anzeiger 11-12/24

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Das Magazin für die österreichische Buchbranche

anzeiger

Der Markt in Zahlen: Informationen zu Umsatz und Preis

Das war die Buch Wien 24

Die Messetage gehören für die Branche zu den wichtigsten im Jahr. Auch heuer schaffte sie viel Aufmersamkeit fürs Buch

Krimis zur Katharsis

Ein Gespräch mit dem Gewinner des Leo-Perutz-Preises für Wiener Kriminalliteratur 2024

Mistelzweig und Mieselsucht

Robert Benchley WARUM ICH WEIHNACHTEN HASSE

€ 16,– | 96 S. | 978-3-99027-285-5

Robert Musil ÜBER DIE DUMMHEIT

€ 11,– | 80 S. | 978-3-99027-408-8

Franz Grillparzer

DAS HAB ICH MIR ANDERS VORGESTELLT Tagebuch auf der Reise nach Griechenland

€16,– | 96 S. | 978-3-99027-284-8

„Wir werden schneller, ressourcenschonender, öfter und digitaler mit Ihnen in Kontakt treten“

Benedikt Föger

Sie halten die vorerst letzte gedruckte Ausgabe des anzeiger in Händen. Wir werden unser Mitglieder- und Branchenmagazin in eine zeitgemäße Zukunft führen. Das heißt schneller, ressourcenschonender, öfter und digitaler mit Ihnen in Kontakt treten und Sie über die Themen und Anliegen der Buchbranche in Österreich informieren. Es ist ein logischer Schritt, der in vielen anderen Branchen schon längst vollzogen wurde.

Dass es unseren Leserinnen und Lesern nicht ausreicht, nur digital Kontakt zu halten, hat einmal mehr die Buch Wien bewiesen. Viel mehr Besucher:innen denn je haben die Lange Nacht der Bücher und die vier Messetage genutzt, um mit ihren Lieblingsautor:innen, aber auch deren Verleger:innen in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen. Bei insgesamt mehr als 65.000 Besucher:innen musste am Messe-Samstag sogar der Online-Ticket-Verkauf kurz eingestellt werden, weil der Andrang zu groß war.

Auch der neue Debattenschwerpunkt war ein voller Erfolg, bei dem sich Tausende Zuhörer:innen über die aktuellen Themen der Zeit informiert haben. Es ist erfreulich, dass derartige Formate nach wie vor zu funktionieren scheinen und sogar noch ausgebaut werden können. Die Menschen wissen Bücher als zuverlässige und qualifizierte Informationsquelle zu schätzen und lassen sich von guter Literatur gerne aus dem Alltag entführen. Mit unseren Büchern bieten wir ihnen genau das.

Die letzten Wochen des Jahres sind für den Buchhandel die intensivsten und wichtigsten. Dafür wünsche ich Ihnen viel Kraft und Erfolg und im Anschluss die verdienten und erholsamen Feiertage.

Benedikt Föger

HVB-Präsident

Herausgeber: Hauptverband des Österreichischen Buchhandels/ISSN 0003-6277, Grünangergasse 4, 1010 Wien, T: +43 1/512 15 35, www.buecher.at Geschäftsführung: Gustav Soucek Projektleitung: Lesley Kirnbauer, DW 11, kirnbauer@hvb.at Aboverwaltung : office@hvb.at Medieninhaber, Konzept, Redaktion und Produktion: Falter Verlagsgesellschaft m. b. H. Bereich Corporate Publishing, Marc-Aurel-Straße 9, 1011 Wien, T: +43 1/536 60-0, E: magazine@falter.at, www.falter.at Chefredaktion: Christian Zillner, DW 926, Linn Ritsch, DW 991 Geschäftsführung: Siegmar Schlager Leitung Sales: Ramona Metzler, DW 952, metzler@falter.at Die Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter-verlag ständig abrufbar Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH., Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau

WORTGESCHENKE & GEDANKENSTUPSER

PLATZ 1

Bestenliste November

Lena Raubaum / Katja Seifert Ich hab da was für dich Liebevoll und warmherzig, verschmitzt und verspielt, nachdenklich und tiefgründig – wenn jemand Worte zu verschenken hat, dann ist es Lena Raubaum. Nach dem großen Erfolg ihres ersten Lyrikbandes „Mit Worten will ich dich umarmen“ legt sie nun ihre zweite Sammlung vor. Hoffnung und Zuversicht sind nun die großen, übergeordneten Themen. Mit warmen, leuchtenden Farben setzt Katja Seifert einzelne Aspekte der Texte in Szene, gibt zuweilen überraschende Interpretationen und stupst gleichermaßen Gedanken und Ideen an.

978-3-7022-4230-5 | 96 Seiten | € 18.–

Neue Gedichte der Autorin von „Mit Worten will ich dich umarmen“

Bestellen Sie zu Reisekonditionen bei: Mohr Morawa Buchvertrieb | A-1230 Wien Tel. +43 (0) 1 680 14 -5 | Fax: +43 (0) 1 688-71 -30 bestellung@mohrmorawa.at

Neu und anders

Das ist die letzte Ausgabe des anzeiger, wie Sie ihn kennen. Ab 2025 gibt es Branchennews in neuer Form

Dies ist ein letztes Editorial und eine Gelegenheit, Danke zu sagen. Danke an alle in der österreichischen Buchbranche, die mir geholfen haben, ihre Strukturen zu verstehen. Danke an alle, mit denen ich für das Magazin anzeiger über jede Menge interessanter Themen sprechen durfte. Danke an meine Kolleg:innen, die hinter den Kulissen ihre Arbeit machen, besonders an Daniel Greco als Producer und Barbara Blaha in der Grafik. Und danke an das HVB-Team für die spannende Aufgabe und eine gute Zusammenarbeit!

Wie es jetzt weitergeht? Mit Irmi Koller. Wir stellen sie kurz vor (Seite 7), bald werden Sie mehr von ihr hören: Im Rahmen eines neuen News-Konzepts. Branchenneuigkeiten werden Sie dann schneller und digital erreichen. In irgendeinem meiner insgesamt 32 anzeiger-Editorials habe ich geschrieben, dass Veränderung meist eine gute Sache ist. Ich bin überzeugt, dass das hier zutrifft.

Ich freue mich, dass ich mich mit einem Heft voller guter Nachrichten verabschieden darf: Die Buch Wien war erfolgreicher als je zuvor. Um sie und um die Verleihung des Österreichischen Buchpreises geht es in der Titelgeschichte (S. 14). Den Österreichischen Buchpreis gibt es jetzt auch in Frankreich – mehr dazu auf Seite 12. Auch erfreulich: Die HVB-Bücherschecks sind dieses Jahr besonders beliebt (Seite 9), das neue Wunder-Tool von Media Control sagt bald Absatzzahlen am österreichischen Markt voraus (Seite 11), und es gibt drei Jubiläen zu feiern (Seiten 25 bis 27).

Ich wünsche Ihnen alles Gute: fürs Weihnachtsgeschäft, das neue Jahr und alle zukünftigen Aufgaben!

Linn Ritsch

Chefredakteurin

5 DER MARKT IN ZAHLEN

Marktdaten Oktober 2024

6 WISSENSWERT

Leo-Perutz-Preis

Ehrung von Heinrich Steinfest

Bücherschecks

Erfolgsmeldung des HVB-Services

11 MARKTBEOBACHTUNG

Absatzprognosen mittels KI

Das neue Tool von Media Control gibt es bald für Österreich

12 INTERNATIONAL

Unser Buchpreis in Frankreich

Mehr Sichtbarkeit im Ausland

13 ALTE KOSTBARKEITEN

Ein Buch des Kaisers

14 ESSENZIELL

Buch Wien 24 und Buchpreis

Ein Rückblick

18 BESTSELLER

Top-Titel im Oktober

20 SCHWERPUNKT

Buchempfehlungen

Krimi-Tipps von Exper:innen und Lieblingsbücher der Chefredaktion

25 PORTRÄTS

Wagner’sche Buchhandlung wird 385 Jahre alt Verlag Bibliothek der Provinz wird 35 Jahre alt Müry Salzmann Verlag wird 15 Jahre alt

28 SELBSTREDEND

Heinrich Steinfest

Ein Interview mit dem Gewinner des Leo-Perutz-Preises

33 KLASSIKER

Hugo Bettauer

34 GASTKOMMENTAR

Alexander Potyka schreibt über den Einsatz von Robert Stocker für die Branche

35 TERMINE

Veranstaltungen im Dezember

Robert Stocker, langjähriger Leiter der Abteilung für Literatur und Verlagswesen im BMKÖS, geht in Pension. Für die heimische Branche hat er viel getan

Buchhandelspanel Oktober 2024

WACHSTUM BEI UMSATZ, ABSATZ UND PREIS

Ausgaben sind weiter hoch, doch der Markt verzeichnet ein Umsatzplus –vor allem wegen mehr Verkäufen

Im Vergleich zum Oktober 2023 sieht der Oktober dieses Jahr gut aus. Der Buchhandel freut sich im zehnten Monat dieses Jahres über deutliche Umsatzsteigerungen: plus 9,2 Prozent am Gesamtmarkt und sogar plus 11 Prozent im stationären Buchhandel. Sieht man sich das gesamte Jahr bis inklusive Oktober an, ist die Umsatzsteigerung allerdings viel weniger deutlich: plus 3,5 Prozent am Gesamtmarkt, plus 4,3 Prozent in den Buchhandlungen vor Ort.

Expert:innen rechnen für 2024 mit einer Jahresinflation von mindestens 3,5 Prozent – die Umsatzsteigerung würde diese in etwa ausgleichen, angesichts der Kostensteigerungen in vielen Bereichen ist aber damit zu rechnen, dass Buchhändler:innen heuer insgesamt weniger Geld übrig bleibt. Das Umsatzwachstum ist hauptsächlich auf gestiegene Absätze zurückzuführen. Diese waren im Oktober deutlich: Am Gesamtmarkt wurden im Vergleich zu Oktober 2023 8,7 Prozent mehr Bücher verkauft, im stationären Handel waren es 9,9 Prozent. In beiden Bereichen sind auch Preissteigerungen zu verzeichnen, allerdings haben sie mit plus 0,3 Prozent (Gesamtmarkt) bzw. plus 1 Prozent (stationär) einen geringeren Anteil am Umsatzwachstum.

Ein Blick auf die Warengruppen: die Belletristik verzeichnet das deutlichste Umsatzwachstum: plus 14 Prozent im Vergleich zum Oktober im Vorjahr. Die Kinder- und Jugendliteratur liegt mit plus 13,8 Prozent nur knapp dahinter.

Marktdaten Oktober 2024

UMSATZVERÄNDERUNG

Stat. Buchhandel Gesamtmarkt

%

Veränderung zu Oktober 2023

4,3 % kumuliert 01–10 2024

Veränderung zu Oktober 2023

DURCHSCHNITTSPREIS

Stat. Buchhandel Gesamtmarkt

1 %

+ 0,6 %

Absatzentwicklung Gesamtmarkt im Vergleich zu 10/2023

kumuliert 01–10 2024 + 9,2 %

3,5 % kumuliert 01–10 2024

STATIONÄRER BUCH HANDEL Umsatzverteilung

und Karten/Globen

Veränderung zu Oktober 2023 + 2,1 %

Veränderung zu Oktober 2023 + 1,1 %

kumuliert 01–10 2024

GESAMTMARKT Umsatzverteilung

Absatzentwicklung stat. Buchmarkt im Vergleich zu 10/2023 Ø-Preis Gesamtmarkt Oktober 2024 + 8,7 % + 9,9 % € 16,01

Im Auftrag des HVB ermittelt das Marktforschungsinstitut media control monatlich die Umsatzveränderungen im Vergleich zum Vorjahresmonat für die Absatzwege Sortimentsbuchhandel, E-Commerce, Bahnhofsbuchhandel sowie Elektro- und Drogeriemarkt. Mit dem MC-Buchhandelspanel werden 600 Verkaufsstellen und knapp 90 % aller Barverkäufe in Österreich abgedeckt.

Ö1 Buch des Monats

„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch ist das Ö1 Buch im Dezember. Der dystopische Roman spielt in keiner fernen Zukunft und nimmt Maß an aktuellen politischen Gegebenheiten. Eine rechtspopulistische Partei namens National Alliance hat die Wahlen gewonnen. Sie beginnt, mit Notverordnungen die Bürgerrechte einzuschränken. Eine neue Geheimpolizei wird gegründet, die Leute ohne Gerichtsbeschluss festnimmt. Eines Tages kehrt Larry, ein LehrerGewerkschafter, nicht mehr von der Arbeit zurück. Nicht viel anderes droht den Anwälten, die sich des Falles annehmen sollen.

Die historisch widerstandsgewohnten Ir:innen organisieren optimistische Demonstrationen, die niedergeknüppelt werden. Als der Widerstand immer gewalttätiger wird, werden eine Ausgangssperre und andere drakonische Maßnahmen verhängt. Die internationale Gemeinschaft protestiert, sieht aber letztlich nur zu.

Der Roman sei „eine eindringlich ausgemalte und fesselnde Warnung, was geschieht, wenn illiberale Kräfte an die Macht kommen und eine angeblich neue Normalität herstellen. Zu Recht wurde der Roman 2023 mit dem Booker Prize ausgezeichnet“, schreibt die Jury.

Paul Lynch: „Das Lied des Propheten“, Roman, Klett Cotta Verlag (Übersetzung: Eike Schönfeld), 320 Seiten

Das Ö1 Buch des Monats ist eine Kooperation des HVB mit Ö1, die exklusiv in den Mitgliedsbuchhandlungen beworben werden kann.

Bei der Preisverleihung: Rainer Fritthum (links) mit Heinrich Steinfest und Heide Kunzelmann, Leiterin des Wiener Literaturreferats

Heinrich Steinfest gewinnt den Leo-Perutz-Preis 2024

Der Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde am 29. Oktober an Heinrich Steinfest verliehen

Der Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde heuer fünfzehn Jahre alt, die Kriminacht wurde zwanzig. Der 29. Oktober war daher dreifach festlich: Neben den beiden Wiener Initiativen wurde der Preisträger gefeiert. Heinrich Steinfest nahm die Auszeichnung im Palais Todesco entgegen. Den Preis gewann er für „Gemälde eines Mordes“ (Piper). „Steinfests Stil strahlt eine leise Ironie aus, ist aber gleichzeitig poetisch und elegant. Das Schreckliche und das Komische bedingen einander“, schrieb die Jury. „‚Gemälde eines Mordes‘ ist ein ganz und gar fantastisches Buch.“ Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und vielfach preisgekrönten Autors. Hier ist nur eine Auswahl: Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter

Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Literaturpreis. 2018 wurde „Die Büglerin“ für den Österreichischen Buchpreis nominiert.

