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Wenn MANN den Journalistinnen Chancen verwehrt von Sophie Pratschner
from SUMO Ausgabe 35
Wenn MANN den Journalistinnen Chancen verwehrt
Die Verhaltensgrundsätze für JournalistInnen sind eindeutig: Es darf niemand aufgrund seiner religiösen und ethnischen Werte, sowie seiner Angehörigkeit zu einer Rasse oder Minderheit diskriminiert werden. Dennoch ist Diskriminierung kein Fremdwort in der Medienbranche: Journalistinnen im Print- und Online-Sektor verdienen noch immer weniger als ihre männlichen Kollegen. SUMO sprach darüber mit einer Printjournalistin. „Journalistinnen sind jünger, besser Gender-Pay-Gap stattgefunden hat, ausgebildet, verdienen weniger und Österreich dennoch zu den negativen sind seltener in Leitungspositionen Spitzenreitern in Sachen ungleiche Bezu finden.“ Das ist ein Statement von zahlung in der EU zählen. Matthias Karmasin, Direktor des Instituts für vergleichende Medien- und JournalistInnen verdienen unterKommunikationsforschung an der Össchiedlich terreichischen Akademie der WissenDer österreichische „Journalismusreschaft (ÖAW) auf der ÖAW-Website port 2019“ hat den Gender-Pay-Gap in (31.1.2020) zum jüngsten „Journalisder Medienbranche errechnet. Ein Jourmus-Report“. Es deutet genau auf etnalist verdient durchschnittlich 4.177 was hin, was in der Medienbranche Euro im Monat, wohingegen eine JourRealität ist: die Unterscheide zwischen nalistin im Schnitt 3.447 Euro verdient. Männern und Frauen bezüglich des fiDas sind ganze 730 Euro weniger und nanziellen Verdienstes. ein Unterschied von 17,5%. „Zwar ist Der Gender-Pay-Gap ist ein Indikator der Gender-Pay-Gap im Journalismus für diese Ungleichheit. Hierbei wird viel geringer als in anderen Branchen, der prozentuelle Unterschied zwischen aber es gibt ihn“, so der Direktor des dem Stundenverdienst zwischen MänÖAW-Instituts zum aktuellen Report. nern und Frauen errechnet. Insgesamt Die Größe dieses Prozentsatzes ist lag dieser Wert in Österreich 2018 teilweise auf den Fakt zurückzuführen, bei 19,8%, was im Vergleich zum EUdass Journalistinnen öfter in TeilzeitpoSchnitt von 14,8% kein gutes Ergebnis sitionen angestellt sind. Vollzeitjournaist. Auch das Bundeskanzleramt ist sich listinnen verdienen zwar nur 457 Euro der Bedeutung dieser Zahl bewusst weniger im Monat (10,6%), aber der und schreibt auf ihrer Homepage, dass Unterschied bleibt. zwar eine sichtliche Verbesserung der Obwohl der Faktor der geringeren Be-
zahlung als die größte Ungerechtigkeit erscheint, ist noch ein anderer Blickwinkel bezüglich der Behandlung von Männern und Frauen sehr wichtig, der vor allem im Bereich der Medien eine erhebliche Rolle spielt: die Beeinflussung der Aufstiegschancen auf der Karriereleiter aufgrund des Geschlechtes. Marie K. (Anm.: Name geändert) arbeitet schon seit Jahren bei einer österreichischen Boulevard-Zeitung als Printjournalistin und hat im Interview gegenüber SUMO die Fakten auf den Tisch gelegt. „Frauen werden wohl die Ungerechtigkeit, betreffend der Aufstiegschancen, in Zeiten ihres Berufslebens kaum aufholen können. Außerdem sind bei uns Redaktionsleitungen bzw. Chefredakteure ausschließlich männlich“, betont die Journalistin. Von den 14 Tageszeitungen in Österreich, die sowohl Print- als auch Online-Journalismus betreiben, hat nur der „Kurier“ eine weibliche Chefredakteurin. „Und findet sich zufällig eine Frau in einer höheren Position, sind dies eher sogenannte ,Quotenfrauen‘, was ihre Leistungen und Qualifikationen aber auf keinen Fall schmälert“, stellt K. fest. Die einzige Art und Weise, wie sich Frau gegen diese Ungerechtigkeit wehren kann, ist die Gleichbehandlungsanwaltschaft (GAW). Diese ist eine öffentliche Einrichtung, die auf Basis des Gleichbehandlungsgesetzes alle vertritt, die sich in irgendeiner Form benachteiligt fühlen. Das Gesetz existiert seit 2004 und enthält unter anderem die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt, wozu gleiche Bezahlung, gleiche Chancen und gleiche Verträge gehören. Nichtsdestotrotz ist das alles in der Praxis nicht gegeben. Marie K. bestätigt, sie habe noch immer weibliche Kolleginnen, die in derselben Position weniger verdienen als Männer und das sei scheinbar noch immer „branchenüblich“. Doch wieso klagen Journalistinnen mithilfe der Gleichbehandlungsanwaltschaft nicht ein, was ihnen zusteht? „Wenn du die anrufst, hast du wahrscheinlich einen Job gehabt…“, so Marie K.
