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So funktioniert der Austausch Schritt für Schritt
Nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt
Die alten Fenster klemmten beim Öffnen und Schließen, in den Räumen zog es, die Energieeffizienz war denkbar schlecht. Zeit für einen Fenster-
tausch, dachte die Bewohnerfamilie dieses Hauses und schritt zur Tat.
Mit bemerkenswertem Erfolg.
Mit den neuen Fenstern ist das Wohnen viel gemütlicher geworden, zum Beispiel in diesem hübschen Mansardenzimmer.
1 Schöne Sprossenoptik, aber sanierungsbedürftiger Zustand: Hier war es Zeit zu handeln.
3 Schlecht zu schließende und öffnende Fensterflügel sorgen für Zugluft und Komforteinbußen.
7 Etwas mehr Arbeit verursacht die Demontage der bisherigen Blendrahmen, hier mit Hilfe einer Säge. 4 Die Operation Fenstertausch beginnt mit dem Aushängen der alten Fensterflügel.
8 Der Blendrahmen wird in mehrere Teile zerlegt, was den Abtransport erleichtert. 2 Die Innenaufnahme verdeutlicht den verbesserungswürdigen Zustand der bisherigen Fenster.
5 Auch der alte Insektenschutz hat seine Schuldigkeit getan und wird entsorgt. 6 Das Gleiche gilt für den Rollladen samt Kasten. Hier kommen künftig Klappläden ran.
9 Die Fensterlaibungen, Stürze und Brüstungen müssen sorgfältig von allen Rückständen gereinigt werden. 10 Und da kommt auch schon der neue Blendrahmen, den die Handwerker vorsichtig in die Laibung setzen.
Klimaschutz ist in aller Munde. Angesichts der Tatsache, dass der Gebäudesektor in Deutschland seine Klimaziele 2020 nicht erreicht hat, stellt sich die Frage, was zu tun ist. Vielleicht wäre für so manchen Hausbesitzer ein Fenstertausch die richtige Maßnahme.
In Deutschland gibt es laut Verband Fenster + Fassade (VFF) insgesamt rund 634 Mio. Fenstereinheiten, von denen noch immer fast 40 Prozent sanierungsbedürftig sind. Würde man diese zirka 235 Mio. energetisch sanieren, ließen sich jährlich über 12 Mio. Tonnen CO2 einsparen, wie der VFF zusammen mit dem Bundesverband Flachglas (BF) vor Kurzem in einer Studie analysiert hat. Die größte Schwachstelle bei alten Fenstern sind die schlechten Verglasungen mit mangelnder Isolierung sowie undichte Fensterfugen. Hier geht die meiste Energie verloren.
Neue Fenster schützen vor Hitze und Kälte
Ein Fenstertausch kann also den Energieverbrauch (und damit CO2-Emissionen) erheblich senken. Angesichts der rasant gestiegenen Energiekosten ein nicht zu unterschätzender Faktor. Aktuelle Fenster sind mittlerweile fast schon HightechBauteile. „Moderne Fassaden, Fenster und Haustüren sind besonders energieeffizient und bieten auch in Sachen Schallschutz und Sicherheit sehr viel mehr als noch in den 1970er- und 1980er-Jahren“, sagt VFFGeschäftsführer Frank Lange. „Allein die derzeit immer noch vorhandenen 11 Mio. Mio. Fenster mit Einfachfachglas
11 Sehr viel Sorgfalt legen die Handwerker auf die korrekte Ausrichtung des Blendrahmens per Wasserwaage. 12 Das erfordert viel Fingerspitzengefühl und manchmal auch robusteren Krafteinsatz.
15 Zwischendurch ist immer wieder zu überprüfen, ob der Rahmen „im Wasser“ sitzt.
18 In Altbauten hat sich für ausführende Firma der Einsatz eines spritzbaren Dichtstoffs bewährt. 19 Die zur Ausrichtung des Blendrahmens erforderlichen Gewichte und Plättchen können entfernt werden.
21 Vereinzelt wird die Abdichtung von der Innenseite noch nachgebessert und ergänzt. 22 Wichtig ist die sorgfältige Ausführung an allen Seiten, um Wärmebrücken zu vermeiden.
sind mit einem U-Wert von 4,7 W/m²K energetisch um ein Vielfaches schlechter als heutige Konstruktionen. Würde man diese Fenster tauschen, ließen sich 1,25 Mio. Tonnen CO2 jährlich einsparen.“ Wichtiger Punkt: Moderne Fenster schützen im Sommer vor allzu viel Hitze. In Verbund mit einer Verschattung machen sie eine Klimaanlage überflüssig, was wiederum umweltfreundlich ist und die Stromkosten senkt.