Der mit 5.000 Euro dotierte Leo-PerutzPreis wurde von Heide Kunzelmann, Referatsleiterin für Literatur und Öffentlichkeitsarbeit der Kulturabteilung der Stadt Wien, und HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek überreicht. Die Laudatio hielt der Autor und Vorjahressieger Kurt Palm. Im Vorfeld der Preisverleihung lasen alle Nominierten in unterschiedlichen Locations der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus. Die Auszeichnung wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem HVB gestiftet und mit freundlicher Unterstützung der Bestattung Himmelblau ausgerichtet.

Ein ausführliches Interview mit Heinrich Steinfest lesen Sie ab Seite 28.

Über die Arbeit mit Büchern

Im November erschien die erste Folge des Podcasts „Lesen ist …“ von Morawa

Jeden zweiten Mittwoch im Monat gibt es ab sofort auf allen gängigen PodcastPlattformen eine neue Folge des neuen Morawa-Podcasts „Lesen ist …“ zu hören. Kommunikationsexpertin und langjährige Ö3-Stimme Daniela Zeller spricht mit Autor:innen, Buchhändler:innen und Fachleuten über den Entstehungsprozess neuer Bücher, über aktuelle Trends und die großen Herausforderungen der Branche.

„Mit ‚Lesen ist …‘ wollen wir nicht nur die Begeisterung für Bücher wecken, sondern auch zeigen, wie komplex und faszinierend die Arbeit mit ihnen ist. Dabei geht es uns nicht um klassische Buchbesprechungen, sondern vor allem um die Menschen und Geschichten, die hinter den Büchern stehen“, erklärt Morawa-Geschäftsführer Klaus Magele. Der direkte Kontakt zu Leser:innen werde immer wichtiger, so Magele. „Mit dem Start unseres ersten eigenen Podcast-Formats folgen wir einer Entwicklung, die uns sicher auch in den kommenden Jahren begleiten wird.“

• Verena Dolovai

Dorf ohne Franz (Septime)

• Julia Jost

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht (Suhrkamp)

• Frieda Paris Nachwasser (Voland & Quist)

Daniela Zeller (links) und Martina Parker bei der Aufnahme der ersten Podcast­Folge

Der Podcast wird mit Missing Link Media als Partner produziert.

In der ersten Folge sprach Bestsellerautorin Martina Parker unter anderem über ihre Inspirationsquellen, das Einbeziehen der Community beim Schreiben und ein zukünftiges Projekt.

Weitere Infos: www.morawa.at/podcast

Österreichischer Buchpreis: Lesung der Shortlist Debüt

Die drei nominierten Titel der diesjährigen Shortlist Debüt wurden am Mittwoch, den 23. Oktober in der Bibliothek der Arbeiterkammer Wien vorgestellt.

Roman Berka von der AK Wien – Kultur begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste. Die Autorinnen Verena Dolovai, Julia Jost und Frieda Paris lasen aus ihren nominierten Erstlingswerken. Anschließend gab es eine Gesprächsrunde, moderiert von Kristina Pfoser, Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin.

Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, der HVB und die Arbeiterkammer Wien richten den Österreichischen Buchpreis 2024 bereits zum neunten Mal gemeinsam aus.

Glückliche Gesichter bei der Lesung. V.l.: Roman Berka, Julia Jost, Verena Dolovai, Frieda Paris, Kristina Pfoser

Personalia

Im Amalthea Verlag gibt es einen Wechsel in der Verlagsleitung: Zum 1. 1. 2025 übernimmt Rainer Höltschl die Verantwortung für den Publikumsverlag. Zuvor war er bei verschiedenen deutschen Verlagen, in Wien bei Leykam und zuletzt als Programmleiter bei Amalthea tätig. Er folgt auf Katarzyna Lutecka, die das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt, um sich beruflich neu zu orientieren. Höltschl berichtet in seiner neuen Funktion direkt an den Amalthea-Geschäftsführer Michael Fleissner.

Mit Anfang November 2024 begrüßt der HVB eine neue Mitarbeiterin im PR- und MarketingTeam. Irmi Koller ist ab sofort für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des HVB zuständig. Zuvor studierte sie Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Contentproduktion und Digitales Medienmanagement in Wien. Nach Praktika beim Wiener Amalthea Signum Verlag und bei der Buchkultur war sie zuletzt als Lektorin für Medienbeobachtung bei CLIP Mediaservice tätig.

Das Beste für Kids

Der HVB präsentiert die neue ORF KIDS-Bestenliste

Inder ORF KIDS-Bestenliste kürt eine hochkarätige Jury aus unabhängigen Literaturkritiker:innen und Buchhändler:innen eine Liste von jeweils fünf empfehlenswerten Kinderbuch-Novitäten. Die Liste mit Büchern für junge Leser:innen wird monatlich erscheinen.

Bunt und fröhlich: die neue Bestenliste

Die erste Ausgabe wurde am Sonntag, den 24. November live auf der Buch Wien 24 präsentiert – bei der Veranstaltung auf der Kinderbühne wurden ideale Tipps für literarische Weihnachtsgeschenke verkündet.

Diese Liste wird in den HVBMedien beworben. HVB-Mitglieder erhalten das monatliche Plakat zur ORF KIDS-Bestenliste für ihre Buchhandlung ab November automatisch zusammen mit dem Plakat zur ORFBestenliste.

Die Welt reparieren

Verleihung des Ehrenpreises. V. l.: Lothar Müller, Rosie Goldsmith, David Grossman, Benedikt Föger, Walter Grond

Am 10. November erhielt David Grossman den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2024

Wer ihn liest, weiß, dass die Reparatur der Welt in seinem Werk der stets zurückweichende Horizont ist“, sagte der Journalist und Autor Lothar Müller in seiner Laudatio über den israelischen Schriftsteller und Friedensaktivist David Grossman. Obwohl die Existenz Israels nicht gesichert sei und die Gesellschaft des Landes gespalten, habe Grossman es weit gebracht: „In der Kunst, mit den Mitteln des Erzählens, der Literatur, dennoch immer weiter auf diesen zurückweichenden Horizont zuzugehen.“

Die Laudatio wurde am 10. November gehalten, als die Europäischen Literaturtage in Krems/Stein zu Ende gingen. Die Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln bildete den krönenden Abschluss. HVB-Präsident Benedikt Föger überreichte die höchste Auszeichnung, die der österreichische Buch-

Gold und Platin für Christinas Rezeptbücher

handel zu vergeben hat. „David Grossman hat 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten, sagte Föger bei der Übergabe. „Wie groß war die Hoffnung auf Frieden damals, wie gering ist sie heute. Wir dürfen diese Hoffnung und dieses Bemühen um Frieden aber nicht aufgeben.“

Der Preis wird seit 1990 an Personen vergeben, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz in Bezug auf sprachliche sowie kulturelle Vielfalt in herausragender Art und Weise eingesetzt haben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Grossman wurde bereits vielfach ausgezeichnet. In seinen Werken beschäftigt er sich mit dem Trauma des Krieges und den Aussichten auf Frieden sowie mit Liebe, Eifersucht und Familienbeziehungen. Ein ausführliches Gespräch mit ihm lesen Sie im anzeiger 10/24

Fünf Platinbücher und ein goldenes Buch gehen an die Backbücher von Christina Bauer, die im Löwenzahn Verlag erscheinen

Es sind Dauerbrenner: Christina Bauers einfache, zugängliche Rezepte für süße und pikante Backwaren. Im Löwenzahn Verlag sind zahlreiche Bücher der Bäuerin und Bloggerin erschienen, die sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten finden. Der HVB zeichnet die Autorin und den Verlag jetzt aus: Das Goldene Buch für über 15.000 verkaufte Exemplare in Österreich wird für „Kochen mit Christina“ vergeben.

Das Platinbuch für über 25.000 verkaufte Exemplare in

Österreich wird an fünf Titel verliehen:

„Das große Brotbackbuch“ „Weihnachten mit Christina“ „Backen mit Christina“ „Kuchen backen mit Christina“ „Brot backen mit Christina“

Die Verleihung findet am 9. Dezember in Christinas Backwelten in Tamsweg statt. HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek wird die Auszeichnungen übergeben.

Das Goldene Buch und das Platinbuch werden seit 1994 verge-

ben: in Form einer Metallspange, die das Buch umfasst und als stabiler Ständer eine frontale Präsentation ermöglicht. Die Auszeichnungs-Siegel können auch für Ihre Buchcover verwendet werden.

„Weihnachten mit Christina“ (2023) ist auch heuer in der Vorweihnachtszeit unter den österreichischen Bestsellern.

ISBN: 978-3-7066-2696-5

Elektronischer Zahlungsverkehr mit Deutschland

Ab dem 1. Jänner 2025 wird die E-Rechnung im B2B-Bereich in Deutschland verpflichtend. Was heißt das für Österreich?

M it einer E-Rechnung werden Rechnungsinformationen elektronisch übermittelt, automatisiert empfangen und weiterverarbeitet. So werden Rechnungsinhalte – anders als bei einer Papierrechnung oder bei einer Bilddatei wie PDF – in einem strukturierten maschinenlesbaren Datensatz dargestellt. Im B2B-Bereich muss der Zahlungsverkehr ab 1. Jänner 2025 mit E-Rechnungen abgewickelt werden. Das wurde dieses Jahr in Deutschland im Rahmen des Wachstumschancengesetzes beschlossen. Rechnungen müssen dann die europäische Norm EN 16931 erfüllen. Bereits jetzt werden von manchen Unternehmen zwei Formate verwendet, die diese Norm erfüllen: „ZUGFeRD 2.x“ und „XRechnung“. Was heißt das für heimische Unternehmen? Die Auswirkungen halten sich in Grenzen. Nur wer eine feste Niederlassung im Nachbarland hat, ist zur E-Rechnung verpflichtet. Wichtiger ist, dass einige deutsche Unternehmen wohl keine anderen Formen der Rechnungslegung mehr akzeptieren werden. Die Bitte um strukturierte E-Rechnungen wird heimische Geschäftspartner erreichen.

Schneller, leichter, einheitlicher: Das sollen Zahlungen dank E-Rechnung werden

Das deutsche Gesetz basiert nicht auf einer EU-Richtlinie –allerdings wird auch in der EU das Ziel verfolgt, den Übergang zur elektronischen Rechnungsstellung zu fördern. Einige Staaten führen sie bereits schrittweise ein, darunter Polen, Frankreich und Belgien. Heuer verabschiedeten die EU-Mitgliedsstaaten außerdem ein Paket mit Mehrwertsteuerreformen für das digitale Zeitalter. Darin ist unter anderem festgelegt, dass ab dem 1. Juli 2030 E-Rechnungen für grenzüberschreitende Lieferungen von Gegenständen oder Dienstleistungen ausgestellt werden müssen.

Erfolg bei den HVB-Bücherschecks

Heuer brachte der HVB bereits Bücherschecks im Wert von annähernd 200.000 € in Umlauf und die Zahl wächst weiter. Erfreulich ist eine neue Bücherscheck-Kooperation mit der GÖD

BSollteIhrKassensystemandieHVBBücherscheckAPI desangeschlossensein,könnenSiedenGutscheinscannen.AlternativkönnenSiedieGültigkeit einlösen.Gutscheinsunterhttps://buecherscheck.koebu-data.at/ManualTransactionprüfenund BeiFragenwendenSiesichbittean+4315121535-0odersostero@hvb.at. www.buecher.at

utLoremipsumdolorsitamet,consecteturadipiscingelit,seddoeiusmodtemporincididunt laboreetdoloremagnaaliqua.Utenimadminimveniam,quisnostrudexercitationullamcolaborisnisiutaliquipexeacommodoconsequat.Duisauteiruredolorinreprehenderit

ücherschecks waren heuer besonders begehrt: Im Jahr 2024 hat der HVB (mit Stand Oktober) Schecks im Wert von fast 200.000 € im Umlauf gebracht. Eine Zahl, die bis zum Ende des Jahres voraussichtlich noch größer werden wird: Zur Vorweihnachtszeit erhöht sich das Volumen traditionell deutlich.

Der HVB bemüht sich laufend um die Akquise weiterer Firmenkunden und bewirbt die Bücherschecks bei Privatkund:innen. Eine neue Kooperation ist dieses Jahr gemeinsam mit der GÖD (Gewerkschaft für öffentlichen Dienst) entstanden. Sie kommt über 400 Buchhandlungen in ganz Österreich zugute. Seit Oktober 2024 bekommt jedes neue Mitglied der GÖD HVBBücherschecks im Wert von 20 € geschenkt. Sie sind nur in den teilnehmenden Buchhandlungen einlösbar.

Die GÖD gehört gemeinsam mit dem ORF zu den größten Bücherscheck-Kunden. Doch die Schecks sind mittlerweile auch bei vielen weiteren Unternehmen und Privatpersonen beliebtes Incentive oder Mitarbeiter:innen-Geschenk. Dazu trägt nicht zuletzt die „Print at Home“-Möglichkeit bei. Ab 2025 wird der Umstieg auf eine rein digitale Einlösung der Bücherschecks für Buchhandlungen eingeleitet. Die Einlösung via Online-Portal wurde im vergangenen Jahr gut angenommen. Buchhandlungen kommen so schneller an ihren Erlös, Portokosten werden eingespart, die Übermittlung erfolgt sicherer und nachhaltiger.

Neue Preise für ISBN

Übersicht zu den neuen Preisen

Mit 1. Jänner 2025 werden die Preise für ISBN-Bestellungen in Österreich indexbasiert angepasst. Die letzte Anpassung fand im Jahr 2016 statt. Bis zum 31. 12. 2024 gelten die aktuellen Preise.

Die ISBN-Agentur hat vom 20. Dezember 2024 bis 6. Jänner 2025 geschlossen. Alle in der Zwischenzeit eingehenden ISBNBestellungen werden nach dem Eingangsdatum verrechnet. Der HVB ist die einzige lizenzierte Vergabestelle für ISBN in Österreich. Für Fragen zur technischen Infrastruktur und für ausführliche Beratung zur ISBN-Vergabe steht die ISBN-Agentur zur Verfügung.

