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Wissen: Energie sparen mit Smarthome

ENERGIESPAREN

MIT SMARTHOME

Egal ob smart oder nicht: Wenn von der Steuerung der Haustechnik die Rede ist, geht es eigentlich immer auch um Energie. Sobald Sie einen Schalter betätigen, starten Sie ein Gerät, das Energie beansprucht. In vielen Fällen verbraucht es Strom, manche Anlagen der Haustechnik verbrennen auch Gas – Energie eben. Dass dies ein knappes Gut ist, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Daneben ist unser Leben in den letzten Jahren immer vernetzter geworden, immer digitaler – obwohl sich die Aneinanderreihung von elektrisch übertragenen Einsen und Nullen rein sprachlich gar nicht steigern lässt.

Dennoch: Viele Geräte und Anlagen im Haus lassen sich vernetzt digital steuern. Alle diese Geräte sind Energieverbraucher – und deren intelligente und vernetzte Steuerung kann tatsächlich helfen, den Energieverbrauch im Haus zu optimieren. Dabei geht es weniger um die Sicherheitsaspekte der SmarthomeTechnik als EinbruchAbwehr oder Alarmanlage. Die oft beschworenen Komfortfunktionen einer vernetzten Heimsteuerung, die etwa aus dem Urlaub einen Blick ins traute Heim erlauben oder bei Sonnenuntergang automatisch das Licht einschalten, stehen hier nicht unbedingt im Mittelpunkt.

ENERGIE NACH PLAN

SmarthomeTechnik hat immer dann ihre Sternstunden, wenn sie etwas tut, das dem Menschen – und am Besten auch dem Planeten – Gutes tut. Energiesparen gehört zweifellos dazu. Smart ist deshalb ein Smarthome, das Verbraucher dann aktiviert, wenn sie wirklich benötigt werden oder besonders eizient arbeiten können – und nur dann.

Das häuigste Beispiel dafür ist eine Heizungssteuerung, die erkennt, wenn sich die Bewohner entfernt haben und das Haus automatisch abkühlen lässt. In Neubauten nach hohen energetischen Standards spielt eine solche Steuerung nur eine sehr begrenzte Rolle, da diese Gebäude kaum Heiz energie benötigen und dank träger Fußbodenheizungen sehr langsam abkühlen und aufwärmen. Hier geht es eher darum, mithilfe der intelligenten Technik Wärme nach Plan zu erzeugen, wann immer diese besonders eizient und ressourcenschonend verfügbar ist – etwa aus Sonnenstrom vom eigenen

1 Energiezentrale: Nach den Vorstellungen von Hager entwickelt sich der Energiemanager wie das Modell „Hager Flow“ zur Standard-Komponente in jedem Schaltschrank, ebenso wie eine Wallbox auf Dauer in praktisch jede Garage einziehen dürfte. > www.hager.de

2 Anschauungsmaterial: Zur Menü-Oberläche des Energiemanagers gehört auch eine Visualisierung der Energielüsse, etwa von der PV-Anlage. > www.hager.de

3 Tankstelle: Energie muss nicht immer das Hausdach liefern. Warum nicht den Stellplatz mit einem Solar-Carport überdachen? > www.solarcarporte.de 1

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Energie smart messen

Mit einem Energiemess-Zwischenstecker messen Sie sehr einfach nach, welche Geräte besonders viel Strom schlucken. Schließen Sie Ihre Geräte jeweils für einige Tage über den Zwischenstecker an die Steckdose an. Den ermittelten Verbrauch in Kilowattstunden (kWh) können Sie aufs Jahr hochrechnen. Solche Geräte gibt's etwa bei Conrad (www.conrad.de).

Weniger Rechnerei erfordern Funk-Zwischenstecker wie etwa Eve Energy (siehe unten www.evehome.com). Sie übermitteln den gemessenen Verbrauch und dessen Verlauf an die zugehörige App. Über den Zwischenstecker lassen sich Verbaucher auch automatisiert ein- und ausschalten.

Komplett automatisch ermittelt ein zentrales Messgerät am Verteilerkasten wie etwa Smappee (www.smappee.com) den Verbrauch im gesamten Haushalt. Smappee erkennt einzelne

Großverbraucher anhand ihrer typischen Leistungen und Arbeitszeiten. Es erfasst auch den Dauerverbrauch, etwa durch Geräte im

Standby. Die Auswertung erfolgt anschaulich per App. Automatisch günstig tanken: Der Stromanbieter Tibber gibt den variablen Börsenpreis für Strom an seine Kunden weiter und steuert danach etwa die E-Auto-Wallbox. > www.tibber.com

Dach. Sofern sich der Warmwasserspeicher mithilfe eines Energiemanagers (siehe rechts) zum größten Teil aus PVStrom erwärmt, heizen Sie Ihr Haus besonders günstig und klimafreundlich. Das Gleiche gilt für die EAutoLadestation in der Garage und andere Großverbraucher. So bieten etwa auch viele Hausgeräte eine NetzwerkSchnittstelle, über die ein Energiemanager sie mittags bei Sonne einschalten kann.

