zen auf Rädern Auf den ersten Blick sieht man diesem stillen Raum weder seinen Zweck an noch das, was sich darüber befindet. Erstens: Es handelt sich um eine Garage. Zweitens: Drüber steht ein traditionsreiches Berghotel. Das Crossover aus Alpen und Asien, entworfen vom japanischen Designer Shinichiro Ogata, gehört zum Masterplan für den „Almhof Schneider“ in Lech am Arlberg – der schon das Parken zum Erlebnis macht. AK a l m h o f. a t , s i m p l i c i t y.c o. j p
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Streetart Kunst
Ausweitung der Kunstzone Seine Protagonisten sind in obskure historische Händel vers trick t – doch die Streetar t-Szene weiß Conor Harrington genauso hinter sich wie den Kunstmark t.
Te x t O l i v e r K o e r n e r v o n G u s t o r f
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Flagge zeigen – doch wofür, wogegen? Die Kunstwelt des Iren Conor Harrington (linke Seite: in seinem Londoner Atelier) ist bevölkert von wütenden Haudegen und blinden Bannerträgern. Malgrund kann eine Leinwand sein, aber auch eine Hauswand in Miami oder ein Tor u. in Grottaglie, Italien.
Porträt: Owen Richards; Fotos: MK Bruix; Angelo Milano
D ie Leinwand ist die Arena des Künstlers“, postulierte der amerikanische Kunstkritiker Harold Rosenberg 1952. Und schickte die Machohelden des abstrakten Expressionismus in den Ring: Pollock und de Kooning. Er zementierte damit die Vorstellung, dass Malerei nichts für Weicheier sei. An Rosenberg könnte man denken, wenn man Conor Harringtons Gemäldeserie „The Story of Us and Them“ betrachtet, die er im Herbst in London ausstellte. Denn der Maler und Streetart-Künstler verwandelt seine Leinwände und gigantischen Wandgemälde tatsächlich in Schlachtfelder und fight clubs. Seine Helden tragen Uniformen aus dem 18. Jahrhundert. Es sind Offiziere und Generäle, die sich prügeln, ringen und raufen, was das Zeug hält. Mit jedem Hieb fließt aber nicht Blut, sondern Farbe. Rot und Blau spritzen über Harringtons jüngste Bilder, stäuben wie feiner Nebel über Flaggen und Körper. „Das scheinen die beiden einander entgegengesetzten Farben im Leben zu sein“, sagt der in London lebende Künstler. „Ich stehe absolut auf Hip-Hop-Kultur. Die Gangs der Bloods und Crips trugen Rot und Blau, im Boxring gibt es die rote und blaue Ecke.“ Und natürlich bezieht er sich auch auf Republikaner und Demokraten, auf Labour und die Tories: „All die dominanten Flaggen der Welt scheinen rot und blau zu sein.“ Das Paradoxe an Harringtons „Wir gegen euch“-Welt ist, dass die Patrioten in der Schlacht verwischen, sich im Malprozess auflösen. Und mit ihnen die verhärteten Fronten, das männliche Machtgebaren, das Heroische. Er habe sich bewusst für Kostüme aus der Kolonialzeit entschieden, sagt Harrington. In Irland geboren, wisse er, was es bedeute, auf der „falschen Seite der Kolonial-
herrschaft“ aufzuwachsen. „Deshalb entwickelte ich dieses Interesse an politischen Machtstrukturen und Männlichkeit. Wenn diese großen Männer auf meinen Bildern zerfließen, ist es so, als würde ihnen diese Macht entzogen.“ Als „plakativ-schlagkräftig dekonstruierten Klassizismus“ bezeichnet er seine Malweise. Die Szenen auf seinen Bildern inszeniert er zunächst mit kostümierten Schauspielern, fotografiert sie ab, um sie dann auf die Leinwand oder eine Hauswand zu bringen. Seine Ölgemälde bearbeitet er mit Sprühfarbe und Lösungsmitteln, Bürsten und Rakeln, um beides zu erzeugen: den Eindruck altmeisterlicher Virtuosität, eine fast grafische Klarheit – und abstrahierende malerische Gesten, die an Gerhard Richter, James Rosenquist oder Francis Bacon denken lassen.
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Streetart Kunst sche Aktdarstellungen. Tatsächlich gehe es um Pornografie, erläutert Harrington, die Objektivierung des weiblichen Körpers, die männlich dominierte Sexindustrie. „Watch Your Palace Fall“ hieß sein Künstlerbuch von 2016, was nach zerbröselnden politischen Herrschaftsstrukturen klingt. Zugleich wird aber auch ein anderes Schlachtfeld deutlich: die Streetart selbst. Längst ist Harrington, der in den letzten Jahren mit dem ehemaligen Banksy-Galeristen Steve Lazarides ausgestellt hat, ein Kunststar. 2015 wurde sein Gemälde „Dance with the Devil“ (2013) in London für 77 500 Pfund versteigert. Alicia Keys, Damien Hirst und Prinzessin Eugenie, eine Enkelin der Queen, sammeln seine Werke. Wie sehr sich die Streetart von der Straße entfernt hat, verdeutlichte jüngst erst Banksys Aktion bei Sotheby’s, bei der sich sein soeben für 1,2 Millionen Euro versteigertes Bild „Girl with Balloon“ vor den Augen des ungläubigen Publikums selbst schredderte. Es bleibt offen, ob Banksys anarchische Geste ein PR-Coup war und lediglich der Wertsteigerung dienen sollte. Der Markt ist so aggressiv-hungrig wie die Männer auf Harringtons Bildern – auch diese Ambivalenz macht sein Werk so reizvoll. Es bleibt spannend, wie er seine malerische Kampfzone ausweiten wird. ▲
Man spürt, dass Harrington die Malerei von Caravaggio und Velázquez genau studiert hat. Ähnlich wie der britische Regisseur Derek Jarman inszeniert er die Malerei des Barocks und des Klassizismus nach, um daraus visuelle Allegorien für die Gegenwart zu komponieren. Doch die Direktheit, mit der er das tut, kommt von der Straße. Geboren 1980 in Cork, sah er als Zwölfjähriger zum ersten Mal in „National Geographic“ Graffiti-Art. Ein Jahr später fing er an, selbst Tags zu sprühen, und wurde Teil der HipHop-Szene. 1998 begann er, an der Limerick School of Art and Design zu studieren, und zog 2004 nach seinem Abschluss nach London. Der Clash zwischen akademischer Kunst und Streetart führte im Laufe der Jahre zu seinem ungewöhnlichen Stil. Ob an einem Hochhaus in São Paulo oder einer Fischerhütte in Norwegen – Harringtons Streetart mag temporär sein, und doch strahlt sie die zeitlose Erhabenheit klassischer Malerei aus. Sie handelt von blinden Patrioten und gestrauchelten Helden, deren Arena zugleich die aktuelle Realität ist. „The Unveiling“ (2014), auf dem zwei Männer einer auf einem mit Früchten dekorierten Tisch liegenden Frau den Schleier vom nackten Leib ziehen, wirkt wie eine dekadente Anspielung auf barocke Stillleben oder mythologi-
Fotos: Owen Richards
Wenn zwei sich streiten, … sprayt und malt ein Dritter. Conor Harrington bei der Arbeit an „Once Were Warriors“ (2014), einem Wandbild in East London, auf dem sich zwei Gentlemen in förmlicher Kleidung an die Gurgel gehen.
