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6. Mai 2012 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

10/2012 Kantate

Warum Singen mehr ist als nur Gesang Wegweisend n

Was andere 端ber das EmK-Gesangbuch sagen. Seite 3

Mitdenkend n

Wie die Kirche zum Gasthaus wird. Seite 10

Aufweckend n

Warum Aktionismus nicht zum Ziel f端hrt. Seite 11


2 ::: Editorial

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0

kurz gesagt Bischöfin Rosemarie Wenner

Dass arme Familien beim ge-

ist jetzt offiziell Präsidentin des Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen ­Kirche (EmK). Die 56-Jährige ­wurde bei der EmK-­ Generalkonferenz in Florida in ihr Amt eingesetzt. Ihr Vorgänger, Bischof Larry Goodpaster, wünschte ihr Gottes Segen in der neuen Aufgabe. Mit Wenner ­übernimmt erstmals eine Frau von außerhalb der USA ­dieses Amt. Als Präsidentin leitet sie die Sitzungen des ­Bischofsrats, dem

planten Betreuungsgeld leer ausgehen sollen, ruft erneut die Opposition auf den Plan. Offenbar gelte für Hartz-IV-Empfänger nicht, was für andere Eltern gelte, nämlich, dass mit dem ­Betreuungsgeld ihre Erziehungsleistung anerkannt werden solle, kritisierte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dagmar Ziegler. Das Betreuungsgeld ist auch koalitionsintern umstritten. Es soll ab 2013 an Mütter oder Väter gezahlt werden, die ihre Kinder von einem bis drei Jahren nicht in eine staatlich geförderte Betreuungseinrichtung geben. Kindergärten sind noch immer

eine Frauendomäne: Zwar arbeiten inzwischen rund 16.700 Männer in Kindertageseinrichtungen – das sind 50 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren –, ihr Anteil an allen Beschäftigten beträgt aber gerade mal 3,6 Prozent.

alle ­aktiven und pensionierten ­Bischöfe der weltweiten EmK angehören. Das ­Gremium tagt zweimal im Jahr und vertritt dabei die Generalkonferenz.

Handy an im Gottesdienst – Der Sender Bibel T V darf ab

Juli bundesweit ein Radioprogramm über den neuen digitalen Standard DABplus übertragen. Das hat die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Medien­ anstalten beschlossen. Die ­Lizenz wurde für zehn Jahre vergeben. Die Bibel TV ­Stiftung mit Sitz in Hamburg verbreitet bereits die bundesweiten Fernseh­ spartenprogramme Bibel TV über Satellit und tru: young television im ­Internet.

dazu ermuntert die WillowCreek-Gemeinde, in South Barrington bei Chicago ihre Besucher. Pressesprecher Ted Allen Miller macht es vor: »Während des Gottesdienstes schlage ich im ­Internet die Bibelverse der Predigt nach und lese den Kontext.« Er fühle sich dabei nicht mehr geächtet. Vielmehr ­zeige sein Verhalten gesteigertes Interesse. Laut Miller plant Willow-Creek, eigene Mini-Programme (Apps) für die ­Geräte zu entwickeln. Quellen: kie/epd/idea

unterwegs 10/2012 10/2012 ::: ::: 6. 6. Mai Mai 2012 2012 unterwegs

foto: UMNS

Noch immer neu Das erste Lied spricht aus, worum es geht: »Mein Mund besinge tausendfach den Ruhm des Herrn der Welt.« Alles beginnt mit dem Lob Gottes. Ganz programmatisch wurde dieses Lied von Charles Wesley das Lied mit der Nr. 1 im neuen Gesangbuch unserer Kirche. Es ist zwar schon zehn Jahre alt, aber ist immer noch neu. Zwei Dinge begeistern mich an unserem Gesangbuch: Wir haben viele Lieder von Charles Wesley wiederentdeckt und damit unsere Tradition belebt. Im Osterlied »Christ der Herr ist auferstanden« (EM 224) steckt mich die Osterfreude immer wieder an. Die Bitte »Liebe, komm herab zur Erde« (EM 323) ist immer noch aktuell und spricht aus, was wir erhoffen. Bei ökumenischen Gottesdiensten erlebe ich, wie Geschwister aus anderen Kirchen viele Lieder unseres Gesangbuches gerne mitsingen. Was ich zweitens schätze, ist die Vielsprachigkeit unseres Gesangbuches. Wenn Gäste aus anderen Ländern und Kontinenten auf Englisch in unserem Gottesdienst mitsingen, dann ist das gesungene Gastfreundschaft. Übrigens, kennen Sie schon alle Lieder aus dem neuen Gesangbuch? Einige Schätze wollen noch gehoben werden. Mehr zum neuen Gesangbuch und wie es dazu kam in dieser Ausgabe. Viel Freude beim Lesen und ­ Singen wünscht ihnen Michael Putzke


Titelthema: Singt! ::: 3

Eine Perle in Griffweite Von Anfang an spielte das Singen eine zentrale Rolle im Methodismus – Lieder waren und sind ein starkes missionarisches Instrument. Entsprechend wichtig sind auch die Gesangbücher. Einen bedeutenden Impuls hat das neue Gesangbuch der EmK für den deutschsprachigen Raum gegeben, das vor zehn Jahren erschienen ist. Es wird nicht nur in unseren Gemeinden, sondern auch über die Kirchengrenzen hinaus von Kirchenmusikern und Liedexperten geschätzt. Hartmut Handt, der maßgeblich zum Entstehen des neuen Gesangbuchs beigetragen hat, hat einige Stimmen gesammelt.

Foto: Volker Kiemle

h blätteesangbuch, ic Ein schönes G kumeniSeine (welt-)ö re gern darin: in Se e klare reichert mich. sche Weite be überzeugt Ausrichtung doxologische e Rubrizieir ungewohnt mich. Seine m ken, auch h Neues entdec rung lässt mic n. Seine h Altbekannte im vermeintlic d Bilder, k auf Texte un Vielfalt im Blic m t ich und formen erfreu Töne und Sing e Lust, das wieder neu di weckt immer n – am gen zu bringe alles zum Klin men mit ande liebsten zusam ht n. So entste ren Mensche uch Gemeinde. durch dieses B ninger, KirDorothea Mon in Frankfurt chenmusikerin itarbeiterin am am Main, M Gesangbuch Evangelischen in eschäftsführer (EG) und G Begleitwerk der Arbeit am zum EG.

Lieder regen das Denken ebenso wie das Empfinden an und verbinde n sich beim gemeinsam en Singen intens iv mit persönlichen Erin nerungen und Vo rstellungen. Gut, wen n ein Gesangbuc h Fe nster und Türen hat, die auch neue Blic kwinkel und Betracht ungsweisen ermög lichen. Mir gefallen am EmK-Gesangbuc h deshalb ganz besond ers die gut ausgew äh lten Bildwerke und ly rischen Kurztexte zwischen den Lieder n, die immer wie der über den eigenen Erfa hrungshorizont hi nausweisen, inspirieren de Anstöße gebe n und die Sinne für über raschende Perspe kt iv en und Deutungen öf fnen. Susanne Brandt, Dipl.-Musikbiblio thekarin, Kulturwiss enschaftlerin, Lied er m cherin und Autor ain, Mitglied der G ruppe TAKT.

Mich fasziniert die du rchgehende Vierstimmi gkeit – Einladung an Chöre, sic h in den Gottesdienst ein zu bringen und das Buch zum Basis-Chorbuch zu ma chen. Gut die durchgehende Au stattung mit Akkordv orschlägen. Die Mischung aus alten , bewährten und neuen geistlichen Liedern stimmt, auch ver schiedene Frömmigkeit srichtungen sind gut berücksi chtigt. Manche Perlen au s fernen Ländern (zum Beispiel Nr. 381) habe ich ers t hie r entdeckt. Schön die Bildk unstwerke, die abgedruc kt sind. Das Layout ist stilsiche r. Es ist ein sehr ökumen isches Gesangbuch, in dem unterschiedliche konfessionelle Traditionen zusamme nfließen, ohne dass das eigene methodistische Profil verloren geht. Dr. Peter Bubmann, Pr fesosor für Praktische Theo logie an der Universität Erlan genNürnberg und nebenberuflic Kirher chenmusiker.

gbuch Was mir am EmK-Gesan besonders gefällt … s katholih hat auch au uc gb an es -G eben »tyDas EmK Stellenwert. N n he ho n ne ei gemeinsascher Sicht det man die fin n ge än es n. Die pischen« G tigen Fassunge ül rg te us m in r jede/n men Lieder ein »Muss« fü nd si e tz Sä hOrientieGesangbuc enmusiker/in: ch ir K n e/ rt ch) Korambitionie ebenenfalls au eg (g – ab st entalbuch, rung – Maß r das Instrum fü ch au lt gi s zung. In rektur. Die petente Ergän om -k rt ie im en EmKeine kompr stehen die beid nk ra ch rs he meinem Büc ! s in Griffweite ikEditionen stet ls, Kirchenmus ue re K s ia th at M f. In ro n sche KMD P en) Dt. Liturgi ch lis ho at n(k ei m Referent im der Arbeitsge Co-Sekretär ). L Ö stitut Trier, (A isches Liedgut schaft Ökumen


4 ::: Titelthema: Singt!

Für die Freude am Singen Der Chor war jahrzehntelang ein fester Bestandteil der Gemeindearbeit. Inzwischen ist das längst nicht mehr selbstverständlich. Über die Gründe dafür und die Zukunft des Gemeindechors hat Volker Kiemle mit Bundeskantor Horst Krüger und Geschäftsführer Thomas Kraft vom Christlichen Sängerbund (CS) gesprochen. Welchen Stellenwert hat das Chorsingen in unseren Gemeinden? Thomas Kraft: Man kann bestimmte Tendenzen erkennen. So gibt es etwa dort, wo eher eine traditionelle Gemeindearbeit gemacht wird, auch eher aktive Chöre. In der EmK ist das etwa im Gebiet der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz (OJK) der Fall, wo der CS viele Mitgliedschöre hat. Dort, wo sich in den letzten Jahrzehnten die geistliche und musikalische Kultur der Gemeinden stark verändert hat, ist auch die Zahl der Chöre zurückgegangen. Das gilt etwa für die Freien evangelischen Gemeinden. Was tut der CS, um den Chorgesang zu fördern? Horst Krüger: Vor allem durch das praktische Singen mit den Chören und eine Chorliteratur, die auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Chöre zugeschnitten ist. Dabei reagieren wir immer auf das, was die Chöre können und brauchen. Thomas Kraft: Die Hauptarbeit läuft aber an der Basis. Wenn jemand da ist, der die Leute zum Singen begeistern kann, dann läuft auch was. Was macht das Angebot des CS einzigartig? Thomas Kraft: Noten und Schulungen bieten auch vie-

le andere an. Was uns sicher unterscheidet, ist die Ausrichtung auf Chöre in freikirchlichen Gemeinden mit ihrer besonderen Struktur: Sie arbeiten fast ausschließlich mit nicht professionell tätigen Musikern, sondern mit Leuten, die das ehrenamtlich machen und nicht die musikalische Ausbildung haben wie etwa landeskirchliche Kantoren. Hinzu kommt die besondere geistliche Kultur der Freikirchen. Horst Krüger: Unsere Literatur entsteht vor dem Hintergrund dessen, was wir in den Chören erleben. Natürlich wollen wir das Repertoire der Chöre erweitern, aber wir reagieren immer auf Gemeindestrukturen und theologische Richtungen. Wenn wir Stücke auswählen, haben wir dabei immer einen Chor vor Augen. Der Christliche Sängerbund Der Christliche Sängerbund (CS) wurde 1879 gegründet. Derzeit gehören dem CS rund 450 Chöre an – 240 aus der EmK, 150 aus den Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (EFG), 40 aus den Freien evangelischen Gemeinden (FeG) und einige aus landeskirchlichen Gemeinschaften. www.cs-vsg.de

Nichts geht über die Arbeit an der Chor-Basis, sagen Thomas Kraft (links) und Horst Krüger vom Christlichen Sängerbund (CS).

