Fachvortrag - Alltagsstress und die körperlichen und psychischen Folgen

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Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie www.charite.de/psychiatrie

Alltagsstress überall und die körperlichen und psychischen Folgen: Warum werden die einen krank und die anderen nicht? meline.stoy@charite.de

Dipl. Psych. M. Stoy


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Gliederung

1.

Was ist Stress?

2.

Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene?

3.

Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress?

4.

Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen?

5.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress?

6.

Was tun gegen den Stress?


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Gliederung

1.  Was ist Stress? 2.

Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene?

3.

Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress?

4.

Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen?

5.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress?

6.

Was tun gegen den Stress?


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Der Stressbegriff

STRESS ist ein Zustand, der auftritt, wenn bestimmte Ereignisse für das physische oder psychische Wohlbefinden als bedrohlich empfunden werden, und wenn die betreffende Person unsicher darüber ist, ob sie mit der Situation umgehen kann oder nicht.

Bornstein, 2000


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Der Stressbegriff

Komponenten von Stress 1.  Stressoren: Äußere belastende Bedingungen und Situationen 2.  Stressreaktion: Körperliche und psychische Reaktionen der des Organismus auf Stressoren 3.  Stressverstärker: Individuelle Einstellungen und Bewertungen, mit denen man an eine potentielle Belastungssituation herangeht


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Der Stressbegriff

Stressoren 1.  Physikalische Stressoren: Lärm, Kälte 2.  Körperliche Stressoren: Schmerz, Hunger 3.  Leistungsstressoren: Zeitdruck, Über-, Unterforderung 4.  Soziale Stressoren: Konkurrenz, Isolation


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Formen und Merkmale von Stressoren

Alltagsstress 1.  Erfüllung von Aufgaben in Beruf, Familie, Haushalt, Freizeit: Überlastung, Unzufriedenheit 2. Psychosoziale Konflikte: Fehlende Anerkennung, Zurückweisung, fehlende oder zu viele Kontakte 3. Gedankliche Beschäftigung: Versagensängste, Selbstvorwürfe


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Kritische Lebensereignisse

Kann man für bestimmte Ereignisse festlegen, wie viel Stress sie auslösen und wie gefährlich sie in Bezug auf die Entwicklung von Krankheiten sind?


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Formen und Merkmale von Stressoren

Kritische Lebensereignisse – Stress Skala (Holmes und Rahe) Ereignis

Life change units

Tod des Partners

100

Scheidung

73

Heirat

50

Berentung

45

Krankheit eines Angehörigen

44

Umzug

20

Weihnachten

12

43 Ereignisse: > 300+: Hohes Erkrankungsrisiko 150-299: Moderates Erkrankungsrisiko < 150: Leichtes Erkrankungsrisiko


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Formen und Merkmale von Stressoren

Kritische Lebensereignisse müssen nicht immer negativ sein! Ereignis

Life change units

Tod des Partners

100

Scheidung

73

Heirat

50

Berentung

45

Krankheit eines Angehörigen

44

Umzug

20

Weihnachten

12


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Gliederung

1.

Was ist Stress?

2.  Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene? 3.

Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress?

4.

Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen?

5.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress?

6.

Was tun gegen den Stress?


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Der Stressbegriff

Stressreaktion 1.  Körperliche Ebene: Aktivierung und Energiemobilisierung, langfristig Erschöpfung 2. Verhaltensebene: Hastiges, ungeduldiges Verhalten, Betäubungsverhalten, Unkoordiniertes Arbeitsverhalten, Konfliktreicher Umgang mit anderen Menschen. 3. Gedanklich-emotionale Ebene: Unruhe, Hilflosigkeit, Denkblockaden


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Körperliche Stressreaktion Anspannung

Angriff oder Flucht

Ereignis

Ruhe

Langandauernder Stress à Schwächung der Immunabwehr à  Gewichtsverlust à  Körperliche Beschwerden à  Psychosomatische Beschwerden à  Psychische Erkrankungen à  Entzündungen à  Allergien Zeit

