euro26 Magazin 1-2013

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Matanza

Politischer   House aus Chile I n t e r v i e w : A r c i F r i e d e , F o t o s : Rai m u n d o B a r r o s

Das Trio Matanza aus Santiago produziert mitreissende House-Musik gespickt mit traditionellen Panflöten- und Trommel-Sounds. Die post-moderne Volksmusik, zu der exotikhungrige Raver und Festivalbesucher in der nördlichen Kulturhemisphäre leichtlebig tanzen, trägt eine ernsthafte Botschaft in sich: Das Trio kämpft für die Anerkennung der indigenen Völker, die in den südamerikanischen Ländern immer noch diskriminiert und benachteiligt werden. Bandmitglied Vicente Bassquez (Mitte) erklärt.

Was heisst der Name ‹Matanza›? Frei übersetzt heisst er ‹Gemetzel›. Wir beziehen uns dabei auf den kulturellen Völkermord – nicht nur an der Urbevölkerung in den südamerikanischen Staaten, sondern ganz allgemein und weltweit. Wir kämpfen gegen die Unterdrückung und Assimilierung, indem wir uns auf unsere andine Tradition besinnen, unsere Folklore wieder aufleben lassen und die Technologie zu Hilfe nehmen, um uns in der modernen Welt eine Stimme zu verschaffen. Ist dieser Kampf im heutigen Chile überhaupt noch geboten? Der Krieg der Konquistadoren hat nie aufgehört in unserem Land. Die indigenen Gemeinschaften werden immer noch diskriminiert, von ihrem Land und aus ihren Dörfern vertrieben oder daran gehindert, ihre Böden wieder in Anspruch zu nehmen. Seit der Eroberung Südamerikas werden die Urbevölkerung und ihre Traditionen mit Füssen getreten. Dagegen wehren wir uns. Friedlich? Oder ist Gewalt eine Option für euch? In den indigenen Gebieten im Süden des Landes gibt es noch Guerillakämpfer. Aber unsere Waffe ist die Musik – immer und ausschliesslich gewesen. So unterstützen wird den Widerstand moralisch, indem wir auf die Ungerechtigkeit aufmerksam machen. Gewalt hat in Südamerika über die letzten Jahrhunderte nur Leid gebracht und zu keiner Lösung geführt, und sie wird es auch jetzt nicht. Die meisten südamerikanischen Underground-Bands, welche man in Europa für ihre politischen Botschaften kennt, kommen aus dem Hardcore oder Hip-Hop, beides per se rebellisch motivierte Genres. Weshalb habt ihr euch ausgerechnet House-Musik,

eine im Kern hedonistisch geartete Szene, als Sprachrohr ausgesucht? Unsere Generation ist mit DJ- und Clubkultur aufgewachsen, die elektronische Musik ist sozusagen unsere gemeinsame Sprache; eine Sprache, die heute weltweit funktioniert. Daher fühlt es sich für uns selbstverständlich an, dass wir uns mit Hilfe der House-Musik künstlerisch und eben auch politisch ausdrücken. House ist positiv, eine Musik, die es von Natur aus an sich hat, Menschen im Guten zusammenzubringen. Wir möchten unsere Botschaft nicht mit Groll vermitteln, diese Gefahr besteht bei Hardcore und Hip-Hop eher. Glaubt ihr, dass die feierlustigen Raver und Festivalbesucher in Europa eure Botschaft auch wirklich wahrnehmen? Die Menschen, die uns live gesehen haben, werden unsere Botschaft verstanden haben, denke ich. Die einen mehr, die anderen weniger. Die Rückbesinnung auf die eigene Identität und das Wiederaufnehmen von Traditionen ist ein weltweiter Trend, die Menschen sind offen dafür. Sogar die stark repressiv eingestellte Polizei in Chile hat uns bei einem öffentlichen Konzert grossen Respekt und Anerkennung entgegengebracht, das hat uns dann doch sehr erstaunt. Schliesslich stehen die Instrumente, auf denen wir spielen, auch bildlich für die Tradition der Ureinwohner, welche von der staatlichen Obrigkeit immer noch unterdrückt und diskriminiert werden. Wie kann ein Tourist das ursprüngliche, indigene Chile erleben? Genau diese Frage haben wir uns auch gestellt. Dann haben wir letzten Januar und Februar eine ‹Rave Social Tour› auf die Beine gestellt. Wir waren 15 Musiker, DJs, Dekorateure, Tänzer und Filmemacher, die mit Wohnmobilen in den ländlichen und rückständigen Süden

reisten. Wir haben in Dorfclubs gespielt, auf kleinen Festivals oder spontan im Nirgendwo. Sogar in Caleta Condor sind wir aufgetreten, ein sehr konservativer Ort, wo nur sehr kleine Dorfgemeinschaften leben. Von dieser Reise gibt es Fotos und kurze Einträge auf unserer Facebook Fanpage, und noch dieses Jahr wollen wir einen Dokumentarfilm über diese Reise veröffentlichen, sozusagen als Anleitung für Reisen in den noch unberührten Süden. Und wenn ich einfach Stadtferien in Santiago machen will? Wo findet das beste Nachtleben statt? Santiago ist eine pulsierende Stadt, da gibt’s jeden Tag tolle Partys. Die besten veranstalten unsere Freunde von Diamante Records. Wenn ich einen Ort empfehlen müsste, würde ich ‹Espacio Cellar› empfehlen. Eine sehr coole, illegale Galerie, wo auch wir Partys schmeissen. Aber der klassische elektronische Club in Santiago ist ‹La Feria›, wo sie jetzt eine Function-One-Musikanlage haben – weltbeste Soundqualität! Dort spielen fast alle internationalen Acts, die in Santiago Halt machen, und es ist auch die Wiege von Ricardo Villalobos, der heute zu den grössten Techno-DJs der Welt zählt. Woran arbeitet ihr gerade und wie sieht eure Zukunft aus? Im Moment schliessen wir die Sommersaison ab, wir haben noch einige Auftritte in Chile und auf einem Kunstfestival für Frieden und Wasser in Argentinien. Danach möchten wir eine Konzertpause einlegen. Wir wollen Aufnahmen, die wir letztes Jahr in Berlin gemacht haben, bearbeiten, neue Instrumente testen und unsere Live-Auftritte neu konzipieren. Dieses Jahr bleiben wir also in Chile, um zu arbeiten. Aber für 2014 planen wir unsere bereits dritte Tour durch Europa.

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Bei Anruf Hilfe Christoph Clerc, 28, arbeitet seit zwei Jahren als Berater Assistance bei Mobi24. Von seinem Büroplatz in Bern aus hilft er Versicherten auf der ganzen Welt, die in Not geraten sind.

