3 minute read
LICHTEINFLÜSSE Gehen Sie nicht blau zu Bett
Die Lightpad Tunable von Regent Light kann auf die individuellen Lichtbedürfnisse der Mitarbeiter angepasst werden.
WIE LICHTEINFLÜSSE DIE GESUNDHEIT BEEINFLUSSEN «GEHEN SIE NICHT BLAU ZU BETT»
Advertisement
DER MENSCH REAGIERT AUF LICHTEINFLÜSSE. SO VIEL IST KLAR. DOCH JE NACH INTENSITÄT, JA SOGAR NACH DER FARBE DES LICHTES KANN DER BIOLOGISCHE TAGESRHYTHMUS BEEINFLUSST WERDEN –ZUM POSITIVEN WIE ABER AUCH ZUM NEGATIVEN. AM EVENT CSEMNEXT BEI REGENT LIGHTING IN BASEL WURDEN DIESE EFFEKTE MIT DEN NEUSTEN FORSCHUNGSERGEBNISSEN VORGESTELLT.
VON ANNA MEISTER
Die innere Uhr ist kein Mythos, sie existiert tatsächlich. Zu diesem Ergebnis kam Professor Christian Cajochen vom Zentrum für Chronobiologie der U niversitäre Psychiatrische Kliniken (UPK) in Basel im Rahmen seiner zahlreichen Studien. «Und sie ist eine sehr präzise Uhr», betonte er im Rahmen des CSEMnext. Zu finden sei sie etwa zwei bis drei Zentimeter hinter der Nasenwurzel und es handle sich dabei um zwei paarig angelegte Hirnregionen, welche tagsüber aufleuchten und nachts ihre Aktivität einschränken. Der menschliche Tag-und-Nacht-Rhythmus ist genetisch bedingt, so Cajochen. «80 Prozent der Menschen ticken länger als 24 Stunden.» Im Schnitt ticke ein Mensch 24,15 Stunden. Das klingt im ersten Moment nicht nach viel, doch kumuliert über mehrere Tage, wenn nicht Wochen, wird diese Abweichung immer grösser. Nun braucht der Mensch einen Mechanismus, der diese Abweichung korrigiert. Und hier greife laut Cajochen das Tageslicht ein, denn es eiche uns auf die 24.0 Stunden, die Tageslänge, welche auf der Erde herrscht.
LICHT ALS STÄRKSTES MEDIKAMENT In den 60er-Jahren gab es einen Selbstversuch eines Studenten, welcher sich in einen Bunker hat einschliessen lassen und dort unterschiedlichen Lichtbedingungen ausgesetzt war. Komplett isoliert von anderen Umwelteinflüssen war er lichttechnisch stoisch einem 24-Stunden-Rhythmus ausgesetzt. Ab dem 20.Tag wurde während der Tageszeit nur noch Dämmerlicht eingesetzt, woraufhin seine genetisch bedingte innere Uhr nach seinem persönlichen Rhythmus anfing zu greifen. Zum Schluss hatte der Student einen Tagesrhythmus von 25.3Stunden. «Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass Licht das stärkste Medikament ist», sagt Cajochen.
Der Chronobiologe Charles Czeisler sagte einmal: «Licht beeinflusst die Circadianrhythmik des Menschen stärker als jedes Medikament.» Cajochen ergänzt: «Könnte man Licht patentieren, so wäre dies schon längst geschehen.»
Das Nachthormon, umgangssprachlich auch als «Kopfkissenaufschüttelhormon» bekannte Melatonin steigt im menschlichen Körper jeweils an und erreicht seinen Höhepunkt ungefähr um viertel vor fünf Uhr morgens. Es steigt allerdings auch an, wenn man nicht schläft. Arbeitet jemand in Schichten und wird nachts zu viel Licht ausgesetzt, so steigt das Melatonin nicht an, jedoch wird es morgens versuchen, seinen Höhepunkt zu erreichen. Wenn nun jemand über längere Zeit unter diesen Bedingungen arbeitet oder nachts dem sogenannten blauen Licht ausgesetzt ist, so verschiebt sich dieser «Peak» nach hinten und erreicht so die Morgenstunden. Dies ist ein Problem, welches viele der heutigen Jugendlichen betrifft. Durch die Nutzung von Smartphones in der Nacht, sei es zum Chatten, einen Status posten oder Spiele zu spielen, wird der Anstieg von Melatonin verschoben. «So gesehen gehen viele Jugendliche heutzutage in ihrer biologischen Nacht zur Schule», erzählt Cajochen.
NEUE ZELLEN IM AUGE Ebenfalls ein grosser Faktor ist auch, dass es nachts immer heller wird. Sei es durch Strassenlaternen, Leuchtreklamen, Scheinwerfer, die Welt hellt sich immer mehr auf und es ist kein Ende in Sicht. Hat dies einen Einfluss auf den Wach-Schlaf-Rhythmus? In den USA wurde eine Studie durchgeführt, in welcher 20’000Menschen in lichtverschmutzten Gegenden und deren Schlafgewohnheiten untersucht wurden. Das Ergebnis
überrascht nicht: Künstliches Aussenlicht während der Nacht korreliert mit verändertem Schlafverhalten in der Bevölkerung. Je heller die Nacht, umso mehr Menschen schliefen pro Nacht weniger als sechs Stunden. Auch die Zubettgehzeit verschob sich nach hinten.
Anfang der 2000er-Jahre entdeckten Forscher im Auge neue Fotorezeptoren: die Ganglienzellen. Diese sehr lichtsensitiven Zellen absorbieren Licht bei 460 bis 480Nanometern, was dem blauen Spektrum entspricht. Dabei handelt es sich um dasselbe Licht, das von Smartphones, Tablets und E-Book-Readern ausgestrahlt wird. «Und mittlerweile geben 99Prozent der Bevölkerung an, dass sie vor dem Schlafengehen noch einmal aufs Handy schauen», sagt Cajochen. Das klassische Lichterlöschen existiert somit nicht mehr. Denn die meisten Jugendlichen sind danach noch am Handy. 97Prozent der Jugendlichen gaben bei der Befragung an, dass sie das Smartphone im Schlafzimmer haben; da die meisten es als Wecker nutzen.
23Prozent dieser Jugendlichen gaben sogar an, das Smartphone im Bett statt auf dem Nachttisch zu haben. Dadurch wird das Gehirn weiteren Lichtimpulsen ausgesetzt, was eine Verschiebung der Melatoninproduktion und somit der Müdigkeit zur Folge hat. Diese Lichteinflüsse haben in etwa dieselbe Wirkung wie eine Tasse Espresso am Abend. «Einmal pro Woche ist das vielleicht okay», sagt Cajochen, >
97 Prozent aller Jugendlichen verwenden ihr Smartphone auch nach dem Zubettgehen.