POZUZO Aktuell Mitteilungsblatt des
„FREUNDESKREISES FÜR POZUZO“ Interressensgemeinschaft der Partnergemeinden SILZ und Haiming sowie des Vereines „FREUNDESKREIS FÜR POZUZO“
Nr. 27 / Dezember 2015
www.pozuzo.at
die partnergemeinde haiming „das alte dorf“ mit haimingerberg gegen osten
Vorwort
AUS DEM INHALT
Aus dem Vereinsleben in Tirol
2 3 - 07
Berichte aus Pozuzo
07 - 12
Portraits von hier und dort
12 - 17
Wir gratulieren, danken und gedenken / Allfälliges
17 - 24 Österreichische Post AG Info.Mail Entgeld bezahlt
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VORWORT
Ein großer Sohn Pozuzos, ein großer Freund Tirols - Augustin Egg Schuler in Pozuzo verstorben. Wie der Freundeskreis für Pozuzo in Silz erfahren musste, verstarb am 1. Oktober in Pozuzo der ehemalige Bürgermeister der Auswanderergemeinde, Augustin Egg Schuler, in Folge eines Schlaganfalls im Alter von 79 Jahren. Augustin Egg Schuler war eine der herausragenden Persönlichkeiten in der Tiroler Auswanderergemeinde. Er gehörte zur zweiten Generation der Siedler. 1980 weilte er auf Einladung der Tiroler Landesregierung in Tirol, um das Herkunftsland seiner Großeltern kennen zu lernen und seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Landwirtschaft zu erweitern. Sein Besuch war auch der Anstoß für die Begründung der Gemeindepartnerschaft zwischen Silz und Pozuzo, der sich später auch die Gemeinde Haiming anschloss. Neben dem Amt des Bürgermeisters, welches er von 1972 bis 1974 ausübte, bekleidete Augustin Egg Schuler auch noch weitere öffentliche Funktionen. Darüber hinaus engagierte er sich in zahlreichen kulturellen und wirtschaftlichen Initiativen, wie z. B. dem Aufbau eines landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens nach Tiroler Vorbild. In seine Bürgermeisterzeit fallen bedeutende Infrastrukturprojekte. Der Bau der Straße von Oxapampa nach Pozuzo machte große Fortschritte, die Errichtung eines Wasserkraftwerkes zur Stromerzeugung wurde in die Wege geleitet, im Zentrum von Pozuzo wurde eine große Schule gebaut. Großes Interesse zeigte Augustin Egg Schuler an ökologischer Landwirtschaft. Von seinen Mitbewohnern in Pozuzo nicht immer verstanden, verurteilte er die gängige Praxis der Brandrodungen, er hielt Kontakt zu diversen Universitäten und führte neue Rinderrassen und neue Sorten von Weidegräsern ein, um die Qualität der Landwirtschaft in Pozuzo zu heben. Auf kulturellem Gebiet ebenfalls hoch aktiv, trat er als Mitbegründer des Kulturvereins Pozuzo und des Museums Schafferer in Erscheinung, beides Institutionen, die sich um die Bewahrung der kulturellen Wurzeln der Pozuciner Einwanderer annehmen. Augustin Egg Schuler versuchte als Autor von Sachbüchern sowohl über die Geschichte der Kolonie, als auch über seine Erkenntnisse zu Land- und Forstwirtschaft im tropischen Regenwald, sein profundes Wissen weiter zu geben. Mit Augustin Egg Schuler hat Pozuzo nicht nur den profundesten Kenner seiner Geschichte, aber auch seiner Natur verloren, sondern auch einen Menschen, dem die Gestaltung der Lebensgemeinschaft Pozuzo das erste und größte Anliegen war. In seiner Autobiographie ist unter dem Titel „Das Wichtigste in meinem Leben“ zu lesen: „Für das Wohl des Landes arbeiten zu können, welches zum Vaterland meiner Eltern wurde...“ Zum bevorstehenden Jahresende danken wir noch allen Förderern, Gönnern und Mitgliedern, die uns bei unserer Arbeit immer aufopfernd unterstützen. Da macht Vereinsarbeit Spass. So dürfen wir zuversichtlich dem Neuen Jahr 2016 entgegenblicken und euch bitten, auch in diesem wieder für unser „Projekt“ Pozuzo zu arbeiten.
Rudi Heinz Obmann
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AUS DEM VEREINSLEBEN IN TIROL
Evaluierung der „Tiroler Entwicklungshilfe“ für Pozuzo (Peru) durch die Universität Innsbruck Für das viersemestrige Masterstudium „Geographie: Globaler Wandel – regionale Nachhaltigkeit“ an der Innsbrucker Universität haben sich im laufenden Studienjahr 13 Masterstudierende für die Vertiefungsrichtung Entwicklungsforschung angemeldet. Während in den vergangenen Jahren Entwicklungsprobleme Brasiliens, Kenyas und Indonesiens analysiert wurden, stand diesmal Peru im Mittelpunkt. Die Kursleiter Martina Neuburger & Ernst Steinicke schlugen den Themenkreis „Evaluierung der Förderprojekte“ für die Tiroler Sprachinsel Pozuzo an der peruanischen Andenostabdachung vor, was von den Masterstudierenden gerne aufgenommen wurde. Voraus ging ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Tiroler Unterstützungsvereine, die zusagten, das Vorhaben uneingeschränkt zu fördern. In ausführlichen Diskussionen formulierten die Studierenden zunächst das Ziel der Untersuchung sowie wichtige Fragestellungen dazu. Erstere zielte darauf ab herauszufinden, inwieweit die v.a. von Tiroler Seite geführten Unterstützungsaktionen erfolgreich waren. Ein Auszug an relevanten Detailfragen: Welche Vorhaben wurden gefördert? In welcher Form wurden die Projekte durchgeführt? Wer hat sich daran beteiligt – finanziell, personell, organisatorisch? Welche Bevölkerungsgruppen haben in Pozuzo von den Projekten profitiert? Hat sich die Lebensqualität in Pozuzo dadurch verbessert? Um die Thematik möglichst vielperspektivisch anzugehen, fand im ersten Semester - nach einer kritischen Auseinandersetzung mit Publikationen über Pozuzo - ein Seminar über demographische, sozioökonomische und historisch-politische Aspekte zur peruanischen Landeskunde statt. Im Zuge weiterer Lehrveranstaltungen kamen auch Grundprobleme, Theorien und Strategien der Entwicklungsforschung sowie kritische Post-Development Gedanken zur Sprache. Nach dieser einführenden Phase begannen im zweiten Semester die konkreten empirischen Erhebungen. Dabei ging es vorerst um Erhebungen in Tirol und dann - im dritten Semester - standen Vor-Ort-Untersuchungen in Peru am Programm. Für das abschließende Semester, das im Frühjahr 2016
v.l.n.r.: David Mittelholz, Luca Gudewill, Stefanie Neußer, Janis Dinter, Jonas Von Schmeling-Diringshofen, Sören Schonard, Juliane Weikert, Stefan Mayr, Kevin Miller, Antonia Wiegers, Prof.Dr. Martina Neuburger, Marco Krakowitzer, Erik Schmitt
stattfindet, ist die Herausgabe eines umfassenden Evaluierungsberichts vorgesehen. Die Untersuchungen in Tirol bestanden aus - einer Analyse der Websei ten der unterstützenden Tiro ler Vereine; - Interviews mit den leitenden Persönlichkeiten der Vereine, mit politischen VertreterInnen der Gemeinden Silz und Hai ming sowie mit Vertretern des Landes Tirol;
- Auswertungen der Quellen im Archiv Silz (sowie Analyse der Verwandtschaftskon takte); - einer Online-Mitgliederbefragung - und einer Bestandsaufnahme sowie Analyse der „Pozu zo aktuell“- Hefte. Die Auswahl dieser Themenkreise erfolgte im Rahmen eines Workshops, an dem sich auch der Obmann des Vereins „Freundeskreis für Pozuzo“,
v.l.n.r.: Carlos Gstir Schaus, Jorge, Stefanie Neußer
