Heimatbua Zel am Moos
1107 – 2007 Heimatbua zum 900-Jahr-Jubiläum der Gemeinde Zel am Moos Georg Heilingsetzer · Johann Wiesinger
Impressum
Heimatbua Zel am Moos
1. Auflage 2007 漏 2007 路 Gemeinde Zell am Moos Alle Rechte vorbehalten. Gemeindeamt Zell am Moos Kirchenplatz 1 路 A-4893 Zell am Moos
1 Natur & Umwelt
16
Blick in die Erdgeschichte
24
Die Pflanzenwelt
52
Die Jagd
64
Fischbiologie und limnologische Entwicklung des Irrsees
70
Die Fischerei am Irrsee/Zellersee im Wandel der Jahreszeiten
76
Fischordnung von 1559
Herausgeber: Dr. Georg Heilingsetzer
Mag. Johann Wiesinger
Koordination: Mag. Johann Wiesinger Lektorat:
Mag. Johann Wiesinger Autoren: siehe ab Seite 460 Bildredaktion: Mag. Karl Hackl Drub: Druckerei Huttegger Grafik Design: Florian Frandl
impressum · inhaltsverzeichnis
2 Gesaiate & Gegenwart
80
Zell am Moos von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg
3 Kirae & Religion
200 Die Pfarre Zell am Moos 2 23
Die Geschichte der Glocken von Zell am Moos
2 26
Die Pfarrkirche und ehemalige Wallfahrtskirche Zell am Moos
2 42
P. Raphael Kleinsorg – Pfarrer und Vertreter der katholischen Aufklärung
112
Häuser in Zell am Moos aus dem Jahre 1825 und ihre heutigen Adressen
116
»Es ist eine unheimliche Zeit!« – Zell am Moos zwischen Erster Republik und dem Untergang des ›Dritten Reiches‹
1 42
Zell am Moos nach 1945 – Entwicklung der politischen Verhältnisse und wichtiger Aufgabebereiche
2 44
Kapellen und Marterl
2 48
Die Sagerermüller-Kapelle
170 180
Hausformen im Irrseegebiet & Mondseeland
250
Der Pfarrgemeinderat
Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Zell am Moos
252
Die Zellsis
252
Der Kirchenchor
190
Reflexion des Strukturwandels der Wirtschaft in unserer Gemeinde
253
Kirche Zell am Moos – Maria Himmelfahrt
5
4 Kultur & Geselsaa8
5 Leben & Gemeinsaa8
256
Die Geschichte des Schulwesens in Zell am Moos
340
Trachtenmusikkapelle Zell am Moos
280
Aus der Geschichte der Volksschule Zell am Moos
350
Goldhauben- & Kopftuchgruppe Zell am Moos
358
Ortsbauernschaft Zell am Moos
360
Ortsbäuerinnen Zell am Moos
362
Landjugend Zell am Moos–Tiefgraben
364
Sportunion Raiffeisen Zell am Moos
374
Der Zeller Imkerverein
378
Österreichischer Kameradschaftsbund – Ortsgruppe Zell am Moos
384
Seniorenbund Zell am Moos
385
Pensionistenverband Zell am Moos
386
Die Chronologie des Zell am Mooser Dorffestes
290
Die Volksschule Haslau
300
Unser Kindergarten
306
Ehrenbürger & Ehrenringträger unserer Gemeinde
308
Kunst oder die Kultur des Künstlerischen
322
Franz Wenger – Bildhauer und Kleinplastiker
324
Auf den Spuren des Homo Zellammoosiensis oder von einer globalen Identität im Dorf
inhaltsverzeichnis
6 Infrahruktur &
ö2entliae Einriatungen
7 Tradition & Erinnerung
396
Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos
442
Legenden, Sagen und Erzählungen aus Zell am Moos
412
Die Geschichte der Frewilligen Feuerwehr Haslau
448
Zur Geschichte und Legende des Zellersees bzw. Irrsees
426
Raiffeisen Zell am Moos – Ein Jahrhundert im Dienste der Bevölkerung
454
Die Anfänge des Fremdemverkehrs in Zell am Moos
430
Fernwärme Zell am Moos – Klimaschutz vor Ort 456
Kindheit in der Haslau der Zwanzigerjahre
434
Wassergenossenschaft I
438
Wassergenossenschaft II
7
vorworte
Vorwort des Landeeauptmanns
Josef Pühringer Derzeit verlaufen die Entwicklungen der oö. Orte rasant wie nie zuvor. Durch die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen investieren die oö. Gemeinden wieder enorm, um ihr Ortsbild sowohl für die einheimischen Bewohnerinnen und Bewohner als auch für ihre Gäste attraktiv zu gestalten. Es ist immer wieder eine Freude für mich, wenn ich nach Zell am Moos komme. Heute ist die Gemeinde ein beliebter Wohnort und Heimat für 1.500 Einwohner sowie ein attraktiver Urlaubsort sowohl für Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher als auch für Gäste aus dem Ausland. Der Irrsee und seine umliegende Landschaft zieht zu allen Jahreszeiten viele Gäste an.
In Zell am Moos wird Gemeinschaft ernst genommen und gelebt. Nicht zuletzt deshalb verzeichnet Zell am Moos die zweitstärkste Zuwanderung im Bezirk Vöcklabruck. Gleichzeitig wird die Wohnqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner permanent gesteigert. Wer soviel leistet und geleistet hat, darf mit Stolz feiern. Ich gratuliere den Bewohnerinnen und Bewohnern von Zell am Moos zum 900-jährigen Gemeinde-Jubiläum, wünsche viel Freude bei den Festveranstaltungen und weiterhin alles Gute für die Zukunft.
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Vorwort des Bezirkeauptmanns
Peter Salinger Zell am Moos kann heuer auf 900 Jahre Geschichte zurückblicken. Wenn man diese Gemeinde beschreiben möchte, dann fallen einem Begriffe wie naturbelassen, ursprünglich, dörflich, Ruhe ausstrahlend und umweltverträglich ein. Vielleicht sind das nicht Begriffe, die die rasante wirtschaftliche und touristische Entwicklung unseres Landes nach dem Zweiten Weltkrieg charakterisieren. Aber gerade in dieser Besonderheit liegt die Liebenswürdigkeit von Zell am Moos. Die Geschichte des Ortes ist auf das engste mit der Geschichte des Klosters Mondsee und mit dem Mondseeland verknüpft. Aber so, wie sich das Landschaftsbild von Mondsee kommend Richtung Norden wandelt, so hat sich Zell am Moos seinen ländlichen Charakter bewahrt und bisher allen Versuchen widerstanden, das Ortsbild und das gesellschaftlich-kulturelle Umfeld gravierend zu ändern.
Ich beglückwünsche Zell am Moos heute zum 900-JahrJubiläum, aber auch zum bewussten Bekenntnis zu Ursprünglichkeit und Naturverbundenheit! Zugleich gratuliere ich zur Erstellung einer Ortschronik! Es ist für die Menschen wichtig, zu wissen, wo ihre Wurzeln liegen und wie die Geschichte auch in die Gesellschaft der Gegenwart hineinwirkt. Ich hoffe, dass diese Ortschronik eine begeisterte Aufnahme und einen Ehrenplatz in jedem Zell am Mooser Haushalt findet. Mit den besten Wünschen für die Zukunft!
vorworte
Vorwort des Bürgermeihers
Wilhelm Langwalner Liebe Zell am Mooserinnen und Zell am Mooser! Vor 900 Jahren wurde der Name »Zell am Moos« in seiner Kurzform »cella« erstmals in einer Urkunde des Bischofs Hartwik von Regensburg für das Kloster Mondsee erwähnt. Dieses Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, ein Heimatbuch herauszugeben, welches die Geschichte und die Entwicklung unserer schönen Gemeinde von den Anfängen bis zur Gegenwart umfassend darstellt und dokumentiert. Dieses Buch soll dazu beitragen, die landschaftliche Schönheit, die kulturelle Vielfalt und die hohe Lebensqualität unserer Gemeinde bewusst zu machen. Als Bürgermeister bedanke ich mich ganz besonders den beiden Herausgebern unseres Heimatbuches, Herrn Vize-
bürgermeister Dir. Ing. Mag. Johann Wiesinger und Herrn Univ. Prof. Hofrat Dr. Georg Heilingsetzer sowie den Mitgliedern des Kulturausschusses, und ich danke allen, die Beiträge geleistet und zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Als Bürgermeister würde ich mich freuen, wenn dieses Buch in jedem Haushalt der Gemeinde einen fixen Platz finden würde und ich hoffe, dass wir mit dieser Dokumentation etwas Bleibendes für unsere Gemeinde geschaffen haben. Ihnen, liebe Gemeindebürgerinnen und -bürger, sowie allen unseren Gästen und Freunden unserer Gemeinde wünsche ich viel Freude beim Lesen und Blättern in unserem interessanten Heimatbuch.
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Vorwort der Herausgeber
Johann Wiesinger & Georg Heilingsetzer Wenn Zell am Moos heuer ein großes Jubiläum feiern kann – denn vor 900 Jahren wurde es erstmals in einer Urkunde als »Cella« erwähnt – so ist das sicher ein Anlass, der die Herausgabe einer Publikation über den Ort rechtfertigt. Es gibt aber noch einige weitere gute Gründe für die Realisierung eines derartigen Unternehmens. In erster Linie geht es darum, den Zell am Mooserinnen und Zell am Moosern nähere Auskünfte über ihre vertraute Umgebung, ihre Heimat zu geben. Denn in einer Zeit, in der so viele Informationen aus aller Welt verfügbar sind und immer wieder aus den Medien auf die Menschen einströmen, ist es besonders wichtig, über die Bereiche Bescheid zu wissen, die einem am nächsten liegen und denen man vielleicht nicht immer die Beachtung schenkt, die sie verdienen würden. Viel Wissenswertes geht in einer Zeit wie der unsrigen unter oder ganz verloren, sodass es auch ein Gebot der Stunde ist, diese Informationen zu erhalten und Veränderungen aufzuzeigen. Natur und Umwelt, Geschichte und Kultur, Kirche, Schule und Wirtschaft – alle diese Themen sollen ausführlich zur
Sprache kommen, handelt sich dabei doch um jene Kräfte, die zur Bildung einer unverwechselbaren Identität Entscheidendes beitragen. Das Buch soll aber auch eine Dokumentation über die Gemeinde sein, die noch nie in einer solchen zusammenschauenden Form erfolgt ist. Ja, man kann sogar sagen, dass nach mehr als 150 Jahren, als dem Ort, und vor allem der Kirche, eine kleine Arbeit gewidmet wurde, es endlich an der Zeit ist, dies in umfassender Weise und dem heutigen Stand der Wissenschaften entsprechend zu tun. Die ganze Geschichte wird dabei aufgerollt, von den frühen Spuren menschlicher Besiedlung bis zur Gegenwart. Tradition und Erinnerung werden aber ebenso behandelt wie das heutige Leben in der Gemeinde, das sich gerade in den letzten Jahren in beachtlicher Weise trotz allen Wandels und aller Veränderungen sehr gut entwickelt hat. Auch wenn versucht wurde, möglichst alle Bereiche zu erfassen, ist das doch nicht immer vollständig realisierbar gewesen. So musste etwa eine geplante Häuserchronik,
vorworte
also die Besitzfolge sämtlicher Häuser in der Gemeinde bis heute, wieder aufgegeben werden, denn dieses Unternehmen hätte den zur Verfügung stehenden Rahmen bei weitem gesprengt. Zudem ist es notwendig, für die vielen Kapitel engagierte Bearbeiter zu finden, was nicht immer sehr leicht war. Es ist aber gelungen, für die zentralen Bereiche viele exzellente Fachleute zu gewinnen, die ihre Aufgaben souverän gemeistert haben. Auf der anderen Seite war es notwendig, bei einigen Beiträgen Kürzungen vorzunehmen, damit die vorgesehenen Relationen eingehalten werden konnten. Das Bildmaterial, das zur Verfügung stand, war ungeheuer groß. Auch hier musste eine Auswahl getroffen werden, und obwohl es oft schwer fiel, war es doch notwendig, auf viele interessante Bilder zu verzichten.
Historische, traditionelle und gegenwärtige Inhalte sollten weiters in einem modernen, offenen und unverwechselbaren Layout vermittelt werden, was auf hervorragende Weise gelungen ist. Zu danken ist allen, die mit ihren Beiträgen und der rechtzeitigen Abgabe zum Gelingen dieses Werkes beigetragen haben, und den vielen Zell am Mooserinnen und Zell am Moosern, die aufgrund der Aufrufe in der Gemeindeinformation umfassendes Bild- und Fotomaterial zur Verfügung gestellt und damit ganz wesentlich zur bildlichen Dokumentation beigetragen haben. Bleibt zum Schluss die Hoffnung und der Wunsch, dass das Buch viel gelesen und gut angenommen wird, von allen Einheimischen, aber auch von Gästen aus Nah und Fern.
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Natur & Umwelt
1 · natur & Umwelt
Blib in die Erdgesaiate Hermann Kohl Die natürliche Landschaft um den Irrsee Das Landschaftsbild ist auch ohne Zutun des Menschen von Natur aus einem ständigen Wechsel unterworfen. Diese natürlichen Veränderungen laufen allerdings in ganz anderen Zeiträumen und auch anderen Dimensionen ab, als jene der Menschheitsgeschichte, die erst mit dem Sesshaftwerden und damit dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht durch Rodungen allmählich größeren Einfluss auf die Landschaftsgestaltung gewinnt und erst in den beiden letzten Jahrhunderten zunehmend das heute schon manchmal beängstigende Ausmaß erreicht. Hier soll ein kurzer Rückblick in die unvergleichlich längere Erdgeschichte gegeben werden, wenigstens soweit, als Abschnitte für die Entstehung und Entwicklung der natürlichen Landschaft um den Irrsee maßgebend waren. Wir werden uns kaum bewusst, dass auch diese Naturlandschaft nicht etwas einmal Gegebenes, Unveränderli-
ches darstellt, sondern erst im Laufe verschieden langer Zeiträume entstanden und auch von Natur aus ständigen Veränderungen unterworfen ist. Dafür ist ein Menschenleben viel zu kurz und doch gibt es gelegentlich Vorgänge, die sehr eindringlich darauf hindeuten. Denken wir etwa an Bergstürze, gar nicht selten vorkommende Murabgänge udgl., an Hochwässer, die Bach- und Flussläufe besonders vor deren Regulierung ständig verändern konnten oder gar an Vulkanausbrüche und Erdbeben und deren Folgen, wie sie uns jüngst durch die Tsunamikatastrophe vor Augen geführt wurde. Alle diese Naturkatastrophen sind Hinweise auf Veränderungen, die einerseits in fortlaufenden Bewegungen der Erdkruste, aber auch durch Witterungserscheinungen bedingt sein können. So hat sich in längeren Zeiträumen die Verteilung von Land und Meer, von Höhen und Tiefen, kurz das Relief und auch das Klima immer wieder verändert. Das wird uns gerade bei näherer Betrachtung des jüngsten und zeitlich kürzesten Abschnittes der Erdgeschichte, des Eiszeitalters, bewusst, das mit seinem wiederholten Wechsel von Warm- und Kaltzeiten, die letzten 1,5 bis 2 Mill. Jahre umfasst und in dem auch das Irrsee-
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gebiet seine wesentlichen und, von kleineren Vorgängen abgesehen, letzten großen Veränderungen zur heutigen Naturlandschaft erfahren hat. Die lang gezogene Nord-Süd verlaufende Wanne mit dem nur wenig über 30 m tiefen Irrsee und den besonders auf der Ostseite sanft ausgleitenden Berghängen wird durch die Zeller Seeache alpenwärts zum Mondsee hin entwässert, was den natürlichen Verhältnissen am Alpenrand widerspricht und einer Erklärung bedarf. Eine breite, mehrfach durch Sümpfe und Moore, sowie längliche Hügelzüge gegliederte Schwelle leitet zum Mondsee hinüber. Im Norden steigt der Wannenboden von zum Teil vermoorten Ufersümpfen allmählich zu den Endmoränenwällen und den Schmelzwasserschüttungen der einst hier endenden eiszeitlichen Gletscher an. Hier liegt auch der mehrfach ineinander greifende Wasserscheidenbereich zwischen den Zuflüssen zu Inn und Traun, wobei die Mattig unmittelbar zum Inn fließt, das Einzugsgebiet des Wallersees über Fischach und Salzach zum Inn entwässert wird. Im NO entwässert die Vöckla, im Süden die Zeller Seeache über Mondsee und Attersee zur Ager und weiter zur Traun. Auf der Westseite wird die Irrseewanne vom beherrschenden, von 1114 m nach Norden abfallenden Waldrücken des Kolomannsberges begleitet, dem nach der Einsattelung von Sommerholz im Norden der 844 m hohe Irrsberg vorgelagert ist. Weniger geschlossen wird das Seebecken auf der Ostseite von Waldbergen begleitet, die vom Mondseeberg (1029 m), unterbrochen durch die Bresche beim Wildmoos, über den Lackenberg (925 m) und weiter zum Koglerberg (819 m) abfallen. Der Sattel von Haslau führt ins benachbarte oberste Vöcklatal hinüber, das anders als die Zeller Seeache der normalen Abdachung zum Vorland hin folgt. Die beiden das Irrseebecken begrenzenden Mittelgebirgsrücken gehören den Flyschalpen an, die vom Bregenzer Wald bis zum Wienerwald den nördlichen Alpenrand bil-
den. Diese Mittelgebirgszone wird erst südlich vom Mondsee von der Felsfront der nördlichen Kalkalpen überragt, die hier vom Schober, der Drachenwnd und dem Schafberg beherrscht wird. Das Eiszeitalter und seine landschaftsgestaltende Bedeutung Erst 20.000 Jahre sind vergangen, als der letzte eiszeitliche Gletscher das heutige Seebecken erfüllt hatte. Es handelte sich wie schon in den früheren Eiszeiten um den westlichsten Zweig des sich bei Bad Ischl gabelnden Traunseegletschers, der sein Einzugsgebiet im Dachstein und im Ausseerland hatte. Wir können den Höchststand und das Ende dieses Gletschers am Verlauf der gut erhaltenen Ufer- (auch Seiten-) und Endmoränenwälle rekonstruieren, wobei auch Gletscherschwankungen besonders im nördlichen Bereich gut erkennbar sind (siehe Abb.). So setzt ein fast geschlossener Ufermoränenwall am Abhang des Kolomannsberges oberhalb Vorderau in etwa 800 m ein und fällt, nur von tiefen, eingeschnittenen Gräben unterbrochen, über die Ruine Wildeneck, allmählich nach Norden ab. Oberhalb Fischhof gabelt sich diese Seitenmoräne in zwei parallele Wälle, von denen der untere bei Vielweg bereits unter 600 m abfällt und dann westlich Oberhofen endet. Der etwa 40 m höher gelegene äußere Zweig führt über die Häusergruppe von Ginzing weiter bis Haslach, wo er am Fuße des Irrsberges an der Westbahn endet. Nur westlich Ginzing deuten einige bis 15 m höher gelegene Wallansätze auf eine hier im Sattelbereich von Sommerholz etwas weiter ausgreifende Eisrandlage hin. Auf der Ostseite gibt es einen ersten Hinweis auf die Gletscherhöhe beim Wildmoos nördlich Mondsee, wo die das Moosbecken umgebenden Moränenwälle eine kleine über 800 m liegende Eisausstülpung nachweisen. Nordwestlich
1 · natur & Umwelt
davon setzt ein Wall am Abhang des Lackenberges in etwa 780 m ein und gabelt sich weiter nördlich in einen höheren äußeren (760 m) und einen mehr als 30 m tiefer liegenden inneren Wall. Beide fallen zum Haslauer Sattel hin ab, wobei der äußere in 690-700 m unmittelbar die Sattelhöhe bildet, der innere etwas davon abgesetzt, in 660-680 m liegt. Ähnlich wie beim Sommerholzer Sattel im Westen zeigt auch hier ein in etwa 650 m nördlich Haslau endender Wall einen über den Sattel ausgreifenden maximalen Gletscherstand an. Nach dieser Ausbuchtung eines seitlichen Eislobus ergibt der weitere Verlauf der Moränen um den Schoiber Berg herum eine entsprechende Einengung der Gletscherzunge. Bald folgt auch hier ein innerer, in 600 m endender Moränenwall, der ein Gletscherende bei Oberhofen kennzeichnet, während ein äußerer erst östlich Irrsdorf endet, und so auf einen 1 km weiter nach Norden reichenden Gletscherstand hinweist. Es handelt sich dabei um relativ geringfügige Gletscherschwankungen während des Höchststandes vor 20.000 Jahren. Aus dem Verlauf der Moränen und der Seetiefe, die 30 m nur wenig überschreitet, können wir im Bereich des Seebeckens unter Berücksichtigung einer entsprechenden Eiswölbung an der Oberfläche auf eine maximale Eismächtigkeit bis etwa 250 m schließen. Vor dieser jüngsten Eiszeit, der Würmeiszeit, die insgesamt mehr als die letzten 100.000 Jahre umfasst und in der es erst spät zur maximalen, das Irrseegebiet erreichenden Vereisung gekommen ist, hat es mindestens drei weitere Eiszeiten, die Riss-, Mindel- und Günzeiszeit gegeben, in denen Gletscher auch das Irrseebecken erfüllt hatten. Die vom berühmten Eiszeitforscher A. Penck (Penck und Brückner 1909) einst nach bayerischen Flüssen eingeführten Benennungen der Eiszeiten werden für den alpinen Bereich immer noch verwendet, obwohl inzwischen eine weitere Aufgliederung nachgewiesen werden konnte. So besteht
die Möglichkeit, dass noch öfter als diese Anzahl der Eiszeiten annehmen lässt, Vergletscherungen bis ins Irrseegebiet erfolgt sind (siehe H. Kohl, Teil II). Die als Altmoränen bezeichneten Ablagerungen dieser Gletscher liegen außerhalb der würmzeitlichen Jungmoränen und verweisen damit auf viel größere, nach Norden bis ins Vorland vorstoßende Eismassen. So werden Moränen, die über das Wildmoos hinaus ins Quellgebiet der Vöckla reichen der Riss-, in höherer Lage auch der Mindeleiszeit zugeordnet. Die älteren Gletscher haben auch den Haslauer Sattel überschritten und sind im oberen Vöcklatal bis an den Alpenrand vorgestoßen. Ähnlich ist die Situation am Sattel von Sommerholz, über dem diese älteren Gletscher mit dem im Westen benachbarten, viel größeren Salzachgletscher verbunden waren (Weinberger 1955). Besonders weit greifen diese Altmoränen im Norden und NO aus, wo sie als breite und mächtige Hügelzüge die Landschaft beherrschen. Vier bis fünf dieser Rücken werden der Risseiszeit zugeordnet, und zwar der innerste von Stockham-Bodenberg-Außerroid (etwa 600-580 m), zwei parallel verlaufende von Schwand – Hst. Ederbauer und Bruckmoos-Voglhub (630-620 m), ferner weiter im NO in 700 m, unmittelbar an den Koglerberg anschließend, über Hochfeld in weitem Bogen bis Nößltal (630 m); schließlich wird ein weit nach NO ausgreifender maximaler Stand durch isolierte Moränenreste beim Langholz in 600 m südöstlich der Bahn-Haltestelle Pöndorf in 600 m und nördlich Obermühlham in 590 m nachgewiesen (Van Husen, B1.65 Mondsee 1989). Noch etwas größer muss die Vergletscherung während der Mindeleiszeit gewesen sein, der der äußerste Moränenzug zugeschrieben wird, der durch den Rücken des Krenwaldes südlich Schneegattern gekennzeichnet ist und nach Osten hin über Forstern und nördlich Pöndorf an die Vöcklapforte westlich Frankenmarkt heranführt, wo diese Moräne die gleichaltrige des Attersee-Zweiggletschers berührt und
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Übersicht über die geologischen Verhältnisse des Irrseebeckens und oberen Vöklatales Abbildung vereinfacht nach den geologischen Karten der Republik Österreich 1 : 50 000 Blatt 64, Straßwalchen, 2003 Flysch: H. Egger Quartär: D. Van Husen Blatt 65, Mondsee, 1989 Flysch: R. Braunstingl Quartär: D. Van Husen
legende Nacheiszeitl. Bildungen
Moore & Sümpfe
Schwemm- bzw. Schuttkegel
Fluss- bzw. Bachablagerungen und Hangschutt
Würmeiszeit
Grundmoränen
Seiten- und Endmoränenwälle
Schmelzwasserschüttungen Niederterrassenschotter
Rißeiszeit
Grundmoränen
Seiten- & Endmoränenwälle
Schmelzwasserschüttungen Hochterrassenschotter
Mindeleiszeit
Grundmoränen
Endmoränenwälle
Flyschalpengesteine
Sandsteine, Mergel & Tonschiefer kreidezeitl. bis älteste Tertiär
n
0
1
2
3
km
1 · natur & Umwelt
dann östlich der oberen Vöckla am Rehberg der Flyschalpen endet (Weinberger u. Fink 1976, Tafel I). Aus der Günzeiszeit sind vom Irrsee-Zweiggletscher keine Moränen einzusehen, sie sind sehr wahrscheinlich von jenen der nachfolgenden Vergletscherungen, soweit nicht ausgeräumt, überdeckt worden, was beim östlich benachbarten Attersee-Zweiggletscher längs des Vöcklatales bei Frankenmarkt nachgewiesen werden kann. Vor der Günzeiszeit haben alteiszeitliche Klimaschwankungen im Irrseegebiet keine Spuren einer Vergletscherung hinterlassen. Die Vergletscherungen des Eiszeitalters waren wesentlich verantwortlich für die Gestaltung des heutigen Landschaftsbildes. Da die Alpen seit dieser Zeit eine bedeutende Hebung erfahren haben, muss mit einer entsprechenden Eintiefung der Täler gerechnet werden. Dabei sind zunächst Kerbtäler mit V-förmigem Querschnitt entstanden, wie sie im nicht vergletschert gewesenen Bergland der Flyschalpen noch erhalten sind. Im Vergletscherungsbereich haben dann diese ursprünglich engen Täler infolge der Erosionswirkung des sich talauswärts bewegenden Eises einen U-förmigen Querschnitt angenommen, wobei sie auch wannenförmig erweitert und besonders im Bereich weniger widerstandsfähiger Gesteine entsprechend übertieft worden sind. In diesen Wannen sind nach Abschmelzen des Eises Seen zurückgeblieben, die den heutigen landschaftlichen Reiz des Salzkammergutes ausmachen. Die ursprünglich ins Vorland führende Entwässerung ist dann, dem abschmelzenden Eis folgend, alpeneinwärts zum Mondsee hin erfolgt. Die Schurfwirkung des Eises hat auch die seitlichen Berghänge versteilt, was in den dafür anfälligen Gesteinen der Flyschalpen häufig zu Hang- und auch größeren Bergrutschungen führt. Im Sohlenbereich der Gletscher ist das lose Gestein mit dem Eis mitbewegt, zerrieben, abgelagert, unter dem Eis
gepresst, abgeschliffen und gekritzt worden. Auch auf anstehendem Fels erhaltene Schliffe mit Kritzern sind Zeugen dieser ehemaligen Gletschertätigkeit; sie verschwinden jedoch nach Jahren, wenn diese Flächen der Verwitterung ausgesetzt werden. Die unter dem Eis entstandenen Ablagerungen werden als Grundmoräne bezeichnet, über der auch gelegentlich loses Gesteinsmaterial liegt, darunter auch größere Blöcke, sog. erratische Blöcke, die von weither verfrachtet sein können. Auch von Schmelzwässern transportiertes Schuttmaterial kann diese Grundmoränen überlagern. Infolge der Gletscherbewegung wurde Gesteinsschutt auch an den Rändern und besonders am Gletscherende wallförmig abgelagert, wobei die Seitenund Endmoränen entstanden sind, die die Ausdehnung der ehemaligen Gletscher und auch deren Schwankungen markieren. Auch außerhalb des vergletscherten Geländes hatte während der Kaltzeiten der dort stark wirksame Frostwechsel bedeutende landschaftsgestaltende Vorgänge bewirkt. Das durch jährlichen und täglichen Frostwechsel aufgelockerte Gesteinsmaterial unterlag während des vorübergehenden Auftauens des Dauerfrostbodens im Sommer an der Oberfläche infolge starker Durchnässung einer verstärkten Abtragung. Diese jährlich anfallenden Schuttmassen gelangten in die Schmelzwässer der Gletscher und hatten die großen Schotterfelder des Vorlandes aufgebaut, die uns heute längs der größeren Vorlandflüsse als Schotterterrassen erhalten sind. Wir finden solche Schmelzwasserschüttungen aus der Würmeiszeit auch bei Irrsdorf und Straßwalchen, sowie bei Haslau, aus der Risseiszeit im Vöcklatal von Haslau abwärts und bei Irrsdorf. Der Unterschied zwischen den seit ihrer Ablagerung erst wenig veränderten Jungmoränen zu den breiten, verwaschen wirkenden Altmoränen ist altersbedingt, wobei die jeweils tiefer fortschreitende Verwitterung, die Bodenbil-
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dung, eine zunehmende, die Abtragung fördernde Verlehmung verursacht. Das Tertiärmeer des Alpenvorlandes und dessen Verlandung Aus der viel längeren, dem Eiszeitalter vorausgehenden Tertiärzeit fehlt seit der Verlandung des Tertiärmeeres vor etwa 17,5 Mio. Jahren im Irrseegebiet jede Spur. Schotterablagerungen im Untergrund des ehemaligen SalzachVorlandgletschers, sowie im Kobernaußerwald-Hausruck lassen jedoch darauf schließen, dass auch das heutige Alpenrandgebiet Festland war und Alpenflüsse darüber hinweggegangen sind. Auch Ablagerungen des Tertiärmeeres, das ab etwa 60 Mio. Jahren das Vorland einnahm, fehlen an der Oberfläche. Sie sind aber an vielen Stellen durch Tiefbohrungen angetroffen worden und geben Zeugnis davon, dass die Alpen seither gewaltig nach Norden verschoben worden sind. Das Meer der Flyschalpengesteine Erst die zu den Flyschalpen zählenden Berge beiderseits des Irrseebeckens geben uns wieder einen Einblick in die Erdgeschichte. Die unter der fast geschlossenen Vegetationsund Bodendecke nur lokal in Gräben oder Weganschnitten zu Tage tretenden wenig auffälligen Gesteine von Schiefertonen über kalkreiche Mergel bis zu kalk- und auch quarzreichen Sandsteinen setzen der Verwitterung nur wenig Widerstand entgegen. Damit finden auch die stark abgerundeten Bergformen der Flyschalpen, mit ihrem fast geschlossenen Waldkleid, ihre Erklärung. Alle diese Gesteine sind einst unter wechselnden Bedingungen in einem sich West-Ost erstreckendem relativ tiefen Meer abgelagert
worden, das allerdings wesentlich weiter südlich anzunehmen ist als die heutige Lage der Flyschalpen. Diese sind erst im Laufe der alpinen Gebirgsbildung verformt, gefaltet und weit nach Norden überschoben worden. Die inzwischen zu festen Gesteinen gewordenen, einst schlammigen und sandigen Meeresablagerungen stammen aus der oberen Kreidezeit, dem jüngsten Abschnitt des Erdmittelalters und endeten im ältesten Tertiär. Das Tethysmeer, die Wiege der Kalkalpengesteine Die Gesteine der bereits außerhalb unseres Raumes liegenden Kalkalpen sind noch eine Etappe älter und stammen aus dem noch weiter südlich anzunehmenden sog. Tethysmeer, das im älteren- und mittleren Erdmittelalter (Trias und Jura) bis in die untere Kreidezeit eine Ausbreitung bis in den heutigen südostasiatischen Raum hinein hatte. Bei stark wechselnden Tiefenverhältnissen sind in jeweils seichteren Bereichen die großen Kalk- und Dolomitenmassen unserer Kalkalpen entstanden. Auch diese Gesteine waren voll der erst im späteren Erdmittelalter einsetzenden und bis in die Tertiärzeit und noch darüber hinaus andauernden alpinen Gebirgsbildung unterworfen. Dieser kurze Rückblick in die Erdgeschichte möge uns bewusst machen, welchen gewaltigen Veränderungen unsere Erdkruste laufend unterworfen ist. Aus der Sicht der Erdgeschichte ist die natürliche Landschaft unseres Raumes besonders jung und reicht, von den Gesteinen abgesehen, kaum über das Eiszeitalter, d.h. über die letzten 1,5 bis 2 Mio. Jahre zurück.
1 · natur & Umwelt
Auswahl aus dem Schrifttum Braunstingl R. 1984: Bericht 1983 über geologische Aufnahmen im Flysch zwischen Frankenmarkt und Mondsee auf Blatt 65 Mondsee. – Jb. Geol. B.-Anstalt 127/2, S. 215. Egger H. 1985, 1986, 1987, 1989: Berichte 1984, 1985, 1986, 1988 über geologische Aufnahmen in der Flyschzone auf Blatt 64 Straßwalchen. – Jb. Geol. B.-Anstalt 128/2, S. 258; 129/2, S. 401-402; 130/3, S. 267-268; 132/3, S. 545. Geologische Bundesanstalt 1989: Geologische Karte Blatt 65 Mondsee, 2003: Blatt 64 Straßwalchen. Van Husen D. 1982, 1983, 1990: Berichte 1981, 1982, 1989 über geologische Aufnahmen im Quartär auf Blatt 64 Straßwalchen. – Jb. Geol. B.-Anstalt 1982/1, S. A 40 - A 41; 126/2, S. 304; 133/3, S. 426-427. 1987: Bericht 1986 auf Blatt 65 Mondsee. – Jb. Geol. B.-Anstalt 130/3, S. 272. Kohl H. 2000: Das Eiszeitalter in Oberösterreich. – Schriftenreihe OÖ Musealverein-Ges.f.Landeskunde Bd. 17, 485 S. Linz. Penck A. u. E. Brückner 1909: Die Alpen im Eiszeitalter, Leipzig, Verl. Tauchnitz. Bd. I: Die Eiszeiten in den nördlichen Ostalpen. Tollmann A. 1985: Geologie von Österreich, Wien Verl. Deuticke, Bd. 2 Außerzentralalpiner Anteil. Weinberger L. 1955: Beiträge zur Pleistozänforschung in Österreich. Exkursion zwischen Salzach und March. Der Irrseezweiggletscher. Verh. Geol. B.-Anstalt, Sonderheft D, S. 20-21. Weinberger L. u. J. Fink 1976: Exkursion durch den österreichischen Teil des nördlichen Alpenvorlandes und den Donauraum zwischen Krems und Wiener Pforte. – Mitt. Komm. F. Quartärforschung der österr. Akademie d. Wiss. Bd. I.
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1 · natur & Umwelt
Die P7anzenwelt Michael Hohla »Trit heraus in das Liat der Dinge. Las die Natur dein Lehrer sein.« William Wordsworth
Einleitung Was bedeutet uns Natur? Diese Frage ist eine ganz persönliche und würde ich sie genügend oft stellen, wären auch die Antworten wohl so unterschiedlich, wie es Menschen untereinander sind. Im Gegensatz zu den früheren Generationen, denen Natur sowohl Lebensgrundlage als auch Bedrohung war, sieht der »moderne« Mensch darin oft eher eine Umgebung, in der er seine Freizeit verbringt und wo er sich der Hektik seines Alltags entziehen kann. Unsere Berge, Wälder und Seen
verkommen dabei zusehends zu Fitnessgeräten. Leider wird uns unsere Natur immer fremder. Das Wissen unserer Vorfahren um die vielen kleinen Geheimnisse unserer heimischen Pflanzen- und Tierwelt schwindet von Generation zu Generation. Es ist schön zu sehen, dass es immer noch Menschen gibt, denen die Erhaltung unserer Natur am Herzen liegt und die erkennen, welche Werte wir für unsere Kinder und Kindeskinder bewahren müssen. Dieser Beitrag über die Pflanzenwelt des Gemeindegebietes von Zell am Moos soll einen Überblick über die wichtigsten Lebensräume dieses Gebietes geben und sowohl aktuelle, als auch vergangene Vorkommen von charakteristischen Gefäßpflanzen zusammenfassen. Es soll hier aber weniger dazu verleitet werden, den enormen Verlusten der vergangenen Jahrzehnte nachzuweinen, als vielmehr zu motivieren, die noch bestehenden Vorkommen zu bewahren und der Natur den Platz zu geben, den sie zweifellos in dieser Landschaft und im Herzen der Menschen hier verdient.
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1 | Der Irrsee an einem seiner Traumtage (Foto: Monika Teufl)
Grundlagen Die Gemeinde Zell am Moos liegt inmitten einer hügeligen Flysch- und Moränenlandschaft am Rand des oberösterreichischen Salzkammerguts nahe der Grenze zum Bundesland Salzburg. Das 2442 Hektar große Gemeindegebiet schließt den gesamten Irrsee ein, welcher seine Existenz einem vom Gletscher geformten Zungenbecken verdankt (Abb. 1). Es erstreckt sich ausgehend vom Seeufer noch ca. sechs Kilometer Richtung Osten. Ein großer Teil der Gemeindefläche weist insgesamt eine sanfte Hangneigung nach Westen auf. Etwa 40 Prozent dieser Fläche (955 ha) stellen Waldgebiet dar, welches hauptsächlich den Ostteil des Gemeindegebietes einnimmt. Die restliche Fläche (1051
ha) ist Wiesenlandschaft, durchsetzt mit kleinen Weilern und Ortschaften. Der eigentliche Ort Zell am Moos zeigt einen dicht verbauten Ortskern und befindet sich fast unmittelbar am Ostufer des Irrsees. Geologisch gesehen liegt das Gemeindegebiet von Zell am Moos in der Flyschzone, die den nördlichen Rand der Alpen gegen das Alpenvorland hin bildet. Diese Lage im Übergangsbereich zweier oberösterreichischer Großlandschaften bewirkt das teilweise heterogene Landschaftsbild. Die höchste Erhebung wird von einem bewaldeten Vorgipfel nordwestlich des Saurüssels mit knapp 920m eingenommen. Den tiefsten Punkt bildet der Irrsee, dessen Oberfläche auf 553m Seehöhe liegt. Auf Grund dessen kann das Gemeindegebiet der montanen Höhenstufe (= Bergstu-
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fe) zugeordnet werden. Nach WERNECK gehört es großteils dem »voralpinen Unterbezirk des süddeutsch-österreichischen Bezirkes mit mitteleuropäischer (baltischer) Flora und Vegetation« an. Dieser geht in den höchsten Lagen des Gemeindegebietes in den Bezirk der Hochgebirgswälder über. Pflanzengeografisch gesehen findet ein Übergang vom mitteleuropäischen Hügelland (Eichen- Hainbuchenwald) zur mitteleuropäischen Berglandstufe (obere Buchenstufe) statt. Das Gemeindegebiet von Zell am Moos ist Teil der Raumeinheiten »Mondseer Flyschberge« und »Attersee-Mondsee-Becken«, die im Einflussbereich des mitteleuropäischen Klimas zwischen dem atlantisch geprägten Westen und dem kontinental geprägten Osten liegen. Insgesamt kann man von einer subatlantischen Tönung sprechen. Durch Attersee, Mondsee und Irrsee wird das Klima in deren Umfeld positiv beeinflusst. Die Wintertemperaturen sind aus diesem Grund relativ mild. Lokalklimatische Besonderheiten gibt es durch die örtlichen Beckenlagen, die sich durch zeitweilige Temperaturumkehr (Inversionslagen) auszeichnen. Das Klima ist durch folgende Durchschnittswerte charakterisiert: Die Jahresmitteltemperatur liegt im Seebereich zwischen 7 bis 9°C. Zum Vergleich dazu liegen jene der Flyschhügel nur mehr zwischen 5 bis 7°C. Die Jännermittel betragen -2° bis -4°C und die Julimittel 15° bis 18°C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1400 mm bis 1600 mm, wobei die Niederschläge nach Süden hin bzw. mit steigender Höhe zunehmen. Die Lage am Alpennordrand bewirkt ein Aufstauen und ein anschließendes Abregnen der Wolken. Von den großen Wasserflächen geht eine ausgeprägte Nebelbildung aus. Im Gebiet ist an durchschnittlich 50-100 Tagen im Jahr Schneebedeckung von mindestens einem Zentimeter zu erwarten. In der Zeit von November bis Mitte April ist an ca. 120 bis 140 Tagen mit Frost zu rechnen. Die Hauptwindrichtung ist West. Das gesamte Gebiet liegt im Einflussbereich des mäßig bis häufig auftretenden Föhns. Als Hauptbodentypen zählt BACHMANN für das Irrseebecken folgende Böden auf: aus lockeren Mergelgesteinen und lehmigen Sanden gebildete Parabraunerden, teilweise staunasse Pseudogleye, grundwassernahe Gleye, Moorböden und schließlich anthropogene Böden im Bereich der Äcker und Hausgärten.
Geschichte der Botanik am Irrsee Bereits sehr früh wurde über botanische Funde im Gebiet des Irrsees berichtet. So entdeckt man schon Hinweise in verschiedenen Werken des 19. Jahrhunderts, etwa in HINTERHUBER & PICHLMAYR, sowie DUFTSCHMID und RITZBERGER. Im vorigen Jahrhundert befassten sich dann vor allem STEINBACH 1930 und 1959 sowie BACHMANN eingehend mit der Pflanzenwelt des Irrseebeckens. MELZER untersuchte gezielt die Vegetation des Irrsees und zog Rückschlüsse auf dessen Gewässerzustand. Im Rahmen der Reihe »Natur und Landschaft. Leitbilder für Oberösterreich« behandeln zwei Bände die Region am Irrsee. Hinweise weiterer Pflanzenfunde aus diesem Gebiet sind in den Veröffentlichungen von LEEDER & REITER sowie RICEK enthalten. Eine Reihe von besonderen Funden verdankt dieses Gebiet dem im Jahr 2000 verstorbenen HauptschulLehrer Leopold Kiener aus Mondsee. Die interessantesten Beobachtungen wurden in verschiedenen Veröffentlichungen mitgeteilt. PILZ befasste sich mit den volkstümlichen Pflanzennamen des Irrseebeckens. KRISAI & SCHMIDT untersuchten die Moore Oberösterreichs, so auch jene am Irrsee. Vegetationsgeschichtliche Aspekte behandelt die Arbeit von BOBEK & SCHMIDT. Schließlich sei noch das Manuskript des Oberlehrers Karl BRANDSTÖTTER erwähnt, welches auch verschiedene wertvolle Hinweise zur Pflanzenwelt von Zell am Moos enthält. Methodik Die wissenschaftlichen und deutschen Pflanzennamen, sowie Angaben zur Ökologie und der Herkunft gewisser Arten wurden zum großen Teil der aktuellen Exkursionsflora von Österreich entnommen. Werden Gefährdungsgrade angeführt, beziehen sich diese auf die Rote Liste Oberösterreichs. Die Flächengrößen-Daten wurden einer Broschüre der Fernwärme-Genossenschaft von Zell am Moos entnommen. Bei der Auflistung von typischen oder außergewöhnlichen Pflanzenarten der jeweiligen Lebensräume wurden z.T. auch Vorkommen von Orten im Irrseebecken genannt, die sich nicht mehr im eigentlichen Gemeindegebiet von Zell am Moos befinden. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn der Wuchsort in der Literaturquelle nicht mehr klar nachvollziehbar ist.
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2 | An manchen Stellen noch ausgeprägt – der Schilfgürtel des Irrsees (Foto: Monika Teufl)
3 | Das Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus agg.) mit der Gebänderten Prachtlibelle im Röhricht des Seeufers (Foto: Monika Teufl)
Beschreibung der wichtigsten Lebensraumtypen
wie etwa der gefährdete Südliche Wasserschlauch (Utricularia australis), eine »fleischfressende« Pflanze, der ebenfalls gefährdete Spreiz-Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus) oder sogar stark gefährdete Arten wie das Nadel-Sumpfried (Eleocharis acicularis) und das Faden-Laichkraut (Potamogeton filiformis). Die Laichkräuter sind im Irrsee besonders artenreich vertreten. Dies spiegelt sich in den Listen von MELZER wider: Darin finden sich das Berchtold-Zwerg-Laichkraut (Potamogeton berchtoldii), das Kraus-Laichkraut (P. crispus), das Glanz-Laichkraut (P. lucens), das Schwimm-Laichkraut (P. natans), das Kamm-Laichkraut (P. pectinatus), das Durchwachs-Laichkraut (P. perfoliatus) und das Gewöhnliche Zwerg-Laichkraut (P. pusillus s.str.). Eine weitere Besonderheit stellen die Armleuchteralgen dar. Sie können in den Salzkammergutseen in beträchtlichen Mengen vorkommen und trotzdem weiß man wenig über sie. Allein im Irrsee gelang der Nachweis von acht Arten dieser ansonsten rückläufigen Pflanzengruppe. Eine ausgesprochene Rarität ist das Mittlere Groß-Nixenkraut (Najas marina subsp. intermedia), das von MELZER im Irrsee festgestellt wurde. Vermehrte Funde des GroßNixenkrauts in den letzten Jahren am Unteren Inn und im Raum Ibm betreffen nämlich das Eigentliche Groß-Nixenkraut (Najas marina subsp. marina), wobei nach meinen Beobachtungen scheinbar Übergangsformen existieren könnten. Zu den weiteren untergetauchten (submersen) Wasserpflanzen dieses Sees zählen das Ähren-Tausend-
1. Gewässer und deren Uferbereiche 1.1. Der Irrsee Herzstück dieser Region ist der in einer Nord-Süd ausgerichteten Talsenke liegende Irrsee (auch Zeller See genannt). Dieser seit 1959 unter Naturschutz stehende See weist eine Fläche von 3,55 Quadratkilometern auf und ist an den tiefsten Stellen 32 Meter tief. Seine Sichttiefe beträgt zwischen 2 und 5 Meter. Der Irrsee weist nur geringe bis mäßige Nährstoffgehalte auf. Die Sauerstoffsituation ist allerdings seit vielen Jahren aufgrund der geringen Wassertiefe angespannt. Dass der Irrsee regelmäßig im Winter zufriert, wirkt sich sicherlich auf manche Pflanzen limitierend aus. Die Zuflüsse Riedelbach, Grabenbach, Ramsauer Bach, Zeller Bach, Iltisbach, Hausstätter Bach, Schrankbach und andere kleine Bäche tragen Sedimente und Nährstoffe in den Irrsee ein. Der einzige Abfluss, die Zeller Ache, sorgt für eine Entwässerung in den Mondsee. Der Irrsee ist ein so genannter Jungfernsee, d.h., er besitzt keinen Zufluss von einem anderen stehenden Gewässer, wodurch auf diesem Weg auch keine Tier- und Pflanzenarten zugetragen werden. Die Unterwasservegetation des Irrsees ist von besonderem Interesse. Viele der ihr angehörigen Arten scheinen in der Roten Liste der bedrohten Arten Oberösterreichs auf,
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4 | Der Fieberklee – eine vielerorts verschwundene Art der überschwemmten Bereich des Irrsees (Foto: Michael Hohla)
5 | Die Streuwiesen bei Ramsau im Vorfrühling mit Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) (Foto: Michael Hohla)
blatt (Myriophyllum spicatum), der Teichfaden (Zannichellia palustris) und mit der Kanada-Wasserpest (Elodea canadensis) hat sich ein Neubürger aus der Neuen Welt im Irrsee eingefunden, der von STEINBACH 1930 dort noch nicht festgestellt wurde. Auffallend breit säumt stellenweise ein Schilfgürtel die Wasserfläche des Irrsees (Abb. 2). Dem Röhricht vorgelagert blühen die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) und die prachtvolle Weiße Seerose (Nymphaea alba). Diese beiden Arten sind in den oberösterreichischen Gewässern heute bereits hochgradig gefährdet. Bei vielen der heutigen Vorkommen in unserem Bundesland liegen aber leider Ansalbungen vor, d.h. dass diese Pflanzen von Blumen-»Liebhabern« angepflanzt wurden. Es handelt sich um strafbare Florenverfälschung, da kein heimisches Pflanzengut verwendet wurde, sondern gärtnerische Züchtungen. Im Röhricht des Irrsees kann man weiters die kleinen weißen Blüten des Gewöhnlich-Froschlöffels (Alisma plantago-aquatica), die kräftig rosafarbenen Blütenstände des Blut-Weiderichs (Lythrum salicaria) und die aromatisch duftende Wasserminze (Mentha aquatica) entdecken. Mit der Grün-Teichbinse (Schoenplectus lacustris) mischt sich ein großes dekoratives Sauergras unter das Schilf (Phragmites australis). Auch das Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus agg.) gibt es da und dort zu entdecken (Abb. 3). Der Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia), noch von STEINBACH 1930 angeführt, kommt in der Liste von MELZER allerdings nicht mehr vor. Obwohl das Schilf früher regelmäßig im
Herbst mit speziell dafür angefertigten, kleinen Sensen gemäht wurde, waren dessen Bestände damals viel dichter. An überfluteten Stellen kam nach STEINBACH 1930 am Nord- und Nordost-Ufer des Irrsees noch der Fieberklee (Menyanthes trifoliata, Abb. 4) »äußerst verbreitet« vor – heute leider ein Wunschtraum! 1.2. Streuwiesen und Moore Eine weitere Besonderheit des Irrsees sind seine natürlichen Uferbereiche mit den angrenzenden Feuchtwiesen und Mooren. Dies ist heute bereits ein seltener Anblick an den Salzkammergutseen. Sie stechen vor allem im Herbst durch ihre bräunliche Farbe aus dem Grün der intensiv genutzten umliegenden Wiesen hervor (Abb. 5). Der Beiname des Ortes Zell »am Moos« deutet bereits auf dessen spezielle Lage hin. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden, die einen ähnlichen Beinamen oder Namensteil führen, ist der zugrunde liegende Landschaftstyp hier auch noch heute nachvollziehbar. Im Anschluss an den Röhrichtgürtel siedeln sich in Abhängigkeit von der Höhe und der Dauer der Überstauung mit Wasser neben den von Schilf dominierten Flächen auch hohe Seggen-Arten an. Meist herrscht eine Seggenart wie z.B. die Steif-Segge (Carex elata) oder die Sumpf-Segge (C. acutiformis) vor. In den Gräben gedeihen nach STEINBACH um 1930 außerdem die Blasen-Segge (C. vesicaria), die seltenere Fuchs-Segge (C. vulpina) und zusätzlich die BachNelkenwurz (Geum rivale).
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6 | Die Trollblume (Trollius europaeus) bei Heissing – diese Art ist im Gebiet noch verbreitet zu finden (Foto: Monika Teufl)
19 | Die Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare) bei Heissing mit sich paarenden Berg-Weißlingen (Foto: Monika Teufl)
7 | Der Schwalbenwurz-Enzian – prachtvoller Bestandteil der Feuchtwiesen am Irrsee und wie hier bei Heissing (Foto: Monika Teufl)
Eine verbreitete Pflanzengesellschaft an den Ufern am Irrsee ist das Steif-Seggen-Ried. Darin kommt die normalerweise horstförmig wachsende Steif-Segge als rasenförmige »forma dissoluta« mit Ausläufern vor. Eine Besonderheit dieser Wiesen stellt das Moor-Reitgras (Calamagrostis canescens) am Ostufer des Irrsees südlich des Bächleins bei Nagendorf dar, eine in Oberösterreich stark gefährdete Art. Weitere besondere Arten dieses Feuchtwiesentyps am Irrsee sind das nördlich des Sees vorkommende Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris), das Blutauge (Comarum palustre), der Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre), das Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosus), die dekorative Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), u.a. Das Großseggen-Ried leitet stellenweise zu den Pfeifengras-Wiesen über. Diese Streuwiesen sind durch Entwässerung von Moor- und Seeuferstandorten und die darauf folgende herbstliche Mahd entstanden. Das Erntegut diente früher als Stallstreu und als Pferdefutter. In den letzten Jahrzehnten wurde diese Form der Nutzung oft durch ein Überangebot an Stroh aus Getreideanbaugebieten und einer streulosen Stallwirtschaft abgelöst, sodass die Streuwiesen in vielen Regionen bereits selten geworden sind. Nicht selten hat man sie in ertragreiche Mähwiesen oder in Fichtenforste umgewandelt. Vielfach geschah die Umwandlung der Streuwiesen in Kohldistel-Wiesen durch bloße Düngung. Durch billigen Kunstdünger und subventionierte Drainageaktionen wurde das Verschwinden von Streuwiesen in weiten Teilen des Landes beschleunigt. Dabei waren diese Wiesen in ausgesprochenen Grünlandgebieten, wo wegen Stroharmut Streumangel herrschte, noch vor gar nicht so langer Zeit sogar höher geschätzt als die Futterflächen. Untergrund der Streuwiesen am Irrsee ist Niedermoor-Torf. Werden sie nicht mehr gemäht, kommt innerhalb kürzester Zeit die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und leitet die Bildung eines Bruchwaldes ein oder es treten sukzessiv verschiedene Weiden darin auf. Auf den verbliebenen ungedüngten Streuwiesenflächen der Gemeinde Zell am Moos wird auch heute noch traditionell Streumahd durchgeführt, wie mir J. Pöckl (mündlich) mitteilte. Neben dem Pfeifengras (Molinia caerulea) gibt es in diesen Wiesen noch andere charakteristische Arten wie Blutwurz (Potentilla erecta), Echt-Betonie (Betonica officinalis), Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare, Abb. 19), Trollblume (Trollius europaeus, Abb. 6),
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8 | Die giftige Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) – noch häufig in den Wiesen um Zell (Foto: Monika Teufl)
9 | Die Mehl-Primel (Primula farinosa) – eine attraktive Art der Niedermoore bei Zell (Foto: Michael Hohla)
10 | Das Schwarz-Knopfried – eine der ganz großen Raritäten der Niedermoore am Irrsee bei Zell (Foto: Oliver Stöhr)
als besondere Zierde den Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea, Abb. 7) u.a. In den feuchten Übergangsbereichen zum nährstoffreichen Grünland finden sich dann Gewöhnliche Waldbinsen (Scirpus sylvaticus), Kohl-Kratzdisteln (Cirsium oleraceum), Groß-Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), SumpfSchachtelhalm (Equisetum palustre), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) und zahlreiche Exemplare der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale, Abb. 8). Diese berüchtigte Giftpflanze wurde gelegentlich sogar schon mit dem Bär-Lauch verwechselt. In manchen Fällen handelt es sich bei diesen Wiesen um ehemalige Streuwiesen, die inzwischen gedüngt bzw. mehrfach im Jahr gemäht werden und sich im Übergang zu den Mähwiesen befinden. Fast die ganze nördliche Hälfte des Ostufers des Irrsees ist vermoort. Die Breite dieses Streifens beträgt durchschnittlich 100 Meter. Die Torfmächtigkeit übersteigt einen halben Meter nur wenig, darunter liegt Seekreide. Manche Stellen dort kann man noch als Niedermoore bezeichnen. Darin findet man noch seltene Arten wie etwa die Mehl-Primel (Primula farinosa, Abb. 9), das Schwarz-Knopfried (Schoenus nigricans, Abb. 10) und die Niedrig-Schwarzwurz (Scorzonera humilis) in Flächen mit einer Braun-KnopfriedGesellschaft (Schoenetum ferruginei). Niedermoore sind geprägt von einer Vielzahl von verschiedenen Seggen-Arten, wie etwa der Wunder-Segge (Carex appropinquata), Gelb-Segge (C. flava s.l.), Hirse-Segge (C. panicea), Saum-
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11 | Wollgras-Wiesen, wie es sie früher um den Irrsee überall gab – hier »in alter Roith« bei Heissing (Foto: Monika Teufl)
12 | Das Gewöhnlich-Fettkraut im Niedermoor bei Heissing – ein effizienter Insektenjäger mit seinen klebrigen Blättern (Foto: Monika Teufl)
Segge (C. hostiana), Braun-Segge (C. nigra), Davall-Segge (C. davalliana), u.a. Dass einst in den Niedermooren bei Zell am Moos auch Moor-Birken (Betula pubescens) vorkamen, wie es heute noch im Nordmoor der Fall ist, kann angenommen werden. Man rottete sie damals auf Grund des störenden Wurzelwerkes aus. Zu den weiteren Niedermoor- bzw. Übergangsmoor-Arten, die STEINBACH 1930 in seiner Liste für das Gebiet anführt, gehören u.a. das Schmalblatt-Wollgras (Eriophorum angustifolium, Abb. 11), das Breitblatt-Wollgras (Eriophorum latifolium), die Kelch-Simsenlilie (Tofieldia calyculata), das Weiß-Schnabelried (Rhynchospora alba) und das Herzblatt (Parnassia palustris). Das Gewöhnlich-Fettkraut (Pinguicula vulgaris, Abb. 12) zählt, obgleich optisch nicht recht spektakulär – zu den »Fleischfressern«. Das Irrseegebiet ist wegen seiner erhöhten Regenmengen und den Feuchtigkeit haltenden Böden der Flyschzone
prädestiniert für das Aufkommen von Orchideen. Im Jahr 1966 wurde hier auch als ausgesprochene Besonderheit der Moor-Glanzständel (Liparis loeselii, Abb. 13), eine heute in Oberösterreich vom Aussterben bedrohte Art, nachgewiesen. Der von DUFTSCHMID in seinen Publikationen von 1870 bis 1885 für Zell am Moos angegebene Brand-Keuschständel (Neotinea ustulata, Abb. 14), eine weitere seltene Orchidee, wurde im Jahr 1948 noch einmal von H. Köppl gefunden, seither allerdings nicht mehr, wie STEINBACH 1959 feststellte. Mit der Honig-Einknolle (Herminium monorchis), der Gelblichen Fleisch-Fingerwurz (Dactylorhiza incarnata subsp. ochroleuca) und der Traunsteiner-Fingerwurz (Dactylorhiza traunsteineri) gelangen L. Kiener auch andere schöne Funde. Zu den weiteren Orchideen der Streuwiesen und Niedermoore am Irrsee zählen nach STEINWENDTNER z. B. die Klein-Hundswurz (Anacamptis morio), das Manns-Knabenkraut (Orchis mascula, Abb. 15),
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13 | Der Moor-Glanzständel – eine in Oberösterreich vom Aussterben bedrohte Orchidee der Niedermoore von Zell (Foto: Oliver Stöhr)
14 | Der Brand-Keuschständel – wurde 1948 nach einigen Jahrzehnten wieder gefunden, seither gilt diese Orchidee in Zell als verschwunden.
die Flecken-Fingerwurz (Dactylorhiza maculata), die Breitblatt-Fingerwurz (Dactylorhiza majalis, Abb. 16 u. 17), die Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), die SumpfStändelwurz (Epipactis palustris), die Weiß-Waldhyazinthe (Platanthera bifolia, Abb. 18) und als eine weitere besondere Rarität die Sommer-Wendelähre (Spiranthes aestivalis). Einige der zuletzt aufgezählten Arten sind allerdings auf das Nordmoor nördlich des Irrsees, also außerhalb des Gemeindegebietes von Zell am Moos, beschränkt.
nährstoffversorgten Pfeifengras-Streuwiesen und den Davallseggen-Riedern ist gelegentlich schwer und nur nach exakter Analyse zu ziehen, da das Artenspektrum ähnlich ist und die Übergänge fließend sind. Durch Nährstoffeintrag aus der Umgebung und durch Intensivierung der Nutzung (Mahdhäufigkeit, Düngergaben) können Arten der Glatthaferwiesen in die Bestände einwandern.
Auch abseits des Irrsees sind durch die Neigung zu Staunässe und durch Hangquellaustritte des Moränenuntergrundes Feuchtwiesen und Niedermoore zu finden. Diese Bestände sind in der Regel ebenfalls einschürig (Spätsommer) und werden nicht gedüngt. Man findet sie v.a. im Bereich von Verebnungen der Moränenbereiche, wie bei Harpoint und Heissing. Die Trennung zwischen den schwach
An von vornherein besser nährstoffversorgten Stellen sind Kohl-Distel-Wiesen und Bach-Distel-Wiesen, die pflanzensoziologisch zu den Dotterblumenwiesen zählen, ausgebildet. Hier treten zu den durchschnittlichen Glatthaferwiesenarten wieder Feuchtezeiger, wie Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) und die namensgebende Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) hinzu.
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15 | Das Manns-Knabenkraut (Orchis mascula) im Niedermoor bei Heissing (Foto: Monika Teufl)
16 | Die Breitblatt-Fingerwurz – in den Feuchtwiesen und Niedermooren von Zell noch verbreitet (Foto: Monika Teufl)
17 | Das Niedermoor bei Heissing u.a. mit der Breitblatt-Fingerwurz (Dactylorhiza majalis) (Foto: Monika Teufl)
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20 | Die Schlucht der Vöckla bei der Mühle im Graben mit Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Buchen (Fagus sylvatica) (Foto: Michael Hohla)
1.3. Bäche Auf dem Gemeindegebiet von Zell am Moos entwässern das Bächlein bei Nagendorf, der Ramsauer Bach, der Zeller Bach und andere kleine Bäche in den Irrsee. Die Vöckla, die unweit im Bereich des Wasserscheiden-Hochmoores Wildmoos am Mondseeberg entspringt, entwässert als einziger Bach bzw. Fluss Richtung Nordosten, wo sie bei Vöcklabruck in die Ager mündet. Ihr Oberlauf, der noch Gewässergüteklasse I bis II aufweist, ist noch recht naturnah gestaltet (Abb. 20). Im Siedlungsbereich wurde sie jedoch stellenweise begradigt und die Ufer sind teilweise mit Blockwurf befestigt. Bei der Sagerermühle in Haslau wird eine kleine Wehranlage betrieben. Der Fluss wird außerhalb des Waldes über weite Strecken von einreihigen, weidendominierten Begleitgehölzen, abschnittsweise jedoch auch von alten, breiten, von Eschen dominierten Ufergehölzen begleitet. Verbreitet an diesen Bächen und in den Gräben sind nach STEINBACH, 1930, die Lavendel-Weide (Salix eleagnos), die Ohr-Weide (S. aurita), die Sal-Weide
(S. caprea), vielfach angepflanzt die Korb-Weide (S. viminalis) und zerstreut die Reif-Weide (S. daphnoides), nach meinen Beobachtungen auch noch die Bruch-Weide (Salix fragilis). Ein weiteres wichtiges Gehölz der Bachufersäume ist die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), die auch am Seeufer gemeinsam mit Birken (Betula pendula) verbreitet zu finden ist. Die Ortsnamen Haslau und Lindau weisen ebenfalls auf gewisse Gehölzvorkommen hin. In den von STEINBACH 1930 als »Grabengebüsche« bezeichneten Schluchten der großen Bäche wachsen typische Straucharten wie etwa die Gewöhnlich-Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), der Rot-Hartriegel (Cornus sanguinea), der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Hasel (Corylus avellana), Liguster (Ligustrum vulgare), Hunds-Rosen (Rosa canina agg.), aber auch einige weitere Baumarten, so etwa Ebereschen (Sorbus aucuparia), Zitterpappeln (Populus tremula) und Berg-Ulmen (Ulmus glabra). Im Unterwuchs findet man Herden von Bär-Lauch (Allium ursinum) und Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), dazwischen
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Einbeere (Paris quadrifolia), Sanikel (Sanicula europaea), Wald-Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis agg.), Stink-Storchschnabel (Geranium robertianum), um einige typische Arten zu nennen. Die pfeilförmigen Blätter des giftigen Aronstabs (Arum maculatum) findet man hingegen nur sporadisch, wie etwa an einer Uferböschung bei Harpoint. Die feuchten Gräben und Ufergebüsche sind vor allem das Reich einiger rankender Arten, wie z.B. der Gewöhnlichen Waldrebe (Clematis vitalba) und des Efeus (Hedera helix). Nach STEINBACH, 1930, kommen am Zeller Bach sogar der Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis) und auch der Grün-Streifenfarn (Asplenium viride) vor. Die Frühlings-Knotenblumen (Leucojum vernum, Abb. 21), die in den feuchten Wiesen am Irrsee Massenbestände ausbilden, begleiten den Ramsauer Bach noch ein gutes Stück aufwärts, wo sie sich dann mit den üppigen Vorkommen des Bär-Lauchs (Allium ursinum, Abb. 22) durchmischen. Ebenfalls in dieser Bachau kann man im Frühling die Schuppenwurz (Lathraea squamaria, Abb. 23) entdecken, die ihre Blütenstände dem Licht entgegen streckt. Diese Pflanze schmarotzt dort auf Wurzeln verschiedener Bachgehölze. Direkt am Bachuferrand findet man außerdem die unverwechselbaren kompakten Horste der Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) und die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) als Frühlingsboten. Der gelb blühende Knollen-Beinwell (Symphytum tuberosum), das Echt-Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und das Klein-Immergrün (Vinca minor, Abb. 24) bevorzugen hingegen mehr die frischen, aber nicht mehr ganz so nassen Bereiche. Eindrucksvoll sind einige Hainbuchen (Carpinus betulus) am Ausgang des Wolfbauergrabens beim Ramsauer Bach mit ihren stark verdrehten, an Muskelstränge erinnernden Stämmen. Bei Hüttenedt, also knapp nördlich des Gemeindegebietes, säumt der Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale) die Ufer der Vöckla, eine Art, die in Oberösterreich z.B. in den Auen der Salzach und des Inn stellenweise in Massen gedeiht und auch hier in der Flyschzone einige Vorkommen besitzt. 24 | Das Klein-Immergrün (Vinca minor) – bildet Trupps im untersten Teil des Haltgrabens (Foto: Michael Hohla)
21 | Die Frühlings-Knotenblume – noch zu vielen Tausenden in den Wiesen bei Unterschwand (Foto: Monika Teufl).
22 | Der Bär-Lauch im unteren Wolfbauergraben mit Blütenständen der Bach-Pestwurz (Foto: Michael Hohla)
23 | Die Schuppenwurz – eine auf Baumwurzeln schmarotzende Art am Ramsauer Bach (Foto: Michael Hohla)
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46 | Fettwiesen mit Massenbeständen von Wiesen-Löwenzahn bei Breitenau; schön anzuschauen, ökologisch gesehen ohne viel Wert. (Foto: Teufl)
1.4. Kleinstgewässer Im offenen Gelände findet man nur selten kleinste, von Flyschquellen gespeiste Fischteiche mit spärlichen Weiden- und Schwarz-Erlenbeständen. Die früher häufiger gewesenen Löschteiche wurden großteils trocken gelegt oder verbaut. 2. Wiesen 2.1. Fettwiesen Der überwiegende Anteil des Grünlandes sind heute zweibis dreimähdige Fettwiesenbestände, die zu den TalGlatthafer-Wiesen zählen (Abb. 46). Je nach Wasser- und Nährstoffversorgung des Standortes variieren Arten und Artenzahlen. Auf nährstoffärmeren Standorten sind diese Wiesen sehr blütenreich und bunt, wie z.B. am Hangzug zwischen Nagendorf und Oberschwand. Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens), Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Samt-Honiggras (Holcus lanatus) und Wiesen-Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) sind als Hauptgräser zu nennen. An Kräutern treten verschiedene Kleearten und Rosettenpflanzen auf, wie Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.), Klein-Brunelle (Prunella vulgaris), Gänseblümchen (Bellis perennis), Kriech-Günsel (Ajuga reptans), Stumpfblatt-Ampfer (Rumex obtusifolius)
und farblich prägnante Arten, wie Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare agg.), Scharf-Hahnenfuß (Ranunculus acris), Zotten-Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus) oder Groß-Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). In mäßig trockenen Fettwiesen findet man auch heute noch den Großen Wiesen-Bocksbart (Tragopogon orientalis), jedoch sicher nicht mehr in jener Häufigkeit, wie STEINBACH 1930 diesen prachtvollen Korbblütler noch antraf. Auch diese Art erlitt in vielen Regionen unseres Bundeslandes bereits deutliche Rückgänge. Im Laufe der Vegetationsperiode wechseln mehrere Blühaspekte ab. Auffällig sind besonders der Hahnenfuß-Aspekt im Frühling (»Gelbe Phase«) und der Bärenklau-Aspekt im Spätsommer (»Weiße Phase«). Auf intensiver bewirtschafteten Flächen (starke Düngung, mehrmaliger Schnitt, Einsaat) treten die bunten Wiesenkräuter zugunsten der Wirtschaftsgräser zurück. Durch vermehrte Düngung kam es auf vielen Wiesen erst in den letzten Jahrzehnten zu einer dritten Mahd. Nach wie vor wird im Gemeindegebiet jedoch überwiegend reine Heuwirtschaft betrieben, also kaum Silolagerung durchgeführt. Der Großabnehmer dieses Gebietes, eine Molkerei aus dem nahen Henndorf in Salzburg, prämiert Heumilch mit besseren Preisen (J. Pöckl, mündliche Mitteilung).
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27 | Die Silberdistel im oberen Bereich des Niedermoores bei Heissing, sonst bereits vielerorts verschwunden (Foto: Monika Teufl)
25 | Arnika-Wiesen bei Heissing – früher war diese Heilpflanze an den Hängen um den Irrsee noch viel verbreiteter (Foto: Josef Wögerer †)
2.2. Magerwiesen und -weiden Vor allem im steilen Waldrandbereich und auf Böschungen haben sich an manchen Stellen magere Wiesenbestände mit sehr schwankender Wasserversorgung erhalten. Meist sind diese Wiesen wechselfeucht und dadurch floristisch sehr interessant und reichhaltig. Über stärker basischen Standorten zählen diese Bestände zu den TrespenHalbtrockenrasen, über bodensaurem Untergrund zu den Bürstlingsrasen. Größerflächige Beispiele für Bergwiesen mit Bürstling (Nardus stricta), Thymian (Thymus pulegioides) und der Silberdistel (Carlina acaulis, Abb. 27) am Oberhang und Arnika (Arnica montana, Abb. 25) im Mittelhangbereich findet man z.B. noch bei Heissing. Der Bürstling, im Irrseegebiet früher »Bettelbart« genannt, war zu STEINBACHS Zeiten noch sehr verbreitet, als er noch »bis zum See hinunterstieg«. Auch die Arnika, eine berühmte Heilpflanze, zählt heute im Alpenvorland zu den auffallend stark rückläufigen Arten. Innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten verschwand sie aus vielen Waldwiesen des Alpenvorlandes. Ein Beispiel für wechselfeuchte Bestände auf basischem Untergrund ist bei Nagendorf erhalten. Es sind dies die wenig ertragreichen und mühselig zu bewirtschaftenden Standorte, die besonders von Nutzungsaufgabe und Aufforstung betroffen sind und deren Weiterbestand vielfach bedroht ist. Eine einst auf den kalkigen Böden östlich des Irrsees nach STEINBACH, 1930, sehr verbreitete Art war die
Dorn-Hauhechel (Ononis spinosa, Abb. 26). Heute kommt dieser Schmetterlingsblütler nur mehr spärlich z.B. bei Greith vor (M. Teufl, mündlich). Das Echte Tausendguldenkraut (Centaurium erythraea), das M. Teufl in einer Wiese bei Oberschwand entdecken konnte, dürfte im Gebiet von Haus aus selten vorgekommen sein. Zu den weiteren, heute noch verbreiteten Arten wechseltrockener Wiesen zählen das Zittergras (Briza media), die Echt-Betonie (Betonica officinalis), der Wiesen-Augentrost (Euphrasia officinalis), der Purgier-Lein (Linum catharticum), nach STEINBACH auch die Wiesen-Kreuzblume (Polygala vulgaris), die damals sogar »ziemlich verbreitet« war, u.a. An den trockenen Waldrändern findet man zusätzlich die im Herbst oft kräftig rot gefärbten Exemplare der Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), das Flecken-Johanniskraut (Hypericum maculatum) und den Mittel-Klee (Trifolium medium). 3. Wald Der Flysch- und Moränen-Untergrund stellt generell einen besonders wüchsigen Standort für Wälder dar und bietet optimale Voraussetzungen für intensive Forstwirtschaft. Dementsprechend sind hier weite Bereiche, vor allem die Kuppen und steilen Lagen über Flysch, von ausgedehnten Wäldern bedeckt. Nach MAYER liegt das Gemeindegebiet von Zell am Moos im »nördlichen randalpinen Fichten-Tan-
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26 | Die Dorn-Hauhechel findet in Zell heute nur mehr wenige trockene Wiesen, so z.B. bei Greith (Foto: Josef Wögerer †)
nen-Buchenwaldgebiet, mittlerer Wuchsbezirk«. In der Submontanstufe unter 600 m Seehöhe werden als natürlich vorkommende Waldtypen der Eichen-Buchenwald und der edellaubreiche Mischwald angenommen. In der Montanstufe (oberhalb 600 m) wären es vor allem der Fichten-Tannen-Buchenwald und der tiefmontane Buchenwald (Abb. 28). 3.1. Buchenwälder Die Buchenwälder nehmen etwa die Hälfte der Gesamtwaldfläche ein und entsprechen auf vielen Standorten dem natürlich vorkommenden Waldtypus. Besonders im kleinbäuerlichen Privatwald sind noch naturnahe Buchenwälder erhalten, so z.B. in der Schlucht der Vöckla bei Harpoint mit Bergahorn (Abb. 20). Die aktuelle Baumartenvielfalt ist im Vergleich zur natürlichen Ausprägung jedoch oft deutlich verringert, da die Fichte, aber auch Lärche (Larix decidua), zu ungunsten von Buche (Fagus sylvatica) und auch der darin vorkommenden Tanne überrepräsentiert sind. Auf den besser basenversorgten und tiefgründigeren Standorten stocken Waldmeister-Buchenwälder mit Beimischung von Tanne (Abies alba), Fichte (Picea abies), Esche (Fraxinus excelsior) und Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Der Großteil der Buchenwälder in der Raumeinheit zählt zu diesem Typus, der meist als Hallenwald mit schwach entwickelter Strauchschicht ausgeprägt ist. Charakteristischerweise treten nach eigenen Beobach-
28 | Der am meisten verbreitete Waldtyp auf dem Gemeindegebiet – der montane Buchenwald mit reichlich Tannen,hier bei Heissing (Foto: Teufl)
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29 | Neunblättchen-Zahnwurz
32 | Mandel-Wolfsmilch
30 | Finger-Segge
33 | Erdbeer-Fingerkraut
31 | Seidelbast
34 | Groß-Hainsimse
tungen im Unterwuchs Mullbodenarten, wie Waldmeister (Galium odoratum), Goldnessel (Lamiastrum montanum), Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera), NeunblättchenZahnwurz (Cardamine enneaphyllos, Abb. 29), Wald-Segge (Carex sylvatica), Gemeines Hexenkraut (Circaea lutetiana), Hasenlattich (Prenanthes purpurea), Haselwurz (Asarum europaeum), Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis), Seidelbast (Daphne mezereum, Abb. 31), Kleb-Salbei (Salvia glutinosa), Finger-Segge (Carex digitata, Abb. 30), WaldZwenke (Brachypodium sylvaticum), Ähren-Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum) und außerdem die kalkliebende Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides, Abb. 32) auf. STEINBACH nennt 1930 mit der Waldgerste (Hordelymus europaeus) eine zusätzliche typische Buchenwaldpflanze. Mit der Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis) zählt auch eine weitere Orchidee
dazu. Die Breitblatt-Ständelwurz (Epipactis helleborine) bevorzugt eher die Nadelwaldbereiche. Auf Waldschlägen und an etwas lichteren Stellen wächst mit der Tollkirsche (Atropa belladonna) eine stark giftige Arzneipflanze. Vielleicht etwas aus der Reihe tanzen wohl meine Funde des Erdbeer-Fingerkrauts (Potentilla sterilis, Abb. 33) am Weg und an einer Felswand im unteren Teil des Haltgrabens. Diese im Flysch und somit sicher auch in der Umgebung nicht seltene Art fehlt interessanterweise in den Listen STEINBACHS. Dasselbe gilt auch für das Kalk liebende Bunt-Reitgras (Calamagrostis varia) und das Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea). Auch diese an den steilen Flanken dieses Grabens vorkommenden Gräser wurden von ihm noch nicht genannt. Vom unteren Haltgraben seien auch noch zwei weitere Wolfsmilcharten genannt: die Süß-Wolfsmilch (Euphorbia dulcis), eine zusätzliche klas-
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sische Art kalkreicher Buchenwälder, und die Steif-Wolfsmilch (Euphorbia stricta), die vor allem in Auwäldern, aber auch auf Forststraßen und an feuchten Ruderalstellen vorkommt. An besonders feuchten Orten, wie etwa in den Quellfluren im Haltgraben nördlich von Gollau wachsen RiesenSchachtelhalm (Equisetum telmateia), Pendel-Segge (Carex pendula), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Woll-Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus), Groß-Hainsimse (Luzula sylvatica, Abb. 34), Kleeblatt-Schaumkraut (Cardamine trifolia, Abb. 35), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), Wald-Gilbweiderich (Lysimachia nemorum) und auf eher saurem Substrat die Wald-Soldanelle (Soldanella montana, Abb. 36), u.a. Reichlich vorhanden sind in diesen Wäldern eine Reihe von Farnen, wie etwa der Rippenfarn (Blechnum spicant), der Echt-Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), der Kräftige Dichtschuppen-Wurmfarn (Dryopteris affinis subsp. borreri, Abb. 37), der Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) und der Bergfarn (Thelypteris limbosperma). STEINBACH führt 1930 auch die Wald-Trespe (Bromus ramosus agg.) an, ein ausladendes, prachtvolles Gras, das ebenfalls grundnasse, schwere Böden bevorzugt. Es ist auch zu vermuten, dass sogar die vom Aussterben bedrohte Dünnähren-Segge (Carex strigosa) in den Wäldern um Zell am Moos vorkommt, denn
L. Kiener fand 1963 diese Art in der weiteren Umgebung von Mondsee und PILS 1999 am nahen Kolomannsberg, knapp an der Grenze zu Salzburg. Einige Arten haben sich eher auf die feuchten Forststraßen und -wege dieser Wälder spezialisiert. Zu ihnen gehören z.B. der Berg-Ehrenpreis (Veronica montana) und das Wald-Schaumkraut (Cardamine flexuosa). An manchen schattigen Stellen bedeckt ein grüner Teppich des unscheinbaren Moschuskrauts (Adoxa moschatellina, Abb. 38) den Waldboden. Nicht gerade Freunde der Forstwirte sind das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), das auf Lichtungen und an Waldrändern große Bestände bilden kann, und vor allem die Seegras-Segge (Carex brizoides), die früher als »Rasch« zum Füllen von Matratzen gesammelt und getrocknet wurde. Diese Segge kann in derartigen Massen vorkommen, dass alles andere dort erstickt und verhungert, auch der Baumnachwuchs. Auf eher bodensauren Standorten kommt es stellenweise zu einer verarmten Ausbildung des Buchenwaldes. In der Krautschicht dieser relativ artenarmen Bestände können dann Säurezeiger wie Weißliche Hainsimse (Luzula luzuloides), Wimper-Hainsimse (Luzula pilosa), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Echt-Ehrenpreis (Veronica officinalis), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und vor allem Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) vermehrt auftreten.
35 | Kleeblatt-Schaumkraut
37 | Überwinternder Wedel des kräftigen Dichtschuppen-Wurmfarns
36 | Wald-Soldanelle
38 | Moschuskraut
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43 | Der Gewöhnlich-Schildfarn bevorzugt schattig-feuchte Buchenwälder und Schluchtwälder. (Foto: Michael Hohla)
3.2. Nadelholzforste Im Wesentlichen handelt es sich bei den Nadelholzforsten um Gesellschaften, die anstelle der potenziellen natürlichen Vegetation forstwirtschaftlich eingebracht wurden (Abb. 39). In Summe nehmen sie mehr als ein Drittel der Gesamtwaldfläche ein. Aufgrund der guten Wüchsigkeit der Buche über Flysch kommen nur selten reine Nadelholzforste vor. Oft ist vor allem durch Naturverjüngung Buche und Tanne in der Strauchschicht beigemischt. 3.3. Eschen-Bergahorn-Wälder, Feucht- und Auwälder Die Standorte dieser Waldtypen sind durchwegs nur kleinflächig ausgebildet. An den steilen Hängen der Flyschgräben, die frisch-feuchte Standorte mit hoher Luftfeuchte darstellen, sind v.a. Eschen-Bergahorn-Mischwälder unter Beimischung von Berg-Ulme (Ulmus glabra) anzutreffen, z.B. der Geißbart-Ahornwald mit dem Namen gebenden Geißbart (Aruncus dioicus, Abb. 40). In den Hochstaudenfluren der feuchten Schluchtwälder wachsen in üppigen Exemplaren die Weiß-Pestwurz (Petasites albus, Abb. 41), die Bach-Pestwurz (Petasites hybridus, Abb. 21), der Wimper-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) und in höheren Lagen dann auch der Grau-Alpendost (Adenostyles alliariae, Abb. 42). Die verbreitete Berg-Witwenblume (Knautia maxima) besiedelt neben diesen Staudenfluren vor allem die schattigen Waldränder. Der Gewöhnlich-Schildfarn (Polystichum aculeatum, Abb. 43) darf geradezu als Charakterfarn dieser schluchtartigen Wälder gelten. Arten der Bachufer bzw. der begleitenden Bachauen und -schluchten wurden bereits im Kapitel 1.3. »Bäche« beschrieben.
41 | Die auffälligen Blütenstände der Weiß-Pestwurz kommen im Frühling noch vor den Blättern. Diese Art der Hochstauden ist in den Wäldern des gesamten Gebietes sehr häufig. (Foto: Michael Hohla)
39 | In solchen dichten Fichtenforsten wie diesem zwischen Harpoint und Heissing sind andere Pflanzen meist chancenlos. (Foto: Hohla)
40 | Der Geißbart – eine unverkennbare Pflanze der Schluchtwälder zwischen Haslau und Harpoint. (Foto: Josef Wögerer †)
42 | Der Grau-Alpendost (Adenostyles alliariae) – eine Charakterart der Hochstauden in den Wäldern um Heissing. (Foto: Josef Wögerer †)
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In feuchten Waldgräben und an Tümpeln bei Gollau wächst ein auffällig weiß blühender Hahnenfuß, der Eisenhut-Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius, Abb. 44), dessen Blüten sich dort vom dunklen Schlammuntergrund deutlich abheben. Auf die gleiche Weise tun dies an diesen und ähnlichen Orten auch die kräftig gelben Blüten der Sumpf-Dotterblumen (Caltha palustris), nur halt bereits ein bis zwei Monate früher. In solchen Quelltümpeln und -sümpfen, die auch von Amphibien gerne als Laichgewässer genutzt werden, gibt es auch noch eine Reihe weiterer Arten, wie etwa das Bitter-Schaumkraut (Cardamine amara), das Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris agg.), das Sumpf-Labkraut (Galium palustre), das Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), die Flatter-Binse (Juncus effusus), die Winkel-Segge (Carex remota) und das Schwadengras (Glyceria fluitans agg.), das im Wasser sogar flutende Bestände mit auf der Wasseroberfläche schwimmenden Blättern bilden kann. Mit dem Dorn-Wurmfarn (Dryopteris carthusiana) gesellt sich an diesen quellsumpfigen Orten ein weiterer Farn dazu.
3.4. Sonstige Gehölze In der offenen Kulturlandschaft treten an gehölzdominierten Strukturelementen in erster Linie Feldgehölze, Baumzeilen, Hecken sowie Einzelbäume auf. Doch durch den Trend zur Aufforstung von Grenzertragsstandorten in Waldnähe und zur sogenannten »Flurbereinigung« kam es vielerorts zu einer Reduktion von flächigen und linearen Kleingehölzen. Das Pflanzen von Spitz-Pappeln (P. nigra cv. `italica´) neben Bauernhöfen, wie man sie noch heute vereinzelt am Irrsee sieht (Abb. 45), war vor einigen Jahrzehnten fast eine Art Modeerscheinung. Das Ende dieser schnellwüchsigen Bäume ist heute allerdings abzusehen. 3.5. Streuobstwiesen Streuobstwiesen mit vorwiegend hochstämmigen Mostobstbeständen umgeben häufig die zahlreichen Weiler sowie Einzelhöfe. Im Unterwuchs überwiegen durchschnittliche Fettwiesen bis mäßig naturnahe, frische Wiesen. Manche der Obstbäume sind heute von der Laubholz-Mistel (Viscum album) befallen. Die Misteln dürften sich erst in jüngerer Zeit stärker ausgebreitet haben, da sie von STEINBACH in seinen Werken 1930 und 1959 noch nicht erwähnt wurden. Dies gilt auch für die Tannen-Misteln (Viscum laxum subsp. abietis), die in den Wäldern um Zell gar nicht so selten auf großen, alten Tannen schmarotzen. Dies fällt meist erst dann auf, wenn am Waldrand wachsende oder freistehende Bäume davon betroffen sind (Abb. 46).
44 | Der Eisenhut-Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius) in Quellfluren der Wälder bei Gollau. (Foto: Michael Hohla)
46 | Die Tannen-Mistel – eine inzwischen häufige Schmarotzerpflanze, wie hier am Waldrand bei Gollau. (Foto: Michael Hohla)
45 | Ein alter Bauernhof in Seenähe bei Ramsau, daneben eine Spitz-Pappel und eine kleine Streuobstwiese. (Foto: Michael Hohla)
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47 | Eines der wenigen Getreidefelder im Gebiet – ein Dinkelfeld bei Kohlstatt (Foto: Monika Teufl)
3.6. Fremde Forstgehölze Nach einer Liste von F. Kotschy wurden in den Wäldern um Zell am Moos bereits sehr früh fremde Gehölzarten angepflanzt: die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) bereits 1891 bei Haslau, die Strobe (Pinus strobus) um 1898 im »Unteren Golauwald« und die Rot-Eiche (Quercus rubra) 1930-1934 im Angerner Wald. An dieser Stelle zitiere ich einen Text von Herrn Dipl.-Ing. F. Kotschy; ein Aufruf, der heute immer noch Gültigkeit besitzt: »Im übrigen bin ich der Ansicht, danach zu trachten, wenigstens unsere heimischen, gut erprobten Holzarten nicht verschwinden zu lassen, und dort, wo es geht, sie zu fördern, und dort, wo sie schon aus dem Wald verdrängt sind, sie wieder einzubringen, wie wir dies mit Bergahorn, Bergulme, Winterlinde, Stieleiche, Traubeneiche, Roterle, Weißerle, Birke usw., ebenso mit Traubenkirsche, Vogelkirsche, Wildobst, Eberesche ... neben Fichte, Buche, Tanne und Eiche zu erreichen trachten. Wichtig wäre, dass die Bauern hier nicht alles mit Fichten verpflastern, sondern insbesondere der Tanne wieder mehr Augenmerk zuwenden, aber auch der Buche und dem anderen Laubholz und diesen Bäumen schon aus biologischen Gründen zur Erhaltung der Bodenkraft und auch zur Erhaltung unserer wenigen Holzarten und der Schönheit des Waldes wieder mehr Raum geben. Die Bauern haben dadurch auch keinen Verlust, weil die Fichtenmonokultur den Boden sehr verschlechtert und dann auch große Gefahren durch Wind, Schneedruck, Hagel und Insekten kommen.« 4. Äcker Noch in der Zeit zwischen den Weltkriegen wurden in Zell am Moos verschiedenste Feldfrüchte angebaut. Dem entsprechend ist die Liste der von STEINBACH 1930 angeführten Ackerbegleitpflanzen auch noch relativ umfangreich und deren Vorkommen oft massenhaft. So war etwa die Klee-Sommerwurz (Orobanche minor), auch »Kleefresser« genannt, in den Kleefeldern zu dieser Zeit äußerst verbrei-
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tet. Angesichts der Seltenheit dieser Pflanze ist dies heute kaum mehr vorstellbar. In den Getreidefeldern war die einst gefürchtete, heute vom Aussterben bedrohte Kornrade (Agrostemma githago) noch ein alltäglicher Anblick. Gleiches gilt für die Roggen-Trespe (Bromus secalinus) und das Zackenschötchen (Bunias erucago). Bei dem damals im Saume von Roggenfeldern äußerst verbreiteten Zahntrost dürfte es sich um den heute stark gefährdeten Frühlings-Rot-Zahntrost (Odontites vernus) gehandelt haben. Ein häufiges Haferunkraut war der Taumel-Lolch (Lolium temulentum), heute ist dieser vom Aussterben bedroht. Der damals in Weizenfeldern des Irrseebeckens zu finden gewesene Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense) ist heute in Oberösterreich sogar ausgestorben. Genau so erging es den Beikräutern des Leinanbaues, dem Lein-Lolch (Lolium remotum), dem Flachs-Teufelszwirn (Cuscuta epilinum) und dem Gezähnten Leindotter (Camelina alyssum). Alle drei sind sie heute in unserem Bundesland ausgestorben. Nach dem zweiten Weltkrieg flauten der Hanf- und Flachsanbau deutlich ab. Der Leinanbau betrug Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts noch ca. 10 %, ist heute aber gänzlich zum Erliegen gekommen. Dass die Ackerbeikräuter heute um Zell generell eher selten zu finden sind, ist aber vor allem Folge der intensiven Umwandlung von Ackerflächen in Grünland. Es verschwanden bis auf ganz wenige Ausnahmen die Getreidefelder (Weizen, Roggen, Hafer), Kartoffelfelder, Flachs- und Hanffelder samt deren Begleitern (Abb. 47 u. 48). Beim Mais blieb es nur bei einzelnen Versuchen, so auch bei Rapsfeldern. Ursache dafür sind sicherlich auch die für Getreide ungünstigen erhöhten Niederschlagsmengen in diesem Gebiet. Es ist also kein Wunder, dass man Arten wie etwa die Kornblume (Centaurea cyanus), den Schlitzblatt-Storchschnabel (Geranium dissectum), den Groß-Venusspiegel (Legousia speculum-veneris), den Windhalm (Apera spicaventi), den Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) und den Zähnchen-Feldsalat (Valerianella dentata) im Gemeindegebiet von Zell am Moos nur mehr selten findet. Diese heute in
Getreide-Anbaugebieten durchaus noch verbreiteten Begleitpflanzen wurden von STEINBACH 1930 allesamt für das Gebiet angegeben.
48 | Der Bunt-Hohlzahn (Galeopsis speciosa) am Rande eines Haferfeldes bei Kohlstatt (Foto: Monika Teufl)
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49 | Das Mauer-Zimbelkraut – ein Neubürger aus Südeuropa, der es sich an der Friedhofsmauer von Zell gemütlich gemacht hat.
50 | Die Armenien-Traubenhyazinthe – eine beliebte Zierpflanze, die am Friedhof von Zell auch immer wieder im Kies der Wege auftaucht.
5. Siedlungsräume und Verkehrsflächen
die Kleine Brennnessel (Urtica urens) stellte schon damals eine Seltenheit dar. Nach STEINBACH, 1959, war sie erst von Norden her eingewandert, was für diese Art eher ungewöhnlich ist. Sie könnte bis dahin jedoch auch übersehen bzw. mit der häufigen Großen Brennnessel (Urtica dioica) verwechselt worden sein. Diese Arten fühlen sich besonders auf Bauernhöfen wohl, wo noch »Grünzeug« herum sein darf. Gerade Höfe, die es mit der Ordnung und Sauberkeit nicht ganz so extrem nehmen, leisten diesen Pflanzen einen wertvollen Dienst. Dies gilt auch für die vielen privaten Gärten, wo noch kein Gift eingesetzt wird, wo der Rasen nicht penibel freigezupft wird und wo nicht der Dampfstrahler jeden Anflug von Grün aus den Pflasterfugen und Mauerritzen fegt. Ein kleiner Frühlings-Spaziergang durch den eigentlichen Ortskern von Zell am Moos soll nun zeigen, dass auch in einem verbauten Zentrum Natur noch stattfinden kann. Beginnen wir mit dem Friedhof von Zell. Gerade Friedhofsmauern sind prädestiniert für einige Arten, die das Licht-, Feuchtigkeits- oder Nährstoffangebot gut zu nutzen wissen, wie die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria) und das aus Südeuropa stammende Mauer-Zimbelkraut (Cymbalaria muralis, Abb. 49). Im Kies zwischen den Gräbern wachsen einige Zwiebelpflanzen, die offensichtlich von den Gräbern stammen und verwildert sind. Dazu gehört der Siehe-Schaftmilchstern (Scilla siehei), einige GartenTulpen (Tulipa gesneriana), Krokusse (Crocus vernus und C. flavus) und vor allem die Armenien-Traubenhyazinthe
Diese Flächen nehmen im Vergleich zum Irrsee und den Grünland- und Waldflächen nur einen geringen Teil ein. Es sind gerade etwa drei Prozent der gesamten Gemeindefläche. Verkehrsflächen und sonstige Flächen nehmen 42 Hektar ein, Bauland ca. 33 Hektar. Auf Grund der Abgeschlossenheit und der besonderen klimatischen Bedingungen des Irrseebeckens vermisst STEINBACH 1930 manche Arten, die in anderen Gebieten Oberösterreichs verbreitet vorkommen. Dies ist auch seine Begründung für die relative Artenarmut dieses Gebietes. Es betrifft vor allem die Wärme und Trockenheit liebenden Pflanzen, die hier keine entsprechenden Bedingungen vorfinden. Einige charakteristische Dorfpflanzen wurden bereits von STEINBACH 1930 genannt, darunter so allgegenwärtige Arten wie der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), der Vielblüten-Gänsefuß (Chenopodium polyspermum), der Weiß-Gänsefuß (Chenopodium album), der Aufrechte Sauerklee (Oxalis stricta), der Geißfuß (Aegopodium podagraria) u.a. Das vorübergehende Vorkommen des Stink-Gänsefußes (Chenopodium vulvaria) bis zum Jahr 1950 in der Umgebung des »Wolfbauern« in Zell am Moos ist hingegen etwas Besonderes, wie STEINBACH 1959 feststellte. Interessant ist, dass der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) hier schon früher ziemlich selten (in Haslau, am Dorfplatz von Zell und in Unterschwand) vorkam. Auch
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51 | Der aus dem Kaukasus stammende Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis) auf einer Wiese bei einem alten Bauernhof in Oberschwand.
52 | Der Huflattich (Tussilago farfara) – eine verbreitete, früher als Heil pflanze genutzte Art am Straßenrand bei Gollau (Fotos: Michael Hohla)
(Muscari armeniacum, Abb. 50), die besonders reichlich »flüchten« konnte. Auch im Rasen des Friedhofs tummeln sich Fremdlinge wie der Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis, Abb. 51) aus dem Kaukasus, der Persien-Ehrenpreis (Veronica persica), das Garten-Veilchen (Viola x wittrockiana), das März-Veilchen (Viola odorata) und einige Garten-Primeln (Primula sp.). Im Schotter am Fuß der Kirchenmauer fühlt sich der Wärme und Trockenheit liebende Felsen-Mauerpfeffer (Sedum rupestre) sehr wohl. Auch Heimisches aus den Auen findet man auf diesem Friedhof, so etwa das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), den Wald-Gelbstern (Gagea lutea) und den Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava), der bereits seit frühen Zeiten auch als Zierpflanze geschätzt wird. Mit der Rauhaar-Segge (Carex hirta) wächst auch eine der wenigen ruderalen Riedgras-Arten in diesem Friedhof und mit dem Sandkraut (Arenaria serpyllifolia) im Kies der Wege auch ein kleiner Hungerkünstler. Der gepflasterte Platz im Zentrum von Zell lässt der Natur nur wenig Spielraum, ebenso der hart verbaute Unterlauf des Zeller Baches, dessen gemauertes Korsett nicht gerade einladend auf Pflanzen wirkt. Richtung See kommt allerdings wieder mehr Leben ins Spiel. Unter den Gebüschen bei den Gärten findet man z.B. das Schöllkraut (Chelidonium majus) – das legendäre »Warzenkraut« – und am Wegrand leuchten die frühen Blüten des heilkräftigen Huflattichs (Tussilago farfara, Abb. 52), dazwischen die kleinen, zarten Blütchen des Efeu-Ehrenpreises (Veronica he-
derifolia s.str.) und Rosetten des Tauben-Storchschnabels (Geranium columbinum). Geradezu artenreich erweisen sich dann die Zwischenräume von Gittersteinen auf einem nahen Parkplatz. Da sammeln sich etliche kleinwüchsige Arten an, wie etwa das Einjahrs-Rispengras (Poa annua), das Ruderal-Schaumkraut (Cardamine hirsuta), die Gundelrebe (Glechoma hederacea), die Vogel-Sternmiere (Stellaria media s.str.) und das Niederliegende Mastkraut (Sagina procumbens), ein besonders unscheinbares, winziges Nelkengewächs. Den Schlusspunkt dieses kleinen Rundgangs bildet das Seebad. Auch ein so strapaziertes Gelände wie dieses dient gewissen Arten als Lebensraum. Am Seeufer, wo das strohfarbene Schilf einen prachtvollen Kontrast zum blauen Himmel und zum See bildet, wächst neben dem Blutweiderich (Lythrium salicaria) auch die Grau-Simse (Juncus inflexus) und im Rasen davor findet man hellgrün leuchtende Teppiche des Läger-Rispengrases (Poa supina). Dieses normalerweise im Gebirge wachsende Gras könnte Bestandteil einer Rasensaat-Mischung gewesen sein, da es besonders tritt- und schnittfest ist. Inmitten der üblichen Pflanzengesellschaft gedeiht dort auch die Zart-Simse (Juncus tenuis), eine Art aus Nordamerika, die heute vor allem auf unseren Forststraßen weit verbreitet ist. A propos Neubürger: Eine Reihe von neuen Arten konnte STEINBACH bereits 1930 sozusagen auf frischer Tat ertappen. Einige dieser Einwanderer sind bei uns heute weit verbreitet, so etwa das Kleinkorb-Franzosenkraut (Ga-
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linsoga parviflora) und das Kanada-Berufkraut (Erigeron canadensis). Diese Arten wurden erstmals 1927 auf den nahen Bahndämmen entdeckt, nachdem sie vermutlich durch die Bahn eingeschleppt worden sind, so auch der heimische Gewöhnlich-Klaffmund (Microrrhinum minus) und die Ruderal-Resede (Reseda lutea), eine klassische »Eisenbahnpflanze«. Im selben Jahr konnte auch erstmals das Feinstrahl-Berufkraut (Erigeron annuus), ein weiterer Neubürger aus Nordamerika, gefunden werden. Als weitere Wanderpflanzen, die das Irrseebecken erreichten, führt STEINBACH 1930 die Geruchlose Ruderalkamille (Tripleurospermum perforatum), die Knopfkamille (Matricaria discoidea) und das Klein-Springkraut (Impatiens parviflora) an. Als unbeständige Gäste nennt er weiters den giftigen Stechapfel (Datura stramonium) und das GabelLeimkraut (Silene dichotoma), das als Besonderheit gelten darf. Die heute gar nicht ungewöhnliche Gewöhnliche Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) wurde erst in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstmals am Irrsee gefunden, wie STEINBACH 1959 feststellte. Auch das Echte Eisenkraut (Verbena officinalis) und der Echt-Erdrauch (Fumaria officinalis), zwei seit der Jungsteinzeit in Mitteleuropa wachsende Kulturbegleiter, wurden in jener Zeit erstmals hier festgestellt. Heute werden nicht wenige Pflanzenarten entlang von Straßen verschleppt. Es gibt einige Spezialisten unter ihnen, die innerhalb von wenigen Jahren mit Hilfe der Verkehrsteilnehmer oder der Mähfahrzeuge viele Kilometer zurücklegen können. Zusätzlich werden fremde Pflanzen oft auch mit dem Begrünungs-Saatgut eingebracht. Auch an der Bundesstraße 154 haben sich einige dieser Arten bereits an den Straßenrändern von Zell am Moos niedergelassen: das Wärme liebende Kleine Liebesgras (Eragrostis minor) und mit dem Salzschwaden (Puccinellia distans) und der Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) zwei salzverträgliche Arten (Hohla, unveröffentlicht). Diese sind in Österreich nur im Burgenland im Gebiet des Neusiedler Sees heimisch.
6. Naturschutz In der Nähe des Hauses, der Kahlsalag, Kieeügel, Krater erinnern mich daran – niats Neues; kapute Natur, aber ich vergese das gerne, solange ein Straua heht. Jürgen Becker, 1995
Auf Grund der frühen Untersuchungen der Pflanzenwelt des Irrseebeckens durch STEINBACH in den Jahren vor 1930 sind wir heute in der Lage, die starken Veränderungen dieser Flora, die seither stattgefunden haben, zu erkennen. Schon knapp drei Jahrzehnte danach vermisste derselbe Autor in seiner Publikation von 1959 so manche der früher genannten Pflanzenvorkommen. Als Beispiel sei hier das Gelb-Zypergras (Cyperus flavescens) von den Wiesen in Unterschwand genannt, eine Art, die heute in Oberösterreich vom Aussterben bedroht ist. Auch die Zeiten, in denen die Wollgras-Wiesen (z.B. Eriophorum latifolium, Abb. 11) auf beiden Hängen des Irrseebeckens sehr verbreitet waren, sind eindeutig vorüber. Weitere prominente Vermisste der Irrsee-Landschaft sind die einst zerstreut in Seenähe vorkommende Kanten-Teichbinse (Schoenoplectus triqueter) und der nördlich von Unterschwand beschriebene WiesenAlant (Inula britannica), zwei Arten die heute in unserem Bundesland als ausgestorben gelten. Nicht viel besser erging es dem Kahl-Wiesenhafer (Avenula pratensis), der einst auch zerstreut in den Wiesen südlich von Zell wuchs. Nun gilt er in Oberösterreich als vom Aussterben bedroht. Symptomatisch sind auch die Rückgänge der verschiedenen Enzian-Arten, wie etwa jene des Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe), des Frühlings-Enzians (Gentiana verna), des Fransenenzians (Gentianopsis ciliata) und des Rau-Kranzenzians (Gentianella aspera), die allesamt noch zu STEINBACHS Zeiten am Irrsee verbreitet waren. Eine Abgängige des Irrseebeckens mit hohem Bekanntheits-
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grad ist der Frauenschuh (Cypripedium calceolus), von dem STEINBACH bereits in seiner ersten Publikation 1930 meinte: »Heute bereits fraglich«! Auch wenn gleichzeitig vermehrt neue Pflanzen eingewandert sind bzw. eingeschleppt wurden, kann dieses Trauerspiel nicht einfach als ein ganz normales »Kommen und Gehen« abgetan werden bzw. darf man sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen. In erster Linie sind Pflanzenverluste durch das Zerstören wichtiger Lebensräume eingetreten. Man hat sie oft einfach herzlos ausgerottet! Im Folgenden versuche ich, die Ursachen für die Lebensraumverluste bzw. den Florenwandel dieses Gebietes in Form einer Auflistung zusammenzufassen: – – – – – – –
Verbau der Seeufer in der Vergangenheit durch Campingplätze und Badeplätze, Bootshütten, Wohnhäuser Rückgang des Schilfgürtels und der Verlandungszonen durch Benützung natürlich erhaltener Seeuferbereiche als Liege- und Lagerfläche, Anlegestellen, usw. Nährstoffüberversorgung (Eutrophierung) des Sees durch erhöhte Abwassereinleitung, die vermehrte touristische Nutzung und durch die Einschwemmung von Düngemitteln der Landwirtschaft Zersiedelung der Landschaft sowie Ausdehnung der Ortsgebiete durch den Bau von Wochenendhäusern, Pensionen, Appartements und deren Infrastruktur (Straßen, Leitungen, usw.) Versiegelung von Siedlungsflächen und übertriebener Ordnungssinn Umwandlung der seenahen Streuwiesen und kleinerer Feuchtwiesen durch Entwässerung, Düngung, Aufforstung, Aufgabe der traditionellen Nutzung Begradigungen, Kanalisierung bzw. harter Verbau von Wasserläufen
– – – –
Flurbereinigungsmaßnahmen: Rodung von Ufergehölzen, Entfernung von Bäumen, Baumgruppen, usw. zur leichteren Bewirtschaftung der Grünlandflächen. Artenverarmung durch Einsaat ertragreicher Futter pflanzen, häufigen Schnitt und übermäßige Düngung Verwendung von Saatgut mit standortsfremden Sippen bzw. Anpflanzen von fremden Gehölzen an Bachufern und Straßenböschungen Umwandlung der naturnahen, ökologisch stabilen Mischwälder in naturferne, äußerst anfällige Fichtenmonokulturen
Neben den lobenswerten privaten Initiativen ist es heute vor allem der Naturschutz, der die restlichen Flächen vor der irreparablen Vernichtung bewahrte. Es werden derzeit zwei Schutzgebiete ausgewiesen: Das 349 Hektar große, seit 1959 unter Schutz stehende Naturschutzgebiet »Zeller- oder Irrsee«, zu dem die gesamte Seefläche gehört und das 12 Hektar große, zur Gemeinde Oberhofen gehörende »Nordmoor am Irrsee«, das überregionale Bedeutung genießt und seit 1963 als Schutzgebiet ausgewiesen ist. Außerdem gibt es laut Information der Bezirksbauernkammer Vöcklabruck (Karl Grafinger, mündlich) im Gemeindegebiet von Zell am Moos derzeit 22 Betriebe mit insgesamt 43 Hektar Pflegeausgleichsflächen. Bei diesen Flächen handelt es sich um Feuchtwiesen bzw. Niedermoorflächen, bei denen der Landwirt für die einmalige späte Mahd und den Verzicht auf Düngung und Entwässerung Prämien erhält. Diese Maßnahmen tragen heute wesentlich zur Erhaltung dieser wertvollen Flächen bei.
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7. Zukunft?
verwendete literatur
Trotz der Fehler der Vergangenheit gehört die Landschaft um den Irrsee nicht zuletzt auch durch die Maßnahmen des Naturschutzes und durch die Beibehaltung traditioneller landwirtschaftlicher Nutzung zu den besonders reizvollen Gebieten unseres Bundeslandes. Damit Bewohner und Erholungssuchende auch zukünftig noch das Gefühl der Naturnähe und Lebensqualität erleben dürfen, bedarf es einer durchdachten gemeinsamen Zusammenarbeit aller Nutzer des Gebietes. Dieses Kleinod darf nicht dem Profitdenken weniger Personen geopfert werden, sondern ist der Allgemeinheit und im Besonderen unseren Nachkommen zu bewahren!
ANONYMUS (1996): Fernwärme Zell am Moos. Ein Projekt stellt sich vor. – Prospekt der Fernwärme Zell am Moos.
8. Dank
CORNELL J. (1991): Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung. – Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr.
Mein Dank für vielfältige Hilfestellungen und Fotoaufnahmen gilt vor allem Herrn Mag. Johann Wiesinger. Für die Bereitstellung von Fotos danke ich sehr herzlich Frau Monika Teufl und Herrn DI Josef Wögerer † (alle aus Zell am Moos). Für Auskünfte spreche ich weiters Herrn Josef Pöckl (Zell am Moos) und Herrn Karl Grafinger (Bezirksbauernkammer Vöcklabruck) meinen Dank aus. Bei Herrn Mag. Dr. Oliver Stöhr (Hallein) bedanke ich mich abschließend für einige Fotos sowie für die kritische Durchsicht des Manuskriptes.
BACHMANN, H. (1982): Die Vegetation des Irrseebeckens. – Auftragsarbeit des Amtes der oberösterreichischen Landesregierung (unveröff.), 184 S. BECKER J. (1995): Die Gedichte. – Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. BOBEK M. & R. SCHMIDT (1976): Zur spät- bis mittelpostglazialen Vegetationsgeschichte des nordwestlichen Salzkammergutes und Alpenvorlandes (Österreich). Mit Berücksichtigung der Pinus-Arten. – Linzer biol. Beitr. 8/1: 95-133. BRANDSTÖTTER K. (s. d.): Heimatbuch der Schulgemeinde Zell am Moos. – Manuskript (begonnen 1928). Archiv des Heimatbundes Mondseeland.
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Die Jagd johann schafleitner · johann wiesinger
Die ältesten Belege über die Jagd in Europa stammen aus Heidelberg und sind etwa 200.000 Jahre alt.
Geschichtliches
War ursprünglich die Jagd ausschließlich eine Fallenjagd (getarnte Gruben, Netze oder andere Fallen) so wurde mit der Entdeckung des Eisens die Jagd mit Schwertern und Klingen ermöglicht. Anstelle von Pfeil und Bogen trat der Speer in zwei Varianten: ein leichter Wurfspeer für die Jagd auf größere Entfernungen und ein kurzer starker Spieß für kurze Entfernungen. Unterstützt wurde der Jäger von seinem bis heute treuesten Gefährten, dem Hund.
Jagd war die erste Beschäftigung des Menschen, lange noch bevor er Ackerbau und Viehzucht betrieb. Schon in der Altsteinzeit wurde gejagt. Jäger und Sammler ist die gängige Bezeichnung für die Menschen dieser Zeit. Die Jagd diente ausschließlich zur Nahrungsgewinnung und lieferte neben Fleisch wertvolle tierische Produkte wie Knochen und Felle, Hörner und Geweihe als Rohmaterialien zur Fertigung von Kleidung und Gebrauchsgegenständen. Mit der Zähmung wilder Tiere zu Haustieren und der damit verbundenen zunehmenden Sesshaftigkeit der Menschen trat die Jagd als Lebensgrundlage bei weiten Teilen der Bevölkerung immer mehr in den Hintergrund. Schon in den antiken Hochkulturen wurde die Jagd nur mehr von einem immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung ausgeübt.
Neben der »lauten Jagd«, der Hetzjagd – diese wurde zuletzt erst 2004 in England verboten - stand im Mittelalter vor allem die Beizjagd mit einem Greifvogel (Falken, Sperber, Habicht, Adler) hoch im Kurs. Federwild und kleineres Haarwild wurden auf diese Weise gejagt. Zum Hund als ständigem Jagdbegleiter kam mehr und mehr das Pferd. Vor allem die Beizjagd erforderte den Ritt über Land, der Jäger musste dem Flug des Beizvogels rasch folgen, um schnell an der Beute zu sein, wenn er sie unversehrt haben wollte.
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Bis ins Mittelalter wurde die Jagd immer mehr zum Privileg des Adels sowie hoher staatlicher Würdenträger. Aus dem Mittelalter stammt auch die Unterscheidung zwischen »hoher Jagd« – der ausschließlich dem Adel vorbehaltenen Jagd auf Hochwild – und »niederer Jagd« auf kleine Tiere wie Hasen und Federwild sowie Rehwild, das als einzige Schalenwildart dem Niederwild angehört. Bis zur Zeit Maria Theresias und Joseph II. waren der niedere Adel und das Bürgertum von der Jagd mit Gewehr und Hund völlig ausgeschlossen. Eine Folge davon war die Wilderei, die in dieser Zeit aber offensichtlich mit hohen »Kopfprämien« heftig bekämpft und strengstens bestraft wurde. So wurden für einen getöteten Wilderer 150 Gulden bezahlt, für einen, der lebend gefasst wurde, 200 Gulden. Das war eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass der Pfarrer von Zell am Moos, wie an anderer Stelle dieses Buches zu lesen ist, ein Jahresgehalt von 400 Gulden hatte,
von dem er aber auch noch seine zwei Dienstboten zahlen musste. Zur Zeit Joseph II. (1780 – 1790) kam es aus wirtschaftlichen Gründen zu einer starken Reduktion des Wildbestandes bei Rot- und Schwarzwild. Einerseits wurde die rechtliche Anerkennung des Wildschadenersatzes in stärkerem Maße als früher genutzt. Andererseits gewann die Forstwirtschaft immer größere Bedeutung und dem Wildverbiss wurde höheres Augenmerk geschenkt. Eine gravierende Änderung des Jagdrechtes trat im Gefolge der Revolution von 1848 ein. Die Revolution brachte den Untertanen nicht nur Befreiung von Jagdfron und Jagdrobot, sondern sprach auch jedem Bürger und Bauern die Ausübung der Jagd zu, so er Grundbesitzer war. Das Jagdrecht war wieder zu dem geworden, was es schon zur Zeit der Germanen war und auch heute noch ist: ein Bestandteil des Grundeigentums. Das Vorrecht der Fürsten und Adeligen war damit beendet. Für das Wild hatte das aber verheerende Folgen. Die Jagdreviere wurden teilweise täglich begangen, das Wild hatte keine Ruhe mehr und fiel, da es auch keine Schonzeiten gab, der Schießwut der Grundeigentümer zum Opfer. Die ersten Jagdgesetze gab es an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, wodurch es zu einer Reglementierung des Jagdrechtes kam. Brauchtum Die langsam entwickelte Erfahrung formte ein Brauchtum aus, das heute noch die Jägerei als wohl eine der ersten Brauchstumsbildnerin überhaupt prägt. Das Kultische des Waidwerks entstammt einer Zeit, in der nicht so sehr handwerkliches Geschick und Präzision der Waffen über Erfolg und Misserfolg entschieden, sondern viel öfter der bloße Zufall ausschlaggebend war. Die Folge war, dass Götter und Dämonen beschworen wurden, um Jagdglück zu erzwingen.
Beizjagd mit dem Kaiser
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Hubertuskapelle in Zell am Moos wird nach der Renovierung durch die Jägerschaft 1972 neu eingeweiht
Die Ägypter waren vermutlich die ersten, die ihrem Gott Seth Beutetiere als Opfer darbrachten. Die Griechen huldigten Artemis und machten sie zur Beschützerin von Wild und Jagd, die Römer – obwohl keine so begeisterten Jäger wie die Griechen – verehrten Diana. Bei den Germanen übernahm Göttervater Wotan die Schutzfunktion. In Mitteleuropa war ursprünglich Eustachius der Beschützer der Jäger. Er wurde im 14./15. Jh. vom hl. Hubertus verdrängt, der heute allgemein als Schutzpatron der Jäger gilt. Er wurde um 655 als Sohn eines Edelmannes geboren und war ab 709 Bischof von Maastricht. Gestorben ist er 727. Wegen angeblicher Wundertaten und großem Glaubenseifer wurde er im Jahr 744 heilig gesprochen. Die Hubertuslegende entstand wahrscheinlich erst im 14./15 Jahrhundert. Er soll unter Missachtung göttlicher Gebote, nach denen an Feiertagen nicht gejagt werden durfte, an einem Sonntag eine Jagd veranstaltet haben. Dabei erschien ihm der Legende nach ein Hirsch mit einem Kreuz zwischen den Stangen. Hubertus soll sich dadurch verschiedenen Quellen zufolge vom wilden und zügellosen heidnischen zum christlich-gemäßigten und waidgerechten Jäger gewandelt haben. Der tiefere Sinn besonders der Hubertuslegende liegt aber auch darin, dass er den späteren Heiligen – und damit wohl alle Jäger – mahnt, den Schöpfer im Geschöpf zu ehren. Christian Morgenstern hat das in einem – zumindest auf den ersten Blick humorvollen -Gedicht zum Ausdruck gebracht:
Ein Hase sitzt auf einer Wiese, des Glaubens, niemand sähe diese. Doa, im Besitze eines Zeises* betraatet voll gehaltnen Fleißes vom vis-à-vis geleg’nen Berg ein Mensa den kleinen Lö2elzwerg. Ihn aber blibt hinwiederum ein Got von fern an – mild und humm. [*Zeiß = Feldstecher der Firma Zeiß] Wenn wir in Betracht ziehen, dass die Jagd vom Beginn der Menschheit bis zum Entstehen der ersten bäuerlichen Kulturen eine der Hauptnahrungsgrundlagen der Menschen bildete und in manchen Erdteilen auch heute noch bildet, können wir ihre enorme Bedeutung für unsere Entwicklung erkennen. Charakteristisch für die Jagd ist auch eine ausgeprägte Fachsprache, wie sie vielen Berufen eigen ist. Rechts und links - das hat in der Jägerei eine ganz besondere Bedeutung. Die rechte Hand ist die »schöne«, die linke, vom Herzen kommend, wehrt Unheil ab. Wenn die Strecke gelegt wird, kommt das Wild immer auf der schönen Seite, der rechten, zu liegen. Das Waidmannsheil mit der rechten Hand gilt als Gruß und Wunsch zugleich. Dementsprechend wird auch das Jagdhorn rechts getragen. Die Waffe hingegen, die auch vor Unheil schützen soll, wird links getragen. Praktische Erwägungen spielen dabei – zumindest bei Rechtshändern – wohl auch eine Rolle.
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Die Sitte, einem Jagdkollegen »Waidmannsheil« mit dem Glas in der linken Hand zuzuprosten ist zweifellos auch alten Ursprungs. So zeigt ein Gemälde aus der Mitte des 16. Jahrhunderts eine Jagdgesellschaft, wo einem Jagdgast ein gefüllter Becher mit der linken Hand gereicht wird, den dieser ebenfalls mit der linken entgegennimmt. Eine eher romantische Version über den Ursprung des Zutrinkens mit der linken Hand wird aus der Steiermark erzählt. Dort habe nach einem Jagdausflug Erzherzog Johann seine Anna Plochl mit der Rechten umarmt und geküsst, als ein Freund ins Zimmer trat. Dieser erkannte die Situation und wollte sich sofort wieder zurückziehen. Erzherzog Johann aber soll sein Glas mit der Linken gehoben und gerufen haben: »Bleib, trink mir Waidmannsheil zu«. Ein wichtiges Kennzeichen der Jägerschaft und Jagd sind die Brüche. Haben die »Verständigungsbrüche« in Zeiten des Mobiltelefons ihre Funktion verloren, so haben die Schmuckbrüche als jagdliches Zeichen nach wie vor ihre Bedeutung. Ein besonderes Ehrenzeichen ist der »Goldene Bruch«. Dieser wird einem Jäger verliehen, der 50 Jahre ununterbrochen die Jagd mit all ihren Freuden und Mühen, mit Hege und Pflege ausgeübt hat. In unserer Jägerschaft gibt es zur Zeit drei Träger des »Goldenen Bruches«, Jagdleiter Johann Schafleitner, seinen Stellvertreter Josef Achleitner und Matthias Schafleitner-Schweighofer. Der »Erlegerbruch« ist meist ein Zweig eines Nadelbaumes,
den der Jäger nach einem Jagderfolg bei Schalenwild oder Raubwild mit dem Schweiß des erlegten Tieres benetzt und sich dann an die rechte Seite des Hutes steckt. Wenn an einer Jagd zwei oder mehrere Personen teilnehmen, wird der Erlegerbruch von einem Waidkameraden mit einem »Waidmannsheil« überreicht, und der Schütze bedankt sich mit einem »Waidmannsdank«. Wenn eine Nachsuche notwendig war, dann bricht der Erleger einen kleinen Zweig von dem ihm überreichten Schützenbruch ab und gibt diesen dem Schweißhundführer, der diesen Zweig dann an die Halsung des Hundes steckt. Der »Letzte Bissen« wird dem erlegten männlichen Schalenwild in den Äser gesteckt. Das so mit dem Letzten Bissen versehene Wild ist dann brauchgemäß »verbrochen«. Der »Trauerbruch« wird bei der Beerdigung eines Jägers auf der rechten Seite des Hutes getragen, in manchen Gegenden auch mit der Unterseite nach außen. Dieser Bruch wird dann mit einem »Waidmannsruh« als »letzter Bruch« einem Waidkameraden ins Grab geworfen. Jagdrecht in Österreich Grundlage des Jagdrechts in Österreich ist das Bundesverfassungsgesetz. Nach den Bestimmungen der österreichischen Verfassung von 1920 ist Jagd Landessache. Daher gibt es auch in jedem der 9 Bundesländer ein eigenes Landesjagdgesetz und 9 dazugehörige Durchführungsverord-
Überreichung des Goldenen Bruches an Jagdleiter Schafleitner
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nungen. Ein Bundes-Rahmengesetz für Jagdwesen gibt es in Österreich nicht. In der Zeit nach dem Anschluss jagte man nach den Richtlinien des Reichsjagdgesetzes, wie in allen Ländern der Ostmark. Nachdem Österreich seine Selbständigkeit wieder erlangt hatte, wurde das Jagdrecht wieder Landesache. Das oberösterreichische Jagdgesetz, in dem alle jagdlichen Angelegenheiten bis ins kleinste Detail geregelt sind, ist am 3. April 1964 in Kraft getreten und wurde zuletzt aktualisiert am 29. Oktober 2004 mit der Verordnung über den Abschuss und die Erstellung der Abschusslisten. In Österreich gibt es ein Reviersystem, das andere Personen als die Inhaber des Jagdausübungsrechtes von jagdlichen Tätigkeiten ausschließt. Jagdrecht ist in Österreich, wie schon erwähnt, untrennbar mit dem Eigentum an Grund und Boden verbunden. Von diesem Grundsatz gibt es keine Ausnahmen. Das Jagdrecht enthält aber nicht zwingend das Recht zur Jagdausübung. Dieses Jagdausübungsrecht hat der Eigentümer von Grund und Boden nur dann, wenn er die so genannte Eigenjagdberechtigung besitzt. Diese wird ihm in der Regel dann zugesprochen, wenn er (in Oberösterreich) einen zusammenhängenden Grundbesitz von mehr als 115 ha, in manchen Bundesländern mehr als 300 ha, an Grundfläche aufweisen kann. Er kann dieses Eigenjagdgebiet selbst bejagen, wenn er eine Jagdkarte besitzt, sonst muss er dieses Jagdgebiet verpachten oder verwalten lassen.
Grundstücke, die nicht zu Eigenjagden gehören, werden in so genannten Genossenschaftsjagdgebieten zusammengefasst. In jeder Gemeinde Österreichs bilden die aus allen nicht zu Eigenjagden gehörigen Grundflächen das jeweilige Genossenschaftsjagdgebiet dieser Gemeinde. Solche Genossenschaftsjagdgebiete müssen zwingend verpachtet werden. In all diesen Fällen sind dann die Pächter die Jagdausübungsberechtigten. Die Grundeigentümer erhalten für ihr verpachtetes Jagdrecht Ersatz in Geld. Der Jagdausübungsberechtigte ist der Träger aller Berechtigungen und Verpflichtungen bezüglich der Jagd im jeweiligen Eigenjagdgebiet oder Genossenschaftsjagdgebiet (Jagdrevier). Ein Jagdgebiet kann von einer Person gepachtet werden. Mehrere Personen können sich zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts zusammenschließen, die den Zweck hat, ein Jagdgebiet zu pachten (Jagdgesellschaft). Wer ein Jagdgebiet pachten will, muss eine gültige Jahresjagdkarte besitzen und schon über einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren eine Jagdkarte in Österreich besessen haben.
Jagd in Zell am Moos Das Gemeindegebiet von Zell am Moos ist auf insgesamt 3 Jagden aufgeteilt: Die Seefläche als Eigenjagd, die Fläche der Österreichischen Bundesforste ebenfalls als Eigenjagden, die an Privatpersonen verpachtet sind, und das restliche Gemeindegebiet als Genossenschaftsjagd, die von der Jägerschaft unserer Gemeinde gepachtet ist.
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Jägerschaft von Zell am Moos 1953 sitzend, von links nach rechts: Schweighofer Matthias (Heissinger), Schweighofer Paul (Mühlbauer), Breitenthaler Josef (Wagner in der Haslau), Prem Koloman (Holzer), Weninger Friedrich, Achleitner Josef (Badlhofer), Radauer Friedrich sen. (Schlader), Prem Franz sen.(Staller), Lindinger Tobias (Oberhofen), Ludwig Wonebauer; stehend von links nach rechts: Mindlberger Josef (Lindenbauer), Prem Paul (Holzer), Radauer Fritz jun. (Schlader), Oberlehrer Brandstötter, Schafleitner Matthias, Schweighofer Ferdinand (Mühlbauer), Achleitner Johann, Achleitner Alois, Prem Kolomann jun. (Holzer), Prem Franz jun. (Staller)
Die Seejagd hat eine Größe von 349 Hektar, Jagdleiter ist Herr Robert Schmiederer. Gejagt kann hier nur vom Wasser aus werden, da das Land zur Genossenschaftsjagd Zell am Moos gehört und daher für die Seejagd fremdes Jagdgebiet darstellt. Grundsätzlich ist jeder Seeanteilsbesitzer, so er im Besitz einer gültigen Jagdkarte ist, auf dem See jagdberechtigt, momentan sind das etwa 15 Personen. Von Oktober bis Dezember werden ein- bis dreimal Gemeinschaftsjagden durchgeführt, zu denen immer auch Gäste aus den angrenzenden Landgemeinden eingeladen sind. Geschossen werden alle jagdlich erlaubten Wasservögel, besonders Stockenten und Blesshühner. Insgesamt werden pro Jahr etwa 300 Stück erlegt, in den besten Jahren waren es mehr als 500. Der Abschuss wird am Ende der Jagdsaison mittels einer Abschussliste der Bezirkshauptmannschaft gemeldet.
Die Waldfläche der Österreichischen Bundesforste auf Zell am Mooser Gemeindegebiet im Ausmaß von rd. 556 ha ist als Eigenjagd an Privatpersonen verpachtet. Die Jagd in Zell am Moos ist eine Genossenschaftsjagd, die vom Jagdausschuss der Gemeinde vergeben wird. Die Mitglieder des Jagdausschusses werden einerseits von der Gemeinde, andererseits von der Ortsbauernschaft als Vertreter der bäuerlichen Grundbesitzer nominiert. Die Funktionsperiode des Ausschusses beträgt 6 Jahre, die Pachtdauer ebenfalls. Die laufende Pachtperiode begann am 1.1.2004 und endet am 31.3.2010.
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Jagdleiter (und Stv.) seit 1945
Jagdleiter lange vor 1945 bis 1967
josef Achleitner
Landwirt (Badlhofer)
Im derzeitigen Ausschuss sind von der Gemeinde nominiert: Langwallner Wilhelm, Bürgermeister, Kirchenplatz 2 Pöckl-Achleitner Franz, Brandstatt 51 Schweighofer Ferdinand, Haslau 10 Die Ortsbauernschaft nominierte als Mitglieder: Spielberger Johann, Vormoos 2 Eder Josef, Entersgraben 6 Grubinger Friedrich, Breitenau 6 Edtmeier Josef, Lindau 17 Grubinger Matthias, Haslau-Berg 2 Kurz Robert, Brandstatt 56
Jagdleiter von 1968 bis 1986
friedrich weninger Finanzbeamter
Dieser Jagdausschuss wählte Grubinger Friedrich zum Obmann und Eder Josef zum Obmann-Stellvertreter. Die Jagdgesellschaft ist als Pächter verpflichtet, die Jagd unter einheitlicher Führung auszuüben und hat daher aus ihrer Mitte einen Jagdleiter und eine Stellvertreter zu bestellen, der – sofern der Jagdausschuss das beschließt – ortsansässig sein muss.
Jagdleiter seit 1986
johann schafleitner Landwirt/Pensionist (Wiesinger)
Jagdleiter-Stellvertreter
josef achleitner
Landwirt/Pensionist (Gollauer)
Der Jagdleiter und sein Stellvertreter haben dafür zu sorgen, dass die Grundsätze der Waidgerechtigkeit sowie die einschlägigen Bestimmungen des geltenden Jagdgesetzes eingehalten werden. Besonders zu berücksichtigen sind die ökologischen und ökonomischen Interessen der Landund Forstwirtschaft. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass z.B. Verbissschäden im Wald möglichst gering gehalten werden.
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Trophäen 1956
Trophäen 2006
Ausmaß der Genossenschaftsjagd Das Flächenausmaß der Genossenschaftsjagd beträgt lt. Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck 1539 Hektar.
Das gesamte Jagdgebiet der Genossenschaftsjagd ist in Reviere eingeteilt, die von einem oder mehreren Jägern bejagt werden. Diese sind in ihren Revieren auch für die Hege verantwortlich. Die Jägerschaft von Zell am Moos hat derzeit 27 Mitglieder.
Diese teilt sich wie folgt auf:
Jagdbares Wild
Wiese: 1.051 Hektar Wald: 399 Hektar Bäche und sonstige Gewässer: 11 Hektar Bauland: 33 Hektar Verkehrs- und sonstige Flächen: 45 Hektar
Der Abschuss von Schalenwild – mit Ausnahme des Schwarzwildes (Wildschwein) – ist nur aufgrund eines von der Bezirksbehörde genehmigten Abschussplanes erlaubt, der im Vorhinein erstellt werden muss und vor Ende der jeweiligen Schonzeit innerhalb eines Jagdjahres allen Mitgliedern der Jagdgesellschaft bekannt gegeben werden muss.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Gemeindegebiet von Zell am Moos kein besonders ideales Jagdgebiet darstellt. Auf der einen Seite wird es vom See begrenzt, der keinen Wildwechsel zulässt, auf der anderen Seite von verpachteten Jagden der Bundesforste, die vor vielen Jahren den Totalabschuss besonders von Hochwild forciert haben. Dazu kommt, dass zwei stark befahrene Straßen mitten durch die Reviere führen und durch Wildunfälle eine entsprechende Dezimierung des Wildbestandes eintritt. Dazu kommt weiters, dass die Freizeitgesellschaft immer mehr in die bisher weitgehend unberührte Natur vordringt und damit den natürlichen Lebensraum des Wildes stark einschränkt.
Alle anderen der Abschussplanung nicht unterworfenen Wildarten, wie Feldhasen, Wildtauben, Wildenten oder Raubwild. zB. Füchse, Marder Dachse etc., werden am Ende des Jahres in einer Abschussliste der Bezirksbehörde gemeldet. War es in den 50er und 60er Jahren durchaus üblich, dass in der Genossenschaftsjagd unserer Gemeinde auch Hochwild erlegt wurde, das als Wechselwild aus den riesigen Waldgebieten östlich unseres Gemeindegebietes eingewechselt war, so hat sich das ab den 70er Jahren geändert. Es gab, bedingt durch hohe Abschusszahlen in den angrenzenden
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Hirsch, erlegt am 21. August 1961 von Johann Schafleitner
Hirsch, erlegt im August 2005 von Josef Achleitner
Matthias Schweighofer mit kapitalem Keiler
Revieren, kein Hochwild mehr in unserem Jagdgebiet. Erst in den vergangenen Jahren konnten wieder Hirsche erlegt werden. Schwarzwild hat es in früherer Zeit vereinzelt auch gegeben, besonders auf Wiesen und Feldern, die an große Waldflächen angrenzten, wie zB in Haslau-Berg oder Heissing. Hier wurde zuletzt im Jahre 1987 ein kapitaler Keiler erlegt, der aufgebrochen über 110 Kilo wog. Hauptsächlich wird bei Schalenwild in unserer Genossenschaftsjagd aber Rehwild erlegt. Die tatsächlichen Abschusszahlen bewegten sich seit vielen Jahren immer auf annähernd derselben Höhe, sind aber in letzter Zeit durch die abnehmende Wilddichte etwas rückläufig. Bemerkenswerte Ergebnisse bei den Trophäen, die sich den Spitzenleistungen des Bezirkes nähern, sind selten, aber doch auch in unserer Region möglich. In den vergangenen Jagdjahren wurden immer etwa 60 Rehe geschossen, davon rd. ein Drittel männlich und zwei Drittel weiblich. In dieser Zahl ist jedoch das Fallwild nicht enthalten. Hier sind zu erwähnen die Mähverluste, die durch die immer früheren Mähzeiten in der Landwirtschaft hauptsächlich den Nachwuchs, also die Kitze betreffen. Dazu zählen aber auch die vielen Rehe, die zu allen Jahreszeiten mit dem Auto »erlegt« werden. Entlang der extrem stark befahrenen Bundesstraße 154 und der ebenfalls sehr
Rehböcke 1. August 2003; links: Jagdleiter Schafleitner, Geweihgewicht 310 Gramm; rechts: Mag. Wiesinger, Geweihgewicht 440 Gramm
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Rehfütterung im Winter. Aus einer Schneeburg heraus Richtung Schwandholz fotografiert von Hans Schafleitner jun.
4 Dachse an einem Tag aus dem Bau geholt (1956)
Fuchs- und Marderstrecke eines Jahres von Johann Schafleitner
stark befahrenen Vöcklatal-Straße kommt es besonders in der Zeit des Einstandes aber auch der Brunft zu zahlreichen Wildunfällen. Da es dabei auch eine entsprechende »Dunkelziffer« gibt – dh. Kollisionen von Autos mit Wild, die nicht gemeldet wurden, oder Mähverluste, die nicht bemerkt wurden – ist es schwer, hier eine konkrete Zahl zu nennen. Die bekannten Verluste bewegen sich aber bei rd. zwei Drittel des Abschusses, also bei etwa 40 Stück. Die Ergebnisse bei Niederwild schwanken stark, je nach Intensität der Bejagung und der bejagten Reviere. Nicht jedes Jahr wird jedes Revier bejagt und entsprechend unterschiedlich ist auch die »Strecke«. Jährlich werden im Durchschnitt 10 - 12 Hasen erlegt. Wenn eine Gemeinschaftsjagd stattfindet, sind es mehr. Bei einer solchen Gemeinschaftsjagd werden die Jäger der Region und Gäste der einheimischen Jäger eingeladen. Die Jägerschaft von Zell am Moos ist dabei nur als Treiber aktiv. Um einen guten, artenreichen Wildbestand zu erhalten, ist aber auch eine Bejagung des jagdbaren Raubwildes erforderlich. Füchse, Marder und Dachse müssen entsprechend bejagt werden, um besonders dem Niederwild eine Chance zu geben, seine »Jugendzeit« zu überleben. Dies wird umso notwendiger, als die natürliche Deckung, wie mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Bäche und Gräben oder auch nur hohes Heu, immer seltener wird. Da die Bejagung von Raubzeug sehr aufwändig und zeitintensiv ist, gibt es vom Landesjägerverband Auszeichnungen für besondere Erfolge bei der Bejagung von Raubzeug. Für 200 Stück erlegtes Raubwild gibt es als Anerkennung die Raubtiernadel. Pacht Ein wesentlicher Punkt bei der Jagd sind die Kosten. Die Pacht einer Jagd bedeutet, dass die Grundbesitzer eine finanzielle Entschädigung erhalten müssen, um Schäden, die durch das Wild verursacht werden, abzugelten. Die Jagdpacht wird in Zell am Moos einerseits als Bargeldleistung erbracht, die dann auf die Grundbesitzer entsprechend der Größe ihrer landwirtschaftlich genutzten Fläche aufgeteilt wird, andererseits werden alle Grundeigentümer in einer Jagdperiode dreimal von der Jagdgesellschaft in ein Gasthaus zum Wildessen eingeladen. Diese Methode hat sich in der Vergangenheit sehr gut bewährt.
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Jägerschaft 2007 1. Reihe von l.n.r. Ramsauer Monika, Zöller Franz, Schafleitner Johann jun., Grubinger Franz, Schafleitner-Schweighofer Matthias, Schafleitner Johann sen. (Jagdleiter) Achleitner Josef sen. (Jagdleiter-Stellvertreter), Pöckl Josef, Mag. Wiesinger Johann; dahinter v.l.n.r. Pöckl Gottfried, Achleitner Josef jun., Prem Koloman, Engl Matthias, Schmid Gerhard, Schweighofer Ferdinand, Achleitner Georg, Achleitner Johann, Hemetsberger Herbert, Salletmayr Heinz, Radauer Fritz, Salletmayr Werner, Schafleitner Johann (Gustl), Achleitner Josef, Preining Paul, Zopf Karl, Mindlberger Johann, Maderecker Ferdinand;
Verwendtete Literatur Nussbaumer, Johann: Es begann mit der Jagd. Wien: Kübart, 1984 Nussbaumer, Johann:2000 Jahre Jagd in Österreich. Jagdgeschichte(n) in Rot-Weiß-Rot von den Wurzeln bis zur Gegenwart. Wien: Österreichsicher Jagd- und Fischereiverlag, 2000 Schulte, Jürgen: Naturschutz und Jagd. Stuttgart: Ulmer, 1993 Protokolle der Sitzungen des Jagdausschusses und Gemeinderates der Gemeinde Zell am Moos
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Die fisabiologisae und limnologisae Entwiblung des Irrsees Hubert gassner Allgemeine Beschreibung Der Irrsee verdankt seine Entstehung dem Zusammenwirken von Gebirgsbildung und Vergletscherung und dürfte vor etwa 17000 Jahren entstanden sein 1. Er liegt im äußeren Nordwesten des oberösterreichischen Salzkammerguts (47° 56‘ n. B. und 13° 19‘ ö. L.), rund 6 km nördlich des Mondsees am Fuße des Kolomannsberges. Der See befindet sich zur Gänze in einer Nord- Süd ausgerichteten Quertalsenke der Flyschzone und ist zusammen mit dem Fuschlsee der oberste See der Seenkette Attersee-Mondsee-Irrsee-Fuschlsee. Die Moore nördlich und südlich des Sees weisen darauf hin, dass er am Ende der Eiszeit fast die doppelte Länge hatte. Das lang gestreckte Seebecken hat heute eine annähernd rechteckige Form. Die Uferlinie ist nicht sehr stark gegliedert, sondern besteht lediglich aus flachen Buchten. Am Westufer ist der Uferabfall steiler als am Ostufer. Nordufer und Südufer fallen sehr flach ab. Die gesamte Uferlänge des Irrsees beträgt 11,2 km. Im nördlichen Drittel des Sees wird die Seewanne durch einen
felsigen Rücken in ein kleineres 27 m tiefes nördliches Becken und ein größeres 32 m tiefes südliches Becken geteilt. Dieser Rücken erhebt sich bis auf 21 m unter die Wasseroberfläche.2 Das relativ kleine Volumen des Sees und damit sein niedriges Wärmespeichervermögen sowie seine geschützte Lage gegen die Hauptwindrichtung aus Westen führen zu einer fast regelmäßigen Eisbedeckung im Winter, deren Dauer jedoch zwischen einer Woche und zwei Monaten schwanken kann. Der Beginn der Eislegung variiert zwischen Anfang Jänner und Mitte Februar, der Eisbruch erfolgt meist Mitte bis Ende März. Nur in besonders milden Wintern wie 2000/2001 und 2001/2002 sowie zuletzt 2006/2007 unterblieb die Eisbildung. Da sich der Wasserkörper des Irrsees zweimal im Jahr (Spätherbst und Frühjahr) vollständig bis zum Seegrund durchmischt, ist er dem holomiktisch-dimiktischen Zirkulationstyp zuzuordnen. Nicht sehr bedeutend sind die meisten Zuflüsse des Irrsees, teilweise führen sie nur bei Niederschlag Wasser. Nennenswert sind der Zeller- und Ramsauerbach am Ostufer, der Schrankbach am Westufer, der Riedlbach am Nordufer sowie der Iltais- und Haustätterbach am Südwestufer des
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Sees. Weiters gibt es einige unterseeische Quellzuflüsse, die den See speisen. Am Südufer befindet sich der einzige Abfluss des Irrsees, die Zellerache. Sie entwässert den Irrsee mit einem Höhenunterschied von 74 m in den Mondsee und hat einen mittleren Abfluss von 1,36 m³/s.2 Vom 27,2 km großen Einzugsgebiet sind 33 % Grünland, 27 % Wald, der Rest setzt sich aus heterogenen landwirtschaftlichen Flächen, Moor- und Siedlungsgebieten zusammen.3 Die Abwasserentsorgung im Einzugsgebiet des Irrsees erfolgt durch eine Ringkanalisation, welche in den Jahren 1983 bis 1990 gebaut wurde und bis heute schrittweise ausgebaut wird. Geklärt werden die Abwässer in der Kläranlage des Reinhalteverbandes Mondsee-Irrsee. Zur limnologischen Entwicklung des Irrsees Die ersten limnologischen Untersuchungen des Irrsees wurden in den Jahren 1926 und 1930 durchgeführt und ergaben schon damals für den natürlicherweise nährstoffarmen (oligotrophen) Irrsee eine Tendenz zur Zunahme der Nährstoffe. Sowohl die Sichttiefen mit einem Jahresmittel von 4,5 m als auch die Zusammensetzung der Bodenfauna zeigten diese Tendenz an. Die Sauerstoffsommerwerte betrugen zu jener Zeit jedoch noch 6,0 mg/l über Grund. 4 Diese schon damals beginnende Eutrophierung (= Zunahme der Primärproduktion), Dumitriu5 bezeichnete den Irrsee als einen Übergangssee zwischen nährstoffarm und mäßig mit Nährstoffen belastet, dürfte neben dem Eintrag von Nährstoffen auch durch die Morphologie des Sees begründet sein. Kleinere, flache Seen mit geringer Tiefe und geringem Wasservolumen sind einer Eutrophierung stärker ausgesetzt als große, tiefe Seen. Parallel mit der Zunahme des Fremdenverkehrs in den 1960er und 1970er Jahren verschlechterte sich auch der Zustand des Irrsees kontinuierlich bis Anfang der 1980er Jahre.6 Im November 1984 wurden die bisher niedrigsten Sauerstoffwerte (0,23 mg/l) in der Schicht von 15 bis 32 m Wassertiefe gemessen.7 Die höchsten gemessenen Gesamtphosphorwerte wurden mit 111 mg/m³ im Oktober 1983 über Grund festgestellt. Zwischen 1975 und 1982/83 nahm der Gehalt an Gesamtphosphor im Irrsee um das Dreifache zu.7 Die Chlorophyll-a Konzentrationen erreichten ihr Maximum mit 14,5 mg/m_ im August 1986. Mit dem schrittweisen Ausbau des öffentlichen Kanalnet-
zes konnten immer mehr Abwässer ferngehalten werden, und parallel dazu zeigte sich eine kontinuierliche Besserung der Wassergüte des Irrsees. Die Sichttiefen, insbesonders die maximalen Sichttiefen, stiegen wieder an, der Gehalt an Gesamtphosphor und an Chlorophyll-a reduzierte sich signifikant.8 Bei dem für Abbauprozesse im Tiefenwasser wichtigen Sauerstoffgehalt zeigt der Irrsee derzeit immer noch Defizite. Die Konzentrationen an gelöstem Sauerstoff nehmen im Tiefenwasser zwischen September und Dezember regelmäßig auf unter 4 mg/l ab, wodurch Fische, aber auch andere Lebewesen, einen Teil ihres Lebensraumes nicht mehr nützen können. Seit Beginn unserer Untersuchungen war die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers im Jahr 1998 am besten. In den Jahren danach verschlechterten sich die Bedingungen jedoch wieder etwas8, hervorgerufen durch die ungewöhnlich warmen Sommer- und Herbstmonate der Jahre 1999 bis 2006. Da die Sichttiefen und die Chlorophyll-a Werte einem mäßig nährstoffreichen Gewässer entsprechen, die Gesamtphosphorkonzentrationen jedoch bereits einen nährstoffarmen Zustand anzeigen, wird der Irrsee als derzeit oligo-mesotroph (mäßig mit Nährstoffen belastet) eingestuft.8 Zur Fischbiologie und Fischerei im Irrsee Die natürliche Besiedelung der Salzkammergutseen und somit auch die des Irrsees mit Fischen erfolgte nach dem Rückzug der Gletscher durch Zuwanderung aus den angrenzenden Flusseinzugsgebieten. Daraus ergab sich die natürliche Fischartengemeinschaft des Irrsees, die aus wesentlich weniger Fischarten bestand, als dies jetzt der Fall ist9. Im Mittelalter waren Fische ein sehr wertvolles Gut, es gab strenge Fischordnungen, und es wurden schon damals Fischbesatzmaßnahmen durchgeführt 10, wodurch neue Fischarten in die Gewässer eingebracht wurden. Ob es zu dieser Zeit auch Besatzmaßnahmen im Irrsee gab ist fraglich. Dumitriu 11 beschreibt – ohne eine genaue Jahrzahl anzugeben – Seesaiblingsbesätze im Irrsee durch das Kloster Mondsee. Gut belegt ist der Besatz mit Fischen seit Ende des 19. Jahrhunderts. Wiesinger12 beschreibt den Besatz des Irrsees mit Karpfen, Zandern, Regenbogenforellen, Hechten, Seelauben und Seesaiblingen zu dieser Zeit. Die ersten fischbiologischen Untersuchungen am Irrsee
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wurden von Haempel13 und Dumitriu 14 durchgeführt. Für Haempel13 war der Irrsee ein Salmonidengewässer (forellenartige Fischarten dominieren), in dem Renken fehlten und das sich in einem Übergangszustand zu einem Cyprinidengewässer (karpfenartige Fischarten dominieren) befand. Die damaligen Fangstatistiken wiesen schon auf einen Rückgang der Seesaiblingfänge und ein Ansteigen der Cyprinidenfänge (Brachsen, Rotaugen, etc..) hin. Haempel13 weiter: »… wenn sich mit der Zeit, wie anzunehmen ist, die Sauerstoffverhältnisse in der Tiefe verschlechtern werden, dann werden sich auch die Lebensverhältnisse für den Seesaibling als unhaltbar gestalten.« Etwa 30 Jahre nach dieser Aussage ist der Seesaibling im Irrsee verschwunden
und die bis dato schlechte Sauerstoffsituation im Tiefenwasser verhindert eine erfolgreiche Wiedereinbürgerung. Im fischbiologischen Teil der Studie von Dumitriu 14 wurde dem Irrsee ein guter Hechtbestand bescheinigt und auf das Fehlen einer Freiwasserfischart hingewiesen. Den damaligen Bewirtschaftern wurde geraten, die 1909 erstmals eingesetzten Aale, welche einen geringen Zuwachs zeigten und als Laichräuber großen Schaden anrichteten, zu reduzieren. Die 1930 untersuchten Seesaiblinge hatten ein Durchschnittsgewicht von 420 g und eine Durchschnittslänge von 35 cm und zeigten somit eine überdurchschnittliche Größe im Vergleich zu Seesaiblingen der anderen Salzkammergutseen.
Winterliche Wasserprobenahme am Irrsee (Foto: Bundesamt für Wasserwirtschaft, Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seeenkunde)
Der Irrsee während der Verlegung des Abwasserkanals (Foto: Albert Jagsch)
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Fischartenliste des Irrsees (inkl. wissenschaftlicher Bezeichnung) nach Gassner et al., 2003. Die ursprünglichen Fischarten beziehen sich auf eine Rekonstruktion der Fischartengemeinschaft des Irrsees
Eine weitere wichtige Station in der fischbiologischen Entwicklung des Irrsees war der Besatz mit Maränen (Renken, Reinanken). Diese wurden Ende der 1960er Jahre (erstmals 1968) aus Teichwirtschaften des Waldviertels in den Irrsee eingesetzt. Sie entwickelten einen sehr guten, sich selbst reproduzierenden Bestand und zählen heute zu den attraktivsten Fischarten für die Angelfischerei. Eine Gegenüberstellung der rekonstruierten historischen mit der aktuellen Fischartengemeinschaft des Irrsees15 zeigt insgesamt eine massive Zunahme der Fischarten während der letzten 150 Jahre. Von den ursprünglich 11 Fischarten, sind aktuell zwei Fischarten verschollen (Seesaibling, Elritze), und sieben Fischarten sind dazugekommen. Die heutige Fischfauna des Irrsees mit ihren 16 Arten ist somit ein Produkt aus ursprünglich vorkommenden Fischarten, gezieltem Besatz, zufälliger Einschleppung und dem Verschwinden von Fischarten. Die fischereiliche Bewirtschaftung des Irrsees wird seit 1958 von einem Konsortium bewerkstelligt, bestehend aus Privatpersonen und dem Sportanglerbund Vöcklabruck. Der Ausfang von Fischen erfolgt fast ausschließlich durch die Angelfischerei. Geregelt wird die Angelfischerei am Irrsee durch eine vom Konsortium Irrsee herausgegebene Betriebsordnung16 sowie durch die jeweils gültigen Fischereigesetze und –verordnungen. Im Rahmen dieser Bewirtschaftungsverantwortung fördert das Konsortium Irrsee seit Jahren wissenschaftliche Fischbestandsanalysen und Untersuchungen, wobei die Ergebnisse eine wichtige Basis bei der Erstellung der Betriebsordnung darstellen.16
aktuell
Fisaarten
ursprünglich
für den Zeitraum vor etwa 150 Jahre.
Anguillidae
Aal (Anguilla anguilla)
X
Cyprinidae
Aitel (Leuciscus cephalus)
X
X
Brachse (Abramis brama)
X
X
Elritze (Phoxinus phoxinus)
X
verschollen
Karpfen (Cyprinus carpio)
X
Rotauge(Rutilus rutilus)
X
Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)
X
Rußnase (Vimba vimba)
X
X
Schleie (Tinca tinca)
X
X
Seelaube (Chalcalburnus chalcoides mento)
X
X
X
Coregonidae
Maräne (Coregonus lavaretus)
X
Esocidae
Hecht (Esox lucius)
X
X
Percidae
Flußbarsch (Perca fluviatilis)
Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua)
X
X X
Zander (Sander lucioperca)
X
Salmonidae
Seeforelle (Salmo trutta f. lacustris)
X
X
Seesaibling (Salvelinus alpinus salvelinus)
X
verschollen
Siluridae
Wels (Silurus glanis)
X
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2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1978
1976
1974
1972
1970
1968 0m –2 m –4 m –6 m –8 m – 10 m – 12 m – 14 m
Minimal-, Maximal- und Jahresmittelwerte (n = 10–12) der Sichttiefen im Irrsee von 1968 bis 2005 (aus Gassner et al., 2006).
16 mg/m³ Epilimnion
14 mg/m³
Hypolimnion
12 mg/m³
Mittelwert
10 mg/m³ 8 mg/m³ 6 mg/m³ 4 mg/m³ 2 mg/m³
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
0 mg/m³
Gesamtphosphorkonzentration im Irrsee von 1980 bis 2005 (n = 10–12 pro Jahr). Phosphor ist als Minimumnährstoff der wichtigste Nährstoff in einem Gewässer. (aus Gassner et al., 2006; Epilimnion = Oberflächenbereich, Hypolimnion = Tiefenwasser).
14 mg/m³ 12 mg/m³ 10 mg/m³ 8 mg/m³ 6 mg/m³ 4 mg/m³ 2 mg/m³
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
0 mg/m³
Chlorophyll-a Konzentrationen im Irrsee (Mittel-, Maximal- und Minimumwert aus monatlichen Probenahmen; n = 10-12) von 1982 bis 2005 (aus Gassner et al., 2006). Chlorophyll-a ist eine indirekte Messgröße für die Algendichte in einem Gewässer.
1 · natur & Umwelt
Anmerkungen 1 Schwellenthin, 1989, S. 10
2 Einsele und Hemsen, 1959, S. 11-13
3 Chovanec et al., 2002, vgl. Auflistung im Tabellenanhang 4 Dumitriu, 1932, S. 344-347 5 Dumitriu, 1932, S. 365
6 Jagsch und Megay, 1982, S. 86-90 7 Schwarz et al., 1995, S. 211-222 8 Gassner et al., 2006, S. 46-59
9 Gassner et al., 2003, Anhang I: 10 Freudlsperger, 1937, S. 161
Seendatenblätter des Irrsees
11 Dumitriu, 1932, S. 379 12 Wiesinger,1999, S. 4
13 Haempel, 1928, S. vgl. Nr. 9, S. 65-66 und Nr. 10 73-74 14 Dumitriu, 1932, S. 377-382
15 Gassner et al. 2003) Anhang I:
Seendatenblätter des Irrsees
16 http://www.sab.at, Homepage des Sportanglerbundes Vöcklabruck
Literatur Chovanec, A., M .H. Fink, D. Gruber, A. Jagsch, M. Nagy, K. Weber & R. Wimmer 2002: Erhebung und abiotische Typisierung der stehenden Gewässer Österreichs. Österr. Fischerei 55, 197-207. Dumitriu, M.1932: Zur Kenntnis einiger Alpenseen. V. Der Irrsee. Int. Rev. Hydrobiol. 26, 337-287. Einsele, W. & J. Hemsen, 1959: Über die Gewässer des Salzkammergutes, insbesondere über einige Seen. Österr. Fischerei, 12, 6-31. Freudlsperger, H. 1937: Kurze Fischereigeschichte des Erzstiftes Salzburg. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 77, Teil II, 145-176. Gassner, H., D. Zick, J. Wanzenböck , B. Lahnsteiner & G. Tischler 2003: Die Fischartengemeinschaften der großen österreichischen Seen- Ver gleich zwischen historischer und aktueller Situation, fischökologische Seentypen. Schriftenreihe des BAW, Band 18, Wien, 163 Seiten.
Gassner, H., D. Zick, G. Bruschek, I. Frey, K. Mayrhofer & A. Jagsch 2006: Die Wassergüte ausgewählter Seen des oberösterreichischen und steirischen Salzkammergutes. Schriftenreihe des BAW, Band 24, Wien, 139 Seiten. Haempel, O. 1928: Vergleichende Biologie des Atter-, Mond- und Irrsees und die Errichtung einer fischereibiologischen Versuchsanstalt. Österr. Fischerei Z., 25, Nr. 9, 65-66; Nr. 10 73-74. Jagsch, A. & K. Megay 1982: Der Irrsee. In: Seenreinhaltung in Österreich, Heft 6 der Schriftenreihe: Wasserwirtschaft, 1. Auflage, 149-154; Wien. Schwarz, K., A. Jagsch & G. Bruschek, 1995: Longterm development of the trophic situation of Irrsee (Upper-Austria) and the effects of diverting waste waters into a ring canal system. Limnologica 25, 211-222. Schwellenthin, J. 1989: Die Sedimente des Zeller- oder Irrsees - Sedimentologische Kartierung und Untersuchungen zur Sedimentationsund Eutrophierungsgeschichte (Salzkammergut, Oberösterreich). Diplomarbeit Universität Göttingen, 136 Seiten. Wiesinger, F. 1999: Zur Geschichte und Legende des Zeller- oder Irrsees. SAB- Journal 1/99. http://www.sab.at/, Website des Sportanglerbundes Vöcklabruck
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Herbst-Schleppfischer am Irrsee
1 · natur & Umwelt
Die Fisaerei am Irrsee/Zelersee im Wandel der Jahreszeiten Josef eckhardt Das Fischereirevier Zeller-Irrsee befindet sich im äußersten Nordwesten des oberösterreichischen Salzkammergutes und umfasst das gesamte Einzugsgebiet des Zelleroder Irrsees. Der Zeller oder Irrsee liegt 6 km nördlich des Mondsees am Fuße des Kolomanberges in einer nord-süd ausgerichteten Talsenke. Seehöhe: 533 Meter, Fläche: 347 ha, Tiefe: bis ca. 32 Meter Frühling am Irrsee In den überschwemmten Uferzonen laichen Hechte, die Wiesen bekommen wieder ihr sattes Grün und Frühlingsblumen fangen an zu sprießen. Endlich zieht der Frühling ins Land und lässt die zahlreichen Fischer mit grosser Erwartung in die neue Saison blicken. Schon seit vielen Jahren zählen die Reinanken (Maränen) zu den beliebtesten Angelfischen und bilden die Hauptfisch-
art am Zeller (Irr)see. Jährlich besuchen viele Fischergäste aus dem In- und Ausland den See, um diesen geschmackvollen und edlen Fischen nachzustellen. Es bedarf neben dem sprichwörtlichen Anglerglück auch einer Portion Erfahrung, um vor allem die kapitalen Reinanken, die der See in großer Stückzahl beheimatet, zu fangen. Die Fangtiefe für Irrsee Reinanken oder Maränen liegt in der Regel zwischen 10 m und 20 m, speziell im Frühjahr lohnt sich aber auch ein Versuch im Flachwasser in ca. 5 m Wassertiefe. Kapitale Maränen sind oft an diesen Stellen anzutreffen und natürlich auch zu fangen. Die besten Angelplätze für Maränen sind am Irrsee leicht zu finden, da der Seegrund relativ flach abfällt und keine abrupten Abbrüche, wie an anderen Voralpenseen, vorkommen. Im Frühjahr ist die Maräne praktisch überall anzutreffen. Als bewährte Fangmethode wird schon traditionell mit der Hegene gefischt, d.h. auf der Angelschnur befinden sich mehrere Abzweiger mit bis zu 6 Nymphen. Diese Nymphen imitieren die Larven der Insekten und stellen die Hauptnahrung der Maränen dar. Es ist vor allem viel Erfahrung
71
Frühling
und Gefühl notwendig, um die passende Farbe und Größe der Nymphen auszuwählen, da zu jeder Jahreszeit unterschiedliche Insekten im Gewässer vorkommen. Die Hegene wird neben dem Boot zu Wasser gelassen und durch zeitlupenartige, langsame Bewegungen gehoben bzw. gesenkt. Bei stärkerem Wind empfiehlt sich die Verwendung eines speziellen Renkenschwimmers, der dann diese Arbeit übernimmt. Der Sommer am Irrsee Der Sommer bedeutet auch am Irrsee hektische Betriebsamkeit und viele Badegäste. Aber in den frühen Morgenund Abendstunden ist auch in den Sommermonaten eine sehr gute Fischerei möglich. Durch seine eher geringe Wassertiefe bekommt der Irrsee im Sommer eine hohe Wassertemperatur, die in den seichten Buchten durchaus 28°C erreichen kann. Karpfen und
Schleien fühlen sich jedoch im warmen Wasser sehr wohl und suchen die Schilfränder nach Nahrung ab. Im Sommer ist die Fischerei auf Maränen schwieriger als im Frühjahr, da diese Fischart durch erhöhtes Planktonaufkommen im See ihre Nahrung umstellt. An speziellen Stellen lässt sie sich aber auch im Sommer relativ gut fangen. Da der Irrsee ein überschaubares Gewässer ist, sieht man auch sofort, wo sich ein guter Renkenplatz befindet. Befinden sich mehrere Bootsangler auf engerem Umfeld am Wasser, darf man annehmen, dass es sich um einen guten Renkenplatz handelt. Wenn man genügend Abstand zu den Fischerkollegen einhält, wird niemand etwas dagegen haben, an diesem Platz »mitzunaschen«, es werden gerade während der oft geselligen Maränenfischerei neue Freundschaften gebildet. In den letzten Jahren wird im Sommer vor allem den Karpfen verstärkt nachgestellt. Der Ruf des Irrsees, viele kapitale Karpfen zu beherbergen, ist schon über die Lan-
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Sommermorgen am Irrsee
desgrenzen hinaus bekannt und lockt zahlreiche Karpfenspezialisten an seine Ufer. Der Traum eines jeden Fischers, einmal einen kapitalen Irrseekarpfen (bis ca. 20 kg) zu fangen, wurde vor allem in den letzten Jahren vielen Petrijüngern erfüllt. Durch die im Sommer hohe Wassertemperatur und das ausgezeichnete Nahrungsangebot wachsen die Irrseekarpfen sehr rasch ab. Es wurden uns schon Fänge von Karpfen bis 20 kg gemeldet. Als beste Fangmethoden haben sich das Grundangeln mit traditionellen Ködern wie Mais, Kürbiskernteig, Polenta, Wurm etc. bewährt. Um jedoch die kapitalen Karpfen zu fangen, muss man auch am Irrsee »englisch« fischen, d.h. der beste Köder ist der Boilie. Der Boilie ist ein sehr schmackhafter und vor allem proteinhaltiger Teigköder, der durch die Zugabe von Eiern und kurzem Kochen im Wasser steinhart wird. Durch die Grösse und Härte des Köders vermeidet man, dass Kleinfische
und kleinere Karpfen den Köder aufnehmen bzw. vom Haken abfressen. So hat man Gewissheit, dass meist ein kapitalerer Karpfen bei einem Anbiss den ausgelegten Köder genommen hat. Natürlich hat jeder Karpfenspezialist seine Geheimrezepte für die Zusammenstellung des hochwertigen Boilieteiges. Die besten Fangstunden am Irrsee auf Karpfen sind vor allem die Nachtstunden. Dies muss vor allem der Fischer, der ein kapitales Exemplar auf die Schuppen legen möchte, berücksichtigen. Die Karpfen werden während der ruhigen Nachtstunden vertrauter und nehmen die ausgelegten Köder argloser auf. Vorheriges Anfüttern vor dem geplanten Ansitz ist dem Fangerfolg förderlich, jedoch sollte man nur geringe Futtermengen einbringen, da ansonsten auch viele Kleinfische angelockt werden und den Angelplatz beunruhigen.
