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Unsere Branche wird die Krise meistern
Stephen Grimm – mit Weitsicht und sozialer Verantwortung in die Zukunft
Von Karlsdorf-Neuthard über Basel bis nach Waldshut-Tiengen ist Grimm Küchen bei Verbrauchern eine etablierte Marke, die für Kompetenz und Qualität steht. Die Filialen in Karlsdorf-Neuthard, Karlsruhe und Rastatt zielen auf den Markt in Nordbaden ab. Das Offenburger Haus richtet sich ebenso wie die Filiale in Breisach an Kunden der umliegenden Regionen in Deutschland und Frankreich. Mit der Filiale in Binzen bedient er Kunden in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Waldshut-Tiengen verbindet Baden mit der Schweiz und dem nahegelegenen Kanton Aargau. Nicht zu vergessen das Stammhaus in Freiburg, das sich an die Kunden aus der Badenmetropole und dem Umland richtet. Auch die Geschäftstätigkeit von Grimm Küchen mit seinem über einhundert-köpfigen Team beeinflusst das Corona-Virus grenzübergreifend. In einem Telefoninterview zieht der sympathische Geschäftsmann kurzfristig Bilanz.
„W ir versuchen uns so zu organisieren, dass wir einen möglichst geringen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schaden davontragen. Und außerdem: Irgendwann ist es ja vorbei. Und dann muss es weitergehen.“ Stephen Grimm ist Realist. Seine Einschätzungen basieren auf Marktanalysen und Daten, die er, wie er betont, aus seriösen Quellen bezieht.
Herr Grimm, Sie repräsentieren acht eigene Filialen. Können Sie denn im Moment die Küchen ausliefern? Stand heute können wir das weitestgehend. Man muss hier derzeit von Tag zu Tag denken und flexibel reagieren. Solange unsere Lieferantenpartner lieferfähig und unsere Monteure gesund bleiben, haben wir keine Probleme. Das gilt auch für den Fall, falls einer unserer Lieferanten – mit einem gewissen Vorlauf, so, dass wir noch Handlungsspielraum haben – einen temporären Lieferstillstand ankündigt.
Was würden Sie in diesem Falle tun? Suchen Sie sich dann lieferfähige Fremdlieferanten? Als Küchenspezialist ist das gar nicht so einfach. Unsere Kunden suchen den ganz bestimmten Holzton, das ganz bestimmte Dekor der von uns geführten Lieferanten und lassen sich davon auch nicht so ohne Weiteres abbringen und einfach auf die Designs eines Alternativherstellers umlenken. Deshalb stehen wir in kontinuierlichem Austausch mit unseren Lieferanten, um uns über die Sachlage zu informieren. Diese wiederum berichten uns von ganz anderen Problemen: Sie haben u.a. mit Handelspartnern und Handelsstrukturen zu tun, die die Ware nicht abnehmen. Da viele von ihnen keine Warenlager mehr vorhalten, geht die Lieferung zurück an ihren Ursprungsort. Dieser Zustand könnte, wenn er lange dauert, dazu beitragen, dass auch wir nicht mehr beliefert werden können. Im Moment gehe ich aber nicht davon aus. Ich fühle mich mit unseren Herstellern in puncto Liefersicherheit gut aufgestellt und denke, dass sich mögliche Verzögerungen im Rahmen halten werden. Lediglich zwei Nischenanbieter, die in Österreich und Italien fertigen, haben im Moment Produktionsstopp. Das trifft keine 2% unseres Auftragsbestandes und hier sind wir mit unseren Kunden im permanenten Austausch.
Was bestimmt Ihre Entscheidung für die Zusammenstellung Ihres Portfolios? Mir gefällt die Vielfalt der Branche, auch wenn wir uns überwiegend für die Zusammenarbeit mit großen Herstellern entschieden haben. Eine Entscheidung, die sich gerade in Krisenzeiten wie jetzt bestätigt. Dennoch wird der Möbelhersteller einer Küche oft überschätzt und zwar sowohl finanziell, wenn es um den Einkauf geht, als auch von der Kaufentscheidung her. Wir als Küchenspezialisten kombinieren oft sechs unterschiedliche Produktkategorien und damit auch Hersteller miteinander. Küchenmöbel, Geräte, die auch von unterschiedlichen Anbietern kommen können, Spüle, Armatur, Beleuchtung, wenn nicht vormontiert, und die Arbeitsplatten. Und nicht zu vergessen unsere Dienstleistung. All das zusammen macht letztendlich den individuellen Wert einer Küche aus.