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AUS DEM VEREINSLEBEN IN TIROL Rudi Heinz, und das Vorstandsmitglied Frau Eva Lunger beteiligten und Ideen einbrachten. Für das Wintersemester 2015/16 waren schließlich Feldstudien in Pozuzo selbst geplant. Dazu reiste die Studentengruppe unter Leitung der ausgewiesenen Lateinamerikaexpertin Univ.Prof. Dr. Martina Neuburger Anfang September nach Peru und sammelte in Pozuzo weitere Daten mit zuvor ausgearbeiteten Erhebungsmethoden. Die Studierenden wohnten in verschiedenen Gasthöfen und Pensionen der Nachkommen von Tiroler AuswanderInnen und konnten somit auch mittels teilnehmender Beobachtung die gastronomischen Einrichtungen von Pozuzo kennen lernen. Folgende Bereiche, die aus Tirol unterschiedliche Formen der Förderung erhielten, sollten innerhalb einer Woche in den Vor-Ort-Evaluierungsprozess einbezogen werden: - Deutschkurse - Stipendien für Schüler und Schülerinnen - Aufenthalte von Pozucinos in Tirol (Saisonarbeitskräfte) - Kulturvereinshaus - Lehrwerkstätte - Krankenhaus In Kleingruppen von zwei bis drei Personen führten die Studierenden umfangreiche Interviews, Gespräche und Begehungen durch und konnten dabei auf die tatkräftige Unterstützung von zahlreichen Pozucinos zurückgreifen. Nach fünf Tagen intensiver Datenerhebung traf sich die Gruppe aus Innsbruck mit den Mitgliedern der Pozuciner Vereine zu einem abschließenden Abend bei Speisen, Getränken, Musik und Tanz. Insgesamt war im Rahmen des Geländepraktikums keine allumfassende Evaluierung möglich, zumal die Studierenden die Reisekosten selbst auf-
Vorne v.l.n.r.: Juliane Weikert, Eva Solleder, Luca Gudewill Hinten v.l.n.r.: Stefanie Neußer, Stefan Mayr, Antonia Wiegers
zubringen hatten. Daher stand von vornherein nur eine begrenzte Aufenthaltsdauer zur Verfügung. Neben dem zeitlichen Druck bestand noch eine weitere Einschränkung: Da nur wenige unter den Studierenden Spanisch sprachen, konnten vorwiegend deutsch-sprachige InterviewpartnerInnen befragt werden oder die Studierenden mussten immer wieder auf einheimische ÜbersetzerInnen zurückgreifen. Damit waren einerseits einer spontanen Änderung von Arbeitsabläufen Schranken gesetzt. Andererseits konnte nur eine sehr begrenzte Zahl an Interviews überhaupt geführt werden. Darüber hinaus kamen so informelle Gespräche mit dem Großteil der Bevölkerung, v.a. mit Indigenen, nur in Ausnahmefällen zustande. Der Kursleitung war schon im Vorfeld klar, dass die solcherart durchzuführenden Eigenerhebungen in Pozuzo Defizite zu
einer echten Evaluierung in sich bergen. Dennoch ließ sich das Hauptziel der universitären Masterausbildung, nämlich Forschungserfahrung in fremden, überseeischen Kulturräumen zu erwerben, zweifellos erreichen. Mängel im Forschungsdesign wurden den Studierenden natürlich bewusst gemacht. In den Monaten Oktober bis Dezember 2015 werden die Ergebnisse der jeweiligen Arbeitsgruppen diskutiert und zusammengefasst. Die weitere Planung sieht für die darauf folgenden Monate eine schriftliche Darstellung mit zahlreichen Visualisierungen vor. Dieser Evaluierungsbericht sollte noch vor dem Sommer 2016 vorliegen. Ao.Univ-Prof.Mag.Dr. Ernst Steinicke
Saisoniers Gemeldet für die heurige Wintersaison haben sich zwei Mädchen.
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Mariana Schmidt Aguero: Sie arbeitet wie in der letzten Saison im „Genuss-Hotel Silzerhof“ der Familie Annemarie und Christian Tramberger in Kühtai.
Isabel Schuler Leandro: Sie arbeitet in St. Anton bei unserem Pozuzo Freund Andreas Wasle.
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AUS DEM VEREINSLEBEN IN TIROL
Premiere von „Todtentanz“ auf der Geierwally Freilichtbühne in Elbigenalp
Seit dem Jahre 2010 steht jährlich die Premiere-Theateraufführung auf der Freilichtbühne in Elbigenalp auf dem Programmkalender unseres Vereines. 41 Pozuzofreunde haben sich auch heuer am 4. Juli wieder an dieser Aufführung erfreut. Es stand der „Todtentanz“ auf dem Programm.
Im Mittelpunkt von „Todtentanz“, dem neuen Stück aus der Feder von Christof Kammerlander und Bernhard Wolf steht das Leben des Künstlers Johann Anton Falger, der 1791 in Elbigenalp das Licht der Welt erblickte. Falger galt bereits in jungen Jahren als eine der vielversprechendsten Künstlerper-
sönlichkeiten Tirols. Als Gründer der Elbigenalper Schnitzschule und Wegbereiter seiner nicht minder bekannten Schülerin Anna Steiner, aber auch als letzter Universalgelehrter, Sammler und Mäzen ging er in die Annalen des Lechtales ein. Die Einkehr unserer Vereinsmitglieder vor der Aufführung im bekannten Gasthaus „Geierwally“ von Guido Degasperi zum Abendessen ist schon zur Tradition geworden. Wir wurden wiederum vom hervorragenden KüchenTeam um Guido in gewohnter Weise verwöhnt. Voll Begeisterung von der Aufführung und den schauspielerischen Leistungen der Schauspieler traten wir um Mitternacht die Heimreise an. Für die problemlose und unfallfreie Ankunft zu Hause danken wir recht herzlich unserem bewährten Autobusunternehmen Auderer aus Imst.
Großartige Premieren Vorstellung in der vollbesetzten Geierwally Freilichtbühne in Elbigenalp.
v.l.: Hauptdarsteller Arnold Lorenz als Johann Anton Falger und Mitautor des Stückes Bernhard Wolf als Anton
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AUS DEM VEREINSLEBEN IN TIROL
Sturm im Sommer beschädigte unser Pozuzotafel bei der Silzer Westeinfahrt.
Dank Mithilfe von großartigen Pozuzofreunden konnte die Tafel neu gefertigt werden, sie erstrahlt wieder in neuem Glanz. Es ist uns ein großes Bedürfnis den beteiligten Personen einen besonderen Dank auszusprechen: Fa. Holz-Marberger-KR Jörgl Marberger, MH Profile-Paul Hofer, Tischlerei Wilfried Zoller, Künstler Wernfried Poschusta, Malerei Robert Heidinger, Spenglerei Josef Perwög. Die Schnitzarbeiten wurden im Silzer Krippenlokal von Pepi Sonnweber in gekonnter Weise durchgeführt. Dank auch den Silzer Gemeindearbeitern mit Ing. Martin Dablander für die Entsorgung der alten und Aufstellung der neuen Tafel.
Künstler Wernfried Poschusta in seinem Atelier in Tarrenz
Letzte Filmvorführung im Jahr 2015 BANANENSTRUDEL DIRNDL. Ein Film über die deutsch-tirolerische Sprachinsel Pozuzo in Peru. Ein Film über Tiroler Wirtschaftsflüchtlinge von 1857. Nach insgesamt 8 öffentlichen Vorstellungen laden wir am Sonntag, dem 13.12.2015 um 20:00 Uhr, zur letzten öffentlichen Filmvorführung im Jahr 2015 ins Silzer Jugendheim ein. Nach der feierlichen Premiere in der Silzer Pfarrkirche (14.06.15), begeisterte der Film Zuseher in ganz Tirol (Landeck, Fiss, Zams, Ötz, Telfs, Schwaz, Mieming). Ein herzliches Dankeschön gilt dabei allen Organisatoren sowie dem Obmann Rudi Heinz und unserer Evi Lunger, die mit Hintergrundinformationen und Einführungstexten für einen hervorragenden Rahmen bei den Vorstellungen sorgten. Das SANDHILL PICTURES Team rund um Emanuel Bachnetzer wünscht allen Pozuzo Freunden Frohe Weihnachten und ein erfreuliches und gesundes Neues Jahr 2016. Die besten Grüße
gehen ebenso nach Pozuzo an meine Filmcrew Tomas Polinar Montesinos, Sbetka Orbezo Witting,… sowie an
meine Hauptdarstellerin Anna Randolf. FELIZ NAVIDAD ! Emanuel Bachnetzer
Ab sofort sind DVDs und Bluray`s (HD) auf der Filmwebsite www.pozuzo-film.com erhältlich. Filmvorstellung: 13.12.15, 20:00 Uhr, Jugendheim Silz.