73
Viele Fischer berichten auch von den kapitalen Welsen im Irrsee. Dieser größten und sagenumwobenen heimischen Fischart wird jedoch relativ selten nachgestellt. In den Nachtstunden ausgelegte tote Köderfische, Leberstücke, Wurmbündel etc. werden jedes Jahr von kapitalen Welsen genommen und stellen für den glücklichen Fischerfreund oft den Fang seines Lebens dar. Der Herbst am Irrsee Wenn der erste Nachtfrost die Blätter der Birken und Buchen färbt und am Irrsee schön langsam wieder Ruhe einkehrt, beginnt für viele Angler die schönste Jahreszeit. Jetzt beginnt das Hechtfischen am herbstlichen Irrsee. Es gibt nichts Schöneres als in dieser herrlichen Naturarena unserem begehrtesten Raubfisch nachzustellen.
›Maräne‹-, ›Hegene‹-, ›Hegenenfischer‹
Das Schleppfischen ist eine der schönsten Angelarten, um einen der kapitalen Hechte oder Zander aus dem Irrsee zu fangen. Ideal lässt sich diese Angelart im Boot zu zweit ausüben, da es das Köder auslegen und Keschern des Fisches wesentlich erleichtert. Die besten Fangzeiten sind die frühen Morgen- und Abendstunden. Im Herbst verschiebt sich die beste Fangzeit untertags von ca. 9.00 h bis 17.00 h. Als Schlepptiefe gilt:Nie zu tief zu schleppen, d.h. in der Regel stellt man seine Köder auf 4 bis 6 m. Hier schadet es nicht, immer ein Gespräch mit ansässigen Fischern zu führen. Als beste Köder zum Schleppangeln gelten vor allem größere Wobbler und Kunstköder wie z.b. Rapalas, Jakes, Perlmuttblinker und tote Köderfisch-Schleppsysteme (z.B. HMSystem, Stockersystem). Eine einzige erfolgreiche Köderfarbe gibt es, wie auch an den anderen Seen, nicht, d.h. man sollte abwechselnd natürliche Farben und Schockfarben kombinieren. Meist findet man rasch heraus, welcher Farbe an diesem Tag der Vorzug gegeben wird. Seit einigen Jahren betreiben Gäste auch die Streamerfischerei auf Hecht erfolgreich. Es werden vom Boot vor allem Gewässerabbrüche von seichten in tiefere Zonen und Schilfkanten mit dem Streamer befischt und so mancher bisheriger Forellen-Fliegenfischer konnte am Irrsee seinen ersten »Fliegenruten-Hecht« fangen. Es werden am Irrsee jedes Jahr zahlreiche Traumhechte mit Längen über 1 m gefangen. Fischbesatz Damit auch in Zukunft für nachfolgende Generationen eine erfolgreiche Fischweid gewährleistet ist, birgt es eine große Verpflichtung und Herausforderung für uns als Bewirtschafter, den Fischbestand zu hegen und somit auch jährlichen Besatz an Jungfischen ins Gewässer einzubringen. Im Jahr 2006 wurden z. B. folgende Fischmengen und –arten in den See besetzt: 1.250 kg Karpfen K3 (dreijährig) 750 kg Karpfen K 1 – 2 (ein- bis zweijährig) 350 kg Schleien S 1 – 2 (ein- bis zweijährig) 200 Stk. Zander
Kapitaler Irrseekarpfen
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Unberührtes Irrsee-Ufer
Irrsee-Hecht
Der Besatz stammt schon seit vielen Jahren von der bekannten steirischen Fischerei-Wirtschaft Waldschach, die europaweit für seuchenfreie, gesunde Besatzfische bekannt ist.
von Herrn Mag. Dr. Gassner von der Bundesanstalt für Wasserwirtschaft in Scharfling. Die von der großwüchsigen Attersee-Seeforelle abstammenden Setzlinge wurden in Kreuzstein hochgezogen. Es wurden 2006 250 kg S2 (zweisömmrig) Seeforellen und 8.000 Stk. Setzlinge in den Irrsee und in den Zellerbach eingesetzt.
Projekt Seeforelle Irrsee Das Konsortium Zeller-Irrsee unternimmt seit einigen Jahren große Anstrengungen, die früher im Irrsee heimische Seeforelle wieder einzubürgern. Betreut wird das Projekt
Ausfänge Irrsee (kg/ha)
alle Fische
Maränen
alle M
25 20
kilogramm / hektar
15 10
jahr
5 0 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004
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Fischordnung für den Mondsee und Irrsee aus dem Jahre 1559, erlassen von Erzbischof Michael von Kuenburg, Erzbischof von Salzburg, und Jodok Sedlmayer, Abt von Mondsee.
Von Gottes Gnaden, Wir Michael, Erzbischove zu Salzburg, Legat des Stuehls zu Rom etc. und Wir, Jodocus von den selbigen Gnaden Abbt des Closters zu Männsee bekennen für uns und unsere Nachkommen als unser nächste Vorvordern am Erzstifft Salzpurg uund Closter Männsee (…). Erstlich soll bemelte Vischordnung durch Herzog Ernnst,
1 · natur & Umwelt
Scans der Fischordnung 1559, Oberösterreichisches Landesarchiv
Phalzgrave bei Rhein, Herzog in Obern- und Niederbayern und Abt Sigmundten aufgerichter Massen durchaus beleiben. Nachdem aber in derselben khain Anzall der Vischkheuffl noch auch khein Vischkhauff vermelt ist so sein durch unns Jodocus, Abbt zu Mannsee acht Vischkheuffl fürgenommen und von wegen der Pflicht (…).
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2 Gesaiate & Gegenwart
Grenzkarte von Oberรถsterreich zu Salzburg aus 1759, Stiftsarchiv Mondsee Hs 167
2 · geschichte & gegenwart
Zel am Moos von den Anfängen bis zum Erhen Weltkrieg georg heilingsetzer »Zell am Moos, ein Pfarrdorf mit 10 Häusern und einer Kirche an der östlichen Seite des Irr- oder Zellersees, an der Kommerzialstraße nach Mondsee im Hausruckviertel, von Oberhofen und Mondsee 1, und von Straßwalchen 3 Stunden entfernt. Einer Seits umschließt den Ort der große Gugenberg, der Vöglbach, die undurchdringenden Waldungen und Berge des Saurüsselgebirges und anderer, anderer Seits der See, und hinter demselben die salzburgischen hohen Berge machen die Gegend düster; in verschwiegener Einsamkeit leben in 129 Häusern 678 Menschen, meistens im Walde bei Hirsch und Rehen; die Zellerach, ein Flüßchen, das vom Zeller- oder Irrsee in den Mondsee sich ergießt, belebten allein das Thal, welches die kalten Sturmwinde schonen, und diese Gegend macht den Pfarrbezirk aus.«1 Mit diesen Worten beschreibt ein Beobachter (Ignaz Gielge) Zell am Moos vor nicht ganz 200 Jahren und obwohl er sich an die amtlichen Zahlen hält und die Lage des Ortes
genau angibt, wird doch deutlich, dass wir uns im Zeitalter der Romantik befinden, etwa wenn von undurchdringlichen Waldungen die Rede ist, oder von düsterer, einsamer Gegend und sogar von Rehen und Hirschen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Siedlungen tatsächlich einen Zustand erreicht, wie er in Jahrhunderten langsam gewachsen und bis etwa um die Mitte des 20. Jahrhunderts andauern sollte. Erst die technische Entwicklung und der Bauboom seit den 1960er Jahren haben das Siedlungsbild entscheidend verändert. Und trotzdem ist bei einer Ansicht aus der Entfernung oder aus der Luft die alte Siedlungsstruktur noch deutlich erkennbar. Was bei Gielge über das Klima gesagt wird, findet in der Beschreibung des Franziszeischen Katasters, die etwa zehn Jahre später verfasst wurde, eine Ergänzung, denn es heißt hier: »Das Klima ist wohl im Ganzen rauh und naßkalt, wechselt aber doch durch die Steigung in der Temperatur, ... (wodurch) die Mittelhöhe ein rauheres, die höchste Gebirgslage ein sehr rauhes, naßkaltes winterliches Klima hat, daher Frühfroste, Nässe, Schneedruck, Winde und alle dritte
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Jahr gewisser vorhandener Hagelschlag, der vom Nordwesten eintritt, periodisch sich einfindet«.2 Von Siedlungen aus der älteren oder jüngeren Steinzeit (Neolithikum) wissen wir nichts. Der Fund eines Steinbeils (beim Badlhofer in Haslau) allein kann hier nicht als Beweis für das Gegenteil dienen, denn es handelt sich um ein Einzelstück, dem somit kein besonderer Quellenwert beizumessen ist. Während im Mondsee und im Attersee zahlreiche Spuren entdeckt wurden, die auf »Pfahlbauten« hindeuten – Siedlungen, die sich aber, wie wir heute wissen, nicht im See, sondern am Ufer befanden – ist derartiges am Irrsee nicht zu finden. In der Nachbargemeinde Oberhofen gibt es allerdings einige Relikte menschlichen Lebens aus vorrömischer und römischer Zeit, die jedoch nicht eindeutig zu interpretieren sind.3 Dort, in Rabenschwand, befinden sich mehrere Tumuli (von latein. tumulus = Erdhügel, Grabhügel) und Ringwallanlagen, von denen ein Objekt im Volksmund als »die Burg«, ein anderes als »Keltenhügel« oder »Königsgrab« bezeichnet wird. Römischen Ursprungs sind hingegen Baureste, die schon 1825 entdeckt wurden, bei denen es sich um eine Villa oder ein Badehaus handeln könnte. Ein römischer Bestand ist jedenfalls gesichert, denn es wurden auch Ziegelmaterial und Münzen gefunden. Von Mondsee führte jedoch schon zur Zeit der Römer eine Straße über Zell am Moos und Irrsdorf nach Straßwalchen, von wo es dann durch die Mattigtalfurche und das Mattigtal weiter nach Norden ging. Diese Straße stellte auch die Verbindung zum wichtigsten Verkehrsweg in unserem Raum dar, der von Osten kommend Wels (Ovilavis) mit Salzburg (Iuvavum) verband. 4 Die Straßentrasse ist nicht immer ganz identisch mit der späteren Bundesstraße, jedoch gerade zwischen Guggenberg, Zell am Moos, Oberhofen und Irrsdorf ist die Linie ziemlich den heutigen Gegebenheiten entsprechend, allerdings ist an die Trassenführung vor dem Bau der Umfahrung um das Ortszentrum zu denken. Die Straße hingegen, die in Zell am Moos abzweigt und nach Frankenmarkt führt, ist jüngeren Datums. Sie wird jedoch zu Beginn des 19. Jahrhunderts, im Franziszeischen Kataster, ausdrücklich erwähnt. Es heißt hier: »Die Pfarrverbindungsstrasse nach Frankenmarkt wird aus der Pfarrkonkurrenz hergestellt, und ist ziemlich mittelmäßig
fahrbar, hat 11 kleine hölzerne Brücken«. Ein Gemeindeweg nach Tiefgraben und andere Verbindungswege im Gemeindegebiet waren damals auch vorhanden. Im besten Zustand war lediglich die Hauptstraße von Mondsee nach Straßwalchen, die von der Kreisbehörde erhalten wurde und eine steinerne und drei hölzerne Brücken im Gemeindegebiet aufwies. Das Kloster Mondsee und die Urkunde von 1107 Wenn man noch heute vom »Mondseeland« spricht – ein Begriff, der übrigens schon seit dem Ende des 13.Jahrhunderts nachgewiesen ist – so zeigt sich hier ganz deutlich die prägende Kraft seiner wichtigsten Einrichtung über 1000 Jahre hindurch, nämlich des spätestens 748 gegründeten Klosters am See, das dann bald darauf dem Orden des Hl. Benedikt angehörte. Dieses Mondseeland reichte vom Südufer des Mondsees bis über das Nordufer des Irrsees hinaus, von Oberwang im Osten bis zum Kolomansberg im Westen. Der bayerische Herzog Odilo, der Gründer des Klosters Mondsee, stattete seine Stiftung mit reichem Besitz aus, der zum Teil in weiter entfernten Gebieten Bayerns lag. Aber in unmittelbarer Nähe seiner Gründung widmete er ihr einen ganzen Bezirk, der hauptsächlich aus unbesiedeltem Gebiet und ausgedehnten Wäldern bestand, zwischen dem Salzburggau, dem Mattiggau und dem Attergau, wie es in der Schenkungsurkunde heißt, die zwischen 736/737 und dem 18. Jänner 748, dem Zeitpunkt des Ablebens dieses Herrschers, zu datieren ist.5 Dabei lag das Kloster selbst, ebenso wie der Irrsee, eindeutig im Mattiggau. In diesem Teil der Schenkung kann man den Ursprung des späteren Mondseelandes sehen. Das Kloster erhielt in der Folge von vielen anderen begüterten Personen umfangreiche Schenkungen, jedoch lagen diese nicht in diesem angesprochenen Kernbereich. Mondsee, das etwa ein halbes Jahrhundert nach seiner Gründung zu den bedeutendsten Klöstern des karolingischen Reiches zählte und dessen Äbte auch für politische Missionen herangezogen wurden, war ebenso ein Kulturzentrum ersten Ranges, wurden doch innerhalb seiner Mauern auch Handschriften hergestellt, die das Wissen der damaligen Zeit weiter tradierten und sich durch eine besondere künstlerische Gestaltung auszeichneten. Aller-
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Die erste Erwähnung von Zell in einer Regensburger Bischofsurkunde von 1107, Stiftsarchiv Mondsee, Urkunde Nr. 1
dings geriet das Haus schon in den Dreißigerjahren des 9. Jahrhunderts in die Abhängigkeit des Bischofs von Regensburg, aus der es sich lange nicht befreien konnte. Die Mondseer Mönche begannen schon bald auch in ihrer näheren Umgebung den Wald zu roden und die Landschaft zu kultivieren. Zu diesem Zweck wurden einzelne Zellen (latein. cella, Mehrzahl cellae) angelegt, als Zentren in einem noch unbesiedelten und bewaldeten Gebiet. Fast auf gleicher Höhe wie Zell am Attersee im Osten liegt unser Zell am Irrsee.6 Für diese Zellen hatte die Reformsynode von Aachen im Jahre 817 bestimmt, dass sie aus einer Mindestzahl von sechs Mönchen bestehen sollten, ein Prinzip, das allerdings nicht eingehalten wurde und sich auch kaum durchsetzte. An der Spitze der kleinen Gemeinschaft sollte ein Prior stehen, die Abhängigkeit vom Mutterkloster war sehr groß. Gelegentlich ist es einzelnen Zellen zwar gelungen, die Unabhängigkeit zu erlangen, oft blieb jedoch nur
der Name und die klösterliche Einheit wurde wieder aufgegeben, wie dies auch hier der Fall war. Eine Emanzipation vom Mondseer Michaelskloster war wohl auch wegen der Nähe zu diesem nicht zu erwarten. Es ist aber anzunehmen, dass die Mönche – etwa an der heutigen Stelle – auch eine kleine Kirche errichtet haben, von der wir jedoch überhaupt nichts wissen. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Holzkirche, das heutige, gemauerte Gotteshaus ist erst 1441 errichtet worden. Der Platz war günstig, handelt es sich doch um eine leichte Erhebung und einen festen Boden, während weiter nördlich sich ja die später auch in den Namen des Ortes eingegangenen Sumpfwiesen (»Moos«) befanden. Sicheren Boden in der Überlieferung betreten wir aber erst mit einer Urkunde aus dem Jahre 1107, in der die Kirche und somit auch die Ortschaft erstmals erwähnt werden.
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Bei dieser Urkunde, auf die jetzt näher einzugehen ist, handelt es sich um ein Stück, das der Bischof von Regensburg für das Kloster Mondsee ausgestellt hat. Das hängt damit zusammen, dass Mondsee ein Eigenkloster des Regensburger Bischofs und daher von diesem vollständig abhängig war. Allerdings begann sich dies am Beginn des 12. Jahrhunderts allmählich zu ändern. Abt Rudbert, der selbst aus dem Kloster St. Emmeram in Regensburg kam, konnte im Jahre 1104 die feierliche Einweihung der Stiftskirche in Mondsee begehen und er erreichte auch bei Kaiser Heinrich IV., dass verschiedene entfremdete Besitzungen dem Kloster wieder zurückgestellt werden sollten, was durch eine Urkunde des Herrschers bestätigt wurde. In diesem Zusammenhang ist auch das Stück zu sehen, das Bischof Hartwik von Regensburg für das Kloster ausstellte. Zum Unterschied von der Kaiserurkunde, die nur kopial überliefert ist, ist die Urkunde von 1107, übrigens die älteste erhaltene Originalurkunde im Oö. Landesarchiv in Linz, noch vorhanden. Allerdings fehlt – wie bei fast allen erhaltenen Mondseer Urkunden – das Siegel (des Bischofs) und hinsichtlich des Inhalts ist auch zu bemerken, dass es keine Monats- und Tagesdatierung gibt. Da jedoch auch die Indiktionszahl XV angegeben ist – die Indiktionszahl ist eine im Mittelalter häufig verwendete Jahresbezeichnung, bei der der Wechsel im September eintritt – können wir den Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde noch etwas weiter einschränken, und zwar auf den Zeitraum von September bis Dezember 1107.7 Nach einer Anrufung Gottes (Invocatio: In nomine sanct(a)e et individu(a)e trinitatis – Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit) folgt die sogenannte Intitulatio (der Name des Ausstellers und sein Titel: Ego Hartwicus Dei gratia Ratisponensis ecclesie episcopus – Ich Hartwik, von Gottes Gnaden Bischof von Regensburg). Der Text richtet sich an alle Gläubigen, auch an die zukünftigen, und der Bischof versichert, die Anordnungen für sein Seelenheil und das seiner Nachfolger treffen zu wollen, nämlich dem Kloster Mondsee, das dem Hl. Michael geweiht ist, auf Bitten
des Abtes Rudbertus verschiedene Güter zu übergeben, und zwar in Anwesenheit der Regensburger Kanoniker, des für Mondsee zuständigen Passauer Diözesanbischofs Ulrich, und einiger am Schluss der Urkunde genannter vornehmer Zeugen. Genannt werden die Kirchen Wieselburg und Steinakirchen (beide in Niederösterreich), sowie – und das ist in unserem Zusammenhang von Bedeutung – die neugerodeten Gebiete von der Kirche, die Zell genannt wird, bis nach Irrsdorf: Insuper novalia ab ecclesia que dicitur Cella usque ad villam Vrstorf (= Ursdorf). Dazu werden noch die Zehnten (= der zehnte Teil, Abgaben, Steuern) in den Forsten und Wäldern bestätigt und alles, was das Kloster jetzt schon besitzt und auch in Zukunft besitzen wird. Daraus geht nun hervor, dass die Kirche in Zell schon seit längerer Zeit bestand und zwischen Zell am Moos und Irrsdorf in letzter Zeit, also einige Jahre oder Jahrzehnte vor 1107, umfangreiche Rodungen stattgefunden haben müssen. Tatsächlich gibt uns die Namenforschung hier noch weitere Hinweise. Denn die Ortsbezeichnung Schwand (-schwand) deutet auf eine ganz bestimmte Rodungsart hin, nämlich das »Schwenden«.8 Zum Unterschied von Schlägerungen, die Ortsnamen mit –schlag oder –reut hervorgebracht haben, stellte das Schwenden eine langsame, unter Umständen viele Jahre dauernde Art der Kultivierung des Bodens dar. Daraus geht hervor, dass man sich im Kloster viel Zeit ließ mit der Urbarmachung und Nutzung des Nahbereichs. Das Wort Schwenden bedeutet soviel wie »schwinden machen, zum Verschwinden bringen« und das wurde dadurch erreicht, dass die Baumrinde in einer gewissen Höhe abgeschält und entfernt wurde, sodass der Baum durch den daraus resultierenden Flüssigkeitsentzug allmählich zum Absterben gebracht wurde. Wie man dann weiter vorging, ob man die Baumstämme zum Knicken brachte oder sie dem Werk der Winde überließ, beziehungsweise ob man die Wurzelstöcke entfernte oder langsam vermodern ließ, ist nicht geklärt. Im Allgemeinen hat man diese Rodungsart nur dort betrieben, wo Arbeitskräfte nicht in ausreichender Zahl vorhanden waren oder wo
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es zunächst ohnehin genügend Weiden und Ackerböden gab und eine Neugewinnung weiterer Flächen nicht so vordringlich erschien. Es ist interessant, dass die frühesten Belege für die -schwand – Namen im 12. Jahrhundert zu finden sind und überhaupt im Mondseeland derart häufig auftreten, wie kaum in einer anderen Landschaft Oberösterreichs. Die Orts- und Gewässernamen und was sie aussagen Die schriftlichen Zeugnisse sind bis ins 15. Jahrhundert äußerst spärlich, die nächste Erwähnung von Zell am Moos ist nämlich erst mehr als 200 Jahre nach der Urkunde des Bischofs von Regensburg festzustellen, in einem Güterverzeichnis des Herzogtums Niederbayern (um 1313), in dem es heißt, dass »von dem Vrse (Ursee = Irrsee) von Zelle« einmal jährlich Fische im Wert von 30 Pfennig abgeliefert werden sollen.9 Damit ist auch das wichtigste Gewässer genannt, der See, der zur Gänze dem Gemeindegebiet von Zell am Moos angehört. Der Name des Irrsees (um 1000 Urisesseo) wird ebenso wie der des Irrsberges und der Ortschaft Irrsdorf (Ursisesdorf), die beide schon früher, nämlich am Beginn des 9. Jahrhunderts, erwähnt werden, vom lateinischen Personennamen Ursus (= der Bär) abgeleitet. Tatsächlich finden sich Spuren der romanischen Bevölkerung auch nach dem Ende der römischen Herrschaft in der näheren Umgebung, darauf deutet der Name Straßwalchen (Walchen, die »Walschen« ist die Bezeichnung für die Romanen bei den Bayern) hin, aber auch römische Spolien (= Überreste) in Form von Steinen, die in der Kirche von Irrsdorf eingemauert sind. Der andere geläufige Name für den See lautet »Zellersee«, was wieder aufzeigt, dass man ihn eben nach dem Hauptort an seinen Ufern bezeichnet hat. Schließlich kennt man auch noch die Bezeichnung »Jungfernsee«, was schon die Verfasser des Franziszeischen Katasters mit der Sage über die Entstehung des Sees in Zusammenhang gebracht
haben. Allerdings ist diese Version nicht wahrscheinlich, eher ist daran zu denken, den Namen mit der Kirche in Zusammenhang zu bringen, denn diese weist ein Marienpatrozinium auf, das heißt, die Kirche ist der Jungfrau Maria geweiht. Außer dem See gibt es nur ein bedeutenderes Gewässer, das durch das Gemeindegebiet fließt, nämlich die Vöckla. Hier handelt es sich um einen zusammengesetzten Namen, der aus dem Personennamen Feckili, Feckilo und dem Wort aha (= Ache) besteht und bis ins achte Jahrhundert zurückgeht.10 Die Gewässernamen stellen im Allgemeinen die älteste Schicht des Namensgutes dar, während die Ortsbezeichnungen und vor allem die Haus- und Hofnamen und besonders die Fluren jüngeren Datums sind. Nach dem amtlichen Ortsverzeichnis von Oberösterreich sind für Zell am Moos folgende Ortsbezeichnungen angegeben: Badlhof, Parz, Pastling, Bergbauer, Brandstatt (Ober- und Nieder-), Breitenau, Entachern, Entersgraben, Feichten, Vormoos, Vormooser Mühle, Gassen, Gollau, Harpoint, Haslau, Häusern, Heissing, Lindau, Mühle im Graben, Nagendorf, Oberholz, Ramsau, Schlad, Schwaighof, Schwand (Ober- & Unter-), Staller, Stummer und Zell am Moos.11 Etwas abweichend ist das Verzeichnis der Fluren nach dem Josephinischen Lagebuch (Kataster) aus dem Jahre 1789. Die Einteilung beginnt hier mit dem Ortsplatz Zell, gefolgt von den Fluren Haberl, Gassen, Bartz (=Parz), Lindau, Vormoos, Breitenau, Hof (Pixer), Entersgraben, Hinterholz (Harpoint), Heissing, Wald, Pastling, Badlhof, Schlad, Häusern, Schwaighof, Oberlechen, Harbointh (=Harpoint), Starz, Stadl (=Staller), Oberschwand, Lechen, Nagendorf, Ramsau, Unterschwand und See (=heute im Ortszentrum, die ehem. Häuser Nr. 3, 4 und 5).12 Dazu kommen noch einige ältere Hofnamen nach dem Häuserverzeichnis des Franziszeischen Katasters von 1825: Sechterlehen, Leithen, Bichl, Hof, Nösslau (Nestlau), in der Edt, Bichsengut, Hitzl (Ober. und Unter-), Bauernfeind, Brandstatt (Ober- und Unter-), Schabach, Hochsien,
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Höllerer, Berg, Mühlbauer, in der Roith, Kreuth, Ekartsreith, Wies, Im Feld, Wolfbauer und Langwald. Von den –schwand Namen als Hinweis auf eine bestimmte Art der Rodung war schon die Rede. Weitere Beispiele für Rodungsnamen sind Reit (Roit), Kreit, Brand und auch Brandstatt, wobei die beiden zuletzt genannten Namen natürlich auf eine andere Möglichkeit, nämlich auf Brandrodung hindeuten. Auch diese ist schon seit dem 12. Jahrhundert nachweislich in unserer Gegend betrieben worden.13 Für Waldgebiete werden verschiedene Namen bevorzugt, z.B. Wald, eher für nicht kultivierte Gebiete und größere zusammenhängende Waldstücke, während im Gegensatz dazu Forst den gepflegten Wald bedeutet. Kleinere Waldstücke werden Holz, Hölzel oder Schachen genannt. In vielen der Orts-, Flur- und Hofnamen sind auch ältere Bezeichnungen konserviert, die in der Umgangssprache kaum oder gar nicht mehr verwendet werden. Beispiele dafür sind Parz, das soviel bedeutet wie Reisig, Gebüsch, Gelände mit Stümpfen und kleine Bodenerhebungen. Eine Peunt oder Point ist ein freies, für den Anbau vorbehaltenes und eingehegtes Grundstück, was auf ein älteres Wort »biwund« zurückzuführen ist, das bedeutet, dass sich »etwas herumwindet«. Die Harpoint bietet dann in dieser Verbindung einen Hinweis auf den Flachsanbau und Vormoos bedeutet »vor dem Moos« im Sinne von Moor, Sumpf. Ein Großteil der genannten Orts- und Hofnamen werden erstmals in einem Mondseer Güterverzeichnis (Urbar) aus dem Jahre 1416 erwähnt, sind aber meist um einiges älter. Der Badlhof ist eine Ableitung vom Personennamen Bartholomäus in seiner Kurzform Barthel, während Pastling ursprünglich Schlei(ch)ersperg hieß, was vom Familiennamen Schleicher kommt. Erst ab dem 16. Jahrhundert wird zunächst gleichzeitig auch der Name Pastling erwähnt und das ist wieder vom Personennamen Sebastian (bayerisch abgekürzt Bastel, Pastel) abzuleiten.14 Der Weiler Bergbauer hieß ursprünglich Chaernersperg (von Kärner, Karrenführer, der die Waren auf Karren verführt) und wird noch
im 17. Jahrhundert so bezeichnet. Seit 1416 lautet der Name einer »Rotte« (= einzelne Häuser) Brandstatt, wobei amtlich zwischen Ober- und Niederbrandstatt unterschieden wird, während sich in der lokalen Überlieferung die Namen Brandstätter und Brandstätter Hansl erhalten haben. Der Name Breitenau ist einfach zu deuten, es handelt sich hier um eine weit ausgedehnte Au. Entachern bedeutet »gegenüber der Ache« im Sinne von »bei den Leuten, die am gegenüberliegenden Teil des Baches leben«, und Entersgraben ist ein Ort »jenseits des Grabens«. Feichten (Feichtinger) kommt aufgrund der Erstnennung nicht von »feucht«, sondern von der Fichte. Vormoos ist wieder einfacher zu erklären, der Name deutet auf eine vor dem Moos, das ist vor dem Moor oder Sumpf gelegene Siedlung. Der Gassner (amtlich Gassen) hat tatsächlich etwas mit der Gasse zu tun, der Name Gollau hingegen nicht mit Gold, obwohl das gelegentlich so gedeutet wurde, sondern mit Galle, das ist in diesem Falle eine hervorbrechende Flüssigkeit, besonders Wasser. Die heute verwendete Ortsbezeichnung Kohlstatt hatte nichts mit Kohle zu tun, denn in mittelalterlichen Quellen ist von Golstat in der Ortschaft Breitenau die Rede. Das erst im 16. Jahrhundert erstmals erwähnte Haslau lässt sich von der Haselstaude ableiten und die »Rotte« Häusern ist eine Siedlung, die im 16. Jahrhundert als Ortsbezeichnung »zu den Häusern« hieß. Von der Siedlung Heissing nimmt man heute nicht mehr an, dass sie auf einen Personennamen zurückgeht, sondern von Heuße abzuleiten ist, was so viel wie Fohlengehege bedeutet. Obwohl der Name Lindau auf den Lindenbaum hindeutet, ist es nicht ganz sicher, ob dies auch in diesem Fall zutrifft, da ein feuchter Auboden wohl nicht für das Gedeihen einer Linde geeignet ist. Die Ortsbezeichnung »in Lintau« ist jedoch schon seit 1416 überliefert. Die Mühle im Graben wird allgemein als die »Bruckermühle« bezeichnet und war als solche bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts in Betrieb. Nagendorf, an der Straße nach Oberhofen gelegen, hat seinen Ursprung in einem abgekürzten Personennamen (Nago). Etwas näher zum Ortskern von Zell am Moos befindet sich die Rotte Ramsau, und die Herkunft dieses Na-
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mens wird heute mit dem bayerischen Ausdruck »Ramsn«, das ist so viel wie Bärlauch, erklärt.15 Der Name Schlad lässt sich vom mittelhochdeutschen Wort »slate« (=Schilfrohr, Sumpf, Sumpfgras) ableiten. Schwaighof ist eine nicht nur in Oberösterreich häufige Ortsbezeichnung und kommt von Schwaige, das heisst ein Viehhof mit Weideplatz und Milchwirtschaft. Die Bezeichnung Staller hängt natürlich mit dem Stadel zusammen, wie auch der Familienname Stadler, der als Aufseher über einen solchen Stadel fungiert haben mag. Der Name Stummer ist nicht vom mittelhochdeutschen Wort »stum(p)« (=stumm) abzuleiten, sondern ist mit der »Stube« in Verbindung zu bringen, was oft auch auf den Inhaber einer Badestube hindeutet. Einen Hinweis auf den Beruf gibt auch der Name Bichsengut (Bixer), denn es gibt einen Zusammenhang mit der Tätigkeit eines Büchsenmachers. Ein Personenname (Hutzo oder Hutzilo) liegt auch der Ortsbezeichnung Hitz(e)l (Ober- und Unter-) zugrunde, während der Höllerer bei einer »Hölle«, einem tiefen Tal oder einer Schlucht, seine Wohnstätte hat. Hochsien ist wohl aus dem mittelhochdeutschen Wort »sint«, was soviel wie Weg, Strasse bedeutet, entstanden und deutet entweder auf eine Hochstraße hin oder auf das Ende eines Weges. Nöstlau (Nestelau) weist auf eine Au hin, die mit Nesseln bewachsen ist, Starz hingegen entweder auf das bayerische Wort »Starz« (= Strunk) oder auf das Ende eines Feldes, das Endstück einer Flur.16 Am einfachsten zu erklären sind Ortsbezeichnungen wie Bichl (von Bühel, Hügel), -öd, -edt (von Öde, Einöde, davon abgeleitet der Hausname Eder), Hof (= Anwesen), oder Lehen (Lechen, Lechner), wo auf ein bäuerliches Lehen verwiesen wird. Auch beim Wort »Bach« sind die Verbindungen leicht erkennbar, der »Smid im Pach« wird übrigens auch schon seit 1443 in dieser Form erwähnt. Die Differenzierung in zwei Ortsteile beim Namen Schwand, von dem schon die Rede war, (Unter- und Ober-) ist eigentlich unüblich, tatsächlich scheint bei der Erwähnung im Jahr 1416 die Bezeichnung »in der Swant« auf.
Wenn man sich die Gesamtheit der Namen ansieht, kann man feststellen, dass sie sich aus den verschiedensten Bereichen rekrutieren: von Personennamen, Berufen, Pflanzen oder landschaftlichen Gegebenheiten, der Art der Rodung und der landwirtschaftlichen Nutzung. Wenn man das Siedlungsbild der Gemeinde Zell am Moos analysiert, kann man verschiedene historische Stufen erkennen, aber auch die Beschaffenheit der Fluren und die Anlage der Höfe sind damit in Zusammenhang zu bringen. Das wird gut durch die Aussage der Ortsnamen ergänzt. Die erste Welle der bayerischen Besiedlung im 6./7. Jahrhundert erreichte das Irrseegebiet offenbar nicht, denn es gibt hier keine sogenannten »echten -ing – Namen«, die dafür charakteristisch sind. Die oben erwähnten Namen mit -ing sind erst später gebildet worden, indem man an einen schon vorhandenen Namen ein –ing angehängt hat. Von der ursprünglichen Zelle des Klosters Mondsee ausgehend, setzte die Rodungsarbeit spätestens im 11. Jahrhundert ein, wobei man offensichtlich mit größeren zeitlichen Abständen zu rechnen hat. Vom Tal aus drang man dabei immer weiter in die höheren Lagen vor. Diese Entwicklung wurde im 12. und 13. Jahrhundert intensiviert und im 14. abgeschlossen. Wann dies genau war, können wir nicht sagen, denn wir haben erst mit dem erwähnten Mondseer Urbar von 1416 eine aussagekräftige Quelle vor uns, die ein abgeschlossenes Siedlungsbild ergibt.17 Zell am Moos, das Dorf im Zentrum des heutigen Gemeindegebietes, hat sich aus einem Kirchweiler entwickelt, der von einigen anderen Weilern, meist Kleinweilern von 3 – 6 Gehöften, umgeben ist. Darüber hinaus sind auch viele Einzelgehöfte vorhanden. An Flurformen finden wir in der Ebene entlang des Sees Blöcke mit Streifen, während in höheren Lagen, im Ostteil des Gemeindegebietes, die Einödflur vorherrschend ist.18 Hier bildet der Einzelhof den Mittelpunkt. Innerhalb des Flurverbandes begegnet man Ackerflächen und Wiesen, aber auch Waldgrundstücken. Die einzelnen Parzellen sind block- oder streifenförmig ausgebildet. Man
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Georg Matthäus Vischer, Karte von OberÜsterreich 1669 (Ausschnitt)
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findet diesen Siedlungstyp allgemein in den Alpengebieten und den vorgelagerten Randzonen, in denen das Gelände hügelig oder bergig ist, oft auf dem Rücken von Hochterrassen, die einmal stark bewaldet waren. Die Herrschaftsverhältnisse im Mondseeland. Das Kloster und die Burg Wildeneck Das Benediktinerkloster Mondsee war nicht nur ein religiös -geistiges Zentrum mit vielfältigen spirituellen und kulturellen Aufgaben, sondern es stellte auch einen wirtschaftlichen Faktor dar, als bedeutendster Grundherr im Mondseeland und darüber hinaus war es auch Inhaber wichtiger Rechte über Land und Leute. Wohl wirkte sich die Abhängigkeit vom Bistum Regensburg zunächst hemmend für die Ausbildung eines größeren Herrschaftsbezirkes aus, aber im Laufe des 12. Jahrhunderts gelang es, unterstützt durch päpstliche Privilegien und Urkundenbestätigungen – wobei man im Kloster auch zum Mittel von Urkundenfälschungen griff - ein großes Ausmaß an Selbständigkeit zu erlangen.19 Wie wir gesehen haben, hat sich der Bischof von Regensburg auch verpflichtet, dem Stift gewisse Güter wieder zurückzugeben. Allerdings nicht alle. Als sich im Jahre 1278 der Regensburger Bischof Heinrich und sein Domkapitel zur Tilgung einer großen Schuldenlast veranlasst sahen, ihren restlichen Besitz in und um Mondsee zu verkaufen, war jedoch die faktische Rolle Regensburgs im Mondseeland unwiderruflich beendet. Allerdings brachte diese Transaktion dem Kloster nicht nur Vorteile, denn der Käufer war der Erzbischof von Salzburg, ein Nachbar, der ebenfalls eigene politische und wirtschaftliche Interessen verfolgte.20 Aus diesen Besitzungen entstand später das sogenannte »Salzburger Urbaramt« als Verwaltungsorgan des Erzstifts Salzburg. Der Umfang, um den es hier ging, war nicht unbeträchtlich und belief sich schließlich auf etwa ein Drittel aller Güter im Mondseeland. Im Bereich des späteren Gemeindegebietes von Zell am Moos waren das nicht einmal 20 Bauernwirtschaften, womit dieser Schnitt nicht erreicht wurde, es handelte sich etwa um 20 bis 25 Prozent. Aber noch ein weiterer Machtfaktor spielte im Mondseeland eine große Rolle: die Herrschaft Wildeneck. Sie ist aus der Vogtei über das Kloster entstanden. Im Mittelalter war es
allgemein üblich, dass ein Kloster, also eine geistliche Gemeinschaft, in weltlichen Angelegenheiten von einem Vogt (advocatus) vertreten wurde. Dieser übte nicht nur seinen Schutz und Schirm über das Haus aus, sondern auch die hohe Gerichtsbarkeit über dessen Untertanen, das heißt er war zuständig für Verbrechen, wenn es um Leib und Leben ging. Die Vögte konnten für die Klöster durchaus unangenehm werden, da sie nicht nur wichtige Befugnisse hatten, sondern auch die Machtmittel, diese konsequent durchzusetzen. Hinzu kam noch, dass das Amt eines Vogtes, das ursprünglich nur an eine Person gebunden war, im Laufe der Zeit die Tendenz entwickelte, vererbt zu werden. Im Falle von Mondsee kam im 12. Jahrhundert eine bedeutende Adelsfamilie in den Besitz der Vogtei. Auch das hängt mit dem Bistum Regensburg zusammen. Der erwähnte Bischof Hartwik I. (+ 1126) stammte ebenso wie sein gleichnamiger Verwandter Hartwik II. (+ 1164) aus dem Hause der Spanheimer, die zeitweise Markgrafen von Istrien und Herzoge von Kärnten waren. Ein Bruder Bischof Hartwiks I. war Markgraf Engelbert, der vielleicht schon als Vogt des Klosters Mondsee anzusehen ist. Sein Sohn Rapoto I. aber war 1140 in Gegenwart des Regensburger Bischofs Heinrich in Mondsee anwesend und in ihm sieht man den Erbauer der Burg Wildeneck. (KG Rabenschwand, Ortsgemeinde Oberhofen).21 Auf einem Berghang westlich des Irrsees sollte die Burg dem Schutz des Mondseelandes dienen und schon Rapoto I. (+ 1186) hat wohl von hier aus die Vogtei ausgeübt, die Burg bildete somit das Herrschaftszentrum im Mondseeland. Graf Rapoto aber und seine männlichen Nachkommen bildeten eine neue Dynastie, die Grafen von Ortenburg, die zeitweise eine der mächtigsten Familien in Bayern waren und selbst als Konkurrenten der bayerischen Herzoge, der Wittelsbacher, gelten konnten.22 Allerdings führten Erbstreitigkeiten innerhalb der Familie ab 1241 dann zu einem Machtverlust und gleichzeitig zur Einmischung der Nachbarn Salzburg und Bayern. In den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts sollte die offenbar zerstörte Feste neu errichtet werden, wogegen der Salzburger Erzbischof heftig bei den Herzogen von Österreich protestierte. Jedenfalls setzten sich die bayerischen Wittelsbacher durch, denn es gelang ihnen im Jahr 1286 Wildeneck mitsamt der Vogtei über das Kloster Mondsee vom Grafen Rapoto IV. von Ortenburg käuflich zu erwerben, wobei die
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Ph. Appian, Karte des östlichen Bayern mit einem Teil von Oberösterreich, 1568
Herzoge Otto und Stephan von Bayern dem Abt versprachen, Wildeneck nicht in fremde Hände kommen zu lassen. In Salzburg leistete man noch lange gegen diese Entscheidung Widerstand, musste sich aber schließlich mit der Lage abfinden. Im 14. Jahrhundert hatten zeitweise auch die Grafen von Schaunberg, die ihren Stammsitz im Eferdinger Gebiet hatten und in Oberösterreich eine ähnliche Rolle wie die Ortenburger in Bayern spielten, Wildeneck im Pfandbesitz, konnten aber auf die Dauer nicht Fuß fassen.
ein eigenes Landgericht. Wildeneck hatte selbst nur vier untertänige Höfe und auch diese wurden im 16. Jahrhundert veräußert. Die Bedeutung der Herrschaft lag an den Hoheitsrechten, mit denen sie ausgestattet war. Die Herrschaft wurde durch bayerische Pfleger verwaltet, wenn sie nicht gerade verpfändet war. Auch dem Kloster Mondsee gelang es, während seiner Blütezeit im 15. Jahrhundert in den Besitz der Pfandschaft zu kommen (1462), musste diese allerdings nach einiger Zeit wieder herausgeben.
Von nun an waren Wildeneck und das Mondseeland ein Bestandteil des Herzogtums Bayern. Das Gebiet gehörte zum Landgericht Weilhart, wurde aber um das Jahr 1370 aus diesem Verband gelöst und damit
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts änderte sich dann die staatliche Zugehörigkeit des gesamten Mondseelandes. In Bayern war es nämlich nach dem Tod des letzten Herzogs aus der Linie Bayern – Landshut zu Erbstreitigkeiten
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gekommen, in die der Habsburger Maximilian I. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und als enger Verwandter der bayerischen Wittelsbacher eingriff und sich dafür auch einen Anteil, ein »Interesse«, wie er es nannte, sicherte (1506). Das bestand nun neben vielen anderen Gebieten, etwa den Herrschaften Kitzbühel und Kufstein in Tirol, auch aus der Herrschaft Wildeneck und der Vogtei über das Kloster Mondsee. Noch im selben Jahr allerdings sah sich Maximilian aus finanziellen Gründen genötigt, diese Erwerbung an den Erzbischof von Salzburg, dessen Territorium unmittelbar an das Mondseeland grenzte, zu verkaufen, wobei er sich allerdings ein Rückkaufsrecht vorbehielt. Es handelte sich also um eine Art Verpfändung. Erst nach fast 60 Jahren wurde die Rückkaufsklausel geltend gemacht, da die Kaufsumme sich noch um ein Vielfaches erhöht hatte und es den Habsburgern nicht leicht fiel, einen Geldgeber zu finden. Aber man benötigte das Gebiet auch wegen seiner Wälder, die viel Holz für die expandierenden Salinen im Salzkammergut liefern sollten. Da auch die oberösterreichischen Stände, die politischen Vertreter des Landes gegenüber dem Landesfürsten, große Anstrengungen in dieser Angelegenheit entwickelten, gelang die Transaktion schließlich im Jahre 1565 und seit diesem Zeitpunkt war das gesamte Mondseeland ein Bestandteil des Landes ob der Enns (Oberösterreich).23 Nur kurzfristig – während der napoleonischen Kriege zwischen 1809 und 1816 – wurde das Gebiet noch einmal zu Bayern geschlagen, ebenso wie Salzburg, das nun aufgehört hatte, ein selbständiges geistliches Fürstentum zu sein. Zum Zeitpunkt, als Maximilian das Mondseeland in seinen Besitz gebracht und bald wieder abgegeben hatte, regierte im Stift Mondsee ein Mann, der selbst aus dem Mondseeland stammte, also ein Einheimischer war, nämlich Abt Wolfgang Haberl (+ 1521). Er galt als besonderer Vertrauter Kaiser Maximilians, der sich auch gerne mit ihm beriet und ihn als »seinen Mönch« bezeichnete. Haberl war zweifellos eine bedeutende Persönlichkeit, war stark geprägt von der gelehrten Klosterkultur seiner Zeit und nannte sich als Hu-
manist Herbelinus, im Sinne der Mode in diesen Kreisen, seinen Namen in lateinischer Form zu präsentieren. Auch als Bauherr, etwa des Pilgerbrunnens im Wallfahrtsort St. Wolfgang oder der Kapelle Hohes Kreuz in Mondsee, an der Straße nach Zell am Moos gelegen, und als Förderer der Wallfahrt nach St. Wolfgang trat er in Erscheinung und ihm verdankt auch das erste Stiftsgymnasium in Oberösterreich seine Entstehung (1514). Hier gibt es nun eine ins 19. Jahrhundert zurückreichende Überlieferung, dass dieser Prälat aus Zell am Moos vom Haberlgut abstammte. Allerdings gibt es eine Nachricht über die Herkunft des Abtes, die aus einem Geschichtswerk stammt, dem man große Glaubwürdigkeit zubilligen muss, dem »Chronicon Lunaelacense«, einer Mondseer Stiftsgeschichte, die den langjährigen Abt Bernhard Lidl zum Verfasser hat, der selbst eine Zeit lang das Stiftsarchiv betreut hat. Es heißt hier ganz klar, dass Wolfgang Haberl dem Markt Mondsee entstammte.24 Nun lässt sich tatsächlich im Markt Mondsee ein Cunrad Haberl feststellen, der im Jahre 1481 das Amt eines Bürgermeisters bekleidete.25 In diesem muss man den Vater oder einen nahen Verwandten des Abtes sehen. Allerdings könnte das Haberlgut mit der Familie tatsächlich in Zusammenhang stehen, entweder als deren Ursprungsort oder als Besitztum der Familie, denn es ist im 15./16. Jahrhundert nicht selten, dass Mondseer Bürger auch Besitzungen außerhalb des Marktgebietes (»im Gei«) hatten. Die Burg Wildeneck, in der der Pfleger und Landrichter noch im 15. Jahrhundert seinen Sitz hatte, war auch der Ort, an dem zweimal im Jahr große Gerichtstage und Versammlungen abgehalten werden sollten, noch im Jahre 1506 hören wir von einem »Torwärtel« auf der Burg.26 Daneben gab es im Mondseeland noch kleinere Gerichtsschrannen (Gerichtsplätze), in Rabenschwand, Mondsee, am Rindberg (Innerschwand) und in St.Wolfgang. Im Laufe des 16. Jahrhunderts hatte der Pfleger von Wildeneck seinen Sitz aus der doch etwas abgelegenen Feste Wildeneck in das viel zentraler gelegene Mondsee verlegt, und schon aus dem
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Jahre 1552 haben wir eine Nachricht, dass das Schloss »öd und niedergefallen« sei.27 Allerdings scheint dieser Prozess wieder aufgehalten worden zu sein, das Gebäude wurde wohl notdürftig instand gesetzt, denn auf der Oberösterreich-Karte von Georg Matthäus Vischer aus dem Jahre 1669 ist die Anlage noch nicht als Ruine gekennzeichnet, sondern aufrecht mit zwei gedeckten Türmen eingezeichnet. Heute sind allerdings nur mehr sehr geringe Reste des einst wohl recht ansehnlichen Wehrbaues zu erkennen, wenngleich man sich seit einiger Zeit bemüht, den einstigen Standort der Burg wieder attraktiver zu machen. Nach dem schon mehrmals erwähnten Urbar (Güterverzeichnis) aus dem Jahre 1416 war das ganze Mondseeland, also jenes Gebiet, welches die Herrschaft Wildeneck ausmachte, in insgesamt sechs Ämter eingeteilt. Das heutige Gemeindegebiet von Zell am Moos befindet sich dabei zur Gänze im Amt Kasten.28 Ende des 16. Jahrhunderts ging man zu einem anderen System über und 1572 wurde das Mondseeland in insgesamt 12 Einheiten, sogenannte Huten, unterteilt. In diesen befanden sich damals insgesamt 694 Feuerstätten (Häuser). Etwa 100 Jahre später wurden dann schon 741 gezählt, zu denen dann noch weitere 107 im Markt Mondsee kamen.29 Das heutige Zell am Mooser Gemeindegebiet befand sich dabei zum Großteil in der »Haslauer Hut«, lediglich 13 Häuser (von insgesamt 33) sind in der »Hut am Berg« (Perger Hut) zu finden, und zwar handelt es sich hier um das Gebiet nördlich des Ortszentrums bis zur heutigen Gemeindegrenze von Oberhofen. In der Haslauer Hut gehörten im Jahre 1729 62 Häuser zur Herrschaft des Klosters Mondsee, 20 hingegen zum »Salzburger Urbaramt«. An der Spitze der Huten stand ein Hutmann, der ein Bauer sein musste und zwischen der Herrschaft und seinen Standesgenossen zu vermitteln hatte. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren die Verhältnisse noch immer derart, dass neben der jetzt kaiserlichen (österreichischen) Landgerichtsherrschaft Wildeneck, die von einem Pfleger verwaltet wurde, die Klosterherrschaft, mit
einem Hofrichter an der Spitze und das Salzburger Amt mit einem Urbarrichter nebeneinander vorhanden waren. Wir haben gesehen, dass es schon seit dem 15. Jahrhundert Bestrebungen des Stiftes gab, alle diese Funktionen und Kompetenzen in seine Hand zu bekommen. Nach einem ersten Schritt im Jahr 1631, als es gelang, die Herrschaft Wildeneck zunächst in Pfandbesitz zu nehmen, war es dann einige Jahrzehnte später endlich soweit: Im Jahre 1678 willigte der Kaiser ein, die Vogtei und die landgerichtliche Gerichtsbarkeit an das Kloster für 81.550 Gulden zu verkaufen.30 Der endgültige Schritt zu einer Vereinheitlichung der Rechts- und Herrschaftsverhältnisse gelang aber erst relativ spät, nämlich im Jahr 1759, als Abt Bernhard Lidl eine umfangreiche Transaktion mit dem Erzstift Salzburg zustande brachte, wodurch sämtliche Untertanen des Salzburger Urbaramts im Mondseeland an das Kloster fielen, das wiederum seine Untertanen auf Salzburger Gebiet (um Straßwalchen) an den Erzbischof abtrat. Dazu musste das Kloster noch eine jährliche Ausgleichszahlung leisten und als Sicherstellung eine größere Summe bei der Salzburger Hofkammer erlegen.31 Nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1791 wurde die Herrschaft dem Religionsfonds übergeben und diente dann als Dotationsgut für das neugegründete Bistum Linz und den zweiten Diözesanbischof Joseph Anton Gall. Bald nach dessen Tod (1807) kam es zu dem für die Habsburgermonarchie unglücklichen Krieg von 1809, und durch die Bestimmungen des Friedens von Schönbrunn mussten weite Gebiete in Oberösterreich an Frankreich abgetreten werden, darunter auch das Mondseeland, das dann bis 1816 zum Königreich Bayern geschlagen wurde. Die Herrschaft Mondsee aber erhielt der bayerische Feldmarschall Karl Philipp von Wrede, der seinen Besitz auch retten konnte, als die Grenzen zu Bayern wieder den Stand von vor 1809 erreicht hatten und das Mondseeland endgültig wieder österreichisch geworden war. Die Kriminalgerichtsbarkeit wurde damals (ab 1818) vom Pfleggericht Mattighofen ausgeübt. Erst die Neuordnung der Justiz nach der Revolution
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von 1848 führte dann zur Schaffung des Bezirksgerichts Mondsee (1850), das alle Gemeinden des Mondseelandes umfasste und zusätzlich noch den Ort Unterach am Attersee. Die Institution der Grundherrschaft bestimmte vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vielfältig das wirtschaftliche und soziale Leben der Menschen. Dabei war der ursprüngliche Gedanke, dass die Herrschaft Schutz und Schirm zu gewähren hatte, während die ihr untertänigen Bauern Nahrungsmittel produzieren sollten, Dienste zu leisten und Abgaben zu entrichten hatten. Im Laufe der Zeit wurde die Grundherrschaft immer mehr ausgestaltet und das hat dazu geführt, dass von ihr Funktionen wahrgenommen wurden, die heute von einer Vielzahl von Körperschaften und Organen des Staates ausgeübt werden. Die Grundherrschaft umfasste so Zuständigkeiten der heutigen Gemeindeämter, der Polizei, der Bezirkshauptmannschaften und Gerichte und der Finanzämter. Sowohl bei Eheschließungen als auch bei Hofübergaben, überall musste die Bewilligung der Herrschaft eingeholt werden, während der Landesherr und seine Organe mit den Menschen meist nur indirekt, eben über die Grundherrschaft, in Berührung kamen. Die Dienste, die von den Untertanen geleistet werden mussten, bestanden etwa in Arbeiten auf dem Eigengut des Grundherrn, der Instandhaltung von Wehranlagen, von Straßen und Wegen und ähnlichen Verrichtungen, die unter dem Namen »Robot« zusammengefasst werden, ein Ausdruck, der manchen älteren Personen noch geläufig ist. Eine spezifische Leistung bei der Herrschaft Wildeneck war das sogenannte »Staudenbucken«, das bedeutet, dass etwa die Untertanen der »Haslauer Hut« einen Tag im Jahr das angewachsene Gestrüpp bei der Burg Wildeneck zu entfernen hatten.32 Ein einträgliches Recht der Grundherrschaft war es auch, dass die besonderen Feste, wie Hochzeiten, Taufen oder Totenmähler in den von der Herrschaft betriebenen oder verpachteten Gasthäusern (»Tafernen«) abgehalten werden mussten. Ebenso durfte das Getreide nur in bestimmten Mühlen gemahlen
werden. Die Abgaben bestanden aus dem »Zehent«, einem Anteil von zehn Prozent der Ernte und aus verschiedenen, meist genau festgelegten Naturalien, wie Getreide, Hühner, Lämmer, Eier etc., die zu bestimmten Terminen abzuliefern waren. Später konnten die meisten dieser Verpflichtungen in Geld abgelöst werden. Wenn man bedenkt, dass auch die Steuern für den Landesfürsten letztlich von den Untertanen zu entrichten waren, kann man sich vorstellen, dass die Belastung für die Bevölkerung überaus hoch sein konnte. Wieder muss das Mondseer Urbar von 1416 herangezogen werden, denn es enthält nicht nur die Namen der einzelnen Höfe und ihrer Besitzer, sondern auch Angaben darüber, was diese im Einzelnen abzuliefern hatten. Beim Gut in Breitenau, das jährlich 400 Laib Käse abzuliefern hatte – neben anderen Abgaben – finden wir sogar den Viehstand angegeben, denn es ist in einer Anmerkung die Rede von acht Kühen und einem Stier.33 In einem späteren Güterverzeichnis aus dem Jahre 1572 sehen wir insoferne ein differenzierteres Bild der Landwirtschaft, als hier zwischen ganzen, halben (auch als Mutlehen bezeichnet) und Viertelhöfen, sowie Söldenhäuseln unterschieden wird. Gemäß der Größe war hier die Abgabenleistung verschieden und man kann auch davon ausgehen, dass manche Höfe geteilt worden sind, oft jedoch schon vor dem 15. Jahrhundert. Ganze Höfe sind im 16. Jahrhundert eher selten – bei der Haslauer Hut nur drei – das Gros bildeten die halben Höfe. Interessant ist auch, dass wir im 15. Jahrhundert34 kaum Hinweise auf verlassene Höfe haben, wie das andernorts zu dieser Zeit häufig vorkommt. Infolge des Bevölkerungsrückganges, einer Klimaverschlechterung und anderer Ursachen wurden nämlich zu dieser Zeit viele ungünstig gelegene Siedlungen und Einzelgehöfte aufgegeben, sodass man von sogenannten »Wüstungen« spricht. Beim Urbar von 1416 ist allerdings einmal die Rede von einem Gut »Stainäch«, das nach alten Angaben bestimmte Abgaben leisten sollte, nach Auskunft der Bauern aber verödet sei. Aber auch dieser Hof (Steinach, KG Hof, OG Tiefgraben)
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wurde anscheinend bald wieder besiedelt, denn er scheint in einem Verzeichnis aus dem Jahr 1443 wieder auf.35 Reformation, Gegenreformation und soziale Auseinandersetzungen Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die Lehre des ehemaligen Augustinermönchs Martin Luther aus Wittenberg, der sich im Jahre 1517 scharf gegen verschiedene Missbräuche innerhalb der Kirche äußerte, auch im Mondseeland rasch verbreitet. Im Kloster selbst, das sich damals noch einer besonderen Blütezeit erfreuen konnte, war der Konvent bald gespalten und wurde zusehends kleiner. Ein Großteil des mächtigen Adels im Lande ob der Enns zeigte sich als Anhänger der bald Reformation genannten Bewegung, aber auch in den Städten und Märkten gewann Luther immer mehr Anhänger und die Bauern neigten ebenfalls der neuen Lehre zu, von der sie sich auch Verbesserungen ihrer sozialen Position erwarteten, was sich allerdings als Illusion erwies. Entschieden für das Papsttum und die alte Kirche traten nur die Landesfürsten und die Bischöfe auf, die Habsburger, die bayerischen Wittelsbacher, der Erzbischof von Salzburg und der Passauer Diözesanbischof. Es dauerte allerdings noch einige Jahrzehnte, bis sich die Glaubensinhalte in verschiedenen Konfessionen verfestigten. Zell am Moos war ja im 16. Jahrhundert noch keine selbständige Pfarre, aber man bemühte sich doch in Eingaben an die Obrigkeit zu erreichen, dass an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst in der Kirche gehalten werden sollte und begründete dies mit alten Gewohnheiten (1566). Tatsächlich war die Entfernung nach Mondsee groß und es wurden daher auch in der Filiale kirchliche Handlungen vorgenommen.36 Es war sicher auch für das Kloster Mondsee in diesen Zeiten nicht leicht, einen Geistlichen für Zell abzustellen, denn das Haus war weitgehend entvölkert. Darüber hinaus hatte gerade in den Jahrzehnten nach der Mitte des Jahrhunderts der Protestantismus sehr stark an Boden gewonnen. Wie hoch der Anteil in der Pfarre Mondsee war, können wir nicht genau feststellen, geschweige denn wie viele deklarierte Protestanten es im Gebiet von Zell am Moos gab. Wenn gelegentlich beim Abreißen von Bauernhäusern eingemauerte Lutherbibeln gefunden wurden, so ist dies doch ein Anzeichen dafür, dass es Anhänger des
evangelischen Glaubens gab, die es dann auch noch im Geheimen weiterhin blieben. Im Atterseegebiet dürfte der Protestantismus jedoch viel stärker verankert gewesen sein, denn wir hören, dass Mondseer nach Unterach gingen, um evangelische Prediger zu hören und in Abtsdorf, einer Mondseer Pfarre, wurde der (katholische) Pfarrer sogar ermordet (1607).37 Nach einem Bericht des Mondseer Hofrichters und späteren Wildenecker Pflegers Johann Blässing jedoch waren die religiösen Zustände im Kloster und in der Mondseer Pfarre zur Zeit seines Amtsantritts katastrophal (1595),38 sie besserten sich aber bald, denn es kam zu wirksamen Maßnahmen im Sinne der Gegenreformation, die vom Landeshauptmann in Linz im Auftrag Kaiser Rudolfs II. getragen und vom Passauer Diözesanbischof unterstützt wurde. Es bestand auch eine für die Rekatholisierungsmaßnahmen günstige Konstellation, da der Pfandinhaber von Wildeneck ein Bruder des Landeshauptmanns war und so gaben die Mondseer Untertanen am 15. Juli 1598 eine feierliche Erklärung ab, die protestantischen Prediger zu meiden und in den Schoß der katholischen Kirche zurückzukehren.39 Anders als in anderen Teilen des Landes ob der Enns waren die Mondseer Bauern schon am Beginn des 17. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil katholisch und während des großen oberösterreichischen Bauernkrieges von 1626 nahmen sie trotz massiver Aufforderungen nicht am Aufstand teil. Von sozialen Unruhen blieb aber auch das Mondseeland nicht verschont. Einen Vorgeschmack lieferte das Jahr 1525, als es zu einem großen, allgemeinen Bauernkrieg in vielen Teilen des Heiligen Römischen Reiches kam. In Oberösterreich allerdings waren nur Ausläufer der Bewegung zu spüren, ein Zentrum war St. Georgen im Attergau. Heftigere Auseinandersetzungen spielten sich jedoch im Erzstift Salzburg ab, dem das Mondseeland ja damals angehörte. 1500 rebellische Bauern fielen damals von Straßwalchen aus in das Land ein, der Mondseer Abt konnte sich jedoch mit einer größeren Summe Geldes von Plünderungen loskaufen. Wie es scheint, blieben die eigenen Untertanen damals ruhig, und auch während des sogenannten zweiten oberösterreichischen Bauernaufstandes (1594 – 1597) kam es zu keinen nennenswerten Aktionen. Es muss aber auf eine Tatsache hingewiesen werden, die für das Mondseeland vielleicht sogar prägend war, nämlich dass während
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der Salzburger Zeit des Klosters im 16. Jahrhundert nicht nur Bürger der Märkte Mondsee und St. Wolfgang zu den Landtagen geladen waren, sondern auch bäuerliche Vertreter des Gerichts Wildeneck, wodurch sich das Mondseeland vom übrigen Oberösterreich unterscheidet. Die Auseinandersetzungen begannen aber im Jahre 1601, 40 als die 12 Hutmänner der Herrschaft Wildeneck Beschwerde gegen den Pfleger von Wildeneck, Johann Winckhler und dessen Frau erhoben. Winckhler leitete die Verwaltung der Herrschaft Wildeneck im Auftrag des Pfandinhabers, Hans Bernhard Loebl von Greinburg. An diesen wandten sich die Untertanen mit einer Bittschrift, die sie ihm in Wien überreichten. Sie warfen dem Pfleger vor, die meiste Zeit des Jahres abwesend zu sein, während seine Frau mit Unterstützung des Mondseer Hofrichters Johann Blässing das eigentliche Regiment führte. Wenn einer der Untertanen sich zu beschweren wagte, wurde er mit Schlägen, Fußtritten und Einkerkerung traktiert. Weiters klagten sie auch über den jährlichen Vogthaferdienst, den sie nicht in Geld ablösen durften, obwohl sie selbst in schwierigen Zeiten den Hafer zu ihrer Nahrung zukaufen mussten. Loebl übergab die ganze Angelegenheit seinem Bruder zur Entscheidung, nachdem sich die Wildenecker noch ein zweites Mal in ausführlicher Form bei ihm beschwert hatten. Der Landeshauptmann wandte sich an beide Streitparteien, indem er den Beschwerdeführern bedeutete, dass ihre inhaftierten Hutmänner erst dann freigelassen würden, wenn sie sich mittels eines Eides zum Gehorsam verpflichtet hätten. Dem Pfleger wieder trug er auf, besser Bericht zu erstatten und keine Neuerungen durch seine Frau einführen zu lassen. Die Bauern wandten sich mit ihren Beschwerden sogar an Erzherzog Matthias, den Bruder Kaiser Rudolfs II., der dem Pfleger befahl, die Gefangenen freizulassen, soferne sie keiner schweren Verbrechen beschuldigt wurden, und verfügte außerdem, dass eine Untersuchungskommission eingesetzt werden sollte. Es mag sein, dass diese moderate Haltung von Seiten der Landesfürsten damit zusammenhing, dass es in den Jahren 1601 und 1602 zu einem Aufstand der Salzarbeiter im Salzkammergut gekommen war, der nur unter großen Anstrengungen niedergeschlagen werden konnte. Nach dessen Ende wurden die Anführer der Bauern im Linzer Schloss gefangengesetzt und auch einige Frauen, die die Initiativen ihrer Männer weiter betrieben,
Die Huten der Herrschaft Mondsee–Wildeck um den Irrsee (um 1600) 1 2 3 4 5 X Z T
Haslauer Hut Hut am Berg – Perger Hut Hingerer bzw. Hungerer Hut Kasten oder Prieler Hut Rabenschwandner Hut Mühle Zehentstadel Taferne Burg Wildeneck
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erlitten das selbe Schicksal. Frauen spielten also in dieser Angelegenheit keineswegs eine passive Rolle, wenn man auch an die Pflegerin denkt, die weit mehr als ihr Mann bei den Bauern verhasst war. Nach langem Hin und Her endete die Sache aber damit, dass die 12 Hutmänner der Herrschaft Wildeneck und jeweils drei Vertreter jeder Hut am 23. September 1604 einen Revers unterschreiben mussten, dass dem Pfleger als Vertreter der Obrigkeit in Zukunft jeglicher Gehorsam zu leisten sei und Beschwerden in Hinkunft ohne »Zusammenrottung und Aufwiegelung« vorzubringen seien. 41 Die Bauern hatten also nichts erreicht und ihre Schuldenlast war noch erhöht, da sie auch die Auslagen für die Kommission in der Höhe von 500 Gulden bezahlen mussten. Es dauerte allerdings nicht lange und es kam erneut zu Auseinandersetzungen, die das Ausmaß eines Aufstandes annahmen (1619 – 1629). Der Auslöser waren diesmal die erhöhten Forderungen der Herrschaft bei Todesfällen aber auch bei anderen Taxen. Es kam wieder zu Unruhen, zu Aufmärschen vor dem Kloster und zu Steuerverweigerungen im Bereich der Herrschaft Wildeneck, zu Bitt- und Beschwerdeschriften und als Reaktion darauf von Seiten der Obrigkeit zu Inhaftierungen der vermuteten Rädelsführer. Während des großen oberösterreichischen Bauernaufstandes von 1626, an dem sie sich nicht beteiligten, und der nicht zuletzt seine Ursachen in den Maßnahmen der Gegenreformation gegen eine noch mehrheitlich protestantische Bevölkerung hatte, konnten die Bauern des Mondseelandes darauf verweisen, dass sie gut katholisch seien. Wieder kam es zu einer Vereinbarung, dass die Untertanen nicht über Gebühr belastet werden sollten, wozu auch der Landeshauptmann in Linz, der bekannte und äußerst unbeliebte Graf Herberstorff, gedrängt hatte und im Gegenzug wurde wieder Gehorsam versprochen. Wieder war der Friede trügerisch, in mehreren Wellen von 1646 bis 1662 wurde das Mondseeland erneut von schweren Auseinandersetzungen heimgesucht. Knieend überreichten die Vertreter der 12 Huten Kaiser Ferdinand III. zunächst am 18. Februar 1646 eine Beschwerdeschrift, in der darauf hingewiesen wurde, dass der karge Boden ihnen nur einen geringen Ertrag liefere, der es unmöglich mache, alle geforderten Leistungen zu erbringen. Die Beschwerde
richtete sich hauptsächlich gegen die »Rüstgelder«, eine Steuer zum Unterhalt der kaiserlichen Truppen, die damals in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges viel Geld benötigten und die während der letzten Jahre laufend erhöht worden war. Die Abgesandten aus dem Mondseeland baten den Kaiser weiters, einen Kommissär zu ihnen zu senden, der sich persönlich von der verzweifelten Lage der Bevölkerung überzeugen könne. Zur Unterstreichung ihrer redlichen Absichten teilten sie noch mit, dass sie gelobt hätten, drei Wallfahrten mit einem Priester zu unternehmen, unter anderem »nach Unser-Lieb-Frauen Zell«, das heißt zur Kirche in Zell am Moos. 42 Tatsächlich geht auch aus einem Bericht eines kaiserlichen Landrichters, der seinerzeit das Patent wegen der Rüstgelder öffentlich in Mondsee hatte verkünden lassen, hervor, dass die Angaben der Untertanen den Tatsachen entsprechen, denn es ist auch hier von der großen Armut der Bevölkerung die Rede und dass es nicht am guten Willen mangle, sondern einfach an den Mitteln. So wurde mit den einzelnen Hutmännern verhandelt und diese machten auch gewisse Zusagen, einen Teil der geforderten Leistungen zu erbringen, beispielsweise waren die Haslauer bereit, das halbe Rüstgeld zu zahlen. Dies war aber der Obrigkeit zu wenig und es kam wieder zu Einkerkerungen, teils im Kloster und teils auch im Wasserturm zu Linz, der sich als Ausläufer der Mauer des kaiserlichen Schlosses nahe der Donau befand. Neun Bauern wurden dort 14 Wochen lang unter schlimmsten Bedingungen gefangen gehalten und erst nachdem ein Teil der Schuld bezahlt worden war, wurden sie wieder in die Freiheit entlassen. Das Rüstgeld war ja eine Steuer, die für den Landesfürsten, den Kaiser, bestimmt war, eingehoben wurde sie aber vom Abt von Mondsee und seinen Organen als Herrschaftsinhaber von Wildeneck, das sich ja seit 1631 im Pfandbesitz des Klosters befand. Nun beschuldigte man den Prälaten, noch einiges auf die geforderten Summen darauf geschlagen zu haben, was von diesem jedoch heftig bestritten wurde. Man sieht nicht ganz klar in dieser Angelegenheit, bei der es wieder zu einem regen Schriftverkehr kam. Gegenüber den Untertanen wechselten Versuche der Milde mit strengen Maßnahmen, wobei ständig auch auf Seiten der Obrigkeit die Furcht vorhanden war, das Beispiel im Mondseeland könnte auch
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Plan der Herrschaft Mondsee 1803
anderswo Schule machen. Ein beliebtes Mittel, den Widerstand zu brechen war es auch, den Zahlungsunwilligen Soldaten ins Quartier zu legen. Auch das Ende des Aufstandes wurde durch eine militärische Aktion bestimmt. Im Dezember 1662 wurde die Exekution der Wildenecker Bauern vorgenommen und unter dem Einsatz von 1500 Soldaten durchgeführt. Man hatte auch schon eine Liste der Schuldigen angefertigt, bei der zwischen Haupträdelsführer, Rädelsführer und einfachem Anführer differenziert wurde, was jeweils mit einem, zwei
oder drei Sternen ausgedrückt wurde.43 Für die Haslauer Hut sind folgende Namen angeführt: ** Georg Stubmer, ** Christoph Paar, enters Graben, * Stephan Oberholzer (Nahrungsmann), *** Tobias Schmidt zu der Altau, ** Hanns Parzer in der Haßlau, *** Matthias Ennssinger am Hof, * Hanns am Pichl, ** Tobias zu Lindach, ** Christoph Schweiberer in der Haßlau, ** Hieronymus Hällinger in der Haßlau und schließlich ** Christoph Stäczner. Hinzu kam noch der einzige »Rebell« in der Perger Hut, nämlich Wolf Nagendorfer, dessen Name mit drei Sternen versehen ist.44
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In der Zeit vom 7. bis zum 19. Dezember wurden die Grenzen des Mondseelandes dicht gemacht. Insgesamt 54 der Rädelsführer wurden verhaftet und die Wildenecker Bauern aus allen 12 Huten mussten in Mondsee erscheinen und demütig um Gnade bitten und geloben in Zukunft gehorsam zu sein. Ihnen wurden noch zusätzliche Strafgelder auferlegt, die erste Rate zahlten sie auch tatsächlich schon am 14. Dezember. Die inhaftierten Anführer aber wurden verhört, auch unter Anwendung der Folter, es kam jedoch nicht viel dabei heraus, sodass der kaiserliche Bannrichter zum Schluss kam, es handle sich hier nicht um todeswürdige Verbrechen, denn es wurden ja nur Zahlungen verweigert und es sei kein förmlicher Aufstand gewesen. Da die kaiserliche Kommission aber unbedingt ein Exempel statuieren wollte, wurden zwei Salzburger Professoren als Rechtsgutachter herangezogen, die zu einer anderen Auffassung gelangten, auf deren Grundlage dann elf Todesurteile gefällt wurden. Wirklich hingerichtet wurden am 18. Dezember allerdings nur zwei Personen, der Georg Reichl in der Straß, genannt Handlbauer (Mondseeberger Hut, heute Tiefgraben) und Hanns Freinperger am Hof (Hanns Sperr am Freinbergerhof, in der Prieler Hut). Georg Reichl war schon nach Burghausen geflüchtet und man konnte daher nur seine Frau gefangen nehmen, aber er stellte sich, um seine Frau vor weiteren Unannehmlichkeiten zu bewahren. Allen Untertanen war jedoch befohlen worden, am Schauplatz der Hinrichtung, dem Mondseer Marktplatz, zu erscheinen, wo 61 Zimmerleute eine große Tribüne mit einem Galgen errichtet hatten. Die Hinrichtungen erfolgten dann allerdings mit dem Schwert, was als Strafmilderung gelten konnte. Die übrigen neun Verurteilten wurden ebenfalls zur Richtstätte geführt und erst dort erklärte man ihnen, dass sie begnadigt seien. In ihrem Schicksal waren sie allerdings nicht zu beneiden, denn sie wurden zunächst zur lebenslänglichen Arbeit an der ungarisch - türkischen Grenze bestimmt, dann jedoch einem kaiserlichen Obersten für seine Güter in Mähren als Leibeigene geschenkt. Weiteren 14 Verhafteten wurden ihre Höfe weggenommen und sie wurden auf ewig des Landes verwiesen. Unter diesen befanden sich auch fünf Angehörige aus der Haslauer Hut. Matthias Ennssinger kam nach Mähren, vier andere wurden des Landes verwiesen. Dazu kamen noch 28 Bauern, denen Geld- und Kirchenstrafen auferlegt wurden, darunter auch Wolf Nagendorfer zu Nagendorf. 45
Damit endete der Wildenecker Aufruhr mit einem vollständigen Sieg der Obrigkeit. Man war aber in Hinkunft doch etwas vorsichtiger im Umgang mit den Bauern und versuchte sie nicht zu überfordern. Die Bevölkerung hatte aber nicht nur unter hohen Steuern und Abgaben zu leiden, sie war auch den Erscheinungen des Wetters ausgeliefert, denn vor allem Hagel und Unwetter zerstörten häufig die Früchte der Arbeit. Ebenso drohten immer wieder Krankheiten und Seuchen, die eingeschleppt wurden, wie etwa die Pest. Schon im Mittelalter sind mehrmals Pestepidemien aufgetreten (1282, 1420) und im Jahre 1521 war der Mondseer Abt Wolfgang Haberl eines ihrer zahlreichen Opfer. Größere Epidemien breiteten sich vor allem in den Jahren 1572/73, 1649, 1676, 1679, 1696 und zuletzt 1714/15 aus. Besonders 1649 gab es viele Tote, wie aus der Sterbematrik, die in der Pfarre Mondsee auch für Zell am Moos bis 1778 geführt wurde, hervorgeht. Man behalf sich zwar mit Grenzsperren und Sanitätsordnungen, aber die Maßnahmen waren nicht durchgreifend und die medizinischen und hygienischen Vorraussetzungen auf einem niedrigen Niveau. 46 Für Zell am Moos wichtig wurden vor allem zwei Ereignisse im 17. Jahrhundert: die Ausgestaltung des Kirchengebäudes infolge eines Ansteigens der Wallfahrt zur Marienkirche von Zell, die ja schon für das 14. Jahrhundert belegt ist, und die Verlegung der Taferne von Rabenschwand in den Ort. In den Siebzigerjahren des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche restauriert und teilweise umgebaut, vor allem der Kirchturm mit einem charakteristischen Helm versehen. Der Mondseer Abt Cölestin Kolb (+ 1683), der besondere Förderer des Meisters Meinrad Guggenbichler, ließ damals sein Wappen oberhalb des Eingangstores anbringen.47 Auch das spätere Pfarrhofgebäude wurde neu errichtet. Das Kloster wollte die Taferne in Rabenschwand, die kaum mehr gewinnbringend zu verpachten war, schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts nach Zell verlegen, scheiterte jedoch zunächst an der Gegnerschaft der Mondseer Marktbürger, die die größere Nähe eines Gastbetriebes durchaus als Konkurrenz empfanden. Anfang des 17. Jahrhunderts war es dann aber doch so weit, dass die »Taferngerechtigkeit« (das Recht, einen Wirtshausbetrieb zu führen und Wein auszuschenken) von Rabenschwand abgezogen
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wurde. Der Mondseer Hofrichter Blässing verwies damals auch darauf, dass es in Zell schon früher eine Taferne gegeben habe, was jedoch nicht zu belegen ist. Auch die Frage, wem der Grund auf dem Platz vor der Kirche gehöre, war nicht eindeutig zu beantworten. Wieder protestierte die Mondseer Bürgerschaft und wandte sich 1610 sogar an den Landesherrn, Erzherzog Matthias. Aber das nutzte nun nichts mehr und schon im Juli 1616 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und noch in diesem Jahr weitgehend vollendet.48 Zunächst wurde die Taferne vom Stift verpachtet, 1679 jedoch an den damaligen Pächter, Hanns Wallner, der in zweiter Ehe die Witwe eines Bräuers aus Henndorf geheiratet hatte, verkauft.
Zell am Moos bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Bild des Franziszeischen Katasters Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts versuchte der Staat immer mehr den Einfluss der Grundherrschaften zurückzudrängen und selbst direkt mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten. Neue Institutionen sollten diese Aufgaben übernehmen und auch für mehr Gerechtigkeit für die bäuerlichen Bewohner des Landes sorgen, denn man schätzte nun den Wert der Landwirtschaft für das allgemeine Wohl sehr hoch ein. Dafür aber und auch für Bildungsanstalten, für die äußere Sicherheit und das Militär benötigte man auch mehr Mittel. Da das Steuersystem unbefriedigend war, versuchte man auch gesicherte, für die ganze Monarchie einheitliche Grundlagen in Form von sogenannten Katastern zu schaffen.
Plan des Pfarrbezirks Zell am Moos, färbige Zeichnung von 1823
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Unter Maria Theresia wurden erstmals solche Verzeichnisse angelegt, allerdings wurde hier noch eine Einteilung nach Grundherrschaften getroffen, aber in der sogenannten »Rustikalfassion« wurden der gesamte bäuerliche Besitz und seine Erträgnisse erfasst. Der Sohn und Nachfolger Maria Theresias, Kaiser Joseph II., ging dann noch weiter, indem er eigene »Katastralgemeinden« errichtete, die aus den militärischen Werbbezirken und aus Pfarrsprengeln gebildet wurden und die die Grundlage des Katasters (auch Lagebuch genannt) bilden sollten. Nur mehr die Größe und die Qualität der Erträge sollte bei der Berechnung der Steuerquote eine Rolle spielen. Im Falle von Zell am Moos wurde eine Gemeinde gebildet, die mit dem Bezirk der 1778 neu gegründeten Pfarre identisch sein sollte, was sich auch für die spätere Entwicklung als sehr günstig erwies. 49 Zell am Moos bestand nach dem Josefinischen Kataster im Jahre 1789 aus 127 Häusern (Nr. 127 war das zuletzt erbaute neue Schulhaus). In der »ökonomisch-kosmologischen« Beschreibung, die bei jeder Gemeinde allgemeine Betrachtungen über die geographischen und klimatischen Voraussetzungen anstellt, heißt es dann, dass die flachen Gründe kaum ins Gewicht fielen, da die ganze Gemeinde hauptsächlich aus Hügeln und Gräben bestehe. Weiters wird auf die Witterung verwiesen: »... der anhaltende Winter, Schauer und Reif verderben die Feldfrüchte sehr oft, außer daß sie (die Gemeinde Zell) die Waldstreu leichter als die Gemeinde Rabenschwand zu bekommen weiß und sich mit Kleebau mehr abgibt ...«. Die Institution der Grundherrschaft blieb aber noch weiter bestehen, auch nachdem die nunmehr einzige in der Gemeinde Zell vertretene, das Kloster Mondsee, im Jahre 1791 aufgehoben wurde. Seine Besitznachfolge trat, wie wir schon gesehen haben, zunächst das neugegründete Bistum Linz an. Aber wir befinden uns jetzt in einer Zeit großer weltpolitischer Auseinandersetzungen im Gefolge der Französischen Revolution und die Habsburgermonarchie führte mehrere Kriege mit Frankreich. Dreimal kamen französische Truppen als Besatzer nach Oberösterreich in
den Jahren 1800, 1805 und 1809. In diesem Zusammenhang kam es auch zu Einquartierungen französischer Soldaten und in einem Fall wird berichtet, dass ein französischer Offizier Gefallen am vierjährigen Sohn seines Quartiergebers fand, den er nach Frankreich mitnehmen wollte, was jedoch von den Hausleuten abgelehnt wurde. Im selben Haus (»Wagner« in Unterschwand, alte Nr. 125) soll es auch zu einer Rauferei der Soldaten untereinander gekommen sein, man habe in der Holzdecke noch lange Spuren von Säbelhieben sehen können und eine dieser Waffen blieb auch im Besitz der Hausbesitzer.50 Im Zuge der napoleonischen Kriege kam die ehemalige Klosterherrschaft mit allen Besitzungen an den bayerischen Feldmarschall Wrede, bei dessen Nachkommen sie bis 1985 verblieb. Seit 1817 wurde in Österreich an einem neuen Steuerkataster gearbeitet, dem »Franziszeischen« Grundsteuerkataster. Hierfür wurden jetzt auch zwischen 1824 und 1829 erstmals genaue Grundvermessungen durch ausgebildete Geometer vorgenommen und Pläne aufgrund der kleinsten Einheiten, der Parzellen, erarbeitet, die auch die Grundlage für alle späteren Landvermessungen lieferten. Es entstand die sogenannte »Urmappe« im Maßstab 1:2.880 (das heißt, ein Joch wurde durch einen Quadratzoll dargestellt). Hier werden die Kategorien der Bodennutzung ebenso in verschiedenen Farben gekennzeichnet (Wald, Wiese, Ackerland, Garten) wie die Gebäude, die auch in ihren Grundrissen erkennbar sind. Die Farbe Rot bedeutet dann zum Beispiel ein gemauertes Haus, Gelb einen Holzbau. Die Parzellen werden mit Nummern angeführt, auch die Orts- und Flurnamen sind angegeben, ebenso die Hausnummern.51 Beim Franziszeischen Kataster findet sich übrigens erstmals offiziell der heutige Name der Gemeinde angeführt: Zell am Moos. Noch im Josefinum war nur von Zell die Rede, nachdem auf alten Kartenwerken (z.B. Georg Matthäus Vischer, 1669) die Bezeichnung »in der Zell« aufscheint, in anderen Quellen auch einmal »Zell in der Haslau«. In einem Postlexikon der Habsburgermonarchie aus dem Jahre 1801 wird ebenfalls noch der Name Zell ohne Zusatz
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angeführt und erst die eingangs zitierte Eintragung in Gielges Topographie aus dem Jahre 1809 (Druck erst 1816) spricht von Zell am Moos.52 Das Besondere am Franziszeischen Kataster ist aber, dass er die Zustände zeigt, wie sie vor der Mechanisierung der Landwirtschaft gegeben waren, und damit auch Rückschlüsse auf noch frühere Verhältnisse zulässt. Da es Einsprüche gegen so manche Angaben des Katasters gab, wurde dieser in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts und auch später oftmals berichtigt (»rektifiziert«). In unserem Zusammenhang von großer Aussagekraft sind auch die den Plänen angeschlossenen schriftlichen Beschreibungen der Gemeinde im »Schätzungs–Elaborat«, wo die individuellen Züge stärker hervortreten.53 Nach einer Beschreibung der Lage und des Klimas wird festgestellt, dass »diese Gebirgsgemeinde einen gut arrondierten Körper« bilde, der Name wird vom Pfarrdorfe Zell abgeleitet, »welches nördlich ein kleines Moos hat und aus dem Pfarrhof, Schul- und Wirthshaus nebst einigen Bauernhäusern« besteht, knapp am Zellersee liegt und weit in das Gebirge hineinreicht. Die einzelnen Bauernwirtschaften sind meist von Gärten und Baumgruppen umgeben, die oberhalb von Wiesen und Äckern ergänzt werden. Die Wälder der einzelnen Besitzungen liegen manchmal »schachweise« zwischen diesen, befinden sich aber hauptsächlich in geschlossener Form auf dem Gebirgsrücken, der das Atterseegebiet vom Mondseeland trennt. Es folgt eine Schilderung der historischen Entwicklung, der Besiedlung und Rodung vom Kloster Mondsee aus, der Erbauung der gotischen Kirche (mit dem richtigen Datum 1441), der Gründung der Pfarre und auch auf die Sage vom versunkenen Schloss im See wird eingegangen. Die Zusammensetzung der Bevölkerung wird genau angegeben und zwar aufgrund der Zählung vom Jahr 1834. Insgesamt hatte die Gemeinde Zell am Moos damals 712
Einwohner, und zwar 333 männliche und 379 weibliche Personen, die 154 Familien bildeten, die in 130 Häusern lebten. Was die berufliche Gliederung betrifft, so waren 108 Familien in der Landwirtschaft tätig, 15 im Gewerbe, 18 betrieben Landwirtschaft und hatten ein Gewerbe und 13 hatten mit keinem der beiden Zweige etwas zu tun. Darunter fielen Pfarrer, Lehrer, Auszügler und Taglöhner. Aufschlussreich ist der Hinweis auf die Nahrungsgewohnheiten aller dieser Menschen. Es heißt hier, die »gewöhnliche Nahrung« bestehe in »Linsgetraid« und Haferbrot, zeitweise in Schmalzspeisen und Erdäpfeln, selten in Kraut und Fleischknödeln, wozu auch das Fleisch der beim Haus gefütterten Schweine gehörte und schließlich verzehrten die Zeller auch noch Mehlspeisen. Dazu trank man hauptsächlich Wasser. »Der Trunk ist durchaus Wasser«, heißt es in der Beschreibung lapidar.54 In dieser bäuerlichen Welt gab es natürlich auch zahlreiche Dienstboten. Bei größeren Anwesen waren das ein bis zwei Knechte, zwei bis drei Mägde, wobei auch die Nachbarn aushelfen konnten, wenn es zu einem Engpass kam. Was den Viehstand betrifft, liegen zwei verschiedene Angaben vor, die Zählung vom Jahre 1834 und die »Catastralschätzung«. Das Ergebnis sah folgendermaßen aus:
Pferde Ochsen Kühe Jungvieh Ziegen Schafe Schweine
Konskription 1834 40 114 562 — — 22 —
Katastralschätzung 46 109 279 228 2 104 36
Die eklatanten Unterschiede vor allem beim Hornvieh ergaben sich dadurch, dass die Zahlen bei der Konskription im Winter erhoben wurden, wobei auch das Jungvieh mit einbezogen wurde, die Schätzung dagegen im Sommer
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Alois Souvent: Administrativkarte Oberösterreich 1857 (Ausschnitt)
vonstatten ging. Die Pferde, deutsche Rasse, Rappen oder Braune und kräftig gebaut, dienten ausschließlich landwirtschaftlichen Zwecken. Ihre Nahrung bestand – wie auch bei den Ochsen (»steyrische«) – im Sommer aus Häcksel von Kleeheu und Stroh, mitunter auch Grünklee, bei schwerer Arbeit Hafer, im Winter Heu und Futterstroh, bei Holzfuhren Hafer. Auch die Ochsen werden in der Landwirtschaft eingesetzt, die Arbeiten werden, was durch nachbarschaftliche Hilfe ermöglicht wird, vier- bis acht-spännig verrichtet. Die Kühe sind eigene Zucht und erhalten im Sommer bei Stallfütterung Gras und Klee, im Winter Heu, Grumet und Stroh, Rüben Erdäpfel und Häcksel. Die Kühe dienen nicht
nur der Milchproduktion, sondern auch für die Schmalzerzeugung, sie werden mit zunehmendem Alter an die Fleischer verkauft. Bei größeren Bauernhöfen sind in der Regel vorhanden: 1 Pferd, 2 Ochsen, 7 Kühe und 4 – 6 Stück Jungvieh, 2 – 4 Schafe und ein Schwein. Das Federvieh, Hühner und Gänse, wird nur für den Hausbedarf gehalten. An Mühlen befinden sich fünf entlang der Vöckla, wo auch eine Ölstampfe betrieben wird. Eine weitere, allerdings kleine Mühle ist am Schabach zu finden, die übrigen Bäche werden nicht wirtschaftlich genutzt. Bei schneller Schneeschmelze, bei Unwettern oder lange andauernden Regen-
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fällen treten sie – ebenso wie auch der See – regelmäßig über die Ufer und richten einigen Schaden an.
drücklich wird hier von einem günstigen Verhältnis gesprochen, in dem die Kulturgattungen zu einander stehen.
In weiteren Kapiteln wird auf die Straßen im Gemeindegebiet eingegangen und auf die Märkte, bei denen der Wochenmarkt in Straßwalchen (am Dienstag) und die Mondseer Märkte in Frage kommen, wo man verschiedene Erzeugnisse verkaufen kann.
Die Güte des Bodens wird in mehrere Klassen eingeteilt, wobei für jede Kategorie ein Musterhof und eine Parzelle gewählt wird. Am besten gedeihen die Naturprodukte in der sonnseitigen Ebene, wo die Erträge in trockenen Jahren sehr gut sind. Als Beispiele fungieren der Michelbauer, Brandstatt, Roither, Heiserer und Entachern, das Musterbeispiel ist eine Parzelle von Josef Pökl (Haus Nr. 115, Lehen, Lechner). In der zweiten Kategorie wird dasselbe angebaut wie in der ersten, die Bodenfläche ist hügeliger, liegt höher ist aber immer noch mehr sonn- als schattenseitig. Beispiele dafür sind in Vormoos, Bastling, Gollau. Die dritte Klasse hat zwar auch die selben Produkte im Anbau, aber der größte Teil liegt in Brache, die Ernten sind mager und das Land ist stärker den Nordwinden ausgesetzt. Die Mustergründe gehören hier zum Haus Nr. 24 in Vormoos. Ebenso wie das Ackerland werden dann auch die Wiesengründe in verschiedene Güteklassen eingeteilt. Mit diesen Kategorisierungen war die steuerliche Einteilung verbunden, der Hauptzweck der Anlage des Katasters. In diesem Bereich kam es natürlich immer wieder zu zahlreichen Beschwerden und Berichtigungen. Auf der einen Seite ging das Bestreben der Betroffenen wohl dahin, den Schätzwert möglichst gering zu halten, um dadurch weniger an Steuern zahlen zu müssen, auf der anderen Seite aber setzten manche ihren Stolz darauf, möglichst wertvolle Gründe zu besitzen, um dadurch angesehener zu sein und im Falle eines Verkaufs einen höheren Erlös zu erzielen.
Großer Raum wird auch dem Ackerbau zugemessen. Zunächst wird festgehalten, was alles hauptsächlich angebaut wird: Winterweizen, Korn, Hafer, Leinsamen, Flachs, Kartoffel, Klee und »Mischling oder Halbfeucht«. Seltener sind: Sommerweizen, Linsengetreide, Gerste, Bohnen, Hanf, Hirse, Kraut und Rüben. Die Gartenwirtschaft wird nur in geringem Ausmaß betrieben, es findet sich Gras und Obst, und zwar Äpfel, Birnen und vorzügliche Zwetschken. Die Wiesen geben süßes, gemischtes und saures Heu und Grumet, die Hochwaldungen Buchen, Fichten, Tannen, weniger Ahorn und »Sollweiden«. Seit das Vieh nicht mehr aus dem Stall getrieben wird, nehmen die Bäume und die Weideflächen ab, man nutzt jetzt aber das in der frühren Dreifelderwirtschaft übliche Brachfeld für den Kleebau, wodurch viel Futter gewonnen wurde, was sich auch auf den Viehstand ausgewirkt hat. Man baut aber jetzt auch mehr Weizen, Kartoffel und Flachs an, und so entstand allmählich die Fruchtwechselwirtschaft, 55 die durch zusätzlichen Gewinn des Düngers selbst auf die Wiesenkultur einen günstigen Einfluss nahm. Lobend wird die Leistung der Bauern anerkannt: »Es herrscht demnach wirklich in dieser Gemeinde viel Fleiß und Betriebsamkeit, die durch ihre Fruchtbarkeit sich allerdings lohnen würde«, wäre da nicht das ungünstige, raue Klima, der oftmalige Hagel, mitunter auch der feuchte Boden, Frost und Schneedruck, die die Bemühungen zunichte machen. Eine prozentuelle Aufteilung der Grundfläche ergibt folgendes Bild: Hochwald 40 %, Wiesenland 33,7 %, Ackerland 25,3 %, Gärten 3 % und Kleingärten 2 %. Aus-
Allgemein wird im Kataster festgestellt, dass »in diesem Mittel- und Hochgebirgsland« die Produkte Weizen, besonders der Mischling, von schlechter, Roggen von geringer und Hafer von der besten Qualität seien. Desgleichen sei auch der Klee von guter, der Flachs aber von bester Qualität. Die Erzeugnisse des Wiesenlandes seien von mittlerer bis geringer Güte, was die Gärten betrifft, sei auch hier die
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Qualität eher schlecht, hingegen das Holz von »guter und gediegener Gebirgsart«, sowohl zum Schiffbau, als auch als Brennholz verwendbar. Der wenige Überschuss, der in der Gemeinde an Körnern, besonders an Hafer, erzeugt wird, findet leicht Absatz auf dem Markt in Mondsee, bei lokalen Händlern oder manchmal auch in Straßwalchen. An entferntere Märkte wird nichts geliefert, da die Transporte zu beschwerlich sind. Der rohe Flachs und auch das Garn finden ihren Absatz bei den Webern in Mondsee, werden aber auch von auswärtigen Interessenten begehrt. Auch Stroh wird nach Mondsee verkauft, hingegen wird das Holz kaum gehandelt, da alle Untertanen zu den Salinenwäldern gehören und ihren Hausbedarf haben und auch genug zum Kohlenbrennen, es herrscht hier ein großer Überfluss, aber das Holz kann wegen der Gebirgsstraßen nicht transportiert werden und auch über das Wasser ist es nicht möglich, sodass die Bevölkerung hier keine Verdienstmöglichkeiten hat. Selbst die Salinen als die größten Waldbesitzer können das Holz nur unter großen Kosten transportieren. Was die Größe der bäuerlichen Wirtschaften betrifft, lässt sich eine systematische Einteilung treffen:
werden. Die Tenne, der Stadel und die Stallungen, also das ganze Gebäude, befindet sich unter einem Dach, das mit Brettern und Steinen belegt ist.56 Die Wohnungen sind ärmlich, aber rein und sehr solide gebaut. Alle Häuser sind bei der Salzburger Feuer-Assekuranz versichert. Von den insgesamt 33 Gewerbebetrieben sind besonders anzuführen: 6 »Mahlmüller« mit 13 Gängen, die alle ihre Familie sowie 6 Arbeiter beschäftigen 5 Sägewerke, die im Jahr ungefähr 400 Pflöcke verschneiden und 50 Fuhren Zeugholz liefern 2 »Ölstampfe«, die 6 Zentner Öl von 36 Metzen Leinsamen durch 2 Arbeiter erzeugen 5 Leinweber, die jährlich 500 Stück Leinwand zu 30 Ellen von 10.000 Pfund Garn, das in der Gemeinde produziert wird, erzeugen, und schließlich 3 Kleinzeugschmiede, die im jährlichen Durchschnitt von 41 Zentner Eisen und Stahl 34 Zentner Eisenwaren an drei Feuerstätten verfertigen Von der Revolution 1848 bis zum Ersten Weltkrieg
3 Dreiviertelbauern mit 30 – 40 Joch Grundbesitz 40 halbe Bauern mit 20 – 30 Joch 45 Viertelbauern mit 10 – 20 Joch 7 Söldner mit 5 – 10 Joch 2 Pointler mit 1 – 5 Joch 21 kleine »Häuseln« mit Gärten 1 Pfarrhof mit eigener Wirtschaft 1 Schulhaus Mit Ausnahme des Pfarrhofes, des Schul- und Wirtshauses, die von gutem Material gebaut sind und ein Stockwerk haben, liegen alle anderen Wohnhäuser von einander getrennt und bestehen aus großen und kleinen Bauernhöfen, bei denen die vordere Front im Erdgeschoß gemauert ist und oberhalb einen hölzernen Boden oder eine Rauchkuchl hat, worin die Garben vom Felde eingelegt und gedörrt
Der Franziszeische Kataster, der in jahrelanger Kleinarbeit zusammengestellt wurde, zeigt uns auch im Falle von Zell am Moos die Zustände im ländlichen Raum zu einer Zeit, als die großen Veränderungen, die die Industrialisierung und die Mechanisierung der Landwirtschaft mit sich brachten, noch vor der Tür standen. Es handelt sich keineswegs um eine Idylle, denn die Menschen waren meist arm und mussten hart arbeiten. Unterhalb der bäuerlichen Hausbesitzer und deren Familie existierte noch eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Kleinhäuslern, Knechten, Mägden und Taglöhnern, und diese Schicht hatte kaum das Notwendigste zum Leben. Auch war immer noch die bei den Bauern unbeliebte grundherrschaftliche Verwaltung in Aktion. Daran wollte das nach dem Fürsten Metternich, dem allmächtigen Staatskanzler, benannte System nicht das
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geringste ändern und abweichende Ansichten wurden mit verschiedenen Mitteln, etwa dem der Zensur, unterdrückt. Trotzdem ist diese Zeit als »Biedermeier« bekannt und das signalisiert eine gepflegte häusliche Kultur, die vor allem beim Bürgertum in den Städten und Märkten angesiedelt war, während der ebenfalls gebräuchliche Ausdruck »Vormärz« auf eine unterschwellige revolutionäre Stimmung innerhalb eines absolutistischen Regiments hindeutet. Das alles änderte sich im Jahr 1848, als im März die Revolution in Österreich ausbrach, durch die viele alte und überkommene Einrichtungen beseitigt wurden, an deren Stelle neue Institutionen traten.57 Als wichtigste Errungenschaft kann vielleicht die sogenannte »Bauernbefreiung« bezeichnet werden, die auch nach dem Scheitern der Revolution und der zeitweisen Rückkehr zu den alten politischen Regierungsformen nicht wieder beseitigt werden konnte. Die Bauern waren jetzt wirklich die Herren über ihren Grund und Boden, und es gab keine Herrschaftsverwaltung mehr, die in so vielen Bereichen um ihre Einwilligung gefragt werden musste. An ihre Stelle traten neue, staatliche Institutionen, wie die Bezirkshauptmannschaften und die Bezirksgerichte. Eng mit dem Neubau des Staates verbunden war die Schaffung der Ortsgemeinde, die durch das provisorische Gemeindegesetz vom 17. März 1849 erfolgte. Der Grundsatz, der dieses Gesetz bestimmte, war die Idee von der freien Gemeinde als der Grundlage des freien Staates,58 die einen »natürlichen« Wirkungsbereich neben dem vom Staat übertragenen haben sollte. Diese Ortsgemeinde war eine Neuschöpfung, eine vom Geist der politischen Selbstverwaltung getragene Einrichtung. Grundlage der Bildung der neuen Ortsgemeinden sollte die Katastralgemeinde aber auch die Pfarrgemeinde sein. Dieses Gemeindegesetz wurde zwar in den folgenden Jahren wieder modifiziert, 1862 wurde jedoch ein neues Reichsgemeindegesetz erlassen, aufgrund dessen dann ein oberösterreichisches Landesgesetz zustande kam (1864), das bis ans Ende der Monarchie in Geltung war. Die Gemeinde hat nun verschiedene Organe, wie den Gemeindeausschuss, der von den wahlbe-
rechtigten Gemeindemitgliedern direkt gewählt wird, und den Gemeindevorstand, der aus mehreren Gemeinderäten und dem Bürgermeister besteht, wobei der Bürgermeister jedoch alleine entscheidungsberechtigt ist. Das Wahlrecht der Gemeindemitglieder beschränkte sich damals jedoch nur auf männliche Mitglieder (ab dem 24. Lebensjahr), die eine bestimmte Steuerleistung erbringen konnten, sowie auf einige Honoratioren, wie Seelsorger, Beamte, Lehrer oder Offiziere. Im Falle von Zell am Moos erwies sich die Gemeindebildung recht einfach, da hier Pfarre und Gemeinde nahezu identisch waren. Das war schon 1784 festgestellt worden, als man auf Weisung des Kreisamtes im Hinblick auf die Anlage des josefinischen Katasters von Seiten der Herrschaft Mondsee einen Vorschlag für die Gemeindeeinteilung machte.59 Es dauerte allerdings noch einige Zeit, nämlich bis zum September 1850, als sich im Bezirk Vöcklabruck die Ortsgemeinden tatsächlich konstituierten. Der erste Bürgermeister in dieser neuen Ära war Joseph Paar, ebenso ein Grundbesitzer und Bauer wie die beiden Gemeinderäte Mathias Sulzberger und Johann Pöckl.60 Im Falle von Sulzberger (Zell am Moos 125) hat man einen engagierten Anhänger der Bewegung des Jahres 1848 vor sich, denn er sammelte einige Aufrufe aus dem Revolutionsjahr und befestigte sie an einer Wand in seinem »Troadkasten«, wo sie noch bis vor wenigen Jahrzehnten zu sehen waren. Joseph Paar, vom »unteren Schwaighof« blieb fast 14 Jahre Bürgermeister und verstarb mit 57 Jahren am 13. März 1872. Die 1850er Jahre waren eine Zeit, die unter dem Begriff des »Neoabsolutismus« zusammengefasst wird, das heißt, dass viele Ergebnisse des Revolutionsjahres wieder zurückgenommen wurden und der junge Kaiser Franz Joseph I. absolut regierte, jedoch handelte es sich um keine starre Kopie der vormärzlichen Regierung. Der langjährige Vertreter des Kaisers in Linz, der Statthalter Eduard Bach, war der Bruder des Innenministers Alexander Freiherr von Bach, der eine besondere Stütze dieses Systems war. Der
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Statthalter Bach ist durch ein äußerst großzügiges Bauprogramm bemerkenswert, worunter sich besonders viele Schulbauten befanden. Auch die Gemeinde Zell profitierte von diesen Maßnahmen und erhielt 1853 ihr neues Schulhaus. Damals war auch die Haltung gegenüber der katholischen Kirche von Seiten der Regierung eine andere als vor 1848, denn man suchte mit ihr eng zusammenzuarbeiten, in Abkehr von den Grundsätzen des sie bevormundenden josefinischen Staates. 1855 wurde ein Konkordat, ein Abkommen mit dem Vatikan geschlossen, das der Kirche weitgehenden Einfluss in verschiedenen Bereichen und auch im Schulwesen zusicherte. In diesem Sinne ist auch jene Tafel zu sehen, die als Erinnerung an die Einweihung in der Schule in Zell am Moos angebracht wurde. Dem Statthalter Bach, dem übrigens auch der Dichter Adalbert Stifter als Schulinspektor für Oberösterreich unterstand, wurde diese Großzügigkeit im Schulbau übrigens von seinen Gegnern im Lande als Verschwendung ausgelegt, ja man sprach sogar von »Schulpalästen«, die der Statthalter ermöglicht habe,61 ein Vorwurf, der, wenn man sich das (leider nicht mehr existierende) Schulgebäude in Zell ansieht, reichlich übertrieben scheint. Der damalige Pfarrer, Franz Wiener, verfasste 1855 eine kleine Schrift »Die Maria – Pfarrkirche zu Zell am Moos bei Mondsee« (Salzburg 1855) – bisher die einzige selbständige historische Publikation über Zell am Moos – in der er schon von einer 900jährigen Geschichte der Kirche ausgeht. Allerdings beruht seine Annahme auf zwei falschen Vorraussetzungen: erstens ist das in einer Mondseer Urkunde, die das Datum 955 trägt, erwähnte Zell nicht Zell am Moos, sondern Zell an der Pram, und zweitens stammt diese Urkunde nicht aus dem 10., sondern sie ist eine Fälschung des 12. Jahrhunderts.62 Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde war zunächst nach den Angaben der amtlichen Statistik einigen Schwankungen unterworfen, stieg dann aber bis zum Ende der Monarchie leicht an: 1869 lebten in 151 Häusern 728 Menschen in Zell am Moos (davon 360 männlichen und 368 weiblichen Geschlechts); im Jahre 1883 werden 752 Personen genannt (370 Männer und 382 Frauen), die 135 Häuser bewohnten; 1890 ist ein leichter Rückgang festzustellen (691 Personen, davon 340 Männer und 350 Frauen in 126 Häusern); die Volkszählung 1900 ergab wieder insgesamt 715 Einwohner und schließlich wurde 1910, also unmittelbar vor dem
ersten Weltkrieg, der Höchststand erreicht ( 791 Personen, davon 393 Männer und 398 Frauen und eine Häuserzahl von 142).63 Seit 1861 war die Episode des »Neoabsolutismus« wieder vorbei64 und in der Folge wurden zunächst unter der Führung des Liberalismus immer stärkere demokratische Formen entwickelt. Wahlen fanden auf mehreren Ebenen statt, in der Gemeinde, für den oberösterreichischen Landtag und zum Reichsrat des österreichischen Kaiserstaates. Allerdings war die Zahl der Wahlberechtigten zunächst, wie wir schon gesehen haben, gering. Sie wurde aber mit der Zeit laufend erhöht, bis es 1907 zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts für männliche Staatsbürger kam, das Frauenwahlrecht ist bekanntlich ja erst eine Errungenschaft der Republik. Wenn man sich nun das politische Spektrum in einer Gemeinde wie Zell am Moos vor dem ersten Weltkrieg ansieht, so ist es schwer, zu deutlichen Erkenntnissen zu kommen, da die Wahlen auf Gemeindeebene ja noch immer nach dem Gemeindegesetz von 1864 abliefen. Die politischen Parteien, wie wir sie dann aus dem 20. Jahrhundert kennen, sind erst relativ spät entstanden, auch wenn sie ihre Vorläufer hatten. Während die Liberalen, die nach 1861 an die Macht kamen, auf die Städte und Märkte beschränkt blieben, waren auf dem Land die katholisch bestimmten Gruppen führend, die sich dann im »katholischen Volksverein« zusammenschlossen. Sozialistische oder sozialdemokratische Gruppen traten in Zell am Moos nicht in Erscheinung, obwohl es in Mondsee schon relativ früh einen Arbeiterverein gab. In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts war das Parteienspektrum der »drei Lager« in Österreich bereits vorhanden, das durch Katholisch-Konservative (Christlichsoziale), Nationalliberale (Deutsch – Freiheitliche) und Sozialdemokraten gekennzeichnet war,65 während die Grünbewegung eine sehr junge Erscheinung ist, die erst seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgetreten ist. In Zell am Moos sind zunächst nur die beiden zuerst genannten Strömungen vertreten, die Christlichsozialen, von ihren liberalen Gegnern etwa der Tageszeitung »Linzer Tagespost« auch als »Klerikale« bezeichnet wegen des hohen Anteils der Geistlichkeit in dieser Partei, und die Vertreter des allgemeinen Bauern-
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Ansicht von Zell am Moos um 1895
vereins, die das national-freiheitliche Element vertreten. Die politischen Verhältnisse in der Gemeinde werden erstmals durch die Landtagswahlen des Jahres 1909 fassbar, denn erst seit 1902 war jede Ortsgemeinde gleichzeitig auch Wahlgemeinde. Am 10. Mai 1909 wurde gewählt, wobei es in der Gemeinde Zell am Moos insgesamt 95 Wahlberechtigte gab, von denen 87 auch tatsächlich zur Wahl gingen. Die christlichsozialen Kandidaten im Bezirk waren Josef Baldinger (Gastwirt in Bergern, Schwanenstadt) und Matthias Roither (Bauerngutsbesitzer in Nußdorf am Attersee), der Bauernverein schickte den Zeller Matthias Achleitner (Badlhofer) und Johann Schöller (Hausbesitzer aus der Atterseegegend) ins Rennen. Dabei entfielen auf Baldinger 59, auf Roither 55 auf Achleitner 34 und auf Schöller 23 Stimmen, einmal wurde M. Dorfinger gewählt, der anscheinend gar nicht kandidiert hatte.66 Während die christlichsozialen Kandidaten in den Landtag einzogen, gingen die anderen mandatsmäßig leer aus. Es zeigt sich aber in diesem Ergebnis, dass der Bauernverein relativ stark war. Matthias Achleitner gehörte übrigens 1919 auch dem erweiterten Vorstand des Bauernvereins an, der ja dann in der Republik vom »Landbund« als politischer Gruppierung abgelöst wurde.67 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu tief-
greifenden durch die moderne Technik bedingten Änderungen nicht nur in der Landwirtschaft, es änderten sich auch das Umfeld und die Infrastruktur. Um 1860 gab es auch schon eine Art medizinische Versorgung, den Bader Johann Mack. Zu denken ist aber besonders an die verkehrsmäßige Anbindung an das europäische Eisenbahnnetz, nachdem 1860 die Westbahnstrecke (Kaiserin Elisabeth Bahn) durchgängig von Wien über Linz nach Salzburg in Betrieb genommen wurde (Frankenmarkt – Salzburg am 12. August 1860), wobei die zuständige Station zunächst Rabenschwand – Oberhofen hieß, die später in Oberhofen – Zell am Moos umbenannt wurde. Seit 1868 wurde in Zell am Moos auch ein Postamt eingerichtet, zunächst vom Lehrer Lepschy betreut, seit 1870 dann von Johann Hinterauer, der aus Pöndorf gekommen war. Er und seine Nachkommen haben dann jahrzehntelang das Postamt versorgt, eine Telegrafenstation wurde allerdings erst 1904 installiert.68 Seit 1896 gab es eine tägliche Postverkehrsverbindung zwischen Mondsee und Straßwalchen. Ein eigener Gendarmerieposten wurde erst 1911 errichtet, nachdem schon 1886 der Mondseer Gendarm Haberl in der Haslau (Gollau) erschossen worden war. Kurze Zeit vor der Jahrhundertwende (1900) wurde Zell am
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Wernicke Rudolf: Das Schusterhäusl in Zell am Moos, 1960; Landesmuseum OÖ, HA II 14.606
Moos auch als Aufenthaltsort für Städter, also als »Sommerfrische« entdeckt und der Fremdenverkehr begann allmählich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu wachsen. Zur Verschönerung des Ortes wurde 1902 eine Allee mit Kastanienbäumen gepflanzt, ein eigener Verschönerungsverein gegründet (1903) und zwei Jahre später versuchte man es mit einer provisorischen Straßenbeleuchtung. In dieser Zeit kam es auch zu Bachregulierungen, vor allem im Ortsgebiet und zu umfangreichen Trockenlegungen von Wiesen. Nach dem Ende der Grundherrschaft des Stiftes Mondsee und seiner Rechtsnachfolger wurden die Fischereirechte von fünf Fischern ausgeübt, die sie aber an eine Privatperson veräußerten. Der See, der zur Gänze im Gemeindegebiet von Zell am Moos liegt und sich zunächst auch in deren Besitz befand, fand ebenfalls einen Interessenten. Es heißt, dass ein Herr Friedrich Rainer, ein Architekt aus Wien, schon 1907 den Erwerb des Sees und einiger Ufergrundstü-
cke plante.69 Man vermutete in diesem einen Strohmann für den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Tatsächlich befand sich dieser, wie wir aus anderen Quellen wissen, in seinen letzten Lebensjahren, also in der Zeit unmittelbar vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück an einem Salzkammergutsee, wo er im Sommer einen Monat mit seiner Familie verbringen wollte. Mehrere Möglichkeiten am Atter- und Wolfgangsee wurden zu diesem Zweck geprüft, wie uns einer seiner Leibärzte überliefert hat.70 Möglicherweise wurde auch der damals noch ganz unberührte Zellersee ins Auge gefasst. Jedenfalls erwarb Rainer im Jahre 1914 den See von der Gemeinde, angeblich um 50.000 Kronen, und bemühte sich um die Fischereirechte, die jetzt ein Herr Gustav Otto aus Alt-Grimnitz bei Berlin besaß. Nach der Ermordung des Thronfolgers in Sarajevo am 28. Juni 1914 verlor Rainer offenbar das Interesse an seiner Erwerbung, und so gelangte der See an Gustav Otto.
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Wernicke Rudolf: Das Brandstätter Haus in Zell am Moos, 1960; Landesmuseum OÖ, Ha II 14.605
Mit dem Namen Franz Ferdinands ist aber besonders der Ausbruch des ersten Weltkrieges verknüpft, da seine Ermordung hier den Anlassfall lieferte. Der Krieg wurde dabei aber, was den Menschen der Gegenwart kaum verständlich erscheint, in weiten Kreisen freudig begrüßt. Auch viele Zeller mussten einrücken, einige haben das auch freiwillig getan. Sie dienten meist beim IR (Infanterieregiment) Nr. 59, das in Friedenszeiten in Salzburg stationiert war. Die Züge waren bei Kriegsausbruch hoffnungslos überfüllt, und die Soldaten mussten zunächst in Oberhofen auf dem freien Feld kampieren. Zwischen dem 7. und 18. August ging es dann für die meisten an die russische Front, von der viele nicht mehr zurück gekommen sind. Aber die Zeller, die auch eifrig Kriegsanleihen zeichneten und spendeten, hatten mit der Zeit nicht nur Sorge um die Angehörigen, sondern auch um das tägliche Brot, denn zwei Jahre nach Kriegsausbruch wurden Fett, Milch und Zucker rationiert, das heißt, sie waren nur mit Lebensmittelmarken erhältlich. In den Schulen sammelte man schon Metalle aller Art. Viele Bau-
ern mussten ihre Pferde abgeben und ab 1917 wurden auch fleischlose Tage eingeführt. Selbst Kartoffel und Kleider wurden gegen Ende des Krieges knapp, die Ernten waren nur unter Aufbietung großer Anstrengungen möglich, da ja so viele Männer eingerückt waren. Die russischen Kriegsgefangenen, die es auch in Zell am Moos gab (etwa beim Kirchenwirt), konnten hier nur teilweise Abhilfe schaffen.71 So wurde das Ende des Krieges im November 1918 doch von allen Menschen als Erleichterung empfunden, auch wenn es viele gab, die der alten Österreichisch–Ungarischen Monarchie nachtrauern mochten, die nun zu Ende gegangen war. Man fand sich in einem kleinen Staatswesen wieder, einer Republik, in der jedoch viele der gewohnten Strukturen, wie Gemeinden, Bezirke und Länder erhalten blieben.
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anmerkungen 1 Ignaz Gielge, Topographisch – historische Beschreibung aller Städte, Märkte, Schlösser, Pfarren und anderer merkwürdigen Oerter des Landes Oesterreich ob der Enns...1809, 3.Teil, Wels 1815, 326 f. 2 Franziszeischer Kataster, KG Zell am Moos , (OÖ.Landesarchiv, FK, Sch. 1194) Schätzungs Elaborat, 2 3 vgl. Josef Reitinger, Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich, Linz 1968, 316 f.; Rudolf Noll, Römische Siedlungen und Strassen im Limesgebiet zwischen Inn und Enns (Oberösterreich) (=Der Römische Limes in Österreich XXI), Wien 1958, 58f. 4 Herbert Jandaurek, Oberösterreichische Altstraßen. Die Straßen der Römer, Wels 1951, 150 5 Der Text der Urkunde im sogenannten »Mondseer Traditionsbuch , das die frühen Schenkungen an das Kloster enthält, zuletzt bei Gebhard Rath – Erich Reiter (Bearbeiter), Das älteste Traditionsbuch des Klosters Mondsee, Linz 1989, 143f. (dort auch die ältere Literatur und weitere Erläuterungen). vgl. auch Georg Heilingsetzer, Mondsee. Die Geschichte des Klosters. (Sonderdruck aus Germania Benedictina III: Austria Benedictina, St.Ottilien 1998), 25 6 vgl. Max Fastlinger, Die wirtschaftliche Bedeutung der Bayrischen Klöster in der Zeit der Agilolfinger, Freiburg im Breisgau 1903, 134f.; Artikel Cella, in: Lexikon des Mittelalters, Bd.2 (1983), 1605f. (Jean Gribomont) 7 Orig. Pergament, Siegel fehlt (Oö.Landesarchiv, Stiftsarchiv Mondsee, Urk.Nr. 1). Druck: Urkundenbuch des Landes ob der Enns, 2. Band, Wien 1856, 127 (Nr. XC); Abbildung auch bei Ignaz Zibermayr, Das Oberösterreichische Landesarchiv in Linz, Linz 1950, Tafel 2. Die Indiktionszahl XV trifft auf die Zeit von September 1107 – September 1108 zu. 8 vgl. Peter Wiesinger, Die Besiedlung Oberösterreichs im Lichte der Ortsnamen, in: Baiern und Slawen in Oberösterreich. Probleme der Landnahme und Besiedlung, red. von Kurt Holter, Linz 1980, 139 – 210, hier 197f. 9 Urbarium ducatus Bavariae inferioris ca.1313, in: Momumenta Boica Bd.36/2, München 1861, 52 (Man sol auch geben von dem Vrse von Zelle vische zu einem mal in dem jar, die XXX phenning wert sein.) 10 vgl. Richard Reutner – Helen Bito – Peter Wiesinger, Die Ortsnamen des politischen Bezirkes Vöcklabruck (= Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich, Bd.4), Wien 1997, 193 11 Diesem Verzeichnis liegen auch die Erwähnungen und Erklärungen im Ortsnamenbuch Vöcklabruck (vgl. Anm. 10) zugrunde. Für viele Ortschaften und Hausnamen ist auch noch heranzuziehen: Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamen-Lexikon des Landes Oberösterreich, 3 Bde. Linz 1932 - 1940 12 Oö. Landesarchiv, Josefinisches Lagebuch, Gemeinde Zell, Hs.H 463 und H 464 13 vgl. Wiesinger, Die Besiedlung Oberösterreichs (wie Anm. 8), 187f. 14 dazu und zum Folgenden: Ortsnamenbuch Vöcklabruck (wie Anm. 10), 65 – 70; sowie Schiffmann, Ortsnamen- Lexikon (wie Anm.11), Bd.3 15 So das Ortsnamenbuch Vöcklabruck (wie Anm.10), 69; Schiffmann (wie Anm.11 u.14), 363, denkt an eine Ableitung von Rabe(nau). 16 das letztere behauptet Schiffmann (wie Anm. 11 und 14), 439 17 Druck des Urbars bei Konrad Schiffmann, Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, 1.Teil, Wien
– Leipzig 1912, (= Österreichische Urbare hg. von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, III Urbare geistlicher Grundherrschaften, 2.Bd.), Die Abtei Mondsee, 191 – 275. Für Zell am Moos ist ein Teil des Amtes Kasten, und zwar die Nummern 169 – 246, heranzuziehen. (S.210 – 213) 18 Dazu vgl. die Erläuterungen von Adalbert Klaar, Bäuerliche Ortsformen in Oberösterreich, in: Atlas von Oberösterreich, Blatt 60, Erläuterungsband zur 4. Lieferung, Linz 1971, 117 19 Dazu vgl. Georg Heilingsetzer, Das Mondseeland als historische Landschaft und seine Zentren Kloster und Markt, in: Ausstellungskatalog Das Mondseeland Geschichte und Kultur, Linz 1981, 9 – 49, hier 14f.; Derselbe, Mondsee. Die Geschichte des Klosters (wie Anm. 5), 9ff. 20 Die Urkunde vom 14. Juni 1278 ist gedruckt in: Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd.3, 483ff.siehe auch Franz Martin, Die Regesten der Erzbischöfe und des Domkapitels von Salzburg, Bd. 1, Salzburg 1928, 111f. 21 So Julius Strnadt, Innviertel und Mondseeland, (=Abhandlungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer), in: Archiv für österreichische Geschichte 99/2 (1912), 581. Eindeutige Belege sind nicht vorhanden; über die Probleme der Klostervogtei im Falle Mondsees vgl. auch Heilingsetzer, Mondsee. Die Geschichte des Klosters (wie Anm. 5), 27 22 Zur Genealogie der Ortenburger vgl. jetzt: Friedrich Hausmann, Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien, in: Ostbairische Grenzmarken – Passauer Jahrbuch 36 (1994), 9 – 62 (Rapoto I.,16; Rapoto IV., 24 ) 23 vgl. Heilingsetzer, Das Mondseeland (wie Anm. 19), 24 – 28 (dort die Einzelheiten) 24 »de Manse oppido oriundus« (Bernhard Lidl, Chronicon Lunaelacense iuxta seriem abbatum..., Pedepontanum (= Stadtamhof, Regensburg) 1748, 277); zu Haberl siehe auch Johannes Pichler, Das Leben und Wirken des Mondseer Abtes Wolfgang Haberl 1499 – 1521, in: 69. Jahresbericht des bischöfl. Gymnasiums Petrinum Linz – Urfahr 1972/73, 17 - 53 25 vgl. Hertha Awecker, Mondsee. Markt – Kloster – Land, Mondsee 1952, 85 26 Strnadt, Innviertel und Mondseeland, (wie Anm. 21), 801 27 Nach einem Urbar im Wiener Hofkammerarchiv aus dem Jahre 1552 (nach Strnadt, Innviertel und Mondseeland, (wie Anm. 21), 801); siehe auch Georg Grüll, Burgen und Schlösser im Salzkammergut, Wien 1963, 130f. (mit falscher Angabe 1572); vgl. auch Oberösterreichische Weistümer III.Teil, hg. von Herta Eberstaller, Fritz Eheim, Helmuth Feigl und Othmar Hageneder, Graz - Köln 1958, 560 28 Druck bei Konrad Schiffmann, Die mittelalterlichen Stiftsurbare, 1. Teil, (wie Anm.17) 29 vgl. Hertha Awecker, Die Herrschaft Mondsee-Wildeneck, in: OÖ. Heimatblätter 13 (1959), 355 – 381, hier 370ff. Das Urbar von 1729 (»Beschreibung der behausten Untertanen der Herrschaft Wildeneck«), das alle Häuser im Mondseeland enthält: Oö. Landesarchiv, Stiftsarchiv Mondsee, Hs.265 30 Awecker, Die Herrschaft Mondsee-Wildeneck (wie Anm. 29), 358 31 Ebendort, 359 32 Ebendort, 374 33 vgl.Konrad Schiffmann, Die mittelalterlichen Stiftsurbare, 1.Teil, (wie Anm. 17), 212, Nr.223 34 vgl.Awecker, Die Herrschaft Mondsee-Wildeneck (wie Anm. 29), 371
2 · geschichte & gegenwart 35 Schiffmann, Die mittelalterlichen Stiftsurbare, 1.Teil, (wie Anm. 17), 213, Nr.246; vgl.Schiffmann, Historisches Ortsnamen-Lexikon (wie Anm.11), 442 36 vgl. dazu den Beitrag von Josef Strobl (in diesem Band) 37 Awecker, Mondsee. Markt, Kloster, Land, (wie Anm.23), 143f., 64 38 Heilingsetzer, Mondsee, (wie Anm.5), 18 39 vgl. Otto Schmid, Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Benedictiner-Stiftes Mondsee, (Sonderdruck) Brünn 1883, 32 40 siehe Heilingsetzer, Das Mondseeland, (wie Anm. 19 ) 26; Zum Wildenecker Aufstand vgl. Georg Grüll, Bauer, Herr und Landesfürst. Sozialrevolutionäre Bestrebungen der oberösterreichischen Bauern von 1650 bis 1848, Linz 1963, 81 – 205; sowie Hertha Schober, Der verspätete Aufruhr im Mondseeland, in: oö.Heimatblätter 29 (1975), 200 – 212. 41 vgl. Schober, Der verspätete Aufruhr (wie Anm.40), 205 42 Grüll, Bauer, Herr und Landesfürst (wie Anm. 40), 119 43 Das Schriftstück ist im Salzburger Landesarchiv erhalten, während die meisten Archivunterlagen im Stiftsarchiv Mondsee (im Oö.Landesarchiv in Linz) zu finden sind. Das Erzstift Salzburg war nicht nur wegen der Nachbarschaft, sondern auch wegen seiner Urbaramtsuntertanen in die Angelegenheit involviert. Die Liste ist auch bei Grüll, Bauer, Herr und Landesfürst (wie Anm. 40), 180f., abgedruckt. 44 Bei Grüll, Bauer, Herr und Landesfürst (wie Anm.40), 180, fälschlich als »Magendorfer« bezeichnet. In einem Mondsser Urbar (Kastenbuch der HA Mondsee 1666-1680), Stiftsarchiv Mondsee (STIA Mondsee), Hs.91, fol. 171, findet sich unter dem durchgestrichenen Vornamen Wolf beim Nagendorfer der Hinweis »anietzo Sebastian«. 45 vgl die Listen bei Grüll, Bauer, Herr und Landesfürst (wie Anm. 40), 618f. 46 vgl. Awecker, Mondsee. Markt, Kloster, Land, (wie Anm. 23, 123 – 126); Karl Brandstötter, Zell am Mooser Heimatbuch (Manuskript im Besitz des Heimatbundes Mondsee). 47 vgl. die Beiträge von Josef Strobl und Anton Reisinger (in diesem Band) 48 Die ehemalige Stiftstaferne, das heutige Gasthaus Langwallner, ist vielleicht der neben der Kirche am besten dokumentierte Bau in Zell am Moos. ( Die Akten befinden sich im OÖ.Landesarchiv, STIA Mondsee, Sch. 48, Nr.1, 222 und 419, Nr.47). Siehe auch die »Chronik« des Hauses von Karl Brandstötter, Zell am Moos 1963, (maschinschriftl. Manuskript), sowie Hans Meindl, Die Errichtung der »Taferne« in Zell am Moos, in: Mitteilungen des Heimatbundes Mondseeland, Folge 168 (1998), 4 - 7 49 OÖ.Landesarchiv, STIA Mondsee, Sch 1, Nr.30 (Gemeinden im Mondseeland 1784); Josefinisches Lagebuch, Hs. H 463 50 Nach Karl Brandstötter, Zell am Mooser Heimatbuch, 28. Einige Stücke aus diesem Haus, die an die Franzosenzeit erinnern, befinden sich jetzt in der Sammlung Hans Mairhofer – Irrsee (Zell am Moos) 51 Zum Franziszeischen Kataster verweise ich nur auf: Haus der Geschichte. Die Bestände des Oberösterreichischen Landesarchivs, Linz 1998, 90 – 93 und die dort angegebene Literatur. 52 vgl. Christian Crusius, Topographisches Post - Lexikon aller Ortschaften der k.k. Erbländer, 2.Teil, 4.Band, Wien 1801, 448; Gielge (wie Anm. 1), 326 53 Oö. Landesarchiv, Franziszeischer Kataster, KG Zell am Moos, Sch. 1194, »Schätzungs – Elaborat« 54 Zur Ernährung vgl. auch Roman Sandgruber, Lebensstandard und
Ernährung in Oberösterreich im 18. und 19. Jahrhundert, in: Österreich in Geschichte und Literatur 21 (1977) 55 vgl. dazu auch: Bodennutzung und Pflanzenbau, in: Alfred Hoffmann (Hg.), Bauernland Oberösterreich. Entwicklungsgeschichte seiner Land- und Forstwirtschaft, Linz 1974, 238 - 242 56 vgl. den Beitrag von Gunther Dimt (in diesem Band) 57 Zur Revolution 1848 in Oberösterreich und die folgende Entwicklung vgl. besonders Hans Sturmberger, Der Weg zum Verfassungsstaat. Die politische Entwicklung in Oberösterreich 1792 – 1861, Wien 1962, 47 - 83 58 Ebendort, 87 59 Oö. Landesarchiv, STIA Mondsee, Sch. 1, Nr. 30 (23.11.1784) 60 Siehe Hans Meindl, Die Reihe der Bürgermeister in Zell am Moos, in: Mitteilungen des Heimatbundes Mondsee, Folge 168 (1998/1), 6f. 61 Sturmberger, Der Weg zum Verfassungsstaat, (wie Anm. 56), 102 62 vgl. Alois Zauner, Zwei Mondseer Fälschungen aus dem 12. Jahrhundert, in: Mitteilungen des oö. Landesarchivs 4 (1955), 276 - 287 63 vgl. Orts – Repertorium des Erzherzogthumes Oesterreich ob der Enns (auf der Grundlage der Volkszählung vom 31 Dezemer 1861), Linz 1871, 122; Special Orts – Repertorium von Ober- Oesterreich, Wien 1883, 169; Special – Orts – Repertorium von Ober- Österreich (Volkszählung vom 31. Dezember 1890), Wien 1894, 206; Allgemeines Ortschaften – Verzeichnis der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder (Volkszählung 1900), Wien 1902, 64; Spezialortsrepertorium von Oberösterreich (Volkszählung 1910), Wien 1916, 144; 64 vgl. Georg Heilingsetzer, Oberösterreich zur Zeit des Neoabsolutismus, in: Rudolf Zinnhobler (Hg.), Bischof Franz Joseph Rudigier und seine Zeit, Linz 1987, 49 - 60 65 Zum Parteienwesen in der letzten Phase der Monarchie in Oberösterreich vgl. Harry Slapnicka, Oberösterreich unter Kaiser Franz Joseph (1861 bis 1918), Linz 1982, 177 – 239; vgl. auch: Derselbe, Christlichsoziale in Oberösterreich, Linz 1984; Helmut Konrad, Die Anfänge der Arbeiterbewegung in Oberösterreich, Wien 1980 66 vgl. die Ergebnisse der Landtagswahlen vom 10. Mai 1909 im Wahlbezirk Vöcklabruck in den einzelnen Gemeinden im »Linzer Volksblatt« vom 12. .Mai 1909; über die Kandidaten: »Linzer Tages-Post« vom 4. und 5. Mai 1909 67 zum Bauernverein als Vorläufer des Landbundes vgl. Karin Fellinger, Der Landbund in Oberösterreich, phil. Diss. Salzburg 1989, 11 (Gründung des Bauernvereins am 10. März 1881 unter dem Motto »weder klerikal noch liberal«), 223 (Matthias Achleitner) 68 Die Angaben nach Brandstötter, Heimatbuch, 111, 187 69 Die Geschichte des Seeverkaufs lässt sich nach dem heutigen Wissensstand nicht eindeutig klären, da es unklar ist, wo sich die entscheidenden Aktenunterlagen befinden. Mehrere Spuren, die verfolgt wurden, sind bisher nicht erfolgreich gewesen. Interessant sind die Angaben bei Brandstötter, Heimatbuch, 120f. 70 vgl. Victor Eisenmenger, Erzherzog Franz Ferdinand, Zürich – Leipzig – Wien 1930, 130 - 137 71 vgl. verschiedene Mitteilungen in: Brandstötter, Heimatbuch, besonders 118, 189
111
Häuser in Zel am Moos aus dem Jahre 1825 und ihre heutigen Adresen # Name
Hausname/Ort Stand
neue Adresse
derzeitige/r Besitzer/in
Sonstiges
1 Pfarrhaus
Pfarrhaus
—
Pfarrweg 1
Pfarre Zell am Moos
—
2 Bartholme Ziegler
Wirtshaus
—
Kirchenplatz 2
Langwallner Wilhelm und Eva
GH Langwallner
3 Wolfgang Fischhofer
Fischer
1/4 Bauer
Eschenweg 2
Grubinger Matthias und Herta
Fischer
4 Wolfgang Pökl
Woferlbauer
1/2 Bauer
Zellhofweg 1
Enzinger Johanna
Gasthof Seewirt
5 Michael Dorfinger
Michaelbauer
1/4 Bauer
Zellhofweg 5
Schorn Max und Maria
Michlbauer
6 Joseph Meingast
Weber in Zell
Leinweber
Kirchenplatz 10
Obauer Friedrich und Marianne
Bäckerei Obauer
7 Joseph Maderegger
Schuster
Schuhmacher
Zellhofweg 9
Hinterauer Rudolf und Maria
—
8 Joseph Meingast
Meßnerhäusl
—
Abt-Haberl-Weg 1
Neuhofer Johann und Pauline
GH Neuhofer
9 Franz Schindlauer
Schuster
Schuhmacher
Abt-Haberl-Weg 11
Gramlinger Maria
Reitererbauer
10 Bartholme Ziegler
Haberl
1/4 Bauer
Gassen 10
Langwallner Josef und Herta
Bahn Haberl
11 Ignatz Lettner
Ober-Gassen
1/4 Bauer
Gassen 32
Pöckl Franz und Helga
Loidl
12 Georg Windhager
Unter-Gassen
1/4 Bauer
Gassen 27
Strobl Gerhard und Aloisia
Gassner
13 Joseph Kaltenhauser
Sechterlehen
1/4 Bauer
Lindau 6
Grubinger Johann
Sechterlechner
14 derselbe
dasselbe
Auszugshäusl
—
—
—
15 Philipp Paar
Parz
1/4 Bauer
Lindau 9
Schafleitner-Schweighofer Matthias
Parzer
16 Simon Schafleithner
Lindau
1/2 Bauer
Lindau 14
Schafleitner Johannes
Haberl
17 zu Nr. 19 gehörig
dasselbe
Auszugshäusl
Lindau 15
Oberascher Franz
Sixn Franz
18 zu Nr. 16 gehörig
dasselbe
Auszugshäusl
—
—
—
19 Joseph Kupfer
Lindau
1/4 Bauer
Lindau 17
Edtmeier Josef und Christina
Six
20 Mathias Wallner
Schmid zu Lindau Hufschmied
Lindau 19
Maier Matthias und Gertraud
Schmid/Lindau
21 Johann Mayr
Leithen
1/4 Bauer
Lindau 22
Stabauer Johann und Hermine
Leitner
22 Michael Dorfinger
Bichl
1/4 Bauer
Lindau 26
Pöckl Gottfried und Anna
Pichler
23 Johann Kaltenhauser
Vormoos
Pointler
Vormoos 8
Grubinger Johann
Hesl Paul
24 Kaspar Schindlauer
dasselbe
1/4 Bauer
Vormoos 4
Lettner Johann und Marianne
Hansl/Vormoos
25 Johann Höllerer
Vormoos
1/4 Bauer
Vormoos 6
Höllerer Johann und Brigitte
Schaber
26 Leopold Schindlauer
dasselbe
1/4 Bauer
Vormoos 2
Spielberger Johann und Maria
Poidl in Vormoos
27 Lorenz Kittenbaumer
Braittenau
1/4 Bauer
Breitenau 3
Eisl Ferdinand
Eisl/Breitenau
28 Jakob Grubinger
dasselbe
1/4 Bauer
Breitenau 6
Grubinger Friedrich und Maria
Hiasn
29 Michael Eder
dasselbe
1/4 Bauer
Breitenau 8
Handl Johann und Elisabeth
Petern
30 zu Nr. 28
dasselbe
Auszugshäusl
Breitenau 7
Grubinger Friedrich und Maria
Nebengeb. Hiasn
31 Johann Mayr
dasselbe
1/4 Bauer
Breitenau 4
Schindlauer Monika
Moa
32 Johann Grubinger
Hof
1/4 Bauer
Entersgraben 1
Grubinger Michael und Maria
oberer Hofinger
33 Johann Kittenbaumer
dasselbe
1/4 Bauer
Entersgraben 13
Kittenbaumer-Maier Josef
unterer Hofinger
2 · geschichte & gegenwart
# Name
Hausname/Ort Stand
neue Adresse
derzeitige/r Besitzer/in
Sonstiges
34 Joseph Prem
Schwemhäusl
Entersgraben 8
Brand Josef jun. und Josefine
Schwemmhäusl
Leinweber
1 13
35 Joseph Schindlauer
Endersgraben
1/4 Bauer
Entersgraben 6
Eder Josef und Juliane
Matthiasn
36 zu Nr. 37 gehörig
Endersgraben
Auszugshäusl
—
—
—
37 Sebastian Ziegler
Endersgraben
1/4 Bauer
Entersgraben 11
Pöckl Gottlieb und Sabine
Andrä
38 Johann Grubinger
Endersgraben
1/4 Bauer
Entersgraben 9
Födinger Maria
Hesl
39 Joseph Radauer
Holz-Häusl
Taglöhner
Harpoint 32
Lettner Anna
Dax
40 Peter Schwaighofer
Harpointh
Saagmühler
Harpoint 23
Schindlauer Wolfgang
Engelbert
41 Engelbert Lohninger
Weber, Harpointh Leinweber
Harpoint 24
Schmid Ilse
42 Joseph Didlbacher
Jäger, Harpointh
Häusler
Harpoint 22
Brand Josef jun. und Josefine
Dittlbacher
43 zu Nr. 49 gehörig
Nößlau
Zu-Häusl
Harpoint 39
Pöckl Friedrich und Rosa
Jaglbauern Fritz
44 Rupert Brüderl
Weber Rup
Leinweber
Harpoint 17
Preining Paul jun.
Wagner
45 Georg Lirk
Häusler, Harpointh Taglöhner
Harpoint 8
Lettner-Weierer Anna
Tischler/Harpointh
46 Georg Lettner
Wagner, Harpointh
Harpoint 7
Rieger Gerhard
Schneider/Harpointh
47 zu Nr. 48 gehörig
Harpointh
Harpoint 13
Pachler Josef und Maria
Hochhauser
48 Joseph Schwaighofer
Hochhaus
49 Johann Pöklische Erben b. d. gr. Linden
(ist abgebrochen) Zimmermann
Harpoint 5
Reich Adolf
—
1/2 Bauer
Harpoint 3
Pöckl Franz
Jaglbauer
50 Andre Schafleithner
bey der Linden
1/4 Bauer
Harpoint 1
Mindlberger Johann und Hannelore
Lindenbauer
51 Georg Winkler
in der Edt
1/4 Bauer
Brandstatt 60
Rindberger Gertrude
Eder
52 Voriger
Edt-Häusl
Auszugshäusl
abgetragen
—
Nebengebäude Eder
53 Franz Ziegler
Bichsen-Gut
1/2 Bauer
Brandstatt 62
Mayer Franz jun. und Christine
Bixer
54 Mathias Eder
Starz
1/2 Bauer
Brandstatt 64
Eder Karl und Franziska
Starzer
55 Jakob Mündlberger
Ober-Brandstatt
1/2 Bauer
Brandstatt 66
Eder Matthias
Brandstätter
56 Bartolme Gastinger
Ober-Hitzl
1/4 Bauer
Brandstatt 56
Kurz Robert und Maria
Hitzl
57 Mathias Dorfinger
Unter-Hitzl
Pointler
Brandstatt 51
Pöckl-Achleitner Franz und Maria
Hitzl Seppn
58 Joseph Lettner
Hitzl-Häusl
Taglöhner
Brandstatt 48
Hufnagl Franz und Ingrid
Hufnagl
59 zu Nr. 55 gehörig
Unter-Brandstadt zu Zustadl vermind. Brandstatt 46
60 Andre Braitenthaller
Bauernfeind
Hölzl Raimund und Gertraud
—
1/4 Bauer
Brandstatt 36
Pöckl Josef und Maria
Bauernfeind
61 Georg Eppel
Nieder-Brandstatt 1/2 Bauer
Brandstatt 13
Radauer Matthias
Eppel
62 Rupert Paar
Schabach
Brandstatt 1
Pöckl Maria
Schmid am Bach
1/4 Bauer
63 Johann Hausstädter
Hochsien
1/2 Bauer
Kohlstatt 1
Hausstätter Anna
Serner
64 Sebastian Buchner
Stummergut
1/4 Bauer
Kohlstatt 21
Buchner Johann jun.
Stummer
65 Johann Pökl
Höllerer
1/4 Bauer
Kohlstatt 17
Achleitner Matthias und Walpurga
Höllerer
66 Peter Schilcher
Holzer
1/4 Bauer
Kohlstatt 24
Prem Koloman und Josefine
Holzer
# Name
Hausname/Ort Stand
neue Adresse
derzeitige/r Besitzer/in
Sonstiges
67 Georg Radauer
Feichtinger
1/2 Bauer
Kohlstatt 26
Schwaighofer Franz und Gertrude
Feichtinger
68 Joachim Braitenthaller Oberlehner
1/2 Bauer
Kohlstatt 28
Engl Johann und Theresia
Oberlechner
69 Vorstehender
Oberlehner
Auszugs-Häusl
Harpoint 42
Reitmeier Peter
Bruckermüller
70 Michael Pökl
Graben-Mühl
Mahlmühl
Harpoint 43
Rinnterthaler Alois und Elfriede
Heissinger Lois
71 Joachim Braitenthaller Oberlehen
Müller
—
—
—
72 Johann Mayrhofer
Bergbauer
1/2 Bauer
Haslau-Berg 27
Breitenthaler Ferdinand u. Johanna
Bergbauer
73 Vorstehender
Berg
Auszugs-Häusl
Haslau-Berg 28
Breitenthaler Ferdinand u. Gabriele
Bergbauer
74 zu Nr. 75 gehörig
in der Heissing
Zu-Häusl
Heissing 11
Hofmann Johanna
Preimesberger
75 Joseph Paar
Heissing
1/2 Bauer
Haslau-Berg 1
Glaser Peter
Wagner
76 Andre Paar
Heissing
1/2 Bauer
Heissing 9
Henke Margarete
77 Andre Paar
Heissing
Zu-Häusl
Heissing 15
Schweighofer Ferdinand u. Walburga
Heissinger
78 ad Nr. 79 gehörig
Pastling
Zu-Häusl
Haslau-Berg 21
Strobl Elisabeth
Bastlinger
79 Michael Dräxler
Pastling
1/2 Bauer
Haslau-Berg 23
Berer Franz
Bastlinger Häusl
80 Georg Edlbacher
Oberholz
1/4 Bauer
Haslau-Berg 19
Sperr Josef
Oberholzer
81 Vorstehender
detto
Zu-Häusl
Haslau-Berg 9
Hinterberger Gabriela
—
82 ad Nr. 83 gehörig
Badlhof
detto
Haslau-Berg 14
Achleitner Matthias
Badlhofer NG
83 Thomas Mündlberger
Badlhof
1/2 Bauer
Haslau-Berg 15
Achleitner Matthias
Badlhofer
84 Georg Lettner
detto
1/4 Bauer
Haslau-Berg 16
Achleitner Johann und Maria
hinterer Badlhofer
85 Michael Pökl
Schlad
1/2 Bauer
Haslau-Berg 2
Grubinger Matthias und Lydia
Schlader Hias
86 Vorstehender
detto
Zu-Häusl
Haslau-Berg 4
Bamberger Franz und Gertraud
Schlader Gerti
87 Mathias Haslinger
Schlad
1/4 Bauer
Haslau-Berg 5
Radauer Friedrich jun. und Gerlinde
Schlader
88 Mathias Schafleithner Gollau
1/4 Bauer
Gollau 2
Achleitner Josef und Hildegard
Gollauer
89 Peter Exelberger
Gollau
1/4 Bauer
Gollau 4
Neuhofer Franz sen. und Christiana
Nußbaumer
90 Georg Wiesinger
Gollau
Pointler
Gollau 7
Grubinger Josef
hinterer Gollauer
Haslau 52
91 Joseph Schafleithner
Häusl b. d. Saag
Taglöhner
92 Georg Neuhofer
Saager-Mühl
Mahl-Mühl & Saag Haslau 46
Achleitner Eduard und Ida
Krempler
Lacher Reinhold und Gerlinde
Lacher
93 Michael Kittenbaumer Häusl b. d. Saag
Taglöhner
Haslau 48
Neuhofer Franz sen.
abgerissen
94 zu Nr. 95 gehörig
Endachern
Zu-Häusl
Haslau 42
Brandner Georg und Elfriede
Entachnerwirt
95 Joseph Schwaighofer
Endachern
3/4 Bauer
Haslau 41
Brandner Georg und Elfriede
Entachnerwirt NG
96 Leopold Didlbacher
detto
Pointler
Haslau 39
Nußbaumer Manfred und Elisabeth
Weberbauer
97 Mathias Radauer
Altach
Hufschmied
Haslau 31
Kloiber Eduard
Kloiber NG
98 Johann Krükl
detto
Schneider
—
Strobl Alois
wurde abgerissen
2 · geschichte & gegenwart
# Name
Hausname/Ort Stand
neue Adresse
derzeitige/r Besitzer/in
Sonstiges
99 ad Nr. 60 gehörig
detto
Zu-Häusl
—
—
wurde abgerissen
1/4 Bauer
Haslau 10
Schweighofer Ferdinand u. Elisabeth
Mühlbauer wurde abgerissen
100 Mathias Schwaighofer Mühlbauer 101 zu Nr. 100 gehörig
Mühlbauern-Häusl Zu-Häusl
—
—
102 Johann Aigner
Bachgelt-Mühl
Mahlmühl
Haslau 12
Rauchenschwandtner Ernst u. Theres. Roider
103 Joseph Paar
Schwaighof
1/2 Bauer
—
—
wurde abgerissen
104 zu Nr. 103 gehörig
Mühl, Schwaighof Mahlmühl
Haslau 23
Hirscher Ursula
Schwaighofer Mühle
105 Joseph Wiesinger
Schwaighof
Haslau 1
Weninger Johann
Schwaighofer
1/2 Bauer
106 Georg Schwaighofer
in der Roith
1/2 Bauer
Häusern 1
Gemeinde Zell/Moos
Gemeindewohnhaus
107 Johann Schmidhuber
Häusern
1/2 Bauer
Häusern 4
Maderecker Ferdinand und Petra
Häuserer
108 Vorstehender
detto
Zu-Häusl
Häusern 6
Maderecker Friedrich und Hannelore
Häuserer Tischler
109 Florian Achleithner
Kreith
3/4 Bauer
Greith 10
Anders Irene
Weninger
110 Anton Sulzberger
Stadl
3/4 Bauer
Greith 2
Prem Martin
Stadler
111 Vorstehender
detto
Zu-Häusl
Greith 4
Schafleitner Johann jun. und Renate
Gustl
112 Simon Brudl
Ekartsreith
Pointler
Kohlstatt 15
Dr. Steiner Meinhard
Zimmermeister
113 Michael Schafleithner Oberschwand
1/2 Bauer
Oberschwand 41
Fa. Rothenberger Holding GmbH
Schwandbauer
114 ad Nr. 115
Lechen
Zu-Häusl
—
—
ist abgetragen
115 Joseph Pökl
Lechen
1/4 Bauer
Oberschwand 9
Pöckl Josef
—
116 Johann Schafleithner
Wies
1/4 Bauer
Oberschwand 8
Schafleitner Johann jun. u. Christine
Wiesinger
117 Joseph Grubinger
Im Feld
1/4 Bauer
Oberschwand 45
Schleicher Franz
Feldinger
118 Jakob Achleitner
Wolf-Bauer
1/2 Bauer
Oberschwand 30
Achleitner Anton sen.und Elfriede
Wolfbauer
119 Mathias Oberholzer
Nagendorf
1/4 Bauer
Oberschwand 32
Eisl Ferdinand und Alexandra
Nagendorfer
120 Leopold Göllner
Nagendorf
1/4 Bauer
Oberschwand 36
Schleicher Matthias (Parhammer)
hinterer Nagendorfer Langwallner
121 Georg Gastinger
Langwald
Pointler
Unterschwand 27
Steininger Ferdinand und Irmgard
122 zu Nr. 123 gehörig
Häusl am Bichl
Zu-Häusl
Unterschwand 15
Draschwandtner Herbert und Barbara Ramsauer NG
123 Johann Wiesinger
Ramsau
1/2 Bauer
Unterschwand 16
Draschwandtner Herbert und Barbara Ramsauer
124 Mathias Freinbichler
Roithl
Pointler
Oberschwand 14
Dank Dagmar
Feldinger Häusl
125 Andre Sulzberger
Unterschwand
1/4 Bauer
Unterschwand 9
Maier Matthias und Frieda
Wagner
126 Michael Lettner
Unterschwand
1/4 Bauer
Unterschwand 8
Seidl Adolf jun.
Schleicher
127 Schulhaus
Schulhaus
in Zell
Kirchenplatz 8 u. 9
Obauer Balbina
—
128 Johann Lettner
Schmiden-Häusl
Taglöhner
Brandstatt 30
Handl Hubert und Maria
Petern
129 Franz Bär
Schmidt zu Zell
Hufschmidt
Hauptstraße 1
Stabauer Franz und Annemarie
Schmid/Zell
130 zu Nr. 5 gehörig
Häusl in Zell
Zu-Häusl
Zellhofweg 7
Froschauer Alfred jun. und Maria
Michlbauer NG
1 15
Die zerstรถrte Dorflinde im Ortszentrum nach dem Sturm im Sommer 1929
2 · geschichte & gegenwart
»Es ih eine unheimliae Zeit!« Zel am Moos zwisaen Erher Republik und dem Untergang des ›Driten Reiaes‹ Jürgen Tröbinger Einleitung Die Jahre zwischen 1918 und 1945 sind wahrscheinlich die unruhigsten, die Zell am Moos im Laufe der 900 Jahre seit der erstmaligen urkundlichen Erwähnung durchlebt und durchlitten hat. Vor allem auf politischer Ebene sah die Gemeinde Veränderungen, die noch nie da gewesen waren. Insgesamt fünf Regierungsformen lösten sich in den 28 Jahren nacheinander ab. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 stand Zell am Moos unter der Herrschaft der Habsburgerkaiser. Danach übten sich die Menschen der Ersten Republik erstmals in Demokratie. Das politische System scheiterte jedoch aus verschiedenen Gründen und endete vorerst 1934 im autoritären Ständestaat mit seinen faschistischen Zügen. Vier Jahre später waren Macht
und Einfluss dieser Regierungsform am Ende. Ein Ausweg schien der Zusammenschluss mit dem wirtschaftlich florierenden Hitler-Deutschland zu sein. Bis 1945 sollte Österreich von der Landkarte verschwinden und als »Ostmark« bzw. ab 1942 als »Alpen- und Donaureichsgaue« in einem totalitären Regime aufgehen. Erst in der Zweiten Republik galt nach zwölf Jahren »Ständestaat« und NS-Regime wieder Demokratiepolitik. Neben den politischen Umwälzungen erlebte Zell am Moos eine erste Phase der technisch-infrastrukturellen Modernisierung. In den Jahren zwischen 1918 und 1945 wurde eine Stromversorgung aufgebaut, neue Kommunikationsmedien wie Radio eingeführt, erstmals Straßen geteert oder auch die geographisch abgelegene Region mit Bussen in den öffentlichen Verkehr eingebunden. Die vergleichsweise kleine Gemeinde blieb so im Gesamten gesehen immer ein Ort, in dem sich die »große« europäische Geschichte auch im Kleinen abspielte.
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Es waren aber nicht nur die großen strukturellen Veränderungen, die die Gemeindebürger in Atem hielten. Naturkatastrophen, Unfälle, Mord und Totschlag bilden ebenso Eckpunkte der historischen Entwicklung in Zell am Moos, die nicht ausgeblendet werden dürfen. Strukturelle Rahmenbedingungen Um die Entwicklungen der Jahre 1918 bis 1945 besser zu verstehen, ist eine strukturelle Bestandsaufnahme zu Beginn unerlässlich. Erst im Überblick der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen lassen sich die lokalen Geschehnisse besser verstehen. Die geographisch wie infrastrukturell isolierte Lage machte die Gemeinde eher resistent gegen Veränderungen von außen. Lediglich der Fremdenverkehr, die sog. »Sommerfrische«, brachte Impulse jenseits der Gemeindegrenzen in den Ort. Aus regionaler Perspektive betrachtet spielte die Kommune seit jeher eine untergeordnete Rolle im Schatten von Mondsee, das Gerichtsort war, und Vöcklabruck, welches das Verwaltungszentrum bildete. Politisch war die lokale Parteienlandschaft zwischen 1918 und 1934 geprägt durch die Christlichsoziale Partei und den Großdeutschen bzw. deren bäuerliche Abspaltung, dem Landbund. Die Gemeinde war somit fest in der Hand von konservativen, eher rechts der politischen Mitte angesiedelten Fraktionen. Die Sozialdemokratie und ihre reformerischen Ansätze spielten in Zell am Moos keine entscheidende Rolle. Im darauf folgenden autoritären Ständestaat ab 1934 blieben durch das Parteienverbot lediglich die Christlichsozialen am politischen Parkett übrig, die den Staat lenkten, der in der Idealvorstellung der damaligen Zeit nach Berufsständen geordnet werden sollte. Ab 1938 übernahmen die Nationalsozialisten der Region, die bis 1938 illegal aktiv waren, das kommunalpolitische Ruder. Bis zum Zusammenbruch des »Dritten Reiches« 1945 wa-
ren sie die Entscheidungsträger, welche nach NS-Ideologie und durchaus auch mit Blick auf die eigenen Vorteile herrschten. Nach Kriegsende nahm die Folgepartei der Christlichsozialen, die Österreichische Volkspartei, neben einer kleinen Gruppe von Sozialdemokraten die Führungsposition in Zell am Moos ein. Wirtschaftlich waren Land- und Forstwirtschaft die dominierenden ökonomischen Rahmenbedingungen, die den Menschen der Region Arbeit und Verdienst boten. Während die Holzwirtschaft weitgehend in einen regionalen Markt eingebunden war, betrieben die Bauern mit Getreideanbau und Viehzucht meist Subsistenzwirtschaft, die den Eigenbedarf sicherstellte und durch Verkauf von Produkten etwas finanziellen Spielraum schaffte. Der Fremdenverkehr mit seinen 300 bis 600 Sommergästen und Kleingewerbe, wie Handwerk oder Gastgewerbe, hatten in der Gesamtsicht der Jahre 1918 bis 1945 wirtschaftlich einen geringeren Stellenwert. Die kleingliedrige Agrarstruktur samt der isolierten Lage machte das bäuerlich dominierte Wirtschaftsgefüge weniger anfällig für internationale Wirtschaftskrisen. Zwar ließ die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg die Preise auch in Zell am Moos in astronomische Höhen schnellen, doch hielten sich die Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung durch die Eigenproduktion von landwirtschaftlichen Produkten in Grenzen. Gleiches galt für die wirtschaftliche Stagnation in den späten 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Auch sie traf Zell am Moos nicht mit der Härte, wie industriell geprägte Regionen. Bedeutete die Agrardominanz einerseits einen gewissen Schutz vor Hunger und Rezession, so waren Land- und Forstwirtschaft andererseits stark den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Hagelschlag und Hochwasser hatten nachhaltigeren Einfluss als Inflation oder Börsenkollaps. Eng an die Land- und Forstwirtschaft war das gesellschaftliche Gefüge gekoppelt, das durch die ökonomischen Grundlagen definiert wurde. Bäuerliche Großfamilien samt
2 · geschichte & gegenwart
Mägden und Knechten dominierten die gesellschaftliche Struktur in Zell am Moos. Bürgerliche Schichten wie im städtischen Bereich gab es nur in geringer Zahl oder temporär, wenn Beamte, Unternehmer oder Künstler überwiegend aus dem Wiener Raum zur Sommerfrische in den Ort kamen. In jenen Monaten des Jahres war Zell am Moos multikultureller. In den Wintermonaten blieb man hingegen in den Stuben unter sich. Daneben stellten Bürgermeister, Gastwirt, Pfarrer und Schulleiter eine bürgerliche Kleinstschicht, die die Eckpfeiler der sozialen Beziehungen im Ort waren. Das bäuerliche Umfeld definierte auch das kulturelle Leben im Ort. Die Pflege von Brauchtum und Tradition – so zum Beispiel das Maibaum-Aufstellen – prägten den Jahresablauf der ländlichen Bevölkerung. Eng daran geknüpft war auch die Kirche, die mit ihren Feiertagen einen großen Teil zum Stillen kultureller und spiritueller Bedürfnisse der Bevölkerung beitrug. Neben diesen institutionalisierten Formen der Kulturpflege gab es jedoch unregelmäßige Unterhaltungsformen, die für Abwechslung im fixen Jahresablauf sorgten. Dies waren vor allem wandernde Zauberer und Gaukler, die gelegentlich durch den Ort kamen, in Schule oder Gastwirtschaft auftraten und vor der Weiterreise den Hut für Spenden herumreichten. Eine Veränderung dieser oft Jahrhunderte alten Formen setzte in der Mitte der 20er Jahre ein, als erste Laientheater entstanden. So ist überliefert, dass ab 1923 im Gasthaus Bahn Gemeindemitglieder auf einer provisorischen Bühne Bauernschwänke aufführten. Ein weiteres populäres Kulturereignis waren Festivitäten zur Faschingszeit. Sie tauchen in der Gemeinde Mitte der 20er Jahre auf. Damals wurden erstmals Maskenbälle und Umzüge am Faschingsdienstag veranstaltet.
