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Eckdaten der deutschen Fitness Wirtschaft 2021
Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021 Der Faktor Gesundheit prägt die deutsche Fitnessbranche
Text: Florian Kündgen
Der Faktor Gesundheit wird immer wichtiger. Dies spiegelt sich auch in den „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“ wider. Im Betrachtungsjahr 2020 verzeichnete die Fitness- und Gesundheitsbranche insgesamt zwar deutliche Verluste, jedoch blieben Fitnessangebote in Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich, wie Physiotherapiepraxen oder Kliniken vermehrt erhalten. Auch in der breiten Bevölkerung findet das aktive Gesundheitstraining immer mehr Zuspruch.
Die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“ bieten einen umfassenden und fundierten Überblick über die Entwicklung der Fitness- und Gesundheitsbranche. Diese wissenschaftliche Studie wird jährlich vom DSSV e.V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen in Kooperation mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte sowie der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement
Die vollständigen „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“
Preis: 99,- EUR (zzgl. Versand),
ermäßigt: 39,- EUR (zzgl. Versand) (für Schüler und Studierende bei Vorlage einer gültigen Bescheinigung)
Für Studierende der DHfPG ist die Studie kostenfrei erhältlich.
Tel.: 040 – 766 240 00
www.ssv-verlag.de
(DHfPG) durchgeführt und stellt die wesentlichen Kennzahlen der Branche dar. Dazu gehören Daten wie bspw. Mitgliederzahlen, Anlagenstrukturen sowie weitere Branchenzahlen. Damit schafft sie Transparenz und ist ein wichtiges Instrument, um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu fördern und die Akzeptanz in der Politik, im Gesundheitssystem und bei Banken zu steigern.
Prävention und Gesundheit als Treiber des zukünftigen Erfolgs
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine gute körperliche Fitness eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung und ein wichtiger Schutzfaktor vor schwerwiegenden Verläufen bei Infektionserkrankungen ist. Generell führt regelmäßiges körperliches Training zu einer verbesserten Funktionalität des Immunsystems. Der Körper kann sich besser auf die Bewältigung einer Erkrankung einstellen. Erste Untersuchungen dazu, wie das menschliche Immunsystem das Coronavirus bewältigt, zeigen, dass es zu einem Anstieg der antikörperproduzierenden Zellen kommt. Durch körperliches Training kann die Aktivität der Zellen erhöht werden. Deren Aufgabe ist die Zerstörung aller Zellen, in denen sich die Viren vermehren. Regelmäßiges Training und eine gute körperliche Leistungsfähigkeit sind somit für eine angemessene Immunreaktion des Körpers von wichtiger Bedeutung. Es hat bereits eine Sensibilisierung der Bevölkerung stattgefunden. Nun gilt es, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter nach außen zu tragen, um mit Prävention den weiteren Erfolg der Unternehmen anzukurbeln.
Fitness und aktives Gesundheitstraining
Fitness und aktives Gesundheitstraining gehören heute für viele Menschen zum Alltag. Umso drastischer ist der Einschnitt in den Lebensalltag, der durch die behördlich angeordneten Schließungen der 9.538 kommerziellen Fitnessanlagen (Vorjahr: 9.669) in Deutschland verursacht wurde und seit November 2020 anhält. 10,31 Millionen Mitgliedern (Vorjahr: 11,66 Mio.) wird der Zugang zu Sport und Bewegung in ihrem Fitnessstudio verwehrt. Für die Betreiber der Studios bedeutet dies einen Umsatzverlust von durchschnittlich 24,5 Prozent im vergangenen Jahr (2019: 5,51 Mrd. EUR; 2020: 4,16 Mrd. EUR).
Training im Alter immer wichtiger
Für Fachexperten ist die pauschale Schließung von Fitness- und Gesundheits-Anlagen unverständlich, da der Stellenwert von Bewegung mit steigendem Alter zunimmt. Das Durchschnittsalter der Mitglieder von 41,3 Jahren zeigt, dass Fitnesstraining in allen Altersklassen akzeptiert ist. In der Kernzielgruppe der 15- bis 65-Jährigen hat sich die Reaktionsquote im vergangenen Jahr um 2,5 Prozentpunkte reduziert und liegt nun bei 18,8 Prozent.
Die Alterspyramide sagt einen weiteren Anstieg der älteren Generationen in den nächsten Jahren voraus, sodass hier weiteres Potenzial für gesundheitsorientierte Anbieter entsteht. Denn gerade das gesundheitsorientierte Training unter qualifizierter Anleitung ist durch die sehr niedrige Verletzungsgefahr eine Aktivität, die bis ins hohe Alter betrieben werden kann. Durch eine individuelle Trainingsplanung und eine genaue Dosierung des Widerstandes kann die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit gezielt trainiert und somit die Lebensqualität erhalten werden. Der Bedarf ist daher höher als je zuvor.
