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Biologie Die Weisheit der Pflanzen und indigener Kulturen
Nützliche Dinge tun
Naturkunde: Der 16-jährige Nordire Dara McAnulty wird mit seinem Tagebuch zum Star des Nature Writing
In den letzten eineinhalb Jahren ist der heute 16-jährige Nordire Dara McAnulty ziemlich groß rausgekommen. Niemand vor ihm hat in so jungen Jahren den renommierten Wainwright Prize for Nature Writing gewonnen, und das ist eine wahrha große Sache in Großbritannien, das buchstäblich verrückt ist nach gutem Nature Writing und jede Menge erstklassige Autoren und Werke des Genres hervorbringt und -gebracht hat.
Der aktuelle König des britischen Nature Writing, Robert Macfarlane, räumte kürzlich letzte Zweifel am Talent seines blutjungen Kollegen aus, als er sagte: „Es mag Misstrauische geben, die glauben, hier werde ein junger Autor dafür ausgezeichnet, jung zu sein, aber er ist ein wahrer Meister des Einzeilers.“ Und nicht nur das. Die Welt, betrachtet durch Dara McAnultys Augen, „funkle auf andere Weise“, so Macfarlane. „Die Natur ist meine Zuflucht“, schreibt Dara McAnulty in seinem „Tagebuch eines jungen Naturforschers“, das ihn bekannt gemacht hat, mehr noch als die Natur-Tweets, mit denen er als 13-, 14-Jähriger seine Karriere als „naturalist“ begründete.
Im Buch berichtet er über die vier Jahreszeiten hinweg nicht nur von seiner hingebungsvollen Beschä igung mit Vögeln, Insekten, Pflanzen und allen Erscheinungen der Natur, sondern auch von Mobbing in der Schule, von einer Übersiedlung, vom „Energieverbrauch meiner innerlichen Schlachten“, vom Anders-Sein und vom Alltag in seiner heiß geliebten, ungewöhnlichen Familie mit Eltern und zwei Geschwistern. „Wir sind alle autistisch, bis auf Dad – er ist der Sonderling, und von ihm hängen wir ab, damit er uns nicht nur die Mysterien der Natur, sondern auch die des Menschen verrät.“ Durch seinen Autismus, so McAnulty, spüre er alles intensiver, im Schlechten wie im Guten.
So kommt es auch, dass Verzückung und Frust zwei der Hauptkomponenten dieses so überaus eigenwilligen und unverwechselbaren Buchs sind (man will sich gar nicht vorstellen, welche zusätzliche Anstrengung seine neue, öffentliche Persona für Dara McAnulty bedeuten muss). Da ist eine Dringlichkeit in seinem Wunsch, in die Natur ein- und abzutauchen, ihre Geheimnisse zu erforschen und ihre Schönheit zu bewundern, die für sich allein genommen schon hinreißend ist. Am Meer bestaunt er die „Flossen-Soap“ herumrempelnder Kegelrobben ebenso wie eine „Dreifaltigkeit dahinzischender Tölpel-Torpedos“. Er erzählt von den Ausflügen seiner Familie, deren Mitglieder „dicht aneinander geschmiegt wie die Otter“ leben, oder schreibt angesichts einer kurzen Raubvogel-Forschungsreise, die zu begleiten er eingeladen wird, Sätze wie diesen: „Genau das möchte ich tun. Genau so möchte ich sein, umgeben von Gleichgesinnten nützliche Dinge tun mit Achtsamkeit, Wissen und Klarheit.“ Sehr schön, sehr anrührend, sehr tröstlich.
VON JULIA KOSPACH
Dara McAnulty: Tagebuch eines jungen Naturforschers. Malik, 254 S., € 20,60 Bernhard Maier: Die Bekehrung der Welt. Eine Geschichte der christlichen Mission in der Neuzeit. C.H. Beck, 448 S., € 32,90.
Erzwungenes Bekenntnis
Geschichte: Bernhard Meier zeigt, dass die christliche Missionierung parallel zur Kolonialisierung verlief
In einer Zeit, in der in der westlichen Welt Ahnungslosigkeit in Bezug auf Inhalte, Entwicklung, Verbreitung und Prägekra der Religionen um sich grei , will Bernhard Maier, der Tübinger Professor für Allgemeine Religionswissenscha , Überblick schaffen. Der erste Streich war „Die Ordnung des Himmels. Eine Geschichte der Religionen von der Steinzeit bis heute“ (2018), dem jetzt neuerlich eine Rundumschau folgt. „Die Bekehrung der Welt“ will nicht weniger als „Eine Geschichte der christlichen Mission in der Neuzeit“ (Untertitel) schreiben, die die heutige Verbreitung der Weltreligionen klärt: Wieso hat sich das Christentum in Lateinamerika oder auf den Philippinen durchgesetzt, während in China, Japan oder in Indonesien die Missionierungsversuche misslangen?
Christliche Missionen entstanden in enger Verbindung mit den Etappen der Kolonialisierung durch die europäischen Staaten und lösten schon im 16. Jahrhundert he ige Grundsatzdebatten aus: Bartolomé de Las Casas’ Protest gegen die Versklavung der Indianer ist einigermaßen bekannt. Maier geht die Komplexität des Themas weniger analytisch als lexikalisch und enzyklopädisch an, was der Lesbarkeit des materialreichen Buches nicht guttut.
Eigene Kapitel widmet er der Entwicklung in Nord- und Südamerika, Indien, Japan, China, Afrika, Indonesien, auf den Philippinen, im Vorderen Orient oder im Hohen Norden, wobei die verschiedenen Orden und konkurrierenden Gruppen und christlichen Bekenntnisse mit ihren Initiativen im Laufe der Jahrhunderte benannt und beschrieben werden. Mit dem 19. Jahrhundert begann sich die Missionierung zu verändern, weil die Überlegenheit des Christentums gegenüber anderen Religionen nicht mehr ausgemacht schien. Der Widerstand gegen die Missionsabsichten wurde größer, o geschah dies in he igen Reaktionen und gewaltsamen Zusammenstößen. Aber auch Tendenzen, in denen Religionen einander zu durchdringen begannen, lösten Veränderungen aus. Außereuropäische Religionen begannen auf das christliche Europa einzuwirken, was sich auch darin zeigte, dass Ethnologie und vergleichende Religionswissenscha entstanden.
Maier zieht dafür auch Beispiele aus der Belletristik und aus der Filmgeschichte heran, die einerseits Heldengeschichten erzählen, andererseits auch deren brutales Scheitern zeigen. Martin Scorseses Film „Schweigen“ (2016) etwa schildert den tragischen Verlauf der Jesuitenmission im Japan des 17. Jahrhunderts. Statt der Frohbotscha generiert die Mission erzwungene Glaubensbekenntnisse, brutale Verfolgung, kulturelle Entwurzelung und bei den Missionaren eine tiefe religiöse Verzweiflung.
Auch diese Aspekte gehören zur Geschichte der christlichen Missionierung, die noch nicht zu Ende geschrieben ist. ALFRED PFOSER
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Ausstellungsdauer: 20.10.2021–3.5.2022
Ö nungszeiten: Dienstag–Sonntag: 10–15 Uhr
Adalbert-Stifter-Institut des Landes OÖ/StifterHaus Adalbert-Stifter-Platz 1 4020 Linz