Chronologie der Ereignisse Das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 1918: Bereits Anfang des Jahres 1918 beschloss der Zeller Gemeindeausschuss (heutiger Gemeinderat) angesichts der hohen Zahl an Gefallenen aus Zell am Moos, ein Kriegerdenkmal zu bauen. Dazu wurde eine Sammlung gestartet, die die Errichtung nach Kriegsende sicherstellen sollte. Bis zur Umsetzung des Vorhabens sollten jedoch noch einige Jahre vergehen. Erst 1925 konnte vor der damals im Ortszentrum stehenden Linde ein Mahnmal für die 21 Gefallenen im Ersten Weltkrieg enthüllt werden. Unterdessen fanden Anfang 1918 noch die letzten Ausmusterungen wehrfähiger Männer für den Kriegseinsatz statt. Hiervon waren vor allem jene betroffen, die vor 1900 geboren waren. Aus der Haslau ist überliefert, dass im letzten Kriegsjahr noch vier junge Männer zum Wehrdienst eingezogen und an die Front geschickt wurden. Im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg blieb Österreich von einer Eroberung durch siegreiche Armeen verschont. Auch Schäden durch Bombenangriffe gab es aufgrund der noch an den Anfängen stehenden Flugzeugentwicklung keine. Zell am Moos war also den Krieg hindurch von den Fronten in Frankreich und Russland weit entfernt. Bis auf sieben flüchtige Kriegsgefangene, die 1917 im Gemeindegebiet aufgegriffen wurden, gab es keinen unmittelbaren Bezug zu den Kriegsschauplätzen. Im November, kurz nach Kriegsende, sahen die Zeller zum ersten Mal ein Flugzeug. Vermutlich eine deutsche Maschine flog in diesen Tagen über die Gemeinde hinweg und sorgte für Aufsehen sowie jede Menge Schaulustige. Der Doppeldecker musste wegen Motorschaden auf einem Feld bei Oberhofen landen. Das Flugzeug wurde schließlich nach Anweisung des Gendarmeriepostens nach Linz gebracht. Damit der Übergang von der monarchischen Herrschaft in das demokratische System der Ersten Republik ruhig und sicher ablief, wurde in Zell am Moos nach Kriegsende eine
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zehn Mann starke Sicherheitswehr gegründet. Sie sollte die Gendarmerie bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung unterstützen. Diese Gruppen wurden allgemein als Selbstschutz-Organisationen gegründet, die politisch motivierte Unruhen, wie die Oktoberrevolution der Bolschewiken unter Lenin in Russland 1917, verhindern sollten. Im Dezember 1918, als sich die politische Lage in der Region zu stabilisieren begann, wurde diese provisorische Einrichtung aufgelöst und die Mitglieder entlassen. Das Kriegsende, die Rückkehr der Soldaten und der Wechsel von der Monarchie in die Erste Republik verliefen in Zell am Moos ruhig und ohne größere Zwischenfälle. Die Installierung der Demokratie brachte jedoch noch keine Erleichterung der Not, die der Erste Weltkrieg hervorgerufen hatte. Eine Folge des Krieges war die Lebensmittelknappheit, die 1916 einsetzte und bis 1922 anhalten sollte. Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln war trotz Rationierungen von staatlicher Seite her in Zell am Moos durch die bäuerliche Struktur einigermaßen gesichert. Produkte, die jedoch nicht aus der Region kamen, waren Mangelware. So zum Beispiel Tabak, der ab Juli 1918 nur mehr gegen eine sog. Raucherkarte an die Bevölkerung abgegeben wurde. Zeitzeugen zu Folge erhielt jeder einzelne für einen Monat nur jene Menge Tabak, die ein Durchschnittsraucher in einer Woche konsumierte. Gleichzeitig wurde auch der Zucker rationiert. Neben der Lebensmittelknappheit begann ab 1918 die Geldwirtschaft zu kollabieren. Die Folge waren exorbitante Preissteigerungen: Kosteten Anfang 1918 Lebensmittel wie ein Kilo Butter sieben Kronen, so mussten die Zeller Mitte des Jahres bereits 30 Kronen, Ende 1918 aber 100 Kronen für ein Kilo Butter bezahlen. Augenscheinlich wird die Teuerung der ersten Zwischenkriegsjahre auch anhand der Kosten für Nutztiere. Während 1918 in Zell am Moos eine Kuh oder ein Ochse bis zu 5.000 Kronen kostete, musste man 1922 das Tausendfache dafür bezahlen – fünf Millionen Kronen. Gleich verhielt es
sich mit einem Pferd. War das Nutztier 1918 bis zu 20.000 Kronen wert, kostete es vier Jahre später 18 Millionen. Als Reaktion auf die steigenden Preise betrieben einige Bauern Wucher und verkauften ihre Produkte zu stark überhöhten Preisen. Auf der anderen Seite kam es im Angesicht der Lebensmittelknappheit zu Hamsterkäufen. Besonders begehrte und daher wertvolle Lebensmittel waren hochkalorische Produkte wie Butter und Eier. Vor allem Ortsfremde aus Mondsee, Salzburg und St. Gilgen kamen von der Not getrieben in die von der Landwirtschaft bestimmten Gemeinde und kauften den örtlichen Bauern ihre Produkte um gutes Geld ab. Verschärfend zu den Teuerungen kam hinzu, dass durch schlechtes Wetter die Ernten in der Nachkriegszeit schlecht ausfielen, sodass auch das Grundnahrungsmittel Brot stark im Preis anzog. 1919 waren Dinge des täglichen Bedarfs beinahe nur mehr über den Schwarzmarkt zu bekommen. Der blühende Schleichhandel schlug sich auch in den Statistiken des Gendarmeriepostens Zell am Moos nieder, die die Beschlagnahmungen zwischen 1918 und 1922 erfassten. So wurden in den fünf Jahren zwei Ochsen und zwei Kühe, fünf Kälber, neun Schafe, sechs Hühner, eine Ente und ein Hase beschlagnahmt. Darüber hinaus 240 Kilo Fleisch, 75 Kilo Butter und Schmalz, 427 Kilo Getreide, 39 Kilo Mehl, zwei Rindshäute und ein Schaffell. Insgesamt wurden 44 Anzeigen wegen Viehschmuggel erstattet. Die Ursache für Not und Inflation nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sahen einzelne Gemeindebürger nicht in den komplexen Wirtschaftsentwicklungen und in der falschen Währungspolitik der österreichischen Regierung, wie dies Historiker heute tun. Es war der immer unterschwellig vorhandene Antisemitismus, der in der Krisenperiode kurz nach dem Ersten Weltkrieg zum Ausbruch kam. So gaben honorige Ortspersönlichkeiten die Schuld an der Inflation den Juden, die als »Wucherer« und »Preistreiber« die Notlage bewusst herbeigeführt und sich daran bereichert
2 · geschichte & gegenwart
Geld-Gutscheine der Gemeinde Zell am Moos aus 1920
hätten. An diesen Vorurteilen sollte 1938 das NS-Regime anknüpfen und seine menschenverachtende Vernichtungspolitik durch die offene oder stillschweigende Akzeptanz der Bevölkerung rechtfertigen. Wie in vielen Gemeinden wurde 1920 auch in Zell am Moos als Reaktion auf die Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit Notgeld (Gutscheine) im Wert von 60.000 Kronen ausgegeben. Diese konnten bis Ende des Jahres in Bargeld eingelöst werden. Der Erfolg dieser Hilfsaktion war jedoch beschränkt, da die Inflation die Beträge auf den Wertscheinen
bald unbedeutend machte. Die Folge war, dass Gutscheine kistenweise übrig blieben. Neben der Unterversorgung mit Lebensmitteln und der Inflation traten auch Krankheiten als Nachwehen des Krieges auf. Die Spanische Grippe, die 1918/19 von der Iberischen Halbinsel ausging und mehr als 20 Millionen Menschenleben forderte, fand Mitte Oktober 1918 ihren Weg auch nach Zell am Moos. Die Pandemie ging so weit, dass teilweise sämtliche Bewohner eines Hauses von der Krankheit erfasst wurden und dadurch die landwirtschaftlichen Arbei-
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ten auf der Strecke blieben. Die Todesrate unter den Zellern blieb – im Gegensatz zum benachbarten Mondsee – aber niedrig. Bis auf zwei Kinder kamen alle Grippekranken mit dem Leben davon. Die Erste Republik 1919 – 1934 1919: Anfang 1919 wagten die Zeller ihre ersten demokratiepolitischen Schritte: Am 16. Februar fand die Wahl der konstituierenden Nationalversammlung Deutsch-Österreichs – wie es damals offiziell hieß – statt. Auf der lokalen Ebene standen sich die Christlichsoziale Partei und eine Interessensgemeinschaften der Bauern (»Bauernverein«) gegenüber und lieferten sich einen harten Wahlkampf um die bäuerliche Wählergunst. Die Sozialdemokratische Partei trat in der Gemeinde nicht an. Detailergebnisse aus der Gemeinde sind nicht überliefert. Bekannt ist aber, dass die Christlichsoziale Partei daraus als Wahlgewinner hervorging. Im gleichen Jahr zog auch die sog. Volkswehr, ein militärisches Provisorium der unmittelbaren Nachkriegszeit, in Zell am Moos ein. 20 Mann dieses neuen österreichischen Heeres nahmen unter dem Kommando des Zeller Wachtmeisters Tauber die Bachzeltmühle in Besitz. Während die Führungskräfte in der Mühle wohnten, lagerten die niederen Chargen unter freiem Himmel rund um das Gebäude. Die Disziplin unter den Berufssoldaten war schlecht. Dies äußerte sich vor allem darin, dass die weibliche Bevölkerung von den Mitgliedern der Volkswehr bedrängt wurde. 1920: Im darauf folgenden Jahr, am 17. Oktober 1920, fand die Wahl zum Nationalrat statt. Der Wahlkampf fiel im Vergleich zum politisch stürmischeren Jahr 1919 ruhiger aus. Der eindeutige Gewinner der Wahl war wie ein Jahr zuvor die Christlichsoziale Partei, die 199 Stimmen in Zell am Moos erreichen konnte. Auf Platz zwei landete die libera-
le Bauernpartei (Landbund) mit 73 Stimmen, auf Platz drei die Großdeutsche Volkspartei mit 60 Stimmen. Die Sozialdemokraten erhielten vier Stimmen. 1920 wurde auch erstmals eine außerordentliche Volkszählung in ganz Österreich durchgeführt und die Einwohner innerhalb der neuen Grenzen erhoben. Insgesamt wurden dabei 805 Personen in der Gemeinde erfasst, 415 Männer und 390 Frauen. Oberösterreich hatte damals 857.234 Einwohner, um 7.505 mehr als bei der vorangegangenen Erhebung 1910. 1921: Die neuen politischen Machtverhältnisse und das folglich verstärkte Auftreten von sozialdemokratischen Kräften wirkten sich 1921 auch auf das Gebiet um Zell am Moos aus. So marschierten am 20. März 150 sozialdemokratische Arbeiter aus den Orten Munderfing, Mattighofen und Schalchen beim Sägewerk in Oberhofen auf. Dessen Besitzer Johann Schönauer hatte kurze Zeit vorher wegen Auftragsmangels in Folge der Wirtschaftskrise Arbeiter entlassen. Mit dem friedlichen Aufmarsch versuchten die Sozialdemokraten den Besitzer zur Wiederaufnahme der Entlassenen zu bewegen, was nach längeren Verhandlungen auch geschah. 1922: Die Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit und die einhergehende Hyperinflation wurden für die Zeller im Jahre 1922 immer bedrückender. Die Preise schnellten – wie bereits dargestellt – unaufhaltsam nach oben. Wer vorher ein stattliches Geldvermögen hatte, stand 1922 vor dem Nichts. Umgekehrt wurden aber auch viele Menschen schlagartig ihre Schulden los. Die Preise stiegen in Millionenhöhe. So kostete etwa ein Herrenanzug in Zell am Moos ein bis zwei, eine Kuh sechs bis sieben Millionen. Ein Kilogramm Butter war 50.000 Kronen wert. Erst im Herbst brachte die neue Währungspolitik von Bundeskanzler Ignaz Seipel Entspannung. Die Notenpressen zur vermeintlichen Sanierung der
2 · geschichte & gegenwart
1924 löste der Schilling die Kronenwährung ab. Hier ein 1000-Kronen-Schein
Staatskasse wurde angehalten, die Inflation gestoppt. Die Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage setzte sich auch auf lokaler Ebene fort, sodass die Bautätigkeit in Zell am Moos nach dem Ersten Weltkrieg erstmals wieder anstieg. Ein Großteil der Bausubstanz aus der Vorkriegszeit war renovierungsbedürftig. Es kam zu umfangreichen Sanierungsarbeiten und zur Errichtung von neuen Häusern. 1923: Am 21. November 1923 fanden die Wahlen zum Nationalrat statt. Das Ergebnis fiel wie in den vergangenen Jahren zu Gunsten der Christlichsozialen Partei aus, die 276 Stimmen erhielt. Zweiter wurde mit 112 Stimmen die Großdeutsche Volkspartei, Dritter die sozialdemokratische Fraktion mit 15 Stimmen. 1923 wurde das erste private Wasser-Kleinkraftwerk in Zell am Moos errichtet, welches den Anstoß zur Elektrifizierung der Gemeinde gab. Erbauer war der Gastwirt Wil-
helm Bahn. Viele Landwirte der Umgebung taten es ihm in den folgenden Jahren gleich und versorgten ihre Häuser mit Strom. Die Elektrizität wurde anfangs hauptsächlich für die Beleuchtung verwendet und löste die bis dahin gebräuchlichen Petroleumlampen ab. Erst später wurde der Strom auch zum Betrieb von anderen elektrischen Geräten wie Radios und in der Landwirtschaft verwendet. In den Zwanziger Jahren setzte sich die Elektrifizierung des Orts fort. 1923 hatte sich der Gastwirt Wilhelm Bahn bereits eine »Lichtanlage« – wie man es damals nannte – gebaut. Ein Jahr später wurde nun auch der Pfarrhof an das Stromnetz angeschlossen und mit elektrischem Licht versorgt. Im gleichen Jahr gab es eine wirtschaftliche Veränderung, die alle Österreicher betraf. Die noch aus der k.u.k. Zeit stammenden Kronen-Banknoten wurden eingezogen und durch die neue Schilling-Währung ersetzt.
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Im gleichen Jahr, am 6. April 1924, fanden in Oberösterreich die Gemeinderatswahlen statt. Dabei schlossen die Christlichsoziale und die Großdeutsche Partei ein Wahlübereinkommen, sodass beide Fraktionen mit einer Einheitsliste zu den Wahlen in Zell am Moos antraten. Von der Kooperation profitierten jedoch ausschließlich die Christlichsozialen. Während sie vor der Wahl fünf Vertreter im Gemeindeausschuss (Gemeinderat) hatten, waren es nach dem Urnengang doppelt so viele. Im Gegensatz dazu schrumpfte die Zahl der großdeutschen Ausschussmitglieder von sieben auf einen Vertreter in der Kommune. Daneben war noch ein Mitglied des Landbunds im Gemeindegremium. Bürgermeister wurde der Christlichsoziale Paul Schafleitner. Am 28. Juni 1924 wurde Zell am Moos ans Netz der Postbus-Linien angeschlossen und so der Ort verstärkt in den öffentlichen Verkehr und damit in die Region allgemein eingebunden. Zwei Mal täglich fuhr nun ein Bus nach Mondsee oder Steindorf. 1925: Am 17. Mai des Jahres fanden die Landtagswahlen statt. Mitte der Zwanziger Jahre hatte sich das politische Klima nach den Wirren der ersten Nachkriegsjahre beruhigt. Die Wählerstimmen waren bis auf wenige Veränderungen unter den Parteien traditionell verteilt, sodass der Wahlkampf in Zell am Moos ruhig ablief. Enttäuscht waren die Zeller laut einem Zeitzeugen lediglich davon, dass kein Kandidat aus dem Bezirk zur Wahl in den Landtag stand. Eine Kandidatur war aufgrund von politischer Uneinigkeit im Bezirk Vöcklabruck nicht zustande gekommen. Im ganzen Bundesland erhielten die Christlichsozialen 34 (vorher 32) Mandate, die Großdeutschen 10 (10) und die die Sozialdemokraten 16 (18). Das Ergebnis aus Zell am Moos ist in den Quellen nicht überliefert. Wie bei allen anderen Urnengängen in der Gemeinde dürfte es aber eine eindeutige Mehrheit für die Christlichsoziale Partei gegeben haben.
Die wachsende internationale Vernetzung in der Zwischenkriegszeit machte sich 1925 indirekt auch in Zell am Moos bemerkbar. Seit Anfang Mai querte die erste regelmäßige Flugverbindung die Gemeinde. Vormittags und nachmittags flog eine Maschine aus Wien kommend Richtung Zürich und retour. 1926: Mitte der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts setzte die ökonomische Entwicklung nach den Turbulenzen der unmittelbaren Nachkriegsjahre zu einem langsamen Konjunkturaufschwung an. Die Wirtschaft wuchs und der Boom schlug sich auch auf die Zeller nieder. Die ökonomische Sicherheit ermöglichte es, die Zeit statt in den Kampf ums nackte Überleben in neue soziale Veranstaltungen zu investieren. Die Theatergesellschaft der Gemeinde veranstaltete 1926 erstmals in der Faschingszeit einen Maskenball, und am Faschingsdienstag fand ein Umzug statt, der aus 14 nach verschiedenen Themen geschmückten Wagen bestand. Neben einem Gambrinuswagen, der dem angeblichen Erfinder des Bieres gewidmet war, gab es unter anderem stilisierte Zigeunerwagen, eine original Postkutsche und einen Wagen samt Almhütte darauf. Der Aufschwung trieb auch die Technisierung und den Fremdenverkehr voran. Das Jahr 1926 und die fortschreitende Technisierung des Alltags brachte Zell am Moos näher an die Welt. Der Gastwirt Wilhelm Bahn schaffte sich um 700 Schilling ein Radio an – damals ein kostspieliger Luxusgegenstand. Neben dem Sender in Wien reichte der Empfang bis nach Rom, Prag, Hamburg, München, Frankfurt, Zürich, Breslau und nach Oslo. Im gleichen Jahr fand auch der erste sportliche Wettbewerb im Ort statt. Unter dem Motto »Quer den Irrsee« galt es im August, das Gewässer in kürzester Zeit zu durchqueren. Bestzeit schwamm die damals erst 14-jährige Grete Lenpold vom Wiener Damenschwimmklub Danubia in 16 Minuten und 51 Sekunden.
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Ende der 1920er-Jahre wurden Schifahren und Schispringen in der Gemeinde populär.
Mit der Wegmarkierung über den sog. »Saurüsselwald« nach St. Georgen im Attergau wurde der Grundstein für den Wandertourismus in der Umgebung gelegt. Von nun an war es auch für Ortsfremde möglich, in einer Tagestour vom Attersee bis zum Mondsee zu wandern. Auch der nahe gelegene Kolomannsberg wurde mit Wanderwegen erschlossen. Mit dem boomenden Fremdenverkehr und der damit verbundenen Öffnung des Ortes nach außen brach die traditionelle Festkultur auf. Vor allem junge Menschen wandten sich zusehends von althergebrachten Bräuchen wie Landler- und Polkatänzen ab und schätzten immer mehr die entstehende internationale Populärkultur. Die Veränderungen sorgten mitunter auch für Irritationen in der Erwachsenenwelt: »Auch die Jugend tanzt modern«, berichtete ein Chronist sichtlich überrascht.1 1927: Im April 1927 wurden die Nationalratswahlen abgehalten. Die sich österreichweit abzeichnende schlechte
Wirtschaftslage der Landwirtschaft brachte die Bauern der Umgebung gegen die Christlichsoziale Regierung auf, der man die Schuld für die Krise gab. Durch die Unzufriedenheit trat der Landbund diesmal mit einer eigenen Liste zur Wahl an. Christlichsoziale, die Großdeutschen und die erstmals auftauchenden Nationalsozialisten schlossen sich zu einem Wahlbündnis zusammen. Als Sieger gingen traditioneller Weise die Christlichsozialen mit 218 Stimmen hervor. 175 gaben ihr Votum für den Landbund ab, 32 wählten die Sozialdemokraten. Die Nationalsozialisten gingen in Zell am Moos vorerst noch leer aus. 1927 wurde vor der Schule vom damaligen Schulleiter Karl Brandstötter der erste Schikurs im Ort abgehalten. Der neue Sport erfreute sich in der Bevölkerung so großer Beliebtheit, dass in den folgenden Jahren ein Schiklub gegründet wurde. Die Mitglieder veranstalteten Bewerbe in der Gemeinde und nahmen an überregionalen Meisterschaften teil.
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Das verwüstete Haus Gierbl Nr. 128
1929: Am 14. April 1929 stand erneut eine Gemeindewahl auf der Tagesordnung. Die Christlichsoziale Partei folgte ihrer erfolgreichen Strategie vergangener Kommunalwahlen und trat mit dem Landbund als Einheitsliste an. Zehn Mandate gingen folglich an die Christlichsozialen, zwei an den Landbund. Nach unaufgeregtem Wahlkampf und ruhigem Urnengang wurde der christlichsoziale Bauer Johann Rindberger zum Bürgermeister bestellt. Am 4. Juli richtete ein orkanartiges Unwetter schwere Schäden in Zell am Moos an und zog eine Schneise der Verwüstung durch das gesamte Gemeindegebiet. Neben der etwa 200 Jahre alten Dorflinde fielen auch fünf Bauernhäuser der Katastrophe zum Opfer und wurden völlig zerstört. An allen übrigen Häusern entstand beträchtlicher Sachschaden – vor allem durch die Windböen, die die Dächer der Häuser abdeckten. Todesopfer gab es glücklicherweise keine. Fünf Menschen wurden jedoch durch herumfliegende Trümmer teilweise schwer verletzt. 30 Mann des Alpenjäger-Regiments Nr. 8 aus Braunau leisteten sechs Wochen lang Hilfe beim Wiederaufbau der beschädigten und zerstörten Ge-
bäude (ein Jahr später wurde wieder eine neue Linde an der alten Stelle eingepflanzt). Beschädigt wurde auch der Kolomannswald, dessen Bäume regelrecht abgerissen wurden und von dem nur ein Stoppelfeld übrig blieb. Am 9. November 1930 fanden in Zell am Moos Nationalratswahlen statt. Dabei stimmten 235 Wahlberechtigte für die Christlichsoziale Partei, 182 für den Landbund und 19 für die Sozialistische Partei. 1931: Am 19. April 1931 fand eine Landtagswahl statt. Die Christlichsozialen konnten dabei ein Mandat dazu gewinnen. Viele Landbündler aus Zell am Moos blieben dieser Wahl fern und drückten damit ihre Ablehnung gegen das Bündnis mit den Großdeutschen aus. Als Sieger ging in der Gemeinde die Christlichsoziale Partei mit 230 Stimmen hervor. 123 gaben ihre Stimme dem Landbund, zwölf den Sozialdemokraten und sechs den Nationalsozialisten, die erstmals im Gemeindegebiet gewählt wurden. Dies war bereits ein Vorgeschmack auf den bevorstehenden politi-
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schen Höhenflug, zu dem die österreichischen Nationalsozialisten im kommenden Jahr ansetzten. Das Parteiverbot des Ständestaates sollte die Erfolgswelle jedoch per Gesetz stoppen. 1933: Die wachsende politische Radikalisierung in Österreich – vor allem zwischen der Christlichsozialen und Sozialistischen Partei – setzte sich Anfang der 30er Jahre auch in Zell am Moos durch. Der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß hatte bereits im März 1933 das Parlament aufgelöst und plante ein autoritäres Staatsregime nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Berufsständeordnung. Der Ausschaltung des Hohen Hauses als demokratiepolitisches Instrument sollten Verbote der christlichsozialen Gegner und ihrer Organisationen folgen: Sozialdemokratie, Nationalsozialismus und Kommunismus waren nicht erlaubt. Das noch als Republik bezeichnete Österreich bewegte sich Anfang der 30er-Jahre bereits Richtung Regime, das das Staatsoberhaupt verehren sollte – auch in Zell am Moos. So waren die Kinder in den Volksschulen Haslau und Zell am Moos zum Beispiel durch Erlass des Landesschulrates verpflichtet, beim Verlassen der Klasse das Gelöbnis »Treu Österreich« immer wieder zu erneuern. Gleichzeitig mussten Schüler und Lehrer das Vereinszeichen der »Vaterländischen Front« tragen. Diese Vereinigung war nach der Parlamentsauflösung als politische Sammelbewegung
in Hinblick auf die neue Ständeordnung gegründet worden. In politischen Veranstaltungen, wie dem »Tag der Jugend«, versuchte das autoritäre Regime seine Kinder auf den Bundeskanzler als »Retter« und »Führer« einzuschwören – Aktionen, die die Propagandatechniken der deutschen Nationalsozialisten kopierten, die im benachbarten Deutschen Reich bereits praktiziert wurden. Dort hatten die Nationalsozialisten unter der Führung Adolf Hitlers bereits die Macht übernommen. Das Programm in den Volksschulen war ganz auf die Propaganda ausgerichtet: »1. Lob und Lieb unserem schönen Vaterlande und seinem Retter Dr. Dollfuß. 2. Huldigung vor dem Bildnis unseres Bundeskanzlers Dr. Dollfuß mit Absingen der Bundeshymne, [der Landes-
Der zerstörte Hof der Familie Parzer
Der vom Sturm zerstörte Hof der Familie Oberhitzl
Zeitungsausschnitt über den Sturm
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NSDAP-Plakate wie diese kursierten in den 30er-Jahren in Zell am Moos
hymne] Hoamtland und dreimaliges ›Hoch‹. 3. Gedenken an die braven gefallenen Soldaten und Vaterunser.«2 Das politische Klima schlug ab 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich und gleichzeitigem Verbot der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Österreich um – auch in Zell am Moos. Die Situation blieb trotz der Ausrufung des autoritären Regimes und der Unterdrückung seiner Gegner gespannt. Während der Widerstand der Sozialdemokraten nach der Niederlage im kommenden Bürgerkrieg 1934 eher gering ausfiel, setzten die Nationalsozialisten schon ab 1933 verstärkt auf illegale Propagandaaktionen. Die politischen Konflikte in der Bevölkerung äußerten sich vor allem in Gasthäusern, wo die Meinungsverschiedenheiten des Öfteren aufbrachen. Das Parteiverbot führte dazu, dass etwaige Sympathiebekundungen strafrechtlich verfolgt werden konnten. Dies war auch zum wiederholten Male in Zell am Moos der Fall: Zu vier Tagen Arrest wurde der Tischlergehilfe Rudolf H. verurteilt, weil er am 5. November 1933 im Gasthaus Bahn in Zell am Moos den Hilfsstraßenwärter Johann L. einen »vaterländischen Lausbuben« genannt und zwei Mal »Heil Hitler« gerufen haben soll.3 Neben den öffentlichen Beschimpfungen gingen etliche Anzeigen wegen NS-Plakataktionen, Hakenkreuzschmie-
rereien und Demonstrationen ab 1933 bei der Gendarmerie ein. So nahm im Mai 1933 die Gendarmerie Zell am Moos zu Protokoll, dass Ende April am Haus des Gastwirts Wilhelm Bahn ein Aushängeschild der NSDAP angebracht wurde – mit Zustimmung des Hausbesitzers. Auf der Tafel waren ausschließlich Zeitungsausschnitte angebracht, die vor allem Kritik an den kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien zum Inhalt hatte. Anfeindungen Richtung Regierung waren keine festzustellen, sodass die Gendarmerie gegen die Schautafel nichts unternehmen konnte. Am 1. Mai fand eine Versammlung von etwa 30 Nationalsozialsten/innen in Zell am Moos statt. Teilweise uniformiert gingen sie singend und Mandoline spielend durch den Ort, um sich später im Gasthaus Bahn zu treffen. Nach drei Stunden löste sich die Versammlung ohne Zwischenfälle auf.4 Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es bei all den Aktionen nicht. Allgemein blieb die Gruppe der NS-Anhänger in und um Zell am Moos eher klein und hat eine Handvoll als »harten Kern« nicht überschritten.5 Eine der führenden Figuren der ersten Jahre des Nationalsozialismus´ in der Umgebung war Matthias Gaderer. Seit 1933 war der gelernte Wagner für die NSDAP in der Region als Obmann aktiv und soll unter anderem auch für eine nächtliche Plakatklebeaktion 1933 verantwortlich sein. Er hatte
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im Mai 1933 im oben genannten Aushängekasten der NSDAP ein politisches Plakat gegen die Landesverwaltung angebracht. Darauf stand geschrieben: »Es blökt das Schaf, es lacht das Rind, weil Hemden staatsgefährlich sind. Die bösen Nazis.«6 Der Wortlaut bezog sich auf eine behördliche Weisung, die in Zusammenhang mit Vorfällen in Linz vom 1. Mai 1933 stand. An jenem Tag hatten in der Landeshauptstadt die Nationalsozialisten bei einer öffentlichen Versammlung einheitliche Hemden getragen, was in der Folge behördlich untersagt wurde. Am 2. Februar 1935 setzte sich das NSDAP- und SA-Mitglied Gaderer ohne eine damals nötige Ausreisebewilligung nach München ab und schloss sich der »Österreichischen Legion« an. In München sammelten sich in jenen Jahren bereits viele in Österreich verfolgte Nationalsozialisten, die in eigenen Heimen Aufnahme fanden. Innerhalb der österreichischen Flüchtlinge wiederum schlossen sich Männer aus dem Bezirk Vöcklabruck zusammen. Diese versuchten sich gegenseitig mit Arbeit und Posten in der nationalsozialistischen Partei zu versorgen. Gaderer wurde in Abwesenheit wegen des Verdachts des Hochverrats angezeigt.7 Bürgerkrieg und Ständestaat 1934–1938 1934: Die politisch gespannte Situation zwischen den Christlichsozialen und den Sozialdemokraten entlud sich im Februar 1934 in einem Bürgerkrieg, der de facto mit dem Verbot der sozialdemokratischen Bewegung endete. Der Konflikt, der vor allem in Linz, Wien und der Steiermark in kriegsähnlichen Zuständen gipfelte, ging durch die konservative politische Ausrichtung der Gemeinde an Zell am Moos beinahe spurlos vorüber. Lediglich Gendarmerie und Post hatten in diesen Tagen ständige Bereitschaft, um Ordnung und Kommunikation sicherzustellen. In den Gasthäusern der Gegend zeigte sich jedoch, wie ungewöhn-
lich aufgeladen das politische Klima auch in der »normalen« Bevölkerung war. So beleidigte und beschimpfte der Knecht Josef R. im Gasthaus Rumplmayer in Zell am Moos die Bundesregierung. »Den Brandleger Straus hängen´s auf, weil er ein Haus, welches nur 2.500 Schilling wert ist, anzündete und der andere, der Mörder, wird begnadigt. Der Dollfuss und der Miklas, die Hatscher, die Lauser, die elendigen. Das wird sich aufhören, wenn wir regieren, die Hitler[-Anhänger].« Der Knecht spielte dabei wahrscheinlich auf regionale Gerichtsentscheide und mit Sicherheit auf den Bundeskanzler Engelbert Dollfuß sowie den damaligen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas an. Diese Äußerungen machte R. vier bis fünf Mal hintereinander. Für die Aussagen erhielt er von der Bezirkshauptmannschaft 14 Tage Arrest.8 1934 endete staatsrechtlich die Republik Österreich. An ihre Stelle trat der Bundesstaat Österreich, ein autoritäres Regime unter der Führung von Dollfuß. Die Ruhe nach dem Bürgerkrieg war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits am 25. Juli 1934 wagten die mittlerweile illegalen österreichischen Nationalsozialisten einen Putschversuch gegen das Regime in Wien. Der Staatsstreich scheiterte, forderte jedoch ein prominentes Todesopfer: Bundeskanzler Dollfuß. Wie bereits bei dem Bürgerkrieg im Februar blieb auch diesmal das politische Klima in der Gemeinde vom Aufstand der Nationalsozialisten unberührt. Lediglich in Oberhofen hatte ein NS-naher Bauer bereits vor dem Vorfall Versuche mit Sprengstoff gewagt. Im Zuge des geplanten Staatsstreichs trat der Landwirt aber mit Sabotageakten nicht in Erscheinung. Fünf Tage nach der Ermordung des Bundeskanzlers wurde ein Trauergottesdienst in der Kirche von Zell am Moos abgehalten. Obwohl es in der Gemeinde während des Putschversuchs ruhig blieb, war der Mord am Staatsoberhaupt ein Thema, das polarisierte. Josef R. hieß am 26. Juli 1934 in der Haslau den Mord an Dollfuß gut. Bei zwei Gelegenheiten soll sich der Sägemeister positiv über die Ermordung des Bundeskanzlers geäußert haben. Ein-
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Ein regimekritisches Flugblatt, das die Unterdrückungspolitik der staatsnahen Organisationen Vaterländische Front und Heimwehr aufzeigen wollte
Gewehre samt Munition an den Gendarmerieposten, um damit die Ordnung im ganzen Land im Extremfall auch mit Waffengewalt unter Kontrolle zu halten.
mal im Sägewerk, wo er gesagt haben soll: »Der Bundeskanzler Dr. Dollfuß ist erschossen worden. Is eh net schad um den Hund.« Das zweite Mal geschah dies im Gasthaus Schweighofer, in dem er gesagt haben soll: »Sag es dem Sch. und seiner Frau, sowie dem Bäckermeister Schrems in Oberhofen, dass sie kommen zum Wachtbiertrinken.«9 R. stritt ab, die Aussagen gemacht zu haben.10 Ob Verleumdung oder nicht, der Vorfall zeigt, dass das politische Klima nach 1934 alles andere als ruhig und stabil war. Daran sollte sich auch bis zum »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich 1938 nichts ändern. Die Exekutive in Zell am Moos erhielt vom Bezirksgendarmeriekommando den Befehl, sich gegen einen etwaigen Angriff lokaler nationalsozialistischer Putschisten zu wappnen. Am 1. August stellte die Gendarmerie einen sog. Ortsschutz bestehend aus Gemeindebürgern auf, der die Exekutive bei einem immer noch möglichen Umsturzversuch unterstützen und die politische Lage stabil halten sollte. Die neue Einheit wurde mit Dienstabzeichen und Schlagstöcken ausgestattet. Am 17. August schickte das Landesgendarmeriekommando schließlich noch sieben
In jenen unruhigen Monaten kam es schließlich noch zu einem Wechsel an der Spitze der Gemeinde. Mit 10. Dezember löste Matthias Maier als Bürgermeister von Zell am Moos seinen Vorgänger Johann Rindberger ohne eine Wahl ab. Jenseits der politischen Wirren ging das tägliche Leben in der Gemeinde weiter. Tiefgreifende Veränderungen des dörflichen Alltags gab es durch das unruhige Jahr 1934 nicht. Die Volks- und Viehzählung aus 1934 gibt einen Eindruck von der Größe, landwirtschaftlichen Struktur und dem Zuwandereranteil der Gemeinde. Zell am Moos hatte in jenem Jahr 860 Einwohner – darunter 26 Zuwanderer aus Südtirol – und es bestand aus 160 Häusern. In der Viehhaltung dominierten vor allem die 804 Rinder, die in der Gemeinde gehalten wurden. Daneben gab es 256 Schweine, 89 Schafe, 63 Pferde und 56 Bienenstöcke. 1935: Zu Beginn der Sommersaison wurde 1935 erstmals die Straße durch den Ort geteert. Damit wurde der Weg bei Trockenheit staubfrei und bei Regen kam es zu keiner Schlammbildung. Finanziert wurde die Modernisierung durch die Anrainer. Zur »Sommerfrische« reisten in jenem Jahr etwa 300 Erholungssuchende überwiegend aus Wien an den Irrsee. Sie setzten sich zum Großteil aus Beamten der Bundes- und Landesverwaltung zusammen. 1936: In den 30er-Jahren schritt die Elektrifizierung des Ortes weiter voran. Ende September 1936 errichtete die Gemeinde eine Straßenbeleuchtung, die aus vier Laternen bestand. Der Strom kam aus dem kleinen Kraftwerk des Gastwirts Bahn, der bereits sein Haus und den Pfarrhof mit Strom versorgte. Die Kommunalpolitiker versprachen sich durch die Investitionen vor allem eine weitere Attraktivität der Gemeinde für den Fremdenverkehr.
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1937: In den Jahren vor dem »Anschluss« Österreichs an Hitler-Deutschland wurden die Aktivitäten der Nationalsozialisten in der Region trotz Verbot immer offensichtlicher. Dies ging sogar so weit, dass der Bäckermeister Sch. im Juli 1937 in Oberhofen offiziell eine Ortsgruppe der NSDAP ins Leben rufen wollte. Dazu warb er um Mitglieder und sammelte Beiträge. Die Gendarmerie verhaftete schließlich den Bäckermeister und zeigte ihn und seine Anhänger beim Bezirksgericht Mondsee an. Im November tauchten in Zell am Moos und Umgebung Flugzettel der Nationalsozialisten auf. Auf dem eng bedruckten Pamphlet war zu lesen: »Tatsachen klagen an! Geschichte der Befriedung. In Treue unseren Toten. Heil Hitler!« Der Flugzettel spielte auf den Gründungsversuch des Deutsch-sozialen Volksbundes an, der von der Regierung des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg verboten worden war. In der Organisation sollte das gesamte deutschnationale Lager – darunter auch die verbotene NSDAP – legal versammelt werden. Wer die Verteiler der Zettel waren, konnte nicht geklärt werden. Die Gendarmerie hielt fest, dass die Aktion österreichweit durchgeführt wurde.11 Der ›Anschluss‹ 1938 Bis 1938 zeichnete sich immer deutlicher ab, dass das autoritäre Staatsexperiment in Österreich zum Scheitern verurteilt war. Während die österreichischen Nationalsozialisten und NS-Deutschland immer stärker die politische Macht forderten, verlor das vermeintlich autoritäre Regime immer mehr an Boden. Die historische Entwicklung spitzte sich Anfang März 1938 zu. Am 9. März 1938 sprach Bundeskanzler Schuschnigg via Rundfunk zu den Österreichern und kündigte am Vorabend der Eingliederung Österreichs in Hitler-Deutschland eine Volksabstimmung für den 13. März an. Das Postamt hatte in jener Nacht Bereitschaft, um die Kommunikation via Telegrafen zu sichern. Auch der Bürgermeister Matthias Maier erhielt via Telegramm die Nach-
richt der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck, sich auf die Abstimmung vorzubereiten. Durch die sich überschlagenden Ereignisse der kommenden Tage sollte es zu dem von der österreichischen Regierung organisierten Urnengang nicht mehr kommen. Die unmittelbaren politischen Vorbeben zum »Anschluss« gingen an der Zeller Bevölkerung noch spurlos vorüber, da zur Zeit der Radioansprache Schuschniggs die Gaststätten mit Radios geschlossen hatten und Besitzer privater Empfänger bereits im Bett waren. Die politischen Umwälzungen sorgten erst am Abend des 11. März für Aufregung, als der Bundeskanzler offiziell seinen Rücktritt im Radio bekannt gab und das Amt an den Nationalsozialisten und österreichischen Staatsrat Arthur Seyss-Inquart übergab. Im Laufe des Tages hatten bereits heimische Nationalsozialisten im ganzen Land Demonstrationen organisiert. Bis zum Abend waren alle Behörden von regionalen NSDAP-Führungen besetzt. Noch in der Nacht versammelten sich einige Bürger im Gasthaus Bahn und hörten via Radio von den politischen Umwälzungen, welche bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurden. Die Exekutive wurde in der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 durch zwei SS-Männer verstärkt, die die Beamten mehr auf regimekonformes Verhalten hin kontrollieren denn bei der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung verstärken sollten. Nicht grundlos schreibt der Gendarmeriechronist: »Man kann dies einer Besetzung des Postens gleichhalten.«12 Wenige Wochen später mussten die Gendarmen den Eid auf Adolf Hitler ablegen. Am folgenden Tag, dem 12. März, setzte sich die Begeisterung über den Zusammenschluss Österreichs mit dem Deutschen Reich von Mondsee aus kommend in Zell am Moos voll durch. In der Folge wurden die ersten Hakenkreuzfahnen gehisst und die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich volksfestartig mit Schüssen in die Luft und Gesang gefeiert. Am Samstag, dem 13. März, wur-
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de der ganze Ort mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Es gab kaum Häuser, die nicht das zentrale Symbol des NS-Regimes in irgendeiner Form angebracht hatten. In diese Kulisse zogen schließlich die aus Deutschland einmarschierenden Wehrmachtsverbände (99. Gebirgsjägerregiment aus Sonthofen) im Ort ein, die von der Bevölkerung begeistert willkommen geheißen wurden. Der vom NS-Regime als »Anschluss« bezeichnete Vorgang war aber keine von langer Hand geplante Aktion. Dies zeigt sich daran, dass die deutschen Offiziere beim Einmarsch im Ort nach Landkarten der Umgebung fragten, die zur Orientierung für die Truppen dienen sollten. Der Schulleiter Karl Brandstötter stellte sich sofort auf die neuen politischen Rahmenbedingungen ein und ließ am Montag nach dem »Anschluss« seine Schüler ins Heft schreiben: »Österreich gehört jetzt wieder zu Deutschland! Ein Volk – ein Reich!«13 Auch wurde unverzüglich die Umrechnung des Schillings in Reichsmark geübt. Der Währungswechsel im Verhältnis 1,5 Schilling zu einer Reichsmark war erst für den 1. April geplant. Der im autoritären Ständestaat übliche Gruß »Treu Österreich« wurde kurzzeitig durch »Grüß Gott« ersetzt. Wenig später war ein »Heil Hitler« samt Erheben des rechten Arms obligat. Die österreichische Bundeshymne gehörte der Vergangenheit an, nun galt es rasch das Deutschlandlied zu lernen, denn die NSDAP-Parteileitung hatte bereits eine Kundgebung in Mondsee angekündigt, an der auch die Zeller Schüler teilnehmen mussten.14 Der »Anschluss« und die folgenden politischen Veränderungen trafen Zell am Moos eher unvorbereitet. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden gab es am Irrsee vor 1938 keine illegale NSDAP-Ortsgruppe, die nun die Kontrolle über die Kommune hätte übernehmen können. Der Bürgermeister aus Zeiten des Ständestaats, Matthias Maier, musste abdanken. An seine Stelle trat das NSDAPMitglied Franz Hemetsberger, als neuer Ortsbauernführer fungierte das NSDAP-Mitglied und Landwirt Radauer. Nach der Proklamation von Reichsminister Joseph Goebbels am 12. März über den »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich und die Ankündigung einer Volksabstimmung über Radio begann in Zell am Moos wie in der ganzen
»Ostmark« – wie Österreich nun hieß – eine rege Propagandatätigkeit für das neue politische System. Sie sollte bis über die Abstimmung am 10. April 1938 hinaus anhalten. Das Votum hatte jedoch eher propagandistischen als wirklichen demokratiepolitischen Wert. So wurde die vermeintliche Abstimmung in Zell am Moos am 9. April – einen Tag vor der Durchführung – mit einem Fackelzug durch den Ort feierlich eingeläutet. Neben uniformierten Mitgliedern der Sturmabteilung (SA), des Bund deutscher Mädel (BdM) und der NS-Frauenschaft nahmen auch die örtlichen Feuerwehren und die Gendarmerie an der Veranstaltung teil. Am folgenden Wahltag waren die Häuser in Zell am Moos mit Hakenkreuzfahnen geschmückt. Das Ergebnis soll laut der Gemeindechronik 100 Prozent für den »Anschluss« und Adolf Hitler ausgefallen sein. 520 Bürger waren wahlberechtigt, von denen auch alle zu den Urnen gingen. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: 519 stimmten für die Eingliederung Österreichs in das »Dritte Reich«, lediglich eine Stimme war ungültig. Verschiedenen Zeitzeugen aus der Gemeinde zufolge war dies Karl Einberger, der als Anhänger der untergegangenen k.u.k-Monarchie gegen den »Anschluss« gestimmt hatte. Auch im nahen Oberhofen fiel die Abstimmung ähnlich aus. Von 528 Bürgern stimmten 527 für die Eingliederung, eine Stimme war dagegen. Das Ergebnis des eindeutigen Votums wurde von der Bevölkerung nach dem Bekanntwerden ausgelassen gefeiert. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte neben dem Austausch der Kommunalpolitiker auch die Verfolgung von Regimekritikern ein. So wurde der Staatsanwalt in Wels, Erwin Budinsky, der in den »Anschluss«Tagen bereits seines Amtes enthoben wurde und danach in der Haslau wohnte, mit 14. April im Auftrag der NSDAPKreisleitung Vöcklabruck verhaftet und in Wels der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) übergeben. Gleiches geschah mit dem Generalmajor Albert Sponda, der seit dem Umsturz im nahen Oberhofen wohnte. Er wurde am 22. Juli 1938 der Gestapo in München überstellt. Beide Persönlichkeiten standen aufgrund ihrer politischen Vergangenheit in Konflikt mit dem neuen totalitären Regime. Wie bereits geschildert, hielt die NS-Propaganda in der Region noch ein paar Wochen nach der Volksabstimmung an.
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So wurde einen Tag vor dem Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April im Gasthaus Bahn ein Gemeinschaftsempfang abgehalten, zu dem der NSDAP-Bezirksleiter Alois Gaderer erschien und in einer Ansprache den neuen Staatschef verehrte. Darauf folgte, wie allgemein üblich, das Absingen der neuen Staatshymne, des Deutschlandliedes, und des Propagandalieds »Horst Wessel«. An die offizielle Veranstaltung schloss sich ein informelles Beisammensein an. Eine der ersten Neuerungen unter dem NS-Bürgermeister Hemetsberger war die Wiedereinführung des MaibaumAufstellens am 1. Mai, das seit Jahren in der Gemeinde nicht mehr praktiziert worden war. Neben dem Volksfestcharakter hatte die Veranstaltung vor allem propagandistischen Effekt, denn nach dem Aufstellen folgte ein Umzug der SA und des BdM unter der Begleitung der Musik und eines Großteils der Bevölkerung. Der Kriegsalltag 1939-1945 1939: Nach den großen politischen Umwälzungen schockierte 1939 ein weltliches Unglück die Gemeinde Zell am Moos. Am 12. Februar ertranken vier Kinder beim Spielen auf dem zugefrorenen Irrsee, dessen Eisdecke durch einsetzendes Tauwetter brüchig geworden war. Die Eltern der Kinder saßen im seenahen Bauernhaus der Familie Schwaighofer beisammen, als das Unglück passierte. Besonders schwer traf es dabei die Familie Schwaighofer, die drei ihrer vier Kinder bei dem Unfall verlor – Anna, Maria und Franz. Lediglich der 8-jährige Friedrich konnte sich retten. Das vierte ertrunkene Kind, Elfriede, stammte aus der Familie Greischberger. Sämtliche Kinder konnten geborgen werden und wurden drei Tage später am Ortsfriedhof beigesetzt. Die Kinder waren alle im Alter zwischen fünf und neun Jahren. Tragisches Detail: ein Opfer, Elfriede, war bereits ein Jahr zuvor in den See gefallen, war aber damals noch von einer Schulkameradin gerettet worden. Nach dem Zusammenschluss Österreichs mit dem Deutschen Reich ging die NS-Führung daran, ihr neues Herrschaftsgebiet in vielen Bereichen an die Normen und Standards des »Altreiches« anzupassen. Neben den üblichen rechtlichen Änderungen, wie die Einführung des Standes-
amts statt Kirche und Pfarrer als Institution für Eheschließungen, wollte auch die NS-Propagandaorganisation »Kraft durch Freude« (KdF) das touristische Potenzial von Zell am Moos nutzen. Dazu wurden vor allem Angestellte und Arbeiter aus dem Deutschen Reich zu günstigen Preisen nach Zell am Moos auf Sommerfrische geschickt. Glaubt man den Quellen, scheint das Projekt nicht von Erfolg gekrönt gewesen zu sein. Es sei den Menschen aus dem »Altreich« im Mondseeland zu »einsam und fad« gewesen.15 Zell am Moos wurde schließlich aus dem KdF-Reiseprogramm wieder gestrichen. Neben dem Öffnungsversuch im Tourismusbereich wurde vom NS-Regime die Elektrifizierung der Region vorangetrieben. 1939 wurde in Zell am Moos mit Unterstützung der Landesregierung in der Pachlersäge an der Vöckla ein Kleinkraftwerk mit Turbine eingerichtet, um den Ort mit Strom zu versorgen. Erbauer war die Firma Kramberger mit Sitz in Mondsee. Ein zweites Kleinkraftwerk wurde an der Ache eingerichtet, die vom Irrsee in den Mondsee fließt. Dieses versorgte die Bauern südlich des Sees mit Elektrizität. Die wirtschaftlichen und technischen Impulse, die die Nationalsozialisten in den ersten Monaten setzten, waren im Herbst 1939 bereits wieder am Ende. Hitlers Truppen fielen am 1. September 1939 in Polen ein und stürzten die Welt in den Zweiten Weltkrieg. Als erstes traf es den Tourismus in Zell am Moos, denn die Sommergäste fuhren mit Bekanntwerden des Kriegsausbruchs sofort nach Hause. Gut eineinhalb Jahre konnte die »Ostmark« am ökonomischen Aufschwung des »Großen Bruders« Deutschland teilhaben. Nun wurde das ganze Leben auf Kriegswirtschaft umgestellt. Lebensmittelkarten wurden verteilt, Kleider- und Spendensammlungen für die Soldaten an der Front eingeführt. Änderten sich die ökonomischen Umstände, so blieb die Verehrung des Staatsoberhaupts in der Haslauer Schule gleich. Sie setzte sich in der Zeit des Nationalsozialismus fort, wie sie im autoritären Ständestaat begonnen hatte – lediglich die Porträtfotos in den Klassen waren verschieden: Anstatt dem ehemaligen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß wurde nun Adolf Hitler gehuldigt. So zum Beispiel am 9. November 1939 anlässlich des 16. Jahrestags des ge-
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Soldaten auf Heimaturlaub v.l.n.r.: Stemeseder Michael (Schmied in Zell), Grubinger Alois (Sechterlechner), Mundl Johann, Grubinger Paul (Hesl), Pichler Johann, Greischberger (=Hausname) Martin, Gassner Martin (Jack), Lettner Johann (Hingerer) [vorne], Grubinger Michael [dahinter] (Fischer Michi), Brand Josef (Dittlbacher), Lettner Johann (Vormooser), Ramsauer Franz, Achleitner Josef (Badlhofer), Grubinger Gottlieb (Schlader), Kittenbaumer Georg (Waldhans), Kittenbaumer Josef (Waldhans)
scheiterten Hitler-Putsches in München. Die NSDAP hatte damals versucht, mit dem Sturm auf die Feldherrenhalle in der bayerischen Hauptstadt die Weimarer Republik zu stürzen und mit Gewalt an die Macht zu kommen. So mussten zum Beispiel 1939 die Haslauer Kinder am Jahrestag im Lehrerzimmer aufmarschieren, während vor der Schule die Hakenkreuzfahne gehisst wurde. »Unser Führer hat gesiegt. Ein donnerndes Heil Hitler!«, rief der Schulleiter Leo Scheichl und es wurden das »Deutschlandlied«, das »Horst-Wessel-Lied« und »Nur der Freiheit gehört unser Leben« von den Schülern gesungen. Mit dem Treuegelöbnis auf den »Führer« fand die Propagandaveranstaltung ihr Ende.16 1940: Während das »Dritte Reich« gegen die äußeren Feinde mit Armeen kämpfte, versuchte es auch im Reichsgebiet selbst, Regimekritiker zu verfolgen. Trotz offizieller Unterstützungserklärungen, wie jene der Österreichischen Bischöfe zum »Anschluss« 1938, blieb die katholische Kirche
den Führern des NS-Regimes immer suspekt. So fanden am 11. März 1940 in allen Pfarrhöfen »Oberdonaus« Hausdurchsuchungen durch die NS-Behörden statt. Dabei wurde auch in der Pfarre Zell am Moos nach regimekritischen Schriften gesucht. Doch statt der verbotenen Lektüre beanstandeten ein Gendarm und ein ihm assistierender SSMann die große Menge an Lebensmitteln und Zigaretten, die im Pfarrhaus gelagert waren. Der Landrat von Vöcklabruck warf dem Pfarrer Franz Aspöck vor, »Hamstergut« aufzubewahren und veranlasste die Beschlagnahme der Waren. Der Pfarrer jedoch hielt dagegen, dass es sich bei den Lebensmitteln um Geschenke und Aufgespartes handle. Eine Woche später statteten zwei Beamte der Geheimen Staatspolizei Pfarrer Aspöck nochmals einen überraschenden Besuch ab. Die beiden hatten gegen die gelagerten Gegenstände jedoch nichts einzuwenden. Als Reaktion darauf zog der Landrat seine Beschlagnahme zurück, verpflichtete jedoch den Pfarrer, 15 Paar Socken aus dessen Besitz an
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Gastschülerinnen aus Berlin fanden in Zell am Moos Schutz vor den Luftangriffen in der deutschen Hauptstadt
die örtliche Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) abzugeben. Im gleichen Jahr kamen erstmals Kinder aus durch alliierte Luftangriffe gefährdeten Gebieten nach Zell am Moos. Zwölf Gastschüler aus Berlin fanden so eine sichere Bleibe im Ort. Am 10. Mai gab Hitler grünes Licht für den Westfeldzug. In etwa sechs Wochen eroberten deutsche Truppen die Benelux-Staaten und einen Großteil von Frankreich. 1940 kam es zur Absetzung des 1938 eingesetzten NS-Bürgermeisters und NSDAP-Ortsgruppenleiters Franz Hemetsberger. Grund dafür war ein Verfahren gemäß § 93 Strafgesetzbuch, in dem er jedoch vom Landesgericht Wels freigesprochen wurde. Obwohl nicht verurteilt, musste er seinen Posten als Bürgermeister und Ortsgruppenleiter abgeben.17 Sein Nachfolger als Gemeindeoberhaupt wurde der NSDAP-Bezirksleiter Alois Gaderer. Der Posten des NS-Ortschefs blieb unbesetzt. Diese Funktion übernahm
1942 der Landwirt Friedrich Radauer, der bereits seit 1938 Ortsbauernführer war. Von 1943 bis Kriegsende war Matthias Sperr oberstes NS-Parteimitglied im Ort, der wie sein Vorgänger ebenfalls eine Landwirtschaft betrieb.18 1941: Gaderer war nur etwa ein Jahr Bürgermeister von Zell am Moos. Aufgrund seiner Abberufung zur Kreisleitung (Bezirkshauptmannschaft) Vöcklabruck legte er sein Amt zurück und übergab mit 24.10.1941 die Agenden an den ersten Beigeordneten und NSDAP-Mitglied Josef Sulzberger.19 Die menschenverachtende Rassenlehre des NS-Regimes machte auch vor Zell am Moos nicht Halt. So forderte die diskriminierende Unterscheidung zwischen »wertvollen« und »weniger wertvollen« Individuen auch hier ihre Todesopfer. 1941 wurde bekannt, dass ein polnischer Zivilarbeiter auf einem Bauernhof in Oberhofen mit den Töchtern des Hauses intim verkehrte. Das Verhältnis zwischen dem Knecht und den Mädchen flog durch Denunziation des
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Nachbarbauern auf. Er hatte die drei Betroffenen bei der NSDAP-Ortsgruppe angezeigt. Die Meldung bei den Behörden hatte schwerwiegende Konsequenzen: Die Schwestern wurden für ein Jahr in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert, der Pole im Dezember 1941 hingerichtet.20 Am 22. Juni überfielen deutsche Truppen ohne Kriegserklärung die UdSSR. Der Krieg gegen den Hauptfeind des NSRegimes begann. Widerstand gegen das NS-Regime gab es in Zell am Moos vor allem im bäuerlichen Milieu. Dies lag besonders daran, dass mit Fortschreiten des Krieges das NS-Regime immer stärker steuernd in die agrarischen Produktionsprozesse eingriff und die traditionelle Selbstbestimmung der Bauern beschnitt. Der Widerstand äußerte sich jedoch nicht in offener, politischer Form, sondern eher in sozialem Protest oder in von der Mehrheit abweichendem Verhalten. Manche Gemeindemitglieder wussten subtile Methoden des Widerstands zu entwickeln, die nicht zwingend mit Gestapo-Haft und Einweisung in ein Konzentrationslager enden mussten. Der Bauer Josef Pöckl aus Harpoint nutzte beispielsweise eine Wollsammelaktion für die Soldaten des Russlandfeldzugs dazu, seine Art eines unterschwelligen Protestes zu äußern. Während die Mehrheit der Bevölkerung eine Vielzahl an Pelzen und Wollkleidungsstücken spendete, lieferte der Landwirt einen einzelnen Damenstrumpf und einen Fahrradsattel-Überzug aus Filz ab. Diese passive Verweigerung wurde von der Ortspartei nicht geduldet. Sie stellte die geringe Spendenmenge öffentlich auf dem Dorfplatz zur Schau, um so Pöckl gleichsam an den Pranger zu stellen. Die NSDAP-Ortsgruppe meldete den Vorfall auch an die übergeordnete Kreisleitung weiter. Über etwaige Folgen für den sparsamen Spender ist nichts bekannt.21 Andere Formen des abweichenden Verhaltens waren illegale Viehschlachtungen. Diese waren in Zeiten der NS-Planwirtschaft verboten. Zumindest ein Fall ist belegt, in dem sich ein Bauer aus Zell am Moos nicht an das Gesetz hielt. 33 Zeller und Haslauer Bauern hielten 1943 sogar einen Streik ab. Mit dem Stopp von Milchlieferungen protestierten sie gegen die geplante Schließung der Käserei in Harpoint. Der Streikführer Andreas Ramsau-
er wurde in der Folge wegen »volksschädlicher Handlung« der Gestapo überstellt und musste zwölf Tage in Haft verbringen. Der bereits erwähnte Josef Pöckl trat auch in diesem Zusammenhang mit abweichendem Verhalten wieder in Erscheinung. Für den Aufruf, den Streik fortzusetzen, erhielt er vier Tage Arrest.22 1942: Ab Jänner wurden in Zell am Moos Fremdarbeiter aus den besetzten Gebieten und Kriegsgefangene meist unter Zwang in der Landwirtschaft eingesetzt. In Zell am Moos arbeiteten sechs Serben, in Oberhofen zwölf Franzosen. Darüber hinaus wurden 20 Polen, je zehn Ostarbeiter und Ukrainer eingesetzt. Im Februar 1942 wurden in Zell am Moos, Oberhofen und der Haslau sog. Landwachten aufgestellt. Die Gruppen zu je fünf bis sechs Mann hatten vor allem die Aufgabe, nach entflohenen Kriegsgefangenen zu suchen und die Bevölkerung vor etwaigen Übergriffen oder Einbrüchen in ihre Häuser zu schützen. Das erste heimische Todesopfer des Nationalsozialismus war im März 1942 Johann N. Er wurde vom Sondergericht Innsbruck als sog. »Volksschädling« verurteilt und am 15. Mai in München hingerichtet. Der Grund der Verurteilung lässt sich aus der heutigen Quellenlage nicht mehr ermitteln.23 Diese Spezialstrafkammern, die in der Vorkriegszeit vor allem bei politischen Delikten zum Einsatz kamen, waren später für alle Vergehen zuständig, wenn die Anklagebehörde dies wegen »Schwere oder Verwerflichkeit der Tat« für angebracht hielt. In den Sondergerichten waren die Rechte des Angeklagten stark beschnitten. So konnte zum Beispiel gegen die Entscheidung der Strafkammer kein Einspruch erhoben werden. Die Sondergerichte waren nach heutigem Stand der historischen Forschung eindeutig rechtsstaatswidrige Terrorinstrumente der NS-Gewaltherrschaft. Als »Volksschädling« konnten jene Menschen nach der gleichnamigen rechtlichen Verordnung bezeichnet und verfolgt werden, die die Kriegssituation für ein Verbrechen nach damaligem Rechtsverständnis ausnützten. Die Straftatbestände »Plünderung in freigemachtem Gebiet«, »Verbrechen bei Fliegerabwehr« und »gemeingefährliche
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Verbrechen« waren durch den Richter beinahe unbegrenzt auslegbar. Wer nicht unter diese speziellen Tatbestände fiel, konnte durch den § 4 der besagten Verordnung zu Zuchthaus oder zum Tode verurteilt werden, »wenn dies das gesunde Volksempfinden wegen der besonderen Verwerflichkeit der Straftat erforderte.« Sofort verurteilt werden konnte, wer »auf frischer Tat« ertappt oder wessen »Schuld offen zu Tage« trat. Die meisten Todesurteile der zivilen Gerichte nach 1939 gingen auf diese Verordnung gegen »Volksschädlinge« zurück. Mitte März 1942 geriet eine Zellerin in die Mühlen der rassistischen NS-Justiz. Aloisia G. hatte sich in einen französischen Kriegsgefangenen verliebt und sich auf eine Beziehung mit dem Zwangsarbeiter eingelassen. Damit verstieß sie gegen reichsdeutsches Recht und wurde vom Landesgericht Salzburg wegen »Verkehr« mit dem Franzosen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.24 Nicht einmal zwei Monate später wurden wieder drei als »Volksschädlinge« bezeichnete Menschen Opfer eines Sondergerichtes. Die Brüder Fritz, Johann und Karl M. aus der Umgebung von Straßwalchen wurden vom Sondergericht Salzburg Ende Mai 1942 wegen wiederholter Einbruchsdiebstähle zum Tode verurteilt – darunter auch ein Einbruch im Gasthaus von Wilhelm Bahn in Zell am Moos 1941. Die drei Brüder wurden am 25. Juni 1942 in München hingerichtet.25 Anfang Juni 1942 geriet wiederum eine Frau in die Fänge der NS-Rechtssprechung: Die ledige Dienstmagd Maria B. hatte zu einem polnischen Zwangsarbeiter eine Liebesbeziehung. Das Paar wurde angezeigt und der Gestapo in Linz überstellt. B. wurde daraufhin in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück gebracht. Sie verstarb bei der Geburt ihres fünften Kindes im KZ. Über den Verbleib des Polen ist nichts bekannt. Auszugehen ist aber davon, dass er – wie in solchen Fällen damals üblich – hingerichtet wurde.26 Am 29. August 1942 forderte die NS-Justiz ein weiteres Todesopfer. Der Hilfsarbeiter Bartholomäus Z. wurde nach einem Einbruch in den Gasthof Fischhof in Oberhofen vom Sondergericht in Salzburg als »Volksschädling« zum Tode verurteilt. Er hatte aus der Gaststätte Bargeld und Schmuck im Wert von 200 Reichsmark entwendet. Der
Schaden konnte den Betroffenen nach der Ausforschung des Täters vollständig zurückerstattet werden. So tödlich und unnachgiebig die NS-Justiz in den eben dargestellten Fällen war, so inkonsequent und anfällig für Korruption war sie im kommunalen Verwaltungsalltag. Am 30. August ging ein anonymes Beschwerdeschreiben in der Reichskanzlei von Adolf Hitler in Berlin ein, das dem Bürgermeister in Zell am Moos, dem Landrat (Bezirkshauptmann) und dem Wehrmeldeamt in Vöcklabruck Bestechlichkeit bei der Aushebung der wehrfähigen Männer vorwarf – eine Vermutung, die damals nicht aus der Luft gegriffen war. Die Anschuldigungen führten zu Ermittlungen der Kriminalpolizei, die schließlich Anna B. aus der Gemeinde Zell am Moos als Absenderin des Briefs feststellten. Sie wurde beim Landesgericht Wels wegen Verleumdung angezeigt und zu einem Monat Kerker bedingt auf drei Jahre verurteilt. Im Zuge des Verfahrens wurden B. vom Gericht »Dummheit und krankhafte Veranlagung« und somit rassische »Minderwertigkeit« unterstellt.27 1943: Der Jänner brachte die militärische Wende im Zweiten Weltkrieg. Am 31. Dezember kapitulierte die 6. Armee unter ihrem General-Feldmarschall Friedrich Paulus in Stalingrad. Dies war die erste vernichtende Niederlage im Krieg gegen die Sowjetunion. Dass sich das Blatt gewendet hatte, merkten auch die Zeller. Im April 1943 wurde durch eine Notdienstverordnung in der Gemeinde Zell am Moos ein 40 Mann starker »Notdienst« aufgestellt, der die »innere Front« – sprich die Umgebung – vor regimeschädlichen Handlungen schütze sollte. Es dürfte sich hierbei um eine Vorform des »Volkssturms« handeln, der erst ein Jahr später auf Befehl Hitlers aufgestellt werden sollte. Erfasst wurden ältere Semester der Jahrgänge 1893 bis 1923 und Männer die »u.k.« (Abkürzung für »unabkömmlich«, vom Wehrdienst befreit) gestellt worden waren. Die Männer erhielten von der örtlichen Gendarmerie eine militärische Ausbildung. Am 16. August entdeckte der Zeller Oberlehrer und Sportfischer Karl Brandstötter die Leiche eines serbischen Zwangsarbeiters im Irrsee nahe Fischhof. Der Kriegsgefangene hatte sechs Tage zuvor seinen Dienstplatz in Straß-
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Während an den Fronten der Krieg tobte, ging das tägliche Leben in Zell am Moos weiter: hier Kinder beim Schilaufen 1943/44
walchen verlassen und war seitdem nicht mehr gesehen worden. Die Gendarmerie ging damals von Selbstmord aus. Die Leiche wurde am Ortsfriedhof Zell am Moos beerdigt.28 1944: Im Jahre 1944 bekamen auch die Bürger von Zell am Moos unmittelbar zu spüren, dass der Krieg in seine letzte Phase ging. Ab dem Sommer überflogen immer wieder alliierte Jagdflugzeuge und Bomber die Gemeinde. Ziel war jedoch nicht Zell am Moos, sondern größere Städte – vor allem Salzburg. Bei nächtlichen Angriffen auf die Stadt war die Brandröte bis nach Zell am Moos zu sehen. In der Pfarrchronik ist über das zerstörerische Schauspiel zu lesen: »Es ist eine unheimliche Zeit! Höchst bedrückend ist es zu wissen: Jetzt, wo das Bersten der Bomben gehört wird, verlieren Hunderte wenn nicht Tausende ihre Habe – ja sogar ihr Leben. Und noch immer hält das Elend an. Ja es mehrt sich, weil die Bombardements häufiger werden, intensiver und in immer rascherer Abfolge kommen – und auch immer mehr die Städte unseres Heimatlandes, des ehemaligen
Österreich, treffen.«29 Bomben fielen nur vereinzelt über Mondsee, am Kolomannsberg und in Oberhofen. Verletzte oder Zerstörungen gab es dadurch nicht. Am 6. Juni 1944 landeten englische und amerikanische Truppen in der Normandie. Neben der Front im Osten rückten nun auch aus dem Westen alliierte Truppen gegen das Deutsche Reich vor. Opfer des Luftkriegs wurde in Zell am Moos lediglich ein USamerikanischer Pilot. Gegen Ende des Jahres stürzte dieser aus Salzburg kommend in den Mittagstunden mit seiner brennenden Jagdmaschine jenseits des Zellergrabens ab. Der Pilot war auf der Stelle tot. Widerstand der Anrainer gab es gegen den Plan der zuständigen Polizei Mondsee, den Toten an Ort und Stelle zu begraben. Der Leichnam wurde schließlich am 11. Dezember 1944 zivil neben einem serbischen Kriegsgefangenen vor der Totenkammer der Pfarre beerdigt. Außer dem Motorenlärm der alliierten Flugzeuge kündigten immer mehr Flüchtlinge in Zell am Moos das Nahen der
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Front an. Die Alliierten waren zum damaligen Zeitpunkt schon auf deutsches Territorium vorgedrungen. Waren es anfangs vor allem Bombengefährdete aus Linz und Steyr, so kamen später auch Wiener und Düsseldorfer. Im Herbst traf eine Gruppe von Deutschen aus Serbien (Semlin, heute Stadtteil von Belgrad) im Ort ein. Sie fanden samt ihren Pferden bei den Bauern der Umgebung Unterkunft. Später kamen auch Siebenbürger-Sachsen (im heutigen Rumänien) als Flüchtlinge nach Zell am Moos. Im Laufe des Jahres griff die Landwacht immer häufiger entflohene Kriegsgefangene und Deserteure der Wehrmacht auf. Die Suchtrupps gingen mit dem Herannahen des Kriegsendes immer härter gegen die Flüchtigen vor. 1945: Hemetsberger zeigte sein Engagement für das NSRegime auch noch 1945, als die Landwacht unter seinem Befehl in den bereits 1944 geschaffenen Volkssturm eingegliedert wurde. Das »letzte Aufgebot« versammelte alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren, die bis dahin noch nicht in Wehrverbände eingezogen worden waren. Sie sollten zur lokalen Verteidigung eingesetzt werden. In den ersten Wochen des Jahres 1945 wurden vor allem die Tieffliegerangriffe auf die nahe Bahnstrecke immer häufiger. Besonders bei der Station Ederbauer an der Westbahn kam es immer öfter zu Zwischenfällen. So wurden beispielsweise bei einem Tieffliegerangriff einer alliierten Maschine auf den Zug fünf Menschen getötet. Der Strom der Flüchtlinge, vor allem aus dem von Bombenangriffen bedrohten Linz, stieg an. Doch auch aus den nord- und osteuropäischen Gebieten, die vormals unter deutscher Herrschaft standen, kamen immer mehr Menschen in die sichere Gemeinde. Flüchtlinge aus Ungarn fanden nach anfänglicher Unterbringung in Notunterkünften in Privathäusern Unterschlupf. Die Schule diente als Notlager für 42 Flüchtlinge aus Oberschlesien (heute ein Teil von Polen und Tschechien), 17 aus dem Banat (heute aufgeteilt zwischen Serbien und Rumänien), elf Rheinländer aus Duisburg, Oberhausen und Mönchen-Gladbach, und 31 Niederösterreicher aus Wien und Wiener Neustadt.
Das Kriegsende in Zell am Moos 1945 In den letzten Wochen vor Kriegsende errichtete der Volkssturm noch eine Panzersperre gegenüber dem Pfarrhof zur Abwehr der herannahenden US-Truppen. Eingesetzt wurde diese glücklicherweise nicht mehr. Ohne jede Ausrüstung blieb diese Einheit eine Ansammlung von Jugendlichen und älteren Menschen, die mit harmlosen Appellen und militärischen Übungen beschäftigt wurde. Das absehbare Kriegsende und die Niederlage des »Dritten Reiches« brachten immer mehr Soldaten dazu, von der Truppe zu fliehen – worauf die Todesstrafe stand. Die Deserteure suchten in den Wäldern rund um Zell am Moos Zuflucht. In der Haslau wurde ein aufgegriffener Soldat an die Wand gestellt und hingerichtet. Der Untergang des »Dritten Reiches« brachte wie überall den Verfall von moralischen Werten mit sich: So kam es vor, dass sich Frauen freiwillig deutschen wie alliierten Soldaten sexuell hingaben, um dafür Lebensmittel zu erhalten und ihren Hunger zu stillen. Am 30. April beging Adolf Hitler im Bunker unter der Berliner Reichskanzlei mit seiner Frau Eva Braun Selbstmord. Der Zweite Weltkrieg stand kurz vor seinem Ende. Am 4. Mai hörte man in Zell am Moos bereits amerikanische Artillerie, und von Braunau her zogen geschlagene Wehrmachtseinheiten und ungarische SS-Verbände durch den Ort. Dabei war auch eine Gruppe der Hitlerjugend, die als letztes Aufgebot noch in den Krieg ziehen sollte. In Folge der chaotischen Verhältnisse wurden die Vorratslager des Heeres in Mondsee und Oberhofen geplündert. Es ging das Gerücht um, dass US-Truppen bereits nahe Zell am Moos seien. Daraufhin ließ die Ortsbehörde am Kirchturm eine weiße Flagge hissen. An den Privathäusern wurden ebenfalls Fahnen angebracht. Tags darauf kamen fünf amerikanische Soldaten im Jeep aus Straßwalchen, ließen sich den Ort übergeben und entwaffneten die lokale Gendarmerie. Danach verschwanden sie wieder. Ein deutscher Kommandostab samt General wollte sich wenig später im Ort den US-Streitkräften ergeben, musste jedoch weiterfahren und
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wurde erst Tage später in Harpoint gefangen genommen. Am 6. Mai – einen Tag vor der »bedingungslosen Kapitulation« der deutschen Wehrmacht und dem offiziellen Kriegsende – zogen amerikanische Panzer kampflos im Ort ein und besetzten ihn. Drei Wochen lang hielten sich die Truppen in Zell am Moos auf. Die Amerikaner fürchteten, dass sich südlich des Ortes noch versprengte Soldaten von SS-Verbänden aufhalten würden und durchkämmten die Wälder. Kurz nach der Besetzung durch die Amerikaner rollte die nächste Welle an besiegten Soldaten an. Die Reste der nach Stalingrad neu aufgestellten 6. Deutschen Armee marschierten aus der Steiermark kommend Richtung Mauerkirchen (Bezirk Braunau), wo die Amerikaner das nächste größere Auffanglager für deutsche Soldaten errichtet hatten. Ende Mai zogen die amerikanischen Truppen aus Zell am Moos ab. Zurück blieb eine Hand voll gefangener Ungarn, die zu Arbeiten in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Mit der militärischen Niederlage war auch das NS-Regime am Ende. Die amerikanische Militärregierung ging nach Kriegsende unverzüglich daran, Nationalsozialisten aus führenden Positionen der Gesellschaft zu entlassen und Die Sagrermüllner Kapelle vor dem Hochwasser 1945
wieder demokratische Strukturen herzustellen. Durch die Entnazifizierungsmodalitäten der US-Streitkräfte musste das NSDAP-Mitglied und Bürgermeister Josef Sulzberger abtreten und sein Amt an Ferdinand Schafleitner übergeben, der die erste Gemeinderatssitzung in der Zweiten Republik abhielt. Bereits am 24. Juni nahm die Kommunalverwaltung ihre Arbeit wieder auf. Im Mai 1946 wurde eine sozialdemokratische Bezirksorganisation eingerichtet und erstmals ein Vertreter in die Gemeindevertretung entsandt. Nach einem Jahr Amtstätigkeit übergab am 27. Juni 1946 der bisherige Bürgermeister Schafleitner im Zuge einer Wahl sein Amt an Johann Eisl. Dabei wurde auch die politische Struktur im Gemeinderat erstmals nach dem Krieg nach demokratischen Grundsätzen geordnet. Elf Mitgliedern der Österreichischen Volkspartei stand ein Gemeindevertreter der Sozialdemokratischen Partei gegenüber. Während die politischen Veränderungen zügig vorangingen, wurde der noch junge Frieden in Zell am Moos im Sommer 1945 durch eine Naturkatastrophe gestört. Am 8. Juni zog gegen Abend ein schweres Unwetter über der Haslau und Breitenau auf. Hagelschlag und die rasch anschwellende Vöckla richteten im gleichnamigen Tal schwere Schäden an den Häusern an. Bis Frankenmarkt wurden dabei alle Wasserwehren und Brücken zerstört. Viele Häuser mussten im Erdgeschoss geräumt werden und etliche wurden teilweise oder total zerstört. Betroffen war vor allem das Sägewerk Neuhofer, dessen gelagertes Holz von den Wassermassen weggerissen wurde. Stark beschädigt wurde auch die sog. Sagerermüllner-Kapelle, die überschwemmt wurde und schließlich einstürzte. Personen wurden bei dem Hochwasser weder verletzt noch getötet. Die Zahl der Flüchtlinge nahm auch nach Kriegsende nicht ab. Vor allem Menschen aus West- und Ostdeutschland hielten sich noch einige Monate in der Gemeinde auf. Durch die knappe Lebensmittelversorgung der Bevölkerung – besonders an Brot mangelte es infolge unregelmäßiger Mehllieferungen – war die Lage im Ort sehr angespannt. Die Flüchtlinge aus den ehemaligen Kriegsgebieten konnten sich nur durch Betteln über die Runden bringen. Die Folge war, dass es in der Region zu unzähligen Einbrüchen kam, bei denen vor allem Lebensmittel, aber auch Bargeld gestohlen wurden. Die Situation entspannte sich im Herbst, als die meisten Flüchtlinge, unter ihnen auch die große Gruppe der Ungarn, wieder in ihre Heimat zurückfuhren.30
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anmerkungen
Chronik der Volksschule Zell am Moos, Bd. II 1933-1964, handschriftlich.
1 Chronik der Volksschule Zell am Moos, Bd. I 1882-1933,
handschriftlich, o. S.
Gemeindechronik Zell am Moos 1936-1961, handschriftlich.
3 OÖLA, BH Vöcklabruck, Sch. 411 1933, 3005.
Gendarmeriechronik Zell am Moos 1911-1968, handschriftl.
5 OÖLA, Bezirksgericht Mondsee; BH Vöcklabruck.
Hemetsberger, Herbert: Chronik der freiwilligen Feuerwehr Haslau Gemeinde Zell am Moos, handschriftlich, verfasst 1983/84.
2 Chronik der Volkschule Haslau 29. Juni 1905-1980, handschrift., o. S. 4 OÖLA, BH Vöcklabruck, Sch. 407 1933, 833.
6 OÖLA, BH Vöcklabruck, Sch. 420 1940 12 Polizei, 1004.
7 OÖLA, Bezirksgericht Mondsee, politische Strafakten, 0953 Z 26/38. 8 OÖLA, Bezirksgericht Mondsee, politische Strafakten, 0504 Z 9/34.
9 Das »Wachtn« bezeichnete eigentlich die Totenwache der Nachbarn
bei der Leiche eines verstorbenen Bauern. In diesem Fall sollte die Totenwache mit einem geselligen Umtrunk verbunden werden. 10 OÖLA, Bezirksgericht Mondsee, politische Strafakten, 0690 Z 13/35. 11 Gendarmeriechronik Zell am Moos 1911-1968, handgeschrieben, o. S. 12 Ebd. 13 Chronik der VS Zell am Moos, Bd. II 1933-1964, handschriftlich, o. S. 14 Ebd. 15 Brandstötter, Karl: Heimatbuch der Schulgemeinde Zell am Moos (begonnen 1928), Archiv des Heimatbundes Mondseeland, Bl. 151,1. 16 Chronik der Volkschule Haslau 29. Juni 1905-1980, handschriftl., o. S. 17 OÖLA, BH Vöcklabruck, Sch. 420 1940 12 Polizei, 3666. 18 OÖLA, Registrierung der Nationalsozialisten, Sch. 102, Bezirk Vöcklabruck, Registrierungsblätter Zell am Moos. 19 Niederschrift vom 24. Oktober 1941, in: Sitzungsprotokolle der Gemeinde Zell am Moos 17. Jänner 1937-27. Dezember 1954. 20 Gendarmeriechronik Zell am Moos 1911-1968, handgeschrieben, o. S. 21 Ebd. 22 Ebd. 23 Ebd. 24 Ebd. 25 Ebd. 26 Ebd. 27 Ebd. 28 Ebd. 29 Chronik der Pfarre Zell am Moos 1884-1968, S. 168. 30 Ebd., S. 174 f.
Quellen Blaichinger, Franz: Chronik der freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos, handschriftlich, verfasst 1957. Brandstötter, Karl: Heimatbuch der Schulgemeinde Zell am Moos (begonnen 1928), handschriftlich, Archiv des Heimatbundes Mondseeland. Chronik der Pfarre Zell am Moos 1884-1968, handschriftl. Chronik der Volksschule Haslau 29. Juni 1905-1980, handschriftlich. Chronik der Volksschule Zell am Moos, Bd. I 1882-1933, handschriftlich.
Sitzungsprotokolle der Gemeinde Zell am Moos 18. Juni 1911-30. November 1936. Sitzungsprotokolle der Gemeinde Zell am Moos 17. Jänner 1937-27. Dezember 1954. OÖ Landesarchiv (LA) Bezirksgericht Mondsee OÖLA Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck OÖLA Registrierung der Nationalsozialisten OÖLA Sondergerichte
literaturangabe Benz, Wolfgang / Graml, Hermann / Weiß, Hermann (Hg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, München 2001. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (Hg.): Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934-1945, Bd. 2, Wien 1982. Hanisch, Ernst: Der lange Schatten des Staates, Österreichs Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Wien 1994. Möller, Horst u.a. (Hg.): Die tödliche Utopie, Bilder, Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich, Veröffentlichung des Instituts für Zeitgeschichte, München 2002. Schuster, Walter / Weber, Wolfgang: Entnazifizierung im regionalen Vergleich, Linz 2004. Slapnicka, Harry: 550 Stickworte zur oberösterreichischen Zeitgeschichte, Grünbach 2000. Ders.: Oberösterreich als es »Oberdonau« hieß (1938-1945), Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 5, Linz 1978. Tálos, Emmerich u.a. (Hg.): NS-Herrschaft in Österreich, Wien 2000.
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Zel am Moos naa 1945
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Entwiblung der politisaen Verhältnise und wiatiger Aufgabenbereiae johann wiesinger In diesem Beitrag soll die politische Entwicklung dargestellt werden, wie sie sich aufgrund der – manchmal sehr knappen – Gemeinderatsprotokolle nachvollziehen lässt. Die an vorderster Stelle der Gemeinde handelnden und verantwortlichen Personen sollen genannt und auch die wichtigsten Themen und Projekte der jüngeren Vergangenheit sollen erwähnt werden, wie sie in Angriff genommen und umgesetzt wurden und unsere Gemeinde zu dem gemacht haben, was sie heute ist – ein Kleinod, in dem es sich wunderbar leben lässt. Am 25. November 1945 fanden in Oberösterreich die ersten Gemeinderats- und Landtagswahlen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges statt. Seit dieser Zeit hat sich besonders in den letzten beiden Jahrzehnten das Erscheinungsbild unserer Gemeinde enorm verändert, wofür auch die politischen Kräfte bzw. ihre Vertreter verantwortlich sind.
Wahlberechtigt waren damals 510 Zell am Mooserinnen und Zell am Mooser. Kandidiert haben auf Gemeindeebene die »Österreichische Volkspartei« und die »Sozialistische Partei Österreichs«. Zwölf Mandate waren zu vergeben. Es entfielen auf die: 2 – Österreichische Volkspartei: 415 Stimmen / 87,6 % / 11 Mandate – Sozialistische Partei Österreichs: 59 Stimmen / 12,4 % / 1 Manadat Die Wahlbeteiligung betrug 94,1 Prozent. Das Ergebnis zur Landtagswahl war übrigens identisch mit dem der Gemeinderatswahl.3 Die Bezeichnung für den Gemeinderat war damals »Gemeindeausschuss«, der Gemeindevorstand wurde als »Gemeinderat« bezeichnet. Der Bürgermeister sowie alle anderen Mandatsträger, wie Vizebürgermeister, Gemeinderat etc. wurden bis einschließlich 1991 vom Gemeindeausschuss bzw. vom Ge-
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Bgm. Ferdinand Schafleitner (Parzer), Ende des Krieges bis 27. Juni 1946
meinderat, wie die jetzige Bezeichnung lautet, gewählt. Seit der Wahl im Jahr 1997 wird der Bürgermeister direkt von der Bevölkerung gewählt, die anderen Funktionsträger aber nach wie vor vom Gemeinderat. Unmittelbar nach der Wahl vom November 1945 wurden die Parteienvertreter aufgefordert, die Kandidaten für Gemeindeausschuss und Gemeinderat der Bezirksbehörde zu melden. Erst nach Zustimmung der Behörde zur Kandidatenliste konnte die konstituierende Sitzung abgehalten werden, was den langen Zeitraum zwischen Wahl und konstituierender Sitzung erklärt. Am 27. Juni 1946 hat der nach Kriegsende eingesetzte Bürgermeister Ferdinand Schafleitner über Auftrag der Bezirkshauptmannschaft eine Sitzung des Gemeindeausschusses einberufen, bei der der Bürgermeister, der Stellvertreter und der Gemeinderat gewählt werden sollten. Als Wahlleiter war von der Bezirkshauptmannschaft der spätere Bezirkshauptmann Regierungsrat Panuschka anwesend. Bei der ersten Abstimmung zur Wahl des Bürgermeisters entfielen auf den bisherigen Bürgermeister Ferdinand Schafleitner 6 Stimmen, auf Johann Eisl 3 Stimmen, auf Anton Achleitner 2 Stimmen und auf Matthias Grubinger 1 Stimme. Da kein Kandidat die absolute Stimmenmehrheit erhielt, musste ein zweiter Wahlgang durchgeführt werden, der folgendes Ergebnis brachte: Schafleiter Ferdinand Eisl Johann Achleitner Anton Schweighofer Paul
5 Stimmen 5 Stimmen 1 Stimme 1 Stimme
Bgm. Johann Eisl (Nagendorfer), 1946 – 1949
Da auch der zweite Wahlgang keine Entscheidung brachte, war ein dritter erforderlich. Dieser ergab eine Stimmengleichheit von jeweils 6 Stimmen für Ferdinand Schafleitner und Johann Eisl. Es musste also das Los entscheiden, und dieses fiel auf Johann Eisl als Bürgermeister. Als Gemeinderat wurde Josef Grubinger gewählt. Der Antrag der SPÖ, ihr einen Sitz im Gemeinderat zuzugestehen, weil sie das zweite Mandat nur um ganz wenige Stimmen verfehlt hatte, wurde von der ÖVP abgelehnt. Der Gemeindeausschuss setzte sich wie folgt zusammen: Österreichische Volkspartei: – Eisl Johann Bürgermeister, Zell am Moos 119 (Nagendorfer) – Bahn Alois Vizebürgermeister, Zell am Moos 149 – Grubinger Josef Gemeinderat, Zell am Moos 90 (hinterer Gollauer) – Achleitner Anton, Zell am Moos 118 (Wolfbauer) – Grubinger Matthias, Zell am Moos 13 (Sechterlechner) – Mindlberger Josef, Zell am Moos 50 (Lindenbauer) – Prem Franz, Zell am Moos 110 (Staller) – Schafleitner Ferdinand, Zell am Moos 15 (Parzer) – Schindlauer Paul (Moar in Breitenau) – Schweighofer Johann, Zell am Moos 131 (Harpoint) – Schweighofer Paul, Zell a. M. 100 (Mühlbauer, Haslau) Sozialistsiche Partei: – Anton Paischer, Zell am Moos 164 Veränderungen bei den Mitgliedern des Gemeinderates bzw. Gemeindeausschusses während der ersten Funktionsperiode nach dem Zweiten Weltkrieg sind aus den Pro-
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tokollen nicht exakt nachzuvollziehen, weil diese teilweise äußerst knapp gehalten waren und die Angelobung neuer Kandidaten nicht immer erwähnt wurde. Folgende Anmerkungen sind jedoch angeführt: Josef Grubinger scheidet wegen Krankheit am 31. Mai 1947 aus dem Gemeinderat und dem Gemeindeausschuss aus. Johann Schweighofer wird Gemeinderat, in den Gemeindeausschuss rückte offensichtlich Franz Schleicher nach, da er später als Mitglied des Gemeindeausschusses erwähnt wird. Schweighofer Johann scheidet 1948 durch Tod aus, sein Nachfolger als Gemeinderat wird Paul Schweighofer, als Nachfolger in den Gemeindeausschuss wird am 3. Februar 1948 Matthias Maderecker, Haslau 108, vorgeschlagen. Neben den immer wiederkehrenden Punkten, wie Festsetzung der Hebesätze und Erschließung sonstiger Einnahmen, waren wesentliche Themen dieser Funktionsperiode Maßnahmen zur »Mängelverwaltung«, wie die Bildung von Ausschüssen zur Kontrolle bei der Verteilung von Bezugsscheinen usw. Viele Jahre zog sich das Thema Verbau des Vöckla-Oberlaufes und vor allem die Finanzierung dieses Bauvorhabens hin, das nach dem verheerenden Hochwasser von 1945 als vorrangig angesehen wurde. Zu höheren finanziellen Aufwendungen war die Gemeinde nicht in der Lage, sodass versucht wurde, die Leistungen durch Robot erbringen zu können. Ein weiteres Thema war die Frage der Erhaltung der VöcklaStraße. Als einen wesentlichen Punkt kann man den Beschluss über die Bildung eines gemeinsamen Sanitätsauschusses für Zell am Moos und Oberhofen ansehen. Der Antrag der Schulleitung von Haslau auf Errichtung einer zweiten Klasse wurde vorerst abgelehnt und erst nach mehreren Jahren positiv behandelt. Die Bildung von Ortsschulräten, der Bau eines eignen Postgebäudes, die Bekämpfung des Kartoffelkäfers und vieles mehr stand auf den Tagesordnungen.
Bemerkenswert ist ein Diskussionspunkt, der im Protokoll der Sitzung des Gemeindeausschusses vom 6. Juli 1947 festgehalten ist. An dieser Sitzung haben auch der Bürgermeister von Oberhofen und ein Gemeindevertreter von Tiefgraben teilgenommen, und es wurde ganz heftig der Rückkauf des Sees durch die Gemeinden Zell am Moos, Oberhofen und Tiefgraben gefordert. Die Seefläche, die zur Gänze zum Gemeindegebiet Zell am Moos gehört, sollte gleichmäßig auf alle drei Gemeinden aufgeteilt werden. Eine Umsetzung dieses Vorhabens ist allerdings nicht gelungen. Die Funktionsperiode endete 1949. Bei der Wahl im Herbst 1949 waren 551 Personen wahlberechtigt. Zu vergeben waren 12 Mandate. Im Gemeinderat gab es folgendes Ergebnis: – –
Österreichische Volkspartei: 364 Stimmen / 80,9 % / 10 Mandate Sozialistische Partei Österreichs: 86 Stimmen / 19,1 % / 2 Mandate
Die Wahlbeteiligung betrug 82,6 Prozent und war damit etwas geringer als 1945. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 8. November 1949 statt, als Wahlleiter fungierte wieder der spätere Bezirkshauptmann Panuschka. Bei der Abstimmung über die Wahl des Bürgermeisters entfielen im ersten Wahlgang auf Matthias Grubinger, Sechterlechner, Zell 13,5 Stimmen, auf Matthias Grubinger, Zell 85 (Schlader, Haslau), 4 Stimmen und auf Franz Prem, Zell am Moos 110, 3 Stimmen. Keiner der Kandidaten hatte daher die absolute Mehrheit und es musste einen zweiten Wahlgang geben. Dabei erhielt Matthias Grubinger, Zell 13, 4 Stimmen. Matthias Grubinger, Haslau 85, erhielt 3 Stimmen, für Franz Prem wurden auch 3 Stimmen abgegeben. Ferner gab es eine Stimmenthaltung und eine Stimme war wegen Unleserlichkeit ungültig. Der Gemeindeausschuss legte fest, dass zwischen Prem und Grubinger, Haslau, durch das Los entschieden werden soll, wer als zweiter Kandidat neben Grubinger, Zell 13, zur Wahl stehen soll. Das Los fiel auf Grubinger, Haslau.
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Beim entscheidenden dritten Wahlgang zum Bürgermeister erhielt Grubinger, Zell 13, mit 8 Stimmen die absolute Mehrheit und war damit zum Bürgermeister gewählt. Grubinger, Haslau 85, erhielt 4 Stimmen.
In dieser Periode werden Unterausschüsse gebildet, die den Gemeindemandataren besondere Aufgabenbereiche zuweisen. Dies lässt auf eine stärkere Entwicklung des Ortes in ganz bestimmten Bereichen schließen.
Als Vizebürgermeister wurde Matthias Grubinger, Haslau Nr. 85, gewählt.
Folgende Ausschüsse wurden festgelegt:
Das dritte Mandat im Gemeinderat bekam die SPÖ, da sie nach der damals geltenden Wahlordnung als zweitstärkste Partei mit 2 von 12 Mandaten ein Sechstel der Gemeinderatssitze erreicht hat. Auch diese SPÖ-interne Wahl musste zwischen August Lindinger und Eduard Lettner durch das Los entschieden werden, das auf August Lindinger, Zell 111, als Gemeinderat fiel. Im Gemeinderat waren vertreten: Österreichsiche Volkspartei: – Grubinger Matthias, Bürgermeister, Zell 13 – Grubinger Matthias, Vizebürgermeister, Haslau 85 – Achleitner Anton, Gemeinderatsmitglied – Achleitner Josef, Gemeinderatsmitglied – Einberger Karl, Gemeinderatsmitglied – Eppel Franz, Gemeinderatsmitglied – Maier Matthias, Gemeinderatsmitglied – Prem Franz, Gemeinderatsmitglied – Schafleitner Michael, Gemeinderatsmitglied – Schweighofer Rudolf, Gemeinderatsmitglied Von der Sozialistischen Partei Österreichs: – Lindinger August, Gemeinderatsmitglied – Lettner Eduard, Gemeinderatsmitglied
Bgm. Matthias Grubinger (Sechterlechner), 1949 – 1955
Straßen- und Brücken; Fremdenverkehr und Ortsverschönerung, Straßenbeleuchtung; Schulwesen; Gemeindehaus- und Wohnungswesen; Bauwesen; Feuerlöschwesen; Gemeindekassaprüfung. Veränderungen während dieser Amtsperiode sind nicht alle dokumentiert. Ab Herbst 1950 scheint das Mitglied Josef Achleitner, Zell 83 (Badlhofer), nicht mehr in den Protokollen auf, auch nicht als entschuldigt, es wurde jedoch auch kein Nachfolger erwähnt. Anton Achleitner, Wolfbauer, hat hingegen sein Mandat offiziell am 25. Oktober 1951 zurück gelegt, ihm folgt Johann Wiesinger, Zell 123, nach, der ihn schon seit 14. Dezember 1950 regelmäßig vertreten hat. Zentrale Themen dieser Periode waren die Gewährung von Unterstützungen bzw. der Nachlass von Steuerschulden bei äußerst Bedürftigen sowie die Weiterleitung von Unterstützungsansuchen besonders notleidender Personen an die Bezirkshauptmannschaft. Durch den Beginn des Ausbaues des Gemeindewohnhauses in Haslau sollte die Wohnungsnot gemildert werden. Der Umbau des ursprünglich hölzernen Hauses in einen Massivbau zog sich von 1953 bis 1957 hin und verursachte Gesamtkosten in der Höhe von mehr als 240.000,-- Schilling. Hier sind die freiwilligen Leistungen der Bevölkerung jedoch nicht eingerechnet. Die Absicht des Gemeindeausschusses war, damit eine Wohnmöglichkeit für mittellose ältere Gemeindebewohner zu schaffen. Das nun umgebaute Wohnhaus war seinerzeit ein Bauernhof mit dem Namen »Roith« und befand sich damals seit ca. 200 Jahren im Besitz der Gemeinde. Die Planung der Erweiterung der Schule Haslau wurde begonnen. Straßenerhaltung und Brückenerneuerungen waren regelmäßig auf den Tagesordnungen der Sitzungen zu finden. Der Beginn der Staubfreimachung von Straßen im Ortsgebiet und der Durchfahrt Haslau konnte aufgrund der hohen
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Kosten nur langsam und schrittweise umgesetzt werden. Diese Maßnahme war jedoch dringend notwendig, um den Fremdenverkehr in Schwung zu bringen. 1952 wurde von der Oberösterreichischen Landesregierung beschlossen und in einer Verordnung kundgemacht, dass das Gebiet von Zell am Moos zum Fremdenverkehrsgebiet erklärt wird. Ein zentraler Punkt war weiters das Feuerwehrwesen. Ein Grundstück im Ortsbereich wurde angekauft und eine Feuerwehrzeugstätte darauf errichtet, ebenso wurde die Feuerwehr Haslau unterstützt. Ein ganz großes Anliegen in der Mitte der 50er Jahre waren der Ankauf eines Grundstückes von Christine und Ferdinand Enzinger und die Planung und Errichtung eines neuen Gemeindeamtes auf diesem Grundstück. Die Gemeindekanzlei war seit 1939 im Gebäude der Schule untergebracht und bot selbst für den im Vergleich zu heute geringen Verwaltungsaufwand viel zu wenig Platz. Die Funktionsperiode endete 1955. Bei der Wahl im Herbst 1955 waren 548 Personen wahlberechtigt. Zu vergeben waren 12 Mandate. Im Gemeinderat gab es folgendes Ergebnis: – Österreichische Volkspartei: 360 Stimmen / 75,9 % / 10 Mandate – Sozialistische Partei Österreichs: 58 Stimmen / 12,2 % / 1 Mandat – Freiheitliche Wahlgemeinschaft: 54 Stimmen / 11,4 % / 1 Mandat – Kommunisten und Linkssozialisten: 2 Stimmen / 0,4 % / kein Mandat
Damit war Matthias Grubinger, Haslau 85, zum Bürgermeister gewählt. Die Wahl des Vizebürgermeisters war eine fraktionelle Wahl und gestaltete sich etwas schwieriger. Im ersten Wahlgang entfielen auf Franz Eppel 4, auf Matthias Maderecker ebenfalls 4 und auf Schafleitner Gottlieb und Achleitner Matthias jeweils 1 Stimme. Der zweite Wahlgang zum Vizebürgermeister ergab 5 Stimmen für Matthias Maderecker, 3 für Gottlieb Schafleitner und 2 für Franz Eppel. Der dritte Wahlgang ergab jeweils 5 Stimmen für Matthias Maderecker und Gottlieb Schafleitner, es musste das Los entscheiden. Dieses fiel auf Matthias Maderecker. Da aber der gewählte Bürgermeister Grubinger und Vizebürgermeister Maderecker zweiten Grades verschwägert waren (Gatten von zwei Schwestern), konnte dieser lt. Oö Gemeindeordnung die Wahl nicht annehmen und es musste eine neue Wahl stattfinden. Bei diesem neuen Wahlgang fielen auf Franz Neuhofer 4 Stimmen, auf Gottlieb Schafleitner 2 und auf Eppel Franz und Achleitner Matthias jeweils 1 Stimme. Im zweiten Wahlgang erhielt Franz Neuhofer 5, Schafleitner Gottlieb 4 Stimmen und Franz Eppel 1 Stimme. Da die Stimme für Franz Eppel aber als ungültig erklärt wurde, war Franz Neuhofer mit 5 Stimmen zum Vizebürgermeister gewählt. Als Gemeinderat wurde mit 8 Stimmen Matthias Grubinger, Zell am Moos 13, gewählt. Jeweils 1 Stimme entfiel auf Schafleitner Gottlieb und Matthias Achleitner. Im Gemeindedausschuss waren vertreten:
Die Wahlbeteiligung betrug 89,2 Prozent und war damit höher als 1949. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 19. November 1955 statt, als Wahlleiter fungierte der Bezirkshauptmann von Vöcklabruck, HR Dr. Pesendorfer. Die Wahl des Bürgermeisters wurde diesmal bereits im ersten Wahlgang entschieden. Es fielen auf Matthias Grubinger, Haslau 85, 7 Stimmen und auf Matthias Grubinger, Zell am Moos 13, 5 Stimmen.
Österreichische Volkspartei: – Grubinger Matthias, Bürgermeister, Haslau 85 – Neuhofer Franz, Vizebürgermeister – Grubinger Matthias, Zell 13, Gemeinderat – Achleitner Matthias (Höllerer) – Eisl Josef – Eppel Franz – Grubinger Paul (Hiasn Paul) – Hemetsberger Josef
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Bgm. Matthias Grubinger, 1955 – 1959
– Maderecker Matthias – Schafleitner Gottlieb Sozialistische Partei: – Brand Josef, Gemeinderatsmitglied Freiheitliche Wahlgemeinschaft: – Lacher Matthäus, Gemeinderatsmitglied Folgende Unterausschüsse wurden festgelegt: Fremdenverkehr, Ortsverschönerung und Straßenbeleuchtung, Brücken- und Straßenwesen, Schulwesen in Zell am Moos und Haslau, Gemeindehaus und Wohnungwesen, Bauwesen, Feuerlöschwesen, Kassaprüfung Veränderungen während der Periode: Am 22. April 1959 starb Matthias Grubinger, Sechterlechner, im Alter von 58 Jahren. Er war von 1949 bis 1955 Bürgermeister und dann Gemeinderat. In den Gemeindeausschuss rückte nun Johann Wiesinger nach, zum Gemeinderat wurde Gottlieb Schafleitner (Zell 16) gewählt. Am 19. Dezember 1959 verstarb Bürgermeister Matthias Grubinger, Haslau 85, (Schlader) im Alter von 60 Jahren. Er war Bürgermeister von 1955 bis zu seinem Ableben. Franz Neuhofer wurde vom Gemeindeausschuss als neuer Bürgermeister gewählt. Zum neuen Vizebürgermeister wurde Matthias Maderecker gewählt. In den Gemeindeausschuss rückte Johann Pöckl nach. Die Aufgabenbereiche wurden nun vielfältiger. Neben den bisherigen wichtigen Bereichen wie Straßenerhaltung
Bgm. Franz Neuhofer, 1960 – 1961
und Brückenbau sowie die weitere Verbauung der Vöckla und anderer Bäche, die den Ort bei Hochwasser gefährden könnten, wurden weitere, weit reichende Aufgaben in Angriff genommen. Die Schule Haslau wurde um einen Betrag von mehr als 710.000,-- Schilling erweitert bzw. adaptiert. Ein neues Amtshaus, in dem auch der Gendarmerieposten und das Postamt untergebracht werden sollte, wurde gebaut, und die Gemeindekanzlei übersiedelte am 22. Jänner 1957 in die neuen Räumlichkeiten. Als erster Benutzer ist jedoch schon am 10. Jänner 1957 die Gendarmerie des Postens Zell am Moos mit 3 Mann eingezogen: Revierinspektor Franz Salletmayr, Patrouillienleiter Matthias Haderer und Gendarm Peter Stumpner. Am 21. Juni 1958 wurde das neue Gebäude gemeinsam mit der neu gestalteten Volksschule Haslau in Anwesenheit des damaligen Landeshauptmannes Dr. Heinrich Gleißner feierlich eröffnet. Der Bau des Güterweges Heissing und der Roithstraße wurden in Angriff genommen, die offizielle Eröffnung fand am 23. September 1961 statt. Die Gesamtbaukosten wurden mit 780.000,-- Schilling bekannt gegeben. Die weitere Staubfreimachung des Ortsgebietes und der Beginn und weitere Ausbau der Straßenbeleuchtung wurde beschlossen. Längerfristig wurde der Neubau der Schule an einem neuen Standort geplant und zu diesem Zweck ein ca. 3.000 m2 großes Grundstück vom Land- und Gastwirtsehepaar Leonhard und Maria Langwallner angekauft. Auch der Bau der neuen Umfahrungsstraße wurde begonnen. Die Gemeinde hat dadurch indirekt hohe Kosten zu tragen gehabt, da durch den Materialtransport die Ge-
2 · geschichte & gegenwart
Eröffnung der Schule Haslau
Eröffnung des Gemeindeamtes
Die völlig neu gestaltete Schule in Haslau
Ehrengäste bei der Eröffnung mit LH Dr. Gleißner an der Spitze
LH Dr. Gleißner bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung der Schule, rechts: Bgm. Grubinger und Dir. Baier
Die Musikkapelle umrahmte die feierliche Eröffnung
meindestraßen schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden und daher Ausbesserungsarbeiten notwendig waren. Die Errichtung eines Löschwasserteiches im Ortsgebiet von Zell am Moos wurde beschlossen. 1960 wurde die Firma Lenikus beauftragt, das Ortsgebiet staubfrei zu machen, die Kosten betrugen mehr als 330.000,-- Schilling. Pfarrer Friedrich Penetsdorfer bei der Segnung des neuen Amtshauses
Die Erstellung eines ersten Flächenwidmungsplanes für die Gemeinde durch Dipl.Ing. Heribert Novak als Ortsplaner wurde als zukunftsweisendes Projekt in Angriff genommen. DI Novak war bis 2002 Ortsplaner von Zell am Moos.
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Bgm. Johann Baier, 1961 – 1962
Bemerkenswert ist, dass in keinem Protokoll der Sitzungen des Gemeindeausschusses der Verkauf des Sees im Jahr 1957 erwähnt wird, wo doch 10 Jahre vorher der unbedingte Wille zum Rückkauf dokumentiert ist. Wenn schon nicht der gesamte Betrag von 500.000,-- Schilling aufbringbar gewesen wäre, einer oder mehrere Anteile zum Preis von jeweils 12.500,-- Schilling wären sicher leistbar gewesen, zumal der Betrag in 10 Raten zu 1.250,-- Schilling jährlich zu leisten war. Auffallend ist in diesem Zusammenhang weiters die Tatsache, dass nur ganz wenige Einheimische damals einen Seeanteil erworben haben. Dies lässt die Annahme zu, dass der Verkauf des Sees sowie die Tatsache, dass das Gesamteigentum auf 40 Anteile aufgeteilt wurde, in unserem Gebiet überhaupt nicht bekannt war. Die Gründe dafür mögen vielfältig gewesen sein, dass sich Zell am Mooser Bürger die 12.500,-- Schilling aufgeteilt auf zehn Jahresraten nicht hätten leisten können, war sicher nicht der Grund. Blochholz hatte damals z.B. einen Preis von 500,-- Schilling pro Festmeter, wie aus den Gemeindeausschussprotokollen zu entnehmen ist. Um diesen Preis wurde damals nämlich Servitutsholz aus den Bundesforsten verkauft, auf das die Gemeinde Anspruch hat. Und dass gar niemand die Bedeutung des Seeverkaufes erkannt haben soll, darf auch ausgeschlossen werden. Es liegt also die Vermutung nahe, dass die damaligen potentiellen Käufer nicht daran interessiert waren, Einheimische als Mitbesitzer in diesem Konsortium zu haben, und haben daher die Kaufabsicht geheim gehalten. Die Gemeindevertretung wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.
Bgm. ÖR Johann Wiesinger, 1962 – 1974
berechtigt, zu vergeben waren 12 Mandate. Die Gemeinderatswahlen ergaben folgendes Ergebnis: – – –
Österreichische Volkspartei: 439 Stimmen / 84,1 % / 11 Mandate Sozialistische Partei Österreichs 57 Stimmen / 10,9 % / 1 Mandat Freiheitliche Partei Österreichs 26 Stimmen / 5,0 % / kein Mandat
Die Wahlbeteiligung war mit 93,6 Prozent nach 1945 die zweithöchste in der Geschichte der Zweiten Republik. Die konstituierende Sitzung des Gemeindeausschusses fand am 13. November 1961 statt. Bei der ersten Abstimmung zur Wahl des Bürgermeisters entfielen auf Johann Baier 8 Stimmen, auf Matthias Maderecker 3 Stimmen und 1 Stimme auf Johann Rindberger. Damit war bereits im ersten Wahlgang Johann Baier, Volksschuldirektor in Haslau, zum Bürgermeister gewählt. Dann erfolgte die Wahl des Vizebürgermeisters. Im ersten Wahlgang entfielen auf Johann Wiesinger 8 Stimmen, auf Matthias Maderecker 2 Stimmen und 1 Stimme auf Johann Rindberger. Eine Stimme war ungültig. Johann Wiesinger war daher auch bereits im ersten Wahlgang zum Vizebürgermeister gewählt. Bei der Wahl des Gemeinderates entfielen auf Matthias Maderecker 8 und auf Johann Rindberger 4 Stimmen, sodass Matthias Maderecker zum Gemeinderat gewählt war. Im Gemeindeausschuss waren vertreten:
Im Herbst 1961 war die 6jährige Funktionsperiode vorbei und Gemeinderat und Landtag wurden neu gewählt. In unserer Gemeinde waren 581 Bürgerinnen und Bürger wahl-
Österreichische Volkspartei: – Baier Johann, Bürgermeister
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– – – – – – – – – –
Wiesinger Johann, Vizebürgermeister Maderecker Matthias, Gemeinderatsmitglied Grubinger Matthias, Zell 196, Gemeinderatsmitglied Grubinger Matthias, Zell 13, Gemeinderatsmitglied Hufnagl Johann, Gemeinderatsmitglied Köck Josef, Gemeinderatsmitglied Lacher Georg, Gemeinderatsmitglied Lettner Josef, Gemeinderatsmitglied Obauer Friedrich, Gemeinderatsmitglied Rindberger Johann, Gemeinderatsmitglied
singer, 3 Stimmen für Johann Rindberger und 1 Stimme für Matthias Maderecker. Johann Wiesinger war damit zum Bürgermeister gewählt Die Wahl zum Vizebürgermeister konnte erst im dritten Wahlgang entschieden werden, es entfielen auf Johann Rindberger 8 Stimmen und auf Johann Hufnagl 4 Stimmen. In den Gemeindeausschuss nachgerückt ist Gottlieb Pöckl, Zell am Moos 37.
Sozialistische Partei: – Johann Sesser sen., Gemeinderatsmitglied
Ab 1. Februar 1963 vertritt Anton Neuhofer Johann Sesser sen. im Gemeindeausschuss.
Veränderungen während der Periode:
Wichtigstes Projekt dieser Periode war die Planung und der Neubau der Volksschule, die aus allen Nähten platzte. Vorübergehend musste sogar eine dritte Klasse den Sitzungssaal der Gemeinde als Unterrichtsraum benutzen. In einem Architektenwettbewerb wurde das Siegerprojekt ermittelt, das schießlich umgesetzt wurde. Die Gesamtbaukosten betrugen rd. 5 Millionen Schilling, von denen nur ein geringer Teil von der Gemeinde aufgebracht werden konnte. Bis Ende 1967 waren die wesentlichen Bauetappen abgeschlossen. Die offizielle Eröffnung des Gebäudes fand am 6. September 1970 statt. Schließlich musste noch ein weiteres Grundstück angekauft werden, auf dem der Turnplatz für die Schule entstehen sollte.
Am 07.09.1962 wurde die Neuwahl des Bürgermeisters notwendig, da der bisherige Bürgermeister Johann Baier eine Schulleiterstelle in Frankenmarkt übernommen hat und damit aus unserer Gemeinde weggezogen ist. Da es keinen Wahlvorschlag gab, waren für die Bürgermeisterwahl 2 Wahlgänge notwendig. Der erste Wahlgang brachte folgendes Ergebnis: Johann Wiesinger 6 Stimmen, Johann Rindberger 3 Stimmen, Matthias Maderecker 2 Stimmen und Josef Köck 1 Stimme. Der zweite Wahlgang brachte 8 Stimmen für Johann Wie-
Ansichten der neuen Schule von Zell am Moos
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Weitere wichtige Vorhaben waren die Planung und der Bau von Güterwegen, zB. Obergegend, Breitenau, Harpoint sowie Badlhof, Oberholz, Bergbauer und der Wirtschaftsweg Wolfbauer. Mit dem Ausbau des Wegenetzes wurde auch die Organisation der Schneeräumung durch die Gemeinde notwendig. Weiter vorangetrieben wurde die Staubfreimachung der Straßen. Die weitere Verbauung der Vöckla und anderer Gewässer, besonders auch des Unterlaufes des Zellerbaches im Ortsgebiet, waren zentrale Vorhaben. Ein zukunftsweisender Beschluss war sicher die Erlassung einer Müllabfuhrverordnung für das Ortsgebiet. Mehrere Varianten der Lagerung des Mülls – eine davon auch auf Gemeindegebiet – wurden diskutiert. Schließlich wurde jedoch die Fa. Buchschartner aus Mondsee beauftragt, die Müllabfuhr zu übernehmen und den anfallenden Müll abzutransportieren. Eine Initiative der Gemeinde zur Bekämpfung der Rattenplage, um Krankheitsübertragungen zu verhindern, sei nur am Rande erwähnt. Im Herbst 1967 fanden wieder Gemeinderats- und Landtagswahlen statt. Es hat in der Zwischenzeit eine Änderung der Wahlordnung gegeben, denn die Organe wurden ab diesem Zeitpunkt – so wie heute - als Gemeinderat (früher Gemeindeausschuss) und Gemeindevorstand (früher Gemeinderat) bezeichnet. Auch die Zahl der Mandate wurde generell auf ungerade Zahlen erhöht, um Stimmengleichheit zu vermeiden. Die Wahl der Mitglieder des Gemeindevorstandes und die Wahl des Vizebürgermeisters waren fraktionelle Wahlen jener Parteien, denen die jeweiligen Ämter zustanden. Es wurde aber bestimmt, dass die Wahl der Vertreter im Gemeindevorstand und des Vizebürgermeisters auf alle Fraktionen im Gemeinderat übergeht, wenn kein schriftlicher Wahlvorschlag jener Partei vorliegt, die den Anspruch auf den jeweiligen Sitz hat.
Die Wahlbeteiligung betrug 90,8 Prozent und ist damit etwas geringer als 1961. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 2. November 1967 statt. Es wurde kein schriftlicher Wahlvorschlag eingebracht, der erste Durchgang zur Wahl des Bürgermeisters ergab 8 Stimmen für Johann Wiesinger, 3 Stimmen für Johann Rindberger und 1 Stimme für Johann Engl, eine Stimme war ungültig. Damit war Johann Wiesinger zum Bürgermeister gewählt. Bei der Wahl zum Vizebürgermeister erhielt Johann Rindberger 10 Stimmen und Direktor Franz Blaichinger 3 Stimmen. Zum Vizebürgermeister war damit Johann Rindberger gewählt. Als weiteres Gemeindevorstandsmitglied wurde Direktor Franz Blaichinger gewählt. Im Gemeinderat waren vertreten: Für die Österreichische Volkspartei: – Wiesinger Johann, Bürgermeister – Rindberger Johann, Vizebürgermeister – Dir. Blaichinger Franz, Gemeidevorstand – Engl Johann, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Gottlieb, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Matthias, 196, Gemeinderatsmitglied – Köck Josef, Gemeinderatsmitglied – Lacher Georg, Gemeinderatsmitglied – Lettner Ferdinand, Gemeinderatsmitglied – Obauer Friedrich, Gemeinderatsmitglied – Schmitzberger Johann, Gemeinderatsmitglied Für die Sozialistische Partei: – Jungwirt Josef, Gemeinderatsmitglied – Reitter Franz, Gemeinderatsmitglied Änderungen in der Zusammensetzung:
Es gab in unserer Gemeinde 586 Wahlberechtigte, zu vergeben waren diesmal 13 Mandate. Es entfielen auf die: – –
Österreichische Volkspartei 424 Stimmen / 82,0 % / 11 Mandate Sozialistische Partei Österreichs 93 Stimmen / 18,0 % / 2 Mandate
Gemeindevorstand Direktor OSR Franz Blaichinger scheidet 1971 wegen vorübergehender Verlegung seines Wohnsitzes nach Mondsee aus dem Gemeinderat und Gemeindevorstand aus. Sein Nachfolger im Gemeindevorstand wird mit 8-Ja und 2-Nein Stimmern Friedrich Obauer. In den Gemeinderat rückt Alois Sesser nach.
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Als langfristige Vorhaben wurden die weitere stufenweise Regulierung der Vöckla sowie anderer Wildbachverbauungen zielstrebig betrieben (Zellerbach und Hinterauerbach), ebenso wurden der Ausbau der Vöcklatal-Landesstraße sowie der Bau von Forststraßen und Güterwegen (Harpoint) in das langfristige Finanzierungsprogramm aufgenommen. Ein neues öffentliches Bad sollte entstehen, um die entsprechenden Rahmenbedingungen für den zunehmenden Fremdenverkehr zu schaffen. Ein Einbau der Gemeinde in den See wurde in Erwägung gezogen, das Konsortium verlangte dafür einen Pachtschilling von ATS 32.000,-- jährlich. Es sei denn, die Gemeinde erklärt sich bereit, die grundbücherlich einverleibte Dienstbarkeit zu Gunsten Dritter der »freien Boots- und Segelbootsfahrten für jedermann« löschen zu lassen und darauf zu verzichten. Nach Durchführung der grundbücherlichen Löschung würde der Pachtschilling erlassen. Dieser Vorschlag des Konsortiums war für die Gemeinderäte unannehmbar und wurde daher abgelehnt. Dieser Punkt wurde mehrmals vorgebracht und diskutiert, wobei die Gemeindevertreter immer der Meinung waren, grundbücherlich sichergestellte Rechte auf dem See nicht aufzugeben. In den Protokollen finden sich mehrmals Anmerkungen, dass Verhandlungen mit den Vertretern des Konsortiums geführt wurden, mit Ausnahme des Baues eines öffentlichen Bades und des geplanten Einbaues in den See gibt es jedoch keine konkreten Hinweise auf den Inhalt dieser Gespräche. Aufgrund der beginnenden Bautätigkeit kam es zu einer Erweiterung bzw. Abänderung des Flächenwidmungsplanes. Als wichtiger Punkt ist der Beschluss über die Erstellung eines Bebauungsplanes festzuhalten. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass sich das Landschaftsbild einheitlich entwickelt und in der damals bestehenden Form weitgehend erhalten bleibt. Mit Bedauern vermerkt wurde die Auflassung des Gendarmeriepostens Zell am Moos mit 31.12.1968.
Die zunehmende Mobilisierung der Bevölkerung und das Anwachsen des öffentlichen Verkehrs erforderten, dass die Schneeräumung sichergestellt war. Diese wurde damals ausschließlich von Unternehmern aus Zell am Moos, Hemetsberger und Pöckl, durchgeführt, die Vergabe wurde jedes Jahr neu beschlossen. Ein ganz großer Schritt zur Reinhaltung der Umwelt war 1970 die Absicht der Vertreter im Gemeinderat, mit der Planung der Kanalisation im Ortsgebiet zu beginnen und um Aufnahme in den Reinhalteverband Mondsee anzusuchen. Durch den Ausfall des bisherigen Löschfahrzeuges der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos wurde kurzfristig der Ankauf eines neuen Löschfahrzeuges – eines »Opel Blitz« – notwendig, was zu erheblichen finanziellen Belastungen der Gemeinde führte. Mit der Fertigstellung der neuen Schule waren nicht nur weitere finanzielle Engpässe verbunden, auch über Personalangelegenheiten, wie die Anstellung eines Schulwartes, musste entschieden werden. Gegen Ende der Legislaturperiode wurden noch die Erweiterung des Friedhofs und der Neubau einer Leichenhalle beschlossen. Im Herbst 1973 wurde der Gemeinderat neu gewählt, wahlberechtigt waren 628 Personen, zu vergeben waren 13 Mandate. – – –
Österreichische Volkspartei: 408 Stimmen / 74,9 % / 10 Mandate Sozialistische Partei Österreichs: 79 Stimmen / 14,5 % / 2 Mandate Freiheitliche Partei Österreichs: 58 Stimmen / 10,6 % / 1 Mandat
Die Wahlbeteiligung lag bei 88,5 Prozent. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 22. November 1973 statt. Anders als bei vorangegangenen konstituierenden Sitzungen gab es diesmal von der ÖVP erstmals einen schriftlichen Wahlvorschlag. Dieser sah
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Johann Wiesinger als Bürgermeister vor, Johann Rindberger als Vizebürgermeister und Friedrich Obauer als weiteren Gemeindevorstand. Alle Wahlvorschläge wurden angenommen. Bei der Wahl des Bürgermeisters entfielen auf Johann Wiesinger 11 Stimmen, auf Johann Rindberger 1 Stimme, 1 Stimme war ungültig. Die Wahl zum Vizebürgermeister und weiteren Gemeindevorstand war eine fraktionelle Wahl. Auf Johann Rindberger als Vizebürgermeister entfielen 9 Stimmen bei einer Enthaltung, ebenso bei der Wahl von Friedrich Obauer zum Gemeindevorstand: 9 JaStimmen und eine Enthaltung. Im Gemeinderat waren vertreten: Für die Österreichische Volkspartei: – Wiesinger Johann, Bürgermeister – Rindberger Johann, Vizebürgermeister – Obauer Friedrich, Gemeindevorstand – OSR Dir. Blaichinger Franz, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Gottlieb, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Matthias, 196, Gemeinderatsmitglied – Lettner Ferdinand, Gemeinderatsmitglied – Langwallner Wilhelm, Gemeinderatsmitglied – Dir. Muss Eduard, Gemeinderatsmitglied Für die Sozialistische Partei Österreichs: – Jungwirt Josef, Gemeinderatsmitglied – Reitter Franz, Gemeinderatsmitglied Für die Freiheitliche Partei Österreichs: – Froschauer Alfred, Gemeinderatsmitglied Veränderungen während der Periode: Nach dem Tod von Bürgermeister Ökonomierat Johann Wiesinger wurde am 11. Oktober 1974 der Bürgermeister neu gewählt. Der Wahlvorschlag der Österreichischen Volkspartei lautete: Johann Rindberger als Bürgermeister, OSR Franz Blaichinger als Vizebürgermeister und neues Mitglied des Gemeindevorstandes. Die Wahl zum Bürgermeister ergab 12 Ja-Stimmen für Johann Rindberger und 1 Nein-Stimme. Die fraktionelle Wahl zum Gemeindevorstand ergab 9 Ja und eine Nein-Stimme für OSR Franz Blaichinger, die Wahl
Bgm. Johann Rindberger, 1974 – 1985
zum Vizebürgermeister ergab 9 Ja-Stimmen und eine Enthaltung. In den Gemeinderat rückte Johann Schmitzberger nach. Wahlleiter war der damalige Bezirkshauptmann HR Dr. Helmut Landl. Auch in dieser Periode waren der weitere Ausbau und die Verbauung der Vöckla (besonders beim Vöckla Oberlauf) und anderer Bäche – Hinterauerbach, Ramsauerbach – Oberlauf, Zellerbach im Ortsgebiet – wichtige Anliegen. Ebenso standen der weitere Ausbau des Güter- und Wirtschaftwegenetzes sowie die Staubfreimachung vieler Straßen im Vordergrund. Der weitere Ausbau der Straßenbeleuchtung im Ortsgebiet wurde vorangetrieben. Daneben standen aber schon Vorhaben auf dem Programm, die zur Verbesserung der Infrastruktur beigetragen haben. Der Fremdenverkehr sollte durch den Bau eines Seebades gefördert werden. Der Grund für den heutigen öffentlichen Badeplatz des Landes wurde gemeinsam mit dem Land Oberösterreich angekauft. Das Grundstück für einen Sportplatz, der in den Jahren 2005/2006 mit hohem Aufwand zeitgemäß gestaltet wurde, wurde angekauft. Die Feuerwehrzeugstätte in Haslau wurde umgebaut und erweitert, in Zell am Moos hat man mit der Planung des neuen Zeughauses für die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos mit einem Bauhof für die Gemeinde begonnen. Ebenso wurde die Planung und der Bau eines Kindergartens und eines Probenraumes für die Trachtenmusikkapelle vorangetrieben. Durch die rege Bautätigkeit wurde die Erweiterung und laufende Überarbeitung des Flächenwidmungsplanes notwendig.
2 · geschichte & gegenwart
Ein wesentlicher Schritt für den Umweltschutz war die Ausdehnung der Müllabfuhr auf das gesamte Gemeindegebiet. Die Absicht, dem Reinhalteverband Mondsee beizutreten und ein Kanalprojekt für das Ortsgebiet ausarbeiten zu lassen, wurde durch einen entsprechenden Beschluss in die Tat umgesetzt. Wegen des stark zunehmenden Straßenverkehrs musste aus Sicherheitsgründen eine Unterführung unter die B 154 zur Volksschule gebaut werden, damit die Kinder aus dem Ort gefahrlos die Schule erreichen können. Im Herbst 1979 wurden Landtag und Gemeinderat neu gewählt. In unserer Gemeinde waren 656 Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt, zu vergeben waren wieder 13 Mandate. – – –
Österreichische Volkspartei: 459 Stimmen / 79,7 % / 11 Mandate Sozialistische Partei Österreichs: 81 Stimmen / 14,1 % / 2 Mandate Freiheitliche Partei Österreichs: 36 Stimmen / 6,2 % / kein Mandat
Die Wahlbeteiligung lag bei 89,2 Prozent. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 3. November 1979 statt. Ein Wahlvorschlag wurde diesmal nicht eingebracht. Bei der Wahl zum Bürgermeister erhielt Johann Rindberger 12 Stimmen, 1 Stimme war ungültig. Damit war Johann Rindberger zum Bürgermeister gewählt. Da es keinen schriftlichen Wahlvorschlag für Gemeindevorstand und Vizebürgermeister gab – beides ist der ÖVP zugestanden – ging dieses fraktionelle Wahlrecht auf den gesamten Gemeinderat über und alle Vertreter waren stimmberechtigt. Als Gemeindevorstandsmitglieder wurden im jeweils 2. Wahlgang Matthias Achleitner und Eduard Muss gewählt. Bei der Wahl zum Vizebürgermeister lautete das Ergebnis bei allen drei Wahlgängen jeweils 6 Stimmen für Matthias Achleitner und Eduard Muss, eine Stimme war ungültig. Es musste das Los entscheiden, das auf Matthias Achleitner, Badlhofer, fiel. Er war damit zum Vizebürgermeister gewählt
Im Gemeinderat waren vertreten: Österreichische Volkspartei: – Rindberger Johann, Bürgermeister – Achleitner Matthias, Vizebürgermeister – Dir. Muss Eduard, Gemeindevorstand – Achleitner Josef, Gollau, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Matthias, 196, Gemeinderatsmitglied – Eppel Franz, Gemeinderatsmitglied – Hagenauer Walter, Gemeinderatsmitglied – Langwallner Wilhelm, Gemeinderatsmitglied – Maier Matthias, Lindau, Gemeinderatsmitglied – Neuhofer Franz, Gemeinderatsmitglied – Wiesinger Friedrich, Gemeinderatsmitglied Sozialistische Partei: – Köck Friedrich, Gemeinderatsmitglied – Reitter Franz, Gemeinderatsmitglied Veränderungen in der Zusammensetzung des Gemeinderates während dieser Periode sind – außer den sporadischen Vertretungen bei kurzfristiger Verhinderung eines Mandatars – nicht vorgekommen. Der Ausbau des landwirtschaftlichen Wegenetzes wurde weiter vorangetrieben (Stadl, Schwalghof, Oberlehen, Serner, Häusern), auch der weitere Ausbau der Vöcklatalstraße wurde realisiert. Mit der Erweiterung des Wegenetzes und der Übernahme in das öffentliche Gut wurde die Schneeräumung im Winter zu einem zentralen Thema. Ein UNIMOG mit Schneepflug wurde von der Gemeinde angekauft und ein Gemeindearbeiter musste eingestellt werden, der die anfallenden Arbeiten erledigte. Der geplante Neubau einer Feuerwehrzeugstätte und des Bauhofes für die Gemeinde neben der Volksschule wurden in Angriff genommen. Als Variante für die Situierung des Bauhofes war auch der Ankauf des »Pöckl Hauses«, Dorfstraße 27, in Erwägung gezogen worden. Das Haus wurde damals gerade zum Verkauf angeboten. Die Gemeindevertreter haben sich aber dann für einen Neubau in einem Gebäude mit dem Feuerwehrdepot entschieden. Da die Gemeinde auch für das Feuerwehrwesen verantwortlich ist, wurden weitere Feuerlöschteiche und Hydran-
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ten errichtet und so die Löschwasserversorgung im Gemeindegebiet verbessert. Umweltangelegenheiten bekamen immer mehr Gewicht, sodass ein entsprechender Ausschuss geschaffen wurde. Das Kanalnetz wurde weiter ausgebaut. Im Zuge dieser Maßnahme sollte im Ort auch die Straßenbeleuchtung erweitert und vor allem verkabelt werden. Die aufgerissenen Straßen im Ortsgebiet mussten neu asphaltiert werden. Die Kanalgebührenordnung wurde mehrmals überarbeitet, ebenso die Müllabfuhrordnung. Im Ortsbereich kam es verstärkt zu Umwidmungen von größeren Grünlandflächen in Bauland, um die stark gestiegene Nachfrage zu decken. Für den Bereich Sport – in erster Linie für die Sektion Fußball – wurde beim Sportplatz eine Umkleidekabine mit sanitären Anlagen gebaut. Im Herbst 1980 öffnet in unserer Gemeinde erstmals der Kindergarten seine Pforten. Eine Gruppe mit 27 Kindern wurde geführt. In der Haslau musste der Schulbetrieb wegen des schlechten Bauzustandes des Gebäudes eingestellt werden. Eine wichtige Initiative war die Schaffung eines Gemeindewappens. Nach langwierigen Diskussionen im Gemeinderat wurde die Form, wie sich das Wappen heute präsentiert, beschlossen. Im Herbst 1985 wurden Landtag und Gemeinderat neu gewählt. Wahlberechtigt waren in Zell am Moos 738 Personen, zu vergeben waren wiederum 13 Mandate. Es enfielen auf die: – – –
Österreichische Volkspartei: 493 Stimmen / 80,8 % / 11 Mandate Sozialistische Partei Österreichs: 102 Stimmen / 16,7 % / 2 Mandate Freiheitliche Partei Österreichs 15 Stimmen / 2,5 % / kein Mandat
Die Wahlbeteiligung lag bei 85,1 Prozent.
Bgm. Matthias Achleitner, 1985 – 1996
Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 6. November 1985 statt. Der Wahlvorschlag der ÖVP lautete auf Matthias Achleitner als Bürgermeister, Wilhelm Langwallner als Vizebürgermeister und Franz Neuhofer als Gemeindevorstand. Die geheime Abstimmung ergab 12 Stimmen für Matthias Achleitner als Bürgermeister, 1 Stimme war ungültig. Die Wahl der Gemeindevorstandsmitglieder Langwallner und Neuhofer – diese Wahl war diesmal eine fraktionelle Wahl - erfolgte von der ÖVP Fraktion einstimmig, ebenso die Wahl des Vizebürgermeisters Langwallner Im Gemeinderat waren vertreten: Für die Österreichische Volkspartei: – Achleitner Matthias, Bürgermeister – Langwallner Wilhelm, Vizebürgermeister – Neuhofer Franz, Gemeindevorstand – Achleitner Anton, Wolfbauer, Gemeinderatsmitglied – Achleitner Josef, Gollauer, Gemeinderatsmitglied – Eppel Franz, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Friedrich, Gemeinderatsmitglied – Hagenauer Walter, Gemeinderatsmitglied – Hemetsberger Herbert, Gemeinderatsmitglied – Dir. Muss Eduard, Gemeinderatsmitglied – Wiesinger Fritz, Gemeinderatsmitglied Für die Sozialdemokratische Fraktion: – Pachler Josef, Gemeinderatsmitglied – Zopf Karl, Gemeinderatsmitglied Wahlleiter war Dr. Oberndorfer von der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck.
2 · geschichte & gegenwart
Veränderungen während der Periode: Im Frühjahr 1988 haben die Mitglieder Anton Achleitner, Friedrich Grubinger, Eduard Muss und Friedrich Wiesinger ihr Gemeinderatsmandat zurückgelegt. Ursache waren nicht so sehr politische Differenzen sondern massive Meinungsverschiedenheiten die Position des damaligen Pfarrers Flachberger betreffend bzw. Unterschiede in der Auffassung, welche Aktivitäten von den Vertretern der politischen Gemeinde zu diesem Thema der Pfarre und Kirche gesetzt oder unterlassen werden sollten. Als Gemeinderäte sind nachgerückt Friedrich Maderecker, Franz Rindberger, Johann Spielberger und Matthias Stabauer. Der weitere Ausbau der Güterwege (Schweibern, Mühlbauer, Serner, Heiserer) war ein wichtiges Anliegen dieser Periode. Wegen der starken Bautätigkeit wurde der Gemeinderat zunehmend mit Fragen der Abänderung des Flächenwidmungsplanes konfrontiert. Nahezu bei jeder Gemeinderatssitzung war ein Antrag auf Umwidmung auf der Tagesordnung zu finden. Ein heftiger Konflikt wurde mit den Seebesitzern über das Surfen am Irrsee ausgetragen. Die Seebesitzer bzw. Vertreter des Sportanglerbundes als Teilbesitzer des Irrsees haben ein Surfverbot am See verhängt, das die Gemeindevertreter so nicht akzeptieren wollten, weil sie darin eine Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs sahen. Mehrere Aussendungen, Klarstellungen etc. wurden an die Bevölkerung versandt. Der Konflikt mündete schließlich in einem Vergleich, der das Surfen nur zu bestimmten Zeiten gestattete und der Auflage, jährlich ein Treffen von Vertretern der Gemeinde und des Konsortiums abzuhalten, um allfällige Konflikte zu besprechen bzw. zu bereinigen. Diese Maßnahme hat sich als positiv erwiesen. Zwar laufen nicht alle diese Treffen friktionsfrei ab, sie tragen jedoch wesentlich dazu bei, Konflikte nicht eskalieren zu lassen.
Zu einer geringfügigen Abänderung der Gemeindegrenze zwischen Oberhofen und Zell am Moos kam es im Bereich der ehemaligen Roidersäge. Die Vöckla hat sich durch Hochwässer im Laufe der Jahre ein anderes Bett gegraben. Dieses Bett war nun in den vergangenen Jahren verbaut worden, sodass es sich nicht mehr verändern konnte. Dabei kam ein Teil des ehemaligen Gemeindegebietes von Zell am Moos jenseits der Vöckla und ein etwas größerer Teil Oberhofener Gebietes diesseits der Vöckla zu liegen. Aufgrund eines Beschlusses der Vertreter beider Gemeinden konnte die Gemeindegrenze dahingehend geändert werden, dass wieder der jetzt verbaute Lauf der Vöckla die Grenze darstellt. Der schlechte Bauzustand der Turnhalle und die zu kleine Schule machten die Planung des Umbaues der Volksschule und des Neubaues der Turnhalle notwendig. Fehlende finanzielle Mittel verhinderten jedoch einen raschen Baubeginn. Ein wichtiges Thema war die Erweiterung der Kanalisation und damit verbunden die aliquote Übernahme von Haftungen für den Reinhalteverband Mondsee – Irrsee. Für die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos wurde der Ankauf eines Tanklöschfahrzeuges beschlossen. Neben dem bestehenden Sportplatz wurden weitere Flächen als Trainingsplatz angekauft und die Regelung der Zufahrt zum Sportplatz wurde in Angriff genommen. Der Gemeinderat hat den Ankauf eines Seeanteiles beschlossen, um als Konsorte zum einen besser über interne Vorgänge informiert zu sein und zum andern dabei auch mitreden zu können. Der Konsortialvertrag besagt jedoch, dass ein Anteil, wenn er vom Besitzer verkauft werden sollte, zuerst den übrigen Konsorten angeboten werden muss, und erst dann, wenn von diesen keiner kaufen will, der Eigentümer seinen Anteil jemand anderem verkaufen kann. Die Gemeinde hat daher diesen Anteil nicht bekommen. Die nächsten Wahlen fanden im Herbst 1991 statt. Wahlberechtigt waren 807 Bürgerinnen und Bürger und erstmals bewarben sich vier Parteien um Mandate im Gemeinderat.
15 7
Da die Zahl der Wahlberechtigten über 800 betrug, erhöhte sich die Zahl der Mandate im Gemeinderat auf 19. Bemerkenswert ist ferner, dass 1991 erstmals in der Geschichte unserer Gemeinde nach 1945 auch Frauen an wählbarer Stelle gereiht waren. – – – –
Österreichische Volkspartei: 376 Stimmen / 55,2 % / 11 Mandate Sozialistische Partei Österreichs 73 Stimmen / 10,7 % / 2 Mandate Freiheitliche Partei Österreichs 81 Stimmen / 11,9 % / 2 Mandate Liste Zell am Moos 151 Stimmen / 22,2 % / 4 Mandate
Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 25. Oktober 1991 statt. Für die Wahl des Bürgermeisters wurden zwei Wahlvorschläge eingebracht: Die ÖVP hat Matthias Achleitner als Bürgermeister vorgeschlagen, die Liste Zell am Moos Dr. Helmut Palzinsky. Auf Matthias Achleitner entfielen 15 Stimmen, auf Dr. Helmut Palzinsky 4 Stimmen. Matthias Achleitner war damit zum Bürgermeister gewählt. Unterschiedliche Auffassungen gab es bei der Festsetzung der Anzahl der Vizebürgermeister. Es bestand die Möglichkeit, 1 bis 3 Vizebürgermeister zu wählen. Die Liste Zell am Moos brachte den Antrag ein, die Anzahl der Vizebürgermeister von bisher einem auf zwei zu erhöhen. Dieser Antrag wurde mit 13 Gegenstimmen, 4 Stimmen dafür und 2 Enthaltungen abgelehnt. In einer fraktionellen Wahl wurde Wilhelm Langwallner einstimmig zum Vizebürgermeister gewählt. Als Gemeindevorstände wurden in einer fraktionellen Wahl jeweils einstimmig gewählt: – – – –
Wilhelm Langwallner, ÖVP Friedrich Obauer, ÖVP Mag. Johann Wiesinger, ÖVP Dr. Helmut Palzinsky, Liste
Im Gemeinderat waren vertreten: Für die ÖVP: – Achleitner Matthias, Bürgermeister – Langwallner Wilhelm, Vizebürgermeister – Obauer Friedrich, Gemeindevorstand – Mag. Wiesinger Johann, Gemeindevorstand – Hufnagl Franz – Krög Franz – Maderecker Friedrich – Maier Matthias – Pöckl Cornelia – Pöckl Josef – Spielberger Johann Für die SPÖ: – Hausstätter Ferdinand – Zopf Karl Für die FPÖ: – Schafleiter Johann – Lacher Alfred Für die Liste Zell am Moos: – Dr. Helmut Palzinsky, Gemeindevorstand – Dipl.VW. Arming Wilhelm – Mindlberger Elisabeth – Wiesinger Friedrich Veränderungen während der Funktionsperiode: Im Herbst 1996 legte Bürgermeister Achleitner sein Amt zurück und bei der Sitzung des Gemeinderates am 19. September 1996 gab es folgenden Wahlvorschlag der ÖVP: – – –
Langwallner Wilhelm, Bürgermeister Mag. Wiesinger Johann, Vizebürgermeister Raimund Hölzl (rückte in den Gemeinderat nach) Gemeindevorstand
Im ersten Wahlgang wurde die Wahl des Bürgermeisters vorgenommen: Auf Wilhelm Langwallner entfielen 18 JaStimmen und eine Stimmenthaltung. Wilhelm Langwallner war zum neuen Bürgermeister gewählt.
2 · geschichte & gegenwart
Bgm. Wilhelm Langwallner, seit 1996
Die Wahl des Vizebürgermeisters war eine fraktionelle Wahl, auf Mag. Johann Wiesinger entfielen 8 Ja-Stimmen und 3 Enthaltungen. Mag. Wiesinger war damit zum neuen Vizebürgermeister gewählt. Die Wahl des neuen Gemeindevorstandes war ebenfalls eine fraktionelle Wahl, auf Raimund Hölzl entfielen 9 JaStimmen, 1 Stimmenthaltung und eine Stimme war ungültig. Raimund Hölzl war damit zum neuen Gemeindevorstand gewählt. Als wichtigstes Thema in dieser Periode wurde der Schulumbau bzw. der Neubau der Turnhalle in Angriff genommen. In zwei Etappen konnte dieses große Vorhaben verwirklicht werden. Ein weiteres großes Thema waren der Neubau eines Kabinengebäudes beim Sportplatz und die Regelung der Zufahrt zum Sportplatz. Besonders der zweite Punkt war ein sehr langwieriges Vorhaben, weil viele Interessenten daran beteiligt waren, die alle unterschiedliche Rechte hatten. Im Bereich des Straßenbaues wurde der Güterwegebau weitgehend abgeschlossen (Schafleitner/ Schwandbauer, Schleicher/Feldinger) und die Staubfreimachung verschiedener Siedlungsstraßen (Hubertussiedlung, Fischer- und Seewirtsgründe) in Angriff genommen. Für die Schneeräumung wurde ein stärkerer UNIMOG angekauft, für die Feuerwehr Zell am Moos ein neues Tanklöschfahrzeug und für die Feuerwehr Haslau ebenfalls ein neues Löschfahrzeug. Ein ganz wichtiger Punkt war die Überarbeitung von Bebauungsplänen (Seewirt, Bebauungsplan Nord). Um diese
Vorhaben in Ruhe durchführen zu können, musste teilweise eine Bausperre verhängt werden. Weiters gingen die Gemeindevertreter daran, ein örtliches Entwicklungskonzept zu erstellen, um insbesonders die bauliche Entwicklung und die damit verbundenen Kosten für die Infrastruktur in Zukunft nicht explodieren zu lassen. Da es immer schwieriger bzw. fast unmöglich wurde, von der Naturschutz- und Raumordnungsbehörde des Landes Einzelumwidmungen zu erreichen bzw. auf der anderen Seite die Baugründe sehr teuer wurden, sodass sich Einheimische diese nur schwer leisten konnten, wurde das Projekt »Bauland für Einheimische« in Angriff genommen. Es wurde festgelegt, dass bei der Umwidmung einer größeren Fläche von Grünland in Bauland ein Teil dieser Fläche begünstigt an Einheimische abzugeben war. Aufgabe des Gemeinderates war es, Richtlinien festzulegen und diese begünstigten Bauparzellen nach bestimmten Kriterien den Bewerbern zuzuweisen. Ein ganz wichtiger und zukunftsorientierter Schritt war der Ankauf des Howorka-Hauses als neues Amtshaus und der Beginn der Sanierung dieses Objektes. Aufgrund des starken Anstieges der Kinderzahl wurde die Erweiterung des Kindergartens notwendig, um eine zweite Gruppe führen zu können. Von zentraler Bedeutung war auch das Projekt »Hausnummern-Neuordnung in Zell am Moos«. Dieses Vorhaben wurde schon seit mehreren Perioden im Gemeinderat diskutiert, zur Umsetzung ist es jedoch nie gekommen. Jetzt wurde es um so dringender, da durch die starke Bautätig-
15 9
Erneuerung des Dachstuhles beim zukünftigen Gemeindeamt
keit und die einfach fortlaufende Vergabe der Hausnummern die alte Hausnummerneinteilung, die etwa um 1770 erfolgt ist, völlig unübersichtlich wurde. Damals, 1770, gab es 126 Häuser in unserer Gemeinde. Anfang der 90er Jahre waren es mehr als 400. Eine Orientierung nur aufgrund der Hausnummern war selbst für Einheimische nicht mehr leicht und für Fremde, die ein bestimmtes Haus suchten, gänzlich unmöglich; von Lenkern von Einsatzfahrzeugen (Rettung, Feuerwehr), die dringend und rasch zu einem bestimmten Haus mussten, ganz zu schweigen. Das gesamte Gemeindegebiet wurde in 15 Ortschaften eingeteilt, in denen die bestehenden und allenfalls geplanten Häuser durchnummeriert wurden. In den Siedlungsgebieten wurden Straßennamen vergeben. Im Herbst 1996 fand die Eröffnung des Biomasse-Heizwerkes statt, wodurch ein weiterer Beitrag zum Umweltschutz geleistet wurde und wird. Mit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 gewannen Projekte und Organisationen mit überregionaler Kooperation zunehmend an Bedeutung. So wurde bereits 1994 die »Inn-Salzach-Euregio, Regionalentwicklung Innviertel-
Hausruck« als gemeinnütziger Verein gegründet, in dem 138 oberösterreichische Gemeinden vertreten waren. Die Mondseelandgemeinden waren von 1996 bis 2001 mit Mag. Wiesinger Johann im Vorstand vertreten. Das Mondseeland ist seit 1995 LEADER Region. LEADER ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union und fördert Entwicklungsstrategien in ländlichen Regionen. Für die Umsetzung dieser Strategien ist der Verein zur »Regionalentwicklung Mondseeland« verantwortlich, in dem alle acht Mondseelandgemeinden (Mondsee, Innerschwand, St. Lorenz, Tiefgraben, Oberhofen, Oberwang, Unterach und Zell am Moos) vertreten sind. Eine Vielzahl von Projekten aus den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Kultur, Gewerbe und Arbeit sowie Soziales konnten in der Zeit 1995 bis 2000 umgesetzt werden. Die nächsten Wahlen fanden im Herbst 1997 statt. Wahlberechtigt waren 905 Bürgerinnen und Bürger. Ein deutlicher Anstieg der Wahlberechtigten gegenüber 1991 ist festzustellen. Die Gemeindewahlordnung war dahingehend abgeändert worden, dass der Bürgermeister – wie eingangs erwähnt
2 · geschichte & gegenwart
– nun direkt von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt wird, die anderen Funktionsträger aber nach wie vor vom Gemeinderat gewählt werden. Scheidet ein Bürgermeister vorzeitig aus dem Amt, so wird in den ersten vier Jahren der sechsjährigen Funktionsperiode der neue Bürgermeister wieder von den Wählerinnen und Wählern direkt gewählt, scheidet er während der letzten zwei Jahre aus dem Amt, so wählt ihn der Gemeinderat. Zu vergeben waren insgesamt 19 Mandate. Das Ergebnis sah wie folgt aus: – – – –
Österreichische Volkspartei: 425 Stimmen / 58,9 % / 12 Mandate Sozialdemokratische Partei Österreichs: 74 Stimmen / 10,2 % / 2 Mandate Freiheitliche Partei Österreichs: 119 Stimmen / 16,5 % / 3 Mandate Liste Zell am Moos: 104 Stimmen / 14,4 % / 2 Mandate
Die Wahlbeteiligung betrug 83,3 Prozent und war damit niedriger als die Jahre vorher. Kandidat für das Bürgermeisteramt war Wilhelm Langwallner, ÖVP. Die Wahlbeteiligung bei diesem Wahlgang betrug 82,2 Prozent, auf den Bürgermeisterkandidaten der ÖVP entfielen 675 Stimmen, das sind 95,1 Prozent. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 21. Oktober 1997 statt, von der ÖVP wurde als Wahlvorschlag für den Gemeindevorstand eingebracht:
Als Vizebürgermeister wurde Mag. Johann Wiesinger vorgeschlagen und in fraktioneller Wahl der ÖVP einstimmig bestätigt. Im Gemeinderat waren vertreten: Für die ÖVP: – Langwallner Wilhelm, Bürgermeister – Mag. Wiesinger Johann, Vizebürgermeister – Hölzl Raimund, Gemeindevorstand – Pöckl Josef, Gemeindevorstand – Eberl Daniela, Gemeinderatsmitglied – Grubinger Matthias, Schlader, Gemeinderatsmitglied – Haslinger Alfred, Gemeinderatsmitglied – Hufnagl Franz, Gemeinderatsmitglied – Maier Matthias, Unterschwand, Gemeinderatsmitglied – Obauer Fritz, Gemeinderatsmitglied – Stabauer Matthias, Gemeinderatsmitglied – Spielberger Johann, Gemeinderatsmitglied Für die SPÖ: – Hausstätter Ferdinand, Gemeinderatsmitglied – Wondrak Siegfried, Gemeinderatsmitglied Für die FPÖ: – Schafleiter Johann, Gustl, Gemeindevorstand – Kriechhammer Hermann, Gemeinderatsmitglied – Pöckl Franz, Jaglbauer, Gemeinderatsmitglied Für die Liste Zell am Moos: – Dr. Helmut Palzinsky, Gemeinderatsmitglied – Mindlberger Elisabeth, Gemeinderatsmitglied Veränderungen während der Periode:
– Hölzl Raimund, Brandstatt 46 – Pöckl Josef, Brandstatt 36 – Mag. Johann Wiesinger, Unterschwand 17 Dieser Wahlvorschlag wurde in geheimer fraktioneller Wahl der ÖVP einstimmig angenommen. Die FPÖ brachte als Wahlvorschlag für den Gemeindevorstand Schafleitner Johann (Greith 4) ein, der in fraktioneller Wahl der FPÖ ebenfalls einstimmig angenommen wurde.
Dr. Helmut Palzinsky von der Liste Zell am Moos hat nach seiner Pensionierung seinen Wohnsitz nach Tiefgraben verlegt und konnte daher sein Mandat nicht mehr ausüben. In der Sitzung vom 9. Februar 2001 wird Herr Dipl.Ing Franz Urstöger als sein Nachfolger angelobt. Unter dem Motto »Ja zu Zell am Moos« wurde eine Initiative »Pro Nahversorgung« in Zell am Moos gestartet. Damit sollte die Kaufkraft im Ort gehalten werden und gleichzeitig die Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfes
161
LH Dr. Josef Pühringer bei seiner Festrede
sichergestellt sein. Erhaltung und Sicherung der Lebensqualität sowie bestehender Arbeitsplätze war Ziel dieser Aktion. Die Erarbeitung eines örtlichen Entwicklungskonzeptes in Zusammenarbeit mit dem Ortsplaner DI Novak war ein wesentlicher Aspekt aus der Sicht der Raumordnung. Es wurde – soweit möglich – die zukünftige Entwicklung unseres schönen Ortes geplant. Diese sollte nicht zu rasch vor sich gehen und überschaubar bleiben, das war der einhellige Wunsch aller Vertreter im Gemeinderat. Der Umbau und die Adaptierung des Howorka-Hauses als neues Amtshaus war ein wesentlicher Meilenstein in dieser Periode. Außen blieb das Gebäude weitgehend unverändert, innen wurde es adaptiert, um den Anforderungen, die an eine moderne Verwaltungsbehörde gestellt werden, gerecht zu werden. Am 28. Mai 2000 wurde das neue Amtshaus offiziell eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. Die Asphaltierung der neuen Straßen in den Siedlungen wurde durchgeführt. Der Radweg entlang der Bundesstraße wurde gemeinsam mit der Gemeinde Oberhofen hergestellt, sodass es nun
möglich war, um den Irrsee radeln zu können, ohne die stark befahrene Bundesstraße benützen zu müssen. Der Neubau der Zufahrtsstraße zum Gebäude der UNION bzw. zu den Badehäusern entlang des Sees wurde abgeschlossen, der Güterweg Gollau musste generalsaniert werden, wie überhaupt die Güterwege der Gemeinde laufend saniert werden mussten (Obergegend, Steinbach, Wolfbauer). Das letzte landwirtschaftliche Anwesen unserer Gemeinde, das bisher nicht durch einen Güterweg erreichbar war, wurde nun durch den Güterweg Nagendorf ebenfalls erschlossen. Der Ausbau der Straßenbeleuchtung wurde aufgrund der Erweiterung der Siedlungsgebiete notwendig. Wegen des immer stärker werdenden Straßenverkehrs wurde der Ruf nach mehr Sicherheit für Fußgänger laut. Der Gehsteig von der Hubertuskapelle in das Ortszentrum wurde errichtet, über die Bundesstraße 154 wurde ein beleuchteter Übergang mit zwei Verkehrsinseln hergestellt, damit das Ortszentrum auch zu Fuß sicher erreicht werden kann. Zudem wurde von der Bezirkshauptmannschaft auf Antrag der Gemeinde eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60 km/h erlassen.
2 · geschichte & gegenwart
Zahlreiche Ehrengäste folgten der Einladung zur Eröffnung des neuen Amtshauses
Um die Mülltrennung für die einzelnen Haushalte leichter zu machen, baute die Gemeinde eine überdachte Abfallsammelinsel neben dem Bauhof und errichtete eine größere Anzahl von Parkplätzen um das Schulgebäude, damit bei Veranstaltungen in Schule und Turnsaal oder im Ort selbst eine entsprechende Kapazität vorhanden war. Als wichtiger Schritt für den Umweltschutz wurde der Ausbau des Kanalnetzes bis zum Vollausbau beschlossen. Die Sanierung des Gemeindefriedhofes wurde begonnen und soll in mehreren Etappen durchgeführt werden. Aufgrund eines tragischen Anlassfalles – ein völlig überraschend auftretender heftiger Sturm forderte unter den Badegästen ein Todesopfer – wurde zur Erhöhung der Sicherheit auf dem See gemeinsam mit den Gemeinden Oberhofen und Tiefgraben eine Sturmwarnanlage errichtet. Im Sozialbereich wurden der Ankauf von 4 Betten im Pflegeheim Mondsee sowie die Beteiligung mit 2 Wohneinheiten am Projekt »Betreutes Wohnen« in Mondsee beschlossen.
