HELDEN VON HEUTE
Upcycling-Styles machen die Welt ein bisschen besser – und die Straßen um einiges bunter.
Text: Manda Šokic
MARIA BERNAD
Flohmarkt-Fame
Hat sie alles vom Floh markt: Fahrradbrillen für wirksamen UVSchutz, Perlenschmuck als Symbol weiblicher Schönheit und Unterhosen. Deren Beinlöcher zusammen genäht, das Höschen umfunktioniert zur MiniBag: Maria Bernad ist UpcyclingDesignerin und mag es Vintage. „Einflussreichste Spanierin in der Modebranche“ tituliert Vanity Fair. Maria ist damals 23, ihr Stil eigen, die RetroLooks unverkennbar. Und ihre Arbeit – verdammt gut: Vogue will Bernad als Stylistin, StreetstyleFoto grafen wollen sie vor der Linse. Was sie will? Ihr Label Les Fleurs voran treiben und Zeitreisen: Experimentell durch die Mode – von den 30ern bis in die 90er, quer durch vergangene Kunstepochen 26
und gegen den Strom. So kreiert Maria aus dem Gestern die Trends von Morgen. Instagram sei Dank: Hier kommuniziert die Spanierin Upcycling Mode an Hunderttausende. Der Feed gleicht einem Moodboard, so eklektisch wie die Trashionista selbst. Eine Sammlung, inspiriert durch Kunst, Film und Flohmarkt – Monet, Almodóvar und jede Menge wertvollen Schrott. Genug, um 2017 Les Fleurs Studio zu gründen. Aus dem virtuellen Vintage Store wird eine Plattform für Modekollaborationen nachhaltiger Jungdesigner. Hier verkauft die 26Jährige alte Stofffetzen, zusammengenäht und neuinterpretiert zu exklu siven UpcyclingDesigns: Hochwertig, angesagt, mit Zero Waste produziert – es funktioniert. Maria hat
©MANU JAIME
Maria Bernad ist eine Zeitmaschine in der Zukunft angekommen – mit eigenem Stil, upcycelter Mode und Hoffnung für einen nachhaltigeren Modekonsum.
eben nicht nur zusammen genähte Unterhosen, die Haare schön und den Glitzerlidschatten bunt – sondern Mumm, kompro misslos für ihre Werte einzustehen. Eine Hoff nungsträgerin, zwar schrill angezogen, dafür mit den besten Absichten für eine
Zukunft, in der wir wert schätzen, was schon da ist. Für Fast Fashion bleibt kein Lächeln übrig: Mode nimmt Maria so todernst wie ihr Les Fleurs Studio, das sie einzig und allein mit nachhaltigen Labels vorantreibt. Und der Pariser Asphalt, auf dem
die Queen of Trashion gekonnt posiert, ist hart wie der Boden der Tat sachen: Dass unser Modekonsum überdacht werden muss, die Zukunft mehr mutige Marias braucht – und weniger von uns, die leider niemals so rumlaufen würden. März 2022