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BERICHTE AUS POZUZO
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Unser Deutschprojekt Wie auch im vergangenen Jahr ist unser Deutschprojekt ohne große Schwierigkeiten abgelaufen. Neue Lehrerinnen waren Mariana Schmidt Aguero und Kimberlyn Ballesteros Schuler, die für Maribel, die sich in Karenz befindet, eingesprungen ist. Weiters unterrichteten unsere bewährten Lehrerinnen Cecilia Schmidt Schaus in Prusia ( Kindergarten, Primaria und Sekundaria), Yeraldina Martinez Kroll im Zentrum (Primaria und Sekundaria), Maribel Gstir de Egg (Primaria und Sekundaria), Mariana Schmidt Aguero in Santa Rosa ( Sekundaria) und Zentrum (Primaria), Juliana Müller
Bottger, die Tochter des ehemaligen Bürgermeisters von Pozuzo Josef Müller, in den Kindergärten Montefuner und Zentrum, sowie Rosa Müller Garcia im Kindergarten und Primaria in Santa Rosa. Den Koordinatorinnen des Deutschunterrichts, Cecilia und Yeraldina, sei an dieser Stelle recht herzlich gedankt für ihre zuverlässige und pünktliche Arbeit. Die Lehrstoffplanungen und die Wochen-bzw. Monatsvorbereitungen werden mit großer Sorgfalt geplant und durchgeführt.
Weiters stehe ich in Verbindung mit Frau Marianne Binder vom GoetheInstitut, die immer bereit ist zu helfen, wenn es um Fortbildung und Stipendien geht. Ihr gebührt großer Dank! Nun neigt sich das Schuljahr 2015 langsam dem Ende zu und wir wünschen allen Lehrerinnen viel Energie für den Endspurt, um dann die wohlverdienten Ferien zu genießen. Traudi Feichtinger Projektleiterin
Neues aus Pozuzo Carlos Gstir Schuler, Presidente de Circulo Pozucinos de Amigos del Tirol
In letzter Zeit hatten wir mehrere Aktivitäten, und ich möchte Euch darüber informieren. Zuerst möchte ich über den Besuch der Innsbrucker Studenten berichten. Diese haben ihre Arbeit hier in aller Normalität gemacht, und ich glaube ohne Unannehmlichkeiten. Ich denke, dass sie sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalt hier waren. Anderseits haben wir hier das Pozuzo-Fest gefeiert. Es war ein schönes Fest, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es verbreitet u.a. auch die Kultur Pozuzos, was sehr gut ist.
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Am 27. September feierten wir den 6. Jahrestag der Kirche von Prusia (Señor de la Divina Misericordia). Das war auch ein schönes Ereignis, an dem ziemlich viele Leute teilgenommen haben. Ein Teil des Programmes beinhaltete das Strudelfest, bei dem verschiedene Strudel mit Früchten der Gegend angeboten werden. Das gewinnt auch immer mehr an Bedeutung.
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Am 1. Oktober wurde der 91. Geburtstag von Delfina Randolf gefeiert, wobei, neben der Familie und Freunden, auch der Kulturverein und der Freundeskreis für Tirol mitgewirkt haben.
Dieser Tag brachte leider auch ein trauriges Ereignis mit sich. Unser Altbürgermeister Augustin Egg starb nach einem neuerlichen Schlaganfall. Wir befinden uns am nun Ende der Sommermonate und wir hatten viel Sonne und Hitze, aber jetzt werden auf Grund des warmen Stromes „El Niño“ in Peru heftige Regenfälle erwartet. Pozuzo soll davon zwar nicht betroffen sein, aber wir müssen immer auf der Hut sein, wie jedes Jahr in der Regenzeit. Wir werden sehen, was am Ende wirklich geschieht. Nun wäre es für den Moment alles, was ich zu berichten habe. Pozuzo, 6.10.2015
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Martinstag in Pozuzo Jedes Jahr im November findet in Pozuzo der traditionelle Martinsumzug statt, geplant von dem Deutschprojekt und dem Historischen Kulturverein von Pozuzo, Club Cultural Prusia und dem Club Cultural Santa Rosa. Zur Einstimmung wird die Geschichte von Sankt Martin erzählt und dazu ein kleines Theaterstück von Sankt Martin und dem Bettler aufgeführt. In den Schulen so wie auch in dem Kindergarten basteln die Kinder selber mit der Hilfe von den Deutschlehrerinnen die Laternen und die größeren Kinder lernen Flöte spielen und dann zum Laternenumzug spielen sie “Martin ist ein frommer Mann“ und „Laterne, Sonne, Mond und Sterne”. Der Laternenumzug wird auch in Prusia und in Santa Rosa gefeiert. In Zentrum gehen die Kinder durch die Innenstadt bis zum Kulturhaus. Für musikalische Unterstützung spielen die Kinder Flöte und die Kinder singen die Martinslieder. Zum Abschluss gibt es Martinsbrezeln und Süssigkeiten. Als abschließendes Highlight werden alle gemeinsam singen, „ich gehe mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir“.
Jedes Jahr haben wir ein anderes Programm. Vor zwei Jahren haben wir ein Feuer am Platz gemacht. Anschließend führt St. Martin persönlich auf seinem Pferd den Laternenumzug durch die Stadt. Zum Schluss im Kulturhaus sehen die Kinder Filme über
Sankt Martin und Spiele werden auch vorbereitet.
Yeraldine Martinez Kroll Leiterin Deutschprojekt
Rezepte aus Pozuzo zum Ausprobieren.
Wir werden in unseren nächsten Ausgaben jeweils ein typisches Pozuciner Rezept vorstellen. Unsere Verfasserin, Dr. Ruth Haselmair, ist Absolventin der Höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Landschaftsplanung in WienSchönbrunn. An der Universität Wien hat sie das Diplom- und Doktoratsstudium Kultur- und Sozialanthropologie mit den Schwerpunkten Soziale Netzwerke, Lateinamerika, Ethnobotanik, Entwicklungszusammenarbeit und Archivforschung absolviert. Sie ist eine große Pozuzofreundin und-kennerin. Strukalan de plátano - Bananenstrudel im Milchbad Ein Rezept von María Egg Gstir aus Pozuzo Zutaten Fülle 8 - 10 Stk. Kochbananen (schon sehr reif) 1 Prise Gewürznelken, gemahlen 1 Prise Zimt, gemahlen Zutaten Teig 2 Tassen oder ½ l Weizenmehl 1 Ei 1 Prise Salz 1 EL Zucker
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Maria Egg Gstir in ihrer Küche in ihrem Element
2 EL Sauerrahm ½ Tasse oder ⅛ l Milch Zutaten Milch 2,5 l Milch 3 Stk. Gewürznelken 1 kleine Zimtstange ½ Tasse Zucker 1 EL Butter
Zubereitung Fülle Die Kochbananen schälen, halbieren, in heißem Fett auf beiden Seiten goldbraun frittieren und in einer Schüssel mit einem Blatt Küchenrolle sammeln. Das Küchenrollenpapier entfernen und die frittierten Bananen noch warm zerstampfen. Über die zerstampften Bananen eine Prise
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BERICHTE AUS POZUZO in Pozuzo noch rar war, wurde der Strudel nur auf Festen oder zu besonderen Anlässen, wie bei Hochzeiten oder Geburtstagen zubreitet. Das ist für den Strudel im Milchbad auch heute noch der Fall. Die Hefeteigvariante wird öfters gebacken und etwa zum Frühstück oder zur Nachmittagsjause gegessen. Er wird oft als ganzes Stück an peruanische Touristen verkauft, da er leicht mitgenommen werden kann und als „exotisches kulinarisches Andenken“ an ihren Urlaub in Pozuzo dient.
gemahlene Nelken und Zimt streuen. Die Bananenmasse mit der Hand vermischen und stehenlassen. Zubereitung Teig Das Mehl auf eine saubere Fläche geben und in der Mitte eine Mulde formen. Den Zucker und das Salz rundherum streuen. Das Ei und den Sauerrahm in die Mulde geben, kurz mit einer Gabel verrühren und schließlich die Milch hinzugeben. Zuerst den Teig mit der Gabel von innen nach außen vermengen. Danach mit der Hand zu einem glatten Teig verkneten, welcher zugedeckt eine halbe Stunde rastet.
