![](https://assets.isu.pub/document-structure/200729075526-3005b9d00a90bddef877e78a6ba20df1/v1/a7913b14f28823e82258965faa494cb0.jpg?width=720&quality=85%2C50)
5 minute read
INTERVIEW
DIE GRAND LADY DER BÜHNEN
Die vielseitige Profi-Sängerin Romana Reiff studierte Musik (Gesang & Klavier) und Germanistik an der Universität Kassel und arbeitet seit Beendigung ihres Studiums 2007 freiberuflich und leidenschaftlich als Sängerin, Komponistin und Darstellerin deutschlandweit. Bereits während ihres Studiums begann die Kasseler Sängerin 2004 unter dem Namen „Soulsonic“ die Zusammenarbeit mit Jazzpianist Andreas Köthe (später Michael Müller) und veröffentlichte im November 2018 das fünfte Duo-Album „New Spirit“. Auftritte beim Neujahrsempfang für Angela Merkel 2009, beim EU-Kongress von B. Braun in Brüssel 2011 oder 2017 beim internationalen Presseempfang der documenta 14 zählen unter anderem zu den Referenzen in der Veranstaltungsbiografie ihres bis heute bestehenden Duos Soulsonic. Kurz nach Beendigung ihres Gesangs-Studiums, wurde ihr erstes Album mit Eigenkompositionen („All The Letters“) von der deutschen Popstiftung als „Bestes Soul-Album 2009“ ausgezeichnet. Es folgten zahlreiche Radiointerviews deutschlandweit, einige Fernsehauftritte, ein Duett mit Swingstar Roger Cicero in der AWD-Hall Hannover im Oktober 2009 und Supportauftritte für die US-Star-Formationen „THE TEMPTATIONS“ und „Earth, Wind & Fire“ (2010 & 2011). Für die Bar Seibert in Kassel konzipiert sie seit 2014 eine innovative kleine Dinner-Show namens „ABENDROT“, die bis heute unter ihrer künstlerischen Leitung und Regie viermal pro Jahr mit einem neuen Motto in Kassel uraufgeführt wird und seit 2017 auch für Firmenkunden, Gala- und Dinner-Veranstaltungen deutschlandweit gebucht und exportiert wird. Eine absolute Powerfrau also: Grund genug für uns, die charismatische Soul-Perle zum Interview einzuladen und mit ihr über ihre Arbeit, die Auswirkungen der Corona-Krise und die Zukunft zu sprechen. Sie hat uns gleich das Du angeboten.
Advertisement
Wenn du in die Vergangenheit blickst, bist du überrascht, was du schon alles erlebt und auf die Beine gestellt hast?
Romana Reiff: Das Größte ist es für mich, nach einem Konzert oder nach einer Show in die Gesichter von glücklichen und euphorischen Menschen zu blicken. Dabei war es für mich noch nie von Bedeutung, ob es 6000 Menschen sind, wie beim Duett mit Roger Cicero, oder ob es unter 100 Gäste sind, wie bei unseren Abendrot-Shows in der Bar Seibert. Ich liebe das, was ich tue, und bin sehr gern ein kreativer Arbeiter im Hier und Jetzt! Neue Ideen und Impulse lassen mich dabei immer extrem „nach vorn gerichtet“ agieren – das „Zurückschauen“ ist also kein ausgeprägter Wesenszug von mir. Ich freue mich natürlich über alles, was ich schon erlebt und erreicht habe! Aber noch etwas mehr auf alles, was noch kommt.
Worauf bist du besonders stolz?
Romana Reiff: Besonders stolz bin ich darauf, dass ich mich nach meinem Studium gegen alle gut gemeinten Ratschläge und gegen alle Ängste meines Umfeldes trotzdem in die Selbstständigkeit „getraut“ habe. Dass man freiberuflich in einem künstlerischen Beruf wie Sängerin, Komponistin oder Darstellerin „überleben“ könnte, war für meine Eltern und auch für mein gesamtes Umfeld damals nicht vorstellbar! Erst nach einigen Jahren änderte sich (auch mit den Erfolgen) dann dort ganz langsam die Sichtweise – heute sind meine Eltern meine größten Fans und seit der Geburt von „Abendrot“ 2014 sind sie bei jeder Show dabei.
Zahlreiche Shows sind unter deiner Feder entstanden? Was inspiriert dich?
Romana Reiff: Ein Song, eine Melodie, eine Epoche, bestimmte Stile, Moden, andere Künstler, ein Theaterstück, ein Musical ... sogar Fans und Gäste haben mich schon im Gespräch auf sehr gute Ideen gebracht. Von der ersten Eingebung schaffen es meist etwa 20 bis 30 Prozent der Konzepte wirklich auf die Bühne – das ist wie beim Songwriting; Vieles von dem, was man schreibt, bleibt als Fragment in der Schublade liegen. Ein bisschen „Überproduktion“ ist im Kreativen (zumindest bei mir) also ganz normal.