Im überregionalen Bereich wurde im Mondseeland die weitere Teilnahme am Programm Leader+ (= Leader plus) beschlossen, zahlreiche Projekte wurden umgesetzt. In unserem Bezirk wurde 2001 der »Verein für Regionalentwicklung im Bezirk Vöcklabruck« gegründet, in dem alle 52 Gemeinden des Bezirkes vertreten sind. Es wurde und wird die regionale Entwicklung in den Bereichen Wirtschaft und Kommunales, Arbeit und Soziales sowie Landwirtschaft gefördert. Dies ist ein weiteres deutliches Signal für die notwendige Kooperation über die Gemeindegrenzen hinaus. Am 28. September 2003 fanden wieder Wahlen zum oberösterreichischen Landtag und zum Gemeinderat statt. Wahlberechtigt waren diesmal 1.032 Personen, wieder eine enorme Steigerung der Wahlberechtigten im Vergleich zur Wahl vor 6 Jahren. Kandidiert haben auf Gemeindeebene die ÖVP, SPÖ und FPÖ. Zu vergeben waren wieder 19 Sitze im Gemeinderat, die Wahl ergab folgende Stimmenverteilung:
163
– – –
Österreichische Volkspartei: 509 Stimmen / 68,2 % / 14 Mandate Sozialdemokratische Partei Österreichs: 205 Stimmen / 27,5 % / 5 Mandate Freiheitliche Partei Österreichs: 32 Stimmen / 4,3 % / kein Mandat
Die Wahlbeteiligung betrug 78,0 Prozent und war damit die niedrigste in der Zeit nach 1945.
denen der zweite Vizebürgermeister der ÖVP zugestanden wäre, man sich ebenfalls nur auf einen festgelegt hatte. Als Vizebürgermeister wurde Mag. Johann Wiesinger vorgeschlagen und in fraktioneller Wahl der ÖVP mit 14 JaStimmen einstimmig bestätigt. Wahlleiter war in Vertretung des Bezirkshauptmannes Herr Hofrat Dr. Oberndorfer. Im Gemeinderat waren vertreten:
Kandidat für das Bürgermeisteramt war wieder Wilhelm Langwallner, ÖVP. Die Wahlbeteiligung bei diesem Wahlgang betrug ebenfalls 78,0 Prozent, auf den Bürgermeisterkandidaten der ÖVP entfielen 669 Stimmen, das sind 89,0 Prozent. Die konstituierende Sitzung des Gemeinderates fand am 17. Oktober 2003 statt, von der ÖVP wurde folgender Wahlvorschlag für den Gemeindevorstand eingebracht: – Hölzl Raimund – Pöckl Josef – Mag. Johann Wiesinger Dieser Wahlvorschlag wurde in geheimer fraktioneller Wahl von den Vertretern der ÖVP einstimmig angenommen. Die SPÖ brachte als Wahlvorschlag für den Gemeindevorstand Siegfried Wondrak ein, der in fraktioneller Wahl der SPÖ ebenfalls einstimmig angenommen wurde. Laut OÖ Gemeindeordnung kann der Gemeinderat bei der Größe unserer Gemeinde die Zahl der Vizebürgermeister zwischen ein und drei festlegen. Ein zweiter Vizebürgermeister wäre der SPÖ zugestanden. Der Gemeinderat entschied sich mehrheitlich dafür, so wie bisher, nur einen Vizebürgermeister zu nominieren. Die ÖVP Mandatare unterstrichen das mit dem Argument, dass auch in Zeiten, in
Für die ÖVP: – Langwallner Wilhelm, Bürgermeister – Mag. Wiesinger Johann, Vizebürgermeister – Hölzl Raimund, Gemeindevorstand – Pöckl Josef, Gemeindevorstand – Brandlmayr Christian, Gemeinderatsmitglied – Eberl Daniela, Gemeinderatsmitglied – Hemetsberger Herbert, Gemeinderatsmitglied – Obauer Friedrich, Gemeinderatsmitglied – Pöckl-Achleitner Franz, Gemeinderatsmitglied – Pöllmann Karl, Gemeinderatsmitglied – Schafleitner Johann, Gemeinderatsmitglied – Schindlauer Robert, Gemeinderatsmitglied – Schweighofer Ferdinand, Gemeinderatsmitglied – Stabauer Hermine, Gemeinderatsmitglied Für die SPÖ: – Wondrak Siegfried, Gemeindevorstand – Dorfer Marianne, Gemeinderatsmitglied – Graf Paul, Gemeinderatsmitglied – Hausstätter Ferdinand, Gemeinderatsmitglied – Ing. Starlinger Karlheinz, Gemeinderatsmitglied Veränderungen während der bisherigen Legislaturperiode: In der Sitzung am 17. Juni 2005 scheidet aufgrund einer Verlegung des Wohnortes Frau Marianne Dorfer (SPÖ) aus
2 · geschichte & gegenwart
dem Gemeinderat aus, das frei gewordenen Mandat wird von Josef Draxl eingenommen. Wichtigster Bereich dieser Periode ist der weitere Ausbau der Ortskanalisation, der sich über mehrere Jahre erstreckte, nun aber abgeschlossen ist. Von 90 Prozent der Häuser im gesamten Gemeindegebiet werden die Abwässer über das Kanalnetz entsorgt. Diese Maßnahme ist ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz, besonders deshalb, weil das Ausbringen von häuslichen Abwässern auf landwirtschaftlich genutzte Flächen immer problematischer und in naher Zukunft wahrscheinlich gänzlich untersagt wird. Im Zuge dieser Kanalbaumaßnahmen wurden auch Güterwege saniert und neu asphaltiert. Auf der anderen Seite wurde die Erstellung eines Trinkwasserkonzeptes für die gesamte Gemeinde in Auftrag gegeben, um zu eruieren, welche Wasserspender zur Verfügung stehen und welche allenfalls für die langfristige Sicherstellung der Versorgung mit Trinkwasser gesucht werden müssen. Bedingt durch den Neubau einer Volksschule für die Gemeinden Tiefgraben und St. Lorenz kam es zu einer Änderung des Schulsprengels der Volksschule Zell am Moos. Alle Kinder aus der Gemeinde Tiefgraben sollten die Volksschule in St. Lorenz besuchen und fehlen damit natürlich in Zell am Moos. Es gelang, einen Kompromiss dahingehend zu erzielen, dass nur die Kinder der gegenüberliegenden Seite des Sees (Westtufer) die neue Volksschule in St. Lorenz besuchen, die Kinder östlich der B 154 bis Kasten und die Kinder aus Kasten selbst besuchen weiterhin die Schule in Zell am Moos. Der schon seit längerem geplante Beach-Volleyballplatz konnte im Bereich des öffentlichen Badeplatzes realisiert werden.
Die Neugestaltung des Ortsplatzes wurde in Angriff genommen. Durch den Neubau des Gebäudes der Raiffeisenkassa wurden dieser und die Straße durch den Ort in diesem Bereich sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Da eine Sanierung unumgänglich war, hat sich der Gemeinderat zur Neugestaltung des Ortsplatzes entschlossen, obwohl damit ein erheblicher finanzieller Aufwand verbunden war. Der Tourismusverband Zell am Moos wurde in den Tourismusverband MondSeeLand – Mondsee-Irrsee integriert. Der Ankauf eines Grundstückes und die Planung eines neuen Probelokals für die Trachtenmusikkapelle wurden beschlossen und umgesetzt. Der Ankauf eines neuen Einsatzfahrzeuges und einer neuen Pumpe für die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos wurde beschlossen. Beides wird 2007 in Betrieb gehen. Der Sportplatz wurde völlig neu gestaltet und damit den Bedingungen angepasst, die eine moderne Sportanlage erfüllen muss. Die neue Anlage umfasst zwei Rasenspielplätze sowie ein Mehrzweckspielfeld mit Kunstrasen.
16 5
Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1945 Ergebniss in absoluten Zahlen
1.000
800
600
400
200
0
1945
1949
wahlberechtigt
1955
1961
Wahlbeteiligung
1973
1967 ÖVP
SPÖ
FPÖ
1979 KPÖ
1985
1991
1997
2003
Liste
Verteilung der Stimmen in absoluten Zahlen 100 % 90 %
26 57
86
80 %
32
36 58
54
59
93
58
104 81
102
79
151
70 %
81
60 %
73
119
205
74
50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0%
415
364
360
439
424
408
459
493
379
425
509
1945
1949
1955
1961
1967
1973
1979
1985
1991
1997
2003
ÖVP
SPÖ
FPÖ
KPÖ
Liste
2 · geschichte & gegenwart
Verteilung der Mandate seit 1945 20 2
18 4
5
16
3
14 12
2 1
1 1
2
10
1
2
2
1
2
2
2
2
8 14
6
11
11 10
10
1949
1955
4
11
11
11
11
1979
1985
1991
12
10
2 0 1945 ÖVP
SPÖ
FPÖ
KPÖ
1961
1967
1973
1997
2003
Liste
Vergleich Land / Gemeinde Beteiligung Gemeinde
ÖVP Gemeinde
ÖVP Land
Beteiligung Land
SPÖ Gemeinde
SPÖ Land
FPÖ Gemeinde
FPÖ Land
Liste Gemeinde
Sonstige Land
100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 1945
1949
1955
1961
1967
1973
1979
1985
1991
1997
2003
167
Gesamtübersicht der Wahlergebnisse seit 1945 Jahr
1945 1949 1955 1961 1967 1973 1979 1985 1991 1997 2003
wahl- berechtigt
Wahlbeteiligung
510 551 548 581 586 628 656 738 807 905 1.032
94,1 % 82,6 % 89,2 % 93,6 % 90,8 % 88,5 % 89,2 % 85,1 % 85,9 % 83,3 % 78,0 %
Stimmen 415 364 360 439 424 408 459 493 376 425 509
ÖVP Prozent
Mandate
87,6 % 80,9 % 75,9 % 84,1 % 82,0 % 74,9 % 79,7 % 80,8 % 55,2 % 58,9 % 68,2 %
11 10 10 11 11 10 11 11 11 12 14
Stimmen 59 86 58 57 93 79 81 102 73 74 205
SPÖ Prozent
Mandate
12,4 % 19,1 % 12,2 % 10,9 % 18,0 % 14,5 % 14,1 % 16,7 % 10,7 % 10,2 % 27,5 %
1 2 1 1 2 2 2 2 2 2 5
Mitglieder des Gemeinderates im Jubiläumsjahr 2007 sitzend v.l.n.r.: Stabauer Hermine, Hölzl Raimund (Gemeindevorstand), Pöckl Josef (Gemeindevorstand), Mag. Wiesinger Johann (Vizebürgermeister), Langwallner Wilhelm (Bürgermeister), Wondrak Siegfried (Gemeindevorstand), Schafleitner Johann, Eberl Daniela; stehend v.l.n.r.: Hemetsberger Herbert, Schweighofer Ferdinand, Pöckl-Achleitner Franz, Schindlauer Robert, Brandlmayr Christian, Graf Paul, Obauer Fritz, Ing. Starlinger Karl-Heinz, Draxl Josef, Pöllmann Karl, Hausstätter Ferdinand
2 · geschichte & gegenwart
Stimmen — — 54 26 — 58 36 15 81 119 32
FPÖ Prozent
Mandate
— — 11,4 % 5,0 % — 10,6 % 6,2 % 2,5 % 11,9 % 16,5 % 4,3 %
— — 1 0 — 1 0 0 2 3 0
Stimmen — — 2 — — — — — — — —
KPÖ Prozent
Mandate
— — 0,4 % — — — — — — — —
— — 0 — — — — — — — —
Stimmen — — — — — — — — 151 104 —
Liste Prozent
Mandate
— — — — — — — — 22,2 % 14,4 % —
— — — — — — — — 4 2 —
Resümee Fasst man die Entwicklung unserer Gemeinde in den etwas mehr als 60 Jahren seit Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen, so waren diese selbst für unseren kleinen Ort sehr bewegte Jahre mit großen Veränderungen, besonders in den beiden letzten Jahrzehnten. Unmittelbar nach dem Krieg waren die Gemeindevertreter damit beschäftigt, die Wirren der Nachkriegszeit zu bewältigen und nach und nach die Schäden zu beseitigen, die das verheerende Hochwasser 1945 entlang der Vöckla angerichtet hatte. In den 60er und 70er Jahren musste die Infrastruktur verbessert werden, insbesonders das Wegenetz zu den Bauernhöfen, um die Zufahrt auch mit PKW und LKW zu ermöglichen. Nach der Übernahme dieser Wege in das öffentliche Gut hatte die Gemeinde natürlich auch für die Schneeräumung zu sorgen. Abwasser- und Abfallbeseitigung waren weitere infrastrukturelle Maßnahmen, die die Gemeinde zu setzen hatte. Der einsetzende starke Bauboom Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre erforderte ein Bebauungskonzept, das zu erstellen war. Das starke Ansteigen der Kinderzahl verlangte von der Gemeindevertretung Maßnahmen im Bereich Kindergarten und Schule.
In den 90er Jahren bis heute war es notwendig, die Infrastruktur (Kindergarten und Schule einerseits sowie das Wegenetz, die Gehsteige und schließlich das Abwasserentsorgungssystem) weiter auszubauen und zu verbessern. Der Bereich des Winterdienstes durch die Gemeinde (Schneeräumung) ist – besonders in schneereichen Wintern – sehr wichtig, wollen doch nahezu alle jederzeit mobil sein. Dazu kamen bis zur Gegenwart Initiativen im Sozialbereich (Pflegebetten, betreutes Wohnen), sodass wir heute ohne Übertreibung sagen können, dass das Angebot in unserer kleinen Gemeinde nahezu dem des städtischen Raumes gleicht, die Wohnqualität allerdings der des ländlichen Raumes entspricht.
anmerkungen 1 2 3
vgl. Gemeinderatsprotokolle seit 1945 alle Wahlergebnisse unter: www.land-oberoesterreich.gv.at vgl. Gesamtübersichtstabelle (oben)
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Hausformen im Irrseegebiet & Mondseeland Gunter Dimt Das Phänomen des Entstehens von »Kulturlandschaften« ist komplex, vielschichtig und nicht endgültig erklärbar. Zu differenziert sind die Einflüsse, die das Werden, Wachsen und Vergehen von – oftmals sehr kleinräumigen – Landschaften mit gleichen Kulturmerkmalen hervorrufen. Aus zahllosen Beispielen weiß man, dass nur in Ausnahmefällen ältere Herrschafts- oder Verwaltungsgebiete mit Kulturlandschaften ident sind. Sehr selten kommt es zu einer scharfen Abgrenzung solcher Kulturlandschaften; am ehesten noch bei hohen Gebirgszügen oder großen, geschlossenen Waldgebieten, im Regelfall sind die Übergänge von einer Kulturlandschaft zu anderen unscharf und fließend. Neben diesen kleinräumigen und überschaubaren Einheiten gibt es übergeordnete, großräumige Verbreitungsgebiete, die man Kulturräume nennt. Oberösterreich liegt an der Nahtstelle solcher Kulturraumüberschneidungen, wodurch sich für den aufmerksamen Beobachter sehr reizvolle
Einblicke in die Siedlungs- und Kulturgeschichte ergeben. Außer der Andersartigkeit von Sprache, Bekleidungssitten und Brauchtum ist das Entstehen einer unterscheidbaren Haus- oder Gehöftform das herausragendste und augenfälligste Merkmal einer eigenständigen Kulturlandschaft. Das betrifft auch jenen Raum im westlichen oberösterreichischen Seengebiet, zu dem noch Teile des Salzburger Flachgaues gezählt werden müssen. Es handelt sich um jenes flache bis sanft hügelige Alpenvorland, das überwiegend zum sogenannten »Altsiedelland« gezählt wird, das heißt, dass bereits vor der ersten Jahrtausendwende eine durchgehende, in manchen eher waldlosen Regionen flächendeckende Besiedlung erreicht war. Mit zunehmendem Siedlungsdruck wurden auch ungünstigere Gebiete in bergigem und bewaldetem Land durch Rodekolonisation erschlossen. Dieser so genannte zweite Landesausbau erfolgte im Hochmittelalter und war im 13. Jahrhundert weitestgehend abgeschlossen. Die im Attergau und Mondseeland, zu dem ja auch das Irrseegebiet gehört, häufig vertretenen »schwand«- Namen weisen noch auf diese Phase der Kolonisierung des Landes hin, wo durch das
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Der Grundriss zeigt klar die Mittertenn-Merkmale mit der breiten Durchfahrt- und Dreschtenne. Der Wohnhausgrundriss lässt erkennen, dass die gesamten Funktions- und Sozialstrukturen standardmäßig in Baustrukturen umgesetzt wurden.
Schwenden, also das Entrinden der Bäume, Siedlungsplätze in den Wald gebrochen wurden. Die Art der Besiedlung erfolgte in günstigem Gelände durch die Anlage von Kleinweilern: drei bis sechs Gehöfte wurden im Verband errichtet, die zugehörigen Ackerfluren als Streifen- oder Blockstreifenfluren rund um den Weiler angelegt. Vor allem in ungünstigerem Gelände wurden Einzelgehöfte errichtet, die als »Einödhöfe mit Blockfluren« bezeichnet werden. Grundsätzlich handelt es sich im Mondseeland um ein reines Streusiedlungsgebiet. Wie die ältesten Gehöfte im Seengebiet ausgesehen haben, wissen wir nicht. Wir können aber von älteren schriftlichen Quellen, vor allem der »Lex Bajuvariorum«, dem Gesetzeswerk der Baiern, archäologischen Befunden und den uns bekannten frühneuzeitlichen Nachfolgebauten ausgehend, auf die Bau- und Funktionsstrukturen dieser ältesten Bauerngehöfte schließen. Es waren »Mehrhaus-Anlagen«, den bekannten alpinen Haufenhöfen ähnlich, wobei jeder Funktion des Gehöftes ein eigenes Gebäude entsprach: ein Wohnhaus für den Menschen, Stallgebäude für das Vieh,
eine Scheune für die Erntevorräte, Stadel für das Viehfutter, Hütten für die Gerätschaften und verschiedene weitere Nebengebäude. Wann der Gedanke zur Rationalisierung eine Vereinheitlichung dieser Gebäudevielfalt zur Folge hatte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Vermutlich waren es mehrere Gründe, die dazu führten, verschiedene Funktionen zusammenzulegen und möglichst unter einem gemeinsamen Dach unterzubringen. Dass das aus der »Lex Bajuvariorum« bekannte und dort beschriebene Haus als Keimzelle des späteren »Einhauses« angesehen werden kann, ist eine nicht widerlegbare Hypothese. Tatsache ist, dass diese frühesten »Einhäuser«, bei denen Mensch und Vieh samt ihren Vorräten unter einem gemeinsamen Dach hausten, sicher schon in der hochmittelalterlichen Rodungsphase als rationelle Weiterentwicklung des ursprünglichen Mehrhaussystems entstanden sind. Im Gegensatz zur Osthälfte Oberösterreichs, wo die Behausung des Menschen mit dem Speicher verbunden wurde, wählte man im Westen eine Verbindung der menschlichen
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Behausung mit dem Stall; in der Hausforschung spricht man daher von »Wohnspeicher«- und »Wohnstallhäusern«. Die heute noch erkennbare Unterscheidungslinie, die zugleich eine Kulturraumgrenze ist, verläuft ungefähr durch die Mitte Oberösterreichs von Norden nach Süden und bildet in einer breiten Übergangszone die markante Trennung von Gehöft- und Wohnhausgrundrissen. Ein wesentliches Merkmal dieser Übergangszone ist die Hereinnahme von »Wohnstall- und Mittertenn-Merkmalen« in die Gehöftformen des Innviertels in den Bezirken Braunau und Ried sowie des westlichen Hausruck .
Die Schnitt-Zeichnung zeigt das System des »Rauchs«. Von den beiden offenen Feuerstellen steigt der Rauch auf, gelangt durch die Trockenböden im Ober- und Dachgeschoss in den Dachraum und verlässt diesen durch die Dachdeckung.
Im Gegensatz zu den Annahmen der älteren Hausforschung, die im Bauernhaus primär ein Produkt stammesbezogener Eigenheiten und Traditionen sah, wissen wir heute, dass neben solchen Bindungen und allfälligen behördlichen Vorgaben vor allem der Faktor der Wirtschaftlichkeit für die Umformung älterer und das Entstehen neuer Bausubstanz verantwortlich ist. So kam es zu Ende des Spätmittelalters, also in der Zeit um 1500, zu einem weiteren, entscheidenden Schritt in der Weiterentwicklung des »Einhauses«. Es kann davon ausgegangen werden, dass die rapide einsetzende Klimaverschlechterung, der Beginn der häufig so ge-
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Das Rauchhaus »Spiegeledt« mit den Charakteristika des Mittertenn-Hofes aus der frühen Neuzeit. Hiezu auch die Zeichnungen der vorangegangenen Seiten.
nannten »kleinen Eiszeit«, mit dazu beigetragen hat, die Häuser den neuen Erfordernissen erneut anzupassen. Das Ergebnis dieser Bemühungen war im Mondseeland und anschließenden Teilen des Flachgaues die Entwicklung des »Rauchhauses«. Während die hochmittelalterlichen Einhäuser noch im Sinne älterer bautechnischer Traditionen als Pfostenständerbauten, also mit in den Boden eingegrabenen, die Dachlasten tragenden Säulen errichtet waren, setzte sich nun der Ständerbau auf Streifen- oder Einzelfundamenten durch. Die Wandkonstruktionen des Wohnhauses wurden in HolzBlockbauweise ausgeführt. Gleichzeitig mit dem Einsetzen neuzeitlicher Bauweisen erfolgte auch eine Vergrößerung der Gebäude durch das Aufsetzen eines Obergeschosses. Waren diese in Blockbauweise errichteten Räume anfangs noch schachtelartige Konstruktionen, die in den die Dachlasten tragenden Ständerbau hineingestellt wurden, so erfolgte nun eine den statischen Erfordernissen genügende Kombination aus zweigeschossigem, tragfähigem Blockbau im Wohnbereich und einem Ständerbau im Wirtschaftsbereich. Diese beiden konstruktiv und funktional
unterschiedlichen Bereiche des Einhauses wurden durch eine breite Durchfahrts- und Dreschtenne getrennt; da die Tenne quasi in der Mitte des Einhauses liegt, spricht man auch von einem »Mittertenn-Hof«. Besonders bemerkenswert und im voralpinen Raum einmalig ist jedoch die Funktionsstruktur dieser Häuser, die zu Recht den Namen »Rauchhaus« tragen. Im Gegensatz zu den inneralpinen Rauchstubenhäusern, die durch eine Allzweck-Wohnstube mit offenem Herdfeuer gekennzeichnet sind, und den Rauchküchen, die zwar über ein offenes Herdfeuer aber keine Wohnfunktion verfügen, ist das Rauchhaus ein wesentlich komplexeres funktionstechnisches Gebilde. Ausgehend vom einräumigen Urhaus, in dem ein offenes Herdfeuer brannte, bildet dieses »Haus« die Keimzelle des Rauchhauses. Der Name »Haus« für jenen Teil des Einhauses, der unmittelbar hinter der Haustüre liegt und in dem sich die Herdstellen befinden, ist bis heute erhalten geblieben. Beiderseits des »Hauses« wurden rauchfreie Wohn- und Schlafräume untergebracht, die durch Hinterlade-Kachelöfen beheizt werden konnten. Der Rauch dieser Wärmequellen wurde ebenfalls in das »Haus« entlassen, wo er gemeinsam mit dem Rauch der Herdfeu-
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Im »Haus« des Rauchhauses »Spiegeledt«. Die Aufnahmen zeigen die gemauerten Herdstellen auf denen ein offenes Feuer brannte. Die Einrichtung ist spärlich und beschränkt sich primär auf das Kochgeschirr.
er durch einen mit Öffnungen versehenen Zwischenboden in Höhe des Obergeschosses in einen Lagerraum gelangte, wo die geernteten Getreidegarben nachgetrocknet und gebeizt wurden. Diese Einrichtung war in den nasskalten Jahrzehnten des 16. bis 19. Jahrhunderts zweifellos eine wichtige Hilfe zur Nahrungssicherung. Nachdem der Rauch diesen Teil des Hauses passiert hatte, strömte er durch die Fugen des flachen Legschindeldaches ins Freie, das Rauchhaus hatte also keinen Rauchfang. Der oberösterreichische Forscher und Graphiker Max Kislinger, der im Auftrag der »Mittelstelle Deutscher Bauernhof« ab 1943 die Rauchhäuser des Mondseelandes systematisch aufsuchte, beschreibt die Eindrücke bei seinem ersten Besuch im Rauchhaus »Hesl« in Gessenschwand bei Oberwang so: »Ein Weg führte an der Hauskapelle vorbei zu dem aus kernigem Kantholz gebauten, vom Alter tief gebräunten Haus mit flachem Legschindeldach. Nachdem wir die Haustür geöffnet hatten, standen wir in einem großen, von Rauch und Pech geschwärzten Raum, im sogenannten ‚Haus’. Der Eindruck dieses Raumes war überwältigend. An der Wand standen zur rechten und linken Seite je eine gemauerte, offene Herdstelle, deren aufsteigende
Flammen einen bläulichen Rauch verbreiteten. Die wuchtigen, vom schwarzen Pech glänzenden Rauchhüte schützten das Haus vor Feuersgefahr. Neben diesen Rauchhüten hingen an der Decke auf waagrechten Stangen Fleischstücke zum Selchen. Dort sahen wir auch die mit Brettern verschließbaren »Rauchluken«, durch die der Rauch des Herdfeuers zum Dachboden abzog. An die linke Herdstelle war der wuchtige Backofen angebaut. Naturbelassene Möbel und die »Heanabank«, unter deren Sitzbrett sich eine Art Hühnerstall befand, bildeten die bescheidene Einrichtung dieser Rauchhausküche, dem Hauptraum des Hauses. Von hier führte die linke Tür in die Stube und in die anschließende Schlafkammer der Bauersleute, die rechte Türe ins Ausnehmer-Stübl. Von der großen Stube mit den dunklen, massiven Holzwänden waren wir mehr als überrascht. Kein Rauch, kein Dunst, kein Aschenstaub! Am Rauchboden, dem »unteren Rauh«, waren Korn-, auf dem »oberen Rauh« Weizengarben zum Trocknen aufgestellt. Die Menge umfasste eine Ernte von 12 Fuhren. Durch die geöffneten Rauchluken der Decke zog der noch warme Rauch des Herdfeuers durch den ganzen Boden und entwich zwischen den Dachschindeln
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Das Rauchhaus »Lechner« ist ein Beispiel für Versuche aus dem 19. Jahrhundert, die ältere Bausubstanz zu »modernisieren«. Das Dach wurde – den behördlichen Auflagen entsprechend – aufgestellt und mit einem »Schopf« versehen, der Blockbau des Stubentraktes wurde verputzt und täuscht Mauerwerk vor. Giebelseitig sind in der Blockwand der Stube fünf Fenster angeordnet, von denen die beiden in der oberen Reihe als »Rauchfenster« zur Lüftung dienen konnten, wenn bei Niederdruckwetter Rauch in die Stube gelangte.
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Die standardisierten äußeren Merkmale eines Rauchhauses fanden sich auch beim Gehöft »Holzer« in Zell am Moos.
ins Freie. Um die richtige Trocknung des Getreides zu erreichen, war ein drei bis vier Tage andauerndes Feuer beider Herdstellen nötig, wo auch Fleisch geselcht wurde, das in der Nacht der Bauer oder Ahnl bewachte. Die Wärme im Trockenraum, dem »Rauh«, musste langsam abklingen; dazu genügte für zwei bis drei Tage das zum Kochen nötige Herdfeuer. Nach drei bis vier »Bränden« konnte die Dreschmaschine eingesetzt werden. Das Brot von derart gebeiztem Getreide hatte einen besonders guten Geschmack. Während beispielsweise 1953 in Innerschwand noch 8, in Tiefgraben 13, in Oberwang 5 und in St. Lorenz noch 3 Rauchhäuser ganz oder teilweise bestanden und vielfach auf herkömmliche Art bewirtschaftet wurden, ist das hochentwickelte Funktions-und Konstruktionssystem des Rauchhauses im Mondseeland selbst heute nur mehr im Rauchhaus »Bischofer«, dem oberhalb von Mondsee gelegenen Freilichtmuseum, zu sehen. In völliger Verkennung dieses funktionierenden Systems waren die Behörden im 18. und 19. Jahrhundert bemüht – übrigens genauso, wie im Fall der Rauch- oder »Schwarzen« Küchen mit hölzernen Rauchabzügen – gemauerte Rauchfänge einzuführen. Auch die flachen Legdächer waren wegen des Verbrauchs an gehacktem Schindelholz den Herrschaften ein Dorn im Auge und noch 1802 wird in einer Waldordnung festgehalten, dass »sonderbar im Mondseeischen, Wolfgangerischen und Attergauischen noch immer die sogenannten Schwerdächer mit Steinen oder Legerdächer bestehen, diese aber der Holzersparnis gar nicht zuträglich sind, so kommt das unablässige Augenmerk auch auf derselben allmähliche Beseitigung zu tragen« In dieser Zeit, dem ausgehenden 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert, erfolgte, durch erste agrarwissenschaftliche Erkenntnisse angeregt, wiederum eine Umstrukturierung der Bauernhäuser. Die Einführung des Kartoffelund Kleeanbaues und die Vergrößerung des Viehstandes brachten eine Abkehr vom fast ausschließlichen Getreideanbau und somit vom System des »Rauchs«. Ebenso ließen die behördlichen Eingriffe zur Forcierung des Massivbaues
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neue Bauformen entstehen, die nur noch die Grundzüge des alten Mittertennbaues beibehielten. Nun wurden die Wohn- und Stallgebäude massiv als Stein- oder Ziegelbauten errichtet, nur die Stadelbauten blieben als Ständerbauten erhalten. Die Dächer wurden auf knapp unter 45° aufgesteilt und mit genagelten Scharschindeln oder Stroh gedeckt. Die Wohnhaus-Grundrisse veränderten sich drastisch: das ehemals breite, raucherfüllte »Haus« wurde zum schmalen Vorhaus, einem Eingangs- und Verbindungsraum in Hausmitte. Die den behördlichen Vorschriften entsprechende überwölbte Küche wurde zu einem untergeordneten Nebenraum seitlich vom Vorhaus. Auch das Äußere der Häuser veränderte sich auffällig: statt der dunklen, vom
Wetter gegerbten Blockbauten mit den kleinen Fensteröffnungen im Schuhformat ( ca. 32 x 32 cm) bereicherten nun aus unverputztem, buntem Flyschmauerwerk oder verputztem Ziegelmauerwerk errichtete Bauten die Landschaft. Besonderes Augenmerk wurde auf die aufgedoppelten Haustüren und die steinmetzmäßig behandelten Türgewände aus Sandstein gerichtet. Florale und »Lebensbaum«- Motive sowie Besitzerinitialen und Datierungen geben Auskunft über die zeitliche Einordnung dieser Neubauten des 19. Jahrhunderts. Diese vorwiegend aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Bauten sind im Originalzustand heute schon sehr selten geworden. Der wirtschaftliche Druck, die drastische Verringerung der in der Landwirtschaft tätigen Personen und die daraus re-
Gemauerter Mittertenn-Hof aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit schmalem Vorhaus und Bretterwand im Giebel. Das »gelagerte« Dach war ursprünglich mit Stroh oder genagelten Scharschindeln gedeckt.
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sultierende Mechanisierung zwangen zur Umgestaltung der Wirtschaftstrakte. Der heute übliche Wohnstandard mit den im Verlauf des 20. Jahrhunderts erreichten Verbesserungen im Wohn-, Heizungs- und Sanitärbereich haben auch zur Umformung der Wohnhausgrundrisse geführt. Das rationelle und den Möglichkeiten der eher kleinen Bauernwirtschaften entsprechende Grundriss-System des Mittertennhofes wurde aber weitestgehend beibehalten und bildet nach wie vor den Anschluss Oberösterreichs an den großen Kulturraum der Wohnstall-Einhäuser im Ostalpenraum.
Beispiel für ein buntes FlyschMauerwerk. Der Bau aus der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. wurde behutsam modernisiert. Haus Ferdinand Schweighofer, Mühlbauer, Haslau 10
Gasthaus Langwallner, Zell am Moos 2
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Literaturverzeichnis Conrad Kurt, Der Flachgauer Einhof. In: Mitteilungen der Österr. Geogr. Gesellschaft, Wien 1967, Bd. 109, Heft I-III, S. 129-141 Conrad Kurt und Schlegel Richard, Das Bauernhaus im Lamprechtshausener Dreieck. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Bd. 100 (1960), S. 579-653) Dimt Gunter, Siedlung und Haus im Mondseeland und Attergau. In: Der Bezirk Vöcklabruck, red. Von Friedrich Pisar, Linz 1981, S. 778-793 Ders., Formen und Varianten des oberösterreichischen MittertennEinhofes im 19. Jahrhundert; Planungen des Maurermeisters Mathias Bachleitner aus St. Georgen im Attergau in den Jahren 1855-1864. In: Heimat als Erbe und Auftrag (Festschrift für Kurt Conrad), Salzburg 1984, S. 171-191 Ders.: Max Kislinger und die Hausforschung. In: Max Kislinger, Künstler, Chronist und Sammler zum 100. Geburtstag, Kataloge des OÖ. Landesmuseums NF 96, Linz 1995
Josef Mindlberger, Lindenbauer, Harpoint 1
Ders.: Haus und Hof zwischen Nordwald und Alpenrand – eine Spurensuche. In: Gotik Schätze Oberösterreich, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des OÖ. Landesmuseums, herausg. von Lothar Schultes und Bernhard Prokisch, Linz 2002, S. 87-96 Heckl Rudolf, Das Einhaus mit dem Rauch; innereuropäische Landbauund Hausbau-Kulturen im Spiegel des Mondseer Rauchhauses. In: OÖ. Heimatblätter, Jg. 7, Heft 3-4, Linz 1953, S. 269-312 Koller Engelbert, Beiträge zur Geschichte des Bauwesens im Salzkammergut. Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von OÖ., Band 20, Linz 1968 Ders.: Forstgeschichte des Salzkammergutes, Wien 1970
Charakteristische, aus Sandstein gefertigte Türgewände aus der ersten bzw. zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die erst mit dem Verschwinden des Blockbaues und der Einführung des Mauerbaues innovativ entstanden. Schwandbauer, Oberschwand 41
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Karl Martin Schade, Landschaftsmaler (1862 bis 1954), Ansicht Unterschwand Mitte 20. Jhdt.
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Die Entwiblung des Fremdenverkehrs in Zel am Moos Johann Wiesinger Allgemeines Im Zeitalter einer mehr oder weniger stark wachsenden Wirtschaft mit ihrer dazugehörigen Industrie- und Konsumgesellschaft, die durch forciertes Arbeitstempo und von hektischen Lebensabläufen bei zugleich ständig anwachsender Freizeit gekennzeichnet ist, nimmt die Bedeutung des Fremdenverkehrs in allen seinen Formen als Erholungsfaktor stets größere Ausmaße an. Da viele Menschen ihr Leben schon in einer unnatürlichen Umwelt verbringen, ist der Wunsch und das Bedürfnis durchaus verständlich, sich wenigstens teilweise dem rastlosen Getriebe und der mehr oder weniger großen Eintönigkeit der gewohnten Umwelt zu entziehen, um sich der Ruhe und Erholung widmen zu können – ohne in einen Freizeitstress zu kommen. Reisen und Erholung werden daher in einer Zeit des steigenden Lebensstandards und des zunehmenden Ruhebedürfnisses immer mehr gefragt.
Den Fremdenverkehr kann man auf jeden Fall als Phänomen unserer Zeit betrachten, da er sich erst aufgrund des technischen Fortschrittes und der zunehmenden Entwicklung des Lebensstandards in Form der Überbetonung der materiellen Seite des Lebens zu seiner heutigen Bedeutung entfalten konnte. Von Fremdenverkehr im heutigen Sinne, wie wir ihn kennen, spricht man erst seit etwa Ende des Ersten Weltkrieges – unbeschadet der Tatsache, dass es so etwas wie Fremdenverkehr auch schon in früheren Zeiten gegeben hat. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, in manchen Bereichen auch noch später, waren Reisen im Allgemeinen und Erholungsreisen im Besonderen ein Privileg der oberen Klassen der Gesellschaft. Der Mangel an geeigneten Verkehrsmitteln machte jede größere Ortsveränderung zu einer langwierigen, vor allem zu einer ausgesprochen teuren Angelegenheit, sodass nur reiche Leute Zeit und Geld für derartige Vorhaben aufbringen konnten. In Zeiten, in denen ausschließlich mit der Postkutsche gereist wurde, dienten die Posthaltereien gleichzeitig als
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Raststation und Übernachtungsmöglichkeit. Ferner fand in der Posthalterei auch der Pferdewechsel statt – d.h. mit der Posthalterei war gewöhnlich ein landwirtschaftlicher Betrieb verbunden, um einerseits die notwendigen Pferde zur Verfügung zu haben und andererseits die Reisenden verpflegen zu können.1 Erst die tief greifenden Veränderungen und Neuerungen auf dem Gebiet des Verkehrswesens – Dampfmaschine und Eisenbahn zur Zeit der Industriellen Revolution sowie die Entwicklung des Autoverkehrs und des dazu gehörigen Straßennetzes – verkürzten die Reisezeit ganz erheblich und – was noch wichtiger ist – machten Reisen billiger und vor allem individuell gestaltbar. Die neueste Entwicklung im Bereich der Flugreisen hat diesen Trend zur Flexibilität noch einmal beschleunigt. Von großer Wichtigkeit für unser Gebiet war die Eröffnung der Westbahnstrecke, der sog. »Kaiserin-Elisabeth-Bahn« im Jahre 1860. Als die Trassenführung der Bahn erörtert wurde, wurde auch vorgeschlagen, diese über Mondsee und Thalgau nach Salzburg zu führen. Diese »gefährliche« Bahn wurde jedoch besonders von Frächtern und Fuhrleuten vehement abgelehnt.2 »So blieb Mondsee in der Stille, abseits vom großen Weltgeschehen.«3 Ein regelmäßiger Fiakerbetrieb über Zell am Moos nach Oberhofen zur Bahnstation sollte diesen Nachteil etwas ausgleichen. Wenig später wurde mit dem Bau der Lokalbahnstrecke Mondsee – Salzburg begonnen, 4 die am 5. August 1890 eröffnet werden konnte. Am 28 Juli 1891 wurde das Teilstück Strobl – St. Lorenz in Betrieb genommen und am 20. Juni 1893 war schließlich die gesamte Strecke Bad Ischl – Mondsee – Salzburg, die sog. Ischler-Bahn, fertig gestellt. Heute sind jene Objekte, die damals Grundlage des Fremdenverkehrs waren, nämlich alte Dampflokomotiven und Waggons, in Mondsee als Fremdenverkehrsattraktion zu besichtigen. Von weiterer entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Fremdenverkehrs in unserer Region war die Fertigstellung der Westautobahn, eines zentralen Kernstückes
des österreichischen Autobahnnetzes.5 Bereits vor 1938 beschäftigte man sich intensiv mit der Planung und dem Verlauf der sog. »Reichsautobahn«, wie sie später genannt wurde. Auch hier wurden verschiedene Varianten des Verlaufs diskutiert, etwa eine entlang des Attersees.6 Am 26. April 1958 konnte als erster Autobahnabschnitt in Oberösterreich das 4,7 km lange Teilstück von Mondsee bis zur Landesgrenze nach Salzburg freigegeben werden, und erst am 26. Oktober 1963 war das 115 km lange Stück der Westautobahn in Oberösterreich durchgehend befahrbar.7 Die zentralen Orte konnten nun für damalige Verhältnisse sehr rasch erreicht werden und natürlich auch umgekehrt. Hand in Hand mit der Verbesserung der Hauptverkehrsadern ging weiters der Ausbau des ländlichen Wegenetzes auch in unserer Gemeinde, sodass bald die meisten Häuser auf gut befahrbaren Straßen erreichbar waren. Der enorme Aufschwung des Massentourismus und in Zusammenhang damit die Entstehung neuer Fremdenverkehrsregionen und –zentren ist eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts ganz allgemein, besonders aber in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Von diesem Aufschwung profitierten relativ breite Bevölkerungskreise, u.a. natürlich auch die Landwirtschaft.8 Viele Betriebe in unserer Gemeinde nutzten diese Form des Nebenerwerbs. Allerdings ist die Standortbestimmung oder -festlegung allein zu wenig, um eine erfolgreiche Fremdenverkehrsregion zu werden. Mindestens genau so wichtig ist die wirtschaftliche Struktur der jeweiligen Region – wie viel freie Arbeitskapazität liegt vor und wo kann sie eingesetzt werden – wobei zu erwähnen ist, dass die Mobilität der Arbeitskräfte um die Mitte des 20. Jahrhunderts bei weitem nicht so groß war, wie sie es heute ist. Fehlende Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft bei gleichzeitig sinkendem Realeinkommen aus der landwirtschaftlichen Arbeit begünstigten auch in unserem Gebiet die Aufnahme von Feriengästen in landwirtschaftlichen Wohnhäusern. Der nicht mehr genutzte Lagerraum über dem Wohnbereich – den Getreideanbau haben viele Bauern bald wegen Unrentabilität eingestellt – konnte relativ kostengünstig zu Fremdenzimmern umgebaut werden.9
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Karl Brandstötter berichtet in seinem Heimatbuch über die Anfänge des Fremdenverkehrs in Zell am Moos
Fremdenverkehr in Zell am Moos Zuverlässige Zahlen betreffend den Fremdenverkehr gibt es für Zell am Moos seit den Berichtsjahren 1952/53. Erst mit diesem Jahr wurde die regelmäßige amtliche Veröffentlichung der Fremdenverkehrsstatistiken in der Reihe »Fremdenverkehr in Österreich« begonnen, herausgegeben vom Österreichischen Statistischen Zentralamt. Ein Berichtsjahr dauert vom 1. November bis 31. Oktober. Die Qualität der Statistiken hat sich zwischenzeitlich stark verändert und ist in vielen Bereichen viel differenzierter gestaltet und dadurch auch aussagekräftiger geworden. Auch wenn wir erst knapp nach den 50er Jahren mit »exakten« Zahlen über den Fremdenverkehr rechnen können, so heißt das noch lange nicht, dass es erst ab dieser Zeit Sommergäste in Zell am Moos gibt.
In den Aufzeichnungen von Dir. Brandstötter ist über die Anfänge des Fremdenverkehrs zu lesen, dass 1896 die ersten Sommergäste in Zell am Moos eingetroffen sind » … und zwar beim Mundl, in der Schule und beim Wirtshaberl«.10 Erste Badehütten am See wurden errichtet, der Fremdenverkehr war gewissermaßen aus der Taufe gehoben. Die Kastanienbäume der heutigen Allee wurden gepflanzt, ein Verschönerungsverein wurde gegründet und der Versuch, eine Straßenbeleuchtung einzuführen, wurde gestartet. Der junge Fremdenverkehrsort begann auch bald Werbung zu machen. Im Heimatbuch Brandstötters findet sich ein Flugblatt über die Gemeinde Zell am Moos, das vom damaligen Verschönerungsverein herausgegeben wurde. Darin wird die Gemeinde und der See als Erholungsparadies gepriesen, allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass
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Wahrscheinlich die erste Fremdenverkehrswerbung 11 für Zell am Moos
Zell am Moos »… nur christlichen Sommergästen den möglichst billigen Aufenthalt am wärmsten, mildesten, ungefährlichsten See in Oberösterreich bieten möchte.« Brandstötter hat die Jahreszahl 1904 (mit Fragezeichen) als Erscheinungsjahr vermerkt. Über Schwimmunterricht, Wettschwimmen, Seefeste u.v.a.m. wird berichtet. In einer Anmerkung, datiert mit 1918, wird aber auch kritisch festgehalten, dass die Sommergäste die nach dem Ersten Weltkrieg nur spärlich zur Verfügung stehenden Lebensmittel verringern und verteuern. Ein wesentliches Indiz, dass Zell am Moos damals tatsächlich ein nicht ganz unbedeutender Fremdenverkehrsort
war, ist die Tatsache, dass 1936 die Benennung der Bahnhaltestelle an der Westbahn von »Rabenschwand – Oberhofen« auf »Oberhofen - Zell am Moos« geändert wurde. Auch von besonders treuen Sommergästen wird berichtet. So wird schon 1936 über Reg.Rat Prof. Julius Trautzl im Heimatbuch festgehalten, dass er in diesem Jahr bereits zum 34. Mal seine Sommerfrische in Zell am Moos verbringt und dass er 1957 seinen letzen Urlaub in Zell am Moos verbrachte und er insgesamt 55 Mal zur Sommerfrische in unsere Gemeinde kam. 1958 ist er im 99. Lebensjahr verstorben. Solche treuen Sommergäste werden mehrfach erwähnt, z.B. auch Dr. Steinbach, der in den Sommermonaten botanische Kurse gehalten hat.
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Sonnenbad am Irrsee, Juli 1925
Zwei Prospekte über Zell am Moos aus den 12 30er Jahren
Selbst in der wirtschaftlich sehr schlechten Zeit der 30er Jahre wurde eifrig Werbung für den Fremdenverkehr in Zell am Moos gemacht, wie einige Prospekte bezeugen. Die Wirren des Zweiten Weltkrieges und die Mühen der SommerfriWiederaufbauzeit boten kaum Möglichkeiten, Sommerfri Persosche auf dem Land zu genießen. Nur einige wenige Perso nen waren in der Lage, trotz dieser Erschwernisse nach Zell am Moos zu kommen bzw. überhaupt auf Urlaub zu fahren. Die Besatzungszeit bis 1955 schränkte zudem die Mobilität der Bürger innerhalb Österreichs erheblich ein. Ein wesentlicher Anhaltspunkt für die Bedeutung des Fremdenverkehrs in einer Gemeinde ist die sog. Fremden-
verkehrsintensität, das ist das Verhältnis13 der Nächtigungszahlen zu den Einwohnerzahlen eines Ortes. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer des Gastes in seinem gewählten Urlaubsort. Ein dritter und entscheidender Punkt ist die Auslastung der vorhandenen Bettenkapazität – d.h. wie viele Tage im Jahr sind die Betten belegt. Dies hängt natürlich wieder davon ab, welche Attraktionen zu den jeweiligen Zeiten angeboten werden können. Ein typischer Ein-Saisonen-Ort wie Zell am Moos hat es da natürlich viel schwerer als ein Ort, in dem es Sommer- und Wintertourismus gibt. Im fremdenverkehrswirtschaftlich guten Jahr 1992 waren die Bet-
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Beschreibung der Gemeinde Zell am Moos und des Irrseegebietes Anfang der 14 30er Jahre
ten in unserer Gemeinde im Durchschnitt 76 Tage belegt, 1996 nur mehr an 41 Tagen und 2006 sank die Auslastung auf 33 Tage im Jahr. 15 Wenn wir die Statistik unserer Gemeinde analysieren, ist festzustellen, dass der Fremdenverkehr hier immer eine gewisse Rolle gespielt hat, eine größere wirtschaftliche Bedeutung hat er allerdings erst in den 60er und ganz besonders Anfang der 70er Jahre erlangt. Dies hängt zweifellos auch mit der gesamtwirtschaftlichen Aufschwungpha-
se in diesen Jahren ganz allgemein zusammen, aber auch mit der starken Bautätigkeit in unserer Gemeinde. Damit wurde ein Zimmerangebot geschaffen, das den damaligen Bedürfnissen und auch den damaligen Urlaubsgewohnheiten entsprach. Im Bereich der Landwirtschaft wurde der »Urlaub am Bauernhof« propagiert – eine bis heute erfolgreiche Aktion - und auch viele Privatzimmervermieter bereicherten das Angebot. Bis in die Mitte der 90er Jahre hielt dieser Trend an, dann kam es allerdings zu einem rasanten Einbruch der Übernachtungszahlen und in weiterer
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Entwicklung des Fremdenverkehrs in Zell am Moos seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen 25 Tage
50.000 45.000
20 Tage
40.000 35.000 30.000
15 Tage
25.000 20.000
10 Tage
15.000 10.000
5 Tage
1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
5.000
Summe der Übernachtungen
Ankünfte
durchschnittl. Aufenthaltsdauer in Tage
Jahr
∑ Übernachtungen
Ankünfte
Ø Aufenthaltsdauer
Jahr
∑ Übernachtungen
Ankünfte
1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979
12.770 13.469 11.659 10.927 14.310 11.156 14.088 12.854 16.298 23.888 32.646 23.005 21.523 25.005 22.000 23.183 25.075 27.670 34.887 38.805 40.485 31.209 32.564 40.072 40.114 36.458 38.160
563 749 523 516 774 658 921 796 1.144 2.058 2.687 1.721 1.565 1.889 1.661 2.227 2.706 2.789 3.656 4.084 4.672 3.540 3.696 4.322 4.236 4.542 4.872
22,7 18,0 22,3 21,2 18,5 17,0 15,3 16,1 14,2 11,6 12,1 13,4 13,8 13,2 13,2 10,4 9,3 9,9 9,5 9,5 8,7 8,8 8,8 9,3 9,5 8,0 7,8
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
43.909 40.993 41.585 41.082 33.607 33.480 35.391 34.467 36.459 39.947 40.558 39.908 43.984 32.415 31.245 28.201 23.802 20.544 19.509 19.397 18.739 18.401 16.210 17.216 14.104 12.187 11.861
5.168 5.321 5.575 5.516 4.807 5.240 5.568 5.611 6.084 6.893 7.057 6.058 5.784 4.554 4.861 4.603 3.930 3.636 3.804 4.094 4.129 4.240 3.501 3.964 3.323 3.130 2.991
Ø Aufenthaltsdauer
8,5 7,7 7,5 7,4 7,0 6,4 6,4 6,1 6,0 5,8 5,7 6,6 7,6 7,1 6,4 6,1 6,1 5,7 5,1 4,7 4,5 4,3 4,6 4,3 4,2 3,9 4,0
1 87
Die Veränderung der Bettenzahl in Zell am Moos seit 1953 1.000 Betten 900 Betten
gewerbliche Betten private Betten
800 Betten 700 Betten 600 Betten 500 Betten 400 Betten 300 Betten
1953 – 1959 private und gewerbliche Betten gemeinsam; sind nicht erfasst.
200 Betten
1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
100 Betten
jahr
1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979
insgesamt gewerblich
24 24 24 184 184 184 187 316 323 354 370 438 438 474 472 488 504 519 519 560 638 586 738 738 859 905 933
24 24 24 — — — — 56 54 54 70 74 74 69 67 68 84 84 84 99 99 181 241 254 321 328 356
privat
jahr
— — — — — — — 260 269 300 300 364 364 405 405 420 420 435 435 461 539 405 497 484 538 577 577
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
insgesamt gewerblich
922 930 889 867 877 791 780 759 728 707 672 665 637 634 573 591 582 512 502 488 455 442 422 513 449 407 351
324 306 310 316 340 262 269 255 222 216 222 219 188 205 158 137 162 128 149 151 148 147 151 255 206 98 110
privat
598 624 579 551 537 529 511 504 506 491 450 446 449 429 415 454 420 384 353 337 307 295 271 258 243 309 241
+ 260 Campingplatzbetten
2 · geschichte & gegenwart
Folge zu einem extremen Rückgang des Bettenangebotes. Übernachtungen und Bettenzahl haben wieder das Niveau von Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre erreicht. Bemerkenswert ist die Entwicklung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Gäste, die 2006 auf 4 Tage gesunken ist. Dies lässt den Schluss zu, dass die Menschen öfter aber dafür kürzer auf Urlaub fahren. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Entscheidend ist sicher, dass sich die Urlaubsgewohnheiten der Menschen sehr rasch grundlegend geändert haben. Kurzurlaube in entferntere Regionen sind momentan besonders beliebt. Angebote moderner Urlaubsreisen gewissermaßen in industrieller Fertigung sind entstanden und konkurrieren mit den traditionellen Formen der Freizeitgestaltung. Reiseveranstalter bieten Pauschalreisen an und übernehmen die komplette Organisation der Urlaubsgestaltung bis hin zu Animationsveranstaltungen am Urlaubsort. Auch die Stabilität der Witterung in der Urlaubsregion ist von großer Bedeutung für die Auswahl des Zieles. Dazu kommt noch, dass sich die Ansprüche an den Beherbergungsbetrieb wesentlich erhöht haben, was zur Folge hat, dass entsprechende Investitionen durchgeführt werden müssten, was in vielen Fällen unrentabel ist. Weiters wird bei den Menschen durch Fernsehen und andere Medien – etwa mit durchaus erschwinglichen Angeboten in den Wochenend-Ausgaben vieler Tageszeitungen – die Neugier auf neue Kulturen und Völker geweckt. Die Liste der Gründe ließe sich noch lange fortsetzen. Auf der anderen Seite hat jeder Vermieter vor Ort seine individuellen Gründe, warum dieser Wirtschaftszweig für ihn nicht mehr von Interesse und Bedeutung ist. Eine Prognose über die weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs kann nicht gewagt werden, da diese von zu vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist. Fest steht, dass Fernreisen zur Zeit richtiggehend boomen und zu äußerst günstigen Preisen angeboten werden. Zu den wichtigsten Zukunftsfaktoren des Fern-Tourismus – und damit in umgekehrter Bedeutung auch des Nahtourismus – zählt zweifellos die künftige Entwicklung des Erdölpreises. Dieser wird nicht nur durch die begrenzte Verfügbarkeit bestimmt, sondern kann auch durch politische Krisen beeinflusst werden. Aber auch das Reiseverhalten der Menschen kann sich durch politische Veränderungen oder durch Naturkatastrophen in den Zielgebieten dramatisch und ab-
rupt verändern, wie Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen. Es kann damit gerechnet werden, dass sich auf mittlere Sicht der Tourismus wieder stärker auf den nationalen bzw. regionalen Bereich konzentrieren wird und der Fern-Tourismus in gleichem Maße an Bedeutung verlieren könnte, wie die Treibstoffpreise weltweit ansteigen werden. Der sanfte Tourismus in Zell am Moos darf auf die zukünftige Entwicklung hoffen – ein entsprechend attraktives (Nischen-) Angebot vorausgesetzt.
anmerkungen 1 Zur Beziehung zwischen Landwirtschaft und Fremdenverkehr
vgl.: Wiesinger, Johann: Landwirtschaft und Fremdenverkehr im Irrseegebiet. Wiss. Diplomarbeit, Univ. Salzburg, 1978 2 Wimmer, Rolf: Aus Mondsees Vergangenheit. Salzburg: Verlag für Wirtschaft und Kultur, o.J. 3 Ders. Ebda, S 109 4 Vgl. Steger, Martina: Die Entwicklung des Fremdenverkehrs im Salzkammergut. 3 Bände. Diss. Innsbruck, 1952, S346 ff. 5 Grüll, Josef: Ausbau und Planung des österreichischen Autobahnnetzes. In: Mitteilungen des österreichischen geographischen Gesellschaft, 106 6 Vgl. Sigharter Alfred: Generelles Studium der österreichischen Fernstraßen für das Gebiet des Bundeslandes Oberösterreich. Linz: Verlag der oberösterreichischen Landeshauptmannschaft, 1937; Abb. 1 7 Wenzl, Erwin: Bessere Straßen – besseres Leben. In: Oberösterreich heute, 1/1964 8 Pevetz, Werner: Die Beziehung zwischen Fremdenverkehr, Landwirtschaft und Bauerntum unter besonderer Berücksichtigung der österreichischen Verhältnisse. Wien: Agrarverlag, 1966 9 Bäuerle, Rainer: Verflechtungen zwischen Landwirtschaft und Fremdenverkehr. Freiburg i. Breisgau, 1967 10 Vgl. Oberlehrer Karl Brandstötter, Heimatbuch der Schulgemeinde Zell am Moos, begonnen 1928, handgeschrieben, Archiv des Heimatbundes Mondseeland. Siehe den Abdruck 114,5 aus dem Heimatbuch 11 Ders. Ebda, Seite 190,1 12 Ders. Ebda, Seite 198,1 13 Nächtigungszahlen dividiert durch die Zahl der Einwohner = Fremdenverkehrsintensität; je höher der Wert, um so intensiver der Fremdenverkehr 14 Ders. Ebda, Seite 189,3 15 Information des Fremdenverkehrsvereins Zell am Moos
189
2 · geschichte & gegenwart
Re7exion des Strukturwandels der Wirtsaa8 in unserer Gemeinde Johann Wiesinger Der franziszeische oder auch stabile Kataster stellt die wichtigste, wenn auch nicht die älteste Quelle zur Geschichte der Landwirtschaft dar. In Oberösterreich wurde dieses gewaltige Werk 1822 bis 1830 angelegt, in unserer Gemeinde 1824. Der Kataster besteht aus einer Reihe von Operaten,1 in denen der gesamte Grundbesitz innerhalb einer bestimmten abgegrenzten Fläche genau vermessen und nach seinem Ertrag eingestuft wurde. Von Bedeutung ist, dass in Zusammenhang mit dem Kataster erstmals eine vollständige Mappierung des gesamten Landes vorgenommen wurde. Aus der Katastralmappe, besonders aber aus der zuerst angelegten Indikationsskizze ist die gesamte Anlage der Siedlungen, das Flurbild, die Verteilung des Bodens auf Acker und Wiesen sowie Wald zu entnehmen.2
Von Bedeutung ist das Catastral-Schätzungs Elaborat, das eine genaue topografische Beschreibung der jeweiligen Katastralgemeinde bietet, beginnend mit einer Volkszählung, einer Häuserzählung, auch der Viehstand, die Rasse, die Fütterung, die Verwendung der Zugtiere, Einbringung und Verwendung der Feldfrüchte, die Wetterlage, die benutzten landwirtschaftlichen Geräte, Anbau- und Erntezeit, die Qualität der Erzeugnisse etc. wurden genauestens beschrieben. Die politische Gemeinde Zell am Moos besteht aus einer Katastralgemeinde Zell am Moos. Im Gegensatz dazu besteht etwa die politische Gemeinde Oberhofen aus den Katastralgemeinden Rabenschwand und Laiter. Im franziszeischen Kataster wurden jene Grundsätze realisiert, die bereits Josef II. in seiner Steuerreform beabsichtigt hatte, nämlich eine möglichst gleichmäßige Verteilung der steuerlichen Belastung zu erreichen, wobei diese Steuerlast aufgrund der tatsächlichen Fruchtbarkeit und
19 1
der wirklichen Erträge des Bodens errechnet wurde, unabhängig von der persönlichen Eigenschaft, dem Stand des Eigentümers. Die ersten brauchbaren Ergebnisse über den Viehstand in den einzelnen Gemeinden finden sich – wie schon erwähnt – im franziszeischen Kataster in der jeweiligen Gemeindebeschreibung. Sie sollen hier aufgelistet werden, wenn auch dann eine große statistische Lücke bis 1951 klafft. Wie sich aber zeigen lässt, hat sich die Intensität der Rinderhaltung bis 1951 nicht so gravierend erhöht. 1824 wurden in unserer Gemeinde gezählt: 3 Pferde Ochsen Kühe Jungvieh
42 115 402 235
Schafe 102 Schweine 25 Ziegen 3
rung gefordert, die gegenwärtig auch im Bereich der Milchproduktion heftig diskutiert wird. Hier werden in den kommenden Jahren die Weichen neu gestellt. Es wird über das Auslaufen der Lieferrechte bzw. Lieferbeschränkungen im Jahr 2014 diskutiert, und damit würde die Mengensteuerung fallen. Die Chance, dass das Quotensystem erhalten bleibt, ist nicht sehr groß. Österreich ist neben Finnland das einzige Land, das sich bisher energisch für die Beibehaltung der Kontingentierung einsetzt. Die Milchbauern – und damit der größte Teil der Bauern in Zell am Moos – würde von einer Abschaffung dieser Regelung keinesfalls profitieren, weil damit die Gefahr verbunden ist, dass die Milcherzeugung in Länder verlagert wird, in denen günstigere Produktionsbedingungen herrschen. Damit verbunden wäre mit Sicherheit ein Rückgang der ohnehin schon niedrigen Erzeugerpreise, was zu einer weiteren Reduzierung der Zahl der Vollerwerbsbetriebe führen würde.
Entwicklung des Rinderbestandes seit 1824 1824 (Ochsen, Kühe, Jungvieh) 1951 4 1966 1977 5 1999 2006
752 913 1.116 1.360 1.399 1.448
Die Statistik zeigt eine Zunahme des Rinderbestandes, je näher wir der Gegenwart kommen. Nicht außer Acht gelassen werden darf in diesem Zusammenhang die enorme Steigerung der Milchleistung der Kühe in den letzten Jahrzehnten, sodass die gegenwärtige Höhe der Milchproduktion vor dem Hintergrund der Zunahme der Zahl der Kühe und der Steigerung der Milchleistung pro Kuh zu sehen ist. Die Einführung der Milchkontingentierung in den ausgehenden 70er Jahren sollte eine Überproduktion bei Milch verhindern. Mit dem EU Beitritt 1995 und der damit verbunden Liberalisierung des Handels und der Produktion wurde von vielen eine Abschaffung jeglicher Kontingentie-
Entwicklung der Wohnbevölkerung und Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung Der Bevölkerungsstand und die Berufsgruppen sind ebenfalls erstmals im franziszeischen Kataster festgehalten, dann in den verschiedenen Ortsverzeichnissen – wenngleich hier die einzelnen Berufsgruppen nicht immer ausgewiesen sind – und schließlich in den Beiträgen zur Österreichischen Statistik. Bis vor dem Zweiten Weltkrieg war in den meisten Gebieten im Salzkammergut und auch in unserer Region die Land- und Forstwirtschaft jener Wirtschaftszweig mit dem größten Anteil an der Wohnbevölkerung. Trotz eines Rückganges der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, eines Rückganges der landwirtschaftlichen Nutzfläche und eines ganz erheblichen Rückganges der Zahl der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft hat sich die Produktion erhöht.
2 · geschichte & gegenwart
Viele Arbeitskräfte waren notwendig beim Aufstellen des Dachstuhls beim Baumgartner, 1958
Entwicklung der Bevölkerung in Zell am Moos Jahr 1824 6 18698 1880 1890 1900 1910 9 1920 1934 193910 194611 195113 196114 197115 198116 1991 2001 200617
Einwohner 712 728 752 691 715 791 805 860 828 1.10912 967 927 993 1.081 1.190 1.388 1.498
davon ldw. Anteil 70,17
63,1 62,0 52,4 46,3 34,6 26,7 15,0 7,9
Wenn wir nun diese Zahlen vergleichen, so kann man – bezogen auf den langen Zeitraum von 1824 bis 1951 in Zell am Moos einen relativ geringfügigen Rückgang des Anteils der landwirtschaftlichen Bevölkerung bezogen auf die Ge-
samtbevölkerung feststellen: von 70 Prozent auf etwas mehr als 50 Prozent in mehr als 130 Jahren. Dann, in den folgenden 20 Jahren bis in die 70er Jahre, ist ein weiterer Rückgang um nicht ganz 20 Prozent auf rd. 34 Prozent im Jahr 1971 feststellbar. Vergleicht man jedoch die Zahlen von Zell am Moos mit denen der näheren Umgebung, so ist festzustellen, dass sie relativ hoch sind. Im gesamten Gerichtsbezirk Mondsee betrug 1971 der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung nur 26,3 Prozent, im angrenzenden Gerichtsbezirk Frankenmarkt nur 19,5 Prozent und im gesamten politischen Bezirk Vöcklabruck nur noch 13,5 Prozent, was etwa dem damaligen Bundesdurchschnitt entspricht.18 In den 60er und 70er Jahren hat eine starke Bautätigkeit auch bei landwirtschaftlichen Gebäuden eingesetzt. Viele Bauernhäuser wurden ganz oder teilweise neu gebaut und zahlreiche Dachstühle wurden erneuert. Festzustellen ist, dass - im Gegensatz zu heute – die Arbeitskräfte in großer Anzahl zur Verfügung standen und durch Robotleistungen auch die Baukosten niedriger gehalten werden konnten. Die Bauern – eigentlich die Bäuerinnen oder Mägde - der Gemeinde stellten sich zudem mit Naturalspenden ein, sodass die große Zahl der Arbeiter bestens verköstigt werden konnte.
193
Neubau des Gutes Wirts-Haberl, 1964
Weiters hat in den 6oer bis 8oer Jahren innerhalb der Landwirtschaft ein starker Strukturwandel eingesetzt. War es in früheren Zeiten üblich, dass nahezu jeder Bauer auch Getreideanbau betrieb, einerseits um entsprechendes Brotgetreide für die Großfamilie und Kraftfutter für die Rinder zu haben, und andererseits das Stroh als Einstreu verwenden zu können, wurde dieser jedoch nach und nach aufgelassen. Gegenwärtig gibt es nur mehr ganz wenige Bauern in unserer Gemeinde, die Getreideanbau betreiben. Das hängt auch mit der Reduzierung der Kosten für die Mechanisierung bzw. mit der Spezialisierung auf reine Rinderhaltung zusammen, zweifellos liegen die ursprünglichen Gründe aber auch im Rückgang der Zahl der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Gegenwärtig spielt auch der zu früheren Zeiten vergleichsweise geringe Preis für Futtergetreide eine entscheidende Rolle. Die Entwicklung im Bereich der Bevölkerungszunahme war lange Zeit eher stagnierend, bis 1981 erstmals eine wirklich signifikante Zunahme im Vergleich zu 1971 feststellbar war, wobei die Zunahme 1981 noch nahezu ausschließlich aufgrund der Geburtenbilanz erfolgte, und 1991 und 2001 fast ausgeglichen war durch Geburtenbilanz und Zuwanderung.19 Mit 16,6 Prozent Bevölkerungszunahme von 1991 bis 2001 lag die Gemeinde Zell am Moos hinter Mondsee an zweiter Stelle im Bezirk. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Erwerbstätigen in der Gemeinde ebenfalls enorm erhöht und damit wurde ein stark wachsendes Arbeitsplatzangebot geschaffen. Jahr d. Zählung:
Die »Buttermentscha« werden zur Baustelle gefahren und bringen die reich verzierten Butterstritzel und andere Nahrungsmittel als Geschenke der Bauern
1971
1981
1991
2001
Bevölkerung: 993 weiblich: männlich:
1.081 576 505
1.190 605 585
1.388 708 680
Veränderung der Bevölkerung in Prozent zur jeweils vorangegangenen Zählung: Insgesamt: durch Geburtenbilanz: durch Wanderungsbilanz: Erwerbstätige am Wohnort:
8,9 % 9,1 % – 0,2 % 493
10,1 % 16,6 % 5,6 % 7,9 % 4,4 % 8,7 % 602
678
2 · geschichte & gegenwart
In mühevoller Arbeit wurde das Getreide mit der Sichel geerntet
Viele Helfer waren beim Dreschen notwendig
Die Maschinisten hatten eine besondere Verantwortung und daher auch eine besondere Stellung
Strukturelle Änderungen der Wirtschaft ab den 70er Jahren
Erwerbstätige am Arbeitsort nach Wirtschaftssektoren in Prozent im Nicht-landwirtschaftlichen Bereich
Der rasche Wandel ab den 70er Jahren hat also einen rasanten Rückgang der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft gebracht, wie überraschender Weise auch im Bereich Bauwesen, wo der Anteil 1971 noch 13,4 Prozent der Wohnbevölkerung betrug, dann aber auf 11,8 Prozent (1981), 10 Prozent (1991) schließlich auf 6,6 Prozent (2001) zurück gegangen ist. In beiden Fällen ist wohl die zunehmende Mechanisierung eine Ursache dafür.20 Als Ausgleich dafür wurden aber – und das ist aus der Sicht der Gemeinde besonders positiv zu bewerten – im Bereich Industrie und Gewerbe zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.
1981
1991
2001
Industrie, Gewerbe, 26,8 % Bauwesen:
39,2 %
53,3 %
Dienstleistungen: 29,3 %
32,2 %
31,1 %
Verbunden mit diesem rasanten Anstieg der Erwerbstätigen in erster Linie im Bereich Industrie und Gewerbe in unserer Gemeinde, der sich von 1981 bis 2001 statistisch festhalten lässt und der sich seither noch weiter fortgesetzt hat, ist eine durchaus merkbare Besserstellung unse-
19 5
rer Gemeinde fest zu stellen, was ihre Finanzkraft betrifft. Die strukturell bedingte Veränderung und vor allem die starke Vermehrung der Arbeitsplätze haben zu einer Erhöhung der Steuereinnahmen der Gemeinde geführt. Entwicklung der Ertragsanteile und gemeindeeigenen Steuern Jahr
1991
1995
2000
2005
Ertragsanteile22 gesamt: 376.972 455.140 587.206 801.611 gemeindeeigene Steuern: 198.914 327.755 400.514 680.305 davon Kommunalsteuer: 40.651 110.738 166.454 287.613 Finanzkraft Rang im Land von 445 Gemeinden:
176
124
121
83
Rang im Bezirk von 52 Gemeinden:
29
25
17
12
239
281
417
435
Rang im Bezirk von 52 Gemeinden: 22
23
47
50
Schulden Rang im Land von 445 Gemeinden:
Natürlich haben sich aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Österreich auch die Zuwendungen des Bundes in Form von Ertragsanteilen in den vergangenen 15 Jahren erheblich erhöht, die enorme Steigerung im Be-
reich der Kommunalsteuer auf das Siebenfache ist jedoch ausschließlich auf den strukturellen Wandel in unserer Gemeinde zurück zu führen, und zwar quantitativ wie qualitativ. Mehr Mitarbeiter/innen in den Betrieben bedeutet mehr Kommunalsteuer für die Gemeinde, und höhere Qualifikation bedeutet höheres Einkommen und daher noch einmal eine höhere Kommunalsteuer. Nicht übersehen darf in diesem Zusammenhang die Positionierung unserer Gemeinde in Land und Bezirk werden, was die Finanzkraft einerseits und die Schulden andererseits betrifft. Bei der Finanzkraft ist die Gemeinde Zell am Moos von 445 Gemeinden auf Landessebene vom Rang 176 im Jahr 1991 auf den hervorragenden 83. Rang 2005 vorgerückt, von 52 Gemeinden auf Bezirksebene konnte der Platz vom 29. auf den 12. verbessert werden. Von ganz wesentlicher Bedeutung ist in diesem Zusammenhang aber die andere Seite der Statistik, nämlich die Entwicklung der Schulen der Gemeinde. Auch hier ist eine sehr positive Tendenz in den vergangenen 15 Jahren zu bemerken. Hat die Gemeinde 1991 auf Landesebene im Bereich der Schulden pro Kopf noch den 239. Rang von 445 eingenommen, so konnte diese Position bis 2005 auf den ausgezeichneten 435. Platz verbessert werden, das heißt, nur 10 Gemeinden im gesamten Bundesland haben geringere Schulden als die Gemeinde Zell am Moos, gemessen an der Einwohnerzahl. Gleichermaßen verhält es sich im Bezirk. 1991 im Mittelfeld liegend, konnte 2005 mit Rang 50 ein absoluter Spitzenwert erreicht werden. Nur 2 (!) Gemeinden im Bezirk haben noch geringere Schulden pro Kopf als Zell am Moos. Erst bei Betrachtung des Zusammenhanges zwischen Entwicklung des Steueraufkommens einerseits und der Entwicklung der Schuldenquote pro Kopf andererseits lässt sich feststellen, ob in den vergangenen Jahren eine verantwortungsvolle Politik in der Gemeinde betrieben wurde. Höhere Einnahmen müssen ja nicht zwingend zu einer Verringerung der Verschuldung führen, wie allgemein bekannt ist.
2 · geschichte & gegenwart
Fasst man die strukturelle Entwicklung der Wirtschaft unserer Gemeinde zusammen, so muss festgestellt werden, dass sich merkliche Veränderungen erst ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erkennen lassen. Die Beschäftigten im Bereich der Landwirtschaft gehen – wie überall – sehr rasch zurück. Derzeit (2005) hält man österreichweit bei einem Wert von 5,3 Prozent 22 Anteil an den Erwerbstätigen. In Zell am Moos wird dieser Wert etwas höher liegen. Entscheidend für die Entwicklung der Gemeinde war und ist, dass die Reduzierung der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft durch zusätzliche Arbeitsplätze bei den Gewerbebetrieben mehr als ausgeglichen wurde. Dazu hat neben den vielen Klein- und Mittelbetrieben, die die wirtschaftliche Struktur in Zell am Moos wesentlich prägen, auch der einzige in den letzten Jahren gewaltig expandierende Großbetrieb – die Firma Neuhofer-Holz – ganz wesentlich beigetragen. Zell am Moos hat in der Vergangenheit im Bereich der Wirtschaft eine eher sanfte strukturelle Veränderung von einer lange Zeit landwirtschaftlich dominierten und zu einer zunehmend von zahlreichen kleineren und mittleren Gewerbebetrieben und einem Großbetrieb geprägten Gemeinde erfahren, in der die Landwirtschaft aber immer noch einen wichtigen Faktor darstellt.
anmerkungen 1 Vgl. dazu die entsprechenden Passagen des Beitrages von Georg Heilingsetzer 2 Siehe dazu die Doppelseite am Ende dieses Buches 3 Franziszeischer Kataster, Catastral Schätzungselaborat der Gemeinde Zell am Moos, Steuerbezirk Mondsee 4 Zählsprengel der allgemeinen Viehzählung am 3. Dezember 1951 und 1961; Bezirkslisten der allgemeinen Viehzählung; handschriftliche Listen des Österreichischen Statistischen Zentralamtes, Abteilung Agrarstatistik Wien 5 Gemeindelisten der allgemeinen Viehzählung am 3. Dezember 1977. Handschriftliche Listen. 6 Franziszeischer Kataster
7 Die Prozentzahlen wurden aufgrund der in der Landwirtschaft arbeitenden Familien errechnet. Alle Angaben des ldw. Anteils beziehen sich auf die Wohnbevölkerung. Würde man diese Daten auf die Berufstätigen beziehen, wäre er generell etwas höher. 8 1869 bis 1900: jeweils die Ortsrepertorien von Oberösterreich (=Special Ortsrepertorium der im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Hrsg. Von der kk statistischen Central Commission, Wien: Hölder, jeweils einige Jahre nach der Volkszählung 9 1910 und 1920: Vorläufig Ergebnisse der außerordentlichen Volkszählung vom 31. Jänner 1920 (mit den Ergebnissen von 1910 zum Vergleich) nebst Gemeindeverzeichnis. Bearb. Und hrsg. Von der statistischen Zentralkommission (=Beiträge zur Statistik der Republik Österreich, Heft 5) Wien: Österreichische Staatsdruckerei, 1920 10 Gemeindeverzeichnis für die Reichsgaue der Ostmark aufgrund der Volkszählung vom 17. Mai 1939. Hrsg. Vom Statistischen Amt für die Reichsgaue der Ostmark 11 Gemeindeverzeichnis von Österreich aufgrund einer besonderen Erhebung aus dem Jahre 1946. Bearbeitet und hrsg. Vom Österreichischen Statistischen Zentralamt. Wien, 1948 12 Die hohe Bevölkerungszahl kommt deshalb zustande, weil auch die 1946 sich in Zell am Moos aufhaltenden Flüchtlinge gezählt wurden 13 Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Juni 1951, nach Gemeinden. Hrsg. vom Österreichischen Statistischen Zentralamt. Wien: Ueberreuter, 1952 14 Ergebnisse der Volkszählung vom 21. März 1911, Oberösterreich. Hrsg. vom Österreichischen Statistischen Zentralamt. Wien: 1964 15 Ergebnisse der Volkszählung vom 12. Mai 1971, Hauptergebnisse für Oberösterreich. Bearbeitet im Österreichischen Statistischen Zentralamt. Wien: 1973 16 Quelle ab 1981: Statistik Austria unter land-oberoesterreich.gv.at 17 Stand am 1.1.2006 lt. Zentralem Melderegister – Populationsregister Für 2006, Land OÖ, Abteilung Statistik. Für den Anteil der ldw. Bevölkerung waren keine zuverlässigen Angaben zu bekommen, liegt aber sicher unter dem Wert von 2001. 18 Alle Daten errechnet aus den Ergebnissen der Volkszählung vom 12. Mai 1971, Hauptergebnisse für Oberösterreich. Wien: Österreichische Staatsdruckerei, 1973 (= Beiträge zur Österreichischen Statistik, hrsg. Vom Österreichischen Statistischen Zentralamt, Heft 309/7) 19 Alle Daten aus: www.land-oberoesterreich.gv.at 20 Alle Daten aus: www.land-oberoesterreich.gv.at 21 Ertragsanteile sind die Anteile an Bundessteuern, die die Gemeinde vom Bund aufgrund eines bestimmten Schlüssels rückerstattet bekommt. 22 Statistik Austria, Tabelle aus dem Grünen Bericht 2006, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung II 5
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Die Pfarre Zel am Moos JOSEF STROBL Die »ain halbe Meyll von dem Marckht Männsee« entlegene Kirche zu Zell am Moos ist die »aller eltist in des gotzhaus Männsee Districts.«1 Ihre Entstehung, vom Volk der Legende zugeschrieben,2 verdankt sie dem eifrigen Wirken der Mönche, die ihre Rodungszellen »bis hart an den Sumpfrand« heranbauten3 und diesen Zellkirchen mit Vorliebe den Titel »Maria Himmelfahrt gaben, der in Altbayern an Alter, Verbreitung und Beliebtheit der älteste und verbreiteste« war. 4 Von Ort und Kirche erhielt der dortige See seine volkstümliche Bezeichnung »Zeller«- oder »Jungfernsee«.5 Bischof Hartwik von Regensburg verlieh im Jahre 1107 dem Kloster Mondsee die Neugereute von der Kirche zu Zell am Moos bis Irrsdorf mit allen Forstzehenden und Besitzungen.6
Mehrere italienische Bischöfe stellen 1336 (Avignon, 18. Juni) der »ecclesia celle sancte Marie acc eius ecclesia monasterii in Mense« einen Indulgenzbrief aus, den Bischof Albert von Passau am 23. September 1336 bestätigte.7 Altes Gewohnheitsrecht dieser mit dem Begräbnisrecht versehenen Filiale war, dass alle Sonn- und Feiertage ein Priester aus Mondsee »den Gotzdienst mit Singen und Predigen verricht hat«.8 Die Matriken wurden in Mondsee geführt. Im Zuge der Melker Klosterreform im 15. Jahrhundert kam es zu einem Neubau der Kirche. In der Oktav der Apostel Petrus und Paulus 1441 weihte Suffraganbischof Nikolaus von Passau die »Ecclesiam B.M.V. in Zell« und verlegte die jährliche Feier dieser Konsekration »im feriam 3. Pentecostes.«9 Im Jahre 1565 und 1569 wurden Klagen eingebracht der »Untertanen und Gemain« des Gotteshauses »Unserer lieben
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Ablassbrief für Zell am Moos und Mondsee, Avignon 14. 6. 1336
Frau zu Zell in der Haslau und der Herrschaft Wildeneck« über den Verlust der alten »pfarrlichen Rechte«. Es wurde nicht mehr wie bisher üblich der sonn- und festtägliche Gottesdienst mit Singen und Predigt und die wöchentliche Wettermesse von Georgi bis Ägidi in der »Pfarrkirche« gelesen, die Zeller mussten den weiten Weg nach Mondsee gehen. Da die meisten von ihnen »weit von Dannen haussessig« seien, könnten sie den Gottesdienst »nit erreichen, sounder Ee wir dahin khomen, ist der Gotzdienst schon verricht.« Dies falle ihnen »zum höchsten beschwörlich«. Sie wollen »solches wider altes herkhomens khaines wegs umggeen und fordern deshalb die Verrichtung des Gotzdiennst in vorberüerter alten khirchen« zurück.10 In den Jahren 1602 bis 1605 beschwerte sich die »Pfarrgemeinde« wiederholt bei Abt Johann Christoph Wasner über die Baufälligkeit der Kirche und der Friedhofsmauer. Nach allgemeiner Ansicht wurden die Schäden dadurch verursacht, dass die jeweils excurrendo pastorierenden Priester das Tafelgeld der Gläubigen für sich in Anspruch nahmen. Da deshalb die Spendefreudigkeit der Gläubigen
stark zurückging, wurden mit Konsens des Prälaten zwei Zechpröpste (Vizenz im Tal und Wolf Heuserer) bestellt, die darüber zu wachen hatten, dass »Alles sambl Gellt«, das ab nun in einen »versperrten Sack« kam, der jährlich zwei Mal geöffnet werden durfte, ausschließlich zum Nutzen des Gotteshauses verwendet wurde.11 Bald war die Kirche wieder so finanzkräftig, dass am 1. Juni 1608 zwischen Hans Gößpacher aus dem Neuhauser Gericht im Erzstift Salzburg und Johann Blässing »von Puechaw Röm. Khay. M. Herrschaft Wildenegg Pfleger, unnd des würdigen Gotshauß Männsee Hofrichter« ein Vertrag geschlossen wurde, »etlicher Arbeith halber« beim Gotteshaus unserer lieben Frau. Jakob Lidl, Bürger und Stadtschmied in Salzburg , lieferte 1619 eine 241 Pfund schwere Glocke.12 1616/17 wurde eine Taferne errichtet auf einem »solchen grundt, der bißhero von niemandt angesprochen, sondern jederzeit für ain freyen offenen Kürchenplatz erkendt wurde.«13
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1663 ist der Messner Christoph Lettner verstorben. Sein und seiner Frau Salome Besitz wurde auf 158 Gulden geschätzt.14 Zum neuen Messner wurde Martin Lettner und zu Zechpröpsten wurden Hans Gräßl am Lehen und Wolf an der Wies ernannt.15 Von 1670 bis 1682 wurde die Kirche barockisiert. An den Arbeiten waren maßgebend beteiligt Meinrad Guggenbichler und der Maler Lorenz Exendorfer. Das gotische Gewölbe der Kirche wurde belassen, die Spitzbogenfenster aber zu Rundbogenfenstern umgestaltet. Die neue Kanzel wurde von Maurermeister Thomas Eder »aufgemacht«. Der 35 m hohe Turm wurde neu aufgeführt. Als Maurermeister wirkte Josef Fülzhuder am Steckerbach aus der Pfarre Feldkichen, Gerichtsbezirk Braunau, als Zimmermeister Georg Leimber von Oberlach, als Schlosser Georg Neudorffer, als Nagelschmied Georg Seyrl, als Klampferer Peter Pogner von Friderfing und schließlich als Tischler Hans Strobl, Bürger in Mondsee.16 An Türkensteuer hatte das Gotteshaus dem Prälaten zu Kremsmünster 206 Gulden 15 Kreuzer zu entrichten. Seit der Reformation ging im Mai alljährlich eine traditionelle Wallfahrt nach Altötting.17 Seit der Barockisierung der Kirche wurde das Bestreben der Filiale – sie hatte, wie alle gleichgearteten Gotteshäuser, den dritten Teil des Opferstockgeldes nach Mondsee abzuliefern 18 – um einen eigenen, beständigen Seelsorger intensiviert. Sichtbares Zeichen dafür war die Errichtung eines Pfarrhofes im Jahre 1686, der einstweilen dem excurrierenden Konventualen als Abstiegsquartier diente.19 Vorerst konnten sich aber die Zeller mit Abt Amandus Göbl »wegen gesuchter Aufstellung eines eigenen Priesters« nur insofern vergleichen, »dass vom wohlversagten Closter Monsee auß, fürdershin alljährlich von Ersten Sonntag a Festo S. Martini, biß driten Sonntag in der Fasten beede inclusive, in dem lobwürdigen V.L. Frauen-Gotteshaus zu Zehl im Mößl durch einen aigens dahin geschickten Herrn Conventualen daß H. Meßopfer, auch gemeldete Zeit hindurch all monathlich ein Predig gehalten, an denen Feyertäglichen Festen aber das ganze Jahr hindurch sowohl
Winter- als Sommerszeit ohne außnamb die bißhero gehaltenen Meßen, auch Predig und Kinderlehren continuiert, Nicht weniger die H. Sacramenta, in Verrichtung der Kindstaufen, auch Versehung der Kranken mit dem höchsten Guett auf Art und Weiß, wie bishero – noch fürdershin also administriert werden wohlen, und zwar dieses alles gratis« (9. Juli 1718).20 Über diese »unverdiente Gnad« waren die »Unwürdigsten Treuergebensten gehorsambsten Schäflein der sammentlichen Filial-Gemein zu Zell am Mößl« sehr erfreut. Ihre Bemühungen um einen beständigen Seelsorger gaben sie damit aber nicht auf. Sie trugen vielmehr ihre Wünsche nun direkt dem Ordinariat in Passau vor (25. Februar 1726) und versprachen, einem eigenen Priester neben dem Zehent von 500 Gulden jährlich noch 40 Gulden, ja sogar »ein Weiteres« beizusteuern. Doch auch so wurde einstweilen nur erreicht, dass Bischof Josef Dominicus Kardinal von Lamberg (1723–1761) dem Abt gebot, künftig bei den sonn- und festtäglichen Gottesdiensten »alternatim« eine Predigt oder Christenlehr zu halten. (18. Jänner 1753) 21 In den Jahren 1676, 1683, 1739 und 1771 erhielt die Kirche neue Glocken.22 Das unablässige Trachten der Pfarrgemeinde um Exponierung eines ständigen Seelsorgers erreichte 1777 mit einer Eingabe an Fürstbischof Kardinal Leopold Ernst von Firmian seinen Höhepunkt. Die daraufhin mit der Untersuchung der lokalen Verhältnisse betrauten Kommissare Graf Engl und der Dechant und Pfarrer von St. Georgen i. A. unterstützen ob der Entlegenheit der Filiale von Mondsee das Anliegen der Supplikanten. Abt Opportunus Dunkl gab zur Bestellung eines Vikars zu bedenken, dass die Gegend um den Irrsee von häufigen Regenschauern und Überschwemmungen heimgesucht werde, sodass die mittellose Gemeinde nur schwer einen eigenen Priester standesgemäß erhalten könne. Er sei wohl bereit, für Unterkunft und Verpflegung des Geistlichen aufzukommen, fordere dafür aber aus der dortigen Gotteshauskasse 50 Gulden an jährlichem Grunddienst. Die Gemeinde erklärte sich dazu bereit, dem Vikar zusätzlich mit Getreide, Butter und Eiern zu Hilfe zu kommen. Dieser Bereitwilligkeit zufolge beauftragten die
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Landeshauptmannschaft und der Ordinarius den Prälaten, bis spätestens 1. November 1778 einen Konventualen auszusetzen (Dekret vom 19. Juni 1778). Dieser Aufforderung kam Abt Opportunus Dunkl nach und ernannte am 5. November 1778 »zur größeren bequemlichkeit der Pfarrkinder von Zell« P. Anton Aimer (1778–1785) zum Vikar, dessen jährlicher Gehalt 300 Gulden betrug, wovon er seinen eigenen Unterhalt und den zweier Dienstboten zu bestreiten hatte.23 Der damals 600 Seelen zählenden Pfarre sollten die drei nach Straßwalchen gehörenden Ortschaften Jerghub, Angern und Leiten wegen ihrer kaum einstündigen Entfernung vom Ort Zell am Moos einverleibt werden. Der Besitz der Pfarre betrug 1 33 / 64 Joch 15 3 /4 Klafter Ackerland mit einem jährlichen Bruttoertrag von 14 Gulden 3 Kreuzer und 4 29 / 64 Joch 21 1 /2 Klafter Wiesen und Gärten, deren Jahresertrag auf 23 Gulden 40 Kreuzer statuiert wurde.24 Dem Maler Martin Exendorfer wurden im Jahre 1781 für ein heiliges Grab 34 Gulden bezahlt.25 Im Jahre 1784 wurde P. Raphael Kleinsorg zum Pfarrer in Zell a. M. bestellt.26 P. Raphael Kleinsorg war Aufseher und Rechnungsprüfer des Armeninstituts. Im Jahre 1785 ließ er die drei Marmoraltäre »der ehemaligen unbrauchbaren Pfarrkirche zu Mondsee« um einen Betrag von 450 Gulden, der aus dem Kirchenvermögen von Zell a. M. bestritten wurde, nach Zell a. M. überstellen. Das Bild Maria Himmelfahrt am Hochaltar malte Franz Streicher in Salzburg.27 Am 6. Juli 1785 wurden sowohl in den Städten als auch auf dem Land, außer der Fronleichnamsprozession und den allgemeinen Bittgängen, sämtliche Prozessionen verboten.28 Mit Hofkanzleidekret vom 6. November 1785 wurde »die bisher gewöhnliche Ausräucherung der Häuser an den Vorabenden von Weihnachten, des neuen Jahres und des Festes der drey Königen allgemein eingestellet.«29 Eine Zirkularverordnung vom 5. Juli 1785 regelte den Gebrauch des Klingelbeutels und das Opfergehen.30 Am 29. Oktober 1786 wurde die »Bruderschaft der thätigen Liebe des Nächsten« eingeführt.31
1787 wurde das Wetterläuten und das Wetterschießen verboten. »Sowohl Erfahrungen verschiedener Landen, als auch die einstimmigen Zeugnisse der berühmten Naturforscher haben seit mehreren Jahren erwiesen, dass das sogenannte Wetterläuten und Wetterschießen nicht allein gegen die Ungewitter keine Hilfe schaffe, sondern noch eher deren stärkern Ausbruch, und die gemeiniglich damit verbundene unglückliche Folgen befördere.«32 Nach dem Kircheninventar vom 12. Oktober 1790 wurde das Gotteshaus wie folgt beschrieben: »Die Kirche misst ohne Presbyterium 10 1 /2 Klafter in der Länge und 4 1 /2 Klafter in der Breite; das Presbyterium 3 1 /2 mal 2 1 /2 Klafter. Der steinerne, gewölbte Bau ist mit Marmorblatten ausgelegt und mit Lerchenschindeln eingedeckt. Über der angebauten, 3 Klafter langen Sakristei befindet sich ein Oratorium nach der besseren gothischen Architektur; die Fenster und eine der beiden Türen weisen Eisengitter auf. Der Turm ist ziemlich hoch. Der das ganze Gebäude umfassende Kirchhof beträgt 18 Klafter in der Länge, 8 Klafter in der Breite und wird von einer 1 1 /2 Fuß starken Mauer abgegrenzt. Im Inneren der Kirche ist die hölzerne Emporkirche vom Musikchor überbaut. Die Altäre stammen aus der aufgelassenen Mondseer Pfarrkirche. Der 38 Fuß hohe und 13 Fuß breite marmorne Hochaltar mit übergoldeten Verzierungen besitzt ein auf Leinwand gemaltes Marienbild, zwei vergoldete Seitenstatuen und einen theils vergoldeten, theils weißlakierten Tabernkel von Franz Streicher aus Salzburg. Die ebenfalls marmornen Seitenaltäre mit den Maßen 28 mal 9 Fuß sind reich verziert. Die Kanzel ist sparsam in Gold gefasst und weißlakiert. Die Orgel mit hölzernen Pfeifen und ohne Pedale ist klein und schlecht. Neben dem abgedeckten Taufstein befinden sich in der Kirche noch ein marmornes Weihwasserbecken, fünfzehn Kreuzwegtafeln, zwei Opferstöcke, je ein Kasten und Beichtstuhl in der Sakristei, drei Kästen im Oratorium, drei Turmglocken zu drei und einem Zentner, eine Turmuhr mit Schlagwerk und schließlich eine vergoldete Monstranze mit böhmischen Steinen besetzt.«33
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Grundriss der Kirche von Zell am Moos
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Am 28. Juli 1790 visitierte Diözesanbischof Josef Anton Gall die Pfarre, die damals zum Dekanate St. Georgen i. A., von 1809–1816 zum Dekanate Thalgau gehörte und anschließend dem Dekanate Franckenmarkt einverleibt wurde.34 Pfarrer P. Raphael Kleinsorg übernahm 1792 die Pfarre Abtsdorf. Vom 1. Mai bis 10. September 1792 wirkte Christoph Vordermeißner als Provisor in Zell am Moos. Um die freigewordene Pfarre gab es zwei Bewerber: 1. Ignaz Konrad, seit 1791 Provisor an der Vorstadtpfarre Wels 2. Johann Michael Papenschellner, Kooperator in Neufelden Ignaz Konrad übernahm am 11. September 1792 die Pfarre Zell am Moos mit einem Jahresgehalt von 400 Gulden.35 Am 19. April 1802 wechselte Ignaz Konrad auf die Pfarre Langbath. Als Provisor in Zell am Moos war vom 19. April bis 24. Juni 1802 Johann Andres, Kooperator in St. Georgen i. A., tätig. Um die Pfarre Zell am Moos bewarben sich Gottlieb (Theophil) Huemer, Kooperator bei der Stadtpfarre Gmunden, und Ignaz Ruß, Benefiziat in Braunau. Am 24. Juni 1802 wurde Gottlieb Huemer als Pfarrer in Zell am Moos kanonisch investiert.36 Herr Georg Lettner stiftete 1804 der Kirche »eine ganz neue silberne und vergoldete Monstranze«. Nach Absprache mit dem Pfarrer in Zell am Moos erklärte der Herr Dechant am 6. Februar 1802, dass gegen die Verwendung derselben kein Einwand besteht.37 Pfarrer Gottlieb Huemer wurde vom Religionsfonds beauftragt, für den verstorbenen Grafen von Hörwarth 120 Messen unentgeltlich zu persolvieren. In einem Brief vom 13. Februar 1806 erklärte er, dazu nicht imstande zu sein, da er sich gegenwärtig in einer äußerst prekären finanziellen Lage befinde. Am 24. April 1806 teilte ihm das bischöfliche Konsistorium mit, dass er zur Persolvierung der auferlegten Stiftmessen
verbunden sei, solange er davon nicht auf dem gehörigen Wege dispensiert wurde. Gleichzeitig wurden ihm zu seinem besseren Lebensunterhalte 100 Messen aus dem Religionsfonds bewilligt.38 Gottlieb Huemer übernahm am 9. Oktober 1808 die Pfarre St. Marienkirchen und Josef Häusler, Kooperator in Haag a. H., vom 9. Oktober 1808 bis 2. Jänner 1809 die Pfarre Zell am Moos als Provisor. Um die Pfarre Zell am Moos bewarben sich Kaspar Schreder, Kooperator in Mondsee, Florian Reichl, Kooperator in Goisern, und Franz Peterseil, Kooperator in Prambachkirchen. Kaspar Schreder wurde am 2. Jänner 1809 mit einem Gehalt von 500 Gulden als Pfarrer in Zell am Moos investiert. Peter Ham wurde mit gleichem Datum als Kooperator in Mondsee angestellt.39 Bauer Georg Eppel ließ 1824 »eine alte und bereits zusammenfallende Kapelle« auf seinem Grund erneuern. 40 Pfarrer Kaspar Schreder wurde am 11. Juli 1824 zum Pfarrer in Eberschwang ernannt. Die Provisur in Zell am Moos übernahm Josef Löffelmann, erster Kaplan in Mondsee. Um die vakante Pfarre Zell am Moos traten acht Bewerber an: 1. Georg Obermeier, Kooperator in Grieskirchen 2. Simon Pumberger, Pfarrprovisor in Pöndorf 3. Franz Penninger, Kooperator in Ostermiething 4. Josef Heisler, Pfarrer in Oberwang 5. Johann Paul Moser, Kooperator in Siegertshaft 6. Wolfgang Mayrhofer, Kooperator in Raab i. I. 7. Mathias Oberamtsmayr, Kooperator in Aurolzmünster 8. Josef Löffelmann, Provisor in Zell am Moos
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Georg Obermeier wurde am 5. November 1824 als Pfarrer von Zell am Moos mit einem Jahresgehalt von 390 Gulden kanonisch investiert. Da er von dem mageren Gehalte kaum leben konnte, wurden ihm 1826 200 Interkalarmessen verliehen. 41
Im Jahre 1831 wurden Baureparaturen am Kirchturm und Pfarrhof mit einem Kostenaufwand von 3238 Gulden 18 3/4 Kreuzer vorgenommen. 42 Georg Obermeier übernahm am 2. Februar 1843 die Pfarre Mondsee. Plan des Pfarrbezirks Zell am Moos, färbige Zeichnung aus 1823
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Zum Provisor in Zell am Moos wurde am 20. Februar 1843 Franz Karl Wiener, Kooperator in St. Georgen i. A., bestellt. Um die ausgeschriebene Pfarrpfründe Zell am Moos reichten zwölf Interessenten ihr Gesuch ein. Das bischöfliche Konsistorium nahm folgende Reihung vor: 1. Franz Karl Wiener, Pfarrprovisor in Zell am Moos 2. Johann Resch, Kooperator in Steinbach 3. Franz Kreuzer, Benefiziat und Katechet in Braunau 4. Karl Schwarz, Kooperator in Königswiesen 5. Wenzl Sperl, Expositus in Aurach 6. Michael Schinkinger, Expositus in Julbach 7. Franz Xaver Krotter, Kooperator in Wartberg i. M. 8. Georg Schmidberger, Pfarrprovisor in Feldkirchen 9. Johann Nepomuk Gatterbauer, Kooperator in Mondsee 10. Georg Wetterschlager, Kooperator in Obernberg 11. Johann Nepomuk Schönbauer, Kooperator in St. Veit i. M. 12. Sebastian Wagenthaler, Expositus in Mühlheim Am 21. Juni 1843 wurde Franz Karl Wiener zum Pfarrer von Zell am Moos bestellt. Der 1802 in Budweis in Böhmen geborene und am 28. August 1826 zum Priester geweihte Pfarrer Wiener ersuchte am 5. November 1849 das bischöfliche Ordinariat um Benediktionserlaubnis für folgende Neuanschaffungen: – »Einen neuen Tabernakel »seit dem Kirchweihsonntag im Oktober 1849 – Zwei Altarbilder, und zwar ein Advent- und Weihnachtsbild
– – –
Zwei Kruzifixe bei den Seitenaltären Ein Substratum mit sechs Purifikatorien Eine neu errichtete Kapelle mit Türmchen des Sagmeisterehepaares Neuhofer, Chor, einem Altar zur heilgsten Dreifaltigkeit, einem Kreuzweg, vierzehn silberplattierte Leuchter, zwei Kirchenfahnen und Sitzmöglichkeiten für fünfzig Personen, mit einem Geldbetrag von 1000 Gulden CM. »Faktisch wird dort an Sonntagen ein Rosenkranz samt einer der kirchlichen Litaneien abgebetet in Anwesenheit solcher Personen, die sonst die Kirche nicht leicht besucht hätten.«
Die Benediktion wurde am 23. November 1849 bewilligt. Eine Lizenz zur öfteren oder regelmäßigen Feier der hl. Messe wurde nicht erteilt, um die Einheit der Pfarre nicht zu gefährden. Im Jahre 1854 wurden neu angeschafft: Ein Lichtmessbild, ein Messkleid, ein Vespermantel, ein Festrock und eine Kirchenfahne mit Marienbild und der Aufschrift: »Du Königin ohne Makel der Erbsünde empfangen. Rom den 8. Dezember 1854.«43 Glockengießer Franz Oberascher in Salzburg lieferte 1854 eine 404 kg schwere Glocke, die am 8. November 1917 von der Heeresverwaltung abgenommen wurde.44 Frau Anna Schafleitner, Zell am Moos Nr. 116, übergab am 24. Juli 1859 der Vogtei der Pfarrkirche Zell am Moos eine fünfperzentige Staatsschuldverschreibung Nr. 14.156 per 100 Gulden über zwei hl. Messen mit folgendem Begleitschreiben: »Mein verstorbener Schwiegervater Johann Schafleitner, Auszügler auf meinem Gute zu Wies 116 in Zell am Moos, hat mir die Verpflichtung auferlegt, in der Kirche Zell am Moos zwei heilige Messen zu stiften, welche jährlich am 20. Juli als seinem Sterbetage und am 21. Juli für ihn, seine zwei Eheweiber und ganze Freundschaft gehalten werden sollen und wofür 1. der jeweilige Herr Pfarrer für Eine hl. Messe sammt Bitte Einen Gulden, mithin für zwei 2 Gulden ÖW
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2. der Lehrer als Messner > 30 Kreuzer 3. die Ministranten > 20 Kreuzer 4. die Kirche > 2 Gulden 65 Kreuzer zu empfangen hat. Von den Zinsen der Staatsschuld verschreibung können die obigen Auslagen bestritten werden.« Pfarrer Franz Karl Wiener wurde 1859 auf die Pfarre Antiesenhofen befördert. Die Pfarrgemeinde würdigte seinen unermüdlichen Eifer: »Die gänzliche Renovation unserer Pfarrkirche, den Bau des neuen Schulhauses, die beträchtliche Mehrung der Armenkasse, den gründlichen Religionsunterricht der Kinder, die unermüdliche Aufsicht und Fürsorge für die Schule.« Der Kooperator in Mauerkirchen, Josef Singer, hatte vom 25. November 1859 bis 23. April 1860 sowie vom 7. April bis 27. August 1860 die Provisur in Zell am Moos inne. Um die vakante Pfarre bewarben sich: 1. Franz Czech, Pfarrexpositus in Haigermoos 2. Leonhard Schilcher, Kooperator in Gaspoltshofen 3. Ludwig Ritter, in Üblagger 4. Andreas Breitenthaler, Pfarrer in Palting 5. Albert Greipel, Pfarrexpositus in Neukirchen in der Wichtau 6. Isidor Porndorfer, Kooperator an der Vorstadtpfarre St. Michael in Steyr 7. Karl Scherrer, Pfarrexpositus in Oftering 8. Ignaz Mayr, Pfarrer in Lindach 9. Karl Wirth, Kooperator in Eggelsberg 10. Ludwig Üblagger, Kurat in Hart
Als Pfarrer in Zell am Moos wurde am 28. August 1860 Franz Czech mit einem Jahresgehalt von 395 Gulden kanonisch investiert.45 Auf Grund von Reibereien mit Aushilfspriester Karl Holly und aus gesundheitlichen Gründen suchte Pfarrer Franz Czech am 8. August 1865 um Pensionierung an. Pfarrer Franz Czech trat am 1. April 1866 mit einem Pensionsbetrag von 410 Gulden ÖW in den dauernden Ruhestand. Zum Provisor wurde am 2. April 1866 der dortige Aushilfspriester Karl Holly mit einem Jahresgehalt von 315 Gulden bestellt. Im gleichen Jahr wurde eine Pfarrhofreparatur mit dem Gesamtbetrag von 626 Gulden aus dem Kirchenvermögen vorgenommen. 46 Am 2. April 1866 wurde die Pfarre Zell am Moos zur Neubesetzung ausgeschrieben. Am 18. Mai 1866 gab das bischöfliche Ordinariat folgende Kompetenliste bekannt: 1. Franz Mayr, Lokalpfarrer in Lindach 2. Leopold Käfer, Pfarrprovisor in St. Marienkirchen i. I. 3. Mathias Weilnböck, Kooperator in Ried i. I. 4. Anton Fischer, Kooperator in Taufkirchen 5. Alexander Kracker, Kooperator in St. Georgen am Wald 6. Adalbert Fischer, Kooperator in Hohenzell Franz Mayr wurde am 13. August 1866 mit einem Jahresgehalt von 420 Gulden als Pfarrer in Zell am Moos kanonisch investiert und Provisor Karl Holly zum Pfarrprovisor in Lindach bestellt. Die Kirchenvermögensverwaltung erstattete am 14. Mai 1868 dem bischöflichen Ordinariat die Mitteilung, dass vom 6. auf den 7. Mai »in der hiesigen Pfarrkirche ein gewaltthä-
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tiger Raub verübt wurde. Es wurde das feste und gut versicherte Gitter der Sakristei, so wie die Thüre ins Oratorium mit großer Kraftanwendung erbrochen, und aus diesen Localitäten mehrere Gegenstände entwendet.«47 Im Jahre 1869 wurde der einsturzgefährdete Glockenstuhl um einen Betrag von 200 Gulden neu hergestellt sowie eine große Glocke im Wert von 1616 Gulden aus dem Kirchenvermögen angeschafft. 48 Das Armeninstitut der Pfarre mit einem Gesamtkapital von 729 Gulden 66 Kreuzer wurde am 21. September 1870 der Gemeinde übergeben. 49 Am 15. September 1870 erteilte das bischöfliche Ordinariat die Erlaubnis, einmal im Oktober in der Kapelle in der Sag eine hl. Messe zu lesen.50 Im Jahre 1879 wurde die Kirche inwendig vollkommen restauriert. Die Kosten von 300 Gulden wurden durch freiwillige Spenden hereingebracht. Im Jahre 1880 wurden vier gemalte Fenster, die Wohltäter im Wert von 600 Gulden gespendet hatten, eingesetzt, aus dem Kirchenvermögen um den Preis von 600 Gulden eine neue Orgel angeschafft, ebenso ein schönes Missale. Im Jahre 1881 spendeten Wohltäter der Kirche eine Marien-, eine Anna- und eine Josefstatue. Im Jahre 1884 bekam der Hochaltar sechs neue Leuchter. Die Kosten von 210 Gulden bestritten Bauer Georg Eppel und Wohltäter. Im Jahre 1888 wurde durch freiwillige Spenden eine weiße Kasel im Wert von 200 Gulden hergestellt und ebenso um 200 Gulden das Turmkreuz und das Turmdach repariert. Der Turm wurde bei dieser Gelegenheit um einen Meter erhöht. Die Kosten von 1752 Gulden 76 Kreuzer trugen der Religionsfonds als Patron, die Kirche und die Gemeinde. Im Jahre 1889 wurde die rote Festtagskasel um 61 Gulden neu hergestellt.51 Pfarrer Ignaz Mayr bewarb sich erfolglos am 4. Juni 1872 um die Pfarre St. Marien, am 20. Februar 1873 um die Pfarre
Rossbach, am 2. März 1874 um die Pfarre Saxen, am 1. November 1874 um die Pfarre Geretsberg und am 20. Juni 1875 um die Pfarre Mauerkirchen. Ignaz Mayr wurde am 14. März 1876 als Pfarrer in Mondsee investiert. Der dortige Kooperator, Johann Weidenholzer, wurde zum Provisor in Zell am Moos bestellt. Am 21. Juli 1876 gab das bischöfliche Konsistorium den Besetzungsvorschlag für die ausgeschriebene Pfarre Zell am Moos bekannt: 1. Michael Knott, Kooperator zu Eberschwang 2. Alois Köck, Benefizialkooperator zu Geboltskirchen 3. Anton Reidinger, Benefizialkooperator zu Obernberg 4. Leopold Grenzlehner, Benefiziat in Vöcklabruck 5. Franz Xaver Gruber, Pfarradministrator in Wimsbach 6. Franz Rupertsberger, Kooperator in Garsten Der 1838 in St. Willibald geborene und am 20. Jänner 1861 zum Priester geweihte Alois Köck wurde am 4. November 1876 zum Pfarrer von Zell am Moos ernannt und am 13. November 1876 in sein Amt eingeführt. Pfarrprovisor Johann Weidenholzer wurde Kooperator in Utzenaich. Das bischöfliche Ordinariat genehmigte am 14. Februar 1879 die Missionserneuerung vom 2. bis 9. März 1879 durch Redemptoristenpatres aus Puchheim und die Benedizierung der neuen Kreuzwegstationen. Im Jahre 1879 wurden verschiedene Veränderungen bzw. Reparaturen in der Kirche durchgeführt.52 Pfarrer Alois Köck trat am 9. Mai 1881 an das bischöfliche Ordinariat mit der Bitte heran, die von Franz Schafleitner, Besitzer des Lindenbauerngutes, errichtete Hauskapel-
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le einweihen zu dürfen. Die Weiheerlaubnis wurde am 14. Juni 1881 erteilt. Alois Köck ersuchte am 29. Juni 1883 das bischöfliche Ordinariat, die von Franz Wiesinger, Besitzer des Bauerngutes Nr. 123, neu errichtete Kapelle mit Opferstock zur Anschaffung von Kerzen benedizieren zu dürfen. Das bischöfliche Ordinariat gestattete die Benediktion unter der Bedingung, dass der Opferstock wieder entfernt wird. Mit Beginn des Jahres 1884 übernahm Alois Köck die Pfarre Dietach bei Steyr. Der dortige Pfarrprovisor Franz Hönig wurde am 2. Jänner 1884 zum Provisor von Zell am Moos bestellt mit einem Gehalt von 250 Gulden. Um die ausgeschriebene Pfarre Zell am Moos bewarben sich: 1. Franz Hönig, Pfarrprovisor in Zell am Moos 2. Ernst Pammer, Pfarradministrator in Eitzing 3. Josef Wührer, Kooperator in Gaflenz 4. Gottlieb Vogl, Benefiziat in Lahn 5. Franz Blaszellner, Expositus in Wesenufer Der am 4. Juli 1843 in Kremsmünster geborene und am 28. Juli 1867 zum Priester geweihte Franz Hönig wurde am 23. Mai 1884 zum Pfarrer in Zell am Moos ernannt. Franz Hönig wurde am 7. Oktober 1886 in Lindach als Pfarrer installiert. Die Provisur in Zell am Moos übernahm vom 7. Oktober 1886 bis 7. Juni 1887 Gottlieb Leopoldsberger, Pfarrprovisor in Moosdorf.53 Um die im Diözesanblatt 1886 Nr. 17 ausgeschriebene Pfarre Zell am Moos haben sich – nach der Reihung des bischöflichen Konsistoriums – vier Interessenten beworben: 1. Josef Zöchbauer, Pfarrprovisor in Kirchberg-Siegertshaft
2. Josef Grimps, provisorischer Benefiziatkooperator in Laakirchen 3. Mathias Stögmayr, Kooperator in Naarn 4. Gottlieb Leopoldsberger, Pfarrprovisor in Zell am Moos Am 31. Mai 1887 wurde Josef Zöchbauer zum Pfarrer von Zell am Moos ernannt und am 8. Juli 1887 kanonisch investiert.54 Die Bauerngutsbesitzer Nr. 37–43 in Tiefgraben, Pfarre Mondsee, traten im Jahre 1888 an die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck mit dem Gesuch um Einpfarrung nach Zell am Moos heran. Initiator und Sprecher der Bittsteller war Michael Kirchhofer, Bauer in Guggenberg Nr. 41. Die Gemeindevorstehung von Zell am Moos und das Pfarramt befürworteten am 30. April 1888 das Ansuchen, da die genannten Häuser von der Pfarrkirche Zell am Moos höchstens 15 Minuten entfernt sind. Wegen Mangel an berücksichtigungswürdigen Gründen sprachen sich das Pfarramt Mondsee und das bischöfliche Ordinariat dagegen aus. Pfarrer Josef Zöchbauer von Zell am Moos stellte sich in seiner Eingabe an das bischöfliche Ordinariat vom 8. April 1890 eindeutig auf die Seite der Bittsteller. Die Gemeindevorstehung Mondsee sprach sich am 20. Mai 1890 entschieden gegen eine Aus- bzw. Einpfarrung der vier Petenten aus. Pfarrer Franz Barth von Mondsee versuchte in seiner Darstellung an die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck vom 20. Mai 1890 die wahren Hintergründe der Aktion zu erhellen und die eigentlichen Drahtzieher zu identifizieren. Das bischöfliche Ordinariat erklärte schließlich mit Note vom 9. Juli 1890 Z 3142 im Einvernehmen mit der Statthalterei, es sei »nicht in der Lage, dem Ansuchen von vier Besitzern der Ortschaft Guggenberg, Gemeinde Tiefgraben, die Auspfarrung von der Pfarre Mondsee und die Einpfarrung in jene von Zell am Moos Folge zu geben, nach dem sowohl von Seite des Pfarramtes, als auch von Seite der Gemeinde
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Mondsee und Tiefgraben sehr gewichtige Bedenken dagegen geltend gemacht wurden.«55 Pfarrer Josef Zöchbauer bewarb sich um 4. Juni 1889 um die Pfarre Unterweißenbach im Patronate des Herzogs von Roburg. »Es wäre sehr wünschenswert für den ergebendst Gefertigten, wenn er eine Pfarre bekommen könnte, bei der auch ein Kooperator angestellt ist, damit in der Abhaltung des Gottesdienstes keine allzu große Störung eintrette, wenn ergebenst Gefertigter von seinem Gichtleiden heimgesucht wird.« Für die Dauer des Augenleidens suchte Pfarrer Josef Zöchbauer um Dispens vom Breviergebet an und erbat sich die Erlaubnis, statt dessen täglich den hl. Rosenkranz und den ganzen Psalter beten zu dürfen. Da ihm die Pfarre Zell am Moos, »die ganz in den Bergen ist, bald ganz zu beschwerlich wird, da er an der Gicht leidet«, bewarb sich Pfarrer Josef Zöchbauer am 7. Mai 1890 um die Pfarre Hohenzell. »Will also der ergebenst Gefertigte nicht haben, dass er in ein paar Jahren zur Seelsorge ganz untauglich werde, so muss er sich eben bestreben, einen gelinderen Posten oder einen solchen zu erhalten, wo er einen Mitarbeiter hat.« Am 13. November 1890 erstattete Pfarrer Josef Zöchbauer dem bischöflichen Konsistorium die Mitteilung, »dass er an den Augen derart wieder erkrankt ist, dass er sich gezwungen fühlt, wenn er nicht Gefahr laufen soll zu erblinden, sich nach einer Heilanstalt zu begeben. Da er aber allein ist, so benötigt er eine Aushilfe.« Das Pfarramt Mondsee wurde beauftragt, einen der beiden Kooperatoren unverzüglich nach Zell am Moos zu entsenden. Josef Pichler, Kooperator in Laakirchen, war vom 3. August bis 14. Dezember 1892 in Zell am Moos als Provisor juristiktioniert. Pfarrer Josef Zöchbauer wurde auf die Pfarre Mitterkirchen befördert. Um die im Diözesanblatt 1892 Nr. 15 ausgeschriebene Pfarre bewarben sich sieben Kandidaten. Das bischöfliche Kon-
sistorium nahm folgende Reihung vor: 1. Georg Dobler, Benefiziat in Eferding 2. Johann Treitinger, Pfarrprovisor in St. Stephan 3. Anton Ladendorfer, Pfarrprovisor in Oberwang 4. Johann Resch, Pfarrprovisor in St. Johann am Wimberg 5. Josef Pichler, Pfarrprovisor in Zell am Moos 6. Josef Pönsch, Kooperator in Schwertberg 7. Alois Mayrhuber, Kooperator in Schwertberg Georg Dobler wurde am 15. Dezember 1892 als Pfarrer in Zell am Moos investiert. Georg Dobler wurde 1854 in Mettmach geboren und am 31. Juli 1881 in Linz zum Priester geweiht.56 Das Pfarramt Zell am Moos teilte am 2. Dezember 1893 dem bischöflichen Ordinariat mit, »dass am 17. August l. J. der bisherige Messner Martin Zeller gestorben ist. Der Messnerdienst wurde einstweilen der Witwe und ihrem 17-jährigen Sohne belassen. Da aber dieser Sohn erst ein Handwerk lernen muss, denn vom Messnerdienst allein könnte er nicht leben, und da auch sein Lebenswandel diesem Dienste nicht angemessen ist, so wurde mit 1. Dezember im Einvernehmen mit den beiden Zechpröpsten Johann Pöckl und Mathias Spielberger und dem Patronatskommissär Johann Sulzberger zum provisorischen Messner ernannt Josef Schmidhuber, Maurer und Totengräber, 54 Jahre alt.« Die Bestellung wurde am 28. Dezember 1893 genehmigt. Pfarrer Georg Dobler ersuchte am 10. November 1894 das bischöfliche Ordinariat, »während der hl. Messe vom 18. bis 27. November l. J. die Herz Jesu Bruderschaft canonisch errichten lassen zu dürfen. Als Bruderschaftsaltar wird der Hochaltar namhaft gemacht, da in der Nähe desselben sich ein sehr schönes Herz Jesu Gemäldefenster befindet.«
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Pfarrer Georg Dobler ersuchte am 28. September 1894 das bischöfliche Ordinariat, am 6. Oktober 1894 die Weihe der neuen Veteranenfahne mit dem Bild des hl. Martin vornehmen und aus diesem Anlass eine hl. Messe im Freien (Feldmesse) feiern zu dürfen, da zu solchen Feierlichkeiten die hiesige Pfarrkirche zu klein ist. Es wurde am 12. November 1894 gestattet.57 Da die »bei der dortigen Pfarrkirche bestehende sogenannte Todtenkammer den Zwecken einer Leichenkammer schon vermöge ihres beschränkten Raumes und bei ihrem unmittelbaren Zusammenhange mit der Pfarrkirche« nicht dem § 3 lit. a des Reichssanitätsgesetzes entsprach, wurde die Gemeindevorstehung am 8. März 1894 beauftragt, im Sinne der Statthaltereiverordnung vom 12. November 1888 Z 2967 »unverweilt an die Errichtung einer zweckentsprechenden Leichenkammer zu schreiten. Dieselbe muss gemauert und heizbar, mindestens 4 m lang, 3 m breit und circa 3–4 m hoch sein. Gleichzeitig ist für die Anlegung eines Abzugskanales bzw. einer geeigneten Senkgrube für die bei etwaigen Obduktionen entstehenden Abfallflüssigkeiten Vorsorge zu treffen. Der bezügliche Bau- und Situationsplan ist zuverlässig bis 31. März l. J. vorzulegen.« Nach diversen Verzögerungen berichtete die Gemeindevorstehung am 28. Juni 1896, dass »die Todtenkammer fertig ist.« Die Kollaudierung erfolgte am 2. Juli 1896.58 Pfarrer Georg Dobler, Ehrenbürger der Gemeinde Zell am Moos, hat am 19. Dezember 1898 die Pfarre Roßbach übernommen. Die Provisur über die Pfarre Zell am Moos führte vom 20. Dezember 1898 bis 16. Juli 1899 der Kooperator von Mettmach, Franz Humer. Um die vakante Pfarre Zell am Moos bewarben sich 1. Dr. Josef Lohninger, Pfarrer in Unterach 2. Franz Humer, Kooperator in Mettmach 3. Johann Meindl, Pfarrprovisor in Ach
Dr. Josef Lohninger hat am 21. Mai 1899 »in Erwägung gewisser Gründe« sein Gesuch um die Verleihung der Pfarre Zell am Moos zurückgezogen. Franz Humer wurde am 17. Juli 1899 zum Pfarrer von Zell am Moos ernannt und am 13. August 1899 von Dechant Franz Haslehner, Pfarrer in Frankenmarkt, installiert. Franz Humer wurde am 13. Februar 1864 in Attnang geboren und am 15. Juli 1888 zum Priester geweiht.59 Wegen Unzufriedenheit von Pfarrer Franz Humer mit der Kirchenmusik erstattete Schulleiter und Organist Bernhard Koller am 8. Dezember 1901 Bericht an das bischöfliche Konsistorium. Am 8. Jänner 1902 wurden im Pfarrhof in Gegenwart von Franz Haslehner, Dechant und Pfarrer in Frankenmarkt, über den Streitfall einvernommen Pfarrer Franz Humer, Schulleiter Bernhard Koller sowie die beiden Zechpröpste Mathias Eder, Bauer in Entersgraben Nr. 35, und Johann Schafleitner, Bauer in Zell am Moos Nr. 116. Pfarrer Franz Humer gab folgende Stellungnahme ab: »Früher war ich mehr unzufrieden mit der Kirchenmusik, jetzt bin ich zufrieden. Nach Äußerungen von Männern, von denen manche mit Herrn Koller recht gut sind, hörte ich z. B. ,das wird wieder eine Fidlerei werden’ (siehe beim hl. Mettenamt). Ich sprach mit Sängerinnen, die aussagten: »Ja freilich, wenn er keine Proben hält.« Am 8. Dezember 1901 ersuchte ich ihn freundlich, zu Weihnachten Ämter aufzuführen, bei welchen auch die Musikanten mitwirken können, und mit ihnen Proben zu halten, welch letzteres Ersuchen auch früher schon ein paar Mal an ihn gestellt wurde. Ich hielt mich hiezu um so mehr berechtigt und verpflichtet, weil die Kirche zur Anschaffung und Reparierung der Instrumente fleißig herangezogen wird, weil ferner für gewöhnlich nur 2 Sängerinnen und 2 Violinspieler nebst dem Organisten am Chor wirken, eine Sängerin noch dazu erst eine Anfängerin ist, die hie und da noch wenig gehört wird. Mag nun ein so schwach besetzter Chor für einfache Sonntage genügen, so wollte ich für eine
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Festtagsmusik höhere Anforderungen stellen. Herr Koller nahm mir das übel und wendete ein, dass die neueren Messen hauptsächlich für Singstimmen und Violinen eingerichtet sind und dass die Stimmung der Orgel und Blechinstrumente ungleich ist.« Herr Schulleiter Koller äußerte sich über seine Beschwerdeschrift vom 8. Dezember 1901 folgendermaßen: »Mein hauptsächlichster Wunsch geht dahin, der hochwürdige Herr Pfarrer Franz Humer möge mir die Bitte gewähren, bei Besprechungen über gemeinsame Angelegenheiten die Heftigkeit und Raschheit zu vermeiden. Falls der Herr Pfarrer diesen meinen Wunsch berücksichtigt, so bin ich gerne bereit, im guten Einvernehmen mit ihm fortzuwirken. Infolge der heutigen freundlichen Aussprache erkläre ich mich bereit, die in der Beschwerdeschrift angeführten Gründe als behoben anzusehen, was ich hiemit durch meine eigenhändige Unterschrift bestätige.« Dechant Franz Haslehner als Protokollführer fügte dem Protokoll noch folgende Bemerkungen an: »Was die im Protokoll angeführte Ehrenbeleidigung betrifft, so hat der Herr Koller selbst zugegeben, dass der Herr Pfarrer sagte: ,Sie haben mich angelogen’, ihn aber keinen Lügner genannt habe. Hiefür ist auch ein Zeuge zu Gebote. Das obige Wort hat der Herr Pfarrer nicht mit Unrecht gebraucht.« Pfarrer Franz Humer verkaufte im Jahre 1901 ein für ihn bedeutungsloses Reliefbild an den aus Maxglan in Salzburg stammenden Antiquitätenhändler Anton Piras, der das Bild an den Kunsthändler Josef Schwarz in Salzburg weiter verkaufte. Die Gemeindevorstehung Zell am Moos reichte am 30. Juni 1901 ein Protestschreiben gegen den Verkauf des Reliefbildes beim bischöflichen Ordinariat in Linz ein. Der pensionierte Volksschuldirektor von Mondsee, Michael Lindenthaler, initiierte eine Unterschriftenaktion für den Rückkauf des Reliefs, an der sich namhafte Persönlichkeiten beteiligten. Diese Protestliste wurde dem Landesdenkmalamt in Linz übergeben und dieses reichte es an das Bundesdenkmalamt in Wien weiter.
Die kk Finanzprokuratur in Salzburg wurde beauftragt, das bischöfliche Ordinariat in Linz zu veranlassen, für den Rückkauf des Reliefbildes entscheidende Schritte zu setzen. Das bischöfliche Ordinariat ersuchte am 3. Oktober 1901 die kk Statthalterei, dahin wirken zu wollen, dass das besagte Kunstbild um den Kaufpreis von dem Antiquitätenhändler Josef Schwarz an Anton Piras und von diesem an das Pfarramt Zell am Moos rückerstattet werde. Das Pfarramt Zell am Moos teilte am 9. Dezember 1901 dem bischöflichen Ordinariat mit, dass am 27. November das Reliefbild eingetroffen und an der früheren Stelle wieder angebracht worden ist. Am 14. Dezemer 1901 verlautete das bischöfliche Ordinariat, den Bericht »mit Befriedigung zur Kenntnis genommen zu haben.«60 Pfarrer Franz Humer übernahm am 30. August 1907 die Pfarre St. Willibald. Der Pfarrprovisor in St. Willibald, Michael Peterseil, wurde mit gleichem Datum zum Pfarrprovisor in Zell am Moos mit einem Jahresgehalt von 1320 Kronen bestellt.61 Nach Ausschreibung der Pfarre Zell am Moos im Diözesanblatt 1907 Nr. 10 reichten fünf Bewerber ihr Gesuch um die Pfarre Zell am Moos ein. Das bischöfliche Ordinariat nahm folgende Reihung vor: 1. Matthäus Hittenberger, Professor am Kollegium Petrinum 2. Alois Gittmair, Benefiziat in Braunau 3. Anton Haberkorn, provisorischer Benefiziat in Ebensee 4. Johann Weiß, Kooperator in Taufkirchen 5. Josef Leitner, provisorischer Benefiziat in Neukirchen a. W. Dechant Franz Haslehner, Pfarrer in Frankenmarkt, teilte am 11. Februar 1908 dem bischöflichen Ordinariat mit, »dass die Installation des neuen hochwürdigen Herrn Pfarrers in Zell am Moos unter Beachtung der vorgeschrie-
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benen hl. Zeremonien am 9. Februar l. J. stattfand. Der hochwürdige Herr Pfarrer wartete vorerst die Übersiedlung seiner kränklichen Mutter nach Zell am Moos ab, daher die längere Hinausschiebung. Die Feierlichkeit war um 2 Uhr nachmittags an einem Sonntag. Der gehorsamst Gefertigte hielt eine Predigt. Die Teilnahme des Volkes war allgemein. Bei der darauf statthabenden Jause, an der die löbliche Gemeindevertretung Zell teilnahm, und bei welcher der Herr Schulleiter Koller, auch Gemeindeausschuss, im Namen des Gemeindevorstehers auf den neuen hochwürdigen Herrn Pfarrer toastierte, gab er der großen Freude und Dankbarkeit der Pfarre Zell Ausdruck, dass ihr das hochwürdigste bischöfliche Ordinariat gerade Hochwürden Herrn Matthäus Hittenberger zum Pfarrer gegeben habe und ersuchte mich, diesen speziellen Dank zur Kenntnis Sr. Exzellenz des hochwürdigen Herrn Bischofs zu bringen, was ich bereitwilligst zusagte und hiemit freudig thue.« Pfarrer Matthäus Hittenberger wurde am 25. September 1866 in Gampern geboren, erhielt am 28. Juli 1889 die Priesterweihe und war seit April 1897 am Kollegium Petrinum als Religionsprofessor tätig. Auf Anordnung der kk Statthalterei in Linz vom 10. September 1907, Z 23115, wurde am 2. Oktober 1907 um 10 Uhr eine kommissionelle Erhebung des Bauzustandes der Pfarrhofgebäude und der Pfarrkirche durchgeführt. Im Kommissionsprotokoll vom 20. Oktober 1909 wurden die Bauherstellungen an den Pfarrhofgebäuden und an der Pfarrkirche im technisch adjustierten Betrage mit 4.957 Kronen 42 Heller beziffert. Die kk Statthalterei erstattete dem bischöflichen Ordinariat am 21. April 1911 folgende Mitteilung: »Laut des technischen Kollaudierungsbefundes vom 26. Jänner 1911, Zl 868/32, wurden die mit den hieramtlichen Erlässen vom 11. Juni und 12. Dezember 1910, Zl 547 und 8387, zu Lasten des Kirchenvermögens und der gesetzlichen Baukonkurrenz mit dem Kostenaufwande von 4957 Kronen 42 Heller und 1331 Kronen 10 Heller zusammen von 6288 Kronen 52 Heller genehmigten Herstellungen am Pfarrhofe und der Kirche Zell am Moos mit Ausnahme der auf einen späteren Zeitpunkt verschobenen im Kostenanschlage ddo
Wels, 31. Dezember 1909, sub Post 29 und 30 angeführten Steinmetzarbeiten an den beiden Portalen und dem Wappen der Kirche im veranschlagten Betrage von 55 Kronen, sohin mit dem Kostenaufwande von 6233 Kronen 52 Heller ordnungsmäßig durchgeführt. Hievon entfallen 2816 Kronen 13 Heller auf Professionistenkosten und 3417 Kronen 39 Heller auf Materialien, Handlanger und Fuhren. Das hochwürdige bischöfliche Ordinariat wird demnach ersucht, die zu den Kosten der fraglichen Herstellungen aus dem Kirchenvermögen bewilligten 2000 Kronen der Pfarrgemeinde Zell am Moos zu Handen des Gemeindevorstehers flüssig machen zu lassen.« Auf Grund diverser Unzukömmlichkeiten beim Fronleichnamsmahl unterbreitete Pfarrer Matthäus Hittenberger am 10. Mai 1911 dem bischöflichen Ordinariat folgenden Verhaltensvorschlag: »Laut hieramtlicher Kirchenrechnung war es bisher Gepflogenheit, das Fronleichnamsmahl im Gasthause einzunehmen und dem Wirte die jedesmals auflaufende Rechnung zu bezahlen, ohne dass im vorhinein der Preis festgesetzt wurde. Das hat nun zu verschiedenen Unzukömmlichkeiten geführt: 1. Es scheint, dass verschiedene Elemente in ungehöriger Weise an diesem Fronleichnamsmahle teilnehmen, weil eben bei dem bisher eingehaltenen Modus keine rechte Kontrolle möglich war. 2. Da bei diesem Mahle auch Freibier gegeben wird, so wird infolge des großen Hanges der hiesigen Bevölkerung zur Unmäßigkeit bei dieser Gelegenheit soviel Alkohol konsumiert zumal an heißen Fronleichnamstagen, dass dieser hochheilige Tag gerade aus Anlass des Fronleichnamsmahles schämlich entheiligt wird; und gerade dieses Freibier läßt den Preis des Mahles mit dem Wirte im vorhinein nicht vereinbaren. Ich möchte nun Eurem hochwürdigen bischöflichen Ordinariate folgenden Vorschlag zur Begutachtung unterbreiten: a) Es soll nach genauer Nominierung der teilnehmenden Personen mit dem Wirte der Preis im vorhinein festgesetzt werden.
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b) Das Getränk beim Mahl soll jeder sich selbst zahlen, dafür bekommt er aber einen bestimmten Betrag auf die Hand – alles nach Maßgabe der bisherigen Rechnungen für das Fronleichnamsmahl. Damit könnte auch der stetigen Steigerung dieser Rechnungen in mancher Hinsicht Einhalt getan werden. Bitte untertänigst um ehebaldige Erledigung, damit ich die Sache rechtzeitig ordnen kann. Die Antwort erfolgte am 18. Mai 1911: »Es steht nichts entgegen, ja es ist wünschenswert, wenn statt der üblichen Freijause an die Musiker je ein bestimmter Betrag ausgefolgt werde. Nach den bisherigen Verrechnungen entfällt für solche Auslagen ein Durchschnittsbetrag per 60 Kronen; es dürfte aber ein solcher per 50 Kronen genügen. Diese Vertheilung müßte aber über Einvernehmen mit den Zechpröpsten durch diese geschehen.«61 Pfarrer Matthäus Hittenberger übernahm am 15. Dezember 1911 die Pfarre Vöcklamarkt. Zum Provisor in Zell am Moos wude vom 15. Dezember 1891 bis 31. März 1912 der Kooperator in Frankenburg, Johann Leinhofer, bestellt.62 Das bischöfliche Ordinariat gab am 21. Februar 1912 die Kompetentenliste der Bewerber um die Pfarre Zell am Moos bekannt: 1. Josef Rohrmoser, provisorischer Benefiziat des Frühmessbenefiziums in Schwanenstadt 2. Johann Atzgerstorfer, Kooperator in Feldkirchen bei Mattighofen 3. Alois Einberger, Spitalsseelsorger in Linz 4. Franz Schincke, Kooperator in Traun 5. Franz Traunwieser, Kuratbenefiziat in Lahn-Hallstatt Das bischöfliche Ordinariat hat am 1. April 1912 Josef Rohrmoser nach Ablegung der Professio fidei als Pfarrer von Zell
am Moos kanonisch investiert. Dechant Rupert Buchmair, Pfarrer in Frankenmarkt, teilte am 9. Mai 1912 dem bischöflichen Ordinariat mit, dass er am Sonntag den 5. Mai 1912 Josef Rohrmoser als Pfarrer in Zell am Moos »im Beisein vieler Leute« installiert hat.63 Laut Kollaudierungsbefund vom 22. Jänner 1913 wurden die Bauherstellungen am Pfarrhof- und Wirtschaftsgebäude mit einem Kostenaufwand von 642 Kronen 75 Heller ordnungsgemäß durchgeführt.64 In den Monaten Juni und Juli 1914 wurde die Kirche durch Malermeister S. Helminger aus Attnang neu gefärbelt.65 Im Sommer 1915 ist der frühere Pfarrer Georg Dobler in Moosbach verstorben. Er hat der Pfarrkirche Zell am Moos 1000 Kronen testiert. Pfarrer Josef Rohrmoser teilte am 28. September 1916 dem bischöflichen Ordinariat aus seinem Heimatort Kichheim mit, dass er an Fußleiden, Rippenfell- und Lungenentzündung erkrankt ist und laut ärztlichem Zeugnis längere Zeit seinen seelsorglichen Verpflichtungen nicht nachkommen könne. Er ersuche um Bestellung einer Aushilfe für Zell am Moos. Vom 1. Oktober 1916 bis 1. April 1917 wurde Josef Rohrmoser der Kooperator von Feldkirchen bei Mattighofen, Friedrich Engelhart, zugewiesen. Und nachdem Josef Rohrmoser mit Oktober 1917 die Pfarre St. Wolfgang übernommen hatte, wurde Friedrich Engelhart die Provisur über Zell am Moos übertragen. Für die ausgeschriebene Pfarre Zell am Moos erstellte das bischöfliche Konsistorium folgende Kompetentenliste: 1. Anton Burgstaller, Kooperator in St. Georgen a. d. Gusen 2. Johann Hermentin, Kooperator in St. Georgen i. A. 3. Karl Grimm, Pfarrer in St. Radegund 4. Josef Anzengruber, Kooperator in St. Wolfgang 5. Engelhart Friedrich, Provisor in Zell am Moos 6. Ignaz Leinberger, Kooperator in Gaspoltshofen
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Anton Burgstaller wurde am 30. November 1917 um 1/2 10 Uhr investiert und am 11. Dezember 1917 um 14.00 Uhr »im Beisein vieler Leute und unter Beachtung der vorgeschriebenen Zeremonien« von Dechant Rupert Buchmair, Pfarrer in Frankenmarkt, in sein Amt eingeführt. Pfarrer Anton Burgstaller wurde am 7. Mai 1880 in Gramastetten geboren und empfing am 24. Juli 1904 die Priesterweihe. Am Palmsonntag 1922 wurden zwei Glocken geweiht. Franz Gattringer, Kooperator in Mondsee, teilte am 3. Juli 1922 in Vertretung des erkrankten Pfarrers Anton Burgstaller dem bischöflichen Ordinariat mit, dass »der hochwür-
Primiz von Lohninger
dige Herr Pfarrer Anton Burgstaller seit 22. Juni an Lungenentzündung erkrankt ist. Nach Aussage des behandelnden Arztes Dr. Hans Laad in Mondsee ist dessen Zustand zwar nicht gefährlich, der Patient liegt aber andauernd in hohem Fieber von 39–40°C. Aushilfe für den erkrankten Pfarrer leistet der sonst in Oberhofen domizilierende Priester der Erzdiözese Salzburg, Haselwandtner, ausgenommen, Schule, Pfarrkanzlei, Kanzel.« Pfarrer Anton Burgstaller ersuchte am 20. August 1923 das bischöfliche Ordinariat um Gewährung eines ca. vier wöchentlichen Urlaubes zwecks Erholung. »Ich erhielt eine
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Einladung in die Schweiz und würde dort gegen drei Wochen bleiben. Während der Abwesenheit würde nach Zell am Moos als Vertreter hochw. Herr Nationalrat Stempfer kommen.« Der gewünschte Urlaub wurde ihm am 20. August 1923 mündlich gewährt. Georg Stempfer, wohnhaft in Linz, war Sekretär des sozialen Arbeitersekretariats in Linz, Nationalrat und Gemeinderat der Landeshauptstadt Linz.66 Am Sonntag den 28. Juni 1925 wurde das Kriegerdenkmal enthüllt und geweiht. Pfarrer Anton Burgstaller ersuchte am 26. Mai 1926 im Namen der Gemeindevorstehung und des Kriegervereines das bischöfliche Ordinariat, bei der Dorfkapelle eine Feldmesse feiern zu dürfen, »da die viel zu kleine Pfarrkirche nicht einmal die eigenen Pfarrleute fassen kann und so mindestens zwei Drittel der anwesenden Menschen keine hl. Messe hören könnten.« Das bischöfliche Ordinariat gestattete die feierliche Weihe des Kriegerdenkmales unter der Bedingung, »dass das Denkmal wenigstens ein christliches Zeichen aufweist. Die Feier einer Feldmesse aus diesem Anlass kann jedoch aus den im Diözesanblatt angegebenen Gründen nicht gestattet werden.« Nachdem Anton Burgstaller 1926 die Pfarre Steyregg übernommen hatte, bewarben sich um Zell am Moos 1. Franz Aspöck, Messeleser in Wendling 2. Josef Würzburger, Pfarrprovisor in Zell am Moos 3. Josef Köttl, Pfarrprovisor in Mondsee Franz Aspöck, geboren am 18. August 1883 in Haag a. H., Priesterweihe am 29. Juni 1906, wurde am 16. Juni 1926 die kanonische Investitur auf die Pfarre Zell am Moos erteilt. Die Gemeindevorstehung brachte ihren Protest gegen die Bestellung von Franz Aspöck beim bischöflichen Ordinariat sowie bei der Landesregierung ein.
Man wünsche sich den Provisor Josef Würzburger. »Wir wissen, dass er gesund ist, die Pflichten treu erfüllt und ein gerader offener Charakter ist.« Das Bundesministerium für Unterricht stellte am 18. März 1930 400 Schilling zur Deckung der Sturmschäden an der Pfarrkirche und Friedhofsmauer zur Verfügung. Johann Lohninger feierte 1932 Primiz. Es war die erste Primiz seit 95 Jahren. Pfarrer Franz Aspöck richtete am 6. April 1932 an Bischof Johannes Maria Gföllner folgendes Bittgesuch: »Euer Exzellenz, Euer bischöfliche Gnaden! Am Anfange meines Schreibens bitte ich Euer Exzellenz um gütiges Verständnis meiner ergebenen Anfrage, bzw. Bitte. Wie Euer Exzellenz sicherlich bekannt ist, hat sich die Pfarrgemeinde Zell am Moos anläßlich der kommenden Primiz (Lohninger) trotz der überaus tristen wirtschaftlichen Lage unserer Bauernschaft entschlossen, die Pfarrkirche zum Teil renovieren und ausmalen zu lassen; auch eine Teilvergoldung des Hochaltares und Auffrischung der Bilder ist notwendig geworden. Alle diese Arbeiten hat Herr Leithner aus Salzburg um den Betrag von 3600 Schilling übernommen. Nun hat die Pfarrgemeinde zirka 2000 Schilling bis jetzt in opferwilliger Weise aufgebracht. Den Rest per 1600 Schilling will Herr Leithner in anerkennenswertem Entgegenkommen uns bis Ende des Jahres stunden. Wie es bei solchen Renovierungen häufig geht, zeigen sich im Laufe der Arbeiten wieder Detailschäden und Mängel, die schließlich doch auch behoben werden sollen, ja fast müssen; so hat sich im Arbeitsgange herausgestellt, dass die Teilvergoldungen ein größeres Ausmaß darstellen als anfänglich im Kostenvoranschlage gedacht war; es sind zum Teil die Fassungen brüchig gewesen, so dass vor der Goldauftragung auch Neufassungen notwendig sind; auch für eine Lüftung der Kirche war bisher in keiner Weise vorgesorgt, so dass ich mich als Pfarrer auf dringendes Anraten des Herrn Leithner doch entschlossen habe, eine entsprechende Ventilation an Fenster und Deckengewölbe fertigstellen zu lassen; während dieser Arbeiten am Fenster hat sich wieder gezeigt, dass die Bleifassungen um die kleinen
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Einsatzfenster vollkommen kaputt waren; alle diese zuerst nicht einkalkulierten Arbeiten stellen wieder eine Auslage von rund 800 Schilling dar; den oben angeführten Betrag von 3600 Schilling hat sich die Pfarrgemeinde verpflichtet aufzubringen. Da unsere brave, Gott sei Dank, noch zum Großteil gut kirchlich gesinnte Bevölkerung schon mit großen Opfern die 3600 Schilling aufbringen will, so getraue ich mir offen gesagt nicht mehr, nochmals mit einer Neuforderung per 800 Schilling an die Pfarrangehörigen heranzutreten; es haben mich nun einige brave Männer ersucht, ich möge es wagen und in ergebener Weise an Euer Exzellenz die Anfrage bzw. die Bitte zu stellen, ob es nicht möglich wäre, unserer Pfarre mit einer Spende gütig zu Hilfe kommen zu wollen; diesem Ersuchen der Männer habe ich vorige Woche meine Zusage gegeben und so stehe ich denn im Namen meiner Pfarrgemeinde als ergebener Bittsteller vor Euer Exzellenz und bitte, ob es nicht möglich wäre, vielleicht aus den Mitteln für diözesane Zwecke für unsere Kirche eine Spende gütig flüssig machen zu wollen.« Bischof Gföllner bewilligte am 9. April 1932 für die Kirchenrestaurierung 200 Schilling.67 Im Jahre 1933 wurden im Gemeindegebiet Zell am Moos Hakenkreuze angebracht. Laut Bericht des Gendarmeriepostenkommandos Zell am Moos vom 8. November 1933 an die Bezirkshauptmannschaft in Vöcklabruck wurden als Täter »vier nachangeführte Schuljungen einwandfrei festgestellt.« Die Schulleitung Zell am Moos wurde angewiesen, »den Hakenkreuzschnitzern« Sittennoten zu erteilen. In einer Schulberatung vom 25. November 1933 sprach sich der Lehrkörper gegen eine solche Bestrafung aus, »weil 1. in diesem Falle ein reiner kindlicher Nachahmungstrieb die Ursache war, 2. die Kinder aus gerade in dieser Hinsicht tadellosen Familien stammen, und 3. unter den Schulkindern dies der erste derartige Fall überhaupt ist. Brandstötter, Oberlehrer, Titze, Lehrerin, Aspöck, Pfarer«68
Pfarrer Franz Aspöck trat am 1. Februar 1941 in den dauernden Ruhestand. Zum Pfarrvikar wurde Franz Lohninger, Kooperator in Oberkappel, bestellt, der 1939 in Zell am Moos seine Primiz gefeiert hatte. Am 3. April 1941 bewarb sich Friedrich Penetsdorfer um die im Linzer Diözesanblatt Nr. 5 vom 1. März 1941 ausgeschriebene Pfarre Zell am Moos. Friedrich Penetsdorfer wurde am 1. August 1907 in Schwanenstadt geboren und absolvierte seine Gymnasialstudien im Petrinum in Linz sowie im Bundesgymnasium in Ried i. I. Am 29. Juni 1932 wurde er in Linz zum Priester geweiht. Seine bisherigen Seelsorgsposten waren: – Ternberg 15. Juli 1933 bis 16. September 1934 – Gallneukirchen 16. September 1934 bis 14. Juni 1936 – Pregarten 14. Juni 1936 bis 1. Juni 1938 – Altmünster 1. Juni 1938 bis 15. Dezember 1940 – Freistadt 15. Dezember 1940 bis 15. Februar 1941
Die neuen Glocken für die Pfarre Zell am Moos
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Diözesanbischof Josef Calasanz Fließer von Linz und die hohe Geistlichkeit bei den Feierlichkeiten
Am 19. April 1941 wurde Friedrich Penetsdorfer zum Pfarrer von Zell am Moos ernannt. Die Wirtschaft führte ihm die am 10. Juni 1904 in Laakirchen geborene Theresia Altmanninger.69 Am 25. Juni 1950 wurden vier Glocken (850, 450, 350 und 200 kg) geweiht. 1957 wurden neue Kirchentore (kupferverkleidet) angebracht. 1963/64 wurde der Kirchturm renoviert, 1965 eine Innenrenovierung der Kirche vogenommen. 1974 wurde der Friedhof erweitert, 1975 eine neue Leichenhalle errichtet. 1976 wurde der Pfarrhof neu errichtet.70
Ehrenbürger Friedrich Penetsdorfer ging 1986 in Pension und übersiedelte nach Schwanenstadt.71 Ernst Flachbergber, geb. 1933 in Lochen, Priesterweihe 1963, übernahm 1986 die Administration der Pfarren Zell am Moos und Oberhofen.72 Mag. Alois Stockhammer wurde 1989 zum Administrator von Zell am Moos und Oberhofen bestellt. Alois Stockhammer wurde 1954 in Bad Wimsbach geboren und 1980 zum Priester geweiht.73 1991 wurde Ivan Cirko die Administration von Zell am Moos und Oberhofen übertragen. Ivan Cirko wurde 1945 in Radteljke, in Bosnien-Herzegowina geboren und 1972 zum Priester geweiht.74
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Anmerkungen
Pfarrerliste P. Anton Aimer P. Raphael Kleinsorg Christoph Vordermeißer, Provisor Ignaz Konrad Johann Andres, Provisor Gottlieb Huemer Josef Häusler, Provisor Kaspar Schreder Josef Löffelmann, Provisor Georg Obermeier Franz Karl Wiener Josef Singer, Provisor Franz Czech Karl Holly, Aushilfspriester Franz Mayr Johann Weidenholzer, Provisor Alois Köck Franz Hönig Gottlieb Leopoldsberger, Provisor Josef Zöchbauer Josef Pichler, Provisor Georg Dobler Franz Humer, Provisor Franz Humer Michael Peterseil, Provisor Matthäus Hittenberger Johann Leinhofer, Provisor Josef Rohrmoser Friedrich Engelhart, Provisor Anton Burgstaller Franz Aspöck Franz Lohninger, Vikar Friedrich Penetsdorfer Ernst Flachberger, Administrator Mag. Alois Stockhammer, Administrator Ivan Cirko, Administrator
1778–1785 1785–1792 1792 1792–1802 1802 1802–1808 1808–1809 1809–1824 1824 1824–1843 1843–1859 1859–1860 1860–1866 1865–1866 1866–1876 1876 1876–1884 1884–1886 1886–1887 1887–1892 1892 1892–1898 1898–1899 1899–1907 1907–1908 1908–1911 1911–1912 1912–1917 1917 1917–1926 1926–1941 1941 1941–1986 1986–1989 1989–1991 seit 1991
1
Hofkammerarchiv Wien I, NÖ Herrschaftsakten M45 (Mondsee 1184–1810), fol. 1–753 (zit.: NÖHA, M45, fol.) 2 Wiener F., Die Marienpfarrkirche zu Zell a. M., 7–8 3 Fastlinger M., Die Kirchenpatrozinien in ihrer Bedeutung für Altbayerns ältestes Kirchenwesen; Oberbayr. Archiv 509, München 1897, 412 ff; Lamprecht J., Hist.–Topogr. Matrikel oder geschl Ortsverzeichnis des Landes ob der Enns, Wien 1863, 98; Schmid O., Beiträge zur Geschichte des ehem. Benediktinerstiftes Mondsee in O.ÖÖ., SM 30 III/2 (1882), 129–129, 283–296; IV/1 (1883), 98–106, 324–333; VI/3, 4 (1883), 102–108, 319–330 4 Fastlinger M., Kirchenpatrozinien, 385; Zimmermann G., Patrozinienwahl und Frömmigkeitswandel im Mittelalter; Würzburger Diözesangeschichtsblatt 20/21 (1958/59),18–24, 89–92; NÖHA, M45, fol. 108; O.Ö. Landesarchiv (OÖLA), Stiftsarchiv Mondsee (STAM), Handschrift (HS) 127; Lamprecht J., Hist-Topogr. Matr., 98 5 Fastlinger M., Die wirtschaftliche Bedeutung der bayrischen Klöster in der Zeit der Agelulfinger; Studien und Darstellungen 1903, 135; Hinterhuber R., Mondsee und seine Umgebungen, Wien 1869, 43–44 6 Urkundenbuch des Landes ob der Enns II,127 Nr. XC; Lidl Bernhard, Chronicon Lunaelacense, Pedepontani 1748, 115 7 OÖLA, STAM, Urkunde Nr. 6; Lidl B., Chroicon, 115 8 NÖHA, M45, fol. 108: Awecker Herta, Mondsee, Selbstverlag der Marktgemeinde Mondsee 1952, 59; Ferihumer Heinrich, Erläuterungen zum historischen Atlas der Öst. Alpenländer II/7, Wien 1956, 226 f 9 Lidl B., Chronicon Lunaelac., 217, 219; Awecker H., Mondsee, 59 10 NÖHA, M45, fol. 99f, 108, 124, 128; StAM, Sch 422, Nr. 3 11 OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 13 12 OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 13 13 OÖLA, STAM, Sch 419, Nr. 47 14 OÖLA, STAM, Sch 333, Nr. 2 15 OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 13 16 OÖLA, STAM, Sch 83, Sch 101, Nr. 1, Lidl B., Chronicson, 393; Strohmer Erich, Mondsee und das Mondseeland; Öster. Kunstbücher 21/22 (1921/22), 27f; Schwaighofer Hartwik, Die ehemalige Benediktinerabtei Mondsee, Ein Überblick über die Geschichte und ihre Bedeutung in den jeweiligen Zentren des Geistes und der Kultur, Christliche Kunstblätter Heft 1/2 (1948), 22; Wiener F., Die Marienpfarre Zell a. M., 9 17 OÖLA, STAM, Sch 83, Sch 99 18 OÖLA, STAM, Sch 101, Nr. 9 19 Lidl B., Chronicon Lunaelac., 426, 433 20 Der Vertrag wurde »zum Hochfürstl. Ordinariat ad confirmandum« eingereicht. OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 10; Wiener F., Marienpfarrkirche Zell a. M., 11 21 OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 10; Wiener F., Marienpfarre Zell a. M., 11 22 OÖLA, STAM, Sch 37, Nr. 4, Sch 83, 100; Oberchristl Florian, Glockenkunde der Diözese Linz, Linz 1941, 618 23 Diözesanarchiv Linz (DAL) PA Sch 121, Fasz 413/5f; OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 12; Ferihumer H., Erläuterungen, 266; Wiener F., Marienpfarre Zell a. M., 9, 12 24 OÖLA, STAM, Sch 100 25 OÖLA, STAM, Sch 102, Nr. 4 26 OÖLA, STAM, Sch 101, Nr. 3
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27
OÖLA, Archiv der Landesregierung (ALR) Sch 209, Nr. 1Sch 204; Wiener Fr., Die Marienpfarre Zell a. M., 13 28 OÖLA, ALR Sch 212, Nr. 1 29 OÖLA, ALR Sch 214, Nr. 2 30 OÖLA, ALR Sch 211 31 OÖLA, STAM, Sch 393, Nr. 6 32 OÖLA, ALR Sch 226 33 OÖLA, STAM, Sch 98, Nr. 11, Sch 102, Nr. 4 34 OÖLA, STAM, Sch 484; Dannerbauer Wolfgang, Hundertjähriger General-Schematismus des geistlichen Personalstandes der Diözese Linz 1785 bis 1885, 195, 207; Russinger Georg, Erster Ergänzungsband zum Generalschematismus des geistlichen Personalstandes der Diözese Linz v. J. 1885–1915, Linz 1916, 62 35 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11a; Dannerbauer W., Hundertjähriger General-Schematismus 1887–1889, Bd. II, 96 36 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11a 37 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11d 38 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11c 39 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11a 40 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11d 41 DAL CA/1 Sch 120, Fasz 15/11a; ALR Sch 157 42 OÖLA, ALR Sch 254 43 DAL CA/3 Sch 178, Fasz 15/11; Dannerbauer W., Hundertjähriger Generalschematismus Bd II, 164; Wiener F., Marienpfarrkirche Zell a. M., 17 44 Oberchristl F., Glockenkunde, 618 45 DAL CA/3 Sch 178, Fasz 15/11; Dannerbauer W., Hundertjähriger Generalschematismus Bd II, 164 46 OÖLA, Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck (BHV) Sch 10; DAL CA/3 Sch 178, Fasz 15/11 47 DAL CA/3 Sch 178, Fasz 15/11 48 OÖLA, BHV Sch 10; DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1; Oberchristl F., Glockenkunde, 618 49 OÖLA, BHV Sch 4 50 DAL CA/3 Sch 178, Fasz 15/11 51 OÖLA, BHV Sch 10; DAL CA/5 Sch 28, Fasz 15/11, Sch 140, Fasz Z/1 52 DAL CA/5 Sch 28, Fasz 15/11, CA/6 Sch 140 Fasz Z/1 53 DAL CA/9 Sch 135, Fasz Z/1 54 DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 55 OÖLA, BHV Sch 57 56 DAL CA/9 Sch 135, Fasz Z/1, CA/6 Sch 140 Fasz Z/1 57 DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 58 OÖLA, BHV Sch 69 59 DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1; Schematismus für die Geistlichkeit der Diözese Linz 1900, 169 60 DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1, CA/9 Sch 135 Fasz Z/1 61 OÖLA, BHV Sch 156; DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 62 DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 63 OÖLA, BHV Sch 156; DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 64 OÖLA, BHV Sch 233; DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 65 OÖLA, BHV Sch 156; DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1 66 OÖLA, BHV Sch 272; DAL CA/9 Sch 135, Fasz Z/1 67 DAL CA/6 Sch 140, Fasz Z/1; Brandl Manfred, Gedenktage der Diözese Linz. Historischer Pfarrschematismus 1785–1987. Bischöfliches Ordinariat Linz 1986, 767 68 DAL CA/9 Sch 135, Fasz Z/1; Schematismus der Geistlichkeit der Diözese Linz 1923, 93
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DAL CA/9 Sch 135, Fasz Z/1; Brandl M., Gedenktage, 767 OÖLA, BHV Sch 411 71 DAL CA/10 Sch 57, Fasz Z/1 72 Brandl M., Gedenktage, 767 73 Personalschematismus der Diözese Linz für das Jahr 1990, 671. Jahrbuch der Diözese Linz 1989, 174,1990, 174 74 Jahrbuch der Diözese Linz 2001, 137 70
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Die Gesaiate der Globen von Zel am Moos Anton Achleitner 330 Jahre lässt sich die wechselvolle Geschichte der Zeller Kirchenglocken zurückfolgen. Aus einer alten Festschrift geht hervor, dass der Mondseer Abt Coelestin Kolb für den im Jahre 1672 neu gebauten Kirchturm im Jahre 1676 eine Glocke geweiht hat. 1739 wurde das »Zügenglöcklein« geweiht, dieses Glöcklein befindet sich heute noch im Turm, es wird aber nicht mehr geläutet. Fast 200 Jahre vergingen, ehe ein größeres Geläut angeschafft wurde. 1854 wurde die »Elfer Glocke« (404 kg) geweiht und 1869 kam die »Große Glocke« (815 kg) dazu. Johann Georg Eppel schenkte der Pfarre eine weitere Glocke mit 238 kg. In den Jahren 1916 und 1917 mussten die größeren Glocken für Kriegszwecke vom Turm genommen werden. (siehe Abnahmebescheid nächste Seite) Im Jahr 1922 wurden wieder zwei neue Glocken mit Gewichten von 270 kg und 94 kg angeschafft.
Vor den Glocken der damalige Pfarrer Anton Burgstaller, bei den Pferden Michael Dorfinger, Michlbauer, vor dem Michlbauerhaus.
1925 kam die »Große Glocke« dazu. Sie zeichnete sich durch einen herrlichen Klang aus und wog 928 kg. In den 40er Jahren mussten die Menschen wieder auf den vertrauten Klang verzichten. In der Karwoche des Jahres 1942 wurden die Glocken vom Turm genommen, um für den 2. Weltkrieg verwendet zu werden. Nur die kleine Glocke (»Zügenglöcklein«) blieb am Turm.
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oben: Abnahmebescheid von 1942 links: Abnahmebescheid von 1916
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Es war ein besonderes Pfarrfest, als am 25. Juni 1950 die vier neuen Glocken geweiht werden konnten, die nun seither auf dem Kirchturm der Pfarrkirche von Zell am Moos geläutet werden. Es sind dies die: Liebfrauenglocke: 850 kg, Ton F. Gewidmet von der Pfarre Zell am Moos ihrer großen Patronin. Heilige Maria, bitte für uns. Josefiglocke (Kriegerglocke): 450 kg, Ton As. Den gefallenen Krieger zweier Weltkriege zum Gedächtnis von der Pfarre Zell am Moos gewidmet. Nothelferglocke (St. Leonhard und St. Florian): 350 kg, Ton B. St Leonhard und St. Florian nehmt Euch um die Pfarre an. Sakramentsglocke: 200 kg, Ton Des Venite adoremus! Dem Herrn geweiht zum 50. Anbetungstag
Umzug bei der Glockenweihe
Die große Glocke wird auf den Turm gezogen
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Innenraum der Kirche mit den drei Marmoralt채ren
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Die Pfarrkirae und ehemalige Walfahrtfirae von Zel am Moos Anton Reisinger Die mittelalterliche Kirche Eine Kirche in Zell wird urkundlich erstmals 1107 im Zusammenhang mit neuen Rodungen nach Norden hin genannt. Der Name Zell geht wohl auf eine Art Wirtschaftszelle zurück, die hier vom Kloster Mondsee aus errichtet wurde, um das um den Irrsee liegende Gebiet besser erfassen und sichern zu können. Die Lage der Kirche am Fuß der sanft ansteigenden Berghänge bietet sich für einen solchen Stützpunkt gut an. Von Mondsee her weiten sich hier nach einem steil abfallenden Uferstück die flachen Seewiesen. Weiter dem See entlang nach Norden hin befinden sich flache landwirtschaftlich gut nutzbare Flächen, in denen auch die genannten Neurodungen zu suchen sind. Der Beiname
»am Moos« lässt sich von den früheren Moor- oder Mooswiesen herleiten, an deren Rand die Kirche erbaut wurde. Das Marienpatrozinium, das bis in die Anfangszeit des Klosters zurückreichen könnte, wird erstmals 1336 im Rahmen eines Ablassbriefes genannt. Auf diesem Dokument steht in einer 20 cm hohen U-Initiale die Madonna mit dem Jesuskind am Arm, was eine große Wertschätzung der Zeller Marienkirche schon in dieser Zeit deutlich macht. Ein Hinweis auf eine damals schon bestehende Wallfahrt findet sich jedoch noch nicht. Der heutige Kirchenbau stammt aus einer Blütezeit des Klosters Mondsee im ausgehenden Mittelalter. Unter dem Einfluss der Melker Reform im 15. Jahrhundert wurden fast alle Kirchen im Klosterbereich neu erbaut und so weihte 1441 der Suffraganbischof von Passau Nikolaus die neuerbaute Kirche in Zell am Moos ein. Es ist dies die kaum veränderte einschiffige gotische Kirche von heute.
