FACES Magazine Switzerland, March 2022

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HELDEN VON HEUTE

Upcycling-Styles machen die Welt ein bisschen besser – und die Straßen um einiges bunter.

Text: Manda Šokic

MARIA BERNAD

Flohmarkt-Fame

Hat sie alles vom Floh­ markt: Fahrradbrillen für wirksamen UV­Schutz, Perlenschmuck als Symbol weiblicher Schönheit und Unterhosen. Deren Beinlöcher zusammen­ genäht, das Höschen umfunktioniert zur Mini­Bag: Maria Bernad ist Upcycling­Designerin und mag es Vintage. „Einflussreichste Spanierin in der Modebranche“ tituliert Vanity Fair. Maria ist damals 23, ihr Stil eigen, die Retro­Looks unverkennbar. Und ihre Arbeit – verdammt gut: Vogue will Bernad als Stylistin, Streetstyle­Foto­ grafen wollen sie vor der Linse. Was sie will? Ihr Label Les Fleurs voran­ treiben und Zeitreisen: Experimentell durch die Mode – von den 30ern bis in die 90er, quer durch vergangene Kunstepochen 26

und gegen den Strom. So kreiert Maria aus dem Gestern die Trends von Morgen. Instagram sei Dank: Hier kommuniziert die Spanierin Upcycling­ Mode an Hunderttausende. Der Feed gleicht einem Moodboard, so eklektisch wie die Trashionista selbst. Eine Sammlung, inspiriert durch Kunst, Film und Flohmarkt – Monet, Almodóvar und jede Menge wertvollen Schrott. Genug, um 2017 Les Fleurs Studio zu gründen. Aus dem virtuellen Vintage­ Store wird eine Plattform für Modekollaborationen nachhaltiger Jungdesigner. Hier verkauft die 26­Jährige alte Stofffetzen, zusammengenäht und neuinterpretiert zu exklu­ siven Upcycling­Designs: Hochwertig, angesagt, mit Zero Waste produziert – es funktioniert. Maria hat

©MANU JAIME

Maria Bernad ist eine Zeitmaschine in der Zukunft angekommen – mit eigenem Stil, upcycelter Mode und Hoffnung für einen nachhaltigeren Modekonsum.

eben nicht nur zusammen­ genähte Unterhosen, die Haare schön und den Glitzerlidschatten bunt – sondern Mumm, kompro­ misslos für ihre Werte einzustehen. Eine Hoff­ nungsträgerin, zwar schrill angezogen, dafür mit den besten Absichten für eine

Zukunft, in der wir wert­ schätzen, was schon da ist. Für Fast Fashion bleibt kein Lächeln übrig: Mode nimmt Maria so todernst wie ihr Les Fleurs Studio, das sie einzig und allein mit nachhaltigen Labels vorantreibt. Und der Pariser Asphalt, auf dem

die Queen of Trashion gekonnt posiert, ist hart wie der Boden der Tat­ sachen: Dass unser Modekonsum überdacht werden muss, die Zukunft mehr mutige Marias braucht – und weniger von uns, die leider niemals so rumlaufen würden. März 2022


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