So wie Ihre Lieferanten, müssen auch Sie als Küchenspezialist sich differenzieren … … und wenn Sie uns fragen, worin sich unser Unternehmen von anderen unterscheidet, so gelingt uns das überwiegend durch den Faktor Dienstleistung. Von der Beratung, über die Planung und Montage, den Aftersales-Service bis hin zur unkomplizierten Abhilfe bei Reklamationen, all das trägt entscheidend zur Zufriedenheit unserer Kunden und damit zur Weiterempfehlung unserer Häuser bei. Wir haben uns dem Thema Service verschrieben und hart an uns und an bestehenden Strukturen gearbeitet, so dass so mancher Kunde heute dazu bereit ist, für unsere Gesamtleistung etwas mehr zu zahlen. Unsere Kunden wissen, dass sie uns vertrauen können. Das kommt uns auch in Krisenzeiten zugute. Gerade in unsicheren Zeiten sucht man nach vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen.
Wie handhaben Sie die zur Zeit angeordnete Schließung der Geschäfte, was Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden angeht? Sie können sich momentan als Arbeitgeber profilieren, oder aber auch genau das Gegenteil erreichen. Während wir nach der Ansprache von Frau Merkel für unsere Mitarbeiter und Kunden bereits auf Sicherheit gegangen sind, gab es immer noch regionale Marktbegleiter, die auf Facebook mit: „Wir haben noch für Sie geöffnet.“ warben. Hier geht es darum, noch den kleinsten Profit herauszuschlagen und das ohne Rücksicht darauf, einer Infizierung der Mitarbeiter und möglicher Kaufinteressenten Tür und Tor zu öffnen. Ein anderer Wettbewerber bietet offensiv Hausbesuche an. Unsere Mitarbeiter, mit denen ich mich regelmäßig austausche und die ich auch in grundlegende Entscheidungen dieser Art miteinbinde, möchten mit den Angestellten dieser Küchenspezialisten eher nicht tauschen und finden deren Vorgehensweise fragwürdig. Wir halten uns an die verordneten Regeln und lassen die Ladengeschäfte geschlossen, bis es eine Lockerung der Verordnungen gibt. Ein Teil unserer Mitarbeiter arbeitet hinter verschlossener Eingangstür weiter. Termine werden derzeit telefonisch oder per Email gemacht. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Einführung einer Software, bei der man mit Kamera und Mikrophon übers Internet gemeinsam auf den Bildschirm des Beraters schauen und eine komplette Beratung durchführen kann. Das muss nur so kundenfreundlich wie möglich gestaltet werden, deshalb brauchen wir wohl noch 2-3 Tage, bis es richtig losgeht. Und dann haben Videokameras momentan Lieferzei-
ten von 2-3 Wochen. Wir müssen also schauen, was unsere Bestände machen. Es ist zurzeit auf allen Ebenen spannend. Wenn es dann um die Bemusterung geht, werden wir sehen, wie man hier vorgehen kann. Ich könnte mir auch vorstellen, unseren Kunden Muster einfach vor die Haustüre zu legen oder man trifft sich auf dem Parkplatz und schaut sich mit dem nötigen Abstand die Muster gemeinsam an … ich weiß es noch nicht.
Sie beschäftigen doch auch Mitarbeiter, die in Frankreich wohnen? Mich hat es fast umgehauen, als unser Sozialministerium empfohlen hat, in Frankreich wohnende Mitarbeiter zuhause zu lassen. Wir haben 20 Mitarbeiter, die in Frankreich wohnen, davon einige Deutsche sehr grenznah in einer Art deutschen Enklave. Im Drei-Länder-Eck wohnen viele Menschen in Frankreich, da das Wohnen dort günstiger und die Steuern niedriger sind, arbeiten in der Schweiz oder Deutschland, wo sie übrigens auch einkaufen. In diesen Orten ist das CoronaVirus auch nicht so verbreitet. Der Hotspot liegt vielmehr im deutlich entfernten Mulhouse. Ich bin kein Mediziner, aber mein logisches Verständnis sagt mir, dass jemand, der direkt an der Grenze wohnt und in Deutschland arbeitet und seine Einkäufe erledigt, kein höheres Risiko hat infektiös zu sein, als ich, der in Freiburg lebt. Doch nach dem Appell des Sozialministers waren die in Frankreich Wohnenden gebrandmarkt. Wir hatten z.B. eine Reinigungskraft, die sich weigerte zu putzen, solange diese noch weiterarbeiteten. Ich habe mich dennoch dafür entschieden, unsere Mitarbeiter aus Frankreich nicht komplett nachhause zu schicken. Ein Monteur kann nun mal kein Homeoffice machen. Wäre ich dem Aufruf gefolgt, hätte ich viele Montagen absagen müssen und Kunden hätten lange auf ihre Küche warten müssen. Gott sei Dank hat Frau Merkel das Ganze dann relativiert. Grundsätzlich stehe ich voll und ganz hinter den rechtsverbindlichen Maßnahmen der Regierung. Die Corona-Krise zeigt uns allen, dass auch unsere Wohlstandsinsel angreifbar ist, dass eben nichts im Leben selbstverständlich und für immer ist.
