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Louisa Brügmann
EYES ON INFLUENCERS
LOUISA BRÜGMANN
Berlin Babe
@louisabrueg @louisabrueg Ein Job bei Brandy Melville hat Louisa Brügmann den Startschuss zur erfolgreichen Influencer-Karriere gegeben. Ihr Feed ist voll von den schönsten Ecken Berlins – analog fotografiert und ins Digitale gebracht. Das liebt Louisa genauso wie handgeschriebene Briefe, Blumen und Schokolade, und wäre sie nicht schon wunschlos glücklich, würde sie sich höchstens mehr Sonne für ihre Heimat wünschen.
FACES: Wie bist du Influencerin geworden?
Louisa Brügmann: Als ich 17 war, habe ich angefangen in einem Bekleidungsgeschäft (Brandy Melville) zu arbeiten. Damals war der Laden Vorreiter darin, sich auf Instagram zu vermarkten. Mein Chef kam irgendwann mit der Idee auf mich zu, meinen Account von privat auf öffentlich zu stellen und schlug vor, dass ich Bilder mit Klamotten der Marke poste. Dies tat ich, ohne groß zu erwarten, dass irgendetwas passieren würde. Und dann hatte ich zwei Monate später plötzlich 10'000 Follower. Das war damals super viel.
F: Wie sieht dein normaler Arbeitsalltag aus?
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LB: Tatsächlich etwas chaotisch. Ich strukturiere meinen Tag nicht wirklich. Zwar stehe ich jeden Tag zur selben Zeit auf, trinke einen Kaffee, frühstücke und mache mich anschließend fertig. Aber wann ich mich an den Laptop setze, rausgehe, um Content zu produzieren, zum Kottbusser Tor fahre, um meine Filme abzugeben, oder am Handy auf Nachrichten meines Managements antworte, ist komplett durchgemischt. Es kann sein, dass ich an einem Tag nur zwei Nachrichten beantworte und am nächsten von früh morgens bis nachts um 2 Uhr an meinem Laptop sitze für Video und Bildbearbeitung.
F: Wie lange feilst du an einem Foto, bevor du es auf Instagram veröffentlichst?
LB: Nicht lange. Ich shoote meinen Content ausschließlich analog und bin mit den Bildern fast immer zu 100 Prozent zufrieden. Und falls ich dann doch etwas nachbearbeiten muss, dann dauert das höchstens zwei bis drei Minuten, wenn überhaupt!
F: Was machst du in zehn Jahren?
LB: Wahrscheinlich mich fragen und wundern, wie schnell die Zeit vergangen ist.
F: Ein Vorurteil über Influencer, das gar nicht stimmt?
LB: Ich glaube, der Spruch, der immer noch am meisten eingeworfen wird, ist: „Influencer sein ist kein richtiger Job, das kann ja jeder machen.“ Ich finde, viele unterschätzen die Arbeit, die Influencer in der Branche verrichten. Unser Arbeitsalltag endet eben nicht, wenn man nachmittags nach Hause kommt und sich endlich ans Handy setzt, um mal runterzukommen. Ich verwende Instagram als „free time“ vielleicht zu zehn Prozent, wenn überhaupt. Es ist ein 24-Stunden-Job, wenn man sich da nicht selbst regulieren kann. Und dann leidet die Psyche sehr schnell drunter.
F: Und ein Vorurteil, das wahr ist?
LB: Ein wahres Vorurteil wäre vielleicht, dass Influencer viel reisen? Das liegt meiner Meinung nach aber auch an den Jobs, die man hat oder vermittelt bekommt, beispielsweise wenn Fashion Weeks stattfinden. Ich persönlich verreise gerne, aber auch nicht häufiger als meine Freunde, die keine Influencer sind. (lacht)
F: Die coolste Einladung, die du als Influencerin je erhalten hast?
LB: Die coolste Einladung war damals zu einem Event am Alex zur Eröffnung eines neuen Fitness-Studios. Ich stand in einem riesigen Raum, und auf einmal war da ASAP Rocky, der während 15 Minuten performte. Das werde ich nie vergessen!