Wie sieht der typische Chor aus? Horst Krüger: Es gibt natürlich die klassischen Chöre, die auch Literatur aus dem Barock oder der Romantik singen. Auf der anderen Seite gibt es Chöre, die nur dreistimmig singen können und denen wir etwas Gutes tun. Und es gibt auch immer wieder Chöre, die neu anfangen und nur einstimmig mit Klavierbegleitung singen. Auch denen wollen wir Literatur bieten. In den 1980er Jahren gab es ja einen regelrechten Jugendchor-Boom. Was ist davon geblieben? Thomas Kraft: Ganz viele von denen, die damals zum Chorsingen gekommen sind, singen heute immer noch. Bei unseren Jugendchorhappenings etwa ist das Durchschnittsalter deutlich über 30 – da sind viele ehemalige Jugendchorsänger dabei. Generell aber ist Chorsingen Teil einer Freizeitkultur, die es ohnehin schwer hat: Verbindlichkeit, wöchentliches Üben, häufiges Singen im Gottesdienst, eine stabile Gruppe. Da steht Chorsingen immer stärker in Konkurrenz zu anderen Events und vor allem zu einer Lebensgestaltung, bei der Verbindlichkeit nicht mehr so im Vordergrund steht. Die Leute singen noch, aber sie sind eher bereit, sich in einem befristeten Projekt zu engagieren. Warum gibt es immer weniger Gemeindechöre? Thomas Kraft: Häufig funktioniert der Generationen-

wechsel in den Gemeindechören nicht mehr wie früher. Die Chöre leben in ihrer musikalischen Kultur, werden miteinander alt und irgendwann hört das dann auf. In der OJK gibt es noch immer in vielen Gemeinden verschiedene Chöre – Jugendchor, gemischter Chor, Männerchor, Kinderchor. Im Westen ist das selten.

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Titelthema: Singt! ::: 5

Horst Krüger: Man darf nicht vergessen, dass Chor-

stunde und Bibelstunde oft die einzigen Angebote der Gemeinde unter der Woche waren. Chorsingen war damit auch eine Möglichkeit zur geistlichen Betätigung – in der Übungsstunde und im Gottesdienst. Das hat sich nicht fortgesetzt. Auch in der Gesellschaft hat sich einiges verändert. Dass da einer vorne steht, der sagt, wo es langgeht, das wird nicht mehr so leicht akzeptiert. Man spielt lieber in der Band, wo Individualisten zusammen Musik machen. Aber das sind Einzelkämpfer, während im Chor alle zusammenkommen durften, die im Chor sein wollten. Was kann an die Stelle treten? Horst Krüger: Das ist schwer zu sagen. Klar ist:

Ohne Übung geht es nicht – sowohl beim Singen als auch in der Auseinandersetzung mit der Musik. Das schreckt viele ab. Chorarbeit klingt eben zu sehr nach Arbeit. Aber man kann sich den Reichtum der Musik und des Musizierens nur erschließen, wenn man sich damit intensiv beschäftigt. Das gilt auch für den geistlichen Aspekt des Singens. Man sollte auch kritisch hinterfragen, was man da singt.

Welche Rolle spielt dabei die Qualität? Horst Krüger: Singen im Gottesdienst ist zunächst

einmal Antwort. Deshalb durften früher im Chor alle mitsingen. Durch die vielen Tonaufnahmen sind unsere Ansprüche heute allerdings immens hoch. Unsere Stimmen sind in der Regel nicht so trainiert, dass wir diese Qualität liefern können. Wir sollten Gott auf jeden Fall das Beste geben, was wir können. Dafür müssen aber auch die Chorleiter und Musiker in der Lage sein, das für ihren Chor, ihre Band und ihre Gemeinde Passende auszuwählen. Thomas Kraft: Probleme gibt es ja vor allem da, wo ein Chor mehr versucht, als er kann. Bei guter Auswahl der Lieder und der Begleiter kann man das vermeiden. Hier bieten wir als Hilfe entsprechende Literatur und Schulungen an. Es muss also nicht immer der vierstimmige Chor ohne Begleitung sein? Horst Krüger: Es geht darum Gott zu loben. Wenn ein Chor aufgeben will, dann appelliere ich an die Fantasie: Wichtig ist, dass dieser Dienst erhalten bleibt – auch der Dienst einer chorähnlichen Gruppe, die sich nur auf die Fahne geschrieben hat, Gott zu loben. Das kann einstimmig zur Klavierbegleitung sein. Es geht auch mit weniger Aufwand – man muss nur Fantasie haben. Das gilt auch für ältere Sängerinnen und Sänger. Das Wesentliche ist, die Freude am Singen zu erhalten.

Foto: Volker Kiemle

Welche Bedeutung hat das Chorsingen für Christen? Horst Krüger: Singen im Chor ist eine sehr gute Möglichkeit, sich am Gottesdienst zu beteiligen. Ich gehe in den Gottesdienst, weil Gott mich einlädt und ich die Möglichkeit habe, in dieser besonderen Stunde Gott zu begegnen. Ich kann neu mein Bekenntnis sprechen oder singen, ich kann danken und klagen. All das kann ich im Chor natürlich sehr gut – eingebunden in eine Gruppe. Diese Möglichkeit, im Gottesdienst zu reagieren und zu agieren, die hat der einzelne Besucher doch sonst gar nicht. Der Chor wird zu selten als eine solche Möglichkeit genutzt.

Viele Gottesdienste sind aber doch eher als Angebot konzipiert ... Thomas Kraft: Das ist richtig. Ich finde aber, der Gottesdienst sollte wieder mehr Antwort- als Angebots­ chrakter haben. Der Anstoß dazu muss aber von den Theologen kommen, die Musik folgt hier nur.

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Im Gemeindechor geht es zuallererst darum, Gott zu loben.


6 ::: Titelthema: Singt!

Zurück zu den Wurzeln: 10 Jahre neues Gesangbuch Am Erntedankfest 2012 jährt sich zum zehnten Mal der Tag, an dem die Gemeinden unserer Kirche im deutschsprachigen Europa aus ihrem neuen Gesangbuch singen konnten. Wir blicken schon jetzt auf die Geschichte zurück.

F

ür die Ausbreitung des Methodismus war das Singen mindestens ebenso wichtig wie das Predigen und die Verbreitung von Druckwerken. John Wesley veröffentlichte bereits 1737 in Amerika, angeregt auch durch Herrnhuter, die er auf der Überfahrt kennen und schätzen gelernt hatte, sein erstes Gesangbuch. Ihm sollten noch mehr als 60 folgen, meist gemeinsam herausgegeben mit seinem Bruder Charles. Die Bedeutung von Charles‘ Gedichten ist für die Frühzeit des Methodismus ebenso hoch einzuschätzen wie die der Predigten seines Bruders, ja sie blieben bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Maßstab methodistischer Gesangbücher. Erweckungsbewegungen sind in der Regel Singbewegungen. So war es im 19. Jahrhundert auch in Deutschland. Die seit Mitte des Jahrhunderts sich hier ausbreitenden evangelischen Freikirchen hatten daran einen nicht geringen Anteil. Es war auch die Zeit eines erwachenden ökumenischen Bewusstseins. Es entstanden unter anderem der CVJM, die Evangelische Allianz und der Christliche Sängerbund. Ein Förderer der letztgenannten Bewegungen war Ernst Gebhardt (1832–1899). Er brachte die so genannten Heilslieder in eigenen Übersetzungen nach Deutschland und war ein Motor für geisterfülltes und lebendiges Singen – auch durch eigene Texte, Melodien und Tonsätze. Die Heilslieder unterschieden sich von den gebräuchlichen Kirchenliedern nicht nur durch ihre erwecklichen und volkstümlichen Inhalte, sondern auch durch ihre lebendige Rhythmik in der Musik.

Ein Buch zur Vereinigung Das »Gesangbuch für die EmK«, das 1969 (in der DDR 1971) relativ kurz nach der Vereinigung von Bischöflicher Methodistenkirche und Evangelischer Gemeinschaft erschien, sollte auch und gerade der Identifizierung mit der vereinigten Kirche dienen. Zumindest

in vielen Teilen Deutschlands tat es dies auch. Geprägt war die Liedauswahl weniger durch eigenkirchliche Traditionen (sie wurde erst durch »leben und loben«, das 1987/1989 erschienene Ergänzungsheft, wiederbelebt), als vielmehr durch Berücksichtigung der allgemein evangelischen Kirchenliedtradition (zumindest in Deutschland) und Einflüsse der Singbewegung der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Zahlreich findet sich auch pietistisches Liedgut. Die Aufnahme von Heilsliedern blieb lange zwischen den Vertretern der beiden Kirchen kontrovers, bis man mit der Rubrik »Aus der Väter Tagen« einen tragfähigen Kompromiss fand. Neben manchen inhaltlichen Schwerpunkten zeigt schon der Aufriss des Gesangbuches von 2002 gegenüber den vorherigen sehr deutliche neue Akzentsetzungen. Hier einige Beispiele: n Der Gesamtaufbau orientiert sich an dem des USamerikanischen United Methodist Hymnal von 1989 und in etwas geringerem Maße an den britischen Hymns & Psalms von 1983. n Die Platzierung des Gotteslobes und des Lobes Jesu Christi (Nr. 1 bis 137) ganz am Anfang entspricht wesleyanischer Tradition. n Der Rubrikentitel »Gnade und Umkehr« und seine Platzierung zeigen den übergeordneten Wert der Gnade in der wesleyanischen Theologie. n Die Lieder unter der Überschrift »Friede und Gerechtigkeit« kennzeichnen in gut methodistischer Tradition die Weltverantwortung wie auch die ökumenische Verbundenheit. Letzteres verdeutlichen auch die zahlreichen neuen Lieder aus der internationalen Ökumene – zum Teil in ihren Originalsprachen. Dieser Text ist ein Auszug aus: ­ Ulrike Brodbeck / Hartmut Handt: Zehn Jahre Gesangbuch der EmK in: Werkbuch zum Gesangbuch der EmK. Das Heft enthält ausführliche Vorschläge, um einen Gottes­dienst zum GesangbuchJubiläum zu gestalten. unterwegs410/2012 ::: 6. Mai 2012 Es kann bei Blessings you bestellt ­werden: 0711 83000-0.


foto: Daniel Schmidt

»Hörst du denn nicht, was die Kinder da schreien?« »Ja, ich höre es«, antwortete Jesus. »Habt ihr nie gelesen: Selbst unmündige kleine Kinder werden dich loben!?« Matthäus 21,16

