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Smarter Bahnhof: Top saniert und wahrscheinlich das intelligenteste ehemalige Bahnhofsgebäude

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Bahnwärter ehrenhalber: Die neuen Besitzer vor ihrem liebevoll restaurierten Bahnhofsgebäude im thüringischen Gräfentonna. Nebenan verkehren weiterhin alle zwei Stunden Nahverkehrszüge zwischen Erfurt und Bad Langensalza.

SMARTER BAHNHOF

Hinter diesen historischen Mauern war tet nicht nur ein top sanier tes Wohngebäude im klassischen Loft-Stil, sondern das wahrscheinlich intelligenteste (ehemalige) Bahnhofsgebäude z wischen Er fur t und Kassel-Wilhelmshöhe.

Schaut der Reisende über die metallene Absperrung an diesem Bahnsteig weg, dann will er, nach einem raschen Blick auf die Bahnhofsuhr, unwillkürlich in das klassische Gebäude eintreten und nach einer Fahrkarte fragen. Der Bahnbeamte wird sich die Stirn kratzen, auf das Papp-Kärtchen mit der vorgedruckten Verbindung das aktuelle Datum stempeln, es mit mürrischem „Zweenzwanzig fuffzisch“ in den Drehteller unter der Schalterscheibe werfen.

Dann rückt der Zaun zwischen dem heutigen Bahnsteig und dem klassischen Bahnhofsgebäude wieder in den Fokus. Der Halt „Gräfentonna“ an der Regionalbahn zwischen Erfurt und Bad Langensalza – tagsüber Zweistundentakt – besteht aus einem Bahnsteig, einem Fahrkartenautomaten und einem überdachten Sitzplatz. Das Bahnhofsgebäude stand viele Jahre leer und ver-

Erhaben: Vor wenigen Jahren war das Gebäude noch eine verrammelte, halb zerfallene Bahn-Ruine. Heute trägt es das Gütesiegel „KfW Effizienzhaus Denkmal“.

Zeitlos modern: BakelitDrehlichtschalter im klassischen Stil steuern die Beleuchtung ebenso an wie eine App, die Lichtszenen im ganzen Bahnhofsgebäude per Fingertippen aufruft.

Wiederbelebt: Vor der Sanierung war das Gebäude dem Verfall preisgegeben. Heute ist der Glanz der Dampfeisenbahnen in den loftartig geöffneten Räumen allgegenwärtig. Die Besitzer sammelten und restaurierten dafür jahrelang historische Bahn-Relikte.

fiel nach und nach. Am Ende hat die ICE-Schnellbahnstrecke den alten Lokalbahnhof vor dem Verfall gerettet. Mit der schnellen Verbindung – München Berlin mit Halt in Erfurt – kam ein Paar aus München auf die Idee, in dieser Region nach ihrer Taum-Immobilie zu suchen – zunächst für die Freizeit, später für den Ruhestand. Sie fanden das Gebäude in den Verkaufsanzeigen der Deutschen Bahn, besichtigten es während einer Radtour durch die Region und kauften schließlich das denkmalgeschützte Ensemble. Es folgte eine umfassende, denkmalgerechte Sanierung, bei welcher der Bauherr selbst aktiv war und sich professionelle Hilfe in der Region suchte.

Der Zimmermann, Restaurator und Energieberater Silvio Hellmundt realisierte eine Modernisierung, bei der die historische Substanz erhalten blieb und zugleich eine zeitgemäße Haustechnik einzog. Er plante eine behutsame, aber effiziente Dämmung des Baukörpers, ein neues Dach sowie isolierte Fenster im klassischen Stil und stattete das Gebäude mit einer Holzpelletheizung aus. Ergebnis: Der über 100 Jahre alte Bahnhof ist heute ein „KfW Effizienzhaus Denkmal“ und gewann den zweiten Platz beim KfW-Award 2020 in der Kategorie „Bauen im Bestand“. Mit einer modernen Energietechnik allein war das Paar nicht am Ende seiner Träume. Der ehemalige Bahnhof ist heue auch ein Smart Home. Die Beleuchtung, überwiegend mit LEDFilament-Leuchtmitteln im Retro-Stil, lässt sich sowohl über klassische Bakelit-Drehschalter

Kombiniert: Topaktuelle Ausstattung und nostalgische Elemente harmonieren in allen Räumen, bis hin zur Harmonie zwischen Farbgebung der Räume und dem Stil der Möblierung.

