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VON LIEBE GLÜCK UND BEGRENZUNG

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FRISONAUT

FRISONAUT

Lebenssituationen auf Norderney

Mit hunderttausenden Gästen jährlich zählt Norderney zu den Tourismusmagneten in Deutschland. Dagegen stehen nur rund 6.000 Einheimische. Wie lebt es sich in diesem Spannungsfeldund welche Faktoren bestimmen das Wohlbefinden. Wir haben uns exemplarisch mit drei Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen unterhalten - und über ihre berufliche und persönliche Lebenssituation auf der Insel gesprochen. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie für Einrichtungen der Caritas auf Norderney arbeiten.

LARA-MARIE

Die 25-jährige Verwaltungsangestellte ist ein echtes Inselkind, auf Norderney geboren und fest verwurzelt. „Ich bin sehr behütet aufgewachsen und hatte viele Freiheiten“, beschreibt sie ihre Kindheit und Jugend. Nach der Schulzeit habe sie kurz darüber nachgedacht, auch aufs Festland zu ziehen, als die meisten ihrer Freundinnen und Freunde zum Studieren oder Arbeiten die Insel verließen. „Aber dann haben persönliche Entwicklungen mir die Entscheidung abgenommen und ich bin geblieben.“ Lara-Marie wohnt mit ihrem Freund in einer kleinen gemütlichen Wohnung. Ab und zu verreisen sie gerne - aber sie freue sich immer auf Norderney. „Sobald ich auf der Fähre bin, riecht es nach zu Hause. Das finde ich wunderschön.“ Für die Inseljugend könnte das Angebot besser sein. „Clubs haben in den letzten Jahren zugemacht und die Kneipen sind eher für Touristen.“ Junge Einheimische treffen sich meist zu Hause oder am Strand. Das Freizeitangebot sei nicht riesig, dafür vielfältig, sagt sie - und listet eine bunte Mischung auf, von Boßel-Vereinen über Musikangebote und Sport wie Handball, Reiten und Zumba. Mit ihrer Arbeitgeberin ist Lara-Marie sehr zufrieden. Sie findet es super, dass die Caritas Beschäftigten Wohnraum zur Verfügung stellt und jeden Mitarbeitenden fördert. Ihr Job in der Zentralverwaltung sowie an der Rezeption des Gästehauses Inseloase und in der Fachklinik Maria am Meer ist sehr abwechslungsreich. „Vor allem der Kontakt mit vielen Menschen aus ganz Deutschland macht mir superviel Spaß.“

ANN-KATRIN

Für uns ist das hier schon ein bisschen wie Bullerbü.“ So beschreibt die vor rund acht Jahren aus Hannover zugezogene Diplom-Pädagogin und Systemische Familientherapeutin ihr Gefühl für Norderney. Ann-Katrin wohnt mit Partner und Tochter in einem kleinen „Reihenhausscheibchen“ der Wohnungsgesellschaft Norderney. Ihr Job im Psychosozialen Bereich der Thomas Morus Fachklinik der Caritas macht ihr viel Freude. Die Insellage sei für beide Seiten von Vorteil. „Eltern und Kinder sind weit weg von zu Hause und können ein paar ihrer Probleme auf dem Festland lassen, neue Kraft tanken, Wege aus der Erschöpfung finden und ihre Beziehung stärken.“ Ann-Katrin mag, dass auf Norderney alles in erreichbarer Nähe ist. Auch die beschränkte Auswahl habe Vorteile, weil das Entscheidungen einfacher mache. Das Freizeitangebot für Kinder ist trotzdem vielfältig - Chor, Kampfsport, Fußball, mit den Freunden an den Strand. Überall kommen die Kids selbstständig hin. „Um Kinder großzuziehen, ist das hier ein großes Glück.“ Das Wort „Glück“ zieht sich durch unser Gespräch. Muss man Glück haben, um auf Norderney leben zu können? Nein, es ist wohl eher die positive Lebenseinstellung, denn die Hürden des Alltags gibt es schließlich auch auf einer Insel. Gibt es für sie denn überhaupt keinen Haken am Inselleben? Man könnte die Ärzteversorgung nennen. „Wenn wir zu einem Facharzt aufs Festland müssen, ist das zeitaufwändig. Unterm Strich bin ich bin aber rundum zufrieden.“ Ihre Arbeitgeberin Caritas empfindet Ann-Katrin auch als großes Glück. Vor allem die Flexibilität und Gestaltungsfreiheit. „Ich kann Teilzeit arbeiten und auch mal von zu Hause aus. Und ich kann nebenher noch Psychologie an der Fernhochschule studieren.“ Super findet sie außerdem, dass die Caritas den Beschäftigten Angebote zur Gesundheitsförderung macht.

