SPECIAL
e n tg e ltlic h e Ve r la g s b e ila g e zu F al te r 4 5, 2 01 4
Foto: Simon Brugner
d W i e n - K u l t u r d
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Kultur in Wien – und zwar gratis!
d Musik und Theater Vom Dschungel-Bus über Pop- & Donauinselfest bis zur Klassik in Schönbrunn d Museen und Ausstellungen Altes und Neues aus Kunst und Geschichte entdecken d Literatur und Wissenschaft Bei (Vor-)Lesungen in neue Wissensräume eintauchen d Kulturvermittlerinnen Die KulturlotsInnen und die Basis.Kultur.Wien. führen zu Kulturevents
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Dschungel-Bus sorgt für Kulturerlebnisse in den Bezirken. Einige sind fürs Publikum gratis, der Besuch ist in jedem Fall ein Gewinn
Aufg’spielt für alle
Musik und Theater – für alle gratis: Das Popfest am Karlsplatz und ausgewählte Veranstaltungen von Dschungel Wien erreichen ein breites Publikum
G
ratis-Veranstaltungen müssten ein viel besseres Image haben“, findet Christoph Möderndorfer. „Weil es einfach nicht wahr ist, dass nur dort, wo man Eintritt zahlt, hohe Qualität geboten wird“, sagt der Leiter des Popfests Wien. Seit fünf Jahren gibt es dieses Festival, das an tollen Locations rund um den Karlsplatz eine Entdeckungsreise durch eine lebendige, vielschichtige und hochkarätige heimische Popszene bietet.
Im Dschungel für das
Kinderrecht auf Kunst
suchten. Das spricht für sich, und Möderndorfer müsste sicher nicht extra betonen, dass das Popfest eingangs erwähnte Vorurteile locker entkräftet. Aber dem Kulturmana-
Festwocheneröffnung
Das Popfest –
ein Festival am Karlsplatz Vergangenen Juni waren es bereits 60.000 Leute, die die Konzerte be-
Niveau sorgen jährlich wechselnde KuratorInnen. „Das garantiert die Vielfältigkeit und Unbestechlichkeit unserer Programmierung.“ www.popfest.at
Eröffnung Wiener
Festwochen
ger ist es ein Anliegen, dass die Dinge differenzierter gesehen werden. „Viele Kulturveranstaltungen, die Eintritt verlangen, können damit höchstens einen Bruchteil ihrer Kosten decken“, betont er. „So betrachtet kann gratis oder nicht gratis eigentlich gar kein Qualitätskriterium sein.“ Dennoch findet er es gut, dass das Popfest kostenlos und dadurch niederschwellig ist. „So können auch die, die sonst vielleicht nicht kommen würden, Einblick in verschiedenste musikalische Biotope gewinnen.“ Die Bandbreite reicht von eingängig bis zu Randbereichen, von bekannten Namen bis zu Neuem und Überraschendem. Für das hohe
Seit 2004 bietet der Dschungel Wien, das Theaterhaus für ein junges Publikum von 18 Monaten bis 25 Jahren, hochwertiges Erzähl-, Sprech-, Figuren-, Tanz- und Musiktheater. Und neben günstigen Eintrittspreisen gibt es hier auch immer wieder kostenlose Angebote. „Uns ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche Zugang zu Kunst finden“, sagt Theaterdirektor Stephan Rabl. Schließlich halte schon die UNESCO-Konvention fest, dass das Recht auf Kunst ein Kinderrecht sei. Und das setzt Rabl in seinem Haus täglich um. Logisch also, dass sich der Dschungel am 20. November am 25-Jahre-Fest der Kinderrechtskonvention beteiligt (3., Rüdengasse). Dann wird der Dschungel-Bus dort
Fotos: Ani Antonova, Mike Ranz
Der
Musik & Theater
Fotos: Simon Brugner/theyshootmusic.com, Laurent Ziegler, Ali Schafler/First Look/picturedesk.com
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Musik & Theater
SPECIAL
Jugendliches Publikum am Karlsplatz beim
Popfest. Die hohe Qualität der Acts bei freiem Eintritt macht es zu einem beliebten Event
mit jeder Menge Kunst im Gepäck vorfahren und bei freiem Eintritt ein buntes Programm bieten. „Zur Weihnachtszeit kann man im Fürstenhof vor dem Theaterhaus das kostenlose ,SchneeköniginLabyrinth‘ erleben sowie an unseren täglichen Adventlesungen im Dschungel-Bus ,24 Kinderbücher zur Weihnachtszeit‘ teilnehmen“, kündigt Rabl weitere Highlights zum Nulltarif an. Selbiger gilt auch für die Literaturperformance „Lockstoff!“ am 11. 11.,
den Singworkshop (ab 8 J.) am 29. 11. mit dem musikalischen Leiter der Wiener Sängerknaben Gerald Wirth und den U20 Poetry Slam am 11. 12. sowie weitere Gratisveranstaltungen an jedem Adventwochenende. www.dschungelwien.at
Kulturelle Gustostückerln frei und gratis
An frei zugänglicher Kultur im öffentlichen Raum gibt es in Wien natürlich weit mehr, als man hier
anführen könnte. Wienerinnen und Wiener brauchen kein pralles Portemonnaie, um musikalische Gustostückerln zu genießen. Und sicher ist für jeden Geschmack etwas dabei, etwa bei der Eröffnung der Wiener Festwochen am Rathausplatz, beim Sommernachtskonzert in Schönbrunn, dem Donauinsel- oder dem Blasmusikfest. Fazit: Einfach auf www.wien.at informieren und die guten Gelegenheiten nutzen. Text: Uschi Sorz
Superar: Musik und Chancengleichheit Gesangs-, Tanz- oder Orchesterstunden bilden nicht nur Stimme, Körper und Musikverständnis aus, sondern die ganze Persönlichkeit. Und diese Chance sollte allen schon in möglichst jungen Jahren offenstehen, findet man bei „Superar“. Dahinter stehen die Caritas der Erzdiözese Wien, das Wiener Konzerthaus und die Wiener Sängerknaben. Die Initiative bietet Kurse für Kinder und Jugendliche in Kindergärten, Schulen und Gemeindezentren. Prinzip: kostenfrei und auf hohem künstlerischen Niveau. www.superar.eu
Sommmernachtskonzert in
Schönbrunn
AUSSTELLUNGEN & MUSEEN
Ausstellungen zu bestimmten Themen wie der Kunst der Siebzigerjahre aus der Kunstsammlung der Stadt Wien sind im
MUSA beim Rathaus zu sehen
Das Schaufenster der Stadt
Mit dem MUSA hat die Stadt Wien einen der attraktivsten Orte für Kunst, Literatur und die Förderung junger Kunst geschaffen – und gratis ist der Eintritt auch
P
olierte Stahlröhren, behauener Marmor: Die Skulpturen von Franz Katzgraber, Josef Schagerl, Rudolf Schwaiger oder Karl Anton Wolf, die unter den Arkaden der Felderstraße 6–8 scheinbar auf den Gehsteig herausdrängen, haben Konzept. Im sonst nüchtern-leeren Raum um das Rathaus und seine Verwaltungsgebäude hat eine der bemerkenswertesten Institutionen der Wiener Stadtverwaltung ihren Hauptsitz: das MUSA Museum Startgalerie Artothek, die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Stadt Wien. Genau gesagt handelt es sich beim MUSA um die seit sieben Jahren existierende Auslage der Kunstsammlung der Stadt Wien.
