6 minute read
clever unterwegs: Die smarte Alternative zum eigenen Auto.
from smarlive 2-2021
erwe gs
NIE WAREN WIR MOBILER ALS HEUTE. NIE WAR REISEN SO BUNT UND FLEXIBEL. DANK SMARTER VERNETZUNG SIND IN DEN LETZTEN JAHREN ALTERNATIVEN ZUM EIGENEN AUTO ODER ZU VOLLGESTOPFTEN BAHNEN ENTSTANDEN – EIN ÜBERBLICK.
wVon Reinhard Otter ohin soll es heute gehen – ins Kino, zu Freunden aufs Land oder weit fort in den Urlaub? Für jedes Ziel habe ich die passende Mobilitätslösung, die meisten davon stehen in keiner Garage, sondern auf dem Smartphone-Homescreen unter der Rubrik „Reisen“.
Auf dem Weg in die Innenstadt habe ich die Wahl zwischen dem
Verkehrsverbund mit Bus und U-Bahn einerseits oder einem der innerstädtischen Sharing-Angebote. Fast überall stehen zum
Beispiel die neuartigen E-Scooter in der Gegend herum – selten nützlich, meistens als Hindernis. Immerhin: Per App kann ich sie minutenweise mieten und dann mit bis zu 20 Sachen auf dem
Radweg oder auf der Straße Richtung Nightlife brettern. Ich finde die elektrischen Tretroller unpraktisch und zudem mit ihren kleine Rädern auf der Straße recht gefährlich.
Deshalb greife ich lieber zu echten Fahrzeugen, wenn es mal weiter geht, als micht die Füße tragen. Die Stadtwerke Stuttgart etwa bieten echte Motorroller mit Elektroantrieb in einem “Free Floating“-Mietsystem an. Die stehen ebenfalls in der Stadt herum und sind in der zugehörigen „Stella“-App auf einer Karte markiert. Die Roller fahren fast 50 km/h und transportieren eine oder zwei Personen. Wenn es noch weiter gehen soll, dann suchen wir uns einen Elektro-Smart von ShareNow. Die sind auf dieselbe Art per App zu finden. Und schließlich gibt es ja auch noch die per App buchbaren Mieträder von Regiorad, Nextbike und anderen Anbietern – je nach Stadt.
STATT IN DER GARAGE STEHT MEIN FUHRPARK IN DER RUBRIK „REISEN“ AUF DEM SMARTPHONE-HOMESCREEN BEREIT.
Fotos: www.share-now.com (2) SHARING PER SMARTPHONE
Möglich sind all diese Sharingangebote, weil sich Fahrzeuge und andere Gegenstände heute ganz einfach vernetzen lassen. Jedes der unzähligen Sharing-Mobile hat einen GPSOrtungschip und einen kleinen Datensender eingebaut. So kann die Elektronik dem zugehörigen Server des Anbieters jederzeit mitteilen, wo
Die App von ShareNow zeigt, wo der nächstgelegene Wagen steht und wie lange man bis dorthin laufen muss.
Der Mittelklasse-Hybridwagen Lynk & Co 01 ist ein voll vernetztes Smart Car mit ein- gebauter Carsharing-App (siehe rechts).
Sharing eingebaut
Foto: www.share-now.com Foto: www.stadtwerke-stuttgart.de
Per App ins Kino oder zum Flughafen – EScooter, E-Motorroller oder ShareNow-Kleinwägen sind ähnlich simpel zu buchen wie ein S-Bahn-Ticket (siehe oben / links). Sono Motors hat eine App entwickelt, mit der jeder Autobesitzer seinen PKW teilen kann (siehe unten).
Foto: www.Stadtmobil.de (2) In immer mehr Städten stehen Carsharing-Autos an festen Stellplätzen zur Verfügung.
geteilte fahrfreude
und in welchem Zustand es sich gerade befindet. Ist das Gefährt gerade vollgeladen und frei, können Interessenten es mit der zugehörigen App buchen und über ihr Kundenkonto bezahlen. Die Sharing-Angebote sind ein Indiz dafür, wie das vielbeschworene IoT – das Internet der Dinge – unseren Alltag flexibler macht. Im besten Fall hilft die Digitalisierung der Mobilität dabei, die Lebensqualität etwa in Ballungsräumen zu verbessern. Immer mehr Familien und Singles sind von der Enge und der Parkplatznot in innerstädtischen Wohngebieten genervt. Jederzeit verfügbare Sharingangebote sind so einfach zu buchen wie ein S-Bahn-Ticket und machen so das eigene Auto für immer mehr Menschen in der Stadt überflüssig. Für längere Strecken und den Urlaub bieten sich zudem Mietwagen oder Carsharing-Flotten mit festen Standorten an. Bei Stadtmobil oder Stadtauto etwa teilen sich viele Menschen wenige Autos und verzichten dafür auf einen eigenen (Zweit-)Wagen. Das schafft in Summe Platz in der Stadt, da weniger geparkte Autos die Straßenränder verstopfen. Wachsende Kundenzahlen im Vergleich zur Zahl der Fahrzeuge bei freien wie auch bei stationsbasierten Carsharing-Flotten sprechen eine klare Sprache.