Titelthema: Wort auf den Singt! Weg ::: ::: 77

Gott ungeniert loben

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ehinderte Menschen durften nicht in den Tempel aus Psalm 8,3 an: »Selbst unmündige kleine Kinder hinein. Aus heutiger Sicht ist das schwer nachzu- werden dich loben!« Jesus sagt damit: Was diese Kinvollziehen, aber so war das in der Antike. Blinde der schreien, entspricht der Wahrheit. Sie loben und und Lahme saßen vor der Tempeltür und bettelten. feiern mich als den, den Gott gesandt hat. Ihr Lob Jesus unterbrach die normalen Abläufe und Gepflo- kommt von Herzen und ist echt. Man muss nicht theogenheiten, er säuberte den Tempel, er »jagte alle Händ- logisch gebildet, liturgisch geschult und korrekt gekleiler und Käufer hinaus, stieß die Tische der Geldwechs- det sein, um Gott würdig loben zu können. Auch oder ler und die Stände der Taubenhändler um«. Die Ge- gerade aus dem Mund der Unmündigen kann ein herzgenwart von Jesus ermutigte die Blinden und Lahmen liches Gotteslob kommen. So meint Jesus dieses Bibeldazu, ihren angestammten Platz zu verlassen. Sie ka- zitat aus Psalm 8. men zu ihm in den Vorhof des Tempels. »Und er heilte Kinder sagen, was sie denken – immer, ungefiltert, sie«, heißt es. Sie brauchten ihn gar wie es aus dem Herzen herauskommt. nicht groß darum zu bitten. Jesus aber Kinder haben sich noch keine vornehtut an den Blinden und Lahmen die Zurückhaltung antrainiert. Wir »Singt im Alltag mit me Wunder, die den Anbruch der Heilskönnen von ihnen lernen! »Wer das zeit verkünden. Und er macht sie Reich Gottes nicht empfängt wie ein unfertigen und »tempelfähig« – sie waren nun nicht der wird nicht hineinkommen!«, ­schlichten Liedern! Kind, mehr ausgeschlossen. Die Kinder im sagt Jesus (Mk 10,15). Wenn Kinder an Tempel reagierten mit dem Lob Jesu: Summt, pfeift, jeder, Gott glauben, dann glauben und ver»Heil dem Sohn Davids!« trauen sie ihm nicht nur ein bisschen, wie er es kann!« Aus sicherer Entfernung schauten sondern ganz und ungeteilt. In ihrem die Hohenpriester und SchriftgelehrHerzen ist dann Gott und nicht vielerten dem Geschehen zu. Als sie das Geschrei der Kinder lei. Und wir wissen es: »Wes das Herz voll ist, des fließt hörten, waren sie entrüstet, ja empört! Wie kann man der Mund über!« das Geschrei dieser Kinder hier im Tempel nur zulasDarum loben die Kinder Gott und singen laut, wenn sen? Das ist doch die Höhe, da muss Jesus doch ein- ihnen danach ist, ganz egal, ob sie gerade im Superschreiten! Nichts stimmt beim Verhalten der Kinder, markt sind oder am Postschalter stehen. Sie sagen uns weder der Ton, noch die Haltung, noch die Einsicht ... Erwachsenen: Singt auch ihr im Alltag mit unfertigen Wahrscheinlich wiederholen sie ohne Sinn und Ver- und schlichten Liedern! Summt, pfeift, jeder, wie er es stand nur das, was vor kurzem noch die laute Menge kann! Stimmt ein in den Gesang der ganzen Kreatur! geschrien hat, als Jesus auf einem Esel in Jerusalem Und tut das alles zum Lob Gottes, zum Lob Jesu Chriseinritt: »Hosianna, dem Sohn Davids! Gelobt sei, der ti! »Hosianna dem Sohn Davids!« da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!«

Von Kindern das Loben Gottes lernen Jesus, was sagst du dazu? »Hörst du denn nicht, was die Kinder da schreien?«, fragen sie ihn. »Ja, ich höre es«, antwortet Jesus. Er fügt ein umwerfendes Zitat

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Andreas Hertig ist Pastor im Bezirk Aue.


8 ::: Titelthema: Singt!

»Der Methodismus bleibt eine musizierende Gemeinschaft« Musik in der Kirche ist nicht einfach ein Selbstläufer. Das merkt man besonders dann, wenn Musikgruppen aufgeben. Doch wer ist eigentlich für die Musik in der Kirche zuständig? Jörg Herrmann ist dieser Frage nachgegangen und hat überraschende und doch gar nicht so neue Antworten gefunden.

U

m die Vielfalt der musikalischen Arbeit in ihren Gemeinden wird die Ostdeutsche Jährliche Konferenz (OJK) beneidet. So bekomme ich zu hören, wenn ich mit Leuten aus den anderen Konferenzen zu tun habe. Für jemanden aus der OJK ist das natürlich schmeichelhaft. Aber auch ein bisschen verwunderlich: Ist das denn wirklich so besonders, was wir da haben? »Von innen« fühlt es sich ja ganz »normal« an, im Vergleich zu früher sogar eher bescheiden. Klar, es stimmt: Wenn ich nichterzgebirgischen Bekannten alle Musikgruppen aufzähle, die es im Bezirk Crottendorf gibt, schütteln sie überrascht den Kopf und staunen. Hier am Ort selbst steht aber neben berechtigtem Stolz auf diese Vielfalt auch Ernüchterung: Vor nicht allzu langer Zeit gab es hier eben neun Chöre und Musikgruppen, jetzt sind es »nur« noch sieben – und von diesen sieben haben zwei zeitweise damit zu kämpfen gehabt, ob und wie es weitergeht, eine weitere tritt ausschließlich bei besonderen Anlässen in Erscheinung.

Früher war nicht alles besser ... Das scheint nicht untypisch zu sein. Es gibt in unserer Konferenz nicht viel mehr als eine Handvoll Gemeinden, in denen das musikalische Leben reicher und lebendiger ist als in früheren Jahrzehnten, so etwa zwischen 1950 und 1980. Das klingt wenig – und logisch. Die große Zeit des Methodismus war hierzulande die nach dem Zweiten Weltkrieg, mit einem gewissen Höhepunkt um 1950, der bildete sich auch im musikalischen Leben ab. Die Chöre hatten vielleicht um 1960 herum ihre ganz große Zeit. Im Vergleich dazu ist heute fast alles irgendwie kleiner. Wenn ich es richtig sehe, geht auch die Zeit des Vergleichens mit ganz früher langsam zu Ende. Es scheint etwas Neues zu entstehen, wenn auch in zarten Anfängen. Es sind schon ein paar mehr als nur fünf Gemeinden, die erleben, wie sich neue Möglichkeiten abzeichnen. So wird beispielsweise das Singen mit Kindern neu entdeckt – schon deshalb, weil wieder mehr Kinder zur Welt kommen und es dadurch wieder mehr

Kinder in Gemeinden gibt. Zum Teil gehen auch neue Bedingungen und Chancen eine Verbindung mit schwindenden Ressourcen ein – etwa, wenn es in einem Bezirk weniger Chöre gibt, aber aufgrund der zunehmenden Mobilität der Chor aus mehreren Gemeinden stammen und in mehreren Gemeinden singen kann, sich die musikalische Arbeit also »vernetzt«.

Die Vielfalt zeigen Diese Tendenzen vor Augen, hat die Ostdeutsche Jährliche Konferenz 2010 ein Zwei-Jahres-Programm »Musik in der Kirche« auf den Weg gebracht, angeregt und verantwortet vom gleichnamigen Arbeitskreis. Dem war die Skepsis bekannt, mit welcher zeitlich ohnehin schon eingespannte Leute alle zusätzlichen Angebote betrachten. Deshalb wurde vor allem auf das aufmerksam gemacht, was bereits stattfand und sich gut mit dieser Initiative verbinden ließ. Das waren die so genannten »Tastenworkshops«, Treffen für Orgel- und Klavierspielende und für Pastorinnen und Pastoren sowie das »Singen für Unmusikalische«. Dazu kam eine Reihe von Musiktagen, jeweils an einem Sonnabend, wo die Freude am Musizieren im Mittelpunkt stehen sollte – Entdecken von Liedern, die das Gesangbuch bereithält, und die Möglichkeiten, die damit gegeben sind. Das Eröffnungsseminar fand im Juni 2010 statt. Die, die gekommen waren, hatten große Freude daran und konnten sich Fortsetzungen gut vorstellen. Schließlich bekam noch – »unterwegs« berichtete darüber – die Tagung der Jährlichen Konferenz 2011 ein musikalisches Thema, nämlich mit dem Liedtitel: »Gott, singe mich, ich will dein Lied sein.« Die Tastenworkshops wurden gleichbleibend gut angenommen – von den Tastenspielenden. Das dabei mitverfolgte Ziel, die Kommunikation zwischen den Gottesdienstgestaltenden und denen, die mit der Musik beauftragt sind, zu verbessern (Dauerbrenner: Lieder nicht erst am Sonnabendabend mitteilen – nur ein Beispiel), blieb ein Ziel; Pastorinnen und Pastoren haben sich für diese Treffen nicht frei gemacht.


Titelthema: Singt! ::: 9

Musik in Kirche und Gemeinde ist Verkündigung. Die Worte, die den Gottesdienstbesuchern nachgehen, sind oft Liedzeilen.

Foto: Volker Kiemle

Wer fühlt sich angesprochen, wenn es um »Musik in der Kirche« geht? Mehr als einmal kam als Reaktion auf die Einladungen: »Ich bin doch gar nicht für Musik zuständig!« Nur ansatzweise ist es gelungen, deutlich zu machen, dass nicht nur ausdrücklich die Beauftragten eingeladen waren. Immerhin haben manche Bezirke den Impuls aufgenommen und nachvollzogen: Musik in der Kirche ist nicht einfach ein Selbstläufer. Wir haben an der Musik im Gemeindeleben große Schätze, aber Leute, die sie mit großem Einsatz pflegen und zum Glänzen bringen, sind nicht automatisch tätig.

Musik braucht keine Begründung Das Besondere an unserer Musikpflege ist die Vielfalt der ehrenamtlichen Arbeit. Ein Chorleiter brachte es in einer Bezirkskonferenz so zum Ausdruck: »Das ist ja das Schöne, dass bei uns nicht nur ein einzelner, wie etwa ein Kantor, bestimmt, welche Musik gemacht wird, sondern ganz viele, die mitmachen.« Diese Kultur des Mitmachens ist über Jahrzehnte hin gewachsen. Sie lässt sich nicht herstellen – wer schon einmal miterlebt hat, wie ein Chor mangels Beteiligung seine Arbeit einstellen muss, kann das nur seufzend bestätigen. Dort, wo sie da ist, erhält sie Nahrung von denen, die sich einbringen. Zwei Dinge scheinen dabei den Beteiligten völlig selbstverständlich zu sein – so selbstverständlich, dass

es einem meistens gar nicht bewusst ist: Musik lebt davon, dass sie Freude macht. Und das ist wichtig. Es braucht keine Begründung dafür, warum Musik zu Kirche und Gemeinde dazugehört. Fällt Musik aus irgendeinem Grund einmal aus, dann wird das als Verlust gespürt und nach einer Lösung gesucht. Und das Zweite: Musik in Kirche und Gemeinde ist Verkündigung. So stark unsere Gottesdienste auch auf die Predigt ausgerichtet sind – die Zeilen, die den Leuten nachgehen und an die sie sich erinnern, sind oft Liedzeilen. Kein Wunder: Die kann man schließlich mitsummen. Aus beidem, aus der tiefen Freude und aus dem Verkündigungsbewusstsein, erwächst der große Ernst, mit dem die Musizierenden in unserer Kirche am Wirken sind. Ich bin zuversichtlich und sehe viele Anzeichen dafür, dass der Methodismus auch unter sich zunehmend wandelnden Bedingungen eine musizierende Gemeinschaft bleibt und immer neu wird. Um es mit einer Chorliedzeile zu sagen, die ich in letzter Zeit öfters gehört habe: »Es führt mich eine gute Hand …«

Jörg Herrmann ist Pastor im Bezirk Crottendorf und Beauftragter für Kirchenmusik und Gesangbuch in der EmK.


10 ::: Gemeindeportrait

Die Kirche als Gasthaus Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es in den Bezirk Frankfurt-Innenstadt.

Markantes Gebäude: Die Christuskirche am Merianplatz.

Eine sehr lebendige Gemeinde: Frankfurt-Innenstadt

dann wollen wir sie nutzen, um bedürftigen Menschen zu helfen.« Seit 2003 hat sich der Mittagstisch zu einem Projekt gemausert, das stadtbekannt und Markenzeichen unseres Bezirks ist: Etwa 40 ehrenamtliche Mitarbeitende aus Gemeinde und Stadt verköstigen jeden Donnerstag bis zu 170 Gäste. Zudem gibt es eine Lebensmittelausgabe, Kleiderverkauf und Flohmarkt. Im Anschluss trifft sich eine Gesprächsgruppe für Gäste bei Kaffee und Kuchen, immer wieder ein Ort heißer Diskussionen und existenzieller Gespräche (siehe auch »unterwegs« 11/2009).

