Sommer 2011 FCG-Magazin 2/2011, Zln; GZ02Z031582S; Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt 1080 Wien; Österreichische Post AG; Sponsoring Post; Einzelpreis: 1,-
vorrangmensch Magazin der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im ÖGB
Festakt
„120 Jahre Christliche Soziallehre“ im Hohen Haus
Lesen Sie ab Seite 3 mehr dazu...
www.fcg.at
FCG
Ă–sterreich braucht uns. Jeden Tag.
bundesfraktion
Die Wirkgeschichte von „Rerum novarum“ von 1891 bis in die Gegenwart von Norbert Schnedl
© Lisa Lux
120 Jahre Christliche Soziallehre Liebe Leserin, lieber Leser!
DEN AUSGANGSPUNKT FÜR DIE SOZIALLEHRE
Das erste Halbjahr des Jahres 2011 neigt
und die daraus folgende Praxis bildet das 19. Jahr
sich dem Ende zu und wir können mit
hundert. Es war die „Industrielle Revolution“, die
Stolz auf die letzten Monate zurückblicken.
damals schier unglaubliche Veränderungen im Le
Neben erfolgreichen Betriebsratswahlen im
ben und Zusammenleben der Menschen bewirkte.
ganzen Land haben wir das Jubiläum „120
Weil aber die Entwicklung so rasant und vor allem
Jahre Christliche Soziallehre“ gefeiert und
so ungeregelt war – nicht wenige Menschen mei
inhaltlich aufgearbeitet.
© FCG/Silveri
nen, in der heutigen „Globalisierung“ ähnliche Tendenzen zu erkennen und Papst Benedikt be
Neben der Ausstellung „Die Straße der
schreibt dies auch in seiner jüngsten Sozialenzykli
Werte“ haben wir auf Einladung von
ka „Caritas in veritate“ – weil also der technische
Präsident Neugebauer einen sehr hochka
Fortschritt gleichsam „überfallsartig“ über die
rätigen Festakt im Parlament mitgestalten
Menschen hereinbrach, führte er zu riesigen Pro
dürfen. Dort haben wir auch eine Festbro
blemen. Das prägende Bild des 19. Jahrhunderts
schüre präsentiert, die sowohl das Thema
waren – neben den Fabriken, Dampfmaschinen und neuen Verkehrsmitteln – die
„120 Jahre Christliche Soziallehre“ als
ungeheuren Massen von Männern, Frauen und Kindern, die als Arbeitnehmerinnen
auch den 60. Geburtstag der FCG, der im
und Arbeitnehmer im Elend lebten. Diese Not war der Ausgangspunkt für die erste
Herbst begangen wird, behandelt. Zahlrei
Sozialenzyklika „Rerum novarum“ – die eben diese „neuen Dinge“ behandelte und
che Artikel, Grußbotschaften und Positi
wesentliche Grundsteine der Soziallehre fixierte.
onen finden sich in der knapp 70 Seiten umfassendenBroschüre.
Am 15. Mai 1891 nahm Papst Leo XIII. mit der ersten Sozialenzyklika „Rerum nova rum“ erstmals umfassend zur sozialen Frage Stellung und legte damit den Grund
Aber es gibt auch eine kleine Veränderung
stein für die „Christliche Soziallehre“. Im eigentlichen Text der Enzyklika findet sich
im Redaktionsteam, die wir Ihnen nicht
nur ein einziger handschriftlicher Vermerk von Papst Leo, der mit folgender Bemer
vorenthalten wollen. Anne Rothleitner wird
kung abschließt: „cosi va bene“.
sich im nächsten Jahr ihrer Familie widmen, die sich im Sommer vergrößern wird. In
Schon 1891 bildeten sich – gleichsam als erste und unmittelbare Auswirkung des
der Zeit wird Luzia Janoch die Agenden
päpstlichen Schreibens – in ganz Europa Katholische Arbeitervereine und Christliche
übernehmen.
Gewerkschaften. 1906 gab es – noch in der Monarchie Österreich/Ungarn – den Zu sammenschluss der Christlichen Gewerkschaftsbewegung in Wien. Diese Jahrzehnte
In diesem Sinne wünschen wir eine span
waren durchaus von der Rivalität zwischen den – ebenfalls neuen – marxistischen
nende Lektüre der aktuellen Ausgabe und
und christlichen Arbeiterbewegungen geprägt. Leider wurde in Österreich nach dem
einen erholsamen Sommer.
Ersten Weltkrieg daraus eine so tiefe Feindschaft, dass unser Land in den 30er Jahren eine Bürgerkriegssituation erleben musste.