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Streetart Musik
Roadtrip „Str e e t s o f L o n d o n“: ein Exkurs in die Geschichte des Pop, von der Straße gesehen. Das Wichtigste beim Autofahren? Ist die passende Musik. Kein Wunder, dass es die Straße da umgekehrt auf diverse Plattencover geschafft hat – mal als dezenter Backdrop, mal als Protagonistin. Die Abbey Road li. wurde so zum ewigen Kultort, und das, obwohl Iain MacMillan für das Shooting auf der Kreuzung direkt vor den gleichnamigen Studios nur eine halbe Stunde gebraucht hat. AK
Fotos: Thomas Skroch
„Abbey Road“ The Beatles 1969
„Stories from the City, Stories from the Sea“ PJ Harvey, 2000
„The Suburbs“ Arcade Fire 2010
„The Freewheelin’ Bob Dylan“ Bob Dylan 1963
„Wish You Were Here“ Pink Floyd 1975
„Music from Twin Peaks“ Angelo Badalamenti 1990
„Strange Days“ The Doors 1967
„A Grand Don’t Come for Free“ The Streets 2004
„Wakin on a Pretty Daze“ Kurt Vile 2013
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Die Kunst bei der Gestaltung eines neuen Elfers liegt darin, aus unzähligen Details eine Einheit zu formen, die frisch wirkt, aber auch ihre Herkunft erkennen lässt. Ein Vergleich des aktuellen Modells mit dem Ur-911 von 1963 zeigt: Diese familiären Ähnlichkeiten gibt es bei keinem anderen Auto.
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Streetart Mobil
Piece of Art Ein Kunstwerk – aber nicht für die Galerie, sondern für die Straße: Porsche Chefdesigner Michael Mauer u n d s e i n Te a m e n t h ü l l e n e i n e n a u f r e g e n d n e u e n 9 1 1 e r. Te x t C a r l L e o n h a r d P r o d u k t i o n S a m a n t h a Ta r u v i n g a Fotos Stefan Milev Illustration Jan Steins
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Streetart Mobil
Beinahe alterslos und doch immer wieder neu: Das Design des Porsche 911 hat über die Jahre eine Qualität angenommen, die an Methoden der seriellen Kunst erinnert: Erst in der Reihe entfaltet sich die Besonderheit des Einzelnen ganz – und kommt dann umso prägnanter zum Vorschein.
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N ur noch wenige Wochen, dann kommen die neuen Modelle des Porsche 911 in die Schauräume. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sie dort nicht allzu lange bleiben werden. Auch nach beinahe sechs Jahrzehnten ist das Auto immer noch, was schon sein aufsehenerregender Urahn aus der Feder von Ferdinand Alexander Porsche einst war: ein art piece für die Straße – und ein Traum für jeden, der sich auch nur entfernt für das Thema Automobil begeistern kann. Der Traum 911 ist indes keiner aus dem Sportwagen-Streichelzoo oder dem Werbefernsehen, wo alles fluffig und gut und frisch gewaschen weiß ist. Der Elfer wollte nie bloß ein ausgefallenes Accessoire sein, und um ganz in die Faszination einzutauchen, sollte man ihn nicht nur ansehen, sondern fahren. Für jene, die wussten, wie sie die verborgenen Charaktereigenschaften eines Elfers voll zur Geltung bringen konn-
Linien, horizontal und vertikal. Und Kurven! Das Heck (oben), sagt Porsche Chefdesigner Michael Mauer, „haben wir ordentlich aufgeräumt“. Ein Kraftpaket war der 911 immer. Er war dabei aber auch stets ein eher kleiner Wagen – und das macht heute seinen unverschämten Reiz aus.
ten, gab es von Anfang an schlicht nichts Besseres. Kein Auto, das sie so direkt und ungefiltert in Sphären katapultierte, von denen andere nur träumen konnten. Beim Hersteller freut man sich indes, dass der vor 56 Jahren erstmals präsentierte Porsche 911 (genauer: das F-Modell) der erfolgreichste Sportwagen aller Zeiten ist. Aber auch nicht zu sehr, denn mit jedem Modell, das reüssiert, steigt auch gleich der Druck auf den Nachfolger. Noch besser zu sein, noch mehr von der DNA und der Essenz dieses automobilen Kunstwerks zu haben, bei dem der Motor hartnäckig im Heck sitzt, das bedeutet eine ganz eigene Herausforderung. Der ingenieurstechnische Laie stellt sich dabei die Aufgabe für niemanden anspruchsvoller vor als für Porsche Chefdesigner Michael Mauer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei der Gestaltung den Wiedererkennungswert zu bewahren und die zeitlose Ikone gleichzeitig immer noch ein bisschen weiterzu-
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Streetart Mobil Designarbeit ist Feinarbeit. Am neuen Modell sind die Radläufe hinten etwas runder geworden, was das Aussehen des Wagens kompakter macht. Auch an den vorderen Scheinwerfern (unten) wurde gefeilt: Sie stehen einen Tick höher – wie bei den legendären 911ern der 70er Jahre.