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Der heutige Kirchenbau und die Einrichtung Das einschiffige spätgotische Gotteshaus hat in seiner schlanken Gestalt mit dem steilen Dach und den schmalen Fenstern viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahrt. Nur die spitzen Fenster wurden 1672 oben rundgemauert und der heutige Turm mit dem birnenförmigen Helm angebaut. Das noch erhaltene alte schmiedeeiserne Turmuhrwerk und das Eingangsgitter im Läuthaus des Kirchturms stammen aus dieser Umbauzeit. Wie die meisten Mondseer Filialkirchen besaß die Zeller Kirche im Mittelalter nur ein kleines Glockentürmchen, das im Westen auf dem Dachfirst stand. Erst später wurden dann Türme angebaut. Die benachbarte Pfarrkirche in Oberhofen erhielt als letzte der Mondseer Pfarrkirchen erst im 19. Jahrhundert einen Turm, am Dach der gotischen Konradskirche in Oberwang steht bis heute nur ein Glockentürmchen. Es handelte sich hier wohl um Sparmaßnahmen, die angesichts des großen Bauprogrammes des Klosters im 15. Jahrhundert nur verständlich erscheinen. An der Westseite des um 1672 errichteten Turmes ist über dem marmornen Eingangsportal das Klosterwappen und das Wappen des damaligen Abtes Cölestin Kolb (1668-83) angebracht. Durch dieses Tor gelangt man dann in das Läuthaus und schließlich durch ein profiliertes gotisches Portal in die Kirche. Dieses ist mit dem zuvor genannten barocken Eisengitter verschlossen, und hier befand sich vor dem Turmbau der äußere Kircheneingang mit fester Kirchentüre. In die südliche Seitenwand ist ein weiteres gotisches Tor eingeschnitten. Das Langhaus der Kirche ist in vier Joche geteilt. Daran schließt im Osten ein eingezogener, einjochiger Chorraum mit einem 3/8 Schluss an. Das gotische Netzrippengewölbe wird durch Wandpfeiler gestützt. Aus dem Chorraum führt eine mit gotischen Beschlägen versehene Türe in die nördlich angebaute Sakristei, darinnen ein marmornes Lavabo von 1707, ähnlich dem in der Maria Hilf Kirche in Mondsee. Über eine Stiege gelangt man in die sogenannte obere Sakristei mit barocken Schränken. In der Kirche von Zell am Moos haben sich große Kostbarkeiten aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters erhalten: Über dem Sakristeieingang hängt das Rosenkranzbild, welches Elemente der Donauschule und niederdeutsche Einflüsse aufweist. In der Bildmitte sitzt vor einer Garten-
mauer inmitten von Pflanzen Maria mit dem Kind auf dem Schoß. Dahinter ist eine weite offene Landschaft mit Wiesen, Bäumen, Bergen, einer Stadt und dem Meer zu sehen. Rundherum ist in drei konzentrischen Kreisen der ganze Rosenkranz abgebildet. Je fünf Medaillons zeigen Rosenkranzgeheimnisse und Darstellungen aus dem Marienleben, wobei immer wieder die Landschaft ins Bild kommt. Das Medaillon in der Bildmitte über der Gottesmutter zeigt den auferstandenen Christus, am geöffneten Grab steht die Jahreszahl 1515. In die Bildecken sind lesend, schreibend, denkend und sprechend die lateinischen Kirchenväter gemalt, zusätzlich sind am oberen und unteren Bildrand je zwei der vier Evangelistensymbole zu sehen. An der Nordwand des Langhauses befindet sich neben dem linken Seitenaltar ein Holzrelief um 1500, das die Ausgießung des heiligen Geistes darstellt, Maria in der Bildmitte, die Apostel rundherum, alle mit den Feuerzungen über den Köpfen. An den beiden vorderen, nördlichen Wandpfeilern stehen auf barocken Konsolen zwei spätgotische Statuen, die dem Ende des 15. Jahrhunderts zugeordnet werden. Der hl. Blasius hält mit der linken Hand das Buch und den gedrehten Kerzenstock, der hl. Erasmus trägt in derselben Hand die Seilwinde. Beide Heilige, die zu den 14 Nothelfern zählen, sind als Bischöfe dargestellt und halten in der rechten Hand den Krummstab. Sie sind, wie auch das Pfingstrelief, möglicherweise Teile von Altären, die zur alten gotischen Einrichtung der Kirche gehörten. Die beiden Statuen weisen Gemeinsamkeiten mit den Holzfiguren über dem Mondseer Sakristeiportal auf, das am Schlüsselfeld der Türe die Jahreszahl 1482 trägt. Die beiden Zeller Bischofsfiguren wirken »wie Brüder« der Wolfgangfigur vom Mondseer Portal. Besonders die Mantelfalten, die an zerdrücktes Blech erinnern, sind mit denen des Mondseer Wolfgang ident und die Gesichter gleichen sich so sehr, dass die Statuen der selben Werkstätte zugeschrieben werden dürfen. Was die Kircheneinrichtung betrifft, fand im ausgehenden 18. Jahrhundert eine einschneidende Änderung statt. Links und rechts des eingezogenen Chorraumes stehen nämlich marmorne, barocke Seitenaltäre, die wie der Hochaltar aus der 1785 gesperrten und später abgebrochenen Pfarrkirche in Mondsee stammen. Sie wurden unter Pfarrer Raphael Kleinsorg im Winter 1785/86 hierher gebracht und wohl anlässlich der Neuaufstellung klassizistisch verändert. Die
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Altarbilder der Seitenaltäre stellen rechts den hl. Leonhard mit angeketteten Gefangenen dar, links die 14 Nothelfer. Der Hochaltar erhielt ein neues, dem Marienpatrozinium entsprechendes Altarbild. Es wurde 1786 vom Salzburger Maler Franz Streicher (1736-1811) geschaffen und stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Kirchenrechnungen der ehemaligen Pfarrkirche von Mondsee, die Aufschluss über die Namen der Maler der Seitenaltarbilder oder der Steinmetze der drei Altäre geben könnten, fehlen. Wahrscheinlich stammen die Marmoraltäre wie diejenigen, welche 1731 in der Kirche in St. Lorenz aufgestellt wurden, aus der Salzburger Steinmetzwerkstätte Doppler. Neben dem Hochaltarbild stehen große Statuen, die bisher immer als die hl. Apostel Philippus und Jakobus gedeutet wurden. Den Attributen nach handelt es sich links um den hl. Benedikt mit Buch und Giftkelch, rechts um den hl. Donatus mit Schwert und Gewitterwolken in der erhobenen Rechten. Der hölzerne Tabernakel wird von Pfarrer Wiener dem Oberhofener Bildhauer Simon Kaufmann zugeschrieben, der 1849 dafür 300 Gulden erhielt. Auf ihm befinden sich mehrere künstlerisch bemerkenswerte Kleinplastiken. In der oberen Sakristei wird ein etwa 50 cm großes Jesuskind aufbewahrt, das noch zeitweilig am Hochaltar ausgestellt wird. Am linken Seitenaltar steht eine Marienstatue, die als das alte und früher verehrte Gnadenbild gilt. Die etwa 70 cm große Gottesmutter hält in der linken Hand das Kind, in der rechten das Zepter. Mutter und Kind tragen Kronen, Maria steht auf einem etwa 10 cm hohen Podest, an dem vorne eine große Mondsichel angebracht ist. An der Westseite des Kirchenraumes wurden zur Entlastung des seit der Erbauungszeit nicht vergrößerten Kirchenschiffes zwei Emporen mit Sitzplätzen eingebaut, die obere kleine Empore trägt die Orgel. An der Emporenbrüstung sind zwei geschnitzte Engelsköpfe angebracht, in der Art des Mondseer Barockbildhauers Meinrad Guggenbichler. Unter der übrigen Kircheneinrichtung soll hier noch der barocke Taufstein genannt werden und die klassizistische Kanzel, die vermutlich gleichzeitig mit den neuen Altären aufgestellt wurde. Der Tabernakel in der oberen Sakristei stand vermutlich vor 1849 am Hochaltar. Die Herkunft und ehemalige Funktion von barocken Einzelstücken wie einem
Wolkenpostament mit Puttenköpfen und Engeln oder dem nun an der Nordwand hängenden Relief (Lamm auf Buch mit den sieben Siegeln) sind noch ungeklärt. Das Gnadenbild und die Legende Pfarrer Franz Wiener ging 1855 in seiner Kirchengeschichte von Zell am Moos auch auf die Zeller Marienstatue näher ein. Er erkannte in ihr das alte Gnadenbild, das von den Wallfahrern früher verehrt worden war. Die alten Leute hätten als Kinder die Statue noch am alten Hochaltar mit vielen Engeln und Heiligen gesehen und die Wallfahrer hätten viel geopfert. Er wusste über die Statue auch eine Legende zu erzählen. Alten Überlieferungen zufolge soll sie von einem Hirten oder Fuhrmann in den moorigen Seewiesen gefunden worden sein. Es schien wundersam, wie sie an diesen Ort kam. Als sie dann noch an dem Platz, wo heute die Kirche steht, so schwer wurde, dass man sie nicht mehr hinwegbringen konnte, soll an dieser Stelle der lieben Frau zu Ehren eine Kapelle errichtet worden sein. Weil der Fund im Moos geschah und die Statue eine Abbildung der Maria Zeller Muttergottes sei, wäre so der Name Zell am Moos entstanden. Soweit die Legende. Nun fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass die stehende Marienstatue von Zell am Moos mit dem Kind am Arm nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Mariazeller Gnadenbild hat. Diese sitzt auf einer Thronbank und umfängt das auf dem Schoß sitzende Kind mit der rechten Hand. Auch ist sie ihrer Machart nach nicht mittelalterlichen Ursprungs, das heißt, sie kann weder aus der Gründungszeit der Kirche, noch aus der Zeit der Erbauung der heutigen Kirche im 15. Jahrhundert stammen. Sie könnte aber, einer neueren und genaueren kunsthistorischen Einschätzung nach, durchaus noch in das späte 16. Jahrhunderts passen. Das ist bemerkenswert, da, wie noch zu zeigen sein wird, der Beginn der Zeller Marienwallfahrt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu suchen ist. Damit wäre die heutige Statue wirklich noch das ursprüngliche Gnadenbild, das auch die Auswechslung der Altäre von 1785 überdauert hat. Aus alten Kircheninventaren wissen wir, dass die Marienstatue in Zell am Moos auch bekleidet werden konnte. Ein Kircheninventar von 1691 führt unter der Überschrift »Unser lieben Frauen Claidl und Kindl« sechs Kleider mit Spitzen an. Ein etwa 100 Jahre jüngeres Inventar aus dem
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Jahr 1790 berichtet am Schluss noch von fünf vormals gebrauchten »Frauenbild Kleidchen von Seide mit Gold- oder Silberborden und Kanten.« 1790 standen schon die neuen Altäre und die Wallfahrt hatte ihre Blütezeit längst überschritten. Bemerkenswert ist, dass es auch eine zu bekleidende Christkindfigur gab. So erfahren wir im Inventar von 1691 noch von drei Röcklein für das größere Kindl im oberen Altar. Ein noch älteres Inventar von 1664 erwähnt zwar noch keine Frauenkleider, aber schon »zwei blab: unnd 1 weiß toppel Taffet: auch 4 von Leinwadt Christkhindl Röckhl«. Noch heute wird ein geschnitztes Christuskind abwechselnd mit Christusfiguren über dem Tabernakel ausgestellt. Aus Pfarrer Wieners Kirchengeschichte von 1855 erfahren wir noch, dass sich die Marienstatue in einem hölzernen Kasten am linken Seitenaltar befand. An dieser Stelle soll nun die Frage nach dem Verbleib oder dem Aussehen der alten Kircheneinrichtung gestellt werden. Was geschah mit dem Hochaltar und den möglichen Seitenaltären, die vor 1785 in der Kirche standen? Aus welcher Zeit stammten sie? Wie waren sie beschaffen? Darüber gibt es nur mehr wenige Überlegungen und Berichte: Erich Strohmer gibt in einer Beschreibung des Mondseelandes an, in Zell sei anlässlich der Umbauten von 1672 auch eine neue Inneneinrichtung angeschafft worden. Kirchenrechnungen zufolge soll Meinrad Guggenbichler dabei vielfach beteiligt gewesen sein. Die im Landesarchiv in Linz in Frage kommenden Kirchenrechnungen weisen für diese Zeit wohl große Baukosten auf, Guggenbichler wird jedoch nicht erwähnt. Erst Jahre später taucht sein Name mit nur geringfügigen Arbeiten auf, die alle nicht erhalten sind. Oberlehrer Brandstötter berichtet in seinem handgeschriebenen Heimatbuch von einem Altar aus der Zeller Kirche, der einst in einer Kapelle beim Feldinger gestanden sein soll. Die meisten Figuren sollen um 1927 vom Besitzer des Anwesens nach Salzburg verkauft worden sein. Heinrich Decker soll in der Antiquitätenhandlung Maria Prinz in Salzburg-Nonntal, Almgasse, drei solche Figuren entdeckt und sie als Arbeiten Guggenbichlers bezeichnet haben. Sie sollen die »hl Familie, das Kindlein führend« und einen »Gott Vater« dargestellt haben. Decker beschreibt in seinem Buch über Meinrad Guggenbichler kurz eine Altarausstattung für Zell am Moos aus dem Jahr 1672. Plastiken seien aus bäuerlichem Besitz in den Kunsthandel abgewandert Hl. Blasius, Ende 15. Jahrhundert
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und in Privatbesitz erhalten. Nach Aussage des verstorbenen Zeller Bildschnitzers Hans Mairhofer sollen sich früher bei der Feldingerkapelle auch noch viele Wallfahrtsandenken, wie Tafeln und Amulette, befunden haben. Dir. Brandstötter berichtet auch von Figuren aus der Kapelle bei der Sagerermühle in Zell am Moos, die 1945 durch Wasser zerstört wurde. Die Figuren wurden an die Pfarre Pierbach im Mühlviertel verkauft. Der Dehio-Band Oberösterreich beschreibt in der dortigen Pfarrkirche eine barocke Kreuzigungsgruppe vom Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Umkreis des Meinrad Guggenbichler und vermerkt die Herkunft aus dieser Kapelle in Zell am Moos. Auch diese Figurengruppe könnte aus der alten Kirche stammen. In der kürzlich restaurierten Brandstätterkapelle in Zell am Moos steht ein kleiner, bemerkenswerter, barocker Altar, von dem gesagt wird, er solle aus der Zeller Kirche stammen. Das Altarbild stellt Maria Himmelfahrt dar. Eine Herkunft des Altares aus der Zeller Kirche kommt aber alleine schon wegen seiner Kleinheit kaum in Frage. Bemerkenswert bleibt, dass Meinrad Guggenbichler für eine so wichtige Wallfahrtskirche im Klosterbereich keinen Auftrag für eine neue Inneneinrichtung erhielt. Zumindest finden sich in den im Landesarchiv Linz erhaltenen Kirchenrechnungen keine diesbezüglichen Ausgaben. Es stellen sich viele Fragen, die derzeit offen bleiben. Bekam Zell am Moos neue Altäre schon vor Guggenbichlers Anwesenheit in Mondsee, weil die Wallfahrt schon im frühen 17. Jahrhundert einsetzte? Fanden die gotischen Nothelferfiguren Aufnahme in den damals neu geschaffenen Hochaltar? Blieb das gotische Pfingstrelief als Mittelteil in einem kleinen gotischen Seitenaltar erhalten? War der nicht mehr auffindbare Schrein mit der Marienstatue Teil des alten Hochaltars? Fanden dann nach 1785 dieser Schrein, der vor Jahren noch irgendwo im Turm oder Dachbodenbereich gestanden sein soll, und die Marienstatue ihren neuen Platz auf dem linken Marmoraltar? Die Wallfahrtskirche und die Wallfahrt Im Jahr 1728 geht Sebastian Innsbrucker in einer lateinischen Landesbeschreibung auch kurz auf die Wallfahrt nach Zell am Moos ein. Er berichtet, dass die Menschen hier früher nur vereinzelt Gnade gefunden hätten, ihnen
Ausgießung des hl. Geistes, Relief um 1500
inzwischen aber häufig von der Mutter Gottes höchste Hilfe gewährt werde. Demnach hätte die Wallfahrt langsam begonnen und dann erst später zugenommen. Sie scheint tatsächlich nach 1600 langsam begonnen zu haben. Vorher lässt sie sich nicht nachweisen. Jedenfalls war man um diese Zeit vom Kloster aus bemüht, die in den Zeiten der Reformation vernachlässigte Kirche in Ordnung zu bringen. 1603 brachte man einiges liturgisches Gerät hierher, da die Kirche offensichtlich zuwenig davon besaß. 1602 begann der Mondseer Pfleger Johann Blässing mit der Führung von Kirchenrechnungen. Er beklagt den schlechten Bauzustand von Kirche und Friedhofsmauer, zu deren Erhaltung kein Geld vorhanden gewesen sei. Das mit der Tafel gesammelte Geld sei nicht dem Gotteshaus zugeführt, sondern von den Priestern genommen worden, was zu einem Rückgang der Freigebigkeit des Volkes geführt habe. Nun sollte die Kirche zu einem eigenen Einkommen gelangen und zukünftig alles Sammelgeld in den Opferstock gelegt werden, welcher im Jahr zweimal geöffnet werden sollte. Dazu wurden mit Vinzenz zu Zell und Wolf Heuserer zwei Zechpröpste
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bestellt. Am 14. Mai desselben Jahres ging ein Kreuzgang von Mondsee nach Zell, und es konnten mit der Tafel bereits 1 Gulden 18 Kreuzer und 1 Pfennig gesammelt werden. Davon wurden 2 Glockenstricke gekauft und der Rest in den Stock gelegt. Als man im selben Jahr den Opferstock im Beisein des Hofrichters öffnete, konnte man 15 Gulden Bargeld vorfinden, das sofort einem Bauern geliehen wurde. Am 28. Mai 1602 erhielt die Kirche weitere finanzielle Mittel. Abt Christoph, Pfleger Winkler und Hofrichter Blässing übergaben der Kirche 60 Gulden aus einer »geistlichen Strafe«. Vinzenz zu Ort erlegte dieses Geld nach Rückkehr zur katholischen Religion nach Gebet, Kommunion und Bekenntnis des Glaubens. Für 1603 und 1604 wurden Opfergelder in einer Höhe von über 36 Gulden gezählt, für 1605 und 1606 in einer Höhe von 41 Gulden, immer im Beisein mehrerer Personen. Die Kirchenkasse füllte sich immer rascher. 1609 war das Kirchenvermögen auf über 207 Gulden gestiegen und man konnte das Türmchen am Dach reparieren und eine neue Glocke anschaffen. Die Gesamtausgaben in den Kirchenrechnungen von 1611 beliefen sich auf über 360 Gulden. 1613 schenkte die Frau Pflegerin dem Gotteshaus ein »Altärl«, welches über der Sakristei aufgehängt wurde. Dafür wurden 2 Nägel gebraucht und verrechnet. Heute hängt dort das spätmittelalterliche Rosenkranzbild. Es ist ebenfalls an 2 Nägeln aufgehängt und könnte mit dem erwähnten »Altärl« ident sein. In den Jahren 1616/17 wurde neben der Kirche eine Taverne errichtet, was die Entwicklung der Wallfahrt noch begünstigt haben mag. Wie noch zu zeigen sein wird, stiegen die Opfergelder in den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts von etwa 20 Gulden auf über 100 Gulden jährlich an. 1639 konnten 123 Gulden in den Opferstöcken vorgefunden werden. Damals hat offensichtlich innerhalb weniger Jahre die Wallfahrt einen ersten Höhepunkt erreicht. Das ständige Ansteigen des Kirchenkapitals erlaubte 1668 die Anschaffung eines Marmorbodens. Steinmetz Prunauer aus Adnet lieferte 450 Stück Pflastersteine um 90 Gulden, die noch heute in der Kirche liegen. Mit Fuhrund Taglöhnen beliefen sich die Gesamtkosten auf über 108 Gulden. 1670 war das verfügbare Geld der Kirche auf über 4485 Gulden angestiegen. Die Opfergeldeinnahmen
der letzten Jahre betrugen rund 80 Gulden jährlich, die zu 5 Prozent Zinsen verliehenen 5486 Gulden brachten im Jahr 274 Gulden 20 Kreuzer. Diese Zinsen waren hier in Zell am Moos, wie auch bei anderen Kirchen, längst zur Haupteinnahmequelle der Kirche geworden. Daran änderten auch die immer wieder vermerkten Kapitalverluste oder Zinsenstundungen nichts. So entschloss man sich im Kloster zu einer großen Investition. Die Kirche wurde renoviert und der Turm neu gebaut. Schon 1670 waren die Grundfesten für den Turm gelegt und Kalk, Sand, Steine und andere Baumaterialien herbeigeschafft worden. 2 Jahre später, 1672, wurden schon Schindelund Uhrmacherrechnungen bezahlt. Auf den Turm kam ein kupferner Knopf. Dieser mächtige Turm steht noch heute und durch ihn betritt man das alte, gotische Kirchenschiff. Mehrmals stellt der »Glastrager Ganisl« Rechnungen und bringt einmal 1000 durchsichtige Glasscheiben. Dem Glaserer wird für »Zien und Pley« bezahlt. Vermutlich wurden Rosenkranzbild von 1515 über dem Sakristeieingang
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damals vor der Verglasung die gotischen Spitzbögen der Kirchenfenster rundgemauert. Wenige Arbeiten sind für das Kircheninnere angeführt. Es scheint daher an der Inneneinrichtung wenig erneuert worden zu sein. Zu Baubeginn 1670 lässt man vier »von Holz geträthe« Altarleuchter vergolden. Im November 1672 erhält der Tischler 3 Gulden 54 Kreuzer für »Schlissen, Ramben und Canzl«. Die Kirche wurde offensichtlich wie gewohnt benutzt, sie war ja durch den Seiteneingang begehbar und die Opfergelder verzeichneten während der Bauzeit keine auffallenden Rückgänge. 1674 wurde nach Fertigstellung des Turmes noch ein Wappen und eine Schrifttafel angebracht, wobei es sich um das noch heute vorhandene Wappen über dem Turmeingang handelt. Abschließend erhält »Christoph Rosenkhranz« als bestellter »Gebau Inspectori« 45 Gulden für seine Bemühungen. Insgesamt wurden für den ganzen Um- und Neubau etwa 4800 Gulden ausgegeben. 1685 wurde eine neue 470 Pfund schwere Glocke für den neuen Kirchturm abgerechnet. Die Kirchenrechnung dieses Jahres verzeichnet auch die finanziellen Belastungen, die dem Gotteshaus auf Grund der Türkenkriege aufgebürdet wurden. 1684 waren 550 Gulden an sogenannter TürkenContribution zu entrichten, die folgendermaßen aufgeteilt wurden: Zell 206 Gulden, 15 Kreuzer Oberhofen 103 Gulden, 7 Kreuzer, 2 Pfennige Oberwang 68 Gulden, 45 Kreuzer Spitalskirche 171 Gulden, 52 Kreuzer, 2 Pfennige Aus der Höhe der zu zahlenden Anteile lässt sich die Bedeutung und Stellung der Wallfahrtskirche von Zell am Moos unter den übrigen Kirchen des Mondseelandes ablesen. Das zeigte auch die sogenannte Brandsteuer von 100 Gulden, die die Mondseer Kirchen für die zum Kloster gehörige Kirche von Steinakirchen bei Wieselburg zu zahlen hatten. 1683 wurde sie nämlich von den Türken »abgebrannt und ruiniert«. Die Kirche von Zell am Moos zahlte allein davon die Hälfte, Oberhofen 30 Gulden, jede der 2 Oberwanger Kirchen je 10 Gulden. Eine ständig wiederkehrende Belastung waren die nur begrenzt haltbaren Schindeldächer. 1685 und 1686 sind jeweils eine Kirchendachseite neu zu decken, wobei einmal 116 Gulden und für die andere Seite und die Friedhofsmauer 184 Gulden zu zahlen waren. Vom Kloster aus wurden jetzt
viele Maßnahmen gesetzt, die erkennen lassen, dass man sich um die Ankurbelung der Marienwallfahrt sehr bemühte und der Kirche große Wertschätzung entgegenbrachte. Nach 1687 interessierte sich das Kloster für die Motive der Wallfahrer oder mögliche Wunder. Dazu ließ man alle Votivtafeltexte aus der Kirche abschreiben. Auf diese wichtige Geschichtsquelle wird noch weiter unten eigens eingegangen. Wenn bisher wenig für die Inneneinrichtung der Wallfahrtskirche geschah, so änderte sich das jetzt und es scheint, dass auch die Wallfahrt wieder neuen Schwung bekam. Die Einnahmen aus den Opfergeldern waren seit Anfang der 80er Jahre des 17. Jahrhunderts wieder deutlich über 100 Gulden angestiegen. 1688 bekam die Sakristei einen neuen Beichtstuhl. Von einem Goldschmied aus Salzburg wurden zwei Kelche um 78 Gulden geliefert. Auch Meßgewänder und andere Kirchenwäsche wurden angeschafft. Dann strich ein »Stubmmaler« Kanzel und Choraltar schwarz an und in diesem Jahr wurde auch der Bildhauer Meinrad Guggenbichler für die Kirche tätig. In einer im September 1688 saldierten Rechnung bekam er für »geschnidenen Zierathen« für die Kanzel und andere Bildhauerarbeit 20 Gulden. Aus einer Notiz an der Rückseite eines Rechnungszettels, der der Kirchenrechnung beiliegt, geht hervor, dass es hier ausschließlich um die »Reparierung« der Kanzel ging. Der die Rechnung ebenfalls unterschreibende Maler Lorenz Exendorffer bringt vier Wochen mit Fassarbeiten zu und verlangt für Arbeit und Kost dafür 10 Gulden. Er verbraucht 2 1/2 Buch feines Gold zu je 3 Gulden 30 Kreuzer. »Zum heyl. Geist« verbraucht er 1 Buch geschlagenes Silber. Die Heiligengeisttaube schwebte wohl, wie üblich, unter dem Schalldeckel der Kanzel. Guggenbichler ist in dieser Zeit noch mehrmals für die Kirche tätig, allerdings wieder nur mit kleineren Arbeiten. 1694 machte er für zwei gekaufte »Mapuschen« zwei Krüge, die vergoldet wurden. 1695 erhielt er für zwei geschnitzte »Brustbilder Jesu unnd Maria« drei Gulden. 1688 verkleidete der Tischler das Oratorium und machte in der Kirche ein neues Kästchen für das Opferwachs mit Zierrat, der Maler erhielt für das Vergolden 9 Gulden, die dazu gebrauchten zwei Goldbücher kosteten noch einmal 7 Gulden. Die Kirche verfügte bereits über einen kleinen Kirchen-
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schatz. 1689 verlangten Tischler und Schlosser vier Gulden für ein »Cästl« in der Sakristei, das zur Aufbewahrung für »unser lieben Frauen Anheng und Geschmückh« vorgesehen war. Im selben Jahr sichert man die Kirche durch Fenstergitter gegen Einbrüche ab. Man bezahlte über 97 Gulden für das Eisen. Die zusätzliche Schmiedearbeit, das Einmauern und Streichen der Gitter kostete zusätzlich über 55 Gulden. Selbst der Abt persönlich kümmerte sich um die Wallfahrtskirche und kaufte, offensichtlich bei einem dienstlichen Aufenthalt in Linz, am »Bartlmey Lintzermarckht« 1690 eine silberne Ampel und silberne Opferkännchen mit Untertasse um 110 Gulden. Für die Ampel verwendete er 50 Gulden, die ihm ein Wiener Baumeister aus Liebe und Andacht zu diesem würdigen Gotteshaus gegeben hat. Die Ampel wurde dann von der Corpus-Christi-Bruderschaft betreut, die laufend das verwendete Öl aus dem Kirchenvermögen ersetzt bekam. Die Förderung der Kirchenmusik wird jetzt auch ein Anliegen. Der Salzburger Orgelmacher Egedacher erneuert 1688 das Orgelpositiv um 65 Gulden. 1692 werden gedruckte deutsche Gesänge zur Orgel gekauft und der Geigenmacher zu St. Wolfgang richtet zwei gespendete Violinen und eine Bassgeige her. Auch gekaufte Saiten für die Geigen sind vermerkt. In die Kirche wurde weiter investiert. 1689 kaufte man 73 Metzen Kalk für das kommende Jahr zum »Thurm abpuzen« und um die Friedhofsmauer auszubessern. 1696 wurde ein marmorsteinernes Portal um 60 Gulden gekauft. Es musste von Salzburg herausgeführt und eingemauert werden. Die Gesamtkosten betrugen über 100 Gulden. 1708 wurde in der Sakristei das marmorsteinerne Lavabo eingemauert. Portal und Lavabo sind noch vorhanden. Nach 1708 wurden die Investitionen in die Wallfahrtskirche in Zell am Moos weniger und beschränken sich hauptsächlich auf kleinere Anschaffungen oder Reparaturen. Das Kloster, das die Kirchengelder verwaltete, verlor das Interesse an einem weiteren Ausbau der Kirche, was als Folge des Rückganges der Wallfahrt interpretiert werden kann. 1717 wird die Friedhofsmauer ausgebessert und für die Totenbahre ein Dach gemacht. 1718 kümmert sich noch der Hofrichter um die Marienkirche. Auf seinen Wunsch wurde in diesem Jahr für Zell ein Bild gemalt, auf dem die hl. Dreifaltigkeit, die Mutter Gottes und die armen Seelen im
Fegefeuer zu sehen waren. Die Marienstatue, die in einer Art Schrein stand, ist weiterhin ein Anliegen. 1737 vermerkt die Kirchenrechnung einen Betrag von 24 Gulden, der zur Fassung des neuen Kastens des Gnadenbildes ausgegeben wurde. Bezeichnend für den Rückgang und Bedeutungsverlust der Wallfahrtskirche ist ein Ausgabenvermerk der Kirchenrechnung von 1756. Für 6 Gulden überlässt ausgerechnet die erst 1706 ins Leben gerufene Mariahilfkirche der Kirche in Zell offensichtlich gebrauchte Ministrantenröcke. 1841 feierte das Gotteshaus zu Zell den 400. Jahrestag seiner Kirchweihe. Im Archiv des Museums Mondseeland ist ein 18-seitiges Konzept für die Predigt vorhanden, die zu diesem Anlass in der Zeller Kirche gehalten worden war. Wenn auch wahrscheinlich der Prediger ein Priester von auswärts war, so ist es doch bezeichnend, dass in der langen Predigt kein einziges Mal auf das Gnadenbild oder die Wallfahrt mehr eingegangen wird. An größeren baulichen Veränderungen ist noch der Neubau des Pfarrhofes im Jahr 1686 zu nennen, wobei damals auch andere Mondseer Kirchen neue Pfarrhäuser erhielten. Ein Stadel wurde dazugebaut und die 1690 zusammen gefassten Kosten betrugen über 1652 Gulden. Der Pfarrhof verfügte ja über eine wirtschaftliche Basis, nämlich eine kleine Landwirtschaft. 1717 wurde im Stadl eine neue Tenne gelegt und auch die »Prugen« neu gerichtet. 1714 wurde der Boden im Rossstall ausgebessert, in dem der die Kirche ex currendo versorgende Priester offensichtlich sein Pferd abgestellt hatte. Für ihn und den Mesner waren eigene heizbare Stuben vorgesehen, in denen 1721 neue Öfen gesetzt wurden. Der Pfarrhof verfügte auch über eine Wasserleitung, da 1689 der Brunnen und die Röhren repariert wurden. Obwohl ein Pfarrhof und ein Friedhof bestanden, blieb der langgehegte Wunsch der Pfarrbevölkerung nach einem ständigen Priester lange unerfüllt. Schon 1566 gab es Klagen darüber, dass nicht mehr, wie bisher üblich, der sonnund festtägliche Gottesdienst mit Predigt und die wöchentliche Wettermesse von Georgi bis Ägidi in der Pfarrkirche gelesen werde. Alle mussten nun den weiten Weg nach Mondsee gehen. Die Bemühungen der Bevölkerung um einen eigenen Priester und eine eigene Pfarre zogen sich bis 1778 hin, bis der letzte Abt des Klosters Opportunus II. Pater Anton Aimer zum Vikar ernannte.
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Opfergaben und Opfergelder Wie schon im vorhergehenden Abschnitt versucht, lässt sich aus den vielen Einzelereignissen, die die Kirchenrechnungen vermerken, ein Gesamtbild mit größeren Entwicklungslinien zeichnen. Ein besonders guter Indikator für die Entwicklung der Wallfahrt sind die jährlichen Opfergeldeinnahmen, die in den Kirchenrechnungen von 1602 an bis 1771 mit wenigen Lücken eingetragen sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass ein vermehrter Besuch der Kirche durch Wallfahrer zwangsläufig auch eine Zunahme der geopferten Gelder mit sich bringt. Wie schon gezeigt, legen die Einnahmen der Kirche einen langsamen Beginn der Wallfahrt nach 1600 nahe. Anfangs sind nur Sammelgelder von Feiertagen, Hochzeiten und dergleichen angeführt, die zur sicheren Aufbewahrung in den Opferstock geworfen werden mussten. Die zwischen 1602 und 1610 im Zweijahresabstand aufgezeichneten Opfergeldwerte dürften auch für jeweils zwei Jahre gelten und müssten daher halbiert gedacht werden, was im Balkendiagramm nicht berücksichtigt wurde. Demnach wurden in den Anfangsjahren bis 1611 kaum mehr als 20 Gulden jährlich eingenommen. Zwischen 1611 und 1618 fehlen die Opfergeldeintragungen. Von 1626 bis 1632 hielt man es noch nicht für notwendig, den Opferstock aus Sicherheitsgründen mehr als einmal im Jahr leeren zu lassen. In diesen Jahren konnten bereits mehrmals Beträge von über 40 Gulden vorgefunden werden. Leider fehlen in den folgenden Jahren zwischen 1632 und 1638 die Opfergeldeintragungen. In diesem Zeitraum musste ein deutlicher Zuwachs erfolgt sein, denn 1638 hatten sich die Opfergelder bereits verdoppelt. Es sind für dieses Jahr 88 Gulden ausgewiesen. Im darauffolgenden Jahr 1639 konnten dann erstmals über 100 Gulden eingenommen werden. 1637 wird als zweiter Opferstock erstmals die »Altar Pixen« genannt, die wahrscheinlich bei dem Altar mit dem Gnadenbild aufgestellt war. Es spricht sich herum, dass in der Zeller Kirche viel Geld geopfert wird. Die stark angestiegenen Opfergelder ziehen Einbrecher an. So wurde diese »eyserne Pixn« 1637 von einem Kirchenräuber, der sich in der Kirche einsperren ließ, mit einem »Instrument eröffnet« und alles Geld bis auf 10 Pfennige weggenommen. Der Opferstock blieb vom Einbrecher verschont, er war offensichtlich zu schwer zu knacken.
Die Darstellung des Verlaufes der Opfergeldeinnahmen bis zum Beginn der Vierzigerjahre des 17. Jahrhunderts legt nahe, dass 1637 oder nur wenige Jahre zuvor der eigentliche Beginn der Wallfahrt zu suchen ist. Vorher kann nur eine kleine lokale Marienverehrung vermutet werden, die sich für das Gotteshaus finanziell kaum auswirkte. Allerdings sind zwischen 1611 und 1618 zweimal Einnahmen vermerkt, bei denen es sich bereits um erste Spenden von Wallfahrern handeln könnte. 1611 werden unter den Einnahmen vier Gulden für verkauften Honig eingetragen. Um 1618 spendete die Hofmeisterin von St. Wolfgang 5 Gulden. 1632 vermacht der Mondseer Gastwirt Johann Radauer in seinem Testament der Kirche von Zell am Moos fünf Gulden. 1639 ist in den Kirchenrechnungen erstmals eine neue Opfergabe verzeichnet, das Opferhaar. Es handelte sich dabei hauptsächlich um ungehächelten Flachs, der geopfert wurde. Erst ab 1698 wird in geringem Ausmaß auch gehächeltes Haar vermerkt, 1724 auch solches mit der Bezeichnung: »etwas überhächelt«. Dieses Rohprodukt kann den Wallfahrern aus dem bäuerlichen Bereich zugeschrieben werden, die über wenig Geld verfügten. Opferhaar wurde vielleicht auch in Zopfform gespendet, noch heute wird spinnfertiger Flachs so angeboten. Die Spende fertiger Leinwand taucht in den Kirchenrechnungen nicht auf. Flachs war eine besondere Opfergabe. Er war ein Produkt der eigenen Arbeit, ein Ertrag des selbst bebauten Feldes, ein Rohstoff für die Bekleidung zum Schutz des eigenen Körpers, ein Teil des immer wiederkehrenden Lebenszyklusses im bäuerlichen Leben selbst. Das Opferhaar wurde vom Mesner gewogen und das ungehächelte Pfund um 4 Kreuzer, das gehächelte Pfund um 7 Kreuzer verkauft. Manchmal finden sich auch Zettel, die die Personen nennen, denen Opferhaar verkauft wird. So sind 1691 elf Käufer angeführt, von denen einige mit der Kirche ständig zu tun haben, das sind der Mesner, die zwei Zechpröbste, der Käuffl, der Wirt zu Zell und der Hofrichter. Der Erlös aus dem Opferhaarverkauf beträgt am Beginn der Opferhaaraufzeichnungen 1639 sechs Gulden und steigt schon im zweiten Jahr auf neun Gulden an. Im dritten Jahr können bereits 11 Gulden eingenommen werden. Zwischen 1659 und 1700 betrug das durchschnittliche Gewicht des jährlich in Zell am Moos geopferten Flachses fast 220 Pfund. Nirgendwo sonst im Mondseeland wurde so viel Opferhaar
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gespendet, wie die Analyse der Opfergaben der anderen Mondseer Wallfahrtsstätten gezeigt hat. Der in großer Menge geopferte Flachs ist eine Besonderheit der Zeller Wallfahrtskirche. Im bayrischen Kößlarn, wo beispielweise auch Flachs geopfert wurde, betrug die höchste geopferte Menge 1718 nur 56 Pfund. Noch eine Beobachtung fällt mit dem Beginn der Wallfahrt in der ersten Jahrhunderthälfte zusammen. Die älteste Votivtafelabschrift ist mit 1641 datiert und stammt damit ebenfalls aus dieser angenommenen Anfangszeit der Wallfahrt. Sie wird noch dazu von einem Bürger aus St. Wolfgang geopfert, was zeigt, dass das Einzugsgebiet der Wallfahrt damals die Grenzen des Mondseelandes überschritten hatte. Dieser erste Höhepunkt der Wallfahrt mit Opfergeldern von über 100 Gulden hielt bis über die Jahrhundertmitte an. Wahrscheinlich als Folge des Wildenecker Aufruhrs fielen nach 1657 die Opfergelder unter 100 Gulden und erreichten 1665 mit 56 Gulden einen Tiefstand. 1662 melden die Kirchenrechnungen wieder einen Einbruch in den oberen Opferstock. Diese Verfehlung kann ebenfalls mit den Wirren im Wildenecker Aufruhr in Zusammenhang gebracht werden, der in diesem Jahr seinen blutigen Abschluss fand. Nicht nur die Bevölkerung befand sich in einer Ausnahmesituation, es waren im Mondseeland auch Soldaten einquartiert. Im Krisenjahr 1662 fielen auch die Opferhaareinnahmen auf 8 Gulden ab. Wie im vorhergehenden Abschnitt gezeigt, erfolgen nach 1668 große Investitionen in den Ausbau der Kirche, die Hand in Hand mit einem Wiederansteigen der Opfergelder gehen. Zwei Jahre nach der Vollendung des Turmneubaues überschritten diese 1676 erstmals wieder die 100-GuldenMarke. Das Kloster war an der Vermehrung der Einkommen aus der Wallfahrt sehr interessiert. 1677 liegt den Kirchenrechnungen ein Zettel über die Abwage des Opferhaars bei. Aus 250 Pfund Opferhaar wurden über 16 Gulden erlöst und Prior Benedikt vermerkte: »...so hirbey zufrieden.« Bis 1707 konnten Opfergeldsummen über 100 Gulden im Jahr erzielt werden. Mehrmals wurde die 150- Gulden- Marke erreicht oder nur knapp verfehlt. Das Opfergeld wurde im Beisein von Zeugen den Stöcken entnommen. Der Schlosser musste aufschließen und wieder versperren. Für diese Bemühungen erhielten die Beteiligten in der Taverne Wein und Brot. Beispielsweise waren 1699, als die statt-
liche Summe von über 150 Gulden im Stock vorgefunden wurde, die beiden Zechpröbste, der Mesner und der Hofkäuffel anwesend. Die Zeche betrug 51 Kreuzer. Das Opfergeld musste ins Kloster gebracht werden. Manchmal liegen den Kirchenrechnungen noch die Münzzettel bei, in denen die Anzahl der verschiedenen gezählten Münzen angeführt sind. Nach dem Umbau und der Umwandlung der alten Ulrichskirche in Mondsee in eine Mariahilfkirche im Jahre 1706 erhielt die Marienwallfahrt nach Zell am Moos große Konkurrenz. Nur noch ein Jahr konnten Opfergelder von über 100 Gulden gehalten werden, dann setzte ein dramatischer Rückgang ein. Fünf Jahre später waren sie um fast die Hälfte gesunken. Von 1712 bis 1773 betrugen die Opfergelder dann im Durchschnitt etwa 46 Gulden. 1773 schließlich konnten nur mehr 28 Gulden eingenommen werden. Damit waren wieder Werte erreicht, die etwa denen zu Beginn des 17. Jahrhunderts glichen. Das Opfergelddiagramm zeigt wie im Zeitraffer den raschen Niedergang. Mit dem Niedergang der Wallfahrt gingen auch die Einnahmen aus dem Opferhaarverkauf zurück. Nach 1735 sind nur mehr Opferhaareinnahmen unter 10 Gulden vermerkt. Insgesamt zeigen die Erlöse aus dem Opferhaarverkauf einen harmonischeren Verlauf als die Opfergeldeinnahmen, die ja zeitweilig größere Schwankungen aufwiesen. Wie gewohnt, scheinen daher die vermutlich vorwiegend aus dem bäuerlichen Bereich kommenden Leute diesen Brauch weitergepflegt zu haben. Aus kleinen Schwankungen der Opferhaareinnahmen kann nur mit Vorbehalt auf Änderungen in der Wallfahrerfrequenz geschlossen werden, da es sich bei dieser Opfergabe um ein Naturprodukt handelt, dessen Verfügbarkeit und Qualität vom Wetter beeinflusst sein kann. So blieb beispielsweise 1679 das Opferhaar unverkauft. Den Grund dafür erfährt man in den Kirchenrechnungen des folgenden Jahres. 190 Pfund hatten zu schlechte Qualität. Gab es in Zell am Moos noch andere Opfergaben außer Geld und Flachs? Wir haben bereits gehört, dass 1688 ein neues Kästchen für das Opferwachs angefertigt wurde, welches sogar mit vergoldeten Verzierungen versehen war. Einnahmen aus dem Wachskästchen werden nicht vermerkt. Vielleicht wurden Kerzen gespendet, die in der Kirche verbraucht wurden oder man ließ aus den Wachsgebilden Ker-
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zen fertigen. 1855 schreibt Pfarrer Wiener noch von brennenden Kerzen, die an Sonn- und Feiertagen besonders von »Gebärenden« vor der Statue aufgestellt wurden. Textilien scheinen öfter als Opfergabe auf. 1688 ist ein geopferter »daffeten Rockh« erwähnt, aus dem verschiedene Kirchengewänder hergestellt werden. Im Inventar von 1691 erfahren wir an erster Stelle, dass der verstorbene Abt Cölestin Kolb ein Messgewand »von geblüembten saiden Zeig...sambt Stoll und Manipel« geopfert hat. Wie schon beschrieben, konnte die Marienstatue in Zell auch bekleidet werden. Einige der Kleider der Statue und des Kindls sind auch Opfergaben. So spendet Frau Kellermeister 1693 einen »daffeten Frauen Rockh«, aus dem unter anderem dem »Kindl ein Röckhl« gemacht wird. Die Kirchenrechnungen vermerkten gespendete Textilien nur, wenn Kosten bei der Weiterverarbeitung anfielen. Erwähnt wurde bereits das verzierte »Cästl« in der Sakristei, in dem »unser lieben Frauen Anheng und Geschmückh« aufbewahrt wurde. Es war offenbar geopferter Schmuck vorhanden, mit dem die Marienstatue vielleicht auch behängt werden konnte. Solche Schmuckbehälter gab es auch anderswo. In Mariapfarr im Lungau ist eine Holzkassette erhalten, in der auf drei Tableaus Schmuckstücke der dortigen Wallfahrtsmadonna liegen. Das Kircheninventar von 1691 erwähnt die von den gespendeten 50 Gulden gekaufte Ampel und unter der Überschrift »Züraden und Opfer« finden sich zwei weitere Votive aus Metall: »1 silbers Herz« und »1 silber Kopf«. Die Nachbildung des Kopfes ist ein mögliches Dankeszeichen für eine überstandene Krankheit oder Verletzung an diesem Körperteil. Vielleicht wurde der Silberkopf auch nur als Bitte um Heilung geopfert. Ein geopfertes Herz kann als Zeichen für die Hingabe der eigenen Person an Maria gelten. Solche Silbervotive sind als getriebene oder hohl gegossene Arbeiten zu denken, und sie dürften kaum die Länge von 10 cm überschritten haben. Sie könnten damit auch in dem Schmuckkästchen Platz gefunden haben. Beide Opfergaben sind aus der Kirche verschwunden. Das gilt auch für die Votivtafeln, die früher an den Kirchenwänden aufgehängt waren. Auf sie wird jetzt genauer eingegangen.
Die Votivtafeln Von den vielen Votivtafeln, die die Kirchenwände der Wallfahrtskirche in Zell am Moos einst schmückten, hängt keine einzige mehr dort. Wie in anderen Gnadenstätten auch, waren auf ihnen die Leiden und Nöte der Menschen aufgemalt und sie waren meist mit Texten versehen. Mit ihrem Verschwinden gingen viele alte Abbildungen von Ereignissen, Landschaften, Ortsansichten, Werkzeugen oder Bekleidungen verloren. Für Zell am Moos blieben wenigstens die Texte über einen Zeitraum von etwa 50 Jahren im 17. Jahrhundert erhalten. Die Votivtafeltexte wurden offenbar im Auftrag des Klosters, wie in der Kirche vorgefunden, der Reihe nach abgeschrieben und dann erst der Chronologie entsprechend mit Nummern von 1 - 54 versehen. Die erste datierte Tafel trägt die Jahreszahl 1641, die letzte die Jahreszahl 1687. Nur zwei einzeilige Tafelinschriften am Schluss der Abschrift erhielten keine Nummern mehr. Ohne Nummern blieben auch die 23 Texte, die keine Jahreszahlen enthielten. Wozu sollte dieses Abschreiben und Ordnen dienen? Der Grund ist in den Bemühungen des Klosters um die Vermehrung der Wallfahrt zu suchen. Das Abschreiben der Texte erfolgte 1687 oder wenig später danach, mitten in der Blütezeit der Wallfahrt, und man plante für Zell am Moos offensichtlich die Herausgabe eines Wunderbüchleins oder zumindest einer Art Flugschrift. Votivtafeltexte enthalten nämlich oft Informationen, wie nach Anrufung des Heiligen einer Gnadenstätte in höchster Not geholfen wurde, sie haben propagandistischen Wert. Mit solchen Druckwerken hatte man im Kloster Mondsee bereits Erfahrung. Im Fall der Wallfahrt nach St. Wolfgang war von Klosterseite schon 1599 ein Wunderbuch aufgelegt worden. Immer wieder folgten Neuauflagen, in die neue Wunder aufgenommen wurden. Diese Wunderberichte, die von den Seelsorgern von St. Wolfgang aufgeschrieben wurden, sind anschaulich und mit Liebe zum Detail erzählt. Die Votivtafeltexte von Zell am Moos sind dagegen einfach gehalten und viel weniger spektakulär. Zum Vergleich zwei Beispiele von Kinderunfällen, einer aus dem Mirakelbuch von 1753 für St. Wolfgang und einer aus den Votivtafeltexten von Zell am Moos in Originalsprache.
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Ein Wunderbericht aus St. Wolfgang: Anno 1691 erzehlet Michael Perckhetschwandner, Wagner zu Loybichl, Closter Mondseeischer Unterthan, daß seine 2 ältere Kinder dem 28 Wochen alten Kind einen eisern Nagel in den Mund geben, und mit grosser Bemühung durch das Hälßlein in den unteren Leib gebracht. Währenden Würgen höret der Vater schreyen und weinen, lauffet zu, und findet das Kind ganz erschwartzet, verspricht selbes zum heiligen Wolfgang mit einer Wallfahrt und Opffer: Nach 2 Tagen ist der Nagel in der Kinds-Fätschen gefunden, das Kind aber frisch und gesund worden.
Opfergelder, Flachsspenden
Ein Votivtafeltext aus Zell am Moos: Gott Zu Lob und Ehr der selligisten Iunckhfrauen Maria, hab ich Wolfgang Peundinger, und mein Weib Catharina wegen unsers Khinds welches in der Wiegen mit dem Pand verwickhlet gefunden, vermaind es sei todt, die zueflucht zu unser lieben Frauen gesuecht, mit ainem gemalten Taffel und weniger Opfer hie her auf Zell versprochen, auß schultiger Danckhbarkheit verehrt und machen laßen Anno 1673. Beide Berichte sind etwa gleich strukturiert, auf den Namen folgt der Unfallhergang, die Anrufung, das Versprechen und die Gesundung. Der Ablauf des Unfalls ist aber im Mirakelbuch sehr anschaulich und dramatisch geschildert, das Unglück mit den Wiegenband von Zell am Moos ist hingegen nur telegrammartig kurz abgefasst. Der Grund dafür liegt wohl an den weniger geübten Schreibern der Tafeltexte, am beschränkten Platz für Schrift auf den Tafeln oder dem vorhandenen Bild, das oftmals durch die Darstellung der Begebenheit ohnehin vieles erklärt haben mag. Es ist anzunehmen, dass in St. Wolfgang jene Wunderberichte bevorzugt in die Mirakelbücher aufgenommen wurden, die großen »Sensationswert« hatten oder von der weiten Herkunft der Wallfahrer zeugten. Hier in Zell am Moos fiel bei den Tafeln die mögliche Zensurierung durch die aufschreibenden Priester weg. Der Auftraggeber bestimmte weitgehend selbst, was geschrieben und dargestellt werden sollte. Es musste sich auch keineswegs immer um einen Wunderbericht oder eine Erhörung handeln. So enthält beispielsweise die Tafel Nr. 4 nur die Bitte eines Verstorbenen um die Auferstehung oder in Nr. 12. bittet jemand für einen nahen Verwandten darum. Auf Tafel 39 wird um Gesundheit und die ewige Seligkeit gebeten. Um
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die Verschonung vor der Pestseuche geht es auf Tafel Nr. 6. Die Eltern danken für sich und die Kinder, dass sie bisher verschont blieben, und bitten auch in Zukunft um diese Gnade Gottes. Auf der Tafel Nr. 23 bittet ein Ehemann Maria um Fürsprache, nachdem seine Ehefrau 4 Fehlgeburten hatte. Auch wenn Notsituationen mit dem Tod endeten, wurden trotzdem Tafeln aufgehängt. So informiert die Aufschrift von Tafel Nr. 20 den Leser darüber, dass eine Frau während einer schweren Geburt eine Tafel verspricht, dann aber stirbt. Genauso »verlobte« sich ein schwerkranker Mann mit einer Votivtafel hierher, und glaubte an die Hilfe Marias. Er starb jedoch, und die Hinterbliebenen opferten trotzdem die Tafel. Die Menschen wendeten sich nicht nur an die Gottesmutter Maria, auch andere Heilige wurden angerufen. Dem hl. Antonius wird gedankt oder die hl. Apollonia oder der hl. Josef angerufen. Aus diesen Beispielen geht hervor, dass die Votivtafeltexte einen noch breiteren Einblick in die Anliegen der Wallfahrer geben können, als die Wunderbeschreibungen in Mirakelbüchern. Die aus dem alltäglichen Leben genommenen und wenig spektakulären Berichte von den Votivtafeln waren dann auch wohl der Grund, dass kein Druckwerk entstand. Die Mönche archivierten aber die Abschrift und diesem Umstand verdanken wir ihre Erhaltung. Votivtafeltexte sind, wie Wunderberichte auch, Geschichtsquellen ganz besonderer Art. Durch sie ist es möglich, Einblicke in den Alltag der Menschen aus dem Volk zu bekommen, über deren Leben sonst kaum berichtet wird. Da sich die 79 Tafeltexte relativ gleichmäßig über einen Zeitraum von etwa 50 Jahren hin erstrecken, sind auch statistische Auswertungen möglich und sinnvoll. So lassen sich Fragen nach dem Einzugsgebiet der Wallfahrt stellen, nach den Anliegen der Votanten, nach ihrer sozialen Herkunft und dergleichen. Nachfolgend nun eine kurzgefasste Auswertung und Interpretation. Die Herkunft der Votanten Auf den meisten Votivtafeln ist die Herkunft der Votanten vermerkt. Durch sie kann auf das ungefähre Einzugsgebiet der Wallfahrt rückgeschlossen werden. Es zeigt sich ein regionaler Charakter der Wallfahrt. Von fast allen angegebenen Orten aus kann Zell am Moos in einer Tagreise zu Fuß erreicht werden. Weit über die Hälfte der Votivtafeln
mit Ortsangabe wurden von Wallfahrern aus Mondsee und dem Mondseeland aufgehängt. Es sind dies 33 Tafeln. Nur 23 Tafeln stammen aus Orten außerhalb des Mondseelandes, wobei zu bemerken ist, dass fünf davon aus St. Wolfgang kommen, das, wie das Mondseeland, zum Kloster gehörte. Die Zahl der Votanten aus dem Mondseeland ist noch höher anzunehmen, da die Tafeln ohne Ortsangabe wahrscheinlich zum Großteil ebenfalls von dort kommen. Menschen, die eine Votivtafel malen lassen und von weiter weg hierher kommen, geben eher ihren Heimatort an, als Menschen der Umgebung, für die die Herkunft ja selbstverständlich ist. Von den genannten Orten, die außerhalb des Mondseelandes liegen, befinden sich einige ebenfalls in der Nähe von Zell am Moos. Von Thalgau, Straßwalchen oder Neumarkt aus ist die Kirche in Zell in wenigen Gehstunden zu erreichen. Auch St. Gilgen, Abersee oder Ellmau sind für geübte Fußgänger keine allzu großen Entfernungen. Weiter entfernt liegen nur Hallein, Ischl oder Salzburg. Wie schon gezeigt, scheint sich in Zell am Moos die Wallfahrt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ohne viel Zutun des Klosters sehr rasch entwickelt zu haben. Dazu ist Mundpropaganda die Voraussetzung. Das lässt sich an der Häufung von Tafeln in gewissen Zeiträumen ablesen. Die fünf Votivtafeln aus St. Wolfgang wurden alle zwischen 1641 und 1657 aufgehängt. Gleich die erste und älteste Votivtafel stammt aus diesem Ort. Die Marienkirche in Zell am Moos dürfte in St. Wolfgang überhaupt beliebt gewesen sein. An die schon 1618 erfolgte Geldspende einer Hofmeisterin von St. Wolfgang sei erinnert. 1651 lässt eine Hofmeisterin von St. Wolfgang auch eine Votivtafel malen. Die anderen Votanten aus St. Wolfgang sind alle Bürger dieses Ortes, die sich gut gekannt haben müssen und wohl auch miteinander über die wundertätige Maria von Zell am Moos sprachen. Eine zeitliche Nähe findet sich auch bei den Tafeln aus Bad Ischl, die auf Mundpropaganda schließen lässt. Zwischen 1661 und 1675 hängen von diesem Ort kommende Wallfahrer sieben Tafeln auf. Aus den Jahren 1661 und 1663 stammen gleich drei Tafeln. Es liegt auch hier nahe, dass sich die betreffenden Personen den Marienwallfahrtsort empfohlen haben.
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Die soziale Schichtung der Votanten Auf über der Hälfte der Tafeln ist kein Beruf oder Stand vermerkt. Unter den genannten Berufen dominieren deutlich bürgerliche Berufe. Aus Mondsee votieren beispielsweise ein Brauer, ein Fleischhauer, ein Hofkoch, ein Bäcker, ein Müller, ein Kupferschmied, ein Hufschmied und ein Nagelschmiedmeister, dessen Frau wegen Geburtsproblemen ebenfalls eine Tafel aufhängt. Neben dieser Nagelschmiedin sind noch eine Wirtin und eine Fleischhauerin aus Mondsee genannt. Ebenso wendet sich die Pflegerin von Mondsee mit einer Tafel nach Zell. Nur 11 Tafeln nennen ausdrücklich Unselbständige oder Bauern als Stifter. Für diese Verteilung bieten sich einige Erklärungen an: Handwerker oder Handelstreibende hatten leichter Zugang zu barem Geld, mit dem man die teuren Tafeln bezahlen musste. Außerdem waren die Tafeln wunschgemäß mit Schrift versehen, was einen gewissen Bildungsgrad der Opfernden nahe legt. Unter den vielen Tafeln ohne Berufsangabe können vermehrt Bauern oder einfache Leute vermutet werden. Auswertungen von Wunderberichten anderer Wallfahrtsorte legen das nahe: Manche wollten vielleicht bewusst anonym bleiben, denn bei Votivtafeln bestimmen, wie schon gesagt, die Votanten selbst, ob ihr Beruf oder auch Name aufgeschrieben wird. Die Anliegen der Votanten In 11% aller Fälle wurde das Anliegen nicht angegeben. In manchen Fällen mag das auch nicht notwendig gewesen sein, da das Bild den Sachverhalt genügend erklärte. Nur 14% der Tafeln betreffen Gefahren oder Unfälle, in denen Maria angerufen wird. 1651 erfasst einen über Land reisenden Knaben beim Benützen eines schmalen Steges ein Schwindel, sodass er glaubt, ins Wasser zu fallen. Er »verspricht sich« hierher nach Zell, wie auch ein junger Mondseer, der von einer gefährlichen Reise glücklich heimkehrt. Über einen Bauern gehen Ross und Wagen, er bleibt unverletzt, zwei Erwachsene und ein Kind fallen irgendwo herunter. Kinder sind von Unfällen am häufigsten betroffen. Sie fallen in den Bach oder in den See. Die Verwicklung eines Kindes mit dem Wiegenband wurde bereits genannt. 15 % der Tafeln betreffen Frauenleiden oder Geburtsnöte. Dieser Prozentsatz scheint auf den ersten Blick nicht sehr
hoch zu sein. Es wäre naheliegend, dass gerade in diesen Fällen Maria als Frau und Gottesmutter bevorzugt angerufen worden wäre. Den größten Prozentsatz unter den vorgebrachten Anliegen nehmen kranke Kinder ein, für die bei der Gottesmutter Schutz und Hilfe erfleht wird. Das Geschlecht der Votanten Auffallend ist der hohe Anteil von Frauen. Mit 44 % liegen sie um 5 Prozentpunkte vor den Männern. Wenn in 13 % aller Tafeln beide Eltern gemeinsam votieren, so kann angenommen werden, dass auch beide Elternteile und damit auch wieder die Frau die Wallfahrtskirche besuchten. Der hohe Frauenanteil verwundert, da es für Frauen, die viel stärker als ihre Männer an Haushalt und Kindererziehung gebunden waren, sicher schwerer war, einen Wallfahrtsort aufzusuchen. Aber gerade in dieser Bindung der Frauen an Haus und Familie liegt ein wesentlicher Grund für den hohen Anteil weiblicher Wallfahrer nach Zell am Moos. Frauen bevorzugten nahegelegene Wallfahrtsorte, weil sie meist in einem Tag wieder nach Hause zurückkehren konnten. Die Verlobung von Kindern Ein sehr großer Teil der Votivtafeln betrifft kranke oder verunfallte Kinder. Unter ihnen befindet sich der größte Teil noch im Säuglings- oder Kleinkindalter. Die Eltern rufen in ihrer Not die Hilfe Mariens an. Auf den Tafeln ist von Kindern die Rede, die in schwerer Krankheit liegen, von Plattern und Freisen sehr gemartert werden oder mit »Leibschäden« beladen sind. Mehrmals ist die Formulierung zu lesen, dass sich die Eltern »wegen ihres lieben Kindes« hierher gewendet haben. Hier wird die innige Liebe und Fürsorge der Eltern ihren Kindern gegenüber sichtbar, man spürt ihre starke Bindung an die Kleinkinder und Säuglinge. Mütter wie auch Väter bitten etwa zu gleichen Teilen für ihre Kinder. Auf dem größten Teil der die Kinder betreffenden Tafeln votieren jedoch beide Elternteile gemeinsam für ihre Kinder und sorgen sich um sie. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob sich Eltern oder Elternteile verstärkt um die Knaben sorgten, die ja bei Übergaben von Hof oder Gewerbebetrieben bevorzugt wurden. Auf den ersten Blick scheint dies der Fall zu sein. Die männli-
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chen Kinder liegen deutlich vor den weiblichen. Allerdings legen hier in Zell am Moos die Hälfte aller Votanten keinen Wert auf die Angabe des Geschlechtes, was die häufigeren Nennungen der Buben etwas relativiert. Die Verteilung der Anliegen Abschließend soll noch gezeigt werden, für wen die Votanten eine Tafel opferten. Erwartungsgemäß steht das eigene Anliegen, die eigene Krankheit und dergleichen im Vordergrund. In etwa 6 % wird für andere Erwachsene, in 4 % für die ganze Familie votiert. Einen großen Anteil nahmen mit 28 % wieder die Kinder ein, die von den Eltern oder Elternteilen der Muttergottes in Zell am Moos empfohlen wurden. Die Votivtafelabschriften aus dem 17. Jahrhundert von Zell am Moos sind Zeugnisse menschlicher Not und Hilfsbedürftigkeit, sie zeugen vom Glauben an das unmittelbare Eingreifen Gottes in den Alltag der Menschen. Beim Durchlesen der einzelnen Texte entwickelt sich vor unseren Augen ein Bild vom Leben der damaligen Menschen, das gedanklich wie gefühlsmäßig nachvollziehbar ist. Diesseits und Jenseits, Traum und Wirklichkeit scheinen sich in diesen Vorstellungen noch zu berühren und zu durchdringen. So kommt 1654 einer Frau während der Krankheit im Schlaf vor, dass sie sich hierher nach Zell mit einer Tafel versprechen soll. Sie tut dies und es erfolgt Besserung. Ein weiteres Beispiel gibt Einblick in den Wunderglauben der Menschen. 1661 erscheint einer anderen Frau in schwerer Krankheit eine bekannte und offensichtlich schon verstorbene schneeweiße Frau, in der sie vermutlich eine arme Seele zu erkennen glaubt. Auf die Fürbitte der Mutter Gottes solle die kranke Frau gesund werden und die arme Seele die ewige Ruhe bekommen. Dass die Votivtafeltexte erhalten blieben, ist für Zell am Moos ein seltener Glücksfall. Durch sie haben wir noch heute Einblicke in die längst versunkenen und vergessenen Zeiten, als die Zeller Kirche noch eine Wallfahrtskirche war.
Votivtafeltexte aus dem 17. Jahrhundert
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P.Raphael Kleinsorg – Pfarrer und Vertreter der katholisaen Aufklärung (1742–1821)
georg heilingsetzer Der zweite Inhaber der Pfarre Zell am Moos stammte aus Tirol, aus Hopfgarten im Brixental. Mit seinem Taufnamen hieß er eigentlich Andreas und war der Sohn eines Seilermeisters. In der Schule seines Heimatortes wurde seine Begabung entdeckt, und daher schickte man ihn 1756 an das Akademische Gymnasium in Salzburg, wo er alle Klassen mit Erfolg absolvierte und immer zu den besten Schülern zählte. Nachdem er an der Salzburger Benediktineruniversität auch noch das Philosophiestudium absolviert hatte, wobei er sich besonders in der Mathematik auszeichnete (1764), entschloss er sich, ins Kloster Mondsee einzutreten, wo ein Bruder seiner Mutter, P. Lorenz Manzl, schon seit längerer Zeit dem Konvent angehörte. Außerdem kannte er von Salzburg her noch einige andere Mondseer Konventualen, mit denen er befreundet war. So setzte er seine Studien in Salzburg weiter fort und widmete sich der Theologie. Wieder hatte er glänzende Erfolge, jedoch wird von ihm auch berichtet, dass er ein lockeres Leben führte und zu allerlei Streichen aufgelegt war. Ein Beobachter berichtete dem Mondseer Abt Bernhard Lidl unter anderem, Kleinsorg sei »bei den Wirten besser bekannt als bei den Professoren«. Das erbitterte den derart Abqualifizierten, der allerdings auf Studienerfolge und glänzende wissenschaftliche Leistungen verweisen konnte. Noch im Jahre 1767 konnte der Student tatsächlich ins Kloster eintreten, wo er den Klosternamen Raphael annahm und bald die
besondere Wertschätzung des erblindeten Abtes errang, dem er wegen seiner Talente, aber auch als Vorleser bald unentbehrlich geworden war. Trotzdem schickte ihn der Prälat wieder nach Salzburg, wo er dann seine theologischen Studien erfolgreich abschließen konnte. 1771 wurde er zum Priester geweiht und in der Folge als Kooperator in die Pfarre Steinakirchen in Niederösterreich, die dem Stift Mondsee inkorporiert war, geschickt. In dieser Funktion blieb er drei Jahre unter der Aufsicht seines Onkels, der dort als Pfarrer wirkte. Dann folgte er einem Ruf ans Salzburger Gymnasium, wo er die nächsten Jahre als Professor unterrichtete. 1778 wurde er zum Professor der Rhetorik und »Praefectus scholarum« (Studienpräfekt) bestimmt. Hier zählte es auch zu seinen Aufgaben Komödien zu verfassen. So entstand das Lustspiel »Der Geburtstag« zu Ehren des Salzburger Erzbischofs Hieronymus Graf Colloredo, eines überzeugten Anhängers der Aufklärung, der im Erzstift zahlreiche kirchliche und weltliche Reformen durchführte, nicht immer zur Freude der Bevölkerung. Als Präfekt war P. Raphael nach dem Urteil der Zeitgenossen bei den Schülern sehr beliebt, obwohl er ihnen viel abverlangte und für seinen satirischen Spott gefürchtet war. Er entfaltete aber auch eine bedeutende Wirksamkeit als Gelehrter und Schriftsteller. So übersetzte er ein bedeutendes historisches Werk des Franzosen Augustin Calmet, des Abtes von Senones, ins Deutsche (Allgemeine Kirchenund Weltgeschichte von der Schöpfung an bis auf unsere Zeiten, 7 Bände, Augsburg 1776 – 87). Seine besondere Liebe galt aber der Geographie, wo er auch zu selbständigen Leistungen fand. Sein »Lesebuch der Geographie in und außer Schulen nebst der besonderen Geographie des Erzstiftes Salzburg« (erstmals Salzburg 1782), war sehr beliebt und erlebte drei Auflagen, wobei das Buch immer umfangreicher wurde und zuletzt über 1.000 Seiten umfasste. Seine schlichte, jedoch erstaunlich treffende Definition von Geographie lautete: «Die Erdbeschreibung (Geographie) ist die Wissenschaft der natürlichen und bürgerlichen Beschaffenheit der Erde.« Demnach werden nicht nur die physischen Erscheinungen der Erdoberfläche beschrieben, auch die Kartographie und die Globen behandelt, sondern darüber hinaus auch die Beschaffenheit der verschiedenen menschlichen Schöpfungen, der Sprache, der Siedlungen,
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der Staatsformen, der Wirtschaft, der Religion, der Sitten und Gebräuche. Er erwähnt die verschiedenen gängigen Theorien seiner Zeit etwa über Afrika oder Amerika und dessen Entdeckung und nimmt nach den Kenntnissen des späten 18.Jahrhunderts auch an, das kurz vorher entdeckte Australien bestehe nur aus einigen Inseln. Im Sinne des von Kleinsorg vertretenen aufgeklärten Menschenbildes geht es ihm vor allem um Völkerverständigung und er kritisiert auch das Verhalten der europäischen Kolonialmächte. 1784 musste der Salzburger Professor aber wieder ins Kloster zurückkehren, denn dem Stift Mondsee drohte damals schon die Aufhebung und er hätte als Abwesender seine Pension verloren. In diesem Jahre wurde er Pfarrer im nahen Zell am Moos, wo er nicht nur durch seine Predigten für einige Akzente sorgte. So ist es ihm zu verdanken, dass die Altäre aus der ehemaligen Mondseer Pfarrkirche St.Stephan, die abgerissen wurde, als die Stiftskirche nach der Aufhebung des Klosters zur Verfügung stand, nach Zell am Moos kamen und er ist auch als großer Förderer des Pfarrarmeninstitutes aufgetreten. Im Sinne der Aufklärung bekämpften damals auch die Bischöfe verschiedene Ausprägungen der Frömmigkeit bis hin zu bestimmten Gebräuchen, die den Gläubigen lieb und teuer waren, wenn etwa der Bischof von Passau, zu dessen Diözese ja auch Zell am Moos bis 1785 gehörte, den Gebrauch von Wetterkerzen oder selbst das Färben der Ostereier verbot. Auch die Wallfahrten gerieten damals in Misskredit. Acht Jahre lang konnte P. Raphael in Zell am Moos in dieser Zeit des Umbruchs und der Veränderungen wirken. Nach der Aufhebung des Klosters erhielt er dann die Pfarre Abtsdorf am Attersee und schließlich wurde ihm 1810 die Pfarre Eberschwang im Innviertel anvertraut. Im Dienste der französischen und dann der bayerischen Verwaltung – das Innviertel und Teile des Hausruckviertels waren von 1810 – 1816 bayerisch – war er auch wieder im Schulwesen, als Inspektor, tätig, zog sich aber bald ganz auf seine Pfarre zurück. In den letzten Lebensjahren war Pfarrer Kleinsorg schwer erkrankt und meistens ans Bett gefesselt. Er konnte sich nur mehr an seiner ausgesuchten Bibliothek von etwa 2.000 Bänden erfreuen. Am 2. Februar 1821 ist er in Eberschwang gestorben, wo er dann auch beigesetzt wurde.
Quellen & Literatur Oö.Landesarchiv, Stiftsarchiv Mondsee, Sch. 18, 469; Korbinian Gärtner, Nekrolog des Benedictiners von Mondsee und bekannten Geographen Raphael Kleinsorg, in: Amtsblatt der Salzburger Zeitung, Jahr 1822, 255 – 263; Pirmin Lindner, Profeßbuch der Benediktierabtei Mondsee, in: Archiv für Geschichte der Diözese Linz 2 (1905), 133 – 199, hier 181; Renate Neubert, Beziehungen zwischen dem Stift Mondsee und der Salzburger Benediktiner-Universität, phil.Diss. Wien 1967, 86 - 95 Franz Buchinger, Eberschwang, Ried 1984, 122; Das Grabmal Kleinsorgs ist abgebildet bei: Franz Buchinger, Die stille Botschaft der Pfarrkirche Eberschwang, Ried 2000, 37;
Grabstein von Pater Raphael Kleinsorg
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Langwallner-Marterl
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Kapelen und Marterl Anton Achleitner
Ist es der richtige Weg? Wenn nicht, so kehre um!
Kapellen und Marterl sind Ausdruck der Volksfrömmigkeit. Sie laden den Pilger oder den Wanderer zu einer kurzen Rast und zur Besinnung ein. Kehre ein bei dir selbst! Bedenke, welchen Weg du gehst!
Dem, der die Kapelle, das Marterl oder den Bildstock errichtet hat, und dem, der es erhält und pflegt, schenkt es Zuversicht, spendet es täglich die Gewissheit, dass er nicht in Versuchung kommt, den rechten Weg zu verlassen.
Lindenbauer-Kapelle
Wolfbauern-Marterl
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Brandst채tter-Kapelle
Ramsauer-Kapelle
Schaber-Kapelle
Hubertus-Kapelle
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Seidl-Kapelle
Seidl-Kapelle, innen
Handl-Kapelle
Lechnerberg-Marterl
Motiv des Lechnerberg-Marterls
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Innenansicht der Sagerermüller-Kapelle
Sagerermüller-Kapelle
Glocke der früheren Kapelle
Franz Neuhofer mit der wieder »aufgetauchten« Glocke
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Die Sagerermüler-Kapele johann wiesinger Die Sagerermüller-Kapelle war und ist gewissermaßen die Kirche der Haslauer. Erbaut wurde sie 1813 als kleine Kapelle, 1845 wurde sie erweitert und als kleine Kirche gestaltet, die mehr als 50 Personen Platz bot. Im November 1849 ersuchte der damalige Pfarrer Wiener das bischöfliche Ordinariat um Benediktionserlaubnis, in der Kapelle Messen lesen zu dürfen, um den Haslauern den weiten Weg in die Kirche nach Zell am Moos zu ersparen. Diese Erlaubnis, einmal im Oktober eines jeden Jahres eine Hl. Messe lesen zu dürfen, wurde im Oktober 1870 erteilt, allerdings durfte nur einmal im Jahr eine Messe gelesen werden, um die Einheit der Pfarre nicht zu gefährden (siehe Beitrag von Dr. Strobl über die Pfarre Zell am Moos). 1921 wurde die Kapelle mit dem für damalige Verhältnisse ausgesprochen hohen Betrag von 30.000 Kronen von der Familie Neuhofer vollständig renoviert. Bei dem schrecklichen Hochwasser am 8. Juni 1945, unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Kapelle weggerissen, nur der Altar und ein Teil der Mauern ist stehen geblieben. Auch der Turm mit den Glocken wurde vom Hochwasser zerstört und weggeschwemmt. Franz und Christiana Neuhofer haben schließlich beschlos-
sen, diese Kapelle wieder aufzubauen. Das war allerdings am alten Standort nicht mehr möglich, da dieser in das Werksgelände der Firma integriert war. Familie Brandner, Wirtsleute in Entachern, haben ein für den neuen Standort bestens geeignetes Grundstück auf einem Hügel zur Verfügung gestellt. Am 21. August 1987 wurde die neue Kapelle geweiht. Eine besondere Begebenheit über die ehemalige Neuhofer Kapelle, die mir Franz Neuhofer unter großer Rührung erzählt hat, soll nicht unerwähnt bleiben. Wie schon erläutert, wurden bei dem schrecklichen Hochwasser auch die Glocken weggeschwemmt. Nun hat Franz Neuhofer vor etwas mehr als einem Jahr neben seinem Betriebsgelände Schotter aus der Vöckla gebaggert und diesen in den Wald gefahren, um den Weg besser befahrbar zu machen. Mit dem Radlader hat er den Schotter verteilt und die Straße befestigt. Zum Schluss hat er mit der Schaufel des Radladers mehrere Male den neuen Weg geebnet. Dabei sah er im hellen Sonnenlicht im Schotter plötzlich etwas ganz besonders hell glänzen. Als er zu dieser Stelle hinging, entdeckte Franz Neuhofer eine Glocke der früheren Neuhofer Kapelle, völlig unversehrt und vollständig erhalten. Neu aufpoliert nimmt die wieder gefundene Glocke nun im Hause Neuhofer einen besonderen Platz ein.
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Der Pfarrgemeinderat
Der Pfarrgemeinderat von 2002 bis 2007
Anton Achleitner Der Pfarrgemeinderat (PGR) trägt als Leitungsgremium Verantwortung für das Leben und die Entwicklung in der Pfarrgemeinde. Zusammen mit dem Pfarrer gestalten 13 gewählte und 2 berufene (Leiterin der KFB und Kindergartenleiterin) Frauen und Männer das Pfarrleben. Für die verschiedenen Aufgaben und Bereiche sind vom PGR 4 Fachausschüsse eingesetzt: Finanzausschuss (früher Pfarrkirchenrat) Dem Finanzausschuss obliegt die gesetzliche Vertretung und die Finanzverwaltung der Pfarre. Er ist zuständig für die Finanzgebarung, das Bauwesen, sowie alle wirtschaftlichen und rechtlichen Angelegenheiten der Pfarre. In den letzten Jahren waren die Hauptaufgaben der Bau des neuen Pfarrsaales und die Renovierung der Kirchenorgel. Die Instandhaltung der Gebäude und der verschiedenen Einrichtungen und Besitzungen brauchen auch in Zukunft einen umsichtigen und aktiven Finanzausschuss. Liturgiekreis Hauptanliegen des Liturgiekreises ist die Gestaltung der Hl. Messe bei besonderen Anlässen (z.B.: Erntedank, Ad-
vent, Fastenzeit, Maiandacht). Mit ausgewählten Texten und Liedern sollen die Gottesdienste und Andachten für die Pfarrbevölkerung noch besinnlicher und erbaulicher werden. Eine weitere Aufgabe des Liturgiekreises ist die Einteilung der 22 Lektoren. Caritasausschuss Die Hauptaufgabe des Caritasausschusses ist die Organisation der jährliche Haussammlung. Diese wird von den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates durchgeführt, wobei pro Ortschaft ein PGR-Mitglied verantwortlich ist. Die gesammelten Spenden werden an die Caritas weitergegeben, 10 % der Gesamtsumme können für örtliche Projekte verwendet werden. Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit Das Wirken der Kirche in der Öffentlichkeit ist heute eine unverzichtbare Aufgabe. Mit der Herausgabe des Pfarrblattes 4 bis 6 mal im Jahr wird der Bevölkerung das aktuelle Pfarrgeschehen nahe gebracht. Neben dem Pfarrblatt werden vom Redeaktionsteam auch Leserreisen organisiert, die von vielen immer sehr gerne angenommen werden.
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Die Messner und Messnerinnen
Die Katholische Frauenbewegung (KFB)
Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit helfen die Messner und Messnerinnen bei der Vorbereitung der Gottesdienste. Sie sind zuständig für die Bereitstellung von »Brot und Wein«, für das Entzünden der Kerzen an den Altären, für die Beheizung der Kirche im Winter und das Einschalten der Innenbeleuchtung der Kirche. Durch das Läuten mit den Kirchenglocken sorgen die Messner dafür, dass jeder weiß, dass die Hl. Messe beginnt. Für das Zu- und Aufsperren der Kirchentüren sorgt seit vielen Jahren Kathi Führer.
Die KFB bietet Frauen eine Gemeinschaft und ermutigt sie, sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren und Mitverantwortung zu tragen. Seit 1959 besteht in Zell am Moos eine KFB. Mitgliederstand 2007: 89 Ihre bisherigen Leiterinnen waren: 1959 – 1970 1970 – 1995 seit 1995
Maria Spielberger Fanni Rindberger Marianne Lettner
Die Hauptveranstaltungen der KFB sind die allseits beliebten Floh- und Bastelmärkte im Advent und vor Ostern. Die Einnahmen dieser Märkte werden für karitative Projekte verwendet. Alljährlich wird eine Wallfahrt durchgeführt, beliebt ist auch die Faschingsveranstaltung im Pfarrsaal.
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Die Zelsis
Der Kiraenaor
Der Rhythmus-Chor Zellsis wurde 1997 von Elisabeth Stabauer und Daniela Eberl ins Leben gerufen, denen auch die organisatorische Leitung obliegt.
Jedes Jahr umrahmt unser Kirchenchor rund 15 Festgottesdienste sowie Hochzeiten, Begräbnisse und die Gottesdienste am Wochenende (Samstag Abend und Sonntag Vormittag) mit Orgelmusik und Gesang. Das Liederrepertoire reicht von mehreren lateinischen und deutschen Messen und von alter bis hin zu moderner Kirchenmusik.
1999 ist Mag. Karl Tatzreiter zum Chor gekommen, und seitdem ist er musikalischer Leiter. Er arrangiert Rhythmuslieder für Gottesdienste, abgestimmt auf den Chor und die Instrumentierung, bestehend aus 2 Gitarren, Bassgitarre, 2 Querflöten und einem Keyboard. Das Spezifische an der Gruppe Zellsis ist wohl, dass das Alter der 30 Mädchen und Frauen und eines Mannes zwischen 10 und über 50 Jahre liegt. Die Zellsis übernehmen neben der Gestaltung von Rhythmusmessen in unserer Kirche auch die musikalische Umrahmung bei einer Taufe oder Hochzeit.
Geleitet wird unser Kirchenchor seit vielen Jahren von Frau Ingrid Graspointner.
3 · kirche & religion
Kirae Zel am Moos – Maria Himmelfahrt Ivan Cirko Im Jahre 1107 wurde schon eine Kirche in Zell am Moos erwähnt. Das Kirchlein hieß »Cella beatae Mariae Virginis«, also Maria Zell. In der kleinen Pfarrgemeinde wirkten mehrere Seelsorger. Ich bin der Reihe nach der 22., der am 1. September 1991 nach Zell am Moos kam, mit gemischten Gefühlen, Erwartungen und Sorgen. Wie Sie wissen, bin ich immer noch da, und bemühe mich, meinen Pflichten als Seelsorger so gut wie möglich nachzukommen. Wir leben in einem kleinen Ort als Menschen: jung und alt, egozentrisch und den Nächsten liebend, treu und verführbar, unbeschwert und mit Sorgen, polternd und sensibel, gläubig und ungläubig. All das steckt in jedem von uns. Als solche sind wir Christen. Als solche sind wir Gemeinde, hier in Zell am Moos, und weil beides in uns steckt, Offenheit und Bitterkeit, Hoffnung und Resignation, deswegen müssen wir immer dem einen zum Durchbruch verhelfen und das andere bewältigen. Deshalb feiern wir Sonntag für Sonntag die Hl. Messe – Gemeinschaftsmahl - damit wir jung bleiben, die Sorgen vergehen, damit wir Den entdecken, der mit uns Menschen ist. Wir feiern, damit unsere Liebe wachse, unser Glaube gestärkt und unsere Hoffnung geweckt wird. Soweit wir die Sprache Jesu sprechen, sein befreiendes, erlösendes, tröstendes, rechtsprechendes und lebensweckendes Wort hören und annehmen, sind wir Gemeinde im Sinne Jesu Christi.
Wenn wir uns nicht verstehen, aneinander vorbei reden, so sind wir, wie es im Alten Testament über die Bewohner der Stadt Babylon heißt: »Ihre Worte waren verwirrt, sodass sie einander nicht verstanden«. Denkende Christen sind zusammen mit dem Priester verantwortlich für alles, was in der Gemeinde geschieht. Sie sind Gemeinde. Vorschriften und Paragraphen sind wichtig, aber die Liebe ist noch wichtiger, sie schließt niemanden aus. Es heißt mit Phantasie und Engagement zu erspüren, was Menschen bewegt - und verfügbar zu sein. Mitarbeit ist wichtiger als Mitgliedschaft, Aktivität ist wichtiger als Konsum. Die Theologie der Gemeinde ist nicht verbindlich - aber menschlich. Sie gibt Anstöße und ist deswegen auch für manche anstoßerregend. Die Gemeinde weiß um ihre Vorläufigkeit und Begrenztheit, aber auch um eine Zukunft, die ihre jetzige Gestalt wesenhaft überschreitet. Die Frage nach der Zukunft ist eng verknüpft mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Diese Frage steht am Horizont, an dem die Wirklichkeit Gottes aufleuchtet. Es ist der Güte und Weisheit Gottes zu verdanken, dass die Zukunft unbekannt ist und dass wir alle mitwirken dürfen an der Gestaltung unserer Zukunft. Eines müssen wir bedenken und beachten, wenn es um unsere Zukunft geht: Wahre Liebe wird nicht am Haben und Genießen-wollen gemessen. Ihr Kennzeichen ist die Größe des Verzeihens und der Bereitschaft des Verstehens und der Mut, Leid, Opfer und Enttäuschungen gemeinsam zu tragen. Nur so sind wir Gemeinschaft der Christen, Gemeinschaft der Glaubenden, die Berge versetzen können.
Pfarrer Ivan Cirko
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Kultur & Geselsaa8
Die Gesaiate des Saulwesens in Zel am Moos josef strobl Der Messner als Schulmeister Ursprünglich war – zumindest auf den Landpfarren – der Messner auch Lehrer (Schulmeister). Erst im Jahre 1870 wurde der Schuldienst vom Messnerdienst getrennt. Ab dem 15. Jahrhundert sind in den Akten folgende Messner von Zell am Moos namentlich belegt: Abt Konrad III. Schlüsselberger verlieh am 10. März 1403 »Alexen von Zell das dem Kloster Mondsee gehörige Zechamt samt dem Messnerhause etc. als Leibgeding … mit dem beschaiden, das er das pawlich innhaben sol … und sol uns dieselben Zechhue jährlich verraitten, als die kirchen dacz Zell davon beläwcht und gepessert werd.«1 Im Messnerhaus wurden auch die wenigen Kinder unterrichtet. Abt Simon Reuchlin verlieh am 12. März 1444 »Ekharten von prantstat und seiner hausfraw Anna auf ir paider leib und lebtag und mit lenger ein recht leibgeding auf unserem Messenamt zu Zell auf haws, hof, hofstat, gaertten, pewnten und wismat …2 Von 1602 bis 1619 ist Leonhard Lettner als Messner von Zell am Moos nachweisbar,3 im Jahre 1663 ist der Messner
Christoph Lettner verstorben. Wolfgang Mener und seine Frau Rosina scheinen in den Handschriften von 1680 bis 1722 auf.4) Laut »auszigl« erhielt der Messner in den Jahren 1719 bis 1723 4 Gulden 7 Kreuzer.5 Von 1723 bis 1735 ist Johann Georg Edtmayr als Messner nachweisbar. Da der »alte Messner Johann Georg Edtmayr von einer schweren Unbäßlichkeit angefochten worden, dass seines aufkhommens vinicher hoffnung nit mehr zu machen«, bewarben sich um die Messnerstelle in Zell am Moos bei Abt Bernhard Lidl (1723–1779) Thomas Meingast in Zell am Moos, Georg Rindtberger, Zimmergeselle des Stiftes Mondsee, und Martin Wilhelm, Steinmetz in Mondsee.6 Im Jahre 1748 ist von Simon Meingast ausschließlich als Messner die Rede. Im abverlangten Schulbericht an das bischöfliche Ordinariat in Passau vom September 1769 wird Simon Meingast auch als Schulmeister bezeichnet. Im Bericht heißt es: »An diesem waldicht- und bergichten Orte« Zell am Moos wird im Winter wegen Schnee und Kälte keine Schule gehalten. Im Sommer lehrt Simon Meingast »etwan 7 oder 8 Kinder gegen 2 Kreuzer wochentlichen Schulgelds. Mehrere zu schicken entschuldigt sich der bauer mit seiner Armuth.« Im Schulbericht von 1774 wird der gleiche Wortlaut wiederholt. Schulmeister ist Simon Meingast, der zugleich Mess-
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ner ist. Er unterrichtete 5 Buben und 3 Mädchen im Lesen, Schreiben und in der Christenlehr.7 Erster Schulhausbau 1780 Nach der von Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) am 6. Dezember 1774 erlassenen Allgemeinen Schulordnung sollten »Gemeine Deutsche oder Trivialschulen in allen kleineren Städten und Märkten und auf dem Lande wenigstens in allen Orten seyn, wo sich Pfarrkirchen oder davon entfernte Filialkirchen befinden« (§ 2). In diesem Sinne errichtete das Kloster Mondsee 1780 in Zell am Moos ein hölzernes Schulhaus. Dem Schulmeister Josef Meingast wurden, um sich gehörig einrichten zu können, 250 Gulden bewilligt.8 Am 13. Juli 1781 wurde Josef Meingast zum Lehrer in Zell am Moos ernannt. Dieser wurde 1759 in Zell am Moos geboren und erhielt 1780 das Gehilfen- und Lehrerzeugnis.9 Am 11. April 1785 ersuchte Josef Meingast um einen Gehaltszuschuss, da er mit seinem »dermaligen jährlichen Einkommen« von 48 Gulden 40 Kreuzer nicht leben könne. Sein Bittgesuch wurde vom Administrator des Stiftes befürwortet. Im Jahre 1788 besuchten 133 Kinder die Schule. Das jährliche Lehrereinkommen betrug 130 Gulden. Aus dem »Salario«
erhielt Josef Meingast 88 Gulden, an Schulgeld 32 Gulden, das Naturaleinkommen betrug in Geld 10 Gulden. Josef Meingast war auch »Vater« des Armeninstitutes, über das Pfarrer P. Raphael Kleinsorg die Aufsicht führte.10 Im Jahre 1791 hatte das Patronat und die Vogtei über die Schule die Herrschaft Mondsee inne. Als Schulaufseher fungierte Andreas Kölblinger. Es gab 44 schulfähige und 43 schulbesuchende Knaben, 29 schulfähige und 28 schulbesuchende Mädchen. Das Holzgeld wurde von der Rentkasse der Herrschaft Mondsee bezahlt. Die Bewohner hatten keinen Beitrag für die Schulbeheizung zu leisten. Bis zum Jahre 1799 betrug die Beitragsleistung für den Lehrer aus dem Religionsfonds 50 Gulden.11 1799 trat Josef Meingast in den dauernden Ruhestand. Aus der Kirchenkasse wurde ihm eine jährliche Pension von 48 Gulden bewilligt.12 Während der Zeit der interimistischen bayerischen Regierung gehörte der westliche Teil des Hausruckviertels von 1809 bis 1816 zur Erzdiözese Salzburg. Die Pfarrbezirke Mondsee, Oberhofen und Zell am Moos unterstanden dem Dekanate Thalgau.13 Am 16. Juni 1818 inspizierte Schuldistriktsaufseher Dechant Gotthard Wöhrl die Schule. Diese wurde »äußerst verwahrloset befunden«. Pfarrer Kaspar Schröder wurde beauftragt, »für den Religionsunterricht der Jugend thätigst
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zu wirken und die Pfarrprotokolle in Ordnung zu halten«. Dieser rechtfertigte sich am 6. Juli 1818 gegenüber dem bischöflichen Konsistorium in einem ausführlichen Schreiben. Schulfassion 1820 Patron: Landesfürstlicher Religionsfonds Vogtei: Herrschaftsgericht Mondsee Schullehrer: Joseph Meingast Zahl der schulfähigen Kinder: 121 Zahl der schulbesuchenden Kinder: 120 Von diesen sind 43 aus der Pfarre Mondsee. Folglich zählt die hiesige Pfarre nur 77 schulbesuchende Kinder. Arme Kinder werden unentgeltlich unterrichtet. Einkünfte des Schullehrers: 1. Schulgeld pro Kind jährlich 1 Gulden:
115 Gulden
2. Besoldung a. d. deutschen Schulfonds:
83 Gulden 20 Kreuzer
3. Schulstiftung:
—
4. Naturalien: 3 Metzen Weizen Wiener Maß à 2 Gul. 30 Kr.: 7 Gulden 30 Kreuzer 7 1/2 Metzen Korn à 1 Gulden 30 Kreuzer:
11 Gulden 15 Kreuzer
10 Metzen Hafer à 45 Kreuzer: Summe:
7 Gulden 30 Kreuzer 26 Gulden 15 Kreuzer
Messnergenuss: 1. von der Kirche:
16 Gulden 40 Kreuzer
2. von der Stol:
25 Gulden
Summe:
41 Gulden 40 Kreuzer
Summe der jährlichen Einkünfte:
266 Gulden 15 Kreuzer
Hievon kommen auf Schulsäuberung, Kirchen-, Wäschereinigung, Messneraushilfe etc.:
– 20 Gulden
Nach Abzug der reinen Einkünfte verbleibt die Summe von: 246 Gulden 15 Kreuzer
Zell am Moos den 30. July 1820 Joseph Meingast, Schullehrer Videt Pfarrer Videt Herrschaft Mondsee am 4. August 1820.14
Am 31. Jänner 1821 wurde der Sohn von Joseph Meingast, Franz Meingast, als Schulgehilfe angestellt, nachdem er an der Haupt-Normalschule in Linz den Kandidatenlehrkurs erfolgreich absolviert hatte. Schuldistriktsaufseher Dechant Gotthard Wöhrl begründete diese Maßnahme damit, dass »sein Vater schon sechzig und drei Jahre alt, schwach an Fähigkeiten, besonders in der Sprachlehre ist. Der junge Mann kann sich daselbst bei der vorzüglichen Geschicklichkeit und dem unermüdlichen Fleiße des dortigen Herrn Pfarrers Kaspar Schröder im Schulfache ausbilden. In dieser Hinsicht ist ein Schulgehülf an der Schule zu Zell am Moos wo nicht allerdings nöthig, doch gewiss sehr nützlich.«15 Am 15. Oktober 1835 wurde Joseph Meingast die kleine goldene Ehrenmedaille mit Band verliehen. In der Begründung heißt es, »dass dieser würdige bereits 76 Jahre alte Lehrer, der schon durch 54 Jahre auf seinem dermaligen Posten, nach allseitiger Versicherung eifrig und thätig wirkt, und auch stets durch seinen Wandel und seine Religiosität sich allgemeine Ansehung erwarb, eines solchen Anerkenntnisses seiner Verdienste im vollen Maße würdig sey.«16 Am 22. Juli 1837 wurde ihm auf die Dauer seiner Unfähigkeit als Lehrer ein Gehilfengehalt von 55 Gulden bewilligt.17 Das bischöfliche Konsistorium in Linz überreichte am 24. April 1840 der kk Landesregierung das Gesuch vom Schullehrer Joseph Meingast, den Schuldienst zu Zell am Moos seinem Enkel Michael Meingast abtreten zu dürfen, was von der vorgesetzten Behörde unterstützt wurde. Dieser Bitte wurde am 21. September 1840 entsprochen. Am 24. Juni 1840 hat Joseph Meingast seinen Schuldienst an Michael Meingast abgetreten.18 Reichsfürst von Wrede wies 1840 und 1847 100 Gulden für die fleißigsten und bedürftigsten Kinder der Schulen Loibichl, Mondsee, Oberhofen, Oberwang und Zell am Moos aus den herrschaftlichen Renten an.19 Schullehrer Michael Meingast trat am 31. Oktober 1849 mit einem Bittgesuch an die hochlöbliche kk Landesregierung heran, infolge seines schlechten Gesundheitszustandes einen Gehilfen anstellen zu dürfen, dem auch ein Gehilfengehalt bezahlt werden sollte.
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Pfarrer Franz Wiener befürwortete das Gesuch, dem von der Behörde entsprochen wurde. Es wurde Gottfried Bayer eingestellt; dieser wurde 1830 zu Humwald in Böhmen geboren. Von 1848 bis 26. Mai 1849 diente er bei der Pfarrschule Schönau in Böhmen. Am 28. Mai 1849 trat er seinen Posten in Zell am Moos an. Aus Anlass dieser Veränderung regte Dechant Josef Strigl, Kanonikus des Stiftes Mattsee und Aufseher des Schuldistriktes Frankenmarkt an, dass in Zukunft »die Anstellung und Versetzung der Lehrgehilfen von einer Schule zur anderen von der hochwürdigsten bischöflichen Schulen-Oberaufsicht ausgehen« möge.20 Am 13. Februar 1850 wurde Michael Meingast eine Krankenkostenaushilfe von 50 Gulden bewilligt. Am 22. April 1850 ist er um 4 Uhr früh nach Empfang der Sterbesakramente gestorben. Er hinterließ eine Frau und drei Kinder. Als Provisor wurde am 23. April Gottfried Bayer bestellt, obwohl er die nach § 296 der politischen Schulverfassung vorgeschriebene Lehrerprüfung noch nicht abgelegt hatte und aus Mangel an vorgeschriebenem Alter auch nicht ablegen konnte. Schuldistriktsaufseher Josef Buchner, Pfarrer in Vöcklamarkt, begründete die Bestellung mit dem vorherrschenden Lehrermangel. Um den mit 2. Mai 1850 ausgeschriebenen Schul- und Messnerdienst zu Zell am Moos bewarben sich 10 Kompetenten. Das bischöfliche Konsistorium nahm eine Reihung vor und bestellte am 21. September Mathias Lepschy, Lehrergehilfe in Vöcklamarkt (geb. 1830) zum Schul- und Messnerdienst.21 Das früher aus Holz bestandene Schulgebäude wurde im Jahre 1853 nach bestehendem Plane aus Ziegeln und Steinen »neu und solid« errichtet. Der Religionsfonds als Patron hat dazu 1161 Gulden 52 Kreuzer beigesteuert. Die übrige Baulast hat die Gemeinde getragen. Das Bauholz wurde zum übrigen Stockzins vom Salinenforstärar geliefert. Im Jahre 1860 gab es 72 schulpflichtige Kinder, 34 Knaben und 38 Mädchen
Einschulung und Einpfarrung von Ortschaften Franz Czech hat am 28. August 1860 die Pfarre Zell am Moos übernommen. Am 2. Juli 1861 richtete er folgendes Schreiben an das bischöfliche Konsistorium in Linz: »Von der Pfarrkirche Zell am Moos hat man kaum eine halbe Viertelstunde zur Pfarre, so fängt schon die Pfarrgemeinde Mondsee an. Von der Pfarrkirche Zell aber bis zur Pfarrkirche Mondsee hat man 1 1/4 Stunden zu gehen. Aus diesem Grunde soll man seit vielen Jahren die mehr an der Pfarrschule Zell wohnenden Kinder der Pfarre Mondsee nach Zell zur Schule geschickt haben. Im verflossenen Semester haben 72 Wochenschüler von Zell, 62 Wochenschüler von Mondsee, 6 von der Pfarre Oberhofen und 28 Sonntagsschüler von Mondsee die Pfarrschule Zell besucht. Im laufenden Semester besuchen 76 Wochenschüler von Zell, 62 Wochenschüler von Mondsee, 4 von der Pfarre Oberhofen nebst gegen 20 Sonntagsschüler von Mondsee die hierortige Pfarrschule. Allein alle diese Wochen- und Sonntagsschüler von Mondsee und Oberhofen sind nach Zell weder eingepfarrt noch eingeschult. Und so wie die Pfarrschule Zell von fremden Schulkindern überfüllt ist, ebenso überfüllt ist die Pfarrschule Zell von den benachbarten Mondseer Eingepfarrten. Die geistliche Lokalschulaufsicht hält dieses Schulverhältnis und die Willkürlichkeiten für unerlaubt, legt dies zur hohen Kenntnis vor mit dem wahrhaften Bemerken, dass die an sich beschwerliche Pfarre Zell durch solche Verhältnisse noch mehr erschwert erscheint und viel Geduld und viel Arbeit braucht und erfordert.« In dieser Angelegenheit gab Albert Edler von Pflügl, Pfarrer in St. Georgen i. A. und Bezirksschulaufseher des Schulbezirkes Frankenmarkt, seine Stellungnahme am 30.7.1861 ab. »Die Pfarre Zell hat allerdings das Unangenehme, dass Kirche und Pfarrhof so ziemlich am westlichen Ende derselben gelegen sind, während sich die Häuser in bergansteigender Lage bis zu einer Entfernung von 1 1/2 Stunden in östlicher Richtung ausbreiten. Von Süden her greift die Mutterpfarre Mondsee bis auf eine Nähe von 10 Minuten und vis à vis von Zell in westlicher
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Plan für das neue Schulgebäude
Richtung längs des Zeller Sees hin an dessen jenseitigem Ufer weit aus. Die in genannten Richtungen gelegenen Häuser, welche nach Mondsee eingepfarrt sind, liegen der Pfarre Zell freilich weit näher, von selber von 1/4 bis höchstens 3/4 Stunde weit entfernt, während sie von Mondsee ein Raum von 1 1/2 bis 1 Stunde Entfernung trennt. Daher kommt es, dass von jeher die zu den besagten Häusern gehörigen Kinder die Schule zu Zell besuchen, und dieses auf Grund der örtlichen Lage, den Bestimmungen des § 343 der politischen Schulverfassung entsprechend, von den Schuldistriktsaufsichten jederzeit gestattet worden ist. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, dass durchschnittlich jede der zwei Klassen der Wochenschule 70 Schüler zählet, so wie es auch zweifellos beim Gottesdienste zu Zell Andächtige von der Pfarre Mondsee geben wird. Denn es wird nicht viele Schulen der Diözese geben, welche nicht aus örtlichen Gründen Kinder aus fremden Pfarren
besuchen, und es wäre eine gänzlich unausführbare Sache, diesem Gebrauche gänzlich Einhalt tun zu wollen. Es ist fast lächerlich, wenn der Herr Pfarrer über die ›Ungesetzlichkeit‹, ›Willkürlichkeit‹ und ›Übergehung der Lokalschulaufsicht‹ und Beschwerlichkeit seines pfarrlichen Amtes Klage führt. An keinem Orte führt man die schulpflichtigen Kinder zuerst dem Herrn Pfarrer vor. Es versteht sich von selbst, dass dem Schullehrer von Zell für den Unterricht der Kinder das Schulgeld bezahlt wird. Ein Recht zur Klage hätte nur der Schullehrer zu Mondsee, der durch das Ausbleiben der besagten Kinder verkürzt wird. Der Beaufsichtigung des Schulbesuches der Kinder steht kein Hindernis entgegen, da das exekutierende Gericht Mondsee in allen angezogenen Pfarren dasselbe ist. Endlich dürfte bei Fleiß und Eifer des Katecheten auch dem Religionsunterrichte kein wesentlicher Eintrag geschehen.
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Plan für das neue Schulgebäude
Den Klagen des Herrn Pfarrers scheint der Wunsch nach Einpfarrung und Einschulung der besprochenen Ortschaften zu Grunde zu liegen. Ob aber dadurch sein ›beschwerliches‹ Pastoralamt über kaum 700 Seelen erleichtert würde, steht sehr in Frage. Allerdings hätte die Einpfarrung manches für sich, und es dürfte dieser Gegenstand bei einer einstmaligen Neubesetzung der Pfarre Mondsee in Verhandlung genommen werden. Der in Ehrfurcht Gefertigte hat jedoch Grund zur Besorgnis, dass hiebei die Bevölkerung ernsthaften Widerstand leisten dürfte. Endlich ist das Schulzimmer in dem ganz neu erbauten Schulhause zu Zell geräumig genug, um eine Anzahl von 70 bis 80 Kindern leicht fassen zu können. Das schon von Seite des früheren Herrn Pfarrers die Anordnung getroffen wurde, dass nur in den dringensten Fällen der seelsorgliche Beistand von Zell bei den zur Pfarre
Mondsee gehörigen Häusern, weche Zell näher gelegen sind, erbeten wird, was kaum in je zwei Jahren einmal der Fall sein dürfte, so reduzierten sich alle in der Beschwerdeschrift angeführten Unbequemlichkeiten eigentlich auf nichts, und es kann dem Herrn Pfarrer Czech bei einiger Liebe zu seinem Beruf kaum glaublich so mühevoll werden, eine Pfarre von höchstens 700 Katholiken zu pastorieren.« Das bischöfliche Konsistorium sah sich bei den gegenwärtigen Zeitverhältnissen auch nicht in der Lage, dem Wunsch des Pfarrers von Zell am Moos um Einpfarrung und Einschulung mehrerer Ortschaften von Mondsee nach Zell am Moos zu entsprechen (Linz, 3. September 1861).22 Nach der Schulstatistik vom Jahre 1865 gehörten zum Schulsprengel eine eingeschulte Ortschaft und vier nicht eingeschulte Ortschaften. Die Schule mit Halbtagsunterricht bestand aus 2 Klassen mit 6 Abteilungen sowie einer Wiederholungsklasse. Die
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Schule besuchten 32 Knaben und 38 Mädchen. Dazu kamen aus nicht eingeschulten Ortschaften 20 Knaben und 33 Mädchen. Das Einkommen des Lehrers Mathias Lepschy aus dem Schuldienst betrug 172 Gulden. Die Naturalien wurden mit 42 Gulden berechnet. Die Grundbestiftung umfasste 1/2 Joch.23 Schule I. Kategorie Im Jahre 1870 wurde die Seelenzahl der Pfarre mit 1021 angegeben. Gemäß § 74 des Gesetzes vom 23. Jänner 1870 wurde der Schuldienst zu Zell am Moos in die unterste Kategorie Klasse I mit einem Jahreseinkommen von 600 Gulden eingestuft. An Schulgeld bezog Mathias Lepschy vom 1. Jänner bis 31. Mai 1870 48 Gulden.24
kommen gesorgt ist. Ein hochwürdigstes Ordinariat wolle daher den Genannten als Messner in provisorischer Weise genehmigen. Reinigen und Auskehren der Kirche, sowie Reinigen und Ausbessern der Kirchenwäsche, Zutragen des zu weihenden Wassers wird, solange hier kein verehelichter Messner besteht, vom weiblichen Pfarrhofpersonal besorgt. Zur hohen Einsicht des hiesigen Messnerdiensterträgnisses liegt die Fassion aus der letzteren Dienstveränderung bei, welche jedoch für die Gegenwart dahin sich geändert hat: a) An Naturalien dasselbe Quantum wie in beiliegender Fassion, nämlich 3 Metzen Weizen, 3 Viertl 3/8 Maßl, 7 Metzen 1 Viertl 2 1/2 Maßl Korn, 9 Metzen 3 Viertl Hafer. b) Jahresgehalt aus dem Kirchenvermögen (wie nach Eingabe vom 28. Juli l. J. anzuhoffen ist): 20 Gulden c) An Stolgebühren etc.: 10 Gulden Summe: 30 Gulden ÖW
Schullehrer Mathias Lepschy erklärte am 4. Mai 1870, dass er gemäß hohen Erlasses vom 28. Mai 1870 den Messnerdienst bis 31. Mai 1870 zurücklegen werde. Pfarrer Ignaz Mayr erstattete am 29. Juli 1870 dem hochwürdigsten bischöflichen Konsistorium folgende Mitteilung: »Laut beiliegender Resignation wurde vom hiesigen Herrn Schullehrer bis Ende Mai l. J. der Messnerdienst gekündet. Was die Besetzung des hiesigen Messnerdienstes anbelangt, so konnte in Folge der beschränkten Örtlichkeit und des geringen Erträgnisses wegen nicht leicht ein passendes Individuum gefunden werden. Da ferners in loco dermalen keine geeignete Wohnung für einen Messner vorfindig ist und ein Messner von dem Einkommen nicht bestehen könnte, da ferners der Pfarrhof das der Kirche nächstgelegene Haus ist, so hat der gehorsamst gefertigte Pfarrer einen 17 1/4jährigen Burschen, ordentlich und streng sittlich, Ignaz Mayr, welcher des Lesens und Schreibens genügend kundig ist, sich eingestellt, der bereits durch 4 Wochen den Messnerdienst in ganz ordentlicher Weise versieht, und in freier Zeit zur Bewirtschaftung der Pfarrhof Ökonomie verwendet wird, wodurch für dessen anständiges Aus-
Vermögensverwaltung Zell am Moos, 29. Juli 1870, Ignaz Mayr, Pfarrer, Mühlberger Patronatscommissär, Josef Schweighofer, Georg Prem. Zechpröbste« Das bischöfliche Konsistorium bestätigte am 12. August 1870 die Bestellung.25 Der seit 1870 amtierende Ortsschulratsobmann Mathias Sulzberger ersuchte am 28. Jänner 1872 um Enthebung von dieser Funktion: »Es ist seit circa einem Jahr in meiner körperlichen und geistigen Natur nicht nur eine Abnahme der Kräfte, sondern vielmehr, was eigentlich bedenklicher ist, eine lähmende Schwäche meiner Sehkraft eingetreten, welche von verheerender Wirkung auf meine vorgerückten Jahre drückt und mir, meiner Familie und meiner Selbsterhaltung jedwede Schonung zum Gebote macht. Nachdem ich auch bereits das 62. Lebensjahr überschritten habe und somit auch das Gesetz meine Enthebung begründet, bitte ich hiemit in Anbetracht dieser faktischen Verhältnisse um Enthebung von der Obmannstelle des Ortsschulrates der Pfarrschule Zell am Moos.«
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Am 10. März 1872 wurde Anton Six zum Ortsschulratsobmann bestellt. Nach der Inspektion der Schule am 17. Mai 1872 durch den Landesschulinspektor Prof. Johann Aprent, einem vertrauten Freund Adalbert Stifters, wurde Mathias Lepschy, »der noch im kräftigsten Mannesalter steht«, eine scharfe Rüge erteilt wegen entschiedener Nachlässigkeit in der Gestaltung des Unterrichtes, Einhaltung der Unterrichtsdauer sowie Führung der Amtsschriften. Im Wiederholungsfalle wurde ihm die Versetzung auf einen Unterlehrerposten angedroht. Nach einer neuerlichen Inspektion am 20. Oktober 1872 beschränkte sich Inspektor Johann Aprent auf folgenden Bericht: »Ich fand am 20. Oktober die Schüler ziemlich vollzählig und den Unterrichtserfolg, wenngleich noch immer sehr unbefriedigend, doch im Ganzen etwas besser. Am meisten zurückgeblieben sind wie natürlich die Schüler der oberen Abteilung, da hier die Summe der früheren Vernachlässigungen eine größere ist und diese nicht in einigen Monaten gut gemacht werden können. Demnach lesen die Kinder durchschnittlich ohne Verständnis, schreiben höchst fehlerhaft und sind im Rechnen schwerfällig und unbeholfen. Besser steht es um die untere Abteilung (Nachmittagsschule), wo der Lehrer eine ziemliche Gewandheit in der Fragestellung und ein verständiges Eingehen auf den Gesichtskreis der Kinder an den Tag legte. Didaktische Unzukömmlichkeiten, wie z. B. das heimliche Einsagen der Antwort vom Lehrer, wurden demselben verwiesen, die Aneignung der Schreiblesemethode und des Rechnens mit Dezimalbrüchen erneut aufgetragen. Linz am 18. Dezember 1872.« Mit Beschluss des Ortsschulrates vom 23. Mai 1872 wurde der vorgeschriebene Unterricht für die Schüler des 8. Schuljahres auf Sonntag von 12 bis 14 Uhr festgelegt.26 Der Leiter der Schule, Oberlehrer Mathias Lepschy, ist wegen anhaltendem Gichtleiden zur Erteilung des Turnunterrichtes ungeeignet.
Das Schuljahr 1874/75 begann an Volksschulen ohne Mittelschule (Expositur) am 1. September 1874 und endete am 15. Juli 1875 mit dem Beginn der Ernteferien. Aus dem Inspektionsbericht des Jahres 1877/78 geht hervor, dass der zur Nutznießung für den Lehrer bestimmte Garten auch als Schulgarten Verwendung fand. Oberlehrer Mathias Lepschy blieb in seinen Leistungen im Vergleich zu anderen Lehrern »auffallend zurück«. Nachdem er im Inspektionsbericht 1879/80 als »ganz unbrauchbar« qualifiziert wurde, hat er um Pensionierung angesucht.27 Der Ortsschulrat Zell am Moos richtete am 23. Oktober 1870 an die kk Bezirkshauptmannschaft bzw. an den Bezirksschulrat Vöcklabruck folgendes Schreiben: »Die Schule Zell am Moos besuchen 145 Schüler, wovon 51 an auswärtigen Gemeinden gehören, was für die Schule Zell am Moos eine wahre Schulplage ist. Der Ort (Dorf) Zell am Moos liegt an der äußersten Gränze der Gemeinde, wo sich auch das Schulhaus befindet. Südlich von Zell dehnt sich die Gemeinde Tiefgraben mit ihren an Zell angrenzenden Ortschaften Hof und Guggenberg aus, wovon aus der letzteren Ortschaft schon mehrere Häuser kaum keine 5 Minuten oder 1/2 Viertl oder eine ganze Viertl Stunde vom Dorf Zell entfernt sind. Sollte jedoch dem wohldortigen Bezirksschulrat ein Einschulen gewisser Häuser der obgenannten Ortschaften von der Gemeinde Tiefgraben zu der Schulgemeinde Zell bedenklich sein, so erlaubt sich der gefertigte Ortsschulrat nochmals die Bitte zu stellen, es möge mit dieser bedachten Einschulung wie möglich schonend vorgegangen werden, d. h. es mögen so wenig als möglich von jenen Ortschaften der Gemeinde Tiefgraben an die Schulgemeinde Zell angethan werden.« Der kk Bezirksschulrat Vöcklabruck forderte am 21. Dezember 1870 den Ortsschulrat Mondsee und den Ortsschulrat Oberhofen zur Stellungnahme auf. Am 22. Juni 1871 hat der kk Bezirksschulrat Vöcklabruck hinsichtlich der Einschulungen aus Mondsee nach Zell am Moos bzw. von Zell am Moos nach Oberhofen folgende Entscheidung dekretiert:
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»Der Bezirksschulrat hat die Ausschulung der Häuser Nr. 27 bis Nr. 69 der Ortschaft Hof, Gemeinde Tiefgraben, dann des Hauses Nr. 14 der Ortschaft Guggenberg aus der Schule Mondsee und die Einschulung derselben in die Schule Zell am Moos genehmigt. Es haben demnach künftighin die Schulkinder aus den genanntnen Häusern die Schule in Zell am Moos zu besuchen, das Schulgeld und die Schulumlage ist an den Ortsschulrat nach Zell am Moos zu entrichten. Die Ausschulung der Häuser Nr. 22 und 24 in Steinbach und Nr. 26 und 28 in Schweibern der Schule Oberhofen und die Einschulung derselben in die Schule Zell am Moos wird nicht genehmigt. Die Besitzer haben ihre Kinder, welche bisher die Schule in Zell am Moos besucht haben, nach Oberhofen zur Schule zu schicken. Das Schulgeld und die Schulumlage sind an den Ortsschulrat nach Oberhofen zu entrichten.« Gegen diese Entscheidung brachte am 18. Juli 1871 der Ortsschulrat Zell am Moos seinen Protest ein: »Der Ortsschulrath wünscht, dass von dem herabgelangten Erlasse vom 22. Juni 1871 Z ad 3178 und 3730 der bestimmten Einschulung abgegangen werden möchte, und nach nachstehender Gränzlinie die Einschulung in die Schulgemeinde Zell am Moos geschehen möchte. Es wird aus genügend bestätigtem Grund dieser Wunsch laut, dass das hiesige Schulhaus, wie die gegenwärtige Schülerzahl beweist, die Überzahl der Schüler den Raum entsprechend überfüllt, und so der Unterricht nicht gehörig ja mit der größten Mühe des Lehrers nur störend ertheilt werden kann, und daher für jedes schulbesuchende Kind der Unterricht fruchtlos ist.« Um die bestehenden Differenzen zu beseitigen, wurde vom kk Bezirksschulrat Vöcklabruck am 25. Mai 1873 in Mondsee eine gemeinsame Sitzung des Ortsschulrates Mondsee mit dem Ortsschulrat Zell am Moos anberaumt. Dabei wurde folgender einstimmiger Beschluss gefasst: »Der Ortsschulrat Zell am Moos gestattet denjenigen Kindern aus den Ortschaften Hof und Guggenberg, welche bereits früher die Schule zu Zell am Moos besuchten oder daselbst am 1. Mai d. J. neu eingetreten sind, den ferneren Besuch der Schule Zell, jedoch nur in so lange, bis über das vorliegende Gesuch entschieden sein wird. Da die Bittstel-
ler zur Schule Zell eingeschult zu werden wünschen, was für dieselben allerdings vortheilhafter wäre, aber bei der Schule Zell nur ein Lehrzimmer vorhanden ist, so kann von Seite des Ortsschulrates Zell die Einwilligung zu dieser Einschulung gegeben werden, wenn die Gesuchsteller auf ihre eigenen Kosten bei der Schule Zell ein zweites Lehrzimmer herstellen lassen, da in dem vorhandenen Lehrzimmer die Kinder aus dem eigenen Schulbezirke kaum unterbracht werden können. Der Ortsschulrat Mondsee erhebt gegen die nachgesuchte Einschulung zur Schule Zell keine Einwendung, da die genannten Hausbesitzer bisher ihre Kinder in die Schule Zell schickten.«28 Mit Sitzungsbeschluss des O.Ö. Landesschulrates vom 28. Dezember 1880 wurde Mathias Lepschy nach einer anrechenbaren Dienstzeit von 32 Jahren mit einem jährlichen Ruhegenuss von 562 Gulden 50 Kreuzer in den bleibenden Ruhestand versetzt.29 Die Lehrerstelle in Zell am Moos wurde mit Josef Bauer, Lehrer in Henndorf, besetzt. Josef Bauer wurde 1852 zu Wallern in Böhmen geboren und legte 1877 in Salzburg die Lehramtsprüfung ab. Der Ortsschulrat wurde beauftragt, bis zum Eintreffen von Josef Bauer für die Reinigung und Heizung der Schule zu sorgen, die Winterfenster anzubringen, ein Barometer und Thermometer zu besorgen sowie bezüglich der Baulichkeiten für die Errichtung eines zweiten Klassenzimmers sich zu äußern. Bis zum Eintreffen Josef Bauers übernahm Friedrich Glas, Unterlehrer in Mondsee, die provisorische Leitung der Schule. Leopold Wiesinger legte 1882 sein Amt als Ortsschulaufseher zurück. An seiner Stelle wurde Johann Pöckl, Bauer in Zell am Moos Nr. 115, bestellt.30 Im Schuljahr 1882/83 betrug die Schülerzahl der einklassigen Volksschule einschließlich der Schüler des 8. Jahrganges 188. Angeschafft wurde eine Karte der öst. ungar. Monarchie, eine Zeichentafel, ein Bücher- und Setzkasten. Landwirtschaftslehre wurde nach dem Lesebuch unterrichtet.
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Aus dem Jahreshauptbericht des Schulbezirkes Vöcklabruck geht hervor, dass der Schulbesuch in den oberen Klassen schlechter geworden war. An allen Schulen, an denen die Schulbesuchserleichterung nach dem hohen Ministerialerlasse vom 14. Februar 1883 eingeführt worden war, zeigte sich eine ausgesprochene Renitenz der Eltern, die Schüler des 8. Schuljahres an einem halben Wochentage zur Schule zu schicken. Der Unterrichtsgegenstand weibliche Handarbeit wurde an den Schulen Abtsdorf, Attersee, Loibichl und Zell am Moos eingeführt. Eine Erweiterung der Schule Zell am Moos mit 194 schulbesuchenden Kindern war dringend notwendig. Im Jahresbericht 1884/85 wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dem verkürzten Unterricht für die Schüler des 7. und 8. Schuljahres alle Aufmerksamkeit zu schenken ist.31 Die ganz oder teilweise eingeschulten Ortsgemeinden Zell am Moos, Oberhofen und Tiefgraben suchten 1884 um Schulbesuchserleichterungen an: 1. Beibehaltung des Halbtagsunterrichtes 2. Zweistündiger Unterricht an Sonntagen samt Christenlehre und ein dreistündiger Unterricht an einem Halbtag in der Woche für die 7. und 8. Schulstufe. Mit Sitzungsbeschluss des Bezirksschulrates Vöcklabruck vom 19. April 1884 wurde dem Ortsschulrat Zell am Moos mitgeteilt: »Es wären die beantragten Erleichterungen für das 7. und 8. Schuljahr zu bewilligen, jedoch hätten dieselben erst dann zur Geltung zu gelangen, wenn die Schule in Zell am Moos zu einer zweiklassigen Schule erweitert und daselbst der Ganztagsunterricht eingeführt ist.« Am 13. Oktober 1884 wurde eine Remuneration für den Handarbeitsunterricht zugesichert.32 Der Ortsschulrat Zell am Moos ersuchte in seiner Sitzung am 1. Oktober 1884 den Bezirksschulrat Vöcklabruck, »im heurigen Jahr« vom Schulerweiterungsbau Abstand zu nehmen, »da die Gemeinde durch den Hagelschlag, wel-
cher im Sommer die Feldfrüchte total vernichtete, nicht in der Lage ist, denselben zur Ausführung zu bringen und ersucht um gnädigen Aufschub für späterhin«. Hinsichtlich der Errichtung eines Schulgartens ist der Ortsschulrat nicht in der Lage, denselben zur Ausführung zu bringen. Ebenso ersuchte der Ortsschulrat am 24. Oktober 1886 um Aufschub des Erweiterungsbaues, da die Gemeinde seit zwei Jahren »durch Sturm, Hagelschlag und Abschwemmung empfindlich betroffen wurde.« In der Sitzung am 25. Oktober 1887 beschloss der Bezirksschulrat Vöcklabruck »principiell« die Erweiterung der einklassigen Volksschule in Zell am Moos und brachte beim Landesschulrat folgenden Antrag ein: »Im Nachstehenden berichtet der Bezirksschulrat ergebenst, dass in der Sitzung des kk Bezirksschulrates vom 25. Oktober 1887 einstimmig der Beschluss gefasst wurde, beim hohen kk Landesschulrat den Antrag auf Erweiterung der einklassigen Schule in Zell am Moos zu einer zweiklassigen einzubringen, nachdem an der genannten Schule, an welcher der Halbtagsunterricht eingeführt ist, die Schülerzahl im Schuljahr 1885/86 138, 1886/87 126, 1887/88 138, somit in drei aufeinanderfolgenden Jahren durchschnittlich die Zahl der Schulkinder 134 war und sonach nach § 11 der Reichsvolksschulgesetznovelle vom 2. Mai 1883 eine zweite Lehrkraft erforderlich ist.« Der Landesschulrat beauftragte am 1. Dezember 1887 den Bezirksschulrat Vöcklabruck, bezüglich der Erweiterung der einklassigen Volksschule Zell am Moos zu einer zweiklassigen »mit dem Ortsschulrat von Zell am Moos die nöthigen Verhandlungen einzuleiten, denselben zur Einbringung eines entsprechenden Projektes aufzufordern und hierüber sodann unter Vorlage des betreffenden Planes und eines Planes über den gegenwärtigen Bestand des Schulhauses in Zell am Moos bis 20. Jänner 1888 anher Bericht zu erstatten.« In seiner Eingabe an den Bezirksschulrat Vöcklabruck vom 1. Jänner 1888 erklärte der Ortsschulrat, mit dem Baumeister in Mondsee hinsichtlich eines Planes für den Zu- oder Umbau des Schulhauses Kontakt aufnehmen zu wollen.
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Gleichzeitig ließ der Ortsschulrat deutlich erkennen, dass er einen Zu- oder Umbau des Schulhauses nicht ernsthaft ins Auge gefasst hat. Der Ortsschulrat schlug hingegen einen Schulhausbau in Kasten oder Bach vor. Ortsschulratsobmann Johann Achleitner und Gemeindevorsteher Franz Bahn beantragen am 9. Dezember 1888 neuerdings die Ausschulung der Häuser von Guggenberg, Hof und Leiter aus dem Schulsprengel Zell am Moos, da in jüngster Zeit die eingeschulten Hausbesitzer verlauten ließen: »Bevor wir den Zellern Schulhaus bauen helfen, lassen wir uns wieder ausschulen«. Der Landesschulrat in Linz erteilte am 29. Jänner 1889 dem Bezirksschulrat Vöcklabruck folgende Aufträge: Der kk Bezirksschulrat wird aufgefordert, ein Verzeichnis der aus der Gemeinde Tiefgraben nach Zell am Moos eingeschulten Häuser vorzulegen, in welchem auf Grund genauer Erhebung bei jedem Hause die Entfernung desselben von der Schule in Mondsee und von jener in Zell am Moos in Kilometer so wie der Zahl der schulbesuchenden Kinder anzugeben ist. Ein gleiches Verzeichnis ist bezüglich der aus der Gemeinde Oberhofen nach Zell am Moos eingeschulten Häuser der Ortschaft Leiter unter Angabe der Entfernung dieser Häuser von der Schule in Oberhofen und von jener in Zell am Moos sowie der Zahl der schulbesuchenden Kinder aus diesen Häusern anzufertigen und vorzulegen. Inzwischen ist mit dem weiteren Vorgange wegen Erweiterung der Schule in Zell am Moos innezuhalten. Weiters wird dem kk Bezirksschulrat eine unmittelbare an den kk Landesschulrat gelangte Eingabe der Gemeindevorstehung und des Ortsschulrates Zell am Moos vom 14. Dezember 1888 Zl 340 in der gleichen Angelegenheit übersendet.« Einer Beilage zum Protokoll der Ortsschulratssitzung vom 18. April 1889 ist zu entnehmen, dass der entschiedene Widerstand gegen eine Schulerweiterung nach wie vor ungebrochen war.33 Mit 1. Oktober 1886 wurde Maria Ebster, Stieftochter von Schullehrer Josef Bauer, als Handarbeitslehrerin bestellt.
Um die Lehrerstelle in Zell am Moos bewarben sich Hermann Neuner, Ludwig Holzinger, Ernst Atzlberger und Josef Fechter. Im Schuljahr 1888/89 wurde als Lehrmittel Hermanns Anschauungsunterricht angeschafft und die Südostwand des Schulhauses getäfelt. Drei taubstumme, aber bildungsfähige Kinder besuchten die Schule: Elisabeth Eder, geboren am 26. November 1877 und Theresia Eder, geboren am 20. April 1879. Vater Andreas Eder, Bauer, wurde über die Aufnahmebedingungen in die Landestaubstummenanstalt in Linz unterrichtet. Josef Gaderer, geboren am 18. Juli 1883, sollte nach Angabe seines Vater im nächsten Jahr in die Landestaubstummenanstalt nach Linz kommen. Am 29. Mai 1890 wurde die Schule durch Bezirksschulinspektor Julius Timmel inspiziert. Der Inspektionsbericht fiel befriedigend aus.34 Mit 31. Jänner 1888 wurde Hermann Neuner, Schulleiter in Jenbach im Bezirk Schwaz in Tirol, zum Lehrer in Zell am Moos mit einem Jahresgehalt von 600 Gulden bestellt. Er übernahm auch den Chordienst. Neuner wurde 1857 in Vomp in Tirol geboren, erwarb 1876 die Lehrbefähigung für Volks- und Bürgerschulen und legte am 16. Oktober 1878 die Lehrbefähigungs- und Religionsprüfung ab. Sein Eifer und seine Pünktlichkeit in der Erfüllung seiner Pflichten wurden von der Schulaufsicht lobend hervorgehoben. Am 29. Dezember 1891 wurde er zum Lehrer an der Volksschule in Atzbach ernannt.35 Zum provisorischen Lehrer in Zell am Moos wurde der Unterlehrer Josef Wielferth bestellt. Er hat seinen Dienst am 31. Jänner 1892 angetreten.36 Nach der Volkszählung vom 31. Dezember 1891 gab es in der Gemeinde Zell am Moos 136 Häuser mit 691 Bewohnern.37
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Schulerweiterung in Zell am Moos oder Schulneubau in Kasten oder Haslau Der Ortsschulrat Zell am Moos trat am 31. März 1891 hinsichtlich Schulerweiterung in Zell am Moos bzw. Schulneubau in Kasten mit einer weiteren Eingabe an den Bezirksschulrat Vöcklabruck heran: »Zur Beantwortung der Zuschrift vom 18. März 1889 Zl 72 Sch wird hiemit bekannt gemacht, dass aus der Gemeinde Tiefgraben, Pfarre Mondsee, die Schule in Zell vormittags 24 Kinder, nachmittags 16 Kinder und den verkürzten Unterricht 15 Kinder, zusammen also 55 Kinder besuchen. Von diesen 55 Kindern haben nur die Kinder von 3 Häusern aus der Gemeinde Tiefgraben näher nach Zell am Moos als nach Kasten, alle übrigen jedoch beiweiten näher nach Kasten als nach Zell am Moos. Bei der Ortschaft Hof, aus der sehr viele Kinder sind, ist der Weg um 1/2 Stunde näher nach Kasten als nach Zell am Moos, denn um nach Zell am Moos zu kommen, müssen die Kinder zuerst den Ort Kasten passieren. Würde also eine einklassige Schule in Kasten erbaut werden, womit die Hausbesitzer aus Tiefgraben durch ihre eigene Unterschrift einverstanden sind, so würden die meisten Kinder näher zur Schule haben.« Am 20. Juni 1891 fand in Kasten eine kommissionelle Verhandlung hinsichtlich der Errichtung einer Schule in Kasten statt. Die Vertreter der Gemeinde Tiefgraben und alle Interessenten der Ortschaften Hof und Guggenberg sprachen sich gegen die Errichtung einer eigenen Schule in Bach oder Kasten aus und schlugen statt dessen die Errichtung einer Schule im leerstehenden Gemeindehaus in Roith-Haslau Nr. 106a vor. Die Vertreter des Ortsschulrates Mondsee stimmten ebenfalls gegen die Errichtung einer Schule in Kasten, »weil 1. die gesetzlichen Bedingungen dafür nicht vorhanden sind, 2. durch die Ausschulung einerseits die Lasten der verbleibenden Eingeschulten erhöht, andererseits die Gefahr der
Herabminderung der Schule Mondsee auf eine dreiklassige herbeigeführt werden könnte, 3. die Ertheilung des Religionsunterrichtes in Kasten nach Aussage des Hochw. Herrn Dechants und Pfarrers von Mondsee geradezu unmöglich ist, da die Geistlichkeit heute schon ohnedies in 3 Schulen mit 9 Klassen den Religionsunterricht zu ertheilen hat.« Um die Schulerweiterung und die Einführung des ganztägigen Unterrichtes in Zell am Moos zu verhindern, plädierten schließlich auch die Vertreter der Gemeinde und des Ortsschulrates Zell am Moos für die Errichtung einer Schule in Roith-Haslau Nr. 106a. Bei dem anschließend an die kommissionelle Verhandlung vorgenommenen Lokalaugenschein in Roith-Haslau wurde festgestellt, dass das Gemeindehaus Nr. 106a den Anforderungen des § 2 des Erlasses des Landesschulrates vom 16. Februar 1877 vollkommen entspricht. Der Ortsschulrat Zell am Moos beschloss am 24. Juni 1891, in der Ortschaft Haslau im Gemeindehaus Nr. 106a eine Filialschule zu errichten, in dessen Umgebung die Gemeinde Zell am Moos 45 Hausnummern hat und von der Ortschaft Leiter, Gemeinde Oberhofen, ebenfalls 16 Hausnummern hinzukommen. Pfarrer Josef Zöchbauer opponierte in einem Brief an den kk Bezirksschulrat Vöcklabruck gegen den Beschluss des Ortsschulrates: »Der Gefertigte erlaubt sich auf den Beschluss der Ortsschulratssitzung ddo 24. Juni 1891 in Zell am Moos bekannt zu geben, warum er dieser so wichtigen Sitzung nicht beigewohnt und in Folge dessen das Protokoll nicht unterfertigen konnte. Ursache hiezu ist der Schulbau in der Haslau, dem der Gefertigte nie und nimmer zustimmen kann. Die Pfarrgemeinde Zell am Moos besitzt ja ein großes, geräumiges Schulhaus, das für 100 von Jahren niemals überfüllt sein wird. Dass wegen der eingeschulten Kinder aus der Pfarre Mondsee die Schule erweitert werden soll, ist daher nicht notwendig. Soll gebaut werden, so fordert es die Gerechtigkeit, dass die Gemeinde Guggenberg baut und zwar in Kasten, wie hinlänglich dargethan wurde. In
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Kasten kommt die richtige Schülerzahl zur Erbauung einer Schule zusammen, in Haslau eben nicht, denn niemand kann die Häuser von Harpoint und Breitenau nach Haslau einschulen, da die Kinder zur Winterszeit absolut nicht die Schule in Haslau besuchen können, und ebensowenig werden die Eltern die Kinder nach Haslau schicken, da die Kinder nach Zell am Moos näher als nach Haslau haben und überdies hier in Zell am Moos die Kirche besuchen können, was bei heutiger Zeit, wo die Jugend ohnehin der Verwilderung nahe ist, sehr zu berücksichtigen ist. Ein weiterer Umstand, warum der Gefertigte dem Schaulbau in der Haslau niemals seine Zustimmung geben kann, ist der Religionsunterricht, ein bedeutender Faktor in der Erziehung der Jugend. In Zell am Moos ist nur ein Seelsorger. Wie wäre es dem möglich, ohne seine anderen Pflichten zu vernachlässigen, wöchentlich zweimal mehr als einen halben Tag in Folge Ertheilung des Religionsunterrichtes nach Haslau zu gehen. Der Seelsorger müsste schon längstens um 9 Uhr von Zell am Moos fortgehen, um um 10 Uhr in der Haslau einzutreffen, dort hält er bis 11 Uhr Unterricht, dann soll er essen, aber wo? Und dann soll er weiter Schule halten. Das ist durchaus nicht zu verlangen, zumal wenn man die Beschwerlichkeit des Weges kennt. Es müsste, da der Weg unfahrbar ist, ein Reservepriester immer in Zell am Moos sein. Wird dagegen die Schule in Kasten gebaut, so kann ein Priester aus Mondsee, da deren drei sind, den Religionsunterricht besorgen, oder wenn diese absolut nicht könnten auch der Pfarrer in Zell am Moos, da der Gang nach Kasten nur ein Spaziergang ist gegen den Gang nach Haslau. Weiters, wenn man schon die Ausbildung der Kinder im Auge hat, könnte auch in Kasten der weibliche Handarbeitsunterricht durch ein und dieselbe Arbeitslehrerin besorgt werden. Das sind die Gründe, warum der Gefertigte dem Schulbau in der Haslau nicht zustimmen kann. Endlich ersucht der Gefertigte, er möge von der Stelle eines Ortsschulinspektors enthoben werden, da er bei den wichtigsten Dingen in Angelegenheiten der Schule, wie z. B. zur Kommission in Kasten, nicht beigezogen wurde.«
Die Gemeindevorstehung Zell am Moos beschloss am 28. Juni 1891 einstimmig den Bau einer neuen Schule in der Ortschaft Haslau. Der Ortsschulrat nahm in der Eingabe an den Bezirksschulrat Vöcklabruck vom 18. Juli 1891 Stellung zu den Äußerungen Pfarrer Zöchbauers: 1. Der gefertigte Ortsschulrat hat die Häuser von der Ortschaft Breitenau, welche als uneinschulbar vom Herrn Pfarrer Josef Zöchbauer dem wohllöblichen kk Bezirksschulrat in Vöcklabruck angezeigt wurden, zum Schulbesuch nach Haslau ohnedies eingerechnet, weil wir von den nähergelegenen Häusern die entsprechende Schülerzahl zusammen bringen. 2. Herr Pfarrer Josef Zöchbauer müsse den Weg von Harpoint nach Haslau gar nicht kennen, wenn er behaupten wolle, dass derselbe im Winter absolut nicht passierbar wäre, indem die Gemeindeverbindungsstraße Zell am Moos – Frankenmarkt mit einer Abzweigungsstraße Harpoint – Mondsee verbunden ist, und diese Straße auch im Winter von Bloch-, Bretter- und Scheiterfahrenden stark gebraucht wird, welche sämmtliche bei dem Haus Nr. 106 vorbeifahren müssen, daher die Einwendung des Herrn Pfarrers Josef Zöchbauer als eine unbegründete betrachtet werden könne, und dies noch um so mehr, wenn man die beiden Wegstrecken Harpoint – Zell am Moos und Harpoint – Haslau hinsichtlich ihrer Länge und Steigung und Instandhaltung vergleichen wollte. 3. Der gefertigte Ortsschulrat bedauert, wenn er die Eingabe des Herrn Pfarrers Zöchbauer richtig versteht, dass sich derselbe einer so kühnen Lüge bedient, um als Seelsorger einer Wohlthat sich entgegenzustellen, die seiner Pfarre von seinen hochverehrten Herrn Vorgesetzten zu Theil wurde, indem er angibt, er habe das Protokoll der Ortsschulratssitzung vom 24. Juni nicht unterfertigen können, weil er außer den bereits oben widerlegten Hauptgründen auch zur Kommission in Angelegenheit der Schule nach Kasten nicht eingeladen wurde. Soweit es dem gefertigten Ortsschulrat möglich war, ist dies gewiss entsprechend geschehen. Der unterfertigte Obmann des Ortsschulrates von Zell am Moos ist mit der Zuschrift des wohllöblichen kk Bezirks-
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schulrates in Vöcklabruck vom 6. Juni l.J. Zl 756 sofort zum Herrn Pfarrer Zöchbauer gegangen und hat denselben zur Theilnahme an der Commission resp. Untersuchung durch die Commission eingeladen. Weiters hat der gefertigte Obmann des Ortsschulrates Zell am Moos dem Herrn Pfarrer als Ortsschulinspektor auch die Postkarte von dem wohllöblichen kk Bezirksschulrat Vöcklabruck, dass die Kommission um eine Woche später erst zu erwarten sei, überbringen lassen. Und endlich hat der Obmann des Ortsschulrates Johann Achleitner und der Gemeindevorstand Franz Ziegler am Tag der Kommission den Herrn Pfarrer Josef Zöchbauer im Pfarrhofe selbst abgeholt, wobei sich aber dieser entschuldigte, dass er krank sei und daher nach Kasten nicht mitgehen könne. Auch erlaubt sich der gefertigte Ortsschulrat über die Angabe des Pfarrers Josef Zöchbauer, dass der Weg von Zell am Moos nach Haslau nur für einen rüstigen Priester regelmäßig wöchentlich zweimal passierbar ist, zu bemerken: Wenn der Weg für Herrn Pfarrer Josef Zöchbauer, einen Mann von etwa 50 Jahren, zu schwer ist, wie könne man nun glauben, dass Kinder von 6, 7 oder 8 Jahren diesen Weg, den sie täglich zweimal zu gehen haben, ohne Nachtheil an ihrer Gesundheit oder an ihrer körperlichen Entwicklung zu erleiden, so viele Jahre hindurch machen werden. Viele Kinder müssen um mehr als 1 km noch weiter gehen, was im Verzeichnisse nachgewiesen werden kann. Aus diesem wäre also zu entnehmen, dass Herr Pfarrer Zöchbauer den allgemeinen Wünschen der Gemeinde Zell am Moos mit Rücksicht auf seine Bequemlichkeit ungerecht entgegen wirkt, was einem wohllöblichen kk Bezirksschulrat in Vöcklabruck gehorsamst unterbreitet wird. Johann Achleitner, Obmann« Johann Auer, Maurermeister in Mondsee, gab am 5. August 1891 »Vorausmaß und Kostenrechnung« der notwendigen Adaptierungen am Haus 106a in Haslau zu einem Schulhaus mit 4370 Gulden 94 Kreuzer an.38
Josef Bayer, Lehrer in St. Georgen am Filmannsbach, wurde am 13. Mai 1892 zum Lehrer in Zell am Moos mit einem Jahresgehalt von 600 Gulden bestellt. Josef Bayer wurde 1863 in St. Georgen i. A. geboren und legte am 9. Oktober 1884 in Salzburg die Lehrer- und Religionsprüfung ab. Als Handarbeitslehrerin kam nach Zell am Moos Karoline Schmidt-Geißinger. Schmidt-Geißinger wurde 1841 in Linz geboren und erwarb 1880 das Lehrbefähigungszeugnis für Volks- und Bürgerschulen.39 Lehrer Josef Bayer wurde am 23. Juni 1895 zum Lehrer in St. Peter am Hart ernannt. Der Bezirksschulrat Vöcklabruck beabsichtigte, den Lehrer in Unterach, Bernhard Koller, »aus Dienstesrücksichten« nach Zell am Moos zu versetzen. Der Landesschulrat empfahl, die Stellungnahme des Ortsschulrates Zell am Moos einzuholen und sich über das Einkommen des Organistendienstes zu erkundigen. Der Ortsschulrat erklärte am 31. August 1895, mit der Versetzung Bernhard Kollers nach Zell am Moos nicht einverstanden zu sein, »da bei der Nähe der Orte Unterach und Zell manches Ungünstige über diesen Herrn Lehrer hieher gedrungen ist.« Da nach Einschätzung des Landesausschusses vom 7. September 1895 »die Spannung im Verkehr zwischen Herrn Pfarrer Anton Schinagl in Unterach und Lehrer Bernhard Koller derart fortbesteht, dass ein längeres Verweilen des Letzteren auf seinem gegenwärtigen Posten nur zum Nachtheile für die Schule gereichen würde«, wurde Bernhard Koller am 2. Oktober 1895 zum Lehrer in Zell am Moos bestellt. Am 23. Oktober hat er seinen Schuldienst angetreten. Bernhard Koller wurde 1865 in Zell am Pettenfirst geboren. Von 1877 bis 1880 absolierte er 3 Klassen der Staatsrealschule in Linz, 1880 bis 1884 4 Jahrgänge der Lehrerbildungsanstalt in Linz, am 27. September 1884 erhielt er das Reifezeugnis und am 25. November 1886 das Lehrbefähigungszeugnis. Vom 28. November 1884 bis 15. Juli 1885 war er Aushilfslehrer in Mining, vom 16. Juli 1885 bis 30. April 1888 wirkte er als Unterlehrer in Maria Schmolln und vom 1. Mai 1888 bis
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31. Mai 1889 als solcher in Frankenburg. Vom 1. Juni 1889 bis 22. Oktober 1895 war er Lehrer in Unterach. 40 Im Schuljahr 1892/93 wurden eine Schultafel, eine Wandtafel und 16 Bände für die Schülerbibliothek angeschafft. Die Schule besuchten 112 Alltagsschüler, 12 überschritten das Maximum. Im Schuljahr 1893/94 betrug die Schülerzahl 159, 76 Knaben und 83 Mädchen, 2 Knaben und 3 Mädchen kamen aus einem fremden Schulsprengel, 1 Knabe besuchte eine Privatschule. Eine Arreststrafe von einer Stunde wurde für unentschuldigtes Fernbleiben von der Schule verhängt. Im 7. Schuljahr wurden 15 Schülern und im 8. Schuljahr 16 Schülern Schulerleichterungen gewährt. Im Schuljahr 1894/95 besuchten 112 Alltagsschüler die Schule, 12 überschritten das Maximum. Anschaffungen: 10 Tierbilder von Jansky, eine Wandtafel der vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler, eine graphische Darstellung der Entwicklung Österreich–Ungarns von Schmid, 20 Bände für die Schülerbibliothek. Am 20. Juni 1895 wurde die Schule inspiziert. Der Inspektionsbefund fiel »sehr befriedigend« aus. 41 Am 24. Februar 1895 ersuchte der Ortsschulrat den kk Bezirksschulrat Vöcklabruck um Sistierung des Schulerweiterungsbaues und um diesbezügliche Verwendung beim kk Landesschulrat. Den Antrag des Ortsschulrates Zell am Moos vom 21. Juli 1895 um Rückschulung mehrerer Häuser von Hof und Guggenberg nach Mondsee lehnten der Ortsschulrat Mondsee und der Bezirksschulrat Vöcklabruck ab.42 Der Inspektionsbericht von Bezirksschulinspektor Johann Rauch vom 16. Oktober 1897 hat folgenden Wortlaut: »Besucht wurden beide Unterrichtsgruppen. Lehrer Bernhard Koller hält wieder recht gute Zucht und Ordnung in der Schule. Er bemüht sich, stets alle Kinder zum Mitarbeiten heranzuziehen und erzielt bei unverkennbarem Fleiße und correctem Lehrerverhalten befriedigende Unterrichtserfolge.
Seit 14 Tagen erleidet der Schulbesuch durch Keuchhusten bei den Kindern erhebliche Einbuße. So fehlten am Inspektionstage in der Untergruppe von 53 Schülern 19, in der Obergruppe von 64 Schülern 18. Die Reinlichkeit des Lehrzimmers befriedigte, nur ist der Fußboden schon recht schlecht. Die Untergruppe enthält in der 1. Abteilung 14 Knaben und 12 Mädchen, in der 2. Abteilung 12 Knaben und 15 Mädchen, also insgesamt 53 Schüler. Von diesen gehen in der 1. Abteilung 7 Schüler länger als 1 Jahr, und in der 2. Abteilung 12 Schüler länger als 2 Jahre. Die Schülerzahl der Obergruppe betrug in der 1. Abteilung 17 Knaben und 10 Mädchen, zusammen 27 Schüler, in der 2. Abteilung 12 Knaben und 25 Mädchen, zusammen 37 Schüler. Im Schulgarten hat Lehrer Koller einen Bienenstand mit 3 Stöcken. Mit einer Baumschule wurde der Anfang gemacht. Die Amtsschriften sind in Ordnung. Bezüglich der Schulerweiterung sprach ich mit Pfarrer Dobler und dem Ortsschulinspektor Hinterauer. Die Bevölkerung, sagen sie, wäre nicht so sehr gegen den Schulbau, wenn nur der Halbtagsunterricht für beide Classen zugesichert würde.« Kommissionelle Verhandlung hinsichtlich Schulhauserweiterung in Zell am Moos Der kk Bezirksschulrat Vöcklabruck hatte für 30. November 1897 eine kommissionelle Verhandlung in Zell am Moos hinsichtlich der Schulhauserweiterung anberaumt. Vertreter waren Bezirkshauptmann Dr. Weeser, Bezirksarzt Dr. Löcker, Bezirksschulinspektor Johann Rauch, Baumeister Franz Aichinger, Lehrer Bernhard Koller, Gemeindevertreter von Zell am Moos, Oberhofen und Tiefgraben sowie die Mitglieder des Ortsschulrates Zell am Moos. Die Gemeindevertreter äußerten den Wunsch, »dass erst im Verlaufe von 3 Jahren die Schulerweiterung in Zell am
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Moos in Angriff genommen und nach und nach ein Baufonds gesammelt werde.« Am 21. Dezember 1897 erstattete der Bezirksschulrat Vöcklabruck Bericht an den kk Landesschulrat in Linz mit folgender Empfehlung: »Was jedoch das im Commissionsprotokolle vom 30. November l. J. enthaltene Ersuchen der Ortsschulratsmitglieder von Zell am Moos sowie der Gemeindevertreter von Zell, Tiefgraben und Oberhofen betrifft, dass erst nach Verlauf von 3 Jahren die Schulerweiterung in Zell am Moos in Angriff genommen und nach Ablauf dieser Zeit nach und nach ein Baufonds gesammelt werde, wenn dies die Verhältnisse ermöglichen würden, so ging der kk Bezirksschulrat auf eine so weitgehende Zusage, die einem ablehnenden Verhalten völlig gleich kommt, nicht ein, zumal bekannt ist, wie die Interessenten schon seit Jahren die wiederholte aufgetragene Ausführung der Schulerweiterung in Zell am Moos mit allen Mitteln zu verhindern suchen. Bei der Bezirkslehrerkonferenz in Vöcklabruck am 9. Juli 1898 wurde bekannt gegeben, dass die Pläne zu den notwendigen Bauführungen der besonders übervölkerten einklassigen Schulen in Weißenkirchen, Oberwang und Zell am Moos bereits genehmigt sind. An diesen Schulorten ist auch für die Sammlung eines Baufonds gesorgt. 43 Dem kk Bezirksschulrat Vöcklabruck wurde vom kk Landesschulrat »nachdrücklichst empfohlen, die wenig willfährigen Ortsschulräthe in Desselbrunn, Ungenach und Zell am Moos auf die ihnen im Sinne des Schulaufsichtsgesetzes obliegenden Pflichten bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu verweisen.« 44 Der kk Bezirksschulrat Vöcklabruck teilte am 23. Februar 1902 dem Ortsschulrat Zell am Moos mit, »dass für das Schuljahr 1901/02 eine Ausweisung der Kinder aus dem Schulsprengel Mondsee, welche die Erlaubnis zum Besuche der Schule in Zell am Moos erhielten, selbstverständlich nicht stattzufinden hat, dass aber für das Schuljahr 1902/03 und weiterhin bis zum Zeitpunkte der entsprechenden Vergrößerung der dortigen Schule eine Aufnahme von Kindern aus fremden Schulsprengeln zu unterbleiben bzw. so weit zu beschränken sei, dass eine Überschreitung
der für den Raum des dortigen Lehrzimmers zulässigen Zahl von 44 Schülern weder in der Ober- noch in der Untergruppe herbeigeführt werde.« 45 Oberbezirksarzt Dr. Löcker legte am 4. September 1902 dem kk Bezirksschulrat Vöcklabruck folgenden Bericht über den Zustand des Schulzimmers vor: »Bei der am 2. d. Mts. vorgenommenen Inspektion der Schule in Zell am Moos hatte der Gefertigte Gelegenheit, sich persönlich zu überzeugen, dass in dem Schulzimmer 80 Schüler anwesend waren, und dass, trotzdem alle Fenster, zum Theile wenigstens, geöffnet waren, eine muffige, schlechte Luft im Schulzimmer wahrnehmbar war. Das betreffende Schulzimmer besitzt eine Länge von 9.06 m und eine Breite von 5.82 m und hat somit eine Bodenfläche von 52.73 m2, was bei Zugrundelegung von 0.9 m 2 pro Kind einem Fassungsraum für 59 Kinder entspricht. Zieht man die Höhe des Schulzimmers, welche 3.14 m beträgt, mit in Betracht, so ergibt sich ein Luftraum von 165.57 m3, was, bei Normierung von 3–7 m3 Rauminhalt für 1 Kind, einem Fassungsraum für rund nur 45 Kinder gleichkommt. Aus dieser Darlegung geht unzweifelhaft hervor, dass das Schulzimmer weder seiner Bodenfläche nach, noch in Rücksicht auf den vorhandenen Luftraum der Anzahl von 80 Schülern entspricht und dass die Beschaffenheit dieses Schulzimmers die Bedingungen des Erlasses des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 9. Juni 1873 Z 4816 keineswegs erfüllt. Da bei diesen ungenügenden Raumverhältnissen des Schulzimmers die Gesundheit der diese Schule besuchenden Kinder einer ständigen Gefahr ausgesetzt ist, so erscheint die Erweiterung der Schule Zell am Moos dringend nothwendig.« 46 Zur Beseitigung der »mieslichen« Schulzustände überlegte der Ortsschulrat, die 2. Klasse im Hause des Herrn Hinterauer unterzubringen und die Lehrerwohnung außerhalb des Schulhauses zu verlegen. 47
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Antrag auf Errichtung einer Schule in Haslau Mit Schreiben vom 5. Juni 1903 brachte der Bezirksschulrat Vöcklabruck beim kk Landesschulrat in Linz den Antrag auf Errichtung einer Schule in Haslau ein. Das Ministerium für Kultus und Unterricht ordnete am 9. Dezember 1903 eine Lokalkommission in Haslau an. Diese Kommission fand am 9. Februar 1904 statt. Dabei wurde an den Landesschulrat in Linz folgender Antrag gestellt: »Der kk Landesschulrat beschließe bei dem Umstande als nach dem fünfjährigen Durchschnitte der abgelaufenen Schuljahre 1899/1900–1903/04 und der im Umkreise einer Stunde liegenden, über 4 km von ihrer dermaligen Pflichtschule Zell am Moos und Oberhofen und unter 4 km von dem für den Schulhausbau in Aussicht genommenen Bauplatz auf Parzelle 1408 Ortsgemeinde Zell am Moos liegenden Ortschaften und Häuser Entersgraben, Harpoint, Oberlechnermühle, Mühle im Graben, Bergbauer, Heissing, Bastling, Oberholz, Badlhof, Schlatt, Gollau, Sagerermühle, Entachern, Oltau, Schwalghof, Sag Lenz, Krammer in Oltau, Steinbach, Schweibern, Scheibern, Haslbauer und Schneiding 40 4/5 Kinder die erwähnten Pflichtschulen besuchen gemäß § 1 des O.Ö. Schulerrichtungsgesetzes die Errichtung einer neuen einklassigen Schule in Haslau und die Instruierung einer Lehrerstelle I. Klasse nach Durchführung dieser Schulerrichtung zu genehmigen. Der kk Bezirksschulrat wird beauftragt, den Bauplatz und den neuen Schulsprengel zu genehmigen. Der Ortsschulrat Zell am Moos hat ehetunlichst ein Projekt für die Errichtung der neuen Schule in Haslau zur Genehmigung hieher vorzulegen. Was die Genehmigung der provisorischen Unterbringung dieser Schule bis zur Durchführung des Schulhausneubaues im Hause Nr. 131 in Harpoint betrifft, so ist eine Planskizze der für diese Unterbringung in Aussicht genommenen Lokalitäten hieher vorzulegen. Von der Erweiterung der einklassigen Schule mit Halbtagsunterricht in Zell am Moos wird bis nach der Durchführung der Schulerrichtung in Haslau abgesehen und es hat der Bezirksschulrat nach Eröffnung dieser Schule unter Vorlage eines bezüglichen Schulkinderverzeichnisses hieher zu
berichten, ob die Erweiterung der Schule in Zell am Moos gesetzlich noch erforderlich ist.« Der O.Ö. Landesschulrat hat am 20. Mai 1904 die Errichtung der einklassigen Volksschule in Haslau beschlossen. Die Schuleröffnung erfolgte am 1. Juni 1905. Als provisorischer Lehrer I. Klasse wurde Leo Scheichl, Lehrer II. Klasse in St. Georgen i. A., bestellt. 48 Der Ortsschulrat Zell am Moos trat am 16. Februar 1904 an den Bezirksschulrat Vöcklabruck mit der Bitte heran, dieser möge aus Gerechtigkeitsgründen veranlassen, dass die Gemeinde Tiefgraben zur Zahlung der Schulumlage für die in der Gemeinde Tiefgraben liegenden ärarischen Forste nach Zell am Moos verpflichtet werde. Der Bezirksschulrat Vöcklabruck teilte am 26. Februar 1904 dem Ortsschulrat Zell am Moos mit, »dass der kk Bezirksschulrat zur gewünschten Entscheidung nicht kompetent und auch der Ortsschulrat zur Überreichung des Ansuchens nicht befugt ist, da die mit der Schulumlage verbundenen Geschäfte in den Wirkungskreis der Gemeindevorstehung und nicht des Ortsschulrates gehören. Die provisorische Handarbeitslehrerin Amalie Koller wurde am 6. Jänner 1905 zur Handarbeitslehrerin in Zell am Moos ernannt. Für ihren ganzjährigen Unterricht in wöchentlich 5 1/2 Stunden wurde ihr eine Remuneration von 176 Kronen zuerkannt. Am 14. Februar 1905 wurde sie in den Schuldienst eingeführt. 49 Auf Grund von Zwistigkeiten bei der Neuwahl des Ortsschulrates, bei der kein Mitglied aus dem Schulsprengel Haslau in den Ortsschulrat Zell am Moos gewählt wurde, legte Mathias Achleitner nach sechsjähriger Tätigkeit die Obmannstelle zurück. Im Schuljahr 1906/07 besuchten 141 Schüler die Schule Zell am Moos. Davon entfielen auf die Obergruppe 49, auf die Untergruppe 56, auf den verkürzten Unterricht 36 Schüler. Der von den nach Zell am Moos eingeschulten Parteien aus der Gemeinde Tiefgraben zu entrichtende Gesamtsteuerbetrag betrug jährlich rund 3100 Kronen. Die sechsprozentige Schulumlage kam auf 186 Kronen.50
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Vom Jahre 1908 bis zum Jahre 1912 kam es zu einem heftigen Streit der Gemeinde Zell am Moos mit der Gemeinde Tiefgraben über die Höhe der von der Gemeinde Tiefgraben zu leistenden Schulumlage.51 Die Gemeinde und der Ortsschulrat Zell am Moos ersuchten am 28. Februar 1907 den kk Bezirksschulrat Vöcklabruck um Eintragung des Schulhauses als Eigentum der Gemeinde Zell am Moos im Grundbuch. Der kk Bezirksschulrat gab am 21. März 1907 dazu jedoch eine negative Erklärung ab: Im Jahre 1909 betrug die Schülerzahl der Schule Zell am Moos 164. Davon entfielen auf die Gemeinde Zell am Moos 105 Schüler, auf die Ortschaft Guggenberg 30 und auf die Ortschaft Hof 29 Schüler. Die Gemeindevertretung Tiefgraben trat am 17. Februar 1908 sowie am 13. April 1909 an den Bezirksschulrat Vöcklabruck mit der Bitte heran, auf Grund der großen Zahl der aus der Gemeinde nach Zell am Moos eingeschulten Kinder, zwei Gemeindevertreter in den Ortsschulrat Zell am Moos entsenden zu dürfen. Am 30. November 1909 wurde nach der Neukonstituierung des Ortsschulrates die Genehmigung dazu erteilt. Die beiden Vertreter waren Johann Eder, Bauer in Hof Nr. 43, und Josef Schweighofer, Bauer in Guggenberg Nr. 43.52 Der O.Ö. Landesschulrat hat am 5. August 1909 der Oberlehrerswitwe Maria Kalb in Zell am Moos, deren Gatte Ludwig Kalb Oberlehrer in Schwanenstadt war, eine Witwenpension von jährlich 966 Kronen 66 Heller zuerkannt. Es war dies der 3. Teil des zuletzt von ihrem Mann bezogenen Jahresgehaltes von 2900 Kronen.53 Personelle Veränderungen zur Zeit des 1. Weltkrieges Schulleiter Bernhard Koller wurde Anfang Februar 1916 als einjähriger Freiwilliger zum Militärdienst eingezogen. Es wurde überlegt, die Schule vorübergehend zu schließen oder die Lehrerin II. Klasse Rosa Aichhorn von Riedlbach nach Zell am Moos zu versetzen. Gegen die Schließung der
Schule sprach sich der Bezirksschulrat Vöcklabruck mit aller Entschiedenheit aus. Schließlich wurde der Lehrer II. Klasse Anton Koller in Frankenburg als Aushilfslehrer bestellt. Da die Schule wegen Diphterie geschlossen werden musste, wurde Anton Koller mit 15. Februar 1916 vom Schuldienst in Zell am Moos enthoben und wieder seiner Stammschule in Frankenburg zugeteilt. Die Schulleitung in Zell am Moos übernahm die Aushilfsˆ Am 31. Oktober 1916 wurde sie vom lehrerin Amalie Koncar. Schuldienst in Zell am Moos enthoben und als Aushilfslehrerin für den mobilisierten Schulleiter Friedrich Lutz an der Schule Arnbruck angestellt. Schulleiter Bernhard Koller wurde am 23. Oktober 1916 vom Militärdienst enthoben, kehrte am 26. Oktober nach Zell am Moos zurück, trat aber nicht sofort seinen Schuldienst an, sondern nahm sich eigenmächtig vom 25. bis 31. Oktober Urlaub. Am 7. November 1916 wurde er vom Bezirksschulrat Vöcklabruck aufgefordert, sich diesbezüglich innerhalb von 8 Tagen zu rechtfertigen. Am 22. November wurde er aufgefordert, unter Vorlage einer gemeindeärztlichen Bestätigung um nachträgliche Genehmigung eines Urlaubes vom 25. bis 31. Oktober 1916 anzusuchen.54 Bernhard Koller wurde im Jahre 1917 wegen Schmuggel von Lebensmitteln von der kk Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck zu einer achttägigen Arreststrafe verurteilt. Am 26. November 1918 richtete er an Kaiser Karl I. folgendes Gnadengesuch um Strafmilderung: »Euer kaiserliche und königliche apostolische Majestät! Allergnädigster Kaiser und Herr! Als rechtschaffener Mann, der als österreichischer Volksschullehrer fast durch ein Menschenalter in tausenden von Kindern die Ideale zukünftiger bürgerlicher Rechtschaffenheit eingepflanzt hat, der an der Stelle seines Wirkens überall Achtung und Vertrauen genießt, und bis heute ein bescheidenes Leben ohne irgend eine Inkorrektheit, geschweige denn eines gerichtlichen Anstandes geführt hat, wage ich es vor das Antlitz Eurer Majestät zu treten und um meine Existenz zu bitten.