Für Leib und Seele Ende 2003 wurde das »Gasthaus Kirche« erweitert durch die Lisbeth-Oase. Sie bietet Frauen, die es sich sonst nicht leisten können, jede Woche am Montag- und Dienstagnachmittag eine einladende Caféatmosphäre. Mittwochs verteilt seit drei Jahren die Frankfurter Tafel Lebensmittel an Bedürftige. Komplettiert wird unser Angebot freitags und samstags durch einen Lángos-Stand auf dem Hof und

Bezirk Frankfurt-Innenstadt n Zum Bezirk Frankfurt-Innenstadt gehören die

Gemeinde der Christuskirche und das Oberin-­ Martha-Keller-Haus auf dem Mühlberg. n Der Bezirk hat 165 Glieder. www.emk-frankfurt.de

sonntags durch den regelmäßigen Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst. »Gasthaus Kirche« ist mehr als ein Schlagwort, es ist ein Konzept: Gastfreundschaft bevormundet nicht, sie schafft Orte, an denen Menschen eine Zeitlang verweilen können und menschliche Gemeinschaft erleben. Sie verbindet Wertschätzung für den Gast mit einem eigenen Stil, der von den Hoffnungen und Überzeugungen der Gastgebenden geprägt ist. Wir erleben dankbar, dass Gäste auch Gemeindeveranstaltungen besuchen. Einige sind Glieder geworden und verändern das Gesicht der Gemeinde. Durch monatliche oft sehr gut besuchte Konzerte erreichen wir viele Menschen aus der Stadt. Vor der Kirche ist ein Kinderspielplatz. Mit einem Kinderchor versuchen wir, ein Angebot für die Kinder aus der Umgebung zu schaffen. Der Merianplatz ist ein attraktiver Platz im Nordend, einem Stadtteil, der zu den kinderreichsten Stadtgebieten Deutschlands gehört. Es gibt natürlich weitere lebendige Gemeindegruppen wie Sonntagschule, Jungschar, Chor, Hauskreise, Frauenabendkreis, Seniorenkreis, Männerkreis, AfterWork-Meeting und Bibelgespräche. Pastor Hans-Ulrich Hofmann

unterwegs 10/2012 ::: 6. Mai 2012

Fotos: privat

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er Frankfurter Journalist Thorben Leo beschrieb die Christuskirche als »Gasthaus am Merianplatz«. Damit hat er ein Wesensmerkmal unserer Gemeindearbeit formuliert. Die 1889 erbaute ehemalige Zionskirche ist nicht nur ein beeindruckendes Bauwerk. Sie beherbergte nach dem Krieg auch eine große Gemeinde: 1958 gab es 565 Glieder, davon ein Drittel Diakonissen. In den 90er Jahren aber zeigte sich, dass die damals drei selbstständigen Bezirke Erlöserkirche, Eben-Ezer-Kirche und Zionskirche in Frankfurt nur durch einen Zusammenschluss Zukunftschancen hatten. 1999 fand die Vereinigung statt. Die Kirche am Merianplatz wurde zum gemeinsamen Standort und Christuskirche genannt. Dabei wurde der Kirchensaal in einen Gottesdienstraum umgestaltet. Im Rahmen der Renovierung entstand auch eine neue Großküche. Das war der Impuls für das Projekt »Mittagstisch für alle«, weil man sich sagte: »Wenn wir schon eine so leistungsfähige Küche haben,


unterwegs erlebt :::

11 Titelthema: Singt! ::: 11

Sichtbar Kirche sein Die Konferenzen unserer Kirche tagen in diesen Wochen. Immer wieder wird dabei deutlich, was nicht mehr geht. Der Kern aber bleibt: Das Wort Gottes predigen und die Sakramente dem Evangelium gemäß verwalten - mehr braucht es nicht, um Kirche zu sein, sagt Bischöfin Rosemarie Wenner.

Foto: cLAUS kELLNER / Medienwerk der EmK

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ie immer im Frühsommer sind meine Reisen durch die Tagungen der Jährlichen Konferenzen bestimmt. In diesem Jahr kommt noch die Generalkonferenz dazu, die gerade zu Ende geht, wenn diese unterwegs-Ausgabe erscheint. Bei den Konferenzen gibt es eine gewisse Routine. Die verschiedenen Werke berichten Jahr für Jahr oder im Falle der General- und Zentralkonferenz alle vier Jahre. Man führt Bewährtes fort und lässt sich Neues einfallen, um die unterschiedlichsten Menschen von den Jüngsten bis zu den Ältesten anzusprechen und die Gemeinden in ihren Aufgaben zu unterstützen. Wir leisten viel und haben vielen Menschen zu danken für ihren engagierten Einsatz. Bei der Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz, die in der Woche nach Ostern in Berlin stattfand, sprachen etliche Berichterstatter auch von dem, was nicht (mehr) geht. Wir haben nicht genug pastorale Kräfte, um alle Stellen zu besetzen. Das Kinder- und Jugendwerk sucht Regionalbeauftragte. Viele Gemeinden sind so klein, dass es nicht sinnvoll ist, für jede Altersgruppe ein spezielles Angebot zu machen. Obwohl der Rückgang in der Zahl der Kirchenglieder weniger groß ist als in anderen Jahren, gibt es leider kein Plus in der Mitgliederentwicklung. »Es ist gut, dass wir die Situationen so beschreiben, wie sie sind. Das ist auch befreiend!«, sagte ein Konferenzmitglied. Ob uns das österliche Konferenzthema half, realistisch zu sein, ohne in Resignation zu verfallen? Christi Zuspruch »Ich lebe und ihr sollt auch leben« erinnerte daran, was es bedeutet, Kirche zu sein. »Die sichtbare Kirche Christi ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, in welcher das reine Wort Gottes gepredigt wird und die Sakramente in allen notwendig

unterwegs 10/2012 ::: 6. Mai 2012

zu denselben gehörigen Stücken nach Christi Anordnung richtig verwaltet werden«, heißt es in den Glaubensartikeln der Methodistenkirche und in ähnlichem Wortlaut in denen der Evangelischen Gemeinschaft, die gemeinsam wiedergeben, was wir als Evangelischmethodistische Kirche bekennen. Das Wort Gottes predigen und die Sakramente dem Evangelium gemäß verwalten – mehr braucht es nicht, um Kirche zu sein. Indem Menschen Gottes Wort hören und Gott in ihnen Glauben weckt und sie in Christi Nachfolge hält, wächst das Reich Gottes. Vielleicht hilft uns diese Einsicht, manches Wünschenswerte zu lassen. Wir müssen uns nicht müde arbeiten in der Hoffnung, Erfolg zu produzieren. So brennen wir höchstens aus. Um weder in atemlosen Aktionismus noch in resignierte Lähmung zu verfallen, dürfen wir das Wunder feiern, dass Gott in Christi Auferweckung Leben schenkt. Leben aus Gott kann nicht ausgebremst werden, wie schwer die Steine auch sein mögen, die sich dem Auferstandenen in den Weg stellen. Erlöst und erleichtert sind wir, was wir durch Gottes Gnade sind, nämlich Boten der Hoffnung und Anwältinnen des Lebens. Da gibt es viel zu tun. Aber das Entscheidende ist schon getan, weil Jesus lebt und weil der Heilige Geist die Kirche Jesu Christi lebendig macht. Dass die Osterbotschaft immer wieder zur Sprache kam, hat der Tagung der Norddeutschen Jährlichen Konferenz gut getan. »Christus lebt, drum lasst das Jammern …« (EM 240), sangen wir zum Schluss der Geschäftssitzung, und weiter: »Christus lebt, drum sagt es weiter allen Menschen in der Welt.« Ich bete für Konferenztagungen, von Hoffnung geprägt, und dafür, dass sie in die Gemeinden hineinwirken.


16 ::: unterwegs info

persönlich Au f geno mmen

Berlin-Tegel ::: am 26. Februar Rita Plötz (70). Ellefeld ::: am 22. April Annett Reiher (32). Hirzenhain ::: am 15. April ­Kathleen-Marion Sturm (49). Kirchentellinsfurt ::: am 15. April Monika Sarkar (48). Murrhardt ::: am 8. April ­Christine Nentwich (31) und ­Miriam Pfähler (27). Naila ::: am 8. April Sabrina Schmidt (19). Selbitz ::: am 8. April Philipp Heinrich (20) und Robin ­Heinrich(17). Simmern im Hunsrück ::: am 25. April Dirk Hartmann (40), Sabine Hartmann (37) und ­Sonja Lauf (24).

W i r g r at u l ier en Antonsthal ::: Elfriede Prager zum 90. Geburtstag. Balingen-Frommern ::: Otto König zum 90. Geburtstag. Bebra ::: Margarete Cavalier zum 100. Geburtstag. Ellefeld ::: Hanna Tittel zum 90. Geburtstag; Brigitte und ­Eckhard Thoß zur goldenen Hochzeit. Karlsruhe-Durlach ::: Walter Krauß zum 100. Geburtstag.

wowannwas Te r mine Bietigheim ::: EmK Christus­ kirche, Rathenaustraße 31, 6. Mai, 18 Uhr, Jubiläumskonzert des Posaunen- und Gemeindechores; 15. Mai, 20 Uhr, Kirche kauft ein, Vortrag von Dr. ­Thorsten Göbel. Frankfurt ::: EmK Christuskirche, Merianplatz 13, 6. Mai, 17 Uhr, Konzert für alle – festliche Kammermusik; 20. Mai, 17 Uhr, Klezmer-Musik, mit dem Ensemble Shoshana. Leingarten ::: Festhalle, 12. Mai, 9 Uhr, Flohmarkt. Nürnberg ::: Eben-Ezer-Kirche, Stadenstraße 68, 9. Mai, 17 Uhr,

Magdeburg ::: Magdalena ­Kossin zum 90. Geburtstag. Nürnberg ::: Diakonisse ­Elisabeth Mistele zum 102. Geburtstag. Pfrondorf ::: Ingeborg Wunder zum 90. Geburtstag. Schwarzenberg ::: Helga und Hilmar Römer zur goldenen Hochzeit. Schwenningen ::: Hanna und Gerhard Spingler zur diamantenen Hochzeit; Helga und Hans Strohm zur goldenen Hochzeit; Elsa und ­Siegfried Adler zur ­diamantenen Hochzeit. Tuningen ::: Martin Gruhler zum 104. Geburtstag.

H eimgegangen Antonsthal ::: Jutta Schramm am 14. März, 81 Jahre. Bad Cannstatt ::: Inge Köhnlein am 7. April, 80 Jahre. Baiersbronn ::: Kurt Riegraf am 28. März, 81 Jahre. Berlin-Tegel ::: Jens Saße am 21. März, 46 Jahre; Pastor i. R. Herbert Manns am 21. April, 89 Jahre. Besigheim ::: Ruth Jäger am 9. März, 82 Jahre; Manfred Joos am 7. April, 76 Jahre. Essen ::: Karl Homann am 8. April, 90 Jahre.

Wenn die Schulter schmerzt, mit Dr. Georg Liebel und Dr. Frank Riedel. Stuttgart ::: EmK-Hoffnungs­ kirche, Silberburgstraße 134, 17. Mai, Feiertag für Menschen ohne und mit Wohnung.

SEMINA RE Erlebniswochenende für Väter mit ihren Kindern ::: Schullandheim Mönchshof bei Kaisersbach, 29. Juni bis 1. Juli; Leitung: Stefan Reinhardt und Jürgen Hofmann. Anmeldung bei Stefan Reinhardt, Telefon 07161 77950, E-Mail: stefan.reinhardt@emk.de

Freiburg ::: Ruth Hörger ­geborene Gärttner am 30. März, 80 Jahre. Hannover ::: Ernst Thaler am 4. April, 91 Jahre. Lage ::: Heinz Schwarze am 15. April, 86 Jahre. Leer/Ostfriesland ::: Hermine Therese Köster geborene Pleis am 13. April, 72 Jahre. Mülheim an der Ruhr ::: ­Siegfried Hinz am 18. April, 86 Jahre. Oberdresselndorf ::: Claudia Heinz geborene Jung am 18. April, 51 Jahre. Pirmasens ::: Johannes Justus am 14. April, 75 Jahre. Sehma ::: Hildegard Meier am 7. April, 80 Jahre. Siegen ::: Gertrud Vesen am 27. März, 89 Jahre. Venusberg ::: Uta Annelie ­Seidel geborene Melzer am 12. April, 69 Jahre; Ursula Anny Schaarschmidt geborene Richter am 22. April, 60 Jahre. Weitefeld ::: Lilli Stühn am 7. April, 87 Jahre.

