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ÜBERLEBT DIE REGION NEUSIEDLER

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VIRUSBEDINGTES

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Überlebt die Region Neusiedler See den Klimawandel?

AUTOR:CHRISTIAN JANISCH

Aufgrund der Dringlichkeit steige ich ohne Umschweife in das Thema ein und rede Klartext: Die Universität für Bodenkultur hat in einer Studie aus dem Jahr 2003 eine weitestgehende Austrocknung des Sees bis spätestens 2050 vorausgesagt. Die globale Erwärmung und immer geringere Niederschlagsmengen würden laut der Studie zu einer sukzessiven Austrocknung führen.

Gleich die nächste Botschaft zum Drüberstreuen – die Prognosen aus dem Jahr 2003, die eine Erwärmung in der Region um 1.8 Grad Celsius bis 2050 als Basis hatten, sind falsch, leider. Wir liegen jetzt bereits bei einer Erwärmung der Lufttemperatur um ganze 2,3 Grad und auch die Wassertemperatur des Sees hat sich mittlerweile widererwarten um 2 °Grad erhöht. Experten sagen, dass der Klimawandel vor allem die Region rund um den Neusiedler See aufgrund der besonderen Sensibilität überdurchschnittlich hart treffen wird. Der im Seewinkel bekannte Zicksee in St. Andrä könnte davon ein Lied singen, wenn es ihn noch gäbe. Dieser ist 2019 mehr oder weiniger verschwunden.

Natürlich wissen wir, dass der See ist in seiner Geschichte bereits mehrmals nahezu vollständig ausgetrocknet ist. Zum letzten Mal in den Jahren 1865 bis 1871 – also noch gar nicht so lange her. Es ist dies auch heute noch das Argument von manchen Experten, dass wir eben mit diesen Zyklen des Sees leben müssten. Es wird aber gerne vergessen, dass dies eine Phase war, unter der die Menschen enorm gelitten haben – nachweislich gab es aufgrund einer starken Feinstaubbelastung zahlreiche schwere Atemwegs- und Augenerkrankungen in der Region und es zu einer Abwanderung gekommen ist. Auch wird vergessen, dass der See aktuell mit den Folgen der Klimaerwärmung zu kämpfen hat und das ist ein vollkommen neuer Umstand, den er in seiner 13.000 jährigen Geschichte wahrscheinlich noch nicht hat durchmachen müssen.

Zusammengefasst müssen wir also seriöser Weise davon ausgehen, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder zu einer Austrocknung des Sees kommen wird, wenn es keine Gegenmaßnahmen gibt – und diesmal könnte es so sein, dass das Wasser nicht wieder zurückkommt.

Die Frage, die sich also für uns dringendst stellen muss, was passiert wenn das erwartete Szenario eintritt? Was bedeutet die prognostizierte Austrocknung für unsere Region, eigentlich sogar für das gesamte Burgenland und auch für die angrenzenden Regionen? So richtig

möchte sich das niemand vorstellen – würde dies den Todesstoß für den sich erst so richtig entfaltenden sanften Tourismus bedeuten? Was ist mit der Weinwirtschaft, wie wäre es überhaupt um die Lebensqualität bestellt? Es erinnert an das Bild des Kaninchens vor der Schlange, aber die Uhr kennt kein Erbarmen und tickt gnadenlos weiter.

In der Immobilienwirtschaft macht sich allerdings doch schon eine gewisse Verunsicherung vor allem bei den touristischen Projekten breit, auch wenn immer noch recht fleißig geplant wird. Es ist klar, wenn die Nutzbarkeit des Sees nur noch eingeschränkt möglich ist, werden die Touristen über Nacht ganz einfach ausbleiben. Auch die Radfahrer wird ein Ritt durch die Sierra Leone, so wird der Seewinkel mittlerweile von einem Boulevard Medium betitelt, nicht wirklich interessieren. Aufgrund der geringen Niederschläge im Winter und der hohen Temperaturen, könnte dieser Umstand bereits heuer eintreten.

Doch jetzt zur Frage, ob etwas getan werden kann, um das drohende Szenario abzuwenden oder zumindest zu mildern. Schon einmal wurde 2003 laut über eine Wasserzuleitung aus dem sogenannten Donaubegleitwasser nachgedacht und in weiterer Folge im Wesentlichen durchgeplant. Auch die Kosten für diese Leitung wurden erhoben. Überra

schender Weise waren diese für die ca. 18 km lange Leitung mit knapp 30 Millionen Euro vor allem in Anbetracht der Bedeutung dieses Projektes nicht exorbitant hoch. Allerdings wurde der Plan aufgrund der sich nur scheinbar bessernden Wasserstandsituation in den Folgejahren nicht weiterverfolgt. Seitdem wird immer wieder unter den Experten darüber diskutiert, ob der Neusiedler See überhaupt ein sogenanntes Fremdwasser aushält. Summa Summarum setzt sich immer mehr die Meinung durch, dass ein gewisses Maß an Fremdwasser verträglich sein sollte.

Wir dürfen bei dieser Diskussion auch nicht vergessen, dass der Seewinkel bald sehr dringend Wasser brauchen wird, um weiterhin überhaupt eine Lebensgrundlage für Fauna und Flora sein zu können.

Wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels in der Region mildern wollen, dann muss ohne Vorbehalte an den bekannten Lösungsvorschlägen für eine Wasserversorgung unverzüglich weitergearbeitet werden.

Ich möchte, ohne vorerst seinen Namen zu nennen, einen anerkannten und umsichtigen Experten der Region zitieren, der gemeint hat, dass das Austrocknen des Sees die schlechteste Option von allen sei – dem schließe ich mich ohne Widerspruch an.

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