Sich in den Trümmerjahren der Nachkriegszeit für zeitgenössische Kunst zu interessieren, war keine Selbstverständlichkeit. Dass in der Kulturabteilung der Stadt ab 1951 mit dem Aufbau einer Sammlung bildender Kunst begonnen wurde, ist dem Engagement und der Leidenschaft von Visionären wie Viktor Matejka geschuldet. Heute stellt die Sammlung mit ihren fünfunddreißigtausend Objekten sämtlicher Kunstsparten eine der repräsentativsten Kollektionen des Landes überhaupt dar. Hier findet sich alles, was in der österreichischen Kunst nach 1945 Rang und Namen hat: von Joannis Avramidis bis Heimo Zobernig. Wobei der zur „Artothek“ gehörige Be-
stand an Grafik für einen symbolischen Betrag sogar entlehnt werden kann (siehe Seite 7).
Das Kunstmuseum
für junge Menschen Das Team des MUSA setzt nicht auf Quantität. Wichtiger als die durchaus beachtliche Zahl von dreiundzwanzigtausend BesucherInnen im vergangenen Jahr sind die Kunstvermittlungsprogramme für Kinder, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende, inklusive Sonderprogramme. Alle Angebote des MUSA sind für alle, die kommen, gratis. Bisweilen initiiert das MUSA auch eigene Kunstprojekte, die ei-
gentlich über seine Funktion als Ausstellungsort hinausgehen: Für „WIEN. Blicke“ wurde der Ethnologe Reinhard Mandl beauftragt, seine Stadtspaziergänge fotografisch zu dokumentieren. Eine Auswahl der in sieben Jahren entstandenen 18.000 Fotos wurde kürzlich präsentiert. Sie bieten neue Sichtweisen auf die gewohnte Umgebung der Stadt, wobei der Künstler einem stringenten Wegkonzept folgte: beginnend bei der ersten Gasse des Buchstabens A im Wiener Straßenalphabet zur ersten Gasse des Buchstabens B und so fort. In einem ähnlichen, früheren Projekt entstand so das Porträt des jüdischen Wien heute – aus der Sicht des bedeutenden Fotografen Harry Weber, dessen digitaler Nachlass sich im MUSA befindet. Ein bewusst reflektierter Umgang mit den Beständen der Sammlung und Nachwuchsförderung zugleich sind Bernhard Denscher, dem Leiter der Kulturabteilung, ebenso wie dem Bildende-Kunst-Chef Berthold Ecker ein besonderes Anliegen. An Schülerinnen und Schüler der Schule Holzhausergasse wurde
Foto: MUSA
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Das MUSA enthält auch eine
Startgalerie
2014 der „ MUSArt“-Preis verliehen. Er steht für herausragende Arbeiten von Jugendlichen im Rahmen von „Copy & Paste“, einem Programm des Europaprojekts CriticART.
Die Kunstgeschichte der Stadt an einem Ort
Fotos: Hertha Hurnaus/Wien Museum, MUSA
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ausstellungen & Museen
SPECIAL
Besonders bemerkenswert sind die Jahrzehnteausstellungen der letzten Zeit aus den Beständen der hauseigenen Sammlungen ab den Fünfzigerjahren. Sie werden systematisch aufgearbeitet, katalogisiert und kontextualisiert. In den Siebzigerjahren waren etwa Gap und Clash of Generations, die damals die ganze Gesellschaft prägten, auch in der bildenden Kunst deutlich sichtbar. Während die Stadt damals mit einer Internationalen Gartenschau den erfolgreichen Wiederaufbau feierte und beim Großmeister der „Phantastischen Realisten“ Rudolf Hausner eine offizielle (und durchaus gelungene) Ansicht von Wien in Auftrag gab, wurden der gestische Radikalismus eines Arnulf Rainer oder der radikal femi-
für vielversprechende künstlerische Talente, die hier ihre Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren können
nistische Protest einer Valie Export wenig goutiert und erst spät erworben. Fixpunkte der heutigen Kunstgeschichte wie die fotografische Dokumentation der Aktionen eines Günter Brus, der weiß bemalt den Heldenplatz überquerte und von der Polizei verhaftet wurde, kaufte man später nach. „Aber vieles davon können wir uns heute gar nicht mehr leisten“, bedauert Sammlungsleiter Berthold Ecker. Demnächst sind die Achtzigerjahre zur Aufarbeitung an der Reihe.
mittlerweile aufs stolze Konto der „Startgalerie“. In jüngster Zeit hat sich das MUSA mit monatlichen Lesungen von PreisträgerInnen und StipendiatInnen des Literaturreferates der Kulturabteilung endgültig als einer
der attraktivsten Veranstaltungsorte der Stadt erwiesen. Nächster Termin: Wilhelm Pevny und Walter Schübler lesen am 3. Dezember anlässlich der Verleihung der Preise für Literatur und Publizistik der Text: Erich Klein Stadt Wien.