N ACHRUF Am 12. April wurde Pastor i. R. Konrad Jordan von Gott heimgerufen. Konrad Jordan wurde am 3. Juli 1927 als viertes von

Rund funk radio m bei Klassik Radio (bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 14. bis 19.5., 6.20 Uhr, mit Anja Kieser; Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«, sonntags, 7–8 Uhr, mit Anja Kieser. Radio AREF – sonnund feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg) ERF Plus Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz – Horst ­Marquardt im Gespräch mit ­Männern und Frauen 60+.

fünf Geschwistern in Schönheide geboren. Hier wuchs er auf und lernte seine spätere Frau Christa kennen. Beruflich schlug er die Postlaufbahn ein. Durch die Predigt eines Laienbruders traf ihn sein ­Berufungswort: »Der Herr wird für euch streiten und ihr werdet still sein.« 1948 begann Jordan in Schönheide seinen Dienst als ­Gehilfe. 1948/49 war er in dieser Funktion auch im Bezirk Marienberg tätig. Von 1949 bis 1952 war er am Theologischen Seminar in Frankfurt am Main. Zunächst konnte er nicht in die DDR zurück und kam nach Bookholzberg bei Bremen. Dort heiratete er auch 1953. Im ­Oktober 1953 folgte das Ehepaar dem Ruf nach Zschopau. In der Zschopauer Zeit wurden ihnen zwei Kinder geschenkt. Weitere Stationen des Dienstes waren der Bezirk Gelenau von 1961 bis 1973, der ­Bezirk Bockau von1973 bis 1986 und der Bezirk Marienberg von 1986 bis 1991. In Marienberg verbrachte das Ehepaar Jordan den aktiven Ruhestand. Konrad Jordan stand viele Jahre dem Reparaturdienst des Dresdner Distriktes vor, die Begegnungs- und Bildungsstätte Scheibenberg war ihm eine Herzensangelegenheit. Seine Ehefrau stand ihm bis zum letzten Händedruck zur Seite. Matthias Zieboll

13.5., 10 Uhr und 14 Uhr, Gottesdienst aus der EmK Weinsberg, mit Thomas Brinkmann. 19.5., 10.45 Uhr, Bibel heute, mit Dr. Klaus Thimm. 20.5., 11.45 Uhr, Bibel heute, mit Gisela Thimm. ERF 1 13.5., 11 Uhr, 17.30 Uhr, 22 Uhr, Gottesdienst aus der EmK Weinsberg, mit Thomas Brinkmann. mdr FIGARO 20.5., 10 Uhr, Gottesdienst aus der EmK-Zionskirche Albernau, mit Mitja Fritsch. mdr 1 Radio Sachsenunterwegs Anhalt 10/2012 ::: 6. Mai 2012

20.5., 6.04 und 9.04 Uhr, Wort zum Tag, mit Walter Seiler.


EMK-DIAKONIE: WIR MELDEN UNS ZU WOR T

Helfen und Heilen

Die Anforderungen in der Pflege sind hoch, die Bezahlung oft nicht üppig. Was tun die Einrichtungen der methodistischen Diakonie, um trotz steigendem Wettbewerb genügend Mitarbeitende zu finden? Was geschieht, um diese gesund und motiviert zu erhalten? Was schätzen Mitarbeitende an ihrer Tätigkeit, was hilft ihnen? Wie erlebt ein junger Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst seinen ersten Einblick in eine Klinik? Braucht man zum Pflegeberuf eine besondere Berufung? Fragen zum vielfältigen Thema »Personalgewinnung«, zu denen diese Ausgabe von Helfen und Heilen nach Antworten sucht.

Wie gewonnen, so behalten Drei Fragen an Bernhard Sohni, Geschäftsbereichsleiter Personal und Organisation, AGAPLESION gAG Pflegepersonal ist knapp. Wo suchen und finden Sie für Ihre Einrichtungen genügend Personal? Die Ausbildung von Pflegekräften in den Krankenpflegeschulen unseres Konzerns stellt einen wichtigen Pfeiler dar. Das Diakonieseminar Agaplesion bietet mehr als 100 Plätze für die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Die Krankenpflegeschule am Agaplesion Markus Krankenhaus ist eine Kooperation mehrerer Einrichtungen. Vielfältige soziale Leistungen steigern unsere Attraktivität als Arbeitgeber: Es gibt Programme zur Gesundheitsförderung, flexible Arbeitszeitregelungen, beitragsfreie Zusatzaltersversorgung, an einigen Standorten Kinderbetreuung oder sogar einen eigenen Kindergarten sowie umfangreiche Fort- und Weiterbildung vor Ort und in unserer Akademie in Heidelberg. Nicht zu vergessen sind ein mitarbeiterorientiertes Betriebs-

klima, ein ausgezeichneter Ruf als Arbeitgeber und die christliche Werteorientierung unserer Einrichtungen. Welche Rolle spielt Personal aus dem Ausland? Durch internationale Anzeigenkampagnen und Präsenz vor Ort konnten wir insbesondere aus ost- und südeuropäischen Ländern, zum Beispiel aus Ungarn, Rumänien und Griechenland, gut ausgebildete Pflegekräfte gewinnen. Wir unterstützen sie unter anderem durch Integrationsbeauftragte in den Einrichtungen, durch die Bereitstellung von Wohnraum und die Organisation einer mehrmonatigen Sprachausbildung. Welche finanziellen Anreize sind möglich? Trotz der finanziellen Belastungen unserer Einrichtungen sind wir bestrebt, finanzielle Anreize für besondere Leis-

tungen und besonderes Engagement zu gewähren. Dies trifft insbesondere auf das Rhein-Main-Gebiet zu, wo ein starker Wettbewerb vorherrscht, der oft auch über übertarifliche Vergütungsbestandteile geführt wird. Einige unserer Einrichtungen haben ein Jahresbudget für ein übertarifliches Leistungsentgelt zur Verfügung. Am Jahresende zahlen sie es nach festen Kriterien und einem Punktesystem an die Mitarbeiter, welche die Kriterien erfüllen, aus.

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Helfen und Heilen

EMK-DIAKONIE: WIR MELDEN UNS ZU WOR T

»Der schönste Beruf der Welt« Wie Pflegende ihre Berufung sehen »Ich hätte genauso gut Maschinenbau studieren können«, sagt Joachim Böhringer, Pflegedirektor am Agaplesion Bethesda Krankenhaus Stuttgart. »Aber die Arbeit mit Menschen statt Werkstücken hat mich noch mehr begeistert.« Er gehörte zu den ersten Männern, die sich in den 1970er-Jahren für eine Krankenpflegeausbildung bewarben. Bereut hat er es nicht. »Der Krankenpflegeberuf ist der schönste

haus in Stuttgart im Jahr 1947 sagte der ärztliche Leiter Dr. Paul Barchet: »Menschen, die herzlos und lieblos sind, taugen nicht zur Krankenpflege. Sie sollen irgendeinen anderen Beruf ergreifen.« Gerade Patienten, die aus ihrem normalen Alltag gerissen und auf Hilfe angewiesen sind, brauchen neben medizinischer und pflegerischer Kompetenz ein einfühlsames, verständnisvolles Gegenüber. »Der

braucht man eine Menge Sozialkompetenz, eine hohe Flexibilität und muss viel Verantwortung übernehmen«, sagt Jutta Schrempf, Stationsleitung im Bethesda Krankenhaus. »Halbgötter in Weiß gibt es nicht mehr, kein Tag ist wie der andere, ständig begegnet man unterschiedlichen Menschen und Situationen.« Für sie war schon als Kind klar, dass sie Krankenschwester wird, wie ihre Mut-

Joachim Böhringer

Pastor Burkhard Seeger begrüßt in einem Gottesdienst den neuen Krankenpflegekurs

Jutta Schrempf

Beruf der Welt«, sagt Böhringer mit Überzeugung. Eine spezielle Berufung möchte er nicht unbedingt geltend machen: »Gott schenkt jedem Menschen Gaben und Talente, die er in ganz unterschiedlichen Berufen einsetzen kann. Meine Gaben passen sehr gut zu meinen Aufgaben in der Krankenpflege und ich denke schon, dass Gott mich an diesem Platz brauchen kann. Aber ich weiß nicht, ob ich das als Berufung bezeichnen würde.« Seit Martin Luther gibt es in den evangelischen Kirchen sowieso keine Unterscheidung zwischen religiösen und weltlichen Berufen: Jegliche Tätigkeit soll nach 1. Korinther 7,20 als Berufung von Gott her verstanden werden. Dass man für die Krankenpflege eine besondere Liebe für leidende Menschen mitbringen muss, steht außer Frage. Bei der Gründung der Krankenpflegeschule am Bethesda Kranken-

Begriff Diakonie kommt aus dem Griechischen«, erklärt Pastor Burkhard Seeger, »der Ausdruck ›dia chonos‹ heißt wörtlich übersetzt ›durch den Staub‹. Unsere Diakonie, unser Dienst hat also immer auch etwas mit Staub zu tun.« Und er ergänzt etwas zugespitzt: »Wem das nicht bewusst ist, der hat seinen Beruf verfehlt.« In den letzten Jahren hat die Pflegewissenschaft enorme Fortschritte gemacht und sich zum eigenständigen Beruf entwickelt. Nur gemeinsam erreichen Ärzte, Pflegende und Therapeuten die bestmögliche Betreuung, multiprofessionelle Zusammenarbeit ist selbstverständlich. Die Krankenpflegeausbildung am Evangelischen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Stuttgart umfasst ein anspruchsvolle Curriculum, das durch einen akademischen Abschluss ergänzt werden kann. »In der Pflege kranker Menschen

ter und ihre Tante. »Es ist mein Traumberuf«, sagt sie, »manchmal allerdings durch den wirtschaftlichen Druck auch ein Albtraum.« Die finanziellen Zwänge sind enorm, die Personaldecke ist dünn und die Dokumentationspflichten sind lästig. Trotzdem ermutigt Schwester Jutta gerade junge Leute, diesen Beruf einmal kennen zu lernen: »Ein FSJ oder BFD im Krankenhaus ist die beste Möglichkeit, um Sozialkompetenz, Empathie und Flexibilität zu lernen. Der Umgang mit so vielen verschiedenen Menschen ist interessant und kann so viel Spaß machen!« Immer wieder entdecken Jugendliche über solche Schnuppermonate ihre Berufung für die Krankenpflege. Christine Haag-Merz, Unternehmenskommunikation Agaplesion Bethesda Krankenhaus Stuttgart


Helfen und Heilen

Es tut einfach gut, Bewohner fröhlich zu sehen und zu wissen, dass sie sich wohlfühlen. Gemeinsam zu lachen und Spaß zu haben ist eigentlich der schönste Dank, den man als Pflegekraft erhalten kann. Oder wenn ein Bewohner sagt: »Schön, dass Sie wieder da sind.« Das motiviert und macht mich glücklich. In unserem christlich geführten Haus spielen Werte wie Nächstenliebe und Wertschätzung eine große Rolle. Das ist es, was das Arbeiten hier anders macht. Nadine Reinicke Stellvertretende Wohnbereichsleiterin im Agaplesion Bethanien Sophienhaus, Berlin-Steglitz

An meiner Arbeit mit chronisch psychisch kranken Bewohnern gefällt mir, dass man mit ihnen arbeitet und nicht an ihnen, mit ihnen Ziele findet und sie weiterbringt. Mit der tiergestützten Therapie erreiche ich die Seele der Bewohner, durch die Alpakas werden sie ausgeglichener. Für mich ist es schön zu sehen, wie sie sich entwickeln. Durch unser christliches Profil und die seelsorgerische Betreuung durch unseren Pastor ist das Arbeitsklima herzlicher, sein offenes Ohr hilft weiter. Linda Temizkan Ergotherapeutin mit Schwerpunkt tiergestützte Alpaka-Therapie im Agaplesion Bethanien Radeland, Berlin-Spandau