und noch etwas köcheln. Den abgekühlten Strudel in das heiße Milchbad geben und 5 Minuten lang kochen. Dann die Butter hinzugegeben, den Strudel vom Feuer nehmen und vor dem Servieren mindetens eine halbe Stunde ziehen lassen. Den Strudel im Topf in dicke Scheiben schneiden und in einem Suppenteller in Milch schwimmend warm servieren. Wissenswertes Neben dem Strudel im Milchbad gibt es noch eine zweite Variante, den (trockenen) Hefeteigstrudel. Ältere Personen erzählen davon, dass der
Der Bananenstrudel gilt als kulinarisches Aushängeschild für die österreichisch-deutsche Siedlung Pozuzo. Den Beweis für die ursprünglich öst.dt. Herkunft liefert der Vergleich mit dem Tiroler Apfelstrudel, der als Vorläufer des Bananenstrudels gesehen wird. Der Strudel symbolisiert also die Verbindung mit der ehemaligen Heimat, aber auch die (große) Leistung der Anpassung an das lokale Klima und die neue Umwelt. Während das Rezept des Strudels der Tiroler Ur(ur)großmutter tradiert wurde, verlor sich aber die Information, dass im Herkunftsland Tirol auf Grund der dortigen klimatischen Verhältnisse keine Bananen wachsen. Dieses auf einer breiteren gesellschaftlichen Basis nicht überlieferte Wissen über das Klima und die Ressourcen der Herkunftsländer der Siedler_innen wurde erst durch vermehrten Kontakt und Reisen nach
Zubereitung des Strudels Den Teig mit dem Nudelwalker dünn (2-3 mm) in runder Form ausrollen. Die Bananenmasse auf den Teig geben und auf der gesamten Fläche gleichmäßig verteilen. Mit den Fingern etwas weiche Butter auf die Bananenmasse verteilen (ca. 1-2 EL). Etwas Rohrzucker und den gemahlenen Zimt auf die ganze Fläche streuen. Den Teig von einer Seite her zu einem Strudel einrollen und kreisförmig biegen. Auf ein eingefettetes Blech legen und im Ofen eine halbe bis ganze Stunde backen. Der Strudel ist fertig, wenn er auf der Unterseite durch ist. Den Strudel ca. 15 Minuten abkühlen lassen, sodass er beim Aufheben nicht mehr bricht. Zubereitung des Milchbads Die Milch in einem großen breiten Topf (in dem auch der Strudel danach Platz hat) aufkochen. In die kochende Milch die Nelken, Zimtstange und den Zucker nach Geschmack mischen
Strudel früher stets in Milch gesotten und als Nachspeise serviert wurde, während der Hefeteigstrudel erst in den 1950/60erer Jahren Einzug in Pozuzo hielt. Zu der Zeit als Weizenmehl
Tirol wieder nach Pozuzo gebracht. Erinnerung der Köchin Jedes Mal wenn Maria einen Strudel macht, erinnert sie sich an folgende
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AUS DEM ALLTAG VON POZUZO Geschichte, die sie mir erzählte: Als junges Mädchen war sie bei ihrem Onkel. Beim Essen sagte er zu ihr: „Schöpf dir, schöpf dir“, worauf sie antwortete: „I bin scho voll“. Ihr Onkel meinte daraufhin: „Ah, das Madele wartet auf den Strukl“. Als der Strudel dann auf den Tisch kam, traute sich Maria kein Stück zu nehmen. Sie schämte sich, weil sie vorher gesagt hatte, dass sie voll sei. Heute bereue sie es, dass sie sich damals vor lauter
PORTRAITS VON HIER UND DORT Scham nicht traute ein Stück zu nehmen. Die Köchin María Egg Gstir betreibt die Herberge „Frau María Egg“ (www.pozuzo.com) in Pozuzo, wo sie sich unter anderem auch um das kulinarische Wohlergehen ihrer Gäste kümmert.
Das Rezept wurde von der Sozialanthropologin Dr. Ruth Haselmair im Rahmen des Forschungsprojektes P19705G14 gesammelt und vom Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung-Austrian Science Fund (FWF) gefördert.
Dr. Ruth Haselmair
Ein Leben für die Tracht
Kultur-Landesrätin Frau Dr. Beate Palfrader bedankte sich bei Herbert Kolb für sein Engagement für das Tiroler Trachtenwesen und den Volkstanz.
Eine besondere Auszeichnung wurde unserem geschätzten Vereins- und Vorstandsmitglied Herbert Kolb aus Haiming zuteil. Er durfte sich über den Tiroler Volkskulturpreis 2015 freuen und wurde damit für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für das Tiroler Brauchtum und Trachtenwesen geehrt. Mit dem Tiroler Volkskulturpreis würdigt das Land seit dem Jahre 2009 ein Gesamtwerk oder herausragende Einzelleistungen auf den Gebieten der Volkskultur sowie der Heimat- und Brauchtumspflege. Die Auszeichnung wird alle 2 Jahre vergeben. Viele Jahre stellte Herbert seine Leidenschaft, sein Herzblut für das hei-
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mische Brauchtum in den Dienst verschiedener Vereine auf Bezirks und Landesebene. Schon in jungen Jahren gründete er die Volkstanzgruppe „Silberbuam“ in Haiming und war jahrelang Bezirks-Obmann des „Trachtenverbandes Oberland mit Außerfern“ sowie Obmann-Stellvertreter des Tiroler Landestrachtenverbandes, um nur einige seiner Tätigkeiten aufzuzeigen. Seit 2008 ist Herbert auch ein aktives Mitglied im Vorstand unseres Vereines und bei der Organisation verschiedenster Aktivitäten mit großem Engagement mit dabei. So war er auch im Organisationskomitee für den PozuzoBesuch 2013, bei dem 30 Pozuziner für drei Wochen bei uns zu Gast waren.
Ein Höhepunkt in seiner Tätigkeit für den Verein war aber sicherlich die Begleitung der Pozuzo-Reise 2009 anlässlich des 150 Jahr-Jubiläums der Gründung von Pozuzo mit einer Abordnung von Schuhplattlern aus dem „Trachtenverband Oberland mit Außerfern“ und der „Naviser Stubenmusik“, die uns stimmungsvoll bei sämtlichen Einladungen unterstützt und begeistert hat. Der Freundeskreis für Pozuzo gratuliert Herbert Kolb zu seiner wohlverdienten Auszeichnung und bedankt sich für sein großartiges Engagement um das Tiroler Brauchtum.
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Aus der Abtei St. Georgenberg – Fiecht Neuer Oberer in der Abtei St. Georgenberg – Fiecht P. Raphael Klaus Gebauer ist am 5. Dezember 2014 in Fiecht in Tirol zum Prior-Administrator der Benediktinerabtei St. Georgenberg – Fiecht gewählt worden ist. Die heute zahlenmäßig kleine Abtei, die 1388 gegründet worden wurde, gehört seit 1967 zur Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien.
Nachdem Abt Anselm Zeller, der die Abtei seit 1996 leitete, am 1. Dezember 2014 seinen Rücktritt erklärte, musste die Gemeinschaft einen neuen Oberen wählen. P. Raphael Klaus Gebauer wurde am 13. Juli 1956 in Sandberg geboren. Nach seinem Theologiestudium in Würzburg und München wurde er im Kiliansdom zu Würzburg von Bischof Scheele zum Priester geweiht. Er war an verschiedenen Orten der Diözese
Würzburg in der Seelsorge tätig. 1998 trat P. Raphael in die Abtei der Missionsbenediktiner von St. Georgenberg ein. Seit 2004 versah er den Dienst des Wallfahrtsseelsorgers auf dem St. Georgenberg. Zuletzt war er außerdem Magister und Cellerar. Als PriorAdministrator ist P. Raphael mit den Rechten und Pflichten eines Abtes ausgestattet. Abtpräses Jeremias Schröder bestätigte noch am Tag der Wahl P. Raphael im Amt.
