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Nick Cave
HELDEN VON HEUTE
Ein wilder Kerl unter seinen Wilden: Künstler Nick Cave mit seinen Werken.
NICK CAVE
Celebration
„Murder Ballads“ oder „Skeleton Tree“ – der Australier Nick Cave schlägt auf seinen Alben gern morbide Töne an. Ganz im Gegen teil zu seinem Namensvetter aus Missouri: Der feiert in seiner Kunst das Leben. Oberfl ächlich zumindest. Text: Marco Rüegg
Yetis an der Gay-Pride? Planet der XXL-VoodooPuppen? Beim Aufmarsch der von Nick Cave entwickelten GanzkörperSoundsuits, von denen manche drei Meter in den Himmel wachsen und deren Choreografi e der Künstler afrikanischen Tanzritualen nachempfi ndet, fi nden wir uns in der Position des kindlich staunenden Exoten wieder (der manchmal sogar mittanzen darf). Durch ihre Bewegungen – daher eben „Soundsuit“ – verursachen sie Geräusche, je nachdem, welches Material der 62-Jährige auf dem Flohmarkt für seine skurrilen Schöpfungen aufgetrieben hat. Da trifft Guillermo del Toro auf die Wilden Kerle. Und genau wie bei diesen steckt hinter dem Vorhang des fantastischen Trubels eine ernste Absicht. Fragen, wie sie sich für einen stellen, der eines von acht Kindern einer alleinerziehenden Mutter ist, deren Zahltag kaum für sie selbst reicht. Der in der Schule zu spüren bekommt, dass er weniger gilt als andere, in einem Land, wo Zukunftschancen weitherum von der Hautfarbe abhängen. Die Soundsuits sind die Antwort darauf, weil sie sämtliche Prädispositionen aufl ösen, die Person des Trägers löst sich auf in der Rolle des Fantasiewesens. Kurz: Alle sind gleich. Statt als Prediger oder Ankläger sieht sich Nick Cave als Türöffner, der zwischen den Fronten vermittelt. Seine Reaktion auf die Covid-Krise? Eine Smiley-Parade unter dem Titel „Cultural Stimulus“, eine einzige Party der Lebendigkeit. „A.mal. gam“ mutmaßt, was mit leeren Denkmalsockeln passiert, wenn die Väter der Sklaverei von dort verschwunden sind. Seine Anliegen verpackt der bekennende Kopfmensch allerdings derart animativ, dass auch der Mainstream Zugang fi ndet – und erreicht so ungewohnte Popularität. Während