Unter isbn-austria.at können Sie sowohl ISBN- als auch ISSN-Bestellungen vornehmen. Für Fragen und Beratung steht Ihnen gerne Christina Gstaltmaier unter isbn@hvb.at bzw. (0)1/512 15 35-14 zur Verfügung.

Titelschutzmeldungen

Bezahlte Anzeigen. Der Verlag übernimmt keine Haftung dafür, dass die Titel bereits geschützt sind oder durch die Inserate Rechte Dritter verletzt werden.

Mit einer Titelschutzmeldung im anzeiger ist Ihr Buchtitel für sechs Monate bis zum Erscheinungsdatum geschützt. Ihre Titelschutzmeldung ist mit Ihrer Nennung nach kurzer Überprüfung über www.buecher.at abrufbar und erscheint in der darauffolgenden Ausgabe des anzeiger. Titel melden können Sie auf www.buecher.at/titelschutz oder per E­Mail an Christina Gstaltmaier unter gstaltmaier@hvb.at. Die gleichzeitige Schaltung von mehreren Titelschutzmeldungen ist besonders günstig: Bis zu drei Titel pro Ausgabe gibt es exklusiv für HVB­Mitglieder* um nur € 80,–/6 Titel € 110,– und bis zu 12 Titel um nur € 210,–.

Christina Gstaltmaier berät Sie gern unter gstaltmaier@hvb.at, Tel. 01/512 15 35­14. (*Nichtmitglieder zahlen das Doppelte, alle Preise zzgl. 5 % Werbeabgabe und 20 % MwSt.)

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir

Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: FOOD LOVERS

Und ihre Passion für Poesie und Sinnlichkeit in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. beyond publishing Lehárgasse, 1060 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Linus der kleine Cowboy in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Markus Leitner

Turnwiesen, 4490 St. Florian, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Unsere Koralmbahn

Nach 105 Jahren sind

Graz und Klagenfurt wieder innerösterreichisch direkt verbunden in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Günter Auferbauer Amschlgasse, 8010 Graz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die zwei Titel: DER ALTE HÄTTE NEIN GESAGT 15 VIBES FÜR POSITIVES LEADERSHIP in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Dr. Rudolf Hausegger, MBA MPA Erzherzogin Isabelle Straße, 2500 Baden, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel:

Die Verführerin

Der Roman zum Vintage Musical in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

FANTASTIC

Lacknergasse 94, 1180 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir

Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel:

New Year Journal in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Andrea Grman Jörgerstraße, 1170 Wien, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: „Damit man den Fortgang der Schüler erkennen möge“ – Die bebilderte Entwicklung der schulischen Leistungsbeurteilungen in Österreich und im deutschsprachigen Raum in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Teilrechtsfähigkeit der Pädagogischen Hochschule OÖ Kaplanhofstraße 40, 4020 Linz, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Starke Öle, starke Pferde in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Daniela Arthold Gaindorf, 3720 Gaindorf, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir

Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Schönen Sonntag!

Schafft.Gast.Freundschaft Im Dialog mit Lukas in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien.

Dr. Johannes Kammerstätter Bauxberg, 3250 Wieselburg, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für den Einzeltitel: Wirtshauswandern in Oberösterreich in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Ennsthaler Verlag Stadtplatz 26, 4400 Steyr, Österreich

Unter Hinweis auf § 80 UrhG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für die 3 Einzeltitel: Millionencode

Passwort: Firmenkauf

Millionärscode

Passwort: Firmenkauf

Finanzielle Klarheit für Unternehmer Der Wegweiser zu mehr Gewinn, Wachstum und Sicherheit in allen Schreibweisen, Darstellungsformen, Wortverbindungen und Kombinationen, als Reihen­ und/ oder Einzeltitel und zur Verwendung in allen Medien. Oscar Karem Muthgasse, 1190 Wien, Österreich

KI-Absatzprognosen auch für Österreich

Absätze prognostizieren in 1,3 Sekunden: Das kann das neue KI-Tool von Media Control. Derzeit wird nur der deutsche Markt abgedeckt, Österreich folgt als zweites Land

Text: Linn Ritsch

Es hat eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt Ulrike Altig, Geschäftsführerin des deutschen Unternehmens Media Control. Auf der Frankfurter Buchmesse stellte Media Control ein neues Tool vor, das das Potenzial hat, die Buchbranche zu revolutionieren: Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden Absatzprognosen für neue Titel erstellt. Tests zeigen beeindruckende Ergebnisse. Die Trefferquote beträgt 82 Prozent, bei einzelnen Warengruppen zwischen 95 und 99 Prozent. Kritische Stimmen aus der Branche habe sie bislang nicht gehört, sagt Altig. „Im Gegenteil: Uns wird die Bude eingerannt.“

Für die Prognosen braucht die KI derzeit 1,3 Sekunden. Media Control entwickelte die Anwendung gemeinsam mit dem Beratungs-

unternehmen BearingPoint. Als Grundlage steht der KI derzeit eine Datenbasis von über 16 Millionen Büchern und rund fünf Milliarden Verkaufsdaten zur Verfügung. Zu den Datenquellen zählen Verkaufszahlen, Kassendaten, Retouren, Vorbestellungen und umfassende Stammdaten: etwa Autor:in, Titel, Reihen, Schlagwörter, Themen und Lesemotive. Auch Trends in Social Media, bei Amazon und Google werden einbezogen, ebenso wie Nominierungen für Auszeichnungen und Preise.

Am besten funktioniere die Prognose für Belletristik, Kinder- und Jugendbücher, Reisebücher, Ratgeber und Sachbücher, erklärt Altig. Bei Fachwaren seien die Ergebnisse bislang weniger präzise. „Diese Gruppe sparen

Als Datenbasis für die Absatzprognosen greift die KI auf über 16 Millionen Bücher zu

wir im Moment komplett aus, die Maschine muss noch einiges lernen.“ Für manche Titel spielen etwa saisonale Schwankungen eine große Rolle, was für die KI noch problematisch sei.

Spätestens Anfang 2025 soll das Tool verfügbar sein, die Testphase ist dann beendet. Über 25 Verlagshäuser haben sich bereits entschieden, das Tool zu nutzen, darunter auch Gruppen. Auch österreichische Verlage können sich bei Interesse bei Media Control melden.

Der Preis für die Anwendung variiert je nach spezifischen Wünschen des Kunden. „Wir haben gemerkt, dass individuelle Pakete geschnürt werden müssen, das ist kein Massenprodukt“, meint Altig. Vorerst können Absatzprognosen allerdings nur für den deutschen Markt angefertigt werden. „Das nächste Land auf meiner Liste ist aber schon Österreich.“ Bis zur Buch Wien 2025 soll das Tool für den heimischen Markt anwendungsbereit sein.

Interesse gibt es aber auch schon außerhalb des DACH-Raumes. „Nach der Frankfurter Buchmesse sind viele Anfragen bei uns eingetroffen“, erzählt Altig. Das Prognosetool für die Buchbranche dürfte auch international eines der ersten seiner Art sein.

Steuern. Wirtschaft. Recht.

Am Punkt.

allen Neuerungen und Formularen

Österreichischer Buchpreis en France

Heuer wurde erstmals der „Österreichische Buchpreis FRANKREICH “ verliehen: an Milena Michiko Flašar. Der vom Österreichischen Kulturforum Paris organisierte Preis soll nun jährlich vergeben werden

Text: Linn Ritsch

Frankreich ist ein Land der Buchpreise. Sie sind nicht nur für eine literaturaffine Blase wichtig, sondern schaffen es in die Mainstream­Medien. Wenn der größte unter ihnen, der Prix Goncourt, verliehen wird, stehen der Gewinnertitel und dessen Autor:in im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Diese Besonderheit machen sich das Österreichische Kulturforum in Paris und der HVB jetzt zunutze: Heuer wurde erstmals der Österreichische Buchpreis FRANKREICH verliehen.

„Damit wollen wir zeitgenössische Literatur aus Österreich in Frankreich bekannter machen und den Gewinner:innen eine Tür in den französischen Markt öffnen“, erklärt Julia Thallinger. Seit letztem Jahr leitet sie das Österreichische Kulturforum in Paris, die Idee für den neuen Buchpreis hatte sie schon, bevor sie die Stelle antrat. „Er ist nicht als Konkurrenzveranstaltung zum Österreichischen Buchpreis gedacht. Ganz im Gegenteil, wir möchten ihn in Frankreich bekannter machen.“

Bisher wird der Österreichische Buchpreis dort kaum wahrgenommen. Überhaupt haben es zeitgenössische Texte aus Österreich bei der Grande Nation schwer. Ein Los, das sie mit fremdsprachiger Literatur aus der ganzen Welt teilen. Der Markt wird von französischsprachigen Produktionen dominiert, der Anteil übersetzter Werke ist verschwindend klein: Derzeit werden weniger als 700 Titel pro Jahr ins Französische übersetzt, Tendenz fallend. „Davon sind weniger als zehn Prozent deutschsprachige Bücher“, sagt Thallinger. „Und von diesen kommen wiederum nur wenige aus Österreich.“ Dabei werde Österreich traditionell durchaus mit großer Literatur in Verbindung gebracht: „Für alle Schüler:innen, die Deutsch lernen, steht Zweig auf der Leseliste“, erzählt Thallinger. „Auch Rilke, Kafka, Handke und Jelinek sind sehr bekannt.“

Julia Thallinger leitet das Österreichische Kulturforum in Paris

„Wir wollen den Gewinner:innen eine Tür in den französischen
Markt öffnen“
Julia Thallinger

Zeit, diesen Namen weitere hinzuzufügen, findet man im Kulturforum. Kandidat:innen werden von der fünfköpfigen Jury des Österreichischen Buchpreises FRANKREICH 2024 bestimmt. Sie setzt sich vor allem aus OeAD­Lektorinnen in Paris, Montpellier und Dijon zusammen, die die Bücher mit ihren Studierenden diskutieren. Den Vorsitz hat Stéphane Pesnel übernommen. Der renommierte Germanistikprofessor unterrichtet an der Sorbonne und wird ebenfalls gemeinsam mit seinen Studierenden entscheiden. Außerdem mit dabei ist die Pariser Buchhändlerin Sophie Semin. Die Ehefrau von Peter Handke legt in ihrem Geschäft den Schwerpunkt auf deutschsprachige Literatur. Thallinger findet die Zusammensetzung gelungen. „Uns war wichtig, dass die Jury im ganzen Land verteilt ist. Außerdem freut es mich, dass wir so viele junge Menschen mit einbeziehen können.“

Die Gewinnerin der Auszeichnung wurde aus der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2023 ermittelt: Milena Michiko Flašar wurde zur ersten Preisträgerin gekürt. Ihr Name wurde im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung am 29. November in der Österreichischen Botschaft Paris verkündet, Flašar wurde mit einer VideoNachricht zugeschaltet. 2025 wird sie nach Frankreich eingeladen. Das Kulturforum organisiert eine Lesereise und knüpft Verlagskontakte. Die neue Auszeichnung geht nicht zuletzt mit der Hoffnung auf eine Übersetzung ins Französische einher.

Der Zeitpunkt der Preisverleihung Ende November, kurz nach der Verleihung des Österreichischen Buchpreises, war heuer für die Jury nicht anders möglich, erklärt Thallinger. „Ab 2025 wollen wir aber versuchen, die Preisverleihung früher im Jahr anzusetzen.“ Trotzdem sei die erste Ausgabe des Österreichischen Buchpreises FRANKREICH ein Erfolg. „Und es sollen viele weitere folgen!“

Bücher für die Bibliothek des Kaisers

Auf den ersten Blick kryptisch muten die Abkürzungen auf dem Deckel des kleinen Pergamentbandes an: „E.A.B.C.V“ und „1.6.P.L.B.7.2“. Sie lassen sich als „Ex Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensis“ und weiter „Peter Lambeck/Lambeccius Bibliothecarius 1672“ entschlüsseln. Sie weisen das Buch als ehemaliges Exemplar aus der Bibliothek Kaiser Leopolds I. (1640–1705) aus. Das goldgeprägte Doppeladler-Wappensupralibros mit den kleinen Initialen Leopolds I. verdeutlicht dies noch. Das Bändchen enthält einen Druck der Werke des spätantiken christlichen Dichters Aurelius Prudentius Clemens (348–nach 405) aus dem berühmten Amsterdamer Verlag Elzevir, der für seine besonders ästhetische Buchproduktion bekannt war, mit Kommentaren von Nicolaus Heinsius d. Ä. (1620–1681).

Der ursprünglich aus Hamburg stammende Peter Lambeck (1628–1680) war ab 1663 der Hofbibliothekar Leopolds I. Bei der Angabe „1672“ handelt es sich wohl um das Jahr der Einarbeitung in die Bibliothek durch Lambeck. In seiner Funktion als Hofbibliothekar fertigte er Kataloge der bereits vorhandenen Bestände an und erweiterte die kaiserliche Sammlung kontinuierlich, etwa 1665 durch die Übernahme und den abenteuerlichen Transport der Bibliothek des Schlosses Ambras von Tirol nach Wien. Oder durch den Verkauf seiner umfangreichen Hamburger Privatbibliothek mit über 2.100 Druckschriften und 200 Handschriften, die der Kaiser 1667 erwarb.

Die Bestandszugehörigkeit der einzelnen Bücher war dabei scheinbar nicht sehr strikt und variierte: So wurden einzelne Bücher zwischen der privaten Bibliothek Leopolds, der sogenannten „Bibliotheca cubicularis“, und der Hofbibliothek hin und her transferiert, Doubletten schieden aus. Lambeck scheint sich bei der Auswahl der Neuerwerbungen wie auch den Büchertransfers eng mit dem Kaiser abgestimmt zu haben. Er war als barocker Hofbibliothekar maßgeblich am Aufbau der kaiserlichen Bibliothek beteiligt. Das vorgestellte Buch dokumentiert diesen engen Austausch zwischen Lambeck, dem Kaiser und seinen Bibliotheken.

STECKBRIEF

Verfasser/Herausgeber: Aurelius Prudentius Clemens, Nicolaus Heinsius (Hg.)

Titel: Aurelii Prudentii Clementis quae exstant. Nicolaus Heinsius. Ex vetustissimis exemplaribus recensuit, & Animadversiones adjecit

Erscheinungsdatum: 1667

Format: 13,4 x 9 cm

Nähere Informationen:

Antiquariat Burgverlag

Burgring 1 + 3, 1010 Wien

Tel. +43/(0)1/587 73 11

office@burgverlag.com Instagram: @antiquare_at

Literaturverweise: Gebhard König, Peter Lambeck, Bibliothekar Kaiser Leopolds I., in: Mitteilungen Inst. f. Österr. Geschichtsforschung, Bd. 87, 1979, S. 121–166; Greta Haenen, Die Musikaliensammlung Leopolds I. Versuch einer Rekonstruktion, Wien 2022, S. 15–21.