Auch die Bewohner des hier vorgestellten Hauses aus den 1930er Jahren sahen Handlungsbedarf in Sachen Fenster. „Es war noch ein Originalfenster aus den 30er Jahren vorhanden, ansonsten hatten wir Holzfenster aus den 60ern, die nicht besonders gut waren“, berichtet der Hausbesitzer. „Die waren einfach auf die alten Rahmen draufgeschraubt worden. Sie waren verzogen und schlossen nicht mehr richtig. Beim Öffnen klemmte es, und ich musste öfter mal hobeln.“
13 Mit der Bohrmaschine werden die Löcher für die Verschraubung des Blendrahmens im Mauerwerk erstellt. 14 In den ins Bohrloch gedrückten Dübel wird die Spezialschraube eingedreht.
16 Nach und nach werden alle Befestigungspunkte gesetzt, sodass der Blendrahmen seinen festen Halt hat. 17 Nach der Fixierung des Blendrahmens beginnen die Handwerker mit der Abdichtung.
20 Auf die Abdichtung werden Schaumstoffstreifen geklemmt als Vorbereitung für die Silikonfugen.
23 Meist reichen die Finger, um den Schaumstoffstreifen in Position zu bringen. 24 Auf unebenen Untergründen ist ein spritzbarer Dichtstoff gegenüber Kompribändern von Vorteil.
Fenstertausch ist nur etwas für Profis
Und wenn schon Fenstertausch, dann sollten es alle sein. Mit der Planung und Ausführung beauftragte die Familie auf Empfehlung die Bässler Holz- und Fensterbau aus Göppingen-Holzheim. Das Familienunternehmen fertigt die Fenster selbst an und ist auch Holzbau mit vorgefertigten Elementen aktiv. „Das Prozedere war sehr angenehm und kompakt, innerhalb von drei Monaten war alles über die Bühne“,
25 Auch oberhalb der Brüstung wird der spritzbare Dichtstoff mit der Pistole eingepresst. 26 Der Schaumstoff verhindert, dass die später aufgetragene Silikonfuge reißt (durch 3FlankenHaftung).
29 Auch im Innern ist die Schutzfolie des Blendrahmens jetzt entbehrlich.
32 Auch hier muss an allen Seiten, hier am Sturz, sorgfältig gearbeitet werden.
36 Die ausgewählten Fensterbeschläge werden an den vorgebohrten Löchern angesetzt ... 33 Nach dem Aufbringen des Silikons wird ein Dichtstoffglättemittel aufgesprüht.
37 ... und anschließend fest verschraubt. Anschließend erfolgt der Funktionstest.
erinnert sich der Hausherr. Neben der professionellen Arbeitsweise und der Einhaltung des Kostenvoranschlags schätzte der Auftraggeber auch die nachhaltigkeitsorientierte Ausrichtung der Firma mit E-Fahrzeugen und der Verwendung von Hölzern aus der heimischen Umgebung.
Hier kamen jedoch auf Wunsch der Hausbesitzer Kunststofffenster zum Einsatz. Eine Woche dauerten die Bauarbeiten insgesamt für den Austausch der Fenster auf zwei Ebenen, rund 20 Fenster und zwei Balkontüren umfasste der Auftrag. Für Tilman Bässler, einer der Geschäftsführer des Holz- und Fensterbauunternehmens, gehört der Austausch von Fenstern zum Alltag. Rein technisch stellt ein solches Projekt keine besondere Herausforderung dar. Seine Mitarbeiter bauen die Fenster nach den RAL-Richtlinien ein (siehe Extra-Kasten). Dabei bevorzugen sie in einem Altbau den Einsatz spritzbarer Dichtstoffe, um den Anschluss des Blendrahmens an Fensterlaibung, Sturz und Brüstung herzustellen. Diese Lösung ergibt gegenüber den oft eingesetzten Multifunktions- oder Kompribändern mehr Spielraum, falls die Abstände zwischen Laibung und Blendrahmen größer ausfallen sollten.