JUTTA

Die gebürtige Münsterländerin ist vor über 30 Jahren der Liebe wegen nach Norderney gezogen. „Ich wusste sofort, dass ich hier leben möchte“, erinnert sie sich. Ihr Mann war Einheimischer und hatte einen Malerbetrieb. Im Jahr 2010 ist er verstorben, als die gemeinsame Tochter erst fünf Jahre alt war. Die schwierigen Jahre danach habe sie mit Hilfe guter Freunde, der hilfsbereiten Inselgemeinschaft und dank der Flexibilität ihrer Arbeitgeberin Caritas gut überstanden. „Ich konnte meine Tochter immer mit zur Arbeit nehmen, wenn es nicht anders ging“, beschreibt sie die damalige Situation. Ein großer Vorteil bei ihrer Vollzeitbeschäftigung war auch, dass ihr Kind selbstständig von der Schule nach Hause gehen konnte. „Hier ist es noch sicher und jeder kennt jeden. Da hat man als Mutter ein gutes Gefühl.“ Jutta ist zufrieden mit ihrem Leben. „Mein Beruf als Hauswirtschafterin ist nach wie vor sehr erfüllend.“ Im Laufe der Jahre habe sie einige Fortbildungen im Bereich Ernährungsberatung machen können. „In meinen Kochkursen in der Thomas Morus Fachklinik kann ich Kindern und ihren Eltern viel Gutes mit auf den Weg geben. Und das, was ich privat gerne mache, darf ich auch in meinem Job ausleben, nämlich leckere, gesunde Gerichte kochen.“ In ihrer Freizeit engagiert sie sich beim TUS Norderney und in der Kirchengemeinde. Zieht es Jutta denn auch mal in die Ferne? „Ein paar Städtetrips stehen auf meiner Liste. Aber ich bin einfach sehr gerne zu Hause und liebe lange Spaziergänge am Meer.“ Und welche Veränderungen würde sie sich für Norderney wünschen? „Ich habe den Eindruck, dass viel für den Tourismus getan wird und weniger dafür, junge Leute zu halten. Die Mieten und Immobilienpreise sind für viele, die nicht so viel verdienen, einfach nicht mehr bezahlbar.“

Das Caritas Gesundheitszentrum für Familien Norderney betreibt auf der Insel vier Einrichtungen. Zwei zur medizinischen Rehabilitation und Vorsorge. Die Fachkliniken Maria am Meer und Thomas Morus bieten Therapien für Frauen, Mütter mit Kindern sowie Väter mit Kindern an. Familien, Senioren und Menschen mit und ohne Handicap finden Erholung in den Gästehäusern der Caritas, der Inseloase und im Friesenhof. Ob in Pflege, Sozialarbeit oder Verwaltung, als Auszubildender, Fach- oder Führungskraft - rund 90 Beschäftigte arbeiten bei der Caritas auf Norderney. „Es ist wichtig, dass es allen mental und körperlich gut geht. Deshalb legt die Caritas großen Wert auf Gesundheitsförderung“, betont Gesamtleiterin Silvia Selinger-Hugen. „Durch die Kooperation mit einem Gesundheitsdienstleister können die Beschäftigten jederzeit zu Hause OnlineKurse wahrnehmen oder Kurse besuchen - von Yoga bis Krafttraining. Die Caritas unterstützt außerdem bei der Wohnungssuche und bietet auch eigene Werksdienstwohnungen an.“

Die Lebensqualität der Insulanerinnen und Insulaner unter die Lupe zu nehmen und zu verbessern, bleibt eine der wichtigsten Herausforderungen auf Norderney. Wo gibt es Begegnungsräume für Einheimische? Welche Beratungs- und Versorgungsangebote fehlen? Wie kann Norderney für junge Menschen und Familien attraktiver werden? Solche und ähnliche Fragen werden zu beantworten sein.

CARITAS GESUNHEITSZENTRUM NORDERNEY
www.caritas-norderney.de
Kirchstraße 4 - 26548 Norderney
(04932) 84050

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