Buch Wien 24 und Buchpreis

B uch Wien 24 Es war ein Fest

MEHR BESUCHER:INNEN, MEHR THEMATISCHE VIELFALT, MEHR WISSENSCHAFT UND VIELE BEGEISTERTE

JUNGE MENSCHEN: HEUER WAR DIE BUCH WIEN

Text: Linn Ritsch

Illustration: Georg Feierfeil

Die Buch Wien 24 übertraf alle Erwartungen: 65.000 Menschen besuchten die Messehalle vom 20.–24. November, das sind 7.000 mehr als im letzten Jahr. Bereits im Vorverkauf wurden um 40 Prozent mehr Tickets verkauft als 2023, der Andrang war aber auch vor Ort groß: Am Samstag musste sogar der Ticketshop kurzzeitig geschlossen werden.

Der im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so große New-Adult-Bereich stieß bei jungen Buchliebhaber:innen auf reges Interesse. Auch das Pilotprojekt Science Lounge bewährte sich: Zahlreiche Workshops und ein Sachbuchbereich begeisterten die Besucher:innen.

Auch von den Aussteller:innen gab es viel Lob für die Buch Wien. So war Paul Struzl von ADEVA (Akademische Druckund Verlagsanstalt) so überzeugt, dass er seinen Vorsatz, die Buch Wien nur jedes zweite Jahr zu besuchen, aufgab. „Ich habe schon jetzt beschlossen, auch nächstes Jahr wiederzukommen!“

Dass die Buch Wien sich von Jahr zu Jahr verbessert, findet Myriam Lang vom SBVV (Schweizer Buchhandels- und Verlagsverband). „Die Buch Wien hat sich so gemausert und ist ein toller Event geworden!“

Unter den Autor:innen und Vortragenden der Buch Wien waren auch heuer viele klingende Namen. Den Auftakt machte der Philosoph Julian Nida-Rümelin: Er hielt dieses Jahr die Eröffnungsrede. Der Rektor der Humanistischen Hochschule Berlin und ehemalige deutsche Kulturstaatsminister sprach über Demokratien in Europa. In den aktuell politisch herausfordernden Zeiten seien diese gefährdet. Die „massive Resonanz des Rechtspopulismus“ resultiere aus dem Eindruck, „dass demokratische Kräfte nicht in der Lage sind, die großen Menschheitsherausforderungen zu lösen“. Sein Appell: Um Herausforderungen zu bewältigen, sei es nötig, verschiedenste Meinungen zuzulassen und innerhalb des demokratischen Spektrums zu streiten.

ÖSTERREICHISCHER BUCHPREIS

Bereits vor der Eröffnung am Mittwoch brachte die Buch-Wien-Woche literarische Highlights. Ihr traditioneller Auftakt ist jedes Jahr die Verleihung des Österreichischen Buchpreises. Sie fand am 18. November vor 300 Gästen statt. Die Jury vergab die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung an Reinhard Kaiser-Mühlecker für „Brennende

Felder“ (S. Fischer). Sie hob unter anderem die verdichtete, einfache und knappe Erzählweise und den ruhigen Ton des Buches hervor. Kaiser-Mühlecker erzählt erstmals aus weiblicher Perspektive. Neben familiären Verstrickungen spielt auch in diesem Werk die Klimakrise eine Rolle. Literatur sei kein Eliteprogramm, sagte der Autor in seiner spontanen Dankesrede. Er selbst habe sehr unterschiedliche Leser:innen, unter ihnen seien auch besonders viele Männer.

Der Debütpreis (10.000 Euro) ging an die in Wien lebende deutsche Schriftstellerin Frieda Paris für ihr Langgedicht „Nachwasser“ (Voland & Quist). In dem poetischen Text montiert sie Erinnerungen und setzt sich mit literarischen Vorbildern auseinander, allen voran Friederike Mayröcker. Die sichtlich gerührte Autorin bedankte sich mit wenigen Worten für die Auszeichnung, besonders herzlich bei ihrem Verlag.

Die Preise wurden von Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Werner Kogler, HVB-Präsident Benedikt Föger und AK-Direktorin Silvia HruškaFrank überreicht. Der Preis wird vom BMKÖS, dem HVB und der Arbeiterkammer Wien 2024 ausgerichtet. Heuer wurde er zum neunten Mal vergeben.

– Essenziell –

Buch Wien 24

Am ersten Abend wurde Besucher:innen unter anderem ein Poetry Slam geboten

Anna Kim war eine der vielen heimischen Star-Autor:innen auf der Buch Wien

Christiane von Hardenberg begeisterte Zuhörerinnen beim Female Finance Talk

Auch dieses Jahr kamen wieder zahlreiche Eltern mit ihren Kindern zur Messe

Navid Kermani sprach über „In die andere Richtung jetzt. Eine Reise durch Ostafrika“

Alle Eröffnungsredner:innen betonten in ihren Ansprachen, wie wichtig der Buchmarkt für den Erhalt einer aufgeklärten Gesellschaft ist. V. l.: HVB-Präsident Benedikt Föger, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, der Philosoph Julian Nida-Rümelin, Vizekanzler Werner Kogler

Buch Wien 24

Der ZEIT-Podcast „Servus. Grüezi. Hallo.“ war heuer wieder auf der Buch Wien zu Gast

Die kostbaren Bücher am Stand der Antiquare weckten die Neugier des Publikums

Bei der Eröffnungsrede unterstrich Julian Nida-Rümelin unter anderem die Relevanz der Buchpreisbindung, die zuvor schon HVB-Präsident Benedikt Föger betonte

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„Yoko“ – Bernhard Aichner. Rowohlt.

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Historische Morde

Wien 1923. Die politischen Lager haben sich radikalisiert, die Hakenkreuzler sind auf dem Vormarsch. Ein aufsehenerregender Mord geschieht: Eine stadtbekannte Gesellschaftsdame wird brutal erschlagen in ihrem Schlafzimmer aufgefunden.

„Die weiße Stunde“ –Alex Beer. Limes.

ISBN: 978-3-8090-2765-2

Kaiserliche Verbrechen

Mit dem Schloss Artstetten haben sich Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie einen schönen Landsitz geschaffen. Auch eine Familiengruft soll gebaut werden – doch es kommt zu einem grausigen Fund.

„Im Schatten des Thronfolgers“ – Christine Neumeyer. Picus.

ISBN: 978-3-7117-2143-3

Luca Kiesers „Pink Elephant“ ist kein Roman über rosa Dickhäuter, sondern eine Coming­ofAge­Geschichte über Freundschaft

Ich mach’ mir die Welt

Wie die Welt aussieht, wie man sie mitgestaltet und aus welchen Perspektiven man auf sie blicken kann

Die Welt fühlt sich nicht wie ein sicherer Ort an. Einen solchen wünschen wir uns aber, ebenso wie die Protagonist:innen in den drei Romanen, die ich empfehle. Johanna Grillmayer hat den zweiten Teil ihrer dystopisch-utopischen Trilogie entsprechend benannt: „Ein sicherer Ort“ (Müry Salzmann) erzählt vom Aufbau einer neuen Welt, nachdem die alte zusammengebrochen ist. Die Geschichte spielt in Österreich, zehn Jahre nach dem Jahr null. Die neue Zeitrechnung beginnt mit „dem Ereignis“, bei dem auf unerklärliche Weise beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht wurde. Zu den wenigen Überlebenden zählt die Gruppe um die Protagonistin Jola: eine Art Kommune, die sich von einer Zweckgemeinschaft zur Großfamilie entwickelt hat. Mit Paaren, Dreiecksbeziehungen und Kindern, die geboren wurden, nachdem fast alle ihrer Artgenoss:innen vom Erdboden verschwunden sind.

„That’s life in Dystopia“ heißt der erste Teil der Trilogie, der unmittelbar nach dem Ereignis spielt. „Ein sicherer Ort“ ist nicht nur dem Titel nach weniger dystopisch. Natürlich, das zerstörte Wien lässt einen erschauern, ebenso wie die kaputte Infrastruktur und das Feh-

– Schwerpunkt: Editor’s Choice –Aktuelle Lieblinge

len medizinischer Versorgung. Und doch: In dieser postapokalyptischen Welt gibt es auch Überlebenswillen, Hoffnung, Selbstlosigkeit.

Sicherheit gibt es dort kaum. Das liegt nicht in erster Linie an drohenden Naturkatastrophen, wilden Tieren oder gefährlichen Krankheiten – sondern an Menschen. In der alten wie in der neuen Welt sind sie die größte Gefahr für eine funktionierende Gesellschaft.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind die Stärke der Autorin. Innere Kämpfe der Figuren, familiäre Verflechtungen, Zusammenhalt und Animosität in der Dorfgesellschaft: Grillmayer berichtet davon so, dass man nicht mehr aufhören möchte zu lesen. Jola und ihr Clan wachsen ans Herz, man hofft auf einen guten Ausgang für sie und ist wütend auf die frauenverachtenden, gewalttätigen „Pferdemänner“. Außerdem fragt man sich: Wie würde ich mich verhalten? Wie erschafft man eine gerechte Gesellschaft? Wie in allen guten Dystopien und Utopien geht es auch in dieser nicht nur um eine fiktive Zukunft. Sondern auch um die reale Gegenwart.

Um diese geht es auch in Luca Kiesers „Pink Elephant“ (Blessing). Im Mittelpunkt des Coming-of-Age-Romans steht Vincent:

vierzehn Jahre alt, wohnhaft in einer deutschen Stadt, die mit großer Wahrscheinlichkeit Tübingen ist, und Opfer einer Schlägerei. Verprügelt wird er von Tarek und Ali. Die Sache kommt vor die Polizei. Im Zuge eines außergerichtlichen Opfer-Täter-Ausgleichs freundet sich Vincent mit den beiden an.

Das stellt sich als gar nicht einfach heraus. Der weiße Junge aus privilegierten Verhältnissen fühlt sich anfangs fremd in der neuen Clique. Heimlich rauchen, Alkohol trinken, sich in den Familien seiner Freunde wohlfühlen – das alles muss Vincent erst lernen. Er tut es eifrig, vorsichtig und doch tollpatschig: Um dazuzugehören, kauft er Bräunungscreme, was keineswegs den gewünschten Effekt hat. Und auch beim ersten Päckchen Zigaretten liegt er daneben. Er bringt seinen Freunden weder Marloboro noch Camel noch irgendeine andere akzeptable Marke – sondern ausgerechnet Pink Elephant.

Kieser behandelt Themen wie Rassismus, Klassismus, kulturelle Aneignung oder das in der Geschichte allgegenwärtige und doch kaum erkannte „White Privilege“ subtil. Durch die Augen der heranwachsenden Protagonisten treten Reibungsflächen und Unge-

Text: Linn Ritsch

rechtigkeit klarer zutage – schließlich müssen sie nicht durch den Filter des Rechtfertigens, Wegschauens und Vereinfachens, den sich Erwachsene antrainiert haben. Die Jungs navigieren sich durch eine komplizierte Welt und verändern sie, indem sie sich über Vorurteile hinwegsetzen. Und doch reproduzieren sie diese Vorurteile auch und verhalten sich destruktiv. Und dann kommt es zu einer Katastrophe.

Die Geschichte erlaubt es, sich ganz in den Erzähler, Vincent, einzufühlen. Durch die einzigartige Sprache, viele Rap-Referenzen und eine genaue Figurenzeichnung schafft der Autor einen ganz eigenen Sound. Der dazu passende Rhythmus ergibt sich aus den gekonnt eingesetzten Zeitsprüngen.

Mit „Zerfall der Lage“ von Rudolf J. Wojta (Klingenberg) machen wir einen Zeitsprung in die 1930er-Jahre. Ein junger Dichter aus vermögender Familie quartiert sich als Untermieter in einem Wohnhaus mit mehreren Parteien ein. „Primum scribere“ ist sein Vorsatz: zuerst schreiben, dann leben. An ihn gedenkt er sich eisern zu halten. Allein, viel hält ihn davon ab.

Die Hausgemeinschaft ist ihm nicht zur

Ein sicherer Ort

(Müry Salzmann)

ISBN:

978-3-99014-260-8

Luca Kieser: Pink Elephant (Blessing)

ISBN: 978-3-89667-760-0

Rudolph J. Wojta: Zerfall der Lage (Klingenberg)

ISBN: 978-3-903284-33-3

Gänze wohlgesonnen, die durchs Gebäude ziehenden Gerüche stören des Dichters feine Nase und dann gibt es noch lästige Notwendigkeiten wie das Beschaffen von Heizmaterial und annehmbarer Nahrung. Letztere ist nur in feinen Lokalen zu finden, was sich kaum mit den dürftigen finanziellen Mitteln des noch wenig bekannten Künstlers in Einklang bringen lässt. Was aber vor allem für Ablenkung sorgt, sind Liebe und Leidenschaft. Kurz: das Geschlecht. Wer könnte der Schriftsteller sein? Er ist eifriger Tagebuchschreiber, bisexuell und vor einigen Jahren aus dem sibirischen Kriegsgefangenenlager zurückgekehrt. Der Vergleich mit Heimito von Doderer drängt sich auf. Doch der Autor – Doderer-Kenner und bekennender Fan – lässt seinen Protagonisten namenlos. Leser:innen können selbst interpretieren und entscheiden, was sie glauben möchten. Wojta beschreibt die künstlerischen Ambitionen, amourösen Abenteuer und Versuche der Selbstkasteiung seiner Figur liebevoll und in einer Sprache, die ausgefeilt und elegant ist. Vor allem aber ist sie unglaublich witzig. Ein Buch, das die Stimmung hebt.

Eine mitreißende Erzählung, die zwei gegensätzliche Perspektiven auf unsere Gegenwart verhandelt: sowohl die der defaitistischen Pragmatiker, die den vermeintlichen Tatsachen des Klimawandels ins Auge blicken wollen ohne etwas zu ändern, wie auch diejenige all derer, die von der Veränderbarkeit dieser Tatsachen überzeugt sind – und dafür zu kämpfen bereit sind. Ein dialogisches Pamphlet über die Möglichkeit und Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderung.

