Das Leben vom Bischof Anton Durcovici

Page 1

FABIAN DOBOŞ

DAS LEBEN VOM BISCHOF ANTON DURCOVICI Märtyrer der katholischen Kirche in Rumänien

Sapientia Iaşi 2014


Mit unserem Segen X Petru Gherghel Bischof von Iaşi 2. Februar 2014

Redaktor: pr. dr. Ştefan Lupu Wissenschaftlicher Referent: dr. Dănuţ Doboş Übersetzter: Florin Farcas

Descrierea CIP a Bibliotecii Naţionale a României DOBOŞ, FABIAN Viaţa episcopului Anton Durcovici, Martir al Bisericii Catolice din România / Fabian Doboş. - Iaşi : Sapientia, 2014 ISBN 978-973-8980-90-7 282 929 Anton Durcovici

© 2014 Editura SAPIENTIA Institutul Teologic Romano-Catolic Str. Th. Văscăuţeanu 6 RO – 700462 Iaşi Tel. 0232/225228 Fax 0232/211476 www.editurasapientia.ro e-mail slupu@itrc.ro


INHALTVERZEICHNIS

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1. Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2. Die Zeit im Priesterseminar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3. Der Priester Anton Durcovici . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4. Rektor des erzbischöflichen Priesterseminar in Bukarest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 5. Bischof von Iaşi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 6. Martyrium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34



EINFÜHRUNG

E

s hat immer Christen gegeben, die die Worte Jesu Christi gehört haben, ihm vollkommen nachgefolgt sind und ihr Leben für den Glauben hingegeben haben. Unter den Millionen von Menschen, die in den vorigen Jahrzehnten eine positive Antwort an den Ruf zum Martyrium gegeben haben, zählt auch der römischkatholische Bischof von Iaşi, Mons. Anton Durcovici (1948-1949); er ist am 10. Dezember 1951 im kommunistischen Gefängnis von Sighetu Marmatiei gestorben. Viele Menschen, die ihn gekannt haben, haben auch sein heiliges Leben hervorgehoben. Viele Katholiken haben von ihm und durch seine Hände verschiedene Sakramente empfangen. Zahlreiche junge Männer haben ihn als Obere im Priesterseminar von Bukarest gekannt, wo der Priester Anton Durcovici als Rektor zwischen 1924 und 1947 gewirkt hat. Manche ältere Katholiken aus Iaşi erzählen mit großer Ehrfurcht vom Bischof Durcovici. Aber die Worte fliegen viel zu schnell und können nicht die starke Spur des Märtyrerbischofs in der Geschichte festhalten. Aus diesem Grund, haben manche Forscher (Florian Müller, Eduard Ferent, Anton Despinescu, Danut Dobos, Wilhelm

Wir wollen unseren Bischof Anton Durcovici verehren; er hat unser Volk mit einem starken Glauben geführt; er hat mit seinen Predigten, gehalten in der Pfarren der Diözese, im Gefängnis und in den verschiedenen Bedrängnissen, alle aufgemuntert und zum Gebet aufgerufen. (Petru Gherghel – Bischof von Iasi)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

5


Wenn wir heute das Leben von Anton Durcovici beschreiben wollen, dann könnten das wir mit den Worten machen: sein Leben war eine volle Hingabe, getragen von einem großen Eifer für Seminaristen und Priester, wie auch für die ihm anvertrauten Seelen; für ihre Seelsorge hat er alles gegeben, sogar sein eigenes Leben. (Petru Gherghel – Bischof von Iasi)

6 

Danca, Alois Moraru, Stefan Lupu) nach den Ereignissen vom Jahr 1989 Biografien über diesen Märtyrer verfasst. Ihre Werke beruhen sowohl auf Archivdokumenten, die die Erinnerung an den Bischof Durcovici wach halten, wie auch auf wissenschaftlich-öffentlichen Arbeiten und auf persönlichen Zeugnissen. Die hiesige Biografie stützt sich auf die verschiedenen Werke der obengenannten Verfasser. Der Zweck dieser Broschüre ist die Vorstellung des vorbildlichen Lebens des Märtyrerbischofs Anton Durcovici in einfachen Worten und zugänglich für alle Gläubigen zu machen. Es ist unsere Absicht, Menschen dazu zu gewinnen, die Tugenden dieses Märtyrerbischofs nachzuahmen, damit das Volk Gottes im Glauben bestärkt wird.

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


1. KINDHEIT

D

er zukünftige Bischof von Iaşi wurde am 17. Mai 1888 in BadDeutsch Altenburg (Österreich) geboren. Am 21. Mai 1888 ist er in der Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ getauft worden. Anton Durcovici stammte aus einer armen Familie. Sein Vater Franziskus hat als Hilfsarbeiter in einem Steinbruch gearbeitet und seine Mutter Maria, geborene Mittermeier ist Hausfrau gewesen. Sein Vater ist am 5. Februar mit 36 Jahren an akuten Tuberkulose gestorben. Nach dem Tod des Vaters hat die Familie viele Schwierigkeiten und Entbehrungen zu erleiden. Die junge Witwe hat als Wäscherin und Schneiderin gearbeitet, um für die Kinder – Anton und seinen Landkarte der Ortschaft Bad Deutsch Altenburg (Ende des XIX. Jahrhundert)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

7


Das Haus der Familie Durcovici in Bad Deutsch Altenburg

Seine Familie, in der er vor 125 Jahre geboren wurde, hat ihm eine feste christliche Ausbildung geschenkt; nach dem Vorbild seiner Mutter, war auch Anton bereit und offen für Liebe und Opfer. Anton Durcovici hat an den päpstlichen Hochschulen studiert und viele wichtigen Aufgaben als Theologe und Erzieher erledigt – dadurch ist er von seinen Oberen zuhause wie auch in Italien hoch geschätzt. (Bischof Petru Gherghel, Predigt anlässlich des 125. Geburtstags von Bischof Anton Durcovici)

8 

einzigen Bruder Franziskus – das Lebensnotwendige besorgen zu können. Maria Durcovici hatte eine Tante (sie hieß Österreicher), die in Iaşi gewohnt hat und dort Inhaberin eines Restaurants gewesen ist. Im Jahr 1894 hat die Tante ihre Nichte Maria in die Hauptstadt von Moldawien gerufen, um ihr bei der Arbeit zu helfen. So ist Maria Durcovici mit ihren beiden Söhnen Anton und Franziskus nach Iaşi übersiedelt worden. 1895 wurden beide Brüder an die Volkschule der römisch - katholischen Pfarrei Iaşi aufgenommen worden, wo sie rumänisch gelernt haben. Von 1896 bis 1898 ist die Familie nach Ploieşti umgezogen, wo die zwei Brüder in der dortigen Pfarrschule ihr Studium fortgesetzt haben. 1898 Maria Durcovici mit ihren Kindern finden eine Wohnung in Bukarest, in der Straße Izvor, Nummer 81. In diesem

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


Jahr kommt Anton in die 4. Klasse der Ich habe den Gläubigen erzbischöflichen Schule „Hl. Andreas“. die Anleitung gegeben, volles Vertrauen auf Diese Schule wurde damals von den die Barmherzigkeit Schulbrüdern geleitet und befand sich Gottes zu haben; sogar ein größeres Vertrauen nicht zu weit weg von der Straße Izvor. als das des Vaters im Am 25. Mai 1899 empfing Anton Evangelium für seinen Durcovici das Sakrament der Firmung verschwenderischen durch den Erzbischof von Bukarest, Sohn; man soll VerMons. Francisc Xaveriu Hornstein. trauen auf Gott haben, denn er will uns alle Die Mutter und die zwei Kinder besuchunsere Sünden ten die Hl. Messe in der Kapelle der Nonverzeihen. nen in der Straße Pitar Mos. Hier haben die Nonnen aus München (englische (Bischof Anton Durcovici, Erklärung wähFräulein) im Jahr 1858 das Institut „Hl. rend der Festnahme Maria“ eröffnet, das in kürzester Zeit zu durch Securitate am einer der berühmten Mädchenschule in 26. Aprilie 1950) Bukarest geworden ist. Die Schwestern waren von Anton sehr beeindruckt. Er durfte in ihrer Kapelle ministrieren. Mit großer Freude und Hingabe verrichtete Anton den Altardienst. Nicht nur am Sonntag, sondern täglich ginge er in die Hl. Messe. Nach der Messfeier, bekam Anton eine kleine Jause, und so gestärkt ging er dann weiter in die Schule. Der Winter war damals in Bukarest sehr kalt mit über – 30 Grad und die Straßen waren oft mit Schnee voll bedeckt. Anton ging morgens, als es noch Bild Franziskus und Anton Durcovici Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