Anne Rothleitner und Luzia Janoch
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3
bundesfraktion
> Fortsetzung von Seite 3
Mittelpunkt stellen – und auf jedem FCGWerbefolder findet sich unsere Forderung:
120 Jahre Christliche Soziallehre
Mehr Mensch – weniger Partei! Ein wesentlicher Mentor der Christlichen Soziallehre, der deutsche Jesuitenpater Oswald von Nell-Breuning, hat einmal ge meint: „Die Soziallehre hat auf einem Fin gernagel Platz!“ Gemeint ist damit, dass selbstverständlich der Bauplan der Sozial lehre mit den Prinzipien und Orientierun
Aber der Schrecken des Zweiten Welt
der ersten Stunde“ stellten ihr Wertefun
gen seine Gültigkeit hat. Aber all dies be
kriegs und der Konzentrationslager brach
dament – die Soziallehre – in den Vor
deutet nichts, wenn es nicht gelingt, den
te die bis heute gültige entscheidende
dergrund und gründeten im Jahr 1951
obersten Grundsatz der Soziallehre zu le
Wende. Schon 1945 wurde der ÖGB
die FRAKTION CHRISTLICHER GEWERK
ben: „Der Mensch muss der Mittelpunkt
nicht als Richtungsgewerkschaft, sondern
SCHAFTER im ÖGB. Wir können heuer
unseres Handelns sein!“
überparteilich gegründet. Das Motto war:
also nicht nur 120 Jahre Soziallehre, son
Bei der Umsetzung der Soziallehre in die
Niemals wieder dürfen sich Arbeitnehmer
dern auch 60 Jahre FCG – also Umsetzung
Praxis hat sich herausgestellt, dass diese
innen und Arbeitnehmer aus ideologi
in die soziale Praxis – feiern!
nicht stehen geblieben und gealtert ist –
schen Gründen feindlich gegenüber ste
sondern sich immer weiterentwickelt und
hen. Somit war der ÖGB schon in seiner
Gerade in den letzten Jahren – mit der
so aktuell gehalten hat. Und dass sie un
Gründung eine Koalition der drei Fraktio
Weltwirtschaftskrise, die Ende 2007 in
serer „Fraktion mit dem C“, unserer FCG
nen: Sozialisten, Kommunisten und Christ
den USA begonnen hat und nach den
– die sich auch in Zukunft jederzeit auf
gewerkschafter. Allerdings spielten in den
Banken zunächst die Staatshaushalte und
dieses Wertefundament berufen wird –
Gründungstagen die politischen Parteien
mittlerweile auch ganze Währungen in Be
wesentliche Orientierungen für die Arbeit
eine wesentliche Rolle – so nahm zunächst
drängnis gebracht hat – wird es von den
in der Gewerkschaft und in der Gesell
der ebenfalls neu gegründete ÖAAB die
Menschen positiv aufgenommen, dass
schaft zu geben vermag. Mit einem Zitat
Vertretung der Christgewerkschafter im
wir uns zu den Prinzipien der Soziallehre
aus dem Sozialhirtenbrief der katholischen
ÖGB wahr. Doch die Soziallehre zeigte sich
bekennen. Unsere „soziale Praxis“ lässt
Bischöfe Österreichs blicken wir in die Zu
in diesen Tagen, wo nach den Schrecken
sich mit dem Motto unseres letzten Bun
kunft: „Wir haben auch die Verantwor
und Wirrnissen des Krieges ganz Öster
destages, im Juni 2009, zusammenfas
tung für die Welt und die Menschen von
reich im Wiederaufbau und auf der Su
sen: „Wir leben Werte!“ In den Betrieben
morgen!“
che nach Orientierung war, als besonders
und auf den Dienststellen erfahren unsere
wirkmächtig. Die „Christgewerkschafter
Mitglieder, dass wir den Menschen in den
Autor: Norbert Schnedl
Wanderausstellung „Straße der Werte“ DEM
MOTTO
DES
LETZTEN
BUNDESTAGES
„Wir
leben
FCG-
Aufmerksamkeit zu rücken. Die sieben
Werte!“
Grundprinzipien der Christlichen Sozialleh
folgend, startete die FCG-GPA-djp ver
re wurden von Gewerkschafter/innen aus
schiedenste Aktionen, um unsere Wer
ganz Österreich bearbeitet und das Resultat
te in der Arbeitswelt in das Zentrum der
war die „Straße der Werte“, die beim Bun desforum der FCG/GPA-djp präsentiert wur de. Bundessekretär Andreas Gjecaj und das Team der FCG/GPA-djp haben sich im Früh ling 2011 zusammengesetzt und daraus eine Ausstellung und eine Broschüre gestal tet, die jetzt durch ganz Österreich reist. Die Rollups der Wanderausstellung im Einsatz bei den Kramsacher Gesprächen.