27 Hier wird die Schutzfolie vom Blendrahmen abgezogen. Links ist der Entwässerungsschlitz zu sehen. 28 Der Entwässerungsschlitz führt Kondenswasser ab, muss aber mit einer Schutzkappe gesichert werden.
30 Mit Reinigungsmittel und tuch werden eventuelle Verunreinigungen beseitigt. 31 Als Abschluss nach innen wird eine Silikonfuge mit der Auspresspistole aufgetragen.
34 Dieses Mittel ermöglicht bei der Nachbearbeitung der Fuge mit einem Abzieher glatte, ebene Fugen. 35 Nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten können schließlich die Fensterflügel eingehängt werden. 38 Nicht nur ein schöner Rücken kann entzücken, sondern auch die fertigen Austauschfenster. Deren Energieeffizienz (UWert 1,2 W/m2K) ist deutlich besser als die der alten Fenster.
Danach muss mehr gelüftet werden
Tilman Bässler macht darauf aufmerksam, dass durch einen Fenstertausch an ungedämmten Gebäuden die Fens-
Es zieht nicht mehr, und die Fenster lassen sich ganz leicht öffnen und schließen – die Investition hat sich gelohnt.
„Wir montieren Fenster grundsätzlich nach RAL. In Bestandsgebäuden hat es sich bewährt, einen spritzbaren Dichtstoff statt Kompribänder zur Abdichtung zu verwenden.“
Tilman Bässler, Geschäftsführer Bässler Holz und Fensterbau GmbH
Zwei Gütezeichen als Qualitätskennzeichen
Bei der Vergabe von Fensterarbeiten können sich Renovierer an zwei Gütezeichen orientieren: 1. RAL Gütezeichen: Fenster, Fassaden, Haustüren Bestellt man gütegesicherte Fenster und Türen in einem Fachbetrieb mit dem RAL Gütezeichen, ist die Produktqualität im Lieferumfang garantiert. Die Herstellung aller verwendeten Materialien, wie Profile, Beschläge und Verglasung, wurden eingehend geprüft und extern kontrolliert. Aber auch die Produktion der Fenster und Türen selbst wird streng überwacht. 2. RAL Gütezeichen Montage Nicht nur die Bauteile selbst müssen hohe Qualität aufweisen, sondern auch die Montage. Bei Fehlern kann sich Im schlimmsten Fall Tauwasser und Schimmelpilz an den Fenstern oder drum herum bilden. Daher sollte der Fenstertausch von Profis vorgenommen werden. Trägt ein Betrieb das „RAL Gütezeichen Montage“ ist gewährleistet, dass die Fassaden, Haustüren und Fenster fachmännisch montiert sind.
ter oftmals bessere Wärmedämmwerte aufweisen als die Außenwand. Dies sei nicht unproblematisch hinsichtlich der Feuchteregulierung. „Die hohe Luftwechselrate, die durch die alten Fenster gegeben war, fällt weg“, sagt der Experte. Bei nicht ausreichender Lüftung könne sich unter Umständen Schimmel bilden. „Das ist bei uns kein Problem“, versichert der Hausherr, „meine Frau lüftet sowieso ständig, auch im Winter.“ Die Bewohner genießen das behagliche Raumklima, trotz der breiteren Profile haben sie an Aussicht nichts verloren, da die alten Rollladenkästen weggefallen sind. Inzwischen sind auch noch Insektenschutzgitter angebracht, was sich im Sommer als segensreich erweist. jh ■ Beim Fenstertausch Fördermittel nicht vergessen!