Prior-Administrator P. Raphael Klaus Gebauer OSB
Goldenes Priesterjubiläum Am 20. September 2015 feierten P. Anselm Zeller OSB (Abt emeritus des Stiftes Fiecht) und P. Arno Münz OSB (ehemaliger Prior) den 50. Jahrestag ihrer Priesterweihe. In Dankbarkeit gegenüber Gott und den Menschen, die sie auf ihrem bisherigen Lebensweg in unterschiedlicher Weise unterstützt und begleitet haben, begingen sie den Tag. „Misericordias domini in aeternum Cantabo“ (Ps. 88)
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PORTRAITS VON HIER UND DORT
Eine Rückschau auf große Persönlichkeiten in Pozuzo, zusammengestellt von Eva Lunger Franz Schafferer – „Weltpriester und Kolonistenpfarrer“
120 Jahre ist es nun her, dass Franz Schafferer dem Ruf nach Pozuzo folgte. Lassen wir Wilfried Schabus zu Wort kommen, der folgende Kurzbeschreibung des großartigen Pioniers für die Ausstellung „Pozuzo – Ein Tiroler Dorf in Peru“, 2014 im Stift Stams, schrieb: Als Mitarbeiter und Nachfolger von Pfarrer Josef Egg wurde Franz Schafferer zu einer Führungsfigur der Kolonie nicht nur in geistlichen, sondern auch in allen weltlichen Dingen. – Geboren am 14. Jänner 1868 im Tiroler Gschnitztal. 1892 Priester in Neustift im Stubai-, danach in Trins im Gschnitztal. 1895 kommt er nach Pozuzo, wo er sich als Seelsorger und Lehrer, als Tischler, Schmied, Arzt und Unternehmer einen Ruf erwirbt, der bis heute unvergessen blieb. Er betreibt große, mit Wasserkraft versorgte und gut ausgestattete Werkstätten, ist für seine Schmiede auch sein eigener Köhler und bezeichnet sich selbst als „Seele aller industriellen Unternehmungen auf weite Umgebung“, von deren Erfolgen aber auch „das zeitliche Wohl der Pfarrei“ abhinge. Durch ihn erlebt Pozuzo einen Modernisierungsschub im Haus- und Möbelbau sowie auch bei alltäglichen Gebrauchsgegenständen
Schafferer wird Direktor der 1899 in Pozuzo von der Firma Kitz in Lima erbauten Kokainfabrik. 1901 gründet er die Genossenschaft Mutuos Auxi-
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lios: Auswärtige Waren werden per Maultierkarawanen nach Pozuzo gebracht und dort am Sonntag nach der Messe verkauft oder an die Kaut-
schuk-Sammler im Mairo-Gebiet weitervermittelt. Schwere wirtschaftliche Rückschläge verursachen der Konkurs der Firma Arnold Kitz 1905, die schwere Malariaepidemie der Jahre 1907–09 sowie der Preisverfall für Kautschuk zu Beginn des 1. Weltkrieges. Franz Schafferer ist auch als Seelsorger äußerst pflichtbewusst, scheinchristliche Frömmelei verabscheut er jedoch. 1927 soll der gradlinige, tatkräftige Priester gegen die „Geheimnisse der heiligen Konfession verstoßen“ haben. Aber die Kolonisten nehmen ihren Pfarrer in einem Schreiben an den Bischof gegen diesen schweren Vorwurf eines Einzelnen in Schutz. Im Gegensatz zu Josef Egg war ihm ein Heimaturlaub vergönnt. Als er 1924 nach 30 Jahren Leben im Regenwald wieder nach Europa kommt, findet er, dass es dort „zu viele Leute und zu wenig Bäume“ gebe. Insgeheim hält Schafferer die Kolonie wegen ihrer ungünstigen Lage für ein
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PORTRAITS VON HIER UND DORT „Unglück“, und er bereut es manchmal, selbst ausgewandert zu sein. Trotzdem stellt er sich 1925 gegen eine Abwanderung der Pozuciner in die neue, sehr günstig gelegene Kolonie Villa Rica. So, wie sich auch Josef Egg 1891 gegen die „Auswanderung“ Pozuzos nach Oxapampa gestellt hatte. Die sittliche Unversehrtheit ihrer Gemeinde schien beiden wohl nur in der Abgeschiedenheit Pozuzos gewährleistet. Franz Schafferer stirbt am 27. November 1936. Er war Weltpriester und „Kolonistenpfarrer“ ohne explizite Missionsaufgaben. Nach seinem Tod kommt es in Pozuzo zu einer markanten Zunahme „einheimischer“ Trauungen und damit zum Beginn einer demographischen Umstrukturierung unter den seit 1938 in Peru präsenten Missionaren des Comboni-Ordens (MCCJ). Wilfried Schabus
Quellen: Andreas Hofer vom 08.08.1895. Neue Tiroler Stimmen vom 12.04.1905; 25.05.1905; 16.01.1907; 21.12.1907; 01.10.1910. Archivo del Obispado de Huánuco. Neuhoff, Monika (1990): Ein Dorf im Umbruch - Tiroler Auswandererkolonie in Peru zwischen Anpassung und Identitätsmanagement. Frankfurt M. [Diss.masch.]
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PORTRAITS VON HIER UND DORT
Berührend in seiner Ausdrucksweise erzählt uns Franz Schafferer in einem Brief an seinen Bruder Josef Schafferer in Gschnitz von der großen Herausforderung „da in Pozuzo“ und von Heimweh nach „dorten in Tirol“, von Einsamkeit und Sehnsucht nach der Familie. Dieser Brief wurde dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von Frau Barbara König, die sich wünscht, dass das erfüllte Leben und Wirken ihres Großonkels Pfarrer Franz Schafferer in Tirol nicht vergessen wird. Pozuzo (Peru) am 27. November 1922 Lieber Bruder Josef! Mit heutiger Post sende ich dir wie auch den anderen Geschwister ein 10 Pfund Sächkchen daigen Kaffee als freundlichen Neujahrsgruß zur Probe. Früher hat die daige Regierung Kaffee nicht ins Ausland gehen lassen. Von anderen Sachen ist da auch nichts passendes nach dorten zu schicken. Wie sind wir auch gar so weit von einander seit 12. August 1894! Wollte heuer so gern auf Besuch kommen, kann für diese arme einsame Urwaldgemeinde keinen Aushilfspriester gewinnen, habe auch wenig Aussicht im kommenden Sommer 1923 nach dorten zu kommen. Viel hab ich da in den 28 Jahren durchgemacht u. ge-
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litten, ihr dort im Kriege auch jetzt muß es dorten nach den Zeitungen sehr schlimm ausschauen. – Auch da ist alles sehr theuer geworden was man braucht u. billig geblieben was zu verkaufen ist – Ich hab auch nun ein sehr bescheidenes Hauswesen, ein braves Mädl besorgt Küche, Kirche, 2 Milchkühe und etwa 100 Stück Geflügel. die Bauern Deutsche u. Indianer pflanzen mir den nötigen Mais (Türken) und Kartoffelersatz. – Gott Lob hab ich aus vielen Nebenverdiensten in den freien Zeiten meines Berufes Ersparnisse fürs Alter und Besuchsreise nach dorten. – Ich war die letzten Jahre sehr kränklich seit März 1922 bin ich wieder völlig gesund und rüstig an der Arbeit. – Aus der Heimat und Tirol habe ich außer den Zeitungen selten eine Nachricht von Bruder Andreas und einzelnen Priestern. Hier bin ich sehr verlassen. Zur Osterbeichte zum nächsten Priester muß ich eine sehr beschwerliche Reise auf Maulthier und zu Fuß über jämmerliche Steige machen die mich noch mindestens 10 Pfund englisches Geld kostet. – Wie gerne wollte ich Tirol, Euch alle mit Familien sehen, einmal noch! Gott gebe es. – Falls es dir oder einen Geschwister in Armut oder Not schlecht gehen sollte so schreibet offenherzig. Habe ich nichts als Pfarrer und keine Reichtümer als Handwer-
ker von Herzen gerne in brüderlicher Liebe will ich aushelfen mit der Frucht meines Schweißes am Ambos - Hobelu. Drehbank. Wie geht’s deiner Familie, weiß fast nichts darüber, ebensowenig über Schwester Maria nur deren Tochter Maria Mader schrieb mir unlängst ein recht liebes Briefl – Oft denke ich an Gschnitz, Brixen, Neustift möchte am liebsten weinen vor Heimweh und muß mich in allerhand Arbeiten zerstreuen. Bruder Andreas schrieb mir daß ein Sohn von dir Schmiede- oder Schlosserhandwerk gelernt hat in Schule und Praxis. Habe da auch selbst eine Schmiede angelegt mit Wasserkraft, Hammer- Scheere- und Lochmaschinen- Eisendrehbank, Schleif- Bohrmaschinen. Leider bin ich Lehrbub, Gesell und Meister alles in einer Person. In 3 Jahren soll die Bahn gebaut werden bis daher. Dann gibt’s viel verdienst auch jetzt sind gute Handwerksarbeiten fett bezahlt, da weitum niemand was versteht. – Hat gar kein Verwandter Lust daher auszuwandern? Hab mich mit eigenem Haus und Land eingerichtet für die alten Tage falls ichs Pfarramt nicht mehr recht versehen kann. Ich könnte Trost und Stütze besser bei meinen Verwandten haben und Haus und Hof im
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PORTRAITS VON HIER UND DORT Todfalle überlassen. Das Leben da ist freilich ganz anders in Leiden u. Freuden als dorten, doch wenn man sich eingewöhnt hat, gefällts ganz gut. Viele Unschuld und tiefgläubige Fröm-
WIR GRATULIEREN migkeit der meisten Leute sind meine Freude u. Trost, ich hab die 28 Jahre nicht umsonst gearbeitet. O wie sehr wünschte ich daß auch alle Anverwandten dorten fromm seien wie viele hier im Urwalde auch Indianerseelen.