Das tut der Staat gegen den GenderPay-Gap
Wie auf der Website des Bundeskanzleramtes zu lesen ist, ist sich auch die Regierung bewusst, dass gegen diese Ungerechtigkeit etwas unternommen werden muss. Bekämpft werden soll der Gender-Pay-Gap nicht etwa mit neuen Gesetzen für den Arbeitgeber, sondern mit Information. Initiativen, die Mädchen an technischen und wissenschaftlichen Berufen begeistern sollen, Möglichkeiten zur Erhöhung der Väterbeteiligung in der Familie und die Förderung von Frauen in wirtschaftlichen Führungs- und Entscheidungspositionen. Ein entscheidender Schritt, der gesetzt wurde, ist die Erhöhung der Einkommenstransparenz in Österreich. Dazu gehören die Angabe des Mindestentgeltes in Stelleninseraten und ein Einkommensbericht, der durch das Unternehmen erstellt wird. Diese Ansprüche gelten selbstverständlich auch für Medienunternehmen.
Die Ausnahme: Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk
Obwohl sich der ORF nicht auf Print und Online beschränkt, spielt er auch hier eine große Rolle. Zwar sind alle neun Landesstudio-Chefredakteure Männer und an der Frauenquote in den Führungspositionen könnten sie auch noch arbeiten, trotzdem liegt der Gender-Pay-Gap beim ORF nur bei 12,1%. Auch hier ist der Weg zur kompletten Gleichstellung noch lang. Seit 2010 ist im ORF-Gesetz eine Frauenquote von 45% in Führungspositionen verankert. Eine derzeitige Zahl von 26% Frauen in hohen Führungspositionen lässt noch Luft nach oben.
Die jährliche Hommage an den Gender-Pay-Gap
25. Februar 2020: Hätten Frauen den gleichen Stundenlohn wie Männer, aber ihren aktuellen Verdienst, hätten sie bis zu diesem Tag des Jahres 2020 gratis gearbeitet. Der Equal-Pay-Day findet jedes Jahr statt und soll veranschaulichen und greifbar machen, wie benachteiligt Frauen gegenüber Männern werden. Und sich vorzustellen, dass eine Journalistin an ihrem Schreibtisch sitzt am Equal-Pay-Day, einen Artikel darüber verfasst und genau weiß, erst ab diesem Zeitpunkt verdient sie Geld. Frauen verdienen weniger als Männer in der gleichen Position. Das ist ein Fakt. Doch dass manche Frauen nicht einmal die Chance haben, in einer Führungsposition schlechter zu verdienen, weil sie diese nie erreichen, ist umso trauriger. Dies ist auch der Fall in einer Branche, die die Gleichbehandlung in ihren Kodex aufgenommen hat. Die Zahlen zeigen, dass die Medienbranche den GenderPay-Gap nicht annähernd geschlossen hat, obwohl es genau die Medienhäuser sind, die über diese Ungerechtigkeit berichten und diese verpönen.
von Sophie Pratschner
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Julia Allinger, Christiane Fürst, Michael Geltner, Christina Glatz, Raphaela Hotarek, Martin Möser, Karin Pargfrieder, Roland Steiner, Lukas Pleyer, David Pokes, Sophie Pratschner, Alexander Schuster, Ida Stabauer, Therese Sterniczky, Anja Stojanovic, Viktoria Strobl, Sebastian Suttner, Ondrej Svatos
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