Stanley Kubrick

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Stanley Kubrick Hausarbeit von Eva Baczek


„To make a film entirely by yourself, which initially I did, you may not have to know very much about anything else, but you must know about photography.“ Stanley Kubrick war berühmt als genialer Regisseur der sein ästhetisches Handwerk meisterlich beherrschte und dessen Filme bis heute noch die Menschen schockieren und sie zum Nachdenken anregen. In Vergessenheit geraten scheinen dahingegen seine Fotografien, welche nicht nur Wegbereiter für seine spätere Karriere darstellen, sondern in Hinsicht auf Technik, Motiv und Wirkung faszinierend sind.

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Stanley Kubrick brachte sich die grundlegenden Techniken der Fotografie und der Fotoentwicklung in autodidaktischer Arbeit bei, begann früh damit eigene Fotogeschichten zu erzählen und arbeitete als Fotograf für die Schülerzeitung. Später wird er einmal sagen, dass genau diese Erfahrung des selbst angeeigneten Wissens ihm mehr gebracht hat, als die Schule es jemals vermocht hätte. Sein Talent als Fotograf war schon in frühen Jahren immens. 1945 verkaufte er mit nur 17 Jahren sein erstes Bild an ein Magazin. Es handelte sich dabei um einen Zeitungsstandverkäufer, der schockiert auf den Tod von Franklin D. Roosevelt reagiert.

Der Werdegang von Stanley Kubrick begann im Jahre 1928, als er am 26. Juli im New Yorker Stadtteil Bronx auf die Welt gekommen ist. Die Familie in die er hineingeboren wurde gehörte zu dem jüdischen Mittelstand, der aus Europa in die Vereinigten Staaten auswanderte. Seine Eltern Jaques und Gertrude bekamen 4 Jahre später noch eine Tochter, Stanleys Schwester Barbara. Er besuchte ab seinem 10ten Lebensjahr eine öffentliche Schule in der Bronx, und wechselte 2 Jahre später auf eine High- School. Kubrick besuchte allerdings nie eine Universität, denn schon früh kristallisierte sich sein Desinteresse an schulischer Bildung heraus. Allein Physik, als wissenschaftliches Fach, schaffte es ihn zu begeistern. Allerdings verhalf ihm dies nicht zu einem besseren Schulabschluss. Daher schaffte er nicht die Zulassung zur Universität. Umso einschneidender war somit ein Ereignis im Jahre 1941. Zu seinem 13. Geburtstag bekam er von seinem Vater seine erste Kamera, eine Graflex, geschenkt. Damit wurde neben der Jazz Musik und dem Schach spielen die Fotografie seine größte Leidenschaft, die er konsequent verfolgte.

Nachdem er es eigenhändig entwickelt hatte, erkannte er das Potential der Fotographie. Das LOOK Magazin kaufte dieses Bild für 25$ und eröffnete Kubrick zusätzlich die Chance eines Praktikum. Von da an wurde ihm der Weg zum Fotojournalismus geebnet und er wurde zum jüngsten Angestellten, den das LOOK Magazin jemals eingestellt hatte. Insgesamt hat er ganze 5 Jahre für das Magazin gearbeitet, ehe er anfing Filme zu drehen.

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Das erste von Steanley Kubrick verkaufte Bild eines Zeitungsstandverk채ufers.

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„I think aesthetically recording spontaneous action, rather carefully posing a picture, is the most valid and expressive use of photography.“ Dieses Zitat von Kubrick ist keineswegs welterschütternd oder besonders neu, gewinnt allerdings an Bedeutung in Anbetracht der Tatsache, dass er dies mit gerade mal 19 Jahren geäußert hat. Es bedurfte einer Entwicklung von 3 Jahren, in der er beim LOOK Magazin arbeitete, die ihn zu einer derartigen auf Fotografie bezogene Philosophie führte. In dieser Zeit machte er unzählige Bilder und konnte viele davon auch verkaufen. Die zeitgleich eingestellte Bildbearbeiterin Helen O‘Brian ermunterte ihn ständig zum Weiterarbeiten und so schaffte er es viele seiner Bild-

serien zu veröffentlichen. Seine Quote von Bildern, die von dem Magazin akzeptiert und gekauft wurden war viel höher als die von anderen frei arbeitenden Fotojournalisten. Stanley Kubrick war ein eher zurückgezogener junger Mann, welcher die Welt nur durch die Linse seiner Kamera wahrgenommen hat. In seinen Fotografien beschäftigte er sich sehr intensiv mit seiner Umgebung und allen Aspekten des menschlichen Lebens. Dabei schaffte er es sie sympathisch, auf eine lustige Art