Versteckt: In der Küche verbirgt sich ein USB-Ladehub für Smartphones und andere Mobilgeräte unter einer klassischen Bahnlaterne. Die Alexa Sprachsteuerung über einen Echo Dot gesellt sich unauffällig unter die runde Steckdose. Selbst Netzwerkanschlüsse sind im klassischen Schalterdesign integriert.

DAT E N & FA K T E N

Objekt: ehem. Bahnhof Gräfentonna Sanierung: Kernsanierung „Kf W Effizienzhaus Denkmal“. Neues, gedämmtes Dach, Isolierglas-Fenster, Pelletheizung. Smart Home Technik: Lichtsteuerung

mit JB Media Light Manager (jbmedia.eu), dezentrale Funk-Module in klassischen Schaltern, App-Visualisierung, AlexaSprachsteuerung. Zentral installier te Sonos Multiroom-Anlage, Rotel Mehrkanalverstärker, NewTec Einbaulautsprechern in Decken und Wänden. Heimkino: Sony UHD-Beamer, Steward GrayHawk Leinwand, Marantz SR5013 AVReceiver B&W Cinema 7 Lautsprecher Smart-Home Experte:

HiFi-Forum Baiersdorf, Tel. +49 9133 - 60629 - 0 www.hififorum.de QR-Code zum Expertenportrait auf www.das-intelligente-haus.de

Detailverliebt: Licht nach Fahrplan: Die Optik des früheren Fahrplanaushangs mit wechselbaren Emaille lettern nimmt die Visualisierung der Lichtsteuerung in der zugehörigen App gekonnt auf.

Alle Fotos: w w w.hififorum.de Effektvoll: Das Heimkino im Untergschoss bietet höchste Standards in Bild- und Tonqualität. Musik lässt sich über eine zentral installierte SonosAnlage und weitgehend unsichtbar installierte Einbaulautsprecher im ganzen Haus verteilen.

an den Wänden als auch per App und Sprache schalten und dimmen. Möglich wird dies durch die schlaue Verbindung der alten Komponenten mit moderner Funktechnik. In den historischen Drehschaltern wandeln Miniatur-Module den Schaltbefehl in Funksignale um und kommunizieren so mit der zentralen Lichtsteuerung– und umgekehrt. So können auch die Steuerungs App – mit historischer Visualisierung (siehe links) – und ein an der Wand integrierter Alexa Smartspeaker Lichtszenen aufrufen. Der Bauherr hat die Visualisierung und Szenen-Steuerung dabei selbst mithilfe des JB Media Light Managers umgesetzt und programmiert.

Vom Profi stammt indes die Audio-/ VideoTechnik im Gebäude. Heiko Neundörfer und sein Team vom HiFi-Forum Baiersdorf bauten ein High-End-Heimkino mit Sony UHD-Projektor, einer akustisch durchlässigen Leinwand und Audiotechnik von Marantz sowie Lautsprechern von Bowers & Wilkins ins Untergeschoss. Hier wie im übrigen Haus verschwand die Technik weitgehend in Wänden und Decke. Rund strahlende Einbaulautsprecher der Marke NewTec Audio etwa sorgen für die Surroundatmospäre im Kino und für den ganz großen Bahnhof in puncto Musik in den übrigen Räumen. Dafür installierten die Experten ein Sonos Multiroomsystem mit Streaming-Playern und Endstufen im Serverraum, von denen aus die Musik direkt an die Einbaulautsprecher in den verschiedenen Hörzonen übertragen wird – einschließlich Bedienung per App und auf Zuruf. rot ❚

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