Ich arbeite gerne im Diakoniewerk Martha-Maria, weil hier Menschlichkeit und Miteinander jeden Tag gelebt werden. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ist meine Motivation, auch zukünftig Menschen für die Arbeit in der Diakonie begeistern und gewinnen zu können. Denise Kirsten Referentin für Personalentwicklung, Zentrale Dienste Personal von Martha-Maria, Nürnberg

Derzeit läuft in Martha-Maria die Aktion MMMI, Martha-Maria – meine Idee. Bei mir heißt MMMI: Martha-Maria – meine Identifikation. Von Gott als sein Kind erwählt, bin ich im Vertrauen auf seine guten Wege mit mir nach Martha-Maria gekommen. Hier erfuhr ich mehr von Gottes Liebe und es drängt mich seitdem, mich mit meinen Gaben und Fähigkeiten an dem Platz einzubringen, an dem mich mein Herr haben will. Mit wechselnder Priorität ist dieser Platz in meiner Familie, in unserer Nürnberger Paulusgemeinde oder in Martha-Maria. Siegfried Wegenast Leitender OP-Pfleger und OP-Manager im Krankenhaus Nürnberg, seit 39 Jahren in Martha-Maria

Die wichtigste Aufgabe meines ärztlichen Berufes ist für mich, erkrankten Menschen zur Seite zu stehen, ihnen zu helfen und sie aufzufangen. Dabei geht es immer um den ganzen Menschen. Die Genesung der Patienten, ihre Dankbarkeit und ihre Zuversicht geben mir viel Kraft zurück. Hier im Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal fühle ich mich mit meiner Berufung in einer starken Gemeinschaft aufgehoben, in der die christliche Nächstenliebe gelebt wird. Ich wünsche mir, dass entgegen allen wirtschaftlichen Zwängen dieser diakonische Geist in unserem Haus erhalten bleibt. Christoph Landmeyer Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal

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Helfen und Heilen

EMK-DIAKONIE: WIR MELDEN UNS ZU WOR T

Das habe ich noch nie gesehen Weil sein Opa dort an der Hüfte operiert wurde, bekam der 20-jährige Benjamin Demmler Kontakt zu den Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz. Weil er nach der Schule etwas anderes sehen wollte, bewarb er sich dort als Zivildienstleistender. Weil der Zivildienst inzwischen abgeschafft war, wurde er statt Zivi eben Bufdi. Seit Oktober 2011 ist er im Bundesfreiwilligendienst in den Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz tätig, derzeit als einer von sechs Bufdis – bei neun möglichen Stellen. »Das habe ich noch nie gesehen. Man lernt alles Schritt

wertiger Mitarbeiter, fühle mich von den anderen anerkannt. Je länger ich da war, desto besser wurde es, das hätte ich nicht gedacht.« Benjamin Demmler hat das Bufdi-Dasein bereits an Freunde weiterempfohlen. »Bei mir hat es genau das getroffen, was ich machen und sehen wollte.« Freunde und Familie zeigen reges Interesse an seinen Erfahrungen: »Man erzählt von den schwierigen Fällen.« Wenn Demmler beim Fußball Blessuren davonträgt, ist er froh, immer einen Arzt fragen zu können. Die Vergütung sei niedriger als ehe-

mals bei den Zivis, bedauert er. »Aber ich mache es nicht des Geldes wegen. Wenn man zuhause wohnt, geht es.« Einen komplett medizinischen Beruf kann er sich nicht vorstellen, denn »ich kann nicht unbedingt alles sehen«. Aber die Arbeit mit dem menschlichen Körper sehr wohl, vielleicht im Fitness- und Sportbereich, kombiniert mit seinem langjährigen Berufsziel als Lehrer. Falls es mit dem Studium nicht gleich klappt, will Demmler seine Zeit als Bufdi vielleicht verlängern. Egal wann, er wird die Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz mit wertvollen Erfahrungen verlassen. Andere nutzen nach ihrer Zeit als Bufdi oder im Freiwilligen Sozialen Jahr ihre guten Chancen für eine Ausbildungsstelle. »Jedes Jahr beginnen ehemalige Freiwilligendienstler bei uns eine Krankenpflegeausbildung«, sagt Pastor Frank Eibisch, Theologischer Geschäftsführer bei Bethanien Chemnitz und Direktor des Evangelisch-methodistischen Diakoniewerks Bethanien. Peter Dietrich

ZAHLEN UND FAKTEN ZUM PFLEGEBERUF ■

für Schritt«, sagt er. »Sobald man weiß, wie man hingreifen kann, macht es echt Spaß, auch wenn es anstrengend ist.« Demmlers Arbeitstag beginnt um 6.45 Uhr. Er sah bei Operationen zu und merkte, dass die Darstellung im Fernsehen nichts mit der Realität zu tun hat. Er lernte, die OP-Tische und Patienten vorzubereiten. Er bringt Instrumente weg, holt das Frühstück und wechselt die Wäschesäcke. Nach der Operation fährt er die Patienten hinaus und bringt sie zurück. Mit dem Transportband umzugehen, empfand er anfangs als gar nicht so einfach. Im ersten Monat kam er sich manchmal komisch vor, doch das ist vorbei. »Ich versuche, mein Bestes zu geben, fühle mich als vollIMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG

In den mehr als 2000 deutschen Krankenhäusern arbeiten insgesamt 1,1 Millionen Menschen. In einer Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Jahr 2011 genossen nur Feuerwehrleute noch mehr Vertrauen und Achtung als Ärzte und Krankenpfleger. In der Pflege dominieren die Frauen: Im Jahr 2010 waren laut den Zahlen des Statistischen Bundesamtes 86 Prozent der Pflegekräfte im Krankenhaus weiblich. Von 405 000 Altenpflegern waren nur 55 000 männlich. In keinem anderen Berufszweig ist der Altersdurchschnitt so hoch wie in der Krankenpflege. Für die kommenden Jahre ist ein verstärkter Ersatzbedarf an qualifiziertem Personal zu erwarten. Trotzdem sanken die Ausbildungszahlen für Gesundheits- und Krankenpflegende laut Pflege-Thermometer 2009 von 2000 bis 2008 um zehn Prozent auf 62.486. Anfang 2010 lag die Arbeitslosenquote unter einem Prozent. Von 1996 bis 2008 wurden in der Krankenhauspflege rund 50 000 Vollkraftstellen abgebaut, das entspricht jeder siebten Stelle. Die Zahl der Patienten nahm hingegen seit 1995 um zwölf Prozent zu. Der Anteil der Teilzeitpflegenden stieg von 35 Prozent im Jahr 2000 auf 46 Prozent im Jahr 2008. In 24 der 27 EU-Länder gelten zwölf Jahre Allgemeinbildung als Voraussetzung zur Pflegeausbildung, in Deutschland sind es derzeit zehn Jahre. Vier von fünf jungen Pflegenden sehen insgesamt gute Entwicklungschancen im Beruf. Fast 40 Prozent denken an ein Pflegestudium. Peter Dietrich

Herausgeber: Evangelisch-methodistische Diakoniewerke (EmD) · Redaktion: Pastor Frank Eibisch, Direktor des Evangelisch-methodistischen Diakoniewerks Bethanien e.V., Zeisigwaldstraße 101, 09130 Chemnitz, Telefon 0731 430 1000, E-Mail: f.eibisch@emdw-bethanien.de • Peter Dietrich, Freier Journalist, E-Mail: peter.dietrich@journalist-pd.de • Fotos: Archiv Agaplesion Bethesda Krankenhaus Stuttgart (19/20/21ur), Marcus von Amsberg (19ul), Bernd Lammel (19ol), Michael Veihelmann (20), privat


LEBENSZENTRUM EBHAUSEN

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde! unser Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) mit 42 Plätzen ist neben der Therapieeinrichtung in Ebhausen eine sehr erfolgreiche Arbeit zur Wiedereingliederung suchtkranker Menschen. Langzeitarbeitslose finden trotz mancherlei Rückschlägen wieder eine Perspektive, Arbeit und Wohnung oder eine

andere Teilhabemöglichkeit. Da unser Jahresfest diesmal am 1. Juli in Pfullingen sein wird, beschäftigt sich unser Rundbrief schwerpunkmäßig mit der Arbeit im Jakob-Albrecht-Haus in Pfullingen. In die Außenwohngruppen (AWG) fließt ein wesentlicher Teil Ihrer Spenden und wir möchten mit unterschiedlichen Beiträgen zeigen, wie wichtig die längere Zeit der Betreuung für viele Bewohner ist. In sechs AWGs an verschiedenen Orten arbeiten zwei Sozialpädagogen und Herr Link.

Außerdem helfen elf ehrenamtliche Mitarbeitende aus verschiedenen EmK-Gemeinden mit Gesprächen, in der Freizeitgestaltung und manchem anderen seit vielen Jahren regelmäßig mit. Für alles Begleiten, Finanzieren und Beten möchten wir uns bei Ihnen bedanken. Mit herzlichen Grüßen

Kurt Wegenast und Herbert Link

Die Arbeit im Jakob-Albrecht-Haus Acht Jahre Ambulant Betreutes Wohnen in Pfullingen

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m November 2003 haben wir mit Gemeinde in Pfullingen bildete sich Die Wiedereingliederung in das Ardrei Bewohnern das Ambulant Be- ein Betreuerkreis, der es sich zur Auf- beitsleben in irgendeiner Form ist wetreute Wohnen im Jakob-Albrecht- gabe machte, regelmäßige Kontakte sentliches Ziel und Bestandteil der zu den Bewohnern zu pflegen. Hilfeleistung im Ambulant Betreuten Haus in Pfullingen begonnen. Die Samstags alle zwei Wochen Wohnen. Es ist der strukturierte TaArbeit entwickelte sich aus der werden die Bewohner zum gesrhythmus, das Empfinden von Notwendigkeit weiterer Unterkünfte nach der AdapBrunch eingeladen. Manch »Wert« und »Bedeutung«, das sich tionsbehandlung in Ebhauguter Kontakt und man- nicht nur in unserer Gesellschaft, sonsen. Die Kostenzusagen der che Hilfestellung hat sich dern auch tief verwurzelt in jedem einzelnen Menschen in wesentlichen Rentenversicherungsträger daraus ergeben. für die Adaption liefen aus, Inzwischen hat sich die Ar- Anteilen über das (schöpferische) Tädoch die Zeit war viel zu kurz, beit hoch professionalisiert. tigsein definiert. Ebenso schlicht das Margit Asmus um eine berufliche und soziale Wir sind eingebunden in das Verdienen des eigenen Einkommens, Eingliederung der Klienten in einem Suchthilfenetzwerk in Reutlingen und was den Anteil der Arbeit auch im Zeitrahmen von drei bis vier Monaten werden finanziert nach SGB XII § 53 Leben eines suchtkranken Menschen zu schaffen. So entstand der Bedarf Eingliederungshilfe durch die zustän- so wichtig macht. In Bezug auf Arbeit kommen für weitere Plätze im Ambulant Be- digen Landratsämter. einige Bewohner schnell treuten Wohnen. Die ersten drei 56 Bewohner wurden seit an ihre Leistungsgrenzen, Bewohner kamen aus der Adaption Eb- 2003 aus dem Ambulant Bewenn es denn gelungen hausen – sie waren ohne Arbeitsstelle treuten Wohnen im Jakobist, einen Arbeitsplatz zu und auch ohne eigene Wohnung. So Albrecht-Haus entlassen finden. Die Leistungsanfingen wir langsam an, eine Struktur (37 regulär und 19 irreguforderungen sind hoch. Nifür die Arbeit zu entwickeln. Fest lär). Aktuell leben 11 Bewohschenarbeitsplätze, die eine stand von Anfang an, dass verpflich- ner im Jakob-Albrecht-Haus, tend einmal wöchentlich ein Einzelge- darunter eine Bewohnerin mit Winfried Schwab individuelle Anpassung an die spräch mit den Mitarbeitenden statt- ihrem elfjährigen Sohn. Alle Bewoh- Möglichkeiten des einzelnen Arbeitfindet und auch die Teilnahme an ei- ner waren bei der Aufnahme zunächst nehmers zulassen, gibt es kaum noch. Für einige dieser Personen ist die nem Gruppengespräch. Aus der EmK- arbeitslos.