DAS NÄCHSTE GROSSE DING: PRIVATES SHARING
Doch wozu ausgefuchste Geschäftsmodelle, wenn man auch sein eigenes Auto teilen kann? Im Durchschnitt parkt ein PrivatPKW etwas mehr als 23 Stunden pro Tag. Anders herum stehen zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Durchschnitt rund 95 Prozent aller Fahrzeuge herum. Wäre doch gelacht, wenn sich die Nutzungszeit von wenig gefahrenen Fahrzeugen nicht besser aufteilen ließe. Die Frage ist nur: Wie Organisieren? Auch hier hilft das Internet der Dinge. Mehrere Anbieter haben sich in den letzten Jahren daran gemacht, ähnlich niederschwellige, private Carsharing-Plattformen aufzubauen wie ShareNow und Konsorten. Mit der App des Anbieters „Getaround“ und den zugehörigen Elektronik-Komponenten im Auto etwa kann man
Das Carsharing-Business ist in den letzten 10 Jahren massiv gewachsen – auch dank einfacher, digitaler Geschäftsmodelle. DIE APP „REACH NOW“ KOMBINIERT MEHRERE SHARING-ANGEBOTE MIT DEM ÖFFENTLICHEN NAHVERKEHR UND ZEIGT SO, WELCHES VERKEHRSMITTEL AM BESTEN ZUM ZIEL FÜHRT. LEIDER BISLANG NICHT FÜR ALLE ANBIETER.
vernetzt radeln
Eine Sturzerkennung in der COBI.Bike App von Bosch kann automatisch einen Notruf absetzen und die aktuelle Position senden.
IN DER NEUESTEN E-BIKE-GENERATION VON BOSCH VERBINDET SICH DAS ANTRIEBSSYSTEM AUTOMATISCH PER BLUETOOTH MIT DER ZUGEHÖRIGEN APP.
Digital verschlossen
Beim Abnehmen des Bordcomputers wird der E-Bike-Motor blockiert. Das Bügelschloss Abus 770A Smart X verriegelt sich, sobald sich der Besitzer mit seinem Smartphone entfernt.
in einigen deutschen Städten bereits heute sein Auto volldigital an zuvor freigeschaltete Kunden vermieten – inklusive Abrechnung und Versicherung. Der Autohersteller Lynk & Co baut in sein Erstlings-Auto sogar ab Werk alle notwendigen Komponenten für privates Carsharing ein (siehe S. 74). Ähnliches hat das E-Auto-Startup Sono Motors vor, wenn sein Modell Sion 2023 auf den Markt kommt. Die Münchner wollen ihr App-basiertes Sharing-System indes schon vorab auf die Straße bringen. Das Sharing-System soll für alle Autobesitzer einsetzbar werden. Es sieht vor, dass man sein Auto digital mit Menschen teilt, die sich einmalig beim Eigentümer akkreditiert haben. Der Autobesitzer wiederum stellt in der zugehörigen App ein, zu welchen Zeiten und in welchem Umkreis er sein Auto zur Verfügung stellt. Das Sono-Sharingsystem wird bereits in einigen Gegenden erprobt und soll 2022 offiziell starten.
CONNECTED BIKING MIT UPDATES UND DIEBSTAHLSCHUTZ
Das Internet der Dinge macht nicht nur geteilte Kraftfahrzeuge mobil. Auch das eigene Fahrrad lässt sich mit vernetzter Technik aufwerten. E-Bikes mit Antrieben der neuesten Generation von Bosch etwa verbinden sich automatisch mit der zugehörigen „eBike Flow App“, die alle Betriebszustände im Blick hat, Fahrten protokolliert und die Betriebssoftware des Pedelecs auf dem neuesten Stand hält. Per App lassen sich einige E-Bike-Modelle auch gegen Diebstahl schützen. Die Lock-Funktion blockiert dabei den E-Bike-Antrieb, sobald man den Bordcomputer abnimmt. Das Rad lässt sich dann zwar noch wegschieben, ohne elektrischen Rückenwind ist es aber wertlos. In der nächsten Generation will der Hersteller obendrein ein GPS-Tracking anbieten, mit dem sich gestohlene E-Bikes orten und wiederfinden lassen. Damit ist auch mein eigener Fuhrpark sicher – dank Technologie aus dem Internet der Dinge.