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Dritte Corona Studie der DHfPG: Mitglieder brauchen ihr Studio

Dritte Corona-Studie der DHfPG Warum die Mitglieder ihr Studio brauchen – mehr denn je!

Text: Prof. Dr. Sarah Kobel

Noch immer sind Fitness- und Gesundheitsanlagen in den meisten Bundesländern geschlossen. Was das für die Motivation und das Wohlbefinden der Mitglieder bedeutet, ob und welche Trainingsalternativen aktuell genutzt werden und wieso die Mitglieder ihr Studio gerade jetzt mehr denn je brauchen, zeigen die Ergebnisse der dritten Corona-Studie der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) vom Februar 2021.

Noch immer sind Fitness- und Gesundheitsanlagen in den meisten Bundesländern geschlossen. Dass sich diese Schließungen negativ auf die Motivation der Trainierenden und auf ihr körperliches Wohlbefinden auswirken (vgl. Abb. 1), ist wenig überraschend – vor dem Hintergrund der jüngsten Empfehlungen der WHO (2020) zum regelmäßigen Training hat dies jedoch fatale Folgen. Dabei ist wissenschaftlich hinreichend belegt, dass ein regel-

Abb. 1: Motivation und körperliches Befinden der Mitglieder

mäßiges Fitnesstraining für die Gesundheit der Menschen wichtig ist. Die Ergebnisse der drei von der DHfPG durchgeführten Corona-Studien zeigen: Mit zunehmender Dauer des Lockdowns sinkt die Motivation der Mitglieder weiter – wenngleich ihnen sehr bewusst ist, wie wichtig ein regelmäßiges Training – gerade auch jetzt – für sie wäre.

Trainingsalternativen nur bedingt genutzt

Mit sich ändernden Wetterbedingungen in 2021 zeigt sich ein leicht positiver Trend in der Trainingshäufigkeit. Waren es zu Beginn des zweiten Lockdowns im November bzw. Dezember 2020 noch 40,6 Prozent, die nur einmal pro Woche oder noch seltener trainiert haben, sind es aktuell 34,5 Prozent – aber damit trainert noch immer jeder Dritte zu selten, um den gesundheitsprotektiven Nutzen eines regelmäßigen Trainings vollständig realisieren zu können.

Körpergewichts- und Ausdauertraining sind derzeit diejenigen Trainingsalternativen, die am häufigsten praktiziert werden. 30,5 Prozent der Befragten trainieren aktuell mit ihrem eigenen Körpergewicht.

Ausdauertraining wie Radfahren oder Joggen wird von 28,6 Prozent betrieben. Zum Vergleich: Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 betrieben noch 46,8 Prozent Ausdauersport (vgl. Abb. 2).

Abb. 3: Motivation, körperliches Befinden und Zufriedenheit mit der Zielerreichung nach aktueller Trainingshäufigkeit (pro Woche) im zweiten Lockdown (n = 1.143)

Motivation häufig an das Studio geknüpft

Mitglieder, die eine Leidenschaft für das Fitnesstraining verspüren und dieses vollends in ihr Leben integriert haben, trainieren auch im Lockdown häufiger. Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Trainingshäufigkeit (pro Woche) das körperliche Befinden signifikant verbessert wird (alle p < 0,001) –ein klarer Indikator für die bedeutende Wirkung regelmäßigen Trainings auf die körperliche Gesundheit (vgl. Abb. 3)! Diejenigen Mitglieder aber, die nicht eine derart große Leidenschaft für das Training verspüren, brauchen die Motivation durch das Studio. Entsprechend können sie sich im Lockdown selbst nicht zu regelmäßigem Training motivieren. Sind die Fitness- und Gesundheitsanlagen geöffnet, scheint dies den Mitgliedern Struktur im Training zu verleihen und sich positiv auf ihre Trainingshäufigkeit auszuwirken.

Fitness und Gesundheit gehen Hand in Hand

Ein weiterer Punkt, in dem die Mitglieder die Unterstützung ihres Studios benötigen und wünschen, ist die Etablierung eines gesunden Lebensstils. Regelmäßiges Fitnesstraining und ein gesunder Lebensstil gehen Hand in Hand. Und die Mitglieder erkennen die Wichtigkeit dieser Kombination zunehmend (M = 4,39, SD = 0,729; Skala von 1 = „überhaupt nicht wichtig“ bis 5 = „sehr wichtig“; vgl. Abb. 4).