treiben, das erscheint mindestens so schwer wie die Kreation eines komplett neuen Fahrzeugs. Nach einer ersten Begegnung mit der 2018er-Version des 911, die nun die Typenbezeichnung 992 trägt, muss man sagen, Mauer und seine Leute haben ganze Arbeit geleistet. „Wir wollten“, sagt Michael Mauer, „die Proportionen noch knackiger und kompakter machen. Deswegen haben wir das Design noch einmal ordentlich aufgeräumt.“ Während bei anderen Marken der Trend zu immer größeren, schwereren, komplizierteren Autos geht, ist das eine bemerkenswerte Ansage. Dafür hat das Designteam mit schwungvollem Strich die hinteren Kotflügel betont, um eine Art Umkehreffekt zu erreichen: Der Rest der Karosserie wirkt dadurch insgesamt schlanker. Auch das Heck mit den neuen Lufteinlässen und den über die gesamte Breite verlaufenden Rückleuchten ist jetzt viel mehr eine Einheit. Damit haben die Porsche Designer eine Tendenz aufgegriffen, die man bereits am 2014 vorgestellten Targa beobachten konnte, und der ist – zusammen mit dem 993er der 90er Jahre – der womöglich schönste Porsche aller Zeiten. Denn im Grunde war der
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weit, dass sie den Wagen am liebsten tatsächlich zur Kunst erklären würden. Und ganz falsch liegen sie damit nicht: Lässt man sämtliche Modelle seit Ferdinand Alexander Porsches legendärem Erstling Revue passieren, treten zumindest Ähnlichkeiten in der Methodik zutage. Die Reihung von verwandten, aber nicht identischen Einzelelementen zu einer Serie, wie man sie in den Fotografien von Bernd und Hilla Becher, der Concept-Art von On Kawara und dem Schaffen von Hanne Darboven findet, dieses Kernprinzip der seriellen Kunst greift gerade auch beim 911er – und bringt die Eigenheiten jedes einzelnen Vertreters der mittlerweile ganz schön langen Ahnenreihe umso prägnanter zur Geltung. Andererseits: Am Ende ist der Porsche 911 gerade kein Objekt für eine Galerie, sondern eines für die Straße; Streetart im Wortsinn sozusagen. Und ein Auto, das uns seit 1963 regelmäßig zum Staunen – und zum Träumen bringt. Und wenn man sich dagegen ein bisschen in der Maschinenabteilung der echten Kunst umschaut und sich etwa Gabriel Orozcos auf einen Meter Breite gestauchten Citroën DS oder die irren Konstruktionen Jean Tinguelys vor das geistige Auge holt, dann kann man eigentlich nur von Glück sagen, dass der 911 nicht dazugehört: Man würde nicht weit mit ihm kommen. Und das wäre einfach zu schade. ▲
911 stets ein eher kleines Fahrzeug, das erhebliche Teile seines Reizes der Tatsache verdankte, dass es das formgewordene Understatement verkörperte. Mochte die Konkurrenz ihren Wagen Flügeltüren, Mega-Motorhauben und flunderflache Silhouetten geben, der 911 war seit jeher das Auto, das diese Art von Aufmerksamkeit nicht brauchte. Erstens, weil man mit ihm eh schneller fahren konnte als mit allen anderen. Und zweitens, weil er in seiner gestalterischen Zurückhaltung stets dieses schwer in Worte zu fassende Maß an Vornehmheit ausstrahlte, das auch den neuen Porsche 911 des Jahrgangs 2018 auszeichnet. Freilich: Im direkten Vergleich ist auch der über alle Moden scheinbar erhabene 911 im Lauf der Zeit ein wenig größer, etwas breiter, sicher komfortabler geworden. Aber kaum ein Hersteller wusste die Essenz eines Autos über beinahe sechs Jahrzehnte, vom allerersten bis zum nagelneuen Modell, so sicher zu bewahren. Und das, obwohl man unter der Haube (der im Heck!) dem Stand der Technik stets eine Idee vorausblieb. Im Gespräch zitiert Michael Mauer gern die Designthesen von Dieter Rams, der in den 60er Jahren mit seinen Entwürfen für Braun puristische, enorm elegante Meisterwerke schuf: „Rams meinte, ein Gegenstand solle praktisch und ästhetisch sein, ernsthaft, diskret und konsistent. Wir haben uns bemüht, dass dies auch auf den neuen Elfer zutrifft.“ Bei Porsche wissen sie natürlich genau, was sie dem 911er schuldig sind. Manche gehen so
Die Lamellen der Lufteinlässe (oben) am Motor verlaufen nun in senkrechter Richtung, das Nummernschild wurde nach unten verlegt. So wirkt das Heck clean und sehr elegant. Nicht zufällig ruft der neue 911 den Targa von 2014 ins Gedächtnis: den vielleicht schönsten Porsche seit Langem.
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Streetart Neuheiten
Ve r tik a l limitiert Nicht neu erfunden, aber neu interpretiert hat Vaust Studio das Rad. Die Berliner Joern Scheipers, David Kosock und Bart Navarra funktionieren alte marmorne Tischplatten zu kapitalen Wandobjekten um. Ihr handbearbeiteter „Slab No. 004“ (re., 2000 Euro) diente zuvor irgendwo als Rauchertisch. „Wir rollen die Marmorplatte vom öffentlichen Raum in Ihre vier Wände“, erklärt das Trio seine Kunst. Ein gelungener Radwechsel! vaust.studio
Einsteigen, bitte! Und auf den polierten Messingkufen von „Poltrona 100“ tiefergelegt durchs Abendprogramm gleiten: ein rasanter Lounger. Preis auf Anfrage. dimorestudio.eu
Lord Helmchen Erinnert an die klassischen Lego-Astronauten der Achtziger, wird aber viel seltener verschluckt: Bells zeitloser Klassiker „Bullitt“ (li., 400 Dollar), ein Helm, für den allein sich der Motorradführerschein bereits gelohnt hat. Ebenso verkehrs- wie stilsicher, in diversen Lackierungen erhältlich und grenzenlos individualisierbar. bellhelmets.com
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Auf Speed Die rauschhafte Freiheit der Straße fängt Jack Kerouacs „On the Road“ (9 Pfund) von Penguin Books ein. In dem Manifest der Beats fegen Sal Paradise und Dean Moriarty auf Güterzügen, PickupPritschen und in gestohlenen Autos über den nordamerikanischen Kontinent. Immer auf der Suche – nach mehr!