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bundesfraktion
Wie modern ist die S ozialenzyklika „Rerum novarum” von 1891 heute? Nationalratspräsident Fritz Neugebauer nahm das 120-Jahr-Jubiläum der „Christlichen Soziallehre“ zum Anlass, zu einem Festakt im Hohen Haus zu laden. Der Einladung sind zahlreiche Gäste und Vortragende gefolgt, darunter auch Bun despräsident Heinz Fischer und der em. Bischof der Diözese Linz, Maximilian Ai chern. Den Festvortrag hielt Univ.-Prof. DDr. Paul Michael Zulehner. Zu den Refe
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Die ÖGB-Vizepräsidenten Norbert Schnedl und Sabine Oberhauser, GÖD-Vorsitzender und 2. Nationalratspräsident Fritz Neugebauer, EZA-Generalsekretärin Roswitha Gott behüt, em. Bischof Maximilian Aichern, Univ.-Prof. DDr. Paul Michael Zulehner sowie EZA-Präsident Raf Chanterie bei der Veranstaltung „120 Jahre Christliche Soziallehre” im Parlament.
rent/innen des Abends zählten weiters der Präsident des Europäischen Zentrums für
„Wenn Du den Frieden willst, dann schaf
Vermassung aufgehen möchte, der müsse
Arbeitnehmerfragen (EZA), Raf Chanterie,
fe Gerechtigkeit”, formulierte Fritz Neu
für Personalität sein; wer gegen Zentralis
ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser
gebauer eine zentrale Aufgabe der Poli
mus auftritt, müsse sich für Subsidiarität
und ÖGB-Vizepräsident Norbert Schnedl.
tik anlässlich der Festveranstaltung. Die
einsetzen; wer politischem Egoismus oder
Unter den Gästen waren auch Johanna
Enzyklika sei so alt und mit ihren Grund
dem Motto „Geiz ist geil” eine Absage er
Mikl-Leitner, der ehemalige Vizekanzler
sätzen zugleich so neu und aktuell, sagte
teile, der müsse für Solidarität kämpfen.
Alois Mock, der ehemalige Bundesratsprä
Neugebauer und wies auf zentrale Prin
sident Herbert Schambeck, ÖVP-Klubob
zipien des Dokuments wie Personalität,
Der Präsident des EZA, Raf Chanterie, er
mann Karlheinz Kopf und Weihbischof
Subsidiarität und Solidarität hin. Wer als
innerte daran, dass mit der ersten Sozial
Franz Scharl.
Person akzeptiert werden und nicht in der
enzyklika die soziale Frage von der Kirche als gesellschaftspolitisches Anliegen er kannt wurde und die Verantwortlichen in die Pflicht genommen werden sollten. Die Herausforderungen seien nicht kleiner ge worden, auch heute gehe es um Persona lität, Solidarität und Subsidiarität, um das Gemeinwohl. In diesem Sinne habe die So zialenzyklika nicht nur in der Vergangen heit hohen Wert gehabt, sie habe ihn auch für die Gegenwart und die Zukunft.
© FCG/Rupp
Die ÖGB-Vizepräsidenten Sabine Oberhauser und Norbert Schnedl.
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bundesfraktion
...Fortsetzung von Seite 5 MAN
MUSS
GEMEINSAM
DARUM
KÄMPFEN, „dass Globalisierung für alle Menschen positiv erlebbar wird und dass in diesem Prozess nicht die Wirtschaft, nicht das Finanzkapital, sondern das Wohl aller Menschen im Mittelpunkt steht”, appellierte Norbert Schnedl am Ende sei nes Beitrags, in dem er einen weiten Bo gen von der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts bis heute spannte. Nicht
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Bundespräsident Dr. Heinz Fischer über bringt seine Grußworte.
