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Der Karriereschritt führt in die Bundesliga von Marc Fischer

Der Karriereschritt führt in die Bundesliga

Als Pascale Wyder vor drei Jahren ihr Bachelorstudium Primarstufe an der Pädagogischen Hochschule FHNW begann, spielte sie bereits bei Spono Nottwil in der Spar Premium League, der höchsten Spielklasse im Schweizer Frauenhandball. «Als ich das Studium begonnen habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich es in drei Jahren durchziehen kann», sagt sie im Rückblick. «Aber ich wollte versuchen, ob es geht.»

Von Marc Fischer

Vier Abendtrainings und zeitweise ein Mittagstrainings in Nottwil standen da schon fix in ihrem Wochenplan, ebenso wie drei individuelle Athletik-Einheiten pro Woche, die sie in Aarau oder Brugg absolvierte. «Es gab Phasen, in denen ich zeitlich am Limit war, vor allem wenn ich noch mit der Nationalmannschaft unterwegs war», erzählt Wyder. Doch dank frühzeitiger Kommunikation, Kommiliton*innen, die sie bei Absenzen mit den nötigen Informationen versorgten und Dozierenden, deren Türen für Fragen offenstanden, klappte es von Beginn weg mit dem Studium parallel zum Spitzensport.

«Studium und Spitzensport» als Vereinfachung

Später führte die PH FHNW angepasste Rahmenbedingungen für «Studium und Spitzensport» ein, die es ermöglichen, sportliche Leistungen auf höchstem Niveau zu erbringen und zeitgleich das Studium innerhalb eines vertretbaren zeitlichen Rahmens abzuschliessen. «Das hat mir die Organisation und das Vereinbaren von Studium und Spitzensport nochmals deutlich vereinfacht», so Wyder. Von der Möglichkeit, das Studium zu verlängern, machte sie allerdings nicht Gebrauch.

«Ich habe mich vor einem Jahr entschieden, das Studium durchzuziehen und dabei darauf gehofft, dass sich nach

dem Abschluss ein Türchen für ein neues Abenteuer öffnet», so die Handballerin. Einzig bereits während des Studiums ein fixes Teilpensum zu übernehmen, lag zeitlich nicht drin. «Ich habe jedoch ein paar kurze Stellvertretungen übernommen.»

Wyders Hoffnung auf ein Angebot erfüllte sich schliesslich tatsächlich: Im Juni schloss sie ihr Studium ab und wechselte danach in die erste deutsche Bundesliga zu Frisch auf Göppingen. Auch wenn das geplante Kennenlern-Training mit dem Team und die Besichtigung aller Anlagen vor Ort im März aufgrund der Corona-Pandemie ausfielen, ist Pascale Wyder überzeugt, dass der Schritt richtig ist. «Handball hat in Deutschland einen viel höheren Stellenwert, das Niveau ist höher», beschreibt sie den Reiz der neuen Herausforderung. Und: «Ich habe gespürt, wie sich die Vereinsverantwortlichen um mich bemüht haben.»

50-Prozent-Pensum übernommen

Trotz grösserem Stellenwert und höherem Niveau: Die Spielerinnen in Göppingen sind keine Profis. Und so zahlt sich das abgeschlossene Studium für Pascale Wyder aus. «Ich werde an einer Grundschule in Göppingen in einem 50-Prozent-Pensum unterrichten», sagt sie. Sie übernimmt eine dritte Klasse als Klassenlehrerin und unterrichtet sie in den Fächern Mathematik, Sport, Englisch und Kunst. «Ich habe etwas Respekt schliesslich ist es ein anderes Schulsystem mit einem anderen Lehrplan und einem anderen Schulalltag», sagt sie. «Doch ich fühle mich gut vorbereitet und freue mich sehr darauf Erfahrungen sammeln zu können. Ich habe einzig darum gebeten, nicht das Fach Deutsch zu unterrichten», so Wyder lachend. Umschreiben lassen, will sie ihr Diplom jedoch nicht. «Schliesslich möchte ich nach der Karriere zurück in die Schweiz kommen und hier unterrichten», so Wyder.

DUALE KARRIERE AN DER PH FHNW Die PH FHNW bietet qualifizierten Spitzensportler*innen die Möglichkeit, Studium und Sport so zu vereinbaren, dass sie in beiden Bereichen erfolgreich sein können. Die zugelassenen Athlet*innen absolvieren ihr Studium im Status «Spitzensportler*in» mit Ausnahmeregelungen, ohne zeitliche Beschränkung der Studiendauer und optimal abgestimmt auf den Trainings- und Wettkampfplan. Während des Studiums werden sie durch einen PH-Coach betreut. Er schliesst mit den Athlet*innen zu Beginn einen individuellen «Learning Contract» (Studienvertrag) ab. Jeweils vor Semesterbeginn findet ein verbindliches Gespräch statt, in welchem sie gemeinsam mit dem PH-Coach aufgrund des Trainings- und Wettkampfplans das kommende Semester planen.

Kriterien für den Status «Spitzensportler*in» sind: −Für alle Sportarten im Zuständigkeitsbereich von Swiss-Olympic: Swiss-Olympic (Talents) Card oder Empfehlung durch den für die sportliche Förderung hauptverantwortlichen Verband oder Verein −Für alle anderen Sportarten: Nachgewiesenes Potenzial für eine Laufbahn als Leistungssportler*in auf nationaler oder internationaler Ebene −Mitglied eines nationalen (Nachwuchs-) Kaders −Mitglied eines Vereins der obersten beiden nationalen Ligen in der betreffenden Sportart −Wer mindestens eines der genannten Kriterien erfüllt, kann sich bei der Studienberatung der Pädagogischen Hochschule FHNW melden, die eine Aufnahme in den Status «Spitzensportler*in» prüft.

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