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WINTERGARTEN

EIN VERLÄNGERTER Sommer

Den eigenen Wohnraum erweitern und womöglich sogar den Sommer verlängern – davon träumen viele. Und dafür gibt es eine Lösung: den Wintergarten.

AUFGLASMARKISEN kommen bevorzugt bei Wintergärten zum Einsatz und beugen einem Hitzestau unter dem Glasdach vor. markilux/epr

WOHNGEWÄCHSHAUS Wer sagt, dass die Vorzüge eines Glasgewächshauses vorbehalten bleiben sollten? Konstruiert nach dem Prinzip der thermischen Trennung, lässt sich das „Livingten“ auch als Wintergarten nutzen. Hier kann eine kuschelige Leseecke zum Verweilen einladen. Hoklartherm

AN SCHATTEN DENKEN Wer die Verschattung gleich miteinplant, hat immer das richtige Maß an Sonne. Schanz

In Deutschland werden jährlich bis zu 40.000 Wintergärten gebaut. Dabei gibt es eine Menge zu beachten. Denn bevor Sie von einer Ruheoase oder einem schönen Leseplatz träumen können, müssen Sie sich mit der Baubehörde abstimmen. Wintergärten sind genehmigungspfl ichtig. Die Regelungen dazu unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Fragen Sie deshalb nach, welche Aufl agen bei Ihnen in der Region gelten.

WAS DARFS SEIN? Ist der Pfl ichtteil geschafft, geht es an die spannenderen Fragen: Wie möchten Sie den Wintergarten nutzen? Soll er den Sommer verlängern, den Pfl anzen einen Platz zur Überwinterung bieten oder soll die gewonnene Wohnfl äche Ihr neues Home-Offi ce werden? Eine der wichtigsten Entscheidungen ist: Soll es ein warmer oder kalter Wintergarten sein. Ersterer verfügt über eine Dämmung und eine Heizung und kann daher ganzjährig genutzt werden. Ein kalter Wintergarten ist hingegen ungedämmt und dient in erster Linie der Verlängerung der Sommersaison. Im Grunde ist er eine gläserne Terrassenüberdachung, die um eine seitliche Verglasung ergänzt wird und die Terrasse vor Wind und Wetter schützt.

LICHT UND SCHATTEN Ein Glashaus kann an sonnigen Tagen recht warm werden. Deshalb sollten Sie eine Beschattung miteinplanen. Eine Außenverschattung blockt 60 bis 80 Prozent der Sonneneinstrahlung ab. Für senkrechte Flächen eignen sich Raffstores, während bei Dächern mit größerer Neigung Markisen eine gute Wahl sind. Wer außen keine Beschattung anbringen will, kann auf Innenverschattungen wie Rollos oder Jalousien zurückgreifen. Hier wird 30 bis 60 Prozent der Sonneneinstrahlung abgeblockt. Der Vorteil ist, dass diese Verschattung nicht Wind und Wetter ausgesetzt ist. Eine smarte Lösung, die das Beste aus beiden Welten vereint, ist eine Beschattung zwischen den Scheiben. Sie befi ndet sich im Scheibenzwischenraum des Isolierglases und ist dadurch pfl egefrei. Der Nachteil: Diese Variante ist kostenintensiv und kann nicht

Foto: Aloys Kiefer für Solarlux GmbH 2 3

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1 | FÜR GROSSE GLASFLÄCHEN Das System „Vekamotion 82“ für Hebe-Schiebetüren ermöglicht Übergang nach innen nach außen. Veka

2 | MIT EINER GLAS-FALTWAND lässt sich der Wintergarten nach dämmt, dicht und bietet Einbruch sind wahlweise aus Aluminium, Holz oder einer Kombination aus beidem – je nach Geschmack. Solarlux

3 | MEHRSTÖCKIG Dieser Wintergarten erstreckt sich über zwei Etagen und hat jeweils einen Zugang vom Wohn- und Schlafzimmer. Der komplette Wintergarten ist sowohl im Dach, als auch im Frontbereich mit Beschattungsanlagen im Scheibenzwischenraum ausgestattet. Die Anlagen werden komfortabel über die Haus-Steuerung bedient. Brack Wintergarten

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nachträglich eingebaut werden. Unterstützend wirken zudem Bäume und Sträucher in der Umgebung des Wintergartens.

IM OSTEN GEHT DIE SONNE AUF… Achten Sie bei der Planung auf die Himmelsrichtungen. Für Frühaufsteher eignet sich der Wintergarten auf der Ost-Seite des Hauses. Zeigen die Glasfl ächen nach Osten, erwärmt sich der Innenraum vor allem am Morgen schnell, was auch in den Wintermonaten hilfreich ist, da die Heizung damit entlastet wird. Geht es Ihnen um die maximale Sonnenausbeute? Dann sollte der Wintergarten Richtung Süden zeigen. Da die Sonne von Ost nach West wandert, fallen so die meiste Sonnen-

DEFINITION

Ein Wintergarten ist ein geschlossener Anbau an ein Gebäude, ein selbstständiges Bauwerk oder eine in das Gebäude integrierte Konstruktion mit mindestens einer Wandfl äche und einem Großteil der Dachfl äche aus lichtdurchlässigen Baustoffen. Der Wintergarten ist schlagregen-, luft- und winddicht. Das unterscheidet ihn von der Terrassenüberdachung, die nur mit seitlichen Wind schutzelementen ausgestattet sein kann.