Wie bist du zu Mobi24 gekommen? Vor meiner Zeit bei Mobi24 hatte ich einen ‹normalen› Bürojob, der mir dann nicht mehr so entsprach. Damals war meine Schwester als externe Beraterin bei Mobi24 beschäftigt. Sie war von den Mitarbeitenden und dem Arbeitsklima angetan und riet mir, meine Bewerbungsunterlagen einzusenden. Sehr bald danach war ich an Bord. Weshalb hast du dich ausgerechnet für die Arbeit bei Mobi24 entschieden? Es muss doch wahnsinnig stressig sein, Menschen in Notsituationen zu beraten? Ich war schon immer extrem neugierig und offen für Neues. Hier hat mich das Arbeiten in einem 24h-Betrieb und der direkte Kundenkontakt interessiert – das passt mir. Und wie sagt man so schön: ‹Den Stress macht man sich immer selber!›. Ich finde, das trifft zu. Denn in einer Notsituation erwarten die Patienten und Kunden einen gelassenen Gesprächspartner – quasi einen ruhigen Pol. Ist eine spezielle Ausbildung nötig? Oder welche Fähigkeiten und Eigenschaften sollte man im Idealfall mitbringen? Ist es von Vorteil, wenn man selber gereist ist? Grundsätzlich benötigt man keine spezielle Ausbildung. Bei Mobi24 macht man über ein Jahr die Assistance Beraterausbildung durch. Danach ist man soweit, dass man alleine eine Schicht bestreiten kann. Wie bei vielen Jobs werden aber gute PCKenntnisse vorausgesetzt. Eine hohe Sozialkompetenz und sehr gute Sprachkenntnisse sind für den Assistance-Alltag unab-

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«Ich weiss nicht, ob ich mir den Job zutrauen würde, wenn ich alles direkt und hautnah mitbekommen müsste.» dingbar. In Notsituationen ist es eine Erleichterung für den Kunden, wenn er in seiner Muttersprache kommunizieren kann. Selber zu reisen bringt Vorteile mit sich, sicherlich. Man kann sich besser in die Situation des Patienten versetzen. Die Gegeben- und Gepflogenheiten in den Feriendestinationen sind aus Kundensicht ein zusätzlicher Stressfaktor, denn unsere Kunden sind den sanften Umgang und Ton des Schweizer Gesundheitswesens gewohnt. Du hast manchmal Menschen am Apparat, die in einer Extremsituation sind und völlig aufgeregt mit dir sprechen. Gab es schon einmal einen Moment, in dem du fast aus der Ruhe gekommen wärst? Bei fast allen Personenfällen handelt es sich um Extremsituationen; um Fälle, in denen die Patienten mit dem Leben kämpfen und weit von ihrer Heimat und Familie entfernt sind. Oft sind diese Fälle mit sehr hohen Kosten und Organisationsauwand verbun-

den, sobald man z. B. einen Ambulanzjet nach Asien senden muss. Es hängt dann vieles von mir ab. Am Anfang gab es also sicherlich Momente, in denen ich ob des Drucks und der Verantwortung nervös wurde. Andererseits fällt mir gerade kein konkretes Beispiel ein. Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Patienten beziehungsweise die Kunden in der Not erstaunlich flexibel und freundlich sind. Du wirst Zeuge von tragischen Geschichten. Geht das trotz professioneller Distanz auch mal nahe oder härtet man ab?  Sicher gibt es Fälle, die mich mehr beschäftigen als andere. Trotzdem probiere ich, stets kompetent und neutral zu bleiben. Bei Todesfällen hilft es beispielsweise, sich möglichst faktenbezogen zu verhalten, nicht zu kondolieren – den Angehörigen fällt es dann einfacher, die benötigten Angaben zu machen –, aber dennoch ein offenes Ohr für alle Bedürfnisse der Betroffenen zu haben. Dass wir ‹nur› über   ›


› das Telefon mit den Kunden verbunden sind, schafft automatisch eine gewisse Distanz. Ich weiss nicht, ob ich mir den Job zutrauen würde, wenn ich alles direkt und hautnah mitbekommen müsste. Welches ist die verrückteste Geschichte, die du bei der Arbeit erlebt hast?  Ein Segelunfall mitten im Atlantik. Einer Kundin knallte der Baum eines Segelschiffs auf hoher See ins Gesicht, worauf sie schwere Verletzungen davontrug. Ein brasilianisches Handelsschiff bekam den Funkspruch der Segler mit und intervenierte blitzschnell. Nach drei Wochen auf hoher See konnte das Schiff endlich in der Karibik anlegen, wo die Verletzte auf dem schnellsten Weg in ein Krankenhaus gebracht wurde. Der Fall beschäftigte unser ganzes Team über Monate. Es war schön zu sehen, dass so viele Menschen für die Patientin da waren. Sogar die Schweizer Botschaftergattin vor Ort half mit. Gab es Anrufer, die sich im Nachhinein persönlich bei dir bedankt haben?  Unsere Kunden sind immer sehr dankbar. Da die komplizierten Fälle immer von zwei bis drei Beratern behandelt werden, richtet sich der Dank immer an alle. Wir erhalten viele Briefe und Dankeskarten. Einmal hat ein Kunde den Weg von Zürich nach Bern auf sich genommen, um sich persönlich bei mir für die Assistance bei einem Autounfall im Ausland zu bedanken.

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Wie erholst du dich in der Freizeit? Am liebsten verbringe ich meine Freizeit mit Freunden – bei einem gemütlichen Abendessen. Es darf aber auch mal wilder und lauter sein. Dann organisieren wir Veranstaltungen mit guter Tanzmusik.

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euro26     Die Mobiliar

«Es ist das Schönste für mich, sie glücklich und lachend zu sehen und darum zerreisst es mir das Herz, wenn sie sich zwingen muss, mit fast geschlossenem Mund zu lächeln.» S t e f a n

Sie ist ein lebensfroher Mensch, jedoch bedrücken sie ihre Zähne so sehr, dass sie Scheu empfindet, in der Öffentlichkeit zu lachen. Es ist das Schönste für mich, sie glücklich und lachend zu sehen und darum zerreisst es mir das Herz, wenn sie sich zwingen muss, mit fast geschlossenem Mund zu lächeln. Ich habe noch nicht sehr viel auf diesem Konto, doch dank dem Preisgeld der Mobiliar, welches ich für mein Sparprojekt gewonnen habe, können wir die Behandlung bald in Angriff nehmen. Ich freue mich schon, meine Freundin in Zukunft häufiger lachen zu sehen und wünsche mir, dass es ihr helfen wird, ihre Unsicherheit und Reserviertheit im Alltag abzulegen.

Stefans Spartipps

Projekt ‹Smile›

• Dauerauftrag: Jeden Monat CHF 100.– auf das separate Konto überweisen • Regelmässig am Abend vor Ladenschluss die auf 50 % reduzierten Lebensmittel kaufen • Regelmässig das gesamte Münzgeld vom Portemonnaie in ein Sparschwein entleeren • Statt ins Kino zu gehen, ‹DVD-Heimkino› veranstalten mit Kuscheldecke und Platz in der besten Reihe mit Beinfreiheit. Mit selbst gemachtem Popcorn und selbst hergestellter Glacé • Anstatt die Heizung an kalten Tagen und Nächten auf volle Leistung zu drehen, Leistung drosseln und sich mit Partner/ Partnerin durch Körpernähe aufwärmen • Die Mobiliar als Versicherung wählen ;-)

Hintergrund

Sparen für ein neues Lächeln I m l e t z t e n e u r o 2 6 -M a g a z i n h a t d i e M o b i l i a r e i n e n P r e i s v o n C H F 20 0 0 .– f ü r d e n

Bei meinem Sparprojekt geht es nicht um etwas Materielles, nicht um einen Gegenstand oder ein technisches Gerät, welches ich unbedingt brauche oder haben möchte. Es geht um etwas weitaus Wichtigeres. Es geht um das Lächeln meiner Freundin.