Wiens museen: Gratiseintritt bis 19
Die „Startgalerie“ für künftige Stars der bildenden Kunst
Nicht weniger Augenmerk wird der Förderung junger Kunst mit der „Startgalerie“ gewidmet, die im Monatstakt Absolventinnen und Absolventen der Wiener Kunstuniversitäten die Möglichkeit einer Personalausstellung bietet. Ein Kamen Stoyanov oder eine Eva Chytilek, die mittlerweile auch international reüssieren, präsentierten ihre Arbeiten erstmals im MUSA. 239 Eröffnungen gehen
Das Römermuseum ist eines der Mu-
museum im MuseumsQuartier Wien und des
seen, die zum Wien Museum gehören. Seit Jän-
Jüdischen Museum Wien. Das Wien Museum
ner 2010 ist der Eintritt für Jugendliche unter 19
lädt außerdem jeden 1. Sonntag im Monat alle
Jahren in den Museen der Stadt Wien frei. Das
BesucherInnen ohne Alterslimit zu einem Gra-
gilt für alle Dauer- und Sonderaustellungen des
tis-Besuch ins Museum ein. Der Eintritt ins Musa
Wien Museum und seiner 19 Schausammlungen
Museum Startgalerie Artothek ist für Menschen
sowie für die Ausstellungen des ZOOM-Kinder-
aller Altersstufen und jederzeit kostenlos.
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SOHO in Ottakring. Durch das Kunstfestival entwickelte sich eine positive Dynamik für das Viertel um den Brunnenmarkt
Kunst ohne Kosten
Zeitgenössische Werke kann man in Wien dank „Kunst im öffentlichen Raum“ auch auf der Straße genießen. Oder in temporären Galerien in Ottakring
W
ährend sich die repräsentative Staatskunst zumeist in den innerstädtischen Museen findet, gibt es jenseits des Gürtels eine lebendige Kulturszene mit Bezug zum Alltagsleben. „SOHO in Ottakring“ startete vor fünfzehn Jahren als Grätzelfest im 16. Bezirk. Leiterin Ula Schneider, selbst Künstlerin, erinnert sich: „1999 war das Brunnenviertel eine wenig beachtete Gegend samt einem vor sich hin dümpelnden Brunnenmarkt.“ Mit geringem finanziellen Aufwand wurden leer stehende Geschäftslokale rund um die Ottakringer und Neulerchenfelder Straße in temporäre Galerien ver-
wandelt. Zwei Wochen lang gab es Ausstellungen und Kunst-Events in den neu adaptierten Räumen und auf öffentlichen Plätzen.
Über die Jahre gelang es dem Verein, durch Mithilfe von lokalen Künstlern und der Stadt Wien ein Kulturfestival im Zweijahres-
Karlstag Den Karlstag feiern
Im Frühsommer ist „Karlstag“. Da feiert der Kunstplatz Karlsplatz sich selbst inklusive den Kulturinstitutionen in der Nähe wie Wien Museum, Künstlerhaus oder Secession. Tagsüber gibt es bei freiem Eintritt Spezialführungen durch Ausstellungen, Workshops und Kulturprogramm, auch für Kinder. Abends treten Bands auf, Stände sorgen für Kulinarik. Der nächste Festtag: 29. Mai 2015. www.karlsplatz.org
rhythmus zu entwickeln. Das vernachlässigte Viertel erhielt neue Attraktivität. Allmählich lösten Themenschwerpunkte das bunte Treiben ab. Das Programm wurde strukturierter und immer umfassender. Die Aktivitäten dehnten sich vom Brunnenviertel auf das benachbarte Sandleitenviertel aus. Heute gibt es während des Festivals Musik, Lesungen, Diskussionen, Tanzworkshops, Kochkurse, Filmvorführungen und Performances – alles frei zugänglich und ohne Eintrittsgeld.
Die Kunst im permanenten Freilichtmuseum
„Es hat sich eine positive Dynamik entwickelt. Das Brunnenviertel ist jetzt wieder interessant und lebenswert“, sagt Schneider. Sowohl der Markt als auch ansässige Lokale haben vom kulturellen Aufschwung profitiert. Das nächste reguläre Festival wird 2016 stattfinden, allerdings steht im Frühling
Fotos: Katsey, Simon Brugner
Das Plakat zu
Kunstevents
SPECIAL
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Kunstevents
Fotos: Iris Ranzinger, PID/Schaub-Walzer, MUSA
Einer der „3 Brothers“ von Speto und das Deserteursdenkmal von Olaf Nicolai sind Projekte des KÖR – Kunst im öffentlichen Raum 2015 ein großes Sonderprojekt an zum Thema „1500 Gramm Gedanken und gewürzte Aktionen zum Themenkomplex Ernährung“. www.sohoinottakring.at Während eines Spaziergangs trifft man in Wien nicht nur auf historische Denkmäler, sondern auch auf zeitgenössische Objekte. Dazu gehören die Kunstpassage Karlsplatz, der Liftturm der Street Art Passage im MQ oder der Turnertempel, der an den zerstörten, ehemals drittgrößten jüdischen Tempel Wiens erinnert. All diese Werke entstanden auf Initiative des Vereins „ KÖR Kunst im öffentlichen Raum“. Gegründet wurde KÖR mit dem Ziel, den Wiener Stadtraum mit permanenten und temporären Kunstprojekten zu beleben. Auch zahlreiche U-Bahnstationen und Passagen wurden durch KÖR gestaltet. „Ob gewünscht oder nicht – mit Kunst im öffentlichen Raum wird einfach jeder konfrontiert. Sie begegnet uns zwar oft ungefragt im Alltag, stellt und fordert jedoch Fragen heraus. Sie erzeugt Kommunikation,