9


Vor der reinen Mutter des Schöpfers und allmächtigen Schöpfers werden die wütenden Wellen der menschlichen Begierden zurückgehalten und steif gemacht; die feindlichen Burgen und Angriffe, seien sie auch noch so erschreckend, fallen ohnmächtig zusammen und nichts mehr kann den Einzug des christlichen Volkes in das Reich des Sohnes verhindern. (Anton Durcovici an die Priester über die Andacht zur Ehre der Gottesmutter)

10 

finster war, zur Hl. Messe; oft war er hungrig und erfroren, als er in die Kapelle ankam; die Mesmerin, Schwester Tecla hatte Mitleid mit ihm. Sie hat es organisiert, dass der junge Ministrant ein Bett im Kloster bekommt. Nun hatte Anton ein Bett und Essen im Kloster. Schwester Tecla hat sich um ihn sehr viel gekümmert. Die Mutter war froh darüber, dass es Toni im Kloster gut ging. Der Spiritual der Nonnen hieß P. Lucius Fetz, ein Benediktiner, Sekretär des zukünftigen Erzbischofs Raymund Netzhammer, damals noch Rektor des Priesterseminars in Bukarest. Die Frömmigkeit des Ministranten hat auch ihn sehr beeindruckt und P. Fetz hat Anton zur Hl. Messe am Sonntag oft im erzbischöflichen Palais eingeladen. Er wollte ihn besser kennenlernen. Die Schwester hatte gemerkt, dass P. Lucius vom jungen Ministrant beeindruckt war und hatte Angst ihn zu verlieren. So ist sie zur Oberin gegangen und hat ihr gesagt: „Wenn P. Lucius Toni zu sich holen will, dann soll er dem Knaben zu Essen und ein Bett geben!“ Was dann auch geschah.

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


2. DIE ZEIT IM PRIESTERSEMINAR

A

m 1. September 1901 wurde Anton Durcovici auf Empfehlung des P. Lucius Fetz, vom zukünftigen Erzbischof Netzhammer ins Knabenpriesterseminar aufgenommen. Der erste Schritt zu dem großen Ziel – das Priestertum – ist gemacht. Mit viel Freude beschäftigt sich der junge Anton dem Studium. Das Nonnenkloster in der Straße Pitar Mos hat das Studium des Seminaristen Durcovici finanziert. Aus Dankbarkeit der Nonnengemeinschaft gegenüber stellt sich Anton ihnen als Spiritual und Beichtvater zur Verfügung. Nach fünf Jahren, hat Anton Durcovici das Gymnasium mit Matura abgeschlossen. Am 23. Oktober 1906 hat P. Augustin Kuzka, Rektor des Knabenpriesterseminars „Hl. Geist“ die Maturaurkunde überreicht; hier sind alle Fächer eingetragen: Latein, Griechisch, Deutsch, Rumänisch, Ungarisch, Religion, Geschichte, Erkunde, Mathematik, Kosmografie, Astronomie, Zoologie, Botanik, Physik, Chemie, Geologie. Erzbischof Raymund Netzhammer war von der Frömmigkeit des jungen Seminaristen sehr beeindruckt und hat seine Intelligenz hoch geschätzt. Aus diesem Grund schickt er ihn nach Rom für die Fortsetzung des Theologiestudiums.

Erzbischof Raymund Netzhammer

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

11


Auf Empfehlung des Erzbischofs, kam Anton Durcovici am 30. Oktober 1906 in Rom, im Priesterkolleg Hl. Urban als Seminarist an. Bis zum Beginn des Semesters blieben noch 3 Tage frei. In dieser Zeit Beim Priesterseminar “Hl. Geist” (1904) besuchte Anton die Ewige Stadt, die ihn sehr beeindruckt hatte. Zuerst ist er zum Petersdom gegangen. Sein Herz war entflammt und erfüllt mit heiliger Freude. Anton, der normalerweise sehr nüchtern war, schreibt jetzt an seine Familie mit Begeisterung und besonders schöne Worte über sein Glück in Rom sein zu dürfen. Das neue Studienjahr hat am 4. November 1906 begonnen. Er hat sich an die Universität „Hl. Thomas von Aquin“ für scholastische Philosophie inskribiert. Nach zwei Jahren hat er das Studium der Philosophie mit dem Titel „Doktor der Philosophie“ abgeschossen. Mit dieser philosophischen Grundlage Die Barmherzigkeit Gottes bereitet mir widmet sich Anton Durcovici mit unerheuer eine noch größemüdlichem Ehrgeiz und beständigem Fleiß re Gnade…, durch den dem Theologiestudium an der Universität Empfang der Weihe Urbaniana zu. Im Jahr 1910 erhielt er das zum Subdiakon. Doktorat in Theologie. Im Priesterkolleg (Anton Durcovici an HL. Urban haben Priesteramtskandidaden Erzbischof R. ten aus aller Welt, besonders aus den Netzhammer, 27. Dezember 1908)

12 

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


Je näher ich an diesem Missionsgebieten studiert; es waren afriSchritt näher komme, kanische, europäische, asiatische und desto mehr spüre ich amerikanische Studenten. Die Oberen seine edle Wichtigkeit des Kollegs holten nach Rom die besten und meine vollkommeund fähigsten Studenten aus den Missi- ne Unwürdigkeit; desto mehr bin ich davon onsländern; diese wurden hier ausgebilüberzeugt, dass ich alle det, damit sie nach der Priesterweihe den meine Kräfte für die Geist der Weltkirche bei ihrer Rückkehr Vorbereitung auf diein ihren Herkunftsländern mitnehmen. sem Tag einsetzen soll; ich baue aber nicht auf Anton Durcovici hatte Kontakt mit mich, sondern nur auf Seminaristen aus aller Welt. So hat er die die väterliche Hilfe von Weltkirche kennengelernt. Er vom Geist Gott. der katholischen Kirche geprägt worden. (Anton Durcovici an Er hat aus diesem Geist sein ganzes Priesden Erzbischof R. terleben gestaltet und gelebt – in Wort Netzhammer, und Tat. 27. Dezember 1908) Er ist zum Vorbild des rumänischen Priesters geworden: gewissenhaft, treu in der Einhalt des kirchlichen Vorschriften, aber auch verständnisvoll und Andersdenkenden gegenüber wohlwollend. Anton Durcovici ist in seinem religiös-geistlichen Leben In Rom – Priesterkolleg „Hl. Urban” von den römischen Gottesstätten und von der jahrtausendalten christlichen Tradition Roms. Sein ganzes Leben zeichnet sich aus, durch eine feste Treue zum Glauben und durch eine ununterbrochene Einheit mit dem

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

13


…ich möchte und will..., durch die Hl. Weihe für immer und ohne etwas zurückzuhalten, mich für Gott und seine heilige Kirche aufopfern. (Anton Durcovici an den Erzbischof R. Netzhammer, 30. Juni 1909)

14 

Hl. Stuhl. In seinen Kursen, in den Predigten und Vorlesungen hat er nie seine private Meinung vorgetragen, sondern immer nur das, was die Kirche lehrt. Für die Kirche hat er später im kommunistischen Gefängnis in Sighetu Marmatiei sein Leben aufgeopfert.

