Filmpodium Programmheft Oktober/November 2021

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37 FR, 12. NOV. | 18.00 UHR

ZUR KUNSTHANDEL-KONTROVERSE

GLUT VON THOMAS KOERFER Der Erweiterungsbau des Kunsthauses,

missbilligt. Zum polnischen Flüchtlings-

der die Sammlung Emil Bührle beherber-

mädchen Anna, das die Familie für Andres

gen wird, hat die Diskussion um Raubkunst

als Gefährtin ins Haus geholt hat, entwi-

und ethische Aspekte eines Kunsthandels,

ckelt der Junge eine intensive Beziehung,

der mit Waffenhandel alimentiert wird, neu

die allerdings tragisch endet. Vierzig Jahre

entfacht. Diese schwelte in der Schweiz al-

später kommt Anna, die nun ihren eigent-

lerdings schon vor gut vierzig Jahren, wie

lichen Namen Hanna angenommen hat, als

Thomas Koerfers Film Glut zeigt.

Journalistin zurück. Sie betrachtet Andres, der trotz allem in die Fussstapfen seines

1983 entwarf Thomas Koerfers Spielfilm

Vaters getreten ist, ebenso wie ihre Schwei-

Glut das Sittenbild einer Familie namens

zer Adoptivheimat mit kritischem Blick.

Korb, die durchaus Ähnlichkeiten mit der

Ergänzt wird die Vorstellung von Glut mit

Familie Bührle hat. Glut wechselt hin und

einem Filmgespräch: Der Schweizer Histo-

her zwischen der Vergangenheit von 1943

riker Jakob Tanner und die Filmwissen-

und der Gegenwart und lässt sie sich ge-

schaftlerin Marcy Goldberg beleuchten die

genseitig beleuchten.

politischen Hintergründe von Koerfers Film

Der kleine Andres Korb begreift nur wenig von der zwielichtigen Welt, in der sein Vater François sich bewegt, ein Waffenfabrikant, der alle Kriegsparteien beliefert, auch das Dritte Reich. Verständnis findet

und ordnen diesen auch in der Entwicklung des Schweizer Kinos ein. (mb) GLUT / Schweiz/BRD 1983 112 Min / Farbe / 35 mm / D+Pol/d // REGIE Thomas Koerfer // DREHBUCH Dietrich Feldhausen, Thomas Koerfer // KAMERA

der sensible, von den Eltern weitgehend

Frank Brühne, Pio Corradi // MUSIK Peer Raben // SCHNITT

ignorierte Junge bei seinem Grossvater,

Andres Korb), Katharina Thalbach (Claire Korb), Matthias

der das gewinnorientierte Treiben von François, der sich als Kunstliebhaber aufspielt und die Hautevolee um sich schart,

Georg Janett // MIT Armin Mueller-Stahl (François Korb/­ Habich (Albert Korb), Krystyna Janda (Hanna), Sigfrit Steiner (Oberst Wettach), Thomas Lücking (Andres als Kind), Agnes Zielinski (Anna), Barbara Freier (Antonia), Gudrun Geier (Lina), Walter Ruch (Karl).


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