Quelle: Bundesverband Wintergarten 4 | HOTTER EYECATCHER Ästhetische Ansprüche lassen sich auch im Wintergarten mit Funktion und Montagefreundlichkeit vereinen – beispielsweise mit einer elektrischen Glasheizung. AEG Haustechnik strahlen aufs Glas. Wer gerne das Abendrot im gläsernen Raum genießen möchte, sollte ihn gen Westen ausrichten.

VON HOLZ ÜBER STAHL Nachdem nun die äußeren Gegebenheiten geklärt sind, geht es an den Wintergarten selbst. Welches Material ist am besten geeignet? Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten: Ein Wintergarten aus Holz hat die beste Dämmung und der Rohstoff ist nachwachsend. Mit Aluminium haben Sie wenig Wartungsaufwand, dafür weist der Stoff einen großen Energieverlust nach außen auf. Das Beste aus beiden Welten bietet eine Kombination aus Holz und Metall, da es die Wetterfestigkeit von außen mit der Wärme des Holzes innen verbindet. Auch eine Konstruktion aus Kunststoff ist pfl egeleicht und günstig. Da der Stoff allerdings keine große Festigkeit aufweist, braucht es eine Stahlverstärkung. Eine reine Stahlkonstruktion ist sehr tragfähig, führt aber bei Beheizung zu Problemen mit Tauwasser. Im Wintergarten-Bau kommen zwei Konstruktionsprinzipien zum Einsatz.

GANZJÄHRIGE GEMÜTLICHKEIT Mit modernen Wohnwintergärten erweitern Sie Ihr Eigenheim um zusätzlichen Wohnraum und holen die Sonne ins Haus. TS Aluminium

Das erste Prinzip ist die Pfosten-Riegel-Konstruktion, die aus einem festen Ständerwerk besteht. In dieses werden dann bewegliche

Elemente wie Fenster und

Drehtüren integriert. Vorteil:

Das Ständerwerk nimmt alle

Eigengewichts- und Schneelasten auf. Sie möchten mehrere große Öffnungselemente in Ihrem Wintergarten? Dann bietet sich das Rahmentragwerk an, das in der Senkrechten mit weniger Pfosten arbeitet.

VERGLASUNG Das ganze Jahr möglichst viel Sonnenergie herein und im Winter wenig Wärme hinauslassen, das ist ein Wunsch, den die richtige Verglasung lösen muss. Wärmedämmglas ist von Vorteil, da zwischen den Gläsern eine Edelmetallbeschichtung aufgetragen ist, die Wärmestrahlung zurück in den Raum refl ektiert. Spezielles Sonnenschutzglas schützt vor Überhitzung im Sommer, allerdings wird die Außenwelt auch abgedunkelt. Das bedeutet: Im Winter wärmt es nicht. Gerade bei schwer zu beschattenden Wintergärten bietet sich diese Lösung an. Aber ist der Wintergarten nicht auch das Paradies für Einbrecher:innen? Dafür gibt es spezielle Multifunktionsgläser, die Wärmedämmung mit erhöhter Widerstandsfähigkeit und Einbruchhemmung verbinden und so gegen Angriffe von außen schützen. Zusätzlichen Schutz bieten Sicherheitsbeschläge und auch eine Alarmanlage kann sinnvoll sein.

DIE KOSTEN Der Wintergarten Fachverband nennt als grobe Faustformel: Pro Quadratmeter eines qualitativ hochwertigen Wintergartes zahlen Sie mindestens 700 bis 1.000 Euro in der Grundausstattung. Bei der Rechnung wird die Bodenfl äche übrigens nicht einberechnet, sondern „nur“ die Flächen der Front, der Seiten und des Daches addiert. Die Kosten für den fachgerechten Anschluss der Konstruktion sind dabei mit einberechnet. Hinzu kommen noch die Kosten für Fundament, Heizung, Innenausbau, Be- und Entlüftung und Beschattung. Da es gerade bei den zwei letztgenannten Bauteilen große Unterschiede gibt, können sich die Kosten stark unterscheiden. (Apa)

WÄRMEDÄMMEND Mit ihrer die Bandseite „ Titan KF 150 kg“ beste Voraussetzungen Wintergarten und trägt auch auf lange Sicht die schwere Dreifachverglasung zuverlässig. Zudem sorgt sie für Einbruchsicherheit. Siegenia KALTER WINTERGARTEN Ein ungeheizter „ Sommergarten“ ist vor allem dann eine schöne Alternative zum Wintergarten, wenn die Nutzung sich auf die wärmeren Monate des Jahres b eschränken soll. Wintergarten Fachverband / epr

HÖRTIPP

Pam und Robert haben neu gebaut. Der Wintergarten kam erst nachträglich. Warum sie heute nur noch mit Wintergarten bauen würden, verraten sie in der zweiten Folge „Pam und Robert und das Wintergarten-Vorurteil“. Unseren Podcast „Hurra-wir-bauen“ gibt es auf Spotify, weiteren bekannten PodcastPlattformen und auf YouTube.

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