Ich bin 25 und meine Freundin ist 21 Jahre alt. Wir sind seit über vier Jahren zusam-

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men, was mir sehr viel bedeutet, denn ich hatte vorher noch nie eine feste Beziehung. Ich liebe sie und ich liebe ihr Lächeln, was auch der Grund ist, weshalb ich vor einem Jahr ein separates Konto für sie eröffnet habe. Meine Freundin hat nämlich eine Zahnlücke zwischen den beiden oberen Schneidezähnen und eine ziemlich fehlerhafte Zahnstellung, was sie sichtlich belastet.

o r i g i n e l l s t e n Sp a r p l a n g e s p o n s e r t . G e w o nn e n h a t S t e f a n a u s We t t i n g e n ( A G) , d e r seiner Freundin , mit der er seit v ier Jahren zusammen ist und die sich wegen ihrer Z ahnstellung genier t, eine Z ahnkor rek t ur er möglichen möchte.


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Wann im Leben war für dich klar, dass du Flugbegleiterin werden möchtest? Nach Abschluss meiner Matura kam die grosse Frage, ‹Was jetzt?›. Ein Studium kam für mich zu jenem Zeitpunkt nicht in Frage. Nach dem Besuch der Berufsmesse in St. Gallen und einem längeren Gespräch mit zwei dort anwesenden SWISS-Mitarbeitenden war klar: Ich werde Flugbegleiterin. Ich bin bis zu jenem Zeitpunkt erst dreimal im Leben geflogen und hatte keine wirklich grosse Vorstellung oder Erwartung an den Beruf. Wie bist du in den Beruf eingestiegen? Einen Monat nachdem ich die Bewerbung eingereicht hatte, sass ich bereits im Basiskurs der SWISS. Du fliegst um die Welt. Was siehst du tatsächlich von der Welt? Bleibt es bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel und zurück? Klar hat man nie die Zeit, die man gerne hätte, um möglichst Vieles zu sehen. Dazu kommt, dass man vielfach müde im Hotel ankommt. Da muss man sich dann schon ein wenig aufraffen. Auf Kurzstrecken kommt man je nach Rotation / Arbeitsplan mittags an und fliegt am anderen Tag früh morgens wieder ab. So hat man doch einen ganzen Nachmittag oder Abend Zeit, die Gegend zu erkunden oder mit der Crew zum Essen auszugehen.

Arbeiten im Himmel Inter v iew : A RCI F R IEDE Illu stration: RODJA GA L L I

Désirée Obrecht Gómez Rojas arbeitet über den Wolken. In den kurzen Pausen sieht sie die Welt. Als Privatreisende hat die 23-Jährige schon mehrmals den südamerikanischen Kontinent bereist.

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Und auf Langstreckenflügen? Hast du da mehr Zeit? Auf jeden Fall, da liegen dann Ausflüge, Shoppingtouren und Ausgang drin. Mit der Zeit hat man so seine Orte, die man kennt und entwickelt je nach Destination ‹sein Programm›. Meist schliessen sich mehrere Kollegen aus der Crew zusammen und unternehmen gemeinsam etwas. Auch wenn man die meisten Crew-Kollegen vor Abflug erst kennenlernt, findet man immer Gleichgesinnte mit ähnlichen Interessen und schmiedet gemeinsame Pläne, wie man seinen Aufenthalt gestalten will. Man kann ausserdem vom Netzwerk und Wissen der Firma profitieren. Braucht man einen Tipp für irgendeine Destination, weiss immer jemand Bescheid und kennt dort ein gutes Restaurant oder einen guten Shop, um eine Spezialität zu kaufen. Ich habe noch nie einen Cabin Crew Member mit einem  › Reiseführer in der Hand gesehen. Fortsetzung auf S. 14


euro26      Verkehrshaus der Schweiz

Die Welt   der Swiss als Passagier Mit der euro26-Karte

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Es war   einmal eine Swissair Das Swissair-Grounding steckt dem Schweizer Nationalstolz noch immer in den Knochen. Das Verkehrshaus der Schweiz widmet der Geschichte der ehemaligen nationalen Fluggesellschaft eine Ausstellung.

ins Verkehrshaus

Im neuen Auftritt der Fluggesellschaft Swiss, mit dem nachgebauten Rumpfquerschnitt eines Airbus A340 in Originalgrösse, einer Business Lounge und dem Nachbau eines Kabinen-Längsschnitts, erlebst du im Verkehrshaus der Schweiz die Welt der Swiss als Passagier.

Der Weg ins Flugzeug führt vom Welcome Desk über das Check-In, mit Lounge-Aufenthalt, bis zum Sitzplatz in der Maschine. Dazwischen gewähren einzelne Inseln Einblicke in die Berufswelt der Swiss und hinter die Kulissen, speziell im Frachtbereich. Durch den offenen Rumpfquerschnitt erhält der Besucher einen Einblick ins Innenleben des Flugzeugs: oben das Passagierdeck und unten der Frachtbereich. Durch einen eingefügten Glasboden sehen die Passagiere in den Frachtraum und erfahren so einiges über die beförderten Güter. Spiele und interaktive Attraktionen wie ein ‹Balance-Trainer› oder ein Trommelkino ergänzen das Angebot.

Luft- und Raumfahrt im   Verkehrshaus der SChweiz Seit der Eröffnung der Luft- und Raumfahrthalle 1972 wurden Zeugen der Luftfahrt von gestern, heute und morgen gesammelt, aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine lebendige Schau, die – über die Jahrzehnte an­gepasst und erweitert – weltweiten Ruhm erlangte.

Gratiseintritt ins Verkehrshaus G e g e n Vo r l a g e d e i n e r e u r o 2 6 -K a r t e e r h ä l t s t d u G r a t i s e i n t r i t t i n s Ve r k e h r s h a u s d e r S c h w e i z (a u s g e n o m m e n F i l m t h e a t e r) . I n f o s u n t e r w w w.v e rk e h r s h a u s .c h

1931 gegründet, entwickelte sich die Swissair im Laufe der Zeit und allen Krisen zum Trotz zu einer der führenden Airlines der Welt. Vor allem mit ihrem Streben nach Qualität in allen Bereichen hob sie sich immer wieder von ihrer Konkurrenz ab. Nicht nur ihre Angestellten, sondern viele Schweizerinnen und Schweizer identifizierten sich mit ihr. Umso grösser war der Schock, als die Swissair am 2. Oktober 2001 den Betrieb vorübergehend und per Ende März 2002 definitiv einstellen musste. In der Halle Luft- und Raumfahrt zeigt das Verkehrshaus der Schweiz unter dem Titel ‹Swissair-Saga› eine erweiterte Ausstellung, wo anhand einer Timeline die spannende, aber auch wechselvolle Geschichte der ehemaligen nationalen Fluggesellschaft erzählt wird. Die Ausstellung ‹Swissair-Saga› zeichnet die Geschichte der Swissair mit dreidimensionalen Objekten, Flugzeugmodellen und Dokumenten aus der Sammlung des Verkehrshauses nach.