Ein Politikberater will der Letzten Generation klarmachen, dass nicht nur ihre Mittel, sondern auch ihre Ziele von völlig falschen Annahmen ausgehen. Er tut dies, da seine Tochter sich der Bewegung angeschlossen hat und er sein Insiderwissen nutzen will, um ihr die Augen zu öffnen. Doch Klara, seine Tochter, erkennt daran vor allem, welchen Glaubenssätzen die selbsternannten Realisten anhängen – und versucht, diese Einsicht für die Letzte Generation zu nutzen.

Sven Hartberger

Lasst Euch nicht täuschen!

Ein Brief an die Letzte Generation fadengeheftete Klappenbroschur, 168 Seiten, 13,5×21 cm

ISBN 978-3-85449-666-3 € 20,–

Krimi und Thriller

Nervenkitzel, literarische Meisterschaft und Pep

Theresa Öhler, Döblinger Buchhandlung

Ende September wurde in der Döblinger Hauptstraße 61 im Wiener 19. Bezirk die Döblinger Buchhandlung wiedereröffnet. Heute ist sie im Besitz von Mirko Waniczek. Geführt von Buchhändlerin Theresa Öhler, erweitert die Buchhandlung ihr Sortiment und bietet von Kinderbüchern über Sachliteratur, Belletristik und Krimis eine breite Auswahl.

„Krimis sind für mich die ideale Entspannung – besonders in der stressigen Vorweihnachtszeit“, erzählt Öhler über ihre eigene Vorliebe für das Genre und erklärt auch dessen andauernde Beliebtheit:

„Die manchmal beklagte Formelhaftigkeit bedient das psychologische Bedürfnis nach Nervenkitzel, der in einer (hoffentlich) gerechten Lösung mündet.“

Im Oktober kommt der 19. Band von Louise Pennys Reihe um den kanadischen Chief Inspector Armand Gamache unter dem Titel „The Grey Wolf“ heraus. Die deutsche Ausgabe erscheint 2025 bei Kampa. Der glücklich verheiratete, besonnene Inspector Gamache ermittelt wieder in dem beschaulichen und doch von erstaunlich vielen Mordfällen gebeutelten Dorf Three Pines, das zum Schauplatz von Pennys Krimi wird, den Theresa Öhler als „die perfekte Mischung aus Gemütlichkeit, Psychologie und durchaus schockierenden Fällen“ beschreibt.

„Es gibt Krimis, die man einfach liest, um einen weiteren Krimi zu lesen. James Kestrel liest man, weil er wirklich gut schreibt.“

„Krimis bedienen das psychologische Bedürfnis nach Nervenkitzel und Gerechtigkeit“

Das sagt Öhler über den amerikanischen Autor, der 2022 für seinen Thriller „Fünf Winter“ mit dem Edgar­Allan­Poe­Preis ausgezeichnet wurde. Sein neuer Roman „Bis in alle Endlichkeit“ (Suhrkamp) ist im Vergleich zu dem früheren Noir­Roman eher ein klassischer Hardboiled­Krimi mit spannender Handlung. Diese zu erfinden sei eine besondere Stärke des Autors, sagt Öhler.

Durch viel mehr Pep als Agatha Christie, trockenen Humor, aber doch auch ein typisch britisches Setting zeichne sich die Autorin Celia Fremlin aus, die Öhler als eine „wunderbare (Wieder­)Entdeckung“ beschreibt. Fremlins Roman „Der lange Schatten“ folgt einer Witwe, die in Verdacht gerät, ihren Mann auf dem Gewissen zu haben. Dass der bereits 1975 erschienene Roman ein halbes Jahrhundert später wieder aufgelegt wird, bezeugt auch die Zeitlosigkeit ihrer Romane.

Noch weiter in die Vergangenheit reichen „Die Schatten von Prag“ (Kanon) von Martin Becker und Tabea Soergel, Theresa Öhlers letzte Empfehlung. Im Jahr 1910 ermittelt im Prag in diesem Krimi niemand anders als Egon Erwin Kisch. Abgesehen von diesem unerwarteten Protagonisten überrascht der Roman auf noch mehr Ebenen: „Im Gegensatz zum durchschnittlichen Genrekrimi sprühen die Dialoge vor Esprit“, findet Öhler. „Die Erstauflage ist wunderschön ausgestattet – ein tolles Weihnachtsgeschenk!“

Text: Adam Greguš
The Grey Wolf (Macmillan)
Bis in alle Endlichkeit (Suhrkamp)
Der lange Schatten (Dumont)
Die Schatten von Prag (Kanon)
Theresa Öhler

Krimi und Thriller

Von radikalen Typen und dem Wiener Schmäh

Kurt Palm, Autor und Regisseur

Letztes Jahr wurde Kurt Palm für seinen Krimi „Der Hai im System“ (Leykam) mit dem Leo­Perutz­Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Es war nicht sein erster wichtiger Preis: Für „Bad Fucking“ gewann er 2011 den Glauser­Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Jahres. Dieses Jahr saß der Schriftsteller und Regisseur selbst in der Jury des Leo­PerutzPreises 2024. Über dessen Gewinner erfahren Sie ab S. 28 mehr.

„Ich mag harte Krimis, in denen nicht lange herumgefackelt wird und die auch eine gewisse gesellschaftliche Relevanz haben, erzählt er über seine eigenen Präferenzen als Leser. „Krimis, die um sich selbst kreisen, sind nicht so mein Ding.“ Auf der heurigen Shortlist für den Leo­Perutz­Preis sind solche Titel erfreulicherweise nicht enthalten. Die Vielfalt der Shortlist zeigen zwei von Palms Empfehlungen: Manfred Rebhandls „Hundert Kilo Einsamkeit“ und Annemarie Mitterhofers „Wiener Magnolienmord“.

Als bekennender Rebhandl­Fan freut er sich immer noch über eine Kritik, in der einst zu lesen war: „Wem Kurt Palm zu geschmackvoll ist, der ist bei Manfred Rebhandl gerade richtig.“ In seinen Romanen, sagt Palm, entstelle Rebhandl die Wirklichkeit bis zur Kenntlichkeit und schreibe gegen Genrekonventionen an. „Er verachtet das Bürgertum, das Spießertum und das Bobotum und macht aus seiner politischen Haltung kein Geheimnis.“ Auch in „Hundert Kilo Einsamkeit“ (Haymon) versam­

„Ich mag harte Krimis, in denen nicht lange herumgefackelt wird“

melt Rebhandl wieder sein „kaputtes, aber liebenswertes“ Ensemble von Ottakringer Charakteren rund um den Superschnüffler Rock Rockenschaub. In Manfred Rebhandls Krimis lerne man ein Wien kennen, das in keinem Reiseführer vorkommt, sagt Palm.

Sehr erfrischend findet er den Roman „Wiener Magnolienmord“ von Annemarie Mitterhofer (Gmeiner). Wegen Mitterhofers philosophischen Überlegungen, mit denen der Krimi gespickt ist, aber auch wegen ihrer Ermittlerin Anna Bernini. „Sie hat einen guten Schmäh und ist dem Alkohol nicht abgeneigt. Allerdings trinkt sie nur einen Bruchteil dessen, was Rock Rockenschaub in sich hineinschüttet, von den Drogen, die er konsumiert, einmal ganz abgesehen.“

Mitterhofers und Rebhandls jeweilige Herangehensweisen an das Krimigenre sind laut Kurt Palm völlig unterschiedlich und unmöglich zu vergleichen. „Wo Rebhandl ein Anarchist ist, dessen Figuren völlig überzeichnet sind, versucht Mitterhofer, innerhalb des Genres eine gute Geschichte mit ‚glaubhaften‘ Charakteren zu erzählen.“ Das ist auch gut so, findet Palm. In Österreich würden zwar viele Krimis erscheinen, das Qualitätsniveau lasse sich aber schwer einschätzen: „Gefühlt kommen jeden Tag fünf neue Österreich­Krimis auf den Markt, mir fehlt da der Überblick. Österreichische Krimiliteratur braucht radikale Typen wie Manfred Rebhandl, aber auch Autorinnen wie Annemarie Mitterhofer, die das Genre mit einem guten Schmäh bedienen.

Text: Adam Greguš
Hundert Kilo
Einsamkeit (Haymon) ISBN: 978-3-7099-7973-0
Wiener Magnolienmord (Gmeiner)
Kurt Palm

– HVB -Mitglieder im Porträt –Wagner’sche Buchhandlung Innsbruck wird 385 Jahre Jahre alt

Wagner’sche Buchhandlung

Text: Karin Kuna

F

ür Anbetung der Asche bleibe sowieso keine Zeit, meint Markus Renk, Geschäftsführer der Medici Buchhandelsgesellschaft. Sie hat ihren Sitz in Tirol, wo der Verlag und das Buchhandelsstammhaus als „Wagner’sche“ subsummiert werden. Zurück geht der Firmenname auf Michael Wagner, einen Augsburger Buchdruckergesellen, der 1639 das Erbe seines verstorbenen Meisters antrat, indem er die verwitwete Chefin heiratete und mitten im Dreißigjährigen Krieg die Gunst der Medici erwarb. Diese Kombination aus handwerklichem Können und kaufmännischem Geschick formte das Fundament, auf dem die spätere Hof- bzw. Staatsdruckerei sowie Universitätsbuchhandlung wuchsen und durch die Jahrhunderte hindurch auch reüssierten.

Tradition allein brachte die Wagner’sche nicht dorthin, wofür das Unternehmen heute steht, versichert Renk und unterstreicht die angewandte Innovationsfreude, die „unseren Ruf als einen der Leuchttürme in der Buchhandelsszene festigte“. Der gelernte Buchhändler und Zahlenmensch kennt die Branche und ihre Fallstricke seit dreißig Jahren, weiß um Herausforderungen, die in Veränderungen liegen, und baut auf sein praktisches Erfahrungswissen. Letzteres war hilfreich in der sukzessiven Etablierung des Wagner’schen Stammhauses als eigenständige Tiroler Buchhandlung (2015). Auf Basis dessen konnte das Filialnetz um Standorte in Wien und Salzburg erweitert werden. Wie er heute schmunzelnd einräumt, erfuhr Renk dank learning by doing auch eine persönliche Herausforderung in der Anpassung seines Managementstils: „Anfangs wollte ich mittels Firmenkorsett einen unternehmerischen Gleichschritt erzwingen, habe jedoch rasch gelernt, meine Kolleg:innen eigenständig laufen und experimentieren zu lassen!“

Renk gibt zu, dass es die unkonventionellen Ideen der Mitarbeiter:innen und deren Kenntnisse um Lokalkolorit sind, die die Wagner’schen Standorte prosperieren lassen: von speziellen Buchpartys für Studierende bis hin zur Schulaktion „BuchÜbernachtung“ ganzer Klassen oder regel-

Innsbruck

mäßigen Vorleseaktionen für die Kleinsten. Nachbarschaft oder Regionalität spielen auch im Wagner’schen Verlag eine zentrale Rolle. Dokumentiert in der Herausgabe von Kleinstauflagen, findet Liebe zum Detail Platz in der Aufarbeitung lokaler Geschichte und kommt in kleinen Geschichten regionaler Erzähler:innen zum Ausdruck. Klein sind die Fans der eigens illustrierten „Wimmelbücher“ aus der Region, die in vertrauten Stadtkulissen der unmittelbaren Umgebung spielen.

Wie geht es für die Wagner’sche nach den ersten 385 Jahren weiter? „Tradition ist gut und schön. Die Herausforderung ist es aber,

„Ich habe rasch gelernt, meine Kolleg:innen eigenständig experimentieren zu lassen!“
Markus Renk

den Kund:innen zu dienen. Dafür wollen wir Kooperationen eingehen. Der Besuch in der Buchhandlung unterliegt keinem Einkaufsstress, sondern dient üblicherweise einer Auszeit im Alltag – das gilt es zu verstehen und zu nutzen“, sagt Markus Renk. Er freut sich über sogenannte Nischen, wie die wachsende Zahl junger Leseratten, ebenso wie über bibliophile Connaisseurs, die eines verbindet: die Leidenschaft für das Buch. Sie wirkt als Transmissionsriemen und hält nicht nur das Wagner’sche Team auf Trab, sie begeistert auch Kund:innen, die als treue Stammklientel eine wichtige Rolle in der Bucherfolgsgeschichte spielen.

HVB -Mitglieder im Porträt –

Verlag Bibliothek der Provinz wird 35 Jahre alt

Bibliothek der Provinz

„Es gab Bücher, die ich gern hätte lesen wollen, also habe ich sie selbst gemacht“
Richard Pils

Vor 35 Jahren schrieb Richard Pils ein Stück Verlagsgeschichte. Am Anfang stand kein durchdachtes Konzept, sondern ein spontaner Entschluss. „Ich hatte nie vor, einen Verlag zu gründen. Lieber geht man doch in eine Buchhandlung und wird einfach dort fündig.“ Pils, ein Quereinsteiger aus dem Schuldienst, spürte eine Lücke in seinen Buchregalen, die er füllen wollte. „Es gab Bücher, die ich gerne hätte lesen wollen, also habe ich sie selbst gemacht.“ Auf diesen Anfang blickt er heute auch mit Humor: „Ich hatte ja keine Ahnung von einem Verlag, ich war ein richtiger Dilettant.“ Das erste Werk, ein Sagenbuch über das Mühlviertel, war der Startschuss für die Bibliothek der Provinz, die seitdem Literatur, Kunstbände und Kinderbücher abseits des Mainstreams und vieles mehr veröffentlicht.

Der Sitz des Verlags ist Weitra im oberen Waldviertel. Für Pils ist die Gegend nicht nur ein Ort der Entschleunigung, sondern auch Zentrum kreativer Impulse. „Die Dis-

tanz zur Großstadt bringt frische Ideen“, erklärt er. „Frei von gängigen Trends lässt sich hier recherchieren und publizieren.“

Als Meilenstein bezeichnet Pils den Bildband „Thomas Bernhard“ mit Porträts von Sepp Dreissinger, der als Sammlerstück gilt und beim „Literarischen Quartett“ besprochen wurde. „Damals hatte die Erwähnung in den Medien noch eine viel größere Auswirkung als heutzutage“, erinnert sich Pils. Als das Buch überall ausverkauft war und der Verlag nachdrucken musste, war es für Pils klar: „Jetzt machen wir Bücher.“ Im Laufe der letzten 35 Jahre entstand ein Programm, das Belletristik, Fotobände und preisgekrönte Kinderbücher umfasst. „Wir veröffentlichen das, was uns gefällt“, betont Pils. Unterstützung erhielt er dabei von seiner Familie, die half, wenn Bücher verpackt werden mussten oder es sonst etwas zu tun gab.