Fitness- und Gesundheits-Anlagen nach Positionierung (starke bis sehr starke Positionierung, in %)
© DSSV e.V.
Positionierung Gesundheit gewinnt weiter an Bedeutung
Bei der Positionierung zeigt sich die zentrale und stetig wachsende Bedeutung der Gesundheit. Die deutschen Fitnessanlagen setzen im Rahmen ihrer Positionierung weiter auf diesen Schwerpunkt: Mit einem leichten Zuwachs sehen sich 51,6 Prozent der Einzel- sowie 42,8 Prozent der Mikrostudiobetreiber (EMS: 51,3 %) im Bereich Gesundheit positioniert. Dieses Segment bietet Wachstumspotenzial für engagierte Gründer und wird auch für weitere Anbieter aus dem Gesundheitsbereich wie z.B. Physiotherapeuten oder Kliniken, die zusätzliche Fitnessanlagen (Selbstzahlerbereiche) in ihre Räumlichkeiten integrieren und sich hier als Qualitätsanbieter positionieren, immer interessanter. Mit 37,8 Prozent setzen Kettenbetriebe auch 2020 schwerpunktmäßig auf den Bereich Training. Mit 31,3 Prozent nimmt Gesundheit aber auch hier einen wachsenden Stellenwert ein. Über alle Anlagen betrachtet positioniert sich mit 44,7 Prozent ein wesentlicher Teil der Anlagen im Bereich Gesundheit. Daneben liegt die Ausrichtung hauptsächlich auf dem Bereich Training (30,5 %). Lifestyle und Wellness verlieren marginal an Bedeutung.
Für Gesundheitsangebote werden qualifizierte Mitarbeiter benötigt
Gerade für gesundheitsorientierte Fitnessanlagen sind qualifizierte Mitarbeiter ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Im Jahr 2020 betrug die Mitarbeiterzahl in der Branche 176.900 Beschäftigte. Durchschnittlich werden pro Anlage 18,5 Mitarbeiter (inkl. Honorarkräfte) beschäftigt. Die Einzelbetriebe weisen hier sogar einen Wert von 24,1 Mitarbeitern pro Anlage auf. Dies belegt, dass die Branche als attraktives Berufsfeld zunehmend an Bedeutung gewinnt. Durchschnittlich befinden sich pro Anlage 2,2 Mitarbeiter in einem dualen Studium. Die Endkundenbefragungen der DHfPG während der beiden Schließungszeiträume haben eindeutig aufgezeigt, dass sich viele zufriedene Mitglieder solidarisch mit den Unternehmen sowie den Mitarbeitern gezeigt und die qualifizierte, individuelle Betreuung im Studio schmerzlich vermissen. Nach der Wiedereröffnung gilt es, die Mitglieder noch intensiver als bisher zu betreuen. Den Trainern kommt hier eine entscheidende Rolle zu. Schließlich sind sie der Schlüssel für eine intensive Kundenbeziehung, den effektiven Trainingserfolg sowie die künftige Mitgliedermotivation. Persönlich und individuell können sie den Wiedereinstieg nach der langen Trainingsabstinenz sichern und den Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, die von der Branche bereits gut umgesetzt wurden, mehr Wichtigkeit beimessen. Umso wichtiger ist es deshalb, gerade jetzt gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie in hohe Qualifikationsstandards zu investieren. Diese sind die elementare Basis für langfristigen Unternehmenserfolg, künftiges Wachstum und die weitere Professionalisierung unserer Branche. Mit den wachsenden Marktherausforderungen steigen auch die interdisziplinären Anforderungen an die Mitarbeiterqualifikation kontinuierlich an. Diesen persönlichen, fachlichen und digitalen Herausforderungen gilt es, in der Praxis umfassend Rechnung zu tragen und gezielt in diese Bereiche zu investieren.
Qualitätsdokumentation durch DIN-Norm
Um die Qualität des eigenen Angebotes zu dokumentieren, stehen mit der DIN EN 17229 (Europäische Norm) und der DIN 33961 (Nationale Norm) zwei offizielle Normen zur Verfügung. Diese ermöglichen es den Anbietern, die Qualität ihrer Dienstleistung durch eine neutrale und unabhängige Zertifizierung zu dokumentieren und sie sorgen dadurch für Vertrauen bei Endverbrauchern, Firmenkunden und Kooperationspartnern.