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22 ::: Lebenszentrum Ebhausen

Arbeit in einer Werkstatt für behinderte Menschen die einzige Möglichkeit, am Arbeitsleben teilzuhaben.

Das Jakob-Albrecht-Haus

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»Pfullingen liegt im fruchtbarsten Obstgarten, in der lieblichsten, mildesten Gegend«, schrieb im Jahre 1823 der Dichter Gustav Schwab. Auch heute noch ist die Stadt kurz vor dem Albaufstieg eine sehr schöne Gegend und genau hier hat das Lebenszentrum Ebhausen einen Standort für die Suchtkrankenhilfe in Form von ambulant betreutem Wohnen geschaffen. Fast ein Jahr ist nun vergangen, seit ich mich nach einer Langzeittherapie auf dem Höchsten und der Frauenadaption dazu entschloss, hier im Jakob-Albrecht-Haus mit professioneller Hilfe meinen Neuanfang in ein suchtmittelfreies Leben vorzubereiten. Dieser Anfang war natürlich nicht einfach. Die stetige Umsorgung, die man in der Therapie noch hat, fällt zum Großteil weg. Man ist wieder selbst verantwortlich für alltägliche Arbeiten wie das Führen des Haushalts, einkaufen, sich eine Tagesstruktur aufzubauen. Auch die Kommunikation mit Ämtern und Behörden wird wieder verstärkt notwendig. Doch egal was es für Sorgen und Wehwehchen bei der Eingewöhnung gibt, die Betreuer des Hauses haben immer ein offenes Ohr und bieten in allen Bereichen ihre Hilfe an. In Einzelgesprächen konnte ich immer wieder herausfinden, wo ich gerade stehe. Mein Gefühlschaos ließ sich ordnen und die Sichtweise mancher Dinge wurde zurechtgerückt. Viele Entscheidungen standen an, z. B. ob ich nach der Zeit in Pfullingen in meinen Heimatort zurückgehe, was mit meiner beruflichen Zukunft geschehen soll. Kaum war ich etwa zwei Wochen da, überschlugen sich auch privat die Ereignisse, denn meine Mutter erkrankte plötzlich an Brustkrebs und mein geschiedener Ehemann beschloss, unseren Sohn einfach so bei mir abzugeben. Es war ein Segen, zu wissen, dass ich nicht alleine dastehe. Alles, was man mir an Hilfe geben konnte, wurde ermöglicht. Mein Sohn und ich konnten die große Wohnung beziehen. Ich war regelmäßig im Gespräch mit meiner Betreuerin Frau Asmus. Sie gab mir Mut und Kraft, nicht aufzugeben.

eist ist es für die Bewohner sehr schwierig und ein langer mühsamer Weg, nach vielen Jahren von Suchtmittelkonsum mit all den psychischen und körperlichen Auswirkungen auf die Gesundheit, nach oft langjähriger Arbeitslosigkeit, zerstörten Beziehungen und angehäuften Schulden sich wieder ganz konkret mit all diesen Dingen zu konfrontieren. Es ist hart, sich dennoch zu motivieren, den Weg der kleinen Schritte zu gehen und sich das Leben wieder neu aufzubauen. In diesen Entwicklungsprozessen (im privaten und im beruflichen Bereich) drängt sich bei vielen Bewohnern immer wieder die Suchterkrankung in den Vordergrund und damit die Versuchung, Probleme mit Alkohol lösen zu wollen. Es gibt Rückfälle in das »alte«, süchtige Verhalten. In vielen Fällen kann diese alte Problemlösungsstrategie aufgearbeitet und positiv genutzt werden, um neue Verhaltensmuster einzuüben. Die meisten Bewohner erleben dieses Hilfsangebot »Ambulant betreutes Wohnen« in seiner Gesamtheit als große Chance, sich stabilisieren zu können und ihr Leben neu zu gestalten. Margit Asmus und Winfried Schwab

Gelungene Wiedereingliederung Die Geschichte eines ehemaligen Bewohners: Herr S., geboren in Reutlingen, kam über die Adaption in das Betreute Wohnen nach Pfullingen. Einstmals hatte er eine feste Anstellung über viele Jahre bei der Bahn. In einer Lebenskrise kam sein Leben ins Wanken. Er griff zum Alkohol. Als er keine Lösung für sich mehr sah, stieg er aus, lebte mehrere Jahre obdachlos in Esslingen unter der Brücke. Er kam ins Jakob-Albrecht-Haus. Zwei Arbeitsversuche scheiterten. Die Kostenzusage vom Landratsamt war längst abgelaufen, doch Dank unseres Spenderkreises konnte der Bewohner länger bleiben und betreut werden. Der dritte Arbeitsversuch war erfolgreich. Seit etwa fünf Jahren arbeitet der ehemalige Bewohner in einer Firma in Pfullingen. Er hat inzwischen eine eigene Wohnung und kann sich ein eigenes Auto leisten. Er hält weiterhin Kontakt und berichtet uns immer wieder, wie gut es ihm ginge. Sein Leben kann er ohne Alkohol leben.


Lebenszentrum Ebhausen ::: 23

Ehrenamtliche Mitarbeit im Jakob-Albrecht-Haus

Inzwischen, fast ein Jahr später, sehe ich diese für mich harte Anfangszeit als eine Art Prüfung an. Und – ich habe sie bestanden! Ich bin nicht rückfällig geworden. Habe nicht versucht, all meinen seelischen Schmerz und die widrigen Umstände im Alkohol zu ertränken. In den Jahren zuvor hatte sich der Alkohol zu meinem Freund und Helfer in allen Notlagen gemacht. Und da gab es viele. Gewalttätige, abhängige Beziehungen, immer wieder Streit und Demütigungen von Seiten meines Ex-Mannes, mein Sohn, der mich beanspruchte und schließlich auch die Arbeit im Kindergarten. Ich war in einem Strudel von Überforderungen gefangen und konnte alleine nicht mehr da raus. Heute, hier und jetzt mag ich behaupten, über die schlimmste Zeit hinweg zu sein. Die Krankheit meiner Mutter konnte erfolgreich behandelt werden und meinem Sohn geht es jetzt auch gut. Er fühlt sich in der neuen Schule wohl und hat viele Freunde gefunden, aber vor allem hat er jetzt wieder eine Mutter, auf die er sich verlassen kann, die ihre Probleme angeht und nicht mehr herunterschluckt. Die wöchentliche Gruppe im Haus hat mir dabei geholfen zu sagen, was ich denke und fühle, was mir gefällt oder auch nicht, zu mir selbst zu stehen und mich nicht von anderen abhängig zu machen, meiner Intuition zu vertrauen und nicht immer nur meine Schwächen zu sehen. Natürlich ist nicht immer alles rosarot und himmelblau, es gibt schwere, trübe Tage, die depressiven Phasen melden sich immer noch zu Wort, doch ich habe gelernt zu sprechen, gelernt offen zu sein. Und wenn ich manchmal ungeduldig bin und mir alles nicht schnell genug geht, dann lese ich einen Kalenderspruch, ein einzelnes Zettelchen, das ich beim Stöbern und Aufräumen im Keller des Hauses gefunden habe: »Siehst Du nicht, wie die Krone der Geduld über Dir leuchtet, während Du meinst, all Dein Kämpfen sei umsonst? Harre aus – und sie wird Dein.« Ich bin allen dankbar, die mich auf diesem beschwerlichen Weg begleitet haben, die geduldig zugehört, beraten und mir immer wieder Mut gemacht haben. Dankbar denen, die sich ohne Vorbehalte um uns Suchtkranke kümmern, auch in Pfullingen. Denen, die uns jeden zweiten Samstag besuchen, mit uns frühstücken und jederzeit ihre Hilfe anbieten. Jedes gutgemeinte Wort, jeder wohlwollende Blick, jeder wertschätzende Augenblick mit anderen Menschen hilft uns immer wieder, einen kleinen Schritt zu gehen und ins abstinente Leben zurückzukehren. M. S.

Es ist immer wieder bewundernswert, mit welcher Energie die Bewohner des JAH gegen ihre alten Suchtgewohnheiten kämpfen. Vielleicht kann dazu auch unser Betreuerkreis ein wenig beitragen. Dieser Kreis entstand, nachdem das Lebenszentrum Ebhausen im JakobAlbrecht-Haus Wohnungen für Suchtkranke eingerichtet hatte. Wir verstehen uns als Gesprächspartner, die sich beim 14-täglichen Brunch mit der Bewohnergruppe treffen. Wir tauschen uns in der Gruppe oder in Einzelgesprächen über alltägliche Fragen wie Ausbildung, Glaube, Kultur, Sport ..., aus. Wir hören zu und erzählen aber auch von eigenen Erfahrungen. Auf diese Weise lernen wir uns kennen. Den Bewohner fällt es dann leichter uns anzusprechen, wenn Fragen und Probleme auftauchen. Zur Zeit besteht der Betreuerkreis aus vier Ehepaaren, von denen zwei zum EmK-Bezirk Pfullingen gehören. Wir haben im Laufe der Jahre gelernt, wie wichtig es für die Bewohner des JAH ist, nach der Therapie wieder zu einem selbstbestimmten Leben zu gelangen. Wir freuen uns, wenn wir bei diesem Prozess dabei sein können. Wichtig ist dabei auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Therapeuten vom Jakob-Albrecht-Haus. Roswitha und Karl Ziefle

Herzliche Einladung zum Jahresfest am Sonntag, 1. Juli 2012 im Jakob-Albrecht-Haus 10.00 Uhr 12.00 Uhr 13.30 Uhr 14.00 Uhr

Gottesdienst in der EmK Pfullingen Wolfgangstraße 2, 72793 Pfullingen Predigt: Pastor Ulrich Jahreiß i. R. Mittagessen im Jakob-Albrecht-Haus Gwand vor dem Ahlsberg 1, Pfullingen Ehrungen ehemaliger Bewohner verschiedene Angebote rund um das Jakob-Albrecht-Haus


24 ::: Lebenszentrum Ebhausen

Herzlichen Dank Draußen vor der Tür

Als Gründungsmitglied war Traugott Kurtz von 1984 an im Lebenszentrum Ebhausen e. V. mit dabei. Bei der zurückliegenden Mitgliederversammlung wurde er nun nach 28 Jahren aktiven Mittragens und Mitgestaltens aus der Arbeit des LZE verabschiedet. Mit hoher Fachkompetenz hat er als Mitglied des Vorstandes die beachtliche Entwicklung unserer Einrichtung(en) begleitet und mitgeprägt. Die finanziellen und wirtschaftlichen Aspekte fest im Griff, hat er nie den Blick für die Menschen verloren. Sich der hohen Verantwortung für nachhaltiges Wirtschaften und der Verpflichtung unseren Spenderinnen und Spendern gegenüber stets bewusst, war er jedoch immer offen für Innovationen und bereit zu notwendigen Investitionen. Mit größter Sorgfalt und mit leidenschaftlichem Herzen hat Traugott Kurtz trotz seiner vielen anderen Aufgaben in unserer Kirche viel Kraft und Zeit in seine Mitarbeit im LZE eingebracht, zuletzt auch bei angeschlagener Gesundheit. Entscheidender Antrieb für seinen Einsatz war immer die tiefe Überzeugung, dass Gottes Liebe unterschiedslos jedem Menschen gilt und sie die entscheidende Kraftquelle ist für ein selbstbestimmtes Leben ohne Suchtmittel. Für dieses außerordentliche ehrenamtliche Engagement sagen wir als Lebenszentrum ein ganz herzliches Dankeschön! In diesen Dank schließen wir auch Frau Kurtz mit ein, die das große Engagement ihres Mannes stets mitgetragen hat. Für den »LZE-Ruhestand« wünschen wir von Herzen Gottes Segen! Harald Rückert, Vorsitzender des Vereins