Es grüßt dich herzlichst aus weiter Ferne in Liebe Franz Schafferer, Pfarrer und geistlicher Rath
Am 4.10.2015 erblickte ein gesundes Mädchen das Licht der Welt. Danika, Größe 49 cm, Gewicht 2,670 kg. Die glücklichen Eltern Maribel Gstir de Egg und Enzo Egg Ballesteros. Wir gratulieren herzlichst und wünschen den Eltern viel Freude und Glück mit ihrem Sonnenschein.
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Genussregion Österreich Großartige Auszeichnung für unser Vorstandsmitglied Christian Tramberger und seiner Gattin Annemarie Tramberger, Besitzer des „Hotel Silzerhof“ in Kühtai Bereits zum achten Mal kämpften über 1.300 Genuss-Wirte österreichweit um den begehrten Titel „Genusswirt des Jahres“. Den Tiroler Landessieg in der Kategorie „Hotel Restaurant“ konnte das Hotel Silzerhof in Kühtai, Familie Annemarie und Christian Tramberger ergattern. Tirol kann stolz auf seine nachhaltige und gesunde Landwirtschaft sein. Mit gezielten Maßnahmen konnten wir die regionale Produktion vom Paznaun bis nach Osttirol ausbauen und professionalisieren. „Die Genuss-Wirte veredeln in ihren Betrieben die Produkte unserer Bäuerinnen und Bauern und zeigen, wie gut Regionalität und Saisonalität schmecken können,“ so die Worte unseres Landeshauptmann-Stellvertreters Josef Geisler. Wir gratulieren recht herzlich und bedanken uns bereits im Voraus für die
neuerliche Aufnahme unserer jungen Pozucinerin Mariana Neidi Schmidt Aguera als Mitarbeiterin im Hotel Sil-
zerhof, wo sie schon im vergangenen Winter Erfahrung sammeln durfte.
Verleihung des Verdienstkreuzes des Landes Tirol an unseren Obmann Rudi Heinz Am 15.08., dem „Hohen Frauentag“, verleiht das Land Tirol jährlich an verdiente Persönlichkeiten in Nord- und Südtirol, zahlreiche Auszeichnungen. Eine hervorragende Ehrung dieser Art, nämlich das Verdienstkreuz des Landes Tirol, wurde heuer an Rudi
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Heinz vergeben. Diese Auszeichnung wird jährlich nur höchstens 36 Personen in Nordtirol gewährt und soll eine Würdigung für wertvollste und verdiente Arbeit für das Land Tirol und seine Bürger sein. Im Beisein seiner Familie konnte Rudi Heinz diese Ehrung
im Festsaal der Hofburg aus den Händen der Landeshauptmänner Günther Platter und Arno Kompatscher entgegennehmen. Damit wurde ein verdienter Silzer Bürger geehrt, welcher sich über Jahrzehnte um das Wohl seiner Mitbürger bemühte, der sich aber auch um zahlreiche Institutionen verdient gemacht hat. Neben seiner über 30 Jahre ausgeübten politischen Tätigkeit als Ortsparteiobmann der ÖVP und seiner 6 Jahre als Gemeinde-Vorstand, war er auch 10 Jahre lang Geschäftsführer im Tourismusverband. Die soziale Kompetenz von Rudi Heinz zeigt sich auch in seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten bei der Feuerwehr Silz (40 Jahre Mitglied und 20 Jahre lang Kassier), beim Sportverein Silz (25 Jahre Vorstandsmitglied und Vize-Präsident) sowie als Mitbegründer der Spielgemeinschaft Silz/Mötz, deren Obmann er 12 Jahre hindurch war. Aber auch als stolzer Fähnrich des Oberinntaler Schützenregimentes seit 16 Jahren, als Mitglied der Schützenkompanie Josef Marberger Silz, zeigt er seine starke Heimatverbundenheit und Wertschätzung
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gegenüber den traditionellen Werten unserer Gesellschaft. Dass diese Verbundenheit mit Tradition und Heimatliebe bei Rudi Heinz aber keinesfalls eine enge gesellschaftliche Sicht darstellt, erkennt man in seinem überaus engagierten Einsatz für die südamerikanische Partnergemeinde Pozuzo in Peru! Hier kommt die weltoffene Seite unseres Geehrten zum Vorschein, war es ihm doch neben dem Erhalt der tirolischen Tradition in Pozuzo, auch immer wichtig, die traditionelle Kultur der Peruaner kennen zu lernen. In zahlreichen Reisen nach Pozuzo und durch Peru konnte er diese Einblicke vertiefen und so ein gutes Fundament für die jahrzehntelange Arbeit für die Partnergemeinde Pozuzo gewinnen. Rudi Heinz als Gründungsmitglied des Vereins „Freundeskreis für Pozuzo“ im Jahre 1983, ist somit also über 30 Jahre als Vorstandsmitglied, Kassier und seit
2008 als Obmann für den Verein tätig. In diesen Funktionen hat Rudi Heinz mit großem Einsatz für die Unterstützung der 1857 nach Peru ausgewanderten Tiroler gearbeitet. Die Aufrechterhaltung und Intensivierung der Kontakte nach Pozuzo war und ist ihm ein stetes Anliegen und findet Ausdruck in den Projekten „Deutschunterricht in den Schulen“, „Stipendien für bedürftige Schüler“, „Förderung der tirolischen Tradition“, „Tourismusprojekt“, Betreuung der Krankenstation „San Camilo“ und viel anderem. Zu recht ist er hier in Tirol als unser „Señor Pozuzo“ bekannt, welcher in den letzten Jahrzehnten den Bekanntheitsgrad Pozuzos im Tiroler Oberland stark erhöhte. Nicht unerwähnt darf aber bleiben, dass sich Rudi Heinz seit Jahrzehnten auch für bedürftige in Not geratene Mitbürger einsetzt, sowohl im täglichen Leben, als auch ganz speziell seit 1986 als Mitglied im Lions-Club,
dessen höchste Auszeichnung, den Orden „Melvin Jones Fellow“, er heuer entgegen nehmen durfte-. Hat ihm das Land Tirol in der Hauptsache das Verdienstkreuz für seine herausragende Tätigkeit für Pozuzo verliehen, so wurden damit aber zugleich diese seine vielfältigen sozialen und gesellschaftlichen Verdienste gewürdigt. Wir als Vorstand des Vereins „Freundeskreis für Pozuzo“ freuen uns besonders über diese hoch verdiente Auszeichnung, durften wir doch Rudi Heinz über viele Jahre bei seiner Arbeit begleiten. Wir gratulieren ihm dazu herzlich und aufrichtig. Möge seine Schaffenskraft noch viele Jahre zum Wohle der Gemeinde Silz und Pozuzo und seiner Bürger erhalten bleiben.
Wir danken:
Der Tiroler Landesregierung, Abteilung Südtirol, Europaregion und Außenbeziehungen, Innsbruck Den Partnergemeinden Silz und Haiming Der Gemeinde Zams
Allen Sponsoren und Gönnern unseres Vereines Unseren Mitgliedern Allen Vorstands- und Beiratsmitglieder für ihre ehrenamtliche Tätigkeit
Dem Bundesministerium für Bildung und Frauen, Wien Dem Allgemeinen Deutschen Kulturverein, Wien
Für den Vorstand des Vereins „Freundeskreis für Pozuzo“: Obmann-Stv. DI Eugen Feichtinger
WIR GEDENKEN
Mit ihm zu sprechen ist Gewinn! Laudatio auf Altbürgermeister Augustin Egg Schuler aus Anlass seines 75. Geburtstages Verfasst von Obmann Stv. DI Eugen Feichtinger (Wiederholung aus der Ausgabe von „POZUZO AKTUELL“ vom Juli 2011)
Es wird nur wenige Persönlichkeiten in Pozuzo geben, welche fast allen, die Pozuzo besuchten, sei es aus der alten Heimat Tirol oder aus anderen Gegenden der Welt, so markant in Erinnerung bleiben. Schon der erste Kontakt mit Augustin Egg Schuler wird geformt von seiner ausgeprägten Persönlichkeit, seiner nur manchmal ans Tirolische erinnernde Aussprache, der hageren typischen Oberländer (Tiroler Oberinntal!) Figur, der hintergründigen vorsichtigen Diktion in der Unterhaltung und den weit gestreuten Gesprächsthemen, welche in der zu schnell verflossenen Zeit mit ihm in Erinnerung bleiben. Man würde Augustin Egg nicht gerecht werden, würde man ihn nur als „die graue Eminenz“ in Pozuzo bezeichnen. Vielmehr ist er eine Persönlichkeit, welche es in ihrer Vielschichtigkeit mehr als verdient,
hier in dieser Ausgabe von „Pozuzo aktuell“ anlässlich seines 75. Geburtstages gewürdigt zu werden. Freundlicherweise hat Augustin uns seine markanten Stationen in seinem ereignisreichem Leben mittels einer Autobiographie mitgeteilt und ich darf diese in dieser Würdigung seiner Person ebenfalls einfließen lassen, um auch dem geschätzten Leser die wichtigsten Eckdaten seines Lebens vermitteln zu können!
seine Mutter, Frau Ana Schuler, gehört zur zweiten Gruppe von Einwanderern die im Jahr 1868 nach Pozuzo gelangten. Augustin wuchs mit zwölf Geschwistern auf, von denen drei noch leben: Francisca, Josefina, Ana.
