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MALIBU T430

Gut in Form

Gediegene Eleganz können sie in Aulendorf. Das zeigt der Teilintegrierte Malibu T 430, mit dem wir Anfang des Jahres auf Reisen waren und ihn dabei ausgiebig getestet haben.

TEXT UND FOTOS: Martin Häußermann

Malibu ist für Reisemobil-Routiniers ein vertrauter Name. Er stand in unserer Erinnerung stets für elegante, hochwertig ausgebaute VW-Campingbusse. Tatsächlich begann der Wirtschaftsingenieur Karl-Heinz Schuler, der im Jahr 1979 die Wohnmobilmarke Carthago gründete, sechs Jahre später damit, den Heckmotor-Bulli T3 wohnlich auszubauen. Die und auch die folgenden T4-Ausbauten wurden Malibu genannt. Eine große Fan-Gemeinde stöhnte laut auf, als Carthago den Malibu 2003 mit der Einführung der Volkswagen-Baureihe T5 einstellte.

Vom VW-Bus zum Teilintegrierten

Genau zehn Jahre später ließen Schuler und sein Team, die mit ihren aufgebauten Mobilen der Marke Carthago zwischenzeitlich viele Erfolge eingefahren hatten, als eigene Marke. Unter der wurden zunächst ausschließlich Ducato-Kastenwagen wohnlich ausgebaut. Inzwischen hat sich Malibu zur veritablen Zweitmarke der Carthago-Gruppe entwickelt, die neben Vans auch voll- und teilintegrierte Reisemobile im Programm hat. Vergleich Muttermarke Carthago. Nur sind sie hier um einiges teurer. Der Umkehrschluss, Malibu-Mobile seien billig, verbietet sich allerdings in jeder Hinsicht. Immerhin kostet unser Testwagen T430 LE schon in der Basisausstattung 71.140 €. Das sind

zwar rund 17.000 € weniger als das Carthago-Pendant C-Tourer T 143 LE, absolut gesehen ist das ein ansehnlicher Betrag.

Alles so schön rund hier

Und billig im Sinne von minderwertig ist der Malibu erst recht nicht. Die Verarbeitung des Teilintegrierten als solide zu bezeichnen, wäre unter holzfreien Aufbau mit schlagresistentem GFK auf dem Dach und am Boden sind die Oberschwaben so überzeugt, dass sie für ihn zehn Jahre Dichtigkeitsgarantie geben. Schick ist er obendrein mit seiner schnittigen Dachhutze, dem runden Übergang von Seitenwand zum Dach sowie der dreidimensional gestalteten Heckpartie. Tritt man durch die breite Aufbautür ins Innere, setzt sich der positive Eindruck uneingeschränkt fort. Der Möbelbau ist ein Gedicht, gestalterisch wie hinsichtlich der Verarbeitung. Da sind keine rechteckigen Kisten eingebaut. Überall entdecken wir geschwungene, runde Formen, seien es die Möbelklappen, die Form des Küchenblocks oder die Türen zu beiden Kleiderschränken unterhalb der Heckbetten. Selbst das Badschränkchen ist gerundet. Es nimmt die Form der kreisrunden Duschabtrennung auf. Diese besteht aus transparentem Kunststoff und schützt vor Spritzwasser. Wo wir gerade bei runden Formen sind: Auch die Tür des Waschraums ist geschwungen, weil auch sie die Form der Duschkabine aufnimmt. Das ist nicht nur funktional, sondern auch elegant und schafft ein angenehmes Raumgefühl. Die genannte Tür, versehen mit einer soliden Türklinke, hat eine Doppelfunktion: Ganz aufgeklappt einen Anschlag und dient als Raumteiler zwischen Wohn- und Schlafbereich. So schafft man in einem Mobil der Sieben-Meter-Klasse ein separates Schlaf- und Ankleidezimmer. Dass die Besatzung im Bug dann von vorne nicht mehr uneingeschränkt an den Kühlschrank kommt, ist kein unüberwindbares Problem.

Heiß und kühl

Deutlich mehr gestört hat uns die nach unserem Eindruck ungleichmäßige Warmluftverteilung innerhalb des Fahrzeugs, wenn es draußen kalt war. Wir haben während des Wintercampings Temperaturen zwischen plus fünf und minus zehn Grad Celsius erlebt. Im Schlafzimmer sowie in der darunter liegenden Heckgarage, wo man es ja gern auch etwas kühler hat, wurde das Mobil schnell mollig warm. Um aber im Bereich der Sitzgruppe nicht

KOMFORTABEL Eine breite Aufbautür und eine elektrische Trittstufe erleichtern den Einstieg, der Schwerlastauszug den Gasflaschenwechsel.

WOHNLICH Geschwungene Möbel und eine durchgehende Blickachse sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Die Badtür dient als Raumteiler.

PRAKTISCH Die Spülenabdeckung kann in die Wand eingehängt werden und dient dann als Ablagefläche.

GEMÜTLICH Die Sitzgruppe mit L-Bank, Einzelsitz und drehbaren Vordersitzen ist vielseitig nutzbar. Mit mehr als drei Personen wird‘s kuschelig.

GERÄUMIG Der Doppelboden bietet großzügigen Stauraum im Keller. In der Bodenklappe vor dem Küchenblock sind Wasserablassventile und Frostwächter untergebracht.