Ruhe Sympathikus

Adrenalin/ Noradrenalin

+ Blutdruck, Blutzucker à Energie

Parasympathikus

Entspannung Erholung

Unnötige Körperfunktionen: Verdauung, Immunabwehr, Schmerz

Hans Selye, 1936, 1981


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Körperliche Stressreaktion

Körperliche Stressreaktion • Erweiterung der Bronchien, schnellere Atmungà Sauerstoff • Blutdruck steigt, Herz schlägt schneller • Durchblutung des Gehirns verbessert • Erhöhte Muskelspannung, verbesserte Reflexe • Schwitzen à Abkühlung des Körpers • Reduzierter Speichelflussà trockener Mund • Hemmung der Verdauung • Blutzucker und Fette werden vermehrt freigesetztà mehr Energie • Kalte Hände und Füße • Kurzfristig verminderte Schmerzempfindlichkeit, langfristig erhöhte Schmerzempfindlichkeit • Kurzfristig erhöhte Immunabbwehr, langfristig verminderte Immunabwehr modifiziert nach Kaluza, 2004


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negative Rückkopplung

Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse

Muskel: Proteinabbau

Leber: Zuckeraufbau modifiziert nach Wittchen & Hoyer


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Macht Stress krank?

Gesundheitsschädliche Stressreaktion 1. Nichtverbrauchte Energie: Fett, Zucker und verklumpende Blutplättchen verstopfen die Blutbahn 2. Chronische Belastung: fehlende Erholung und Entspannung führen zu einem Erschöpfungszustand 3. Geschwächte Immunkompetenz 4. Gesundheitliches Risikoverhalten: Rauchen, ungesunde Ernährung

modifiziert nach Kaluza, 2004


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Körperliche Erkrankungen bei chronischem Stress Muskulatur

Kopf- und Rückenschmerzen

Herz-Kreislauf

Essenzielle Hypertonie, Koronare Herzerkrankung, Infarkte

Verdauung

Verdauungsstörungen, Magengeschwüre, RefluxÖsophagitis

Stoffwechsel

Diabetes, erhöhtes Cholesterin

Schmerz

Höhere Schmerzempfindlichkeit

Sexualität

Libidoverlust, Impotenz

modifiziert nach Kaluza, 2004


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Macht Stress krank?

Psychische Stressfolgen – Das Burn-out-Syndrom 1.  Körperliche Erschöpfung: Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen 2. Emotionale Erschöpfung: Niedergeschlagenheit, innere Leere 3. Geistig-mentale Erschöpfung: Konzentrationsstörungen, Verlust der Kreativität, Zynismus, Sinnlosigkeitsgefühl, negative Sichtweise 4. Soziale Erschöpfung: Gefühl von anderen „ausgesaugt“ zu werden, Verlust von Empathie, sozialer Rückzug


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Auswirkungen von Stress auf das Gehirn

Zentrales Adaptationssyndrom Noradrenalin/ Kortisol Steigerung der zerebralen Durchblutung Abgabe neurotropher Faktoren Kurzfristig: Nervenwachstum

Chronische Belastung: Synaptische Konnektivität, Neurogenese Zelltod


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Gliederung

1.

Was ist Stress?

2.

Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene?

3.  Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress? 4.

Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen?

5.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress?

6.

Was tun gegen den Stress?


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Transaktionales Stressmodell nach Lazarus Situation Wahrnehmung: Bedrohlich? Ja à Stressor Person Interpretation: Genug Ressourcen/ Bewältigungsmöglichkeiten/ Fähigkeiten? Ja

Adäquate Bewältigung

Nein

Stress Lazarus, 1974


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Eustress

Gestärktes Selbstbewusstsein

Erfolgserlebnisse wahrscheinlicher

Eustress „positiv erlebte Anforderungen

Problem = Herausforderung

Mehr Engagement, Aktive Problemlösung

modifiziert nach Kaluza, 2004


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Disstress

Geschwächtes Selbstbewusstsein

Misserfolgserlebnisse/ Ausbleiben von Erfolg wahrscheinlicher

Disstress „negativ erlebte Anforderungen

Problem = Überforderung

weniger Engagement, Vermeidung

modifiziert nach Kaluza, 2004


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Gliederung

1.

Was ist Stress?