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Wie Eure Majestät aus dem Strafakte der kk Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck Z 33.175 allergnädigst zu entnehmen geruhen wollen wurde ich von dieser Behörde im Sinne des § 19 und § 43 der kaiserlichen Verordnung vom 24. März 1917 RGBL 131 zu einer achttägigen Arreststrafe, welche bereits von der kk Statthalterei Linz im Gnadenwege in eine Geldstrafe von 200 Kronen umgewandelt wurde, sowie zu einer Geldstrafe von 300 Kronen und ferner anstatt des Warenverfalles zu einer weiteren Geldstrafe von 500 Kronen verurteilt. Der Tatbestand, dessentwegen ich verurteilt wurde, ist der, dass ich kleine Quantitäten Butter, also eines gesperrten Artikels, nach Wien gebracht habe. Unter Hinweis einerseits auf meine persönlichen Verhältnisse, anderseits auf die besonderen Umstände des Falles, mag diese Handlungsweise, die mich im Sinne des Gesetzes strafbar machte, wohl in einem milderen Lichte erscheinen und ich hege die Hoffnung, dass meine Bitte vor Euerer Majestät Gehör finden wird und ich der allerhöchsten Gnade teilhaftig werde. Ich bin Volksschulleiter in der politischen Gemeinde Zell am Moos und genieße dort das Vertrauen und die Achtung meiner Mitbürger. Ich bin dort selbst Kassier der Raiffeisenkasse, Feuerwehrhauptmann, Organist und Obmannstellvertreter der landwirtschaftlichen Vereinigung. Ich habe acht Kinder großgezogen und zwar drei Knaben und fünf Mädchen. Sämtliche drei Söhne stehen im Felde, der eine als Fliegeroberleutnant, der zweite als Veterinärfähnrich, der dritte als Einjähriger bei einem Tiroler Kaiserjägerregiment. Zwei meiner Töchter befinden sich noch zu Hause, und ich habe dieselben von meinem kümmerlichen Einkommen als Volksschulleiter zu versorgen. Als sich nun im Laufe des vorigen Jahres eine meiner Töchter in Wien in Stellung befand, habe ich sowohl ihr, als auch den Personen, bei welchen sie in Stellung war, wiederholt kleinere Quantitäten Butter geschickt. Dieses tat ich aber lediglich nur zu dem Zwecke, um meiner Tochter einerseits ihre dienende Stellung zu erleichtern, anderseits ihren Nahrungszustand zu verbessern. Wenn ich nun von meinem bescheidenen Einkommen eine Geldstrafe von 1000 Kronen zahlen müsste, wäre dies
gleichbedeutend mit einem vollkommenen Verlust meiner Existenz und ich weiß wirklich nicht, woher ich diesen für mich exorbitant hohen Betrag nehmen soll. Ich habe keine Pfründe und keinen Pachtacker, und bin sicherlich kein Kriegsgewinner, der durch den mir angelasteten Lebensmittelverkauf einen übermäßigen Gewinn erzielen wollte oder erzielt hat. Unter Hinweis auf alle diese Umstände glaube ich mich der Hoffnung hingeben zu dürfen, dass meine alleruntertänigste Bitte Gehör finden wird und ein Gnadenwort Euerer Majestät mich vor dem materiellen Untergange erretten wird. In dieser Hoffnung erlaube ich mir die alleruntertänigste Bitte zu unterbreiten. Euere kaiserliche und königliche apostolische Majestät wollen allergnädigst geruhen, die über mich mit Strafentscheidung vom 14. August 1918 der kk Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck Z. 33.175/18 und Erlass der kk Statthalterei Linz vom 25. August 1918 über mich insgesamt verhängte Geldstrafe von 1000 Kronen im Gnadenwege mir zu erlassen oder meinen Einkommensverhältnissen gemäß herabzumildern. Zell am Moos, den 26. November 1918, Bernhard Koller« Auf Antrag der kk Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck wurde von der kk Statthalterei Linz die Geldstrafe auf 200 Kronen herabgesetzt und schließlich »mit Rücksicht auf die Vermögensverhältnisse und mit Rücksicht darauf, dass er sich seit seiner Beanstandung nicht mehr der Verschleppung von Lebensmitteln schuldig gemacht hat im Gnadenwege« auf 100 Kronen reduziert. Am 5. Dezember 1920 wurde Bernhard Koller »ausnahmsweise« auch die restliche Geldstrafe von 300 Kronen »nachgesehen«.55 Der Bezirksschulrat Vöcklabruck hat in seiner Sitzung am 25. April 1919 beschlossen, die Durchführung der Schulerweiterung in Zell am Moos entschieden in Angriff zu nehmen.
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Die Schulleitung wurde aufgefordert, einen Ausweis über die Schülerzahl der letzten fünf Jahre bis spätestens 20. Mai 1919 vorzulegen. Die Gemeindevertretung hatte in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Ortsschulrat zu beraten, wie die gegenwärtigen ungünstigen Verhältnisse behoben werden könnten. Insbesondere war ein Beschluss zu fassen, welchem Baumeister der Schulbau übergeben werden sollte. Vom Ergebnis der gemeinsamen Sitzung war bis längstens 10. Juli 1919 ein Protokoll vorzulegen. In der gemeinsamen Sitzung am 10. August 1919 wurde die Erweiterung der Schule Zell am Moos einstimmig abgelehnt. Die Antwort des Bezirksschulrates Vöcklabruck ist mit 18. November 1919 datiert: »Die Bewilligung zur Erteilung des Halbtagsunterrichtes gibt der O.Ö. Landesschulrat, und wenn die Gründe bestehen, wird der O.Ö. Landesschulrat auch für die zweiklassige Schule in Zell am Moos den Halbtagsunterricht gewähren. Bezüglich der Einführung des ungeteilten Vormittagsunterrichtes kann die bestimmte Zusage gemacht werden, dass derselbe bewilligt ist, wenn der Ortsschulrat darum ansucht. Die Schulerweiterung in Zell am Moos ist nicht nur notwendig, sondern gesetzlich erforderlich und es würde der Herr Gemeindevorsteher, wenn er seinen bekannten Einfluss zur Durchführung der Schulerweiterung verwendet, nicht nur die Anerkennung der Behörden verdienen, sondern auch der Gemeinde Zell am Moos viele Unannehmlichkeiten ersparen.« Die Gemeindeausschusssitzung ist am 7. Dezember 1919 einstimmig »zu dem Beschluss gelangt, dass tatsächlich einerseits ein Schulhausbau infolge der schwerteuren Zeit als völlig undurchführbar bezeichnet werden kann und muss und andererseits nach dem Berichte des hiesigen Herrn Pfarrers Burgstaller die Geburten in der Gemeinde von rund 30 auf zirka 15 in den Kriegsjahren gesunken sind und dadurch die Überzahl von 16 Alltagsschülern in den nächsten folgenden Jahren von selbst verschwinden wird und gegebenenfalls noch die neugebaute Schule in Haslau zur teilweisen Entlastung der Zellerschule zur Verfügung
stünde. Die Gemeindevorstehung Zell am Moos und Tiefgraben bitten daher, ein hoher Landesschulrat wolle das in Rede stehende Ansinnen des Bezirksschulrates einstweilen ganz einstellen, da dieselben in der heute bitterschweren Zeit ohnehin recht viel anderwärtiges Unerlässliches zu tun haben.« Am 15. Dezember 1919 wurde ein Rekurs der Gemeinde vom Bezirksschulrat abgewiesen und die Erweiterung der Schule Zell am Moos angeordnet.56 Pensionierung Bernhard Kollers Der Gemeindearzt von Mondsee, Dr. Hans Wurm, stellte am 16. Dezember 1919 Bernhard Koller folgendes ärztliches Zeugnis aus: »Herr Bernhard Koller, 54 Jahre alt, Lehrer in Zell am Moos, leidet an zeitweise auftretenden Neurosen mit stark beschleunigter Herztätigkeit und Aufregungszuständen des Nervensystems, sodass der Kranke in diesem Zustande seine Beherrschung verliert. In Verbindung damit steht die seit einigen Monaten auftretende Abmagerung des Körpers und infolge dessen eine Schwächung des Körpers, sodass Herr Bernhard Koller seinem Berufe als Lehrer nicht in dem richtigen Maße nachkommen kann und dringend Ruhe benötigt. Es ist daher ein Urlaub in der Dauer von 3 Monaten dringend notwendig.« Vom 1. Jänner bis 11. Februar 1920 wurde ihm der Krankenurlaub bewilligt. Die Schulleitungsgeschäfte hatte er weiterzuführen. Mit der Leitung der Schule wurde der provisorische Lehrer in Wolfsegg, Anton Meschik, ab 2. Jänner 1920 betraut. Da sich Kollers Befinden nicht gebessert hatte, wurde beim O.Ö. Landesschulrat eine weitere Beurlaubung bis Ende März 1920 beantragt, die schließlich bis 17. Juli verlängert wurde. Die provisorische Schulleitung führte Anton Meschik weiter. Oberbezirksarzt Dr. Anton Petrina attestierte am 4. September 1920, dass Bernhard Koller an einem cerebralneurosthenischen Erschöpfungszustand leidet und ab 17. September einen sechsmonatigen Urlaub benötigt.
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Mit der Vorlage des amtsärztlichen Zeugnisses ersuchte der Bezirksschulrat Vöcklabruck den O.Ö. Landesschsulrat am 15. September 1920, Bernhard Koller einen neuerlichen halbjährigen Urlaub zu gewähren und Anton Meschik weiterhin als provisorischen Schulleiter zu verwenden: Dr. Hans Laad in Mondsee erklärte am 12. Jänner 1921, dass Bernhard Koller nach ärztlicher Untersuchung als gesund und zum Dienstantritt wieder geeignet befunden wurde. Bernhard Koller bat am 14. Jänner 1921 den O.Ö. Landesschulrat, seinen Dienst wieder aufnehmen zu dürfen: »Derzeit bin ich in einer verzweifelten Lage. Ich weiß nicht, wo ich bei dem mageren Pensionsbezug nach Verlust der Amtswohnung, des Gemüsegartens und des Organistendienstes das tägliche Brot für meinen fünfköpfigen Haushalt hernehmen soll.« Der Aufforderung, sein Pensionsgesuch einzureichen, könne er nicht nachkommen. Der Bezirksschulrat Vöcklabruck gab am 26. Jänner 1921 dem O.Ö. Landesschulrat zu verstehen, dass mit Erlass vom 4. Dezember 1920 Zl 11.354 die Versetzung Bernhard Kollers in den dauernden Ruhestand bereits angeordnet wurde. Der Ortsschulrat Zell am Moos sprach sich in seiner Sitzung am 27. Februar 1921 entschieden dagegen aus, »dass Herr Schulleiter Koller den Dienst an der Schule Zell am Moos wieder antritt. Die meisten Eltern der schulpflichtigen Kinder sind entschlossen, sobald Herr Koller wieder seinen Dienst in der Schule antreten soll, die Kinder nicht mehr in die Schule zu schicken.« Die gleiche ablehnende Haltung nahm der Bezirksschulrat Vöcklabruck ein. Vom Landesschulrat wurde Bernhard Koller aufgefordert, sein Pensionierungsansuchen bis längstens 12. Juni 1921 einzubringen, andernfalls werde er von Amts wegen in den dauernden Ruhestand versetzt. Bernhard Kollers Pensionierung erfolgte schließlich mit 1. Jänner 1922.57 Wie des Öfteren erwähnt, beschäftigte sich die Gemeinde Tiefgraben auf Grund fortwährender Differenzen mit der
Gemeinde Zell am Moos mit dem Gedanken, in Kasten eine eigene Schule zu errichten. Am 16. November sowie am 22. Dezember 1910 fand eine kommissionelle Verhandlung über dieses Projekt statt. Für dieses Projekt wurde 1911 behördlicherseits von der Gemeinde Tiefgraben ein Ausweis über die Anzahl der Schüler verlangt, die aus den Ortschaften Hof und Guggenberg in den letzten fünf Jahren zu den Schulen Mondsee und Zell am Moos eingeschult waren. Schließlich haben sich alle Interessenten, mit Ausnahme der Vertreter der Gemeinde Tiefgraben, gegen das Schulbauprojekt Kasten ausgesprochen. Begründet wurde die ablehnende Haltung damit, dass ansonsten die Gemeinde Tiefgraben für drei Schulen zahlungspflichtig wäre und insbesondere die Schule Mondsee eine gravierende Beeinträchtigung erleiden und möglicherweise auf 3 Klassen schrumpfen dürfte.58 Im Jahre 1930 wurde die Schule Zell am Moos endlich erweitert, 1951 renoviert, 1968 auf 4 Klassen erweitert und am 6. September 1970 übergeben.59 Lehrkräfte an der Volksschule Zell am Moos ab dem Jahre 1917 1917 ˆ geb. 1872 in Linz, Provisorische Lehrerin Amalie Koncar, Reifeprüfung 1894, Lehrbefähigungsprüfung 1897. Arbeitslehrerin Amalie Koller, geb. 1864 in Frankenburg, Lehrbefähigungsprüfung 1894. Oberlehrer Bernhard Koller als einjähriger Freiwilliger im Krieg.60 1920–1922 Provisorischer Lehrer Anton Meschik, Arbeitslehrerin Amalie Koller.61 Am 12. Mai 1922 wurde Karl Brandstötter, Lehrer in St. Georgen i. A., zum Schulleiter der Volksschule Zell am Moos ernannt. Laut Mitteilung des Obmannes des Ortsschulrates
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Josef Gaderer hat er am 1. September 1922 den Dienst unter der Bedingung angetreten, »dass er bis längstens Ende Oktober die dem Schulleiter im Schulhause zukommende Wohnung beziehen kann. Er wollte daher das Recht des Verzichtes auf diese Stelle gewahrt und dessen definitive Stelle in St. Georgen i. A. bis dorthin reserviert wissen.« Der provisorische Lehrer in Zell am Moos, Anton Meschik, bat um Verwendung als provisorische Lehrkraft in St. Georgen i. A. Karl Brandstötter wurde 1892 in Schwertberg geboren, legte 1910 die Lehramtsprüfung ab, wurde im Juni 1915 zum Infanterieregiment Nr. 59 eingezogen, war Landsturmkorporal und wurde im Juli 1918 invalid vom Militärdienst enthoben.62 Die Handarbeitslehrerin Amalie Koller wurde am 1. November 1922 in den dauernden Ruhestand mit einer jährlichen Unterstützung von 5004 Kronen versetzt. Amalie Koller wurde am 3. Juli 1864 in Frankenburg geboren und war seit 19. November 1888 mit Bernhard Koller verheiratet. Am 18. Juni 1895 legte sie in Linz die Lehrbefähigungsprüfung als Handarbeitslehrerin ab. Dem Ehepaar Koller wurde am 9. Jänner 1902 eine Tochter namens Elfriede und am 19. März 1907 eine Tochter namens Hilde geboren. In Obsorge nahm das Ehepaar die Enkelin Melanie, geboren am 22. Dezember 1908. Amalie Koller war Handarbeitslehrerin in Unterach vom 29. Juli 1894 bis 1. November 1922 sowie Aushilfshandarbeitslehrerin in Haslau vom 20. Juni 1905 bis 16. März 1906. Ihre Pension verbrachte sie in Hallein/Salzburg.63 Im Jahre 1923 besuchten 108 Schüler die einklassige Volksschule mit Halbtagsunterricht. Schulleiter war Karl Brandstötter, provisorische Handarbeitslehrerin die 1903 in Zell geborene Maria Hinterauer.64 Im Jahre 1925 wirkten an der Volksschule als Lehrer und Schulleiter Friedrich Hoppe, geboren 1891 in Unterreichenstein in Böhmen, Lehrbefähigungsprüfung 1912, und als provisorische Handarbeitslehrerin Maria Hinterauer.65 Vom Jahre 1925 bis zum Jahre 1929 lautete die Besetzung: Karl Brandstötter, Schulleiter, und Maria Hinterauer, provisorische Handarbeitslehrerin.66
Vom Jahre 1932 bis zum Jahre 1941 unterrichteten an der Volksschule Zell am Moos: 1. Klasse: Halbtagsunterricht Lehrerin Margarete Titze, geb. 1903 in Morgenthau/Tschechien, Reifeprüfung 1927, Lehrbefähigungsprüfung 1930 2. Klasse: Halbtagsunterricht Oberlehrer Karl Brandstötter Handarbeitslehrerin Juliane Gebetsberger, geb. 1896 in Pöndorf, Lehrbefähigungsprüfung 1926.67 Im Jahre 1956 besuchten 55 Knaben und 41 Mädchen die zweiklassige Volksschule. Die Schule leitete Franz Blaichinger, geboren 1915 in Abtsdorf, Reifeprüfung 1937, Lehrbefähigungsprüfung 1940. Lehrerin Marianne Weinberger, geboren 1923 in Pabneukichen, Reifeprüfung 1944, Lehrbefähigungsprüfung 1947. Handarbeitslehrerin Juliane Gebetsberger.68 Schuljahr 1958/59: 1. Klasse: 1.–3. Schuljahr, 57 Schüler Lehrerin Marianne Weinberger 2. Klasse: 4.–8. Schuljahr, 52 Schüler Oberlehrer Franz Blaichinger Handarbeitslehrerin Juliane Gebetsberger Schuljahr 1967/68: 1. Klasse: 1. und 2. Schuljahr, 34 Schüler Provisorische Volksschullehrerin Waltraud Ebner, geboren 1946 in Mondsee, Lehramtsprüfung 1965 2. Klasse: 3. und 4. Schuljahr, 31 Schüler Provisorische Volksschullehrerin Elisabeth Frischling, geboren 1947 in Salzburg, Lehramtsprüfung 1966 3. Klasse: 5.–8. Schuljahr, 44 Schüler Oberlehrer Franz Blaichinger Handarbeitslehrerin Cäcilia Pöltzl, geboren 1941 in Diersbach, Lehramtsprüfung 1966 Handarbeitslehrerin Marianne Weinberger, Stammschule Mondsee Volksschullehrerin Gertraud Lindorfer (Öller), geboren 1931 in Peilstein, beurlaubt bis Ende 1967/68.69
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Schuljahr 1974/75: 4 Klassen, 82 Schüler, 44 Knaben, 38 Mädchen Direktor OSR Franz Blaichinger Volksschullehrerin Sieglinde Hanke (Wögerer), geboren 1947 in Pöckstein/Kärnten, Lehrerbildungsanstalt 1967, Lehramtsprüfung 1969. Volksschullehrerin Rosemarie Muss (Winklmayr), geboren 1946 in Wels, 1965 Realgymnasium, 1966 Lehrerbildungsanstalt, Lehramtsprüfung 1969. Handarbeitslehrerin Cäcilia Hagenauer (Pöltzl), Stammschule Oberhofen.70
Anmerkungen Die Archivverweise beziehen sich im Allgemeinen auf das O.Ö. Landesarchiv in Linz. Dort, wo dies nicht der Fall ist, ist das betreffende Archiv ausdrücklich vermerkt. 1
Diplomatar XV (1401–1407) fol 164 (4487) Diplomatar XX (1440–1447) fol 286 3 STAM HSchr 127, Sch 98 Nr. 13, Sch 323 Nr. 1 4 STAM Sch 100, 101 Nr. 7 5 STAM Sch 100, 103 Nr. 5 6 STAM Sch 103 Nr. 1, 4; Lindenthaler M; Geschichte des Bezirkes Vöcklabruck, 109; Wiener F., Die Maria Pfarrkirche zu Zell a. M., 12 7 ALHMSch Sch 51; Verzeichnis des Personalstandes 1838, 35 8 ALR Sch 949, STAM Sch 393 Nr. 6 9 ALR Sch 955; STAM Sch 445 Nr. 1, Sch 450 Nr. 10, 11, 15 10 Dannerbauer W., Hundertjähriger Generalschematismus Bd. I, 195 11 Schf Sch 24 12 DAL Schu A/1 Sch 11 Fasz 7/14 13 ALR Sch 992 Nr. 2, 995 14 ALR Sch 1000, 1002 15 DAL Schu A/3 Sch 5 Fasz 2/6 16 DAL Schu A/3 Sch 27 Fasz 15/14; Kerschbaum J., Verzeichnis des Personalstandes, 51 17 DAL Schu A/3 Sch 27 Fasz 15/14; Personalstand der deutschen Volksschulen in der Diözese Linz 1856, 19, 45 18 DAL Schu A/3 Sch 5 Fasz 2/6 19 ASTHPR Sch 412; BHMSch V Sch 359; DAL Schu A/4 Sch 4 Fasz 2/6 20 DAL Schu A/4 Sch 34 Fasz 15/14 21 BHMSchV Sch 359, 360 22 BHMSchV Sch 365; Amböck F.P., Schematismus 1885, 153 23 DAL Schu A/4 Sch 34 Fasz 15/14; LschR Sch 67, 68 24 ASTHPR Sch 413; BHMSchV Sch 365, 366 25 BHMSchV Sch 365, 366; LSchR Sch 90 26 LSchR Sch 70, 90 27 LSchR Sch 163 28 BHMSchV Sch 366 29 LSchR Sch 117; Aichinger J., O.Ö. Lehrerkalender, 157 30 BHMSchV Sch 369, 381; Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1896, 159 31 LSchR Sch 71 32 BHMSchV Sch 366 33 BHMSchV Sch 370, 372 34 LSchR Sch 74 35 BHMSchV Sch 373; LSchR Sch 156, 157 36 BHMSchV Sch 370 37 LSchR Sch 143, 144 38 BHMSchV Sch 377; LSchR Sch 143 39 BHMSchV Sch 376; LSchR Sch 92 40 BHMSchV Sch 377 41 BHMSchV Sch 385 2
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BHMSchV Sch 381 BHMSchV Sch 382; LSchR Sch 160 44 BHMSchV Sch 386, 387 45 BHMSchV Sch 283 46 BHMSchV Sch 366 47 BHMSchV Sch 388, 389 48 LSchR Sch 144 49 Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1917, 173 50 BHMSchV Sch 388, 390; Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1921, 187 51 BHMSchV Sch 390; Brunner H., O.Ö. Lehrerschaft im Weltkrieg 1914–1918, 16 52 Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1924, 196 53 Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1925, 196 54 Seefeldner F., Lehrerjahrbuch für O.Ö. 1929, 191 55 Kirchroth M., Lehrerjahrbuch für Oberdonau 1. Jg. 1938/39, 209; Seefeldner F., O.Ö. Lehrerjahrbuch für 1932, 229; Soukup H., Lehrerschematismus 1. Jg. 1936, 219 56 Haider J., Lehrerschematismus 1956, 202 57 Kummerer H., O.Ö. Lehrerschematismus 1968, 274 58 O.Ö. Lehrerschematismus 1974/75, 266 59 Brandl M., Gedenktage der Diözese Linz, 767; O.Ö. Lehrerschematismus 1974/75, 266 60 Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1917, 173 61 BHMSchV Sch 388, 390; Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1921, 187 62 BHMSchV Sch 390; Brunner H., O.Ö. Lehrerschaft im Weltkrieg 1914–1918, 16 63 BHMSchV Sch 390 64 Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1924, 196 65 Seefeldner F., O.Ö. Lehrerkalender 1925, 196 66 Seefeldner F., Lehrerjahrbuch für O.Ö. 1929, 191 67 Kirchroth M., Lehrerjahrbuch für Oberdonau 1. Jg. 1938/39, 209; Seefeldner F., O.Ö. Lehrerjahrbuch für 1932, 229; Soukup H., Lehrerschematismus 1. Jg. 1936, 219 68 Haider J., Lehrerschematismus 1956, 202 69 Kummerer H., O.Ö. Lehrerschematismus 1968, 274 70 O.Ö. Lehrerschematismus 1974/75, 266 43
geistlichen Personalstandes der Diözese Linz vom Jahre 1785 bis 1885, Linz 1887–1889 Haider Josef, Lehrerschematismus d. Pflichtschulen OÖ 1956, Linz 1956 Kerschbaum Josef, Verzeichnis des Personalstandes der deutschen Schulen in der Diözese Linz, Linz 1850 Kummerer Hans, Lehrerschematismus der Pflichtschulen und Lehrerbildungsanstalten Oberösterreichs, Linz 1959 Kummerer Hans, OÖ Lehrerschematismus 1968, Linz 1968 Lindenthaler Michael, Geschichte des Bezirkes Vöcklabruck, Vöcklabruck 1900 Oberösterreichischer Lehrerschematismus 1974/75, Linz 1975 Seefeldner Friedrich, O.Ö. Lehrerkalender und Schematismus XXXII. – XXXIX. Jg., Linz 1917–1925 Seefeldner Friedrich, O.Ö. Lehrerjahrbuch für Oberösterreich 1929, Linz 1929 Soukup Hans, Lehrerschematismus für Oberösterreich mit Kalender 1.–2. Jg., Linz 1936–1937 Strauss Franz, O.Ö. Lehrerkalender und Schematismus für 1888–1889 III. Jg., Linz 1888 Verzeichnis des Personalstandes der deutschen Schulen in der Diözese Linz, Linz 1838 Wiener Franz, Die Mariapfarrkirche zu Zell am Moos bei Mondsee, Salzburg 1855
Abkürzungen Literatur Aichberger Julius, O.Ö. Lehrerkalender und Schematismus VIII. bis X. Jg., Linz 1893–1895 Amböck Franz Paul, Schematismus des sämtlichen Lehrerpersonals der Volksschulen in Österreich ob der Enns, Linz 1885 Brunner Hans, Oberösterreichs Lehrerschaft im Weltkrieg 1914–1918, Linz 1935 Dannerbauer Wolfgang, Hundertjähriger Generalschematismus des
ALHMSch ALR ASTHPR BHMSchV Fasz fol HSchr LSchR Sch Schf Schu STAM
Archiv der Landeshauptmannschaft Archiv der Landesregierung Archiv der kk Statthalterei Präsidium Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck Faszikel folie Handschrift Landesschulrat Schachtel Schulfassion Schule Stiftsarchiv Mondsee
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Alte Ansicht der Volksschule Zell am Moos; Aquarell von Prof. Trautzl
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Aus der Gesaiate der Volksaule Zel am Moos Sieglinde Hanke Schule – einst und jetzt Die Schulpflicht wurde in Österreich von Kaiserin Maria Theresia 1774 eingeführt und mit sechs Jahren Dauer festgelegt. 1869 wurde sie auf acht Jahre und 1962 auf neuen Jahre erweitert. Die Volksschuloberstufe wurde im Jahre 1974 abgeschafft. In Landpfarren war es bis zum Jahre 1870 üblich, dass der Messner auch als Schulmeister eingesetzt wurde. So ist im Schulbericht des Jahres 1774 zu lesen: »Der alte Messner Simon Meingast, ein Webermeister und zugleich Schreiber des Stiftes Mondsee, lehrte manchmal einige Kinder das Lesen und Schreiben, so gut er es eben konnte... und der Messner war kein Schullehrer!«
Das Stift Mondsee ließ 1780 in Zell am Moos ein Schulhaus ganz aus Holz erbauen und setzte den Sohn des Messners, Josef Meingast, 1759 in Zell am Moos geboren, als Schullehrer ein. Ihm folgte sein Sohn Michael Meingast, welcher nach 10 Jahren Schuldienst erkrankte und an Auszehrung starb. Darauf kam der Lehrgehilfe Gottfried Bayer aus Böhmen zur Aushilfe, der mit seinem Bruder in Frankenmarkt unterrichtete. Den Schul- und Messnerdienst trat am 1.November 1850 Mathias Lepschy in Zell am Moos an. Während seiner Amtszeit wurde das früher aus Holz errichtete Schulhaus nach bestehenden Plänen aus Ziegeln und Steinen »neu und solide« erbaut. Der Religionsfond als Patron hat dazu 1161 Gulden 52 Kreuzer beigesteuert. Das Bauholz wurde zum üblichen Stockzins vom Salinenforstärar geliefert. Nach oberstem Erlass besaß die Schule 1866 nun das Eigentumsrecht.
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Schulfassion 1860 Schulhaus Nr. 127: 1 Lehrerzimmer 1 Wohnzimmer 1 Nebenzimmer 1 Gehilfenzimmer 72 schulpflichtige Kinder: 38 Mädchen 34 Knaben Erst 1870 wurde der Messnerdienst durch Schullehrer Lepschy zurückgelegt und von nun an getrennt besetzt. Die Kinder wurden in acht Klassen am Vormittag und Nachmittag unterrichtet. Laut Beschluss vom 23.Mai 1872 wurde der vorgeschriebene Unterricht für die Schüler des 8. Schuljahres auf Sonntag von 12 bis 14 Uhr festgelegt. Bis 1880 blieb Mathias Lepschy im Dienst. Ihm folgte Josef Bauer, in dessen Dienstzeit die Schule erweitert wurde. Der Landesschulrat beauftragte am 1. Dezember 1887 den Bezirksschulrat Vöcklabruck, bezüglich der Erweiterung der einklassigen Volksschule Zell am Moos zu einer zweiklassigen aktiv zu werden, was aber vom Ortsschulrat abgelehnt wurde.
Kopie des Planes der Schule vom 15. Juni 1845
1891 beschloss eben dieser die Errichtung einer Filialschule in Haslau im Gemeindehaus Nr. 106a. Am 13. Mai 1892 wurde Josef Bayer aus St. Georgen im Attergau zum Lehrer in Zell am Moos bestellt. Ihm folgte im Schuljahr 1895/96 Bernhard Koller, der vorher in Unterach tätig war. In seiner freien Zeit war er als Imker (10 Stöcke), Rosenzüchter und Baumveredeler tätig Die Schülerzahl betrug 159, 76 Knaben und 83 Mädchen. Eine Arreststrafe von einer Stunde wurde damals bei unentschuldigtem Fernbleiben vom Unterricht verhängt! In einer Klasse saßen bis zu 80 Kinder, die Luft war dementsprechend schlecht bis miserabel, auch bei offenen Fenstern. Bei einer Inspektion der Schule in Zell am Moos wurde festgehalten: »Die ungenügenden Raumverhältnisse setzen die Schüler ständig der Gefahr aus, an ihrer Gesundheit Schaden zu erleiden! Die Erweiterung der Schule Zell am Moos ist dringend nothwendig« So wurde über einen Schulanbau verhandelt, der aber abgelehnt wurde. Anstatt dessen wurde in Haslau am 1. Juni 1905 eine einklassige Schule eröffnet.
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Die Zeit des Ersten Weltkrieges brachte personelle Veränderungen an der Schule. Der Schulleiter Bernhard Koller wurde zum Militärdienst eingezogen, die Schule kurzfristig wegen einer Diphtherie- Epidemie geschlossen. Im Herbst 1916 wurde Bernhard Koller vom Militärdienst enthoben und unterrichtete wieder. Mit 1. Jänner 1922 wurde er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt. Anton Meschik wurde provisorischer Leiter. Am 12. Mai 1922 kam Karl Brandstötter, Lehrer in St. Georgen, als Schulleiter nach Zell am Moos. Provisorische Handarbeitslehrerin war Maria Hinterauer aus Zell am Moos. In den Kriegsjahren sammelten die Schüler nicht nur Altmetalle, Althadern und Altpapier, sondern auch Kräuter für Heilzwecke. Der Unterricht wurde nur sporadisch aufrecht erhalten. Im Jahre 1945 kam man auf nur 4 _ Monate Unterricht. Davon waren insgesamt nur 6 Wochen, die man als normale Unterrichtszeit bezeichnen konnte. Im November 1944 trafen die ersten Flüchtlinge aus Semlin aus Oberschlesien ein. Sie wurden in der Schule einquartiert. Für den Schulbetrieb hieß das eine enorme Einschränkung. In der Folge traten allmählich auch Mängel in der Versorgung auf: Man bekam keine Hefte und es wurde nur mit Bleistift geschrieben. Fenster, die zerbrochen waren, konnten nicht mehr repariert werden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden im Schuljahr 1945/46 165 Kinder unterrichtet, davon 30 aus Jugoslawien, Ungarn und noch einige aus dem Altreich. Im August 1951 wurde die längst fällige Außenrenovierung des Schulgebäudes in Angriff genommen. In einem Schreiben der Gemeinde Zell am Moos vom 24. April 1968 wird eine sofortige Benützungssperre über die Klassenräume im ersten Stock verhängt. Die Decke drohte einzustürzen und die Sicherheit der Kinder war nicht mehr gegeben. Die Folge der Sperre der 3. Klasse hatte zur Folge, dass der Schulneubau beschleunigt wurde und im Herbst 1968 der Schulbetrieb bereits im Neubau aufgenommen werden konnte. Die Schülerzahl zu Beginn des Schuljahres 1968/69 betrug 103 Kinder, aufgeteilt in 3 Klassen, da der 4. Klassenraum noch nicht fertiggestellt war. Am 6. September 1970 wurde die neue Volksschule von Zell am Moos feierlich eingeweiht.
Im Jahre 1930 wurde die Schule endlich erweitert.
2. Klasse Oberstufe 30.1.1934
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Feierliche Schlüsselübergabe durch Bürgermeister Johann Wiesinger an Volksschuldirektor Franz Blaichinger
Bis zum Jahre 1995 erfolgte der Unterricht der 5- bis in manchen Jahren sogar 7-klassigen Volksschule Zell am Moos in diesem Bau. Der Turnsaal musste 1994 gesperrt werden, da das Dach undicht war und Einsturzgefahr bestand. Der Umbau der Volksschule und die Erneuerung des Dachstuhles mit einem in unsere Region passenden Satteldach wurden in Angriff genommen. Der alte Turnsaal wurde abgerissen, der Rohbau des neuen Turnsaales in den Sommerferien 1993 mit einer Verbindung zum Schulhaus hergestellt. Im Schuljahr 1993/94 konnte im ersten Halbjahr der Turnunterricht nur im Freien abgehalten werden. Am 6.3.1994 war es dann so weit. Der neue Turnsaal wurde eingeweiht und stand so der Schule und den Vereinen zur Verfügung. In der neuen Schule war nun die Unterbringung von zwei weiteren Räumen möglich, sodass die Schule für 7 Klassen ausgerichtet war. Im Sommer 1995 wurden die Garage und der Unterstellplatz weggerissen und dafür auf dem vergrößerten Vorplatz eine Umkehrschleife für Busse gestaltet. Die Ostfassade bekam einen Isolierputz. Die feierliche Einweihung mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer am 22. März 1997 beendete die große Umbauphase der Volksschule Zell am Moos.
Einladungskarte zur Einweihung
Aus der Schulchronik: Die meisten Schüler: 1884/85: 194 2005/06: 91
Der neue Dachstuhl in Sattelform wird errichtet.
Präsident des Landesschulrates Dr. Johannes Riedl, Landeshauptmann Stv. Fritz Hochmair, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer
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Die Leiter an der Schule Zell am Moos: – 1840 1840 – 1850 1850 – 1881 1881 – 1882 1882 – 1887 1887 – 1888 1888 – 1892 1892 – 1895 1895 – 1919 1920 – 1922 1922 – 1946 1946 – 1980 1980 – 1984 1984 – 2002 seit 2002
Josef Meingast Michael Meingast Matthias Lepschy Friedrich Glas Josef Bauer Friedrich Glas Hermann Neuner Josef Bayr Bernhard Koller Anton Meschik Karl Brandstötter Franz Blaichinger Eduard Muss Rosemarie Muss Sieglinde Hanke
Ehemalige Schüler kommen in die Schule und bereichern den Schulalltag:
So entwickelte sich auch zu diesem Leitgedanken das Logo, entworfen von Caroline Hanke, einer ehemaligen Schülerin der Volksschule Zell am Moos.
Meinrad Maierhofer Projekt Innengestaltung der Schule: Auf ca. 42 m 2 Holzverbundplatten entsteht in 4 Tagen ein Gesamtkunstwerk von 100 Schülern zu dem Leitgedanken der Schule: »Wir setzen gemeinsam Segel!«
Florian Palzinfy
Der Künstler Meinrad Maierhofer bei der Arbeit mit den Schülern der Volksschule Zell am Moos
Joga, eine ganz neue Erfahrung für die Kinder.
Ein Leben bei den Buddhistischen Mönchen: Die Schüler der VS Zell am Moos erfahren durch den ehemaligen Schüler eine ganz neue Welt. Sie hören vom Projekt »Simple Wisdom« in Sri Lanka und lernen andere Religionen kennen. Florian gibt den Kindern der VS Zell am Moos Jogaunterricht.
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Höhepunkte im Schulalltag der Volksschule Zell am Moos
Christian Ploier versteht es, die Kinder in das Theaterspiel einzubinden.
Hirtenspiel beim Adventsingen in der Pfarrkirche Zell am Moos
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Bezirksjugendsingen Leseolympiade Lesefest – alljährlich im April: Prominente Lektoren wie Kammerschauspieler Heinrich Schweiger, Helmuth Wittmann und Christian Ploier bereichern den besonderen Tag. Internationaler Buchschreibwettbewerb der Stadtgemeinde Schwanenstadt: 2. Platz ex aequo mit einer Slowenischen Schule Erste-Hilfe-Wettbewerb: Bezirkssieger Alljährliches Hirtenspiel beim Adventsingen in Zell am Moos und Mondsee Schulschirennen Bezirksschirennen: 4 mal Bezirksmeister Knaben 2 mal Bezirksschimeister Mädchen in 4 Jahren Beitrag zur »Gesunden Gemeinde« Zell am Moos Gesunde Jause mit den Ortsbäuerinnen: Vollwertbrot, Vollwertkuchen, gesunde Aufstriche, Gemüse und Obst aus heimischen Gärten. Waldpädagogik: Die Verbindung mit der Natur nimmt einen hohen Stellenwert in der Erziehung und Entwicklung der Schüler ein. Kneippwoche: Einfache Anwendungen von Güssen, Wassertreten werden gelernt. Der gesunde Arbeitsplatz: Kinder werden unter Anleitung eines Radiologen sensibel gemacht für gesunde Arbeitsplätze.
Seit 2003 ist die Volksschule Zell am Moos eingebunden in die Arbeit zur Vernetzung des Gebietes um den Attersee und den Mondsee.
Gotthard Obauer jun., der Bezirkschulschimeister
Das Projekt »Märchen, Mythen, Sagen« wurde im Juni 2006 abgeschlossen. Ein Schloss aus Holz gebaut, bemalt und eingeweiht mit einem eigens dafür geschriebenen Theaterstück waren der Höhepunkt dieser Arbeit.
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Abschließend noch etwas zum Schmunzeln Aus dem Schülermund: Die Schüler lernen im Sachunterricht vom Dachs. Die Lehrerin erklärt, dass der einen Winterschlaf macht. Darauf meldet sich ein Schüler: »Das gibt`s nicht, Frau Lehrer! Der fahrt uns ja jeden Tag mit dem Schulbus!« Anm. Das Ehepaar Dachs (Harpoint) hatte damals das Schulbusunternehmen.
So spüren die Kinder Wald.
In Naturkunde lernen die Kinder von den Insekten. Auch der Marienkäfer wird als Präparat hergezeigt. Schön auf eine feine Nadel gesteckt ist er mit seinen sieben Punkten zu sehen. Ganz empört meldet sich die kleine Margit und sagt: »Des is mir der letzt allerliabste Mensch, der des Marienkäferl aufg’spießt hat!« Deutsch – Sprachlehre: »Welche Zeit ist das: Ich bade, du badest, er badet?« Antwort des Schülers: »Ungefähr sieben Uhr Abend.« Deutschunterricht:
Bald ist das Schloss des Zauberers vom Irrsee fertig!
Die Fälle des Fürwortes »ich« werden durchgenommen. 1. Fall: ich 2. Fall: meiner 3. Fall: mir 4. Fall: mich Die Kinder sollen damit Sätze bilden. Beim 3. Fall meldet sich Herbert und sagt: »Meine Mutter hat ein Mirda an.«
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Persönliakeiten aus dem Schuleben
Dir. Karl Brandstötter
OSR Dir. Franz Blaichinger
Dir. Karl Brandstötter
Dir. Karl Brandstötter wurde 1892 in Schwertberg geboren. Nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer 1919 in Linz war seine erste Lehrerstelle in Unterach am Attersee. Im 1. Weltkrieg bekam er am 17. Juni 1916 den Einrückungsbefehl. 1919 wurde er nach Kriegsende in St. Georgen im Attergau angestellt. Am 1.September 1922 übernahm er die Leitung der Volksschule Zell am Moos, wo er bis zu seiner Pensionierung wirkte. In seiner Amtszeit als Schulleiter der Volksschule Zell am Moos gründete Brandstötter einen Jugendsportverein mit Disziplinen wie Schifahren, Schispringen, Schwimmen, Geräteturnen. Im Vereinsbuch ist der 1.Jänner 1930 als Gründungsdatum festgehalten. Am 3. Mai 1946 trat Dir. Brandstötter den Krankenurlaub an und ging krankheitshalber mit Ende des Schuljahres 1946 in den vorzeitigen Ruhestand. Sein Heimatbuch, das in enger Zusammenarbeit mit Dr. Lipp entstand, liegt beim Heimatbund Mondsee auf und ist ein geschichtliches Kleinod, welches genaue Einblicke in die Kulturgeschichte des Mondseelandes ermöglicht. 1949 gründete Dir. Brandstötter den Heimatbund Mondsee. Es war seine Idee, das letzte Mondseer Rauchhaus als Freilichtmuseum der Nachwelt zu erhalten. Auch bei der Einrichtung des Heimathauses des Schnitzers Hans Mairhofer in Zell am Moos machte er sich sehr verdient. Er wurde 1942 zum Ehrenbürger der Gemeinde Zell am Moos ernannt.
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OSR Dir. Franz Blaichinger
31.7.1915, Franz Blaichinger wurde als Bauernsohn in Abtsdorf, Gemeinde Attersee, geboren. Zur Volksschule ging er von 1920 bis 1926 in seiner Heimatgemeinde. Von 1927 – 1935 Besuch des Bischöflichen Gymnasiums Kollegium Petrinum in Linz, Matura mit Auszeichnung, danach Beginn des Studiums der Rechtswissenschaften in Wien. Abbruch im 3. Semester wegen des Todes seiner Tante, die das Studium finanziell maßgeblich unterstützte. 1936/37 Besuch des Maturantenlehrganges im Bischöflichen Lehrerseminar in Linz, die erste Anstellung fand er in Ampflwang. Im Sommer 1938 wurde er nach Osterode in Ostpreußen versetzt. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft heiratete er und übersiedelte mit seiner Frau Sophie in die Heimat. Ab 1. September 1946 zum provisorischen Leiter bestellt, wurde er 1954 als 15. Leiter der Volksschule Zell am Moos definitiv gestellt und stand bis 1980 an deren Spitze. Unter schwierigsten pädagogischen Bedingungen nahm er 1946 seine Arbeit auf. 4 Schulstufen wurden meist in einer Klasse unterrichtet und auf das Berufsleben vorbereitet. Blaichinger kämpfte von Anfang an für eine Verbesserung der Ausbildungssituation der Jugend.
Dieses Bemühen wurde 1968 mit der Einweihung der neuen Volksschule gekrönt, 1970 wurde ihm der Titel Oberschulrat verliehen. Franz Blaichinger leitete 12 Jahre das Kath. Bildungswerk, außerdem 33 Jahre die katholische Volksbücherei, war 45 Jahre Schriftführer des Kameradschaftsbundes, war Schriftführer bei der freiwilligen Feuerwehr und viele Jahre auch bei der Wassergenossenschaft I. Er war Kapellmeister der Trachtenmusikkapelle Zell am Moos, Organist und viele Jahre auch Leiter des Kirchenchores. Wiewohl OSR Franz Blaichinger kein gebürtiger Zeller war, war er aufgrund seiner intensiven Arbeit in geschichtlichen Belangen und der vielfältigen Kontakte mit der Bevölkerung einer der besten Kenner von Zell am Moos. Im Gemeinderat hat sich Blaichinger von 1967 bis 1979 engagiert und war von 1974 bis 1979 Vizebürgermeister. Für seine umfassenden Verdienste wurde OSR Dir. Franz Blaichinger 1979 Ehrenbürger der Gemeinde Zell am Moos. Dies ist die höchste Auszeichnung, die die Gemeinde an verdiente Bürger vergeben kann. 1996 hat ihm der Landeshauptmann von Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer, die »Kulturmedaille des Landes Oberösterreich« für die vielfältige verdienstvolle Tätigkeit auf kulturellem Gebiet in unserer Gemeinde verliehen.
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Die Volksaule Hagau EDUARD MUSS Der Schulsprengel Der Schulsprengel der lange Zeit einklassigen, später zweiklassigen Volksschule Haslau bestand bis zu den 70er Jahren aus Haslau, Teilen von Harpoint und Teilen der Gemeinde Oberhofen (Teil von Laiter, Schoibern, Schweibern, Steinbach), dazu kamen fallweise Schüler aus fremden Schulsprengeln (Oberhofen, Hochfeld und Weißenkirchen). Einteilung der Schüler in der einklassigen Schule mit 8 Schulstufen: Untergruppe: 1. Abteilung: 1. Schulstufe: nachmittags 2. Abteilung: 2. und 3. Schulstufe: nachmittags Obergruppe: 1. Abteilung: 4. und 5. Schulstufe: vormittags 2. Abteilung: 6. bis 8. Schulstufe: vormittags Einteilung in der zweiklassigen Schule: 1. Klasse: 1. Schulstufe: nachmittags 1. Klasse: 2. und 3. Schulstufe: vormittags 2. Klasse: 4. bis 8. Schulstufe: ganztags
Der Werdegang In der Volksschule in Zell am Moos zeigte sich zu Beginn des letzten Dezenniums des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Überfüllung. Die Schule war damals einklassig und die Schülerzahl war auf 130 bis 140 Kinder gestiegen. Der kk Bezirksschulrat und im Einvernehmen mit diesem der Hohe kk Landesschulrat in Linz drängten deshalb schon seit mehreren Jahren den Ortsschulrat von Zell am Moos, dass die Volksschule Zell zu einer zweiklassigen Schule erweitert werde. Damit hatten die Zeller jedoch wenig Freude. Zweiklassigkeit hätte gewiss bauliche Maßnahmen erfordert und wäre insgesamt teurer gekommen als eine einklassige Schule. Die Überfüllung der Schule war zudem vor allem auf die Kinder aus den Ortschaften Hof und Guggenberg aus der Gemeinde Tiefgraben zurückzuführen. Der Ortsschulrat weigerte sich daher standhaft und machte der kk Schulbehörde einen Gegenvorschlag. Es solle doch die Gemeinde Tiefgraben dazu verhalten werden, ihre Kinder aus der Schule Zell am Moos zu nehmen und in Hof, nämlich in der Ortschaft Kasten, eine neue Schule zu erbauen. Der neue Schulsprengel sollte von den umliegenden Ortsteilen der Ortschaften Hof und Guggenberg zusammengestellt werden, von denen zu dieser Zeit ein Teil zur Schule Zell am
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Moos, der andere Teil zur vierklassigen Volksschule Mondsee eingeschult war. Um die Problemlösung voran zu treiben, wurde eine kommissionelle Verhandlung im Gasthaus Kasten angeordnet. Die Situation spitzte sich im Laufe der Verhandlung zu, denn die Gemeindevertreter von Tiefgraben sowie die anwesenden Grundbesitzer aus Tiefgraben als Interessenten blieben fest dabei, von der Schule Zell am Moos nicht weg zu gehen. Obendrein erklärten die Vertreter von Mondsee, der Ortsschulrat des Marktes Mondsee werde »nicht einmal eine Schultasche, viel weniger aber noch Schulkinder« zur Schule Kasten aus seinem Schulsprengel ausschulen lassen. Es war nämlich zu befürchten, dass aus der 4-klassigen Volksschule Mondsee eine 3-klassige würde. Die Fronten waren also ziemlich verhärtet. Kommissionsleiter Wacha war erleichtert über den Vorschlag der Haslauer Vertreter, in der Ortschaft Haslau, Gemeinde Zell am Moos, eine Schule zu errichten, und entschied sich auf der Stelle, noch am selben Tage die Verhältnisse in Haslau in Augenschein zu nehmen. Zwei Stunden später erachtete die Kommission aus Vöcklabruck den Platz, an dem heute in Haslau das Gemeindehaus steht, als tauglich, auch das Trinkwasser wurde für sehr gut befunden. Es blieb nur noch die Frage, ob innerhalb eines Umkreises von einer Gehstunde (4km) 40 Kinder für den Schulsprengel Haslau zu erfassen wären. Diese Frage ließ sich indes in der Folge nicht positiv beantworten. Auch traten Gegner eines Schulbaues auf den Plan. Bald darauf, zu Beginn der 90er Jahre, war die Periode des Ortsschulrates Zell am Moos abgelaufen, und es wurde auf Anstreben der Geschäftsleute und des Herrn Pfarrers von Zell am Moos Herr Johann Sulzberger, Bauer in Unterschwand, zum Obmann gewählt. In dieser Periode waren in der Schulbaufrage die Sympathien wieder auf Seite eines Erweiterungsbaues der Volksschule Zell am Moos. Im Jahre 1897 ging die Periode dieses Ortsschulrates zu Ende, und eine Erweiterung der Zeller Volksschule schien so gut wie sicher. In dieser Gewissheit wählten auch die Gegner der Schule Haslau Leopold Wiesinger, Gutsbesitzer in Haslau, zum Obmann des Ortsschulrates, nicht ahnend,
dass damit neue, weitaus größere Turbulenzen vorprogrammiert waren. Sobald der neue Ortsschulrat seine Tätigkeit aufgenommen hatte, ließ ihn der kk Bezirksschulrat wissen, dass nun die Erweiterung der Volksschule Zell am Moos in Rechtskraft erwachsen sei und die Schulgemeinde sogleich zur Gründung eines Baufonds zu schreiten habe. Leopold Wiesinger war nämlich durchaus ein Verfechter der Haslauer Schule. Seiner Absicht kam zugute, dass Hochwässer in den Jahren 1897 und 1899 die Gemeinde so sehr beschäftigten, dass die Zeller die Erweiterung gerne noch hinausschoben. Der Vorsitzende des Bezirksschulrates, kk Bezirkshauptmann Welser, war ein entschiedener Gegner der Volksschule Haslau. Obmannstellvertreter Josef Radauer, Besitzer des Schladergutes in Haslau, übernahm nach der Erkrankung Wiesingers die Führung des Ortsschulrates Zell am Moos. Als weiteres Mitglied wurde Matthias Achleitner, Besitzer des Badlhofergutes in Haslau Nr. 83, gewählt. Die Erweiterung der Volksschule Zell wurde mehrmals verschoben. Die Haslauer sahen ihre Chance im Abwarten eines günstigeren Zeitpunktes. Matthias Achleitner war binnen kurzer Zeit im Ortsschulrat ein anerkannter Mann geworden, und so war es schon vor Ablauf der Periode beschlossene Sache, ihn zum künftigen Obmann zu wählen. Zudem war man überzeugt davon, dass Achleitner die Fähigkeiten haben werde, die seit Jahren schwebende Schulbaufrage einer Lösung zuzuführen. Achleitner wurde am 15. Juni 1900 einstimmig zum Obmann gewählt. Auch im kk Bezirksschulrat war in der Zwischenzeit eine Veränderung eingetreten: Nach Ritter von Welser wurde Dr. Graf zu Lodron-Latterano zum Bezirkshauptmann berufen. Ortsobmann Achleitner nutzte die Gelegenheit zu einer Vorsprache beim neuen Bezirkshauptmann. Dieser kam ihm mit großer Freundlichkeit entgegen, was Achleitner ermutigte, » … denselben im Namen der Bewohner von Haslau recht herzlich zu bitten, für das Zustandekommen der Schule wirken zu wollen«. Dieser Auftritt hatte gewirkt! Graf Lodron sagte seine Unterstützung in der Schulbaufrage zu unter der Vorausset-
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zung, dass Ortschulrat und Gemeindevertretung dieses Projekt durchführen wollen. Achleitner konnte sich seiner Sache allerdings noch nicht sicher sein, denn es gab weder im Ortsschulrat noch in der Gemeindevorstehung eine sichere Mehrheit. So versuchte Achleitner, der gleichzeitig auch Gemeinderat war, die Funktionäre wohlgesonnen zu stimmen und die Schulbau-Angelegenheit noch hinaus zu schieben, solange, bis für dieses Projekt eine verlässliche Stimmenmehrheit vorhanden war. Die Gemeindewahlen 1903 fielen zu Gunsten des HaslauerProjektes aus. Die drei Männer, Achleitner, Radauer und – wieder im Amt – Leopold Wiesinger, brachten den vor fast 20 Jahren geborenen Gedanken einer Schule in Haslau wieder zur Sprache. Der kk Bezirkshauptmann hatte sein Wort gehalten, und auch kk Bezirksschulinspektor Schmidbauer trug seinen Teil dazu bei, dass »die gute Sache nicht im letzten Stadium scheiterte.« Alles weitere war klar: Beschlussfassung durch den Bezirksschulrat und Auftrag, mit dem Bau sofort zu beginnen, sowie Kollaudierung binnen Jahresfrist. Graf zu Lodron-Latterano, wahrer Freund der Volksschule Haslau, lobte das neue Gebäude als eine »Zierde und Wohlthat« der Haslau, wünschte, die Schule möge der schulfreundlichen Bevölkerung von Haslau zum Segen und Wohle gereichen. Als provisorischer Leiter wurde Herr Leo Scheichl berufen. Er begann mit dem Unterricht am 1. Juni 1905 und sollte hier bis zu seiner Pensionierung wirken. Ein langes Ringen war gewonnen, nun ließ eitel Wonne die Strapazen vergessen. Die Auseinandersetzung ließ jedoch Nachwirkungen erkennen. Die Gemeinde Tiefgraben sollte nämlich vereinbarungsgemäß ihren Beitrag zu diesem Schulbau leisten, so hatten es der kk Bezirksschulrat und sogar das Ministerium für Kultus und Unterricht gewollt. Die Gemeindeväter von Tiefgraben weigerten sich jedoch standhaft, irgendeinen Beitrag zu leisten. So brachte die Gemeindevorstehung von Zell am Moos im Einvernehmen mit dem Ortsschulrat eine Beschwerde beim hohen kk Verwaltungsgerichtshof in Wien ein. Leider vergeblich. Tiefgraben wurde von jeglicher Zahlung an die Gemeinde Zell am Moos befreit.
Leo Scheichl, erster Direktor der Volksschule Haslau
Das Schulleben in der Volksschule Haslau Leo Scheichl Die neue Schule war als kleine Landschule, so wie damals üblich, selbstverständlich einklassig. Die Schülerzahl der beiden ersten Schuljahre ist nicht überliefert. 1909 waren es 62 Schüler, die die Schule Haslau besuchten. Sie Schülerzahlen schwankten in der Folge meist zwischen 50 und 80. Der »Oberlehrer«, wie der Schulleiter damals genannt wurde, war unumschränkte Respektsperson, was sich u. a. darin manifestierte, dass er auf einem hölzernen Podium stehend unterrichtete. Dementsprechend empfand er die zwangsweise Entfernung desselben wohl als Angriff auf seine Autorität und beschreibt sie sehr genau: »Auf Befehl des Herrn Bezirksschulinspektors Hans Schönpass entfernte der hiesige Oberlehrer Leo Scheichl am 29. Juli 1933 die seit dem Bestande der hiesigen Schule bestehende zweitreppige Lehrkanzel (Podium) (Westseite Richtung Süden gegen Norden 5 m lg, 2 m br, 40 cm hoch).«
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Der Schulalltag war zur damaligen Zeit durchwegs eher gleichförmig. Es gibt in der Schulchronik keinerlei Hinweise über pädagogische Angelegenheiten. Der Lernerfolg in der niederorganisierten Volksschule war besonders durch regelmäßige Wiederholung garantiert. (Ein Vorteil, der der heutigen Schule vielfach abgeht.) Die Schüler der unteren Schulstufen konnten »mithören«, was die Großen lernten und davon profitieren, umgekehrt waren die Lerninhalte der Kleinen ständige Wiederholungen für die Großen. Die Lerninhalte waren einfach. Bodenständig und heimatverbunden, dem bäuerlichen Gesellschaftskreis verpflichtet und praktisch orientiert.
1. Lob und Lieb unserem schönen Vaterlande und seinem Retter Dr. Dollfuß. 2. Huldigung vor dem Bildnisse unseres Bundeskanzlers Dr. Dollfuß mit Absingung der Bundeshymne und Hoamatland – 3-maliges »Hoch« 3. Gedenkworte an unsere braven gefallenen Soldaten und Vater unser.
Höhepunkte waren Feiern jeglicher Art. Diese Feiern erhoben den jeweiligen Tag so sehr aus dem Alltag, dass die Festregie regelmäßig in der Schulchronik festgehalten wurde, meist mit dem genauen Ablauf.
Nach dem 2. Weltkrieg war nicht viel von vaterländischer Feier die Rede. Man war offensichtlich froh, das Ärgste überstanden zu haben und mit der Wiedererrichtung der Ordnung beschäftigt.
Interessant zu beobachten ist, wie sich im Laufe der Zeit die Feiern zum Bekenntnis zum eigenen Staat verändert haben. Zur Zeit der Monarchie wird über Feiern dieser Art an der Volksschule Haslau gar nichts berichtet. Die »Proklamierung der Republik in Deutsch-Österreich« wird in einem Satz lapidar zur Kenntnis genommen. Das »arme, verlassene deutsche Volk in Österreich« wird bitter beklagt, ein Rückzug in die Verherrlichung der engeren Heimat, die kaum über die »Roider-Lucka« hinausreicht, ist unverkennbar. Bis 1933 ist von Feiern staatsbürgerlicher Art nicht die Rede. Man begnügte sich offenbar mit der Pflege des »deutschen Liedes« im kleinen Kreis. Seit Anbeginn der Schule kamen hier regelmäßig Freunde des Schulleiters, Lehrerkollegen, auch ehemalige Schüler zu Besuch. In diesen Jahren schrieben sie vaterländische, volkstümliche, zum Teil auch rührselige Liedtexte ins Erinnerungsbuch.
Die Schilderung von Wetterereignissen war Leo Scheichl ein besonders wichtiges Anliegen. Reden wir heute vom Klimawandel und glauben, es gäbe daraus resultierend Wetterverrücktheiten, so wird man von einem alten Schulmeister eines besseren belehrt. Darf man seinen Aufzeichnungen glauben, gab es kaum ein Jahr ohne irgendeine Wetterkatastrophe. (Hochwasser, Wolkenbrüche, Schneefälle zur Unzeit, Hagelschläge, Trockenperioden ...) War die Katastrophe besonders groß, fügte er stets hinzu: »... und die ältesten Leute können eine solche Katastrophe nie denken.«
Ab dem Jahr 1933 wurden Feiern, die die vaterländische Gesinnung stärkten, von »oben« angeordnet, so etwa der »Tag der Jugend« mit festgelegter Festfolge:
Um diese Zeit mussten die Schüler vor dem Verlassen des Schulzimmers täglich das Gelöbnis »Treu Österreich« erneuern und Schüler und Lehrpersonen das Vereinszeichen der vaterländischen Front tragen.
Nach 33 Dienstjahren, 30 davon in der VS Haslau, wurde Leo Scheichl pensioniert. Als sein Nachfolger 1939 zum Kriegsdienst einberufen wurde, wurde Leo Scheichl reaktiviert und leitete die Schule bis 1945. 36 Jahre war Scheichl nicht nur mit Schule und Schuljugend, sondern auch mit der Haslauer Bevölkerung eng verbunden. Er war ein großer Gönner der Feuerwehr, seit 1924 Ehrenbürger der Gemeinde Zell am Moos und seit 1934 Ehrenvorstand der Musikkapelle. So manchen Schicksalsschlag musste Leo Scheichl hinnehmen. Den Tod seines einzigen Töchterleins schon im Kindesalter hatte er wohl nie überwunden.
2 93
Haslauer Schulklasse
Josef Sattlecker Am 11.2.1935 kam Josef Sattlecker aus St. Johann am Wald als neuer Oberlehrer an die Volksschule Haslau. 1937 folgte ihm Hildegard Lothaller, ebenfalls aus St. Johann am Wald, als neue Handarbeitslehrerin in die Haslau nach, und die beiden heirateten noch im selben Sommer. Ab 1938 werden Aufzeichnungen über schulische Angelegenheiten spärlicher, der Anschluss an Deutschland war Auftakt für die Priorität der Politik in allen Lebensbereichen. Sammlungen zur Kriegszeit: Neben Geld wurden auch Erdbeer-, Himbeer-, Brombeerblätter, Altpapier, Lumpen, Metall, Apfelkerne, Rinderschweifhaare, Huflattichblüten, Flaschen, Stoffreste, Silberpapier, Birkenblätter, Lindenblüten, Bücher, Kastanien usw. gesammelt. An einzelnen Tagen gab es Schulsperre wegen Heizmaterial-Mangels.
Ganze vier Jahre waren Josef Sattlecker als Schulleiter beschieden. Am 8.5.1939 rückte er ein, um seiner Wehrpflicht nachzukommen. Als Leutnant und Kommandant einer schweren Flak-Batterie erlag er am 31.3.1945 in Prag seiner zweiten Verwundung, die er im Osten erlitten hatte. Rosa Lukesch Leo Scheichl nahm seinen Abschied, nachdem er als schon pensionierter Direktor den durch Kriegsdienst abwesenden Josef Sattlecker die ganze Kriegszeit vertreten hatte. In diesem Jahr unbeschreiblicher Not trat Rosa Lukesch die Nachfolge an. Was vor ihrer Zeit als unwesentlich, vielleicht auch als unschicklich galt, nämlich in schriftlichen Aufzeichnungen über das zu berichten, was eigentlich Schule ausmacht - Kinder und Unterricht und die Beziehung zwischen Lehrer und Schülern - fällt bei Lukesch sofort auf. Sie drückt ihre Freude über die schulische Arbeit aus, berichtet über Feste, Feiern und Ausflüge in einer Weise, die die Stimmung bei den Kindern erkennen lässt.
4 · kultur & gesellschaft
Ihre Amtszeit hier währte nicht lange, denn schon 1948 kam sie als Sprachenlehrerin an die Hauptschule Ampflwang. Hans Baier Im Oktober 1948 trat Hans Baier die Leiterstelle in der Schule Haslau an. Dass er mit Kindern viel vor hatte, zeigt sein erstes Werk: Er baute zusammen mit den größeren Buben eine zerlegbare Schulbühne. Bereits seine nächste Aktion war eine politische: Wegen der stark gestiegenen Schülerzahl strebte Baier die Eröffnung einer 2. Klasse an und lud zu diesem Zweck im Februar 1949 Eltern und Gemeindepolitiker zu einer Aussprache ein. In der darauf folgenden Sitzung des Gemeindeausschusses, bei der Baier Maßnahmen aufzeigte, die in Angriff genommen werden sollten, wurde ein entsprechender Beschluss gefasst. Im März fand eine Zusammenkunft des Gemeindeausschusses in der Schule Haslau statt. Als nächstes kam schon der Baumeister zur Aufnahme eines Planes und Ende März fand abermals eine Sitzung in Anwesenheit von Bezirkshauptmann und Bezirksschulinspektor statt. Es ging also Schlag auf Schlag, und am 12. September 1949 wurde die 2. Klasse eröffnet. 1951 wurde die Schulwasserleitung samt Quellfassung und Bassin erneuert, da von Weihnachten bis März kein Wasser mehr geronnen war. Die Schulbühne war Jahr für Jahr fleißig in Gebrauch, und Hans Baier betätigte sich auch als Regisseur einer Haslauer Spielgruppe, die 1952 zu Lichtmess erstmals mit großem Erfolg an die Öffentlichkeit trat. Diese Spielgruppe sollte in den darauf folgenden Jahren mit vielen Einaktern, Bunten Abenden, Musik, Gesang und Tanz die Bevölkerung erfreuen. Die Zeit nach dem Krieg zeichnete sich durch eine Aufbruchstimmung aus, die auch in der Berichterstattung der Schulleiter zum Ausdruck kam. Man war stolz auf die Leistungen des neuen Österreich und hielt fest, was von öffentlichem Interesse war: Wahlergebnisse, lokal- wie auch weltpolitische Ereignisse, Eröffnungen von Amtsgebäuden, etc. Wichtige Weltereignisse werden gegen Ende der 50er Jahre im Fernsehen verfolgt.
Hans Baier war ein Mann, der häufig politischen Einfluss suchte und dabei so manches für die Haslauer Schule erreichte. So wurde 1958 an das Schulhaus ein Wohntrakt angebaut und die Schulräume wurden modernisiert. Auch für eine Schülerausspeisung legte er sich ins Zeug, denn viele Schüler hatten einen weiten Schulweg, manche bis zu einer Stunde. Die Gemeinde Zell am Moos richtete 1961 an der Volksschule Haslau einen Ausspeisungsraum ein, da viele Schüler schon in den frühen Morgenstunden von zu Hause fortgehen mussten und erst in den Nachmittagsstunden wieder heimkamen. Bei den Gemeinderatswahlen im Herbst 1961 kandidierte Baier für die ÖVP und wurde Bürgermeister. Seine Amtszeit währte indes nur kurz, denn im September 1962 wurde er Schulleiter in Frankenmarkt. Max Eder Im September 1962 kam Max Eder aus Attnang-Puchheim – auch Baier war Attnanger – als 5. Schulleiter an die VS Haslau. Seine Gattin Margit Eder übernahm die Stelle als Lehrerin. Die musische Bildung war Eder ein wichtiges Anliegen. So bildete er mit Kindern gleich zu Beginn eine Flötengruppe und inszenierte auch gerne kleine Theaterstücke. Sein menschenfreundlicher Umgang mit Kindern manifestiert sich in seiner Berichterstattung über so manche Schulfeier, bei der die Kinder häufig selbstgebastelte Utensilien zur Anwendung brachten. Überhaupt war für Eder Basteln als handwerkliche Vorbereitung ein wichtiger bildnerischer Aspekt. Die Schule wurde stets mit Buchenholz beheizt, von dem es in den umliegenden Wäldern reichlich gab. Zu diesem Zweck wurde 1963 im Schulhof eine neue, geräumige Holzhütte errichtet. Im Winter wurden die Schüler von Zeit zu Zeit »vergattert«, das nötige Holz ins Schulhaus herein zu tragen. Das Schulleiterehepaar Eder errichtete in seiner Haslauer Zeit ein Haus in Attnang, Max Eder bereitete sich auf die Hauptschulprüfung vor, die er 1967 ablegte. Mit Schulschluss 1968/69 übersiedelte das Ehepaar in das neue Heim in Attnang.
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Eduard Muss Anfang September 1969 bezog das Ehepaar Eduard und Rosemarie Muss die Lehrerwohnung der VS Haslau. Eduard Muss trat - nun der dritte Schulleiter, der aus Attnang kam - die Leiterstelle an. Zur Entlastung von Pfarrer Penetsdorfer, für den der Weg von Zell am Moos in die Haslau (ohne Fahrzeug!) besonders beschwerlich war, übernahm Rosemarie Muss den Religionsunterricht für die Erstklasser am Nachmittag. Reformbestrebungen veränderten in diesen Jahren die pädagogische Landschaft österreichweit. Der Polytechnische Lehrgang war bereits eingeführt, und zunehmend wurde der Hauptschulbesuch aller 10 bis 14-Jährigen angestrebt. Damit sollte auch erreicht werden, dass die Schüler der 4. Stufe besser gefördert und auf den Hauptschulbesuch vorbereitet werden. Um dieses Ziel zu verwirklichen, war der Einsatz von Schulbusfahrten notwendig. Diese Schulfreifahrt führte in unzähligen kleinen Orten in den 60er Jahren dazu, dass die Kleinstschulen aufgelöst wurden. Dieses Schicksal zeichnete sich auch für die Volksschule Haslau ab, obwohl gegen Ende der 70er Jahre der Trend eher wieder zur Beibehaltung kleiner Schulen ging. Der Beginn des Schuljahres 1970/71 brachte bereits neue Sorgen. Die Schülerzahl hatte den extrem hohen Stand von 93 erreicht: 48 Schüler in der 1. Klasse bei geteilter Führung und 45 Schüler im ungeteilten Unterricht in der 2. Klasse. Den allgemeinen pädagogischen Bestrebungen folgend forderte der Bezirksschulrat die Zusammenlegung der Oberstufen von Haslau und Zell am Moos, nahm schließlich aber davon Abstand, weil die Widerstände dagegen zu groß waren. Die Auflehnung gegen Absichten, die Schule zu verkleinern oder gar abzuschaffen, sind wohl allzu verständlich, denn noch nie in der Geschichte der Haslauer Schule hatte es mehr Schüler gegeben, als zu dieser Zeit! So sehr die hohe Schülerzahl für die Erhaltung der Schule sprach, gab es andererseits Fakten, die stark in Richtung Auflösung wiesen. Einer davon war, dass der Hauptschulbesuch zunehmend an Attraktivität gewann. So trat 1971 erstmals eine größere Anzahl Schüler, nämlich 11, von der 4. bzw. 5. Schulstufe in die Hauptschule über. Die Einführung der Schülerfreifahrt machte die Entscheidung für den
Hauptschulbesuch leicht. Der Trend setzte sich in den kommenden Jahren weiter fort. Am 23. November 1971 besuchten Landesschulinspektor Dr. Handstanger und Bezirksschulinspektor Pisar die Volksschule Haslau. Die beiden Herren sahen die weitere Zukunft der Schule positiv und überlegten den Anbau eines Gymnastikraumes an das Schulhaus, da es ja keinen Turnraum gab und ein vernünftiger, moderner Schulbetrieb einen solchen erforderte. Bemängelt wurde, dass es im Vorhaus der Schule übel roch, weil offensichtlich die Senkgrube undicht war. Der Schulleiter wurde aufgefordert, im Gemeindeamt eine Verbesserung der Situation zu erwirken. Eine der folgenden Gemeinderatssitzungen begann daher mit einem Lokalaugenschein in dieser Angelegenheit. Man sah sich jedoch außerstande, am Zustand etwas zu ändern. Das Ansinnen eines Zubaues für einen Gymnastikraum wurde von Seiten des Gemeinderates wegen Geldmangels ausgeschlossen. Am Ende dieses Schuljahres 1971/72 besuchten wieder fast alle Abgänger der 4. Schulstufe die Hauptschule. Die Fahrten der Postautobusse wurden besser an die Schulzeiten der Hauptschulen Mondsee und Frankenmarkt angepasst. Das hatte eine weitereSchrumpfung der Oberstufe zur Folge. Auch zu Schulschluss 1972/73 traten fast alle Viertklasser in die Hauptschule über. Dazu wechselten auch einige Schüler der Oberstufe in die Hauptschule bzw. den Polytechnischen Lehrgang. In der Oberstufe verblieben im darauf folgenden Jahr noch 10 Schüler. Frau Franziska Durchner wurde 1973 von der Gemeinde als Schulwartin angestellt und kümmerte sich fortan um die Reinigung des Hauses und um das Schulareal. Im Herbst 1974 traten bis auf 1 Mädchen alle Schüler der 4. Schulstufe in eine Hauptschule über. 6 Entlassschüler waren der Schulpflicht entwachsen, und es blieben noch 4 Schüler für die Oberstufe über. Auch diese wurden in die Hauptschule eingestuft. Es war zu diesem Zeitpunkt erfüllt, was die Schulreform vorgab und was bis heute allgemeingültige Regel ist: eine einheitliche Schule aller 6 bis 10-jährigen Schülerinnen und Schüler.
4 · kultur & gesellschaft
Niemand hatte die Absicht, die Schule Haslau zu schließen, denn die Schülerzahl von 47 in vier Schulstufen ließ die weitere Existenz durchaus gesichert erscheinen. Dass die Schule sechs Jahre später dennoch aufgelöst wurde, hatte ganz andere Gründe. War es bis 1975 die Abwanderung der Oberstufenschüler zur Hauptschule, die die Schülerzahl schrumpfen ließ, so kamen ab diesem Zeitpunkt mehrere andere Faktoren dazu. Einer davon war der »Pillenknick«. Ende der 60er Jahre gab es meist zwischen 15 und 20 Schulanfänger. Ab 1976 sah es so aus: Schuljahr: 1976 Schulanfänger: 10
1977 8
1978 6
1979 5
1980 4
Zu Beginn der 70er Jahre wurde zuerst in Zell am Moos, dann auch in Haslau ein Schülerbus eingesetzt. Diese Schulbusfahrten hatten Anna und Ferdinand Lettner aus Harpoint übernommen. Obwohl Harpoint zum Schulsprengel Haslau gehörte, wurde manchen Schülern in dieser Gegend bald bewusst, dass sie einen Vorteil hätten, wenn sie mit dem Schulbus nach Zell am Moos fahren, anstatt zu Fuß nach Haslau zu gehen. Das führte immer wieder zu Einzelumschulungen nach Zell am Moos, obwohl der Schulleiter immer wieder darauf verwies, dass dies den Bestand der Haslauer Schule gefährden könnte. Zu Beginn des Schuljahres 1977/78 sah es so aus, als müsste die Klassenlehrerin der 1. Klasse die Schule verlassen. Die Klassenchülerhöchstzahl war damals 36, und es war damit zu rechnen, dass genau 36 Schüler die Schule besuchen würden. Anfang September zog jedoch eine Familie zu, deren jüngstes Kind mit dem Schulbesuch begann, und so gab es 37 Schüler. Im Laufe dieses Schuljahres bemühte sich der Bezirksschulinspektor in Verhandlungen mit dem Landesschulrat um eine Sondergenehmigung, die die Weiterführung der zweiklassigen Schule trotz geringer Schülerzahl erlaubte. Mit Erfolg, denn im Herbst 1978 war die Schule Haslau im Schulversuch mit 28 Kindern weiterhin zweiklassig.
Die Gemeinde Oberhofen gab ihre Entscheidung bekannt, den Schulsprengel ändern zu wollen, sodass die Schüler von Schweibern, Laiter und Kulmesberg nicht mehr nach Haslau, sondern nach Oberhofen zur Schule gehen sollten, was ab dem folgenden Schuljahr geschah. Einklassigkeit Ein Jahr später (1979) war die Schülerzahl wieder gesunken. Noch einmal erwies sich die Schulbusfahrt für die Haslauer Schule als nachteilig. Es waren schon so viele Kinder nach Zell am Moos umgeschult, dass wegen der geringen Anzahl eine eigene Fahrt zur Schule Haslau nicht mehr genehmigt wurde. So suchten auch die restlichen Schüler aus Harpoint um Umschulung nach Zell am Moos an. Eine Weiterführung des Schulversuches vom Vorjahr wurde wegen der neuerlichen Verringerung der Schülerzahl nicht genehmigt. Dies bedeutete die einklassige Organisation. Die neue Situation: Die 1. Schulstufe musste separat am Nachmittag unterrichtet werden (5 Kinder), ein gemeinsamer Unterricht der weiteren 3 Stufen wurde aber aus pädagogischen Gründen nicht genehmigt. So mussten die Viertklasser zum Unterricht nach Zell am Moos fahren. Frau Ilse Deisenhammer wurde nach Oberhofen versetzt. Dazu kam, dass der Schulleiter von Haslau mit 1. April zur Ableistung des Präsenzdienstes einberufen wurde. Da in Zell am Moos wegen Karenzurlaubes eine Lehrerin fehlte, konnte auch von dort niemand abgezogen werden. Der Bezirksschulrat ordnete kurzerhand bis Schuljahresende den Transport der 14 Haslauer Kinder nach Zell an. Letztmaliger Schulbeginn 1980 Im Herbst 1980 begann der Schulbetrieb wieder in der Schule in Haslau. Diesmal mit nur 2 Schulstufen (2. Schulstufe = 6 Schüler vormittags, 1. Schulstufe = 4 Schüler nachmittags). Die Schulaufsicht verlangte, dass die 3. und 4. Schulstufe jeweils in einem eigenen Klassenverband unterrichtet werden. Die 1. Schulstufe war stark dezimiert, da alle Eltern von Harpoint sich für die Schulbusfahrt nach Zell am Moos entschieden hatten.
297
Der Schulleiter war noch beim Bundesheer. Ehefrau Rosemarie Muss hatte sich als Vertretung zur weiteren Unterrichtserteilung für die verbliebenen 10 Schüler in Haslau gemeldet. Nach Beendigung des Präsenzdienstes übernahm Eduard Muss wieder den Unterricht. Der Schulbetrieb währte jedoch nicht mehr lange. Wieder war die Geruchsbelästigung der Stein des Anstoßes. Beim alljährlichen Besuch des Impfteams der Bezirkshauptmannschaft fiel dem damaligen Bezirksarzt die Geruchsbelästigung im Schulhaus auf, den die desolate Senkgrube verursachte. Er erstattete dem Bezirkshauptmann Bericht. Hofrat Dr. Landl, Bezirksahuptmann, ordnete daraufhin an, dass der Unterricht bis auf weiteres an der Volksschule Zell am Moos zu erfolgen habe. Ab dem 28. Jänner 1981 fuhren die Schüler mit dem Schulbus nach Zell am Moos zum Unterricht. Der Schulbetrieb in Haslau wurde nicht mehr aufgenommen.
1958 14.09.1959 01.09.1962 13.09.1965 01.09.1969 01.09.1969 18.02.1974 01.04.1980 01.04. – 05.07.1980 04.09.1980 09.12.1980 25.01.1981
Aus der Schulchronik der Volksschule Haslau
Die Entwicklung der Schülerzahlen
01.06.1905 04.03.1906 31.05.1906 05.05.1907 16.09.1907 01.01.1908 02.05.1910 04.10.1910 27.01.1924 1926 12.04.1926
Leo Scheichl, prov. Schulleiter Pf. Franz Hummer, Religion Amalie Koller, weibl. Handarbeitsunterricht Leo Scheichl, definit. Schulleiter bis 10.02.35 Maria Scheichl (Gattin d. Ltrs.), Aushilfshandarbeitslehrerin Schulfahne angekauft Pfarrprovisor Michael Peterseil, Religionsunterricht Pfarrer Hüttenberger, Religionsunterricht Frl. Mizzi Scheichl, Handarbeitsunterricht Maria Scheichl, Handarbeitsunterricht Leo Scheichl, Ehrenbürger von Zell am Moos Anton Burgstaller, Pfarrer, Religionsunterr. Leo Scheichl kauft neue Glocke für Sagerermüllerkapelle. Pfarrprov. Josef Würzburger, Religionsunterricht
1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925
Margarete Sengstschmid, Klassenlehrerin 1. Klasse Ursula Reisner, Klassenlehrerin 1. Klasse Max Eder, Schulleiter Margit Eder, Lehrerin Margarete Groiß, Arbeitslehrerin Zäzilia Pötzl , Arbeitslehrerin Eduard Muss, Schulleiter Rosemarie Muss, Klassenlehrerin 1. Klasse Ilse Deisenhammer, Klassenlehrerin 1. Klasse Eduard Muss, Präsenzdienst Alle Schüler besuchen vorübergehend die Volksschule Zell am Moos. Rosemarie Muss, Vertretung für Schulleiter Eduard Muss, Dienstantritt nach Präsenzdienst Letzter Schultag im Gebäude der Volksschule Haslau
Alltagsschüler verkürzter Unterr.
62 68 70 64 70 65 69 71 65 61 61 63 64 55 52 54 51
gesamt
— 62 4 72 4 74 10 74 12 82 10 75 14 83 10 81 12 77 6 67 6 67 12 75 5 69 6 61 8 60 6 60 3 54
4 · kultur & gesellschaft
1926 1 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939
Alltagsschüler verkürzter Unterr.
52 55 68 71 75 74 76 78 65 40 47 48 51 50 Untergruppe
1940 1941 1942 1943 1944 1945 2 1946 1947 1948
27 32 30 31 38 — — — —
gesamt
5 57 3 58 5 73 4 75 4 79 4 78 — 76 9 87 9 74 12 52 9 56 9 57 6 57 4 54 Obergruppe
1. Klasse (1.–3. Stufe)
1961 1962 1963 1964 1965 1966 3 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973
1. Klasse (1.+2. Stufe)
gesamt
36 63 38 70 37 67 44 75 45 83 — — — 93 — 99 — 99
1974 4 1975 1976 1977 1978
1979 5 1. Klasse (1.–3. Stufe)
1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960
45 47 33 35 32 31 32 29 29 25 29 27
2. Klasse (4.–8.Stufe)
25 27 22 22 24 36 35 38 39 48 49 45 40
20 21 18 17 12 vormittags (2.+3. Stufe)
10
2. Klasse (4.–8.Stufe)
gesamt
36 61 37 64 38 60 34 56 40 64 31 67 36 71 42 80 47 86 45 93 39 88 31 76 26 66 2. Klasse (3.–5.Stufe)
gesamt
27 47 22 43 22 40 20 37 16 28 nachmittags (1. Stufe)
gesamt
4 14
gesamt
43 88 30 77 34 67 32 67 30 62 30 61 32 64 31 60 29 58 37 62 30 59 31 58
1980
vormittags (2. Stufe)
6
nachmittags (1. Stufe)
gesamt
4 10
anmerkungen zu den jahreszahlen 1 Im Jahr 1926 wurde der Schulbeginn von Mai auf September verlegt. 2 Im Jahr 1945 existieren keine Aufzeichnungen
3 Im Schuljahr 1966/67 wird das 9. Schuljahr eingeführt.
4 Auflösung der Oberstufe mit Ausnahme der 5. Schulstufe. 5 Die Schule ist wieder einklassig mit nur 3 Schulstufen!
299
Kindergarten-Geb채ude im Museumsweg 1
Fr체hling Herbst
Sommer Winter
4 · kultur & gesellschaft
Unser Kindergarten daniela eberl Am 15. September 1980 öffnete der Pfarrcaritaskindergarten Zell am Moos das erste Mal seine Türen. Das Gebäude wurde von der Gemeinde Zell am Moos errichtet und an die Pfarrcaritas, deren Leitung dem Pfarrer obliegt, vermietet. Die Leitung und Gruppenführung übernimmt Daniela Eberl, unterstützt wird sie dabei von Ruth Moser als Hilfskraft. 1981/ 82 übernimmt Beate Schimmerl als Kindergärtnerin die Karenzvertretung von Daniela Eberl Die Kinderzahlen in Zell am Moos steigen stetig, deshalb wird im September 1994 eine »Teamgruppe« (im monatlichen Wechsel zwischen Vor- und Nachmittag) eingerichtet und Simone Dokulil tritt als zweite Kindergärtnerin ihren Dienst an. Für den Kindergartentransport waren von Anfang an Ferdinand und Anna Lettner zuständig. Seit Herbst 1995 hat das Fam. Edtmayer übernommen Von Dezember 1995 bis Februar 1996 wird die Dienstwohnung im Obergeschoß in einen zweiten Gruppenraum um-
gebaut. Am 4. März 1996 wird dieser in Betrieb genommen und Monika Teufl als weitere Helferin eingestellt. Frau Dokulil entschließt sich weiter zu studieren, und Petra Maderebner tritt als Kindergärtnerin an ihre Stelle. Ab Herbst 1997 werden zwei Kinder mit Behinderungen integriert, Marlies Krautgartner wird als Stützkraft eingestellt. Im Mai 1998 wurde unser Außengelände in einer beispielhaften Aktion in einen naturnahen Spielgarten umgestaltet. Über 100 freiwillige Helfer, Spender und Gönner aus Zell am Moos und Umgebung haben innerhalb von 2 Tagen ein wahres Spielparadies für unsere Kleinen geschaffen. 1999 übernimmt Edith Voithhofer von Frau Petra Maderebner die Stelle als Kindergärtnerin. Im Juli 2001 gestalteten wir mit einer Gruppe aus Wien eine Projektwoche unter dem Motto: »Stadt und Land unter einem Dach«. Brigitte Wipp wohnt eine Woche lang mit einer Gruppe Hortkinder aus Wien in unserem Kindergarten. Gemeinsame Aktivitäten, wie Wandern, Besuch bei der Feuerwehr, Bedrucken von T-Shirts usw. sowie ein Grillfest zum Abschluss haben allen Beteiligten viel Spaß gemacht.
301
2002 entschließt sich Daniela Eberl, die Ausbildung zur Montessori-Pädagogin zu machen und geht für ein Jahr in Bildungskarenz. Auch Edith Voithhofer verlässt unseren Kindergarten. Karin Hagenauer übernimmt die Leitung in der »Unteren Gruppe«, Elisabeth Liftinger wird gruppenführende Kindergärtnerin im 1.Stock und Tanja Größwang wird als Stützkindergärtnerin für ein Kind mit erhöhtem Förderbedarf eingestellt. Im Sommer 2003 werden der Gruppenraum im Erdgeschoß und das Büro adaptiert und neu eingerichtet. Im September 2003 kehrt Daniela Eberl wieder als Leiterin zurück, Karin Hagenauer übernimmt die Gruppenführung im Obergeschoß.
Ausflug ins »Dorf der Tiere« nach Strobl
Faschingsumzug
Spielfest am Ende des Kindergartenjahres
Martinsfest 1980
4 · kultur & gesellschaft
In der Vorweihnachtszeit werden alle Jahre mit den Eltern Adventfeiern oder Krippenspiele in der Pfarrkirche gestaltet.
Der »Nikolaus« besucht uns jedes Jahr, und wir spielen, singen und feiern mit ihm. Im Jahr 2004 hat er uns sogar im Wald gefunden.
Laternenwanderung im Advent
Das Kindergartenjahr wird u.a. durch viele der folgenden Aktionen bunter:
Seit Jahren bereiten die Kinder jeden Donnerstag ihre Jause selbst zu
– – – – – – – – – – – – –
Wandertage Martinsfest Adventfeiern Krippenspiel Adventkranzweihe Faschingsumzug Auferstehungsfeier Sommerfest Spielfest Grillfest Familienwanderung Schnitzeljagd u.v.m.
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Elternabend
Wandertag
Die letzte Fahrt mit unserer »Dachsin«
Faschingsfeier
Feste und Feiern begleiten ein Kindergartenjahr 1980 wird das 1. Martinsfest mit Laternenumzug in Zell am Moos gefeiert. Schon seit diesem Zeitpunkt werden jedes Jahr die »Martinskipferl« von der Bäckerei Obauer unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür! Seit einigen Jahren können sich alle Besucher auch bei einem Glühweinstand stärken – der Reinerlös wird zum Nachkauf von Spielmaterial verwendet. Zur lieben Tradition ist auch schon unsere Erntedankfeier am Anbetungstag der Pfarre (8. Oktober) geworden. Mit Unterstützung der Eltern werden »Erntewagerl« mit selbstgeerntetem Obst und Gemüse gefüllt. Wir ziehen damit zur Pfarrkirche, um Dank für die Schöpfung zu sagen.
Später bereiten wir aus den Früchten im Kindergarten leckere Mahlzeiten zu. Eine Auferstehungsfeier nach den Osterferien mit »Nesterlsuche«, Muttertagsfeiern und spontane Feste, die aus der Situation oder dem Interesse der Kinder (Apfelfest, Schachtelfest, ….) entspringen, gehören ebenso dazu wie die Geburtstage jedes einzelnen Kindes. Die Eltern sind eingeladen, den Geburtstag Ihres Kindes im Kindergarten mitzufeiern. Das Ende eines jeden Kindergartenjahres ist auch immer wieder Anlass, um mit Kindern und Eltern zu feiern, z.B. Sommer- oder Spielfeste, Grillfeste, Familienwanderungen, Schnitzeljagd u.v.m.
4 · kultur & gesellschaft Kindergartengruppe 1980/81 h.l.: Ruth Moser, Roswitha Winter, Johann Höllerer, Christian Strobl, Astrid Hagenauer, Rupert Brandstetter, Jürgen Ressi, Karin Zöller, Daniela Eberl; m.l.: Elisabeth Muss, Susanne Kroiß, Johann Rindberger, Josef Pöckl, Alexandra Brandlmayr, Norbert Obauer, Sonja Krög, Manfred Pöckl; v.l.: Michael Moser, Wolfgang Feichtinger, Florian Hanke, Andrea Schleicher, Sonja Grubinger, Bernhard Führer, Manuela Führer Es fehlten: Martina Fischhofer, Tanja Maderecker, Christoph Moser, Andreas Lindinger, Iris Radauer
2006/07: »Puschelgruppe«
2006/07: »Kuschelhäschengruppe«
Statistik der Kinderanzahl im Kindergarten seit Beginn
60 50 40 30
2006/07
2005/06
2004/05
2003/04
2002/03
2001/02
2000/01
1999/00
1998/99
1997/98
1996/97
1995/96
1994/95
1993/94
1992/93
1991/92
1990/91
1989/90
1988/89
1987/88
1986/87
1985/86
1984/85
1983/84
1982/83
1981/82
1980/81
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Ehrenbürger & Ehrenringträger unserer Gemeinde Anton Achleitner · Johann Wiesinger
Dr. Hans Steinbach aus Wien, am 11.8.1935 für seine »botanischen Forschungen und Kurse hier«
Josef Bauer Schulleiter 1881 – 1887
General Mark W. Clark Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Österreich, wurde am 18. August 1946 zum Ehrenbürger der Gemeinde Zell am Moos zu ernannt.
Georg Dobler Pfarrer 1892 – 1898 Heinrich Renner k.u.k Forstmeister in Mondsee, für besondere Verdienste um die Errichtung der Straße in Haslau. Karl Graf zu Lodron Latterano Bezirkshauptmann in Vöcklabruck am 17. Juli 1904 für sein Wohlwollen und Verdienste um die Errichtung der Schule in Haslau Adolf Helmbacher Forstkommissär aus Linz, am 15. November 1909 für seine Verdienste um die Wildbachverbauung in Zell am Moos Bernhard Koller Schulleiter 1895 – 1920, am 22. Oktober 1922 für sein langjähriges Wirken und große Verdienste um Vereine in der Gemeinde Leo Scheichl 1. Schulleiter in Haslau 1905 – 1935, am 13.1.1924 für sein langjähriges Wirken Anton Burgstaller Pfarrer 1917 – 1926, am 24.03.1926 für Rat und Hilfe in der Gemeinde
Aus der Niederschrift des Protokolls vom 18. August 1946: »Über Anordnung der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck wird vom Gemeindeausschuss einstimmig der Beschluss gefasst, Herrn General Mark W. Clark, Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Österreich, zum Ehrenbürger der Gemeinde Zell am Moos zu ernennen.« Karl Brandstötter, Schulleiter und Oberlehrer 1922 – 1946, am 31.12.1946 für seine erfolgreiche Tätigkeit und Verdienste um Schule und Gemeinde Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Eduard Pesendorfer am 06.03.1957 für besondere Verdienste beim Bau des Amtshauses und dem Erweiterungsbau der Volksschule in Haslau Oberregierungsrat Dr. Heinrich Pichler vom Amt der oö. Landesregierung am 25.3.1957 ebenfalls für seine Verdienste beim Bau des Amtshauses in Zell und des Erweiterungsbaues der Schule in Haslau
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Bundeskanzler Dr. Josef Klaus bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft
Dr. Erwin Wenzl Landesbaureferent, am 19.08.1961 für Verdienste bei Straßenbauangelegenheiten sowie wegen Verdienste um das Wohl der Gemeinde. Die Ehrenbürgerurkunde wurde am 26. August 1961 im Sitzungssaal der Gemeinde in feierlicher Form überreicht. Bundeskanzler Dr. Josef Klaus wurde in der Gemeinderatssitzung am 8. 8.1964 die Ehrenbürgerschaft verliehen, weil dieser sich sehr verdient um die Gemeinde gemacht hat und durch die Wahl seines Wohnsitzes in Zell am Moos die Bedeutung der Gemeinde als Fremdenverkehrsgemeinde wesentlich gesteigert hat. Dem geistlichen Rat Pfarrer Friedrich Penetsdorfer wurde am 09.07.1966 aufgrund der vielfältigen Verdienste, die er sich in seiner langjährigen Tätigkeit als Seelsorger der Gemeinde Zell am Moos erworben hat, die Ehrenbürgerschaft verliehen. Bürgermeister Ökonomierat Johann Wiesinger wird mit Beschluss vom 9. Dezember 1972 für seine langjährige verdienstvolle Tätigkeit für die Gemeinde besonders im Rahmen seiner 10-jährigen Tätigkeit als Bürgermeister zum Ehrenbürger ernannt. Vizebürgermeister OSR Dir. Franz Blaichinger wurde am 28. Juli 1979 die Ehrenbürgerurkunde für die seit 1946 umsichtige Leitung der Volksschule Zell am Moos überreicht. Ferner wurden seine vielfältigen sonstigen Verdienste für unsere Gemeinde, von denen nahezu jeder Verein und jede Körperschaft profitierte, gewürdigt.
Med. Rat. Dr. Karl Stutz, ehemaliger Gemeindearzt von Zell am Moos und Oberhofen, wurde am 27. März 1981 die Ehrenbürgerschaft unserer Gemeinde für seine langjährige verdienstvolle Tätigkeit verliehen. Besonders betont wurden seine ständige Bereitschaft bei der medizinischen Betreuung der Bevölkerung und sein vorbildlicher Einsatz zum Wohle der Bevölkerung. Altbgm. Johann Rindberger erhielt die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Zell am Moos am 23. November 1985 für seine vielfältigen und großen Verdienste, die er sich in seiner Zeit als Gemeinderat seit 1961 und besonders als Bürgermeister von 1974 bis 1985 für die Bevölkerung der Gemeinde erworben hat. Bürgermeister Matthias Achleitner hat aufgrund des Beschlusses des Gemeinderates vom 2. Februar 1990 anlässlich seines 60. Geburtstages am 10. Februar 1990 für seine Verdienste um die Gemeinde den Ehrenring verliehen bekommen. Matthias Maderecker hat für seine 30-jährige Tätigkeit als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Haslau, seine Funktion als Vizebürgermeister und seine langjährige Obmannschaft beim Seniorenbund am 26. Juli 1991 den Ehrenring der Gemeinde verliehen bekommen.
Aufzeichnungen lt. Heimatbuch Seite 141, 1-5 bzw. Auszügen aus den Gemeinderatsprotokollen
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HMI, 1973
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Kunh oder die Kultur des Künhlerisaen Helmut Palzinsky Jede Region pflegt auf ihre Art und Weise Kunst, sei es im traditionellen Sinn oder mit Neugierde und Interesse an Neuem. Ich will hier auf einige lokale Besonderheiten eingehen.
H MI Hans Mairhofer-Irrsee 5.1.1914 – 15.8.1998 »Womit ein Feind zu saaden denkt, wird dir von Got zum Heil gelenkt.« Dieser Spruchschüssel-Text wurde zum Lebensmotto von HMI. Hineingeboren in die Zeit großer politischer und gesellschaftspolitischer Umbrüche der auslaufenden Monarchie und am Vorabend des ersten Weltkrieges – und hin-
eingeboren in den Geist eines kulturellen Wandels (z.B. Übergang von Historismus und Gründerzeit in Jugendstil und Neue Sachlichkeit) – aber auch hineingeboren in die Atmosphäre eines konservativen und familienbetonten, traditionsbewussten und beschützenden Bauernstandes, das war das Umfeld, in dem HMI 1914 am Wolfbauerngut in Zell am Moos das Licht der Welt erblickte. Von 1920 bis 1928 besuchte er die Volksschule im Ort: Hier erkannte und förderte sein Lehrer Dir. Karl Brandstötter das bildnerische Talent, aber auch das Verständnis seiner Eltern und Großeltern ermutigte ihn, über die schwere Anfangszeit hinweg seinen künstlerischen Weg zu gehen. Bis 1939 arbeitete er als Knecht am elterlichen Hof. 1934 erste Ausstellung im Volkskundehaus Ried i.I. auf Einladung von Pfarrer Feichtlbauer, dem Begründer der Rieder Volkskundesammlung. Seit dieser Zeit gab es zunehmend öffentliches Interesse an seinen Arbeiten. 1939 bis 1944 Soldat im 2. Weltkrieg (13. Infanterie-Regiment 482) Juni 1944 bis November 1947 in russischer Gefangenschaft (Witebsk, Wladimir, ...): Auch hier half ihm sein zeichnerisches und schriftstellerisches Talent sowie seine mensch-
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liche Größe über diese schwere Zeit hinweg. Nach seiner Heimkehr widmete er sich als strenger und kritischer Autodidakt ausschließlich seiner künstlerischen Tätigkeit: Ausgehend von einem gewissen Naturalismus zeugen seine weiter entwickelte Malweise und seine bildhauerische Beiltechnik von einer grandiosen Expressivität. Seit 1948 zahlreiche Ausstellungen (z.B. Mondsee, Ried, Salzburg, Steyr, Vöcklabruck, Wels, Wien u.v.a.). 1950 Fußwanderung nach Rom mit literarischem Niederschlag in seiner Schrift »Vom Kolomansberg zum Petersdom«. 1950 anregende Tätigkeit und Mitarbeit bei dem Bildhauer und Schnitzer Prof. Josef Furthner in Zell an der Pram. 1954 Bau eines eigenen Hauses mit Werkstatt in Zell am Moos, in dem 1957 die Irrseer Heimatsammlung eröffnet wird. 1958 Heirat mit Elisabeth Huber: Dieser Ehe entstammen die Kinder Meinrad, Koloman und Monika. 1963 Baubeginn des Irrseer Heimathauses (mit Steinen vom
abgetragenen Mondseer Nord-Kirchturm sowie Holz von abgerissenen Häusern und nicht mehr benötigten Troadkästen). HMI war ein seltener Glücksfall für die Region: Ein Mensch mit einer gewaltigen Schaffenskraft, mit einer blühenden Fantasie und mit unendlichen Ideen, der trotz größter Schwierigkeiten und Widerstände unbeirrbar seinen künstlerischen Weg gegangen ist. Er war ein Nachdenker in seinem schriftstellerischen Werk, er war ein Querdenker in seiner bildnerischen Arbeit als Zeichner, Maler und Bildhauer, und er war ein Vordenker mit seinen umfangreichen volkskundlichen Aufzeichnungen sowie mit seiner Sammlung der regionalen Volkskultur (besonders von alltäglichen oder banal erscheinenden Gegenständen) in einer Zeit, in der so viele Zeugnisse der ländlichen Identität unwiederbringlich verschwunden sind. Er hat ein Werk hinterlassen, das in seinem gewaltigen Umfang, in seiner
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Landschaft, 1977
Bauern-Madonna, 1980
Aus der Sonnenserie
M盲dchen aus der Fremde, 1980
Zell am Moos, 1937
Paar, 1968
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Gänze und Größe erst vollständig erfasst, aufgearbeitet und vor allem verstanden werden muss. Bezüglich seines literarischen Schaffens ist auf den Sammelband »Bauernerbe« zu verweisen, in dem liebevoll die Beobachtungen Mairhofers zu verschiedenen Lebensbereichen gesammelt sind. Beachtung verdient auch seine Publikation über Franz Winklmaier, dem »Riesen von Lengau«, der den Ausgangspunkt bildet für die 2002 an der Wiener Staatsoper uraufgeführten Oper »Der Riese vom Steinfeld«, zu der Peter Turrini das Libretto und Friedrich Cerka die Musik schuf. Mondseer Bauernhöfe Rauapoliert Wie schwarze Spansaaateln Stehen an den Hängen Die alten Holzhäuser Im Sommer kühl Durch das breite Vordach Wie von einer Hutkrempe geschützt Im Winter Mit Wänden wie eine Tierhaut Warm wie ein Nest Mit Federflaum und Moos gepolstert Kindersegenfördernd Gezimmert für eine Ewigkeit Todnah Jeder Zeit bereit zu sterben Auferstehung zu feiern Auf vorgeschichtlichem Baugrund (Hans Mairhofer-Irrsee, 1964)
Mairhofer-Irrsee, Hans: Mairhofer-Irrsee, Hans:
Der Riese von Lengau. A. Winter, 1976 Bauernerbe. Volkskundliche Aufzeichnungen aus dem Mondseeland mit Fotografien von Oskar Anrather. Edition innsalz, 2004
Die Tatsache, dass das künstlerische Wesen und die Schaffenskraft von HMI in seinen Kindern fortlebt, ist ein berührendes Phänomen.
Meinrad Mayrhofer, freischaffender Bildhauer und Maler in Pram, geboren am 25.12.1958 in Zell am Moos. Koloman Mayrhofer, selbständiger Künstler, geboren am 9.8.1960 in Zell am Moos. 1974 – 1978 Ausbildung an der BFS Hallstatt, Abteilung Bildhauerei. Ab 1979 selbständig, vorerst in Zell am Moos, später in Wien und Hallstatt. Monika E. Mayrhofer, Künstlerin, geboren am 16.11.1961 in Zell am Moos. Keramiklehre und Gesellenzeit in Bad Ischl. Ab 1982 selbständige, freischaffende Keramikkünstlerin in Zell am Moos (IRRSEE KERAMIK). Ebenfalls Gründungsmitglied der »Kunst im Höribachhof«. Diverse Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Zusammenarbeit mit ihrer Mutter Elisabeth Mayrhofer. Betreuung des Museums IRRSEER HEIMATHAUS (Volkskundesammlung) und der Gartengalerie von Hans Mairhofer-Irrsee.
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Die Irrsee-Bläser in der Zusammensetzung 2002: Hans und Alexander Rindberger, Josef Hufnagl, Andreas Eitzinger, Manfred Six und Hubert Fuchs
Hans Rindberger und die Irrsee-Bläser Seit seiner Kindheit ist Hans Rindberger (geb. 1949) eng mit Musik verbunden. Sein erster Lehrmeister war ab Mitte der 50er Jahre Professor Bröderer aus Wien, der in seiner Pensionszeit eine quasi private Musikschule im Mondseeland betrieben hat (Saiteninstrumente, Akkordeon, Flöten etc.). Seit 1961 lernte Rindberger Trompete. Sein weiterer Werdegang war das Studium am Mozarteum in Salzburg mit dem Abschluss Musikerziehung und künstlerische Reife. 1979 bis 1989 Tätigkeit im oberösterreichischen Musikschulwerk (Mondsee, St. Georgen, Frankenmarkt), von 1989 bis 2002 Leiter der Landesmusikschule Frankenmarkt sowie von 1962 bis 1992 Mitglied der Musikkapelle Zell am Moos, wobei er 20 Jahre lang als Kapellmeister fungierte. 1986 begann er mit seinen drei Söhnen Volksmusik zu spielen: Die Gruppe »Irrseebläser« – der Begriff leitet sich aus der heimatlichen Nähe zum Irrsee ab – verstand sich zunächst als richtige Familienmusik, u.a. gestaltete sie das bereits zur Tradition gewordene »Seeblasen« am Irrsee. Im Laufe der Jahre wechselten nicht nur die Musikanten, sondern auch die Besetzung – die drei Söhne sind mittlerweile Berufsmusiker geworden (Roman: seit zwei Jahren in der Gruppe Mnozil Brass, Johann: Musiker am Theater Wuppertal und Alexander: OÖ Musikschulwerk, Blechblas-
Hans Rindberger mit seinen Söhnen beim 1. Arien-, Hochzeitsund Echoblasen in Grünau am Almsee am 15.08.1987, wo sie den ersten Preis errangen
instrumente). Aus dem ursprünglichen Blechbläserquartett wurde eine kleine Tanzmusik. Die »Irrseebläser« verstehen sich als eine Volksmusikgruppe, die in der Tradition der alten Tanzmusikanten aufspielt; auch diese hatten keine Scheu vor einem flotten Swing und einer gewissen Ironie beim Musizieren. Hauptziel sind Tanzfeste, Hochzeiten etc. im oberösterreichisch-salzburgerischen Raum. Wertlegend auf Original und Autentizität betreiben diese Musiker deshalb eine ganz persönliche Interpretation einer alten Tradition – singen, tanzen und spielen – und damit wäre man mitten in der Beschäftigung mit Musik im eigentlichen Sinn. Die derzeitige Besetzung: Hannes Mayrhofer, Hans Rindberger (Flügelhorn), Hans Leitner (Posaune), Alexander Rindberger (Bass), Hubert Fuchs (Harmonika) und Manfred Six (Schlagwerk) Die »Irrsee-Bläser« sind Volksmusikanten, die weit über den regionalen Raum hinaus bekannt und gefragt sind. Neben seiner exzellenten musikalischen Tätigkeit ist Hans Rindberger auch als professioneller, fundierter und kritischer Imker tätig.
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Ölbild: Blick vom Irrsberg auf den Irrsee, 2005
Hans Frank D.J. Über Zell am Moos am Lackenberg lebt und arbeitet Professor Hans Frank seit Jahrzehnten in einem von ihm persönlich gestalteten Haus mit einem eindrucksvollen Blick über das Irrseebecken – seine Verbundenheit mit der Region besteht seit seiner Jugendzeit. Sein Vater Leo Frank und dessen Zwillingsbruder Hans Frank d.Ä. hatten bereits in der Zwischenkriegszeit einen starken Bezug zu unserer Gegend. Beide waren angesehene Künstler (Studien an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Mitglieder des Wiener Künstlerhauses, zahlreiche Studienreisen und Ausstellungen). Leo Frank erhielt außerdem 1931 einen Lehrauftrag im Sommerkurs des Schlosses Mondsee: seither ständige Aufenthalte im Mondseeland, dessen Landschaft u.a. ein Hauptthema seines Schaffens wurde. Hans Frank d.J. wurde 1925 in Wien in eine Familie hineinge-
boren, deren Leben ganz der Kunst gehörte. 1943 Matura, anschließend Militärdienst. Ab 1945 Musikstudium in Wien (bei Josef Marx und Hans Swarowsky) und ab 1952 Studium an der Akademie der Bildenden Künste (Meisterklasse für Malerei bei Sergius Pauser). Lehramtsprüfungen für Musik und Bildnerische Erziehung, anschließend unterrichtete er am BRG XX in Wien. Er ist Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft und der Innviertler Künstlergilde sowie Inhaber des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Seinen künstlerischen Weg (vorgegeben durch Vater und Onkel) ist Hans Frank unbeirrbar gegangen: In der Malerei versucht er Erscheinung und Ausstrahlung der Natur bildhaft zu reflektieren, im Sinne einer idealisierenden Wirklichkeitsnähe, sehr oft kombiniert mit faszinierenden Wolkendarstellungen. Die Art und Technik seiner Farbholzschnitt-Handdrucke wurden von ihm konsequent weitergeführt und modifiziert (Birnholzplatten
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Farbholzschnitt-Handdruck: Blick vom Hilfberg auf den Mondsee und Schafberg, 1995
unter Verwendung von Japanpapier und Aquarellfarben, wobei jede Platte vor dem Drucken neu eingefärbt wird und somit jeder Handdruck ein Unikat darstellt, ganz im Gegensatz zur seriellen Herstellung anderer Drucke). Eine weitere von Hans Frank gepflegte Tradition für Holzgestaltung ist die Anfertigung von Intarsien (Fußböden und zum Beispiel Tischplatten in Verbindung mit Malerei), für den Künstler ein wertvoller Ausgleich zur naturnahen Malerei, ebenso wie Entwürfe und Herstellung von Rahmen (wobei der Rahmen für Hans Frank immer einen wesentlichen Bestandteil des Bildes darstellt). Außerdem beschäftigt er sich auch mit der Restaurierung von Bildern und Figuren. Im Werk von Hans Frank spiegelt sich eindringlich seine Liebe zur Natur, zum ländlichen Leben sowie zum Handwerk. Er ist unter den zeitgenössischen Künstlern sicherlich ein strenger Traditionalist und ein hervorragender Meister von alten Techniken. Jahreszeitentisch: Intarsienarbeit mit Malerei, 1970
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Kreuzwegstationen
Josef Handl
Drei Musikanten
Krippe
Josef Handl vulgo Peter in Breitenau, 17.12.1931 – 31.12.2004 »Waun’s Hoiz groß gnua is und du duah gnua weg, daun bleibt sao wos kloans übrig.« Bereits in seiner Kindheit war Josef Handl ein begeisterter Zeichner und Manderl-Schnitzer. In seiner Jugend kam allerdings zunächst seine Musikbegeisterung zum Durchbruch: Er spielte gerne auf der steirischen Zugharmonika und dem Klavier sowie zehn Jahre lang Bassflügelhorn in der Musikkapelle Zell am Moos (eine Begabung, die in seinem Sohn fortlebt, der als Musiker und Kapellmeister der Musikkapelle Tiefgraben tätig ist). Das Schnitztalent schlummerte während seiner aktiven Zeit als Landwirt; Ende der 70er Jahre kam es vor allem auf Drängen seiner Kinder zum Erwachen. Josef Handl hatte ein ideenreiches, technisches Talent, dem das Figurale und Ornamentale ein großes Anliegen war. Das alles basierte auf einer hervorragenden Be-
Männer beim Dreschen
Heiligenfiguren
obachtungsgabe. Zu seinen einfallsreichen Motiven gehörten: Krippen, Kruzifixe, Heiligenfiguren, bäuerliche Motive des Alltags und der landwirtschaftlichen Arbeit, aber auch dekorative Elemente wie Rahmen, Pfettenbretter, Wurzeln und Ziffernblätter (wobei die Einmaligkeit seiner Mondphasenuhren besonders hervorzuheben ist). Seine Kreativität und Aktivität beschränkte sich jedoch nicht nur auf Musizieren und Schnitzen, sondern zeigten sich weiters im Malen, im Gedichte schreiben (zu bestimmten Anlässen und Gelegenheiten), außerdem war er ein begeisterter Radfahrer und Schilangläufer, ein freudiger Tänzer und hat auch gerne vor allem im Kreise seiner Familie und Freunde gesungen. Unvergessen bleibt seine schelmische Art, sein hintergründiger Witz und sein zurückhaltender Humor, sicherlich oft gepaart mit einer gewissen Ängstlichkeit. In seiner einfachen und klaren, ungekünstelten und ehrlichen Art seines Schnitzhandwerkes gehört er zu den eindrucksvollen Vertretern der naiven bäuerlichen Kunst.
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Mundwerk Seit 1988 als Gruppe und seit 1996 als Verein bestehend bemüht sich die Kulturinitiative Mundwerk (Obmann Helmut Palzinsky), im ländlichen Raum zeitgenössische Literatur zu vermitteln: Regelmäßige Lesungen und Diskussionen stellen den direkten Kontakt zu Schriftstellern und Interpreten her. Die Oedmühle als Veranstaltungsort (»Gut und Mühle auf der Edt«, 1495 zum ersten Mal urkundlich erwähnt) soll zusätzlich eine entsprechende ländliche Atmosphäre vermitteln. Neben Autorenlesungen, Vorträgen,
Verlagspräsentationen, Kinder- und Schulprojekten sowie Ausstellungen etc. bildet die Organisation und Verleihung des »Mondseer Lyrikpreises« einen weiteren Schwerpunkt: Ein Projekt mit Unterstützung des EU-Leader-Programms sowie des Landes Oberösterreich und der Gemeinden des Mondseelandes. Mit der Ausschreibung im gesamten deutschsprachigen Raum und einer hervorragenden Jury (Ilma Rakusa – Zürich, Hans Höller – Salzburg, Klaus Siblewski – München, Anton Thuswaldner – Salzburg sowie der jeweils letzte Preisträger) hat dieser Preis bereits ein beachtliches Renommee und eine entsprechende Anerkennung im zeitgenössischen Literaturleben erreicht.
Autorenlesung, Britta Steinwendtner
Kulturvermerke Franz Schuh, Peter Huemer und Roland Girtler
Karl Markowics liest Adalber Stifter und Thomas Bernhard
Plakate
Forum für zeitgenössische Literatur in der Oedmühle
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Josef Schafleitner (Rauberger) und Anton Achleitner (Wolfbauer)
Josef Saa7eitner vulgo Rauberger, 1904 – 1975 Mit seinen Bildern hat er Jahrzehnte hindurch das Geschehen im Mondseeland festgehalten. Die Fotodokumente von Josef Schafleitner zeigen, wie in früheren Zeiten gelebt und gearbeitet wurde und halten Erinnerungen an Menschen fest, die heute nicht mehr unter uns sind. Es ist über hundert Jahre her, als im Jahr 1904 Josef Schafleitner im Gemeindegebiet von Tiefgraben geboren wurde. Schon in jungen Jahren hat er sich mit der Fotografie beschäftigt, in einer Zeit, als das noch keineswegs üblich war. Eine Rolle spielte dabei auch, dass er krankheitsbedingt keine schweren Arbeiten verrichten konnte und sich auch deshalb bald mit Hingabe dem Fotografieren verschrieb. So sind vor etwa 80 Jahren die ersten Bilder entstanden, unzählige weitere folgten in den nächsten Jahrzehnten. Ab 1950 hat Josef Schafleitner, inzwischen schon gut be-
Großmutter und Enkelkind
kannt als Rauberger Sepp, zusammen mit seiner Frau Anna in Zell am Moos ein Haus errichtet. Es entstand in der damals schwierigen Zeit mit viel Anstrengung und verwandtschaftlicher Mithilfe in der Nähe der jetzigen Volksschule als Anbau an das aufgelassene Elektrowerk des Gasthofes Bahn, idyllisch gelegen am Zeller Bach. Bemerkenswert war der Garten mit den vielen Blumen, aus dem die Eheleute mit viel Geschick außergewöhnlich viel an Obst und Gemüse ernteten. Fotografieren war für Josef Schafleitner ein wichtiger Teil seines Lebens, auch wenn es nicht genug Geld zum Leben einbrachte. So war er daneben ein Fachmann der Baumpfleger und lange Jahre Hochzeitlader in unserem Ort. Zusammen mit seiner Frau hat er auch Zimmer vermietet. Immer wieder hielt er Lichtbildervorträge. Dabei gab es manchmal bei deutschen Sommergästen Verständigungsschwierigkeiten, denn er redete im ursprünglichen Dialekt unserer Heimat. Schon damals wurden die mit viel
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Firstfeier
Irrsee, Drachenwand
Kind mit Schaf
Heuernte
Liebe zum Detail gemachten Bilder geschätzt. Doch erst nach seinem Tod im Jahr 1975 wurde seine Bedeutung zunehmend erkannt. Er hat nicht nur viele Ereignisse festgehalten, sondern auch Arbeitsweisen und Brauchtum dokumentiert. »Das fotografiere ich jetzt, denn das gibt es auf einmal nicht mehr«, hat er oft geäußert. Seine Leidenschaft fürs Fotografieren kommt zum Ausdruck, als er bereits sterbenskrank die Erstkommunionkinder in seinem Blumengarten fotografierte und nach dem Entwickeln der Bilder sagte: »Dass es so etwas gibt. So schlecht wie ich beisammen war und kein Bild ist verhaut.« Die Ehegatten Schafleitner waren gläubige Menschen mit besonderer sozialer Einstellung. Aufgrund ihres bescheidenen Lebensstils war es ihnen möglich, Inlands- und Auslandsprojekte zu unterstützen. Sie haben dazu auch andere ermuntert und ein diesbezügliches Hilfswerk wird noch heute von mehreren Personen weitergeführt. Bis ins Alter haben sie gearbeitet, sich aber als gesellige Menschen
auch Zeit für die Gemeinschaft genommen und mitunter Ausflüge gemacht. Sie sind dann mit dem Roller und später mit einem »Mopedauto« an schöne Plätze gefahren oder auf Almen gewandert. Eine Gartenschau hat auf die naturverbundenen Blumenliebhaber bleibenden Eindruck gemacht. Foto-Ausstellungen in den Jahren 1992 und 2001 haben den vielen Besuchern einen Querschnitt seiner Werke gezeigt und die Leser der Irrsee-Nachrichten können seit vielen Jahren immer wieder Bilder des Fotografen Josef Schafleitner zu verschiedenen Themengebieten bewundern. »Den Sepp würde das freuen«, war seine Witwe überzeugt, die 2001 im Alter von 96 Jahren starb. Josef Schafleitner bleibt uns in Erinnerung als außergewöhnlicher Mensch und mit vielen wichtigen Zeitdokumenten. Bericht von Alois Pöckl in den Irrseenachrichten, Dez. 2004
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Hans Leygraf
Hans Leygraf Südwestlich des Irrsees bewohnt der Pianist und Klavierpädagoge Professor Hans Leygraf mit seiner Frau Grete seit ca. 1970 ein altes, hölzernes Bauernhaus. Hans Leygraf wurde 1920 als Sohn deutsch-österreichischer Eltern in Stockholm geboren; Klavierstudium beim Schnabel-Schüler Gottfrid Boon in Stockholm und in der Schweiz bei Anna Hirzel-Langenhan, Kompositions- und Dirigierstudium an den Musikhochschulen Stockholm und München. Mit 9 Jahren Debüt als Solist mit den Stockholmer Philharmonikern, mit 12 Jahren erster Soloabend. Nach dem Krieg Konzerte in ganz Europa, der Sowjetunion, in den Vereinigten Staaten und im Fernen Osten, außerdem Auftritte mit hervorragenden Orchestern (Wiener Philharmoniker, London Symphony und BBC Orchestra, Concertgebouw Amsterdam, Tonhalle Orchester Zürich u.a.). Als Pädagoge war Leygraf in Innsbruck, Darmstadt, Stockholm, Hannover und Berlin tätig. 1972 bis 1990 Professor am Mozarteum Salzburg, wo er heute noch eine Klasse für internationale Spitzenbega-
Das musikalische Domizil von Hans Leygraf
bungen leitet. Außerdem ist er trotz seines Alters immer noch als begehrter Konzertpianist auf Reisen. Das erwähnte hölzerne Bauernhaus ist eines der letzten in der Region, ganz in der Tradition des Einhofes bzw. Rauchhauses. Anfang der 70er Jahre ließ die Familie Leygraf dieses Haus durch den renommierten und befreundeten Innsbrucker Architekten Josef Lackner vor allem innenarchitektonisch umbauen – in einer grandiosen Art und Weise und interessant genug, um in das Standardwerk der österreichischen Architektur (Herausgeber Friedrich Achleitner) aufgenommen zu werden: Stall und Tenne wurden in ein eindruckvolles, fast sakral anmutendes Konzert-Studio verwandelt – unter Beibehaltung des äußeren Aspektes eines ländlichen Anwesens. Und in dieser einmaligen Oase wird (auch öffentlich zugänglich) Kammermusik im eigentlichen Sinn sowie in höchster Qualität zum Teil mit internationalen Künstlern gepflegt – weit weg von quantitätsgierigen Zuschauerzahlen oder finanziellen Überlegungen. Konzertbesuche in diesem Ambiente sind immer ein einmaliges Ereignis.
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Gekippte Fläche, öffentl. Badeplatz Zell am Moos
Land Art Kunst in und mit der Landschaft Die Lage unserer Region an einem historischen und landschaftlichen Kreuzungspunkt ist für ein derartiges überregionales Projekt prädestiniert: Die Kunstinitiative »Mondsee Land Art« (Obfrau Inge Dick) will mit Kunst Heutiges sichtbar machen und einen Prozess der Auseinandersetzung in Gang bringen, dem der einzelne sich nicht ohne weiteres entziehen kann und soll. Die von internationalen Künstlerinnen und Künstlern gestalteten Plätze laden den Betrachter zum Verweilen ein und sind gleichermaßen für Einheimische wie für Gäste anregend und interessant. Mit diesem Projekt sollte neben den bereits bewährten Musik- und Literaturinitiativen ein weiterer international beachteter Schwerpunkt im kulturellen Leben der Region geschaffen werden. Sechs ausgewählte Plätze um den Mondsee und Irrsee wurden zu diesem Zweck von öffentlicher Hand sowie von privater Seite zur Verfügung gestellt. Als Berater, Kuratoren bzw. Juroren fungierten: Mag. Pe-
ter Volkwein, Direktor des Museums für Konkrete Kunst in Ingolstadt, Dr. Peter Assmann, Direktor der oberösterreichischen Landesmuseen, Mag. Karl Aigner, Direktor des niederösterreichischen Landesmuseums, Inge Dick, international anerkannte Künstlerin aus Loibichl/Mondsee, u.a. Am Irrsee befinden sich zwei »Mondsee Land Art«-Objekte: Am Südende »Phyllotaxis-Irrsee« des Niederländers Sjoerd Buisman sowie am öffentlichen Badeplatz in Zell am Moos die »Gekippte Fläche« von Benoît Tremsal (Frankreich, Deutschland): Ein Kunstwerk von fast irritierender Einfachheit, das »als Implantat mit der Landschaft in einer Art natürlicher Symbiose verschmilzt«. (B. Tremsal)
Phyllotaxis Irrsee, 1999
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Franz Wenger – Bildhauer und Kleinplahiker (1830–1916) georg heilingsetzer Ob die Wiege dieses liebenswürdigen Künstlers in Zell am Moos stand, wie das in einigen Biographien angegeben wird, ist eher unwahrscheinlich. Jedenfalls wurde er am 6.Oktober 1830 in Mondsee auf den Namen Franz Xaver getauft. Sein Vater war der Häusler und Zimmermann Jakob Wenger, wohnhaft in Hof 71 (Gemeinde Tiefgraben), die Mutter hieß Theresia und war eine geborene Steininger. Diese dürfte ihm auch das künstlerische Talent vererbt haben, denn ein Sohn aus erster Ehe, Simon Kaufmann, war in Wegdorf (Oberhofen) als Bildhauer und Fassmaler tätig. Der kleine Franz besuchte die damals noch einklassige Volksschule in Zell am Moos, und hier fiel seine Begabung schon auf, denn er beschäftigte sich so oft er konnte mit Zeichnen und Modellieren. Das war nicht immer mit angenehmen Erfahrungen verbunden, denn als er eines Tages seinen Lehrer zeichnete, sah dieser darin eine Karikatur seiner Person und verabreichte ihm eine Tracht Prügel. Der Wunsch des Knaben, die Bildhauerei erlernen zu dürfen, ging aber zunächst nicht in Erfüllung, denn er musste nach dem Willen des Vaters das Zimmermannshandwerk erlernen. Allerdings hielt er sich zusammen mit seinem jüngeren Bruder Georg oft beim Halbbruder in Wegdorf auf, und hier erhielt er Einblicke in die Kunsttischlerei und sah beim Anfertigen von plastischen Arbeiten zu. Schon in jungen Jahren hat er eine Familie gegründet, wie es scheint vor allem, um der Militärpflicht zu entgehen, aber er hat-
te eine gute Wahl getroffen und führte eine lange, glückliche Ehe. Er gab das Zimmermannshandwerk auf und entwarf Möbel und konnte sie auch anfertigen. Vielfach war er jetzt für Kirchen und Kapellen tätig, nahm aber auch Aufträge von Privatpersonen an. Da er mit seiner Tätigkeit aber gegen die Gewerbeordnung verstieß, wurde gegen ihn eine empfindliche Strafe verhängt und es wurde auch sein Werkzeug beschlagnahmt. Zur Überbrückung der finanziellen Schwierigkeiten, in die er nun geriet, fertigte er Gebrauchsgegenstände wie Tabakspfeifen, Stockknöpfe etc. an, die er mit kleinen Schnitzereien versah. Aber auch bei dieser Tätigkeit wurden ihm wieder Schwierigkeiten gemacht. Die Beobachtung der Natur, besonders der Tierwelt, spielte für Wenger stets eine große Rolle. Oft war er mit dem Zeichenstift unterwegs und modellierte dann daheim seine Hasen, Rehe und Hirsche, aber auch die Haustiere wie Hunde, Katzen, Pferde und Rinder dienten ihm als Motive für seine Holzplastiken. Diese Stücke waren bei Sammlern sehr begehrt, es heißt, vor allem reiche Engländer hätten vielfach diese Werke geschätzt und erworben. Der Erfolg begann sich auch bei Ausstellungen einzustellen, bei denen Wenger zahlreiche Preise erhielt. Er ließ sich mit seiner Familie in Mondsee nieder, wo er sich ein kleines Haus kaufte und eine Tischlerwerkstätte einrichtete. Jetzt gründete er zusammen mit seinem Bruder einen Betrieb, der Kirchenrestaurierungen großen Stils durchführte, etwa in der Pfarrkirche von Oberhofen. Gelegentlich schuf er auch neue Altäre, wie für die Pfarrkirche in Pischelsdorf im Innviertel. Auch für die weitere künstlerische Ausbildung des Autodidakten wurde gesorgt. In den Jahren 1867/68 besuchte er in München die Akademie der Bildenden Künste und zwischen 1869 und 1871, sowie 1872/73 hielt er sich in Wien auf, wo er die neu gegründete Kunstgewerbeschule besuchte. Sein Lehrer war hier Professor Otto König (1838 – 1920), der aus Sachsen stammte und 1868 einem Ruf nach Wien gefolgt war. König ist als Schöpfer zahlreicher Plastiken und Büsten bekannt, die damals von den Kunstkennern besonders geschätzt wurden, und war auch bei der Innengestaltung der Monumentalbauten, wie Hofoper, Burgtheater, der Museen und dem Wiener Rathaus tätig. Er förderte aber vor allem auch die Kleinplastik, und hier
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fand er in Franz Wenger einen besonders begabten Schüler. Nun wurde Wenger selbst Lehrer und zwar in Mondsee, wo 1872 eine Fachschule für Holzschnitzkunst begründet wurde. Diese Anstalt wurde besonders durch die Fürstin Ignatia Wrede gefördert, die unentgeltlich Räumlichkeiten im Schloss, dem ehemaligen Stiftsgebäude, zur Verfügung stellte. Nachdem diese Anstalt 1881 nach Ebensee verlegt wurde, unterrichtete Wenger noch volle 21 Jahre seine Schüler, die er vor allem lehrte, die Kunst mit dem handwerklichen Können zu verbinden. Am 10.September 1916 ist Franz Wenger hochbetagt gestorben. Von seinen Werken sind neben den schon erwähnten Arbeiten für Kirchen und Kapellen auch die Planungen und die Innengestaltung für zahlreiche Villen bemerkenswert, etwa die Villa des Chefredakteurs der Wiener Zeitung Dr. Friedrich Uhl (»Strindberg Villa«) und die Villen Samek, Reiffenstein, Flatz und Feichtinger in Mondsee, sowie die Villa Fink in Braunau. Für Albert Samek schuf er auch die Innenräume in dessen Wiener Behausung, unter anderem eine Speisezimmereinrichtung im Stil der italienischen Renaissance, ganz im Sinne des damals vorherrschenden sogenannten »Historismus«, des Rückgriffs auf den Stil früherer Jahrhunderte. Am besten gefielen aber seine Holzschnitzereien, etwa die 1874/75 entstandenen Reliefs »Abendruhe einer Bauernfamilie« und »Der Transport eines erlegten Hirsches«, die beide von Kaiser Franz Joseph angekauft wurden. 1877 schuf er eine Darstellung »Kaiserin Elisabeth zu Pferde, im Hintergrund Schloss Gödöllö«. Weit verbreitet waren die zahlreichen Darstellungen bäuerlicher Menschen, aber auch von Tieren in Einzeldarstellungen oder in Gruppen. Man hielt Wenger, der heute erst wieder zu entdecken ist, zu seiner Zeit für einen ganz bedeutenden Künstler, der sogar den großen Meistern der Schnitzkunst des Mittelalters und des Barock an die Seite gestellt werden könne.
Quellen & Literatur Oö. Landesarchiv, Pfarrmatrikenduplikate, 483, (Mondsee); Constant v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd.54, Wien 1886, 278 – 280; Ferdinand Krackowizer – Franz Berger, Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns. Gelehrte, Schriftsteller und Künstler Oberösterreichs seit 1800, Linz 1931, 364f.; Maria Wenger, Die Mondseer Schnitz- und Zeichenschule und ihr Gründer und Lehrer Professor Franz Wenger, Mitteilungen Nr.6 des Heimatbundes, (Mondsee) 1960; Walter Kunze, Mondsee. 5000 Jahre Geschichte und Kultur, Mondsee 1991, 85; Ausstellungskatalog: Lebenswelten – Lebensbilder, (Kataloge des Oö. Landesmuseums NF 63), Linz 1993, 229
»Drei Männer«
»Drei Weiber«
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»Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?« 1 Blaise Pascal
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Auf den Spuren des Homo Zelammoosiensis oder von einer Identität im globalen Dorf Georg Christoph Heilingsetzer Die nachfolgenden Überlegungen zur Identität der Dorfgemeinde Zell am Moos und jener ihrer Bewohnerinnen und Bewohner wollen nicht den Anspruch erheben, eine konsistente Diagnose der spezifischen Identitätssymptomatik dieses am Rande des Salzkammergutes gelegenen Ortes zu liefern. Dies wäre auch nicht sinnvoll, zumal einerseits schlechterdings nicht von einem Krankheitszustand bzw. einem Identitätspatienten die Rede sein kann und andererseits eine zu fokussierte Herangehensweise an den Gegenstand den komplexen, zum Teil geographisch determinierten und historisch gewachsenen Beziehungsmechanismen, der sozusagen ambipolaren Stellung des Dorfes zur (Um)welt nicht zureichend Rechnung zu tragen vermöchte. Vielmehr ist intendiert, anhand einer Analyse einzelner mosaikartiger Identitätsbausteine, einen geschärften Blick für einzelne Schichten des Phänomens Identität
im Allgemeinen und seine Ausprägungen im speziellen Fall zu erhalten. Bevor wir uns dem Gegenstand an sich zuwenden können und daran gehen, die Identitätszwiebel zu schälen und einzelne Identitätssplitter zu decouvrieren, gilt es vorerst einmal, den Begriff der Identität einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Was ist Identität? Das Wort Identität (von lat.: identitas = Wesenseinheit bzw. -gleichheit) ist in Mode. Der Sprachwissenschafter Uwe Pörksen nimmt Identität in eine Liste von mehreren Dutzend Wörtern auf, die er als ›amorphe Plastikwörter‹ bezeichnet. Bei diesem kleinen, sich weltweit ausbreitenden Vokabular handle es sich nicht um auffällige Wörter, ›Schlagwörter‹, ›Slogans‹ oder ›Worthülsen‹ sondern um ›Alltagsdietriche‹ oder ›konnotative Stereotype‹, die auch schon vor hundert oder zweihundert Jahren existierten und
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sich still und leise in den alltäglichen Sprachgebrauch eingeschlichen hätten.2 Heute hat es den Anschein, als hätte sich die ganze (westliche) Welt aufgemacht, ihre Identität zu finden oder zu ergründen: Marketingabteilungen tüfteln an Identitätsprofilen für ihre Unternehmen (Corporate Identity), mit ihrem Dasein unzufriedene Erdenbürger (vulgo Esoteriker) begeben sich in möglichst ferne Gefilde, um im Studium fremder, exotisch anmutender Traditionen und Religionen (ethnische Religionen) auf der Suche nach ihrer Identität weiterzukommen. Es ist noch niemand zurückgekehrt, der nicht sein (vermeintliches) Glück gefunden hätte. Das würde nachgerade eine Bankrotterklärung bedeuten. Auch Fremdenverkehrsorte und Tourismusregionen haben längst die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen, in der Darstellung nach außen auf die jeweiligen Besonderheiten, auf die unverwechselbare Art der lokalen Identität hinzuweisen. Als Ausgangspunkt für viele Überlegungen zum Thema Identität scheinen die dem Text vorangestellten bekannten drei Fragen, die der französische Mathematiker, Theologe und Physiker Blaise Pascal (1623–1662) an die Geschichte gestellt hat, immer wieder aufzutauchen: »Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?« Diese Kernfragen der menschlichen Existenz beschäftigen keinesfalls ausschließlich akademische Disziplinen wie die Philosophie, die Theologie oder die Psychologie, sondern jedes denkende Individuum. Anders gesagt: Die Identitätsfrage ist eine der grundsätzlichsten Fragen und gleichsam unkündbarer Teil der menschlichen Existenz, der conditio humana. Die individuelle Konstruktion von Identität scheint eine universelle Notwendigkeit, ein Grundbedürfnis darzustellen. Während die ersten beiden Fragen Pascals im Zusammenhang mit unserem Hineingeworfensein in die Welt und unserer Existenz auf der Welt stehen3, ist seine dritte Frage eschatologischer Natur: »Was kommt danach?« Wiewohl uns Fragen der Transzendenz hier nicht beschäftigen sollen, können wir mit dieser Frage in einem übertragenen Sinn durchaus etwas anfangen, nämlich, wenn wir uns am Ende mit den Zukunftsoptionen der Gemeinde Zell am
Moos befassen. Wenden wir uns zunächst aber einer notwendigen Differenzierung von Identität zu, bevor wir uns mit einigen speziellen Aspekten von Identität befassen wollen. Individuelle versus kollektive Identität Objektiv lässt sich Identität – im Sinne der Unverwechselbarkeit eines Menschen – recht leicht feststellen. Es genügen in der Regel ein paar Daten: Name, Geburtsdatum und Geburtsort. In Identitätsnachweisen findet man zusätzlich ein Foto, eventuell den Fingerabdruck und in Zukunft vielleicht einzelne Gensequenzen oder das gesamte Genom eines Menschen. Ich-Identität hingegen bedeutet, dass der Mensch eine innere Korrespondenz zu seiner objektiv feststellbaren Einzigartigkeit herzustellen vermag: Er weiß, er fühlt und begreift, er selber zu sein. Ich-Identität wird einem Menschen im Gegensatz zum Identitätsnachweis (z.B. Geburtsurkunde) nicht in die Wiege gelegt. Niemand wird wohl mit dem Gefühl geboren, eine Bäuerin, ein Hufschmied oder der zukünftige Bürgermeister von Zell am Moos zu sein. Zwar sollte am Ende der Adoleszenz (Jugendalter) die Grundstruktur der Persönlichkeit entstanden sein, es ist zweifellos aber ein lebenslang andauernder Prozess, in dem durch Sozialisierungsvorgänge und die Interaktion mit den Mitmenschen Werte und Normen angeeignet werden, wodurch ein Bewusstsein der eigenen Unverwechselbarkeit entsteht. Identität ist letztendlich die Bewältigung der Anforderungen, die aus der Einbettung des Individuums in eine Sozialordnung resultieren, eine Integrationsleistung und ein Anpassungsprozess. 4 Dass die Identitätsbildung eines Einzelnen immer auch über die Zugehörigkeit zu Gruppen vermittelt wird und die Schaffung einer künstlichen Umwelt durch die Grenzziehung zu anderen Gruppen in dieser Hinsicht wesentlich ist, kann als Grundannahme einer sozialwissenschaftlichen Identitätsforschung gelten. Während das individuelle Selbst eine Selbst-Interpretation als einzigartiges Individuum respektive Ich meint, sieht das kollektive Selbst eine Selbst-Interpretation als austauschbares Gruppenmitglied
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im Sinne von Wir vor.5 Diese Form der Gruppenidentifikation kann nicht auf die Existenz von Gemeindegrenzen und die damit in Zusammenhang stehenden Institutionen reduziert werden. Einerseits wird das Wir-Gefühl durch Symbole unterstützt. Das der Gemeinde Zell am Moos 1985 durch Beschluss der oberösterreichischen Landesregierung verliehene Gemeindewappen ist ein Beispiel dafür. Es wird folgendermaßen beschrieben: »Erniedrigt mit Meereswellenschnitt geteilt; oben in Gold aus der Teilungslinie wachsend ein grünes, in Form einer eingebogenen, gestürzten Spitze nach außen geneigtes Seegras, darüber eine rote, mit einer silbernen heraldischen Lilie6 belegte Scheibe; unten in Blau drei silberne Wellenfäden, wobei der oberste an die Teilungslinie stößt.«7
eingeführte begriffliche Konstrukt verweist darauf, dass das Gedächtnis eines Menschen (individuelles Gedächtnis) in einem hohen Ausmaß kollektiv geprägt ist. Dieses nur scheinbar individuelle Gedächtnis bildet sich demnach im Sinne eines sozialen Produktes innerhalb von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (cadres sociaux) heraus. Erinnerungen, die also a priori sozialer Natur sind, bilden den kommunikativen und emotionalen Kitt einer Gesellschaft. Der Einzelne ist Teil eines kollektiven Gedächtnisses, das zwar nicht einer unmittelbaren Beobachtung zugänglich ist, aber eine Realität darstellt – ob er will oder nicht. Das Konzept von Halbwachs lässt sich auf soziale Gruppen unterschiedlicher Größenordnung in lokalisierbaren Räumen zu einer bestimmten Zeit anwenden.9
Andererseits spielen die gesellschaftlichen Plattformen (insbesondere Vereine) eine große Rolle; vor allem jene, die eine breite Öffentlichkeit für sich gewinnen können und somit ein großes Identifikationspotential besitzen, wie beispielsweise der Fußballverein. So könnte man ein Lokalderby zwischen Oberhofen und Zell am Moos mit einer entsprechenden Inszenierung zu einem prestigeträchtigen Bruderduell hochstilisieren und Qualtingers bekannten Satz vielleicht modifizieren: »Oberhofen gegen Zell am Moos – das nenn' i Brutalität.« Ähnlich ist das Konkurrenzverhältnis zwischen den benachbarten Musikkapellen zu bewerten. Eine gewisse Bedeutung im Hinblick auf die Entwicklung einer überindividuellen Identität kann auch den Mythen, Geschichten oder Erzählungen beigemessen werden, die oft über viele Generationen nur mündlich tradiert wurden. In dieses Genre lassen sich auch jene Ursprungsmythen einreihen, die die Entstehung des Zeller- oder Irrsees – auch Jungfernsee ist eine geläufige Bezeichnung – bzw. der ersten Siedlung zum Inhalt haben.8 Wichtiger im Zusammenhang mit der Vermittlung kollektiver Identität erscheint allerdings jenes soziale Bindemittel, jenes Amalgam, das für den (unbewussten) Zusammenhalt von sozialen Gruppen mitverantwortlich ist: Das kollektive Gedächtnis. Das von Maurice Halbwachs, einem Schüler des bekannten Soziologen Émile Durkheim, in den 1920er Jahren
Stellen wir also exemplarisch einem Oberhofener Wir-Gefühl eine Zell am Mooser Wir-Identität gegenüber, so lässt sich diese analytisch betrachtet in mehrere Aspekte, die sie sozusagen nähren, gliedern. Nach außen hin repräsentieren letztere die schmucken Ja zu Zell am Moos-Aufkleber, die in den Gemeindefarben grün und gelb gehalten sind, oder das Gemeindewappen. Sowohl nach außen (z.B. Fußballverein oder Trachtenmusikkapelle), als auch intern (z.B. Landjugend oder Seniorenbund) sorgen die Vereine für die Repräsentation bzw. Vertiefung eines Wir-Gefühls. Ferner tragen kollektive Erinnerungen, die von den Zellern geteilt werden, zu einem Erleben von Kohärenz bei. Diese Wir-Mentalität konstituiert sich vor allem in der Abgrenzung nach außen, gegenüber anderen Gruppen, wie eben auch Dorfgemeinschaften. Dass es jedoch innerhalb von Gemeinschaften auch Spannungen und Uneinigkeiten geben kann, veranschaulicht die folgende, aus dem Heimatbuch des Schuldirektors Brandstötter aufgegriffene Beschreibung des nicht immer friktionsfreien Verhältnisses, das zwischen den Zellern und den Haslauern bestanden haben soll: »Diese [die Zeller und die Haslauer] sind gerne Rivalen im Streit. Insbesondere liegt den Haslauern im Magen, dass Zell am äußersten Winkel der Gemeinde durch die Pfarre, die Gemeindestube, die Post etc. die Oberhand hat.