AUFGERÄUMT Das Gepäckfach neben der Eingangstür nimmt nicht nur schmutzige Schuhe auf. zu frösteln, mussten wir die „Truma-D“-Heizung so bollern lassen, dass im Schlafzimmer fast Saunatemperaturen herrschten. Den Technikern im Hause Carthago/Malibu ist dieses Phänomen ein Rätsel. Wir erhielten folgende Stellungnahme: „Uns liegen seitens unseres Kundendienstes bislang keinerlei Beschwerden oder Reklamationen vor, die eine ungünstige Warmluftverteilung bestätigen würde. Wir gehen daher in diesem Fall stark davon aus, dass sich es um einen technischen Fehler handelt, da die Heizung im Bereich des Doppelbodens und Kühlschranks sehr gut positioniert ist, um alle Bereiche des Fahrzeugs gleichmäßig zu beheizen. Leider kann es in Ausnahmefällen vorkommen, dass sich Schlauchschellen lösen oder ggf. ein Schlauch geknickt wird, sodass keine ausreichende Warmluftströmung mehr gewährleistet ist.“ Ob bei unserem Testfahrzeug ein technischer Fehler vorlag und wenn ja, welcher, konnte bis zum Redaktionsschluss nicht geklärt werden. Im Werk legt man Wert auf die Feststellung: „Alle Malibu Reisemobile sind 100 Prozent winterfest und demnach perfekt für Wintercamping geeignet.“

Für Sommer und Winter

Und das können wir im Prinzip auch bestätigen. Schließlich fungiert der beheizte Doppelboden nicht nur als Stauraum, sondern verhindert auch kalte Füße. Außerdem geht es bei der Wintertauglichkeit auch um gute Isolierung, die bis auf das Fahrerhaus gegeben ist, sowie um die Ausstattung. So kam unser Testfahrzeug unter anderem mit dem einen beim Wintercamping allfälligen Flaschentausch erheblich erleichtert. Die „Truma-Duo Control“ schaltet automatisch von der leeren Haupt- auf unverhofft zum Kühlschrank wird. Wintertauglichkeit zeigt sich der Malibu auch auf der Straße. Dazu trägt eine in unbeladenem Zustand ausgewogene Gewichtsverteilung bei. Die riesige Ladehöhle namens Heckgarage ist mit vier Paar Skiern und zwei Paar Skistiefel und einer Getränkekiste alles andere als ausgelastet. Im Sommer bekommt man hier locker zwei E-Bikes rein. Dankenswerterweise montierte der Hersteller echte Winterreifen, die auf schneebedeckter Fahrbahn deutlich besser funktionieren als die branchenüblichen Alljahres ist nicht das höchste der Gefühle, aber im Grund vollkommen ausreichend. Erst recht, wenn man in der Schweiz unterwegs ist, wo Strafzettel doch recht teuer sind.

SAUBER Das Badezimmer ist zwar nicht riesig, aber praxisgerecht konzipiert. 4 2

3,15 t + 350 kg 3,5 t

Technische Daten:

125 l 90 l

BASIS/CHASSIS: Fiat Ducato Multijet 3 140, Vierzylinder-Turbodiesel, 103 kW/140 PS, Euro 6d final, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb, ABS mit EBD (elektronische Bremskraftverteilung), ASR Antriebsschlupfregelung mit Berganfahrhilfe, ESP, LED-Tagfahrlicht, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, höhenverstellbares Lenkrad, zwei drehbare Pilotensitze im Fahrerhaus.

MASSE UND GEWICHTE: Länge 6,90 m, Breite 2,27 m, Höhe 2,94 m, Radstand 3,80 m, Leermasse in fahrbereitem Zustand 3.150 kg, zulässige Gesamtmasse 3,5 t, Zuladung 350 kg, 4 zugelassene Sitzplätze mit Dreipunktgurten, Tankinhalt 90 l Diesel + 19 l AdBlue

AUFBAU: Dach und Boden GFK-Sandwich (33 mm), Wände Alu-Sandwich (33 mm), Isoliermaterial RTM-Hartschaum, 5 Rahmenfenster mit Casettenrollos, 3 Klarglas-Dachhauben, elektrische Trittstufe

HEIZUNG UND AUSSTATTUNG: Truma Combi 6, Kühlschrank/Frosterfach 167 l/ 29l, Queensbett, separate Duschkabine, Rahmenfenster, zweite AGM Batterie (95 Ah), Vorverkabelung für einen Fernseher, Vorverkabelung für eine Rückfahrkamera

WOHNRAUM: Möbel aus Sperrholz, mit Kunststoff foliert, Metallscharniere, SchnappVerschlüsse. Halbdinette mit verschiebbarem Tisch und zwei drehbaren Einzelsitzen, Kleiderschrank. Festes Heckbett mit Kaltschaummatratzen auf Holzlattenrost, 1,89/1,97 x 0,8-2,15 m

KÜCHE: Drei-Flamm-Herd mit elektrischer Zündung und Glasabdeckung, EdelstahlSpülbecken mit Einhebelmischer, 133-l-Kühlschrank mit 12-l-Frosterfach, Hängeschrank, Unterschrank mit Schubladen

SANITÄR: Kombinierter Dusch- und Toilettenraum, transparente Duschabtrennung, Kunststoff-Handwaschbecken mit Einhebelmischer-Wasserhahn, separater Duschkopf, drehbare Cassetten-Toilette

HEIZUNG, STROM- UND WASSERVERSORGUNG: Gasheizung Truma Combi 6 mit Boiler, 80 Ah Gel-Bordbatterie, 12V/18 A-Ladegerät für Bord- und Starterbatterie, Kontrollpanel, 125-l-Frischwassertank, 90-l-Abwassertank.

TESTVERBRAUCH: 12,4 l/100km

Grundpreis: Basis Fiat Ducato 2,2 Multijet 3 71.140 €

140-PS-Motor 950 € Chassis-Paket 1.800 € Pioneer-Infotainment incl. Navi 790 € Rückfahrkamera-System 995 € Fahrerhausklimaautomatik 460 € Leichtmetallräder 16 Zoll 990 €

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