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


3. DER PRIESTER ANTON DURCOVICI

D

ie Priesterweihe des Diakons Anton Durcovici wurde wegen seines zu jungen Alters etwas verschoben. Er hat im Kolleg Hr. Urban bis zur Priesterweihe bleiben wollen. Der Rektor ist von seinem Wunsch begeistert worden. So ist Anton Durcovici zum Präfekt für die Studenten des 1. Jahres bestellt worden, obwohl er noch nicht Priester gewesen ist. Kardinal Girolamo Gotti, Präfekt der Kongregation De Propaganda Fide und Mons. Giovanni Bonzano, Regens des Kollegs waren sehr zufrieden mit der Arbeit des jungen Klerikers Anton Durcovici. Neben seiner Aufgabe als Präfekt, hat er auch Kirchenrecht studiert. An der Fakultät des Römischen Priesterseminars hat Anton Durcovici im Jahr 1911 das Lizentiat im Kirchenrecht erhalten. Mit dem Dispens von 20 Monate für das kanonische Alter, vom Hl. Stuhl erhalten, ist Anton Durcovici am 24. September 1910 in der Basilika zu „Hl. Johannes im Lateran“ zum Priester geweiht worden. Die Funktion als Präfekt hat er bis zum Abschluss des 2. Semesters innegehabt. Am 29. Juli 1911 verlässt er Rom und kehrt in die Erzdiözese Bukarest zurück. Bevor er in Rumänien ankommt, macht Anton Durcovici eine Wallfahrt

Mein einziger Wunsch ist der Willen Gottes in allem zu erfüllen. (Anton Durcovici an den Erzbischof R. Netzhammer, 26. Dezember 1909)

Universität Urbaniana

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

15


Kardinal Girolamo Gotti

Mit der heiligen Priesterweihe hat mich der Heiland zu seinem Werkzeug bestimmt. Ich werde ihm nützlich sein, solange ich mich ihm unterordne und mit ihm verbunden unter seiner Führung stehen werde. Sobald ich auf mich bauen würde und mir etwas zuschreiben würde, würde ich meine Lage zerstören und ich würde meiner Berufung untreu werden. (Anton Durcovici an den Erzbischof R. Netzhammer, 28. Dezember 1908)

16 

nach Loreto (in Italien) und fährt auch in die alte Heimat Österreich, um in seiner Heimatpfarrei die Primizmesse zu feiern, umgeben von seiner Verwandtschaft. Mons. Giovanni Bergamo, der neue Rektor des Kollegs Hl. Urban hat eine lobenswerte Bescheinigung über Anton Durcovici niedergeschrieben, die an den Kardinal Girolamo Gotti, Präfekt der Kongregation „De Propaganda Fide“ geschickt wurde. Am 29. Juli 1911 schrieb der Rektor über seinen ehemaligen Studenten folgendes: Eminenz, Der Priester Anton Durcovici, aus der Erzdiözese Bukarest, ist fünf Jahre lang Student in unserem Kolleg gewesen und nun kehrt er in sein Heimatland zurück. Ende Juli des vorigen Jahres hat er sein Theologiestudium mit dem Doktortitel abgeschlossen, auf Grund seines zu jungen Alters durfte er nicht zum Priester geweiht werden. Er hat seinen Wunsch geäußert, noch ein Jahr im Kolleg bleiben zu wollen und ich bin glücklich darüber, ihm diesen Wunsch erfüllen zu können. Auf Grund ihrer Anregung, werde ich seinem Erzbischof schreiben, um ihn über das gute Wirken von Anton Durcovici für das Kolleg zu informieren. Am 24. September zum Priester geweiht, mit einem Altersdispens von 20 Monate, hat Anton Durcovici sehr fleißig dem Priesterkolleg als Präfekt des 1. Jahres gute Dienste geleistet. Er hat auch das Kirchenrecht studiert und vergangenen Juni hat er sein Lizentiat erreicht. Vor ein

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


paar Jahren hat er das Doktorat in Philosophie an der Akademie „Hl. Thomas von Aquin“ erhalten. Jetzt verlässt er uns, begleitet mit den besten Wünschen seitens der Oberen und Studienkollegen; für sie ist er ein Vorbild im Verhalten und Klarheit, in Frömmigkeit und Demut gewesen. Ich möchte noch eines sagen – wenn er als Priester so bleibt, wie er im Kolleg war, wird er ein Schatz für seine Diözese sein. Deshalb möchte ich Sie, Eminenz, darum bitten, ihn seinem Erzbischof zu empfehlen.

Der junge Priester kehrt am 11. August 1911 nach Rumänien zurück. Mit großer Freude ist er von seinen Mitbrüdern. Er ist überhaupt nicht hochmütig, sondern im Gegenteil, demütig, sein Gang ist ehrerbietig, seine Augen schauen auf die Erde. Erzbischof Raymund Netzhammer war sehr glücklich über seinen Neupriester und am 23. August 1911 bedankte er sich in einem Brief beim Kardinal Girolamo Gott, beim Rektor und bei allen Professoren des Priesterkollegs „Hl. Urban“ für ihre Arbeit, durch die Anton Durcovici ein vorbildlicher Diener Gottes werden konnte:

Komm zu mir, du mein Priester! Dein zurückhaltendes Leben ist wie eine freiwillige Gefangenschaft, die du aus Liebe zu Gott und für das Seelenheil angenommen hast. Komm zu mir, wenn die Einsamkeit dich bedrängt, denn ich warte auf dich um mit dir die Leiden und die Freuden auszutauschen. Such nicht bei den Menschen danach, was du von mir erhalten kannst: die Ruhe für deine Seele. Komm zu mir, besuch mich in meinem geheimen Kerker, tagsüber oder wenigstens abends; gib mir Rechenschaft über deine Tätigkeit; komm zu mir und hol dir Licht und Rat, Gnade und Kraft für dich und meine kleinen Schafen. (Anton Durcovici, Rundschreiben von 28. Dezember 1948)

Eminenz, Ihr Brief voll Hoffnungen für den Priester Anton Durcovici, vom 7. August, hat mir viel Freude bereitet. Vor 10 Jahren habe ich ihn ins erzbischöfliche Priesterseminar in Bukarest aufgenommen. Ich hatte schon damals gehofft, dass er ein guter Priester werden könnte. Dieser Priester ist

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

17


jetzt in seiner Heimatdiözese zurückgekehrt; er ist mit einem Doktorat in Philosophie und Theologie wie auch mit dem Lizentiat im Kirchenrecht gut ausgestattet. Er beginnt jetzt sein Priesterdienst und ist von Ihnen Eminenz mir sehr empfohlen worden und seine Verdienste wurden gelobt. Aus ganzem Herzen danke ich dem allmächtigen Gott für diese große Freude und ich danke auch Ihnen, Eminenz, für ihre Mühe und Sorge, die sie in seiner Ausbildung investiert haben. Ich bitte meinerseits den lieben Gott für Sie – er möge Ihnen, Eminenz, gute Gesundheit und viele Jahre schenken. Möge Gott reichen Gnaden und die Gaben des Hl. Geistes über die Professoren und Wirkenden des päpstlichen Kolleg Propaganda Fide zukommen lassen. August 1914

18 

Die erste pastorale Aufgabe des Priesters Durcovici war seine Funktion als Präfekt und Lehrer am Priesterseminar „Hl. Geist“ in Bukarest. Seine solide Ausbildung, seine tief theologischen Kenntnisse so wie sein geistliches Leben haben die Seminaristen stark beeindruckt. Zugleich ist der junge Priester auch zum Pfarradministrator der Pfarre Targoviste, Giurgiu und Buzau ernannt worden. 1911 bis 1920 ist er auch Rektor der Kapelle der Schwester Notre Dame de Sion in Bukarest gewesen; bis 1916 ist er Lehrer auch an den erzbischöflichen Schule „Hl. Andreas“ und „Hl. Josef“ in der Hauptstadt Rumäniens. Im Jahr 1914 hat der erste Weltkrieg begonnen. Zwei Jahre später zieht Rumänien

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


in den Krieg gegen Österreich ein. Viele Österreicher und Deute sind interniert worden. Der Priester Anton Durcovici, der ein Österreicher war, wurde am 27. August 1916 mit anderen zwei ausländischen Priestern gefangengenommen; er ist zuerst in ein Dorf – Fratilesti im Bezirk Ialomita interniert worden; später wird er nach Galati ins Kloster Notre Dame de Sion übersiedelt worden, wo er als Kurat wirken darf. Dank einer Vermittlung des Erzbischofs Netzhammer beim Kaiser Ferdinand und bei anderen Behörden, durfte Anton Durcovici im Dezember 1917 in die Hauptstadt zurückkommen. Der Priester Anton Durcovici erzählt von der Zeit seines Aufenthaltes in Galati:

Ich möchte noch eins sagen: wenn Anton Durcovici als Priester so ist wie er im Kolleg war, dann wird er ein Schatz für seine Diözese sein. Deshalb bitte ich Sie, Eminenz, ihn seinem Erzbischof zu empfehlen. (Rektor G. Bergamo an Kardinal G. Gotti, am 29. Juli 1911)

Ich befand mich gemeinsam mit acht Schwestern aus Bukarest fast schon ein Jahr lang in Galati, wo das unbarmherzige Schicksal des Krieges mich gebracht hat. Kloster „Notre Dame de Sion” in Galati