Pannenhilfe Liegen geblieben auf halber Strecke? Kein Drama. Aber endlich ein Grund, Daniel Emmas Toolbox „Carry All“ (160 Euro) aus beschichtetem Stahl am Holzgriff aus dem Kofferraum zu heben. Ob sich darin Werkzeug oder Nervennahrung befindet, bleibt Ihnen überlassen. daniel-emma.com
Fotos: Harald Schaack; Carolyn Cassady/Penguin Books; © Daniel Emma/VG Bild-Kunst, Bonn 2018; Vicente Sahuc, Studio des fleurs, Calitho (2); Candylab; Seletti; Simone Fiorini; Bell
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Abgefahrene Americana Von wegen Kinderkram: Candylabs lässt automobile Designträume aus den Sixties mit genial reduzierten Holzautos (ab 20 Dollar) Realität werden. Und wem der Airstream-Trailer re. nicht reicht, der findet auch ein passendes Motel. candylabtoys.com
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Der Wagen meines Sohnes
Fotos: Tom Mannion/Otto
olange er denken kann, träumte Orso von einem kleinen Haus. Einer verlassenen Schatzkiste in einem jahrhundertealten Wald, ganz für sich allein; ein Ort, wie Henry David Thoreau ihn hatte, jener Aussteiger, der in den Wäldern von Massachusetts ein „tieferes Leben“ fand. Ein echter Kindheitstraum, aber Orso war ja tatsächlich noch ein Kind, als seine Mutter, die Designerin und Stylistin Paola Moretti, ihm diesen Herzenswunsch erfüllte. Im Süden der Toskana, genauer: der Maremma, dem Land der Cowboys und Pferde, mit ihren unberührten Stränden, Pinienund Olivenbäumen und den mittelalterlichen Dörfern, die sich an Tuffberge schmiegen, richtete sie ihrem Sohn einen Wohnwagen aus den sechziger Jahren ein, den ein alter Freund der Familie geschenkt hatte. Einige Teile mussten repariert werden, aber insgesamt war er gut in Schuss. Wegen seiner ausgefeilten Gestaltung wurde der Roller Super 3 seinerzeit als „kleines Hotel auf Rädern“ angepriesen. Die Küche ist komplett mit Spüle, Herd, Kühlschrank und Schrankwand ausgestattet; die Sitzbänke dienen gleichzeitig als Stauraum, Sofa und Bett. Von der Restaurierung bis zur Einrichtung arbeitete Moretti Hand in Hand mit ihrem Sohn. Außen wurde der Caravan in Mitternachtsgrün gestrichen, um ihn ganz mit der Natur in Einklang zu bringen. Innen ließen die beiden die Sitzbänke mit doppelten Gaddiposh-Matratzen beziehen und legten komfortable Kissen aus hellgrauem und anthrazitfarbenem Leinen darauf. Der Sohn hatte sich einen Himmel gewünscht und deshalb eine Wolkentapete
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Streetart Leben
Te x t Emmanuele Ocleppo
Paola Moretti erfüllte ihrem Sohn s e i n e n g r ö ß t e n Tr a u m : e i n e n e i g e n e n Wohnwagen inmitten der wilden N a t u r, i r g e n d w o i n d e r To s k a n a .
Produktion Paola Moretti Fotos To m M a n n i o n
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Streetart Leben
Schau uns in die Augen, Kleiner! Piero Fornasetti war fasziniert von Eulen; sein Fries „Nottambule“ mit Dutzenden der nachtaktiven Vögel ziert den Wohnwagen. Decken und Fronten (auch li. S.) schmückt der Wolkenhimmel „Nuvolette“, beide entworfen für Cole&Son.
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Streetart Leben Sattelt die Pferde, wir ziehen weiter! Orso (unten), der Sohn von Paola Moretti, ist ein Pferdenarr – entsprechend präsent sind die Tiere nicht nur vor, sondern auch in seinem Wohnwagen (li.). Der Gewitterhimmel dort kann echte Abenteurer auf ihrem Treck nicht schrecken.
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bekommen, die Barnaba Fornasetti nach einer Zeichnung seines Die Natur ringsumher, die ausgesuchten Materialien und die ProVaters Piero entworfen hat. Dazu gesellen sich zahllose Eulenmo- portionen des Caravans verleihen diesem kleinen Zuhause eine tive, die perfekt zur Naturverbundenheit von Mutter und Sohn fast magische Atmosphäre. Es ist ein Ort, an dem Innen und Aupassen. Als alles fertig war, wurde der Wohnwagen an einen gut ßen, Alt und Neu, Licht und Farben harmonisch zusammenfinden. versteckten Standplatz gebracht. Er ist nur zu Fuß über einen Pfad Ein Idyll, das Raum für Natur und Stille lässt und in dem nichts so im Gebüsch erreichbar, der durch einen dichten Kiefernwald am müßig ist wie die Frage, ob nun die traumhafte Landschaft der Meeressaum entlangführt. Um den Caravan herum grasen Pferde: Maremma schöner und verheißungsvoller ist oder das imaginierte Der junge Hausherr ist ein absoluter Pferdenarr. Abenteuerland. Der Wohnwagen ist wie eine Zauberkapsel, die jeNichts macht mehr Spaß, als ein aus einer Laune heraus ge- den zum Reisenden und Glücksritter macht. Er ist ein Haus auf borenes Projekt mit seinem begeisterten Kind zu realisieren, das Rädern, in dem man jederzeit von Ort zu Ort ziehen kann wie ein gleichzeitig Auftraggeber und Assistent, Handwerker und Kom- rastloser Vagabund. Auch wenn man selbst ganz klein ist und die pagnon ist. Orso liebt es, durch die Gegend zu vagabundieren, Räder womöglich fürs Erste noch stillstehen. und so symbolisiert auch sein Wohnwagen den verheißungsvollen Traum eines Nomadenlebens: die Möglichkeit, sich überall ein eigenes, unverwechselbares Refugium zu schaffen; ein mobiles Anwesen, das mit allem möglichen Komfort und lauter Lieblingsstücken ausgestattet ist. Manchem Erwachsenen mögen die sechs Quadratmeter Lebensraum vielleicht etwas beengt vorkommen, doch für einen fantasiebegabten Heranwachsenden braucht das Paradies gar nicht größer zu sein, um ihm unbegrenzte Möglichkeiten zu eröffnen. Die ganze Welt steht einem hier sperrangelweit offen und das Beste: Sie beginnt gleich vor der Tür. Unter dem Fenster auf der rechten Seite hat ein fest installiertes Bett Platz, für gelegentliche Gäste (auch junge Desperados brauchen hin und wieder noch Nestwärme) lässt sich die umklappbare Sitzbank in der Essecke in ein bequemes Doppelbett verwandeln. Der rote Filikli-Vintage-Teppich hingegen ist für den treuen Hund Bel Ami reserviert. Ausgestreckt in seinem fahrbaren Zuhause liegt der Cowboy und beobachtet das Spiel der Wolken, die sich im Plafond zu dramatischen Gebirgen türmen. Die Einrichtungsgegenstände wiederum – von modern bis antik – erzählen von Begegnungen mit unterschiedlichen Kulturen und von abenteuerlichen Reiserouten. Es gibt Vintage-Porzellan für Tee-Connaisseure und Wasserkessel aus einem Souk, gläserne Solarleuchten, Designobjekte in der Miniaturküche, und auch eine Pinocchio-Marionette mit blauen Augen zählt zu den Reisegefährten.