ohne Barrieren und konsumfrei“, sagt KÖR-Geschäftsführerin Martina Taig. KÖR erfüllt auch eine gewisse kunsterzieherische Funktion. Denn immer noch trifft zeitgenössische Kunst in Wien auf weniger Verständnis als historische Werke. KÖR ist ein wichtiger Partner für KünstlerInnen und erteilt Aufträge, schreibt künstlerische Wettbewerbe für Projekte im öffentlichen Raum aus und vergibt auch Förderungen. Eine wechselnde Jury wählt unter den Einreichungen die spannendsten Werke aus. Dabei geht es nicht um die Dekoration des Stadtraums, sondern um eine Auseinandersetzung mit kritischen Positionen. Das neueste Projekt im Rahmen von KÖR ist das Deserteursdenkmal „Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz“ von Olaf Nicolai am Ballhausplatz. In zeitlicher Nähe zum Nationalfeiertag wurde es am 24. Oktober 2014 von Bundespräsident Heinz Fischer eröffnet. www.koer.or.at Text: Barbara Freitag
Artothek Kunst um wenig Geld: Artothek im MUSA
Im MUSA Museum Startgalerie Artothek kann man Kunst für den eigenen Wohnraum entlehnen – vorausgesetzt, man hat einen Wiener Meldezettel. Zur Auswahl stehen rund 1.700 gerahmte zeitgenössische Druckgrafiken, Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen. Der Bestand
Diese Kunstwerke können neben vielen anderen in der Artothek der Stadt Wien ausgeborgt werden
gehört der Kulturabteilung der Stadt Wien und wird laufend ergänzt und restauriert. Es können maximal vier Bilder bis zu zwölf Monate ausgeborgt werden. Die Leihgebühr beträgt 2,50 Euro pro Bild und Monat und ist sofort zu entrichten. In diesem Betrag ist auch eine Versicherung enthalten. www.musa.at
Literatur
Lesungen namhafter nationaler und internationaler Autorinnen und Autoren wie Paulus Hochgatterer im
MUSA und in der Alten Schmiede
Bücher – vorgelesen
Praktisch jeden Tag finden in Wien Literaturlesungen statt. Da ist für jede und jeden etwas dabei und in den allermeisten Fällen ist das Vergnügen auch noch gratis
L
iteratur gibt der Seele Nahrung, sie bessert und tröstet sie.“ Diese Erkenntnis hatte schon der französische Philosoph Voltaire. Heute, in einer Zeit, in der Bücher anderen Medien wie Internet und Fernsehen immer mehr Platz einräumen müssen, braucht es Events und Veranstaltungen, die diese Bedeutung von Literatur untermauern und der Gesellschaft zugänglich machen. In Wien gibt es mittlerweile zahlreiche Projekte dieser Art – viele davon gratis.
Gut besucht:
Literatur im MUSA
Ein Beispiel ist die Literatur im MUSA . Seit 2013 finden in den
Räumlichkeiten dieses Museums der Stadt Wien für zeitgenössische Kunst zwischen Oktober und Mai jeden ersten Mittwoch im Monat Lesungen und anschließende Dis-
kussionen mit den Schreibenden und Vortragenden statt. Aktuelle Arbeiten namhafter Autorinnen und Literaturstipendiaten der Stadt Wien werden in diesem Rahmen
Eine Stadt. Ein Buch Ab 24. November veranstaltet Wien die Gratisbuch-Aktion „Eine Stadt. Ein Buch“. Bereits zum 13. Mal werden 100.000 Exemplare eines ausgewählten Buches eigens gedruckt und in Wiener Buchhandlungen, Büchereien und Volkshochschulen gratis an interessierte Personen verteilt. Nach T. C. Boyle 2013 sind dieses Jahr die Französin Anna Gavalda (Bild rechts) und ihr Bestseller „Zusammen ist man weniger allein“ die Auserwählten. www.einestadteinbuch.at
vorgestellt. Öffentliche Aufmerksamkeit für die Literatur und mehr Transparenz bezüglich Förderungen und Auszeichnungen sind Ziele der Veranstaltung. Julia Danielcyzk, Literaturreferentin der Wiener Kulturabteilung und Initiatorin der Veranstaltung, freut sich über das große Interesse an den Lesungen: „Wir hatten an manchen Abenden 180 Besucher, nach der ersten Saison haben wir insgesamt 850 Gäste gezählt.“ Am 1. Oktober startete die aktuelle Saison von Literatur im MUSA mit der Verleihung des mit 8.000 Euro dotierten Veza-Canetti-Preises an Olga Flor. www.musa.at
Rund um die Burg, Krimi-
nacht und Herbstliteratur Ende Mai fand wieder das Literaturfest „Rund um die Burg“ statt (www.rundumdieburg.at). 50 Autorinnen und Autoren lasen aktuelle Neuerscheinungen auf der Bühne im eigens errichteten Zelt zwischen Burgtheater und Café Landtmann. Außerdem fuhr die Ö1-Straßenbahn einen Abend den Wiener Ring
Fotos: MUSA, Alte Schmiede, Christoph Langecker
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Bestsellerautor Wolf Haas ist regelmäßig bei
e ntlang und präsentierte Live-Lyrik. Ein etwas anderes, spannendes Literaturerlebnis bietet die Kriminacht. (www.kriminacht.at). Sie fand dieses Jahr bereits zum 10. Mal statt: Dabei lesen zahlreiche namhafte Krimiautoren aus ihren Werken. Der diesjährige Stargast Donna Leon lockte über tausend Fans ins MuTh, wo sie Kostproben aus ihrem neuesten Roman „Das goldene Ei“ gab. Noch heuer wird vom 7. bis 9. November die „Literatur im Herbst“ im Theater Odeon im zweiten Bezirk
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Literatur
SPECIAL
O-Töne im MuseumsQuartier zu Gast
stattfinden. Dies ist eine Veranstaltung des Kunstvereins „Alte Schmiede“ (w ww.alte-schmiede. at). Unter dem Leitthema „Nørden“ werden Autorinnen und Autoren aus den skandinavischen Ländern und Russland zusammengebracht, die dem Publikum im Rahmen von Lesungen und Diskussionen die Literatur dieser Kulturkreise näherbringen. Zu den absoluten Highlights gehören die Lesungen des Schweden Gunnar D. Hansson („Der Lomonossow-Rücken“) und
des schon legendären Russen Vladimir Sorokin („Der Schneesturm“).