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

19


In einer Rede über die Kreuzerhöhung…, habe ich auf die göttliche Kraft des gekreuzigten Christi hingewiesen, auf jene Macht Jesu um die Menschheit von der Sünde, von der Sklaverei Satans und vom ewigen Tod zu erlösen. Alle Menschen, die an den gekreuzigten Christus glauben und auf ihn ihr Vertrauen setzen und ihn aus ganzem Herzen lieben, indem sie seinen Geboten gehorchen, werden ihre Seelen retten können. Und das trotz wird geschehen, trotz aller Versuchungen der Feinden des Kreuzes, die der Teufel, die böse Welt und die schlechten Befehle unseres menschlichen Inneren sind. (Bischof Anton Durcovici, Erklärung während der Festnahme durch Securitate am 26. Aprilie 2950)

20 

Wir haben uns schon an den Donnern der Artillerie der nahen Front gewohnt; wir waren mit dem häufigen Besuch der Flugzeuge vertraut, die von den bellenden Flugabwehr gejagt waren. Seit kurzem haben die feindlichen Haubitzengranaten verschiedene Ziele sogar in der Stadt im Blick genommen. Auch daran haben wir uns gewohnt. Aber, der 11. Oktober 1917 ist gekommen – der Tag, der uns aus fast Gleichgültigkeit dem Geschehen gegenüber aufgewacht hat. Es war circa 11.00 Uhr, als die Feinde wieder einmal die Stadt bombardierten. Das Pfeifen der Haubitzengranaten ist immer lauter geworden, die Explosionen auf der Strada Mare näherten sich immer mehr an unsere Wohnung, in einem Haus im Garten des Instituts Notre Dame de Sion. Trotzdem haben wir uns um 12.00 Uhr zu Tisch gesetzt. Ein paar Minuten später explodiert eine Haubitzengranate im Eingangsbereich des Instituts. Alle, außer mich und einen Bruder, standen auf und gingen hinaus um sich das Geschehene anzuschauen. Wir haben nicht geglaubt, das die Gefahr so groß war, aber plötzlich hören wir eine andere Detonation vor dem Fenster und eine Wolke vom Staub und Rauch hat uns aus der Ratlosigkeit herausgenommen. Wir verlassen das Haus und gehen zum Zivil- und Militärspital, das sich in einem anderen Flügel des Gebäudes befand. Eine unbeschreibliche Panik ist dort bei allen ausgebrochen. Ein paar Haubitzengranaten haben schon das Gebäude beschädigt und die Projektile flogen durch die Luft; das Zittern der kaputten Fenster war

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


überall zu hören. Kranke, mansche allein, andere in Begleitung von Sanitätern oder anderen Patienten, Kinder auf Armen getragen, alle drängten sich in den Mittelgang auf und wollten den Keller erreichen. Wir haben uns gegenseitig geholfen, um aus dieser Feuerhölle endlich auskommen zu können. Als wir an der Abteilung der Flecktyphuserkrankten vorbeigingen, hat mich eine Schwester hineingebeten und ich habe jene armen Patienten gesegnet, die so geschwächt von der Krankheit waren, dass man sie nicht mehr transportieren konnte. Sie alle sind aber geschont geblieben. Eine andere Nonne ist jetzt gekommen, geschickt von der Oberen, um mich darüber zu verständigen, dass es gute wäre, das Allerheiligste Sakrament an einem geschützten Ort zu bringen, weil auch die Kapelle angeblich bedroht sei. Ich bin schnell die Stiege zum Obergeschoss hinaufgelaufen und die Nonne, die mich gerufen hat, ist mir nachgekommen. Wir kommen in die Sakristei an, wo die Nonne – die Mesnerin, auf uns wartete. Die Schwestern begleiten mich mit Laternen in den Händen zum Altar, vor der Kniebank, die den Altarraum von Kirchenschiff trennt, knien wir nieder. Ich besteige die Stufen zum Altar, öffne den Tabernakel, nehme die zwei Ziborien und beginne die geweihte Hostie aus der Monstranz ins Ziborium hineinzulegen. Plötzlich bekomme ich wie ein Schlag auf dem Kopf; ohne einen Schmerz zu spüren, sehe ich nichts mehr, ich höre auch nichts und ich springe oder besser bin zur rechten Seite über die Altarstufen geworfen worden. Dort bleibe ich stehen und

Wir sollen gut über die Traurigkeit des Heiligsten Herzens Jesu wegen unserer Gleichgültigkeit nachdenken; es geht nicht um eine vergangene Sache, die ja schon lange her geschehen ist und als ob sie mit unserem jetztigen VErhalten nichts zu tun hätte. Nein, unsere Haltung zur Zeit und in der Zukunftbis ins kleinste Detail war zugleich Ursache, für was das Herz des Heilands Christus Jesus als Wikung gefühlt hat; sein Blick fasste die Zukunft als Gegenwart um. Es sind also simultan und gleichzeitig: das Warten Jesu eingesperrt in seinem eucharistischen Kerker und unsere Antwort. Mit der Ar tund Weise unseres Umgangs mit ihm, sind wir die Ursache seiner Gefühle. Unsere Ablehnung macht ihn traurig, unser Besuch erfreut ihn und tröstet ihn. (Bischof Anton Durcovici, Rundschreiben vom 28. Dezember 1948)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

21


Größter Herrscher über das Leben kann nur der sein, der uns das Leben geschenkt hat und es erhält: Gott allein. Unsere Aufgabe ist es, Gebrauch von diesem göttlichen Geschenk, gemäß dem ihm verliehenen und heligen Ziel, zu machen. (Anton Durcovici, „Du sollst nicht töten” in der Zeitschrift „Farul nou”, 2 [vom 14. Januar 1934])

Die Kirche „Hl. Elena” in Bukarest

22 

nach einer gewissen Zeit, ich weiß nicht wie lange es dauerte, hörte ich die Stimme einer der beiden Schwestern, die mir sagt: „Herr Pfarrer, kommen Sie!“ ich antworte und sage, dass ich nichts sehe und dass ich das Allerheiligste nicht habe und ihr nicht folgen kann. Die Stimme entfernt sich langsam. Die Ohren sausen mit furchtbar. Es wird allmählich hell, der Rauch und der Staub legen sich und ich sehe das Unglück. Das Ziborium liegt auf dem Altar umgeschüttet, die heiligen Hostien sind auf den Altarstufen und im Presbyterium verstreut; alles ist mit Staub und Schuttresten bedeckt. Ich habe nicht mehr gesehen. Ich habe die geweihten Hostien gleich eingesammelt, die die in der Nähe und unbedeckt waren. Mit dem Ziborium in der Hand gehe ich zur Tür der Sakristei hin. Diese Tür wurde mit so einer Kraft umstoßen, dass ich sie nicht öffnen konnte. Ich kannte nicht den Weg zum Keller. Ich gehe durch den Mittelgang der Kirche zum Haupteingang. Ich finde Spuren der beiden Schwestern – große Blutflecken auf den Treppen des Stiegenhauses. Ich gehe die Stiege hinunter, gehe durch den langen Gang und bei einer Abzweigung sehe ich die Schwester – Mesnerin ganz blass und blutend auf einem Sessel liegen. Es sah so aus, dass sie am Ende ihres Lebens war. Der Arzt und ein paar Personen kümmerten sich um sie. Als ich ihnen nahe gekommen bin, haben sie mich lang angeschaut, als ob ich aus dem Jenseits gekommen wäre: sie haben geglaubt, dass ich schon tot bin. Man hat mir den Weg zum Keller mit Gewölben gezeigt, wo auch die Sterbende sich

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


befand. Ich legte das Allerheiligste auf einem provisorischen Tisch aus zwei Kisten übereinander gelegt und brachte der Schwester die Hl. Kommunion. Diese Szene war so rührend; was sich hier im mit zwei Kerzen halbbeleuchtetem Keller geschah, erinnerte uns die ersten Christen wegen der Verfolgung in den Katakomben eingesammelt, aber von der Gewissheit erfüllt: Gott ist bei uns.