Wie entsteht eine Show?
Romana Reiff: Von der thematischen Eingebung zur Findung der richtigen Besetzung, über langwierige Literatur-Recherche bis hin zur perfekten Dynamik einer Show, gewürzt mit kindlicher Neugier und dem perfekten Überraschungsmoment. Da kann so ein neues Motto schon mal ein bis anderthalb Jahre in mir „reifen“, bis wir es dann spielen. Da die Abendrot-Show-Konzepte im Unterschied zum klassischen Varieté alle moderationsfrei funktionieren, müssen sie aber auch alle von ganz allein perfekt ineinander fließen und sich selbst erklären. Ich verbringe daher extrem viel Zeit damit, die „richtige“ Musik zu finden, sie gegebenenfalls neu kennenzulernen, zu analysieren, für andere Künstler und Künstlerinnen passende Musiken oder ganz neue Nummern zu finden und sie dann noch in die „richtige Reihen
![](https://assets.isu.pub/document-structure/200729075526-3005b9d00a90bddef877e78a6ba20df1/v1/e1ad26dc169f09d3fba6273abb5dcedb.jpg?width=720&quality=85%2C50)
folge“ zu bringen!
Wie ist es dir in der Corona-Zeit ergangen und was sind für neue Projekte für dich dadurch entstanden?
Romana Reiff: Nach dem ersten Schock und dem traurigen Abwickeln von sehr vielen Konzertund Show-Stornierungen habe ich überlegt, wie ich mich und meine Formationen in und mit Corona neu aufstellen kann. Und dabei sind tatsächlich zwei neue, sehr lustige und schöne Corona-Projekte entstanden: Die singenden Abstandsdamen und die Soulsonic-Gartenkonzerte. Abgeleitet vom Begriff der „Anstandsdame“, sorgen die drei singenden Abstandsdamen dreistimmig und humorvoll für das Einhalten des richtigen Sicherheitsabstands. Bei „Vergehen“ verteilt das Comedy-Trio (bestehend aus Annabelle Mierzwa, Dorothea Proschko und mir) triller-pfeifend natürlich hier und da auch mal einen Strafzettel und sorgt für Spaß und Unterhaltung trotz und „gerade wegen“ Corona. Auftritte auf der Friedrich-Ebert-Straße, vor der Polizeizentrale – natürlich mit Blaulicht –, auf dem Parkplatz des Baumarktes zu „60 Jahre Bauhaus“ und private Veranstaltungen waren bisher unsere Einsatzorte. (www.RomanaReiff.de/Abstandsdamen). Mit den Soulsonic-Gartenkonzerten möchten wir versuchen, in kleiner Duo-Besetzung nur mit Klavier und Gesang, ein Stück Livemusik-Kultur trotz Corona zu erhalten. In
privaten Gärten, in Innenhöfen und anderen Mini-Veranstaltungslocations mit begrenzten Personenzahlen erreichen wir also momentan ein viel kleineres Publikum als bisher, was aber nicht minder zufrieden scheint. „Klein, aber fein“ – diese Redewendung passt, wie mir scheint, momentan außerordentlich gut und wird wohl auch noch eine Weile unser aller Begleiter sein.
Hast du Vorbilder?
Romana Reiff: Ich bewundere viele Menschen für einzelne Eigenschaften: Jeder, der kreativ arbeitet, Neues erschafft, eigene Songs schreibt, neue Wege geht und bereit ist, für seinen Traum zu kämpfen, hat meinen Respekt – es ist also keine einzelne Person, die ich hier benennen könnte.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Romana Reiff: Ich hoffe, dass ich irgendwann (vielleicht ja im Alter oder so) „etwas ruhiger“ werde. Und ich hoffe, das verrückte Kind in mir nie zu verlieren und so lange wie möglich auf und an der Bühne wirken zu können, denn ich glaube, das ist meine Bestimmung!
Wir bedanken uns ganz herzlich für deine Zeit und wünschen dir einen fulminanten ShowHerbst.
›› www.romanareiff.de, Nächste Show: Moulin Rouge Termine: 21.09.–23.09. und 28.09.–29.09.2020 VVK: www.barseibert.de/veranstaltungen oder täglich ab 17 h in der Bar Seibert Alle Shows werden im Herbst/Winter mit einer reduzierten 50%- Gästebelegung gespielt und daher auch mit großem Sicherheitsabstand. Eintrittspreis 22,00 Euro
![](https://assets.isu.pub/document-structure/200729075526-3005b9d00a90bddef877e78a6ba20df1/v1/0b1f3d37093c562edcb26fb0c9192e4a.jpg?width=720&quality=85%2C50)