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Hausherr Fritz Neugebauer lud zur Fest veranstaltung ins Parlament.
wenige Menschen verglichen die Tenden zen der Industriellen Revolution mit jenen der Globalisierung. Damals stellte der ra sante technische Fortschritt alle bisherigen Produktions- und Handelsstrukturen in Frage, Massen von Männern, Frauen und Kindern lebten in unvorstellbarem Elend. Diese Not sei der Ausgangspunkt für die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum” gewesen. Man müsse das Gewissen und die Auf merksamkeit schärfen, zum Engagement für eine gerechtere Welt einladen und das
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Festredner Univ.Prof. DDr. Paul Michael Zulehner
Vertrauen schaffen, dass sich Engagement
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EZA-Präsident Raf Chanterie sprach über die europäische Dimension der Christlichen Soziallehre.
lohnt, rief Bischof Aichern auf und zeigte sich überzeugt davon, dass eine bessere Welt möglich ist. Paul Zulehner skizzierte in einer Festrede, welche Lehren heute noch aus der Sozial enzyklika des Jahres 1891 sowie ihrer Vorund Wirkungsgeschichte gezogen werden können. Das päpstliche Schreiben, dessen 120. Erscheinungsjubiläum man in diesem Jahr begeht, charakterisierte der Redner
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Weihbischof Scharl im Ge spräch mit em. Bischof Aichern.
dabei als zukunftsweisendes und immer noch gültiges Dokument.
Die gesamte Rede von Univ.-Prof. DDr. Paul Michael Zulehner sowie die zur Veranstaltung erschienene Festschrift steht auf www.fcg.at zum Download bereit. © FCG/Rupp
Für die musikalische Umrahmung der Festveranstaltung sorgten Elisabeth Hasenburger (Geige), Gabriel Hasenburger (Cello) und Matthias Frauenknecht (Bratsche).
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Gleichbehandlungsgesetz „Zahnloser Tiger“, der bissig wird? Seit 1979 gibt es in Österreich das Gleichbehandlungsgesetz, welches das Arbeitsleben von Frauen und Männern besser ordnen soll.
Die Novellierung des Gleichbehandlungs gesetzes, welches mit 1. März 2011 in Kraft trat, sieht folgende Neuerungen vor: Als Diskriminierungen gelten neben dem im bisherigen Gleichbehandlungs gesetz enthaltenen Verbot der sexuel len Belästigung nunmehr auch eine ge schlechtsbezogene
Belästigung
sowie
Auszug aus dem Gesetzestext:
eine Belästigung auf Grund eines anderen
(Personalvertretung) regelmäßig Einkom
Niemand darf auf Grund des Ge-
Diskriminierungsmerkmales.
mensberichte zu übermitteln. Verstöße ge
schlechts,
der
ethnischen
Zugehö-
gen das neue Gesetz werden ab 2012 mit
rigkeit, der Religion oder der Welt-
Eine weitere Neuerung stellt die Aufnah
anschauung,
der
me eines als Zielbestimmung formulierten
sexuellen Orientierung im Zusammen-
Gebotes der aktiven Gleichstellung von
Diese Form der Einkommenstransparenz
hang
Frauen und Männern dar. Im Gegensatz
soll schlussendlich zu mehr Gleichberech
zur bisherigen Rechtslage, die bei Verlet
tigung und Einkommensgerechtigkeit, zu
mit
des einem
Alters
oder
Geldstrafen von bis zu 360 € bestraft.
Arbeitsverhältnis,
insbesondere
zung des Gebotes der geschlechtsneutra
gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit
»» bei der Begründung des Arbeitsverhältnisses,
len Stellenausschreibung nur für private
und damit die Einkommensschere zwi
Arbeitsvermittler/innen sowie das Arbeits
schen Männern und Frauen à la longue
»» bei der Festsetzung des Entgelts,
marktservice Verwaltungsstrafen vorsah,
schließen helfen, damit der Equal Pay Day
»» bei der Gewährung freiwilliger Sozialleistungen
umfassen die Strafsanktionen bei Verlet
vielleicht in einigen Jahren gar nicht mehr
»» bei Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung und Umschulung,
zung des Gebotes der geschlechtsneutra
erwähnt werden muss.
len Stellenausschreibung nunmehr auch
»» beim beruflichen Aufstieg, ins besondere bei Beförderungen, »» bei den sonstigen Arbeitsbedingungen, »» bei den Bedingungen für den Zugang zu selbständiger Erwerbstätigkeit
Arbeitgeber/innen.
Im heurigen Jahr haben statistisch betrach tet Frauen vom 1. Jänner 2011 bis zum 13.
Seit dem Frühjahr 2011 müssen Betriebe
April dieses Jahres „gratis“ gearbeitet, da
und Dienststellen des Öffentlichen Diens
das mittlere Einkommen der Frauen bei 60
tes in Stellenanzeigen angeben, mit wel
Prozent des mittleren Männereinkommens
chem Mindestentgelt ein Job entlohnt wird
liegt. Diese Form der Ungleichbehandlung
und auch eine Überzahlungsmöglichkeit
gehört nach wie vor von uns Gewerkschaf
muss angegeben werden. Zusätzlich sind
terinnen und Gewerkschaftern bekämpft.
unmittelbar oder mittelbar diskrimi-
Unternehmen ab 2012 verpflichtet, dem
niert werden.