Augustin Egg Schuler wurde am 6. März 1936 am Hof San Teodoro-Pozuzo, als Sohn von Herrn Luís Egg Witting und Frau Ana Schuler Richle geboren. Er gehört der zweiten Generation der Einwanderer Tiroler Herkunft an, die 1859 in Pozuzo ankamen. Sein Vater Luís Egg Witting gehört zu den Einwanderern der ersten Gruppe (1859) und
Mit 9 Jahren, 1945, schickte ihn sein Vater nach Huanuco in das Seminar San Teodoro zum Studium. Dort blieb er 5 Jahre, kehrte danach nach Pozuzo zurück und wurde dann noch vom Lehrer Eudosio Izarra Sánchez unterrichtet, damit sein Volksschulabschluss offiziell anerkannt werden konnte.
Geboren und aufgewachsen ist Augustin bis 1987 am Hof San Teodoro, rechtsufrig des Huancabambo, welcher heute im Besitz seines Sohnes Helmut Antonio Egg Vogt ist.
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WIR GEDENKEN Noch sehr jung, mit 14 Jahren, arbeitete Augustin bei Bahnprojekten in Pucallpa und bei der Errichtung eines Saumpfades in Tunqui. So teilte er das Schicksal vieler junger Pozuziner, welche in jungen Jahren in der engeren Heimat keine Arbeit fanden. Breits in jungen Jahren vertraute man 1955 Augustin einen Lehrerstelle im Hafen Mayro an. Dort wurde die erste Schule des Staates in Mayro eröffnet. Außerdem war er als städtischer Agent tätig. Nach 2 Jahren, 1957, rückte Augustin Egg Schuler zum Heer ein, in eine Ingenieurtechnikeinheit, die bei Kilometer 62 der Landstraße Pucallpa-Huanuco stationiert war, wo er im Gesundheitsbereich arbeitete. Nach zwei Jahren verließ Augustin als zweiter Feldwebel und Sanitäter das Heer und kehrte nach Pozuzo zurück, um sich dort um die Arbeiten auf der „chacra“ (Bauernhof) seiner Eltern zu kümmern! Am 23. August 1961, mit 25 Jahren, heiratete er Doña Rebeca Vogt Villaizán, mit welcher er vier Buben hat, von denen drei noch leben: Luís, Walter und Helmut. Neben dem Aufbau der jungen Familie arbeite Augustin schon damals sehr für das Gemeinwesen. Folgende Aufgaben wurden in den nächsten Jahren von ihm bewältigt: Von 1959 bis 1962 war er Gouverneurstellvertreter neben Gouverneur Alfredo Witting Kohel. Von 1962 bis 1964 und 1966 bis 1968 war er Gouverneur des Bezirkes Pozuzo neben Bürgermeister Alfredo Witting Kohel. In dieser politisch sehr unruhigen Zeit (die 1. Agrarreform scheiterte!) war Augustin sehr intensiv um die Errichtung der ersten Polizeidienststelle in Pozuzo bemüht. In diese Zeit fiel auch die Gründung der ersten Krankenstation, an der auch Pfarrer Luis Starker und Bürgermeister Iberto Baumann beteiligt war. Dieses Projekt wurde schon damals durch das Land Tirol unterstützt. Dr. Josef Zangl, in Matrei am Brenner gebürtig, war der erste Arzt in dieser Krankenstation. So war Augustin als Mitglied der Partnerorganisation IINCAGRO auch wesentlich am Bau des neuen „Centro de salud“, welches 2004 eingeweiht wurde, beteiligt. Hier unterstützten er und sein Sohn Luis die Initiativen der Tiroler Freunde des Vereins „Gesundheit für Pozuzo“! Schon im Jahre 1970 war Augustin Egg Schuler Bürgermeisterstellvertreter, als Herr Conrado Zevallos Bürgermeister von Pozuzo war. Von 1972 bis 1974 war er Bürgermeister des Bezirks von Pozuzo. Folgende Gemeinderäte waren noch tätig: Bürgermeister-Stellvertreter Herr Federico Schmidt, Beauftragter für Mieten Herr Juan Schmidt Schuler, Beauftragter für Ausgaben Francisco Gstir Schaus, Beauftragter für Bauarbeiten Herr Alfredo Schuler Witting und der Hygiene- und Kulturinspektor Herr Raúl Maldonado Arancibia. In diesen Jahren wurde die alte Gemeindeverwaltung fertig gestellt, die in der Periode des Bürgermeisters Conrado Zevallos begonnen wurde, und so war Augustin Egg Schuler der erste Bürgermeister, der in ein, durch Anstrengung des Dorfes eigens gebautes, städtisches Lokal einzog.
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Bundespräsidnt Dr. Kirchschläger empfängt Augustin Egg Schuller in der Hofburg in Wien unter dem Bildnis von Kaiserin Maria-Theresia im Jahre 1980
In dieser Epoche hatten die Pozucinos Probleme und Schwierigkeiten in der Verwaltung mit dem Departemento in Huanuco. Deshalb beantragten die Honoratioren von Pozuzo beim Präsidenten der Republik, General Juan Velasco Alvarado, Pozuzo in die Zuständigkeit der Provinz Oxapampa-Pasco zu überstellen. Dieses Dekret, welches auch die Fertigstellung der Verbindungsstraße nach Oxapampa und die Errichtung einer Hauptschule (Secundaria) beinhaltete, wurde durch Augustin Egg Schuler und Conrado Zevallos Berastein am 14.4.1972 persönlich dem Präsidenten übergeben. Schon am 18.4.1972 erließ der Präsident ein entsprechendes Gesetz zur Eingliederung Pozuzos in das Departemento Pasco. Weiters wurde die Institution SINAMOS angewiesen die Verbindungsstraße Oxapampa - Pozuzo fertig zu stellen. In seiner Amtsperiode als Bürgermeister rückte die Straße vom Abschnitt Yulitunqui bis Malpaso(Palmapampa) vor, ab dort übernahm das Bataillon Ollantaitambo-Chanchamayo die Fertigstellung. In diese Zeit fiel auch die Anordnung zum Bau der Straße nach Delfin und zum Bau der Flugpiste für Kleinflugzeuge. Im Jahr 1972 wurde die Brücke über den Fluss Palmapampa, und 1973 die Brücke über den Fluss Seso errichtet. In seine Funktionsperiode fiel auch die Planung für die Hängebrücke über den Fluss Santa Cruz in Tingo de Malpaso mit einer Spannweite von 35 m. Ebenfalls beantragte man beim Energieministerium den Bau des Kraftwerkes in Delfin. Dieses Projekt wurde in der Folge auch vom Land Tirol und vom Freistaat Bayern unterstützt. Eine große Leistung war auch der Bau der Schule Tupac
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WIR GEDENKEN Amaru - die heutige Hauptschule in Pozuzo Centro. Am Anfang war diese erst mit 5 Klassenzimmern ausgestattet. Aber auch 16 Kleinschulen in den weit verstreuten Weilern konnten in dieser Zeit eingerichtet werden. Die Aufzählung dieser Leistungen als Funktionsträger in politischen Ämtern ist sicher nicht vollständig, zeigt aber, wie viele grundlegende Strukturen zur Weiterentwicklung Pozuzos zum blühenden heutigen Gemeinwesen unter der Ära Augustin Egg Schulers entstanden. In Würdigung seiner vielfältigen Leistungen wurde er 1979 vom Land Tirol eingeladen, das Land seiner Großeltern zu besuchen, mit der Möglichkeit, sich in der Landwirtschaft und im Genossenschaftswesen weiter zu bilden. In Tirol unterzeichnete er, als Vertreter Pozuzos mit der Gemeinde Silz, Wiege seiner Großeltern, einen Partnerschaftsvertrag zwischen Pozuzo und Silz. Er überbrachte das entsprechende Dokument der Gemeinde Pozuzo nach seiner Rückkehr. In der Folge wurden die kulturellen Beziehungen und die wirtschaftliche Unterstützung für Pozuzo bis heute aufrecht erhalten. Man würde der Persönlichkeit Augustin Egg Schulers nicht gerecht werden, wollte man nicht sein breit gestreutes Interesse an allen Lebensbereichen schildern. Diese visionäre Lebenseinstellung war und ist die Grundlage für eine Vielzahl von Tätigkeiten im agrarischen und kulturellen Bereich. So war Augustin Egg Schuler wesentlich an der Bildung von agrarischen Organisationen in Pozuzo (Entwicklungskomitee und Cooperativa Agraria Pozuzo) und an der Einführung neuer Viehrassen und Weidegräser beteiligt. Dies in Zusammenarbeit mit diversen Universitätsinstituten (La Molina) und anderen Organisationen. Seine kulturellen Interessen werden durch die Teilnahme an der Gründung des Kulturvereins Pozuzo, gemeinsam mit Lehrerin Delfina Randolf, Rodolfo Egg, Andrés Schmidt Baumann, Lehrerin Carolina Egg, Francisco Kohel, sichtbar. Er war auch Gründer des Museum „Schafferer“, gemeinsam mit der Lehrerin Delfina Randolf. Heute ist er honoriges Mitglied des Museumsvereines. Der damalige Bürgermeister, Herr Orlando Susanibar Ayala, unterstützte die Sache und war ebenfalls ein sehr aktives Mitglied. Mit seiner Hilfe wurde das Grundstück das „alte“ Grundstück der Familie Martín Peter) erworben. Das Gebäude wurde eingerichtet und die Sammlung der Lehrerin Delfina Randolf, welche diese seit 1960 bei sich verwahrt hatte, in das Museum gegeben. Interessant ist auch, dass Augustin Egg Schuler auch von 1963 bis 1977 als offizieller Wetterwart in Pozuzo tätig war und diese Aufgabe privat noch heute ausführt. Weiters war er als Topograph in den Achtzigerjahren im Rahmen der Agrarreform tätig. In diese Zeit fiel wohl auch seine Entdeckung einer Vor-Inka Kultur auf dem Besitz der Familie Witting in der Nähe von Toropampa. Seit 1995 beschäftigt sich Augustin Egg Schuler sehr intensiv mit der Geschichte Pozuzos. Die Zusammenfassung dieser Veröffentlichungen unter dem Titel „TIROLESES RENANOS Y BAVAROS EN LA SELVA CENTRAL“, wurde dem Museum SCHAFFERER übergeben.