Im Jahr 1918 wurde Anton Durcovici zum Lehrer an der erzbischöflichen Schule „Hl. Andreas“, sowie zum Pfarradministrator der italienischen Kirche „Hl. Heiland“ in der Hauptstadt bestellt. 1919 verwaltete er die Pfarre „Hl. Elena“ in Bukarest und 1920 ist er zum Direktor des Konvikts „Hl. Andreas“ ernannt. Bei der Wiedereröffnung der erzbischöflichen Priesterseminars im Jahr 1922 wurde er zum Lehrer und Präfekt ernannt. Ab 1919 ist Anton Durcovici Mitglied des erzbischöflichen Verwaltungsrates. Er ist tätig beim Diözesangericht und bis 1930 ist er mehrmals Pfarradministrator von Targoviste. Ab 1920 ist er Vizepräsident der marianischen Männerkongregation in Bukarest und ab 1921 ist er dessen Vorstand. Er hat auch die Vereinigung der christlichen Mütter und jene der franziskanischen Terzianerinnen in Bukarest geleitet. Anton Durcovici ist Mitglied des Vorstandes in der katholischen Aktion, Mitglied des Diözesangerichtes, Bücherzensor, Prüfer der Prosynode, Mitglied des Verwaltungsrates der Erzdiözese

Die italienische Kirche “Göttlicher Heiland” in Bukarest

Alle Menschen, die an die persönliche Gegenwart Christi in der Hl. Eucharistie glauben, so wie der katholische Glaube uns lehrt, sollen ihr Leben an den Glauben anpassen, sondern finden sie keine Verzeihung und kein Verständnis; noch mehr, dadurch machen sie den Glauben vor den Fernstehenden lächerlich, die uns nicht nach unseren Worten, sondern viel mehr nach unseren Taten beurteilen, (Bischof Anton Durcovici, Predigt vom 19. Juni 1949 in Câmpulung- Muscel)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

23


Bukarest, Mitglied des erzbischöflichen Rates. 1919 wird der Priester Anton Durcovici gemeinsam mit dem Priester Alexandru Theodor Cisar zum Bischofskandidat für die Diözese Iasi vorgeschlagen. Der letzte wird dann gewählt, um diesen Posten zu besetzen. 1923 ist Anton Durcovici zum Kanoniker der Kathedrale „Hl. Josef“ in Bukarest ernannt.

Kanoniker an der Kathedrale „Hl. Josef” in Bukarest

24 

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


4. REKTOR DES ERZBISCHÖFLICHEN PRIESTERSEMINAR IN BUKAREST

D

er Priester Anton Ducovici ist im September 1924 zum Rektor des erzbischöflichen Priesterseminars „Hl. Geist“ in Bukarest und diese Funktion hat er gewissenshaft bis zu seiner Bestellung zum Bischof von Iaşi im Jahr 1947. Anton Durcovici hat seine Kraft fast 25 Jahre lang in die Erfüllung dieser Aufgabe eingesetzt und er hat mit seinen geistigen Fähigkeiten dazu beigetragen, dass viele jungen Männer zu guten und würdigen Diener des Altares herangebildet werden. Ab jetzt hat der Priester Durcovici ein wichtiges Wort in den verschiedenen Angelegenheiten der Diözese zu sagen. Sein Urteil und seinen weisen Rat wurden immer wieder von Erzbischof und vom Klerus gefragt. Am 15. Juli 1924 verlässt der Erzbischof Netzhammer Rumänien; er ist vom erzbischöflichen Stuhl in Bukarest entlassen worden. Der Bischof von Iaşi Alexandru Theodor Cisar wird sein Nachfolger. Die erste Aufgabe des neuernannten Bischofs war die Sorge um einheimischen priesterlichen Berufungen. Er sah in Anton Durcovici der geeignete Mensch für die Restrukturierung des erzbischöflichen Priesterseminars.

Erzbischof Alexandru Theodor Cisar

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

25


Größter Herrscher über das Leben kann nur der sein, der uns das Leben geschenkt hat und es erhält: Gott allein. Unsere Aufgabe ist es, Gebrauch von diesem göttlichen Geschenk, gemäß dem ihm verliehenen und heiligen Ziel, zu machen. (Anton Durcovici, „Du sollst nicht töten” in der Zeitschrift „Farul nou”, 2 [vom 14. Januar 1934])

Der neue Erzbischof hat das erzbischöfliche Palais an den Hl. Stuhl für den Sitz der Apostolischen Nuntiatur verkauft. Mit dem Geldgewinn hat er zwischen 1925 und 1926 ein geräumiges Gebäude aus Beton neben der Kathedrale „Hl. Josef“ bauen lassen; in diesem Haus befanden sich der Sitz des Erzbischofs, die Pfarre und das Priesterseminar. Das geistliche Leben vom Priester Durcovici ist von seine Zugehörigkeit zur Apostolischen Vereinigung des Klerus ernährt worden; er ist dort Mitglied seit 1923. Es ist noch zu erwähnen, dass der Priester Durcovici von 1926 bis 1947 Nationaldirektor dieser Vereinigung gewesen ist. 1926 – Târgovişte

26 

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


Am 6. Mai 1930 ist Anton Durcovici die rumänische Staatsbürgerschaft gegeben worden. Anton Durcovici hat an der Theologischen Akademie „Hl. Geist“ ab 1930 wöchentlich zwei Stunden Philosophie, vier Stunden Moraltheologie, zwei Stunden Kirchenrecht, alles in lateinisch, unterrichtet. Seine Vorlesungen waren gründlich vorbereitet und überzeugen vorgetragen. Er hat nie seine eigene Auffassung präsentiert, sondern immer nur was auf die Hl. Schrift und Kirchenlehre beruht. Von 1934 bis 1944 ist Anton Durcovici Koordinator der Zeitschrift „Farul nou“ – herausgegeben von der Erzdiözese Bukarest in Zusammenarbeit mit der Marianischen Kongregation. Im Jahr 1934 hat der Hl. Stuhl Anton Durcovici die Würde eines Hausprälates verliehen. Am 24. September 1935 hat Anton Durcovici sein silbernes Priesterjubiläum gefeiert. Zu diesem Anlass hat er Gratulationen seitens des Hl. Stuhles erhalten und das Fest hat im Rahmen einer Festakademie im Priesterseminar stattgefunden. Erzbischof Mons. Alexandru Theodor Cisar hat Anton Durcovici zum Generalvikar der Erzdiözese Bukarest ernannt. Ab 1939 ist er auch Nationaldirektor der Kongregation „Inthronisation des Heiligstes Herz Jesu in den christlichen Familien“.

Generalvikar

Die Güte ist erobernd. Eine geheimnisvolle Ansteckung der Liebe strahlt unaufhörlich aus dem Stall von Betlehem – dem Feuerherd der göttlichen Liebe. (Anton Durcovici, “Das große Geschenk Gottes” in der Zeitschrift “Faeul nou”, 8; am 1. April 1934)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

27


5. BISCHOF VON IAªI

A

Papst Pius XII

Wer betet, wird mit Sicherheit gerettet, wer aber nicht betet, wird mit Sicherheit zugrunde gehen. (Bischof Anton Durcovici, Erklärung während der Festnahme durch Securitate am 26. Aprilie 1950)

28 

nton Durcovici ist für den bischöflichen Sitz von Iaşi schon 1945 bestimmt worden, aber seine Ernennung ist wegen dem Widerstand der kommunistischen Regierung bis zum 30. Oktober 1947 verschoben worden, als der Papst Pius XII. das Ernennungsdekret unterschrieben hat. Die Bischofsweihe ist von der kommunistischen Regierung Rumäniens verhindert worden, so dass Anton Durcovici ist zum Bischof geweiht worden, erst fünf Monate später, am 5. April 1948, in der Kathedrale „Hl. Josef“ in Bukarest, von dem Erzbischof Gerald Patrick O´Hara, Apostolischem Nuntius in Rumänien. Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Bukarest, Mons. Alexandru Theodor Cisar und der Bischof Marcu Glaser, Apostolischer Administrator in Iaşi. Der Nuntius O´Hara hat nach der Hl. Messe die Bischöfe, Priester und Laien in die Apostolische Nuntiatur zum offiziellen Empfang eingeladen. Der Apostolische Nuntius hatte einen traurigen Ton in seiner Festrede, weil er die schweren Zeiten erahnte, die für die Hirtensorge des neuen Bischofs in kommunistischem Rumänien kommen würden. Erzbischof Cisar, ehemaliger Bischof von Iaşi, hat in

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


lebendigen Bildern die Schönheit der Diözese von Moldova ausgemalt. Im Namen der griechisch-katholischen Kirche, hat Bischof Ioan Suciu dem neuen Bischof Durcovici in besonders festlichen Worten gratuliert. Der neue Bischof hat sich zum Schluss bei allen bedankt und er hat Prozession und Einzug zur Bischofsweihe gesagt, dass er vor zwei v.l.n.r.: Nuntius G.P. O´Hara, Jahre vom Nuntius Bischof Anton Durcovici, Bischof Th. Cisar, Andrea Cassulo angeruBischof Marcu Glaser fen worden ist; dieser hat ihn gefragt, ob er bereit wäre, das bischöfliche Kreuz anzunehmen und zu Solange du noch Zeit tragen. hast, wache aus deiner Ich habe gefragt, ob ich Nein sagen darf. Er hat mir gesagt: Nein. Darauf habe ich wie Jona in der Bibel geredet. Ohne Erfolg. Ich bin gezwungen worden, diese Last zu tragen, so wie Jona. Wenn Gott will – non recuso laborem (ich weise die Arbeit nicht ab). Mit Jesus und Maria werde ich alle Schwierigkeiten bezwingen zur Ehre Gottes und für das ewige Heil der Seelen.