Betriebsrat bzw. dem Zentralausschuss
Autorin: Monika Gabriel
„Gleiches Einkommen für gleichwertige Arbeit“ und „Mehr Geschlechtergerechtigkeit“ waren die Forderungen, die die FCG-Frauen am 19. März 2011 anlässlich der Demo zum 100. Internationalen Frauentag wieder einmal aufs Tablett brachten.
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bundesfraktion
Da Mensch is a Sau HELMUT QUALTINGERS GEFLÜGELTES
Konferenzzimmer „2 m² Bodenfläche für
Bundesschulen hat Ministerin Claudia
Wort entspricht definitiv nicht der Sicht
jedes Vollbeschäftigtenäquivalent“ vorge
Schmied ohnehin ihr Schulausbaupro
weise unseres Dienstgebers. Von diesem
sehen sein. Gemäß 1. Tierhaltungsverord
gramm begonnen“, sagt Heinisch-Hosek.
wird ein vollbeschäftigter Lehrer eher als
nung steht selbst einer Sau in Gruppen
Aber: „So schnell kann gar nicht gebaut
Rindvieh eingestuft, ein teilbeschäftigter
ab 40 Tieren eine Fläche von 2,05 m² zur
werden. Das heißt, zuerst sollte es das
Verfügung. Bei einem Rind bis 350 kg
neue Lehrerdienstrecht geben.““ Bereits
hingegen sind es exakt 2 m². Eine halbbe
am 4. Jänner 2011 konnte man im Arti
schäftigte Lehrerin muss mit 1 m² das Aus
kel „Lehrer: Harter Kampf um das Dienst
langen finden, wie eine Legehenne eben.
recht“ im „Kurier“ lesen: „Die längere
In einem Klassenraum werden dem Lehrer
Anwesenheit der Pädagogen in der Schu
generöse 5 m² zugestanden – und zwar
le gehört aber zu den wichtigsten Neue
gleichgültig, ob er teil- oder vollbeschäf
rungen, die Bildungsministerin Claudia
tigt ist. Die Schüler müssen sich allerdings
Schmied im Dienstrecht verankern will.“
mit 1,5 m² begnügen – der Platz für einen
Und am 20. Jänner 2011 schrieben die
Widder in Gruppenhaltung.
Vorarlberger Nachrichten: „Der Verord
© Modern Times Media
nungsentwurf sei mit dem Unterrichtsmi „Heinisch vor Start zu Lehrerdienstrecht:
nisterium akkordiert, berichtet eine Spre
,Lehrer sollen länger arbeiten’“ Unter die
cherin von Claudia Schmied den VN.“
sem Titel erschien am 15. Jänner 2011 – einen Tag, nachdem die B-AStV von
Weniger Platz für LehrerInnen als für
BM Heinisch-Hosek in Begutachtung ge
Schweine? So viel sind BM Schmied „ihre“
schickt worden war – ein Artikel in „Ös
LehrerInnen also wert. Bei mir stellen sich
terreich“. Wegen des Ausbaus der Ganz
viele Assoziationen ein, von denen aus
tagsschulplätze müsse die Anwesenheit
Höflichkeit aber keine hier abgedruckt
der LehrerInnen an den Schulen erhöht
werden kann. Nur soviel sei gesagt: Ich
als Legehenne und ein Schüler als Schaf.
werden. Weiters heißt es: „Das stößt bei
muss an Helmut Qualtinger denken.
Zumindest kann man diesen Eindruck
der Gewerkschaft auf Widerstand. Argu
gewinnen, wenn man die geplante Än
ment: In den Schulen fehlt der Platz, oft
derung
Bundes-Arbeitsstättenver
können Lehrer gerade einen Stapel Hefte
ordnung (B-AStV) liest. Danach sollen im
im Konferenzzimmer ablegen. „Für die
Eckehard Quin hat im Jahr 2010 den Vorsitz der AHS-Lehrergewerkschaft von Eva Scholik übernommen.
der
Autor: Mag. Dr. Eckehard Quin
Neuer Fraktionsvorsitzender in der FCG PRO-GE NACHDEM DER BISHERIGE FRAKTIONSVORSITZENDE in der FCG PRO-GE, Kollege Karl Wakolbinger, mit 1. Februar dieses Jahres seinen wohlverdienten Ruhestand ange treten hat, wurde vom Fraktionsvorstand der FCG/PRO-GE Kollege Karl KAPPLMÜLLER, Betriebsrat der Fa. Engel Austria, zum geschäftsführenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Kollege Karl Wakolbinger war seit 2000 Vorsitzender FCG in der GMT, GMTN und PROGE, weiters Vorsitzender-Stellvertreter in der Fachgewerkschaft und Mitglied im ÖGBBundesvorstand. Bei der Sitzung des Bundesvorstandes der PRO-GE am 23. März wurde Kollege Wakolbinger verabschiedet und erhielt von der FCG das Goldene Ehrenzeichen.