Der Verlag hat sich längst vom „Familiären“, wie Pils es augenzwinkernd nennt, hin zur Professionalität entwickelt. Ein Team von sieben Mitarbeitenden betreut heute die Buchprojekte mit Hingabe und handwerklichem Anspruch.

Auf Künstler:innen wie Herbert Achternbusch, Kinderbuchautorin Linda Wolfsgruber und George Tabori ist Richard Pils besonders stolz, ebenso wie auf die Landschaftsporträts des Fotografen Gerhard Trumler mit Texten von Adalbert Stifter. Zudem hat der Verlag eine Reihe sozialkritischer Werke und regionaler Literatur veröffentlicht, darunter Bücher über den österreichischen Widerstand und die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs, die zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und den sozialen Wurzeln des Landes anregen.

In die Zukunft blickt Verleger Richard Pils mit Besorgnis. „Die Bedeutung regionaler Literatur nimmt ab, die Rezeption kleinerer Verlage in den Medien ebenso. Das finde ich sehr tragisch.“ Auch der Buchverkauf sei zurückgegangen, die Leute seien sparsamer geworden. Weitermachen will er aber trotzdem. „Solange es sich wirtschaftlich für den Verlag ausgeht, werden wir nicht aufhören.“

Text: Ruth Kronbichler

– HVB -Mitglieder im Porträt –Müry Salzmann Verlag wird 15 Jahre alt

Müry Salzmann Verlag

Text: Ruth Kronbichler

Der Müry Salzmann Verlag feiert sein fünfzehnjähriges Bestehen. „Gute Bücher, die auch schön sind.“ Mit diesem Leitgedanken gründete die Verlegerin Mona Müry 2009 mit dem Investor Christian Dreyer-Salzmann den Verlag. Für Müry war dies kein Sprung ins Ungewisse: Sie wagte den Schritt, nachdem sie zwanzig Jahre lang den Anton Pustet Verlag geleitet hatte.

„Es war ein kraftvoller Start“, erinnert sie sich. Anlässlich des Jubiläums haben Müry und Lektorin Silke Dürnberger das erste Verlagsprogramm gesucht. Im Editorial steht: „Dass wir gleich mit einem Dutzend Titel anfangen können und ebenso viele noch in der Planung haben, erfüllt uns mit Stolz. Ein Verlag in dieser Zeit? Wir glauben, mit Leidenschaft und Neugier kann es gelingen.“

„Qualität und Beharrlichkeit sind wichtige Assets“, betont die Verlegerin. „Man muss kontinuierlich dran arbeiten, um ein Profil in der Breite sichtbar zu machen“, fügt Silke Dürnberger hinzu, die seit zwanzig Jahren mit Mona Müry zusammenarbeitet, zunächst im Anton Pustet Verlag und seit der Gründung bei Müry Salzmann. Die Arbeit ist erfolgreich: Autor:innen des Verlags finden sich regelmäßig auf Nominierungslisten renommierter Buchpreise.

Anfangs spezialisierte sich der Verlag auf Kunst- und Architekturpublikationen, darunter preisgekrönte Sondereditionen über die Architektur der Gotik und editorische Mammutwerke in Kooperation mit der Akademie der bildenden Künste Wien. Schon bald wurde das Programm um belletristische Titel erweitert. Der Büchnerpreisträger Walter Kappacher war bereits Teil des ersten Verlagsprogramms. Neben etablierten Autor:innen hat Müry Salzmann ein Händchen für neue Talente wie Laura Freudenthaler, Lydia Haider oder Elke Laznia, die auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2024 stand. Der Verlag wurde mitten in der Finanzkrise gegründet, doch die Zeiten sind nicht einfacher geworden. Herausforderungen durch die allgemeine Weltlage gehen nicht spurlos

„Als Luxus sehen wir, dass wir radikal unabhängig sind und nur veröffentlichen, was wir gut finden“
Mona Müry

am Verlag vorbei: „Wir müssen von allen Seiten höhere Kosten verkraften, tragen als Verlag aber das gesamte Risiko“, sagt Müry. Das viel beachtete Erscheinungsbild der Müry-Salzmann-Bücher kommt nicht von ungefähr: Die Gestaltung der Cover wird direkt im Verlag konsequent aus dem Inhalt der Bücher entwickelt. „In unseren Köpfen entstehen beim Lesen bereits Bilder, die wir dann realisieren“, sagt Dürnberger. „Insofern kommt es zu einer Einheit von Inhalt und Form.“ Bei der Gestaltung bleibt der Verlag konsequent und verzichtet auf kurzlebige Trends. „Der Wiedererkennungseffekt war uns von Anfang an wichtig“, erklärt Müry und zeigt auf die Belletristik-Reihe, die sogenannte „Weiße Reihe“.

Was sich die beiden für die Zukunft wünschen? „Weiterhin ein Programm zu machen, an dem nichts peinlich oder kindisch ist, wie uns bisher attestiert wurde, das ist unser Bestreben“, sagt Dürnberger. Als Perlenfischerei könnte man die Tätigkeit auch bezeichnen, um das Wort einer Dresdner Buchhändlerin aufzunehmen, die in den Büchern des Müry Salzmann Verlags wahre Perlen sieht. Müry resümiert: „Einen Verlag zu führen ist keine einfache Sache. Als unseren Luxus sehen wir, dass wir radikal unabhängig sind und nur veröffentlichen, was wir wirklich gut finden.“

Heinrich Steinfest gewann dieses Jahr den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur

Krimis zur

Katharsis

Heinrich Steinfest malt Bilder, schreibt Romane und Kriminalromane. Letztere verdienen mehr Anerkennung, sagt er. Denn in keinem anderen Genre kann er so viel von dem unterbringen, was ihn bewegt

Interview: Erich Klein

Der Schriftsteller und bildende Künstler Heinrich Steinfest wurde 1961 in Albury, Australien, geboren. Er wuchs in Wien auf und war dort bis Ende der 1990er-Jahre als freischaffender Künstler tätig. Dann zog der Maler und Schriftsteller nach Stuttgart, heute lebt er überwiegend bei Heidelberg im Odenwald. Seine ersten literarischen Werke veröffentlichte er Mitte der 1990er-Jahre, hauptsächlich Erzählungen, surreale und Science-Fiction. 1996 erschien sein erster Kriminalroman „Das Ein-Mann-Komplott“. Neben mehr als zwei Dutzend Romanen und Beiträgen für Anthologien schreibt er gelegentlich essayistische Artikel für Zeitungen und Zeitschriften. Steinfest erhielt zahlreiche Preise, jüngst den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur. Zuletzt erschienen im Piper Verlag in der Markus-Cheng-Reihe: „Gemälde eines Mordes – Frau Wolf und Cheng ermitteln“ (2023) sowie der Roman „Sprung ins Leere“ (2024).

Herr Steinfest, wohin fällt man bei einem Sprung ins Leere? In einen Roman? Heinrich Steinfest – Man springt in die Leere, um sie zu füllen: mit einer Idee, mit einer Geschichte, mit Bildern. Es ist beim Malen die leere Leinwand, beim Denken ein Moment der Gedankenlosigkeit und beim Schreiben das weiße Blatt Papier oder eher die Scheibe des Bildschirms. Es ist wie bei der Bildhauerei, wenn gesagt wird, die Figur stecke im Stein und müsse nur herausgeschlagen werden. Ich glaube, dass im leeren Papier bereits die Geschichte steckt und mittels der Sprache herausgelöst wird. Sie ist die Realität tief in der Leere des weißen Papiers.

An welche ersten Bücher oder Geschichten, die Ihnen vorgelesen wurden, erinnern Sie sich?

Steinfest – Wenn wir von der Wohnung in der Weyringergasse die Argentinierstraße, die bei uns „Argentinierberg“ hieß, zum Wirtshaus meiner Großmutter in der Taubstummengasse hinuntergingen, drängte ich meine Mutter stets dazu, mir erfundene Geschichten zu erzählen. Es ging wohl meistens um irgendwelche Käfer, keine verwandelten, sondern freundlich gepunktete, eingebettet in moderate Abenteuer. Mein Bruder und ich, wir waren süchtig nach diesen kleinen Erzählungen.

Die ersten Bücher, die Sie selbst gelesen haben?

Steinfest – Meine ersten Leseerlebnisse waren lange Zeit Comics. Ich war immer ein Fan von Donald Duck, dessen alltägliche Schwierigkeiten, diese Mischung aus Größenwahn und Scheitern, mich sehr angezogen haben. Er war mir sogar – Choleriker hin oder her – lieber als seine Neffen. Der erste Anti-Held, dem ich gefolgt bin. Später dann Kafka, Dürrenmatt, Doderer, Musil, endlich Thomas Bernhard, Lovecraft, Philip K. Dick, Highsmith, Wittgenstein. Das sind auch die,

zu denen ich immer wieder zurückkehre und bei denen ich mir Rat und Trost suche. Mehr Trost eigentlich.

Wann haben Sie zu schreiben begonnen?

Steinfest – Bezüglich Schreiben war ich wie eins dieser Kinder, bei denen man fürchtet, sie würden nie aus dem Stadium des Krabbelns herauskommen. Alle anderen sitzen oder gehen schon, bevor solche Kinder dann gleich zwei Phasen überbrücken und vom Krabbeln praktisch direkt zum Hürdensprung übergehen. Das heißt, ich habe weder Tagebücher noch Gedichte noch sonst etwas geschrieben und erst in meinen späten Zwanzigern, allerdings nach einem Leben als Maler, mit einer Langerzählung angefangen. Vor allem war ich, bevor ich Schreibender wurde, Lesender.

In ihren Büchern tauchen mehrfach Haie auf: Haben Sie etwa einmal eine Haiattacke erlebt?

„Donald Duck war der erste Anti-Held, dem ich gefolgt bin“
Heinrich Steinfest

Steinfest – Das wäre nicht schlecht für die Vita: Der Autor überlebte in frühen Jahren eine Haiattacke. Was gut passen würde, da ich in Australien auf die Welt gekommen bin. Aber nein, ich bin nie einem Hai begegnet, außer denen im Haus des Meeres, das ich noch gekannt habe, als es kein Vergnügungspalast gewesen ist. Aber ich bin von Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ infiziert worden. Vor allem fasziniert mich, wie sehr Fiktion auf reale Verhältnisse einwirkt. Waren Ärzte immer schon so – oder erst, seitdem es Ärzteromane und TV-Serien über Kliniken gibt? War uns die Dusche und vor allem der Duschvorhang immer schon ein wenig unheimlich – oder erst seit Hitchcocks „Psycho“? Oder die ironische Frage, die ich in „Nervöse Fische“ stelle, ob Weiße Haie erst so aggressiv wurden, nachdem

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„Jaws“ in die Kinos kam und gewissermaßen die Tiere begannen, unsere Erwartungshaltung zu erfüllen.

Musil bezeichnete einmal Thomas Manns „Zauberberg“ als „Haifischmagen“, in den alles hineinpasst. Sie haben den Kriminalroman als Genre bezeichnet, in dem alles möglich ist. Wie kam es zur Entscheidung, Krimis zu schreiben?

Steinfest – Die Entscheidung für den Kriminalroman resultierte aus dem Gefühl, darin alles unterbringen zu können, was mich beschäftigt. Und damit auch die Gattungen zu vermischen. Darum betone ich gern, keine Krimis, sondern Kriminalromane zu schreiben. Darin kommt alles vor, was auch sonst in Romanen vorkommt: die Philosophie, die Landschaft, der Traum, das Fantastische, Kinder, Tiere, Kunst, Haushalt etc. Nicht nur der Fall, den es zu lösen gilt. Über die markttechnischen und kritikertechnischen Umstände des Genres habe ich mir anfangs keine Gedanken gemacht, aber da bin ich von der Realität eingeholt worden.

Wie wichtig sind Ihnen Klassiker wie Chandler & Co.? Und was halten Sie von „historischen“ Krimis, von denen es immer mehr gibt?

Steinfest – Die Klassiker gehören zu meinen Leseerlebnissen, die dem eigenen Schreiben vorangingen. Chandler, vor allem Hammett, aber auch Chesterton, der mir mit seiner „Verteidigung der Detektivgeschichte“ alles gesagt hat, um das Genre zu begreifen und zu würdigen. Er schreibt etwa, dass der erste wesentliche Wert der Detektivgeschichte darin liegt, „dass sie die früheste und bis jetzt einzige Form volkstümlicher Literatur ist, in welcher sich ein gewisser Sinn für den poetischen Gehalt des modernen Lebens ausdrückt“. Und dann eben Highsmith, die für mich die wichtigste von allen ist. Historische Krimis sind nicht so mein Ding, ich schreibe gern über die Zeit, in der ich lebe. Wenn es in die Vergangenheit geht, immer nur in die Vergangenheit der Figuren.

Wie entstand Ihr Serien-Detektiv Markus Cheng?

Steinfest – Ich weiß es nicht. Er war einfach da. Mag sein, dass es eine gewisse Rolle spielte, dass ich in den Jahren davor einige Zeit in China gewesen bin und mich in China geradezu verliebt habe. Andererseits lehnt Cheng seine chinesischen Wurzeln völlig ab und sieht sich als der wienerischste aller Wiener. Ich denke, das hat mich am meisten interessiert, dieser Zwiespalt, der sich daraus

ergibt, für jemand gehalten zu werden, der man nicht ist, nur aufgrund einer bestimmten Physiognomie. Freilich hatte ich nie eine Serie geplant. Jetzt sind es sieben ChengRomane geworden. Manches geschieht auch ohne Plan.

Die ersten Sätze Ihrer Bücher fallen auf –wann werden sie geschrieben? Zum Beispiel „Oha“.

Steinfest – Der erste Satz, die erste Seite, sie sind ungeheuer wichtig. Das ist der Moment, da man den Leser und die Leserin packt oder nicht. Auf den nächsten Seiten hat man zwar

Jeder spielt sich selbst, manche besser, manche schlechter. Ich würge aber nicht daran, doch es ist so, wie Heimito von Doderer zu Beginn seines Romans „Ein Mord den jeder begeht“ schreibt: „Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will.“ An mir rinnt, gleich ob ich jetzt in Stuttgart oder bei Heidelberg lebe, ständig die österreichische Sauce herunter, meine Kindheit in Wien, das Gute wie der Schrecken.

auch diese Chance, aber es wird schwerer, wenn es auf der ersten Seite nicht gefunkt hat. So, wie man sagt: Liebe auf den ersten Blick. Wobei es natürlich auch Liebe auf den zweiten Blick gibt. Manchmal braucht es Zeit. Das sind die Bücher, die man weglegt, aber aus irgendeinem magischen Grund Jahre später wieder aufschlägt und dann endlich hineinfindet.