Viele O-Töne im
MuseumsQuartier Als ebenfalls sehr erfolgreiche Veranstaltung haben sich die O-Töne im Wiener MuseumsQuartier etabliert. An acht Donnerstagen im Juli und August lasen dieses Jahr zehn heimische Autorinnen und Autoren, darunter Michael Köhlmeier, Daniel Glattauer und Wolf Haas, aus ihren
Werken – open air. Ein Publikumsrekord mit insgesamt 11.200 Anwesenden war das Ergebnis. „Die O-Töne sollen ein qualitativ hochwertiges Programm für ein großes Publikum bieten“, erklärt Christoph Möderndorfer, der Leiter des Literaturfests. Auch Gratis-Veranstaltungen können ihrem Publikum sehr hohe Qualität offerieren. Davon zeugten auch die sechs Buchpremieren, die im Rahmen dieses Festivals erlebt werden konnten. Text: Sonja Dries
Fotos: Simon Brugner, Schedl, Wallentin
Kinderliteratur
Kurt Langbein beim Literaturfestival Rund um die Burg
Wiens größtes Kinderliteraturfestival „Literatur für junge LeserInnen“ lockte dieses Jahr wieder rund 12.000 Kinder ins Palais Auersperg. Leseratten zwischen drei und vierzehn Jahren können hier durch Lesungen, Film- und Musikaufführungen sowie Workshops Literatur direkt begegnen. Die Autorinnen und Autoren nehmen sich nach den Lesungen Zeit, um mit ihren Fans in Dialog zu treten. Das Rahmenprogramm bildeten eine Ausstellung mit über 2.000 Kinder- und Jugendbüchern, eine Malwerkstatt und Spielebox. www.jugendliteratur.net
Donna Leon bei der
Kriminacht
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Open-Air-Kinos. Wie hier vor der beeindruckenden Kulisse des Kunstplatzes Karlsplatz
Vor der großen Leinwand
Wiens Kultur macht keine Sommerpause. Wenn die Temperaturen niemand mehr im Haus halten, werden Plätze zu Trauminseln für Filmfans – manche sogar gratis
I
n der Musik- und Filmstadt Wien kommen jeden Sommer beide Kunstformen auf dem Rathausplatz zusammen. Eine monumentale 300-Quadratmeter-Leinwand bildet den Hintergrund für Filmerlebnisse, die durch ihre musikalische Finesse noch mehr Freude machen. Wie sehr diese Musikfilme Anklang finden, zeigen die Besuchszahlen: jedes Jahr ein neuer Rekord. Das Film Festival am Rathausplatz gehört mittlerweile für Einheimische wie für Gäste zu den festen Kultureinrichtungen der Stadt. Im Juli und August bietet es ein Programm aus Oper, Ballett, Weltmusik, Rock und Jazz bei freiem Ein-
tritt. 22 Standl mit internationalen Küchen sorgen auch noch für ein kulinarisches Erlebnis. www.filmfestival-rathausplatz.at
Der Karlsplatz ist mittlerweile zu einem wichtigen Kunstplatz Wiens geworden und damit auch die richtige Location für Open-Air-Kino im
Eine Stadt. Ein Film Bei „Eine Stadt. Ein Film“ zeigen Wiener Programmkinos einmal im Jahr einen von einer Fachjury ausgewählten österreichischen Kinofilm. Die Wienerinnen und Wiener werden eingeladen, kostenlos einen herausragenden österreichischen Film zu sehen. Die Programmkinos profitieren von neuem Publikum. Außerdem werden mit dieser Aktion auch die österreichischen Filmschaffenden unterstützt.
Sommer. Im Juni und Juli steht für das „Kino unter Sternen“ im Resselpark eine große Leinwand bereit. Das Programm bietet zwei Schwerpunkte: eine Auswahl aus dem aktuellen österreichischen Filmschaffen und Werke von Filmemachern im Exil. Vor Filmbeginn unterhalten geladene Regisseure, Musiker, Kabarettisten und Schauspieler das Publikum. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Gastronomieangebote. http://kinountersternen.at Seit 1990 wandert es durch Wien. Das VOLXkino führt die Tradition der Wanderkinos fort – heute halt in der Großstadt. Mit seinem Programm trägt es an verschiedenen Plätzen zum Kulturleben in den Bezirken bei. Seine Filme sind von Anfang Juni bis Ende September bei freiem Eintritt zu sehen. Es handelt sich dabei um Perlen aus der Filmgeschichte. Sie an einem ungewohnten Ort zu sehen, ist ein stimmungsvolles Erlebnis. http://volxkino.at Text: Johannes Mörch
Fotos: Kino unter Sternen, Lukas Ilgner
Der Sommer in Wien ist die Zeit der
Film
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Bezirkskultur
SPECIAL
Stadtgeschichte hautnah im
Bezirksmuseum Donaustadt
Dort ist dein Bezirk!