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bundesfraktion
Caroline Hungerländer übernimmt Vorsitz der FCG-Jugend BEIM BUNDESTAG DER JUGEND der
Gabi Tamandl, FCG-Generalsekretär And
Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen
reas Gjecaj, Schülerunions-Bundesobmann
und Gewerkschafter erfolgte am 2. April
Oliver Möllner, Landesberufsschulsprecher
ein Generationenwechsel an der Spitze.
Rene Jellitsch sowie der FCG Bildungs
Caroline Hungerländer übernimmt den
referentin Dr. Karin Petter und einem
Vorsitz der FCG-Jugend von Bernd Brell.
Grundsatzreferat
der
FCG-Bundesfrau
envorsitzenden Monika Gabriel wurden Mehr Leistungs- und Chancengerechtig
über 50 Anträge mit fast 130 Forderungen
keit und mehr Mitspracherecht für junge
diskutiert. Eine Auseinandersetzung mit
Menschen sind die Hauptforderungen
Inhalten die von FCG-Bundesvorsitzenden
der neu gewählten Bundesvorsitzenden
Vizepräsident Dr. Norbert Schnedl lobend
der FCG-Jugend, Caroline Hungerländer.
erwähnt wurde.
Als Stellvertreterinnen und Stellvertreter wurden mit Armin Leitner, Iris Rieder, Ju
„Wir als FCG-Jugend und Veranstaltun
lia Schreyer und Christian Schwarz eine
gen wie diese sind der Beweis, dass junge
gute Mischung aus jungen Christgewerk
Menschen mitgestalten und mitbestim
schafterinnen und Christgewerkschaftern
men wollen. Die Möglichkeit zur verstärk
mit unterschiedlichen Expertengebieten
ten Mitbestimmung junger Menschen in
gewählt. Patrick Christian Bauer bleibt
den Betriebsratskörperschaften, den Per
Bundessekretär der FCG-Jugend. Am Bun
sonalvertretungen, den Gewerkschaften
destag mit dem Motto „Unsere Ecken und
und den Arbeiterkammern stehen uns zu
Kanten“ stand die inhaltliche Diskussion
und wir werden sie uns erarbeiten“, so
zwischen Jugendlichen aus allen Bundes
Caroline Hungerländer abschließend.
ländern und Berufsgruppen im Mittel punkt. Nach Impulsstatements von JVP-
Autorin: Caroline Hungerländer
Bundesobmann Sebastian Kurz, Abg.z.NR
9
bundesfraktion
15. Kramsacher Gespräche 2011 Politische Forderungen auf Basis christlicher Soziallehre „Die Arbeit von morgen heute fordern“ – unter diesem Titel fanden heuer die Kramsacher Gespräche statt. Von 15. bis 16. April 2011 besuchten über 50 Teilnehmer/innen diese traditionsreiche Veranstaltung, die heuer vor allem durch aktuelle Themen und klare Forderungsabsichten geprägt war.
DIE BEGRÜSSUNG ERFOLGTE DURCH
FCG/GPA-djp
Ka
die Einführung von „Altersbeauftrag
den Vorsitzenden der Hans Klingler-Stif
rin Zeisel, BR-Vorsitzende-Stv. der Erste
ten“ in Unternehmen sind, es wurden
tung,
Bundesgeschäfts
Group Bank AG und wissenschaftliche
realisierbare Ideen entwickelt, die es
führer Günther Trausznitz, der über die
Mitarbeiterin der Forschungs- und Ent
einzufordern gilt. Weitere Forderungen
erfolgreiche Entwicklung der Stiftung
wicklungsabteilung der Erste Group, vor
richten sich an die Gesetzgeber, wie z.B.
berichten konnte. Als Einleitung wur
das Plenum und verdeutlichte anschau
die Einführung erzwingbarer Betriebs
den drei Impulsreferate gehalten, die
lich, wie sich unsere Gesellschaft ändern
vereinbarungen, die den Umgang des
über die gesellschaftlichen Veränderun
wird, was dies für uns bedeutet und wie
Betriebes mit den Bedürfnissen von äl
gen und die sich daraus ergebenden
wir darauf reagieren können, ja müssen.