2.

Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene?

3.

Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress?

4.  Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen? 5.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress?

6.

Was tun gegen den Stress?


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stress und psychiatrische Erkrankungen

Panikstörung

Lang, Helbig, Westphal, Gloster & Wittchen (2006)


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stress und psychiatrische Erkrankungen

Panikstörung


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stress und psychiatrische Erkrankungen

Posttraumatische Belastungsstörung „Ich bin verletzlich!“ Risikofaktoren: •  Fehlende Bewältigungsstrategien •  Während des Traumas: Kognitive Verarbeitung vs. Dissoziation („sich aufgeben“) •  Interpretation: „Symptom zeigt, dass ich verrückt werde.“

Shin LM, Rauch SL, Pitman RK. Ann N Y Acad Sci. 2006


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stress und psychiatrische Erkrankungen

Posttraumatische Belastungsstörung Traumagedächtnis •  Wiedererleben sensorischer Eindrücke, nicht Gedanken •  Emotion wird in Originalform erlebt. •  Durch viele Reize ausgelöst •  Ungenügend in biographische Gedächtnis eingebettet à Wahrnehmung einer gegenwärtigen Bedrohung à Dysfunktionales Verhalten: Vermeidung, Unterdrückung Shin LM, Rauch SL, Pitman RK. Ann N Y Acad Sci. 2006


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stress und psychiatrische Erkrankungen

Posttraumatische Belastungsstörung Therapie: •  Gleichzeitige Aktivierung der Amygdala, des Hippocampus und Sprachregionen à  Verarbeitung und Neubewertung à  Präfrontaler Cortex lernt die Angst zu hemmen

Shin LM, Rauch SL, Pitman RK. Ann N Y Acad Sci. 2006


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stress und psychiatrische Erkrankungen

Vulnerabilitäts- Stressmodell

nach Bäuml


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Gliederung

1.

Was ist Stress?

2.

Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene?

3.

Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress?

4.

Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen?

5.  Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress? 6.

Was tun gegen den Stress?


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Wann macht Stress krank?

Wann macht Stress krank? 1. Kritische Lebensereignisse 2. Stressverstärkende Einstellungen 3. Nichtverbrauchte Energie: à z.B. zu wenig Bewegung 4. Chronische Belastung: à z.B. fehlende Erholung und Entspannung •  Arbeiter, die sich am Wochenende nicht erholen können, sind beispielsweise besonders gefährdet Herzinfarkte zu erleiden

5. Gesundheitliches Risikoverhalten: à z.B. Alkoholkonsum


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Schutzfaktoren Junge Affen, die mit angemessenen frühen Stresserfahrungen "geimpft" wurden, zeigen sich später weniger ängstlich, sind neugieriger und essen besser. Sie haben auch später niedrigere Stresshormonspiegel, wenn sie einem Stressor ausgesetzt werden. Karen J. Parker et al., Prospective Investigation of Stress Inoculation in Young Monkeys, Arch Gen Psychiatry. 2004;61:933-941.


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Schutzfaktoren Bestätigung: • Ein niedriger Sozialstatus fördert über schlechtes Gesundheitsverhalten und empfundenen Stress die Ausschüttung der Stresshormone Kortisol und Adrenalin. • Ein Ungleichgewicht zwischen Stress und Belohnung für die harte Arbeit kann Entzündungsreaktionen im Körper begünstigen. à Soziale Unterstützung

Psychosomatic Medicine 68 (2006)


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Soziale Unterstützung Soziale Unterstützung wird charakterisiert durch: • aktive Hilfeleistung (praktische alltägliche Hilfen) • Anerkennung • emotionale Hilfe (Trost spenden,etc.) Soziale Unterstützung wird differenziert in: • erwartete (wahrgenommene) • tatsächlich (erhaltene)

(Kaluza 2005)


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Soziale Unterstützung • Positive zwischenmenschliche Kontakte bzw. die soziale Integration des Einzelnen in ein soziales Netzwerk tragen wesentlich zu unserem physischen und psychischen Wohlbefinden bei. • Soziale Unterstützung hilft, - alltägliche und berufliche Probleme zu bewältigen, - kritische Lebensereignisse zu bestehen, - die Gesundheit zu schützen und - den Genesungsprozess nach Krankheit zu beschleunigen.