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› Wo hat es dir besonders gefallen? Zu meinen Highlights gehört sicherlich der Besuch des Taj Mahal in Indien. Doch auch an den weniger glamourösen Orten kann man unvergessliche Momente erleben. Einmal an einem Sonntag war ich mit einer Kollegin in São Paulo unterwegs. Es war wenig los und wir waren etwas verloren. Durch Zufall haben wir in einer Seitenstrasse einen Lebensmittelmarkt entdeckt. Wir sind sofort als Touristen aufgefallen, wurden aber sehr herzlich willkommen geheissen. An den Ständen wurden uns exotische Früchte in allen Farben zum Kosten entgegengestreckt. Die Gastfreundschaft und Lebensfreude dieser Leute war rührend. Du fliegst öfter Strecken nach Südamerika. Hast du einen besonderen Bezug zu diesem Kontinent? Dadurch, dass ich in der Kantonsschule Spanisch im Hauptfach hatte, begann ich bereits früh einen Bezug zur ‹spanischen Welt› aufzubauen. Im 3. Schuljahr verbrachte ich einen dreiwöchigen Sprachaufenthalt in Ecuador. Ich erinnere mich noch genau, als ich das erste Mal ‹südamerikanische› Luft eingeatmet habe – von da an nahm meine Faszination für diesen Kontinent stetig zu. Durch meine Heirat mit einem Chilenen ist mein Bezug noch gewachsen, da ein grosser Teil seiner Familie in Chile lebt. Hast du deinen Mann im Flugzeug kennengelernt? Wir haben uns durch Freunde in der Schweiz kennengelernt. Im Nachhinein haben wir jedoch festgestellt, dass es fast zu einem ersten Treffen über den Wolken gekommen wäre – denn nur genau einen Tag nach meinem ersten Flug nach São Paulo ist er mit der SWISS von Chile via São Paulo in die Schweiz gereist. Welche Reiseziele kannst du besonders empfehlen in Südamerika? Irgendwelche Geheimtipps? Südamerika ist sehr vielfältig und voller Gegensätze. Wüste – Meer – Berge – Regenwald – Eis. Für alle etwas. Generell würde ich empfehlen, nicht ohne Spanisch- beziehungsweise Portugiesischkenntnisse zur reisen. In grossen Städten kommt man mit Englisch durch, ausserhalb wird es schwierig.

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Désirées ­ Südamerika-Tipps

Chile / Patagonien

Oster­inseln

Torres-del-Paine-Nationalpark: Unberührte Natur, Gletscher: Wahrzeichen sind die Torres del Paine (riesige nadelartige Granitbäume); gut zum Wandern, Natur geniessen, erholen.

Camping Mihinoa: Preiswerter Campingplatz direkt am Meer, mit Blick auf die Sonnenuntergänge. Ausflug: Am besten mietet man sich ein Jeep, um die Insel zu erkunden. Strand Anakena: Weisser Sandstrand mit Palmen, türkisblaues Wasser. Moais: Steinfiguren, die überall auf der Insel stehen (ca. 630 Figuren total auf der Insel).

Chile / Viña del Mar, ­ Valparaiso ‹Festival Internacional de la Cancion de Viña del Mar›: Jeweils im Februar, wichtigstes Musikfestival in Südamerika (Pop, Reggaeton, Salsa, Merengue). ‹La Sebastiana›: Pablo Nerudas (berühmter chilenischer Dichter) Haus in Valparaiso. Viele kleine Details im Haus, schöne Sicht über die bunten Dächer der Häuser von Valparaiso und den Pazifik. Playa ‹El Canelo›: Weisser Sandstrand und türkisblaues Wasser – wunderschön aber leider eher touristisch und an Wochenenden überfüllt. Meerwasser sehr kalt, auch im Sommer! Casa Matriz an der Avenida Valparaiso 1093 in Viña del Mar: Kleines, einfaches Restaurant gleich neben dem Busterminal. Chilenische Spezialität: Teigtaschen mit diversen Füllungen.

Bolivien Potosí: Höchstgelegene Stadt der Welt auf ca. 4000 Meter über Meer. Ausgangspunkt für den Ausflug zum Salzsee Salar de Uyuni. Salar de Uyuni: Grösster Salzsee der Welt, man scheint auf einem anderen Planeten, spektakulär auch bei Regenzeit (ab Dezember) – kleine Wasserschicht auf Salz sorgt für Spiegeleffekt.

Ecuador / Quito Restaurant Mirador El Ventanal (Calle Carchi y Nicaragua): Wunderschöne Sicht über die ganze Stadt. PapayaNet: Internetcafe im Stadtteil La Mariscal. Unmittelbar neben den besten Clubs / Bars von Quito, guter Treffpunkt vor dem Ausgang. Mitad del Mundo: Fahrt mit dem Bus nach ‹Mitad del Mundo›, ca. 23 km nördlich von Quito, wo man mit einem Bein auf der südlichen, mit dem anderen auf der nördlichen Halbkugel stehen kann.


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Kultur erleben in   Santiago de Chile Santiago gilt als das kulturelle Herz Chiles. Es zieht die besten Künstler, Musiker und Theaterschauspieler des Rio ist die Welthauptstadt für Bade-

Landes an. Daneben bietet es aber

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Wenn Müll für den Oscar nominiert wird... Te x t : A R C I F R I E D E , B i l d : Z V G

Der Dokumentarfilm ‹Waste Land› erzählt die Geschichte eines Kunstprojekts, welches auf der grössten Mülldeponie der Welt in Brasilien seinen Anfang nahm und spätestens in London für weltweites Interesse sorgte.

Auf dem Gipfel des Corcovado, hoch über Rio de Janeiro, wacht der weltberühmte

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Cristo Redentor mit ausgestreckten Armen über die Guanabara-Bucht. Sein milder Blick fällt auf die Küstendistrikte; dahin, wo die Reichen und Schönen wohnen und Touristen das glamouröse Strandleben von Rio geniessen. In seinem Rücken, nördlich den Berg hinunter, leben die Armen. In Brasilien, das eigentlich reich an Ressourcen ist und zusammen mit Russland,

China, Indien und Südafrika zu den Zukunftsmärkten zählt, nehmen fast zwei Drittel der Bevölkerung noch nicht am Wirtschaftskreislauf teil. Sie sind arbeitslos oder in der Schattenwirtschaft tätig. Von der Müllkippe ‹Jardim Gramacho›, die vor ihrer Schliessung im Sommer 2012 im besagten ‹Hinterhof› des Jesus-Monuments 130 Hektar Fläche einnahm, lebten