Augustin mit seiner lieben Gattin Rebecca
In den letzten 4 Jahren war Augustin auch sehr intensiv mit einem Nachhaltigkeitsprojekt zur Erhaltung des Bergurwaldes mit dem „Deutschen Entwicklungsdienst“ beschäftigt. Er hat als Vertreter der Nichtregierungsorganisation IINCAGRO in den verschiedenen Agro-Forst-Versammlungen zum Thema Nachhaltigkeit im Bergurwald im Verhältnis zur ertragreichen Landwirtschaft und den geschützten natürlichen Bereichen mit Herrn Ing. Joaquín Böhnert vom deutschen Entwicklungsdienst (DED) zusammengearbeitet. Derzeit arbeitet er in der Baumschule Palmira, wo er 3 Parzellen mit ungefähr 3 Hektar bearbeitet und ein Register von über 2500 Bäumen führt, und das für 20 Forschungsjahre. Im Jahr 2010 publizierte er den „MANUAL DE PRACTICAS AGROFORESTALES Y SILVO CULTURALES EN POZUZO“. An dieser Veröffentlichung hat er 5 Jahre lang gearbeitet. Mich als Laudator, verbindet mit Augustin Egg Schuler nicht nur das Geburtsdatum 6. März, sondern auch die Hingabe an eine Aufgabe. Die Schilderung der vielfältigen Aufgaben und Arbeiten, welche sicher nicht erschöpfend aufgezählt werden konnten, lassen dem Freund und Leser ein wenig mehr in die Seele dieses echten Sohnes Pozuzos blicken, als es einem oft im direktem Gespräch gelingt. Denn hiefür benötigt man Zeit, denn Augustin Egg Schuler ist kein Mann der Oberflächlichkeiten. Diese Zeit sich auch zu nehmen, wenn man nach Pozuzo kommt, wünsche ich allen Freunden und auch mir, ist die Zeit in Pozuzo doch allzu oft viel zu kurz. Und so komme ich am Ende wieder zum Anfang: „Mit ihm zu sprechen ist Gewinn!“ Nützen wir dies!
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WIR GEDENKEN “DAS WICHTIGSTE IN MEINEM LEBEN” Für das Wohl des Landes arbeiten zu können, welches zum Vaterland meiner Eltern wurde, und es von künftigen Generationen sein wird; ein Sandkorn beizutragen, um die Lebensbedingungen von uns Bauern zu verbessern, die bis heute sehr marginiert und benachteiligt werden; ich kämpfe mit meiner bescheidenen Forschungsarbeit im Feld der Forstwirtschaft um eine tragbare Landwirtschaft , um so Souveränität durch die Nahrungsmittel zu sichern, mit Identität und Verstand, der Grund zu sein, was jedes Individuum anstreben soll.
Augustin in seinem geliebten Urwald
Zum Schluss darf ich ihn selbst aus seiner Autobiographie sprechen lassen! Ad multos annos Augustin Egg Schuler!
Augustin in seiner geliebten Küche, die ihm als Büro diente
Bis zum heutigen Tage findet man in den Häusern ein Bild, welches ein Manifest unseres Glauben in einem eloquenten Satz zeigt: Wo es Glauben gibt, gibt es Liebe Wo es Liebe gibt, gibt es Frieden Wo es Frieden gibt, ist Gott Wo Gott ist, gibt es kein Elend.
Johann Treichl u Herr Johann Treichl, Gastwirt i.R., langjähriger Geschäftsführer der Schilift Scheffau GesmbH ist von uns gegangen. Johann war der Gatte unserer sehr geschätzten Frau SR Theresia Treichl. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren
Anton (Antuco) Witting Gstir u Anton Witting Gstir ist nicht mehr unter uns. Im heurigen Sommer besuchte Anton Witting Gstir zum ersten Mal die Heimat seiner Vorfahren gemeinsam mit seiner Gattin Lourdes Ubaldo und Tochter Mayrilin Witting. Er genoss den Aufenthalt, freute sich über die vielen Begegnungen mit unseren Pozuzo Freunden. Wir werden Anton Witting Gstir ein ehrendes Andenken bewahren. Im Schnapskeller von Werner Hackl in Sautens v.l.: Anton Witting Gstir, Werner Hackl, Marylin Witting, Lourdes Ubaldo
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Fördernde Betriebe:
Wir sagen Dankeschön:
Förderer von Projekten in Pozuzo Rudolf Heinz
Gregor Frötscher
M 43 676 8256 2905 rudolf.heinz@generali.com
M 43 676 8256 2945 gregor.froetscher@generali.com
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ALLFÄLLIGES
Silzer Winterlandschaft
Wir wünschen all unseren Mitgliedern, Gönnern und Freunden, der Bevölkerung der Partnergemeinden Silz und Haiming, der Bevölkerung der Gemeinde Zams und der Bevölkerung von Pozuzo
EIN FRIEDVOLLES WEIHNACHTSFEST UND EIN GESUNDES UND GLÜCKLICHES NEUES JAHR 2016 Fotonachweis: Manfred Wegleiter, Land Tirol/Wikipil, Prof. Dr. Ernst Steinicke, Abtei St. Georgenberg- Fiecht, Geierwally Freilichtbühne, Tommy Polinar, Richard Bachnetzer, Yeraldine Martinez Kroll, Ruth Haselmair, H.Kinzl,
Wie können Sie die „Sache Pozuzo“ unterstützen? Werden Sie Mitglied unseres Vereines „Freundeskreis für Pozuzo“, Obmann Rudi Heinz, e-mail: rudolf.heinz@generali.com Jährlicher Mitgliedsbeitrag 20,-- € Anschrift:
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Impressum: Herausgeber:
FREUNDESKREIS-POZUZO
Redaktion:
Rudolf Heinz - Verein „Freundeskreis für Pozuzo“ Dornachweg 23, 6424 Silz, T +43/676/3797610 rudolf.heinz@generali.com
Lektor:
OSR Franz Wurnig f.wurnig@chello.at
Layout:
Werner Feichtinger, Kranewitterstraße 20, 6020 Innsbruck
Druck:
Druckerei Pircher, 6430 Ötztal-Bahnhof Ökologisch gedruckt mit Bio-Pflanzenfarben www.pircherdruck.at
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