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Sie machten sich daher oft bemerkbar, hatten die Jagd, eine eigene Schule und der Bürgermeister war abwechselnd ein Zeller und dann ein Haslauer. Bei einem derartigen Rededuell behauptete nun einmal ein Haslauer gewichtig, dass die Haslau, wenns darauf ankommt, doch der Kopf der Gemeinde ist, denn Zell ist herunten und Haslau oben. Darauf entgegnete ein Zeller Bäuerlein und fragte: ›Und wo fängt Dummheit an, als wie im Kopf!‹ Damit soll der Kampf entschieden worden sein.«10 Ein Begriffsverständnis verbindet sowohl den individuellen, als auch den kollektiven Aspekt, indem unter Identität alle Merkmale subsumiert werden, die ein Individuum ausmachen, nämlich die einzigartigen Merkmale (Ich-Identität) und die mit einer Gruppe geteilten Merkmale (WirIdentität). Angesichts der Tatsache, dass es nicht möglich ist, eine scharfe Trennlinie zwischen individueller und kollektiver Identität zu ziehen, kann diesem Kompromiss durchaus etwas abgewonnen werden. Räumliche Identität Eine wichtige Facette von Identität, die mit dem seinerseits vielschichtigen und schwer fassbaren Begriff Heimat Berührungspunkte aufweist, ist jene Erfahrung von Identität, die auf einer räumlichen Grundlage beruht. Der Begriff Heimat, der einerseits ein verstaubtes Image hat und andererseits durch seinen Missbrauch im Zusammenhang mit Blut- und Bodenideologien teilweise noch immer negativ besetzt ist, taucht dann auf, wenn man versucht, Gefühle, die man mit dem Raum verbindet, in Worte zu fassen. Heimatgefühle entstehen wohl vor allem dann, wenn man nicht zu Hause ist. Sieht man nach einem längeren Auslandsaufenthalt nach dem Passieren des Kastenwirtes das Glitzern der zarten Wogen des Irrsees leuchten, dann wird man solche Gefühle nachvollziehen können. Menschen, die in einem definierten Raum, hier in der Gemeinde Zell am Moos, leben, teilen gewissermaßen räumliche Identität. Der Humangeograph Peter Weichhart beschreibt vier wichtige funktionelle Aspekte raumbezogener Identität 11 :
1. Sicherheit: Im Hinblick auf die Festigung der Ich-Identität und die Möglichkeit, Handlungsentwürfe zu fertigen, ist die Erfahrung von Konsistenz und Vorhersagbarkeit von Umwelt eine notwendige Vorbedingung. Der hinter dem See aufragende, unverrückbare Kolomansberg etwa spendet ein Gefühl von Sicherheit.12 2. Aktivität und Stimulation: In der bekannten räumlichen Umgebung kann der Mensch das Bedürfnis, aktiv und autonom zu gestalten und kreativ zu wirken, befriedigen. So ermöglicht einem hier ansässigen Bauern die Kenntnis der räumlichen und klimatischen Bedingungen und das Wissen um vorhandene Ressourcen (z.B. Nachbarschaftshilfe) eine selbstbestimmte Auseinandersetzung mit der Natur, nämlich deren Kultivierung. 3. Soziale Interaktion und Symbolik: Dieser Aspekt steht in Zusammenhang mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe und Partizipation an gesellschaftlichen Aktivitäten. Der Raum ist Projektionsfläche für Werte, und hier können soziale Bezüge hergestellt werden: Er ist symbolischer Repräsentant sozialer Interaktion und sozialer Werte. Das blühende Vereinswesen, welches von der Trachtenmusikkapelle über die Goldhaubenund Kopftuchgruppe bis zur Freiwilligen Feuerwehr reicht, ermöglicht eine Verankerung im gemeinschaftlichen Gefüge; in einem besonderen Maße erfahrbar ist der Raum beispielsweise für die Jägerschaft oder die Reitergruppe. 4. Identifikation und Individuation: Diese Dimension hat eine Schlüsselstellung, zumal in der Individuation, also im Prozess der Selbstwerdung, in dessen Verlauf sich das Bewusstwerden der eigenen Individualität zunehmend manifestiert, der Wirkungsbereich gesehen wird, auf den letztlich alle anderen Funktionen bezogen sind. Einzelne Raumstellen und Raumattribute können zu Symbolen des Selbst und gleichsam Medium und Gegenstand der Ich-Darstellung werden. Mitunter kann es sogar zur partiellen Gleichsetzung der Person mit der Umwelt
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kommen, Bewohner eines Raumes fühlen sich oft in ihrer Besonderheit von anderen abgehoben. Weichhart stellt fest: »Der überragende Einfluss der Gebürtigkeit auf die Stärke oder das Ausmaß von Identifikationsprozessen ist ein empirisch gut abgesichertes Ergebnis der Forschung.«13 So könnte man die doch einigermaßen unverhältnismäßig scharfen Abgrenzungen plausibel erklären, die zuweilen zwischen den Gemeinden Zell am Moos, Oberhofen oder Tiefgraben gezogen werden. Verschiedene Raumpunkte sind im Bewusstsein der Menschen besonders tief verankert. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um Plätze (z.B. der Kirchenplatz), aber auch um Gebäude (z.B. die Wirtshäuser oder die Volksschule), die von vielen Menschen frequentiert werden, wo sich zuweilen das halbe Dorf versammelt. Eine besondere Bedeutung kommt auch dem örtlichen Friedhof zu. Friedhöfe sind nicht nur Orte der Ruhe und der Stille, sondern auch Orte der Begegnung und der Kommunikation. An ihnen manifestiert sich die Bindung der Menschen an die Ahnen und an das Dorf. Friedhöfe können daher auch als Erinnerungsräume bezeichnet werden. Man kann sich die Repräsentation von räumlicher Identität auch als eine kognitive Karte des subjektiven Lebensraumes vorstellen. Der Psychologe Edward C. Tolman prägte als erster den Begriff der kognitiven Landkarte (Cognitive Map). Wie so oft in den Anfängen der experimentellen Psychologie gewann auch er seine Erkenntnisse mit Hilfe von Rattenexperimenten.14 Die Nager orientierten sich in einem Labyrinth nicht nach sogenannten Reiz-ReaktionsVerbindungen, sondern entwickelten kognitive Landkarten. Diese erleichterten ihnen die Orientierung und halfen ihnen dabei, Abkürzungen zu benutzen und schneller an das Ziel, respektive zum Futter zu gelangen. Der Organismus findet sich mit Hilfe solch interner Karten der Außenwelt, die Wege und Beziehungen zwischen Umweltobjekten abbilden, in der Realität zurecht. Was die Ratten können, das können wir Menschen natürlich auch. Stellen Sie sich vor, es ist Winter und der Irrsee ist fest zugefroren. Sie wollen vom Dorferwirt (vielleicht be-
kommen Sie dort nichts mehr zu trinken) auf dem schnellsten Weg hinüber zum Seewirt. Welchen Weg werden Sie wählen? Über den Fischhof? Wohl nur, wenn Sie Angst haben, im Eis einzubrechen. Über Pöllmann? Eher, immerhin ist dieser Weg etwas kürzer, jedoch würde wohl nur eine Stippvisite in dessen Gaststätte einen Umweg rechtfertigen. Wenn Sie gleich zum Seewirt wollen, dann werden Sie über den See gehen. Erstens ist das laut Ihrer kognitiven Landkarte der kürzeste Weg und zweitens sind Sie kein Angsthase. Anhand der Vorstellung konkreter Beispiele kann man also das Vorhandensein einer mentalen Karte überprüfen. Eine weitere Möglichkeit, kognitive Landkarten darzustellen ist die Zeichnung aus dem Gedächtnis heraus. Probieren Sie es einfach aus und fertigen Sie eine Skizze ihres Lebensraumes an. Jede Karte wird individuelle Kennzeichen haben, zwei identische Karten von Zell am Moos wird es nie geben. Diese Landkarten sind also sehr subjektiv, zumal jeder Mensch unterschiedliche Prioritäten setzt. Der Stadtplaner Kevin Lynch führte diesbezüglich Untersuchungen in den us-amerikanischen Städten Boston, Jersey City und Los Angeles durch. Er ließ seine Versuchspersonen (Stadtbewohner) unter anderem Skizzen von Stadtplänen anfertigen bzw. die jeweilige Stadt beschreiben. Lynch fand heraus, dass es fünf Typen von Elementen gibt, in welche eine Stadt eingeteilt werden kann: Wege, Grenzlinien, Bereiche, Brennpunkte und Wahrzeichen. Diese Elemente greifen ineinander über und treten nicht isoliert auf. Ein Wiener wird im Zusammenhang mit seiner Heimatstadt unwillkürlich vielleicht an den Weg zum Büro (z.B. zuerst U3, dann Straßenbahnlinie 49 und schließlich 17 Schritte zu Fuß …), die Grenze des Wienerwaldes in Richtung Niederösterreich, an seinen Wohnbezirk oder das Grätzel15, wichtige Verkehrswege wie den Gürtel oder Ring und Sehenswürdigkeiten wie den Stephansdom oder Schönbrunn denken. Ein solches Muster einer Mentalkarte kann man freilich auch auf kleinere Orte wie eben Zell am Moos übertragen. Das Grätzel heißt nun Gollau, Harpoint, Vormoos, Entachern oder Gassen, als Wahrzeichen könnte man die Kirche oder auch den See heranziehen und so weiter und so fort. Kognitive Karten sind letztlich aber nicht als ein Ob-
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jekt, das wir besitzen, zu verstehen. Vielmehr könnte man kognitives Kartieren auf einen Handlungsprozess beziehen, als die Art und Weise, mit der wir uns mit unserer Umwelt auseinandersetzen und diese verstehen.16 Temporale Identität vor dem Hintergrund einer bäuerlichen Lebenswelt Hand in Hand mit dem Konstrukt Raum geht das Konstrukt Zeit. Ereignisse mit festlicher Prägung, die zu bestimmten Zeiten, meist periodisch, an bestimmten Orten stattfinden, stellen eine für den Zusammenhalt von sozialen Gruppen relevante Synthese beider Konstrukte dar. Man könnte sie als die temporalen Identitätsanker einer sozialen Gruppe bezeichnen. Sowohl der Jahreszyklus, als auch der Lebenszyklus der Menschen ist durch solche Ereignisse, die aus linearen Zeitabläufen aufgrund ihres spektakulären oder gar schillernden Charakters herausragen und somit Höhepunkte aber auch Wendepunkte darstellen können, gekennzeichnet. Bevor die Marketingsprache den heute aus dem Vokabular jüngerer Generationen nicht mehr wegzudenkenden Begriff Event einführte, hat es freilich auch schon feierliche Ereignisse gegeben. Vielleicht stand damals im Gegensatz zu heute, wo die Medialisierung und Ökonomisierung solcher Ereignisse mitunter dazu beiträgt, dass traditionelle Feste bis zu ihrer Unkenntlichkeit entstellt werden und von ihrem ursprünglichen Charakter nicht einmal mehr die Grundidee übrig bleibt, der Kerngedanke des Feierns, des echten Durchdrungenseins von Freude in einem viel höheren Ausmaß im Vordergrund. Feste unterbrechen die Routine des Alltags – Odo Marquard spricht in diesem Zusammenhang von einem ›Moratorium des Alltags‹17. Sie setzen Akzente im Hinblick auf die Struktur von Zeitfolgen wie der des Jahreszyklus, der gerade im bäuerlich-agrarischen Kontext seinerseits durch die Bedingungen des Lebensraumes mitbestimmt wird. Die Arbeit ruht an Festtagen, es wird ein Ausgleich zu den Anstrengungen des (Arbeits)alltags hergestellt. Die übliche Tätigkeit wird also eingestellt, kann aber durch gesteigerte bis hin zu rauschhaften Formen der Geselligkeit ersetzt und
sogar in ihr Gegenteil verkehrt werden.18 Dies ist vor allem im Fasching der Fall, wenn sämtliche Konventionen außer Kraft gesetzt werden und sich etwa niemand daran stört, wenn der Pfarrer als Biene Maya verkleidet mit seiner als Mafioso verkleideten Köchin Lambada tanzt. Das Fest wird als anthropologische Universalie betrachtet, als ein allgemeinmenschliches Bedürfnis nach Festlichkeit und Feiern. Das heißt man kann es in seinen unterschiedlichen Ausprägungen, sei es profan oder religiös-spirituell ausgerichtet, sei es politisch motiviert und/oder gemeinschaftsbildend konzipiert in allen menschlichen Gesellschaften und Kulturen antreffen.19 Im Bereich der Festlichkeit haben Kult und Ritual sowie Sitte und Brauch eine besondere Bedeutung. Während sich der Kult stets auf das gesamte rituelle Leben einer Religionsgemeinschaft bezieht, handelt es sich bei einem Ritus um einen fest umrissenen Handlungskomplex, der in einem bestimmten (meist religiösen) Kontext auf vorgeschriebene Weise erfolgen muss und sich in Form und Ziel von ähnlichen Alltagshandlungen unterscheidet. Riten wird ein gruppenbildender Charakter zugeschrieben. Sie kommen oft zu Zeiten des Übergangs von einem Lebensabschnitt zum anderen oder im saisonalen Zyklus vor; in diesen Phasen der Unsicherheit des technisch nicht kontrollierbaren Geschehens in Natur und Gesellschaft sollen die Riten die Kontinuität und Solidarität des gesellschaftlichen Kollektivs wahren.20 Diese Übergangsriten (rites de passage), die der Ethnologe Arnold van Gennep vor rund einem Jahrhundert für eine Kategorie von Riten, die den Übergang des Menschen von einem Daseinszustand, Status oder Lebensabschnitt in einen neuen kennzeichnen, eingeführt hat, spielen also sowohl im Jahreszyklus, als auch im Lebenszyklus eine ganz wesentliche Rolle: »So weisen die Zeremonien anläßlich der Geburt, der Kindheit, der sozialen Pubertät, der Verlobung, der Heirat, der Schwangerschaft, der Elternschaft, der Initiation in religiöse Gemeinschaften und der Bestattung eine allgemeine Ähnlichkeit auf. In dieser Hinsicht gleicht das Leben eines Menschen den Abläufen der Natur, von der weder das
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Individuum noch die Gesellschaft unabhängig sind. Selbst das Universum ist rhythmischen Veränderungen unterworfen, die sich wiederum auf das menschliche Leben auswirken. Auch hier gibt es Phasen und Übergangsmomente, Perioden der Bewegung und des relativen Stillstands. Man sollte deshalb in die Betrachtung der Übergangsriten im menschlichen Leben diejenigen mit einbeziehen, die sich auf kosmische Veränderungen beziehen: auf den Übergang von einem Monat zum anderen (Zeremonien bei Vollmond beispielsweise), von einer Jahreszeit zur andern (bei Sonnenwende, Tagundnachtgleiche), von einem Jahr zum andern (bei Jahresbeginn)«.21 Im bäuerlichen Kontext zielen jahreszeitlich zahlreiche Riten, nämlich die sogenannten Fruchtbarkeitsriten, auf die Erwirtschaftung eines hohen Ernteertrages ab. Ein Beispiel dafür, welches auch in Zell am Moos praktiziert wird, ist das zu Georgi übliche Anbringen von am vorangegangenen Palmsonntag geweihten Palmbuschen auf den Feldern. In Bezug auf den Lebenszyklus sind lokal geprägte Riten in Betracht zu ziehen, die im Zusammenhang mit der Hofübergabe, die neben einem juristischen und einem ökonomischen Gesichtspunkt auch ein sehr emotionales Moment besitzt, oder mit Hochzeiten, welche in Zell am Moos im großen Stil gefeiert wurden und werden, durchgeführt werden. Im Allgemeinen schließen Hochzeitsriten sowohl Schutz- und Fruchtbarkeitsriten, als auch Trennungs- und Angliederungsriten ein. Während mit Hilfe der ersteren also das Wohl der jungen Familie und Kindersegen gefördert werden soll, handelt es sich bei dem zweiten Komplex um Riten, die auf die gelingende Ablösung eines Ehepartners von dessen Elternhaus und seine Integration in die neue Umgebung und Familie anspielen.22 Diese Zeremonien sind lokal sehr unterschiedlich und weisen überall Besonderheiten auf. Auf alle Fälle wird bei solchen Anlässen gefeiert und getanzt. In Zell am Moos hat beispielsweise ein spezieller Hochzeitslandler eine lange Tradition.23 Die Begriffe Sitte und Brauch werden häufig komplementär, zum Teil aber auch synonym verwendet. Während die Sitte eher als traditionsgeleitete Handlungsanweisung bzw. als handlungsmotivierende Kraft verstanden wird, ist mit
dem Brauch dagegen die tatsächlich ausgeübte Handlung gemeint.24 Nimmt man als Beispiel den Glöckltag, so ist es hierzulande (im Gegensatz zu Halloween) eine alte, traditionsreiche Sitte, dass die von Haus zu Haus herumziehenden Kinder an diesem Tag belohnt werden. In Zell am Moos etwa war es Brauch, dass die Kinder (aber auch Erwachsene), insbesondere die wenig wohlhabenden, als Heilige Drei Könige verkleidet Weihnachtslieder sangen und mit Krapfen (und Geld) dafür beschenkt wurden. Auch heute gehen natürlich an diesem Tag noch Kinder von Haus zu Haus, wobei sich die Motive wohl aber etwas geändert haben mögen. Das Feiern von Festen im Jahresreigen ist tief in der bäuerlichen Tradition verwurzelt: »Das Land liebt Feste, feiert sie auf seine Art, fröhlich und echt«, schreibt Hans Mairhofer-Irrsee, der selbst zahlreiche Feste und Bräuche der bäuerlichen Welt im Mondseeland für die Nachwelt erhalten konnte.25 Sowohl Ritus und Kult, als auch Sitte und Brauch, die vielerlei Deckungsbereiche aufweisen, spielen im Hinblick auf die Durchführung von Festen eine große Rolle. Neben kirchlichen Feiertagen, welche der liturgische Kalender vorsah, wurden über Jahrhunderte hinweg auch Feste gefeiert, die im Zusammenhang mit dem agrarischen Jahr (z.B. Erntedank, Abdrischtanz) zu sehen sind. Peter Hersche fasst zusammen: »Insgesamt bringt der agro-liturgische Kalender das zyklische Denken des Kirchen- wie des Agrarjahres zur Deckung.« Der jeweilige Kalender sei dabei selbstverständlich an die lokalen klimatischen Bedingungen und die jeweilige Produktpalette, wie auch die Wirtschaftsform angepasst.26 Angesichts der an den Kräften zehrenden, harten Arbeit am Hof waren die Feiertage in erster Linie arbeitsfreie Tage: »An den lassigen Festtagen, den Bauernfeiertagen, hatten in Zell am Moos auch die Knechte und Mägde frei und durften tun und lassen, was sie wollten. Sie hatten ja eigentlich keinen Urlaub. Das waren vor allem der Michaelitag, der Josephitag, der Martinitag und der Georgitag. Am Abend mussten sie aber dann schon wieder in den Stall gehen. Am Stephanitag haben sich die Dienstboten übrigens beim Bauern vorgestellt. Das Bauernjahr hat zu Maria Lichtmess be-
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gonnen, an diesem Tag war nämlich der Dienstbotenwechsel. Man sagte auch Einkehrtag dazu, denn der Bauer hat nach der Kirche alle Knechte und Mägde zum Bratwurstessen und zum Trinken eingeladen. Das Feiern ist den ganzen Tag lang, von Gasthaus zu Gasthaus gegangen. Am nächsten Tag war der Blasltag. Da haben die Bauern mit ihren Pferden das Hab und Gut der Knechte und Mägde in Kästen abgeholt. Viel haben sie ohnehin nicht gehabt.«27 Freilich sind viele Feste, Bräuche und Riten heute verschwunden bzw. nur noch in veränderter Form erhalten geblieben. Diese Tatsache muss als Folge von veränderten sozialen, ökonomischen, aber auch technischen Bedingungen gesehen werden. So wäre heute beispielsweise der Abdrischtanz wohl ein Anachronismus: »Kurz nach dem Krieg gab es im September oder Oktober bei den Bauern noch den Abdrischtanz. Zuerst wurde immer in Zell am Moos, dann in der Haslau gedroschen. Es ist ein Drischwagen mit Dampf betrieben von Bauernhof zu Bauernhof gefahren. Das Gerät gehörte dem Oberholzer und dem Badlhofer. Es wurde jeweils mit Pferden oder Ochsen abgeholt. Wenn man bei einem Bauern abgedroschen hat und es gab auch ein Mädchen im Hause, dann kamen aus der Umgebung am Abend Männer zu diesem Bauern. Sie waren verkleidet, man nannte sie Maschkara. Sie hatten einen Zieharmonikaspieler mit, falls es keinen gab, war ein Mundharmonikaspieler dabei. Sie wurden nach dem Abendessen eingelassen, dann wurde getanzt, und es waren auch alle Leute, die beim Dreschen mitgeholfen hatten, eingeladen mitzufeiern. Es war immer sehr lustig.«28 Während manche Feste aufgrund verschiedener Ursachen aus dem Festkalender verschwinden, werden in diesen auch neue Feste aufgenommen. Was Zell am Moos anbelangt ist hier zum Beispiel das mittlerweile schon zur Tradition gewordene Dorffest zu nennen, das jeweils gegen Ende August gefeiert wird. Unter großen Anstrengungen vieler Vereinsmitglieder und Funktionsträger feiert sich das Dorf an diesem Tag sozusagen selbst und versucht sich gleichermaßen den Gästen zu
präsentieren, die vielleicht einen Hauch von dieser Zeller Dorfidentität zu spüren vermeinen und diesen mit nach Hause nehmen. Quo vadis Zell am Moos? In keiner Epoche hat sich das Bild des Dorfes wohl in einem so starken Ausmaß gewandelt wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sieht man freilich von jener Zeit ab, in der die Region um den Irrsee vom Kloster Mondsee aus nach und nach durch Rodungen – die Namen der Ortsteile Ober- und Unterschwand zeugen davon noch heute – erschlossen wurde. Das war vor neunhundert Jahren und seitdem ist viel Wasser die Zeller Ache hinunter geflossen. Viele Vorstellungen, die an das Dorf und das in eine dörfliche Struktur eingebettete Leben geknüpft waren, scheinen heute antiquiert und überholt zu sein und besitzen daher einen verklärten und romantischen Charakter. Jenes idealisierende Bild, das im 19. Jahrhundert vom Leben auf dem Lande gezeichnet worden war, hallt hier sicher nach. Die in Folge der Industrialisierung stattfindenden Urbanisierungsprozesse, die mit einer Entwurzelung der Menschen und vielen sozialen Problemen (z.B. Wohnungsnot) verbunden waren, hatten eine zweifellos übersteigerte Großstadtkritik hervorgebracht und zur Ausformung einer Agrarromantik geführt, die von der damaligen Lebenswelt des Bauerntums und der ländlichen Lebensweise weit entfernt war.29 Eine dieser Vorstellungen, die mit dem Dorf, in welchem jeder jeden kennt auch heute noch assoziiert werden, ist die einer homogenen sozialen Gemeinschaft, in der jedes Mitglied seine Position einnimmt. Weiters wird von einer persönlichen Nähe ausgegangen, die die Beziehungen der Menschen zueinander auszeichnet, wobei insbesondere der Nachbarschaft eine große Bedeutung zukommen soll. Hinzu kommen der Gedanke, dass alles überschaubar ist, dass jeder alles weiß – und die – romantische Vorstellung, dass sich alles in einem harmonischen Gleichgewicht befindet. Als das Dorf noch ein primär landwirtschaftlicher Standort war, verbunden mit einem sehr hohen Maß an Selbständigkeit seiner Einwohner, waren sicher einige die-
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ser Eigenschaften tatsächlich erfüllt. Schon seit dem 19. Jahrhundert hat eine stärkere gewerbliche Durchdringung der ländlichen Regionen stattgefunden; heute ist das Dorf mehr und mehr zum Wohnstandort geworden. Zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe wurden aufgelassen oder werden nur noch im Nebenerwerb geführt, wodurch ein hoher Anteil der Bevölkerung dazu gezwungen ist, dem Beruf andernorts nachzugehen, zur Arbeitsstätte zu pendeln. Die Verstädterung des Landes wird auch durch den Zuzug von urban geprägten Menschen aus städtischen Räumen vorangetrieben, die für ein Eigenheim im Grünen auch weite Fahrzeiten in Kauf nehmen. Es wurde also ein sehr hoher Mobilitätsgrad erreicht, der für die Menschen im ländlichen Raum auch neue Freiheitsgrade gebracht hat. Man würde den Folgen dieser Entwicklung keineswegs ausreichend Rechnung tragen, wenn man von ihr ein durch und durch düsteres Bild zeichnete. Die Mobilität schafft unter anderem Bildungschancen und ermöglicht berufliche Diversifizierung, soziale Beziehungen können auch über größere räumliche Distanzen hinweg problemlos aufrechterhalten werden. In diesem Zusammenhang spielen die neuen elektronischen Medien (vor allem das Internet) eine zentrale Rolle. Mit ihnen hat sich auch das Erleben von Entfernung nachhaltig verändert, was sich auch im Denken manifestiert. Der Medientheoretiker Marshall McLuhan hat Anfang der 1960er für diese veränderte Weltsicht die Metapher global village geschaffen. Die Welt ist ein globales Dorf geworden. Sie hat sich durch die Erneuerungen der Technik und die neuen elektronischen Medien radikal verändert und ist durch die nahezu unmittelbare Geschwindigkeit der Elektrizität auf den Maßstab eines Dorfes geschrumpft. Diese in groben Zügen skizzierte allgemeine Entwicklung hat natürlich auch vor Zell am Moos nicht Halt gemacht. Wenn vor Jahrzehnten die hier ansässigen Menschen in den Augen der Mondseer den Ruf hatten, Hinterwäldler zu sein, dann wurde dieser längst korrigiert. Heute macht der folgende Bericht freilich schmunzeln: »Ein Gegenstück zu den Mondseer Krebstränkern sind die Zeller Schratzen. Der Schratz (ein barschartiger Fisch) steht oft auf einem Fleck und hat wie alle Fische die
Augen offen und schaut. Nun soll den Zellern Mondsee wie eine kleine Stadt vorgekommen sein. Sie sollen wie diese Fische mit großen Augen vor den Mondseer Geschäften gestanden sein. Daher wurden die Zeller von den Mondseern Zeller Schratzen genannt.«30 Den Eindruck, dass die Gemeinde der Entwicklung hinterherhinkt, kann man nicht mehr gewinnen. Auch wenn hier noch viele Traditionen gepflegt werden: Der homo zellammoosiensis ist kein lebendes Fossil. Er ist modern und will am Puls der Zeit sein. Überspitzt formuliert: Heute ist es möglich, dass ein Zeller die ganze Welt gesehen hat, gleichzeitig den Ortsteil Harpoint jedoch nur vom Hörensagen kennt oder diesen gar – dem Klang nach – für einen amerikanischen Militärstützpunkt hält. Gesellschaftliche Veränderungen spiegeln sich auch in den demographischen Daten wider. Die Bevölkerungsentwicklung von Zell am Moos weist in den letzten drei Jahrzehnten eine besonders stark steigende Tendenz auf: Während die Bevölkerungszahl bis zur Volkszählung im Jahre 1971 (993 Einwohner) relativ konstant war, wuchs die Bevölkerung in diesem Zeitraum auf 1489 Einwohner im Jahre 2005 an. Seit der ersten Volkszählung im Jahre 1869, bei der 728 Einwohner gezählt wurden31, hat sich die Bevölkerung damit mehr als verdoppelt. Besonders bemerkenswert ist die Größenordnung der Bevölkerungszunahme in den Jahren seit der letzten Volkszählung im Jahre 2001 (1388 Einwohner), seit damals kamen über hundert Personen dazu. Mit der Zunahme der Bevölkerung wurde die Gemeinde in Bezug auf verschiedene sozioökonomische Parameter, wie zum Beispiel Beruf, Bildung, ethnische Zugehörigkeit, (Umgangs)sprache32 oder Religionszugehörigkeit wesentlich heterogener. Ein beträchtlicher Anteil der Bevölkerung arbeitet nicht am Wohnort (454 Personen), dem stehen aber viele Einpendler aus anderen Gemeinden gegenüber. Der landwirtschaftliche Sektor spielt zwar nach wie vor eine wichtige Rolle, hat aber im Vergleich zu anderen Segmenten an Bedeutung verloren.33 Bevor wir noch einen kurzen Ausblick auf die Zukunft wagen, wenden wir uns noch einmal jenen Aspekten zu, die
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in den vorherigen Kapiteln herausgearbeitet werden konnten und versuchen wir diese in Bezug zu einer modernen Dorfidentität zu setzen. Wie wir feststellen konnten, ist die Bevölkerung durch verschiedene Faktoren (z.B. Zuzug, Ausbildungsvielfalt und berufliche Diversifikation) in Zell am Moos heterogener geworden. Gleichzeitig wuchs auch die Freiheit des Einzelnen, an verschiedenen Formen des gesellschaftlichen Lebens (z.B. Vereine) zu partizipieren oder sich davon zu distanzieren. Im gewissen Sinne kann jeder Mensch frei wählen, inwieweit er sich in die bestehende Gemeinschaft integrieren will. So kann man heute durchaus ein angesehener Bürger sein, auch wenn man am Sonntag nicht zur Kirche geht. Eingespielte Beziehungsschemata blieben durchaus erhalten: Die institutionalisierte Nachbarschaft, die bei alteingesessenen Familien in Form von Arbeitsaustausch wie etwa beim Hausbau nachwirkt oder bei Begräbnisritualen zum Ausdruck kommt, wird insofern aufrechterhalten, als Nachbarn dabei bestimmte Funktionen (z.B. als Sargträger) übernehmen. Soziale Kontakte müssen aber dank der Mobilität und der Kommunikationstechnologien nicht innerhalb des Ortes sondern können weltweit stattfinden, bis hin zum Extrem der eskapistischen Existenz im virtuellen Raum des Internets. Diese unkonkreten Raumvorstellungen können aber die Raumrealität der ständig erlebten Umgebung nicht ersetzen. Bei den Zell am Mooser Bauern, die den Raum bewirtschaften und pflegen, wird diese letztlich sehr emotionale Bindung an den Raum –man bezeichnet sie auch als Schollenverbundenheit – vielleicht stärker ausgeprägt sein als bei einer zugezogenen Person, die zur Arbeit in die Stadt pendelt. Aber auch sie wird wie alle anderen in Zell am Moos wohnenden Menschen das Gefühl in sich tragen, eine Beziehung zum Raum, in dem sie lebt, entwickelt zu haben, mit allen eine spezifische räumliche Identität zu teilen. Vorübergehend wird dieser Ort als ästhetischer Raum seit vielen Jahrzehnten mit Menschen geteilt, die hier ihren Zweitwohnsitz haben oder ihren Urlaub hier verbringen. Waren es in der Pionierzeit des Fremdenverkehrs Sommerfrischler aus der Stadt, die auf dem Lande wohl einen Hauch von Exotik einatmen wollten, so konnte sich hier in Zeiten des Massen-
tourismus (Ganzjahresfrischlinge) eine Form von sanftem Tourismus etablieren, die den Gästen Ruhe verspricht (z.B. Urlaub auf dem Bauernhof). Diese Positionierung war sicher eine schwierige, zumal nach dem Ende der Hochblüte des Fremdenverkehrs, der noch in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts alle Kapazitäten gesprengt hatte, der Zug auch in eine andere Richtung fahren hätte können. Dass der See und ein breiter Gürtel rundherum unter Naturschutz stehen, war im Hinblick auf die Erhaltung des Naturraumes wohl von entscheidender Bedeutung. Das Ortsbild hat sich in den letzten Jahren dennoch deutlich verändert. Einige Siedlungen sind entstanden bzw. stark gewachsen und der Dorfkern droht in Folge einiger Geschäftsschließungen zu veröden. Im Zuge der Dorferneuerung versuchte man zwar neue Akzente zur Belebung des alten Zentrums zu setzen, jedoch wird man die Entwicklungen auf diese Weise nicht gänzlich rückgängig machen können. Früher fungierten der Kirchenplatz und die Dorfstraße als Zentrum, wo man einander traf und auch einkaufte. Das Dorf war früher, was die Einkaufsvorlieben der Einwohner anbelangt, gar drei-, später nur noch zweigeteilt: Die Howorka-Fans mussten sich nach der Schließung dieses Ladens auf die Pillinger- und auf die Tatzreiter-Fraktion aufteilen, bevor auch letzteres Geschäft die Rollläden für immer herunterließ. Eingefleischten Pillingerianern blieb ihre Einkaufsheimat in einer Schmalspurversion zwar erhalten, das Gros der Bürger und Bürgerinnen füllt seine Einkaufstaschen nunmehr allerdings in der an der Bundesstraße gelegenen SVZ (Shopping Village Zell). Ein neuer Raumpunkt, an dem die Leute einander treffen und sich austauschen ist entstanden. Geselligkeit findet aber vor allem bei vielen festlichen Ereignissen statt, an denen große Teile der Bevölkerung von Zell am Moos teilnehmen: Seien es kirchliche Anlässe wie etwa Fronleichnam oder die Erstkommunion, oder seien es profane Veranstaltungen wie Bälle, das Sportlerfest, das Feuerwehrfest oder das große Dorffest, zu welchem auch viele Fremde strömen. Das Bedürfnis nach Festlichkeit und nach Feiern ist ein allgemeinmenschliches, wie wir weiter oben festgestellt haben. Manche Feste haben sich verändert oder sind aus dem Kalender verschwunden,
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andere sind neu dazugekommen. Der Festtagskalender besitzt eine gewisse Dynamik, die auch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen Rechnung trägt. Aber Hochzeiten werden in Zell am Moos vielfach noch nach alter Tradition als Großveranstaltungen zelebriert, bei Begräbnissen kommt zum Teil das halbe Dorf zusammen, wobei die Zahl der Teilnehmer häufig von der Anzahl der Vereinsmitgliedschaften des Verstorbenen abhängt. Zu Allerheiligen, wenn auf dem Friedhof der Toten gedacht wird, kommen auch viele Menschen, die nicht mehr ständig hier wohnen, und tauschen mit anderen Erinnerungen aus. Die Bindung zum Dorf wird dadurch zum Ausdruck gebracht. Feste im Jahresrhythmus (z.B. Sonnwendfeiern, Glöckltag) sind hier sicher stärker im Bewusstsein der Menschen verankert, als dies in den Städten der Fall ist. An der Brauchtumspflege sind insbesondere die Vereine federführend beteiligt. Überall aber, wo die Leute zusammenkommen (z.B. am Stammtisch) wird dafür Sorge getragen, dass das kollektive Gedächtnis am Leben erhalten wird. Dieser Vorgang ist durchaus im Sinne eines unbewusst ablaufenden Automatismus zu verstehen. Auch wenn in Zell am Moos nicht mehr jeder jeden kennt, so ist hier das Netz an sozialen Beziehungen noch ein sehr dichtes. Wie steht es heute um die Identität des homo zellammoosiensis? Wie soll man sich nun im Zeitalter der globalisierten Welt positionieren und gleichzeitig ein Stück seiner Identität erhalten? Natürlich wird das immer schwieriger und mit dem Aussterben der alten Generationen droht auch die Gefahr, dass viel traditionelles Wissen verloren geht. Derartige Vorgänge sind freilich nicht neu, allerdings scheint das rapide Sinken der Halbwertszeit des Wissens, besonders was alte Überlieferungen anbelangt, gegenwärtig dramatische Ausmaße anzunehmen. Daher muss es das Ziel sein, das kollektive Gedächtnis, das jedoch nicht statisch ist, weil darin Tag für Tag neue Erinnerungen gespeichert werden, so lebendig wie möglich zu halten, während man vor neuen Entwicklungen und Herausforderungen nicht die Augen verschließen kann und darf. Das gilt für das Individuum genauso wie für eine Gemeinde. Für den Einzelnen ist Identität letztlich ein subjektiver Kon-
struktionsprozess, in dem ein Ausgleich zwischen innerer und äußerer Welt gesucht wird. In einer immer pluralistischer und widersprüchlicher werdenden Welt – gerade das Dorf steht in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Bewährtem und Modernem – muss es gelingen, viele Identitätsbausteine, die sich auf verschiedene Bereiche des Lebens beziehen (z.B. Arbeit, Liebe, Partnerschaft, soziale Beziehungen oder kulturelle Verortung) zu integrieren und eine für sich passende Lösung zu finden, die handlungsfähig macht. An diesem Identitätsfleckerlteppich muss angesichts der sich ständig ändernden Umstände sozusagen täglich aufs Neue genäht werden.34 Für Zell am Moos bleibt eine optimistische Hoffnung: Wiewohl im Wesentlichen Einflüsse vom Großen ausgehend auf das Kleine wirken, können kulturelle Ströme durchwegs auch von der Peripherie ins Zentrum verlaufen. Dieses Phänomen wird als talk back bezeichnet.35 Mit anderen Worten: Ein Dorf wie Zell am Moos ist den gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklungen nicht heillos ausgeliefert, sondern kann vielmehr seinerseits einen überregional wahrnehmbaren Beitrag leisten. Die Bandbreite könnte von einem Tag der offenen Bauernküche über einen Kopftuchbindeworkshop bis zu einem Solidarprojekt für alleinstehende Altbäuerinnen reichen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wie das Individuum muss auch die Gemeinde Zell am Moos sich ständig neuen Anforderungen stellen und versuchen, im Prozess einer täglichen Identitätsarbeit ein schlüssiges Konzept ihrer selbst für ihre Bürger und Bürgerinnen, aber auch für ihre Gäste und Freunde zur Verfügung zu stellen. Wenn das gelingt, dann werden sich zukünftige Generationen dereinst auf ein rauschendes Millenniumsfest im schönen Zell am Moos freuen können …
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anmerkungen
19 Vgl. Wernhart, 2002, S. 11.
20 Vgl. Mischung & Koeppnig, 1999, S. 316f. 1 In französischer Sprache lautet der Fragenkatalog folgendermaßen:
»D’où venons-nous? Que sommes-nous? Où allons nous?« 2 Vgl. Pörksen, 1992, S. 19ff. und S. 78f. 3 Der Philosoph Martin Heidegger bezeichnet in seinem Hauptwerk Sein und Zeit (1927) diese Faktizität mit dem Terminus »Geworfenheit«. Damit wird dem Menschen die Pflicht auferlegt, sein Dasein zu übernehmen, ohne über die tiefere Bedeutung des »Woher« Bescheid zu wissen. 4 Vgl. dazu Erikson, 1966 und Diepold, 1990, S. 214ff. 5 Vgl. Simon & Mummendey, 1997, S. 17. 6 Die Lilie wurde dem Wappen des Mondseer Abtes Cölestin Kolb (1668–1683) entnommen. Sie erinnert an die von ihm 1672 durchgeführte Generalsanierung der damaligen Filialkirche des Klosters Mondsee. Ferner versteht sich die heraldische Blume – die Lilie galt in der mittelalterlichen Mystik als Zeichen der makellosen Reinheit, Unschuld und unberührten Jungfräulichkeit - als Mariensymbol für das Pfarrpatrozinium (vgl. Baumert, 1996, S. 311). 7 Baumert, 1996, S. 311. 8 Vgl. dazu z.B. Pöttinger, 1948, S. 131ff., Der Zellersee sowie ebendort, S. 137, Die Gründung von Zell am Moos. 9 Vgl. Wischermann, 1996, S. 60ff. 10 Brandstötter, Heimatbuch, zitiert nach Reisinger, 2006, S. 105. 11 Vgl. Weichhart, 1990, S. 35ff. 12 Als Bewohner des New Yorker Stadtteils Bronx, der die höchste Kriminalitätsrate der nordamerikanischen Metropole aufweist, wird man freilich wenig geneigt sein, bestimmten räumlichen Aspekten Sicherheit zu attribuieren. 13 Weichhart, 1990, S. 44. 14 Beschreibung des Experiments: Die Ratte kann sich in einem Labyrinth mit drei Gängen (linker, mittlerer und rechter Gang) frei bewegen. Am Punkt B laufen der linke und der mittlere Gang zusammen. Nach einigen Versuchsdurchgängen kann beobachtet werden, dass das Tier meistens den mittleren, direkten Weg vom Start zum Ziel (dort wartet naturgemäß das Futter) läuft. Dann wird der mittlere Weg am Punkt A (dieser liegt vor dem Kreuzungspunkt B des linken und des mittleren Ganges) gesperrt. Nun lässt sich beobachten, dass die Ratte vor allem entlang des linken, im Vergleich zum rechten kürzeren, Weges läuft. In der darauf folgenden Testbedingung versperrt man das Labyrinth bei Punkt B. Die entscheidende Frage ist nun, ob der Nager sofort den rechten Weg entlang läuft, oder ob er einige Durchgänge versucht, das Ziel zu erreichen, obwohl dieser Weg durch die Sperrung bei B auch nicht zum Ziel führt. Es wurde beobachtet, dass die Ratten meistens sofort den längeren, rechten Weg wählten und nicht den linken. Offensichtlich verfügten sie über eine kognitive Karte des Labyrinthes. 15 Mit diesem Ausdruck ist eine kleine, überschaubare Gegend gemeint. 16 Vgl. Downs & Stea, 1982, S.23. 17 Marquard, 1988, S. 414. 18 Vgl. Hauschild, 1987, S. 53.
21 Van Gennep, 1999, S. 15 f. 22 Vgl. ebendort, S. 114 ff.
23 Im Jahre 1985 wurde dieser Tanz filmisch dokumentiert. Der Film
ist auf der Homepage der Bundesarbeitsgemeinschaft Österreichischer Volkstanz (www.volkstanz.at) unter der Rubrik Tänze & Videos abrufbar. 24 Vgl. Matter, 1999, S. 342. 25 Mairhofer-Irrsee, 2004, S. 118. 26 Hersche, 2002, S. 117. 27 Wiesinger, erzählt 2007. 28 Zoister, erzählt 2007. 29 Vgl. Scheuringer, 1992, S. 20. 30 Mairhofer, erzählt 1989, zitiert nach Reisinger, 2006, S. 105. 31 Im Jahre 1824 zählte man nach dem Franziszeischen Kataster (Oö. Landesarchiv) in Zell am Moos 712 Einwohner. 32 Je nach Betrachtungsweise kann die Tatsache, dass eine Person (nämlich nur eine!) bei der letzten Volkszählung als Umgangssprache Ungarisch angegeben hat als Groteske, oder aber als Beweis dafür gewertet werden, dass das globale Dorf, in dem Sozialkontakte nicht an enge Räume gebunden sind, in Zell am Moos Realität geworden ist (siehe dazu Statistik Austria 2001, Volkszählungsergebnisse der Gemeinde Zell am Moos). 33 Vgl. dazu Statistik Austria, 2001, Volkszählungsergebnisse der Gemeinde Zell am Moos sowie Statistik Austria, 2005, G2.1. 34 Vgl. Keupp, 2002, S. 266ff. Dort ist von einer Patchwork-Identität und von der täglichen Identitätsarbeit die Rede. 35 Vgl. Breidenbach & Zukrigl, 1998, S. 130.
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Leben & Gemeinsaa8
Musikkapelle Zell am Moos 1902 von links am Boden: Hans Lettner (Grabner), Hias Pöckl (Lechner), Johann Winter; von links sitzend: Breitenthaler (Paul Hels), Breitenthaler (Beribauer), Stabführer Herzog (stehend), Johann Neuhofer, Sepp Ramsauer, Eder (Starzer); von links stehend: Dorfinger (Michlbauer), Schausberger, Michi Kirchhofer (Kasleitner), Johann Wiesinger, Breitenthaler (Schink, szt. Oberlechnermüller), Matthias Kirchhofer; von links hinten: Schweighofer (Saglenz), Schulleiter Koller, Martin Zeller
Tiroler Kaiserjäger Ausschnitt der Abschrift 1909 von Josef Wiesinger
5 · leben & gemeinschaft
Traatenmusikapele Zel am Moos christina pöckl Auf Initiative des Schulleiters Lebschi wurde im Jahre 1860 der Grundstein für das Bestehen der heutigen Trachtenmusikkapelle Zell am Moos gelegt. Gemeinsam mit acht Musikern hat er die Musikkapelle gegründet. Diese acht Gründungsmitglieder erhielten ihre musikalische Ausbildung vom ersten Schulleiter aus Zell am Moos. Unter den Musikanten finden wir vertraute Namen wie Mühlbauer, Mühlbauer-Hias, Zeller Hans (Grubinger), Hausstätter Michl vulgo Serner. Musikalischer Leiter war der Organist aus Mondsee. Sicherlich war diese Musiziergemeinschaft nicht eine Kapelle im heutigen Sinne. Sie erfüllte jedoch in der damaligen Zeit die gleichen Aufgaben wie heute. Es wurde vor allem bei Begräbnissen, Hochzeiten und verschiedenen kirchlichen Anlässen gespielt. Was uns heute etwas erstaunt, ist die auffallende Strenge, mit der gewisse Formen unbedingt einzuhalten waren. Bei allen Auftritten wurde streng auf die entsprechende Art des jeweiligen Anlasses geachtet. So wäre es zum Beispiel undenkbar gewesen, bei einem »Abdrischtanz« oder ähnlichen Veranstaltungen aufzuspielen.
Das Selbstbewusstsein der Musiker dokumentierte sich auch im Konkurrenzdenken: Es wäre völlig ausgeschlossen gewesen, dass, aus welchem Grund auch immer, eine auswärtige Musikgruppe im Ort gespielt hätte. Erst nach dem Ersten Weltkrieg lockerten sich diese strengen Formen allmählich. Schon mehr der heutigen Vorstellung einer Kapelle entsprach die von 1884. Damals erhöhte der Kapellmeister Martin Zeller die Zahl der Musiker beträchtlich. Er war auch in den weiteren Jahren maßgeblich für die Entwicklung der Kapelle wichtig. Einige Namen aus dieser Zeit sind uns bekannt: Dorfinger vulgo Michlbauer, Sepp Ramsauer, zwei Musiker namens Breitenthaler, Lohninger (Schmied), Kirchhofer Franz, Schweighofer Matthias (Roider Krämer), Wiesinger Toni und Tischler Leopold. Ein besonderes Ereignis war im Jahre 1888 die Einweihung des neuen Turmkreuzes in Zell am Moos. Bei dieser Ausrückung wurden mehrere Eigenkompositionen aufgeführt. Ein wichtiger Mann für die Überlieferung von alten Noten aus dieser Zeit war Josef Wiesinger, vulgo Ramsauer. In seinem Nachlass befanden sich verschiedenste Abschriften von Märschen und diversen Notenbüchern. Er verfasste diese aber nicht nur für Blasmusik. So gibt es von ihm unter anderem noch ein Notenbuch für Steirische Harmonika.
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Musikkapelle Zell am Moos bei der Firmung, 1914 von links sitzend: Breitenthaler (Paul Hesl), Hias Ramsauer, Florian Breitenthaler (Beribauer), Michlbauer, Eder (Starzer), Josef Spielberger (Poidl), Martin Zeller, Hias Pöckl (Lechner) von links stehend: Reichl (Schuster), Grubinger (Zeller), Schausberger (Schachinger), Mundl (Stabführer), unbekannt, Josef Mindlberger (Lindenbauer)
Musikkapelle, 1949 von links sitzend: Florian Breitenthaler (Beribauer), Franz Prem (Stadler), Matthias Höllerer (Eppl) 1. Reihe von links : Franz Eder (Starzer), Grubinger (Sechterlechner), M. Spielberger (Poidl), Josef Seier, Gottlieb Pöckl (Andre) 2. Reihe von links: Siegfried Pöckl-Achleitner, Franz Prem (Stadler), Fritz Stöckl, Johann Schweighofer (Hitzl), Matthias Höllerer (Eppel) 3. Reihe von links: Martin Grubinger (Hessl), Hans Grubinger (Hessl), Matthias Stabauer (Leitner), Johann Stabauer (Brandstätter), August Lindinger, Karl Einberger (Hitzl)
Musikkapelle beim Gründungsfest, 1955 1. Reihe sitzend von links nach rechts: Maier (Hobel), M. Schafleitner (Rumpelmaier), J. Schweighofer (Hitzl), F. Seier, E. Mundl, W. Reichl (Schuster), A. Schausberger (Schachinger), J. Mindlberger (Lindenbauer), M. Höllerer (Eppel), F. Eppel, F. Prem (Stadler) 2. Reihe von links nach rechts: F. Lettner (Dax), A. Lindinger, J. Grubinger, Mathilde Stabauer, Gottlieb Pöckl (Andre), Friedrich Stöckl, Anna Pöckl, Alois Rinnerthaler (Heissinger), Fritz Lettner (Schneider), Josef Handl (Petern), Matthias Handl (Petern) 3. Reihe von links nach rechts: H. Salletmayer, J. Schafleitner (Schuster), G. Pöckl (Schmied a. Bach), F. Rindberger (Eder), M. Stabauer (Leitner), Sturmbichler, F. Hemetsberger, J. Stabauer (Schmied z’Zell), S. Pöckl-Achleitner, F. Pöckl (Schmied am Bach)
5 · leben & gemeinschaft
Während der beiden Weltkriege hatte natürlich auch die Kapelle aus Zell am Moos schwere Zeiten. Die Anzahl der aktiven Mitglieder schwankte dementsprechend, aber die Musik gab es immer. Eine außergewöhnliche Ausrückung in dieser Zeit war die Priminz des Priesters Franz Lohninger aus Zell am Moos am 6. Juli 1939. Während dieser Zeit war Franz Prem, vulgo Stadler, der Kapellmeister. Da es damals noch keinen entsprechenden Proberaum gab, fanden die Musikproben in seinem Haus statt. Die Musikkapelle bestand zu dieser Zeit aus 15 – 20 Mann, die militärische Uniformen trugen. Erst 1953 entschied man sich für die »Altzeller Tracht«, die auch heute, in abgeänderter Form zwar, noch getragen wird. Seit den fünfziger Jahren wurde im Obergeschoß des alten Feuerwehrhauses geprobt. Dieses Probelokal war für die Musiker nicht gerade zufriedenstellend, da es sehr eng und im Sommer viel zu heiß war. Dennoch waren sie froh, dort eine Möglichkeit zum Proben zu haben. Natürlich hatte die Kapelle auch andere Schwierigkeiten. Es war und ist ziemlich teuer, die Instrumente und Trachten für die einzelnen Musiker zu kaufen und in Stand zu halten. So entwickelte sich damals der Brauch des »Glöcklblasens«. Kleinere Gruppen der Musikkapelle gehen seither jedes Jahr am 5. Jänner von Haus zu Haus, stimmen musikalisch auf das neue Jahr ein und bitten um eine Spende. Die 50er Jahre brachten allgemein verschiedenste Änderungen mit sich. Da sich Zell am Moos zu einer Tourismusgemeinde entwickelte, musste natürlich etwas für die »Sommerfrischler« geboten werden. Seither spielt die Musikkapelle jeden Sommer bis zu 10 Platzkonzerte und Frühschoppenkonzerte am Dorfplatz und bei Gasthäusern. In dieser Zeit gab es auch erste Anfänge für ein Frühlingskonzert im Gasthaus Langwallner. Dieses wurde aber noch nicht jedes Jahr durchgeführt. Erst viel später, nämlich ab 1981, wurde jedes Jahr zu Weihnachten ein Konzert gegeben. Es dauerte nochmals zehn Jahre, bis sich das Frühlingskonzert in der heutigen Form entwickelte. Als dann die Gemeinde im Jahre 1994 die neue Volksschule mit einem größeren Turnsaal eröffnete, konnte auch unsere Musikkapelle auf einen entsprechenden Konzertraum zurückgreifen, in dem nach wie vor jedes Jahr zwei Wochen vor Ostern das Frühlingskonzert vorgetragen wird.
Landesauszeichnungen 16.12.1988 1. Ehrung durch den Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck für 3 Auszeichnungen in der Konzertwertung und 2 Auszeichnungen in der Marschwertung: v.l.n.r.: LH Josef Ratzenböck, Obmann Matthias Stabauer, Kapellmeister Johann Rindberger und Bürgermeister Matthias Achleitner.
25.10.1996 Verleihung der »Prof. Franz-Kinzl-Medaille« durch den Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Es ist die höchste Auszeichnung des Landes Oberösterreich für Musikkapellen, die vergeben wird, wenn 10 Auszeichnungen in der Konzertwertung und 5 Auszeichnungen in der Marschwertung innerhalb von 18 Jahren erreicht werden. 12.02.1999 2. Ehrung durch den LH Dr. Josef Pühringer: Musikkapelle Zell am Moos vertreten durch die beiden Stabführer Rudolf Moser und Christoph Moser sowie Bürgermeister Wilhelm Langwallner.
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Wie die anderen Musikvereine im Bezirk, nimmt auch die Kapelle aus Zell am Moos seit 1957 an den Marschwertungen und seit 1967 an den Konzertwertungen teil. Beide Wertungen sind jedes Jahr eine neue Herausforderung und zeigen das hohe musikalische Niveau. Besonders erfreulich ist es natürlich, wenn dann die Probenarbeit mit einer ausgezeichneten Bewertung belohnt wird. Eine besondere Ausrückung gibt es jedes Jahr im Fasching. Seit 1966 wird jeden Faschingsonntag von der Musikkapelle ein Kinderfasching veranstaltet. Die verkleideten Musiker und Kinder machen einen kleinen Faschingsumzug durch den Ort. Anschließend wird noch im Gasthof Seewirt ein lustiger Nachmittag gestaltet. Im Jahr 1973 erfolgte dann die erste Konzertauslandsreise. Gemeinsam mit den Schuhplattlern wurde die Musik nach Lambertheim in der Nähe von Mannheim eingeladen. Drei Jahre später ging es dann, wieder auf eine Einladung hin, nach Bliesransbach in Saarbrücken. Seit dem Ende der 70er Jahre wird in den Sommermonaten speziell für Touristen das Seeblasen angeboten. Ein Bläserensemble der Musikkappelle spielt von einem Ruderboot am Irrsee bei Fackelschein flotte und verträumte Weisen. Die Klänge sind entlang der gesamten Seepromenade gut zu hören. Initiiert wurde diese Attraktion vom damaligen Kapellmeister Johann Rindberger.
qartett beim Seeblasen
Nachdem der Platzmangel in den letzten Jahren immer akuter geworden ist, konnte 1981 der neu erbaute Proberaum im Obergeschoß des Kindergartens bezogen werden. Anlässlich des 120-Jahr-Jubiläums wurde der Proberaum feierlich eröffnet. Beim 3-tägigen Zeltfest spielten und sangen unter anderem »Team 74« mit dem damaligen Kapellmeister Johann Rindberger und die bekannten »Sulmtaler Dirndln«. Beim Festzug am Sonntag nahmen 21 Musikkapellen aus dem Bezirk Vöcklabruck und dem angrenzenden Salzburg teil. Damit auch in der vorweihnachtlichen Zeit die Kapelle präsent ist, wurde 1990 das Adventsingen in der Pfarrkirche Zell am Moos ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Kirchenchor, verschiedenen Gruppen aus der Musikkapelle und einem Hirtenspiel der Volksschule wurde versucht, die Bevölkerung auf die »Stillste Zeit im Jahr« einzustimmen. Das Adventsingen fand in dieser Form jedoch nicht lange statt. Das 130-jährige Jubiläum im Jahr 1991 wurde ganz anders gestaltet. Es gab mehrere Veranstaltungen über das Jahr verteilt. Von 18. – 20. Mai fuhr die Kapelle auf Einladung der Familie Hemetsberger auf eine Konzertreise nach Budapest. Mitte August wurde die OÖ Militärmusik zu uns nach Zell am Moos eingeladen. Am Dorfplatz hat sie ein viel beachtetes Konzert gespielt. Den krönenden Abschluss bildete dann am 15. Dezember der ORF-Radio-Frühschoppen. Bei der sonntäglichen Live-Übertragung traten neben der Trachtenmusikkapelle Zell am Moos die »Irrseebläser« und die »Sängerrunde Drachenwand« auf. Ein Jahr später erfolgte im September ein MusikkapellenAustausch, der unsere Musik nach Modra in der Slowakei führte. Ende desselben Jahres übernahm der Musikschullehrer Helmut Kratochwill das Amt des Kapellmeisters. Da damals einige altgediente Musiker aufhörten und die ersten Probleme bei der Besetzung einzelner Register auftraten, versuchte nun der neue Vorstand, die Jugendarbeit verstärkt zu fördern. Durch »Tage der offenen Tür« für die 3. und 4. Klassen der Volksschule Zell am Moos und die gute Zusammenarbeit mit den Musikschulen in Mondsee und Frankenmarkt wurde der Jugend das Musizieren schmackhaft gemacht. Nur ein Jahr darauf zeigte die verstärkte Jugendarbeit erste Erfolge. Es konnten nach kurzer Zeit zehn Jungmusiker
5 · leben & gemeinschaft Trachtenmusikkapelle, 1981 1. Reihe (sitzend v. l.): Eder Maria, Rindberger Johann (Kapellmeister), Rudolf Moser (Stabführer), Kriechhammer Hermann (Obmann), Stabauer Elisabeth 2. Reihe (v. links): Achleitner Josef (Gollauer), Lettner Ferdinand (Dax), Lindinger August, Pöckl Gottlieb (Andre), Pöckl Franz, Prem Koloman (Holzer), Pöckl Gertraud (Andre), Handl Johann, Hinterauer Rudolf, Zoister Anton jun. 3. Reihe (v. links): Zoister Veronika, Schweighofer Friedrich (Serner am See), Pöckl Georg (Schmid am Bach), Hinterauer Thomas, Schafleitner Johann (Gustl), Eisl Josef, Lettner Ferdinand jun. (Dax), Lettner Anna (Dax), Gaderer Friedrich 4. Reihe (v. links): Hagenauer Walter, Eder Josef (Matthiasn), Schweighofer Ferdinand, Engl Matthias, Zoister Anton sen., Pöckl Friedrich, Stabauer Matthias, Winter Rupert 130-jähriges Jubiläum im Jahr 1991
Trachtenmusikkapelle, 1991 1. Reihe (sitzend v. links): Prem Elisabeth, Rindberger Johann (Kapellmeister), Moser Rudolf (Stabführer), Stabauer Matthias (Obmann), Pöckl-Achleitner Roswitha 2. Reihe (v. links): Gaderer Friedrich, Hutter Harald, Moser Christoph, Eberl Daniela, Winter Roswitha, Hagenauer Astrid, Lettner Gottfried, Prem Koloman (Holzer), Rindberger Roman, Pöckl Gottlieb (Andre), Achleitner Josef (Badlhofer) 3. Reihe (v. links): Pöckl Georg jun. (Schmid am Bach), Schweighofer Friedrich (Serner am See), Rindberger Johann, Hagenauer Astrid, Salletmayer Werner, Prem Rudolf (Holzer), Eisl Josef, Prem Georg (Staller), Lettner Ferdinand (Dax) 4. Reihe (v. links): Pöckl Friedrich, Hagenauer Walter, Eder Josef (Matthiasn), Engl Matthias, Lacher Alfred, Winter Rupert
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Trachtenmusikkapelle, 1996 1. Reihe (sitzend v. links): Moser Michael, Hufnagl Ingrid, Oberascher Silvia, Winter Rupert (Obmann), Moser Rudolf (Stabführer), Kratochwill Helmut (Kapellmeister), Eisl Sandra, Schweighofer Erika, Hutter Harald 2. Reihe (v. l.): Pöckl Christina, Schörghuber Christoph, Oberst Silvia, Pöckl-Achleitner Martin, Teufl Brigitte, Eder Thomas, Buchner Stefan, Prem Thomas (Staller), Pöckl-Achleitner Siegfried, Winter Johannes 3. Reihe (v. l.): Moser Christoph, Eberl Katharina, Winter Roswitha, Hausleitner Maria, Gierbl Diana, Prem Koloman (Holzer), Winter Stefanie, Eisl Josef, Prem Georg (Staller) 4. Reihe (v. l.): Stabauer Matthias, Eder Josef, Lacher Alfred, Pöckl Gottlieb, Prem Martin (Staller), Engl Matthias, Hagenauer Walter, Pöckl Georg (Schmid am Bach), Schweighofer Friedrich (Serner am See), Macheiner Johann
in die Kapelle aufgenommen werden. Natürlich wird auch jetzt die Jugendarbeit nicht vernachlässigt. So sind 35 Musiker unserer Kapelle unter 30 Jahre, das sind 68 Prozent, also mehr als die Hälfte aller Musiker, und 33 % sind unter 20 Jahre alt! Der Altersdurchschnitt beträgt 26,7 Jahre. Im Sommer 1995 erfolgte dann die nächste Konzertreise. Durch den langjährigen Sommergast Heino Kühn wurde die Musikkapelle, gemeinsam mit den Schuhplattlern, nach
Hotteln bei Hannover zu einem mehrtägigen Sommerfest eingeladen. 1997 bildeten sich einzelne kleinere Gruppen aus der Musikkapelle heraus, das waren die »Kleine Dorfmusik«, die »Zeller Tanz’l Musi« und die »Wirtshaus Musi«. Die »Kleine Dorfmusik« musiziert immer noch, das Bestehen der beiden anderen Gruppen war aber nicht von langer Dauer. Die letzte Auslandsreise erfolgte 1998. »Die kleine Dorfmu-
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sik« und eine Abordnung der Gemeinde Zell am Moos reiste nach Stuttgart-Biedigheim, um unseren Ort zu präsentieren. Beim 140-jährigen Gründungsfest der Trachtenmusikkapelle im Jahr 2000 wurde ein 3-tägiges Zeltfest beim öffentlichen Badeplatz veranstaltet. Am Freitag spielten beim Zeller Abend, bei dem speziell alle Einheimischen und Verzogenen eingeladen waren, kleine Abordnungen der TMK Zell am Moos. Am Samstag und Sonntag waren ca. 30 Gastkapellen aus dem Bezirk Vöcklabruck und dem angrenzenden Salzburg, aber auch aus dem Bezirk Grieskirchen anwesend. Leider spielte der Wettergott nicht mit, und die Umzüge sowie auch die Feldmesse mussten ins Zelt verlegt werden. Unterhalten wurden die Besucher und Musiker von der Blaskapelle »Makos«. Diese Gruppe ist seit ihrer Gründung Anfang der 80er Jahre eine der prominentesten Vertreterin und Fördererin der böhmisch-mährischen Blasmusik. Am Sonntag spielten die Postmusik Salzburg und die Musikkapelle Hofkirchen an der Trattnach (Bezirk Grieskirchen) zum Frühschoppen auf, durch das Programm führte der Humorist Hermann Höpflinger. Da Maria Hutter die Kapellmeisterausbildung absolvierte und die Jungmusiker immer mehr wurden, wurde 2001 ein Jugendblasorchester gegründet. Mit 25 Jungmusikern von 10 bis 25 Jahren wird unter der Leitung von Maria Hutter fleißig geprobt. Im Sommer findet immer ein Konzert der Jugendlichen statt, aber auch bei den Zell am Mooser Kindertagen konnte das Orchester schon sein Können unter Beweis stellen. Im Jahr 2002 übernahm Matthias Stabauer von Rupert Winter wieder das Amt des Obmannes und ein Jahr später wechselte der Kapellmeister Helmut Kratochwill, der zehn Jahre die musikalische Leitung der Musik über hatte, zurück auf das Flügelhorn. Unser neuer Kapellmeister, der Musikschullehrer Heinrich Stettner aus Mondsee, versucht seither, die Trachtenmusikkapelle musikalisch zu fordern und das Niveau zu heben. Seine Stellvertreterin ist Maria Hutter. Im selben Jahr wurde das Turmblasen erstmalig am letzen Samstag vor Weihnachten veranstaltet. Es spielen mehrere Bläsergruppen abwechselnd von den Balkonen und Fenstern der Häuser um den Kirchenplatz weihnachtliche Weisen. Die vielen Gäste können sich dabei auf Weihnach-
ten besinnen und in der hektischen Vorweihnachtszeit etwas zur Ruhe kommen. Glühwein, Punsch und viele andere Köstlichkeiten am Musikerstand helfen da natürlich nach. Auch ein Kirchenkonzert wird jedes Jahr im November um Cäcilia veranstaltet. Verschiedene kirchliche Stücke sowie moderne Literatur werden hier von der Musikkapelle vorgetragen. Ein Ausflug nach Kärnten, zur Musikkapelle Almrausch, Mitschig wurde zu Pfingsten 2004 veranstaltetet. Die Musikkapelle lud zum 50-jährigen Bestandsjubiläum, bei dem die Kapelle von Zell am Moos am Samstag beim Festzug mitwirkte und am Sonntag den Frühschoppen im Festzelt spielte. Im Jahr 2005 wurde 145 Jahre Trachtenmusikkapelle Zell am Moos mit verschiedenen Festlichkeiten gefeiert. Mit dem Jubiläumskonzert im Frühling startete das Programm. Im Sommer wurde gemeinsam mit dem Kindergarten ein Frühschoppen »145 Jahre TMK Zell am Moos und 25 Jahre Kindergarten Zell am Moos« veranstaltet. Musikalisch umrahmte dieses Fest die Kleine Dorfmusik. Mit einem Gedenkkonzert im November ging unser Jubiläumsjahr zu Ende. Da unser jetziges Probelokal über dem Kindergarten einfach nicht mehr zeitgemäß ausgestattet und auch schon viel zu klein ist, wird an der Stelle des alten Friseurgebäudes ein neues Probelokal gebaut. Wir hoffen im Jubiläumsjahr 2010 einziehen zu können. In den letzten Jahren nahm die Musikkapelle immer an den Marschwertungen im Bezirk teil und erreichte unter der Stabführung von Christoph Moser stets einen ersten Rang mit Auszeichnung. Ein Musikantenjahr ist ein anstrengendes Jahr mit durchschnittlich 80 Zusammenkünften, 30 Ausrückungen und 50 Proben. Dazu kommen noch Registerproben. Insgesamt hat die TMK Zell am Moos 50 Mitglieder, davon sind 43 Prozent weiblich. Zusätzlich hat die Musikkapelle 70 Unterstützende Mitglieder, die jedes Jahr bei der Jahreshauptversammlung über das Geschehen in und um unsere Musik informiert werden.
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Ehrungen beim Frühlingskonzert, 2007 von links: Bürgermeister Wilhelm Langwallner Obmann Matthias Stabauer Stabführer Christoph Moser (erhielt Ehrenzeichen in Bronze) Simon Eibelhuber (Jungmusikerleistungsabzeichen in Silber am Instrument Schlagzeug) Alexander Stettner (Jungmusikerleistungsabzeichen in Gold am Instrument Bass) Martin Prem (Jungmusikerleistungsabzeichen in Gold am Instrument Posaune) Daniel Schöfmann (vorne) – (Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze am Instrument Bass) Gottfried Lettner (hinten) – (Verdienstmedaille in Bronze für 15-jährige aktive Mitgliedschaft) Eder Josef jun. (Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze am Instrument Posaune) David Stettner (hinten) (Jungmusikerleistungsabzeichen in Silber am Instrument Schlagzeug) Stefan Schweighofer (Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze am Instrument Bariton) Koloman Prem (Verdienstkreuz in Silber für 50-jährige aktive Mitgliedschaft bei der Musikkapelle) Hausleitner Andrea (Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze am Instrument Saxophon) Kapellmeister Heinrich Stettner Bezirksobmann Peter Eder
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Frühlingskonzert 2007
Kapellmeister seit der Gründung 1860 – 1884 1884 – 1894 1894 – 1906 1906 – 1913 1913 – 1932 1932 – 1935 1935 – 1953 1953 – 1958 1958 – 1959 1959 – 1973 1973 – 1993 1993 – 1994 1994 – 2003 2003 – dato
Hausstätter Michael Zeller Martin Breitenthaler Georg Eder Matthias Spielberger Johann Grubinger Matthias Prem Franz Pöckl Gottlieb OSR Blaichinger Franz Lindinger August Rindberger Johann Neuwirth Johann Kratochwill Helmut Stettner Heinrich
Obmänner – 1969 1969 – 1982 1982 – 1992 1992 – 2002 2002 – dato
Mundl Emmerich Hemetsberger Franz Stöckl Fritz Kriechhammer Hermann Stabauer Matthias Winter Rupert Stabauer Matthias
Stabführer 1949 – 1969 Stöckl Fritz 1969 – 1998 Moser Rudolf 1998 – dato Moser Christoph
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1. Obfrau: Christiana Neuhofer, Obfrau von 1978 bis 1993
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Goldhauben- & Kop8uagruppe Zel am Moos Gabriele Gierbl Ortsbäuerin Barbara Radauer lud im Frühling 1977 zu einer Information über einen Goldhauben-Stickkurs ein. 12. Oktober 1977: Beginn des 1. Goldhauben-Stickkurses unter der Leitung von Frau Eva Arnberger aus Attersee. Pioniere des 1. Stickkurses waren: Haslau: Achleitner Hilda (Gollauer) Achleitner Maria (H. Badlhof) Maderecker Maria (Häuserer) Neuhofer Christiana Neuhofer Rosa Nußbaumer Christine (Roider) Prem Josefine (Holzer) Preining Anna (Wagner) Radauer Barbara (Schlader) Zoister Theresia
Zell am Moos: Engl Maria (Oberlechner) Eisl Maria (Kasleitner) Gaderer Anna Kriechhammer Rosa Muss Rosemarie Obauer Marianne Pillinger Martina Pöckl Leopoldine Pöckl Maria (Gassner) Wiesinger Maria Am 12. April 1978 fand die Gründungsversammlung der Goldhaubengruppe im Beisein von Bez. Obfrau Rosemarie Landl statt. Zur Obfrau gewählt wurde Frau Christiana Neuhofer (siehe Bild links). Zur Stellvertreterin wurde Frau Barbara Radauer gewählt. Das Amt der Schriftführerin übernahm Frau Rosemarie Muss. Zur Kassiererin wurde Frau Maria Pöckl (Gassner) gewählt.
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Die erste Ausstellung der gefertigten Goldhauben war am 30. April 1978 im Nebenzimmer des Gasthauses Langwallner. Erste Ausrückung war die Florianifeier in Haslau am 7. Mai 1978.
Bereits im Herbst ’78: Beginn des 2. Stickkurses mit folgenden Teilnehmerinnen:
Diamantene Hochzeit von Alois und Franziska Grubinger mit Goldhauben- und Kopftuchfrauen am 15. Mai 1978
Zell am Moos: Hufnagl Ingrid Krög Johanna Lindinger Maria Rindberger Gertrude Schindlauer Theresia (Moarin) Stabauer Aloisia (Leitnerin) Stabauer Mathilde Winter Theresia Muss Rosemarie
15. Dezember 1978: Fahrt zum Adventsingen ins Brucknerhaus in Linz.
Haslau: Achleitner Maria (Kremplerin) Achleitner Ridi Breithenthaler Johanna (Bergbäuerin) Grubinger Maria (Schladerin) – 2 Hauben Hemetsberger Johanna Schindlauer Aloisia (Engelbert) Maderecker Maria Neuhofer Rosa Nußbaumer Christine Raudauer Barbara
Bei der 1. Jahreshauptversammlung am 10. April 1979 kam es zum Zusammenschluss mit den Kopftuchträgerinnen zur Goldhauben- und Kopftuchgruppe Zell am Moos (35 Goldhauben- und 20 Kopftuchfrauen). 27. Juli 1979: Eröffnung der 2. Goldhaubenausstellung im Sitzungssaal des Gemeindeamtes durch Landesobfrau Anneliese Ratzenböck. Adventsingen im Brucknerhaus in Linz 1. Reihe v.l.n.r.: Leopoldine Pöckl, Balbina Obauer, Rosa Neuhofer, Maria Achleitner, Marianne Obauer; dahinter: Anna Preining Maria Eisl, Hilda Achleitner, Christiana Neuhofer, Theresia Zoister, Maria Pöckl (Gassner), Prem Josefine, Christine Nussbaumer
Obfrau Neuhofer und Bgm Rindberger empfangen Frau Ratzenböck und Frau Landl
5 · leben & gemeinschaft
Teilnahmen bei Bezirkstreffen, Fronleichnamsprozessionen, Erntedankfesten und Hochzeiten.
Teilnahme an der Fronleichnamsprozession 1979
Präsentation der Zeller Tracht im April 1987
Bereits im Advent 1981 wurde ein Verkaufsmarkt zugunsten Behinderter in Oberösterreich abgehalten: unser traditioneller Adventstand.
Die Vorstellung der neuen »Zeller Tracht« am 21. August 1987 war mit einer Handarbeitsausstellung und der Einweihung der neuerrichteten Sagerermühle-Kapelle verbunden. Frau Christiana Neuhofer bekam die goldene Ehrennadel für 10-jährige Obfrauentätigkeit durch Landesobfrau Anneliese Ratzenböck verliehen.
Adventstand 1981
Am 12. August 1984 wurde der 1. Trachtensonntag abgehalten. Durch intensive Bemühungen von Obfrau Christiana Neuhofer wurde vom OÖ Heimatwerk eine »Zeller Tracht« bewilligt und sofort mit einem Nähkurs begonnen. Im April 1987 feierte man »10 Jahre Goldhauben- und Kopftuchgruppe« und den Abschluss des Nähkurses.
Einladung zur Eröffnung
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Einweihung der neuen Neuhofer Kapelle
Im November 1992 wurde 10 Kindern aus Tschernobyl ein Erholungsaufenthalt in Zell ermöglicht. Sie waren in der Pension Krög zusammen mit einer Betreuerin untergebracht. Es wurde ihnen von den Frauen unserer Gruppe ein abwechslungsreiches Programm geboten.
Nach mehr als 15-jähriger Tätigkeit als sehr tatkräftige und umsichtige Obfrau legte Frau Christiana Neuhofer 1993 ihre Funktion als Obfrau zurück.
Kinder aus Tschernobyl während ihres Aufenthaltes in Zell am Moos
Obfrau Johanna Hemetsberger
Ihr folgte bis 1996 ein Team bestehend aus: Johanna Hemetsberger, Barbara Radauer, Gabriele Gierbl (Lechnerberg), Elisabeth Stabauer, Maria Schweighofer. 1994 übernimmt Gabriele Gierbl (Lechnerberg) an Stelle von Johanna Hemetsberger die Funktion als Obfrau.
Obfrau Gabi Gierbl
5 · leben & gemeinschaft
Am 6. November 1996 wurde Maria Lindinger als neue Obfrau gewählt, ihre Stellvertreterin war Gabi Gierbl (Zellerbach). Im November 2000 tritt Maria Lindinger aus gesundheitlichen und familiären Gründen von ihrer Funktion zurück. Ihre Nachfolgerin ist Sylvia Kriechhammer. Sie wurde im Juli 2002 zur Obfrau gewählt. Stellvertreterin: Gabi Gierbl (Zellerbach). Kassiererin und Schriftführerin: Christl Ehringer Chronikführerin: Rosa Kriechhammer
Vorstand seit 2005 v.l.n.r.: Ingrid Hufnagl (Kassier), Rosa Kriechhammer (Chronik), Gabi Gierbl (Obfrau), Anna Upmeier (Schriftführerin), Josefine Brand (Obfrau Sellvertreterin)
Obfrau Maria Lindinger
Obfrau Sylvia Kriechhammer
Unter Obfrau Maria Lindinger wurde das 20-jährige Bestehen gefeiert und ein Krankenbett für pflegebedürftige Angehörige gekauft. Mittlerweile sind drei Krankenbetten (ein Bett gehört der Gemeinde) im Einsatz und werden von Marianne Obauer und Aloisia Sperr bestens verwaltet. Im Jänner 2004: Rücktritt von Sylvia Kriechhammer aus beruflichen Gründen. Neuwahl von Gabi Gierbl (Zellerbach) als Obfrau, Stellvertreterin: Josefine Brand, Chronikführerin: Rosi Kriechhammer, seit 2005: Kassiererin: Ingrid Hufnagl, Schriftführerin: Anna Upmeier
Obfrau Gabriele Gierbl mit Tochter Viktoria
Anfang September 2006 fand anlässlich der vor 30 Jahren in Orts- und Bezirksgruppierungen organisierten OÖ Goldhauben- Kopftuch- und Hutgruppen eine Reise nach Rom mit einer Audienz beim Papst statt. Es nahmen 1400 Frauen aus ganz OÖ, dem angrenzenden Bayern und aus dem Bundesland Salzburg daran teil. Das Erntedankfest in der Lateran Basilika wurde von Bischof Ludwig Schwarz aus Linz und dem Bischof aus Passau zelebriert. Bei der Generalaudienz wurde dem Heiligen Vater Benedikt XVI. von der Landesobfrau Martina Pühringer eine Spende von € 10.000.- für ein Frauenprojekt in der dritten Welt überreicht. Zell am Moos war mit Theresia Winter, Gabi Gierbl, Sissy Neuhofer, Balbine Obauer, Sylvia Kriechhammer und Eva Langwallner sehr gut vertreten. Es war ein großartiges Gemeinschaftserlebnis.
Die Delegation aus Zell am Moos beim Erntedank in der Lateran Basilika
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Erfreulicher Weise sind auch immer wieder neue aktive und unterstützende Mitglieder unserer Gruppe beigetreten. Unsere Gruppe besteht zur Zeit aus 75 Mitgliedern und 2 Häubchenmädchen. In den Herbst- und Wintermonaten finden regelmäßig Kurse unter Anleitung von kundigen Kursleiterinnen statt (bisher 8 Kurse). Es werden Gold-, Perlhauben und Kinderhäubchen gestickt, Perlbeutel gehäkelt oder gestickt und Kragenspitzen für Dirndlblusen gehäkelt. Außerdem werden Biedermeiersträußchen, Hardangerstickereien, Spinnen von Schafwolle, Klosterarbeiten, Zeller Trachten, Krippen und Stoffdrucke im Landhausstil angefertigt. Das gesellige Beisammensein kommt auch nicht zu kurz: ein monatlicher Stammtisch, Faschingkränzchen, Maiandachten, Ausflüge, Weihnachtsfeier und natürlich unsere 3 Standl-Termine, und zwar: Trachtensonntag / 1. Sonntag im Juli Dorffest / Ende August Adventstandl / 8. Dezember Dabei finden unsere selbstgemachten Mehlspeisen und Handarbeiten immer großen Anklang.
Nur durch viel Engagement und Fleiß aller Frauen, ob aktiv oder unterstützend, gelingt es uns immer wieder, gute Erlöse zu erzielen und anderen Menschen damit zu helfen. So konnten in den letzten 30 Jahren rd. 20.000 Euro an Spendengeldern erwirtschaftet werden. Zu Fronleichnam und beim Erntedankfest nehmen wir in unserer Tracht an der Prozession teil und dürfen auch bei Jubiläumsfeiern unserer Vereine mit den Gold- und Perlhauben und den Kopftuchtrachten zur Verschönerung der Feste beitragen. Natürlich besuchen wir auch die Gemeinden des Bezirks bei den verschiedensten Ausstellungen, Trachtenschauen und dem jährlichen Bezirkstreffen. Besonders gut ist die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Mondsee und Oberhofen. Es finden auch in regelmäßigen Abständen ObfrauenSprechtage, meistens in Vöcklabruck, statt. Auch mit unseren bisherigen Handarbeitsausstellungen, der Ausstellung der selbstgebauten Krippen und der Präsentation der Zeller Tracht konnten wir uns am kulturellen Leben der Gemeinde beteiligen.
Ausstellung Kunsthandwerk 2004 im Pfarrsaal
Standl am Trachtensonntag Ausstellung der Zeller Tracht 2005
5 · leben & gemeinschaft
Bei der jährlichen Jahreshauptversammlung wird immer ein nennenswerter Betrag für wohltätige Zwecke gespendet. Das Aufrechterhalten des gegenwärtigen Interesses durch das Tragen des Festkleides ist zwar das oberste Ziel aller Mitglieder der OÖ Goldhauben- und Kopftuchgruppen, aber lange nicht das einzige. Tracht bedeutet Zugehörigkeit, und Zugehörigkeit zu einem Land wie Oberösterreich, einer Gemeinde wie Zell am
Moos und einem Verein wie der Goldhauben- und Kopftuchgruppe verpflichtet auch zu sozialen und kulturellen Aktivitäten. Besonders die Freude am Tragen des Dirndls möchten wir gerne vermitteln. In unserer Ausstellung im Sommer 2007 möchten wir einen Querschnitt unseres 30-jährigen Bestehens zeigen. Vielleicht wird bei einigen Besuchern die Freude an der Handarbeit und das Interesse an der der Tracht geweckt.
Goldhauben und Kopftuchgruppe Zell am Moos
Goldhauben und Kopftuchgruppe v.l.n.r. sitzend: Christina Kriechhammer, Anna Pöckl, Anna Ramsauer, Maria Wiesinger, Aloisia Stabauer, Maria Schweighofer, Theresia Schindlauer, Anna Upmeier, Maria Engl, Marianne Obauer, Ingrid Hufnagl; stehend: Ruth Moser, Johanna Herzog, Gabi Gierbl, Christiana Neuhofer, Barbara Radauer, Mararethe Haslinger, Gerti Strobl, Theresia Zoister, Gabriele Gierbl, Sylvia Kriechhammer, Maria Lindinger, Josefine Brand, Mathilde Stabauer, Christl Ehringer, Sigrid Neuhofer, Josefine Prem, Maria Schafleitner, Maria Spielberger, Elisabeth Stabauer, Maria Maderecker
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Matthias Grubinger mit Rekruten aus Zell am Moos des Jahrgangs 1938
Erbhofbauern
5 · leben & gemeinschaft
Obmann von 1945 bis 1949
Grubinger Matthias
(Sechterlechner)
Ortsbauernsaa8 Zel am Moos
Obmann von 1949 bis 1955
Grubinger Matthias
(Schlader)
Obmann von 1955 bis 1961
Prem Koloman
Johann Spielberger Die Ortsbauernschaft ist die gesetzliche Interessensvertretung der Bauern, der Wald- und Grundbesitzer in der Gemeinde. Gewählt wird diese bei den Landwirtschaftskammerwahlen und besteht in unserer Gemeinde aus sieben Mitgliedern. Die Mitglieder des Ortsbauernausschusses wählen den Ortsbauernobmann, der die Bauern in der Gemeinde und bei den Obmännerkonferenzen in der Bezirksbauernkammer vertritt. Ein Höhepunkt in der Tätigkeit der Ortsbauernschaft war die Erbhoffeier am 4. März 1995. 24 Höfe erfüllten in unserer Gemeinde die Richtlinien für einen Erbhof, das heißt, 200 Jahre in ununterbrochenem Besitz in einer Familie durch Übertragung in männlicher oder weiblicher Linie. Die größte Herausforderung der Ortsbauernschaft und der Bauern überhaupt war sicher der EU-Beitritt. Die Erfassung aller Grundstücke, des Viehbestandes, die Tierkennzeichnung, all das war mit einem sehr hohen Aufwand für jeden Landwirt verbunden und oft gar nicht so leicht zu bewältigen. Beratungen durch den Ortsbauernobmann, durch den Ausschuss und durch die Bezirksbauernkammer waren notwendig, um mit der neuen Situation fertig zu werden. Fast jedes Jahr kommen wieder neue Richtlinien dazu, sodass zur Information der Bauernschaft immer wieder Veranstaltungen und Beratungen notwendig sind.
(Holzer)
Obmann von 1961 bis 1967
Maderecker Ferdinand
(Häuserer)
Obmann von 1967 bis 1979
Engl Johann
(Oberlechner)
Obmann von 1979 bis 1997
Achleitner Josef
(Gollauer)
Obmann seit 1997
Spielberger Johann
(Poidl)
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Zell am Mooser Bauernh채user mit Blumenschmuck
5 · leben & gemeinschaft
Ortsbäuerinnen Zel am Moos
Obfrau von 1961 bis 1973
Radauer Hilda
Obfrau von 1973 bis 1990
Maria Pöckl-Achleitner
Radauer Barbara
Die Bäuerinnenorganisation ist eine wichtige Trägerin der Bauernbundarbeit. Sie wurde mit der Bestellung von Bezirksbäuerinnen in den Bezirken und Ortsbäuerinnen in den Ortsgruppen im Jahr 1957 ins Leben gerufen. Die Ortsbäuerin ist Bindeglied zwischen den Bäuerinnen, der bäuerlichen Familie, dem Beirat für Bäuerinnenangelegenheiten und der Bezirksbauernkammer. Sie hält aber auch über die Bäuerinnenarbeit die Verbindung zu den Konsumenten aufrecht.
Obfrau von 1990 bis 1991
Rindberger Gertrude
Obfrau von 1991 bis 2002
Pöckl Maria
Die Aktivitäten der Bäuerinnen in der Gemeinde Alle drei Jahre wird in unserer Gemeinde eine Blumenschmuckaktion durchgeführt. Die Blumenschmuckbewertung ist eine Anerkennung für die Teilnehmer, die das Ortsbild und die Landschaft verschönern. Diese Veranstaltung wird in unserer Gemeinde in Zusammenarbeit von Tourismus, Gemeinde und der Ortsbauernschaft organisiert. Auch beim Dorffest ist unser Bäuerinnenstand nicht mehr wegzudenken. Mit einer Vielzahl an Mehlspeisen verwöhnen wir die Gaumen der Besucher. Nach der Sommersaison verbringen wir jedes Jahr einen Erholungstag bei unserem Bäuerinnenausflug. Unser Ausflug wird auch oft mit einer Lehrfahrt verbunden (Betriebsbesichtigungen, Workshops,....). Die Bäuerinnen sind aktiver Bestandteil bei verschiedenen Festen (Erntedankfest, Aktionstag der gesunden Gemeinde, usw.). Unser wöchentliches Gesundheitsturnen in den Wintermonaten darf auf keinen Fall fehlen. Die gemeinsame Weihnachtseinkaufsfahrt ist schon zur Tradition geworden.
Obfrau seit 2002
Pöckl-Achleitner Maria
Im Winter gönnen wir uns einen Badetag, zu dem auch die Männer herzlich eingeladen sind. Auf dem Winterkursprogramm darf unser alljährlicher Kochkurs nicht fehlen, aber auch andere, aktuelle Themen werden besprochen und diskutiert. Das Bestreben der Ortsbäuerin soll immer sein, unparteiisch die Arbeit für die Standesmitglieder zu verrichten und vor allem die Gemeinschaft der Bäuerinnen in der Gemeinde zu pflegen und zu fördern.
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Landjugend
Zel am Moos – Tiefgraben
victoria sperr
aussetzungen, um Mitglied zu werden. Die Mitgliedschaft erfolgt durch die Eintragung in die Mitgliederdatenbank der Oberösterreichischen Landjugend.
18. April 1973 – eine Landjugend wird gegründet 23 Burschen und 20 Mädchen versammelten sich im Gasthaus Seewirt, um eine Fachgruppe des Jugendwerkes der Landwirtschaftskammer zu gründen. Fritz Spielberger als Leiter und Hauptorganisator dieser Versammlung konnte dazu Ing. Lukesch von der Bezirksbauernkammer Vöcklabruck, Bürgermeister ÖR Wiesinger, Pfarrer KSR Penetsdorfer, Volksschuldirektor Blaichinger, Funktionäre des Bauernbundes sowie die Leiter der Fachgruppen Mondsee und Fornach begrüßen. Ing. Lukesch sprach über die Tätigkeit und Aufgaben der Fachgruppe. Die anwesenden Ehrengäste begrüßten in ihren Ansprachen die Aktivität der Jugend und versprachen ihre Mithilfe. Am 3. Mai 1973 fand die Wahl des Führungsgremiums statt. Auch das Arbeitsprogramm für den Sommer wurde festgelegt. Die Mitglieder unserer Landjugend kamen immer mehr nicht nur aus der Gründungsgemeinde Zell am Moos, sondern vermehrt aus der Nachbargemeinde Tiefgraben. Somit beschlossen wir, im Frühjahr 2004 eine Namensänderung in »Landjugend Zell am Moos–Tiefgraben« vorzunehmen. Wann bin ich ein Landjugend-Mitglied? Du bist zwischen 14 und 35 Jahre alt und für die Ziele und Aufgaben der Landjugend bereit? Dann erfüllst du alle Vor-
Was sind meine Rechte und Pflichten als Landjugend-Mitglied? Als Mitglied besitzt du ein Stimmrecht sowie ein aktives und passives Wahlrecht auf Orts-, Bezirks- und Landesebene. Zu deinen Pflichten zählen die Einhaltung der Landjugendstatuten, die aktive Mitarbeit im Verein sowie die jährliche Einzahlung eines vom Vorstand festgesetzten Mitgliedsbeitrages. Was sind meine Rechte und Pflichten als Vorstandsmitglied? Als Vorstandsmitglied bist du für 2 Jahre verpflichtet, deine Funktion ordnungsgemäß auszuüben. Der Vorstand ist ebenfalls dazu berechtigt, ein Mitglied, das grob gegen die Statuten verstößt, aus der Gruppe auszuschließen. Wann erlischt meine Mitgliedschaft bei der Landjugend? Deine Mitgliedschaft erlischt mit deiner Eheschließung oder mit der Vollendung deines 35. Lebensjahres. Auch wenn du 2 Jahre lang keinen Mitgliedsbeitrag geleistet hast, trittst du automatisch aus der Landjugend aus.
5 · leben & gemeinschaft
Was ist bei der Landjugend los?
Leiter & Leiterinnen von 1973 bis 2007
Zu Jahresbeginn übernehmen wir die ehrenvolle Aufgabe, beim STERNSINGEN für einen guten Zweck zu sammeln. Fast zur gleichen Zeit laufen schon die Vorbereitungen für unsere immer wieder gut besuchte PYJAMA-PARTY im Gasthaus Seewirt. Nach einem arbeitsreichen Wochenende geht’s dann zur Gaudi in die Berge zum SCHIFAHREN. Traditionellerweise wird der MAIBAUM jedes Jahr von unseren starken Jungs mit der Hand aufgestellt. Natürlich nehmen wir auch jedes Jahr an diversen kirchlichen Veranstaltungen teil (zum Beispiel Prozessionen, Erntedankfest, ...). Das größte Highlight im Jahr ist unsere HILL-PARTY mit anschließendem Frühschoppen. Beim alljährlichen DORFFEST darf auch der Auftritt unserer Volkstanzgruppe nicht fehlen. Den krönenden Abschluss jeden Sommers ist unser beliebter AUSFLUG. Ein neues Landjugend-Jahr beginnt mit der JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG im November, wo der neue Vorstand gewählt wird. KRAMPUS- und NIKOLAUS-Besuche bei Familien, die das wünschen, eine WEIHNACHTSFEIER und eine SILVESTERPARTY dürfen in einem Landjugend-Jahr auch nicht fehlen.
1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Hochzeit, Gruppenbild mit der Landjugend
Spielberger Fritz & Engl Maria Spielberger Fritz & Engl Maria Hufnagl Franz & Lettner Maria Brand Josef& Lettner Maria Brand Josef & Achleitner Maria Stabauer Matthias & Stabauer Elisabeth Stabauer Matthias & Stabauer Elisabeth Stabauer Matthias & Schindlauer Maria Stabauer Matthias & Nussbaumer Johanna Dorfinger Ferdl & Nussbaumer Johanna Dorfinger Ferdl & Zoister Anneliese Schafleitner Johann & Prem Elisabeth Schafleitner Johann & Prem Elisabeth Schafleitner Johann & Prem Elisabeth Brucker Stefan & Prem Elisabeth Brucker Stefan & keine offizielle Leiterin Brucker Stefan & Schindlauer Maria Kloiber Edi & Brucker Annemarie Weninger Stefan & Zopf Michaela Weninger Stefan & Zopf Michaela Weninger Stefan & Zopf Michaela Achleitner Gottfried & Strobl Brigitte Achleitner Gottfried & Schweighofer Erika Ramsauer Christian & Schweighofer Erika Ramsauer Christian & Zopf Romana Maderecker Ferdinand & Zopf Romana Maderecker Ferdinand & Handl Maria Maderecker Ferdinand & Handl Maria Dorfinger Martin & Handl Maria Dorfinger Martin & Edtmeier Maria Dorfinger Martin & Edtmeier Maria Handl Johann & Rauchenschwandtner Gerlinde Handl Johann & Rauchenschwandtner Gerlinde Handl Johann & Rauchenschwandtner Gerlinde Hausleitner Georg & Sperr Viktoria
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5 · leben & gemeinschaft
Sportunion
Rai2eisen Zel am Moos franz Rindberger Im Jahr 1975 wurde die »Sportunion Raiffeisen Zell am Moos« gegründet. Die so genannten »Gründungsväter« und ersten Union-Obmänner waren Alois Brandstetter und Matthias Krög. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Sportunion zum größten Verein in unserer Gemeinde. Wir haben derzeit mehr als 450 Mitglieder und bieten zahlreiche Sportarten wie Fußball, Schi, Plattenwerfen, Herrenturnen, Damenturnen, Aerobic, Volleyball, usw. an.
Die beiden »Gründungsväter« Alois Brandstetter und Matthias Krög bei einer Siegerehrung der Union-Schi-Vereinsmeisterschaft
Einen besonderen Schwerpunkt in unserer Sportunion bildet die Nachwuchsarbeit. Alleine im Bereich Nachwuchsfußball werden ca. 80 Kinder und Jugendliche betreut, und an den Kinderschikursen nehmen jährlich ebenfalls 50-60 Kinder teil. Sehr beliebt ist auch »Mädchenvolleyball«, wo bis zu 20 Mädchen trainieren und betreut werden.
Obmänner der Sportunion Zell am Moos Alois Brandstetter 1975 – 1978 Matthias Krög 1978 – 1994 Anton Oberascher 1994 – 1997 Norbert Strobl 1997 – 1999 Josef Wasserbauer seit 1999
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Sektion Fußbal Nachwuchsfußball Mit dem Meisterschaftsfußball wurde in der Saison 1977/78 begonnen. Wir spielten mit einer Schülermannschaft (Jahrgang 1964 und jünger) und einer Jugendmannschaft (Jahrgang 1962 und jünger) in der Nachwuchsgruppe Attergau. Trainiert wurden die beiden Mannschaften von Mag. Karl Tatzreiter und Norbert Blaichinger. Die Schülermannschaft wurde im ersten Meisterschaftsjahr gleich Vizemeister. Die Jugendmannschaft belegte den 3. Rang. Bereits im zweiten Meisterschaftsjahr 1978/79 gewann die Schülermannschaft den Meistertitel in der Nachwuchsgruppe Attergau. Wenige Jahre später, am Beginn der 80er Jahre, bildeten die Spieler dieser beiden Nachwuchsmannschaften das Grundgerüst unserer Kampfmannschaft. Mehr als ein Jahrzehnt, von Mitte der 80er Jahre bis in die Mitte der 90er Jahre, bestimmte diese Fußballmannschaft die erfolgreichste Zeit unseres Sportvereines. Die ganz großen Erfolge der Kampfmannschaft vor Augen, wurde in dieser Zeit die Förderung des Nachwuchsfußballs stark vernachlässigt. Mitte der 90er Jahre hatten wir als einzige Nachwuchsmannschaft nur noch eine Juniorenmannschaft. Mit großer Anstrengung und hohem persönlichen Einsatz schafften der damalige Jugendleiter Robert Schindlauer und sein Nachfolger Stefan Weninger die Wende. Damals wurden eine U-10 und eine U-12 Mannschaft aufgebaut, und man konnte wieder in der Nachwuchsgruppe Vöcklabruck an der laufenden Meisterschaft teilnehmen. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich diese Spieler zu hervorragenden Fußballern und erzielten Spitzenplätze in der Nachwuchsgruppe Vöcklabruck.
Ab dem Jahr 2000 bildeten diese Spieler wieder das Grundgerüst der Kampfmannschaft und bestimmen bis heute den sportlichen Werdegang unserer Ersten. Ab dem Jahr 1998 wurde die Nachwuchsarbeit neu strukturiert. Die Verantwortlichen erarbeiteten ein sportliches Konzept aus, die Nachwuchstrainer konnten längerfristig gebunden werden und die Idee eines Fußballkindergartens für die 4-6-jährigen Kinder konnte verwirklicht werden. Im Jahr 2002/03 wurde die U-13 Mannschaft (Jahrgang 1990 und jünger) mit Trainer Franz Rindberger Meister in der Nachwuchsgruppe Vöcklabruck. Ein Jahr später gelang dieses Kunststück erneut, und wir wurden wieder mit der U-13 Mannschaft (Jahrgang 1991 und jünger) Meister in der Nachwuchsgruppe Vöcklabruck. Zur Zeit spielen wir mit einer U-9 Mannschaft (Betreuer Gottfried Eder), einer U-11 Mannschaft (Betreuer Robert Schindlauer), einer U-13 und U-15 Mannschaft (Betreuer Stefan Weninger) und einer U-17 Mannschaft (Betreuer Franz Rindberger). Im Herbst 2006 spielte unsere U-17 Mannschaft (Jahrgang 1990 und jünger) erstmals in einer Spielgemeinschaft mit der Union Mondsee. Auf Anhieb wurde der Meistertitel in der Regionsliga Süd (zweithöchste Spielklasse) geholt, und damit war auch der Aufstieg in die höchste Nachwuchsspielklasse der »OÖ. Leistungsliga« verbunden. In der höchsten Spielklasse trifft unsere U-17 auf die Nachwuchsmannschaften so namhafter Bundesligavereine wie Pasching oder LASK.
5 · leben & gemeinschaft
In den heutigen Nachwuchsmannschaften stecken sehr viel versprechende Talente, die uns noch viel Freude bereiten werden! Kampfmannschaft In der Spielsaison 1980/81 wurde erstmals an der Fußballmeisterschaft in der 2. Klasse Süd teilgenommen. Erster Trainer war Eduard Radacher, der die Mannschaft 3 Jahre lang betreute. In diesen Jahren wurden der 8. Rang, der 2. Rang und der 6. Rang in der Endtabelle belegt. Ab Herbst 1983 übernahm Rudolf Radlinger das Traineramt und betreute unsere Kampfmannschaft zweieinhalb Jahre. Im ersten Jahr wurde der 3. Rang und im zweiten Jahr der Vizemeistertitel geholt. Dieser Vizemeistertitel war besonders schmerzvoll – lag unsere Mannschaft mit Bad Goisern mit gleicher Punkteanzahl und gleichem Torverhältnis am Ende der Meisterschaft gemeinsam an der Tabellenspitze. Trotz eines 8:0 Sieges im letzten Spiel gegen Attersee wurde Bad Goisern Fußballmeister, weil sie um ein Tor mehr geschossen hatten als unsere Mannschaft. In der Winterpause 1985/86 wurde als neuer Trainer Hans Schöndorfer aus Abersee verpflichtet. Im zweiten Meisterschaftsjahr war Hans Schöndorfer nicht nur als Trainer sondern auch als Spieler sehr erfolgreich tätig. Mit Hans Schöndorfer kam der Erfolg nach Zell am Moos. Im ersten Jahr gelang der Meistertitel in der 2. Klasse Süd. Im zweiten Jahr der Meistertitel in der 1. Klasse Süd und der damit verbundene Aufstieg in die Bezirksliga Süd. In den folgenden 5 Jahren spielte unsere Mannschaft sehr erfolgreich in der Bezirksliga Süd und erreichte Platzierungen zwischen Rang 5 und Rang 10. Trainiert wurde unsere Mannschaft in dieser Zeit von verschiedenen Trainern (Rudolf Radlinger, Alfred Lettner, Mag. Karl Tatzreiter, Fritz
Lettner). Der Abstieg aus der Bezirksliga folgte im Spieljahr 1992/93 und war sehr unglücklich. Nach dem Abstieg spielte unsere Mannschaft von 1993 bis 1995 in der 1. Klasse Süd. Die Trainer hießen damals Helmut Lettner und Alois Pöllmann. Im Frühjahr 1995 folgte der Abstieg in die 2. Klasse Süd. Alois Pöllmann übte 5 Jahre das Traineramt in Zell am Moos aus, kurz nach Ende seiner Tätigkeit verstarb er völlig unerwartet im 45. Lebensjahr an Herzversagen. Ab dem Frühjahr 1999 übernahm Robert Schindlauer die Kampfmannschaft. Im Jahr 2000 wurde hinter St. Wolfgang der Vizemeistertitel gewonnen. Nach Robert Schindlauer kam Fritz Lettner wieder als Trainer zur Kampfmannschaft. Im Jahr 2004 wurde der Meistertitel in der 2. Klasse. Süd gewonnen. Die Meisterschaft verlief sehr spannend und war bis zum letzten Spieltag offen. Unsere Mannschaft spielte begeisternden Fußball schaffte den viel umjubelten Meistertitel und den damit verbundenen Aufstieg in die 1. Klasse Süd. Leider folgte bereits in der nächsten Saison 2004/05 der erneute Abstieg in die 2. Klasse Süd. Anschließend übernahm Christian Alisat das Traineramt. Ein Jahr später kam Fritz Lettner als Trainer zurück und liegt derzeit mit der Mannschaft im Mittelfeld der 2. Klasse Süd. Aufgrund der Tatsache, dass ab der Spielsaison 2006/07 die neue Fußballanlage zur Verfügung steht und einige viel versprechende Nachwuchsfußballtalente für die Kampfmannschaft heranwachsen, sollte in den nächsten Jahren wieder der Aufstieg in die 1. Klasse Süd möglich sein.
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Reservemannschaft und Juniorenmannschaft
Sportplatz und Kabinenanlage
Die Reservemannschaft spielt zwar eine eigene Meisterschaft, aber immer in der jeweiligen Spielklasse, in der auch die Kampfmannschaft spielt. Aufgabe der Reservemannschaft ist es, einerseits junge Spieler an die Kampfmannschaft heranzuführen und andererseits auch älteren Spielern die Möglichkeit zu geben, noch Meisterschaftsfußball zu spielen. Die erfolgreichsten Jahre in der Reservemannschaft lagen zwischen 1996 und 2000, wo man 4-mal Meister und einmal Vizemeister wurde. Auch heute spielt die Reservemannschaft wieder ganz vorne mit, sie ist eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, die derzeit von Hannes Schwaiger betreut wird.
Ende der 70er Jahre wurde die erste Kabinenanlage (aus Holz) in Eigenregie errichtet. Dieses Objekt erfüllte 15 Jahre lang seinen Zweck – heute wird es als Busgarage genutzt. Mitte der 90er Jahre wurde eine neue Kabinenanlage mit den entsprechenden Sanitärräumen und einem großzügigem Buffet errichtet. Ein Großteil der Arbeiten wurde wieder in Eigenregie durchgeführt. Trotzdem entstanden Kosten von ca. € 100.000,00.
Die Juniorenmannschaft war gerade in der Anfangszeit sehr erfolgreich und konnte unter Trainer Josef Wasserbauer und Alois Gierbl sowie später noch unter Trainer Rudolf Radlinger und Trainer Fritz Lettner insgesamt 3-mal den Meistertitel gewinnen.
Seit 1975 stand uns ein Fußballplatz zur Verfügung, der von Herrn Alfred Froschauer gepachtet war. Anfang der 80er Jahre kam ein Trainingsplatz dazu. Anfang der 90er Jahre wurde das gesamte Areal von der Gemeinde angekauft, ein drittes Trainingsfeld wurde errichtet. Da es sich bei den Sportplätzen um reine Naturwiesen handelte, die in keiner Weise mehr den heutigen Anforderungen entsprachen, entschloss man sich gemeinsam mit der Gemeinde zum kompletten Neubau der Sportanlage. Die Bauarbeiten begannen im Herbst 2005 und dauerten ein Jahr. Es wurde ein Hauptspielfeld, ein Trainingsfeld und ein Kunstrasenplatz errichtet. Der Trainingsplatz und der Kunstrasenplatz wurden mit einer Flutlichtanlage ausgestattet und das gesamte Sportareal eingezäunt. Die Gesamtkosten der neuen Anlage betragen ungefähr € 380.000,00 netto.
Spatenstich zum Sportplatz-Neubau im Oktober 2005
Die neue Sportanlage
von links: Schindlauer Robert, Mayrhofer Harald (Fa. Strabag), DI Urstöger Franz (Bauleitung), Bürgermeister Langwallner Wilhelm, Obmann Josef Wasserbauer, Gierbl Johann
Fertigstellung im Herbst 2006
5 · leben & gemeinschaft
Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre hatten wir auch eine sehr erfolgreiche Hallenmannschaft, die sämtliche großen Turniere im Bezirk gewann. Unter anderem wurde auch 4-mal das »OÖ Rundschauturnier« gewonnen.
Meistermannschaft, Saison 1985/86
stehend von links: Trainer Schöndorfer, Graf Paul, Maier Matthias, Reichl Richard, Gierbl Johann, Grabner Albert, Kalleitner Gerhard, Pariente Gabriel, Krög Matthias; hockend von links: Rindberger Franz, Maier Josef, Lacher Franz, Rindberger Stefan, Knoblechner Josef, Grubinger Johann, Maier Matthias, Reichl August, Froschauer Alfred
Die erfolgreiche Zeller Hallenmannschaft mit ihren gewonnen Pokalen
stehend von links: Albert Grabner, Richard Reichl, Stefan Rindberger, Johann Gierbl, Franz Rindberger; hockend von links: Johann Grubinger, Josef Knoblechner, Matthias Maier
Meistermannschaft, Saison 1986/87
stehend von links: Sektionsleiter Pariente, St. Rindberger, A. Grabner, R. Reichl, J. Gierbl, J. Schweighofer, M. Maier, J. Schöndorfer, Obann Krög, hockend von links: A. Froschauer, J. Maier, J. Grubinger, J. Knoblechner, F. Knoblechner, F. Rindberger, M. Maier, J. Edtmeier
Kampfmannschaft, Saison 1980/81
stehnd von links: Obm. Krög, Sektionsleiter Wondrak, F. Gierbl, J. Stabauer, J. Wasserbauer, R. Reichl, K. Tatzreiter, M. Ramsauer, M. Schweighofer; hockend von links: J. Grubinger, N. Blaichinger, M. Maier, St. Eder, F. Eisl, A. Reichl, P. Graf
Die erfolgreiche »Bezirksliga-Mannschaft«, 1987/88
stehend von links: Trainer Radlinger Rudolf, Gierbl Johann, Maier Matthias, Grabner Albert, Schweighofer Johann, Rindberger Stefan, Pariente Gabriel, Krög Matthias; hockend von links: Froschauer Alfred, Maier Josef, Grubinger Johann, Knoblechner Josef, Maier Matthias, Edtmeier Josef, Rindberger Franz
Kampfmannschaft, Saison 1982/83
stehend von links: Dressensponsor Strobl, P. Graf, R. Reichl, G. Lettner, N. Strobl, J. Gierbl, H. Smolka; hockend von links: S. Rindberger, F. Rindberger, G. Obauer, M. Maier, J. Krumböck, M. Schweighofer
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Vizemeister, 2000
Juniorenmeister
Kampfmannschaft mit Trainer Schnidlauer
U-13 Nachwuchs-Meister 2002/03
Reservemannschaft
stehend von links: Strobl Manuel, Rindberger Patrick (hochgehoben), Schweighofer Andi, Edtmeier Stefan, Krstic Nikola, Lohninger Michael, Lochner Daniel, Rauchenschwandtner Tom, Freinbichler Raffi, Berner Simon; hockend von links: Bugelnig Christian, Achleitner Wolfi, Gassner Alex, Ugljesic Daniel, Hoffmann David, Berner Patrick, Eder Andi, Trainer Franz Rindberger
Meistertitel 1996, 1998, 1999, 2000
Diese Spieler (Jahrgang 1990 und 1991) spielen derzeit in der U-17 Mannschaft in der höchsten Spielklasse der »OÖ. Leistungsliga«.
Kampfmannschaft – Meister 2. Kl. Süd 2003/04
stehend von links: Trainer Fritz Lettner, Robert Schindlauer, Stefan Weninger, Wolfgang Zechleitner, Manfred Ramsauer, Franz Wesenauer, Hans Steinkress, Alois Gaderer, Martin Oberascher, Josef Wasserbauer, Franz Rindberger, Andi Grubmüller; hockend von links: Albert Grabner, Hannes Schweiger, Herbert Eichstiel, Mario Jakoljevic, Robert Schindlauer, Rudi Preining, Robert Egger, Andi Hammerl, Martin Weninger, Christian Birglechner
5 · leben & gemeinschaft
Damenturnerinnen
Weihnachtsfeier 2006
Sektion Damenturnen
Sektion Platenwerfen
Die Sektion »Damenturnen« besteht seit dem Herbst 1974, also seit rund 33 Jahren. Sie ist damit die am längsten bestehende Sektion der Union Raiffeisen Zell am Moos, mehr noch: Es gab sie schon vor der Gründung der Union. Einige Gründungsmitglieder sind heute noch aktiv.
Am 20. Jänner 1978 wurde die Sektion Plattenwerfen durch den damaligen Sektionsleiter Fritz Knoblechner ins Leben gerufen. Bereits ein Jahr später nahmen zwei Moarschaften an der Meisterschaft teil. Im Jahr 1983 wurde die Moarschaft »Döllerer« Meister in der Gebietsliga und stieg ein Jahr später in die höchste OÖ. Spielklasse, die »Landesliga«, auf, wo sie sehr erfolgreich bis zum Jahr 2001 verblieb. Die größten Erfolge waren: 2-mal der 3. Rang in der Landesliga, Bundesländerturniersieger (OÖ., Salzburg, Tirol), zahlreiche Turniersiege, Hallenturniersiege und 2-mal wurde Johann Brucker oberösterreichischer Landesmeister im Einzelwerfen. Ende des Jahres 2001 stieg die Moarschaft »Döllerer« in die Regionalliga ab, wo sie sich auch heute noch befindet. Mit ein Grund für den Abstieg war auch der Tod von Gottlieb Pöckl im Sommer 2001. Er war seit der Gründung der Sektion Plattenwerfen mit Leib und Seele dabei. Sein Tod war nicht nur sportlich sondern auch kameradschaftlich ein schwerer Verlust für die gesamte Sektion.
Das sportliche Programm reicht von Wirbelsäulen- und Haltungsgymnastik über Ausdauer- und Konditionstraining bis hin zu Aerobic und Stepp-Aerobic. Sobald es das Wetter erlaubt, stehen Wandern und Nordic Walken auf dem Programm. Auch das gesellige Leben kommt nicht zu kurz: Geburtstagsfeiern, die alljährliche Weihnachtsfeier und der »Turnerinnenstammtisch«, der nun schon seit 27 Jahren besteht, sind fixe Bestandteile. Hier findet der gemeinsame »Gedankenaustausch« statt. Alles in allem hat das »Damenturnen« im Laufe der Jahre einen festen Platz im Vereinsleben von Zell am Moos erlangt. Die in so vielen Jahren zusammengewachsene Gruppe wird sicherlich auch in Zukunft bestehen und ihren Beitrag zum Vereinsleben leisten.
Die Moarschaft »Pöckl« wurde 1979 gegründet und war ebenfalls sehr erfolgreich in der Gebietsliga und der Regionalliga. Insgesamt wurden 4 Meistertitel und zahlreiche Turniere gewonnen. Im Jahr 1995 löste sich die »Moarschaft Pöckl« auf und es folgte die »Moarschaft Riesner«.
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Im letzten Jahr erfolgte eine Neuzusammenstellung der beiden Moarschaften, die wie folgt aussieht: Moarschaft Zell am Moos I – Regionalliga Franz Döllerer, Josef Knoblechner, Johann Riesner, Martin Baumgartner, Walter Theuermann Moarschaft Zell am Moos II – Gebietsliga Johann Brucker, Walter Hagenauer, Herbert Obermoser, Christian Wiedlroither, Josef Döllerer
Gründungsmoarschaften
v.l.: Gottlieb Pöckl †, Anton Kittenbaumer †, Josef Brand, Paul Roider †, Franz Döllerer, Johann Brucker, Felix Feierl, Fritz Knoblechner
›Zell am Moos I‹ und ›Zell am Moos II‹
Die heutigen Moarschaften
Sektion Aerobic Bei der Sektion Aerobic handelt es sich zwar um eine »jüngere«, aber dafür um eine sehr aktive Sektion. Mehr als 40 Frauen treffen sich einmal wöchentlich zum Aerobic-Training. Sie unterstützen den Verein nicht nur durch ihre Mitgliedschaft, sondern stellen bei allen übrigen Veranstaltungen und nicht zuletzt auch bei den Heimspielen der Fußballer ihre Arbeitskraft zur Betreuung des Buffets zur Verfügung. In früheren Jahren wurden auch Mitternachtseinlagen für den »Union-Faschingsball« einstudiert. Aerobic dient der körperlichen Fitness. Koordination, Beweglichkeit, Muskelkraft und Ausdauer werden gefördert. In den Anfangsjahren turnten Frauen aus den eigenen Reihen vor, seit einigen Jahren haben diese Aufgabe »professionelle Vorturnerinnen« übernommen.
5 · leben & gemeinschaft
Sektion Sai Eine der ersten Sportsektionen unserer Union war die Sektion Schi. Die ersten »Schipioniere« waren Matthias Krög, Fritz Obauer, Willi Neuhofer und Hans Bachlinger. Während Fritz Obauer und Hans Bachlinger meist im Riesentorlauf erfolgreich waren, gehörte Willi Neuhofer zu einem der erfolgreichsten Abfahrtsläufer. Unter diesem Kern entwickelten sich unter der Führung von Matthias Krög sen. eine sehr starke Nachwuchsmann-
»Schipionier« Matthias Krög sen., beim Kinderschikurs
1973 + 1974 Schikurs mit den Naturfreunden Mondsee 1975
Gründung de rUnion und der Sektion Schi Sektionsleiter Willi Neuhofer, anschließend Matthias Krög, sen. Durchführung mehrerer Bezirksmeister- schaften und des 3-Orte Schicups
1994 – 2002 Sektionsleiter Gotthard Obauer 2002 – 2006 Sektionsleiter Gottfried Eder Durchführung der Orts-Schimeisterschaften durch Bernd Wondrak und Thomas Eschlböck ab 2006
Sektionsleiter Günther Pfarl Anmeldung beim ÖSV und Gründung einer Renngruppe
schaft mit Matthias Krög, Walter Krög, Manfred Krög und Gotthard Obauer. Dieses Team beherrschte über ein Jahrzehnt die Schiwettbewerbe in unserem Bezirk und erzielte auch bei den Landesmeisterschaften Spitzenplätze. Bbesonders wichtige Aufgabe sind die Durchführung der Schigymnastik sowie der alljährlichen Schikurse für Kinder und Jugendliche, an denen immer an die 50 - 60 Kinder und Jugendliche teilnehmen.
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Imkerverein Zell am Moos 1950 – links auĂ&#x;en: Josef Grubinger, 1. Reihe 3. v. links: Obmann Franz Eppl
5 · leben & gemeinschaft
Der Zeler Imkerverein Hans Rindberger Der Imkerverein Zell am Moos wurde vermutlich im Jahr 1934 gegründet. Da im Ort diesbezüglich keine schriftlichen Aufzeichnungen aus jener Zeit vorhanden sind, kann das nur angenommen werden, weil bei der Landesorganisation seit 1934 Mitglieder aus Zell am Moos geführt werden. Ein genaueres Gründungsdatum scheint auch beim Landesverband nicht auf. Ausschlaggebend für die Gründung eines Imkervereines in Zell am Moos dürfte Matthias Sulzberger vulgo »Wagner Hias« gewesen sein. Er war in dieser Zeit ein offensichtlich sehr begeisterter Imker, der einige junge Leute zur Bienenhaltung brachte. Weitere wichtige Personen, die auch zum Teil als Obmänner für den Verein verantwortlich waren: Schuldirektor Karl Brandstötter, Fuhrunternehmer Franz Hemetsberger, Tischlermeister Franz Eppl, Zimmerer Josef Grubinger und der Landwirt Johann Winter. Seit 1987 ist Hans Rindberger Obmann. Die Versorgung mit Honig und anderen Bienenprodukten aus der jeweiligen Umgebung ist der allgemeinen Vorstellung nach die Aufgabe der Imker. Die Bestäubung bzw. Befruchtung der Blütenpflanzen durch die Bienen hat jedoch eine viel höhere Bedeutung. Darum ist es wesentlich, dass der Bienenbestand in unseren Kulturen gut verteilt ist. Ein örtlicher Imkerverein hat nach wie vor die Aufgabe, die
Honigbienenhaltung zu fördern. Damit verbunden ist ein wichtiger Beitrag, das ökologische Gleichgewicht in der Natur zu erhalten. Eine weitere Aufgabe ist, fachliche Informationen weiter zu geben und bei Problemen (z.B. Bienenkrankheiten) Hilfe zu organisieren. Auch als Ansprechpartner für die Behörden ist diese Organisation bedeutsam. Imkervereine hatten früher mehr Bedeutung als heute. Das schwindende Interesse an der Haltung von Bienen führte auch zu einem Rückgang der Mitglieder. Die derzeit 15 Mitglieder des Imkervereines Zell am Moos halten im Jahr 2006 ca. 200 Bienenvölker. Davon werden 150 Völker allein vom Obmann Hans Rindberger betreut. Kleine regionale Geschichte der Imkerei Der älteste Hinweis auf Bienenhaltung in unserer Gegend stammt aus der Zeit der Klostergründung in Mondsee. In der Stiftungsurkunde von 748 nach Christus sind vier »Zeidler« (mittelalterl. Bezeichnung für Imker) angeführt. Über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit standen bei den meisten Häusern Bienenstöcke. Auf einer Art Balkon am Wohnhaus oder Nebengebäude wurden im Schutz des Vordaches die Bienen in Rauchfangfässern oder Strohkörben gehalten. Diese Aufstellung wurde auch als »Imp-Gang« bezeichnet. Jeweils im Frühjahr (um Josefi) wurde der »Imp gebrochen«, d.h. den Bienenstocken wurde die Hälfte des Honigvorrates aus dem Vorjahr entnommen, indem der Wildbau mit Honig heraus-
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Imp-Gang unter dem Vordach des Hauses. Zur Honigernte werden die Rauchfangfässer und Körbe heruntergenommen und »gebrochen«. Foto: Heimathaus Hans Maierhofer-Irrsee
Zuchtkurs beim Imkerverein Zell am Moos um 1950
gebrochen oder -gestochen wurde. Es wurde auch darauf geachtet, dass in geraden Jahren die rechte Seite »geerntet« wurde und in ungeraden Jahren die linke. Die Bauerneuerung im Bienenstock war dadurch gegeben. Nicht jeder Bienenhalter war jedoch Imker. Um sich mit den Bienen, vor denen man immer schon einigen Respekt hatte, nicht anzulegen, wurde das »Imp-Brechen« gegen geringen Lohn von Imkern durchgeführt. Ein kleiner Teil dieser »vollwertigen« Wabenstücke war zum sofortigen Verzehr bestimmt. Dieser Umstand führt heute noch bei manch einem »Bio-Freak« zu einer einseitig verklärten Sicht dieser damaligen Praxis. Die restlichen Wabenstücke wurden in einem großen Topf, meist im Wasserbad am Herd »ausgelassen«. Das heißt, Honig und Wachs wurden bis zur Verflüssigung erwärmt. Dazu wurde die Restwärme des Küchenherdes oder des »Rohres« in der Nacht genützt. Am nächsten Tag konnte man vom abgekühlten Honig das oben schwimmende Wachs abnehmen. Bienenwachs wurde im Haushalt gebraucht. Sehr wichtig war es z.B. für den Sattler, wenn er im Haus auf »Stör« war, zum Wachsen des Spagates für die Arbeit am »Rosszeug«. Der durch Erhitzung gewonnene Honig war natürlich nicht vollwertig. Bienenwachs schmilzt erst ab ca. 60 Grad Celsius. Im Honig werden jedoch schon ab 42 Grad wichtige Teile (Enzyme) geschädigt. Das hat die Menschen damals jedoch nicht gekümmert, zumal keine andere Art bekannt war. Der Honig wurde in Töpfe oder Gläser abgefüllt und bis zum Verbrauch mit Butterpapier verschlossen. Die Ver-
sorgung mit Honig reichte meist nicht allzu weit über den eigenen Haushalt hinaus. Da es diese Art der Honiggewinnung seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gibt (die Gewinnung des Honigs erfolgt bei uns nur mehr durch Ausschleudern), ist der Begriff »kalt geschleudert«, der auf manchen Honigetiketten aufscheint, überflüssig und irreführend. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden bei uns – wie schon erwähnt – die örtlichen Imkervereine gegründet, in Mondsee im Jahr 1909, in Zell am Moos 1934. Durch die sofort einsetzenden Aktivitäten änderte sich die Bienenhaltung. Die Mitglieder bauten oder besorgten sich sogenannte »Hinterbehandlungsbeuten«, (Bienenkästen mit beweglichen Waben, von hinten zu öffnen) die dann in schönen, auch neugebauten Bienenhütten untergebracht wurden. Das Beutenmaß war meist der »Wiener-Vereinsständer«. Diese Bienenkästen hatten eine schmale Breitseite und waren eher tief gebaut, dadurch konnte man viele solcher Kästen in einer Bienenhütte unterbringen. Aus heutiger Sicht waren diese Bienenwohnungen im Vergleich zu anderen Hinterbehandlungsbeuten günstig für die Bienen. In der Raumaufteilung waren 2/3 für die Brut und 1/3 für den Honig vorgesehen. Jetzt konnten natürlich größere Mengen an Honig gewonnen werden. Das hat so manchen Nebenverdienst ergeben. Durch die Verwendung von Hinterbehandlungsbeuten (bewegliche Rähmchen) konnte die damals schon existierende Honigschleuder verwendet werden. Die Honiggewinnung war keine so große »Patzerei« mehr wie früher. Der
5 · leben & gemeinschaft
Bienenstock im Sommer
Bienenstock im Winter
so gewonnene Honig war vor allem »vollwertig«, für die Trennung vom Wachs war keine Wärme mehr nötig. Die, die hier nicht mitmachten und noch in alter Manier die Bienen hielten, wurden von den »aufgeschlossenen« Imkern als sehr rückständig beurteilt angesehen. Überhaupt waren damals, bis in die 60er Jahre – besonders auf dem Land – Schlagwörter wie: »fortschrittlich sein« oder »hinten sein« wichtige, gegenseitige Beurteilungen. Die Art der Bewirtschaftung in der Landwirtschaft und die Wohnverhältnisse waren die Grundlage für diese Anmerkungen. Mittlerweile sind die Imker, wie überall in Österreich, auch bei uns weniger geworden. In den fünfziger Jahren hatte unser Ortsverein in Zell am Moos an die 40 Mitglieder, jetzt sind es nur mehr 15. Es wäre zu wünschen, dass sich wieder mehr Menschen für die Imkerei interessieren. Abgesehen davon, dass sie auch im Kleinen einen guten Honigertrag bringen kann, hätte sie bestimmt für einige eine wichtige soziale Bedeutung, zumal die Arbeit mit den Bienen ein schöner Ausgleich zum Arbeitsalltag ist. Die Entfremdung des Menschen gegenüber den Bienen ist vielleicht noch größer als gegenüber der allgemeinen Landwirtschaft. Immer weniger Menschen haben eine Vorstellung vom Leben und Wirken der Bienen in der Natur. Die Wichtigkeit der Bienen für die Naturzusammenhänge wird nur teilweise erkannt (Blütenbestäubung, Fruchtertrag). Es gibt aber selbst im landwirtschaftlichen Bereich nur wenig Motivation, sich der Imkerei zu widmen. Obwohl die Imkerschaft teilweise überaltert und zahlenmäßig immer weniger wird – dementsprechend sinkt auch
Die »Mutprobe« haben die zukünftigen Imker erfolgreich bestanden
die Zahl der Bienenvölker – besteht großes Interesse von manchen Kindern und Jugend-lichen bei Besuchen am Bienenstand. Das gibt Hoffnung! Zur Bienenhaltung in unserer Umgebung ist auch noch zu erwähnen, dass in Scharfling am Mondsee in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Bienenfarm bestand. Die Mode nach dem Ersten Weltkrieg, »Farmen« zu gründen (Hühnerfarmen, Pelztierfarmen usw.), hat es auch in der Imkerei gegeben. Betrieben wurde sie von der Familie Rendl, weitere Rendl-Imkereien bestanden in Bürmoos und Salzburg. Leider war diesen Betrieben durch die schlechten wirtschaftlichen Zeiten nur eine kurze Lebenszeit gegönnt. 1924 verlor die Familie Rendl durch einen wirtschaftlichen Einbruch ihr gesamtes Vermögen. Georg Rendl, 1903 – 1972, ein Sohn dieser Familie, hat neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit viel auf den Bienenfarmen gearbeitet. Hier hatte er oft allein 150 – 200 Bienenvölker zu betreuen. Sein Leben und Werk waren eng mit den Bienen verbunden. Der Vater machte ihn von Kindheit an mit allen Arbeiten des Imkers vertraut. Dabei schärfte sich Rendls Beobachtungsgabe für die Bedeutung und die Zusammenhänge von Naturvorgängen. Seine ausgedehnten Reisen zu namhaften Bienenzüchtern in ganz Europa ergänzten sein Wissen über die Honigbiene. Das wohl wichtigste Werk, das er in diesem Zusammenhang verfasst hat, ist der »Bienenroman«, erschienen 1931. Es ist ein Werk, das von genauer Kenntnis des Bienenlebens zeugt und nicht nur für Imker empfehlenswert ist.
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Fahne des Kameradschaftsbundes Zell am Moos mit Gründungsdatum 29. September 1895 60 jähriges Gründungsfest, von links beginnend: Ehrendamen Strobl Anna und Schindlauer Frieda, Fähnrich Rudolf Schweighofer (Lenzenwirt)
100-jähriges Gründungsfest Fahnenmutter Enzinger Johanna bei der Übergabe des Fahnenbandes an Fähnrich Hölzl Raimund
5 · leben & gemeinschaft
Öherreiaisaer
Kameradsaa8sbund – Ortsverband Zel am Moos Peter Koller Der Kameradschaftsbund Ortsverband Zell am Moos wurde als Veteranen- und Bestattungsverein am 29. September 1895 gegründet. Die soziale Hilfestellung und das Eintreten für in Not geratene Menschen waren die Beweggründe, als im vorletzten Jahrhundert der Vorgängerverein des Kameradschaftsbundes gegründet wurde. Ehemalige Soldaten fanden sich in einem Militär-Veteranen-Verein zusammen, weil es seinerzeit für die aus den Feldzügen Heimkehrenden, selbst für die Schwerverwundeten, keine materielle und psychologische Unterstützung gab. Nach den Schüssen von Sarajewo im Sommer 1914 und im Ersten Weltkrieg trat die Vereinstätigkeit, welche auf Frieden ausgerichtet war, immer mehr in den Hintergrund. Der Schwerpunkt nach Ende des Ersten Weltkrieges lag vor allem in der Errichtung eines Kriegerdenkmales für die im Felde Gefallenen.
vorne von links: Grubinger Paul, unbekannt, Enzinger Christine, Hufnagel Franz, Stabauer Johann; hinten von links: Dorfinger Michael, Grubinger Franz, Strobl Anna, Schweighofer Rudolf, Schindlauer Frieda, Hufnagl Johann, Blaichinger Franz.
60jähriges Gründungsfest
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Gefallene und Vermisste des Ersten Weltkrieges 1914 – 1918
Bahn Josef · 1892 – 1915 Zell am Moos Nr. 2; Infanterieregiment 59, vermisst 1915 in Russland, 23 Jahre alt
Kriechhammer Franz · 1878 – 1914 Zell am Moos 97; Landsturmregiment 2, vermisst 1914 in Russland, 36 Jahre alt
Lettner Alois · 1889 – 1914 Zell am Moos 42; Schützenregiment 2, vermisst 1914 in russischer Gefangenschaft, 25 Jahre alt
Brand Friedrich · 1872 – 1914 Zell am Moos Nr. 42, Landsturmbataillon 100, vermisst 1914 in Russland, 42 Jahre alt
Mayrhofer Josef · 1876 – 1914 Zell am Moos 86; Infanterie Regiment 59, vermisst 1914 in russischer Gefangenschaft, 38 Jahre alt
Brüderl Franz · 1894–1917 Zell am Moos 44; Korporal; Landsturm Infanterieregiment 2, gefallen am 18. Feb. 1917 in Italien, 23 Jahre alt
Mindlberger Matthias · 1896 – 1917 Zell am Moos 50; Infanterie Regiment 59, gefallen am 21. März 1917 in Italien, 21 Jahre alt
Buchner Matthias · 1892–1917 Zell am Moos 64; I. Kaiserjäger Regiment, gefallen am 21. Juni 1917 in Italien, 25 Jahre alt
Neuhauser Karl · 1890 – 1914 Zell am Moos 96; Feldwehr Regiment 2, vermisst 1914 in Russland, 24 Jahre alt
Grubinger Georg · 1878 – 1916 Zell am Moos 3; Korporal, Landsturm Infanterieregiment 2, gefallen am 31. Juli 1916 in Galizien, 38 Jahre alt
Pichler Josef · 1892 – 1916 Zell am Moos 45; Sanitätsabteilung 2; gefallen am 6. November 1916 in Italien, 24 Jahre alt
Grubinger Johann · 1890 – 1914 Zell am Moos 28; Landsturm Infanterieregiment 2, vermisst 1914 in russischer Gefangenschaft, 24 Jahre alt
Pöckl Johann · 1870 – 1917 Zell am Moos 37; Infanterie Regiment 59, gestorben am 17. Sept. 1917 in Pardubitz, 47 Jahre alt, Vater von 13 Kindern
Grubinger Johann · 1892 – 1915 Zell am Moos 13; Infanterieregiment 59, gestorben am 4. April 1915 in russischer Gefangenschaft, 23 Jahre alt
Schmiedhuber Anton · 1879 – 1918 Zell am Moos 45; Infanterie Regiment 59, gestorben am 11. September 1918 auf Urlaub in der Heimat, 39 Jahre alt
Haslberger Johann · 1896 – 1917 Zell am Moos 106; Infanterieregiment 14, gefallen 1917 in Italien, 21 Jahre alt
Schweighofer Alois · 1893 – 1915 Zell am Moos 94; Infanterie Regiment 59, gestorben am 2. Februar 1915 in Wien, 22 Jahre alt
Kittenbaumer Johann · 1888 – 1918 Zell am Moos 72; Kaiserliches Schützen Regiment 2, gest. am 26. Okt. 1918 im Spital in Mondsee, 30 Jahre alt
Stabauer Andreas · 1895 – 1918
Kraml Johann · 1897 – 1917
Spielberger Matthias · 1889 – 1918
Zell am Moos 121; Infanterieregiment 2, gefallen am 19. August 1917 bei Görz, 20 Jahre alt
Zell am Moos 26; Infanterie Regiment 36, vermisst 1918 in Russland, 29 Jahre alt
Zell am Moos 146, gefallen in Italien, 23 Jahre alt
5 · leben & gemeinschaft
Gefallene des Zweiten Weltkrieges
Bahn Franz · 1923 – 1944 Bahn Wilhelm · 1922 – 1942 Baumann Franz · 1917 – 1944 Beer Josef · 1923 – 1944 Brucker Michael · 1913 – 1941 Büchler Johann · 1921 – 1942 Eisl Johann · 1914 – 1945 Eisl Michael · 1918 – 1943 Führer Josef · 1923 – 1943 Grubinger Alois · 1920 – 1942 Grubinger Franz · 1909 – 1945 Grubinger Johann · 1906 – 1945 Grubinger Johann · 1914 – 1944 Haas Georg · 1912 – 1941 Hagen Gottfried · 1916 – 1944 Leblhuber Johann · 1908 – 1944 Maier Josef · 1921 – 1944 Nußbaumer Franz · 1917 – 1942 Pöckl Matthias · 1900 – 1945 Rinnerthaler Josef · 1906 – 1945 Sattlecker Josef · 1910 – 1945 Schafleitner Franz · 1920 – 1944 Schweighofer Paul · 1926 – 1944 Spielberger Johann · 1926 – 1945 Stemeseder Franz · 1914 – 1942 Stemeseder Michael · 1920 – 1944 Wonnebauer Josef · 1912 – 1944 Kriegerdenkmal, errichtet 1925; Standort bis 1955: unterhalb des heutigen Denkmals auf dem Platz der Linde
Vermisste 1939 – 1945
Achleitner Josef · 1921 – 1942 Baumann Alois · 1920 – 1944 Brucker Johann · 1920 – 1942 Gaderer Alois · 1914 – 1945 Grubinger Anton · 1923 – 1943 Grubinger Matthias · 1922 – 1942 Hufnagel Franz · 1908 – 1945 Kriechhammer Franz · 1919 – 1945 Maier Alois · 1924 – 1944
Mayrhofer August · 1919 – 1944 Neuhofer Alois · 1913 – 1945 Neuhofer Johann · 1911 – 1945 Pöckl Josef · 1918 – 1945 Pöckl Matthias · 1914 – 1945 Schindlauer Josef · 1925 – 1944 Stabauer Ferdinand · 1921 – 1945 Strobl Alois · 1916 – 1944 Weninger Johann · 1919 – 1944
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Die Soldatenverbände verloren ihre österreichische Eigenart durch den Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahre 1938. Der Zell am Mooser Soldatenverband wurde aufgelöst, die Fahne des Kameradschaftsbundes verboten. Die Entwicklung des Kameradschaftsbundes nach dem Zweiten Weltkrieg Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Zell am Moos der Verein vermutlich als »Heimkehrerverband« wieder aktiv. Nach Weihnachten 1945 fand die erste Ballveranstaltung der damaligen Heimkehrer statt. Für eine glückliche Heimkehr aus dem Krieg war man sehr dankbar. Ein Beispiel war die Errichtung der Schaberkapelle.
graviert sind, wurden vom Steinmetzmeister Gasslberger aus Neumarkt angefertigt. Ab 1955 wurde in Zell am Moos aus dem Heimkehrerverband der Kameradschaftsbund Ortsverband Zell am Moos. Damals wurden zum ersten Mal ehemalige Soldaten aus dem neuen Bundesheer, das 1955 aus der B-Gendarmerie entstanden ist, beim Kameradschaftsbund aufgenommen. Anläßlich der Fahnenbandweihe 1979 fand in Zell am Moos ein Bezirkstreffen statt. Gespendet wurde das Fahnenband von der Familie Obauer. Marianne Obauer übernahm ab diesen Zeitpunkt die Fahnenbandpatenschaft des Kameradschaftsbundes der Ortsgruppe Zell am Moos. 1989 wurden von der Familie Enzinger die Kosten der Restaurierung der Fahne des Kameradschaftsbundes übernommen. Frau Enzinger Johanna wurde Fahnenmutter. Im Rahmen der Einweihung der neu restaurierten Fahne überreichte sie darüber hinaus ein Fahnenband. Das 100jährige Gründungsfest wurde am 2. und 3. September 1995 gefeiert. Verbunden mit einem Bezirks- und Hausruckvierteltreffen und unter Teilnahme zahlreicher Vereine und Musikkapellen wurde dem Kameradschaftsbund Ortsgruppe Zell am Moos ein weiteres Fahnenband von der Fahnenmutter Johanna Enzinger überreicht.
Im Jahre 1953 erfolgte die Wiedergründung der ersten Kameradschaftsverbände in Österreich durch ehemalige Soldaten des I. und II. Weltkrieges mit einer klaren Zielsetzung. Eine Schicksalsgemeinschaft, entstanden durch gemeinsame Erlebnisse in einem grauenvollen Krieg, hatte sich zusammengefunden, diese Kameradschaft weiter zu pflegen und das Andenken an die Toten zu erhalten. Mit dem Neubau einer Kriegergedächtniskapelle wurde am 27. September 1954 an der Stelle begonnen, wo heute das Kriegerdenkmal steht. Im August 1955 wurde sie fertig gestellt. Die Kreuzigungsgruppe aus der früheren Ortskapelle, welche im Kriegerdenkmal aufgestellt wurde, wurde von Klothilde Rauch in Altmünster zum Preis von 5.000,00 Schilling ( ca. € 360,00) restauriert. Die Marmortafeln, in die die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege ein-
Feldmesse beim 100jährigen Gründungsfest von links: Obmann Hufnagl Franz, Pfarrer Cirko Ivan mit Ministranten
5 · leben & gemeinschaft
Der Zweck des Kameradschaftsbundes heute Das kameradschaftliche DU über alle Altersgrenzen und gesellschaftliche Schranken hinweg ist für uns von besonderer Bedeutung. Jährlich wird der gefallenen, verstorbenen und verunglückten Kameraden gedacht.
Obmann von ca. 1945 bis ca. 1954
Franz Hufnagel
Obmann von ca. 1955 bis 1971
Michael Dorfinger
Obmann von 1971 bis 1983
Johann Hufnagl
Obmann von 1984 bis 1993 Kriegerdenkmal Zell am Moos
Ein stets unermüdliches Eintreten für Frieden und Freiheit ist oberstes Gebot. So ist der Ortsverband Zell am Moos des Österreichischen Kameradschaftsbundes als Teil des gesamtösterreichischen Kameradschaftsbundes eine bedeutende überparteiliche Institution geworden, die aus dem gesellschaftlichen Leben in unserem Ort nicht mehr wegzudenken ist. Die Zukunft
Josef Mindlberger
Obmann seit 1993
Franz Hufnagl
Fahnenmutter
Christina Enzinger Die soziale Hilfestellung und das Eintreten für in Not geratene Menschen waren die Beweggründe zur Gründung des Kameradschaftsbundes. Daran hat sich bis heute nichts geändert, es gibt also keine »Werte neu«. In diesem Sinne ist der Österreichische Kameradschaftsbund, Ortsverband Zell am Moos, ein wichtiger Bestandteil der dörflichen Gemeinschaft.
Fahnenpatin
Marianne Obauer
Fahnenmutter
Johanna Enzinger
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Seniorenbund Zel am Moos
Obmann von 1958 bis 1966
franz hemetsberger
Jg. 1912
guido herzog Obmann von 1966 bis 1977
johann schafleitner
Die Landesorganisation »Oberösterreichischer Seniorenbund« (Gründungsname: Oberösterr. Rentnerbund) wurde 1956 unter dem damaligen Landessekretär Dr. Josef Ratzenböck gegründet und ist mit über 75.000 Mitgliedern die stärkste Landesseniorengruppe Österreichs. Der Seniorenbund vertritt die Interessen aller älteren Frauen und Männer Österreichs in politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Belangen. Darüber hinaus setzt es sich der Verein zur Aufgabe, das Leben seiner Mitglieder schöner zu gestalten und im Bedarfsfall Hilfe zu leisten. Regelmäßige Vereinsaktivitäten unserer Ortsgruppe sind: Sprechtage, Vereinsfeiern, Ehrungen und Gratulationen, Seniorennachmittage, Busreisen, Wanderungen, Gymnastik, Kegeln, Wassergymnastik, Gedächtnistraining, Seniorentanz. Von der Landesleitung werden zusätzlich Fortbildungskurse, viele Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Erholungsaufenthalte und Flugreisen angeboten. Der OÖ Seniorenbund feierte am 22. Juni 2006 mit dem derzeitigen Landesobmann Dr. Josef Ratzenböck und allen Ortsgruppen des Landes im Linzer Brucknerhaus sein 50jähriges Bestandsjubiläum. Der Seniorenbund Zell am Moos besteht seit dem 29. Juni 1958 und hat derzeit 110 Mitglieder.
Jg. 1903
Obmann von 1977 bis 1979
anton achleitner
Jg. 1910
Obmann von 1979 bis 1992
matthias maderecker
Jg. 1908
Obmann von 1992 bis 1999
josef handl
Jg. 1931
Obmann seit 1999
guido herzog
Jg. 1937
5 · leben & gemeinschaft
Pensionihenverband Zel am Moos Theresia Hausstätter Die Ortsgruppe Zell am Moos des sozialdemokratischen Pensionistenverbandes gibt es jetzt seit einigen Jahrzehnten. Mit der Gründungsversammlung, bei der 15 Rentner dem Verband beitraten, war die letzte Gemeinde entlang der Salzburger Landesgrenze organisiert. Besonders viele Holzknechte fühlten sich in der Anfangszeit im Verband vertreten. Sie waren die typischen Stammmitglieder, weil Arbeiter und Arbeiterinnen aus der Industrie und Gewerbe gab es in Zell am Moos, einem landwirtschaftlich strukturierten Ort, ja wenig. Der Pensionistenverband hat Zeit seines Bestehens immer wieder maßgeblich daran mitgewirkt, den Pensionisten den erworbenen Lebensstandard zu sichern und durch zweimal jährlich abgehaltene Sozialsprechtage Hilfe anzubieten. Es werden sehr schöne, interessante Ausflüge, Weihnachtsfeiern, Stammtischnachmittage und vergnügliche Feiern im Fasching organisiert. Alle diese unsere Aktivitäten sind nur möglich, weil in allen Orts- und Bezirksgruppen engagierte Funktionäre tätig sind, die ihre Fähigkeiten und ihre Freizeit unentgeltlich in den Dienst unserer Mitglieder stellen. Ihnen allen sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt.
Mitglieder der Ortsgruppe bei einem der ersten Ausflüge
Ausflug im Sept. ’94 unserer Ortsgruppe nach Maria Kirchenthal
Obmänner unserer Ortsgruppe waren:
– Mathias Höllerer – Mathias Lacher – Alfred Froschauer – Josef Jungwirth – Johann Pachler – Theresia Hausstätter – Helene Pepelnar – Johann Strobl (derzeit)
Im Jahr 2000 erhielt Theresia Hausstätter die Verdienstmedaille des Landes für ihre unermüdliche Arbeit verliehen
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Die Trachtenmusikkapelle Zell am Moos eröffnet das Dorffest 2006. Als Ehrendirigent stellt sich Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer ein, der unser Dorffest übrigens mehrmals im Laufe der Jahre besucht.
Die Schuhplattler der Landjugend zeigen beim Dorffest 1999 ihr Können vor den interessierten Zuschauern.
5 · leben & gemeinschaft
Die Chronologie des Zel am Mooser Dor2ehes klaus Pöckl-Achleitner Es begann alles recht einfach gegen Ende des Jahres 1987. Die kurz zuvor neu gewählte Tourismuskommission des damaligen Fremdenverkehrsverbandes Zell am Moos unter der Leitung von Obmann Matthias Radauer schlug vor, ein Fest für treue Sommergäste und Einheimische auszurichten. Es sollte den Höhepunkt der Sommersaison – damals konnte man noch von einer solchen sprechen – bilden. Also setzte man sich mit interessierten Vertretern von Gemeinde und Vereinen an einen Tisch und erarbeitete ein Programm. Weiters wurde festgelegt, wer was anbieten sollte. Zell am Moos verfügte schon damals über einen sehr hübschen, dörflichen Ortskern, der sich für ein »Dorffest« geradezu anbot. Es war das erste weitum. Nachahmer fanden sich später zur Genüge, einige haben jedoch schon wieder aufgehört. Das »Zell am Mooser Dorffest« hingegen feiert im Jubiläumsjahr ein eigenes Jubiläum, nämlich das zwanzigste! Es scheint, als habe dieses Fest von Beginn an unter einem guten Stern gestanden, denn sprichwörtlich ist das Wetterglück, das uns stets treu blieb. Hier nun ein kleiner Auszug aus der Geschichte unseres Dorffestes.
Die Premiere Am 22. August 1988 steigt das erste »Zell am Mooser Dorffest«. Das genaue Programm ist leider nicht mehr bekannt, doch erfolgt die musikalische Eröffnung mit einem Konzert der Trachtenmusikkapelle Zell am Moos. Auch die meisten anderen »Zutaten« eines gelungenen Dorffestes sind schon vorhanden: eine Tombola mit Gratis-Losen, Hüpfburg für die Kinder, Pferde-Kutschenfahrten und zahlreiche Standl der Vereine und Wirte, die für das leibliche Wohl sorgen. Auch die Schuhplattler sind bereits mit von der Partie. Bei der Premiere gibt es eine Art »Gewerbeausstellung«, die in den Folgejahren leider nicht mehr zustande kommt. In den ersten Jahren findet das Dorffest gemeinsam mit dem »Trachtensonntag« der Goldhauben- & Kopftuchgruppe statt. BMX-Rennen Unsere Musikkapelle eröffnet wieder das Fest (20. August 1989), es folgen das Landlertanzen der Landjugend und Verlosungen. Die Trachtenmusik konzertiert insgesamt dreimal an diesem Tag (um 10:00, 13:00 und 19.30 Uhr). Für
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Der langjährige Tourismusobmann Matthias Radauer in seiner besten Rolle als Moderator des Zell am Mooser Dorffestes – hier bei der Eröffnung des Dorffestes 1993 inmitten der ersten Gastkapelle, der Marktmusik Ampflwang/Hausruck.
Das Politiker-Zielschießen am Musikerstand erfreut das Publikum jahrelang – hier beim Dorffest 1995.
die Kinder gibt es als besondere Attraktion ein Kasperltheater und einen BMX-Parcours im Garten der Bäckerei Obauer. Fritz Gaderer verkauft erstmals selbst gestaltete Dorffest-T-Shirts, die seither zum Fixprogramm gehören. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf ÖS 23.000,-- (€ 1.672,-). Das Café Fischer, Kaufhaus Tatzreiter (Pöckl), Frau Lieselotte Gfrerer, Friseurgeschäft Stucki und der Haslauer Kaufmann Fritz Kaltenleitner sind mit eigenen Standln vertreten.
lich einigt man sich aber. Im Musikprogramm fallen eine »Heurigen-Kapelle« aus Wien und ein Dixieland-Konzert von Hans Rindberger auf. Es musiziert auch der Kloiber Edi. Für die Kinder gibt’s zusätzlich eine »Ferrari«-Bahn und erstmals ein Karussell. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf ÖS 30.000,-- (€ 2.180,--). Die ersten Nachahmer in der näheren Umgebung sind die Irrsdorfer, die ebenfalls ein Dorffest ausrichten. In den nächsten Jahren überkreuzen sich des öfteren die Termine, was dem Zeller Dorffest aber nicht schadet!
Dorffest mit Heimbringerdienst Routine kehrt ein Am 19. August 1990 geht das dritte Fest über die Bühne, das Programm ist nahezu identisch mit jenem des Vorjahres. Erstmals wird ein Heimbringerdienst per Taxi angeboten, der jedoch wenig Resonanz findet. Das doppelte Dorffest Wieder gemeinsam mit dem Trachtensonntag wird am 18. August 1991 das nächste Dorffest ausgerichtet. Aufgrund einer Schlechtwetter-Prognose wird das Fest – übrigens das einzige Mal in 20 Jahren – um eine Woche auf den 25. August 1991 verschoben. Am Morgen des 18. August klart das Wetter aber auf und einige Standler entschließen sich, trotz offizieller Absage und ohne (Musik)Programm das Fest durchzuziehen. Es wird ein Erfolg, ebenso wie das offizielle Dorffest eine Woche später. Bei der Abrechnung gibt es Meinungsverschiedenheiten über die Höhe der Standgebühren, weil vier Standl zweimal »am Werk« waren. Letz-
Man einigt sich generell auf einen späteren Termin, um die Saison zu verlängern. So geht das fünfte Fest in Serie erst am 23. August 1992 in Szene. Das Programm umfasst wieder die bekannten »Highlights«, wie die Trachtenmusikkapelle Zell am Moos, die »Goldtimers«, den Kloiber Edi und die Zeller Dorfdixie. Der Gustl Hans unterhält das Publikum mit seinen Witzen und der Ziehharmonika. Zum ersten Mal wird eine Sperrstunde eingeführt (23 Uhr), und zwar als Reaktion auf einige unerfreuliche Vorkommnisse im Vorjahr. Der grundsätzliche Dorffest-Ablauf mit Musik- und Rahmenprogramm hat sich nun eingependelt und ändert sich in den nächsten Jahren nur mehr unwesentlich. Einführung der Gastkapelle Der 22. August 1993 sieht das nächste Dorffest. Musikalisch gibt es eine wichtige Neuerung: erstmals bestreitet neben
5 · leben & gemeinschaft
Ein wichtiger Eckpfeiler des Dorffestes ist Hans Rindberger (mit Hut), der das Musikprogramm seit Anbeginn maßgeblich mitgestaltet. Ob Dixieland, Junges Blech oder ein anderes Ensemble, der Name »Rindberger« bürgt für musikalische Qualität. Hier in der Besetzung von 1999 auf der (alten) Zweitbühne.
Der Dorfplatz beim Jubiläums-Fest 1997 (10 Jahre) ist »g’steckt« voll und sorgt für die typische abendliche Dorffest-Stimmung.
unserer Musikkapelle eine Gastkapelle ein großes Konzert. Den Anfang macht die Marktmusik Ampflwang/Hausruck, die das Dorffest eröffnet. Eine weitere Besonderheit ist das Gastkonzert der Blasmusikkapelle »Stefanovjanka« aus der Slowakei. Das Dorffest endet abrupt gegen 23 Uhr, als ein Wolkenbruch Gäste und Standler vertreibt. Die »Goldtimers« können ihre Ausrüstung nicht mehr rechtzeitig verstauen und beschäftigen sich in den Tagen danach vorwiegend mit dem Trocknen ihrer Boxen. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf ÖS 35.300,-- (€ 2.565,--).
Weil die Ausgaben ständig steigen und nicht mehr mit den Standgebühren allein gedeckt werden können, wird zum ersten Mal ein Eintritt von ÖS 20,-- eingehoben. Damit gelingt es, die Ausgaben von ÖS 59.971,-- (€ 4.358,--) zu bestreiten. Die Einführung einer Eintrittsgebühr stößt bei manchem auf heftige Kritik, doch der moderate Preis, der kostenlose Eintritt für Kinder und das Tombola-Los, das es zu jedem Ticket gratis dazu gibt, entschädigen. Der Kartenverkauf hat noch eine angenehme Begleiterscheinung: erstmals können wir die Besucherzahlen genauer einschätzen. 1.845 Karten werden abgesetzt, dazu kommen noch die Kinder, Standbetreiber mitsamt Mitarbeitern und spätere Dorffestgäste.
Wer wird Champion im Fußhackeln? Auch das 7. Dorffest wird von der Marktmusik Ampflwang musikalisch eröffnet. Der Termin ist der 21. August 1994. Im Musikprogramm sticht die »Oberhofner Tanzlmusi« heraus, für die Kinder tritt erstmals ein albanisches Puppentheater auf. Nachmittags gibt es eine Art »Showblock«, der mit dem Landlertanzen der Landjugend um 14 Uhr beginnt. Es folgt ein Melk-Wettbewerb (leider ohne echte Kuh!). Der Höhepunkt ist um 16 Uhr die »Zell am Mooser Meisterschaft im Fußhackeln«, einem Kraft- und Geschicklichkeitssport, bei dem es der Alt-Bürgermeister Matthias Achleitner (Badlhofer Hias) zur Perfektion gebracht hat. Als haushoher und bislang ungeschlagener Favorit geht er ins Rennen. Nachdem er in den Vorbewerben souverän alle Mitbewerber eliminiert hat, trifft er im Finale auf seinen Meister. Der »Erlinger Rudi« aus Friedburg schafft die Sensation und schlägt den amtierenden Champion. Dieser ist dem Sieger aber nicht böse und gratuliert umso herzlicher.
Neue Ausblicke »von oben« Am 20. August 1995 eröffnet wieder die Trachtenmusik Zell am Moos das Dorffest. Nachmittags unterhalten der Gustl Hans, ein Bläserensemble, die Schuhplattler, das »Junge Blech« (Jugendorchester) und die Landjugend mit Volkstanz. Auch der Badlhofer Sepp und Alfred Lacher spielen auf. Abends unterhalten die »Swing- und Dixieband Zell am Moos« unter der Leitung von Hans Rindberger und die »Goldtimers«. Das abendliche Wunschkonzert bestreitet diesmal die Trachtenmusik Oberwang. Im Rahmenprogramm werden erstmals HubschrauberRundflüge angeboten, die jahrelang zu den beliebtesten Attraktionen gehören. So mancher riskiert einen Blick von oben auf das Geschehen am Dorfplatz. Für die Kinder gibt es ein »Nostalgie-Karussell«, das sich recht hübsch am
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Platz vor dem Kaufhaus Pillinger ausmacht. Der Kartenverkauf geht mit ca. 1.700 Tickets leicht zurück. Einführung des Beach-Volleyball-Turniers 25. August 1996: Um auch der Jugend etwas anbieten zu können, wird ein Beach-Volleyball-Turnier am Sportplatz organisiert. Obwohl es weder Beach noch Sandplatz gibt, erfreut sich das Turnier großer Beliebtheit und ist seither ein Fixpunkt. Cheforganisator ist Stefan Weninger. Im Unterhaltungsprogramm tritt anstatt unserer eigenen Schuhplattler die St. Lorenzer Brauchtumsgruppe »D’Stoawandla« auf. Es bleibt ihr einziger Auftritt beim Zeller Dorffest, in ihre Fußstapfen tritt die Landjugend mit der neu aufgestellten Plattlertruppe. Bei der Abrechnung fällt unter der Position »Sonstige Unkosten« ein Betrag von ÖS 150,-- für die Lesung einer Heiligen Messe auf – ein kleines Dankeschön für das Wetterglück. Der Kartenverkauf steigt auf über 2.100 Stück an. Nun startet auch die Nachbargemeinde Oberhofen mit einem eigenen Dorffest in Rabenschwand. Dieses ist kleiner und konzentriert sich mehr auf alte Handwerke. Das erste Jubiläumsfest Das Jubiläums-Dorffest wartet mit einer Reihe von Neuigkeiten auf: Aufgrund des bisherigen Wetterglücks wird von nun an auf einen Ersatztermin verzichtet. Es hat sich gezeigt, dass sich ein Fest dieser Größe kurzfristig kaum absagen lässt. Außerdem kommt ab nun eine zweite, überdachte Bühne zum Einsatz. Dies ermöglicht einen besseren Schutz für die Technik und eine flexiblere Programmgestaltung, weil auf einer Bühne musiziert werden kann, während auf der anderen auf- oder abgebaut wird. Die Besonderheit des Jubiläumsfestes ist aber, dass es zwei Tage dauert. Am Samstag-Abend (23. August 1997) organisiert Hans Rindberger bei freiem Eintritt ein Volksmusikanten- und Weisenbläsertreffen, das sehr gut ankommt. Die musikalische Qualität der Darbietungen wird von den Gästen sehr gelobt. Für den Ausschank sorgen nur das Gasthaus Langwallner und der Seewirt. Am Sonntag, 24. August 1997, geht dann das eigentliche Dorffest wie gewohnt über die Bühne. Höhepunkte am Nachmittag sind erneut das »Wettmelken« (Sieger: Kurt
Kroissl aus Oberwang, der seinen Titel verteidigt, und Maria Spielberger, Zell am Moos. Bei den Ehrengästen siegt Vzbgm. Mag. Hans Wiesinger, Zell am Moos, der sich gegen den Obmann der Bezirksbauernkammer Leo Steinbichler klar durchsetzt) und der Rekordversuch von Franz Maderecker (»Pinzgauer«) im Telefonbuch-Zerreissen. Er schafft es tatsächlich, seinen eigenen Rekord zu verbessern. Das Abendkonzert bestreitet die Marktmusikkapelle Frankenmarkt. Im Kinderprogramm scheint erstmals das »LamaTrekking« auf – als Ersatz für das bisherige Ponyreiten. Dieses wird zu einem Fixpunkt für die nächsten neun Jahre. Die Landjugend veranstaltet ein »Fassltauchen«, bei dem ein auf einem Brett sitzendes Mitglied mittels Wurfsäcken ins kühle Nass befördert wird. Auch diese Attraktion bleibt dem Dorffest für einige Jahre erhalten. Am Jubiläums-Dorffest kann der erst seit knapp einem Jahr im Amt befindliche Bürgermeister Willi Langwallner einen hohen Gast begrüßen: Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer gibt uns die Ehre seines Besuchs. Ein zweitägiges Fest verursacht höhere Kosten: ÖS 69.186,30 (€ 5.028,--) stehen am Ende zu Buche. Dennoch kann sogar ein leichter Gewinn erzielt werden, mit dem eine Rücklage als Risikopolster eingerichtet wird. Beim Kartenverkauf kann mit 2.305 Stück ein neuer Rekord erzielt werden, obwohl am Samstag nicht kassiert wird. Die OKA spielt auf Am 23. August 1998 steigt das nächste Dorffest. An Besonderheiten sind zu erwähnen: das Abendkonzert der OKAMusikkapelle (heute: OÖ. Energie AG) und das nachmittägliche Fallschirm-Springen. Letzteres geht im allgemeinen Trubel aber unter, zu weit entfernt sind die Springer und zu nahe die Verlockungen der Standl. Es werden sage und schreibe 3.237 Eintrittskarten an den Mann und die Frau gebracht, was nicht nur mit dem traumhaften Wetter zusammenhängt, sondern auch damit, dass die Kassiere nicht mehr nur durch das Festgelände gehen, sondern bereits an den Zugängen zum Ort den Unkostenbeitrag einheben. Tanz in den Nachmittag Am Abend des 22. August 1999 ist es amtlich: 3.329 zahlende Gäste – neuer Rekord – sind über den Tag verteilt
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am Dorffest. Berücksichtigt man noch die Kinder und jene Gäste, die später kommen und die Standler mitsamt Mitarbeitern, so ist eine Zahl von deutlich über 4.000 Menschen wohl nicht übertrieben. Der »Tanz in den Nachmittag« ab 15 Uhr unter Begleitung der Irrsee-Bläser kommt bei Temperaturen von mehr als 30 Grad C nicht so recht in Schwung. Auch die Riesen-Rutsche beim Seewirt harrt vergeblich auf Kunden. Neu sind die Kletterwand vor der Bäckerei Obauer (organisiert von der Sport-Union) und die »Tourismus-Installation«, bei der es Urlaubstage zu gewinnen gibt. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf ÖS 74.793,30 (€ 5.436,--); ein kleiner Gewinn fließt der Dorffest-Rücklage zu. Im Oktober dieses Jahres findet seit langem wieder eine Standbetreiber-Versammlung statt. Dies ist nötig, weil inzwischen neue Standl dazu gekommen sind und sich die Angebote verändert haben. Es wird einvernehmlich festgelegt, wer was verkauft, um unnötige Konkurrenz zu vermeiden.
Beim Dorffest 1999 ist Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer zu Gast. Er begrüßt das Publikum. An seiner Seite Bürgermeister Wilhelm Langwallner und Tourismusobmann Matthias Radauer.
Baden kommt vor dem Fest
Der »Stiga-Cup« wird ausgetragen
Am 20. August 2000 geht das 13. Dorffest über die Bühne – bei Extremtemperaturen bis zu 32 Grad Celsius. Das Festkonzert um 18 Uhr gibt die Marktmusik Mondsee. Am Sportplatz geht’s beim Volleyball-Turnier ebenfalls heiß her. Im Viertelfinale treten u.a. die »Patscherten 4« gegen »4 gewinnt« an, die »Kampfgelsen« werfen den »Beach VB Mondsee« aus dem Bewerb und die »Campers« die »Jeannys«. Das Finale bestreiten schließlich die »Biker« gegen die »Kampfgelsen« und die letzteren gewinnen tatsächlich das Turnier! Das Kinderprogramm wird durch Clown »Purzigagl« attraktiver gemacht, der auf der Bühne seine Kunststücke vorführt. Auch Hubschrauber-Rundflüge und Kletterwand werden wieder angeboten. Ein Taxi-Standplatz gegenüber dem Fischer-Pub wird eingerichtet, jedoch kaum angenommen. Durch das ausgeprägte Badewetter kommen deutlicher weniger Gäste als im Vorjahr. Es werden mit 2.380 Karten um rund 1.000 weniger verkauft als 1999, dafür geht es im lauen Sommerabend besonders hoch her. Die Gesamtausgaben steigen deutlich auf ÖS 88.216,60 (€ 6.411,--). Es entsteht ein Verlust von ca. € 600,--, der jedoch aus der Dorffest-Rücklage abgedeckt wird.
Das Fest findet am 26. August 2001 statt. Es ist dies der späteste Termin aller Zeller Dorffeste. Das Wetterglück bleibt uns auch diesmal treu (nachmittags ist es wieder zu heiß, aber soll man über schönes Wetter klagen?). Das Abendkonzert wird von der Trachtenmusikkapelle HagerHochfeld bestritten, beim nachfolgenden Programmpunkt gibt es eine Neuigkeit: Erstmals spielen (urlaubsbedingt) nicht die »Goldtimers«, sondern die »2/7-Mustangs« zum Tanz auf. Die Organisation des Kartenverkaufs geht von der FF Zell am Moos auf die Sport-Union über. Auch beim Rahmenprogramm gibt es Veränderungen: Die Sport-Union ersetzt die Kletterwand durch eine »Bull-Riding-Show«, welche das Publikum köstlich unterhält. Sigi Pöckl-Achleitner organisiert auf dem Langwallner-Parkplatz den »1. Zell am Mooser Stiga-Cup«, d.h. einen Rasentraktor-Geschicklichkeitsparcours. Als Siegerpreis winkt ein nagelneuer Rasenmäher im Wert von € 500,--. Die Kosten des Dorffestes steigen auf ÖS 93.323,30 (€ 6.782,--), von denen ca. € 700,-- nicht durch Einnahmen abgedeckt werden. Es ist dies das bis dato teuerste Dorffest. Auch hier springt wieder die Rücklage ein, sodaß den Standlern keine Zusatzkosten entstehen.
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Das zweite Jubiläumsfest
Abschied der »Goldtimers« und Besucherrekord
Am 25. August 2002 folgt wieder ein Jubiläums-Dorffest – das Fünfzehnte. Wie beim 10-Jahr-Jubiläum gibt es auch wieder eine Veranstaltung am Samstag abend. Hans Rindberger organisiert ein Bläsertreffen, welches von ORF-Salzburg-Moderator Fritz Schwärz präsentiert wird. Anschließend wird zum Tanz aufgespielt. Die Gemeinde Zell am Moos hat eine neue Bühne in Auftrag gegeben, nachdem die alte immer für Kritik gesorgt hat (die erste, ein Eigenbau, war zu hässlich, die zweite, gemietete, zu teuer). Diese Bühne ist ab sofort im Einsatz und wird sogar anderen Veranstaltern geliehen, verbrennt aber im März 2005 beim Brand im Altstoffsammelzentrum. Sie wird durch eine baugleiche Kopie ersetzt. Am Sonntagnachmittag spielt das »Max-Kickinger-Trio«, das trotz einer astreinen musikalischen Darbietung nicht jedermanns Musik-Geschmack trifft. Das abendliche Festkonzert übernimmt diesmal die Trachtenmusikkapelle Oberhofen am Irrsee, und für Tanzmusik sorgen einmal mehr die »Goldtimers«. Das Rahmenprogramm umfasst u.a. wieder das »Fassltauchen« mit der Landjugend, Hubschrauber-Rundflüge und die zweite Ausgabe des »StigaCups«. Organisatorisch ist anzumerken, dass 3.084 Eintrittskarten verkauft werden. Durch die Reduzierung des technischen Aufwands sinken die Ausgaben auf € 6.120,--.
Nach dem zweiten Jubiläum folgt dieses Jahr am 24. August 2003 wieder ein »normales« Dorffest. Im Nachmittagsprogramm spielen mehrere Ziehharmonika-Spieler abseits der Bühnen, was recht gut beim Publikum ankommt. Das Abendkonzert übernimmt diesmal die Trachtenmusikkapelle Weißenkirchen/Attergau. Zum letzten Mal treten abends die »Goldtimers« auf, bald danach trennt sich das Duo. Mit 3.396 verkauften Eintrittskarten wird ein neuer Rekord aufgestellt, der bis heute unübertroffen bleibt. Marktmusik Straßwalchen zu Gast Der Termin ist der 22. August 2004. Das Musikprogramm auf den beiden Bühnen hat sich mit Eröffnungskonzert der Trachtenmusik Zell am Moos, Verlosungen, Schuhplatteln und Volkstanz der Landjugend, mit der »Kleinen Dorfmusik« und den Irrsee-Bläsern gut eingespielt. Das Festkonzert um 18 Uhr spielt die Marktmusik Straßwalchen, dann folgen die »2/7-Mustangs«, die ab nun die »Goldtimers« ersetzen. Das Wetter ist schön wie eh und je. Auch das Kinderprogramm ist mit Hüpfburg, Pferdekutschenfahrten, Karussell, Luftballon-Wettbewerb (Elternverein) und Lama-Trekking komplett. Das Beach-Volleyball-Turnier ist längst ein fixer Bestandteil, ebenso wie
Das Festgelände ist schon nachmittags gut gefüllt, hier im Jahre 2000. Die Bäume im Gastgarten kündigen bereits den nahenden Herbst an.
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Tombola, Asfaltstockschießen und Schießbude (Kameradschaftsbund), Fassltauchen (LJ) und Hubschrauber-Rundflüge. Die Gesamtausgaben bewegen sich mit € 6.114,-- auf normalem Niveau. Erstmals Wetterpech Zum ersten Mal in der bisher 18-jährigen Dorffest-Geschichte haben wir echtes Wetterpech. Vereinzelte Regentropfen und einen nächtlichen Wolkenbruch hat es schon gegeben, aber ein großteils verregnetes Fest ist eine Premiere. Dennoch kommen auch am 21. August 2005 zahlreiche Gäste. Bürgermeister Willi Langwallner sticht höchstpersönlich das erste Fass Bier auf seiner Terrasse an. Um 18 Uhr spielt die Blaskapelle »Maria Gern« aus dem Berchtesgadener Land, womit wir wieder einmal eine Kapelle aus dem Ausland zu Gast haben. Das Kinderprogramm wird durch Zauberer »José« aufgewertet, während das Volleyball-Turnier in die Turnhalle der Volksschule verlegt werden muss. Durch die zusätzlichen Attraktionen steigen die Gesamtkosten auf € 7.023,44, während die Einnahmen aufgrund von »nur« 1.952 verkauften »Eintrittspickerl« deutlich sinken. Für den Verlust muss einmal mehr die Rücklage herhalten. Dennoch sind knapp 2.000 zahlende Gäste bei diesem Wetter eine hervorragende Leistung!
Dorffest mit Roadshow Am Vortag Regen, nachher Regen, aber der Sonntag (20. August 2006) bleibt bis auf eine kurze Regenepisode am späten Nachmittag trocken. Und das im verregnetsten August seit langem! Das Musikprogramm läuft auf zwei Bühnen routiniert wie gewohnt ab. Besonders gut kommen wieder einmal die Irrsee-Bläser an, die nicht auf der Bühne spielen, sondern sich unters Volk mischen. Das abendliche Festkonzert spielt die Trachtenmusikkapelle Pöndorf, denen erstmals die »Mustangs« in Originalbesetzung (4 Mann) folgen. Der teilweise schon neu gestaltete Ortsplatz ermöglicht es uns, im Bereich der neuen Raika kleinere Veränderungen bei den Standorten der Standl vorzunehmen. Die zuvor geäußerte Kritik stellt sich im Nachhinein als unberechtigt heraus. Erstmals präsentiert die Firma Neuhofer Holz ihre »Roadshow« in einem eigens umgebauten Sattelauflieger, der von einem amerikanischen Kenworth-Truck gezogen wird. Der technische Aufwand kann durch die im Auftrag der Gemeinde installierten Verteilerkästen weiter verringert werden. Die Ausgaben sinken auf € 6.903,04. Mit 2.871 verkauften Tickets liegen wir im guten Mittelfeld. Jubiläums-Dorffest im Jubiläums-Jahr Das Jahr 2007 ist für Zell am Moos ein Feierjahr: 900 Jahre sind vergangen seit der ersten urkundlichen Erwähnung dieses Namens. Und 20 Jahre sind seit Gründung des Dorffestes vergangen. Dieses Jubiläum wird am 18.+19. August 2007 mit ein zweitägigen Fest gebührend gefeiert und wieder mit zahlreichen Attraktionen bereichert!
Das Lama-Trekking ist »das« Highlight im Kinderprogramm in den Jahren 1997 bis 2004. Die zotteligen Tiere aus den Anden ertragen Hitze, Lärm und Kindergeschrei mit bemerkenswerter stoischer Gelassenheit.
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Infrahruktur
& รถ2entliae
Einriatungen
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
Die Gesaiate der Freiwiligen Feuerwehr Zel am Moos franz rindberger
1899 Gründung der Feuerwehr Zell am Moos. Am 12. Februar 1899, es war der Faschingsdienstag, war im Gasthaus Bahn (heute Langwallner) eine Runde von 25 Männern versammelt. Schulleiter Bernhard Koller hatte zur Gründung der Feuerwehr Zell am Moos eingeladen. Der erste Beschluß dieser konstituierenden Versammlung lautete: »Die Anwesenden treten zu dem Verein ›Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos‹ zusammen.« Das war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos. Zum ersten Obmann und Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos wurde Bernhard Koller gewählt. Am 24. März 1899 wurden die ersten Anschaffungen getätigt. Folgende Ausrüstung stand unserer Feuerwehr damals zur Verfügung: 1 Druckspritze aus dem Jahr 1872, 20 Löscheimer, 30 Meter Schläuche und 2 Dachkatzen. Da die Druckspritze völlig veraltet war, wurde im selben Jahr noch eine Saugspritze angekauft.
Der Gründer der Feuerwehr Zell am Moos: Bernhard Koller mit Gattin bei der Diamantenen Hochzeit im 84. Lebensjahr
1900 –1908 Am 25. Februar 1900 wurde die Löschrotte Haslau aufgestellt. Haslau begann sich nun zu einer eigenen selbständigen Feuerwehr zu entwickeln. Anfang November 1907 wurden eine zweite Saugspritze und Schlauchmaterial angekauft. Die Feuerwehr Zell am Moos wuchs als Verein ständig und zählte im April 1908 bereits mehr als 100 Mitglieder.
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Die alte Feuerwehr-Zeugst채tte war eine einfache halbverfallene Bretterh체tte
Der aktuelle Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
1914–1918
1938 –1942
Während des 1. Weltkrieges ruhte das Vereinsleben fast völlig.
Am 23. Februar 1938 wurde die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos aufgelöst. Die Feuerwehren von Zell am Moos und Haslau wurden zu einer Gemeindefeuerwehr zusammengelegt. Zum Obmann wurde Friedrich Radauer ernannt (4. Obmann). Im Jahr 1939 kaufte der damalige Bürgermeister Franz Hemetsberger die erste Motorspritze. Im Jahr 1942 legte Friedrich Radauer die Obmannstelle zurück. Als Nachfolger und damit zum 5. Obmann wurde Franz Hufnagl ernannt.
1919 Am 15. Juni 1919 kam es zur ersten Nachkriegsversammlung der Feuerwehr. Bernhard Koller legte die Leitung der Feuerwehr nieder, die er 20 Jahre inne gehabt hatte. Am 22. Juni 1919 kam es zur Neuaufstellung der Feuerwehr. Zum neuen Obmann wurde der Gastwirt Wilhelm Bahn gewählt. Er war der 2. Obmann der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos.
Friedrich Radauer 4. Obmann der FF Zell am Moos
Gastwirt Wilhelm Bahn 2. Obmann der FF Zell am Moos
Franz Hufnagl 5. Obmann der FF Zell am Moos
1926
1945–1950
In den folgenden Nachkriegsjahren erlebte die Feuerwehr eine schwere Zeit. Es fehlte an der notwendigen Ausrüstung und die Mitgliederzahl ging auf 24 zurück. Wilhelm Bahn bemühte sich sehr um die Ausrüstung und Neuordnung der Feuerwehr. Da kaum Geld für Anschaffungen vorhanden war, entschlossen sich die Feuerwehrkameraden durch Aufführung von Theaterstücken zusätzliches Geld zu beschaffen.
1936 Am 29. Juni 1936 legte Wilhelm Bahn nach 17-jähriger erfolgreicher Tätigkeit seine Obmannstelle nieder. Franz Kirchhofer wurde zum Feuerwehrhauptmann gewählt. Er war der dritte Obmann der FF Zell am Moos und führte diese bis zum 23. Februar 1938. Franz Kirchhofer 3. Obmann der FF Zell am Moos
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann ein planmäßiger Wiederaufbau der Feuerwehren im ganzen Land. Die Feuerwehren waren von nun an keine Vereine mehr, sondern eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes. Der Leiter der Feuerwehr hieß nicht mehr Hauptmann oder Obmann, sondern Kommandant. Am 27. April 1947 fand eine Neuaufstellung der Feuerwehr Zell am Moos statt, sie zählte damals 28 Mitglieder. Der Zimmermann Franz Hufnagl legte die Leitung der Feuerwehr aus Altersgründen zurück. Als sein Nachfolger wurde Franz Eppel zum Kommandanten gewählt (6. Kommandant). 1950 feierte die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos das 50-jährige Gründungsfest. Nach der Feldmesse wurden die 1939 gekaufte Motorspritze und die 1948 fertiggestellte neue Zeugstätte geweiht. Kurz nach dem Bau der neuen Zeugstätte wurde ein kanadischer Ford als Rüstwagen angekauft. Franz Eppel 6. Kommandant der FF Zell am Moos
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1951–1954
1959–1963
Im Jahr 1951 wurde die von der Fahnenmutter Maria Bahn gestiftete Fahne geweiht. Am 10. August 1952 erwarb erstmals eine Gruppe der Feuerwehr Zell am Moos beim Leistungswettbewerb in St. Georgen i. A. das Leistungsabzeichen in Bronze. Am 8. Juli 1954 gab es eine furchtbare Hochwasserkatastrophe im ganzen Land. In Zell am Moos hatte die Feuerwehr Dauereinsatz beim Ramsauerbach, im alten Pfarrhof – wo Keller und Küche unter Wasser standen, und beim Zellerbach, der Teile des Dorfes zu überschwemmen drohte. Die ganze Nacht hindurch stand unsere Feuerwehr im Einsatz. 13 Feuerwehrkameraden wurden später mit der »Hochwassermedaille« ausgezeichnet.