ENERGIE SCHLAU KAUFEN

Solche smarten EnergiemanagementFunktionen können mittlerweile auch Menschen ohne eigene PVAnlage nutzen. Durch die schnell wachsende Erzeugung regenerativ erzeugten Stromes im öfentlichen Netz schwanken die Preise pro kWh an der zentralen Strombörse über den Tag je nach Wind und Sonnenmenge heftig. Erste Anbieter wie Awattar (www.awattar.de) und Tibber (www. tibber.com, siehe oben) geben diese Schwankungen weiter und verkaufen Strom zum aktuellen Börsenpreis, also wetterabhängig zwischen unter 20 Cent bis etwas über 30 Cent pro kWh. Tibber liefert ein smartes Energiemanagement mit, das die Preise in der zugehörigen App abbildet und verschiedene Wallboxen, Elektroautos und WärmepumpenSpeicher preis- und bedarfsorientiert aulädt.

WER BRAUCHT ZU VIEL?

Heizung und Warmwasserbereitung spielen beim Energiesparen die Hauptrolle. Bundesweit gehen zwei Drittel der Energie in Wohnhäusern in die Wärmeerzeugung. Doch auch beim übrigen Energieverbrauch lohnt eine genaue Betrachtung: Vier Personen verbrauchen im Schnitt rund

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5 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr, ohne Heizung und Warmwasser. Im deutschen Strommix von 2019 rund zwei Tonnen CO 2 Emissionen.

Der erste Schritt zum Einsparen ist Wissen: Welche elektrischen Verbraucher schlucken am meisten Strom? Im Normalfall kann man das nur raten und liegt häuig falsch. Fein raus ist, wer seine gesamte Haustechnik über ein SmarthomeSystem steuert, das den Stromverbrauch der angesteuerten Verbraucher in seinen Aktoren erfasst und an die SmarthomeZentrale meldet.

Auch ohne ein zentrales SmarthomeSystem hilft die vernetzte Technik, Stromverbräuche zu ermitteln und systematisch auszuwerten. Vernetzte Zwischenstecker oder zentrale Messsysteme bieten dafür praktische Auswertungen (siehe links). Praktisch: Mit WLANZwischensteckern können

1 Großbild-TV, Soundbar und die HiFi-Anlage mit all ihren Zusatzgeräten haben im Standby-Betrieb in Summe einen erklecklichen Stromverbrauch, auch wenn sie nur wenige Stunden am Tag an sind. In der restlichen Zeit können Sie diese getrost vom Netz trennen.

2 WLAN-Schaltsteckdosen können einzelne Verbraucher oder ganze Steckdosenleisten nach programmierten Zeitplänen oder bei Abwesenheit automatisch abschalten. Viele dieser Zwischenstecker protokollieren auch den Energieverbrauch der angeschlossenen Geräte. > www.evehome.com

3 Smarte, funkgesteuerte Außenrollos können im Sommer die Hitze draußen halten und im Winter vorhandene Sonnenwärme ins Haus lassen. Beides spart Kühl- und Heizenergie. > www.somfy.de

4 Ein Temperatur-Zeitplan für jeden Raum ermöglicht einen maximal eizienten Betrieb der Heizung. > www.smappee.com

4 Sie selten benötigte Verbraucher in den Zeiten vollautomatisch abschalten, in denen sie sicher nicht benötigt werden. Auch ein Energiemanager proitiert davon, dass der typische Stromverbrauch über den Tag bekannt ist. Zusammen mit einer Hausbatterie kann er bei Sonnenschein so viel selbst erzeugten Strom speichern, wie die Bewohner typischerweise abends und nachts verbrauchen. Auch diese Methode spart nicht unbedingt Energie, macht ihre Bilanz aber übers Jahr nachhaltiger. • rot

Was steuert das Smarthome?

Heizungsregelung gehört zu den Grundfunktionen eines intelligenten Hauses. Allerdings spielt sie fürs Energiesparen eine immer geringere Rolle, je besser ein Gebäude gedämmt ist. Über Feuchte-/Luftqualitätssensoren sowie eine smarte Lüftung kann ein Smarthome-System das Raumklima stets auf einem guten Niveau halten. Im Winter spart das Energie, indem nur dann gelüftet und warme Luft ausgeleitet wird, wenn es nötig ist.

Energiemanagement verteilt den Strom in Häusern mit Photovoltaikanlagen, so dass möglichst viel Strom vor Ort verbraucht wird. Auch das spart Energie: Wenn sich der Wasserspeicher mit eigenem Sonnenstrom aufheizt, muss diese Energie nicht nachts in Kraftwerken erzeugt werden.

Automatische Lichtsteuerung zählt klassischerweise eher zu den Komfortfunktionen im Smarthome.

Doch Lampen, die automatisch ausgehen, sobald niemand mehr im Raum ist, sparen natürlich ebenfalls Energie.

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