zeitweise bis zu 5000 dieser Schattenarbeiter. Auf der bis dahin weltgrössten Mülldeponie wurden täglich bis zu 7000 Tonnen Abfall aus Rio, der zweitgrössten Stadt nach São Paulo, abgeladen. Die ohne offiziellen Auftrag dort malochenden ‹Catadores› (‹Müllpflücker›) lösten aus den Kehrrichtbergen jeden Tag bis zu 200 Tonnen rezyklierbares Material für den Weiterverkauf heraus. Dadurch konnte sich die Deponie einer der höchsten Recycling-Raten weltweit rühmen. Soziale Anerkennung gab es für diese Leistung keine – in der stark hierarchisch geprägten Gesellschaft Brasiliens sind die ‹Catadores› nicht mehr Wert als der Müll, den sie sammeln. Auf die Müllsammler und ihre Geschichte sind 2007 die mehrfach ausgezeichnete britische Filmemacherin Lucy Walker und der brasilianisch-amerikanische Bildhauer und Fotograf Vik Muniz aufmerksam geworden. Letzterer ist als Künstler dafür bekannt, das Chaos zu suchen und fremde Realitäten zu akzentuieren, die wir anderen systematisch aus unserem Blickfeld ausschliessen, um uns die Illusion von Sicherheit und Kontrolle zu bewahren. Muniz’ ursprüngliche Idee war, die ‹Catadores› mit Abfallstoffen aus der Mülldeponie zu malen. Vor Ort entschied er sich dann, sie durch Material-Collagen nachzubilden – als Porträts oder in nachgestellten Posen aus berühmten Kunstwerken wie ‹Der Tod des Marat› (1793) von Jacques-Louis David. Walker, die sich schon immer dafür interessiert hatte, was unser Abfall über uns selbst aussagt, wollte das Unternehmen mit der Kamera begleiten. Muniz fotografierte u. a. Isis, eine Modeliebhaberin, die ihre schmutzige Arbeit hasste; Zumbi, der jedes Buch las und aufbewahrte, das er im Abfall fand, und Magna, die auf der Müllkippe anfing, nachdem ihr Mann arbeitslos wurde und sich gehen liess. Die Bilder übertrug er in Übergrösse auf den Boden einer Lagerhalle (Bild) und belegte sie gemeinsam mit den ‹Catadores› mit Abfall, der farblich ungefähr den jeweiligen Partien des Porträtfotos entsprach. Dann fotografierte er die Abfallcollagen aus 22 Metern Höhe. Eines dieser Porträts verkaufte Muniz für 64 097 USDollar in einer Auktion des renommierten Auktionshauses Phillips de Pury in London. Den Erlös spendete er ACAMJG, der Vereinigung der Müllsammler von ‹Jardim Gramacho›.

Walkers Film ‹Waste Land› dokumentiert das Kunstprojekt von Muniz, begleitet die ‹Catadores› aber auch in ein neues Leben. Bei den Abgebildeten löste das Mitarbeiten an den Kunstwerken und überhaupt die Auseinandersetzung mit Kunst etwas aus: Sie fanden Inspiration und fassten den Mut, sich ihr Leben anders vorzustellen. Zumbi, der Büchernarr, eröffnete kurz nach den Dreharbeiten eine Bibliothek mit Computerlernzentrum für die Müllsammler und deren Kinder. Magna bemühte sich um eine andere Arbeit, fand eine Anstellung in einer Apotheke und ist von ‹Jardim Gramacho› weggezogen. Isis begann für eine Schmuckdesignerin zu arbeiten, die für ihre Stücke Abfallmaterial wiederverwertet, und hat geheiratet. Der Müll von Rio wird heute in Seropédica, 75 Kilometer von der Stadt entfernt, nach neuen Umweltstandards entsorgt. Den durch die Schliessung arbeitslos gewordenen ‹Catadores› versprach der Bürgermeister der Stadt Rio einmalig je CHF 6000.– als Neustart-Hilfe und weitere Unterstützung bei der Eingliederung in die Gesellschaft. ‹Waste Land› wurde 2011 für den Oscar nominiert.

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Brasilien

Stephan 24, Student der visuellen

Kommunikation, brasilianische Wurzeln mütterlicherseits

Was magst du am aufstrebenden Brasilien?  Es hat ganz andere Dimensionen, die Vielfalt, die es bietet, ist immens. Ich habe viele schöne Momente erlebt auf meinen Reisen. In Salvador waren wir zuerst auf einem Gratis-Open­airkonzert.

« Die Schweiz ist da zwar freier aber auch immer noch zu wenig. »

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Da gab’s Drinks von einer Einkaufswagen-Bar, und danach sind wir im Regen einer Musikgruppe quer durch die Stadt gefolgt. Diese Spontanität, das Laissezfaire, fehlt mir in der Schweiz. Aber auch das Erkunden der ‹Pirates of the Caribbean›-Trauminsel in São Paulo war unbezahlbar. Gibt es für dich auch Schattenseiten?  Die starke Religiosität in Rio und Südamerika ganz allgemein ist sehr auffallend. Das Festhalten an einem solchen ‹Gugus› formt die Gesellschaft in einer beengenden Weise. Die Schweiz ist da zwar freier, aber auch immer noch zu wenig. Was findest du interessant am Reisen?  Reisen im Allgemeinen ist eine Bereicherung. Es führt dich an neue Orte und lässt dich Dinge erleben, die du sonst nicht erleben würdest und dafür muss man nicht einmal weit weg. Solche Erfahrungen sind wichtig fürs Leben, finde ich.

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UBS und Kunst Die aktive Unterstützung kultureller und künstlerischer Projekte auf der ganzen Welt hat bei UBS eine lange Tradition. Im Zentrum stehen die Förderung, Sammlung und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst. International im Mittelpunkt stehen die Partnerschaft der renommierten Solomon R. Guggenheim Foundation mit der Guggenheim UBS MAP Global Art Initiative sowie die langjährige Unterstützung der Art Basel in Basel und Miami Beach, den weltweit bedeutenden Messen für Kunst. In der Schweiz unterstützt UBS seit langem die Fondation Beyeler. Als Partner im Bereich der Kunstvermittlung für Jugendliche und Familien möchte UBS in der Schweiz einen aktiven Beitrag leisten, um den Zugang zur zeitgenössischen Kunst zu vereinfachen.

Ist Graffiti Kunst? ...ist eine der Fragen, die das Buch ‹Was ist Kunst?› behandelt. Remo Lienhard alias Wes21 (Selbstporträt oben), der die diesjährige euro26-Karte gestaltet hat, nimmt Stellung zu dieser immer wieder kontrovers diskutierten Frage.

Blick in die neue Sammlungshängung

Weltweit hat Graffiti junge Generationen animiert, sich mit Kunst zu befassen oder sich gar künstlerisch zu betätigen. Obwohl Graffiti in seiner ursprünglichen Form in den etablierten Galerien kaum stattfindet, ist ‹Street Art›, also die Intervention im öffentlichen Raum, eine inzwischen breit anerkannte künstlerische Ausdrucksform. Ich würde deshalb meinen: Graffiti ist Kunst, aber immer noch eine Kunst für sich.

in der Fondation Beyeler, Frühling, 2010 / Francis Bacon, Sand Dune, 1983 und Lying Figure, 1969 / Neo Rauch, Der Rückzug, 2006 / Mark Rothko, Untitled (Red, Orange), 1968 Fondation Beyeler, Riehen/Basel / © The Estate of Francis Bacon / © Kate Rothko Prizel & Christoper Rothko / © 2010 ProLitteris, Zürich / Foto: Serge Hasenböhler

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Man sagt, Graffiti sei auch ein Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, bleibende Spuren zu hinterlassen. Schon Höhlenmenschen hätten sich an Wänden verewigt. Was kann Graffiti mehr als das Ego des Künstlers befriedigen?  Kunst wird in Galerien und Museen ausgestellt und bleibt schlussendlich – wenn auch nicht unbedingt willentlich – einer elitären Schicht vorbehalten. Da Graffiti in der Öf-

fentlichkeit stattfindet, ist die Kunst für alle zugänglich, ja drängt sich den Leuten sogar auf. Sie werden mit meinem Werk konfrontiert, ob sie mögen oder nicht. Street Art hat in den vergangenen Jahren den Weg in die Galerien gefunden und auch etablierte Museen im Ausland veranstalten Sonderschauen zum Thema. Ist das eine Chance oder eine Gefahr für die Graffiti-Kultur?  Ich sehe es eher als eine Chance. Für einen Sprayer oder ‹Maler›, wie wir uns nennen, ist das eine Möglichkeit, mit seiner Arbeit Geld zu verdienen. Auch in der Werbung ist die Street Art mittlerweile ein gängiges Stilmittel, um ein junges Publikum anzusprechen. Tatsächlich hat die sogenannte Street-Art-Bewegung nur ihren Ursprung auf der Strasse, hat im heutigen Kontext aber kaum noch mit ‹Street› zu tun.