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ten oder aber einfach nur betrunken auf dem Boden liegen. Kubrick selbst meinte dazu, dass er diese Bilder nur zwischen Mitternacht bis sechs Uhr morgens schießen konnte, da dann die Hemmschwelle der Menschen zu sinken scheint. Die Bilder an sich konnte er keineswegs während der Fahrt aufnehmen, da der Wagon sich dazu zu stark bewegt hat, so musste er also stets auf die Haltestationen warten und bekam selbst dann sein gewünschtes Bild nicht, wenn in etwa das Motiv selbst den Tatort verlies oder sich Jemand vor die Linse geschoben und somit die Sicht versperrt hat. Interessant ist ebenso, dass Kubrick die Stimmung in der U-Bahn so gut wie möglich bewahren wollte und somit lediglich das natürliche Licht benutzte. Insgesamt wurden die Fotografien aus dieser Serie mit einer Contax geschossen mit einer Belichtung von 1/8. Die Entwicklungszeit hatte sich dabei durch das fehlende Licht verdreifacht. Bemerkt hat ihn dabei niemand bis auf einen Sicherheitsbeamten.

und Weise darzustellen ohne dabei grausam zu wirken. Oftmals überkam ihn der Drang zur Fotografie in fast jeder Lebenslage, sei es im Englischunterricht, in dem sein Lehrer Hamlet nachspielte, im Wartezimmer eines Zahnarztes, in dem die Anspannung und Angst die Leidensgenossen fast schon zerriss oder auf den Straßen von Chicago. Kubrick zeigte viele Seiten der amerikanischen Gesellschaft, so unterschiedlich sie dabei sein mögen, darunter fielen hochrangige Schauspieler, Schuhputzerjungen, Arbeiter in einem Wanderzirkus, Studenten oder einfache U-Bahnfahrer. Somit können seine Fotografien als dokumentarisch und als Portrait der damaligen Gesellschaft angesehen werden. Sehr amüsant zu beobachten ist die Aktualität der Bilder von Stanley Kubrick. Besonders zu merken ist dies in seiner Bildserie zur U-Bahn in New York. Auch wenn dort keine I-Pods abgelichtet sind, so erkennt an Menschen die damals schon Zeitung gelesen haben, eingepfercht im Wagon stehen, miteinander flir-

„Have you got a permission?“ asked the guard. „I‘m from LOOK“ Kubrick answered. „Yeah, sonny,“ was the guards reply „and I‘m the society editor of the daily worker.“

bemerkenswert war ebenso, dass Stanley Kubrick obgleich seines jungen Alters ein enormes Talent dafür hatte eine Szene zu gestalten, indem er besonderes Augenmerk auf den Augenblick warf, welchem er in seiner Unkontrollierbarkeit und seinem Chaos eine Struktur und Form durch seine Linse gab. Schließlich legte er eine Perfektion an den Tag was die Präzision seiner Kompositionen angeht. Ebenso war ihm eine besondere Intensität seiner Bilder und Details sehr wichtig.

Allerdings ist Stanley Kubrick nicht der erste, welche seinerzeit Bilder in der New Yorker U-Bahn geschossen hat. Walter Evans kam ihm damit schon 1938 zuvor. Dieser war Kubrick eine Inspiration und er versuchte ebenso verdeckt seine Bilder „aus der Hüfte“ zu schießen. Die Kamera wurde dabei im Mantel oder Vergleichbarem versteckt. Ein weiteres Vorbild oder auch Inspirationsquelle für Stanley Kubrick war der exzentrische Fotograf Arthur Fällig, kurz auch Wege genannt. Dieser war bekannt für seine schockierenden Bilder an Tatorten, an denen er zumeist schon vor dem NYPD anwesend war. Was Kubrick besonders faszinierte an dessen Arbeit, waren die ungehemmten Aufnahmen dieser speziellen Momente. Schließlich versuchte er selbst Augenblicke so visuell wie möglich umzusetzen.