Peter Handke sagte einmal, „Österreich ist das Fett, an dem ich noch immer würge“. Wie verhält es sich bei Ihnen mit Österreich? Sind Sie weggegangen, um immer wieder darüber zu schreiben?

Steinfest – Mein Weggang aus Kakanien hatte persönliche Gründe, aber der Blick aus der Ferne hat natürlich seinen Reiz, wie auch die ständige Wiederkehr. Österreich war und ist für mich die Wirklichkeit als Theater beziehungsweise ein Theater der Wirklichkeit.

Ein kleiner Word Rap, wenn Sie erlauben: Handke oder Bernhard? Wittgenstein oder Heidegger? Theater oder Lyrik? Kino oder Roman? Ösi oder Ossi?

Steinfest – Ich rappe nicht. Bernhard. Wittgenstein. Lyrik. Beides. Keines, zumindest nach den letzten Wahlen, da wie dort.

Welche Bedeutung hat für Sie als Autor Politik? Vor dem Hintergrund von Russlands Krieg in der Ukraine erfolgt ein ziemlich martialischer Sinneswandel einer jahrzehntelang pazifistischen Gesellschaft. Die letzten Kapitel von Ihrem „Sprung ins Leere“ führen weit in die Untiefen des Kalten Kriegs zurück.

Steinfest – Das hat mich tatsächlich schockiert und schockiert mich noch immer, diese aufgebrochene „Kriegsbegeisterung“ und gewisse Anklänge an das Kriegspressequartier. Ich bin weiterhin Pazifist, auch wenn mich

einige deshalb für einen Trottel halten. Das war bereits zur Zeit der Jugoslawienkriege so. Ich würde nicht wollen, dass mein Kind auf dem Feld der Ehre stirbt. Es ist leicht, nach mehr Waffen zu schreien und das Pathos des Heldentods zu bemühen, wenn man dafür nicht die eigenen Kinder ins sinnlose Töten schicken muss. Haben wir irgendetwas gelernt? Nein! Der „Sprung ins Leere“ verweist am Ende auf den Wahnsinn einer Auseinandersetzung, die bis heute besteht und immer wieder neue, tödliche Blüten treibt. Und stets bemüht ist, so viel Welt wie möglich in den Schlamassel mit hineinzuziehen.

„Literatur ist eine Form von Eskapismus, und beim Kriminalroman flüchten sich Leser und Leserin in die Untiefen menschlichen Handelns“

Heinrich Steinfest

Woher rührt das große Interesse Ihrer Figuren an bildender Kunst von Yves Klein über Duchamp und Brancusi bis zu Spitzweg, Ruisdael und Breughel?

Steinfest – Ganz einfach. Es ist wie bei meiner Hauptfigur Klara Ingold aus dem „Sprung ins Leere“. Ich liebe die bildende Kunst, nicht ganz so libidinös, wie Klara das tut, aber vor einem Gemälde zu stehen und quasi in dieses einzusteigen, bereitet mir größtes Vergnügen. Zudem hat natürlich meine Art zu schreiben etwas von Malerei, darum auch die Bedeutung der Farben, der Details, der Vergleiche mit Motiven aus der Kunst, auch die Bedeutung des Ornaments, in meinem Fall Fußnoten, ein Schmuck, aber ein erklärender, weiterführender, ein Hinschweifen.

Im Zusammenhang mit Ihren Porträtfotos: Was bedeute es, in den Rahmen oder in ein

Bild oder aus dem Rahmen und aus einem Bild zu steigen?

Steinfest – Na ja, das ist wie die Sache mit dem Kaninchenbau. Oder so wie Doderer es beschreibt, wenn er sagt, dass ein realistischer Romanautor jemand sei, der in ein erfundenes Gewand schlüpft und bei wirklichen Ärmeln wieder herauskommt. Wobei ich möglicherweise ein Autor bin, der bei einem wirklichen Gewand hineinschlüpft und bei erfundenen Ärmeln wieder herauskommt.

Vermutlich könnte man einen kleinen Reader „Steinfest und die bildende Kunst von A–Z“ zusammenstellen.

Steinfest – Ja, Steinfest und die bildende Kunst – ich hoffe, dass jemand das schreibt. Wobei ich mit der Avantgarde und Moderne begonnen und mich rückwärts bewegend zu den Alten Meistern hinbegeben habe. Allerdings zähle ich zwischenzeitlich auch Jackson Pollock zu den Alten Meistern. Duchamp sowieso.

Im Caspar-David-Friedrich-Jahr ist es geradezu müßig, auf dessen Bild „Mönch am Meer“ hinzuweisen, zu dem Kleist einen drastischen Kommentar schrieb: Wenn man es anschaut, ist es, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären …

Steinfest – In jedem Fall, siehe Kleist, sind der Betrachter und die Betrachterin stets Teil des Bildes. Ihre Betrachtung führt zur Realität des Objekts, aber auch zu seiner Vielschichtigkeit, weil jeder und jede das Bild ein wenig anders sieht oder den Text anders liest. Ich nenne das die verschiedenen „Färbungen“. Wir haben einen bestimmten, sehr persönlichen Blick auf die Ereignisse und können uns letztlich nicht von unseren Vorurteilen lösen, und manche davon haben etwas für sich.

Gibt es ein größeres Geheimnis als Mord?

Steinfest – Nun, das Geheimnis der Liebe ist auch nicht gerade klein. Klar, jetzt könnten Sie mich fragen, warum ich keine Liebesromane schreibe. Aber ich habe schon gesagt, wie sehr mir die Form des Kriminalromans ideal erscheint, die Leere zu füllen, eben auch mit dem Geheimnis der Liebe, das dem Geheimnis des Schreckens, von dem der Mord eine Ausformung darstellt, gegenübersteht.

Wie verhält es sich mit der sogenannten kriminellen Energie, muss ein Autor sie aufbringen?

Steinfest – Kriminelle Energie? Ich weiß nicht, ich verfüge bloß über schriftstellerische Energie, aber vielleicht ist »

Kontinent Kinderbuch

Juliane Zach

Unsere Kolumnistin Juliane Zach ist im Institut für Jugendliteratur für Literaturvermittlung verantwortlich und arbeitet für 1001 Buch www.jugendliteratur.at

Sich erinnern

„Erinnerst du dich?“ – fragt der diesjährige H.C.-Andersen-Preisträger (Illustration) Sydney Smith in seinem neuen Buch. Dieses Thema ist mir noch in weiteren Neuerscheinungen begegnet. Der Klett Kinderbuchverlag, der 2024 sein 15-Jahr-Jubiläum feiert, hat mit gleich zwei Titeln eine neue Kinderbuchreihe gestartet: Unter dem Titel „Wir Kinder von früher“ bringen Daniela Kulot und Gerda Raidt ihre Kindheitserinnerungen jeweils in Text und Bild zu Papier. Das brachte mich selbst zum Nachdenken. Was hat sich seit meiner Kindheit verändert? Tja, zum einen sehr viel, einiges ist aber auch gleich geblieben – wie meine durchgängige Liebe zu Kinderbüchern. Leider sind viele meiner Lieblingsbücher nicht mehr lieferbar. Wie beispielsweise „Das Kopftuch meiner Großmutter“ von Heinz Janisch (H.C.-Andersen-Preisträger in der Kategorie Text) und Aljoscha Blau. Darin erinnert sich der Autor mit dem ihm eigenen poetischen Einfühlungsvermögen an einen geliebten Menschen. Manchmal kann Literatur bei der Antwort auf die Frage „Erinnerst du dich?“ ganz besonders helfen.

» die ja glücklich verwandelte kriminelle Energie.

Was ist der Grund für die Popularität von Krimis? Hat das ökonomische Ursachen?

Sagt das etwas über den Buchmarkt und die Gesellschaft aus?

„Ich tummle mich ja im Kriminalroman wie im NichtKriminalroman, meine aber mitnichten, einmal seichte und einmal hohe Literatur zu verfassen“
Heinrich Steinfest

rin in die Untiefen menschlichen Handelns. Das hat auch etwas von Katharsis. Oder so, als wollte man das Schreckliche bannen, indem man ihm in der Fiktion begegnet und mitunter sogar Vergnügen daraus bezieht. Was mich persönlich eher stört, ist die noch immer gegebene unterschiedliche Wertung der Genres. Ich tummle mich im Kriminalroman wie im Nicht-Kriminalroman, meine aber mitnichten, einmal seichte und einmal hohe Literatur zu verfassen.

Was muss Literatur können?

Steinfest – Trösten. Erfreuen. Aufwecken. Mitnehmen. Im Grunde wie eine gute Reisebegleitung, die auch in schwierigen Momenten eine Hilfe ist, wenn Abgründe sich auftun.

Was können Sie mit diesen Ausdrücken anfangen: „the ideal reader suffering from an ideal insomnia“.

Steinfest – Das bezieht sich auf eine Äußerung von Joyce, der von seinem idealen Leser verlangte, sein ganz Leben dem Lesen von seinen, also Joyces Werken zu widmen. So weit würde ich nicht gehen, freue mich aber, wenn eine Leserin oder ein Leser mir erzählt, eines meiner Bücher habe sie oder ihn in einem bestimmten Moment gerettet.

Und die Macht das Glücks …?

schlechte Literatur der guten vorzieht und Detektivgeschichten deshalb mag, weil sie schlecht geschrieben sind“. Klar, es gibt auch schlecht geschriebene Krimis, aber es gibt auch schlecht geschriebene Lyrik, und Langeweile als Ausdruck hoher Kunst anzusehen halte ich ebenso für falsch. Literatur ist eine Form von Eskapismus, und beim Kriminalroman flüchten sich Leser und Lese-

Das neuste Buch von Heinrich Steinfest

Ein Mann springt ins Leere. Eine Frau springt ins Leere. Die Frau allerdings drei Jahre vor dem Mann. Es sind diese enigmatischen Bemerkungen, die die Suche der Klara Ingold, Aufseherin im Wiener Kunsthistorischen Museum, nach ihrer 1957 auf mysteriöse Weise verschwundenen Großmutter in Gang setzen. Drei ausgeklügelte Züge in einem Spiel mit scheinbar offenem Ende. Das aus der Hinterlassenschaft der alten Dame stammende Foto einer ins Leere springenden Frau wird von der Enkelin zuerst für eine Referenz auf Yves Kleins berühmte Fotomontage „Le Saut dans le Vide“ gehalten, bis sich herausstellt, dass die Ikone der französischen Nachkriegskunst etliche Jahre später entstand als mutmaßliche Referenz darauf.

Am Bildrand angebrachte japanische Schriftzeichen lassen Klara gemeinsam mit dem ehemaligen Schriftsteller, nunmehrigen Konditoreibesitzer und regelmäßigen Museumsbesucher Georg Salzer über die Zwischenstation Wuppertal für eine Woche ans andere Ende der Welt aufbrechen. In Japan kommt es zu einer Reihe merkwürdiger Begegnungen: Neben dem Maler Hashimoto und dem Bild „Die blinde Köchin“ ist da der Regisseur Takashi Itō, der Klara neben George Clooney, Kim Nowak und Philip Seymour Hoffman als Hauptdarstellerin für einen Film engagiert. Weitere unwahrscheinliche Wahrhaftigkeiten und Orte des in immer größere Verwicklungen führenden Romans: ein augenzwinkernder Sumo-

Steinfest – Im Moment des Glücks bin ich auch immer ein wenig unglücklich. Vielleicht, weil ich das Glück nicht gänzlich fassen kann. Immer erst, indem ich darüber schreibe.

Steinfest – Chesterton sagte, es stimme nicht, „dass der Großteil der Bevölkerung «

Ringer, ein mysteriöses, jahrzehntelang in einer Zahnplombe verstecktes Objekt, die sogenannte Gorsky-Brille, Helsinki in den Tiefen der Zeit des Kalten Kriegs, schließlich der Semmering und ein fataler Sprung, infolge dessen Klara meint, in einem Gemälde zu sein. Wie könnte es anders sein als genau in Yves Kleins „Sprung ins Leere“, das drei Jahre nach Helga Blumes „Sprung ins Leere“ entstanden war: „Klara war glücklich, bevor nun auch sie, endlich, ins Leere stürzte.“ Heinrich Steinfest erzählt mit Spannung, als ginge es um Indiana Jones, seine geradezu barocke Formulierungskunst lässt eine Welt voller frappierender Ereignisse und Details entstehen, die man auch nach fünfhundert Seiten nur ungern wieder verlässt.

Heinrich Steinfest: Sprung ins Leere (Piper 2024)

ISBN: 978-3-492-07215-1

Österreich Als Wien wurde

Illustration: Katharina Klein

HUGO BETTAUER:

DIE STADT OHNE JUDEN

Hugo Bettauer, 1877 als Sohn eines Börsenmaklers in Wien geboren, hatte ein turbulentes Leben bevor er mit vierzig zum Erfolgsautor wurde: zwei Ehen, das Erbe verloren, zweimalige Auswanderung nach Amerika samt Rückkehr nach Europa. Deutsch land wies den journalistischen Aufdecker aus, seine Kar riere als Berichterstatter im Ersten Weltkrieg war kurz. Bettauers Er und Sie. Wochenschrift für Lebenskunst und Erotik wurde als sittengefährdend beschlagnahmt. Der literarisch größte Erfolg des am Kolportageroman geschulten Bettauer war die Satire „Die Stadt ohne Juden“ (1922). Die gute alte Zeit ist zu Ende, die Hauptstadt von Kakani en zeigt ihr wahres Gesicht. Eine ums Parlament versammelte Menschenmauer – Bürger:innen und Arbeiter:innen, Damen und Frauen aus dem Volke, Burschen und Greise, Mädchen, kleine Kinder, Kranke in Rollwagen – schreit: „Hinaus mit den Juden!“ Im Haus der Volksvertreter teilt Bundeskanzler Doktor Schwertfeger, selbsterklärter „Schätzer der Juden“ und „Befreier Österreichs“, seinen Untertanen die Notwendigkeit der neuen Maßnahmen mit: „Die Sache ist einfach die, daß wir österreichische Arier den Juden nicht gewachsen sind.“ Bis Jahresende müssen Juden, nicht nur getaufte Juden, sondern auch „Judenstämmlinge“ das Land verlassen. Rasch wird klar, dass die Sache so einfach nicht ist. Selbst Nationalrat Antonius Schneuzel hat nicht bedacht, dass sein Schwiegersohn einst konvertierte und seine Enkelkinder dementsprechend vertrieben werden. „I geh net nach Zion“,

heult die Frau Tochter, selbst Köchin Pepi erklärt: „I geh’! I heirat’ mein’ Isidor, der was Kommis im Konsumverein is, und wann er auswandern muß, wander’ i mit ihm aus!“

Die leichten Damen in der Gumpendorfer Straße denken über Konversion nach. Im Döblinger Heim der Spineders versucht sich der Hausherr, seines Zeichens „Demokrat und durch und durch ein treuer Diener der Republik“, in Sittlichkeit: Dass auch sein Schwiegersohn in spe, Leo Strakosch, Jude ist, ficht den Hofrat nicht an.