(Kaluza 2005, Kaluza 2007)


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Soziale Unterstützung Soziale Unterstützung kann aber auch zu negativen Folgen führen, z.B. zur: • Einschränkung der Autonomie, wenn andere in die eigene Selbstbestimmung eingreifen und Kontrolle ausüben möchten, • falschen Hilfeleistung in Belastungssituationen durch Überengagement anderer Personen oder zur • Intensivierung der Stressreaktionen durch zusätzliche Emotionalisierung, wenn das Individuum sich nicht klar abzugrenzen weiß.

(Kaluza 2005)


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Soziale Unterstützung Als wichtiger Schutzfaktor vor Stress erweist sich soziale Unterstützung bei den Personen, die der Überzeugung sind, dass sie in Stresssituationen von anderen Menschen unterstützt werden (Sarason, Pierce, Sarason 1990).


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Schutzfaktoren • Optimismus (weniger Vermeidungstendenzen. eher aktives Coping) • Hardiness (Kobasa und Maddi): •

Selbstverpflichtung

Kontrolle

Herausforderung

• Selbstwirksamkeitsüberzeugung • Kohärenzsinn (Antonovski): •

Verstehbarkeit: Die Welt ist verstehbar

Machbarkeit: ich habe Ressourcen

Sinnhaftigkeit: es lohnt sich die Herausforderung anzunehmen


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Gliederung

1.

Was ist Stress?

2.

Was geschieht bei Stress auf der körperlichen und psychischen Ebene?

3.

Welche Rolle spielen persönliche Einstellungen und Bewertungen von Stress?

4.

Welche Rolle spielt Stress bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen?

5.

Risiko- und Schutzfaktoren bei Stress?

6.  Was tun gegen den Stress?


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Stressbewältigungsstrategien Instrumentelle Strategien:

Stressor

Problemlösetraining, Zeitplanung, soziale Kompetenzen („Nein sagen lernen, Delegieren)

Kognitive Strategien: Stressverstärker: Einstellungen und Motive

Einstellungsänderung, Selbsverbalisation, Relativieren, Sinngebung

Regenerativ-palliative Strategien:

Stressreaktion

Entspannungstraining, Genusstraining, Sport, Ablenkung

modifiziert nach Lazarus, 1974; Kaluza 2004


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Instrumentelle Strategien

Problemlösetraining Schritt 1: „Dem Stress auf die Spur kommen Schritt 2: „Ideen zur Bewältigung sammeln Schritt 3: „Den eigenen Weg finden Schritt 4: „Konkrete Schritte planen Schritt 5: „Im Alltag handeln Schritt 6: „Bilanz ziehen

Kaluza 2004


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Kognitive Strategien

Persönliche Stressverstärker •  Sei stark!: Wunsch nach Unabhängigkeit, Furcht vor Schwäche à Eigene Grenzen missachten

•  „Sei perfekt!“: Wunsch nach Erfolg, Furcht vor Versagen •  „Ich kann nicht!“: Geringe Frustrationstoleranz à „Es ist eine Katastrophe, wenn die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte“ à Unrealistische Erwartungen an andere Menschen à Einstellung der Hilflosigkeit

•  Sei auf der Hut!“: Wunsch nach Sicherheit, Angst vor Fehlschlägen •  „Sei beliebt!“: Wusch nach Zugehörigkeit, Furcht vor Ablehnung à Es allen recht machen wollen, alles selbst machen wollen

•  Auf der Flucht: Stress als Ablenkung vor innerer Leere


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Stressbewältigung

Kognitive Strategien zur Stressbewältigung Realitätstestung: •  Sehe ich nur die negativen Seiten der Situation? •  Verallgemeinere ich zu stark? •  Habe ich zu hohe Erwartungen? Hedonistisches Kalkül: •  Ist der Gedanke hilfreich? Temporale Relativierung: •  Wie werde ich in einem Jahr darüber denken? Fokussieren auf Ressourcen: •  Habe ich schon einmal eine ähnlich schwierige Situation gemeistert? Wie? Kaluza 2004