Was besondere Techniken angeht, so hatte Kubrick Perspektiven meist sehr instinktiv ausgewählt und oftmals nach Impuls reagiert. Ebenso merkt man sehr, dass er ein hohes Interesse für die An oder auch Abwesenheit des Lichtes hat und mit diesem besonders spielerisch umging. Wichtig dabei war immer, dass er mit dem neuesten Stand der Technik stets auch die Möglichkeit besaß diese ganzen Grenzen auszutesten. Insgesamt benutzte Kubrick in seinen 5 Jahren der Fotografie sein erstes Geschenk, die Graflex, zudem eine Rolleiflex und eine Contax.

In seinen Fotografien befasste sich Kubrick regelmäßig mit der Frage nach Ordnung und Chaos und versuchte diese in einer Art Kopf Kino zu verdeutlichen, wie es schon der Philosoph Gillez Deleuze betitelte. Für ihn gingen Bilder über die Sprache hinaus. Besonders

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4 Bilder einer Serie aus der New Yorker U-Bahn

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Mann im Wartezimmer eines Zahnarztes

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4 Bilder aus der Serie „Shoe Shine Boy“

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StraĂ&#x;enpanorama von Chicago

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Aufnahmen aus der Columbia University

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Studenten der Columbia University

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Boxer Walter Cartier im Ring

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1950 kam es schließlich zu einem großen Wendepunkt in Stanley Kubricks Leben. Nachdem er seine Fotoserie und Dokumentation über den Boxer Walter Cartier beendet hatte begann er zum ersten mal mit einer filmischen Umsetzung eines Themas. Dieser Kurzfilm sollte der Anfang und Wegbereiter für noch viele fantastische Werke von Kubrick sein.

ments keineswegs verfremdlich wirken. Insgesamt haben sich seine Fotografien weiter entwickelt zu Filmen. In einer Art Rückkopplung ist allerdings auffällig, dass diese einzelnen Bilder des Filmes auch wieder als Fotografien angesehen werden können. Man kann seine Filme an beliebigen Stellen anhalten und wird meistens ein gut kompositioniertes Bild erkennen, in welchem sehr auf Arrangement und Licht geachtet wird.

Kubricks Filme sind meist sehr darauf bedacht eine symmetrische Anordnung einzuhalten was Architektur, Raumanordnung, oder auch Figurenstellung betrifft. Ebenso auffällig ist seine Vorliebe für natürliches Licht, was man auch schon in seinen vergangenen Fotografien bemerken kann. Gleichsam nutzt er eine besondere Tiefenschärfe in seinen Bildern, die dazu führt eine Art künstlichen Realismus zu schaffen, welcher allerdings durch seine symmetrischen Arrange-

Schließlich ist also zu sagen, dass Stanley Kubrick es schon richtig interpretiert, als er sagt, dass er nur durch den Prozess der Fotografie in der Lage ist gute Filme zu machen. Rückwirkend ist dabei auch zu sagen, dass die Vorarbeit für seine hoch gelobten Filme auch eine sehr bemerkenswerte ist, welcher durchaus die Aufmerksamkeit einer Hausarbeit wert ist.

aus dem Film „Lolita“ (1962)

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aus dem Film „Eyes Wide Shut“ (1999)

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aus dem Film „Clockwork Orange“ (1971)

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aus dem Film „Barry Lyndon“ (1975)

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Quellenangabe Literatur Stanley Kubrick von Susanne Kaul / Jean Pierre Palmer Stanley Kubrick | Das Schweigen der Bilder von Kay Kirchmann

Internet www.businessinsider.com www.bestofbrusselsblog.com www.xtimeline.com www.mcnyblog.org www.brusselslife.de/en www.huffingtonpost.com www.toocool2betrue.com www.filmmakeriq.com www.dailymail.co www.visualnews.com www.arte.tv www.photojournalismalovestory.blogspot.de www.lomography.de www.visual-memory.co.uk www.kubrickfils.tripod.com www.guardian.co.uk www.examinder.com www.nofilmschool.com


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