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Interview

SERDAR SOMUNCU ‹Hassprediger Reloaded› 26.5.2013, Basel / 27.5.2013, Zürich

Dein Programm heisst ‹Hassprediger Reloaded›, gemäss Duden jemand, der ‹in seiner Funktion als Prediger zu Hass und Gewalt aufruft›. Was erwartet den Zuschauer tatsächlich? Welche Funktion hat der ‹Hassprediger› für dich persönlich? Der Dudeneintrag ist nicht mehr aktuell. Daher ist die Frage eigentlich so nicht zu beantworten. Der Begriff Hassprediger wurde im Rahmen der Zuwanderungsdebatte im Jahre 2004 in Deutschland häufig verwendet, um die Einwanderung hauptsächlich islamistischer Geistlicher in Deutschland als Gefahr durch fundamentalistische Unterwanderung zu brandmarken. Damit hat mein Programm nichts zu tun. Mein ‹Hassprediger› ist eine differenzierte Auseinandersetzung zum Thema Freiheit und Selbstbestimmung in der modernen Mediengesellschaft und zugleich eine Parodie auf den Wutbürger, der alles und jeden hasst und gerade dadurch die Oberflächlichkeit seiner ‹political correctness› offenbart. Was geschieht mit Serdar Somuncus Satire, wenn sie in ‹falsche Ohren› gerät? Oder anders gefragt: Welches Gewaltpotential würdest du dem Programm ‹Hassprediger Reloaded› zuschreiben? Diese Frage ist suggestiv und daher auch nur von denen ausreichend zu beantworten, die angesprochen sind. Mein Programm hat jedenfalls weitaus weniger Gewaltpotential als die Initiativen der SVP oder die kruden Gedanken eines Christoph Blocher. Ich rufe nämlich weder zur Ausschaffung krimineller Ausländer auf, noch initiiere ich Kampagnen, auf denen man dunkelhäutige Hände in eine Truhe mit einem Schweizerkreuz greifen sieht. Du bedienst dich während deiner Shows sehr derber Sprache und politisch inkorrekter Begrifflichkeiten. Dein YouTube Channel mit den ‹Hatenight›-Sendungen wurde gesperrt. Du stellst die Frage, ob es schlimmer ist, die Witze überhaupt zu machen, oder doch eher, dass das Publikum darüber lacht. Glaubst du, dein Pu-

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blikum begreift die traurige Komponente seines Lachens? Mein Publikum ist klüger als die meisten Redakteure, die ihm oft unterstellen dumm zu sein. Du willst mit deinem Programm zum Dialog animieren, wie du unter anderem während der Lanz Talkshow gesagt hast. Deine Lesereihe zum Hitler-Buch ‹Mein Kampf› hat dazu geführt, dass Nazis deine Shows stürmten, du allabendlich Bombendrohungen erhalten und mit kugelsicherer Weste gelesen hast. Du bist offenbar bereit, sehr viel in Kauf zu nehmen für den ‹Dialog›. Ein moderner Märtyrer? Ich bin Künstler und daher auch Vertreter und Verteidiger meiner Auffassung, andernfalls wäre ich ein Feigling. Ein Märtyrer wäre ich, wenn ich dafür persönliche Angriffe provozieren oder in Kauf nehmen würde, um meinem Anliegen Geltung zu verschaffen. Das tue ich nicht.

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Während einer Show forderst du zu ‹Ein bisschen mehr Intoleranz!› auf. Hättest du also bei der Schweizer Minarett-Initiative 2009, welche den Bau von Minaretten in der Schweiz verbietet, für ‹Ja› gestimmt? Die Initiative wurde mit 54 % vom Schweizer Volk angenommen und der Bau von Minaretten tatsächlich verboten. Das vereinfacht meine Aussage zu sehr. Ich spreche von differenzierter Haltung und nicht von xenophober Ablehnung. Diese Abstimmung war ein integrationspolitisches Desaster und zugleich ein erbärmlicher Beweis für die anachronistisch-weltferne Selbsteinschätzung der Schweiz, die ihre Unfähigkeit politische Auseinandersetzungen zu führen, hinter der Fassade einer angeblichen Volksdemokratie versteckt. In Wirklichkeit ist diese Form von Plebiszit so lange nicht ausschlaggebend, wie es gesteuert wird von tendenziösen Kräften und Meinungsmachern. Die Schweizer Wirtschaft sollte statt-  ›

«Die Schweizer sollten ihre Neutralität für ein wenig mehr glaubhafte Haltung aufgeben.»


› dessen lieber aufhören, von den Einnahmen derer zu profitieren, denen sie sonst verbietet ihre Kultur in ihrem Land zu leben. Zu was würdest du das Schweizer Volk auffordern, gerade hinsichtlich dieses Abstimmungsergebnisses? Seine Neutralität für ein wenig mehr glaubhafte Haltung aufzugeben.

euro26 beziehungsweise die Schweizer Jugendkarte AG ist politisch und kon­ fessionell neutral. Die Aussagen von Serdar Somuncu sind als Meinung des Künstlers Serdar Somuncu zu verstehen.

CIRCUS SHOWCASE 6.4.2013, Komplex 457, Zürich

Als Dubstep sich gegen Ende des letzten Jahrzehnts aus dem Grime, einem britischen Hip-Hop-Zweig, heraus entwickelte, räumte man dem Genre kaum Chancen auf kommerziellen Erfolg ein. Zu dark, zu aggressiv, lautete das Urteil der Kritiker. Heute reicht die Einflusssphäre von Dubstep vom Underground bis in den Mainstream. Am oberen Rand des Spektrums, dicht auf den Fersen von Superstar Skrillex, sind Doctor P, Flux Pavillon (Bild), Mizuki, Slum Dogz und Kraty MC. Ihnen gemeinsam ist, dass sie dem Londoner Label Circus angehören – einer Institution des brachialen, basslastigen Sounds. Ein Sound, der zur Zeit weltweit die clubkulturelle Jugend steppen lässt.

Zu gewinnen: 3 x 2 Tickets Te i l n a h m e : w w w.e u r o 26.c h / f a c e b o o k Te i l n a h m e s c h l u s s : 0 3 .0 4 .13 I n f o s & Vo r v e r k a u f : w w w.k o m p l e x 45 7.c h

TEEN

9.4.2013, Bad Bonn, Düdingen

Endlich wieder eine Frauenband am IndieHorizont - und was für eine! Teen, das sind vier Mädels aus Brooklyn, die mit ihrem Album ‹In Limbo› aufhorchen lassen. Die Tracks sind eine eigenwillige Mixtur aus Krautrock, Lo-Fi- und Dreampop. Teeny Lieberson selbst (Gründerin des Quartetts, früher ‹Here We Go Magic›), bezeichnet ihre Musik als ‹psychedelischen Gospel›. In welche Schublade man diese Töne auch immer stecken will, sie drängen unweigerlich wieder hervor und setzen sich im Gehör fest.