Foto: LBS Für den Fenstertausch können aktuell verschie dene Förderquellen angezapft werden: 1. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): Für den Fenstertausch können 20% der förderfähigen Kosten als Zuschuss beantragt werden. 2. KfW-Programm 262: Für die Austauschkosten kann ein zinsgünstiger Kredit beantragt werden. Bei Nachweis der Energieeffizienz ist ein Tilgungszuschuss von 20 % möglich. 3. KfW-Programme 159 und 455-E: Sind die neuen Fenster besonders einbruchshemmend (RC2), kann ein weiterer Kredit (159) oder Zuschuss (455E) beantragt werden. 4. § 35c Einkommensteuergesetz: Alternativ zu den bisher genannten Möglichkeiten können Selbstnutzer einer mindestens zehn Jahre alten Immobilie die Kosten für den Fenstertausch über drei Jahre verteilt zu 20 % direkt von der Einkommensteuer abziehen. Für die energetische Baubegleitung und Fachplanung sind sogar 50 % der anfallenden Kosten abzugsfähig. Maximal können über diese Lösung 40 000 Euro abgeschrieben werden. Bitte beachten: Alle Maßnahmen müssen durch einen anerkannten Energieberater begleitet, die Kosten hierfür werden ebenfalls gefördert. Tipp: Alle staatlichen Förderungen sind an die Einhaltung hoher technischer und energetischer Standards gebunden. Geschäftsführer Tilman Bässler weist darauf hin, dass die regelkonforme Erbringung der erforderlichen Nachweise wiederum mit Kosten für den Handwerksbetrieb verbunden ist, die den Ertrag durch die Förderung für den Kunden schmälern.
Ladenöffnungszeiten ganz individuell
Statt die alten, unansehnlichen Rollläden durch neue zu ersetzen, entschloss sich die Besitzerfamilie, Klappläden in kräftigem Blau montieren zu lassen – eine Hommage an die 1930er Jahre, in denen das Haus gebaut wurde.
1 Hier bereiten die Handwerker den Aufsatzrahmen für die Fensterläden vor.
5 Nach Fertigstellung des Rahmens können die Handwerker die Fensterläden einhängen.
9 ... des Injektionsmörtels, der der Verankerung des Ladenrückhalters dient.
13 Zur Aufnahme der Verriegelung wird dieser Winkel im Aufsatzrahmen befestigt. 2 Anschließend wird er durch die Fensteröffnung transportiert und auf dem Blendrahmen fixiert.
6 Mit einer Bohrschablone und einem Stift wird der Bohrpunkt für den Ladenrückhalter ermittelt.
10 Der Rückhalter wird in die Injektionsmasse gedrückt und ausgerichtet, danach härtet die Verbindung aus.
14 Nach und nach werden alle Beschlagteile an den blauen Aluläden fixiert. 3 Der Aufsatzrahmen wird mit dem Blendrahmen verschraubt. Die Ladenhalterung (Kloben) ist vormontiert.
7 Gar nicht so einfach zu erreichen: Die Bohrung erfordert einige Kraft und Geschicklichkeit.
11 Anschließend warten allerhand Kleinteile zum Bedienen und Festmachen der Läden auf die Verarbeitung.
15 Dabei leistet die Nietenzange wertvolle Hilfe. Sie ermöglicht materialschonende Verbindungen. 4 Die Schraubenöffnung wird mit einer Schutzkappe gegen Regen geschützt.
8 In das gereinigte Bohrloch wird eine Siebhülse eingeführt. Diese sorgt für die gleichmäßige Verteilung ...
12 Für die Befestigung der Kleinteile werden zunächst die erforderlichen Löcher gebohrt.
16 Mit dem Inbusschlüssel (Innensechskant) werden die Läden abschließend sauber ausgerichtet.
Vor ein paar Jahren war ein Bauherr oder Renovierer, der Klappläden für seine Fenster wollte, ein Exot. Heute haben wir mehr Anfragen“, sagt Tilman Bässler, Geschäftsführer der Bässler Holz- und Fensterbau GmbH, die an dem hier gezeigten Objekt die Fenster ausgetauscht und Klappläden montiert hat. Als Grund für diesen Trend nennt Bässler die Tatsache, dass Rollladenkästen oftmals eine Wärmebrücke darstellen. Außerdem seien sie auch nicht gerade Schönheiten.
Genau das dachten sich auch die Besitzer dieses Hauses: Wenn schon Fenstertausch, dann auch gleich weg mit den alten Rollladenkästen! Dabei spielte auch eine Rolle, dass das Haus ganz ursprünglich mit Fensterläden ausgestattet war.
Aluminium: pflegeleicht und gut aussehend
Klassische Fensterläden, die auch als Klappläden (Süddeutschland), Schlagläden (Norddeutschland) oder Drehläden (Ostdeutschland) bekannt sind, sind aus Holz. Wie Holzfenster müssen diese gepflegt und immer wieder gestrichen werden. Aus diesem Grund entschieden sich die Eigentümer für die pflegeleichtere Variante Aluminium. Sicht-, Einbruch- und Sonnenschutz sind mit diesen Läden genauso gegeben. jh ■