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LIEFERDIENSTE IN DER C-KRISE Das große Geschäft mit dem Essen auf Rädern

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Der zweite Lockdown stellt die Gastronom:innen vor gewaltige Aufgaben: Viele haben in Plexiglas und Luftfilter investiert, um die Gefahr einer Covid-19-Infektion im Innenbereich zu minimieren. Genutzt hat es trotzdem nichts: Erneut mussten Bars, Cafés und Restaurants schließen. Lediglich mit Abhol- und Lieferservices kann die Gastronomie den Betrieb zumindest im kleinen Maßstab aufrechterhalten. Insbesondere die Lieferdienste sind die Krisengewinner. FRIZZ Das Magazin beleuchtet das Geschäft mit dem Essen auf Rädern. ›› Redaktion: Michael Faust

Retter:innen in der Not oder Nutznießer:innen? In der Coronakrise liegen die Extreme teilweise sehr weit auseinander. Am Beispiel des deutschen Marktführers bei Essenslieferungen Lieferando wird das schnell deutlich. Durch geschicktes Aufkaufen von Konkurrenten wie Lieferheld, pizza.de oder Foodora konnte Lieferando seine Marktposition bereits in den Jahren vor der Krise stärken. Im Winter 2020/21 stellt das viele Gastronom:innen vor eine Zerreißprobe, zumal die wenigen verbliebenen Alternativen wie etwa das finnische Unternehmen Wolt oder die brandneue Bestellplattform „Dish Order“ von Metro dem Platzhirsch kurzfristig kaum gefährlich werden können. Dabei setzen gerade Wolt mit geringeren Gebühren und „Dish

Order“ gar mit der provisionsfreien Vermittlung bei Lieferandos größtem Kritikpunkt an: den hohen Gebühren. Ob damit die monopolähnliche Situation des Marktführers gebrochen werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.

GEBÜHREN – HOHE BELASTUNGEN FÜR GASTRONOM:INNEN Die Gebührenstruktur bei Lieferando ist übersichtlich und grundsätzlich recht einfach: Für die Lieferung einer Bestellung mit Lieferandofahrer:innen veranschlagen sie 30 Prozent der Rechnung vom Restaurant, für eine Order, die die Kundin oder der Kunde selbst abholt, 13 Prozent Servicegebühr. Weitere 59 Cent fallen jeweils an, sobald online bezahlt wird. Angesichts dieser Zusatzbelastungen sind einige Gastronom:innen wenig begeistert von der derzeitigen Situation. Ein gehobenes italienisches Restaurant, das namentlich nicht genannt werden möchte, würde daher lieber heute als morgen auf den Lieferservice verzichten. „Derzeit machen wir zwar 70 bis 80 Prozent unseres Umsatzes über Lieferando, aber wirtschaftlich sinnvoll ist das eigentlich nicht. Mein Steuerberater würde mir anhand der Zahlen höchstwahrscheinlich dazu raten, das Restaurant aktuell zu schließen. Wir sind aber Vollblutgastronomen und wollen nicht tatenlos herumsitzen. Außerdem macht ein – wenn auch nur auf Zeit – geschlossenes Restaurant keinen guten Eindruck auf die Gäste.“ Obwohl das Restaurant einen eigenen Fahrer unterhält und nur die 13 Prozent Servicegebühr entrichten muss, bleibt nicht mehr viel übrig. Dennoch könne man bei Lieferando nicht von Knebelverträgen oder Ähnlichem sprechen. „Das ist ein seriöses Unternehmen mit ausgefeilter Technik, großer Reichweite und Marktmacht.“ Genau diese setzt das Unternehmen auch geschickt ein, um weitere Einnahmen zu generieren. Bei dem internen Rankingsystem können Gastronom:innen für eine bessere Platzierung zahlen. Das Stempelkartensystem ist zwar kostenfrei, die Kund:innen sparen aber zehn Prozent des Bestellwerts für eine Stempelkarte. Nach der fünften Bestellung wird die gesparte Summe in Form eines Gutscheins ausgegeben, der nur im jeweiligen Restaurant eingelöst werden kann und letztlich wieder Kosten erzeugt.

ZUSAMMENARBEIT UM JEDEN PREIS? Ein chinesisches Restaurant, das ebenfalls nicht genannt werden möchte, betont sogar, die Kundschaft speziell darauf hinzuweisen, nicht über Lieferando, sondern direkt zu ordern. Schnellrestaurants, bei denen das Ausliefern der Speisen traditionell eher üblich ist, haben allerdings ebenfalls Probleme, die Kosten zu stemmen. Gerade kleinere Gastronomiebetriebe wie etwa Blackbox Burger können sich die Zusammenarbeit mit Lieferando derzeit nicht leisten. „Lieferando ist stark. Vielleicht zu stark. Auf jeden Fall ist es für uns als kleiner Betrieb derzeit nicht zu stemmen“, sagt Inhaber Gürhan Temesel. „Wir sind zwar durchaus an einer Zusammenarbeit interessiert, aber als kleiner Betrieb, in dem ich als Inhaber beispielsweise einkaufe, hinter dem Herd stehe und manchmal sogar noch die Burger selbst ausfahre, ist das nicht wirtschaftlich. Dazu kommt noch die Unsicherheit mit dem weiteren Verlauf der Pandemie und den Auswirkungen auf unser Geschäft.“

Selbstverständlich hat FRIZZ Das Magazin auch Lieferando und den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA um Stellungnahme gebeten. Bis zum Redaktionsschluss erreichte die Redaktion allerdings keine Antwort.

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