Historische Apothekerutensilien im
Bezirksmuseum Floridsdorf
bezirkskulturplätze
Eine Entdeckungsreise im eigenen Bezirk beginnt am besten im Bezirksmuseum
Fotos: Bezirksmuseum 22. Donaustadt, Bezirksmuseum 21. Floridsdorf, Karin Wasner
D
ie Wiener Bezirksmuseen sind eine Fundgrube. Jeder der 23 Bezirke Wiens hat sein eigenes Bezirksmuseum. In den Sammlungen befinden sich historische Schriftstücke, Bildmaterial sowie zahlreiche Alltagsgegenstände. Einige der Objekte werden auch in Dauerausstellungen gezeigt. Der Eintritt für diese Ausstellungen ist frei. Für sogenannte „Fremdveranstaltungen“ wie Sonderausstellungen, Konzerte oder Vorträge bezahlt man Eintritt oder spendet einen Betrag, der der Erhaltung des Museums zugutekommt. Hier einige Veranstaltungstipps aus Donaustadt und Floridsdorf:
• Dauerausstellung im Bezirksmuseum Donaustadt über die Geschichte der
acht Dörfer, die zur heutigen Donaustadt zusammengefunden haben. Bezirksmuseum Donaustadt, 22., Kagraner Platz 53 und 54, Tel. 01/264 12 67, E-Mail: bezirksmuseum1220@ gmail.com, Öffnungszeiten: Mi 17–19 Uhr und So 10–12 Uhr.
Kultur geht auch durch den Magen, etwa am
Brunnenmarkt
• „Franz Jonas – Vom Arbeiterkind aus Floridsdorf zum Bundespräsidenten“, 3. Oktober 2014 bis 11. Jänner 2015. „150 Jahre Eisenbahngeschichte“ 30. November bis 24. Dezember 2014. Bezirksmuseum Floridsdorf, 21., Prager Straße 33, Tel. 01/270 51 94 oder 0664/556 69 73, E-Mail: bm21@aon.at, Öffnungszeiten: Di 15–18 Uhr, So 10–12 Uhr und jeden 1. Mittwoch im Monat 18–21 Uhr. www.bezirkmuseum.at Text: Nora Fuchs
Grüne Kulisse für Bezirkskulturevents am
Yppenplatz
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Wissenschaft
Wiener Vorlesungen statt. Durchschnittlich besuchen 350 Menschen die Veranstaltung
Offene Wissensräume
Wiener Vorlesungen, Ausstellungen, Workshops, Experimentierwerkstätten: Wien bietet facettenreiche Gratis-Zugänge zur Welt der Wissenschaft
M
ehr als 27 Jahre ist es her, dass der ehemalige Bundespräsident Rudolf Kirchschläger den Vortrag „Was ist das Gemeinsame? Möglichkeiten und Grenzen des Miteinander“ im Wiener Rathaus hielt. Dieser Vortrag am 6. Mai 1987 bildete den Beginn der mittlerweile sehr erfolgreichen Wiener Vorlesungen. Heute, über 1.350 Veranstaltungen und mehr als 5.000 Vortragende später, erfreut sich das „Dialogforum der Stadt Wien“ großer Beliebtheit.
Erfolgsmodell: die Wiener Vorlesungen
„Wie mache ich Atome kalt?“ oder „Ist der Mensch optimierbar?“ oder
„Ersetzt das E-Book das gedruckte Buch?“ sind nur eine kleine Auswahl der Fragen, die im Rahmen der Wiener Vorlesungen in diesem Jahr
behandelt wurden. Die mittlerweile wöchentlich stattfindenden Veranstaltungen sind für alle frei zugänglich. Sie haben sich zum Ziel gesetzt,
Forschungsfest „Von der Forschung zum Produkt“ ist das Motto des Wiener Forschungsfestes – Anfang Oktober kommenden Jahres zum vierten Mal am Rathausplatz. „Forschung zum Angreifen“ soll durch die Mitmach-Ausstellung vermittelt werden. Für Wiener Unternehmen, Unis und Forschungseinrichtungen eine Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren, für die Besucher eine Gelegenheit, kostenlos und auf unterhaltsame Weise mit Wissenschaft in Berührung zu kommen.
Themen unserer Zeit auf spannende und einfache Weise aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus besser verständlich zu machen. „Es geht nicht um die Vermittlung von traditionellem Bildungswissen, sondern um die Auseinandersetzung mit Aktuellem von gesellschaftlicher, politischer oder kultureller Relevanz“, sagt Hubert Christian Ehalt. Er gestaltet seit den Anfangstagen das Projekt, das in 300 Büchern und seit einigen Jahren auch in zwei Fernsehreihen seinen Niederschlag findet. Die Themen, die in den Vorlesungen behandelt werden, stellt Ehalt autonom und eigenständig zusammen. „Wir fragen: In welcher Welt leben wir?“
Forschungsfest und die Lange Nacht der Forschung
Neben dieser traditionellen Art, Wissen zu vermitteln, haben sich in den letzten Jahren auch Veranstaltungen wie das Wiener Forschungsfest oder die Lange Nacht der Forschung etabliert. Sie wollen einem breiteren Publikum Wissen-
Fotos: Rudi Handl, Bubu Dujmic
Im Festsaal des Wiener Rathauses finden die
Im
Wissens°raum im 10. Bezirk machen die Besucherinnen und Besucher auf vergnügliche Weise Erfahrungen mit der Wissenschaft
schaft zum Anfassen bieten. Noch näher an den Wissenswünschen bildungsferner Bevölkerungsschichten orientiert sich der Wissens°raum des Vereins ScienceCenter-Netzwerk. Wissenschaft „gleich ums Eck“ ist die Idee. „Wir möchten einen leichten Zugang zu Wissenschaft und Technik schaffen“, sagt Petra Preinfalk vom ScienceCenter-Netzwerk.