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Schaffell und Hasenteppich – und eine Riesenkanne Kaffee (oder Kakao) für die durstigen Ranger. Der Caravan in Mitternachtsgrün passt sich gleichermaßen in die Wildnis der Maremma und ins Reich kindlicher Fantasien ein. Hier ist man ganz mit sich und der Natur im Reinen, ein Ort, an dem die Freiheit vollkommen ist. Kontakt über paolamoret ti.eu
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Streetart Mobil
Gummi geben am Hufeisenweg Naples, Florida, ist die Heimat des Revs Institute mit der S a m m l u n g d e r F a m i l i e C o l l i e r. U n d d i e i s t i n S a c h e n berühmte Rennautos die vielleicht beste Adresse der Welt.
Den Lotus 23 („Giant Killer“) konstruierte Colin Chapman 1962, um die Ferraris, Aston Martins und Porsches zu schlagen, die den Nürburgring bis dahin dominiert hatten. Die Mission verlief erfolgreich. Oben: ein Vanwall von 1958 mit 262 PS aus der Formel 1. revsinstitute.org
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Fotos: Peter Harholdt
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„Le Monstre“: Briggs Cunningham, ein Freund der Colliers, trat mit diesem aerodynamisch optimierten Cadillac 61 (g. o.) 1950 in Le Mans an – und erntete maßloses Erstaunen. Darunter einer der 13 gebauten Porsche 908/3 aus dem Jahr 1971.
ier, zwischen kleinen Teichen, dem Country- und dem Golfclub, fallen die niedrigen grauen Hallen am Horseshoe Drive etwas aus dem Rahmen. Doch der Eindruck täuscht. In den autoverrückten USA gilt die Collier Collection als wertvollste Sammlung historischer Rennwagen im ganzen Land. Die Mitglieder der Collier-Familie Autonarren zu nennen wäre untertrieben – sie gehören zu denen, die andere dazu machen. Um 1930 importierte Miles Colliers Großvater den ersten MG aus England in die Staaten, und der Vater des heute gut 80-Jährigen gründete mit seinem später auf der Rennstrecke tödlich verunglückten Bruder Sam einen der ersten Automobilclubs der USA, den Automobile Racing Club of America. Die Sammlung des Revs Institute in Naples, Florida, verdankt ihren Ursprung einem glücklichen Moment vor mehr als 30 Jahren, als Miles Collier den automobilen Bestand eines Freundes der Familie, des Konstrukteurs und Rennfahrers Briggs Swift Cunningham, erwarb. In den folgenden Jahren wurde die Kollektion arrondiert, sodass Besucher nunmehr rund 100 Autos aus der Zeit von 1896 bis 1995 besichtigen können. Neben Kuriositäten wie einem DDR-Trabant oder einem VW Käfer von 1956 mit 183-PS-Porsche-
Man sieht es ihm nicht auf Anhieb an, aber der Motor des babyblauen Mors aus dem Jahr 1908 (g. o.) hat 12,5 Liter Hubraum. Oben: Diese Kurven! Und der Swoosh erst! Der 1937er Delahaye sollte der Konkurrenz die Schau stehlen. Er tut es bis heute.
motor sind die meisten echte Renner, die sich durch zwei Eigenschaften auszeichnen: Sie sind fast surreal perfekt gepflegt und extrem selten. Zu den Höhepunkten der Sammlung zählen der erste Ferrari, der je in den USA verkauft wurde, und ein Mercedes „Silberpfeil“ von 1939, den das Museum der Daimler AG in Stuttgart vermutlich auch gern hätte. Da ist der Cadillac der Serie 61 von 1950, den sie in Le Mans bloß „Le Monstre“ nannten – wer ihn sieht, ahnt, warum. Und da sind Bentley Speed Six, Supercharged und Super Sport, ein sensationeller Duesenberg Model J und ein ebenso grandioser Packard Twelve Sport Phaeton: alles Autos aus einer Epoche, in der die Karosserien noch von Hand aus den Blechen geschlagen wurden und man Zylinderköpfe, Zündkerzenhalter und Auspuffrohre erst einbaute, nachdem sie aufwändig verchromt waren. In der Collier Collection befinden sich auch Lancia, Cisitalia, Vanwall, Hispano-Suiza; klangvolle Namen einer großen Ära des Automobilbaus. Und weil Miles Collier ein Mann ist, der genau weiß, was er tut, hat er auch Porsche – von keinem Hersteller besitzt das Revs Institute mehr Fabrikate, darunter den 550, den ersten Porsche-Racer überhaupt. Man muss sicher nicht jedes Automuseum der Welt besuchen. Die Collier Collection aber ist die Reise wert, so weit sie auch sein möge. Denn hier gibt es nur das Beste vom Besten. ▲
Te x t U l r i c h C l e w i n g
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Streetart Kunst
American Beauty Der Fotograf Gregory Halpern zeigt Los Angeles u n g e f i l t e r t : e i n e Tr a u m s t a d t v o l l e r B r ü c h e , i n d e r H o f fnun g un d Ve r z we iflun g n a h b e ie in a n d e rlie g e n.