Der neue Bischof ist in einer Festschrift der Professoren und Priester des diözesanen Priesterseminars Iaşi - Gaspar Bachmaier und Ioan Martinas geehrt worden. Unsere Freude ist unaussprechlich und die Hoffnung unserer „verwitweten“ Kirche

Lethargie auf. Höre auf den wehmütigen Ruf Christi, er ist durstig nach deiner Seele und nach dem Durst deiner Seele! Stille endlich sein brennendes Leid durch eine aufrichtige und fortwährende Umkehr zu seinen Geboten. Gib ihm deine Seele! Bring zu ihm auch andere Seelen, damit deine Brüder ihn erkennen und ihn lieben können!

(Anton Durcovici in „Farul nou“ 15-16, vom 16./17. April 1938)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

29


von Moldova ist lebendig und stark in diesen historischen Tagen der Ernennung (30. Oktober 1947), der Weihe (5. April 1948) und des Inthronisierung (14. April 1948) des Mons. Dr. Anton Durcovici als Bischof der Diözese Iaşi; möge die Güte des Allmächtigen seine barmherzige Hand über Sie schützend halten.

Die Worte des Bischofs Durcovici an das Volk nach der Intronisierungmesse

Als Jesus seine Zwölf berufen und sie Apostel genannt hat, hat er in seiner Sicht auch die Zukünftigen gehabt. Er hat damals auch an mich gedacht; er wird mich einmal erheben und mich als größerer Hirte nach Moldova senden, um dort seine geliebte Herde zum Heil zu führen. (Bischof Anton Durcovici, Rede in der Apostolischen Nuntiatur am Tag seiner Bischofsweihe)

30 

Bischof Anton Durcovici ist am 14. April 1948 in der Kathedrale von Iasi installiert worden. Der Chor der Kathedrale begleitet vom Orchester des Stadtphilharmonie hat den Bischof mit dem Lied Ecce sacerdos magnus empfangen. Der Priester Ioan Martinas hat das Ernennungsdekret zum Bischof von Iasi des Mons. Anton Durcovici am Ambo vorgelesen; dann hat er die Botschaft des Hl. Vaters Pius XII. an die Gläubigen der Diözese vorgetragen. Bischof Marcu Glaser hat den neuen Hirten im Namen der gesamten Diözese freundlich begrüßt und ihm die Schlüssel der Bischofskirche übergeben. Die Priester sind zu zweit vor dem Bischof getreten und haben ihm Gehorsam versprochen und den Bischofsring geküsst. Der neue Bischof hat eine kurze Rede gehalten, die er mit diesen Worten abgeschlossen hat: Gott hat mich, unwürdiger Diener, in die Diözese Iaşi gesandt, nicht damit ich bedient werde, sondern damit ich allen Menschen mit meinen Kräften bis zum letzten Atemzug diene.

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


Die Predigt wurde vom Priester Ioan Martinas gehalten. Nach der Messfeier hat der Bischof die Gläubigen im Mittelgang der Kathedrale gesegnet. Noch nie waren so viele Priester und Gläubigen auf die Straßen der Stadt Iaşi gewesen wie an diesem Tag! Der Bischofswappen stellt ein Schiff im Sturm dar; im Schiff steht das Lamm Gottes mit der Siegerfahne; in der Mitte befindet sich das Kreuz umgeben vom Bischofsstab und Bischofmütze, unten ist das Bischofsmotto zu lesen: „Beatus populus cuius Deus Dominus (Ps 143,15) – Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist. Der neue Hirte hat gleich zu arbeiten begonnen. Am Inthronisierungstag hat er ein Rundschreiben an seinen Gläubigen gesandt, wo er schreibt: Seit dem Tag, als ich vom Hl. Vater, unser Papst Pius XII. zum Bischof der römisch-katholischen Diözese Iaşi bestellt wurde, haben sich meine Gedanken und mein Herz an euch, meine geliebten Brüder, hingewendet. Ich habe mir gewünscht schnell in eurer Mitte zu sein, so wie der Hirte in der Mitte seiner Schafe oder wie der Vater mitten unter seinen Kindern. Dieser großer Wunsch ist heute mit der Hilfe Gottes in Erfüllung gegangen, wenn ich heute offiziell als Bischof in die Bischofsstadt angekommen bin.

Unter der Gestalt des Brotes ist das Lamm Gottes Tag und Nacht im Tabernakel unserer Kirchen gegenwärtig; aus diesem Thron der Gnade und der Barmherzigkeit wünscht er sich seine himmlischen Schätze an seinen Untertanen, die sie von ihm verlangen, auszuteilen. Welche unendliche und göttliche Liebe! Welche milde und wohlwollende Herrschaft! (Anton Durcovici, Pastoralbrief vom 14. April 1948)

Das bischöfliche Wappen Anton Durcovici

Das Rundschreiben endet mit dem Ruf an das Volk und Klerus um Unterstützung in seiner Hirtenaufgabe: Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

31


Die römisch-katholische Diözese Iasi, mit ihrer alten gedenkenswürdigen Geschichte und mit ihrer treuen Herde, mit ihrer ländlichen Bevölkerung wurde mir als Seelsorger zu leiten anvertraut. In Erinnerung an den wohlgesinnten Schutz der rumänischen Fürsten zugunsten dieser Diözese in der Vergangenheit stehe ich hier mit unerschütterlichem Vertrauen vor dem Thron ihrer Majestät und ich bin mir voll dessen bewusst, dass ich heilige Pflichten vor dem gläubigen Volk und ihrer Majestät habe. (Anton Durcovici, Rede vor dem König Michael I)

Bitte, hört mir zu, meine geliebten Kinder im Geiste, mit offenen Herzen, unterstützt mich und meine schwachen Bemühungen mit euren täglichen Gebeten. Ihr, liebe Brüder im Priesterdienst, sagt mir eure Zusammenarbeit zu, damit wir am Tag des großen Gerichts gemeinsam ohne Furcht vor dem göttlichen Lamm, dem höchsten Hirten der Seelen und dem Richter aller Menschen, unserem Herrn und Gott Jesus Christus Rechenschaft ablegen.

Nach seiner Installierung als Bischof von Iaşi, ist Anton Durcovici in jede Pfarre gegangen und hat sie dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht. Er hat mit seinem Vertrauen auf den Schutz der Muttergottes einen starken Glauben in der Gemeinden von Moldova geweckt. Das gläubige Volk hat ihn als Bote Gottes empfangen, wie die Propheten ist auch er gesandt worden, um die Heilsbotschaft den Menschen zu verkünden. Sein geistliches und asketisches Wesen hat

Inmitten des Klerus bei der Inthronisierungsmesse

32 

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


das Volk fasziniert. Seine Messfeier war wie eine mystische Epiphanie. Seine kurze und inhaltsvolle Predigt hat viele Menschen gewonnen. Das ist der Hirte, der Gott seiner Herde geschickt hat, um sie in der schweren Zeiten der kommunistischen Verfolgung zu leiten. Der Geheimdienst Securitate ist aus diesem Grund alarmiert worden und hat seine Tätigkeit schrittweise verfolgt. Am Anfang hat sie Angst vor dem Volk gehabt und deshalb hat sie nicht eingegriffen. Am Ende eines pastoralen Besuchs, kommt der Bischof zuhause an und wird von Securitate angerufen, er soll zu ihnen kommen; er aber verweigert sich. Am nächsten Tag ist ein General in das bischöfliche Palais gekommen, um gefangen zu nehmen. Der Bischof hat so stark beeindruckt, dass er weggeht, ohne ihn zu verhaften. Er ist aber überall verfolgt worden und man suchte den passenden Anlass um ich festzunehmen. Ab 1948 sind viele Priester verhaftet worden. Einige Pfarren (Faraoani, Prajesti, Fundu Racaciuni etc.) haben Pfarrwachdienste organisiert rund um Kirche und Pfarrhof, um ihre Priester zu beschützen.

