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Fitness und Gesundheitsbranche gegen Krebs
Prävention, Therapie und Nachsorge Fitness- und Gesundheitsbranche gegen Krebs
Krebs – eine Diagnose, die Hunderttausende Menschen jährlich in Deutschland erhalten und die ihr Leben radikal verändert. Die Fitness- und Gesundheitsbranche trägt essenziell zur Prävention, Therapie und zur Nachsorge bei. Worin dieser Beitrag besteht und wie wichtig speziell qualifizierte Trainer sind, darüber hat die mfhc mit Prof. Dr. Friederike Rosenberger vom NCT Heidelberg gesprochen.
mfhc: Prof. Dr. Rosenberger, welchen Beitrag kann die Fitness- und Gesundheitsbranche in der Krebsprävention und -nachsorge leisten?
Prof. Dr. Friederike Rosenberger: Körperliches Training ist in allen Phasen einer Krebserkrankung wichtig, also sowohl in der Vorsorge als auch während der Therapie und in der Nachsorge. Besonders in der Prävention und Nachsorge spielen gesundheitsorientierte Fitnessstudios eine große Rolle. Sie erreichen sehr viele Menschen und bieten natürlich nicht die einzige, aber eine sehr effektive Möglichkeit, um Ausdauer und Kraft zu trainieren.
Auch am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg vermitteln wir über das Netzwerk OnkoAktiv (Anm. d. Red: ein deutschlandweites Netzwerk der onkologischen Sport- und Bewegungstherapie für Patienten, Ärzte, Fachkräfte und Institutionen) Patienten an gesundheitsorientierte Fitnessstudios, damit sie wohnortnah trainieren können. Meist sind das Patienten in der Nachsorge. In bestimmten Fällen befinden sich die Betroffenen aber noch in der Therapiephase. Ohne diese Option wäre eine flächendeckende Versorgung gar nicht möglich.
Welche Bedeutung hat qualifiziertes und spezifisch ausgebildetes Personal in diesem Kontext?
Grundsätzlich sind qualifizierte Mitarbeiter unabdingbar, um sicheres und qualitativ hochwertiges Training zu gewährleisten. Welche Qualifikation die richtige ist, hängt von der Phase der Krebserkrankung ab. Wir haben
bereits über die Prävention gesprochen, in der es um eine Senkung des Krebserkrankungsrisikos bei Gesunden geht. Hier sehe ich keine onkologiespezifischen Anforderungen an das Personal, weil sich die Trainingsinhalte nicht von denen zur allgemeinen Gesundheitsförderung unterscheiden.
In der Therapiephase ist das anders. Da sind beim Training viele Besonderheiten zu beachten, die sich unter anderem aus den Nebenwirkungen der Krebsbehandlung ergeben. Deshalb ist je nach individueller Situation des Patienten eine therapeutische Ausbildung mit onkologiespezifischer Zusatzqualifikation erforderlich. In der Krebsnachsorge bestehen zwar häufig noch immer gesundheitliche Beschwerden, wie z. B. Bewegungseinschränkungen nach einer Operation, aber die Situation ist insgesamt weniger kritisch. Hier ist aus meiner Sicht eine allgemeine Trainerweiterbildung mit onkologiespezifischer Zusatzqualifikation angemessen, um die Betroffenen optimal zu betreuen.
Sie haben onkologiespezifische Zusatzqualifikationen erwähnt. Können Sie einige exemplarisch nennen?
Speziell auf die Fitness- und Gesundheitsbranche ausgerichtet ist der Lehrgang „Trainer/in für Fitnesstraining in der Krebsnachsorge“ der BSA-Akademie. Er bereitet Fitnesstrainer auf Besonderheiten beim Training mit ehemaligen onkologischen Patienten vor.
Außerdem bietet die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) mit dem Studienschwerpunkt „Sport- und Bewegungstherapie Onkologie“ im Master-Studiengang Prävention und Gesundheitsmanagement ein akademisches Qualifizierungsangebot, das die Sport- und Bewegungstherapie bei onkologischen Erkrankungen professionalisiert. Dies ist derzeit das einzige Studienangebot, das zur Zusatzqualifikation „Sport- und Bewegungstherapeut/in DVGS Onkologie“ beim Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) führt.
Beide Angebote wurden gemeinsam mit dem NCT Heidelberg entwickelt.
Und schließlich gibt es noch die Fortbildung „Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT®)“ sowie Qualifizierungskonzepte für den onkologischen Rehabilitationssport und verschiedene Fortbildungsangebote im Outdoor- und Yoga-Bereich.