Fotos Gregory Halpern
Fotos: © Gregory Halpern 2016 courtesy Mack
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Streetart Kunst
Endstation d e r Tr ä u m e Er hat es gehasst, anfangs, das Aufgesetzte, das Ausgedehnte, die Morbidität dieser Stadt. „Los Angeles ist unmöglich zu verstehen: so massiv, so verwirrend, so schön, harsch und fremd. Es fordert dich geradezu heraus“, sagt der Fotograf Gregory Halpern. In seinem Buch „Zzyzx“ fängt er betörende Bilder ein – von Ost nach West, ohne Anspruch auf Wahrhaftigkeit. „Fotografie besetzt einen Raum zwischen Realität und Fiktion, sie legt sich nicht fest.“ Halperns L. A. ist mehr Idee als Stadt, ein Ankunftsort ohne Vergangenheit oder Zukunft, wo jeder allein ist mit sich und seinen Träumen. FS
Fotos: © Gregory Halpern 2016 courtesy Mack
Mack, 128 Seiten, 35 Pfund
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Wo die Intelligenz auf der Straße liegt Vo n we g e n b l o ß A s p h a l t: zehn visionäre Ideen, die aus d e n s m a r te n Ve r ke hr s we g e n von morgen multifunktionale Kommunikationswunder machen.
Illustration WRK
1 Leuchtende Bäume? Könnten Straßenlaternen ersetzen. Davon ist der niederländische Designer Daan Roosegaarde überzeugt – seine Idee: Glühwürmchengene in Pflanzen-DNA einzuschleusen!
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2 Radwege, die tagsüber UV-Strahlen absorbieren und nachts Licht abgeben, gibt es bereits in Cambridge, Eindhoven und dem polnischen Lidzbark Warmiński. Strom braucht es dafür keinen. 3 Eine Straße, die vor Glätte warnt: Möglich machen das temperaturempfindliche Farbschichten, die bei Kälte die Farbe wechseln – oder Gefahrensymbole sichtbar werden lassen.
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4 Durch Bewegungssensoren gesteuerte Straßenlaternen sind einfach umzusetzen, als vernetztes System aber überaus komplex. So ließe sich Strom sparen und dem Lichtsmog begegnen. 5 Brauchen wir in Zukunft überhaupt noch Straßen? Wahrscheinlich schon, auch wenn sich ein Teil des Verkehrsaufkommens künftig auf Drohnen verlagern ließe, die auch Personen transportieren. 6 Das Auto der Zukunft fährt elektrisch und mehr oder minder autonom, vor allem aber kommuniziert es permanent mit der smarten Straße und lässt sich staufrei ans Ziel navigieren. 7 Woher kommt eigentlich der Strom, der Elektroautos durch die Gegend bewegt? Zum Beispiel aus Solarzellen als Straßenbelag der Zukunft. Knackpunkt: die Haltbarkeit bei täglicher Belastung. 8 Induktionsspulen im Straßenbelag laden Elektroautos während der Fahrt drahtlos auf. Aktuell erreicht die Technologie allerdings noch nicht den Wirkungsgrad direkter Kabelverbindungen. 9 Sensoren in der Straße der Zukunft erfassen in Echtzeit Verkehrsdichte, Ladezustände, Geschwindigkeit, Unfälle und Kollisionen und senden Steuersignale an passierende Autos. 10 Wie die gesammelten Daten in der Straße weitergeleitet werden? Vielleicht über die Glasfaserkabel, die heute schon in vielen Strecken integriert sind und das Rückgrat des Internets bilden.
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Streetart Vision
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Foto: Sebastian Maass
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Streetart Kunst
Ein Fall für zwei Die Fotokünstlerin Irene Kung entführ t den neuen Elfer a u f e i n e R e i s e u m d i e W e l t : v o n P i n g y a o n a c h N e w Yo r k , durch schneebedeck te Berge und karges Wüstenland. Interview Florian Siebeck
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Fotos Irene Kung
Wie hat man sich das konkret vorzustellen? Als Malerin habe ich immer mit Ebenen gearbeitet. Bilder gemalt, so überdeckt, dass nur schemenhafte Rückstände blieben, wieder übermalt, einige Elemente hervorgehoben und andere kaschiert. Wenn man weiß, was man erreichen will, ist es gar nicht schwer, hre Bilder wirken wie Gemälde, sind aber Fotografien. Fühdiese Technik auf die Fotografie zu übertragen. Das Digitale habe len Sie sich eher der Malerei oder der Fotografie verbunden? Meine Mutter war Malerin, und als Kind habe ich ihr gern zuge- ich mir selbst beigebracht, es funktionierte intuitiv. Ich habe die sehen. Wie glücklich sie beim Malen war und wie sie in sich ruh- Arbeitsweise der alten Meister auf Fotografien übertragen. Und te, das faszinierte mich. Mein Vater, ganz Schweizer, hielt die Ma- zufällig entstand dabei ein eigener Stil. lerei allerdings nicht für einen erstrebenswerten Beruf. Ich habe Ihre Fotografien wirken wie Fenster in eine andere Realität. also als Grafikdesignerin gearbeitet und erst später Malerei in Ich glaube, ein Künstler hat die Chance, den Menschen das zu geRom studiert. Von Piero della Francesca, Caravaggio und Tizian ben, was ihnen fehlt. Ihnen das Träumen zu ermöglichen, auf eine habe ich gelernt, mit Licht zu arbeiten. Nebenbei fotografierte ich, positive, intime Art und Weise. Träumen ist wie Meditation: Man bis mir die Galeristin Valentina Bonomo riet, mich stärker der Fo- findet sich selbst wieder und kann dann gestärkt in die Welt hitografie zu widmen. In meinem Kopf bin ich noch heute Malerin, nausgehen. Ich suche nach Antworten auf das Chaos da draußen, aber ich nutze die Kamera wie einen Pinsel. will es nicht ignorieren, aber einen temporären Fluchtweg schaffen.