Wie schätzen Sie die Weiterentwicklung unserer Branche ein? Ich bin davon überzeugt, dass die meisten unserer Kollegen im Handel sowie unsere Industriepartner die Krise so gut wie möglich meistern werden. Wie bei allen anderen ist der wirtschaftliche Einbruch, den wir verkraften müssen, nicht einschätzbar. Natürlich wird es Liquiditätsengpässe geben, Küchen werden wegen stillstehender Bauten nicht eingebaut werden können usw., aber solange das Neubaugeschäft sich weiterhin positiv entwickelt und solange Menschen umziehen, glaube ich, dass unsere Branche und damit auch wir mit einem blauen Auge davonkommen werden. Um nur einmal eine Zahl zu nennen, schätze ich, dass das Minus beim Umsatz über einen gewissen Zeitraum sicher 30 Prozent betragen wird, aber nur solange das Neubaugeschäft beständig ist. Renovierungen werden natürlich verschoben. Diesen Rückgang werden wir hoffentlich nach Corona wieder aufholen können. Im Vergleich mit Messebauern oder Gastronomen, deren Verluste mit 100 Prozent zu beziffern sind und bei denen kaum etwas aufzuholen ist, geht es uns doch noch gut. Speziell bei den gerade aufgeführten Branchen wird es die Regierung nicht leicht haben, zu entscheiden: Wie viel Geld gebe ich wem. Ich glaube, dass es wesentlich einfacher ist, zu analysieren, wie viel Kapital für ein Großunternehmen notwendig ist, um die Arbeitsplätze zu erhalten, als die Bedarfe von zigtausenden kleinen Unternehmen zu ermitteln. Natürlich gibt es auch Branchen, denen es zur Zeit noch besser geht, wie z.B. der Versandhandel oder Logistikunternehmen. Sie erfreuen sich derzeit temporärer Konjunkturen.
Glauben Sie, dass nach der Corona-Krise alles wieder wird, wie es war? Es wäre zu hoffen. Vielleicht führt das Ganze aber auch zu einem Umdenken. Unserer Gesellschaft ging es über eine lange Zeit sehr gut, man könnte fast schon sagen zu gut. Andere Länder wie Südkorea sind bereits krisenerprobt. Hier hält sich die Bevölkerung stringent an alle Vorgaben von Seiten der Regierung, weil sie verinnerlicht haben, dass es nicht nur um den Einzelnen, sondern um das große Ganze geht. Und zwar auch, was das Thema Datenschutz anbelangt. Bei uns ist dies alles etwas komplizierter. Ich denke z.B. an überlastete Lernplattformen im Internet, über die den Kindern während der Krise Lernstoff zur Verfügung gestellt werden soll. Wenn hier ein Privatmann und Vater Abhilfe schaffen will, indem er anbietet, ein Portal zu programmieren, das den Zugang zu den Daten problemlos möglich macht, haben einige sofort datenschutzrechtliche Bedenken. Grundsätzlich gilt: Solange wir unser Wirtschaftssystem und unseren Wohlstand – und damit meine ich nicht nur Deutschland – aufrecht erhalten wollen, wird es auch wieder nach vorne gehen. In welcher Geschwindigkeit und in welchem Ausmaß weiß niemand. Denn Sie sehen, hier sind viele Unbekannte im Spiel. Man kann zur Zeit als Unternehmer nur kurzfristig planen. Wir planen jetzt im vierWochen-Rhythmus und selbst damit sollte man flexibel bleiben. Ich rechne damit, dass das Corona-Virus mit Sicherheit ein halbes Jahr, wenn nicht sogar länger, unsere Geschäftstätigkeit beeinflussen wird. Für uns, wie für alle anderen Unternehmen gilt es, unsere Geschäftstätigkeit so gut es geht am Laufen zu halten und den wirtschaftlichen und vor allem auch volkswirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten. www.grimm-kuechen.de
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