EMS-Training zeigt gute Zukunftsperspektiven
Elektromyostimulation (EMS) kommt ursprünglich aus der Therapie. Die Fitnessbranche hat durch die Trainingsform „Ganzkörper-EMS“ daraus ein Angebot gemacht, das sich erfolgreich am Markt etabliert und auch im vergangenen Jahr weiter an Popularität gewonnen hat. Über 1.400 reine EMS-Studios wurden in der Studie identifiziert, wobei EMSTraining auch in Fitnessanlagen oder im Rahmen von Personal Training eingesetzt wird und somit eine noch größere Verbreitung aufweist. Mit durchschnittlich 130 Mitgliedern pro Studio werden insgesamt 180.000 Personen betreut und dadurch wird ein Umsatz von rund 180 Millionen Euro generiert. Da für ein EMS-Training relativ wenig Platz benötigt wird, findet diese Trainingsform auch vermehrt in der Physiotherapie ihren Einsatz.
Betriebliches Gesundheitsmanagement als Chance
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist eine ausgezeichnete Chance für Fitnessstudios und weist einen enormen Bedarf an qualifizierten Angeboten auf. Viele Beschäftigte verrichten ihre berufliche Tätigkeit derzeit im Homeoffice. Maßnahmen des BGM wie Betriebssport, bewegte Pausen oder Training im firmeneigenen bzw. kooperierenden Fitnessstudio sind über viele Monate pandemiebedingt unmöglich. Dies ist unter anderem als Grund dafür zu sehen, dass sich seit Beginn der Pandemie der tägliche Bewegungsumfang deutlich reduziert hat. Dahingegen ist das durchschnittliche Körpergewicht angestiegen und die körperliche Leistungsfähigkeit hat abgenommen, was wiederum das Risiko zentraler Erkrankungen erhöht. Umso bedeutsamer ist es für Betriebe, zukünftig Fitness- und Präventionsmaßnahmen anzubieten, die Gesundheitsressourcen zu fördern, Gesundheitskompetenz aufzubauen und arbeitsbedingte Belastungen zu reduzieren.
Da Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Mitarbeiter derzeit nur digital stattfinden können, sind die meisten Betriebe auf Unterstützung angewiesen. Viele Fitness- und Gesundheitseinrichtungen verfügen über ausgezeichnete Möglichkeiten, um Fitness- und Präventionskurse oder Gesundheitsvorträge auch auf digitalem Wege nutzbar zu machen. Der Vorteil besteht darin, dass Beschäftigte sowohl in den Betrieben als auch im Homeoffice und standortübergreifend erreicht werden können. Digitale Firmenfitnessangebote können somit als ein wichtiger zusätzlicher Baustein angesehen werden, um das Bewegungsverhalten von Erwerbstätigen in Pandemiezeiten und auch danach gezielt zu fördern und Belastungen abzubauen.
Die Fitness- und Gesundheitseinrichtungen sollten gerade jetzt die Chance nutzen, um Firmenfitnesskooperationen mit Betrieben zunächst digital in die Wege zu leiten. Sobald die Einrichtungen wieder öffnen dürfen, sollte der bedarfsorientierte Einsatz von Bewegungs- und Beratungsleistungen in Form von Vor-Ort-Angeboten sowohl in den Fitness- und Gesundheitseinrichtungen als auch in den Betrieben unter fachkundiger Anleitung angeboten werden. Dies kann die Nachhaltigkeit der Angebote und die Häufigkeit der Inanspruchnahme maßgeblich unterstützen und macht Firmenfitness sowie BGM zu wichtigen Erfolgsfaktoren für Fitnessunternehmen. EMS-Segment im Vergleich zum Gesamtmarkt
Fazit
Immer mehr Menschen zeigen ein sich festigendes Verständnis der Gesundheitsrelevanz der Fitness-Wirtschaft für die Gesamtbevölkerung. Wir sind zuversichtlich, dass sich dieser Trend in 2021 fortsetzen und auch die Politik die Wichtigkeit der Fitness- und Gesundheitsbranche anerkennen wird. Die Pandemie hat die Menschen mehr denn je für das Thema Gesundheit sensibilisiert und unsere Betriebe haben durch ihre Qualifikation und Professionalität die Gesundheitskompetenz erworben, um Teil der Lösung zu sein. Das bestätigt uns in unserer Überzeugung, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche auch weiterhin ein Zukunftsmarkt ist.
Florian Kündgen
Florian Kündgen ist stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e.V. Des Weiteren arbeitet er als Dozent für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Als freier Mitarbeiter ist er im Bereich Unternehmensbewertungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Fitness- und Gesundheits-Anlagen sowie im Bereich der steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Beratung tätig.
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