teren ArbeitnehmerInnen regeln. Aber
FCG/GPA-djp
Frauenvorsitzende
Möglichkeiten nachdenken ließen. Den
auch die verkrusteten Modelle der Ver
Einstieg machte Günter Benischek, lang
Am Nachmittag wurden die Teilnehmer/
waltung von Arbeitslosigkeit müssen
jähriger BR-Vorsitzender der Erste Bank,
innen ins World Café eingeladen. In die
aufgebrochen werden, waren sich alle
Spitzenfunktionär der FCG/GPA-djp und
sem Rahmen wurden Meinungen und
einig. Das könnte z.B. „Ausbildungs
nunmehr seit Juni vergangenen Jahres
Ideen zu den drei Themen der Impuls
zeit statt Arbeitslosigkeit“ bedeuten.
Leiter der Stabstelle Social Banking in
referate gesammelt. Diese Ergebnisse
Die FCG/GPA-djp wird mit viel Engage
der Erste Bank AG. Er referierte über
waren die Grundlage für die Weiterar
ment und Energie diese Forderungen
Soziale Verantwortung und was hin
beit am nächsten Tag. Die Teilnehmer/
sowohl innerhalb der Strukturen der
ter diesem mächtigen Wort tatsächlich
innen formulierten präzise Forderungen,
Sozialpartnerschaft, als auch in der Poli
steht. Den zweiten Impuls gab Dr. Karin
die in weiterer Folge auf die betriebliche
tik und gesellschaftlichen Öffentlichkeit
Petter, Sozialethikerin und Bildungs- und
Ebene und in die Öffentlichkeit getragen
einbringen. Die christliche Soziallehre ist
Schulungsreferentin der FCG im ÖGB,
werden.
eine hervorragende Basis, um visionäre
die über zukunftsträchtige Arbeitsfel
Zukunftsgedanken in realistische Forde
der und im Besonderen über Green Jobs
Ob es nun die verpflichtende Aufnahme
referierte. Als dritte Referentin trat die
eines Generationenmanagements, oder
10
rungen zu gießen.
bundesfraktion
Jugend – sozial engagiert DREI TAGE INTENSIVE GEMEINSAME Arbeit und Diskussion, das waren die Generationentage 2011. Rund 180 Teil nehmer/innen - „Junge & Alte“ - legten ein Bekenntnis ab, wie wichtig unsere po litischen Ziele, Generationen übergreifend, für die Zukunft unseres Landes sind. In Ko operation zwischen der FCG Jugend und dem Mittelschülerkartellverband werden im Projekt „generationen…leben“ neue gesellschaftspolitische Wege beschritten. Vor allem die Auswirkungen der demogra
„generationen…leben“: Stimmen der Jungen – FCGJ-LV Christian Schwarz, Moderator Florian Braunstein, FCG-Bundesjugendvorsitzende Caroline Hungerländer und Wolf gang Moitzi
phischen Entwicklung mit den Folgen der Überalterung sind ein wichtiges Thema,
FCG-Pensionistenvorsitzender Ing. Otto
Schwarz und dem Ehrenvorsitzenden Ing.
das alle bewegt.
Vanura,
Erich Amerer.
FCG-Bundesjugendvorsitzende
Caroline Hungerländer, stv. ÖGB-STMKDie erfolgreichen Initiativen wurden und
Vors. Franz Haberl, MKV-Vors. Mag. Dr.
werden von hervorragenden Referenten
Harald Rechberger, JVP-Landesvorstands
und politischen Verantwortungsträgern
mitglied Florian Braunstein, FCG-Bundes
unterstützt: Bundesministerin Dr. Beat
jugendsekretär Patrick Bauer, Julia Eckstein
rix Karl, EVP-VPräs. Mag. Othmar Karas,
sowie Wolfgang Moitzi, vom Vorsitzteam
Bgm. Mag. Siegfried Nagl, Jugendspre
der Bundesjugendvertretung uvm. Die in
cherin LAbg. Angelika Neuhold, VPräs.