Bischof Anton Durcovici

Ich erwähne mit Freude den Mons. Durcovici, Generalvikar in Bukarest, ehrenwert, verdienstvoll, fromm, gelehrt, vom Klerus und Volk hoch geschätzt. (Nuntius A. Casulo an den Kardinal D. Tardini)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

33


6. DAS MARTYRIUM Herr Jesus, bleib bei uns immer, so wie du verheißen hast (Mt 28.20) und aus deiner ruhigen und heiligen Stätte gieße über unsere Diözese und über ihren Hirt dein Licht, deine Kraft und Gnade. (Anton Durcovici, Pastoralbrief vom 14. Aprilie 1948)

Die Kirche in Popesti-Leordeni

34 

A

m 26. Juni 1949 hätte das Sakrament der Firmung in der Pfarre Popesti-Leordeni nahe bei Bukarest gespendet werden. 650 Jugendliche warteten in der Kirche auf den Bischof. Erzbischof Alexandru Cisar ist durch den Hl. Stuhl von seiner Funktion enthoben worden, so dass der Bischof Durcovici von Iaşi für die Firmspendung hat kommen sollen. Er hat im erzbischöflichen Palais in Bukarest übernachtet und am nächsten Tag in der Frühe hatte er vor, mit dem Wagen des Erzbischofs nach Popesti-Leordeni zu fahren. Um 7.00 Uhr ist der Fahrer gekommen und hat ihm darüber informiert, dass der Bischofshof von Menschen der Securitate umgeben ist und dass, der Wagen nicht den Ort verlassen darf. Man hat dem Pfarrer von Popesti mitgeteilt, dass die Securitate das Kommen des Bischofs verhindert und dass, die Firmung verschoben werden soll. Auch in Popesti hat man verdächtige Personen rund um die Kirche beobachten können. Der Bischof Anton Durcovici hat mit dem Erzbischof Cisar und mit dem Kanoniker Jovanelli über die Situation gesprochen. Trotz der bestehenden Gefahr hat der beschlossen nach Popesti zu fahren.

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


Er hat den Priester und Theologieprofessor Rafael Friedrich mitgenommen. Sie sind aus dem Palais ausgegangen und sind an die Kathedrale vorbeigegangen, wo zahlreiche Menschen zur Messfeier gekommen waren. Sie sind in die Straßenbahn eingestiegen und sind bis zur letzten Station in der Nähe vom Friedhof Bellu gefahren. Von dort hätte sie zwei Kilometer zu Fuß gehen müssen. Als sind auf dem Feld waren, ist ein Auto gekommen und drei Securitate-Männer sind ausgestiegen; sie haben den Bischof Durcovici genötigt um ins Auto einzusteigen. Der Priester Friedrich wollte ihn beschützen. Ein Securitate-Mann hat ihn mit einer Kurbel auf den Kopf geschlagen und ihn ins Auto reingeworfen. So ist der Bischof Durcovici am 26. Juni 1949 in den Gefängnissen der Securitate gekommen, wo er am 10. Dezember 1951 in Sighet gestorben ist. Das Sakrament der Firmung hat dann der apostolische Nuntius O’Hara gespendet. Der Bischof kam ins Gefängnis in Bukarest und ist Monate lang gepeinigt und gefoltert worden. Nächte lang hat man ihn verhört und gequält und ihm dabei vorgeworfen, er sei ein Spion des Vatikans und der Amerikaner. Der Priester Leopold Nestmann, der viele Jahre als Professor in Iaşi gemeinsam mit Rafael Friedrich tätig war, erinnert sich an die Erzählung vom Märtyrerbischofs Begleiter:

Der Priester Rafael Friedrich

Maria war und ist die Hilfe der Christen in jeder Not und Bedrängnis. Zugleich ist sie Vorbild der Tugend und Heiligkeit für alle: für die Jugend und Alten, für Armen und Reichen, für Untertanen und Herrscher, und besonders in der Stunde der Prüfung und Opfer. (Anton Durcovici an die Priester über die Andacht zur Ehre der Gottesmutter)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

35


Der griechisch-katholische Bischof Ioan Ploscaru in Sighet

Jener Staat, der die Erfüllung der Sehnsucht nach Gott entweder vernachlässigt oder verhindert und die Ausbreitung des Unglaubens bei den Bürgern toleriert, gräbt selber das Grab für ihre Autorität. (Anton Durcovici, “Was ist ein Konkordat?”, in Jugendfreund 2 [1921]).

36 

Ein Häftling aus einem anderen Zellengefängnis ist ans Fenster seines Zellengefängnisses nahegekommen und hat ihm gesagt: – Kennt jemand den Bischof Anton von Iaşi? Wir haben laut geschrien: – Ja! Was ist geschehen? – Er ist im Zellengefängnis des Todes! Professor Friedrich hat sich bereit erklärt den Dienst des Fußboden-Auskehrens zu übernehmen. Er ist bis zum Zellengefängnis des Todes gekommen. Dort hat er gesprochen: – Ego sum Friedrich (damit keiner ihn verstehen mag). Aus dem Inneren hat man eine schwache Stimme hören sagen: – Morior fame et siti (Ich verhungere und verdüstre). Dann hat er gesagt: – Da mihi absolutionem (Gib mir die Lossprechung, die Absolution).

Ioan Ploscaru, römisch-griechischer Bischof, ist auch im Gefängnis in Sighet festgehalten worden. Er berichtet über den Bischof Anton Durcovici: Der Bischof Anton Durcovici ist ins Gefängnis in Sighet gebracht worden und hat viele Leiden zu ertragen gehabt. Er war magenkrank und hatte viele Probleme wegen der Nahrung. Bevor man ihn ins Isolierzimmer gebracht hat, als er noch mit anderen sechs im Zellengefängnis saß, habe ich erfahren, dass der Bischof Anton Durcovici sich im Zellengefängnis Nummer 13. befand. Als ich einmal den Gang vor seiner Tür auskehrte, habe ich ihn gefragt, wie es ihm geht.

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


– Ich verhungere. Ich kann nichts essen, von dem sie mir hier geben. Nachdem ich selber ins Isolierkammer gekommen bin, im selben Geschoß wir er und in der Nähe von seinem Zellengefängnis, konnte ich mit ihm ein paar Mal sprechen. Er bat mich immer darum, für ihn zu beten. Durch einen menschlichen Wächter hat er mir das Brot und die Marmelade zukommen lassen, die er nicht essen konnte. Der Wächter wusste nicht darüber, wer er war. Die Leitung des Gefängnisses hat ihn in totalen Isoliertheit gebracht, als sie gehen haben, dass er am Sterben war. Wie viel Rohheit hat es im Gewissen jener Gefängnisleiter gegeben! Sie wahren echte Verbrecher, ohne Mitgefühl, ohne Respekt vor dem Alter, vor dem Menschen. Dieselben Scheußlichkeiten im 20. Jahrhundert wie im Altertum!...

Die Heilskraft des Kreuzes ist unbesiegbar und sie hat immer ihre Feinde besiegt: die Pharisäer, die römischen Kaiser, die Häretiker, die Ungläubigen und die Christen, die diesem Namen unwürdig wurden. (Bischof Anton Durcovici, Erklärung während der Festnahme durch Securitate am 26. Aprilie 1950)

Bild des Bischof Anton Durcovici auf dem Häftlingsdokument

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

37


Wäre der Bischof Anton Durcovici gemeinsam mit anderen im Zellengefängnis, hätten sie ihm ein wenig helfen können und ihm die letzten Augenblicke des Lebens erleichtert… Jedes Mal wenn ich dort beim Auskehren war, habe ich ihn gefragt, wie es ihm geht. Immer dieselbe Antwort: „Ich verhungere!“ Aber in den letzten Tagen hatte er keine Kraft mehr um reden zu können… Am 11. Dezember 1951 befand sich der Priester Ioan Deliman im Hof beim Ausladen von Kohlen und ich habe ihn gehört, wie er laut auf Französisch gesagt hat: „Monseigneur Durcovici est décédé!