Bei der Aufgabe, ein Schmuddeleck am Verwaltungsgebäude in ein Stück blühenden Garten zu verwandeln, fühlte ich mich zunächst nicht nur körperlich überfordert. Als ich meine Bedenken äußerte, riet man mir, es ruhig angehen zu lassen. Eine alte Tür war zu entsorgen, nein, nicht mit mir! Eine Seite rot, die andere blau gestrichen (drinnen und draußen), zwischen zwei Pfosten gehängt und das ganze »draußen vor der Tür« genannt, frei nach Borchert. Ich hatte während des Entstehungsprozesses viele interessante Gedanken und Gespräche, die mir geholfen haben, mich aus einem emotionalen Tief zu befreien. Klaus Bischoff

Und wenn das Kleine … Kunst hat mich schon immer fasziniert. Ich habe jahrelang mit Holz gearbeitet und meine Produkte auf Weihnachtsmärkten verkauft. In der Kunsttherapie in Birkenbuck hatte ich die Möglichkeit, mit Ton zu arbeiten. Ich hatte die Idee, Objekte von Giacometti zu kopieren, um dessen Arbeitsweise kennen zu lernen. Dabei geht es darum, eine Metallstruktur mit Gips oder Ton zu kombinieren. Die Drahtkonstruktion meines ersten Objekts gefiel meinem Therapeuten und er riet mir, es nicht weiter mit Ton zu bearbeiten, sondern es zu lassen, wie es war. Daraufhin habe ich weitere Objekte mit Draht geschaffen (Spinne, Ameise, Hirschkäfer, etc.). Ich denke, dass man alles mit Draht darstellen kann, egal ob lebendig oder materiell. Die Arbeit mit diesem Material (Draht) gibt mir sehr viel Zufriedenheit. Fabrice

Künstler aus dem LZE Im Rahmen der Landesgartenschau in Nagold wurden an die Bevölkerung 10.000 Holzpfosten ausgegeben. Jeder konnte einen »Kunstleitpfosten« nach seinen Vorstellungen gestalten, die rund um die Gartenschau aufgestellt wurden. Auch das LZE hat sich an dieser künstlerlischen Aktion beteiligt.

IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNG Herausgeber: Lebenszentrum Ebhausen e.V. • Verantwortlich: Pastor Kurt Wegenast • Anschrift: Carl-Schickhardt-Straße 27, 72224 Ebhausen, Telefon (0 74 58) 99 92-0 Fax (0 74 58) 99 92-22, E-Mail: lebenszentrum@emk.de • Internet: www.emk.de/lebenszentrum Spendenkonto: Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel (BLZ 520 604 10), Konto-Nr. 100 417 092 • Fotos: Lebenszentrum Ebhausen e.V.


::: Im Interview

Samuel Kochs Liebes­ erklärung an das Leben In der »Wetten, dass ..?«-Sendung vom 4. Dezember 2010 stürzt der damals 23-jährige Samuel Koch schwer, als er mit Sprungstelzen über ein fahrendes Auto springt. Seitdem ist er vom Hals abwärts gelähmt. Zusammen mit dem Autor Christoph Fasel hat er seine Autobiografie geschrieben. Volker Kiemle hat mit ihm gesprochen. Was fasziniert Sie an Samuel Koch? Christoph Fasel: In der Öffentlichkeit weiß man ja nicht viel über Samuel Koch. Wenn man ihn näher kennenlernt, erlebt man eine erstaunliche Fülle von Lebensfreude, Tatkraft und Menschlichkeit. Das beeindruckt mich sehr. Haben Sie bei der Arbeit mit Samuel Koch auch Mitleid empfunden? Christoph Fasel: Das ist das Verrückte: Mitleid habe ich gar nicht empfinden müssen. Samuel Koch ist ein starker Mensch, der auch in den schwierigsten Situationen immer wieder Kraft zum Leben findet. Wir haben sogar sehr viel gelacht, während wir das Buch geschrieben haben – wehmütig über das, was er verloren hat, aber auch dankbar über das, was er Schönes erlebt hat in der Zeit vor und nach dem Unfall. Er hat ein lustiges und wildes Leben geführt, geprägt von Sport und Bewegung. Was haben Sie in den Begegnungen gelernt? Christoph Fasel: Ich bewundere, wie er mit diesem persönlichen Super-Gau umgeht und versucht, fertig zu werden. Das ist er sicherlich noch lange nicht. Aber seit der Begegnung mit Samuel weiß ich, dass das, was ich früher als Probleme gesehen habe, nun wirklich keine sind. Was erwartet die Leser? Christoph Fasel: Das Buch ist ein radikal ehrliches Selbstzeugnis eines jungen Mannes, der mit 23 Jahren auf dem Tiefpunkt seines Lebens angekommen ist und der dennoch nicht aufgibt. Es zeigt uns, warum Samuel nicht aufgibt und was ihm geholfen hat, zu überleben. Das Buch ist – auch wenn es seltsam klingt – eine Liebeserklärung an das Leben. Buch t ipp n Christoph Fasel: Samuel Koch – Zwei Leben. Adeo-Verlag, ­Asslar 2012, 17,99 Euro. ISBN: 978-394-220-853-6 Es kann bei Blessings 4 you bestellt werden: 0711 83000-0.

Dr. Christoph Fasel ist Journalist, Medienentwickler und Coach und leitet als Professor für Medien und Kommunikationsmanagement das Institut für Verbraucherjournalismus in Calw. Unter anderem war er Redakteur bei »Eltern«, Reporter des »Stern« und Chefredakteur des deutschen und österreichischen »Reader‘s Digest«. Er arbeitet als Autor für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften und lehrt unter anderem in Tübingen, Hamburg, München und Innsbruck.

Meine Meinung ::: 25

Der Maßstab Als Praktikant habe ich den Satz zu hören bekommen: »Jedes Lied, das älter ist als 50 Jahre, ist Mist und gehört nicht mehr gesungen.« Das war ernst gemeint – und ich war nachhaltig getroffen. Lieder drücken Glaubenserfahrungen aus. Da gibt es kein Verfallsdatum. Die Bibel ist schließlich auch älter als 50 Jahre. Vor ungefähr zehn Jahren kam nach dem Gottesdienst der Organist zu mir und sagte: »Dieser Begleitsatz ist unerträglicher musikalischer Dilettantismus. Den musste ich abändern.« Heraus kam dann ein Choralsatz in Moll für »Ich bin durch die Welt gegangen«. Mir hatte die Abänderung weh getan. Alles Gefühlvolle war aus diesem Lied verschwunden. Der eine wollte nur modernes Liedgut haben, der andere kompromisslos zurück. Beiden gemeinsam war die Überzeugung: »Was ich will, ist richtig und alle anderen haben mir zu folgen!« Ich halte nichts von solchen musikalischen Richtungskämpfen. Sie sind lieblos und verletzend. Sie dienen ganz sicher nicht dem Lob Gottes. Leider kommen sie immer wieder vor und werden vehement geführt. Wer seine Meinung so absolut setzt und sich selbst für das Maß aller Dinge hält, der stiftet Unfrieden. Die Achtung vor den Wünschen und Bedürfnissen anderer Menschen in der Gemeinde gehört zur Nachfolge Jesu dazu. Es geht darum, einen gemeinsamen Weg zu finden, der Vielen gerecht wird. Dabei werde ich Kompromisse schließen müssen. Letztendlich muss es um das Lob Gottes gehen, nicht darum, meinen Musikstil jemandem überzustülpen.

Andreas Jahreiss ist Pastor im Bezirk Schweinfurt/Würzburg.

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Frühstücken mit den Herdmanns Wie ist das, wenn plötzlich Menschen vor unseren Kirchentüren stehen, mit denen wir überhaupt nicht gerechnet haben? Die auf den ersten Blick gar nicht zu uns passen? Pastor Christhard Elle hat in seiner Gemeinde in Bremerhaven ermutigende Erfahrungen gemacht. – kurzum: Sie waren keine dem deutschen Kulturprotestantismus besonders nahestehende Gruppe. Vor meinem inneren Auge sah ich Eugenia, Leopold, Hedwig und Co. ihrem Buch »Hilfe, die Herdmanns kommen« entspringen und mit stetig wachsender Zahl unsere Friedenskirche durcheinanderwirbeln. Inzwischen singen »die Herdmanns« nun in unserer Kirche. Jeden Freitag. Und sie benutzen alle Räume. So viele haben wir in Bremerhaven ja auch gar nicht. Damit es gar keine Frage ist, ob sie hierhergehören, wird das Gospel-Projekt als Kooperation angeboten. So ist es »unser« Chor, der da singt. Und es ist uns ein Anliegen, parallel zum Singen eine Kinderstunde anzubieten. Ob wir es immer schaffen werden, wissen wir noch nicht. Die Gemeinde ist klein, doch wir wollen es versuchen. Wir frühstücken gemeinsam. Das hätte Jesus auch so gemacht. Gar keine Frage. Und dass hinterher geputzt werden muss, ist schon fest eingeplant, es ist bei unseren anderen Gruppen nicht anders. Was als Raumanfrage begann, ist zu einem richtigen Projekt geworden. Wenn diese Menschen so gut wie noch nichts von Kirche und Glaube mitbekommen haben, dann möchten wir, dass vor allem eins bei ihnen hängenbleibt: Dass sie uns wichtig sind und wir uns über sie freuen. Und Gott freut sich auch. Als wir Korea nach zehn Tagen wieder verließen, standen über 100 mit Fähnchen winkende Kinder auf dem Flughafen. Mein erster Gedanke: »Jetzt übertreiben sie aber wirklich!« Doch dann kam die polnische Fußballnationalmannschaft, die im gleichen Flieger zurück nach Europa flog. Es sind eben nicht immer nur die Christen … www.glaube-am-montag.de

Foto: Klaus Ulrich Ruof

Nach zehn Stunden Flug erreichten wir den internationalen Flughafen von Seoul in Korea. Direkt hinter der Sperre wurden wir herzlich begrüßt. Pastor Hong und mehrere seiner Co-Pastoren holten uns mit dem gemeindeeigenen Bus vom Flughafen ab. Aber es waren auch acht Vorstandsmitglieder der Methodistischen Kirche von Bupyeong dabei, in deren Gästehaus wir die nächsten sechs Tage zu Gast waren. Nur zur Begrüßung waren sie mitgekommen. Für sie gab es nichts zu tun, außer uns willkommen zu heißen. Doch dafür hatten sie sich Urlaub genommen. Und so ging es in den nächsten Tagen weiter. Nichts hat mich in Korea mehr beeindruckt als die Gastfreundschaft. Kein Wunsch war zu abwegig, kein Klimmzug zu schwer – Hauptsache wir als Gäste fühlten uns wohl. Und diese Haltung war nicht nur Teil ihrer Kultur, sondern vor allem ihres Glaubens. Es war ihnen ein großes Anliegen, auf diese Weise etwas von der überschwänglichen Liebe Gottes weiterzugeben. Vor vier Wochen erhielten wir als Gemeinde die Anfrage, ob wir bereit wären, einmal in der Woche einen Chor zu beherbergen. Die Anfrage kam eigentümlich zaghaft. Vor einem Jahr hätten sie angefangen, mit Leuten Gospel und Lobpreis zu singen, die normalerweise weder singen noch eine Kirche betreten. In der Zeitung wurden sie gefeiert. Doch immer gab es Schwierigkeiten mit der jeweils gastgebenden Gemeinde. Die Sängerinnen und Sänger hatten keine Ahnung, wie man sich in Kirchen verhält, stellten Tische und Stühle um, ohne sie korrekt aufzuräumen, brachten Kinder mit, die irgendwo spielten, während die Mütter sangen


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