Eine neue Wissensvermitt-
lungsform: der Wissens°raum
Fotos: Martin Hörmandinger, Aula der Wissenschaften/Martin Lusser
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Wissenschaft
SPECIAL
Ausprobieren, tüfteln und vor allem Fragen stellen sind im Wissens°raum ausdrücklich erwünscht. So ist etwa das bewegliche Mikroskop ein Hauptanziehungspunkt in der „Werkstatt für Neugierige“: Angefangen wird mit Blumen, Blättern oder kleinen Insekten. Ist die erste Scheu einmal überwunden, muss der Stoff der eigenen Hose oder auch schon mal der Kopf eines anderen Besuchers dran glauben. Für jeweils 10 bis 12 Wochen quartiert sich der Wissens°raum zum Beispiel in leer stehenden Geschäftslokalen ein. Als Standort
Lange Nacht der Forschung Forschungsergebnisse verständlich und begreifbar machen möchte Österreichs größte Veranstaltung zum Thema, die alle zwei Jahre stattfindet. Insgesamt 136.500 Besucher nutzten heuer die Möglichkeit, 1.789 Stationen an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Unternehmen im ganzen Land bei freiem Eintritt zu besuchen. Die Bilder hier zeigen die Lange Nacht der Forschung in der Aula der Wissenschaften. Die nächste lange Forschungsnacht ist für 22. April 2016 geplant. www.langenachtderforschung.at
werden bevorzugt belebte Wohngegenden gewählt. Aktuell ist der Wissens°raum bis 19. Dezember im Stadtteilzentrum Bassena am Schöpfwerk zu Gast, nach dem 17., 2., 15. und 10. Bezirk seine mittlerweile fünfte Station. An drei Tagen in der Woche warten auf Interessierte aller Altersstufen unentgeltlich einfache Experimente, Diskussionsspiele und Bauaktivitäten in lockerer Atmosphäre. Vor Ort in der Werkstatt geben zwei sogenannte Explainer Erklärungen. Beim Erforschen physikalischer Phänomene, beim Entwerfen einer Kettenreaktionsmaschine oder beim Bau einer automatischen Kritzelmaschine sind Neugier und Kreativität gefragt – kein Vorwissen. „Im Moment versuchen wir, eine Art Beamer für Smartphones zu bauen, und wissen nicht, ob und wie das funktionieren wird“, erzählt Wissens°raum-Projektleiterin Heidrun Schulze. „Bei uns steht das Tun im Mittelpunkt.“ www.science-center-net.at Text: Claudia Stieglecker
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Kulturvermittlung
ÖGB-KulturlotsInnen die kulturellen Möglichkeiten der Stadt auf
Kultur demokratisieren
Brücken bauen, Barrieren beseitigen, Besucherinnen und Besucher begeistern: Das ist die Aufgabe der ÖGB-KulturlotsInnen und der Organisation Basis.Kultur.Wien
S
eit fünf Jahren lotsen drei mit Kulturbetrieben bestens vertraute Frauen – eine Theaterschauspielerin, eine Kunstgeschichtlerin und eine Musikwissenschaftlerin – Männer und Frauen aus unterschiedlichen Betrieben in Theaterstücke, Konzerte, Ausstellungen und Tanzaufführungen. Sie organisieren Sonderführungen und Künstlergespräche, sie begleiten auf Rundgänge durch Museen, sie verhandeln über günstige Konditionen und suchen maßgeschneiderte Angebote. Dann verschicken sie ihre Empfehlungen via Newsletter. Vor allem aber wenden sie sich direkt an Betriebsräte, denn diese mobilisieren interessierte Kolleginnen und
Kollegen – auch durch Info-Zettel auf Pinnwänden. So kommt es, dass seit 2009 über 32.000 Menschen, die viel-
leicht nur selten oder kaum Kultur wahrnehmen, im Burgtheater oder im Theater im Rabenhof waren, im Volkstheater oder im WUK, im
Hunger auf Kunst Der „Wiener Kulturpass“ basiert auf der Aktion „Hunger auf Kunst & Kultur“, die 2003 vom Schauspielhaus Wien und der Armutskonferenz initiiert wurde. Seit Herbst 2007 unterstützt die Stadt Wien den „Wiener Kulturpass“ mit dem Ziel, das Kulturangebot für sozial Benachteiligte noch stärker zu öffnen. Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, die Bedarfsorientierte Mindestsicherung oder Mindestpension beziehen, und Flüchtlinge können in 169 sozialen und
karitativen Ausgabestellen einen Kulturpass beantragen und damit kostenlose Tickets für die unterschiedlichsten Kulturveranstaltungen beziehen. Mittlerweile haben sich mehr als 120 Kulturinstitutionen der Initiative angeschlossen. 25.000 Tickets werden jährlich an die 20.000 Wiener KulturpassbesitzerInnen ausgegeben. Der „Wiener Kulturpass“ leistet einen wichtigen Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit im Bereich Kultur. www.hungeraufkunstundkultur.at
Tanzquartier, im brut, in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums oder im Musikverein. Allein heuer haben die KulturlotsInnen schon 387 Veranstaltungen mit ihren Gruppen besucht. Aufzugsmonteure von Otis gingen auf Stadtspaziergang („Erotisches Wien“), Lkw-Fahrer von MAN schlenderten durchs Wien Museum, Arbeiter von Siemens ließen sich durchs Parlament führen und Polizisten kamen in das Theater im Rabenhof zu „Kottan ermittelt“. „Ich bin oft erstaunt, wer da mitkommt“, erzählt Magdalena Hovorka, Betriebsrätin von Wiener Wohnen. Sie ist an diesem Abend im Dschungel, um „Romeo und Julia –free style“ zu sehen. „Oft sind es Menschen“, sagt die 58-Jährige, „von denen ich das nie gedacht hätte.“ Menschen kulturelle Möglichkeiten aufzeigen, darum geht es den KulturlotsInnen. „Wir wollen Kultur demokratisieren. Damit öffentliche Einrichtungen, die ja auch mit Steuergeldern von allen finanziert werden, auch vom arbeitenden Teil der Bevölkerung in Anspruch
Fotos: Nora Fuchs
Kristina Zoufaly und Sandra Trimmel zeigen als
Fotos: Karin Wasner, Ismail Gökmen/PID, ÖGB KulturlotsInnen
Anita Zemlyak von
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Kulturvermittlung