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URBAN CONE 13.4.2013, Exil, Zürich

Man zählt bereits die Tage, bis Urban Cone durch die Decke gehen. Und das dürfte nicht mehr allzu lange dauern. Das IndieQuintett aus Schweden hat sich unter anderem mit ihrem wunderbar tanzbaren Track ‹Kings & Queens› in die Ohren und Herzen dieser Welt gespielt. Auch Universal hat das Potential der Stockholmer erkannt und sie unter Vertrag genommen. Das Debüt ‹Our Youth›, das im vergangenen Herbst erschienen ist, wird nun endlich in der Schweiz präsentiert.

KASHMIR 17.4.2013, X-TRA, Zürich

Lange mussten wir auf das neue und bereits siebte Album der dänischen Band warten. Doch jetzt ist die Durststrecke endlich vorbei, denn Kashmir veröffentlichten am 22. März ‹E.A.R.›. Die Jungs rund um Kaspar Eintrups wurden schon mit den frühen Radiohead oder Madrugada in einem Atemzug genannt. Musiker wie David Bowie oder Lou Reed haben bei ihren früheren Alben mitgewirkt. Das Konzert dürfte also ein erstes musikalisches Frühlingshighlight werden. Wir erwarten melodiösen Indie-Rock mit progressiven Elementen und verspielten Soundcollagen.

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ELECTRON 28. bis 31.4.2013, Genf

Zu gewinnen: 2 x 4-Tagespässe Te i l n a h m e : w w w.e u r o 26.c h / f a c e b o o k Te i l n a h m e s c h l u s s : 17.0 4 .13 I n f o s & Vo r v e r k a u f :

Mit einer ausgereiften Mischung aus Clubnächten, Konzerten, zeitgenössischer Kunst, Tanz, Workshops und Konferenzen feiert das Electron Festival sein 10. Jubiläum. Während vier Tagen trifft sich die Crème de la Crème der internationalen Elektronika-Szene in Genf. Dieses Jahr gehören Performances von LFO, Tiga, Theo Parrish, Atari Teenage Riot, Anja Schneider (Bild) und mehrere Kompakt LabelShowcases zu den musikalischen Highlights.

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DEEP HOUSE FESTIVAL MIT WANKELMUT 11.5.2013, Komplex 457, Zürich

Als Frankie Knuckles und Larry Levan Anfang der 1980er-Jahre in Chicago beziehungsweise New York den Grundstein legten für House-Musik, hätten sie sich wohl kaum träumen lassen, dass sich dieser Sound einst zu einem weltumspannenden popkulturellen Phänomen entwickeln würde. Und drei Dekaden später, 2012, rechnete der Berliner Jung-DJ Wankelmut wohl ebenso wenig damit, dass seine Deep House-Interpretation von Asaf Avidans ‹Reckoning Song› zum Welthit hochsteigen würde und sich selbst im Gehör von Menschen, die mit Dance-Musik nichts am Hut haben, festsetzen würde. Nun ist dem aber so – House ist gross und Wankelmut für den Moment noch grösser.

Zu gewinnen: 3 x 2 Tickets Te i l n a h m e : w w w.e u r o 26 .c h / f a c e b o o k Te i l n a h m e s c h l u s s : 0 3 .0 5 .13 I n f o s & Vo r v e r k a u f : w w w.k o m p l e x 45 7.c h

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Übers Internet kann jeder Musik vertreiben, professionelle Kameras sind erschwinglich, die Medien zelebrieren EinSong-Künstler. Dezmond Dez, was ist besser an einem Debütalbum, das erst nach 10 Jahren Karriere erscheint? Alles. Die Debütalben der Künstler, die mich inspirieren, waren allesamt Klassiker. Wer soll dein zweites Album hören, wenn schon dein erstes nicht richtig gut war? Dieses Album ist seit 10 Jahren in der Mache und heute bin ich – sowohl technisch wie auch inhaltlich – auf dem Stand, ein Album machen zu können, das ein Künstler, der erst seit 2, 3 Jahren dabei ist, in dieser Form nicht machen kann. Kutti MC wird für pseudo-dadaistisches Freestyle-Gelabber bezahlt, Knackeboul macht den coolen Clown für die Schweizer Fernsehlandschaft. Wie kann Rap heute überhaupt relevant sein und was versteht die ältere Generation daran nicht? Was viele Leute nicht begreifen, ist, dass es simple Kriterien gibt, um zu beurteilen, ob jemand ein technisch versierter Rapper ist oder nicht. Jemand wie Kutti mag ein passabler Dichter sein, aber als Rapper ist er nahezu talentfrei und wenn die Medien dann Kutti im gleichen Atemzug wie beispielsweise Greis nennen, haben sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Das wäre in etwa so, als würde man Martin Suter mit Christoph Ransmayr vergleichen, das tut auch niemand mit gutem Gewissen. Und die mangelnde Relevanz von Rap hat viel mit den Rappern selbst zu tun, die sich weigern erwachsen zu werden und sich thematisch in der immer gleichen Endlosschleife von Sex, Drogen und Gewalt aufhalten. Dies ist legitim, aber gerade auf einem Solo-Album sollte man fähig sein, auch ernstere, relevantere Themen zu behandeln. Ich denke, dass man auf diese Weise das Interesse der älteren Genera­ tion vermehrt wecken könnte – die jedoch ihrerseits dem Rap gegenüber oft eine ungerechtfertigte Ignoranz an den Tag legt. Auf deinem Album sagst du kritisch «kein Gedanke ist immun gegen seine Kommunikation». Wem wirfst du etwas vor? Gerade Rap ist doch pure Kommunikation? Genau. Ich habe mich damit gegen

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Lesen für einen Rapper? Das kommt natürlich auf den Anspruch des jeweiligen Künstlers an. Wenn man über die szenetypischen Themen hinausgehen möchte, ist Lesen unumgänglich. Selbst, wenn man sich auf Battle-Rap konzentriert, gewinnt man durchs Lesen ein besseres Verständnis für Metaphern und vergrössert seinen Wortschatz.

Dezmond Dez Debütalbum nach 10 Jahren I n t e r v i e w : T o m m y V e r c e tti

Im Februar ist der Debütlangspieler ‹Verlornigs Paradies› des Berner

In der Szene giltst du als begnadetes Talent; schon vor acht Jahren hat dich Kool Savas entdeckt. Sollte man am guten Handwerk festhalten, auch wenn es dem Publikum vielleicht am Auge bzw. Ohr dafür fehlt? Auf jeden Fall. Zuerst einmal muss das Handwerk stimmen. Wenn die Kunst dann noch dazu kommt, umso besser. Kunst ohne Handwerk ist undenkbar. Viele Leute haben den Willen zur Kunst, sind jedoch nicht bereit, das Handwerk von der Pike auf zu lernen.