F: Was ist deine Definition eines Influencers?
LB: Ich glaube, DIE eine Definition gibt es nicht, und es wäre auch falsch, alle Influencer in eine Schublade zu packen. Jeder und jede, der oder die auf Instagram arbeitet, hat eine ganz eigene Definition verdient. Aber vielleicht kurz gesagt: Influencer sein ist viel mehr, als nur ein Foto zu posten.
F: Wen stalkst du selbst auf Instagram?
LB: Wenn ich einen Crush auf jemanden habe, dann definitiv diejenige Person. Aber das ist schon etwas her.
F: Das schönste Kompliment, das du je für deine Arbeit erhalten hast?
LB: Ich finde es am schönsten, wenn mir jemand sagt, dass mein Content inspirierend ist. Vor allem, wenn es um analoge Fotografie geht und mir dann eine Followerin oder ein Follower schreibt, dass sie oder er sich ebenfalls eine Film-Kamera gekauft hat. Das bringt mich immer zum Lächeln.
F: In welchen Momenten wünschst du dir mehr Anonymität?
LB: Eigentlich eher selten. Obwohl ich mein Leben öffentlich teile, bleibt vieles trotzdem privat – und das ist auch gut so.
F: Welches ist dein liebstes Bild in deinem Feed?
LB: Wahrscheinlich eins aus meinem Urlaub in Paris vergangenen Sommer. Ich hatte dort fünf Tage mit einer engen Freundin verbracht im schönsten Apartment, in dem ich jemals war. Wenn ich die Bilder von damals sehe, sehne ich mich zurück und bekomme direkt Fernweh.
F: Wo shootest du am liebsten?
LB: Am liebsten irgendwo weit weg von Berlin. Ich merke immer wieder aufs Neue, dass ich, wenn ich weg aus der Stadt und woanders unterwegs bin, viel entspannter, kreativer und motivierter bin, Content zu shooten.
F: Was beschäftigt dich gerade am meisten?
LB: Der UkraineKonflikt und das damit einhergehende Ohnmachtsgefühl.
F: Worauf bist du besonders stolz?
LB: Ich bin vergangenes Jahr das erste Mal seit Jahren alleine gereist. Ich hatte jahrelang eine Angststörung und war die meiste Zeit zuhause. Im Sommer dann im Flieger zu sitzen und alleine in Barcelona zu sein, hat mich sehr stolz gemacht.
F: Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest?
LB: Vieles. Wenn ich daran denke, was alles schief läuft in der Welt, werde ich direkt wieder emotional. Deswegen: Belassen wir es bei „vieles“.
F: Wer ist dein Vorbild?
LB: Ich habe kein explizites Vorbild. Meine Freunde und Familie inspirieren mich jeden Tag.
F: Was sammelst du?
LB: Ich weiß nicht, ob man das Sammeln nennt, aber ich habe eine Kiste voll mit Karten von PR-Agenturen, die bei Giftings immer mit dabei waren.
F: Welches Erlebnis wirst du nie vergessen?
LB: Als ich damals Ende Februar 2020 am Newark Flughafen in New York stand mit Maske, und mich alle um mich herum komisch angeschaut hatten, weil niemand davon ausging, dass Corona unsere Welt so verändern würde.
F: Was möchtest du gerne geschenkt bekommen?
LB: Ich liebe Blumen über alles und handgeschriebene Briefe. Das rührt mich immer. Zu wissen: Hey, da hat sich jemand hingesetzt und lange überlegt, die richtigen Worte zu finden, um dir mitzuteilen, wie wichtig du der Person bist.
F: Wofür gibst du gerne Geld aus? Wofür nicht?
LB: Ich gebe sehr gerne Geld aus für Second-Hand-Artikel, seien es Klamotten oder Möbel. Ich glaube, das meiste Geld gebe ich aber aus für alles, was sich um analoge Fotografie dreht. Also gebe ich im Umkehrschluss kein Geld für SD-Karten und digitale Kamerasachen aus. (lacht)
F: Was sollen die Menschen über dich sagen?
LB: Coole Socke!