FRIZZ Das Magazin Kassel März 2021

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›› FRIZZ INTERVIEW

JEDES STÜCK HAT EINE GESCHICHTE

Wie habt ihr die letzten Monate erlebt? Die letzten Monate waren auf jeden Fall nicht langweilig und das ist schon mal gut, da wir Langeweile nicht mögen. Wir durften erleben, wie das, was wir uns hier aufgebaut haben, angenommen wird. Wir haben ganz viel Begeisterung und Interesse an unserem Ort widergespiegelt bekommen und viele neue Menschen kennen-

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gelernt. Und wir haben ganz viel dazugelernt und uns weiterentwickelt. Insgesamt konnten wir trotz der Ausnahmesituation feststellen, dass unser Konzept aufgeht, und das stimmt uns zuversichtlich. Was bedeutet die Pandemie für eure Arbeit? Was hat sich verändert? In erster Linie bedeutet die Pandemie für unsere Arbeit, dass auch wir weniger Kontakt mit Menschen haben. Das heißt, wir können keine Ortstermine mehr zur Interieurberatung bei unseren Kunden zu Hause oder in ihren Geschäftsräumen machen und auch bei uns in der Halle findet weniger Begegnung und Austausch statt. Das ist schade, da wir darauf besonders viel Wert legen. Außerdem sind durch die eingeschränkte Mobilität und die Schließung von Flohmärkten unsere Einkaufsmöglichkeiten eingeschränkt. Insgesamt ist es aber so, dass unsere Branche nicht so stark betroffen ist wie manch andere. Durch räumliche Veränderungen, wie Home-Office, und dadurch, dass viele Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen, entstehen Bedürfnisse, die wir mit unserem Angebot abdecken können. Wir sind weiterhin mit unseren Kunden in Kontakt und beraten zum Beispiel auch telefonisch oder über Videocall. www.frizz-kassel.de

Durch den Lockdown kommen wir auch mehr zu Dingen, für die uns im laufenden Betrieb oft die Zeit fehlt: Wir arbeiten mehr in der Werkstatt und gehen aufwendige Restaurationsprojekte an. Wir setzen Ideen um und schmieden Pläne und wir reflektieren über unser erstes Geschäftsjahr. Wir sind sehr froh, dass wir immer etwas zu tun haben und uns hier nicht so schnell die Decke auf den Kopf fällt (sie ist dafür einfach zu hoch). Wie ist die Idee für die aesthetischen Werke entstanden? Was genau macht ihr? Die Idee war eigentlich schon immer da und hat über die Zeit mehr und mehr Form angenommen. Irgendwann war dann genau der richtige Ort und die richtige Zeit gekommen … Wir suchen und sammeln alte Möbel, Leuchten und ausgewählte Wohnaccessoires und restaurieren diese in unserer offenen Werkstatt selbst. Bei der Restauration ist es uns besonders wichtig, die Patina zu erhalten und nur Originalteile zu verwenden. Außerdem bauen wir Upcyclingmöbel. Wir entwerfen Raumkonzepte für Privaträume genauso wie Geschäftsräume – wie Bars und Cafés, Workspaces – und temporäre Events. Wir gestalten unsere alte Fabrikhalle ständig um und bieten diesen außergewöhnlichen Raum mit

Fotos: © Fernando Vargas

Die Interieur-Designerin Juliane Hebeler, kurz Jule, und der Dokumentarfilmer und Fotograf Fernando Vargas haben ihren Lebenstraum verwirklicht und im vergangenen Jahr im Kasseler Königstor in einer alten Fabrikhalle ihre „aesthetischen Werke“ eröffnet. Die „aesthetischen Werke“ sind mehr als ein Vintage-Store: Es ist ein Ort der Kreativität und Experimentierfreude, eine Ideen- und Inspirations-Werkstatt – man findet hier Vintage-Möbel, Lampen und Accessoires aus dem 20. Jahrhundert. Wären wir nicht im zweiten Lockdown, würden in dem Industrieloft regelmäßig Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen stattfinden. Wir haben die beiden besucht und mit ihnen über die Entstehungsgeschichte von „aesthetische Werke“, die aktuelle Situation und die Zukunft gesprochen.


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