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DIY-BALKONKRAFTWERK

STROM VOM BALKON Grüner

FÜR VIELE ÄLTERE SOLARANLAGEN LÄUFT DIE FÖRDERUNG NACH DEM ERNEUERBARE-ENERGIEN-GESETZ (EEG) AUS. SIE MÜSSEN ZWAR NICHT VOM NETZ GEHEN, ERHALTEN ABER KEINE EINSPEISEVERGÜTUNG MEHR. WAS NUN? AUSSORTIEREN UND TEUER ENTSORGEN? NEIN, VIEL BESSER! ALTE PHOTOVOLTAIK-MODULE LASSEN SICH MIT EIN WENIG GESCHICK ZUM EIGENEN BALKONKRAFTWERK UPCYCELN.

Fotos: Balkon.Solar e.V.

Klima schützen und Strom sparen – das klappt auch mit kleineren Maßnahmen, zum Beispiel mit einer Minisolaranlage auf dem Balkon oder im Garten. Das Photovoltaik- Modul speist dabei über einen Wechselrichter und eine Kabelsteckverbindung die Sonnenenergie direkt ins Stromnetz von Haus oder Wohnung ein. So lässt sich ein Teil der Stromlast abdecken, unter anderem für das Aufladen des Handys oder für den Standby-Modus von Geräten wie Laptops. Unterm Strich generieren Balkonkraftwerke etwa 400 kWh pro Jahr. Im Falle einer vierköpfigen Familie entspricht das circa zehn Prozent des Verbrauchs. Anstatt nun ein Steckersolargerät neu zu kaufen, startete der Freiburger Verein fesa e.V. in Kooperation mit den Vereinen Solare Zukunft e.V. und Balkonsolar e.V. ein beispielhaftes Upcycling-Projekt: Bei drei Workshops lieferten sie interessierten Bürgerinnen und Bürgern das nötige Know-How und die Praxis, um sich selbständig eine Mini-Photovoltaik-Anlage aus recycelten PV-Modulen für den Balkon, die Garage oder die Gartenhütte zu bauen und zu installieren. Alte, ausgediente PVModule gibt es derzeit einige, da nach 20 Jahren die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausläuft. Bei manchen Besitzern lohnt sich der Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht, andere entscheiden, die alte Anlage durch eine größere zu ersetzen. Finden lassen sich die aussortierten Paneele entweder beim Anlagenbesitzer direkt, über örtliche Solargenossenschaften, beim Gang über den Recyclinghof oder auch über Plattformen wie Ebay und Ebay-Kleinanzeigen. Das sollten Sie vorab wissen: Egal, ob Neukauf oder Selbstbau, für den Betrieb des

Do it yourself - BALKONKRAFTWERK AUS ALTEN PV-MODULEN! 1 2 3

Die Freiburger Vereine fesa e.V. (www.fesa.de), Solare Zukunft e.V. (www.solarezukunft.org) und Balkonsolar e.V. (balkon.solar) geben praktische Tipps und Hilfestellung, wie Sie selbstständig eine Mikro-Photovoltaik-Anlage aus recycelten PV-Modulen bauen und installieren.

Balkonkraftwerks verlangt das Energieunternehmen einen Stromzähler mit Rücklaufsperre. Das verhindert, dass der Stromzähler rückwärtsläuft, wenn gerade im Haus kein Strom genutzt wird, gleichzeitig aber die PV-Anlage welchen einspeist. Außerdem muss das Balkonkraftwerk beim zuständigen Netzbetreiber sowie bei der Bundesnetzagentur (BNA) zur Eintragung ins Marktstammdatenregister angemeldet werden. Wohlgemerkt: Es gibt keine Genehmigungspflicht, sondern lediglich eine Datenhinterlegung. Ein Balkonkraftwerk mit einer maximalen Leistung von 600 Watt darf in Deutschland jeder selbst anschließen und besitzen. Mehr ist ohne die Installation durch einen Elektriker nicht erlaubt. Haushaltsübliche Schutzkontaktsteckdosen (so genannte Schuko-Stecker) sind möglich, empfohlen werden jedoch gemäß den VDE-Richtlinien durch den Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. spezielle Einspeisesteckdosen. Bei Letzteren muss zunächst ein Elektriker die Steckdose montieren, ehe die Mini-PV-Anlage angeschlossen und in Betrieb genommen werden kann. Das soll im schlimmsten Fall Überlastungen des Netzes oder Kabelbrände verhindern. Allerdings sind Überlastungen des Stromnetzes laut Experten aufgrund der geringeren Leistung solcher Solarmodule eher unwahrscheinlich. (fri)

Bevor der Umbau beginnt, müssen die alten PV-Module sorgfältig gereinigt werden. Wichtig: Das Paneel sollte keine Beschädigungen, wie zum Beispiel Glasbruch oder starke Vergilbungen, aufweisen. Das könnte die darunter liegenden Solarzellen beschädigen.

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Anschließend machen Sie eine „Testfahrt“ mit einem Multimeter, um die Stromstärke zu messen: Wie viel Watt stemmt das alte Modul noch? Das Ergebnis sollte bei circa 80 Prozent der anfänglichen Leistung liegen. Das „Auftanken“ klappt am besten bei Sonnenschein. Tipp: Multimeter kosten nicht die Welt und gute Modelle sind bereits ab 30 Euro über Amazon erhältlich, etwa das „Digital Multimeter“ von Kaiweets.

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Um den Solarstrom des Steckersolargerätes direkt in den Hausstromkreis einspeisen zu können, benötigen Sie einen Mikrowechselrichter, zum Beispiel das Modell „EVT300“ von Envertech über Amazon für circa 160 Euro.

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Alte Solarmodule besitzen häufig MC3-Stecker, während bei neuen Wechselrichtern meist ein MC4-Stecker zum Einsatz kommt. Kein Problem! Beides lässt sich schnell und einfach mit einem Adapterkabel verbinden.

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Nun muss der Strom noch vom Wechselrichter zur Steckdose kommen: entweder durch einen haushaltsübliche Schuko-Stecker, oder wie vom Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) gefordert, durch einen Wieland-Stecker und eine Wieland-Einspeisesteckdose.

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Ein Wechselrichter, wie beispielsweise das Modell „EVT300“, kann maximal ein Solarmodul mit 360 Watt betreiben. Um den Wechselrichter voll auszulasten werden – wie hier abgebildet – über einen Adapter drei einzelne Solarmodule à 100 Watt zusammengeschlossen.

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Zum Aufhängen der Module am Balkongeländer bohren Sie Löcher in den Alurahmen. Abgebildet ist das Befestigungssystem „Solarhook” von ETM Solar. Alternativ: Stabile Haken aus dem Baumarkt.

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