Gibt es Qualitätsmerkmale, wie z. B. Zertifizierungen, die geeignete Einrichtungen der Fitness- und Gesundheitsbranche zur Krebsvor- und -nachsorge auszeichnen?
Neben der Qualifikation des Personals sind das unter anderem die Geräteausstattung, Hygiene- und Sicherheitsbelange, der Betreuungsschlüssel beim Training und die Dokumentation. Es gibt eine Zertifizierung für Trainings- und Therapieinstitutionen, der ein onkologiespezifischer Qualitätskriterienkatalog zugrunde liegt: das Qualitätssiegel des Netzwerks OnkoAktiv.
Mit diesem Siegel können Fitnessstudios und andere Institutionen ihr Angebot über das Netzwerk präsentieren, bekommen Patienten zugewiesen und erhalten Zugang zu Fachinformationen, Fortbildungen und Austausch, was die Qualität weiter fördert.
Prof. Dr. Friederike Rosenberger
Prof. Dr. Friederike Rosenberger, Sportwissenschaftlerin, hat die stellvertretende Leitung der Arbeitsgruppe Sport- und Bewegungstherapie im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg, inne. Außerdem ist sie Professorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurden unter anderem mit dem Hermann-Neuberger-Wissenschaftspreis ausgezeichnet.
Hygiene als Qualitätsmerkmal Erste Naturheilpraxis ist zertifiziert
Text: Ronja Reuber
Stefan Lang ist Inhaber der STEP Medical Naturheilpraxis und des STEP SPORTS & SPA Fitnessstudios. Der Fitnessökonom hat sich gegen Ende des vergangenen Jahres dazu entschieden, sowohl die Naturheilpraxis als auch das Fitnessstudio nach der Hygienenorm der BSA-Zert zertifizieren zu lassen. Im Interview mit der mfhc hat er nun über seine Beweggründe gesprochen.
Die STEP Medical Naturheilpraxis in StuttgartVaihingen steht für ein ganzheitliches Leistungsspektrum, professionelle Beratung und moderne Therapieansätze. Sauberkeit und Hygiene werden vorausgesetzt. Seit der Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für dieses Thema noch zugenommen, weshalb sich Stefan Lang für die neue Hygienezertifizierung der BSA-Zert entschieden hat.
mfhc: Herr Lang, Sie haben 2003 die Qualifikation zum Fitnessfachwirt absolviert, betreiben seit 2013 ein Fitnessstudio und haben vor drei Jahren noch ein Studium zum Fitnessökonom abgeschlossen. Wie kam es dazu, dass Sie neben dem Fitnessstudio zusätzlich eine Naturheilpraxis eröffnet haben?
Stefan Lang: Ich habe in 2005 als Trainer im heutigen STEP SPORTS & SPA angefangen – damals hieß der Club noch STEP „fit & well“. Kurz darauf habe ich die Bereichsleitung und später die Clubleitung übernommen. Die Ausbildung zum Heilpraktiker habe ich 2012 absolviert. Als ich mich ein Jahr später selbstständig machen wollte, wurde mir der Club zum Kauf angeboten. Also habe ich das STEP SPORTS & SPA übernommen und – nachdem sie anfangs in den Club integriert war – die Naturheilpraxis STEP Medical in neuen Räumlichkeiten eröffnet.
Welche Dienstleistungen bieten Sie in Ihrer Naturheilpraxis an?
Von klassischen physiotherapeutischen Leistungen auf Heilpraktikerbasis über Diagnostik bis zur Faszientherapie bieten wir ein breites Spektrum an. Jetzt, in der Corona-Zeit, ist beispielsweise die Nachfrage nach Infusionen für das Immun-
system sehr groß. Wir führen auch Ernährungsberatungen durch und mittlerweile gehören auch kosmetische Behandlungen zu unserem Angebot.
Viele Fitness- und EMS-Studios haben bereits die neue Hygienezertifizierung der BSA-Zert erfolgreich abgeschlossen. Wieso haben Sie sich als Naturheilpraxis ebenso für diese Zertifizierung entschieden?
Wir haben uns bereits als eines der ersten Fitnessstudios nach der DIN EN 17229 und der DIN-Norm 33961 zertifizieren lassen. Als die neue Dienstleistungszertifizierung im Bereich Hygiene der BSA-Zert angeboten wurde, war für mich direkt klar, dass ich diese auch durchführen lassen würde – für das Fitnessstudio und die Naturheilpraxis. Die Online-Qualifikation „Hygienebeauftragte/r (BSA)“ haben zwei meiner dual Studierenden der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und ich selbst abgeschlossen. Mit dieser Zertifizierung möchten wir unseren Mitgliedern Sicherheit vermitteln. Viele behaupten ja, dass sie auf Hygiene achten, aber es ist etwas anderes, wenn es durch ein Siegel bestätigt wird.