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Ein Auto für alle Lebenslagen: der Porsche 911 in New York (o.) und in den Schweizer Bergen (li. S.).
Sie inszenieren meist Gegenstände wie Persönlichkeiten. Der Schriftsteller Italo Calvino hat geschrieben: „In einer Stadt genießt man nicht die sieben Weltwunder, sondern die Antwort, die sie auf deine Fragen geben.“ Ich stehe also vor einem Objekt und versuche, meine rationale Seite abzuschalten. Zu fühlen, was ich in dem Objekt sehe. Das ist Übungssache. Man fühlt sehr viel, wenn man nicht denkt. Dann arbeite ich an einem Bild, bis es dem gleicht, was ich in dem Moment gefühlt habe. Alle großen Maler haben das so gemacht, ich habe das nicht erfunden. Ich verstärke die Wirkung eines Objektes, indem ich die Wirklichkeit verändere. Ich will nicht die Realität zeigen, sondern das, was ich fühle. Für Lumas haben Sie gerade den Porsche 911 inszeniert. Wie kam das? Ich habe großen Respekt vor Lumas. Sie sind die weltgrößten Editoren für zeitgenössische Fotografie – und fragten mich seit zehn Jahren, ob ich nicht mit ihnen zusammenarbeiten will. Aber ich habe mich dem nie gewachsen gefühlt. Letztes Jahr rief mich Kreativchef Gunnar Wagner an und sagte: „Jetzt machst du’s aber!“ Als ich erfuhr, dass es um ein Projekt mit dem 911er geht, habe ich gleich zugesagt.
Ein verzögerter Schnellstart. Wieso ging es plötzlich? Weil ich den Porsche 911 schon immer geliebt habe. Sobald du drin sitzt, wirst du eins mit dem Auto. Du sitzt fast auf dem Boden, lässt den Motor an, spürst dieses tiefe Knurren. Es ist ein wahnsinniges Gefühl, mit dem Wagen durch einen Tunnel oder in eine Kurve zu fahren. Da spielt es gar keine Rolle, wo das Ziel ist. Das Autofahren wird zum Erlebnis. Wenn du in einem 911 sitzt, fühlt es sich an, wie mit dem besten Freund unterwegs zu sein. Und was macht man mit dem besten Freund? Auf Weltreise gehen! Ich wollte zeigen, dass dieses Auto überall perfekt ist: von den schneebedeckten Bergen bis in die Wüste, vom chinesischen Dorf bis zur amerikanischen Großstadt. Es gibt Fotos, da weiß man schon beim Abdrücken, dass sie gut werden, man fühlt das einfach. Das war auch hier so. Der 911 ist nicht nur eine Stilikone, sondern eine sinnliche Schönheit, deren Design sich stets entwickelt, deren Charakter sich aber immer treu bleibt. Meine Bilder sind erzählerisch, das haben sie mit Gemälden gemein. Sie sind wie Filmszenen, deren ganze Geschichte sich der Betrachter selbst ausmalen kann. ▲
Porträt: Courtesy Irene Kung
Beide Fotos gibt es ab Februar über l u m a s . d e . Irene Kung (u.) lebt in einem Bergdorf im Berner Oberland.
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Streetart Vision
Die Zukunft von gestern Mit Weitsicht und unerschütterlichem Optimismus imaginierte Norman Bel Geddes 1939 ein automobiles Übermorgen – die Geschichte des Futurama. Te x t A n d r e a s K ü h n l e i n
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Eine Million Bäume, gut halb so viele individuell gestaltete Gebäude (links), dazwischen etwa 50 000 Autos auf den bis zu 14-spurigen Schnellstraßen – Norman Bel Geddes’ Futurama (li. Seite) war schon im Modell ein einziger Superlativ auf rund 4000 Quadratmetern.
Fotos: The Life Picture Collection (2), Archive Photos/Getty Images
Das Auto-Utopia in Auftrag gegeben hatte General Motors (u. die Modellzentrale) – nicht zuletzt, um die Besucher von den Vorzügen eines Systems von Staatsgrenzen überschreitenden Highways, den Interstates, zu überzeugen, die heute die gesamten USA durchziehen.
I m April 1939 stellte sich in New York „The World of Tomorrow“, die Welt von morgen, einer begeisterten Öffentlichkeit vor. Hauptattraktion dieser 25. Weltausstellung: Norman Bel Geddes' Futurama, utopisches Zukunftsszenario und Vision eines ganz und gar dem Menschen, das heißt vor allem dem Automobil, gerechten Amerika. Mit eindeutiger Agenda: Auftraggeber des Projekts war General Motors, Zeithorizont das Jahr 1960. In diesen zwei Jahrzehnten sollten sich die Metropolen der Welt und das Konzept von Mobilität radikal verändern. Eigentlich war Norman Bel Geddes Bühnenbildner; mit Futurama bereitete der Designer als einer der Ersten seiner Zunft der
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Flugshow mit 2 km/h (o. re.): Vom 360-GradPanorama der Kunstgeschichte übernahm Futurama das griechische horama, die „Sicht“, und fügte die – bewegte – Vogelperspektive hinzu. Das Modell re. umfasste alle wesentlichen Landschaftszonen der USA: Täler und Berge, Wüsten, Wälder – und natürlich Großstädte.