haltliche und organisatorische Verantwor
Franz Gosch, LAbg. LS Bernhard Ederer,
tung für das Projekt liegt beim steirischen
FCG
FCG-Landesjugendvorsitzenden Christian
Generalsekretär
Andreas
Gjecaj,
„Protagonisten für die Jugend“: Bgm. Sigi Nagl, BM Beatrix Karl und EVPVPräs. Othmar Karas
Erfolg von FCG und der Steirischen Pendlerinitiative
Pendlerbeihilfe bleibt erhalten! DIE MONATELANGEN PROTESTE haben
Land Steiermark die restlichen zwei Drit
sich gelohnt. Die Entlastung für die klein
tel bereitstellt. Diese Lösung ist ein starkes
verdienenden Pendler/innen bleibt erhal
Signal der Arbeitnehmer-Interessensver
ten. Das zähe Ringen mit den Verantwort
tretung und eine hervorragende Einigung
lichen im Land Steiermark hat sich gelohnt,
zum Wohle der rund 12.000 betroffenen
ein kreatives Projekt aus der Feder der
Arbeitnehmer/innen. „Für uns war von An
Christgewerkschafter/innen ist jetzt für die
fang an klar, dass gerade jene, deren Weg
Pendler/innen auf Schiene. Das Land Stei
zur Arbeit mit besonders viel Mühe und
ermark wird die Pendlerbeihilfe weiter ge
Belastungen getragen wird, von der Poli
Arbeiterkammer und Pendlerinitiative ist
währen. Die Neuerung in Zukunft ist, dass
tik nicht vor den Kopf gestoßen werden
ein deutliches Signal für die Leistungsträ
die Arbeiterkammer die Pendlerbeihilfe zu
dürfen. Mit dieser kreativen Lösung und
ger in unserem Land gelungen“, freuen
einem Drittel bezuschussen wird und das
dem Zusammenspiel von Land Steiermark,
sich die Christgewerkschafter.
11
120 Jahre Christliche Soziallehre Die Wirkungsgeschichte von „Rerum novarum“ von 1891 bis in die Gegenwart AM 15. MAI 1891 nahm Papst Leo XIII.
19. Jahrhundert der Ausbeutung und Pro
entscheidungen legten die Marschrich
mit der ersten Sozialenzyklika „Rerum no
letarisierung ausgesetzt.
tung für die „Christliche Soziallehre“ fest
varum“ umfassend Stellung zur sozialen
und haben bis heute Gültigkeit.
Frage und legte damit den Grundstein für
Ein JA zum Sozialstaat:
die „Christliche Soziallehre“, welche auf
Obwohl die Kirchen bis zu diesem Zeit
Die Fraktion Christlicher Gewerkschafte
vier Grundsätzen beruht:
punkt geradezu ein Monopol für soziale
rinnen und Gewerkschafter hat eine Bro
Dienste innehatten, erfolgte der Ruf nach
schüre zum Thema 120 Jahre Christliche
staatlicher Ordnungs- und Sozialhilfe.
Soziallehre und 60 Jahre FCG herausge
Ein JA zur Industriewirtschaft: Mit der „industriellen Revolution“ des
geben. Bestellungen unter: 01-534 44-
19. Jahrhunderts war eine völlig neue
Ein JA zu einer neuen Werte- und
Form des Wirtschaftens entstanden.
Pastoralkultur:
39288 (Frau Kastner) bzw. presse@fcg.at.
Die geistlichen und geistigen Bedürfnisse Ein JA zur Industriegesellschaft:
haben sich gewandelt. Es galt neue Be
Damit einher ging eine Abkehr von an Ei
ziehungen zwischen Arbeit und Religion,
gentum gebundener Arbeit, im Gegensatz
zwischen Glaube und Welt, herzustellen.
zum bäuerlich/handwerklichen Leben zu vor. Zugleich waren die Arbeiter/innen im
Diese
1891
getroffenen
Grund satz
EGB-Kongress in Athen VON 16. BIS 19. MAI 2011 fand in Athen
die Arbeitnehmer gefordert. Statt Sparz
der Kongress des Europäischen Gewerk
wängen soll es Investitionen in die Infra
schaftsbundes unter dem Motto „Mobi
struktur geben, auch die Jugendarbeitslo
lisierung für ein soziales Europa“ statt.
sigkeit soll energischer bekämpft werden.
Beim Kongress wurde das „Athener Ma
Auch müssten effiziente und strenge
nifest“ beschlossen, das dem EGB als Ar
Regeln für die Finanzmärkte und Rating-
beitsprogramm für die kommenden Jahre
Agenturen eingeführt werden. Mehr dazu
dienen soll. Darin wird ein „New Deal” für
auf www.etuc.org
FCG-Bundesvorsitzender Norbert Schnedl und FCG-Bundesfrauenvorsit zende Monika Gabriel beim EGB-Kon gress in Athen.
Norbert Schnedl mit Jozef Niemiec von der Solidarnosc, der beim Kongress zum neuen stellvertretenden EGB-Generalse kretär gewählt wurde.
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