Rappers Dezmond Dez erschienen. Sein langjähriger Weggenosse Tommy Vercetti hat ihn interviewt.

das Vereinnahmen von Intellektuellen und diese infame Zitate-Posterei auf Facebook gewendet. Facebook ist das ultimative Instrument, um unseren Narzissmus auszuleben, und wir alle müssen irgendwie mitmachen, das ist schon schlimm genug. Was man aber nicht tun sollte, ist zwischen Videos, Ferienfotos und Turnschuhen Zitate von Schopenhauer, Adorno usw. zu posten. Damit beraubt man jene Denker ihrer subversiven Kraft und arbeitet ihnen diametral entgegen. Natürlich würde gerade Adorno auch sagen, dass es nicht möglich sei, sich auf einem kommerziell verwertbaren Musikteppich kritisch zu äussern, keine Frage. Ich bin aber der Meinung, dass ein Künstler sich positionieren muss, weil er sonst Gefahr läuft, sich anzubiedern. Abgesehen davon sind wir immer noch independent, machen von der Produktion bis zum Booking alles selbst. Mangelnde Kompromisslosigkeit kann uns wahrlich niemand vorwerfen.

Deine Plattentaufe findet im Bierhübeli Bern statt, das wir dreimal in Folge ausverkauft haben. Warum sollen die Leute sich auch diesmal um Tickets bemühen (ausser wegen des guten Sackgelds, das man auf dem Schwarzmarkt machen kann)? Die Leute sollten kommen, weil wir Ihnen immer eine gute, energiegeladene Show bieten; weil wir mit einer unglaublich professionellen Band auftreten; weil ich auf ‹Verlornigs Paradies› meine bisher beste Leistung als Rapper zeige und weil wir als unabhängige Künstler auf unsere Fans angewiesen sind. Diejenigen, die bei unseren letzten drei Shows im Bierhübeli dabei waren, werden sich die Taufe wohl kaum entgehen lassen.

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Du hast im Booklet jedem Song ein Zitat als Motto vorangestellt. Wie wichtig ist

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FESTI’NEUCH 30.5.– 2.6.2013, Neuenburg

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Als Eröffnungsgig bietet das Festi’neuch jeweils die neuesten Erfolgsinterpreten aus Rock, Pop, Reggae, World Music und Elektro auf. Auch das Festivalgelände um die wunderschönen Jeunes-Rives am Ufer des Neuenburgersees lässt sich sehen und zieht jährlich rund 40’000 Besucher an. Das drittgrösste Openair der französischen Schweiz ist ohne Zweifel ein Festival der aktuellen und künftigen Stars. Das vollständige Programm war bei Redaktionsschluss leider noch nicht bekannt. Offiziell bestätigt wurden bisher jedoch Boys Noize und Vitalic Vtlzr. Das klingt schon mal vielversprechend!

ROUND TABLE KNIGHTS 17.5.2013, Salzhaus, Winterthur

Zu gewinnen: 5 x 2 Tickets

Diese zwei Herren aus Bern erobern mit ihren Turntables die Welt. Sie tingeln von A nach B nach C und wieder zurück, immer dabei ihre Platten, die garantiert jeden Club zum Schwitzen bringen. 2011 als auch 2012 haben die Round Table Knights den ‹Swiss Nightlife Award› in der Kategorie ‹Best Electronica DJ› abgesahnt. Dieser House lässt keine Füsse still halten!

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BAD BONN KILBI 23.5.–25.5.2013, Düdingen

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Where the hell is Bad Bonn? Dort, wo jedes Jahr die sogenannte ‹Kilbi› stattfindet, eines der ersten Musikfestivals der Saison. Man sollte sich nicht vom Veranstaltungsort Düdingen bezüglich Programm in die Irre führen lassen. Denn auch dieses Jahr legt die Bad Bonn Kilbi die Lineup-Messlatte sehr hoch. Ein Indie-Ohrenschmaus der Sonderklasse – diesjährige Highlights (man kann sich kaum entscheiden): My Bloody Valentine, Grizzly Bear (Bild), Evelinn Trouble, Trust oder etwa DJ Fett. Nicht ohne Grund gehört ‹Sold Out› in Düdingen fast schon zum Standard. Wir verlosen vier Tickets pro Festivaltag!

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Das glücklichste Volk Te x t : A r c i F r i e d e , B i l d : M a r t i n S c h o e l l e r

Die Pirahã leben isoliert im brasilianischen Urwald. Sie kennen weder Zahlen noch Farbbezeichnungen. Sie scheinen dennoch oder gerade deswegen glücklicher als wir.

um, ob wir zu unserem Bio-Burger ein koffeinhaltiges Süssgetränk oder ein Mineral bestellen wollen. Wieder vieles läuft unbewusst ab, in unserem Kopf – sogar wenn wir schlafen, denken wir.

Warum Denken traurig macht Während wir fähig sind, je nach Training länger oder kürzer, die Luft anzuhalten, sind Denkpausen unmöglich. Von morgens bis abends werden wir vom multimedialen Gewirr stimuliert und von einer schier unüberschaubaren Fülle an Möglichkeiten herausgefordert. Jeder Versuch, unser Leben zu vereinfachen, macht alles nur noch komplizierter, weil wir dabei auf hochkomplexe technologische Hilfsmittel vertrauen, die wir als Laien kaum verstehen. Dieser Zustand der Überreizung und Ausweglosigkeit führt bei vielen von uns zu chronischer Müdigkeit, Angstzuständen, Panikattacken, Depressionen oder anderen psychischen Störungen. Krankheiten, welche die Pirahã-Indianer nicht kennen.

Die Religion der Zivilisation Als Daniel Everett 1977 bei den Pirahã im Amazonasgebiet Brasiliens ankam, war er beseelt von einer Mission: er wollte den von jeglicher Zivilisation isolierten Indianerstamm zum Christentum bekehren. Obwohl Everett keinerlei Kenntnis von der Kultur der Amazonasindianer hatte, war er überzeugt, dass die Heilsbotschaft Jesu Christi und die religiösen Weltanschauungen unserer judäo-christlich geprägten Zivilisation die Pirahã aus ihrer scheinbar tristen Welt erlösen würden. Vorderhand war er jedoch als Linguistiker gekommen, um die Sprache der Pirahã wissenschaftlich zu erfassen. Je besser er die Sprache der Ureinwohner lernte, je tiefer er dadurch ihre Denkweise begriff, desto mehr zweifelte er allerdings an seinem eigenen Glauben. George Steiner, Professor für Literaturwissenschaft an der University of Oxford, schreibt in seinem philosophischen Meisterwerk ‹Warum Denken traurig macht›: Es gibt zwei Prozesse, die der Mensch nicht anhalten kann: Atmen und Denken. Steiner schliesst, dass wir quasi zum Denken gezwungen sind. Während wir im Bus sitzen, rechnen wir im Kopf nach, welche

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Rechnungen wir diesen Monat bezahlen und welche wir auf den nächsten verschieben können. Beim Joggen hinterfragen wir unsere Beziehungen, zweifeln an unseren Gefühlen. Vor dem Einschlafen wägen wir ab, ob eine Weiterbildung beziehungsweise ein Studium das Richtige für uns ist oder ob wir besser direkt in einen Beruf einsteigen. Und ein andermal geht es bloss dar-

Der bekehrte Bekehrer Durch seine Feldforschungen eröffnete sich Everett eine Gesellschaft, die auf Gleichberechtigung aller Mitglieder baut, selbst Kinder werden von den Erwachsenen nicht anders behandelt, eine Babysprache gibt es nicht. In der Sprache der Pirahã gibt es auch kein Wort für ‹Sorge›,






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