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gezogenen Kanten der Straßen halten die ferngesteuerten (!) Autos wie in einer Kugelbahn von selbst in der Spur, Staus sind Vergangenheit, alles ist windkanaloptimiert und immerzu in Bewegung, selbst die Architektur der etwa 500 000 mit rasanter Geste dazwischengesetzten Miniaturbauten. In Bewegung waren indes auch die Betrachter, die der Designer in eine über dem Modell thronende verglaste Kanzel setzte. Mit etwas über zwei Stundenkilometern kreiste sie über der verheißungsvollen Stadtlandschaft, auf die die Besucher wie aus einem Flugzeug herabsahen – dass die meisten von ihnen nie ein solches von innen gesehen hatten, mag die Wirkung noch verstärkt haben. Jedenfalls wurde die Reise in die Zukunft von der überwältigenden Mehrheit als die Attraktion schlechthin auf jener Weltausstellung 1939 beschrieben. Und in
Fotos: The Life Picture Collection (2), Bettmann Archive/Getty Images
Welt selbst eine eindrucksvolle Bühne. Bel Geddes’ Zukunft war immer eine strahlende, in der blitzende Streamline-Karossen durch futuristische Citys gleiten und aerodynamische Radiogeräte Nachrichten von Prosperität und Aufschwung in amerikanische Haushalte tragen. Nebenbei entwarf er Kühlschränke, Baseballstadien und ein monumentales Flugboot mit Orchestersaal. Irgendwo zwischen Weitsicht und Größenwahn erwies sich Bel Geddes, der in seiner Jugend als Zauberkünstler aufgetreten war, als geborener Verkäufer, vor allem seiner eigenen Träume. Der einfachste Zeitgenosse soll der Vater von „Miss Ellie“ Barbara Bel Geddes nicht gewesen sein, weder für die in besten Zeiten 75 Mitarbeiter seines Büros noch für seine Kunden. Sich selbst verstand er weniger als Dienstleister denn als Visionär, doch genau als solchen hatte ihn General Motors auch engagiert. Einen kühnen Blick in die Zukunft sollte er werfen, aber einen, der durchaus greifbar schien. Und dem staunenden Publikum nebenbei die neuen Highways, deren Staub und Baulärm es in den kommenden Jahren würde ertragen müssen, als direkte Wege in eine bessere Zukunft schmackhaft machen. Eine Vorlage lieferte Bel Geddes selbst mit einem Werbespot, den er 1937 für die Shell Oil Company gedreht hatte, freilich in ungleich kleinerem Maßstab. Sein Futurama entwirft in einem gigantischen Modell die ideale Stadt – oder das, was General Motors und Bel Geddes damals dafür hielten: Breite Autobahnen mit schwungvollen Abfahrten und schwindelerregenden Kreuzungen durchziehen eine glitzernde Metropole aus schlanken Hochhäusern wie Adern, in denen ein unablässiger Strom erdölgetriebener Mobilität pulsiert. Die hoch-
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In der verkehrsoptimierten Stadt der Zukunft (li.) gibt es keinen Stillstand, war Bel Geddes überzeugt. Und ließ auch die Fußgänger nicht zu kurz kommen – er verlegte sie einfach eine Etage nach oben. Lärm und Abgase ein Stockwerk tiefer simuliert das Modell freilich nicht.
„Im Design von Highways kommt es auf vier Dinge an: Sicherheit, Komfor t, Geschwindigkeit u n d Ö k o n o m i e .“
vielem sollte Bel Geddes recht behalten, nur nicht in seiner Bewertung. Denn Städte werden, wie sich zeigen sollte, eben nicht durch Highways allein zusammengehalten. Der Visionär, der die Bühne des Designs mit einem selbstbewussten Tusch betreten hatte, verschwand von ihr in aller Stille. Als er 1958 gerade 65-jährig starb, war er beinahe vergessen, sein Büro geschlossen, und der Streamline-Stil, den er mitgeprägt hatte, begann, anderen Formen zu weichen. Seine Träume hatte er vielleicht gar zu eigensinnig verfolgt, sein motorisiertes Amerika aber war Alltag geworden – und ist es bis heute. ▲
Norman Bel Geddes
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Streetart Kunst
ARCHITECTURAL DIGEST erscheint in der Condé Nast Verlag GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München
Condé Nast International Chairman and Chief Executive Jonathan Newhouse President Wolfgang Blau
The Condé Nast International Group of Brands includes Großbritannien Vogue, House & Garden, Brides, Tatler, The World of Interiors, GQ, Vanity Fair, Condé Nast Traveller, Glamour, Condé Nast Johansens, GQ Style, Love, Wired, Condé Nast College of Fashion & Design, Ars Technica Frankreich Vogue, Vogue Hommes, AD, Glamour, Vogue Collections, GQ, AD Collector, Vanity Fair
Leicht hat es Vardø nicht gerade. Die kleine Fischerstadt am äußersten Nordostzipfel Norwegens, gleich vis-à-vis von Russland, liegt zwei Monate lang in der Dunkelheit der Polarnacht, die Bevölkerung schrumpft, viele Häuser stehen leer. Was Vardø für zwei Gruppen allerdings zum Paradies macht: Vogelliebhabern ist die „Wolfsinsel“ ein Pilgerort. Und für Sprayer – gebaute Leinwand. Seit 2012 organisiert der norwegische Künstler und Kurator Pøbel (das mural u. ist von ihm selbst, das in die Fassade gesprengte Bild o. von Vhils alias Alexandre Farto) hier in unregelmäßigen Abständen das „Komafest“, ein internationales Streetart-Gathering, das die Stadt vielleicht noch nicht voller, aber doch schon sehr viel bunter gemacht hat. AK komafest.com, visitvardo.com
Deutschland Vogue, GQ, AD, Glamour, GQ Style, Wired Spanien Vogue, GQ, Vogue Novias, Vogue Niños, Condé Nast Traveler, Vogue Colecciones, Vogue Belleza, Glamour, AD, Vanity Fair Japan Vogue, GQ, Vogue Girl, Wired, Vogue Wedding Taiwan Vogue, GQ, Interculture Mexiko und Lateinamerika Vogue Mexico and Latin America, Glamour Mexico, AD Mexico, GQ Mexico and Latin America Indien Vogue, GQ, Condé Nast Traveller, AD
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Condé Nast USA President and Chief Executive Officer Robert A. Sauerberg, Jr. Artistic Director Anna Wintour
Bekanntmachung gemäß Art. 8 Absatz 3 Bayerisches Pressegesetz: Alleinige Gesellschafterin der Condé Nast Verlag GmbH ist die Condé Nast International Ltd., London, UK, deren alleinige Gesellschafterin die Condé Nast International Inc., USA ist.
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Fotos: Tormod Amundsen/Biotope
North by Northeast
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