SPECIAL
Basis.Kultur.Wien. Die Einrichtung bringt unter anderen Migrantinnen und Migranten sowie Lehrlinge zu Kulturveranstaltungen
genommen werden“, sagt Kulturlotsin Kristina Zoufaly. Und fast alle „Gelotsten“ sind nach ihren Besuchen positiv überrascht. „‚Wir sind Wien‘ und ,Kultur für Alle‘ steht als Motto über den Veranstaltungen von Basis.Kultur. Wien. Alle finden bei freiem Eintritt statt“, sagt Anita Zemlyak, Geschäftsführerin von Basis.Kultur.Wien, dem vormaligen Wiener Volksbildungswerk. Die Einrichtung besteht aus 300 Mitgliedsvereinen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu Kulturveranstaltungen zu bringen. „Jung und Alt aus allen Schichten und Kulturen sollen vernetzt und zu aktivem Kulturgenuss und eigenem Kreativsein bewegt werden“, wünscht sich Anita Zemlyak. Vor sechs Jahren hat sie Basis. Kultur.Wien übernommen. Seither weht frischer Wind durch die Gänge des Hauses am Vogelweidplatz: Da gibt es digitales Storytelling für junge Migrantinnen und Migranten oder LiteraTouren durch Büchereien. Es finden Amateurkunstmessen
Cash for Culture Mit „Cash for Culture“ unterstützt die Kulturabteilung der Stadt Wien kreative Ideen Jugendlicher von 13 bis 23 Jahren mit Lebensmittelpunkt in Wien. Bis zu 1.000 Euro Förderung können die jungen KünstlerInnen rasch und unbürokratisch erhalten. Zusätzlich bekommen die Jugendlichen Unterstützung bei der Pro-
Die
jektabwicklung. Zur fachlichen Unterstützung stehen ExpertInnen aus den Bereichen Creative Industries, Film, Kino, Musik, Tanz, Mode, Netzkultur, Stadtteilprojekte, Theater, TV und Radio zur Verfügung. Seit dem Start Anfang 2008 wurden über 130 Projekte realisiert . www.cashforculture.at
KulturlotsInnen ermöglichen den Blick hinter die Kulissen
im Rathaus oder Best-of-WienerKurzfilmamateure-Events und Atelierrundgänge statt. Schreib- und Hörspielwerkstätten laden ebenso zur Teilnahme ein wie Dialektseminare oder Theaterworkshops. Wiener Märkte werden samstags zur Bühne für klassische Musik, Gehsteige zu Discos und Parkbänke zur Kulisse für Theaterstücke. „Wir sind Wien. Festival der Bezirke“ heißt ein jährlich stattfindendes Ereignis, bei dem man an 23 Tagen 23 Projekte in 23 Bezirken erleben kann. So zeigt sich die Stadt in ihrer ganzen kulturellen Vielfalt. Und wirklich jeder, der Lust hat, kann sie dank KulturlotsInnen und Basis.Kultur.Wien erfahren. Das Programm von Basis. Kultur.Wien wird jeden Monat aktualisiert. Interessierte können das aktuelle Angebot nicht nur auf der Website des Verbandes abrufen, sondern es sich auch in gedruckter Form nach Hause schicken lassen. www.kulturlotsinnen.at, www.basiskultur.at Text: Carolin Giermindl
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überblick
Gratis-Kulturangebot auf einen Blick in niederschwelliger und vielfältiger Zugang zur Kultur ist der Wiener Kulturpolitik ein ganz wesentliches Anliegen. Viele Veranstaltungen sind gratis, bzw. viele Anbieter achten auch darauf, im Rahmen ihrer Programme kostenlose Events einzuplanen. Hier wird ein Überblick gegeben. Näheres zu den einzelnen Angeboten finden Sie im Heft.
Ausstellungen
Startgalerie im MUSA www.musa.at KÖR – Kunst im öffentlichen Raum www.koer.or.at Artothek www.musa.at SOHO in Ottakring www.sohoinottakring.at Karlstag www.karlsplatz.org Brunnenmarkt www.stadtbekannt.at /Brunnenmarkt
Literatur
Literatur im MUSA www.musa.at O-Töne www.o-toene.at Eine Stadt. Ein Buch. www.einestadteinbuch.at Literatur für junge LeserInnen www.jugendliteratur.net Kriminacht www.kriminacht.at Alte Schmiede www.alte-schmiede.at Literatur im Herbst www.odeon-theater.at Rund um die Burg www.rundumdieburg.at
Museen
MUSA www.musa.at Wien Museum www.wienmuseum.at Wiener Bezirksmuseen www.bezirksmuseum.at
Impressum: Medieninhaber: Falter Zeitschriften Gesellschaft m.b.H., 1010 Wien, Marc-Aurel-Straße 9, T: 01/536 60-0, F: DW 935, E: wienzeit@falter.at, www.falter.at; Herstellung: Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.; Redaktion: Fuchs & Partner; Gestaltung und Produktion: Reini Hackl; Druck: Passauer Neue Presse Druck GmbH, 94036 Passau
Musik & Theater Popfest am Karlsplatz http://popfest.at Donauinselfest https://2014.donauinselfest.at Dschungel-Bus www.dschungelwien.at Sommernachtskonzert in Schönbrunn www.wienerphilharmoniker.at Fest der Freude www.festderfreude.at Blasmusikfestival www.blasmusik.at Festwochen-Eröffnung www.festwochen.at
Film
Film Festival am Rathausplatz http://filmfestival-rathausplatz.at Volxkino: http://volxkino.at Kino unter Sternen http://kinountersternen.at Eine Stadt. Ein Film. www.einestadteinfilm.at
Wissenschaft
Wiener Vorlesungen www.wien.gv.at/kultur/abteilung/ vorlesungen Forschungsfest http://www.zit.co.at/awareness-information/das-wiener-forschungsfest.html Lange Nacht der Forschung www.langenachtderforschung.at Wissensraum www.science-center-net.at
Kulturvermittlung
KulturlotsInnen www.kulturlotsinnen.at Basis.Kultur.Wien www.basiskultur.at Hunger auf Kunst www.hungeraufkunstundkultur.at Cash for Culture www.cashforculture.at
DVR: 047 69 86. Diese Beilage ist eine entgeltliche Einschaltung und erscheint in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien. Alle Rechte, auch die der Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, vorbehalten. Die Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz ist unter www.falter.at/offenlegung/falter ständig abrufbar
Foto: Ani Antonova
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