Was aber sein muss, muss sein. „Um sechs Uhr abends läuteten sämtliche Kirchenglocken zum Zeichen, daß in ganz Oesterreich kein Jude mehr weilte.“

Was folgt, ist die Verösterreicherung

Wiens: Am Theater werden nur noch Ganghofer und Anzengruber gespielt, die neueste Mode heißt Loden und Flanell, die Kaffeehäuser leeren sich, Bälle und Redouten stehen unter dem Zeichen des Dirndlkostüms. Die völlige „Deroutierung des Bankenwesens“ führt dazu, dass Wien jegliche Bedeutung als mitteleuropäischer Handelsplatz verliert.

Leo Strakosch ist derweil aus Paris mit falschen Papieren als Kunstmaler Henry Dufresen (29 Jahre alt, katholisch, ledig) nach Wien zurückgekehrt. Mit diversen Listen gelingt es ihm, den Juden die Rückkehr in die Stadt möglich zu machen. Der Bürgermeister „betrat den Balkon, streckte segnend seine Arme aus und hielt eine zündende Ansprache, die mit den Worten begann: ‚Mein lieber Jude!– –‘“ Slapstick und Happy End der „Stadt ohne Juden“ werden von sardonischem Lachen übertönt. Hugo Bettauer wurde 1925 von einem Nationalsozialisten ermordet.

„Seine Methode, Geschehnisse und Personen des Tages noch warm in den Roman zu übernehmen, ist so neu wie wirkungsvoll, und Bettauer kann auch gar nicht genug des literarischen Garns spinnen, in das ihm das Leben läuft.“

Alfred Polgar: „Wiener Sommer“ (1924)

Hugo Bettauer: „Die Stadt ohne Juden. Ein Roman von übermorgen“. Milena Verlag Wien 2024 ISBN: 978-3-903460-33-1

Text: Erich Klein

– Gastkommentar –Laudatio auf Robert Stocker

Der Ermöglicher

Mehr als drei Jahrzehnte setzte sich Robert Stocker feinsinnig und erfolgreich für die Anliegen der heimischen Literatur- und Buchbranche ein. Dafür verdient er besondere Anerkennung

Text: Alexander Potyka

Wenn man nach Konstanten im österreichischen Literaturbetrieb der vergangenen vier Jahrzehnte sucht, wird man vermutlich an etablierte Autor:innen, langgediente Verleger:innen und erfahrene Buchhändler:innen denken. Der genaue Blick hingegen führt einen unweigerlich zu jenem jungen Akademiker, der am 11. Jänner 1988 seinen Dienst in der Literaturabteilung des damaligen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Sport antrat, mehr zufällig als geplant, wie er gern erzählt: Dr. Robert Stocker. Das sollte sich als Glücksfall für alle Betroffenen erweisen. Mit ihm gewann sein Vorgesetzter, Ministerialrat Dr. Wolfgang Unger, einen zuverlässigen und belesenen Mitarbeiter, der bald zu seinem Stellvertreter aufstieg. Seine Mitstreiter in der Abteilung erhielten einen loyalen und umgänglichen Kollegen.

Die österreichische Literaturszene, Autor:innen, Literaturveranstalter:innen und Literaturvereinigungen, Verlage und später auch öffentliche Bibliotheken, erhielten mit Robert Stocker einen Schirmherrn.

Als Ansprechpartner für die Branche, der seit 2001 den schönen Titel eines Ministerialrats und damit Abteilungsleiters trägt, erfüllt er seine Rolle seit nun 34 Jahren nie gönnerhaft. Er verstand sich stets als Ermöglicher, als sachkundiger Unterstützer, der die Aktivitäten und Initiativen der Szene bei aller angemessenen kritischen Distanz mit wohlwollender Sympathie beurteilte. Beamt:innen, beziehungsweise öffentlich Bedienstete, sehen sich ja mit vielen Vorurteilen konfrontiert, was ihre Arbeit, ihr Arbeitspensum, ihre Fantasie, ihre Kompetenz und ihren Realitätssinn betrifft. Robert Stocker ist so etwas wie der lebende Gegenbeweis zu diesem Image. Wer mit ihm mehr zu tun hat als den Austausch von Förderantrag gegen Förderbescheid, weiß, dass hier ein ebenso sachkundiger wie leidenschaftlicher, durchaus konfliktfähiger Fachmann tätig ist. Er beherrscht nicht nur das Einmaleins des bürokratischen Alltags und die Kunst des Pragmatismus, sondern hat auch kreative und persönliche Vorstellungen davon, wie der gemeinsamen Sache,

„Er verstand sich als sachkundiger Unterstützer, der die Initiativen der Szene mit wohlwollender Sympathie beurteilte“

der Literatur, zu dienen ist. Diese Vorstellung bietet er an, doch zwingt sie nicht auf. So trägt die Ausgestaltung so manches Preises und seiner Verleihungsfeier oder der Gastlandauftritt Österreichs in Leipzig ebenso seine Handschrift wie der traditionelle Empfang zur Frankfurter Buchmesse: Er war für Robert Stocker weniger Förderfall als Anliegen, für das er sich immer persönlich verantwortlich gefühlt hat.

Nicht wenige seiner Vorgesetzten – beamtete und solche in politischen Funktionen –brillierten mit Reden, deren Geschliffenheit und kluge Eleganz die Urheberschaft des Dr. Stocker kaum verleugnen konnten.

Robert Stocker ist ein sehr zurückhaltender Mensch, eine kostbare und in der Kunstszene recht rare Eigenschaft. Sein sphinxisches Lächeln ist nicht immer leicht zu deuten, seine Contenance nur schwer zu erschüttern. Man könnte meinen, dass seine persönliche Vorliebe für das Britische sein Auftreten geprägt hat. Ich hingegen habe gehört, dass Briten, die das Understatement und den feinen Humor üben wollen, bei Dr. Stocker in die Lehre gehen.

Öffentliche Verwaltung wird im Allgemeinen vor allem an ihren Defiziten gemessen, so wie es ja leichter zu fallen scheint, Kritik auszusprechen als Lob. Spätestens jetzt, da sich die Tätigkeit Dr. Stockers mit seinem Eintritt in den Ruhestand im April 2025 dem Ende zuneigt, sei die Gelegenheit genutzt, ihm im Namen des gesamten Literaturbetriebs Anerkennung auszusprechen und für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zu danken.

Alexander Potyka ist Verleger des Picus Verlags und Vorsitzender des Österreichischen Verlegerverbands

Veranstaltungen Dezember 2024

SAMSTAG, 7. 12.

Julia Fürbaß: „Papiertiger“ (Morawa Leoben, Hauptplatz 14, 8700 Leoben, 17:00)

Roma Advent 2024: Sanja Abramović (Edition Lex Liszt, Raingasse 9b, 7400 Oberwart, 19:00)

Die liederlichen Ladycops. Mit Julia Cencig, Sylvia Haider und Kristina Sprenger (Theater der Komödie Graz, Münzgrabenstraße 36, 8010 Graz, 19:30)

SONNTAG, 8. 12.

Markus Meyer liest Heinrich Böll (Akademietheater, Lisztstraße 1, 1030 Wien, 11:00)

Robert Palfrader: „Ein paar Leben später“ (Bühne Mayer Mödling, Kaiserin Elisabeth-Straße 22, 2340 Mödling, 19:30)

MONTAG, 9. 12.

Boris von Heesen: „Was Männer kosten. Der hohe Preis des Patriarchats“ (Hauptbücherei/Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:00

Der Zeit ihre Bücher: Zuversicht (Kepler Salon Linz, Rathausgasse 5, 4020 Linz, 19:30)

Veza Canetti: „Die Schildkröten“ (Akademietheater, Lisztstraße 1, 1030 Wien, 20:00)

DIENSTAG, 10. 12.

Nahaufnahme – Laura Freudenthaler (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00)

Rotraut Schöberl: „Messer, Gabel, Mord“ (Thalia Buchhandlung 1060, Mariahilfer Straße 99, 1060 Wien, 19:00) Gerti Drassl liest: „Travestie der Liebe. Else LaskerSchüler. Vicki Baum. Else Feldmann“ (Porgy & Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien, 20:30)

MITTWOCH, 11. 12.

„Liebe ist …“: Maria Köstlinger & Juergen Maurer (Lesung), Duo Sonare: (Salzburger Marionettentheater, Schwarzstraße 24, 5020 Salzburg, 16:00) Clemens J. Setz: „Der Trost runder Dinge“(Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 16:00)

DONNERSTAG, 12. 12.

Zunder – Katja Gasser und Klaus Kastberger im Gespräch (Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien, 19:00) denken. leben. schreiben. positionen und welthaltungen österreichischer autor:innen (Stifter Haus Linz, Adalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linz, 19:30)

Tea for Three – Literarisches Kamingespräch. Klaus Nüchtern, Daniela Strigl und Lisz Hirn (Hauptbücherei/ Büchereien Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien, 19:30)

FREITAG, 13. 12.

Heinz Marecek: „Mein Kollege, der Affe“ (Hotel Schneeberghof, Wiener Neustädter Straße 24, 2734 Puchberg am Schneeberg, 19:00)

Rudolf Habringer & Fritz Popp: „… und dann zünden wir den Christbaum an“ (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:30)

Am 10. Dezember ist Laura Freudenthaler im Literaturhaus Wien zu Gast

Ilja Trojanow liest am 18. Dezember im Wiener Konzerthaus

Hier präsentieren wir eine Auswahl aktueller Buch-Events. Viele weitere finden Sie im HVB -Veranstaltungskalender! Er ist mit freundlicher Unterstützung des BMKÖS entstanden.

SAMSTAG, 14. 12.

Thomas Brezina: Lesung & Signierstunde (Friedensburg Schlaining, Rochusplatz 1, 7461 Stadtschlaining, 14:00)

Florian Klenk: „Über Leben und Tod in der Gerichtsmedizin“ (Spielboden Dornbirn, Färbergasse 15, 6850 Dornbirn, 20:00)

SONNTAG, 15. 12.

Bruno Schernhammer: „Am weißen Fluss – Die Kinder des Almtals“ (musikalische Lesung). Musik: Franziska Hatz und Richie Winkler (Viktoria, Viktoriagasse 5, 1150 Wien, 16:00)

Rudi Hausmann: „Einmal möcht’ ich’s Christkind seh'n“ (Hob I Raum, Hanuschgasse 1/28A, 2540 Bad Vöslau, 16:00)

Katharina Stemberger & Wolfgang Panhofer (Musium Reinsberg, Reinsberg 18, 3264 Reinsberg, 16:00)

MONTAG, 16. 12.

Filiz Penzkofer liest aus „Leuchtfische“ (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00)

Literarisches Konzert: Franz Pillinger mit Pillingermusic & Arno Fischbacher: „rauhLacht ’24“ (Literaturhaus Salzburg, Struberg. 23, 5020, 19:30)

DIENSTAG, 17. 12.

Lesung im Advent. Lesungen & Musik (Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23, 5020 Salzburg, 19:00)

Ein Abend für Friederike Mayröcker (Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz, 19:00)

MITTWOCH, 18. 12.

Verena Altenberger & Mavie Hörbiger: „Den Göttern in die Seele blicken“ (Landestheater Linz –Schauspielhaus, Promenade 39, 4020 Linz, 19:30)

Ilija Trojanow: „Tausend und ein Morgen“ (Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, 19:30)

Friede den Menschen auf Erden (Haus Hofmannsthal, Reisnerstraße 37, 1030 Wien, 19:30)

DONNERSTAG, 19. 12.

Ronya Othmann: „Vierundsiebzig“ (Alte Schmiede –Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 19:00)

Armin Thurnher: Die etwas andere Weihnachtslesung (Gleis 21, Bloch-Bauer-Promenade 22, 1100 Wien, 19:00)

Weihnachtslesung & -konzert mit Adi Hirschal: „Klingelingeling“ (Casa Nova, Dorotheergasse 6–8, 1010 Wien, 19:30)

FREITAG, 20. 12.

Friederike Mayröcker – Werkresonanzen (Alte Schmiede – Literarisches Quartier, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien, 18:00)

Verena Altenberger liest „Das Geisterhaus“ (Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten, 19:30)

SAMSTAG, 21. 12.

Christoph Schobesberger: Märchen und Schumann (Stella – Café Prückel, Biberstr. 2, 1010 Wien, 19:30)

Weihnachten ist überall … Lesung mit Musik (Gugg Braunau, Palmstraße 4, 5280 Braunau am Inn, 20:00)

SONNTAG, 22. 12.

Helmut Jasbar: „Vierundzwanzigster Dezember“ (Porgy & Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien, 14:00)

Georg Kusztrich: „Lasst uns Weihnachten“ (Wasserschloss Kottingbrunn, Schloß 1, 2542 Kottingbrunn, 18:00)

MONTAG, 23. 12.

Helmut Jasbar: „Vierundzwanzigster Dezember“ (Kepler Salon Linz, Rathausgasse 5, 4020 Linz, 19:30)

DIENSTAG, 31. 12.

Silvester im Akzent: Ursula Strauss, Christian Dolezal & Karl Stirner: „Iba de gaunz oamen Leit“ ( Akzent, Theresianumgasse 16–18, 1040 Wien, 16:00)

Der wünscht

• • frohe und einen guten Start ins neue Jahr! Festtage

Benedikt Föger Präsident

Gustav

Im Namen der Vorstände und Mitarbeiter:innen

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