Am 12. August 1959 gab es nach einem Gewitter und Wolkenbruch Hochwasseralarm. Der Zellerbach und der Ramsauerbach traten über die Ufer, und in vielen Häusern stand das Wasser. Der See stieg so stark an, dass die Badehütten überschwemmt wurden und die Bewohner dieser Hütten flüchten mußten. Die Straßen nach Oberhofen und Haslau glichen reißenden Wildbächen und waren unpassierbar. Viele Stunden standen unsere Feuerwehrkameraden bei strömendem Regen im Einsatz. Im Jahr 1962 wurde die Zeugstätte innen und außen renoviert und beim Friedhof wurde ein Löschteich errichtet. Am 28. April 1963 wurde Matthias Grubinger zum Kommandanten (7. Kommandant) der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos gewählt, da Franz Eppel aus Krankheitsgründen sein Amt niederlegte. Für seine Leistungen wurde Franz Eppel zum »Ehrenkommandant« ernannt. Außerdem wurde er von der OÖ. Landesregierung mit dem Verdienstkreuz III. Klasse ausgezeichnet. Matthias Grubinger 7. Kommandant der FF Zell am Moos
1967
Fahnenweihe am 3. Juni 1951
1955 Am 13. Februar 1955 verunglückte auf einer Schitour der Feuerwehrmann Michael Hausstätter durch einen Lawinenabgang tödlich. Im September 1955 gab es zwei Brände innerhalb von 14 Tagen. Am 1. September brannte das Bauernhaus Pachler in Harpoint völlig nieder. Am 15. Sept. wurde das Anwesen des Bauern Rindberger (Hausname Eder) durch ein Feuer bis auf die Mauern des Hausstockes eingeäschert.
Im Jahr 1967 wurde eine neue VW-Motorspritze angekauft. Am 13. Februar 1967 fuhr der Briefträger Josef Hitzl mit seinem Moped über den zugefrorenen See. Aufgrund des aufgeweichten und schlechten Eises brach er mit seinem Moped ein und drohte zu ertrinken. Der 24-jährige Feuerwehrkamerad Johann Achleitner hörte die Hilferufe und es gelang ihm, unter Einsatz seines eigenen Lebens den Briefträger zu retten. Am 23. Februar 1967 wurden durch einen furchtbaren Sturm der Dachstuhl bei Familie Krög und der Dachstuhl beim Bauernhof Hitzl zerstört. In beiden Fällen leistete die FF entsprechende Hilfe.
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
Die leistungsfähige Motorspritze, die im Sommer 1954 geweiht wurde.
1948 wurde die neue Zeugstätte erbaut.
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1968–1969
1972–1975
Am 28. April 1968 fand eine Neuwahl des Kommandos statt. Als Nachfolger von Matthias Grubinger wurde der Gastwirt und Fleischhauer Leonhard Langwallner zum neuen Kommandanten gewählt. Er war der 8. Kommandant unserer Feuerwehr. Am frühen Morgen des 8. Februar 1969 brannte es in der alten Volksschule Haslau. Brandursache war ein defekter und überhitzter Kachelofen. Der Brand konnte rasch gelöscht und ein Ausbreiten der Flammen verhindert werden. In der Nacht zum 18. Juli 1969 brannte der Bauernhof Radauer (Hausname Eppel) durch einen Blitzschlag bis auf die Grundmauern nieder. Der Löscheinsatz war sehr schwierig, da keine geeignete Wasserentnahmestelle in der Nähe war. Im Juli 1969 retteten die Feuerwehrkameraden Wilhelm Langwallner und Johann Neuhofer mehrere Personen, die durch ein plötzliches Unwetter auf dem See in Seenot geraten waren. Sie wurden für diese mutige Tat von der OÖ. Landesregierung ausgezeichnet.
Am 15. November 1972 wurde unsere Feuerwehr mit Atemschutzgeräten ausgerüstet. Im Rahmen der Freiwilligen Feuerwehr wird eine Tauchergruppe bestehend aus Fritz Gaderer, Fritz Obauer, Wilhelm und Josef Langwallner gebildet. Am 12. Dezember 1973 kommt es im Pfarrhof zu einem Glimmbrand. Der Brand war durch einen schadhaften Kamin ausgebrochen und wurde rasch unter Kontrolle gebracht. Am 7. April 1974 entstand aus ungeklärter Ursache beim Bauernhof der Familie Mairhofer (Haumer) ein Brand, der den Dachstuhl und den gesamten landwirtschaftlichen Trakt vernichtete. Am Sonntag, dem 10. August 1975, ertrank im Irrsee Matthias Asen aus Pöndorf. Trotz der raschen Alarmierung unserer Feuerwehr, konnten unsere Taucher den Mann aus ca. 5 Meter Tiefe nur mehr tot bergen.
Leonhard Langwallner 8. Kommandant der FF Zell am Moos
1970 Am 4. April 1970 wurde ein neues Löschfahrzeug ›OpelBlitz‹ mit Vorbaupumpe angekauft. Zum ersten Mal gelang es einer Gruppe unserer Feuerwehr, beim Leistungsbewerb in Schärding das Feuerwehrleistungsabzeichen in Silber zu erwerben.
1976–1977 Nachdem unsere Tauchgruppe immer öfter zu Einsätzen gerufen wurde, erhielt sie im Juli 1976 zwei neue, technisch verbesserte Tauchausrüstungen. Am 24. Juli 1977 brannte der Bauernhof Radauer in Haslau durch Heuselbstentzündung. Ein Großteil des Anwesens wurde Opfer der Flammen. Mehrere Feuerwehren waren im Einsatz, sodass der Hausstock und der Stall gerettet werden konnte.
Tauchergruppe der FF v.l.n.r.: Wilhelm und Josef Langwallner, Fritz Gaderer und Fritz Obauer
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
1978 –1979 Bei der Neuwahl des Kommandos am 29. April 1978 wurde Friedrich Obauer zum neuen Kommandanten gewählt. Er war somit der 9. Kommandant unserer Feuerwehr. Der bisherige Kommandant Leonhard Langwallner wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. In der Landesfeuerwehrschule Linz erreichten unsere Feuerwehrkameraden Fritz Obauer und Josef Langwallner das Feuerwehr-Leistungsabzeichen in Gold. Sie waren die ersten Kameraden unserer Feuerwehr, die diese Auszeichnung schafften. Am 21. Mai 1979 kam es zu einem Brand im Wohnhaus der Familie Gaderer in Zell am Moos. Der Dachstuhl des Objektes wurde vernichtet. Ein weiteres Übergreifen der Flammen konnte verhindert werden.
Friedrich Obauer 9. Kommandant der FF Zell am Moos
Das Kommando im Jubiläumsjahr 1985 v.l.n.r.: Zeugwart Alfred Huber, Kommandant-Stellv. Rudolf Moser, Kommandant Friedrich Obauer, Kassier Wilhelm Langwallner, Lotsenkommandant Josef Langwallner und Schriftführer Alois Brandstetter
1981–1985
Im Jubiläumsjahr 1985 hatte die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos 94 Mitglieder
1985 wurde die neue Feuerwehr-Zeugstätte anläßlich des Feuerwehrfestes offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Am 9. August 1981 brach im landwirtschaftlichen Anwesen von Prof. Diemath in Schweibern ein Brand aus. Das Wirtschaftsgebäude und die Futtervorräte wurden völlig vernichtet. Das Wohngebäude erlitt ebenfalls großen Schaden. Mehrere Feuerwehren waren an der Brandbekämpfung beteiligt. Am 31. Juli 1983 entstand beim »Ganglbauer« in Sommerholz ein Brand. Unsere Feuerwehr war neben zahlreichen anderen Feuerwehren an der Brandbekämpfung beteiligt. Vom 2. bis 4. August 1985 fand das 85-jährige Gründungsfest unserer Feuerwehr statt. Die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos bekam eine neue Zeugstätte, die im Rahmen des Festaktes gesegnet wurde. Die neue Zeugstätte wurde gemeinsam mit dem Gemeindebauhof errichtet. Durch das neue Zeughaus stehen unserer Feuerwehr ausreichende Räumlichkeiten mit entsprechenden Garagen zur Verfügung. Am 5. August 1985 ist über unser Land ein schlimmes Unwetter hinweggezogen. Es gab zahlreiche Sturm- und Hochwasserschäden. Unsere Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz. Bäume mußten von der Straße entfernt, Bäche geräumt und Keller ausgepumpt werden.
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1986
1989
In den frühen Morgenstunden des 10. September 1986 kam es zu einem schweren Zugsunglück an der Westbahn im Bereich der Haltestelle ›Oberhofen–Zell am Moos‹. Ein Güterzug war vermutlich infolge zu hoher Geschwindigkeit und einem technischen Gebrechen entgleist. Eine große Anzahl von Feuerwehrmännern war bei den Aufräumungsarbeiten beteiligt.
Am Nachmittag des 25. Juli 1989 brach auf dem Bauernhof von Franz Mairhofer (Haumer) durch Heuselbstentzündung ein Brand aus. Das gesamte Anwesen wurde durch das Feuer zerstört. Es war bereits das zweite Mal (nach 1974), dass der »Haumerhof« durch einen Brand zerstört wurde.
Zugunglück 1986 Brand 1989 auf dem Bauernhof von Franz Mairhofer
1990 Unsere Feuerwehr hatte bereits seit längerer Zeit vom OÖ. Landesfeuerwehrkommando einen ›Ford-Transit‹ zur Verfügung gestellt bekommen. Am 22. Juni 1990 ging dieses Löschfahrzeug endgültig in den Besitz unserer Feuerwehr über. Das Fahrzeug ist mit einer Bergeausrüstung ausgestattet und eignet sich vor allem zum Einsatz bei Verkehrsunfällen. Am 27. August 1990 brach im Gasthaus Seewirt ein Glimmbrand im Heizraum aus, bei dem größerer Sachschaden entstand. Aufgrund der starken Rauchentwicklung waren die Löscharbeiten nur mit schwerem Atemschutz möglich.
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1991 Am 5. Jänner 1991 brach im 2. Stock des Gasthauses Seewirt ein Glimmbrand aus. Mit schwerem Atemschutz konnte der Brand gelöscht werden. Im Laufe des Jahres 1991 wurde nach langer Zeit wieder eine Bewerbsgruppe gegründet, die vom Kameraden Karl Pöllmann betreut wird. Die Bewerbsgruppe nimmt in den Folgejahren an vielen Bewerben teil und erringt zahlreiche schöne Erfolge. Am ersten August-Wochenende wird unser Bundesland von heftigen lang andauernden Regenfällen und Unwettern heimgesucht. Dies führt zu zahlreichen Hochwasserschäden.
Die Bewerbsgruppe im Jahre 1991
1992 Am 19. März 1992 bekommt unsere Feuerwehr als neues Löschfahrzeug einen Tanklöschwagen. Die Gesamtkosten betragen ca. ATS 2,5 Mio. Mit dem Tanklöschfahrzeug steht unserer Feuerwehr ein modernes, schlagkräftiges Einsatzfahrzeug zur Verfügung. Am 3. Mai 1992 wurde die Florianifeier des Abschnittes Mondsee in Zell am Moos abgehalten und das neue Löschfahrzeug gesegnet. Am 25. Mai 1992 kam es zu einem Glimmbrand im Hobelund Leistenwerk Neuhofer in Haslau. Der Brand konnte unter Einsatz von schwerem Atemschutz rasch gelöscht werden.
1992 bekam die Feuerwehr ein neues Tanklöschfahrzeug
Der Sommer 1992 war der heißeste und trockenste seit vielen Jahrzehnten. Zahlreiche Brunnen und Trinkwasserquellen versiegten und es kam teilweise zu Trinkwassernot. Unsere Feuerwehr transportierte mit dem neuen Tankwagen ca. 200 m³ Trinkwasser zu den ausgetrockneten Hausbrunnen. Am 16. November 1992 kam es zu einem Glimmbrand im Sägespänesilo der Tischlerei Maderecker. Der Brand konnte rasch gelöscht und ein Ausbreiten des Feuers verhindert werden. Im Dezember 1992 wurde der mehr als 20 Jahre alte ›OpelBlitz‹ ausgeschieden und an eine Feuerwehr in Bosnien verschenkt. Am 12. Dezember 1992 brach im Heizraum des Hobel- und Leistenwerkes Neuhofer ein Glimmbrand aus. Unter Einsatz von schwerem Atemschutz konnte der Brand rasch gelöscht werden.
Das alte Feuerwehrauto ›Opel-Blitz‹ wurde an eine bosnische Feuerwehr verschenkt.
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1993–1995
1996
Am 15. August 1993 ereignete sich am Zellersee ein Badeunfall. Eine Frau war um Mitternacht noch baden gegangen und nicht mehr zurückgekehrt. Unsere Feuerwehr und mehrere Taucher starteten eine groß angelegte Suchaktion. Die Frau konnte jedoch nur mehr tot geborgen werden. Am 22. März 1994 brach im Wohnhaus der Familie Maderecker in der Bachstraße ein Küchenbrand aus. Mit schwerem Atemschutz konnte der Brand unter Kontrolle gebracht werden und größerer Schaden verhindert werden. Am 11. Dezember 1994 wurde das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos neu gewählt. Fritz Obauer legte nach 16-jähriger Tätigkeit als Feuerwehrkommandant sein Amt zurück. Als sein Nachfolger und somit zum 10. Kommandanten unserer Feuerwehr wurde Gottfried Graspointner gewählt. Am 3. Mai 1995 brannte das unbewohnte Haus der Familie Berer (Pastlinger Häusl) wegen schadhafter elektrischer Leitungen bis auf die Grundmauern nieder. Im Frühjahr 1995 wurde von den Feuerwehrkameraden in aufwendiger Arbeit (ca. 380 Stunden) ein mobiler Anbau an die Feuerwehrzeugstätte errichtet. In diesem Anbau wird der alljährliche Feuerwehr-Frühschoppen abgehalten.
Am 31. Mai 1996 brannte aus ungeklärter Ursache die ›Schaber-Kapelle‹ der Familie Höllerer in Vormoos. Ein Übergreifen der Flammen auf das Nachbargebäude konnte verhindert werden – die Kapelle brannte jedoch völlig aus und wurde vernichtet. Gemeinsam mit dem Kameradschaftsbund und privaten Helfern wurde die ›Schaber-Kapelle‹ wieder aufgebaut. Am 22. August 1996 kam es am Parkplatz der Bundesstraße (oberhalb der Kastanienallee) zu einem Brand eines Wohnwagens. Der Brand kam wahrscheinlich durch die Explosion einer Gasflasche zustande. Es handelte sich um einen sehr gefährlichen Löscheinsatz, da noch weitere Gasflaschen aus dem brennenden Wohnwagen geborgen werden mußten.
Gottfried Graspointner 10. Kommandant der FF Zell am Moos
Jugendgruppe der FF Zell am Moos
1997 Am 19. Nov. 1997 wurde eine »Feuerwehr- Jugendgruppe« gegründet, damit langfristig der Nachwuchs für unsere Feuerwehr gesichert ist. Die Jugendgruppe wird von den Kameraden Christian Kroiß und Gerhard Dorfinger betreut. Erstmals treten auch Mädchen unserer Feuerwehr bei. Im November 1997 wurde von der FF-Haslau ein Land-Rover mit Vorbaupumpe übernommen. Dieses Löschfahrzeug hatte einen Defekt und war daher nicht mehr einsatzfähig. Unsere Feuerwehr reparierte den Land-Rover und wendete dafür mehr als 300 Arbeitsstunden auf. Wir verfügen damit über ein weiteres schlagkräftiges Löschfahrzeug, das sich vor allem durch seine Geländegängigkeit und die Vorbaupumpe auszeichnet.
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
1998
1999
Am 15. Jänner 1998 kam es im Hobel- und Leistenwerk Neuhofer zu einem Glimmbrand. Durch das rasche Einschreiten der Feuerwehren konnte ein größerer Schaden verhindert werden. Am 16. Juli 1998 kam es zu einem Glimmbrand im Sägespänesilo des Hobel- und Leistenwerkes Neuhofer. Alle Feuerwehren des Abschnittes Mondsee waren im Einsatz, weil eine Explosion und ein Übergreifen der Flammen befürchtet wurde. Der Brand konnte unter Einsatz von schwerem Atemschutz rasch unter Kontrolle gebracht werden. Am 18. Juli 1998 kam es erneut zu einem Glimmbrand im Sägespänesilo des Hobel- und Leistenwerkes Neuhofer. Der Brand konnte rasch gelöscht werden und größerer Schaden verhindert werden.
Im April 1999 erhielt auf Initiative von BD Dipl.-Ing. Wolfgang Kaplan unsere Feuerwehr von der Berufsfeuerwehr Linz ein Motor-Rettungsboot für den Zellersee. Damit ist gewährleistet, dass bei Badeunfällen oder Umweltschäden auf dem See ein schnelles Einschreiten der Feuerwehr möglich ist.
Übernahme des neuen Motorrettungsbootes für die Freiwillige Feuerwehr Zell am Moos von der Berufsfeuerwehr Linz
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5. Juni 2000: Brand bei Johann Eisl (Kasleitner)
2000
2003
Durch Heu-Selbstentzündung kam es beim landwirtschaftlichen Anwesen von Johann Eisl zu einem Brand, der den Großteil des Stall- und Wirtschaftsgebäudes vernichtete. Unsere Feuerwehr war mit 30 Mann im Einsatz und leistete insgesamt 350 Einsatzstunden.
Erstmals in der Geschichte unserer Feuerwehr konnte sich die Bewerbsgruppe für den österreichweiten Bundesbewerb in Tirol qualifizieren. Von insgesamt 330 teilnehmenden Bewerbsgruppen erreichte unsere Feuerwehr einen guten Mittelfeldrang.
2002
September 2003: Bundesbewerb in Tirol
Aufgrund von Brandstiftung kam es im Februar 2002 zu einem Brand beim Pastlinger in der Haslau. Der Dachstuhl sowie die Futtervorräte wurden zur Gänze vernichtet.
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
Schneewände in Vormoos sind höher als der Mannschaftswagen der FF
2005
2006
In der Nacht zum 03.03.2005 kam es aus ungeklärter Ursache zu einem Brand der überdachten Abfallsammelinsel der Gemeinde Zell am Moos. Durch das rasche Einschreiten unserer Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen auf die Volksschule und das Heizwerk der Fernwärme Zell am Moos verhindert werden, wenngleich sich die Löscharbeiten wegen des verbrennenden Kunststoffes äußerst schwierig gestalteten. Das Gebäude wurde gänzlich zerstört und musste völlig neu errichtet werden.
Der Winter 2005/06 brachte riesige Schneemassen. Zahlreiche Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschlossen und viele Hausdächer mussten von unseren Feuerwehrkameraden freigeschaufelt werden.
Feuerwehrkameraden schaufeln das Dach des Heimatmuseums ab
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Bewerbsgruppe 2006 v.l.n.r.: Buchner Stefan, Kriechhammer Christoph, Buchner Johann, Kriechhammer Patrick, Kroiß Matthias, Pöllmann Karl, Eder Matthias, Pöllmann David, Sperr Andreas, Graspointner Gottfried
Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos sitzend v.l.n.r.: stehend:
Pöllmann Karl Graspointner Gottfried, Kommandant Obauer Gotthart, Kommandant Stv. Achleitner Georg Buchner Johann Zopf Friedrich
Jugendgruppe 2006 v.l.n.r.: sitzend: Gaderer Christina, Eschlböck Victoria, Fink Sophie, Schweighofer Simon, Neubauer Hannah, Ellmauer Alexander stehend: Schleicher Michael, Dorfinger Gerhard, Eisl Daniel, Eisl Johann, Zopf Alexander, Kriechhammer Christina, Kalleitner Christoph, Graspointner Anja, Kalleitner Markus, Pöllmann Antonia, Ellmauer Maximilian, Ramsauer Peter, Obauer Gotthard; nicht auf dem Bild: Eschlböck Florentina, Fink Melanie;
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
2007 Im Juli 2007 wird das neue Löschfahrzeug KLF-Mercedes Sprinter und die neue Fox-Tragkraftspritze eingeweiht.
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Die Gesaiate der Freiwiligen Feuerwehr Hagau klaus pöckl-achleitner
1913 + 1914
1899
Am 1. September 1913 brennt es beim Schoiberer-Poidl-Haus in Laiter Nr. 18 (Schoibern).
In Zell am Moos wird eine Freiwillige Feuerwehr gegründet, der auch einige Männer aus Haslau angehören.
1900 Am 25. Februar wird die »Löschrotte Haslau« aufgestellt. Dies ist der Beginn einer selbstständigen Feuerwehr in Haslau. Beteiligt sind u.a. Bernhard Koller (Schulleiter in Zell am Moos 1895-1922), Josef Breitenthaler (Berimüllner), Lois Schweighofer (Kassa-Lois) und Anton Neuhofer (SagToni). In den ersten Jahren steht der Löschrotte Haslau nur eine von Pferden gezogene Handspritze zur Verfügung. Diese existiert noch und ist in der ehemaligen FeuerwehrHütte der Familie Engl (Oberlechner) abgestellt. Die erste pferdegezogene Handspritze der FF Haslau vor der ehemaligen Feuerwehr-Hütte beim Oberlechner (Kohlstatt).
Am 12. Jänner 1914 brennt die Schwalghofer-Mühle (Familie Weninger) aus. Der Chronist vermerkt 106 verbrannte Getreidesäcke.
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
1915 – 1919 Genaue Aufzeichnungen über die Kriegszeit fehlen. Doch kann man annehmen, dass zahlreiche Kameraden einrücken mussten und es daher nur eine Art Not-Feuerwehrdienst gegeben hat.
1920 Die »Hohenauersäge« (Roider) des »Batzertmüllners« brennt am 7. März ab. Den Pächtern Franz Neuhofer, Johann Ries und Josef Karl entsteht ein Sachschaden von 200.000 Kronen. Die Versicherung deckt jedoch lediglich 2.000 Kronen ab. Am 26. Juli brennt es bei Gotthard Grubinger (Oberhofinger).
1925 Am 10. April bricht in Steinbach im Haus der Familie Wiesinger (Laiter Nr. 25) ein Brand aus, der das Anwesen vollkommen vernichtet. Die Arbeiter der benachbarten »Sagrermühle« helfen mit einem Minimax-Feuerlöscher aus. Am 21. Juli 1925 wird bei der Fa. Rosenbauer in Linz-Leonding die erste Motorspritze angekauft. Pfarrer Burgstaller weiht diese am 13. September in einem feierlichen Festakt ein. Obmann (heute: Kommandant) der FF Haslau ist zu diesem Zeitpunkt Josef Radauer. Als Schriftführer (heute: Amtswalter) fungiert Leo Scheichl (Schuldirektor in Haslau). Der Schulleiter von Zell am Moos, Bernhard Koller, eines der Gründungsmitglieder, hält die Festrede.
Wasser marsch! Die erste Übung mit der neuen Motorspritze.
Die erste Motorspritze, gekauft bei der Fa. Rosenbauer in Linz-Leonding. Stehend neben der Spritze der erste Kommandant (damals: Obmann) der FF Haslau, Josef Radauer.
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1926 Das Auszugshäusl vom Bastlingerhof brennt am 13. April nieder. Am 16. Mai weiht Provisor Josef Würzburger in der Sagrermühler-Kapelle neben der Vöckla (dort wo heute die alte Gattersäge ausgestellt ist) die Feuerwehr-Fahne. Gestiftet wird die Fahne im Wert von ÖS 1.000,-- vom Ehepaar Leo und Maria Scheichl. Letztere ist auch Fahnenmutter. Im Herbst brennt es im Sägewerk von Franz Neuhofer. Das Ehepaar Leo und Maria Scheichl stiftet der Feuerwehr eine Fahne, die am 16. Mai 1926 in der Sagerermühle-Kapelle feierlich eingeweiht wird. Leo Scheichl ist zu dieser Zeit Direktor der VS Haslau. Sägewerk Neuhofer Mitte der 20er Jahre; links die ehem. Kapelle (heute ist dort eine alte Gattersäge ausgestellt), re. das Bauernhaus »Lacher«.
Einige Mitglieder der FF Haslau posieren für ein Foto, Mitte der 20er Jahre.
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1928 – 1938
1939 – 1944
Am 26. Februar 1928 brennt die Pachler-Mühle (Heissinger Lois), wobei Verdacht auf Brandstiftung besteht. Das Feuer kann rasch gelöscht werden. Am 7. Mai 1928 gibt es schon wieder einen Brand in Steinbach. Das Holzhaus »Laiter Nr. 23« (heute: Schleicher) brennt bis auf die Grundmauern nieder. Fünf Rinder, drei Schweine und ein Ziegenbock können nicht mehr gerettet werden.
Die Funktionsbezeichnung »Obmann« für den Chef der Feuerwehr wird in »Kommandant« geändert. »Erster« Kommandant ist Franz Hufnagl, der diese Funktion bis 1947 ausübt.
Im Jahr der Weltwirtschaftskrise – 1929 – wird am 20. September das Auszugshäusl von Johann und Anna Neuhofer (heute: Wohnhaus Hartmann) in Laiter Nr. 22 (schon wieder in Steinbach!) ein Raub der Flammen. Es wird Brandlegung festgestellt. Am 10. Juni 1931 brennt es in der Vormooser Säge (Hans’n Sog) von Franz Neuhofer. Im Schoiberer-Hartl-Häusl in Laiter Nr. 20 brennt es am 3. April 1932. Am 12. März 1938 marschiert die deutsche Wehrmacht ein und besetzt das gesamte Land. Österreich wird als »Ostmark« ins Deutsche Reich eingegliedert und verschwindet für mehr als sieben Jahre als souveräner Staat von der Landkarte. Im Zuge des Anschlusses müssen alle Bürgermeister zurücktreten, Feuerwehren und Vereine werden aufgelöst und teilweise neu gegründet. Die Feuerwehren von Haslau und Zell am Moos werden am 7. August zusammengelegt und direkt der Gemeinde unterstellt. Bürgermeister Franz Hemetsberger ist damit auch Feuerwehrchef. Friedrich Radauer (Schlader) wird 1938 Obmann der Gemeinde-Feuerwehr.
1945 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehren langsam wieder geordnete Verhältnisse ein, Österreich wird wieder ein unabhängiger Staat, bleibt aber bis 1955 von den Siegermächten besetzt. Der Status der Feuerwehren wird von »Verein« auf »Körperschaft öffentlichen Rechts« geändert. Am 8. Juni – nur wenige Wochen nach Kriegsende – wird Haslau von der bisher schlimmsten Naturkatastrophe getroffen: Durch einen Wolkenbruch im Quellgebiet der Vöckla kommt es zu einer Überschwemmung des VöcklaOberlaufes von Harpoint flussabwärts. Die Auswirkungen sind bis Frankenmarkt zu spüren. Das Hochwasser nimmt alle Brücken und Wehren in Harpoint und Haslau mit sich, zerstört das Wirtshaus in Harpoint (Lenzenwirt), die Bruckermühle, die Schwalghof- und die Roidermühle (Batzertmühle), das Schmiedfloß, das Sagerermühle-Wehr, die Roider- und die Hupf-Wehr und schließlich auch das Wehr in Angern. Zahlreiche Häuser entlang des Flusses werden beschädigt. Einige Häuser, wie das »Krämerhaus« der Familie Kaltenleitner in Haslau Nr. 98 und das Haus am Bach bei der Sagerermühle werden ganz weggerissen. Der Holzplatz bei der Sagerermühle ist leergefegt, die Holzstämme liegen entlang der Vöckla verteilt. Auch von einem Wunder wird berichtet: die Kapelle bei der Sagerermühle direkt neben der Vöckla wird weggerissen, der Altar bleibt aber unbeschädigt stehen. Eine Ersatzkapelle wird 1987 von der Familie Neuhofer am anderen Vöckla-Ufer auf EntachernGrund errichtet. Die Feuerwehrmänner sowie die gesamte Bevölkerung sind wochenlang mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt.
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1947 – 1950 Die FF Haslau wird nach den Kriegswirren sozusagen neu gegründet. Kommandant wird Franz Achleitner (Badlhofer). Es heißt, für ihn komme die Feuerwehr gleich nach dem Herrgott. Zahlreiche Anschaffungen werden nun getätigt. Am 30. April 1950 wird das 50-jährige Gründungsfest mit einer Schauübung gefeiert. Den Festgottesdienst zelebriert Pfarrer Friedrich Penetsdorfer.
Das »Wunder von Haslau«: die hochwasserführende Vöckla zerstört bei der größten Naturkatastrophe in Haslau seit Menschengedenken auch die Sagrermühle-Kapelle. Der Altar (links im Hintergrund) bleibt unversehrt und wird leider später verkauft. Rechts hinten erkennt man die alte Sägemühle.
Am 30. April 1950 feiert die FF Haslau ihr 50-jähriges Gründungsfest mit einer Schauübung. Im Hintergrund sieht man das festlich geschmückte Weberbauerngut (Familie Nußbaumer).
1952 – 1955 Ein neues Zeughaus wird gebaut. Das Grundstück stiftet Friedrich Neuhofer (Roider). Alle Bauarbeiten werden in Robot geleistet. Der alte Feuerwehr-Holzschuppen beim Oberlechner hat somit ausgedient, er steht aber heute noch. Das Gründungsmitglied Josef Breitenthaler stirbt. Am 8. November 1953 wird Tischlermeister Matthias Maderecker zum Kommandanten gewählt.
Der vom Hochwasser verwüstete Uferbereich der Vöckla im Bereich des Sägewerks Neuhofer. Links das ehemalige Nebengebäude »Haslau 48«, das nach der Katastrophe saniert und Jahrzehnte später einer Straße weichen muss. Im Hintergrund erkennt man eine notdürftig errichtete Behelfsbrücke.
Erneut steht die FF Haslau im Hochwassereinsatz, wofür sie 1954 mit der Hochwasser-Medaille ausgezeichnet wird. Am 1. September 1955 brennt das Wohnhaus der Familie Pachler in Harpoint Nr. 162 (heute: Heissing 3). Nur kurze Zeit später, am 15. September 1955, vernichtet ein Feuer den Bauernhof der Familie Rindberger (Eder).
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1956
1962 – 1973
In Heissing wird 1955/56 ein Löschteich errichtet.
Am 19. August 1962 wird die neue Motorspritze VW 75 eingeweiht.
Am 4. Februar 1956 stirbt der ehemalige Lehrer Bernhard Koller, der Initiator für die Gründung beider Feuerwehren. Am 8. Februar 1956 kauft die FF Haslau ihr erstes Einsatzfahrzeug, einen gebrauchten amerikanischen Militärjeep der Marke »Dodge«. In Eigenregie wird ein Holzaufbau zur Unterbringung von Schläuchen, Geräten und Sitzgelegenheiten montiert. Der Dodge leistet bis 1973 treue Dienste. Es wird weiters eine Motorspritze R 75 der Fa. Rosenbauer aus Linz-Leonding beschafft. Beides wird am 17. Juli feierlich eingeweiht.
Am 16. März 1969 brennt es wieder einmal in Steinbach, diesmal im Wohnhaus des Steuerberaters Haim (ehem. Hausstetter-Haus; heute: Wohnhaus Familie Hartmann, Steinbach 1). Der Brand ist gelegt, erstickt jedoch von selbst. Am 18. Juli 1969 brennt das Epplgut (Familie Radauer) infolge eines Blitzschlages nieder. Von 27. November 1969 bis 2. Dezember stehen zahlreiche Feuerwehren im Öleinsatz bei der Firma Buchschartner in Mondsee. Die Feuerwehren leisten insgesamt 5.196 Einsatzstunden, davon entfallen 76 h auf die FF Haslau. Das zweite Einsatzfahrzeug, ein »Land-Rover T 109« mit Vorbaupumpe wird 1972 als Ersatz für den Dodge angeschafft.
Auf einem von Friedrich Neuhofer (Roider) gestifteten Grundstück wird 1952 die heutige Zeugstätte errichtet und feierlich eingeweiht. Im Hintergrund erkennt man das vor einigen Jahren abgetragene Roidergut. Rechts sieht man das erste Einsatzfahrzeug, ein alter Jeep der Marke »Dodge« aus den Beständen der US Army.
1959 – 1961
Unter der Federführung von Ferdinand Schweighofer (Mühlbauer) wird in Robot-Arbeit ein Festzelt gebaut. Die Holz- und Metallkonstruktionen werden in Eigenregie hergestellt, die Planen werden angekauft. Dieses Zelt macht die jährlichen Gartenfeste von nun ab wetterunabhängig. Das Holz wird von einigen Mitgliedern gespendet, dennoch entstehen Kosten von ca. ATS 90.000,00. Zusammen mit der Einweihung des Land-Rovers wird auch (um zwei Jahre vorgezogen) das 75-Jahr-Gründungsjubiläum im neuen, selbstgebauten Festzelt gefeiert. Zu dieser Zeit – 1973 – zählt die FF Haslau 89 Mitglieder.
Ein weiterer Löschteich wird 1959 gebaut, und zwar in Schlad (Haslau-Berg). Am 10. Februar 1960 stirbt Schuldirektor i.R. Leo Scheichl, langjähriger Gönner unserer Feuerwehr, im Alter von 78 Jahren. Am 14. Oktober 1961 führt der Abschnitt Mondsee eine Großübung durch, an der 96 Kameraden, darunter viele Haslauer, teilnehmen.
Am 11. und 12. August 1973 feiert die FF Haslau ihr 75-Jahr-Jubiläum auf der Festwiese beim Mühlbauer. Gleichzeitig wird das neue Einsatzfahrzeug von Pfarrer Penetsdorfer eingeweiht. Zu diesem Anlass wurde ein eigenes Festzelt gebaut, das der Feuerwehr drei Jahrzehnte gute Dienste leistet.
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1977
1979
Weil die Tore unseres Zeughauses nördlich zur Straße hin öffnen und dies bei Einsätzen und Übungen eine Gefahr darstellt, wird das Zeughaus abgerissen und an der gleichen Stelle neu gebaut. Die Tore öffnen sich nun nach Osten. Die Arbeiten werden wiederum großteils in Eigenregie durchgeführt. Leider verletzt sich Josef Grubinger (Gollauer) bei einem Sturz vom Dachstuhl schwer.
Durch starken Schneefall kommt es im März zu schweren Schäden in den Wäldern. Auch die Feuerwehren helfen beim Aufräumen, wofür die FF Haslau eine »Würdigung für besondere Verdienste« erhält. Im Laufe des Jahres besuchen elf junge Burschen den Grundlehrgang. Weitere drei absolvieren den Gruppenkommandanten-Lehrgang. Dies zeigt deutlich, dass die Anforderungen an die Florianijünger steigen.
Am 24. Juli brennt der »Schladerbauer« (Familie Radauer). Brandursache ist eine Überhitzung des Heustocks. Der Wirtschaftstrakt und der gesamte Dachstuhl (auch über dem Hausstock) werden zerstört.
1980 Am 29. Februar stirbt Franz Achleitner (Badlhofer) im Alter von 81 Jahren. Er war 65 Jahre Mitglied der FF Haslau und davon sechs Jahre (1947-53) Kommandant. Weitere drei Personen besuchen den Grundlehrgang.
1981 – 1983 Mit Jahresbeginn 1981 zählt die FF Haslau 120 Mitglieder. Ein Sirenensteuerungsgerät wird beschafft. Die Absolvierung von Kursen/Lehrgängen wird nun zur Dauereinrichtung.
Der am 24. Juli 1977 abgebrannte Wirtschaftstrakt des Schladerbauern (Familie Radauer).
1978 Die neue Zeugstätte wird im Zuge der Florianifeier am 7. Mai offiziell eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben.
Am 8. und 9. August 1981 findet das traditionelle Zeltfest auf der Mühlbauernwiese statt. Am Sonntag nach dem Frühschoppen kommt es im Bauernhof von Dr. Diemath in Schweibern durch eine defekte Steckdose zu einem Brand. Der Dachstuhl wird vollkommen zerstört. Die Kameraden müssen vom Fest weg zum Einsatz ausrücken. Nach 30-jähriger verdienstvoller Tätigkeit, während der er zahlreiche Auszeichnungen erhält, legt Kommandant Matthias Maderecker am 15. April 1983 seine Führungsfunktion zurück. Seine positive Einstellung zur Feuerwehr bezeugt die Tatsache, dass er noch im Alter von 70 Jahren einen Kommandantenkurs besucht hat. Sein Nachfolger wird Herbert Hemetsberger. Am 18. Dezember 1983 verstirbt Friedrich Radauer im 82. Lebensjahr. Er war zwischen 1938 und 1942 Kommandant der Gemeinde-Feuerwehr.
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Der Wirtschaftstrakt beim Bauernhof von Dr. Dimath in Schweibern wird am Sonntag, 9. August 1981, ein Raub der Flammen. Die FF Haslau rückt direkt vom zeitgleich stattfindenden Haslauer Zeltfest an.
1984 – 1987
1988 + 1989
Zum ersten Mal stellt die FF Haslau eine eigene JugendMannschaft auf. Erstmals wird 1984 auch eine LandschaftsSäuberungsaktion durchgeführt.
Kommandant Herbert Hemetsberger legt am 16. April 1988 aus Gesundheitsgründen sein Amt nieder. Als sein Nachfolger wird Matthias Eicher gewählt. Die neu aufgestellte Bewerbsgruppe nimmt an verschiedenen Wettbewerben teil und erringt schöne Erfolge.
Am 6. August 1985 gibt es Hochwasser-Alarm. Mehrere Keller müssen leergepumpt werden, wobei 15 Mann insgesamt 45 Stunden im Einsatz sind. Am 27. April 1986 wird wieder eine Florianifeier in Haslau abgehalten, bei der die neue Tragkraftspritze »Rosenbauer Supermatic 80« eingeweiht wird. Beim Wissenstest in Vöcklamarkt werden 1987 sieben Leistungsabzeichen in Gold und drei in Bronze errungen. Mehrere Kameraden besuchen Kurse.
Der »Oberlechner-Stadl«, das alte Zeughaus der FF Haslau, wird 1989 restauriert. Hier befindet sich noch immer die Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1925 in gutem Zustand. Restauriert wird auch die Feuerwehrfahne aus 1926. Am 11. Oktober 1989 verstirbt völlig überraschend der Kaufmann Fritz Kaltenleitner, der 30 Jahre lang Kassenführer war.
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1990 – 1993
1995 + 1996
Am 1. März 1990 fegt ein Sturm über die Gegend, der zahlreiche Schäden verursacht. Die Feuerwehren stehen im Einsatz. Am 10. April gibt es einen Öleinsatz beim Sägewerk Neuhofer, am 27. August 1990 brennt es im Heizungskeller beim Seewirt.
Unser drittes – und aktuelles – Löschfahrzeug MercedesBenz LFB-A1/MB 814 mit Allradantrieb wird 1995 angekauft.
Am 5. Februar 1991 verraucht ein Glimmbrand den ersten Stock des Seewirtes. Am 2. August 1991 herrscht Hochwasser-Alarm, mehrere Keller werden ausgepumpt. Ein Blitzschlag beschädigt den Turm unseres Zeughauses. Am Ende des Jahres wird ein Bosch-Notstromaggregat angekauft.
Das erste Goldene Leistungsabzeichen seit Bestehen unserer Wehr erwirbt Herbert Schwaighofer. Im Mai 1996 wird ein hydraulisches Rettungsgerät angekauft. Am 8.+9. Juni 1996 wird das neue Einsatzfahrzeug von Pfarrer Ivan Cirko gesegnet. 562 Feuerwehrkameraden, die Trachtenmusikkapelle Zell am Moos und eine Gastfeuerwehr aus Hotteln bei Hannover wohnen der Zeremonie bei.
Nachdem die nötige Ausrüstung beschafft wurde, verfügt 1992 auch die FF Haslau über Atemschutztrupps. Überraschend und viel zu früh verstirbt Kommandant Matthias Eicher am 1. Dezember 1992. In seiner kurzen Amtszeit werden zahlreiche Lehrgänge besucht, Wettbewerbe bestritten und die Ausrüstung ergänzt. Mit 1. Jänner 1993 zählt die FF Haslau 117 Mitglieder. Josef Achleitner (Gollauer Sepp) wird zum neuen Kommandanten gewählt.
1994 Das Zeughaus muss aufgrund der Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeuges umgebaut und die Raumhöhe vergrößert werden. Die Arbeiten werden in Eigenregie in nur fünf Monaten bewerkstelligt, wobei 964 Arbeitsstunden registriert werden. Seither bleibt das Aussehen unseres Zeughauses unverändert. Die Gleichenfeier ist am 22. Mai. Am 11. und 12. Juni findet der Leistungsbewerb auf der Mühlbauern-Wiese mit 103 Bewerbsgruppen statt. Rund 1.000 Wehrmänner sind anwesend, Haslau siegt in Bronze und erreicht Rang 3 in Silber. Dieser Erfolg wird im eigenen Festzelt gebührend gefeiert. Am 30. Oktober wird in Zell am Moos am Landesbad eine Zivilschutz-Übung mit Rettung, Feuerwehren und Hubschrauber-Einsatz durchgeführt.
Die FF Haslau finanziert aus eigenen Mitteln den Ankauf einer Bergeausrüstung und testet das neue Gerät.
Pfarrer Ivan Cirko segnet im Rahmen eines Festaktes, an dem auch eine Abordnung der FF Hotteln bei Hannover (Hintergrund) teilnimmt, am 9. Juni 1996 das neue Einsatz-Fahrzeug Mercedes-Benz LFB mit Allrad.
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1998 Am 10. April rettet Ferdinand Maderecker jun. ein kleines Kind aus der Zeller Ache in Mondsee. Er wird dafür mit dem »Sicherheitsverdienstpreis« der oö. Versicherungsanstalten ausgezeichnet. Beim Hallen-Fußballturnier des Abschnittes Mondsee am 18. April siegt Haslau vor Hof und Oberhofen! Am 12. Mai kommt ein Traktor von der Mondseeberg-Straße in Harpoint ab und landet in der Vöckla. Der Lenker bleibt
glücklicherweise unverletzt, die Bergung der Zugmaschine erfolgt durch die FF Haslau. Am 6. und 7. Juni 1998 wird wieder das traditionelle Zeltfest gefeiert. Durch die gleichzeitige 1250-Jahr-Feier in Mondsee kommen aber weniger Besucher als sonst. Innerhalb von 48 Stunden (16. und 18. Juli 1998) bricht zweimal ein Brand im Leistenwerk Neuhofer aus. In beiden Fällen kann durch das rasche Eingreifen der Feuerwehren eine große Brandkatastrophe verhindert werden.
Gruppenfoto der FF Haslau aus dem Jahre 1998 mit Bürgermeister Wilhelm Langwallner, flankiert von Alt-Bürgermeister Matthias Achleitner (links, verstorben 2007) und dem damaligen Kommandant Josef Achleitner (rechts).
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1999
2000
Am 9. Jänner brennt die Hackschnitzelheizung im Schladerhof. 32 Mann der FF Haslau und Zell am Moos können die Gefahr rasch eindämmen. Am 3. September findet in Harpoint eine Großübung mit Beteiligung der FF Zell am Moos und FF Vöcklabruck (Kranwagen) statt. Den zahlreichen Zuschauern wird die Bergung von Verletzten aus zwei Fahrzeugwracks demonstriert. Am 12. November 1999 kommt es beim Nußbaumergut (Familie Neuhofer) zu einem Hitzestau in der Hackschnitzelheizung. Die herbeigeeilten Feuerwehren können Schlimmeres verhindern. Seit 1993 betreut Gottfried Schafleitner die Bewerbsgruppe, die durch ausdauerndes Training und viel Idealismus zahlreiche Siege und Spitzenplatzierungen bei Abschnitts-, Bezirks- und Landesbewerben erzielt. Ein Höhepunkt ist die Qualifizierung für den Bundesbewerb im September 1999 in Eisenstadt.
Am 5. Februar bricht im Nebenhaus des ehemaligen Sägewerkes Neuhofer (Haslau 48) ein Brand aus, der jedoch durch die zu Hilfe gerufenen Feuerwehren mit 44 Mann rasch gelöscht werden kann. Beim »Kasleitnerhof« in Tiefgraben entzündet sich am 5. Juni der Heustock. Der Dachstuhl wird ein Raub der Flammen, doch der Hausstock kann gerettet werden. Am 10. und 11. Juni feiert die FF Haslau ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum mit einem großen Fest – erstmals im neu angekauften Festzelt. Das alte, selbst gebaute Festzelt wird an den Löschzug Hager-Hochfeld verkauft. Die Bewerbsgruppe erringt auch in diesem Jahr wieder schöne Erfolge, u.a. Platz 3 in Silber beim Landesbewerb in St. Florian am 7. und 8. Juli. Der Feuerwehrausflug führt die Kameraden und ihre Begleitung diesmal für zwei Tage (23. und 24. September) an den Wörthersee. Die Herbstübung des Abschnittes Mondsee findet am 27. Oktober in Laiter, Gemeinde Oberhofen, statt. Angenommen wird ein Verkehrsunfall auf der B 154 mit Ölaustritt in den Irrsee. Es nehmen die umliegenden Feuerwehren mit 118 Mann, 23 Fahrzeugen und 2 Feuerwehr-Booten (Ölsperren) teil. Insgesamt werden im Jahre 2000 152 Einsatzstunden und 34 Einsatzkilometer verzeichnet.
2001
Die von Gottfried Schafleitner (stehend ganz links) seit 1993 betreute Bewerbsgruppe erringt im Laufe der Jahre zahlreiche Erfolge. Ein Höhepunkt ist die Teilnahme am Bundes-Feuerwehrbewerb im September 1999 in Eisenstadt.
Am 20. Oktober findet die Herbstübung im Leistenwerk Neuhofer statt. Die Neuhofer Holz GmbH ist ein international renommierter und vom Wirtschaftsministerium ausgezeichneter Leistenerzeuger. Seit einigen Jahren verfolgt das Unternehmen einen rasanten Expansionskurs auf allen Märkten, der eine ständige Ausweitung der Produktions-, Lager- und Büroflächen zur Folge hat. Die FF Haslau pocht darauf, dass auf die Brandsicherheit ein besonderes Augenmerk gelegt wird. An der Großübung nehmen 11 Wehren mit 78 Mann teil. Das Jahr 2001 ist einsatztechnisch ein eher ruhiges Jahr. 31,5 Einsatzstunden und 12 Einsatzkilometer sind zu verzeichnen.
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Grußkarte aus der Haslau (20er Jahre); links die frühere Sagrermühle-Kapelle (zerstört 1945) und rechts die ehemalige, 1905 gegründete VS Haslau.
Ansichtskarte aus der Haslau (Ende 70er-/Anfang 80er-Jahre)
423
2002
2003
Im Februar müssen aufgrund einer feuerpolizeilichen Überprüfung der Zeugstätte einige Nachrüstungen (Brandschutztüren, Notausgang mit Feuerleiter und Bildung von Brandabschnitten) vorgenommen werden. Die Arbeiten werden in Eigenregie durchgeführt. Am 21. Februar brennt der »Bastlingerhof« in Haslau-Berg 21. Durch das rasche Eingreifen von sieben Feuerwehren mit 101 Mann kann das Schlimmste verhindert werden. Der Wirtschaftstrakt (Dachboden) wird jedoch völlig vernichtet. Menschen und Tiere können rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Erschwert werden die Löscharbeiten durch die tiefen Temperaturen, die immer wieder das Löschwasser gefrieren lassen. Sehr rasch bestätigt sich der Verdacht, dass es sich hier um Brandstiftung handelt. Am 30. April bricht im Holzspänesilo des Leistenwerks Neuhofer ein Glimmbrand aus. Die vier alarmierten Feuerwehren können mit insgesamt 40 Mann Schlimmeres verhindern. In dem dreistündigen Einsatz wird der Silo vollständig leer geräumt, um alle Glutnester zu beseitigen. Im Juli gelingt der Bewerbsgruppe ein historischer Triumpf. Beim Abschnittsbewerb in Keuschen siegt sie bei Bronze und Silber. Von 6.-12. August herrscht in weiten Teilen Österreichs Hochwasser-Alarm. Die Lage spitzt sich auch bei uns zu. Es müssen zahlreiche Keller, u.a. in Häusern, ausgepumpt werden. In Harpoint kommt es zu großflächigen Überschwemmungen durch die Vöckla. Im Erdgeschoss des Wohnhauses »Niederbrucker« (Harpoint 35) steht das Wasser 40 cm hoch. Am 14. August entsenden wir zwei Mann zu den Aufräumungsarbeiten nach dem Hochwasser nach Vorchdorf. Das Hochwasser hat auch die FF Haslau auf Trab gehalten. Es wurden 2002 insgesamt 729,5 Einsatzstunden (64 Einsatzkilometer) geleistet.
Beim Pferdeschlittenrennen der Reitergruppe beim Mühlbauern am 16. Februar übernimmt die FF Haslau die Verkehrsregelung und Absicherung. Am 23. März wird in der Vollversammlung beim Stroblwirt die Neuwahl des Kommandos durchgeführt. Zum neuen Kommandanten wird Reinhold Lacher gewählt, der bisherige Kommandant Josef Achleitner verbleibt aber als Stellvertreter im Kommando. Am 6. Mai brennt beim »Schwandholz« neben der Bundesstraße ein Holzstoß. 20 Mann der Feuerwehren Haslau und Zell am Moos sorgen dafür, dass sich der Brand nicht auf den angrenzenden Wald ausbreitet. Am 19. Mai wird beim neuen Geschäftszentrum Zell am Moos eine Großübung abgehalten. Am gleichen Abend zündet ein Blitz beim Haslingerbauern in Oberhofen. Der Wirtschaftstrakt wird vollkommen zerstört, auch der neu renovierte Hausstock wird durch Löschwasser beschädigt. Von 12.-14. September nimmt unsere Bewerbsgruppe am Bundesfeuerwehrbewerb in Innsbruck erfolgreich teil. Der Feuerwehrausflug am 20. September führt bei Kaiserwetter nach Kaprun. Die Stauseen und die Kraftwerksgruppe werden besichtigt. Nach dem Hochwassersommer 2002 pendelt sich die Anzahl der Einsätze wieder auf ein »normales« Maß ein: 195,5 Einsatzstunden + 63 Einsatzkilometer sind die Bilanz für das Jahr 2003.
Das Kommando seit 1998 sitzend von links: Schriftführer Klaus Pöckl-Achleitner, Kommandant-Stellvertreter Josef Achleitner, Kommandant Reinhold Lacher; stehend von links: Atemschutzwart Gottfried Schafleitner, Zeugwart Matthias Dorfinger, Kassier Hannes Engl †
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2004
2006
Infolge Schneedrucks müssen am 25. Jänner einige Bäume auf der Mondseeberg-Straße zwischen Haslau und Harpoint entfernt werden, um die Straße wieder freizumachen. Von 29.-30. Mai geht das Pfingstfest der FF Haslau auf der Mühlbauernwiese über die Bühne. Der Samstagabend ist geprägt durch »eisige« Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Im Juli finden Dreharbeiten der DOR-Film für die Fernsehserie »Vier Frauen und ein Todesfall« statt. Einige Kameraden sorgen für die Absperrung von öffentlichen Straßen. Am 12. Dezember wird für die beiden Feuerwehren der Gemeinde ein eigener Gottesdienst in der Pfarrkirche Zell am Moos abgehalten. Mit 134,5 Einsatzstunden und 90 Einsatzkilometern kann man von einem durchschnittlichen Jahr sprechen.
Mit 1. Jänner zählt die FF Haslau 98 Mitglieder, nicht eingerechnet die Jugendgruppe mit 8 Burschen. Beim Eisstockschießen am Irrsee am 15. Jänner kann die Moarschaft Haslau I den hervorragenden zweiten Platz erreichen. Die Moarschaft Haslau II wird Siebter. Bei der Vollversammlung am 5. Februar stellt die FF Haslau wichtige Weichen für die Zukunft. Eine geheime und schriftliche Mitglieder-Befragung bezüglich Zusammenschluss mit Zell am Moos ergibt folgendes Ergebnis: 30 von 44 (68 %) sprechen sich für eine eigenständige Feuerwehr in Haslau aus. Dies bedeutet, dass der Neubau der Zeugstätte ins Auge gefasst werden muss. 20. Februar: In den 50 Tagen seit Jahresbeginn verzeichnet die FF Haslau 22 Schneeräum-Einsätze innerhalb und weitere vier außerhalb des Pflichtbereichs. Insgesamt werden 282 Mann-Stunden geleistet. 23 Privathäuser mit ca. 5.500 m 2 Dachfläche, zwei öffentliche Gebäude mit ca. 1.500 m 2 und ein Firmengebäude mit ca. 1.600 m 2 Dachfläche werden abgeschaufelt. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt ist klar, dass 2006 einen neuen Einsatzrekord bringen wird. Am 9. April findet die erste »Schnupperübung« der neu gegründeten Jugendgruppe in Oberhofen statt. Nach mehr als zwanzig Jahren hat Haslau damit wieder eine Jugendgruppe.
2005 Am 3. März wird die neue Abfallcontainer-Sammelinsel beim Bauhof ein Raub der Flammen. Der Brand bricht in einem Kunststoffcontainer aus. Vier Feuerwehren mit 43 Mann können ein Übergreifen auf das Heizwerk bzw. die Volksschule verhindern. Einige in der Nähe geparkte Autos werden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Brandursache ist bis zuletzt unklar, Brandstiftung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Der Ausflug am 1. Oktober führt uns auf den steirischen Erzberg, der mittels Muldenkipper »Hauly« erklommen wird. Am 18. November findet in Unterach die »Herbstübung« des Abschnittes statt, die ironischerweise mit dem Wintereinbruch zusammenfällt. Einsatzmäßig war 2005 einiges los: 294 Einsatzstunden (48 km) bedeuten eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.
Die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Haslau seit 1900 Josef Radauer Franz Hemetsberger Friedrich Radauer Franz Hufnagl Franz Achleitner Matthias Maderecker Herbert Hemetsberger Matthias Eicher Josef Achleitner Reinhold Lacher
1900 – 1938 1938 / Mai bis August 1938 – 1942 1942 – 1947 1947 – 1953 1953 – 1983 1983 – 1988 1988 – 1992 1992 – 2003 seit 2003
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Haus Kirchenplatz 8
Haus Kirchenplatz 3
Altes Schulhaus
Haus HauptstraĂ&#x;e 5
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Rai2eisen Zel am Moos – Ein Jahrhundert im Dienhe der Mensaen franz sperr Der 2. Februar 1900 ist ein besonderer Tag in der Geschichte von Zell am Moos. An diesem Tag wurde der Vorschusskassenverein, die heutige Raiffeisenbank, gegründet. Im Klassenzimmer der Volksschule unterzeichneten damals sieben Männer aus den Gemeinden Zell am Moos und Tiefgraben das Protokoll der Gründungsversammlung. Es waren dies Schulleiter Bernhard Koller, Michael Dorfinger, Michael Kirchhofer, Anton Eisl, Peter Mühlbacher, Matthias Dirnberger und Matthias Achleitner. Zum ersten Obmann wurde Michael Dorfinger gewählt, mit der Buch- und Kassenführung betrauten die Funktionäre Schulleiter Koller, der auch der Initiator der Kassengründung war. Bald nach der Gründung erlebte der Vorschusskassenverein eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung, die bis zum Ersten Weltkrieg anhielt. Die Kassengeschäfte wurden damals meist nur am Sonntagvormittag in einem Nebenzimmer des Gasthauses Rumplmayr, heute Enzinger, abgewickelt. Im Jahre 1915 übernahm Heinrich Hinterauer die Führung des Vorschusskassenvereines, der die Folgen des Ersten Weltkrieges und anschließend der großen Inflation sehr zu spüren bekam. 1924 sollte der Vorschusskassenverein aufgelöst werden. Pfarrer Burgstaller, dem damaligen Buch-
und Kassenführer, war es zu verdanken, dass der Beschluss wieder umgekehrt wurde. Obmann Hinterauer wurde im Jahre 1925 von Ferdinand Lettner abgelöst, der aber nur ein Jahr lang die Geschicke des Vorschusskassenvereines lenkte. Bis 1934 stand dann Johann Eisl an der Spitze der Kasse. Sein Nachfolger Johann Winter war bis 1937 im Amt. Obmann Grubinger, der 1937 an die Spitze des Vorschusskassenvereines berufen wurde, fiel die schwierige Aufgabe zu, die Kasse durch die Kriegsjahre und die Aufbaujahre der Nachkriegszeit zu führen. Aber Raiffeisens Idee überwand alle Schwierigkeiten, und unter Grubingers Führung erlebte die Raiffeisenkasse einen beachtlichen Aufschwung. Im Zuge der erfreulichen Ausweitung der Geschäftstätigkeit wurde die Kasse im Jahre 1957 infolge Raumknappheit vom Gasthaus Rumplmayr in einen größeren Raum des Schulhauses übersiedelt. Zwei Jahre später übergab Obmann Grubinger die Führung der Raiffeisenkasse an Ferdinand Schafleitner. Neben diesen beiden Obleuten ist ein Name zu erwähnen, der eng mit dem Genossenschaftswesen in Zell am Moos in Verbindung steht: Matthias Maier, vulgo Wagner. Er war über zwei Jahrzehnte Buch- und Kassenführer. Da auch unter Obmann Schafleitner die Aufwärtsentwicklung anhielt, entschloss man sich im Jahre 1963 den Tagesverkehr einzuführen. Bis dahin wurde die Raiffeisenkasse nebenberuflich geführt. Ab 1963 übernahm Hubert Lindorfer die Geschäftsführung hauptberuflich.
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Obmann Michael Dorfinger
Obmann Heinrich Hinterauer
Obmann Ferdinand Lettner
Raumsorgen führten zu der Überlegung, ein neues Bankgebäude zu errichten. Im Herbst 1965 konnte mit dem Bau eines eigenen Kassengebäudes begonnen werden, welches 1966 feierlich eröffnet wurde. Die enorme Aufwärtsentwicklung unter Obmann Maier und die Erweiterung der Angebotspalette veranlasste die Verantwortlichen, weitere MitarbeiterInnen aufzunehmen. Ein Name darf dabei nicht unerwähnt bleiben: Alois Brandstetter. Er führte die Bank von 1969 bis 1997 und hat in dieser Zeit viel dazu beigetragen, dass die heimische Raiffeisenbank als Bank mit dem persönlichen Service geschätzt wird. Erneut wurde das Kassengebäude zu klein. Das bestehende Geschäftslokal sollte umgebaut werden. Dieser Plan wurde aber aus Kostengründen fallen gelassen und dafür im Jahre 1980 ein Objekt im Ortszentrum von Zell am Moos angemietet. Die Wünsche der Raiffeisenkasse wurden bei der Planung und Errichtung des Gebäudes entsprechend berücksichtigt. Das neue Gebäude wurde im Juni 1980 bezogen. Unter Obmann Matthias Grubinger (1984–1993) hat sich vor allem die technische Ausstattung der Bank sehr rasch weiterentwickelt. Die direkte Anbindung an das gemeinsame Rechenzentrum und die Installation eines Bankomaten waren die Schwerpunkte. Es ist aber auch die Zeit, in der die Angebotspalette sehr rasch weiterentwickelt wird. Der
Obmann Johann Eisl
Obmann Johann Winter
Obmann Matthias Grubinger
Kunde verlangt nach differenzierten Produkten, was eine besondere Herausforderung für die MitarbeiterInnen bedeutet. Im Jahre 1993 wurde Matthias Maier jun. zum neuen Obmann gewählt. Unter seiner Führung wurden Gespräche mit den Raiffeisenbanken des Mondseelandes geführt und in der Generalversammlung vom 14.6.1998 der Beitritt zur Verwaltungsgemeinschaft Mondseeland beschlossen. Die enge Zusammenarbeit hat sich seitdem gut bewährt. Die nachhaltig gute Geschäftsentwicklung, geprägt durch den wirtschaftlichen Aufschwung in der Region und durch Zuzug, sowie die ständig steigende Erwartungshaltung der Kunden waren Beweggründe für die Entscheidung, eine neue zeitgemäße und kundenfreundliche Bank zu errichten. Unter der Leitung von Franz Sperr wurde 2006 die Bankstelle feierlich eröffnet. Bei der Standortfrage war wichtig, weiterhin in möglichst zentraler Lage den Kunden zur Verfügung zu stehen. In der neu gestalteten Bankstelle können nun dank der modernen Banktechnologie die Kunden individuell und diskret beraten werden. Raiffeisen ist ein fester Bestandteil der heimischen Wirtschaft, in der sich Arbeitnehmer, Landwirtschaft sowie Klein- und Mittelbetriebe gut ergänzen. Als Nahversorger und finanzielle Drehscheibe ist die Raiffeisenbank für die gesamte Bevölkerung ein sicherer und verlässlicher Partner in unserer Region.
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
Obmann Ferdinand Schafleitner
Obmann/Kassenführer Matthias Maier sen.
Obmann Matthias Grubinger
Die organisatorisch-technische Entwicklung der Raiffeisenbank lässt sich in drei Phasen einteilen: Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Diese Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitsabwicklung ohne technische Hilfsmittel erfolgen musste. Gebundene Bücher, in denen mit Handschrift die Eintragungen erfolgten, waren die Grundlage. Die geschäftliche Entwicklung in dieser ersten Phase war durch die Inflation nach dem 1. Weltkrieg stark beeinflusst. Die Jahre bis zum 2. Weltkrieg brachten geschäftlich keine besondere Belebung. Barbehebungen waren die überwiegende Zahlungsart. Technisierungsphase fünfziger u. sechziger Jahre: Die Raiffeisenbanken gingen zum Mehrtagesverkehr über. Die Einstellung hauptberuflicher Geschäftsleiter wurde forciert. Die Hauptbücher wurden durch Kontoblätter ersetzt. Mechanische Buchungsmaschinen wurden eingesetzt, Rechen- und Schreibmaschinen waren eine wichtige technische Hilfe. Der Einsatz von Buchungsmaschinen und verschiedenen technischen Geräten erforderte auch größere Geschäftsräume. Die Bautätigkeit war in dieser Zeit groß. Online-Phase: Die geschäftliche Entwicklung in dieser Phase ist durch den Auf- und Ausbau des Dienstleistungsgeschäftes gekennzeichnet. Neben der Buchhaltung wa-
Obmann Matthias Maier jun.
Geschäftsleiter Alois Brandstetter †
Bankstellenleiter Franz Sperr
ren auch andere Abläufe zu rationalisieren. Es kamen u.a. Fernschreiber, Geldzählmaschinen, Schalterquittungsmaschinen, Geldausgabeautomaten usw. zum Einsatz. Am Ende dieser Phase stehen der PC, das Internet und für die Kunden Möglichkeiten der Selbstbedienung auch außerhalb der Öffnungszeiten.
Raiffeisen Kirchenplatz 3, Innnenansicht
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Fernwärme Zel am Moos –
Klimasautz vor Ort franz sperr Am Rande des Dorfzentrums von Zell am Moos, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schule, steht seit 1996 ein Gebäude, das durch seine zwei markanten Schornsteine auffällt. Wer hier jedoch einen Umweltsünder vermutet, der irrt gewaltig. Denn die besagten Schornsteine gehören zur örtlichen Biomasse-Fernwärme, die neben privaten Haushalten auch Volksschule, Gemeinde, Bank, Einkaufszentrum und Pfarrhof mit komfortabler Wärme versorgt.
Wärme in unmittelbarer Nähe der Abnehmer erzeugt – ist die wohl bequemste und umweltfreundlichste Art, den Wärmbedarf der angeschlossenen Haushalte und öffentlichen Gebäude zu decken. Im Biomasse-Heizwerk wird naturbelassenes Holz (es duftet regelrecht nach Wald) sehr umweltschonend verbrannt und die gewonnene Wärme über unterirdische Leitungen an die Abnehmer geliefert.
Wie es zum Projekt kam Die Sorge um unseren Lebensraum und den unserer Nachkommen war einer der Gründe für die Initiative zum Fernwärmeprojekt Zell am Moos. Biomasse-Fernwärme – der Ausdruck Fernwärme irritiert ein bisschen, wird doch die
Bei dieser Form der Energieerzeugung wird nicht nur die Umwelt geschont, auch die Bauern in der Region profitieren davon. Sie können ihre Einkommenssituation durch Hackgutlieferungen verbessern. Sie sichern als Energielieferant die Energieversorgung und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Waldpflege. Mit dem Bau des Biomasse – Heizkraftwerkes wurde eine wichtige Initiative zur Verminderung der Schadstoffemissionen gesetzt.
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Heizhaus
Erstbefeuerung
Leitungsbau
1991 wurde zum ersten Mal im Gemeinderat über ein Biomasse-Heizwerk gesprochen. Ein Jahr später gab es den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss zum Bau einer solchen Anlage. Die folgende Standortsuche für das Heizwerk gestaltete sich schwierig und verzögerte die Realisierung des Projektes. Nachdem ein geeigneter Standort gefunden war, wurde im Juni 1993 eine Genossenschaft gegründet. Die Spatenstichfeier fand am 11. November 1995 statt. Bereits eine Woche später wurde mit den Bauarbeiten für das Heizhaus begonnen.
Pöllmann, zu seinem Stellvertreter Josef Edtmeier und zum weiteren Mitglied Franz Neuhofer gewählt. Die Geschicke der Genossenschaft liegen nach wie vor in den Händen des Gründungsvorstandes. Im Jahre 2002 wurde die Zusammensetzung des Aufsichtsrates neu gewählt. Als Aufsichtsrats-Vorsitzender fungiert nun Josef Edtmeier, seine Stellvertreter sind Johannes Dittlbacher und Johann Wesenauer. Wie funktioniert die Fernwärme-Versorgung?
Im Herbst des Folgejahres waren der Leitungsbau sowie alle Montagearbeiten im Kesselhaus abgeschlossen. Der reguläre Heizbetrieb konnte genau nach Plan am 16. September 1996 aufgenommen werden. Im Winter 1996/97 wurden schon 38 Haushalte mit »Energie aus Bauernwald« versorgt. Die handelnden Personen Die Fernwärme Genossenschaft wurde von 18 Personen im Jahre 1993 gegründet. Von der Gründungsversammlung wurde Josef Pöckl zum Obmann, Friedrich Obauer zum Obmann-Stellvertreter und Matthias Maier als Vorstandsmitglied gewählt. Als Aufsichtsrats-Vorsitzender wurde Josef
Erzeugt wird die Wärme in der Fernwärmezentrale, die im Wesentlichen aus dem Heizhaus und der Brennstoff-Lagerhalle besteht. Im Heizraum sind zwei Biomasse-Heizkessel mit einer Nennleistung von 1.600 Kilowatt installiert. Das Brennmaterial wird mit einem Greifkran eingelagert, gemischt und zum Vorschubboden befördert. Mit Förderern wird das Heizmaterial über einen wassergekühlten Aufschubkanal in den Feuerraum der Heizkessel eingebracht. Die Verbrennung des Hackgutes erfolgt unter Zuführung von Frischluft in einer voll schamottierten Brennkammer. Die Brennstoffmenge wird temperaturabhängig gesteuert. Die Verbrennung des Hackgutes erfolgt je nach Wassergehalt zwischen 900° und 1.000° C.
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Gründungsmitglieder
Die heißen Rauchgase durchströmen den Heißwasserkessel, wo sie ihre Energie an den Wasserkreislauf abgeben und dabei auf 180° – 200° C abgekühlt werden. Über eine Entstaubungsanlage wird das Rauchgas gefiltert und über einen Edelstahlkamin abgeführt. Das Heizwasser wird sodann über ein Rohrsystem zu den Abnehmeranlagen gepumpt. Dort wird die benötigte Wärmemenge über einen Wärmetauscher an die hausinterne Heizanlage abgegeben. Bei der Hausanlage kann über eine Regelung selbst bestimmt werden, wann und wie viel und mit welcher Raumtemperatur geheizt wird. Mittels Wärmezähler wird der tatsächliche Verbrauch gemessen.
Energielieferanten. Die Versorgungssicherheit ist stets gewährleistet. Viele Kamine von Einzelfeuerungs-Anlagen geben unkontrolliert schadstoffreiche Rauchgase ungefiltert an die Umwelt ab. In der Hackschnitzel-Heizzentrale sorgen ein modernes, automatisch geregeltes Verbrennungsverfahren und eine moderne Rauchgasentstaubung für eine saubere Umwelt. Beim Verbrennen des Hackgutes wird der Umwelt nur so viel Sauerstoff entzogen, wie sie vorher beim Wachsen des Holzes an die Natur abgegeben hat. Auch beim Kohlendioxid (CO2) verhält es sich so: Es herrscht daher – im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen – ein biologisches Gleichgewicht. Der ökologische Kreislauf ist geschlossen!
Vorteile der Hackgut-Heizung Die Frage, warum »Energie aus Biomasse«, ist bei näherer Betrachtung logisch. Wir leben in einer waldreichen Region und Holz ist eine durch und durch heimische Energiequelle. Es wächst wesentlich mehr Holz nach als genutzt wird. Deshalb ist es naheliegend, Holz als Energielieferanten zu nutzen. Es muss nicht über weite Strecken transportiert werden und gewährt Unabhängigkeit von ausländischen
Obmann Josef Pöckl
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Heizkessel
Heizzentrale Wohnhaus
Vorteile für den Wärmekunden
Wichtige Daten
– Hoher Bedienkomfort – Kein Brennstoffkauf – geringer Raumbedarf beim Abnehmer – kein Lagerraumbedarf – keine Kesselwartung – keine Nebenkosten für Kesselwartung, Kaminkehrer, etc. – stabiler, indexgebundener Wärmepreis und damit ein berechenbarer Energiepreis auf längere Sicht – nur die tatsächlich konsumierte Wärme wird verrechnet.
Derzeit gibt es über 85 Wärmebezieher mit einer Abnahmeleistung von 1.500.000 Kilowattstunden (KWh), die ausschließlich von 2 Biomasseheizkesseln mit insgesamt 1.600 Kilowatt (KW) Leistung produziert werden. Die Rohrleitungslänge beträgt ca. 4.700 m. Es wird eine Einsparung fossiler Energie (Heizöl) in der Höhe von rd. 300.000 Liter jährlich erreicht.
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Wasergenosensaa8 I Hans Stabauer Die Entstehung einer gemeinsamen Wasserversorgung in Zell am Moos Die Situation nach dem zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet von Wasserknappheit und schlechter Wasserqualität. Viele Haushalte hatten im Keller eine so genannte »Urschel«, d.h. einen kleinen Behälter, der unterirdisch durch Grundwasser gespeist wurde. Mühsam musste so die Versorgung der Familien und auch des Viehs händisch erfolgen, und viel Zeitaufwand und Plagerei war täglich notwendig. Dazu kam, dass nicht jedes Haus über so eine «Quelle« verfügte, und daher auch Nachbarn mitversorgt werden mussten. Der Wirtschaftsaufschwung, der aufkommende Fremdenverkehr und das Bevölkerungswachstum führten in den Fünfzigerjahren dazu, dass diese Art der Wasserversorgung in keiner Weise mehr ausreichte, sowohl mengenmäßig als auch in Hinblick auf die Wasserqualität. Und so kam es auf Initiative von Herrn Franz Salletmayer, Revierinspektor beim damals existierenden Gendarmerieposten Zell am Moos, zur Gründung einer ersten Wassergenossenschaft in unserer Gemeinde.
Die Gründung der Wassergenossenschaft 1 Folgende 23 Mitglieder errichteten auf ihrer Gründungsversammlung am 2. September 1952 die Genossenschaft: Salletmayer Franz, Dr. Karl Stutz, Kreszentia Schallauer, Johann Schafleitner, Hans Howorka, Franz Eppel, Leonhard Langwallner, Rudolf Hinterauer, Alois Bahn, Franz Gaderer, Friedrich Stöckl, Martin Pillinger, Helmut Grubinger, Elise Gaderer, Johann Mundl, Josef Schafleitner, Alois Sesser, Pfarrer Friedrich Penetsdorfer, Else Huber, Rosa Paischer, Anna Schafleitner, Ferdinand Enzinger, Gemeinde Zell am Moos. Zum ersten Obmann wurde der Kaufmann Hans Howorka gewählt, sein Stellvertreter war Tischlermeister Franz Eppel. So genannter »Stellvertreter-Ersatz« wurde Herr Franz Gaderer. Zum Geschäftsführer wurde Rev. Insp. Franz Salletmayer bestimmt, Kassier wurde Gemeindearzt Dr. Karl Stutz, sein Stellvertreter war Johann Schafleitner. Nach der Wahl des Ausschusses erfolgte die Einzahlung eines Verwaltungsbetrages von 50,- Schilling pro Mitglied, welchen der Kassier Dr. Karl Stutz übernahm. Es standen damals 3 Quellgebiete zur Verfügung, nämlich 2 Quellen Parzer, eine Quelle Six und eine Quelle Grubinger, alle situiert im heutigen Ortsteil Gassen. Sogleich begann man im Oktober mit den Quellfassungen. Nachdem das
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Ausmaß des Quellschutzgebietes für die betroffenen Bauern zu groß geworden wäre, wurden nur die beiden Parzerquellen an das Leitungsnetz angeschlossen. Die Quellen Six und Grubinger wurde zwar gefasst, aber bis heute nicht eingespeist. Die zwei eingeleiteten Quellen lieferten zusammen 30 Liter Wasser in der Minute. Gleichzeitig wurde auch mit dem Leitungsbau begonnen, das bedeutete damals mühsames händisches Graben. Man darf sich nicht vorstellen, dass diese Arbeit in einem Zug erledigt werden konnte. Gearbeitet wurde immer dann, wenn es zeitlich möglich war, d.h. die Grabungsarbeiten dauerten lange! Die Arbeiten wurden nach Verbrauchseinheiten aufgeteilt. Als erstmaliger Wasserbedarf wurde eine Menge von 12,3 Minutenlitern errechnet, wie folgt: 130 Personen à 50 l 6.500 30 Stück Großvieh à 50 l 1.500 22 Stück Jungrinder à 15 l 330 25 Bäder à 200 l 5.000 25 Brausen à 50 l 1.250 40 Klo à 330 l 1.200 2 Pissoirs mit Zeitspülung à 1000 l 2.000 Gesamtverbrauch 17.780 Liter pro Tag Das erforderte eine ständige Zuflussmenge von 17.780 ÷ 1.440 = 12,3 Minutenliter (1 Tag = 24 h = 1440 min). Zu dieser Zeit waren Eternit-Leitungen Standard. Verlegt wurden sie von der Firma Georg Lechner aus Frankenmarkt. Der damalige durchschnittliche Tagesbedarf wurde mit 30 m3 angenommen. Die Anlage wurde für 24 Häuser beantragt und behördlich genehmigt. Die mit 16.04.1953 datierte Rechnung lautete auf die damals enorm hohe Summe von 68.023,00 Schilling. Dieses Geld wurde nicht etwa durch Kredite finanziert, sondern durch die Mitglieder aufgebracht. In den siebziger Jahren wurde es ohne Zinsen wieder zurückgezahlt. Der erste Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 57 m3 wurde am heute noch bestehenden Standort errichtet. Andere Bewohner wollten oder konnten sich nicht anschließen, d.h. der bestehenden Genossenschaft nicht beitreten.
Kurze Zeit später stellte sich allerdings heraus, dass auch sie eine moderne Wasserversorgung brauchten, und organisierten sich selber. Das war die Geburtsstunde der Wassergenossenschaft 2. Die Bevölkerung hatte nunmehr die Wahl zwischen zwei Genossenschaften und musste sich für eine entscheiden. Bis heute haben die beiden Genossenschaften annähernd gleich viele Mitglieder. Die weitere Entwicklung der Wassergenossenschaft I Im Lauf der Jahre nahm der Wasserbedarf durch Zuzug und viele Neubauten stark zu. Aber auch der Fremdenverkehr steigerte gerade in den trockenen Sommermonaten die Nachfrage nach sauberem Wasser. Es ist heute fast unvorstellbar, aber viele von uns können sich noch erinnern, dass es in den Sechzigerjahren geradezu ein Privileg und Qualitätskriterium eines Vermieters war, wenn er an seinem Haus das folgende Schild (Fahne) anbringen konnte: »ZIMMER FREI, FL. W. U. K. WASSER« (fließendes Warmund Kaltwasser)! Man überlegte also, woher man zusätzliches Wasser in entsprechender Qualität bekommen könnte. Bei einer historischen Tarockrunde besprachen dieses Problem beim Seewirt die Herren Johann Wesenauer (Haubnerbauer), Franz Salletmaier, Franz Gaderer und Matthias Maier (Bauer in Unterschwand und nebenberuflich Obmann der damals selbständigen Raiffeisenkasse Zell am Moos). Auf Grund der eindringlichen Schilderung von Herrn Maier erklärte sich Herr Wesenauer bereit, das Wasser, das in seinem Wald (Hasenkopf) entspringt, zur Verfügung zu stellen. Festgestellt wurden 4 Quellen, von denen zunächst 2 gefasst wurden. Das besondere dieses Wassers ist die hohe Qualität und der niedrige Kalkgehalt. Eine Menge von drei Litern pro Sekunde wurde unentgeltlich für immer zur Verfügung gestellt und ein entsprechender Vertrag unterschrieben. Dieser Vertrag stellt heute für die Mitglieder der Genossenschaft einen unschätzbaren Wert dar. Drei Liter in der Sekunde entsprechen rund 260 Kubikmeter pro Tag! In weiterer Folge wurde die dritte Quelle im Jahre 1975 gefasst, die vierte Quelle ist bis heute ungefasst und stellt eine Reserve dar.
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Da sich die Quellen am anderen Ufer des Irrsees befinden, wurde es notwendig, quer durch den See eine Leitung zu verlegen, ein für die damalige Zeit außergewöhnliches Vorhaben. Das Konsortium Irrsee stimmte der Einbringung von zwei Leitungen zu und so wurden 1966 rund 840 Laufmeter modernes PVC-Rohr verlegt und damit die Versorgung wesentlich verbessert, sowohl mengenmäßig als auch qualitätsmäßig. Im Zuge dessen musste auch das Bassin vergrößert und modernisiert werden. Das heutige Bassin wurde 1979 errichtet. In diesem Jahr wurde auch das Grundstück von Herrn Leonhard Langwallner gekauft. Im Zuge des Kanalbaues wurde im Ortsgebiet das gesamte Leitungsnetz in ausreichender Dimension neu verlegt. In letzter Zeit kam es zu Leitungserweiterungen in den Bereichen Hubertussiedlung, Unterschwand, Oberschwand und Kohlstatt. Die heutigen modernen Quellfassungen wurden 2004 errichtet. Folgende Herren bekleideten das Amt des Obmannes in der Zeit von 1952 bis 2006: Hans Howorka, Martin Pillinger, Alois Sesser, Franz Gaderer, Hermann Kriechhammer sen. Ganz besondere Verdienste um unsere Genossenschaft erwarb sich unser derzeitiger Altobmann Hermann Kriechhammer sen. In seiner – über dreißigjährigen (!) – Obmannschaft entwickelte sich die WG1 aus einfachen Umständen zu einem modernen Wasserversorger. Auf Grund seiner langjährigen und verdienstvollen Tätigkeit wurde er auch öffentlich ausgezeichnet und erhielt 2003 in Linz aus den Händen von Landeshauptmann Dr. Pühringer die Raiffeisenplakette für besondere Verdienste um das Genossenschaftswesen in Oberösterreich.
Die aktuelle Situation Der letzte noch ausständige Schritt zu einem Versorgungssystem nach neuestem Stand der Technik wird derzeit mit einer Projektgruppe der HTL Salzburg getan: die Errichtung eines neuen Hochbehälters, der die Versorgung wieder für Jahrzehnte sichern wird. Es geht dabei sowohl um die bauliche Ausführung als auch um eine optimale Situierung des Behälters. Weiters gibt es Überlegungen zur möglichen Drucksteigerung im Leitungssystem. Auch um eine möglichst gute Zusammenarbeit mit der WG2 bemühen wir uns. Trotz der historisch begründeten Situation gibt es ein friedliches Miteinander und beide Genossenschaften sind bemüht, die Bevölkerung bestens mit Trinkwasser zu versorgen. Für den Brandfall wurde schon vor Jahren eine gemeinsame Speisung der Hydranten eingerichtet. Der derzeitige Ausschuss wurde im Juni 2006 bestellt und besteht wie immer aus 12 Personen, und zwar: Hermann Kriechhammer jun. (Obmann), Hagenauer Walter (Obmann-Stellvertreter), Mag. Hans Stabauer (Schriftführer), Franz Krög (Kassier), Gaderer Friedrich, Achleitner Anton (Wasserwarte), sowie Dipl. Vw. Arming Wilhelm, Haslinger Alfred, Hinterauer Thomas, Huber Alfred, Kriechhammer Hermann sen. und Dr. Franz Meissnitzer.
Vorstand WG I (v.l.n.r.): Hermann Kriechhammer jun., Hermann Kriechhammer sen., Franz Krög, Walter Hagenauer, Mag. Hans Stabauer
Schlauchrolle für die Leitung durch den See
Alle Funktionäre arbeiten ehrenamtlich und sind bemüht, möglichst sparsam zu wirtschaften und den Mitgliedern auch weiterhin eine optimale und billige Wasserversorgung zu sichern.
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Wasergenosensaa8 II Gustav Lauber
1957
Da aus verschiedenen Gründen ein Anschluss an die bereits bestehende Wassergenossenschaft (WG) nicht zustande kam, wurde der Entschluss gefasst, eine eigene WG zu gründen. Mit der Erschließung einer eigenen Quelle beim Hitzl-Gut wurde begonnen und ein Projekt in Auftrag gegeben.
1958
Gründungsversammlung und Bewilligung der Wasserrechtsbehörde. Obmann: Obauer Gotthard Stellvertreter: Radauer Friedrich Mitgliederanzahl: 22 Errichtung von Hochbehälter und Leitungen in Eigenregie.
1959
Fertigstellung des Grundnetzes der WG2. Die Versorgung umfasst nun einen Bereich von Unterschwand, Teilen des Ortskerns bis nach Tiefgraben, Irrseeblick 20 (Spiegeledt).
Mitglieder des Vorstandes der WG II: v.l.n.r.: Obauer Fritz, Obmann; Neuhofer Willi, Obmann Stv.; Ing. Lauber Gustav, Schriftführer; Ferdinand Stabauer, Wassermeister
1968
Neuer Obmann: Zöller Franz Stellvertreter: Radauer Friedrich Die Mitgliederanzahl hat sich auf 43 erhöht. Die Leitung im Gemeindegebiet Tiefgraben wurde bis zum Haus Trenkler erweitert.
1977
Beginn einer intensiven Suche nach einem zusätzlichen Wasserspender. Die Mitgliederanzahl beträgt inzwischen 52.
1980
Errichtung eines Brunnens am jetzigen Sportplatzgelände (Grundstück der Fam. Froschauer) samt der dazugehörigen Verbindungsleitung bis zum Haus Obauer. Durch diese Maßnahme wurde ein wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet und die Möglichkeit geschaffen, weitere Mitglieder aufnehmen zu können.
1985
Einführung eines Wasserzinses und Messung des Verbrauchs durch eine Wasseruhr. Obmann: Zöller Franz, Stv.: Neuhofer Wilhelm Die Mitgliederanzahl hat sich auf 68 erhöht.
Wassermeister Stabauer und Obmann Obauer im Hochbehälter, wo das Wasser in das Leitungsnetz eingespeist wird.
6 · infrastruktur & öffentliche einrichtungen
1991
1993
Obmann: Obauer Friedrich jun. Stellvertreter: Neuhofer Wilhelm. Mitgliederanzahl: 82
Neue Leitungen wurden im Bereich Brandstatt errichtet. Der Mitgliederstand steigt auf 147.
2005
Trotz längst wieder einwandfreier Trinkwasserqualität des Brunnens drängt die Behörde auf eine Auflassung des Brunnens. Eine Probebohrung und eine Ersatzbohrung beim neuen Standort in der Nähe des Kabinentraktes brachten kein genügendes Wasservorkommen. Nach intensiver Suche wurde ein neuer Standort für eine Bohrung am See-Ende (Ederbauer) ausfindig gemacht. Die erfolgte Bohrung blieb jedoch auch erfolglos. Ein weiterer Bohrversuch beim Thalbauer verlief ebenfalls negativ. Inzwischen wurde der bestehende Brunnen an die Gemeinde abgegeben, damit der Sportplatz gebaut und bewässert werden konnte. Da eine neuerliche Suche nach einem geeigneten Wasserspender oder Brunnenstandort kein brauchbares Ergebnis brachte, wurde beschlossen, den Versuch einer Erweiterung der bestehenden »Hitzlquellen« zu wagen. Mit den Arbeiten für diese Erweiterung wurde noch im Dezember dieses Jahres begonnen. Für diese Arbeiten konnte wieder ein Bautrupp der OÖWasser gewonnen werden.
2006
Fortsetzung und Abschluss der Arbeiten an der Quellerweiterung beim Hitzl. Umfangreiche Leitungsreparaturen im gesamten Leitungsnetz samt einigen Totalerneuerungen mussten durchgeführt werden, um hohe Wasserverluste zu vermeiden. Erstmals muss zur Deckung des finanziellen Abgangs eine außerordentliche Einzahlung durch die Mitglieder beschlossen werden. Die Mitgliederanzahl beträgt inzwischen 158.
Übernahme der WG Oberschwand und Errichtung einer Verbindungsleitung. Die Mitgliederanzahl steigt auf 95 an. Beitritt zum Genossenschaftsverband OÖ Wasser. Beschluss einer neuen Satzung, Einführung einer Gebühren- u. Wasserleitungsordnung.
1994
Erneuerung der bestehenden Quellfassungen. Neubau eines Hochbehälters samt Kauf des zugehörigen Grundstückes, Neubau eines Quellsammelschachtes und eines Zählerschachtes beim Brunnen. Die Arbeiten werden mit Unterstützung von OÖWasser, ansonsten im Wesentlichen in Eigenregie durchgeführt. Diese Maßnahmen stellten einen großen finanziellen Kraftakt dar, und es entstand ein großes Minus in der Genossenschaftskassa. Die Mitgliederanzahl erhöht sich auf 117.
1999
Der Rechnungsabschluss konnte wieder positiv erfolgen. Die finanzielle Lage bleibt aber weiterhin angespannt. Die Mitgliederanzahl steigt auf 132.
2003
Bestellung von Stabauer Ferdinand zum Wassermeister. Auftreten von Qualitätsproblemen beim Brunnen beim Sportplatz. Intensive Bemühungen zur Errichtung eines neuen Tiefbrunnens.
2004
Durchführung von 2 Bohrungen neben dem bestehenden Brunnen, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachten. Geophysikalische Messungen als Grundlage für einen neuen Brunnenstandort wurden durchgeführt. Im Zuge der Straßenbauarbeiten im Ortsteil Irrseeblick der Gemeinde Tiefgraben wurden wesentliche Leitungen ergänzt und erneuert.
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Tradition
& Erinnerung
Legenden, Sagen und Erzählungen aus Zel am Moos Anton Reisinger Die Gründung der Wallfahrtskirche von Zell am Moos Die Kirche in Zell am Moos war früher eine berühmte Wallfahrtskirche. Von weit her kamen die Menschen zur Marienstatue mit dem Jesuskind, die einst auf dem Hochaltar stand, und suchten Hilfe. Näheres im Beitrag in diesem Buch über »Die Pfarrkirche und ehemalige Wallfahrtskirche von Zell am Moos«. Als die Kirche von Zell am Moos noch nicht stand, breiteten sich zum Irrsee hin große Moor- oder Mooswiesen aus. Einmal ging dort ein Hirte oder Fuhrmann des Weges und machte eine sonderbare Entdeckung. Mitten im Moos lag oder stand eine Marienstatue. Niemand wusste, wie sie dahin kam. Daraufhin geschah etwas Besonderes. Auf dem Platz, wo heute die Kirche von Zell am Moos steht, war die Statue nicht mehr wegzubewegen. Vor lauter Schwere konnte man sie weder tragen noch führen. So wurde dort eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter Maria errichtet, später dann die heutige Kirche von Zell am Moos. Weil die Marienstatue im Moos gefunden worden war und ähnlich der Statue von Maria Zell in der Steiermark war, erhielt der Ort den Namen Zell am Moos. Im Jahr 1855 lebten noch Menschen, die als Kinder die Wunderstatue am Hochaltar gesehen hatten. Sie berichteten auch, dass die Wallfahrer fleißig geopfert hätten. (Nach: Wiener 1855)
Einige Wunderberichte Im 17. Jahrhundert waren die Kirchenwände der Zeller Kirche voll von Votivbildern, welche die Wallfahrer aufgehängt hatten. Heute befindet sich kein einziges mehr dort. Auf den Bildern waren die Nöte und Leiden der Menschen aufgemalt und mit wenigen Sätzen beschrieben. Vom Kloster Mondsee aus hatte man die Texte der Votivtafeln aufschreiben lassen, nachfolgend sind einige in heutiger Sprache wiedergegeben. Einmal zog ein junger Mann von Salzburg über das Land und kam zu einem Wasser. Darüber führte ein schmaler Steg. Mitten auf dem Steg überkam ihn ein so großes Schwindelgefühl, dass er hinunterzustürzen drohte. Da versprach er, der heiligen Maria in Zell ein Opfer zu bringen. Es geschah ihm dann kein Unglück. Aus Dankbarkeit stiftete die Tafel Tobias Eder aus Mondsee im Jahr 1651. Wolfgang und Katharina Peundinger sahen einmal, dass sich ihr Kind in der Wiege ganz mit dem Wiegenband verwickelt hatte. Sie meinte, das Kind sei tot. Da nahmen sie und ihr Mann Zuflucht zur heiligen Maria von Zell am Moos und versprachen, eine Tafel und ein Opfer zu bringen. Aus Dankbarkeit lösten sie1673 ihr Versprechen ein. Mit einem Wiegenband konnte die Wiege vom Bett der Mutter aus bewegt und damit das Kind beruhigt werden. Die Mutter konnte liegen bleiben und musste nicht immer aufstehen.
7 · tradition & erinnerung
Eine Frau schrieb: Im Jahr 1674 ist mein Ehemann Adam Endesgrabner in Mondsee von einem Kirschbaum heruntergefallen. Er lag ohnmächtig da und ich glaubte, er sei schon tot. Da versprach ich zur allerheiligsten und gebenedeiten Jungfau Maria in Zell am Moos eine Tafel zu bringen. Durch Gott und seine Mutter Maria ist er wieder gesund geworden. 1675 fiel der zwölfjährige Sohn des Hufschmieds Phillipp Saltäder aus Mondsee über eine Bank und blieb die ganze Nacht bewusstlos liegen. Dann kam er wieder zu sich und wurde gesund. Der Vater stiftete aus Dankbarkeit eine gemalte Tafel. Christoph Mayrhofer, ein Bauer in Mondsee, geriet einstmals durch seine Rösser in große Gefahr. Die Pferde und der Wagen gingen über ihn hinweg. Durch die Hilfe und Fürbitte der seligen Mutter Gottes kam er ohne Schaden zu nehmen davon. Phillipp Geyßl aus Hallein musste einst in der Körperseite unerhörte Schmerzen erleiden. Es war das ein vielfältiges Stechen und alle menschliche Hilfe war vergebens. Da sucht er die Zuflucht zu unserer Lieben Frau in Zell und wurde bald darauf von allen Schmerzen befreit.
re aber sehr geizig. Das führte oft zu Streit zwischen den beiden. Gab die eine den Armen, schimpfte sie die andere eine Verschwenderin. Schickte umgekehrt die geizige Jungfrau arme Leute von der Türe weg, wurde ihr Geizigkeit und Hartherzigkeit vorgeworfen. Schließlich wünschte die wohltätige Schwester der anderen den Tod. Sie betete sogar zu Gott, er möge ihre Schwester strafen. Da geschah es, dass das Schloss mit den beiden Frauen und die ganze Gegend darum herum zu sinken begann und schließlich ganz versank. Dann entstand dort der See, der wegen der beiden Frauen auch Jungfernsee genannt wird. An sonnigen Tagen hat man früher im Wasser noch den Kirchturm und das Schloss sehen können. (Nach: Salzachkreisblatt, 1812) Der Irrsee, wie auch die anderen Seen im Salzkammergut, verdankt seine Entstehung der schürfenden Kraft der eiszeitlichen Gletscher. Vor etwa 20 000 Jahren reichten die Eismassen des vom Dachstein kommenden Traungletschers noch bis Oberhofen. Erst nach dem Abschmelzen des Eises blieben die Seen zurück. Sie werden in einigen tausend Jahren durch Ablagerungen wieder zu Land werden. Nur uns kurzlebenden Menschen scheint es so, als sei die Landschaft schon immer so gewesen wie heute. Die Entstehung des Irrsees
Einstmals fuhr Georg Schwaighofer, ein Müller aus der Pfarre Mondsee, mit seinem Sohn geschäftehalber über den See. Es war ein wenig Eis auf dem Wasser, als der Sohn während der Fahrt aus dem Boot fiel. Durch die Fürbitte unserer lieben Frau kam er ohne weiters wieder in das Schiff zurück. Die Entstehung des Zeller oder Jungfernsees Dort, wo heute der Irrsee liegt, soll einst eine Burg gestanden sein. Ein steinalter Mann, der vor etwa 200 Jahren am Irrsee wohnte, wusste diese Sage schon zu erzählen. Da, wo jetzt der See ist, standen einst ein Schloss und eine Kirche. Zwei Jungfrauen, die Schwestern waren, erbten dieses Schloss. Die eine war gut und wohltätig, die ande-
Der Mondseer Lehrer Michael Lindenthaler nahm nicht die Sage von den beiden Jungfrauen, sondern diese 1842 von »Emil« erzählte Sage in seine Sagensammlung auf, was dann die große Verbreitung in zahlreichen Sagenbüchern zur Folge hatte. In alten Zeiten stand dort, wo sich heute der Irrsee befindet, das Schloss eines bösen Zauberers. Der versuchte alles Mögliche, um den armen Talbewohnern zu schaden. Besonders die fleißigen Ischler Salz- und Bergarbeiter mochte er nicht leiden. Eines Tages rief er einen Boten zu sich und erteilte ihm einen Auftrag. Er musste einen verschlossenen Topf mit Salzwasser zu den Ischler Salzbergleuten bringen. Sie sollten die Salzlösung prüfen.
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Die Ortsnamen des Irrsees, des nahegelegenen Irrsberges oder des nördlich gelegenen Ortes Irrsdorf leiten sich wahrscheinlich von dem lateinischen Personennamen Ursus her, was soviel wie Bär bedeutet. Die ersten urkundlichen Erwähnungen im ältesten Traditionsbuch des Klosters Mondsee machen das deutlich: »Ursesperge« (um 820), das hieß wohl: der Berg, wo ein Ursus lebte, arbeitete, gewisse Aufgaben zu erfüllen hatte, ... (Urisesseo (See eines Ursus), Maninseo (See eines Manno) Die wilde Jagd im Mondseeland
Relief über die Entstehung des Irrsees, geschaffen von Meinrad und Monika Mayrhofer; im Gemeindeamt Zell am Moos
Doch die Ischler trauten dem bösen Menschen nicht. Sie erwarteten nichts Gutes und sandten den merkwürdigen Topf ungeöffnet zum Zauberer zurück. Als der Bote wieder in die Nähe des Schlosses kam, rastete er bei einem Gebüsch. Er dachte nach, was denn in dem Topf sein könnte. Schließlich konnte er seine Neugierde nicht mehr bezähmen und öffnete den Deckel. Da quoll Wasser heraus, immer mehr und mehr und es hörte nicht mehr auf. Der Bote versuchte den Topf wieder mit dem Deckel zu verschließen, aber das gelang ihm nicht mehr. Schließlich flüchtete er auf einen nahe gelegenen Berg. Bald stand die ganze Gegend unter Wasser und das Schloss versank. Der entstandene See wurde Irrsee genannt. (nach Emil, 1842) Aus der tiefsten Stelle des Sees sollen manchmal die Zinnen der versunkenen Burg heraufleuchten, und es kann sein, dass die Fischer am See einem graubärtigen, unheimlichen Mann begegnen, der mit seinem Boot wirr und irr die Wogen durchfurcht. (nach Lindenthaler, 1926)
Früher lebten die Menschen im Mondseeland meist nur in Holzhäusern und es gab noch kein elektrisches Licht, kein Radio und auch noch keinen Fernseher. Am Abend war es oft nur ein schwacher Lichtschein, der vom Ofen oder vom offenen Herd her in die dunkle Stube fiel. Kerzen waren sehr teuer und wurden nur angezündet, wenn es wirklich notwendig war. Wenn dann der Wintersturm um das Haus brauste und an den Fenstern rüttelte, blieben auch die Erwachsenen in der warmen Stube, und manchmal erzählte einer Geschichten von der Wilden Jagd. Die Kinder saßen dann still dabei und hörten aufmerksam zu. In den Rauhnächten um Weihnachten stürmte früher die Wilde Jagd durch die Luft über die Wälder und Felder des Mondseelandes. Ganz voran kam eine Meute vieräugiger Hunde und dahinter sauste der Schwarm der wilden Reiter, von denen manche auf schwarzen Ziegenböcken ritten. Die Leute blieben angsterfüllt in ihren Häusern. Wer draußen auf ihrem Weg angetroffen wurde, den packte die wilde Jagd und nahm ihn mit. Nur über diejenigen, die sich flach auf die Erde warfen und einen Rosenkranz oder etwas Geweihtes bei sich trugen, stürmte der wilde Haufen hinweg. (Nach: Lindenthaler, 1926) Bei Zell am Moos wohnte einst ein Bauer in einem einsam gelegenen Hof. Er besaß einen schwarzen Hund. In der Nacht vor dem Dreikönigsfest brauste die Wilde Jagd über die Gegend. Der Hund begann zu winseln und zu heulen und wollte zur Türe hinaus. Als der Knecht die Türe öffnete,
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fuhr gerade die Wilde Jagd vorbei. Der Teufel, der an der Spitze ritt, warf ihm den Knochen eines Tierfußes zu und rief: »Da hast du ein Stück, weil du Jagen geholfen hast.« Der Hund sprang in das wilde Getümmel und blieb für immer verschwunden. Der Knecht blieb verwirrt zurück. (Nach: Pöttinger, 1948) Heute fürchtet sich niemand mehr vor der Wilden Jagd. In den Rauhnächten zu Weihnachten, zu Neujahr und vor dem Dreikönigsfest geht man in vielen Häusern noch heute mit Weihrauch durch die Zimmer, in den Bauernhäusern auch durch Stall und Tenne. Das soll Glück bringen und Unheil fernhalten. Vom Kreisstehen Will ein mutiger Mensch dem Teufel begegnen, muss er eine bestimmte Zeit lang in einem Kreis stehen bleiben und zwar in einer Rauhnacht. Eine gute Stelle dafür wäre zum Beispiel eine Totenwegkreuzung in der Mettennacht um 12 Uhr. Zuvor nimmt der Teufelsbeschwörer neun Tage keinen Weihbrunnen (Weihwasser), geht in keine Kirche und betet natürlich nichts mehr. Wenn er dann im Kreis steht, erscheint ihm der Teufel. Der macht nun allerlei Anstrengungen, um den Kreissteher aus dem Kreise zu treiben. Bäume werden gefällt und stürzen auf den Platz, brennende Heufuhren kommen, die Erde schwankt und so fort. Lässt sich der Teufelsherausforderer vertreiben und läuft vor Angst aus dem Kreis, dann ist er verloren. Der Teufel hat dann Macht über ihn und kann ihn holen. Bleibt er jedoch im Kreis, dann ist er ein gemachter Mann. Es glückt ihm dann alles. In den Rauhnächten gibt es noch allerlei Gefahren: Wenn einer Schlitten fährt, so setzt sich der Teufel hinten dazu und es geht dahin. Dass dann nichts Gutes passiert, kann sich jeder vorstellen. Auch für Jäger konnte es in einer Rauhnacht gefährlich sein. Ein Jäger, der alte Herzog vom Bühel, ging in der Raunacht Hasenpassen. Er pirschte mit seinem Gewehr durch den Wald und wollte einen oder mehrere Hasen erlegen. Da kamen plötzlich so schrecklich viele
Hasen, dass er große Angst bekam. Entsetzt warf der Jäger sein Gewehr weg und lief, so schnell er konnte, davon. (Nach: Brandstötter, Heimatbuch) Die Irrlichter Früher spannten die Bauern am Abend die Ochsen vor den Pflug und ackerten in der Nacht. Das war besser für die Tiere, die bei der schweren Zugarbeit nicht so schwitzen mussten und auch von den Bremen verschont wurden. Mancher Bauer sang bei dieser Arbeit oder redete mit seinen Ochsen. Der alte Traxler war ein solcher Nachtackerer und er redete seinen Ochsen immer gut zu. »Gehts weida, gehts au«, sagte er, »wann ma nix weidabringan, sats es schuid.« Da konnte es sein, dass sich in der finsteren Nacht Irrlichter auf die Hörnerspitzen der Ochsen setzten und zur Arbeit leuchteten. Irrlichter waren, wie die Buchelmandln am See, arme Seelen, die so den noch lebenden Nachfahren halfen. (Mairhofer-Irrsee, erzählt 1989) Die Stallhexe Bei einem Bauern in Unterschwand am Irrsee ging eines Sonntags die Bäuerin fort und sagte zur Kuhdirn: »Benütze ja nicht meinen Melkstuhl!« Die Dirn aber war neugierig und nahm absichtlich den Stuhl der Bäuerin beim Melken. Kaum melkte sie kurze Zeit, so wurde ihr ganz eigen zumute. Da saß sie auf einmal statt zu Hause beim Wildenecker, einem Bauernhaus gegenüber am See, im Stall. Die Wildeneckerleute waren natürlich erstaunt und aufgebracht und wollten ihre Kuh von der fremden Dirn nicht ausmelken lassen. Sie musste in die Stube hinein und sich dort vorstellen. Als die Dirn den Vorgang erzählte, war allen klar, dass diese Bäuerin eine Hexe sein müsse. Auf Rat des Wildeneckers warf die Dirn, nachdem sie heimgekehrt war, der Bäuerin den Melkeimer und das Stallgewand vor die Füße und kündigte. Der Wildenecker aber zeigte die Sache beim Pfleger an und seine Leute und die Dirn gaben ihm Zeugenschaft. Der Pfleger aber sagte, dass dieser Fall vor einer anderen Stelle verhandelt werden müsse und zu
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Schaden sei ja niemand gekommen. Es ist aber »nix mehr drauf ankemma«. Die Bäurin ist aber ihr Lebtag als Hexe verschrien gewesen. (Nach: Brandstötter, Heimatbuch) Der gesperrte Wagen Manche Menschen konnten durch Zauberei die Räder von Wägen sperren, so dass diese nicht mehr von der Stelle zu bewegen waren. Das passierte auch einem Fuhrmann, der von einem Wirtshaus in Zell am Moos weiterfahren wollte. Da eine Hochzeit im Gange war, forderte er die Gäste auf dem Tanzboden auf, den Wagen von dem Zauber freizugeben. Die Leute lachten den Fuhrmann aus und glaubten ihm kein Wort. Darauf ging der Fremde hinaus und stieß sein Messer in das Pferdekummet. Zur selben Zeit brach ein Hochzeitsgast tot nieder. Es war derjenige, der die Räder gesperrt hatte. Überhaupt wussten sich die Fuhrleute, die ja auch in der Nacht unterwegs waren, gegen Zauberer, Hexen und andere böse Geister zu schützen. So war eine Dachshaut, die auf dem Kummet der Pferde angebracht war, ein Schutz für den Fuhrmann und das Tier, das ja für ihn lebenswichtig war. (Mairhofer-Irrsee, erzählt 1989) Der angebundene Gendarm Einst ging ein Bettelweib durch den Ort Zell am Moos. Da wurde die Frau von einem Gendarmen angehalten, der wissen wollte, was sie da mache. Doch die Bettlerin ließ sich nicht aufhalten und bannte den Gendarm. Der musste am Ort feststehen und konnte sich nicht mehr vorwärts oder zurück bewegen. Dann ging die Bettlerin weiter. Als ihr Leute begegneten, sagte sie: »Wenn ihr zu einem Gendarmen kommt, der sich nicht rührt, dann klopft dem Mann auf die Schulter, dann kann er wieder weg.« Und so geschah es auch. (Nach: Brandstötter, Heimatbuch) Das Moalgarn Das Spinnen war früher im Mondseeland und auch anderswo besonders hochgeschätzt. Aus den gesponnenen Fäden
wurden dann Stoffe gewebt oder warme Kleidungsstücke gestrickt. So war es verständlich, dass auch schon die Kinder frühzeitig diese wichtige und doch leichte Arbeit erlernen mussten. Flink und sauber spinnen zu können, war für die Mädchen eine große Ehre, um die sie wetteiferten. In manchen Häusern gab es sogar eigene kleine Spinnrocken für Kinder. Wenn so ein Dirnlein schon vor dem Schuleintritt sein erstes Garn spinnen konnte, so nannte man dieses Garn »Moalgarn«. Und wenn der Weber ein kleines Tuch daraus weben konnte, war es Stolz und Freude für Mutter und Kind. Das »Moalgarn« verfügte über wundersame Kräfte. So wurde es zum »Wenden« benötigt, um damit eine Krankheit oder auch anderes zu vertreiben. Auch dem fleißigen Mädchen konnte es Glück bringen, wenn daraus ein Tüchlein gewebt wurde. Breitete man nun, so wusste die alte Thomabäurin zu erzählen, ein solches Tüchlein vor einem Schlangennest aus, so legte die Schlangenkönigin ihr Krönlein auf das Tüchlein, dem braven, fleißigen Dirnderl zum Lohn. (Nach: Brandstötter, Heimatbuch) Aus dem ersten Garn, das ein junges Mädchen gesponnen hatte, wurden auch Saattücher gewebt, mit denen früher das Getreide ausgesät wurde. Das sollte gutes Aufgehen der Saat und reiches Wachstum bewirken. (Erzählt von SR. Franz Mayrhofer, Mondsee) Der Oberösterreichische Bauernführer Stefan Fadinger soll ein Hemd getragen haben, das aus Moalgarn hergestellt worden war. Es sollte ihn vor Verletzungen schützen. Die Zeller Schratzen Ein Gegenstück zu den Mondseer Krebsentränkern sind die Zeller Schratzen. Der Schratz (ein barschartiger Fisch) steht oft auf einem Fleck und hat wie alle Fische die Augen offen und schaut. Nun soll den Zellern Mondsee früher wie eine kleine Stadt vorgekommen sein. Sie sollen wie diese Fische mit großen Augen vor den Mondseer Geschäftsauslagen gestanden sein. Daher wurden die Zeller von den Mondseern Zeller Schratzen genannt. (Mairhofer, erzählt 1989)
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»Aus Ärger und Rachsucht haben’s uns den Spitznamen aufbracht, die Mondseer!« verteidigt sich ein Zeller. »Krebsentränker!«, das haben halt die Herrn Marktbürger wegen ihrer Schildbürgerstreiche öfters hören können, wenn sich so ein Oberseer oder Zeller Bäuerlein in den Dischgur mischte. Also die Schratzen, mit rechten Namen Barsche, sind die häufigsten Fische im Irrsee. Sie haben eine dicke Haut und Stacheln an den Flossen, mit denen sie sich hie und da aufbürsteln. Das sind freilich keine schlechten Eigenschaften, aber etwas hat es übrigens bei »an iadn« (bei jedem), und das ist beim Schratzen das Schauen. Mitten im schönsten Urwald der Wasserpflanzen, bei den Pflöcken und Piloten und wo immer ihm was unterkommt, wenn er nicht schon steht, so bleibt er stehen und schaut, schaut. »Es wird ja auch seine tieferen Gründe haben, aber wissens, auf das spielens an, die Mondseer, doch wie gesagt, es ist nur Ärger und Rachsucht.« Von solchen Neckereien blieben auch andere Orte nicht verschont. So hatten die Unteracher den Spitznamen Nebelfanger, die Oberwanger wurden Hirschjäger oder Konradschinder genannt. (Brandstötter, Heimatbuch) Die Haslauer und die Zeller Diese sind gerne Rivalen und oft im Streit. Insbesondere liegt den Haslauern im Magen, dass Zell am äußersten Winkel der Gemeinde durch die Pfarre, die Gemeindestube, die Post etc. die Oberhand hat. Sie machten sich daher oft bemerkbar, hatten die Jagd, eine eigene Schule und der Bürgermeister war abwechselnd ein Zeller und dann ein Haslauer. Bei einem derartigen Rededuell behauptete nun einmal ein Haslauer gewichtig, dass die Haslau, wenns darauf ankommt, doch der Kopf der Gemeinde ist, denn Zell ist herunten und Haslau oben. Darauf entgegnete ein Zeller Bäuerlein und fragte: »Und wo fängt Dummheit an, als wie im Kopf!« Damit soll der Kampf entschieden worden sein. (Brandstötter, Heimatbuch)
Die dünne Kost Der Hanlbauer Georg war beim Wirt in Zell Knecht. Stämmig und von mittlerer Größe, war er als guter Arbeiter bekannt und gesucht. Er hatte auch eine schlagfertige Zunge. Das Mähen war ihm eine Spielerei und die Sense fuhr durchs Heu ohne dass er sich viel zu bücken brauchte. Dem Wirt aber erschien die Arbeit zu leichtfertig und er konnte es sich nicht versagen, den Knecht anzureden: »Könntest schon breiter herstehen und die Mahd weiter nehmen!« Worauf der Knecht, der die Grießkost weniger liebte oder schon satt hatte, die beim Wirt zur Heuzeit Sitte war, antwortete: »Da rinnt ma ja’s Grießkoch aus!« (Brandstötter, Heimatbuch) Der Schneider und der Most Einmal kam der Störschneider, der gerne Most trank, zu einem alten Bäuerlein auf den Hof. Dieses erwiderte auf seinen Gruß: »Hätt di nöt kennt, oba an da Stimm wohl!« Als sie sich aber zum Tisch setzten, stand da ein Glas Most. »Mir scheint, do is no a wengerl Most drinn«, sagte das Bäuerlein und trank ihn aus. »Ja, den Schneider hat er nicht gekannt, wegen seiner schlechten Augen, aber den Most hat er gesehen!« so meinte der Schneider. (Brandstötter, Heimatbuch)
quelle Wundersames Mondseeland. Sagen, Legenden, Erzählungen für Kinder und Erwachsene aus dem Mondseeland und seiner Umgebung bis St. Wolfgang mit begleitenden Texten aus Geschichte und Naturgeschichte. Herausgegeben vom Museum Mondseeland, Mondsee 2006
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Zur Gesaiate und Legende des Zelersees bzw. Irrsees Franz Wiesinger [†] · Josef Eckhardt Dieser See gehörte in früherer Zeit zum Kloster Mondsee, und das Fischrecht wurde als Lehen an 5 Bauernfischer gegeben, wofür diese an das Kloster zu bestimmten Zeiten ein gewisses Quantum an Fischen zu liefern verpflichtet waren. Als das Kloster in der Regierungszeit Kaiser Josef II., so wie viele andere Klöster, aufgehoben wurde und sich niemand um den See und die Fischerei bekümmerte, haben diese 5 Bauernfischer einfach weiter gefischt, und so haben diese schließlich den Eigentumsanspruch auf die Fischereirechte durch Verjährung erreicht. Ein Nachweis, die Fischereirechte durch Kauf erworben zu haben, konnte nicht gefunden oder erbracht werden. Der Seegrund wurde seitens der Gemeinde Zell am Moos als Eigentum beansprucht und hiefür auch nachweisbar immer die Grundsteuer bezahlt; das Finanzärar bestritt das Eigentumsrecht der Gemeinde, es wurde ein Prozess geführt, welcher zu Gunsten der Gemeinde entschieden wurde.
Der Fischereibetrieb der Bauern war ein sehr primitiver und wurde eigentlich nur zur Laichzeit der Fische ausgeübt, wobei zumeist nur Karpfen, Brachsen und Hechte, selten Seeforellen, welche in Bäche aufstiegen, gefangen wurden. Es war unbekannt, dass im See auch viele Saiblinge vorhanden waren. Die Folge war, dass diese Fischgattung in zu großer Menge vorhanden und degeneriert und abgemagert war. Im Jahre 1899 kam nach langwierigen Verhandlungen zwischen Herrn Hans Lindinger, Güterdirektor in Wien, und den 5 Bauernfischern ein Pachtvertrag für die Zeitdauer von 10 Jahren, d.i. 1900 – 1910, zu Stande mit einem jährlichen Pachtpreis von 240 Gulden bzw. 480 Kronen, und im Vertrag wurde zugleich dem Pächter das Kaufrecht für die Fischereirechte zum kapitalisierten Pachtwerte eingeräumt. Herr Lindinger besetzte den See mit 40.000 Lachsforellenbrütlingen, mit 10.000 böhmischen 1jährigen Karpfen (Wittingauer), ferner 500 Stück 3 – 4jährigen Zander, 5000 Stück einjährigen Regenbogenforellen, 1000 Stück 1 – 2 jährige Hechte, 50 kg laichreifer Lauben (Ukelei) aus Mondsee, 50.000 Stück Saiblingsbrut und 20 kg Koppen an
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den Bachmündungen. Herr Lindinger erbaute das Bootshaus, beschaffte Netz-Inventar, Boote und Kähne, Geräte etc., und bewirtschaftete den See mit 2 Fischergehilfen. In Folge geschäftlicher Angelegenheiten kam Lindinger öfters nach Salzburg, wurde dort bekannt, lernte den damaligen Fischerei-Direktor, Herrn Kollmann und durch diesen den Herrn Landeshauptmann Dr. Schumacher und Herrn Prälaten Dr. Winkler von der Landesregierung Salzburg kennen. Es wurde darüber gesprochen, ob Lindinger nicht lieber den Wallersee zur Bewirtschaftung nehmen wollte, da dieser See unmittelbar an der Westbahn und nahe von Salzburg und damit günstiger gelegen sei. Lindinger suchte einen Interessenten für seinen Pachtvertrag des Zellersees und fand in Herrn Gustav Otto, Fischermeister in Alt-Grimnitz bei Joachimsthal-Uckermark in Deutschland, einen Ablöser, welcher die Zellersee-Fischerei, d.h. den Pachtvertrag inklusive Inventar und investiertes Kapital zum Werte von 22.900 Kronen übernahm und mit Beginn des Jahres 1904 durch seine Fischermeister Mehlman, dann Friese u.a. bewirtschaften ließ. Herr Lindinger, welcher auch in Zell am Moos eine Wohnung hatte, übersiedelte nach Salzburg und wollte von der Landesregierung den Wallersee, welcher dem Lande gehörte, kaufen. Ein Verkauf wurde aber abgelehnt, dagegen eine Verpachtung auf 30 Jahre oder länger vorgeschlagen. Es wurde ein Wirtschaftsplan zur Vorlage gewünscht. Der wurde von Herrn Lindinger zusammen mit dem großen Fischzüchter Viktor Burda, wohnhaft in Wien, ausgearbeitet und der Landesregierung vorgelegt. Laut diesem Wirtschaftsplan war vorgesehen, am Wallersee bei Seekirchen eine kleine, mit Bachwasser betriebene Mühle anzukaufen und daselbst eine »Fischer-Schule« einzurichten, ferner Grundstücke zu erwerben, eine Fischzucht mit großen Teichanlagen zu bauen, Zander und Karpfen etc. zu züchten und in den Wallersee abfließen zu lassen
und so eine intensive Seebewirtschaftung durchzuführen. Hier muss bemerkt werden, dass der Wallersee auch an Bauernfischer verpachtet war, was die Landesregierung aber nicht zufrieden stellte. Nach Einbringung des Pachtangebotes und Wirtschaftsplanes bei der Landesregierung erhielt Herr Fischerei-Direktor Kollmann den Auftrag, ein Gutachten abzugeben. Genannter prüfte das Angebot und bezeichnete dieses und den Wirtschaftsplan als sehr gut und sehr empfehlenswert, so dass an der Annahme seitens der Landesregierung nicht zu zweifeln war. Die Angelegenheit kam zur Vorlage an den Landtag und wurde von diesem mit einer Stimmen-Majorität von 3 Stimmen der Christlichsozialen Partei abgelehnt mit der Begründung, man könnte doch nicht den dort ansässigen Bauern die Fischerei nehmen und an »Fremde« abgeben! Wie Herr Lindinger nachträglich auf vertraulichen Wegen feststellen konnte, hatte Herr Fischereidirektor Kollmann in seinem Referat diesen Ablehnungsgrund hinein gebracht und auch bemerkt, dass man das, was »Fremde« im Wirtschaftsplan vorschlagen, ja auch selbst machen könne. Begreiflicherweise waren Herr Viktor Burda und Herr Lindinger über das Vorgehen empört, und Lindinger schrieb an die Landesregierung und Direktor Kollmann je einen rekommandierten Brief mit Retour-Rezepisse, dass die Ausführung des Wirtschaftsplanes von anderer Seite nicht gestattet werden könne, weil das Diebstahl geistigen Eigentums sei! Es wurde auch nichts gemacht, weder von Direktor Kollmann noch von der Landesregierung, und der Wallersee verblieb im gleichen Zustand und in Pacht der Bauernfischer. Direktor Kollmann wurde seinerzeit bald seiner Funktion enthoben und starb ein paar Jahre später. Wie Herr Lindinger erfuhr, wollte Kollmann in seinem Ehrgeiz als Fischereidirektor die Seefischerei-Angelegenheit des Wallersees in eigenen Händen behalten, konnte aber dann die erforderlichen Geldmittel
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nicht aufbringen. Herr Lindinger hatte also den Zellersee aufgegeben und den Wallersee nicht bekommen, wohnte dann mehrere Jahre in Salzburg und übersiedelte später wieder nach Wien. Herr Gustav Otto bewirtschaftete den Zellersee weiter, kaufte in den Jahren 1906 bis 1908 die Fischereirechte von den 5 Bauern auf Grund des Pachtvertrages, teilweise im Prozesswege durch Herrn Dr. von Vilas, Rechtsanwalt in Salzburg. Er verkauft das mit erworbene Anwesen »Dorferwirt« (Klaushofer) an Herrn Habring und behielt nur die Fischereirechte am Zellersee, Ramsauer- und Zellerbach. Herr Otto besetzte den See mit mehreren hundert Kilogramm großwüchsigen Brachsen und im Jahre 1912 mit ca. 250.000 Stück Jungaal (Was sich leider nicht als günstig herausstellte). Im Jahre 1912 – 1913 verhandelte Herr Ferdinand Rainer, Architekt in Wien, mit Herrn Otto betreffend Ankauf der Fischereirechte und mit der Gemeinde wegen Ankaufes des Seegrundes. (Angeblich für den Erzherzog Ferdinand, welcher sich dort Gründe kaufen wollte, um ein Schloss erbauen zu lassen). Herr Rainer kaufte auch tatsächlich am 02.08.1914 von der Gemeinde Zell am Moos mit der Bewilligung der Landesregierung in Linz den Seegrund zum Preise von 40.000 Kronen (Gold) lt. Vertrag. Durch das Ableben des Erzherzogs Ferdinand, dann durch den Krieg 1914-1918 wurden die Projekte des Schloss- und Villenbaues, des Kaufes der Fischereirechte für Herrn Architekten Rainer undurchführbar, und er verkaufte den Seegrund am 21. September 1920 an Herrn G. Otto. Dieser hatte mittlerweile auch ein Grundstück am Seeufer im Ausmaß von etwa einem Joch (ca. 6000 m²) gekauft, den sogenannten Fischmeistergrund in Zell am Moos laut Grundbuch und Besitzbogen. In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 war der See unbewirtschaftet und ohne Aufsicht. Herr Rainer hatte eine beschränkte Fischereierlaubnis. Im Jahre 1920 pach-
tete Herr Lindinger den Zellersee wieder auf 20 Jahre laut Vertrag, dieser wurde später abgeändert und bis 1942 ausgedehnt. In den Jahren 1924 und 1925 beabsichtigte Herr Oberbaurat Dr. Ing. Stern (Firma Stern & Hafferl) den See zu kaufen, um in Mondsee ein Elektrizitätswerk zu bauen (Spitzenwerk) und die Seewasserkraft vom Zellersee mit 74 m Gefälle und mind. 3.000 Litern Wassermenge/sec. stabil auszunützen. Ein Vorvertrag zum Seekauf sowie die technischen Vermessungen und Vorarbeiten seitens der Firma Stern&Hafferl waren fertig, die Kommissionierung anberaumt, da starb Herr Oberbaurat Dr. Ing. Stern, und das Geschäft musste unterbleiben. Der Seekaufpreis gegen Barzahlung betrug 236.000 Goldkronen, die Ablösung des Pächters Lindinger und des Inventars war mit 50.000 Goldkronen vereinbart gewesen. Im Jahre 1929 begannen Seeverkaufsverhandlungen mit einem Herrn Kurt Fiedler, Kaufmann und Buchhändler in Wien, auf Basis eines Preises von 300.000 Schilling für den See und Pacht mit Inventarablöse von 40.000 ATS. Schließlich kaufte Herr Fiedler mit Hilfe einer Frau Gastinger den See um 150.000 Schilling jedoch auf 10jährige Ratenzahlung à 15.000 Schilling. und 7 % Verzinsung. Fiedler bezahlte à conto die ersten Rate von 13.334 ATS wurde aber in Folge anderer Geschäfte in Wien insolvent, und Herr Otto musste den See in der Feilbietung (=Versteigerung) zurückkaufen. Lindinger hatte sein Inventar um 40.000 ATS an Fiedler verkauft (unter Eigentumsvorbehalt) gegen Wechsel; Fiedler traf verschiedene Anordnungen, kaufte auch ein Haus in Zell mit Anzahlung, welches dann auch in der Feilbietung verkauft wurde. Herr Lindinger rettete wohl sein Inventar verlor aber dennoch ca. 4.600 ATS durch Zahlungsverpflichtungen, welche er auf Grund der Anordnung Fiedlers durchgeführt hatte. Im gleichen Jahr 1930 hatte Lindinger in den See neuerlich bestellte 100.000 Zanderbrut, 3.500
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Lachsforellenbrut und ca. 100.000 Hechtbrut eingesetzt und im Jahre 1931 weitere ca. 200.000 Hechtbrut. Im Jahre 1932 (Winter) erkrankte Lindinger an Darmvergiftung, war bis Juni krank, und kam erst im Juli wieder nach Zell. In der Zwischenzeit gab es nur beschränkten Fischereibetrieb. Im Jahre 1933 erkrankte Lindinger neuerlich an Gelenksrheumatismus, die Fischerei blieb fast ganz ruhend. Im Jahre 1934 war Lindinger vom März bis 16. Dezember in Zell am Moos, es herrschten starke Schneeverwehungen, die Fischerei litt unter Absatzmangel und billigen Preisen. Im Jahre 1935 war Lindinger wieder an Rheuma erkrankt, litt auch an bedenklichen Herzbeschwerden und blieb daher in Wien. Die Fischerei wurde gegen Fangprämien durch Herrn Alois Gaderer und Herrn Karl Buchner betrieben, die Fischverwertung besorgte Herr Lindinger. Es gab diverse Verhandlungen bei der Fischerei-Sektion der Landwirtschafts-Gesellschaft mit Herrn Prof. Czerny, Herrn Dr. Neumann, den Herren Schwier jr. und Herrn Hierzenberger sowie Baron Ostenhof. Die damals sehr ungünstigen Zeitverhältnisse führten aber zu keinem Erfolg. Im Jahre 1936 und 1937 verpachtete Lindinger die Fischerei an den Fischhändler Hans Krieg in Salzburg, aber es zeigte sich, dass die Fortsetzung der Verpachtung nicht empfehlenswert sei, und der Pachtvertrg wurde aufgelöst. Da Herr Lindinger noch immer kränklich war und die Ärzte entschieden abrieten, die Tätigkeit der Fischerei weiter zu führen, wurde das Pachtverhältnis mit Herrn Otto in freundschaftlicher Weise gelöst. Seit dem Jahre 1938 ruhte die Fischerei vollkommen. Herr Otto wollte nicht mehr verpachten, sondern den See verkaufen, und gibt Herrn Lindinger den Auftrag, entsprechende Käufer zu suchen und die gegenständlichen Verhandlungen zu führen. Im Jahre 1939 sucht Herr Lindinger
Käufer und führt diesbezügliche Korrespondenzen und Verhandlungen. Am 10.11.1939 wird ein Kaufvertrag mit Herrn Bodin geschlossen. Die Kriegswirren führen dazu, dass zum Teil Schleppnetzzüge auf dem See durchgeführt wurden und die gefangenen Fische vor Ort gleich an die Bevölkerung, die sich als Ruderer in den großen Zillen zur Verfügung stellte, zu günstigen Preisen verkauft wurden. Für Bodin war vor Ort der allseits bekannte Gaderer Lois tätig, der mit ihm korrespondierte. Letzterer hatte in dem heute zum Konsortium Zeller-Irrsee gehörenden Bootshaus eine Werkstatt untergebracht, in der er auch Boote herstellte. Diese Holzboote waren weit über den Irrsee hinaus bekannt und wurden auch gerne gekauft. Der im Jahre 1949 gegründete Sportanglerbund Vöcklabruck führte mit Bodin im Jahre 1956 Verhandlungen, die dazu führten, dass der Verein, der damals rund 400 Mitglieder hatte, den See für 1 Jahr pachten konnte. Von den Mitgliedern wurde der See mit zum Teil beschwerlicher Anreise vor allem über das Wochenende befischt. So fuhren Fischer mit dem Zug nach Oberhofen und auf dem mitgebrachten Fahrrad bis zum See. Übernachtet wurde in der Regel beim zum Teil sehr griesgrämigen aber den Fischern immer aufgeschlossenen Gaderer Lois. Große Boote, die für die Schleppfischerei mit Netzen ehemals angeschafft wurden, dienten dabei als Liegestatt. Zu dieser Zeit war es ein beschwerlicher Weg von Vöcklabruck zum Irrsee. An ein motorbetriebenes Fahrzeug war nicht zu denken, denn das konnte sich von den Fischern damals niemand leisten. Nach Ende der Pachtdauer von 1 Jahr signalisierte Bodin dem damaligen Obmann Marschner seine Bereitschaft, den See an den Sportanglerbund zu verkaufen. Der in Finanzangelegenheiten gut bewanderte Vizeobmann Franz
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Wiesinger aus Vöcklabruck konnte jedoch erkennen, dass der verlangte Kaufpreis von 500.000 Schilling zur damaligen Zeit nicht aufzutreiben war und begann das Projekt »Kauf des Irrsees« zu betreiben. Zuerst begann er innerhalb der Reihen des Vereines für den Ankauf zu werben, musste aber nach unzähligen Präsentationen erkennen, dass es zwar großes Interesse gab, jedoch niemand in der Lage war, entsprechende Darlehen dem Verein zur Verfügung zu stellen. Durch sein Verhandlungsgeschick konnte mit Bodin vereinbart werden, dass der See in 10 Jahresraten zu je 50.000 erstanden werden konnte. Die Tatsache, dass durch die Mitglieder des Sportanglerbundes zum damaligen Zeitpunkt nur wenig Kapital aufzutreiben war, führte zu der Überlegung, das Miteigentum in 40 gleichen Teilen zu je 12.500 Schilling zu verkaufen. Das war für damalige Verhältnisse auch noch sehr viel Geld, denn damals war Bargeld Mangelware und es gelang in den meisten Familien kaum, die Grundbedürfnisse der Menschen zu decken. Verglichen mit dem heutigen Preisniveau muss festgestellt werden, dass die damaligen Schillingpreise im Durchschnitt heutigen Europreisen entsprechen. Natürlich sind einige Produkte im Preis überproportional gestiegen, andere wurden vergleichsweise erheblich billiger. So wurde der letzte verkaufte Anteil um € 72 000 verkauft. Da der Verein selbst nur wenig Kapital aufwies, mussten Mitfinanziers auch außerhalb des Vereines gefunden werden, was Wiesinger durch viel Geschick, Geduld und Beharrlichkeit auch gelang. Am 09.03.1958 konnte Wiesinger, der 1960 die Obmannschaft von Marschner übernahm, den Kaufvertrag mit Bodin schließen. Dem gewieften Strategen Wiesinger ist es auch zu verdanken, dass nach reiflicher Überlegung gleichzeitig mit dem Kaufvertrag ein Konsortialvertrag abgeschlossen werden
konnte, der die Beziehungen der Miteigentümer untereinander mit nur wenigen Änderungen bis heute regelt. Zum ersten Obmann des Konsortium Zeller-Irrsee wurde Franz Wiesinger bestellt, der von nun an über mehr als 25 Jahre die Geschicke des Konsortiums Zeller- Irrsee mit zum Teil eiserner Hand führen sollte. Im Jahr 1985 wurde Wiesinger von Manfred Huber abgelöst, auf diesen folgte von 1997 bis 2002 Bäckermeister Obauer aus Zell am Moos und seit 2003 stellt wieder der Sportanglerbund Vöcklabruck den Obmann des Konsortiums. Gab es in den ersten Jahren des Bestehens des Konsortiums Probleme mit der Geldaufbringung, um die Zahlungen an Bodin pünktlich durchführen zu können, und beschäftigten zum Teil auch interne Probleme alle Miteigentümer, so stellt in der jüngeren Vergangenheit die Verteidigung des Eigentums die Verantwortlichen vor immer größere Probleme und macht einen immer höheren Zeit- und Mittelaufwand für das Konsortium notwendig. Im Mittelpunkt der Überlegungen des Konsortiums Zeller-Irrsee stehen in jedem Fall die Erhaltung dieses Naturjuwels für die Nachwelt und die Ausübung einer waidgerechten Fischerei an diesem traumhaften Gewässer.
Dieser Bericht beruht auf Aufzeichnungen des früheren Obmannes des Konsortiums, Franz Wiesinger (†), Finanzbeamter in Vöcklabruck, die durch Erinnerungen und Aufzeichnungen des jetzigen Obmannes Mag. Josef Eckhardt, der mittlerweile seit 25 Jahren die Geschicke des Sportanglerbundes Vöcklabruck leitet, ergänzt wurden.
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Die Anfänge des Fremdenverkehrs in Zel am Moos Christl Ehringer
(Enkelin von Prof. Trautzl)
Herr Bernhard Koller war Schulleiter in Zell am Moos von 1895 bis 1922. Er begann 1903 mit den Aufzeichnungen in einem Gedenkbuch von Zell am Moos, welches dem Auftrag der Inschrift gemäß im Heimatmuseum Mairhofer aufliegt. Laut diesem Buch war der erste Sommergast Herr Heinrich Jakoby, Fabriksbesitzer aus Wien im Jahre 1897. 1902 bat Herr Schulleiter Koller Herrn Prof. Julius Trautzl, akad. Maler und Bildhauer aus Wien, ein Freund aus Studententagen, doch seine Sommerferien in Zell am Moos zu verbringen, da er in den Ferien nicht zu unterrichten hätte. Zu dieser Zeit war es in Wien üblich, die Sommerferien mit Familie und Personal auf dem Land zu verbringen. So verbrachte die Familie Trautzl ihren Urlaub im Hause Hinterauer. Der Vater fand genügend Motive für seine Bilder, die Mutter führte mit einem Dienstmädchen den Haushalt. Der Einkauf im Dorf war unkompliziert, die beiden Wirtshäuser Bahn und Walkner boten gutes Bier und guten Wein, der Sohn und seine beiden Schwestern waren begeistert über ihre Freiheit. Die Familie Hinterauer wollte auf der Hausfront eine Sonnenuhr. Und da diese Idee allen so gut gefiel, wurde diese Sonnenuhr von Prof. Trautzl für nächstes Jahr auch versprochen. Diese Sonnenuhr gibt es heute noch, liebevoll gepflegt von den Nachkommen und mit 1903 datiert.
Beim Sommerurlaub 1903 waren weitere Freunde – unter anderem Josef Steinbach, niederösterreichischer Landesbeamter aus Wien, aufgrund der Schilderungen vom Urlaub in Zell am Moos hierher gefolgt. Schulleiter Koller begann 1903 mit den Aufzeichnungen im Gedenkbuch von Zell am Moos. Damals konnte er bereits mit 27 Unterschriften starten – der Fremdenverkehr in Zell am Moos war geboren. Der Sommerurlaub der Wiener dauerte im Allgemeinen 9 Wochen. Anreise mit der Westbahn, umsteigen in AttnangPuchheim in den Personenzug bis Oberhofen, dann mit der Kutsche vom Bahn oder Michelbauer ins Quartier – Fahrzeit: 1 Tag. Auch 1940 war es nicht viel anders, nur fuhr die Bahn etwas schneller, der Bus ersetzte teilweise die Kutsche. Für die Bewohner des Dorfes und die der umliegenden Bauernhäuser war es ein willkommenes Zusatzeinkommen und es wurden viele langjährige Bekanntschaften daraus geschlossen. 1904 folgte Fam. Turezky, 1905 Fam. Appelt und erstmals nahmen auch Personen aus Mondsee und Oberhofen an den Freizeitgestaltungen teil. Der Zeller Platten Club mit eigenem Siegel wurde 1905 gegründet. Das war ein lockerer Zusammenschluss der Kinder der Wiener Sommergäste, die ihren Spaß in Zell am Moos hatten. 1906 durften auch Platten-Backfische mitreden. 1907 folgte die Fam. Polland, 1910 Fam. Merkl. 1910 wurde auch zum ersten Mal ein Winterurlaub hier verbracht.
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Ehepaar Trautzl auf dem Bankerl vor dem Hinterauer Haus
Gertrude Ottl vor dem Hinterauer Haus mit der Sonnenuhr
Von all diesen 7 Familien, mit Ausnahme der Familie Jakobi, von der leider keine Informationen vorliegen, verbringen die Nachkommen ihre Freizeit in Zell am Moos. So wurde dieses Dorf seit 5 Generationen und mehr als 100 Jahren der Treffpunkt der Familien. Damals begann man mit 9 Wochen Urlaub, es folgten 4 Wochen, dann 14 Tage, heute oft nur Kurzurlaube, doch der Zauber dieser Landschaft wirkt noch immer. 1913 fand der erste Kochkurs mit der Wanderlehrerin Braunegger statt. Hier findet man die Namen Dorfinger, Schweighofer, Obauer, Hinterauer, Pichler, Zeller, Dirnberger, Schafleitner. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Sommergäste auch mit Kochkünsten verwöhnt wurden. 1920 findet man die Eintragung: »Lieber Leser, merk dir das – geh dem Bauer nicht ins Gras, dass man dich mit leichter Müh, unterscheidet von dem Vieh.« Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Winter 1921 wurde die Badeanlage durch einen heftigen Eisgang zerstört und mit dem Notgeld der Einwohner und Hilfe der Urlauber wieder aufgebaut. Ab 11. September 1922 wurde Herr Oberlehrer Karl Brandstötter neuer Chronikverwalter. 1925 findet sich die Unterschrift von Adele Steinbach. Der erste Schwimmwettbewerb fand am 18.08.1926 statt. Das erste Seefest wurde am 31.07.1932 gefeiert, dabei fanden auch ein Wettrudern und ein Festzug statt. Leider fehlen die Fotos von Herrn Strohschneider mit der alten Zeller Tracht und dem Irrsee-Dirndl.
In einem Nachtrag zum Buch wird festgehalten, dass 1922 auf Anregung von Frau Dr. Gruß der See der Länge nach von Fräulein Fromm aus Wien durchschwommen wurde, und zwar in der Zeit von 2 Stunden. Pfingsten 1933 fand der erste Botanikkurs mit Herrn Dr. Steinbach statt. 1934 gab es einen Sommer-Wettbewerb der Jugendschigruppe Zell am Moos. Aufgezeichnet ist dies von Herrn Oberlehrer Karl Brandstötter. Folgende Bewerbe wurden ausgetragen: Schwimmen von der Demmerhütte zum Steiningerbach – Bestzeit 14 min. 54 sec., Laufen 500 m – Bestzeit 1 min. 24 sec., Rudern 800 m – Bestzeit 5 min. 7 sec. Die ersten Bilder von Hans Mayrhofer finden sich 1936 in dieser Chronik. Die Plattenclubsitzung 1938 beklagt den Bau einiger Hochhäuser im Dorf, die Dammverbreiterung bei der Demmer-Hütte und die Ölung der Hauptstraße. Am 09.11.1947 fand im Gasthaus Rumpelmayer ein Tanzabend für die Platten-Mitglieder, die den Krieg überlebt hatten, und alle Zell am Mooser statt. 1957 gab es einen neuen Rekord bei der Seeüberquerung durch Hagen Jax aus Wien mit einer Zeit von 11 min. 34 sec. Mit der Eintragung: ›Erhaltung der Naturlandschaft mit aller Kraft‹ von Dr. Adele Sauberer-Steinbach endet das Buch.
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Kindheit in der Hagau der Zwanzigerjahre Othmar Halmdienst
Text von Eduard Muss bereit gestellt
Schulbeginn in der einklassigen Volksschule Am 1. Mai des Jahres 1921 fing für uns drei die Schule an, und da sie einklassig war, für uns Anfänger erst mittags. Gleichzeitig beendete Franzl, der jüngste Sohn, seine Schulzeit. Er hatte die Schulzeit erfolgreich beendet, was man von seinen Brüdern Hansl und Seppl nicht eben behaupten konnte. Ich erbte von Franzl den Schulranzen, ein ziemlich abgetragenes Lederstück, jedoch von besonderem Wert durch das Monogramm »FN« in reinem Silber. So innig unsere Freundschaft mit Frieda war, in der Schule, wo sie gleichaltrige Freundinnen hatte, waren Willi und ich abgeschrieben. Wir waren ein gutes Dutzend ABC-Schützen, die das erste Schuljahr bildeten und wurden allerdings gleichzeitig mit den Schülern des zweiten und dritten Schuljahres mit anderem Lehrstoff unterrichtet. Der Lehrer, der morgens schon die älteren Jahrgänge heranbildete, war der Schwager des Sagerermüllers und also auch Friedas Onkel, deren Frauen somit Schwestern. Er war in der Ortschaft ganz selbstverständlich eine Respektsperson zwischen all dem Bauernvolk, der Herr Lehrer Leo Scheichl. Das Klassenzimmer lag im oberen Stockwerk, das untere war Privatsphäre, in der nur für das Impfen der Schüler ein Raum freigegeben wurde, samt einer emaillierten Waschschüssel mit Gestell.
Das Schulgebäude umgab hinten und an beiden Seiten ein großer und schöner Garten mit hohen Sonnenblumen, Gemüsebeeten und einigen Obstbäumen. In einer Gartenecke stand eine Bienenhütte mit mehreren Völkern. Ja, der Herr Lehrer lebte recht gut, dafür sorgte schon seine Frau, eine stille Person, die einen immer nett prüfend durch ihre Brille betrachten konnte. Auf der Straße sah man sie fast nie und ich glaube, dass sie nach dem Unterricht größere Schulmädchen mit Besorgungen beauftragte. Fleischsorgen hatten die Scheichls wohl kaum, denn es wurde bei den Bauern kaum ein Schwein geschlachtet, an dessen Verzehr sie nicht beteiligt gewesen wären. Ganz anders war es bei unserem Katecheten, dem Pfarrer Burgstaller aus Zell, der übrigens ein Schulkamerad meines Vaters aus Gramastetten war. Dieser hatte, zum Pfarrhof gehörend, eine kleine Landwirtschaft dabei, so richtig mit Wiesen, einer Kuh und einem Schwein, das er natürlich nicht persönlich schlachtete. Er musste zweimal in der Woche in der Haslau vor- wie nachmittags je eine Stunde - hin und wieder wurde es auch mal etwas länger - Religionsunterricht geben. Wir lernten Kurrentschrift, aus der sich später die etwas fließender zu schreibende Sytherlingschrift ableitete. Wir hatten uns bisher weder mit der Kunst des Schreibens noch Lesens beschäftigt und betraten somit vollständiges Neuland. Mit Eifer malten wir mit dem Griffel die ersten Buchstaben auf die Schiefertafel. Nachdem der Lehrer uns fragte, wer schon etwas gegessen habe, schrie die ganze Klasse »i« und der erste Buchstabe war geboren. Außer
7 · tradition & erinnerung
Othmar Halmdienst Jahrgang 1915, lebte von 1920 bis ca. 1928 mit seinen Eltern in der Haslau, wo sein Vater, gelernter Mühlen- und Sägebauer, für das Funktionieren der Sägewerke der Sagerermühle verantwortlich war.
Griffel, Tafel, Lese- und Rechenbuch gab es in der Schultasche nichts zu finden, denn für die zwei bis drei Stunden Unterricht war kein Jausenbrot erforderlich. Mir fiel das Lernen in keiner Weise schwer. Gelegentlich machte ich sogar noch Fleißarbeiten, obwohl ich keinen Grund zum Einschmeicheln hatte. Ich hatte Spaß am Lernen und nach Kenntnis der Buchstaben fing ich an, Märchenbücher zu lesen. Nicht weniger interessant waren die Geschichten der Bibel, die uns der Herr Pfarrer erzählte. Und als er uns die Erschaffung des Menschen aus Erde beibrachte, hatte ich zu Hause unter dem Gelächter der Erwachsenen nichts Eiligeres zu tun, als ebenfalls einen Körper aus Dreck zu formen und ihm eine Seele einzuhauchen. So neu der Gedanke war, es klappte nicht und Vater meinte, der Dreck müsste aus Lehm sein. Das Rinnsal, das vom Mühlbach am Haus vorbei drippelte und bisher nur zum Stauen und AblaufenLassen herhalten musste, meinte er, sei zu flüssig für die Zubereitung der richtigen Konsistenz. Als die Sommerferien begannen, hatten wir schon viel gelernt. Arbeitswelt - Kinderwelt: Alles eins An die Temperatur des Vöcklawassers hatten wir uns gewöhnt, stelzten stundenlang durch das bestenfalls knietiefe Bächlein auf der Suche nach Koppen und Forellen. Letztere zu fangen war streng verboten, denn das Fischwasser gehörte dem Staatsanwalt Dr. Budinski aus Wels, und der Gendarm, der von Zell am Moos aus seine Pirschgänge auf der Suche nach Fischdieben machte, ließ nicht
mit sich spaßen. Hatte er mich doch schon einmal angehalten, weil ich an der Militärmütze meines Vaters, die ihm nicht mehr passte, eine Kokarde aus Goldfäden, wie er sie selbst an der Uniformmütze auch trug, angenäht hatte. Des Kaisers Monogramm durfte sicher nicht so ohne weiteres mit dem rot-weiß-roten Etikett der Republik ausgewechselt werden. An den Wehren des Baches bildeten sich bei Hochwasser tiefere Ausschwemmungen, in denen man als Kind hätte schon ertrinken können. Dieses waren die Badestellen, in denen man einige Tempi hätte schwimmen können. Aber wenn mir das Wasser bis zum Nabel reichte, dann streikte ich und schüttelte mich vor Kälte. Mehr als achtzehn Grad Celsius wurden die Tümpel selbst im Hochsommer nicht warm. Obwohl ich so viel im Wasser herumplanschte, tiefe Stellen hatten meinen Respekt. So gingen wir auch äußerst selten im Mühlbach baden, auch deshalb, weil wir schon des öfteren Ringelnattern hatten im Wasser schwimmen sehen. Es war uns wohl gesagt worden, dass diese eineinhalb Meter langen Schlangen ungiftig seien, doch von einer solchen gebissen zu werden, war nicht nach unserem Geschmack. Zwischen uns und der Bachzeltmühle lag das Haus des Nachbarn Krempler. Der hatte ein paar Wiesen und drei Kühe im Stall. Natürlich auch ein paar Schweine und Hühner, sowie Tauben, die er für Ausstellungen immer bunt färbte, was nicht nur Spaß, sondern auch immer den letzten, den Trostpreis einbrachte. Am Hinterteil seines Hauses, dem Kuhstall, war eine Scheune angebaut, an deren
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Wand Brennholz für den Winter aufgeschlichtet war - bis zur Dachrinne. Für uns bedeutete es immer eine Sensation, wenn sich hier um die Dachrinne die Ringelnattern herumschlängelten oder auf dem Holzstoß sich sonnten. Wahrscheinlich hatten sie hinter dem Stapel ihre Brutstätten. Zum Wäschewaschen mussten die Leute vom Nachbarn hinter dem Haus zirka zwanzig Stufen zum Mühlbach der Bachzeltmüllersäge hinunter, um dort die Wäsche zu spülen. Dort war auch eine Stelle, wo sich diese Schlangen in dem Bachbett auf der Lauer nach Jungfischen aufhielten. Wir hatten zwar nie gehört, dass Leute von einer Schlange gebissen worden wären, doch eine gewisse Angst und das Gerede der Erwachsenen mahnte uns Kleinen zur Vorsicht. Der Nachbar Krempler war für uns Kinder ein großer Freund. Er hatte ein Enkelkind ohne Vater, das Ferdl hieß, aber nicht so viel mit uns spielen durfte. Er war noch ein oder zwei Jahre jünger als wir und wurde viel ob seines
Großvaters beneidet, denn dieser konnte so schöne »Windradl« machen. Wenn wir ihn baten »Nachbar, machst mir a Windradl«, dann log er uns mit phantastischem Geflunker die Hucke voll. Da wäre der Gendarm dagegen, weil er keinen Gewerbeschein zur Fertigung von Windradln hätte, oder der Schmied hätte keine Zeit für die Anfertigung von Lagerplättchen und dergleichen mehr. Windradel waren geschnitzte Propeller aus Holz, die auf einer windgesteuerten Achse sich oben an einer Stange drehten und bei ausgeleiertem Lager einen Mordslärm machten. Aber der Nachbar trieb noch einen Sport - er fing Maulwürfe. Und wenn er abends seine Fallen eingrub, waren wir immer dabei. Nur ungern sahen wir ihm beim Häuten und Aufnageln der Felle auf ein Brett zum Trocknen zu. Und dazu immer seine erdachten Geschichten, denen wir mit größter Gespanntheit lauschten.
Sagerermühle
7 · tradition & erinnerung
Ferien in der Haslau Ja, die Ferien gaben uns viel Gelegenheit durch die Landschaft zu laufen. Wir sahen, wie der Schmied die Hufeisen schmiedete und rochen das stinkende Horn des Pferdehufes, wenn den Pferden die Eisen angepasst und aufgenagelt wurden. Und wenn der schwere vom Wasserrad getriebene Fallhammer die Funken sprühen ließ, bestaunten wir den Schmied, wie er im Funkenregen mit der Zange aus dem glühenden Eisenstück eine runde Form schmiedete oder Wagenreifen heiß auf die vom Wagner angelieferten Holzräder aufzog. Dem Schmied Ferdl sein Vater war gestorben, und bevor er einen neuen Vater bekam, besuchten wir des öfteren sein Zuhause. Er war der Älteste einiger Geschwister und die Wohnung, die gegenüber der Schmiede auf der anderen Seite der Straße lag, war nicht weniger dreckig als die Werkstatt selbst. Es roch im ganzen Haus nach rohen Kartoffeln, die gerade gestampft wurden. Der Ferdl war ein lieber Kerl, der aber viel in der Schmiede gebraucht wurde, wenn der Blasebalg getreten werden musste. Hin und wieder lösten wir ihn bei dieser Arbeit ab, doch nie für längere Dauer. Wenn ich immer »wir« schreibe, so meine ich Willi und mich, wir waren fast unzertrennlich. Zwar betraf dieses Zusammensein nur die Kumpanei beim Herumstrolchen und Zigeunern, gemeinsames Spielen in den Stuben gab es nur im Winter, denn so gerne ließ ich mich in der Primitivität der Wohnung von Willis Eltern gar nicht sehen. Sehr viel Freizeit verbrachten wir in der Säge beim Obersäger Haller, den wir alles fragen und erzählen konnten. Er war schon ein älterer Junggeselle, der viel mit dem Schärfen der Sägeblätter beschäftigt war. Seine Freundlichkeit bezahlten wir damit, dass er sich recht oft von uns beim Krämer Zigaretten holen ließ, was wir meistens im Laufschritt erledigten. Schließlich brauchte man dorthin mit öfters eintretenden Aufenthalten, wie Treffen mit anderen Bekannten, zehn Minuten bei einfacher Entfernung. In diese Zeit fiel auch der Währungswechsel von Kronen in Schillinge mit einer Abwertung. Hundert Kronen wurden ein Groschen und zehntausend ein Schilling. Das Tausendkronenstück nannte man einen Stieber, doch setzte sich diese Bezeichnung nicht durch. Für dreißig Groschen kriegte man
zehn Zigaretten der Marke »Sport«, so hieß der am meisten gerauchte Glimmstengel. »Memphis« kosteten schon fünf Groschen das Stück, doch diese Marke wurde schon recht selten geraucht. Die Sagerermüllerjungen rauchten nicht, nur der Haller und der Fischinger Toni beanspruchten mit Zigaretten- und Tabakholen viel unserer Zeit. Viel an Tabak wurde vom Haller auch »getschickt«, das heißt gepriemt. Das war Rolltabak, der in drei Zentimeter langen Stücken gekaut wurde und braune Mundwinkel bewirkte. Im Sägewerk im Strahl in die Sägespäne gespuckt, störte niemand, doch in Wohnräumen war solches ungern gesehen. Dafür standen in den Stuben flache Holzkästen mit einem langen Griff bereit, die man Saumagen nannte und die mit Sägespänen gefüllt waren. Diese Art des Tabakgenusses war neben dem Pfeifenrauchen sehr verbreitet. Haller betrieb das Tschicken in so appetitlicher Art, dass auch ich mich zu einer Genussprobe verleiten ließ, die jedoch so negativ ausfiel, dass ich den Klumpen Rolltabak verschluckte. Mir war dann einige Stunden sauübel. Der Spaß wurde natürlich breitgetreten und ich bekam dann mehrererseits Angebote. In den Tabakpfeifen wurde der billige Landtabak oder Knaster geraucht. Für den Rolltabak gab es sogar ein Schneidegerät. Auch Lehrer Scheichl bediente sich dieser Rauchkultur, wenn er im Wirtshaus oder in der Sagerermühle angetroffen wurde, wo er sich als Lohnbuchhalter einmal in der Woche nützlich machte. Ich erinnere mich noch gut der Bücher, in denen Namen und Löhne von Betriebsangehörigen und Tagelöhnern vermerkt waren. So lag zu dieser Nachkriegszeit der Wochenlohn bei zwanzig bis fünfundzwanzigtausend Kronen. Inwieweit dabei eine Verköstigung berücksichtigt war, kann ich nicht mehr sagen. Wenn schon, eine große Rolle spielte sie nicht. Arbeit war genug da, ja es gab auch Perioden, da wurde sogar nachts gearbeitet und die Pferdefuhrwerke fuhren zweimal täglich zum Bahnhof in Frankenmarkt. Nachts schwieg dann natürlich die Kreissäge, die tagsüber weithin lärmte, wenn die Bretter gesäumt wurden.
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Autoren und ihre Beiträge Ing. Anton Achleitner Oberschwand 28 4893 Zell am Moos
Die Geschichte der Glocken von Zell am Moos Kapellen und Marterl Der Pfarrgemeinderat / Die Zellsis / Der Kirchenchor Ehrenbürger und Ehrenringträger unserer Gemeinde
Pfarrer Ivan Cirko
Kirche Zell am Moos – Maria Himmelfahrt
Pfarrweg 1 4893 Zell am Moos
HR Dr. Gunter Dimt
Hausformen im Irrseegebiet und Mondseeland
Pühret 29/16 4813 Altmünster
Mag. Josef Eckhardt Dürnauer Straße 2 4840 Vöcklabruck
Die Fischerei am Irrsee/Zellersee im Wandel der Jahreszeiten Zur Geschichte und Legende des Zellersees bzw. Irrsees
Daniela Eberl
Unser Kindergarten
Erlenweg 1 4893 Zell am Moos
Ing. Christl Ehringer
Die Anfänge des Fremdenverkehrs in Zell am Moos
Weidenweg 3 4893 Zell am Moos
Mag. Dr. Hubert Gassner Scharfling 18 5310 Mondsee
Gabriele Gierbl Guggenberg, Am Zellerbach 27 4893 Zell am Moos
Die fischbiologische und limnologische Entwicklung des Irrsees
Goldhauben- und Kopftuchgruppe Zell am Moos
autorenverzeichnis
Sieglinde Hanke
Aus der Geschichte der Volksschule Zell am Moos
Hochkreuzstraße 7 5310 Mondsee
Theresia Hausstätter
Pensionistenverband Zell am Moos
Kohlstatt 4 4893 Zell am Moos
Univ. Prof. HR Dr. Georg Heilingsetzer Leharstraße 1 4020 Linz
Mag. Georg Christoph Heilingsetzer Neustiftgasse 81 1070 Wien
Guido Herzog
Z ell am Moos von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg Pater Raphael Kleinsorg – Pfarrer und Vertreter der katholischen Aufklärung (1742–1821) Franz Wenger – Bildhauer und Kleinplastiker (1830 –1916) uf den Spuren des Homo Zellammoosiensis A oder von einer Identität im globalen Dorf
Seniorenbund Zell am Moos
Birkenweg 4 4893 Zell am Moos
Kons. Michael Hohla
Die Pflanzenwelt
Therese Riggle Straße 16 4982 Obernberg/Inn
Univ. Doz. HR Dr. Hermann Kohl
Blick in die Erdgeschichte
Hirschgasse 19 4020 Linz
Obstlt. Peter Koller Bachweg 7 4893 Zell am Moos
Österreichsicher Kameradschaftsbund – Ortsgruppe Zell am Moos
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Ing. Gustav Lauber
Wassergenossenschaft II
Dorfstraße 11 4893 Zell am Moos
OSR Eduard Muss Kohlstatt 9 4893 Zell am Moos
Dr. Helmut Palzinsky
Die Volksschule Haslau Kindheit in der Haslau der Zwanzigerjahre
Kunst oder die Kultur des Künstlerischen
Kasten 31 4893 Zell am Moos
Christina Pöckl
Die Trachtenmusikkapelle Zell am Moos
Brandstatt 36 4893 Zell am Moos
Klaus Pöckl-Achleitner Steinbach 4 4893 Zell am Moos
Maria Pöckl-Achleitner
ie Chronologie des Zell am Mooser Dorffestes D Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Haslau
Ortsbäuerinnen Zell am Moos
Brandstatt 51 4893 Zell am Moos
Mag. Anton Reisinger Rainerstraße 23a/1 5310 Mondsee
Franz Rindberger Dorfstraße 30 4893 Zell am Moos
Hans Rindberger
ie Pfarrkirche und ehemalige Wallfahrtskirche D von Zell am Moos Legenden, Sagen und Erzählungen aus Zell am Moos Sportunion Raiffeisen Zell am Moos Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Moos
Der Zeller Imkerverein
Gassen 12 4893 Zell am Moos
Johann Schafleitner
Die Jagd
Oberschwand 8 4893 Zell am Moos
Franz Sperr Dorstraße 39 4893 Zell am Moos
R aiffeisen Zell am Moos – Ein Jahrhundert im Dienste der Menschen Fernwärme Zell am Moos – Klimaschutz vor Ort
autorenverzeichnis
Viktoria Sperr
Landjugend Zell am Moos–Tiefgraben
Dorfstraße 39 4893 Zella m Moos
Johann Spielberger
Ortsbauernschaft Zell am Moos
Vormoos 2 4893 Zell am Moos
Mag. Hans Stabauer
Wassergenossenschaft I
Guggenberg, Irrseeblick 45 4893 Zell am Moos
Dr. Josef Strobl Liebermannweg 42 4060 Leonding
Mag. Dr. Jürgen Tröbinger Parzerweg 80 4203 Altenberg
Ing. Mag. Johann Wiesinger Unterschwand 17 4893 Zell am Moos
Die Pfarre Zell am Moos Die Geschichte des Schulwesens in Zell am Moos
»Es ist eine unheimliche Zeit!« – Zell am Moos zwischen Erster Republik und dem Untergang des ›Dritten Reiches‹
Zell am Moos nach 1945. Entwicklung der politischen Verhältnisse und wichtiger Aufgabenbereiche Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Zell am Moos Reflexion des Strukturwandels der Wirtschaft in unserer Gemeinde Die Jagd Die Sagerermüller-Kapelle Ehrenbürger und Ehrenringträger unserer Gemeinde
Für den Inhalt verantwortlich:
Georg Heilingsetzer & Johann Wiesinger
Kapitelaufmacherbilder: 1 Herbh kaleidofopisa, 2 Saleierha8es Zel am Moos, 4 Wäsriges Eis – eisiges Waser, 6 Im Frühlingsa8, 7 Knorrige Saatenspieler zu Brandhat >> Eva Gratzer-Heilingsetzer 3 Das Kreuz mit der Kirae, 5 Frühlingsnaamitag am Irrsee >> Florian Frandl
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