Die Ansprechpartner der BSA-Zert stehen den Betrieben zur Seite, um ein reibungsloses Zertifizierungsverfahren zu gewährleisten. Wie wurden Sie unterstützt?
Wir arbeiten bereits seit Jahren mit der BSA-Zert sowie ihrem Bildungspartner, der BSA-Akademie, und der DHfPG zusammen. Die Verfahren sind immer unkompliziert. Wenn trotzdem mal Fragen aufkommen, ist immer ein Ansprechpartner da. Generell ist das Zertifizierungsverfahren super strukturiert und man findet in den Unterlagen und auf der Website alles auf den ersten Blick.
Auf welche Verbesserungspotenziale sind Sie durch die Checkliste, die Betriebe von der BSA-Zert im Rahmen ihrer Zertifizierungsvorbereitung erhalten, aufmerksam geworden?
Als Heilpraktiker bin ich, was Hygiene angeht, schon sehr genau. Das Thema „Handhygiene der Mitarbeiter“ war mir persönlich neu. Wir hatten schon vor der Zertifizierung beispielsweise einen Hygieneplan, aber Punkte wie „Gründliches Waschen und/oder Desinfizieren der Hände“ waren nie schriftlich festgehalten. Für mich gehört da auch vieles zu einer guten Erziehung. Nun werden aber durch eine eigene Hygienenorm* genaue Vorgaben u.a. zur Körperhygiene von Mitarbeitern gemacht. Durch die Pandemie wurde nochmals jeder für das Thema sensibilisiert. Ich muss dazu sagen, ich komme ursprünglich aus der Industrie. Da war es z.B. ganz normal, vor der Arbeit irgendeine Creme, die
Stefan Lang, Inhaber der STEP Medical Naturheilpraxis und des STEP SPORTS & SPA Fitnessstudios
am Waschbecken stand, zu benutzen und nach der Arbeit eine andere.
Wie setzen Sie das Hygienesiegel, das Ihnen nach der erfolgreichen Zertifizierung ausgestellt wurde, z.B. in der Kundenakquise ein? Welche Mehrwerte bieten sich Ihnen?
Wir haben es sowohl auf der Website des Clubs als auch auf der Naturheilpraxis-Website eingebunden. Dann haben wir es noch in der E-Mail-Signatur eingebaut und spielen es über unsere Monitore. Und demnächst kommt das Siegel noch auf sämtliche Plakate und Drucksachen.
Welche Vorteile sehen Sie in der Hygienezertifizierung für Betriebe der gesamten Gesundheitsbranche?
Das sehe ich wie bei der Zertifizierung nach der DIN-Norm. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei Kunden und Interessenten besser ankommt, wenn man durch eine externe Institution geprüft ist. In meiner Bachelor-Thesis habe ich untersucht, inwiefern die Zertifizierung nach der DIN EN 17229 und der DIN-Norm 33961 von den Mitgliedern wahrgenommen wird. Das Ergebnis hat gezeigt, dass die Kunden diese als positiv empfinden. Und ich denke, das Hygienesiegel wird ähnlich wahrgenommen. Über unsere Facebook-Seite kam bereits sehr positives Feedback von unseren Mitgliedern und Kunden. In der Naturheilpraxis hängt das Zertifikat beispielsweise direkt am Eingang, darüber spricht auch jeder, der reinkommt. Ich persönlich kann nur jedem empfehlen, die Zertifizierung anzustreben. Das schafft gerade jetzt Vertrauen.
* Gesetzliche Forderungen müssen unabhängig von dieser
Hygienenorm erfüllt werden.
BSA-Zert – Ihr Partner in Zertifizierungsfragen
Die BSA-Zert bietet ein umfassendes Zertifizierungsangebot für Unternehmen der Fitness- und Gesundheitsbranche: • Studiozertifizierung nach DIN EN 17229 und DIN 33961 • Personenzertifizierungen „Fachkraft UVSV“ nach der UV-Schutz-Verordnung (UVSV) • Personenzertifizierung „Fachkunde EMF“ für EMS-Trainer nach der Strahlenschutzverordnung • Hygienezertifizierung für Dienstleistungsunternehmen