Ich habe von den Gläubigen verlangt Wache über die Brüderliebe, über den Frieden und Verständnis zu halten und diese bei sich zu behalten; der Glaube fordert von uns Einheit ein und die Liebe lässt zu, dass der Bruder seine Frömmigkeit, seine Gebete und Lieder in seiner Sprache verrichtet, ohne dadurch Schaden an die Liebe anzurichten. (Bischof Anton Durcovici, Erklärung während der Festnahme durch Securitate am 26. Aprilie 1950)

Zum Abschluss möchten wir ein Zeugnis des Jesuitenpaters Otto Farrenkopf bringen, der gemeinsam mit Anton Durcovici im gleichen Zellengefängnis in Sighetu Marmatiei eingesperrt wurde: Wie ein Kloster

Das Gefängnis in Sighet

38 

Wir sind zu fünft geblieben und haben eine kleine Gemeinschaft gebildet mit einer fixen Tagesordnung: Gebet, Studium und Entspannung. Seine Exzellenz, Bischof Anton Durcovici hat für Vorlesungen in Philosophie und Theologie gehalten. Es war eine große Freude, als er uns mit einem klaren Verstand und einem warmen Herzen die Glaubenswahrheiten darstellte. (…) Diese edle Seele ist von einem apostolischen Eifer entflammt worden. Er hat gearbeitet und

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


dazu beigetragen, dass der Wunsch des Heilands beim letzten Abendmahl in Erfüllung geht: Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein (Johannes 17,21). Bischof Durcovici sagte, dass wir Katholiken wie auch die Griechisch-Katholiken in der Vergangenheit nicht diesem hohen Ideal entsprochen haben. Wir haben nicht genug daran gearbeitet, damit es nur eine Herde und einen Hirten gibt. Er hat die Worte des gerechten Tobit zitiert: „denn Gott selbst hat uns unter die Völker, die ihn nicht kennen, zerstreut, damit ihr dort seine erhabene Größe verkündet und ihnen lehrt, dass es keinen anderen Gott gibt außer ihm. Er züchtigt uns wegen unserer Sünden, doch hat er auch wieder Erbarmen und wird uns erlösen (Tobit 13,4-6). Mons. Aloiziu Boga, der nach der Verhaftung des Bischofs Marton Aron die römischkatholische Diözese Alba Julia geleitet hat, informiert uns über die Situation der römisch-katholischen Kirche. Die Regierung hatte beschlossen, die römisch-katholische Kirche vom Hl. Vater zu trennen. Der Priester Aladar Vasvari aus Brasov ist von Petru Groza (von 1947 bis 1952 war er Ministerpräsident in der ersten kommunistischen Regierung Rumäniens) in Audienz gerufen worden und man hat ihm einen hohen Posten in der Kirche angeboten. Er wollte aber kein Verräter sein. Er hat die Schande des Gefängnisses statt der Verheißungen der Kommunisten gewählt. (…) Hl. Vater Pius X. hat unser Gebet erhört Im Oktober, dem Rosenkranzmonat, hatten wir Exerzitien gehabt. Ich habe täglich drei Meditationen gehalten. Der liebe Gott hat uns gesegnet und er hat für uns

Sein Leib ist erschöpft und ermattet, sein Haupt ist voll Blut, seine Augen erbittend, seine Lippen heiß und weit geöffnet… Mich dürstet! Mein Herz ist wie Wachs unter der Flamme geworden – hat der Prophet schon vorausgesagt, und meine Eingeweide lösen sich auf. Meine Lebenskraft ist wie ein Tonscherben geworden und meine Zunge klebt am Gaumen; du hast es zugelassen, dass ich in den Staub des Todes herabsteige. Sie haben mir Galle zu essen gegeben und als ich durstig war, Essig zu trinken…Wie grausam hat der Sohn Gottes unsere Gier und Unmäßigkeit gesühnt! (Anton Durcovici, „Sitio”, Farul nou 15 [16/17. April 1938])

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

39


Liebe Brüder im Christus, seid stark und beharrlich im Glauben! Betet aufrichtig den Herrgott eurer Eltern an, so wie die Hl. Kirche, unsere Mutter uns lehrt! Nehmt oft an dem göttlichen Opfer des Lammes, an der Hl. Messe teil! Nähert euch mit reiner Seele dem hochheiligen Tisch des Herrn! Von dieser Nahrung gestärkt, seid ihr auf dem richtigen Weg zum wahren Glück, jenes perfekte und unsterbliche Glück im Himmel, im Reich des sanftmütigen und göttlichen Lammes; zugleich könnt ihr so den Zustand der Zufriedenheit hier auf Erden erfahren, soweit es uns hier möglich ist, in diesem Tal der Tränen (…) (Anton Durcovici, Hirtenbrief vom 14. Aprilie 1948)

eine große Überraschung vorbereitet. Der Hochwürden Vasvari hat vom Hl. Vater Pius X. geträumt. Dieser Papst hat sich so viel dafür eingesetzt, dass die Gläubigen öfters die Hl. Kommunion empfangen dürfen. Der Pfarrer von Brasov hofft sehr darauf, dass er auf die Fürsprache dieses treuen Diener eine Hl. Messe für uns bald feiern wird. Er hat dafür sogar eine Novene gebetet. Am letzten Tag der Novene ist ein Ausschuss aus Bukarest gekommen und hat es erlaubt, dass Mons. Durkowicz, der schwer krank war, ein Fläschchen Wein bekommen darf. Wir haben die Etikette aufmerksam gelesen und es war unter anderen gemerkt, dass es 70% Naturwein enthält - gültigen Stoff in diesen unseren Umständen. Zu sechst haben wir die Hl. Messe gefeiert, wie in den Katakomben, im Verborgenen und voller Angst, dass jemand uns dabei stören kann. Wir hatten kein Priestergewand, nur Häftlingsgewand. Kein Buch. Der Altar war das Bett. Wir hatten im Zellengefängnis entweder Tisch oder Stuhl. Als Korporale hatten wir ein Taschentuch; eine Kanne war der Kelch; ein Löffel als Patene; statt Hostien hatten wir das tägliche Brot. Lieber Gott, wir danken dir dafür, dass du uns auf die Fürsprache des Hl. Pius X. diese große Freude gemacht hast. Diese Heiligen Messen waren für Mons. Durkowicz zugleich die Wegzehrung. Komm herein, in die Freude deines Gottes Seine Exzellenz Durkowicz ist schon von seiner Zeit in Jilava schwer krank gewesen. Seine Eingeweide waren sehr angeschlagen und an den Füßen hatte er eine Venenentzündung. Er hätte eine Diät gebraucht. In

40 

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici


Sighet hat er einmal täglich gekochten Grieß bekommen. Der Sanitäter hat zu ihm klar gesagt, dass er höchstens bis Weihnachten leben wird. Der Patient ist immer sanft, geduldig und dankbar für jeden kleinen Dienst gewesen. Er war bereit bis zum letzten Tag von seiner reichen Kenntnisse etwas weiterzugeben. Er hat seine Schmerzen für den Triumph der heiligen Kirche aufgeopfert (…) Er hat sich sehr gut auf den Tod vorbereitet. Ein Monat lang hat er die heiligen Exerzitien gehalten. Er hat täglich gebeichtet. Über sein Testament hat er gesagt: ich habe kein Geld. Meine Bücher gebe ich dem Priesterseminar her und die anderen Sachen gebe ich der Diözese Iaşi (…) Mitte November ist er aus unserem Zimmer in ein anderes Zellgefängnis übersiedelt worden, damit er allein und unbeachtet stirbt. Wir haben nachgefragt, ob er nicht bei uns bleiben darf. Wir wollten uns um ihn kümmern. Vergeblich. Am 10. Dezember 1951 hat er für seine Arbeit und für seine Leiden um Christi und seine heilige Kirche willen von Gott den ewigen Lohn empfangen. Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn (Matthäus 25,21). Es spielt keine Rolle, dass niemand dabei gewesen ist, als er in der Nacht auf dem jüdischen Friedhof begraben wurde. Auch von dort wird er glorreich am Ende der Welt ausgehen, wenn Christus in seiner Herrlichkeit kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten.

Man bekommt nur selten die Chance Brüder im Kerker besuchen zu dürfen. Ich habe euch schon gesagt, dass diese Worte uns mehr sagen: „In carcere eram et venistis ad me” und „non visitastis me” (Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen und auch, ihr habt mich nicht besucht). Betreffen diese Worte nicht vielmehr Jesus selber? Hat er sich nicht selber und freiwillig und aus Liebe zu uns und zu allen Menschen und zu unserem Wohl im Kerker seiner Liebe, im heiligsten Sakrament der Eucharistie einsperren lassen? (Anton Durcovici, Rundschreiben vom 28. Dezember 1948)

Das Leben vom Bischof Anton Durcovici 

41


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.