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Stressbewältigung

Kognitive Strategien zur Stressbewältigung Entkatastrophisieren: •  Was würde schlimmstenfalls passieren? Was wäre schlimm daran? Wie wahrscheinlich ist das? •  Was wäre schlimmer als diese Situation? •  Wie wichtig ist die Sache für mich? Distanzierung durch Rollentausch: •  Was würde ich einem Freund sagen, der sich in einer ähnlich schlimmen Situation befindet? •  Was würde ein Freund mir sagen? Sinnorientierung •  Was kann ich aus der Situation lernen? •  Welche Aufgabe habe ich der Situation? •  Welchen Sinn finde ich in der Situation? Kaluza 2004


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Palliativ-regenerative Strategien

Entspannungstraining Progressive Muskelrelaxation nach Jakobson Psychische Erregung

Zunahme des Muskeltonus

Grundprinzip •  Aufmerksamkeit auf die jeweilige Körperregion lenken •  Muskeln anspannen •  Spannung kurz haten (5-10 s) •  Mit dem Ausatmen Spannung lösen (45-60 s)


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Palliativ-regenerative Strategien

Ausgleichsaktivitäten suchen Was?

Wie gern? Nicht

1. Kontakt und Geselligkeit Freunde/Bekannte/ Verwandte besuchen Freunde/Bekannte/Verwandte einladen Mit den Kindern spielen Ein Lokal besuchen Tanzen gehen Unternehmungen/Ausflüge mit der Familie 2. Hobbies

〇 〇 〇 〇 〇 〇

Wie häufig?

Etwas Sehr Nie 〇 〇 〇 〇 〇 〇

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〇 〇 〇 〇 〇 〇

Selten oft 〇 〇 〇 〇 〇 〇

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Palliativ-regenerative Strategien

Genusstraining

Was haben Sie in den letzten 24 Stunden Angenehmes erlebt? Worüber haben Sie sich gefreut?

Lutz und Koppenhöfer


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Palliativ-regenerative Strategien

Genusstraining Positive Emotionen aktivieren eigene Stärken (Ressourcen) und „verbreitern die Sichtweisen der Realität: Realitätskonstruktionen werden flexibler und vielfältiger. Hedonistische Tretmühle (Adaptation Level Theory, Helson, 1964) §  Wir gewöhnen uns an das Gute §  Ansprüche und Standards werden stets neu (nach oben) adjustiert §  Konsum und Überdruss statt Genuss

Lutz und Koppenhöfer


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Palliativ-regenerative Strategien

Genussregeln 1.  Gönne dir Genuss 2.  Nimm dir Zeit zum Genießen. 3.  Genieße bewusst 4.  Schule deine Sinne für Genuss 5.  Genieße auf deine eigene Art 6.  Genieße lieber wenig, aber richtig 7.  Überlasse deinen Genuss nicht dem Zufall 8.  Genieße die kleinen Dinge des Alltags

Lutz und Koppenhöfer


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Sport und Stress

Sport und Stress Moderate körperliche Aktivität hat einen positiven Einfluss auf die körperliche Stressverarbeitung


Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Atriales Natriuretisches Peptid

Hippocampus MR/GR Hypothalamus GR CRH AVP

Hypophyse GR

ANP

ACTH

Vor hof NNR Cortisol

Ströhle (2003) Nervenarzt


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SPORT, PANIK UND ANP

• Sport führt zu einer vermehrten Freisetzung von atrialem natriuretischem Peptid (ANP) Tanaka et al. (1986) Life Sci; Baker et al. (1991) Am Heart J; Nielsen et al. (2001) Peptides

• ANP hemmt das Stresshormonsystem Ströhle et al. (1998) Biol Psychiatry

Sport und Ausdauertraining sind anxiolytisch Petruzello et al. (1991) Sports Med; Long et al. (1995) J Appl Sport Psychol; Streptoe et al. (1996) Lancet; Dunn et al. (2001) Med Sci Sports Exerc

Ausdauertraining ist bei Patienten mit Panikstörung anxiolytisch Broocks et al. (1998) Am J Psychiatry


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