DIE WICHTIGSTEN FAKTEN IN KÜRZE

Mit zunehmender Dauer des Lockdowns sinkt die Motivation zum Training weiter. Zwar zeigt sich eine leichte Steigerung der Trainingshäufigkeit, dennoch trainiert mehr als ein Drittel der Mitglieder aktuell nur einmal pro Woche oder seltener. Mitglieder, die häufiger trainieren, fühlen sich körperlich besser – ein starker Indikator für die Wichtigkeit eines regelmäßigen Trainings! Bei einem großen Teil der Mitglieder fehlt die intrinsische Motivation zum Training, wenn die Anlagen geschlossen sind. Das Bewusstsein für die positiven Wirkungen eines regelmäßigen Trainings ist vorhanden, jedoch bedürfen viele Mitglieder hier eines Motivationsschubs durch das Studio.

Die Mitglieder möchten einen ganzheitlichen Ansatz aus Fitness und einem insgesamt gesunden Lebensstil (insb. gesunde Ernährung) verfolgen, aber die Ergebnisse zeigen, dass ihnen dies in der Krise nicht gelingt. Die Mitglieder brauchen und wünschen auch hier die Unterstützung ihres Studio.

Insbesondere geht ein gesunder Lebensstil auch mit einer gesunden Ernährung einher. 88,6 Prozent der Trainierenden möchten künftig zumindest teilweise mehr auf ihre Gesundheit achten. 68,5 Prozent davon sind sogar eher bis sehr bestrebt, dieses Vorhaben umzusetzen. Ähnlich sieht es auch mit einer gesünderen Ernährungsweise aus. 87,4 Prozent der Trainierenden geben an, sich künftig zumindest teilweise gesünder ernähren zu wollen. 67,1 Prozent stimmen dem sogar eher bis vollkommen zu.

In vier von fünf Fitness- und Gesundheitsanlagen werden derartige Inhalte (u.a. Ernährungspläne, Ernährungstipps und Rezepte) aktuell digital angeboten. Allerdings nimmt nur ein Bruchteil der Trainierenden diese Angebote wahr. Trotz des anhaltenden Bewusstseins für die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes aus Fitness und einem gesunden Lebensstil (M = 4,39) und der bestehenden Motivation, künftig mehr auf die eigene Gesundheit zu achten und sich gesünder ernähren zu wollen, gelingt dieser gesunde Lebensstil den Trainierenden damit nur bedingt. Zwei Drittel der Befragten (66,7 %) geben nämlich an, aktuell eben keinen gesünderen Lebensstil zu führen als vor der Krise.

Während die Krise also den Wunsch der Trainierenden nach einem gesünderen Lebensstil und ihre Motivation für die Erreichung dieses Ziels getriggert hat, brauchen sie scheinbar Unterstützung, um diese Verhaltensintention auch in die Realität umzusetzen: und zwar vor Ort durch die Interaktion mit qualifizierten Mitarbeitern in den Fitness- und Gesundheitsanlagen.

Literaturliste

Kobel, S. (2021). Auswirkungen der Corona-Krise auf das Trainingsverhalten. Zugriff am 06.04.2021. Verfügbar unter https://www.fitnessmanagement.de/fileadmin/user_ upload/Bilder_news/2021/03_maerz/29_bis_31/Ergebnisse_3_DHfPG_Corona_studie.pdf

Was bedeutet das für die Fitnessbranche?

Die Mitglieder möchten einen ganzheitlichen Ansatz aus Fitness und einem insgesamt gesunden Lebensstil (insb. gesunde Ernährung) verfolgen. Aber die Ergebnisse zeigen, dass ihnen dies in der Krise allein nicht gelingt. Nicht nur mit Blick auf die Motivation zum Training und für ein besseres körperliches Befinden brauchen die Mitglieder ihr Studio, sondern auch, um ihren Wunsch nach einem insgesamt gesünderen Lebensstil realisieren zu können.

Ein positives Signal für die gesamte Branche, die gestärkt aus dieser Krise hervorgehen wird! Die Studios brauchen ihre Mitglieder und die Mitglieder brauchen ihre Studios!

Prof. Dr. Sarah Kobel

Die promovierte Betriebswirtin ist Fachbereichsleitung Forschung und Entwicklung an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie Tutorin und Dozentin an der BSA-Akademie im Bereich Ökonomie. Durch ihre wissenschaftliche Tätigkeit am Institut für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes besitzt sie fundierte Kenntnisse in der Konzeption, Durchführung und Auswertung empirischer Untersuchungen. www.dhfpg-bsa.de

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